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Bleibt alles anders

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von

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III. Kapitel

Eine knappe Stunde später war ein entsprechender Vertrag mit Ausstiegsklausel aufgesetzt und unterschrieben, dann hieß es, sich an die erste Zusammenarbeit zu machen. Was das Zusammenfügen der unterschiedlichsten Zutaten zu einem bestimmten Ergebnis anging, so machte sich George über Snapes Fähigkeiten kaum Gedanken. Dieser Mann hatte Zaubertränke unterrichtet und war natürlich entsprechend gut. Allerdings gehörte zu dem Entwickeln von Weasleys zauberhaften Zauberscherzen noch sehr viel mehr. Zauberkunst spielte ebenso eine Rolle wie Verwandlungen, Kräuterkunde und Arithmantik. Und das versuchte George gerade zu erklären.

Es wurde ein langer Vortrag, wobei er erklärte, dass die Grundidee als erstes kam, dann entsprechende Verbindungen per Arithmantik berechnet werden und sämtliche Möglichkeiten geprüft werden mussten. Erst dann ging es an die richtige Mischung, um das Produkt herzustellen. Snape lauschte aufmerksam, wenigstens hatte George diesen Eindruck, - und er schien überrascht zu sein, was alles in diesen kleinen Spielereien verborgen war.

Als George geendet hatte und seine Wangen vor Begeisterung rot glänzten, ergriff der ehemalige Zaubertränkelehrer das Wort.

„Angesichts dieser komplexen Sachverhalte bei der Herstellung dieser... Amüsements, ist es umso erstaunlicher, dass Sie und Ihr Bruder derart wenige ZAGs erworben haben.“ Die Augenbraue rutschte wieder nach oben.

George lachte. „Sie kennen unsere Mutter nicht. Wir waren nicht zu dumm oder wussten zu wenig – vielmehr haben wir uns entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Denn wie hätten wir diesen Laden aufmachen können, wenn sie uns lieber im Ministerium gesehen hätte? Nun, Sie kennen ja Molly... Wir...“

Schlagartig brach der Rotschopf ab. Wir. Es gab kein Wir mehr. Längst nicht mehr und es würde es niemals wieder geben. Weil Fred nicht mehr da war. Weil...

Er biss die Zähne zusammen und stand auf.

„Unser letztes Projekt waren die Haustierschnitten. Ich denke, Sie haben die Erstversion, die Kanarienschnitten, bereits in der Schule erlebt.“ Sein Tonfall war kühler geworden und er musste sich ganz bewusst beherrschen, um Snape nicht einfach sitzenzulassen und davonzustürmen. Hin und wieder, da kam dieser Verlust so brutal hoch, dass er sich wie durch einen Tornado gedreht und von Klatschern bombardiert fühlte. „Die Grundstruktur ist nicht das Problem, aber... es fehlt die Dauerhaftigkeit der Verwandlung. Wir haben als Katalysator die Zitronenmarmelade verwendet, aber dieser funktioniert bei Erdbeer, Kirsch und Holunder nicht“, fuhr George fort. Jedes einzelne Wir schnitt sich ihm tief ein und schmerzte.

Snape schwieg, musterte den jungen Mann aufmerksam und sagte schließlich für ihn äußerst sanft: „Der Verlust Ihres Bruders ist bedauerlich. Sie haben mein Beileid.“

Georges Lippen waren schlagartig nur noch ein blasser Strich. Das war doch... Wie konnte dieser Kerl nur wagen, so etwas zu sagen? Wie... konnte er nur? Wo er doch lebte?!

Die Ader an seiner Schläfe begann zu puckern, etwas, das jedem Mitglied der Weasley-Familie eine Warnung gewesen wäre, denn diese Tatsache bedeutete, dass jeglicher Spaß vorbei war.

„Ja, das ist es“, sagte er hart und blickte Snape durch die langen roten Ponysträhnen hindurch an.

„Wie...“, setzte Snape an, doch er wurde sofort unterbrochen.

„Sagen Sie nichts! Es geht Sie verdammt noch mal nichts an!“ Noch während George explodierte, wusste er, dass das vollkommen dämlich war. Dass er sich wie ein absoluter Idiot verhielt, aber er konnte einfach nicht anders.

„Ich würde Ihnen ein einfaches Beruhigungsmittel empfehlen. Auf Baldrianbasis, denn dann bleibt der Kopf klar, während...“, fuhr Snape ungerührt fort.

„SCHWEIGEN SIE! Ich werde mich nicht mit irgendetwas zudröhnen und meine Gefühle betäuben! Für Sie mag das großartig sein, aber ich bin nicht so wie Sie!“, brüllte George ihn an.

Snape stand auf und schob seinen Stuhl mit einem lauten Knarzen zurück. „Sie haben keinerlei Vorstellung von meiner Gefühlswelt – und das ist auch gut so. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie nicht der Einzige sind, der jemanden verloren hat und trauert. Trauer gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, respektlos und gedankenlos zu sein.“ Wie eine gewaltige Fledermaus rauschte Snape in Richtung Tür davon. „Ich werde mein Gepäck holen. Außerdem: Sauerampfer wäre ein geeigneter Zwischenkatalysator, um das Problem zu lösen.“

Damit war er auch schon aus der Tür und George sackte langsam auf seinen Stuhl zurück. Müde stützte er das Gesicht in die Hände und seufzte tief. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Alles brach auseinander und zerbröckelte ihm unter den Fingern. Es war frustrierend. Alles war einfach nur noch frustrierend.
 

