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Bleibt alles anders

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I. Kapitel

Es war nicht mehr das Gleiche. Nein, das war es absolut nicht.

George Weasley, seit einigen Monaten alleiniger Inhaber von Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen, saß vor dem Arbeitstisch in dem Hinterzimmer seines Ladenlokals in der Winkelgasse und starrte auf einen Haufen... Zeug. Anders konnte man das, was da vor ihm lag, wohl kaum nennen. Eigentlich waren diese Etwasse dazu gedacht, die Nachfolger der berühmten Kanarienschnitten zu werden und die unschuldigen Wesen, die sie aßen, in Katzen, Hunde und Schildkröten zu verwandeln. Wie gesagt: eigentlich. Denn das Problem war, dass er nicht mit den Cremeschnitten vorankam. Er hatte die Zutaten vor sich liegen, aber dennoch fehlte... der gewisse Funke. Es fehlte der Austausch mit Fred. Das Herumalbern, das hemmungslose Ausprobieren, während der andere jegliche Notfallzauber bereithielt. Es fehlte die kreative Explosion.

George biss sich auf die Unterlippe und schob einen Haufen Salmiakpastillen missmutig beiseite. Seine Stirn knallte auf den Holztisch und er schloss die Augen.

Ron und Ginny versuchten, im Laden auszuhelfen und ihn bei der Entwicklung neuer Ideen zu unterstützen, doch das funktionierte nicht. Sie waren eben nicht Fred.

Keiner war Fred. Und Fred war nicht mehr da.

Und das war das Problem.

Müde öffnete George wieder die Augen und richtete sich auf. Was brachte das hier schon noch? Er sollte lieber zusehen, dass er ins Bett kam und sich ausschlief. Vielleicht würde ihm dann ja etwas einfallen, wie er die Haustierschnitten fertig bekam. Er brauchte dringend neue Ideen – denn das Weihnachtsgeschäft stand bald vor der Tür und die meisten Hogwartsschüler beschenkten ihre Freunde mit den Überraschungsleckereien der Weasleyschen Zauberscherze.

Ihre letzte gemeinsame Idee war eine Weihnachtswundertüte gewesen, bei der der Käufer selbst nicht wusste, was genau der Beschenkte erhielt – und die sich bei einigen ersten Testverkäufen als absoluter Renner erwiesen hatte. Offenbar gefiel die Überraschung den meisten Käufern beinahe genauso gut wie die Scherzideen. Doch was brachte eine Wundertüte, wenn es nichts gab, womit man sie füllen konnte?

Der Rotschopf seufzte tief und stand auf. Seine Bewegungen waren matt, seine Schultern hingen und der Glanz schien beinahe völlig aus den braunen Augen gewichen zu sein. Es fehlte das lebendige und überdrehte Funkeln darin, das die Zwillinge immer ausgezeichnet hatte. Und das sorgte wiederum dafür, dass Molly Weasley vor Sorge um ihren Sohn beinahe durchdrehte und die gesamte Familie noch wahnsinnig machte. Sie hatte das Gefühl, noch einen Sohn zu verlieren – und das war für sie absolut unerträglich.

George wusste das – aber er konnte ihr auch nicht den Gefallen tun, sich zu verstellen und sein Innerstes zu verbergen. Ihm fehlten ja sogar die Ideen für irgendwelche kleinen Idiotereien, die Fred und er immer ausgeheckt hatten, um selbst in den schlimmsten Situationen die Familie zum Lachen zu bringen. Er war ausgebrannt und leer. Vollkommen ideenlos.

Und das war mit das Schlimmste.

Er vermisste diese kreativen Feuerwerke.

Und er vermisste verdammt noch mal Fred. Sein zweites Ich, seinen Bruder und besten Freund.
 

Am nächsten Morgen zwang sich George mehr oder weniger aus dem Bett. Am liebsten hätte er sich die Bettdecke über den Kopf gezogen und einfach weitergeschlafen. Mindestens bis in die Ewigkeit, wenn nicht sogar noch viel, viel länger. Aber das ging wohl kaum. Vor allem nicht, da seine Mutter ihren Besuch für den Nachmittag angekündigt hatte und somit spätestens um zwölf vor der Tür stehen würde. Wahrscheinlich mit einem riesigen Fresspaket, einem dicken Wollpullover, frischen Socken und Rasierwasser, weil sie fand, dass Georges Rasierwasser einfach scheußlich roch. Sie konnte es einfach nicht lassen. Und sie würde es auch nicht lassen. Sie quengelte ja auch bei Bill immer noch, ob sie ihm nicht vielleicht doch die Haare kürzen konnte. Immerhin reichten sie dem ältesten der Weasley-Söhne mittlerweile bis zum Allerwertesten.

Außerdem stand besondere Kundschaft an. Kundschaft, die sich grundsätzlich nur zur Hintertür hereintraute.

„Du siehst beschissen aus, Weasley“, schnarrte die kühle Stimme zur Begrüßung.

„Dir auch einen wunderschönen guten Tag, Malfoy“, konterte George gelassen. „Willst du das nächste Mal durch die Vordertür kommen müssen wie alle anderen?“

Der Malfoy-Erbe verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte den rothaarigen Mann an, verkniff sich aber jegliches Kontra. Sie wussten ja beide, weswegen er hier war. Und dass es ihm trotz aller Waffenstillstände zwischen Harry Potter und ihm sowie den Weasleys und ihm nicht möglich war, durch die Vordertür in diesen Laden zu gehen, um einen Teil seines Familienvermögens auszugeben. So weit reichte seine Fähigkeit dann doch nicht, über seinen Schatten zu springen. Es bedeutete ja schon genug, dass er überhaupt herkam. Wobei das vermutlich aber einfach ein Anzeichen dafür war, dass er ein ernsthaftes Problem hatte.

„Kommen wir zur Sache, Weasley“, lenkte Draco Malfoy schließlich ein. „Zwei Hunderterpackungen.“

„Oha.“ George zog eine Augenbraue hoch. „So schlimm?“

Die Antwort war ein eindrucksvolles Verdrehen der grauen Augen. „Bei Merlin, Weihnachten steht vor der Tür. Hast du eine Ahnung, was Frauen dann auf einmal einfällt, was denn alles ach-so-entzückend und ach-so-umwerfend und unglaublich-süß-nicht-wahr-Schatz ist?“

„Du lässt dich Schatz nennen?“ George lachte leise, was ihm einen giftigen Blick einbrachte, der jedoch vollkommen an ihm abprallte. „Dich muss es wirklich erwischt haben.“

Draco zuckte mit den Schultern. „Das soll vorkommen, oder?“

„Hast du auch schon mal davon gehört, dass man Menschen so lieben sollte, wie sie sind?“ George stützte sich amüsiert an seinem Arbeitstisch ab.

„Oh ja. Und ich habe festgestellt, dass das de facto nicht gerade umsetzbar ist. Wer kann schon mit jeder Macke eines Menschen umgehen und diese akzeptieren? Man versucht den anderen zu ändern. Jeder versucht den anderen nach seinen Vorstellungen zu formen, damit er auch wirklich perfekt ist. Das sind die Spielregeln.“

„Und der Slytherin greift natürlich zu gewissen magischen Hilfsmitteln.“ George schüttelte den Kopf, zog eine Schublade auf und ergriff zwei Schachteln, die er Draco lässig zuwarf.

„Natürlich.“ Draco lachte und fing beides beiläufig auf. Der Quidditchsucher in ihm war immer hellwach.

„Du solltest mal ein Freundschaftsspiel zwischen den alten Teams organisieren...“, wechselte George das Thema. „Harry würde vor Begeisterung sofort aus dem Büro stürmen, wenn er wieder gegen dich fliegen könnte.“

Draco lachte auf. „Das kann ich mir vorstellen. Ist eh eine Schande, dass er in dem Aurorenbüro verschimmelt.“

George zuckte mit den Achseln. „Jedem das seine.“

„Eben.“ Stillschweigend wechselte eine gewisse Anzahl an Münzen den Besitzer.

„Wann darf ich wieder mit dir rechnen? In zwei Wochen?“ George grinste breit. Normalerweise tauchte Draco höchstens einmal im Monat auf und kaufte eine Fünfzigerpackung der Halt-die-Klappe-Bonbons, doch derzeit schien es eher so, als wenn er noch mehr davon brauchen würde.

„Schauen wir mal. Halt auf alle Fälle einen Vorrat bereit.“ Draco nickte knapp und wandte sich um, um durch die Hintertür wieder zu verschwinden. George widmete seine Aufmerksamkeit wieder den Haustiercremeschnitten. Irgendwie musste das doch...

„Es war keine böse Bemerkung vorhin. Du siehst wirklich beschissen aus. Und so, als wenn du die Arbeit hier nicht schaffst.“ Dracos Stimme riss ihn brutal aus seinen Gedanken und sorgte dafür, dass er einen Augenblick lang nur verwirrt blinzelte.

„Was?“

„Bei Merlin, Weasley, du brauchst Hilfe hier im Laden!“

„Wieso? Ich hab doch Verity... Sie verkauft und...“

„Ja, aber nicht diese Art von Hilfe. Du kriegst die ganzen Neuentwicklungen doch gar nicht mehr auf die Reihe.“

„Ach, beobachtest du unser Geschäft so genau?“ George funkelte den ehemaligen Slytherin zornig an. Was maßte sich dieser Mistkerl eigentlich an? Ihn hatte nicht zu interessieren, wie es ihm ging! Das hatte verdammt noch mal niemanden!

„Bei Merlin, welche Wahl hat man denn, wenn man Augen im Kopf hat?“ Draco lehnte sich gegen die geschlossene Tür und erinnerte George auf einmal an ein Frettchen, das sich entschlossen hatte, zum Angriff überzugehen. Wahrscheinlich sträubte es sogar gerade das Fell...

„Was ich sehe, ist, dass der Laden den Bach runtergeht. Anstatt eine Fortsetzung des kometengleichen Aufstiegs hinzulegen, wie alle prophezeit haben, stürzt dieser Laden ab! Schau doch in deine verdammten Bücher. Du brauchst dieses beschissene Weihnachtsgeschäft, um nicht Pleite zu gehen, George. Und das ist nur die Wahrheit!“

Perplex starrte dieser den blonden Mann an. Das letzte, was er erwartet hatte, waren solche Worte. Worte, die seine Situation sehr genau auf den Punkt brachten, eine Situation, von der noch nicht einmal seine Familie eine Ahnung hatte. Er war so verblüfft, dass ihm sogar die Tatsache entging, dass es Draco Malfoy gerade gewagt hatte, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen.

„Ergo: Du brauchst Hilfe. Jemanden, der fähig ist, Ideen umzusetzen und welche zu entwickeln. Jemanden, der dazu bereit ist, in dieses risikoreiche Geschäft einzusteigen und selbst keine Wahl hat. Und der ausgezeichnet auf dem Gebiet der Zusammenführung magischer Ingredienzen ist“, fuhr der Malfoy-Sprössling überlegt fort.

„Lass mich raten: Du hast jemanden bei der Hand?“, erwiderte George spöttisch und fand mühsam zu seiner gewohnten Art zurück.

„Das habe ich wirklich.“ Dracos Antwort war ernst, von Spott, Hohn und jeglichem Slytheringetue war nichts zu spüren. „Jemanden, der verzweifelt genug wäre, hier anzufangen. Allerdings... wäre es empfehlenswert, wenn niemand davon erfahren würde.“

„Ein entlaufener Verbrecher? Ein ehemaliger Todesser? Vergiss es, Malfoy! Dafür bin wiederum ich nicht verzweifelt genug!“ Georges braune Augen funkelten zornig. „Verschwinde!“

„Du bist verzweifelt genug.“ Draco machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu rühren. „Und er ist es auch.“

„Malfoy... Das ist absolut bescheuert!“

„Versuch es zumindest.“ Auf einmal war seine Stimme bittend, beinahe schon an der Grenze zum Betteln und Georges Augen wandelten sich zu misstrauischen Schlitzen.

„Warum liegt dir so viel daran, Malfoy? Was gewinnst du dadurch?“

„Jemandem etwas zurückzugeben“, antwortete der Blonde langsam. „Jemandem, der eine zweite Chance braucht.“

George seufzte tief. „Schick ihn her. Heute Abend. Dann schauen wir, ob etwas daraus wird.“

Ein Nicken war die Antwort und kurz darauf verschwand der ehemalige Slytherin durch die Hintertür im ersten Schnee dieses Jahres. Weiße Flocken tänzelten von einem grauen Himmel, legten sich weich über das dunkle Kopfsteinpflaster der Winkelgasse und verbargen die kleinen Unebenheiten, bis sich eine weiche Fläche gebildet hatte, die reine Perfektion vorgaukelte. So, wie es mit dem menschlichen Leben aussah, bis man das Wesentlichste daraus entfernte.

II. Kapitel

Missmutig starrte George auf die Hintertür. Er wartete jetzt schon seit geschlagenen zwei Stunden. Nun, eigentlich hatte er den ganzen Tag über gewartet. Darauf, wer durch diese Tür kommen würde. Und er hatte sich geschworen, dass er jeden Ex-Todesser, der dort hindurchkam, hochkant wieder rauswerfen würde, ohne sich erst anzuhören, was dieser zu sagen hatte. Seine Finger trommelten in einem absolut unmöglichen Rhythmus über die Tischplatte, tanzten durch einige Gänseblümchenwurzeln und über ein paar zerstoßene Rosenblätter. Überbleibsel eines erneut missglückten Versuchs.