Er hatte die Hauselfe losgeschickt, um Snape sein Quartier zu zeigen. Der Raum hatte eh leer gestanden und Itodi kümmerte sich mit überaus großer Begeisterung darum, ihn angemessen und ansprechend herzurichten. Sie hatte sogar den sarkastischen Hinweis aufgegriffen, diesen Raum nicht zu hell und farbenfroh zu gestalten. Sarkasmus war nicht gerade ihre Stärke, doch in diesem Fall sorgte diese Tatsache dafür, dass Snape in ein Zimmer kam, das ihm überraschend zusagte. Er verbrachte eine Weile damit, seine wenigen Habseligkeiten auszupacken, ehe er erneut in den offenbar angestammten Arbeitsraum des Ladeninhabers zurückkehrte.

George hockte noch immer auf dem gleichen Stuhl, das Mittagessen, was Itodi ihm hingestellt hatte, hatte er getrost ignoriert und mittlerweile hatte der zerlaufene Käse auf dem Baguette eine gummiartige Konsistenz angenommen. Sein Blick ruhte auf dem Rezept für die Haustierschnitten und einige Rechnungen kündeten davon, dass er zumindest versucht hatte, daran weiterzuarbeiten.

„Sauerampfer“, wiederholte Snape. „Haben Sie das durchgerechnet?“

„Ja. Aber der Geschmack ist grauenhaft.“ George deutete auf ein Probeexemplar, das in einem giftigen Grün leuchtete.

„Diesen bekommt man mit einigen Tropfen Steinkrautessenz neutralisiert. Das ist gar kein Problem.“ Ruhig ließ sich Snape auf dem Stuhl George gegenüber nieder und machte sich an die Arbeit, die Füllung für einen weiteren Test vorzubereiten. Schweigend sah ihm der rothaarige Mann zu und verfolgte aufmerksam die schnellen sowie zugleich eleganten und sicheren Bewegungen der schmalen weißen Finger. Beinahe wirkte das Zusammenrühren wie ein eigentümlicher Tanz. Ein Tanz nur mit den Händen. Auf und ab, rechts herum, links herum, innehalten, etwas hinzufügen, weiter, immer in Bewegung, ohne Stillstand und unter vollständiger Kontrolle...

„Probieren Sie.“ Snape hielt ihm einen Löffel vor die Nase und ohne einen Augenblick nachzudenken, weil er noch vollkommen in dem seltsamen Traum dieses Fingertanzes gefangen war, nahm George dessen Inhalt entgegen. Einen Augenblick später saß eine rotgestreifte Katze an seiner Stelle auf dem Stuhl.

„Ich würde sagen, es funktioniert.“ Triumph lag in Snapes Stimme und die dunklen Augen zeigten zumindest den Ansatz eines amüsierten Funkelns, als sich nach fünf Minuten ein zerzauster George zurückverwandelt hatte.

„Und es schmeckt sogar gut. Respekt.“ George schenkte dem ehemaligen Schulleiter ein breites Lächeln und begann in seinem Originalrezept herumzukritzeln. Als er den Kopf wieder hob, lächelte er noch immer, auch wenn dieses Lächeln weit davon entfernt war, auch seine Augen zu erreichen. Etwas, was kaum verborgen blieb.

„Mir scheint, Ihre Einstellung war doch kein vollkommener Fehler.“

„Natürlich nicht.“ Snapes Augenbraue wanderte erneut empor. Irgendwie schien das ihre liebste Beschäftigung zu sein, bemerkte George amüsiert.

...Moment! Augenbraue-heb-Cremebonbons! Die die Augenbrauen nach oben verbannten! Genial!

Er griff hektisch nach einem weiteren Bogen bunt bekleckertes Pergament und begann hektisch zu schreiben.

„Hagebutte... Nein, Erdnuss... Vielleicht... Drachenwurz... Etwas Salmiak... Taubenfedern... Sprungfederessenz...“, murmelte er leise vor sich hin, notierte Worte, strich sie wieder und versank dann in einer komplizierten Arithmantikrechnung. Sobald er diese vollendet hatte, begann er erneut potenzielle Zutaten durchzumischen, wieder zu rechnen, die Zusammensetzung zu verwerfen und eine neue Kombination zu entwickeln.

Snape, den er mittlerweile vollkommen vergessen hatte, saß ruhig auf seinem Stuhl und beobachtete ihn. Er sah zu, wie das rote Haar über das sommersprossige Gesicht fiel, wie das rechte Ohr durch den roten Wust hervorblitzte und wieder verschwand, wie sich George wieder und wieder über die Lippen leckte, dann auf die Feder biss, sich mit ihr die Nase kitzelte, ins Leere starrte, nur um dann wieder mit neuer Energie weiterzuschreiben. Ein leiser Seufzer entwich dem schwarzhaarigen Mann, der in der knisterten Energie dieser kreativen Explosion verhallte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-12-28T10:44:27+00:00 28.12.2007 11:44
hallo!^^
diese konstellation George-Snape finde ich sehr interessant, auf diese Idee wäre ich nie gekommen! Auch dein Schreibstil ist lobenswert, es lässt sich alles schön locker flockig lesen^^
nur weiter so!

mfg Icecuby


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