Das Klopfen an der Tür kam endlich um kurz vor Mitternacht. Abend – pah! Das war Nacht! Und eindeutig zu spät! Was sollte man schon mit jemandem anfangen, der nicht wusste, dass Scherze ein äußerst ernsthaftes Geschäft waren?

„Herein!“, knurrte George widerwillig und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

Die Gestalt – anders konnte man die Person kaum nennen, die hereintrat – war hochgewachsen und verbarg sich völlig unter einem schwarzen Umhang. Die Kapuze war weit ins Gesicht gezogen und voller Schnee, ebenso wie ihre Schultern, von denen sich die weiße Masse jetzt langsam in Richtung Boden verabschiedete.

„Schneit es noch immer?“, fragte George leise und starrte aus dem dunklen Fenster. Er war noch nicht einmal dazu gekommen, den ersten Schnee draußen zu erleben. Und dabei hatten Fred und er sich das nie entgehen lassen... Der erste Schnee sei der wichtigste, hatte Fred immer gesagt. Noch neu und rein und bereit für alle Scherze der Welt...

„Und wie.“ Die regelrecht knurrige Stimme kam dem Rotschopf mehr als nur bekannt vor. Er löste den Blick von der Dunkelheit und sah sein Gegenüber an, das noch ein wenig unschlüssig im Raum stand, sich aber gerade dazu durchrang, den Stuhl ihm gegenüber als Sitzgelegenheit auszuwählen.

„Wer sind Sie?“

Ein Seufzer war die Antwort, dann wurde die Kapuze nach hinten geschlagen und Georges Gesichtszüge entgleisten. Er hatte mit allem gerechnet nur nicht... damit.

„Aber... Sie... sind tot!“, stammelte er und starrte Severus Snape fassungslos an. Das Gesicht des ehemaligen Lehrers und kurzzeitigen Schulleiters von Hogwarts war bleich und zeugte davon, dass es viel zu wenig Licht bekommen hatte, die Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief in den Höhlen und die spröden Lippen verzogen sich nun zu einem äußerst schmalen Lächeln.

„Das dürfte der Information von Mr. Potter zu verdanken sein, schätze ich“, entgegnete Snape kühl. „Für ihn und seine Freunde mag es so gewirkt haben, jedoch sind selbst die wachsamsten Augen manchmal das Opfer von Täuschung.“ Einer solchen Täuschung, wie er alle getäuscht hatte – und es erst Harry im finalen Kampf gegen Voldemort gelungen war, zu enthüllen, dass Snape immer auf Dumbledores Seite gestanden hatte. Und diese Tatsache war der einzige Grund, weshalb George den Ex-Todesser nicht sofort hochkant vor die Tür setzte.

„Aber... wie...?“ George kämpfte immer noch damit, den Umstand zu verkraften, dass er mit einem Totgesagten sprach.

„Bei Merlin, glauben Sie wirklich, dass ich mich in der Nähe von Voldemorts Schlange aufgehalten hätte, ohne ein entsprechendes Gegengift zu besitzen?“ Snape verdrehte die Augen.

„Das... klingt einleuchtend...“, murmelte George leise. Manche Tote kehrten also zurück und entpuppten sich als lebendig. Sein Bruder würde das nicht. Bitterkeit breitete sich in ihm aus und überschwemmte ihn nahezu. Warum durfte Snape leben, während sein Bruder tot war? Das war nicht fair!

Seine Hände begannen zu zittern und er ballte sie zu Fäusten, um diesen Umstand zu verbergen. Snape gegenüber würde er sich keine Schwäche erlauben.

„Und Sie sind hier, weil Sie... für mich arbeiten wollen?“ Diese Tatsache machte George als nächstes zu schaffen. Wenn man Malfoys Schilderungen glauben durfte, musste Snape ja wirklich verzweifelt sein...

„Draco Malfoy hielt das für eine gute Idee. Und in meiner Situation wäre es angemessen“, sagte Snape steif. Geschmolzener Schnee tropfte von seinen Ärmeln zu Boden und hinterließ dort eine nasse Lache auf dem Holzboden, überschwemmte die Brandflecken und die vielen feinen Kratzer.

„Halten Sie es für eine gute Idee?“

„Nein. Sie waren mein Schüler.“

George nickte leicht. Klar. Als Lehrer konnte man nicht auf einmal für seinen Schüler arbeiten, auch wenn diese Ironie des Lebens doch etwas für sich hatte. Fred hätte sie definitiv gefallen. Außerdem brauchte er Hilfe. Und von Snape wusste er zumindest, dass er gut war. Und wenn man Scherzartikel aus der Hand eines äußert aufmerksamen Beobachters kannte, dann konnte man vielleicht an deren Produktion effektiv mitmischen...

„Ich halte das auch für keine gute Idee. Aber ich glaube kaum, dass wir beide eine große Wahl haben.“ Die braunen Augen trafen auf äußerst aufmerksame schwarze. „Also versuchen wir es. Allerdings mit der Auflage, dass jeder von uns jederzeit aussteigen kann, Professor.“ Spott lag in dem Titel, den dieser Mann vor ihm nicht mehr trug. Spott, der an der unbewegten Miene vollkommen abglitt.

„Diese Bedingung erscheint mir angemessen.“ Snape nickte. „Ich werde morgen früh hier sein.“ Er stand auf und erklärte damit das Gespräch für beendet. Snape, wie George verärgert bemerkte, nicht er, der Geschäftsführer. Nein, der Bittsteller, der Bewerber, der...

„Eins jedoch noch: Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn niemand von meiner Anwesenheit hier erfahren würde. Es... weiß kaum jemand, dass ich... noch lebe.“ Zögern lag in Snapes Stimme, ein Zögern, das auf einmal einen schwachen Blick hinter die Maske ermöglichte und dort sehr deutlich auf tiefe Abgründe hinwies.

„Kein Problem. Ich lege auch keinen Wert darauf, dass jemand erfährt, dass ich ausgerechnet mit Ihnen zusammenarbeite. Ihr Ruf war zum Zeitpunkt Ihres Todes nicht gerade der beste. Auch wenn Harry ihn posthum nahezu reingewaschen hat.“ George lehnte sich betont lässig zurück und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Mit der rechten Hand zupfte er sich am Ohrläppchen, während die linke nur auf Leere traf. Daran würde er sich wohl auch nie gewöhnen. Mit Fred hatte er darüber Witze reißen können, aber ohne ihn... Molly Weasley hatte versucht, ihn zu einer Prothese zu überreden, aber er hatte beharrlich abgelehnt. Es wäre ihm trotz allem falsch vorgekommen. Was man nicht mehr besaß, das besaß man nicht mehr. So einfach war das. Und damit fand man sich am besten ab.

Snapes Augen ruhten für einen Augenblick auf der Stelle, wo sich dunkel der Gehörgang abzeichnete, weil das Ohr fehlte, ehe sie sich wieder auf Georges Gesicht richteten. Einen winzigen Augenblick glaubte dieser, etwas in der Miene des älteren Mannes zu lesen, doch er konnte es nicht zuordnen. Vermutlich war es eh Einbildung.

„Ist sonst noch etwas?“, fragte er schließlich in die Stille hinein.

„Nun... wäre es möglich, im Laden... ein Zimmer zu bekommen? Es würde mir die Anreise weitaus erleichtern“, gab Snape widerwillig zu.

George konnte darauf nur nicken. Wie hätte er das ablehnen können? „Ab Morgen wird ein Zimmer für Sie fertig sein. Ich hoffe, Sie kommen mit einem Junggesellenhaushalt zurecht.“ Erneut lag Spott in seiner Stimme.

„Daran hege ich keinen Zweifel.“ Snape wandte sich endgültig ab und erst jetzt bemerkte George, dass der Saum seines Umhangs abgetreten war und es einige Mottenlöcher gab, die von den gefräßigen Tieren zeugten. Irgendwie schien Snape wirklich Probleme zu haben. Ansonsten wäre er auch wohl kaum hier aufgetaucht. Allerdings war das kaum ein Wunder. Man kehrte schließlich nicht problemlos aus dem Tod in eine vollkommen veränderte Welt zurück.

Und dennoch, George hätte alles dafür gegeben, wenn statt Snape Fred durch diese Tür marschiert wäre...
 

Pünktlich um acht Uhr am nächsten Morgen wurde George davon aus dem Schlaf gerissen, dass jemand äußerst nachdrücklich an die Hintertür hämmerte. Missmutig zog er sich das Kissen wieder den Kopf und schloss die Augen. Wer auch immer das war – er würde garantiert ganz schnell wieder verschwinden. Er hatte Kopfschmerzen und er würde sich weigern, sein Bett heute zu verlassen. So einfach war das.

Das Klopfen hörte jedoch nicht auf und gewann langsam einen nahezu hysterischen Beiklang. Verdammt! Nur gut, dass der Laden magisch abgesichert war, ansonsten wäre dieser nervige Jemand sicher schon längst drin...

George seufzte tief und zwang sich dazu, doch aufzustehen. Er hangelte nach dem dicken Bademantel neben seinem Bett, warf ihn über und hopste darin gehüllt die Treppe herunter.

„Wir haben...“ geschlossen, wollte er sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er Snape vor sich stehen sah. Ein äußerst missmutiger Gesichtsausdruck zierte den Zaubertränkemeister, der jedoch jetzt von so etwas wie Verblüffung und Amüsement abgelöst wurde. Die schwarzen Augen wanderten kurz über den jungen Mann in der Tür, dann folgte die bissige Bemerkung, die George schon erahnt hatte. Wie hatte er nur so dämlich sein können zu vergessen, dass er mit Snape gestern eine Abmachung getroffen hatte?

„Besteht Ihre Arbeitskleidung immer aus einem blauen Bademantel, grünen Socken und... Quidditchboxershorts?“ Snapes Augenbraue wanderte nach oben und der Spott in seiner Stimme war kaum zu überhören.

„Nur, wenn ich aus dem Schlaf gerissen werde“, gab George patzig zurück und zog fröstelnd die Schultern hoch. Die Novemberluft war kalt und es segelten bereits wieder einige Schneeflocken zu Boden. Sehnsüchtig hob er den Blick zum Himmel empor, während er die Hand ausstreckte und einige Flocken auffing, die innerhalb weniger Sekundenbruchteile schmolzen. Einen Augenblick lang blieb er so stehen, ehe ihn ein nachdrückliches Räuspern dazu zwang, seine Aufmerksamkeit wieder seinem neuen Mitarbeiter zuzuwenden.

„Äh... Gehen wir rein...“, murmelte er leise und senkte den Blick. Die roten Haare fielen ihm wirr in die Stirn, als er zurücktrat und vor Snape herging. Mitten in dem Arbeitsraum blieb er einen winzigen Moment stehen und sagte: „Sehen Sie sich schon um, ich komme gleich.“ Damit verschwand er durch die Tür und hetzte die Treppe empor.

Verdammt! Warum machte er sich so zum Deppen? Normalerweise brachte ihn doch nichts aus der Fassung? Immer ein lockerer Spruch auf den Lippen – so war das doch, ein Weasley-Zwilling zu sein! Aber... er war kein Zwilling mehr.

Er schluckte die Gedanken, den aufkommenden Schmerz, den elenden Verlust herunter und verschwand im Bad. Mist, er musste Itodi Bescheid sagen, dass sie das Zimmer für Snape fertig machte. Er hatte es gestern vollkommen versäumt, mit der Hauselfe zu sprechen. (Natürlich war es eine befreite Hauselfe, die Hermione ihm vermittelt hatte und die für einen Hungerlohn arbeiten wollte, sich dabei jedoch unglaublich unabhängig und emanzipiert fühlte.) Irgendwie hatte er gestern wohl alles in einem äußerst bedenklichen Zustand getan. Er hatte ja noch nicht einmal daran gedacht, einen beschissenen Arbeitsvertrag aufzusetzen! Und das musste sein, ansonsten... Ihm kamen Malfoys Worte wieder in den Sinn. Verzweifelt, was? Das hieß doch letztlich nur eins: Dass Snape verdammt dringend Geld brauchte. Nichts anderes. Also musste der Vertrag sowieso sein...

III. Kapitel

Eine knappe Stunde später war ein entsprechender Vertrag mit Ausstiegsklausel aufgesetzt und unterschrieben, dann hieß es, sich an die erste Zusammenarbeit zu machen. Was das Zusammenfügen der unterschiedlichsten Zutaten zu einem bestimmten Ergebnis anging, so machte sich George über Snapes Fähigkeiten kaum Gedanken. Dieser Mann hatte Zaubertränke unterrichtet und war natürlich entsprechend gut. Allerdings gehörte zu dem Entwickeln von Weasleys zauberhaften Zauberscherzen noch sehr viel mehr. Zauberkunst spielte ebenso eine Rolle wie Verwandlungen, Kräuterkunde und Arithmantik. Und das versuchte George gerade zu erklären.

Es wurde ein langer Vortrag, wobei er erklärte, dass die Grundidee als erstes kam, dann entsprechende Verbindungen per Arithmantik berechnet werden und sämtliche Möglichkeiten geprüft werden mussten. Erst dann ging es an die richtige Mischung, um das Produkt herzustellen. Snape lauschte aufmerksam, wenigstens hatte George diesen Eindruck, - und er schien überrascht zu sein, was alles in diesen kleinen Spielereien verborgen war.

Als George geendet hatte und seine Wangen vor Begeisterung rot glänzten, ergriff der ehemalige Zaubertränkelehrer das Wort.

„Angesichts dieser komplexen Sachverhalte bei der Herstellung dieser... Amüsements, ist es umso erstaunlicher, dass Sie und Ihr Bruder derart wenige ZAGs erworben haben.“ Die Augenbraue rutschte wieder nach oben.

George lachte. „Sie kennen unsere Mutter nicht. Wir waren nicht zu dumm oder wussten zu wenig – vielmehr haben wir uns entschlossen, auf Nummer sicher zu gehen. Denn wie hätten wir diesen Laden aufmachen können, wenn sie uns lieber im Ministerium gesehen hätte? Nun, Sie kennen ja Molly... Wir...“

Schlagartig brach der Rotschopf ab. Wir. Es gab kein Wir mehr. Längst nicht mehr und es würde es niemals wieder geben. Weil Fred nicht mehr da war. Weil...

Er biss die Zähne zusammen und stand auf.

„Unser letztes Projekt waren die Haustierschnitten. Ich denke, Sie haben die Erstversion, die Kanarienschnitten, bereits in der Schule erlebt.“ Sein Tonfall war kühler geworden und er musste sich ganz bewusst beherrschen, um Snape nicht einfach sitzenzulassen und davonzustürmen. Hin und wieder, da kam dieser Verlust so brutal hoch, dass er sich wie durch einen Tornado gedreht und von Klatschern bombardiert fühlte. „Die Grundstruktur ist nicht das Problem, aber... es fehlt die Dauerhaftigkeit der Verwandlung. Wir haben als Katalysator die Zitronenmarmelade verwendet, aber dieser funktioniert bei Erdbeer, Kirsch und Holunder nicht“, fuhr George fort. Jedes einzelne Wir schnitt sich ihm tief ein und schmerzte.

Snape schwieg, musterte den jungen Mann aufmerksam und sagte schließlich für ihn äußerst sanft: „Der Verlust Ihres Bruders ist bedauerlich. Sie haben mein Beileid.“

Georges Lippen waren schlagartig nur noch ein blasser Strich. Das war doch... Wie konnte dieser Kerl nur wagen, so etwas zu sagen? Wie... konnte er nur? Wo er doch lebte?!

Die Ader an seiner Schläfe begann zu puckern, etwas, das jedem Mitglied der Weasley-Familie eine Warnung gewesen wäre, denn diese Tatsache bedeutete, dass jeglicher Spaß vorbei war.

„Ja, das ist es“, sagte er hart und blickte Snape durch die langen roten Ponysträhnen hindurch an.

„Wie...“, setzte Snape an, doch er wurde sofort unterbrochen.

„Sagen Sie nichts! Es geht Sie verdammt noch mal nichts an!“ Noch während George explodierte, wusste er, dass das vollkommen dämlich war. Dass er sich wie ein absoluter Idiot verhielt, aber er konnte einfach nicht anders.

„Ich würde Ihnen ein einfaches Beruhigungsmittel empfehlen. Auf Baldrianbasis, denn dann bleibt der Kopf klar, während...“, fuhr Snape ungerührt fort.

„SCHWEIGEN SIE! Ich werde mich nicht mit irgendetwas zudröhnen und meine Gefühle betäuben! Für Sie mag das großartig sein, aber ich bin nicht so wie Sie!“, brüllte George ihn an.

Snape stand auf und schob seinen Stuhl mit einem lauten Knarzen zurück. „Sie haben keinerlei Vorstellung von meiner Gefühlswelt – und das ist auch gut so. Allerdings sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie nicht der Einzige sind, der jemanden verloren hat und trauert. Trauer gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, respektlos und gedankenlos zu sein.“ Wie eine gewaltige Fledermaus rauschte Snape in Richtung Tür davon. „Ich werde mein Gepäck holen. Außerdem: Sauerampfer wäre ein geeigneter Zwischenkatalysator, um das Problem zu lösen.“

Damit war er auch schon aus der Tür und George sackte langsam auf seinen Stuhl zurück. Müde stützte er das Gesicht in die Hände und seufzte tief. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Alles brach auseinander und zerbröckelte ihm unter den Fingern. Es war frustrierend. Alles war einfach nur noch frustrierend.
 

Er hatte die Hauselfe losgeschickt, um Snape sein Quartier zu zeigen. Der Raum hatte eh leer gestanden und Itodi kümmerte sich mit überaus großer Begeisterung darum, ihn angemessen und ansprechend herzurichten. Sie hatte sogar den sarkastischen Hinweis aufgegriffen, diesen Raum nicht zu hell und farbenfroh zu gestalten. Sarkasmus war nicht gerade ihre Stärke, doch in diesem Fall sorgte diese Tatsache dafür, dass Snape in ein Zimmer kam, das ihm überraschend zusagte. Er verbrachte eine Weile damit, seine wenigen Habseligkeiten auszupacken, ehe er erneut in den offenbar angestammten Arbeitsraum des Ladeninhabers zurückkehrte.

George hockte noch immer auf dem gleichen Stuhl, das Mittagessen, was Itodi ihm hingestellt hatte, hatte er getrost ignoriert und mittlerweile hatte der zerlaufene Käse auf dem Baguette eine gummiartige Konsistenz angenommen. Sein Blick ruhte auf dem Rezept für die Haustierschnitten und einige Rechnungen kündeten davon, dass er zumindest versucht hatte, daran weiterzuarbeiten.

„Sauerampfer“, wiederholte Snape. „Haben Sie das durchgerechnet?“

„Ja. Aber der Geschmack ist grauenhaft.“ George deutete auf ein Probeexemplar, das in einem giftigen Grün leuchtete.

„Diesen bekommt man mit einigen Tropfen Steinkrautessenz neutralisiert. Das ist gar kein Problem.“ Ruhig ließ sich Snape auf dem Stuhl George gegenüber nieder und machte sich an die Arbeit, die Füllung für einen weiteren Test vorzubereiten. Schweigend sah ihm der rothaarige Mann zu und verfolgte aufmerksam die schnellen sowie zugleich eleganten und sicheren Bewegungen der schmalen weißen Finger. Beinahe wirkte das Zusammenrühren wie ein eigentümlicher Tanz. Ein Tanz nur mit den Händen. Auf und ab, rechts herum, links herum, innehalten, etwas hinzufügen, weiter, immer in Bewegung, ohne Stillstand und unter vollständiger Kontrolle...

„Probieren Sie.“ Snape hielt ihm einen Löffel vor die Nase und ohne einen Augenblick nachzudenken, weil er noch vollkommen in dem seltsamen Traum dieses Fingertanzes gefangen war, nahm George dessen Inhalt entgegen. Einen Augenblick später saß eine rotgestreifte Katze an seiner Stelle auf dem Stuhl.

„Ich würde sagen, es funktioniert.“ Triumph lag in Snapes Stimme und die dunklen Augen zeigten zumindest den Ansatz eines amüsierten Funkelns, als sich nach fünf Minuten ein zerzauster George zurückverwandelt hatte.

„Und es schmeckt sogar gut. Respekt.“ George schenkte dem ehemaligen Schulleiter ein breites Lächeln und begann in seinem Originalrezept herumzukritzeln. Als er den Kopf wieder hob, lächelte er noch immer, auch wenn dieses Lächeln weit davon entfernt war, auch seine Augen zu erreichen. Etwas, was kaum verborgen blieb.

„Mir scheint, Ihre Einstellung war doch kein vollkommener Fehler.“

„Natürlich nicht.“ Snapes Augenbraue wanderte erneut empor. Irgendwie schien das ihre liebste Beschäftigung zu sein, bemerkte George amüsiert.

...Moment! Augenbraue-heb-Cremebonbons! Die die Augenbrauen nach oben verbannten! Genial!

Er griff hektisch nach einem weiteren Bogen bunt bekleckertes Pergament und begann hektisch zu schreiben.

„Hagebutte... Nein, Erdnuss... Vielleicht... Drachenwurz... Etwas Salmiak... Taubenfedern... Sprungfederessenz...“, murmelte er leise vor sich hin, notierte Worte, strich sie wieder und versank dann in einer komplizierten Arithmantikrechnung. Sobald er diese vollendet hatte, begann er erneut potenzielle Zutaten durchzumischen, wieder zu rechnen, die Zusammensetzung zu verwerfen und eine neue Kombination zu entwickeln.

Snape, den er mittlerweile vollkommen vergessen hatte, saß ruhig auf seinem Stuhl und beobachtete ihn. Er sah zu, wie das rote Haar über das sommersprossige Gesicht fiel, wie das rechte Ohr durch den roten Wust hervorblitzte und wieder verschwand, wie sich George wieder und wieder über die Lippen leckte, dann auf die Feder biss, sich mit ihr die Nase kitzelte, ins Leere starrte, nur um dann wieder mit neuer Energie weiterzuschreiben. Ein leiser Seufzer entwich dem schwarzhaarigen Mann, der in der knisterten Energie dieser kreativen Explosion verhallte.

IV. Kapitel

Sie frühstückten gemeinsam, etwas, das George einst für absolut unmöglich gehalten hatte und eigentlich auch vermieden hätte – wenn er nicht unbedingt das Ergebnis seiner langen Nachtschicht hätte testen wollen. Die Rohfassung der Augenbraue-heb-Creme war bereits fertig und ihr Geschmack ließ sich perfekt mit Kaffee übertünchen. Ein kleiner Tropfen davon befand sich bereits in Snapes Tasse und nun lauerte George darauf, dass dieser ihn endlich trank.

Das machte Spaß!

Und er fühlte sich nahezu in seine Schulzeit zurückversetzt, als Fred und er... Seine Miene wurde düsterer und sein Blick ging ins Leere. Warum...

„Was haben Sie in den Kaffee getan?“

Snapes schneidende Stimme zwang seine Aufmerksamkeit aus Schmerz und Vergangenheit zurück. Der irritierte Blick richtete sich auf seinen ehemaligen Lehrer und nur einen Sekundenbruchteil später brach ein explosionsartiger Lachanfall aus dem rothaarigen Mann hervor. Snapes Augenbrauen waren so weit hochgezogen, dass sie den Haaransatz berührten und dafür sorgten, dass sein abgrundtief zorniger Blick vollkommen lächerlich wirkte.

„Das ist nicht lustig, Mr. Weasley.“

Snapes offensichtlicher Zorn bewirkte jedoch nur, dass Georges Lachen nur noch lauter wurde.

Es war einfach urkomisch!

„Mr. Weasley!“

Mittlerweile tat George der Bauch weh und Lachtränen rannen über seine Wangen. Wie lange hatte er schon nicht mehr so gelacht? Wie lange hatte er schon nicht mehr vor Lachen geweint?

Keuchend und prustend zog er schließlich eine kleine Flasche hervor und reichte sie bebend vor Lachen über den Tisch.

„Zw... ei...“, kicherte er und wischte sich die Tränen von den glühenden Wangen, die seinem roten Haarschopf bereits ernsthafte Konkurrenz machten.

Zwei gelbliche Tropfen kleckste Snape auf einen silbernen Löffel und tatsächlich entspannte sich seine Gesichtsmuskulatur wieder.

„Wenigstens entwickeln Sie auch gleichzeitig die Gegenmittel“, knurrte der ehemalige Lehrer und strich sich über die Stirn, eindeutig um sich zu vergewissern, dass auch wirklich wieder alles in seinen angestammten Normalzustand zurückgekehrt war.

„Türlich“, prustete George. „Ist doch Ehrensache.“ War es ja auch – ganz abgesehen davon, dass es schließlich wenig erstrebenswert war, wenn man eine Neuentwicklung ausprobierte und nichts zur Hand hatte, um sich zu helfen. Ohne Fred ging George so ziemlich immer auf Nummer sicher, denn nun war ja niemand mehr da, der ihm helfen konnte, wenn beim ersten Test alles schief ging... So, wie bei den Supertraumbonbons, die einem berauschende Träume bescheren sollten, George allerdings vier Tage lang mit Albträumen heimgesucht hatten, weil sich das Zitronengras nicht mit den Zimtstangen hatte vertragen wollen...

Snape rümpfte die Nase. „Wagen Sie es nicht, mich noch einmal für ein Experiment zu nutzen“, knurrte er.

George grinste nur breit über das ganze Gesicht. Bei dem Spaß, den er dabei hatte? Oh, wie garantiert er Snape weiter ärgern würde!
 

Die Tage zogen dahin und der Augenbrauen-Creme folgten Schwarzsehschokolade, Giftgraschips, Kaugummidrachen, Kaktuszungenwürger, eine neue Version des Nasenblutnougats sowie Geruchsmarzipan, Maiglöckchenstinkbomben und Heiligenscheinlutscher. Alles in allem eine recht zufriedenstellende Ausbeute, auch wenn dabei noch gewisse Weihnachtsspezialitäten fehlten. George hatte Snape schließlich darauf angesetzt, Zimtsterne mit den unterschiedlichsten Scherzeffekten auszustatten. Altbewährte Ideen wurden auf diese Art und Weise neu verpackt – und die Zimtsterne wurden zu einem weiteren Überraschungsknaller. Zwar behagte es George nicht unbedingt, alte Ideen auf diese Art und Weise zu recyceln, jedoch wusste er auch, dass Fred diese Verwendung gefallen hätte. Weil es für den Laden war und ihren gemeinsamen Traum. Auch wenn George nicht so genau wusste, wie er diesen Traum noch ohne seinen Zwillingsbruder leben sollte. Es ging mittlerweile ja ein wenig bergauf, dennoch... Das Wesentliche fehlte noch immer.
 

Es war der letzte Novembertag, als Ginny vorbeikam und mit zusammengezogenen Augenbrauen Snape in dem Hinterzimmer des Ladens erspähte.

„Er...“, setzte sie mit großen Augen an, doch George unterbrach sie und zog die Tür zu, damit Snape nicht gestört wurde – schließlich übernahm er gerade die äußerst heikle Serienproduktion der Kaugummidrachen, die zwischenzeitlich dazu neigten, eine klebrige Explosion auszulösen und das gesamte Arbeitszimmer einzukleben – und damit dieser nicht hören konnte, was Ginny wollte.

„Ja, er.“

„Aber... ich dachte... Harry sagte...“

„Er hat sich offenbar geirrt.“ George sah sich gezwungen, seiner Schwester wenigstens eine Kurzfassung dessen zu erzählen, was geschehen war, wobei er allerdings seine finanzielle Situation sowie Snapes Notlage schlichtweg unter den Tisch fallen ließ. Manche Dinge mussten man schließlich nicht jedem auf die Nase binden. Auch wenn Ginny nicht „jeder“ war...

„Aber...“, endete der Rotschopf schließlich. „Was führt dich her?“

„Ich habe das hier gefunden.“ Seine Schwester zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche. Es besaß einen tiefgrünen Ledereinband, doch als sie es in Georges Hände legte, veränderte es seine Farbe und leuchtete Mitternachtsblau.

„Was ist das?“ George runzelte die Stirn und schlug die erste Seite.

„Hi George!“, dröhnte ihm eine nur allzu vertraute Stimme entgegen, die ihn dazu brachte, das Buch sofort zuzuknallen. Schlagartig war jegliche Farbe aus seinem Gesicht gewichen. „Ginny! Was ist das?!“

„Freds... Tagebuch, denke ich...“ Ginny zuckte hilflos mit den Schultern. „Zu mir hat es nur Hallo gesagt und dass ich es dir bringen soll, damit du die Idee weiterentwickeln kannst. Weißt du...“ Sie stockte und sprach dann langsam weiter. „Ich wusste gar nicht, dass er so etwas hatte...“

George schüttelte fassungslos den Kopf und sah das Buch in seiner Hand an. Fred... schien Geheimnisse vor ihm gehabt zu haben und das erschütterte ihn zutiefst. Und Fred hatte dieses Buch offenbar ohne ihn entwickelt! Wie... wie konnte er nur! Wie?

„Danke, Ginny...“, murmelte er leise und mit den Gedanken längst weit fort. Sie lächelte still und stand leise auf.

„Sei nicht wütend auf ihn, ja? Versuch... ihn vielleicht zu verstehen“, bat sie weich, ehe sie zur Tür ging und George nachdenklich allein zurückließ.

Er drehte das Buch wieder und wieder in den Händen. Freds Stimme zu hören, kam einem blanken Schock gleich. Es war unfassbar! Fred... war tot. Seit Monaten schon und doch war er jetzt in der Lage, ihn noch einmal zu hören. Und er konnte es wieder tun. Wieder und wieder...

Langsam kehrte etwas Farbe in Georges Gesicht zurück. Er war versucht, sich sofort mit dem Tagebuch zurückzuziehen, doch das war kaum möglich. Die bimmelnde Ladenglocke und die drei Kinder, die den Geschäftsraum betraten, waren ein deutliches Anzeichen dafür. Verity bearbeitete gerade die Bestellungen, die per Eulenpost eingetroffen waren, und so blieb nur noch er selbst übrig, um sich um die Kundschaft zu kümmern.

Irgendwann ging jedoch auch dieser Tag vorüber. Sobald die Ladentür verschlossen und die Schaufenster vor neugierigen Blicken geschützt waren, betrat Snape das Lokal und zupfte entnervt an einer vollkommen verklebten Haarsträhne.

„Ich hoffe, es war keiner Ihrer humorigen Anfälle, dass mir diese Aufgabe zugetragen wurde“, knurrte der ehemalige Lehrer gereizt und entfernte einen weiteren Klecks Drachenkaugummi von seinem schwarzen Hemd.

„Pure Notwendigkeit“, erwiderte George mit einem nachsichtigen Lächeln. „Sie können auch gerne das nächste Mal den Verkauf übernehmen. Allerdings müssten wir dann eine große Menge Vielsafttrank vorbereiten, da Sie sich ja immer noch nicht der Öffentlichkeit offenbaren wollen.“

Snape schnaubte nur leise, womit dieses Thema eindeutig vom Tisch sein sollte – das war es jedoch nicht.

„Warum eigentlich nicht? Harry hat dafür gesorgt, dass Ihnen posthum große Ehre zuteilwurde... Sie wären nicht geächtet. Ansonsten wären Sie kaum hier.“ Kurz verengten sich seine Augen etwas, ehe er sich lässig gegen die Theke lehnte und Snape aufmerksam beobachtete.

Schwarze Augen bohrten sich in braune, doch George hielt dem Blick problemlos stand. Auf einmal ging ihm auf, dass zwischen ihnen keine Hierarchie mehr bestand, dass er sich nicht zurechtgewiesen fühlen musste. Er war kein Kind mehr. Er war kein Schüler mehr – und Snape nicht mehr sein Lehrer.

„Soll ich Ihrer Meinung nach in die Gnade eines Harry Potter zurückkehren?“

Snapes Augenbraue wanderte nach oben, was George nur mühsam ein Kichern unterdrücken ließ. Diese Geste konnte er kaum sehen, ohne dass er an diesen einen Morgen denken musste. Dennoch gelang es ihm ernst zu bleiben, als er erwiderte: „Nein, dazu sind Sie vermutlich nicht in der Lage. Dazu geht Ihre Abneigung ihm gegenüber viel zu tief, als dass Sie solch ein Geschenk annehmen könnten. Vermutlich... können Sie gar kein Geschenk annehmen. Ansonsten hätte Malfoy Ihnen sicher anderweitig helfen können, ohne dass Sie hier wären und mir zur Hand gehen müssten...“

„Sie sollten aufhören zu spekulieren, Mr. Weasley. Ihre Vermutungen werden Ihnen keine Antworten geben.“ Snapes Blick war tief, tiefer als zuvor und auf einmal kam sich George regelrecht durchleuchtet vor. Und er bekam den harten Verdacht, dass Snape nicht allein aus finanziellen Nöten hier war, sondern dass es noch... einen anderen Grund gab. Und dass Malfoy etwas wusste...

V. Kapitel

So sehr sich George anfangs auch gewünscht hatte, Freds Stimme zu hören, so sehr vermied er es schließlich, das Tagebuch aufzuschlagen und ihm zuzuhören. Er war sich nicht sicher, warum das so war. Es tat weh, Fred zu hören. Es tat weh zu wissen, dass es Dinge gegeben hatte, die er vor ihm verheimlicht hatte. Vor ihm! Vor seinem Zwilling! Vor seinem zweiten Ich!

Außerdem hatte er irgendwie eine dumpfe Angst vor dem, was er hören würde.

Und so hielt er das dunkelblaue Buch zwar jeden Abend in den Händen, aber legte es genauso ungeöffnet wieder zurück in die Schublade seines Nachttisches und versiegelte diese danach erneut. Es ging nicht. Es ging einfach nicht.
 

Das nächste Wochenende war ein Hogsmeade-Wochenende für Hogwarts, was bedeutete, dass George und Verity die dortige Niederlassung, ehemals Zonkos, übernehmen würden und das Hauptgeschäft in der Winkelgasse geschlossen blieb. Außerhalb der Ferien lief der Hauptverdienst eh über den Versand – und den konnte Snape problemlos übernehmen.

Somit war der Ex-Todesser zum ersten Mal allein in dem Haus. Während er sich äußerst pflichtbewusst um die Bestellungen kümmerte – an Pflichtbewusstsein hatte es ihm schließlich nie gemangelt, auch wenn er diese Tätigkeit als ermüdend, unter seinem Niveau und lästig empfand -, ließ er seine Gedanken treiben. Er hätte sich nie von Draco überreden lassen sollen, hier zu arbeiten. Es war eine absolute Schnapsidee gewesen! Vollkommen! Von einem Slytherin hätte er eigentlich mehr erwartet. Und dankbar, wie Draco mit einem breiten Grinsen gesagt hatte, würde er ihm auch nicht sein. Oh nein. Viel eher würde er seinen einstigen Lieblingsschüler verfluchen oder vergiften.

Pah! Draco hatte keine Vorstellung, was das hier bedeutete. Wie sehr er seine eigenen Widerstände überwinden musste, Tag für Tag, und wie kurz er ständig davor war, zu sagen, dass er gehen würde. Aber dabei stand ihm dann doch sein Stolz im Weg. Er würde nicht aufgeben. Trotz allem nicht.

Knurrig stopfte er einige Stinkbomben in ein Päckchen und hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei, dass sich vermutlich seine ehemaligen Kollegen mit diesen herumschlagen würden.

Das erste Mal überhörte er das zögerliche Klopfen an der Hintertür. Das zweite Mal reagierte er bewusst nicht darauf und das dritte Mal wurde es von einer Stimme begleitet, die durch das Schlüsselloch zu flüstern schien.

„Ich weiß, dass Sie da sind, Professor.“

Potter. Entnervt knallte Snape einen leeren Karton auf den Tisch. Dieser Kerl war wirklich eine Seuche! Dummerweise war er auch unglaublich stur und da Snape keine große Lust hatte, den Rest des Tages mit Geklopfe, Gerufe und ähnlichem – denn Potter fiel garantiert noch etwas anderes ein, sobald er einen Stillzauber gesprochen hatte – tyrannisiert zu werden, gab er den Wunsch, den Jungen einfach erfrieren zu lassen zähneknirschend auf, und öffnete ihm die Tür.

„Ich fasse nicht! Sie sind es wirklich!“

Grüne Augen strahlten ihn an und hinterließen dabei einen schalen Beigeschmack.

„Was wollen Sie?“ Snape trat beiseite und ließ den schwarzhaarigen jungen Mann widerwillig eintreten. Einen Jungen konnte man ihn ja kaum noch nennen. Der Kampf und seine Erfahrungen hatten sichtlich dafür gesorgt, dass er erwachsen geworden war, auch wenn eine gewisse kindliche Euphorie geblieben war, doch diese hatten auch Lily und James damals besessen. James als ätzende Ergänzung zu seiner unerträglichen Arroganz.

„Mit Ihnen reden.“ Harry strahlte ihn an.

„Und worüber?“ Snape schlug die Tür zu und seine schwarzen Augen fixierten missmutig den Schnee, der von den Schultern seines ungebetenen Gastes auf den Boden rutsche und sich dort in schnöde Wasserpfützen verwandelte.

„Warum... Sie hier sind. Warum Sie das alles getan haben. Ich habe so viele Fragen an Sie!“, sprudelte es aus dem jungen Helden der Zaubererwelt hervor.

Snape verdrehte die Augen. „Und was veranlasst Sie zu der Annahme, dass Sie irgendeine Antwort erhalten werden? Falls Sie es vergessen haben: Wir hatten niemals eine freundschaftliche Beziehung und wir werden diese auch niemals besitzen.“

Der Ausdruck in den grünen Augen wurde so perplex, dass Snape ein müdes Lächeln entwich.

„Hat Sie Ihr Heldentum jeglichen Verstand gekostet? Nichts von dem, was in der Vergangenheit geschehen ist, sollte Sie zu dieser hirnlosen Euphorie verleiten.“

„Auch nicht, dass Sie mir Ihre Erinnerungen an meine Mutter hinterlassen haben?“, fragte Harry leise und blinzelte seinen ehemaligen Lehrer von unten her an.

„Was erwarten Sie? Dass die Tatsache, dass ich Lily einst liebte, dafür sorgt, dass ich für ihren Sohn überschwängliche Zuneigung hege?“ Spott lag in Snapes Stimme.

„Nein... Weil Sie mich dafür hassen, dass ich wie mein Vater aussehe.“

Die Antwort auf diese Worte bestand in einem höhnischen Schnauben, auf das lange Stille folgte. Harry inspizierte den Raum und die für den Versand vorbereitete Waren und zog eine Tropfenspur quer hinter sich her. Snape verharrte auf der Stelle und beobachtete seinen ehemaligen Schüler scheinbar teilnahmslos.

„Warum haben Sie es getan, wenn nicht aus Liebe zu... meiner Mutter?“, wagte es Harry schließlich leise zu fragen. Seine Finger spielten nervös mit etwas Packpapier.

„Weil es notwendig war und Sie die einzige Hoffnung waren.“ Snape stockte leicht.

„Nicht für Lily?“ Der Ausdruck in den grünen Augen war unergründlich.

„Nur, um zu schützen, wofür sie bereit war zu sterben. Und um wenigstens einen winzigen Teil von ihr am Leben zu erhalten.“ Widerwillen über diese Eröffnung schwang mit jedem einzelnen Wort mit, aber er hatte begriffen, dass er diese Nervensäge nur mit einigen Antworten loswerden konnte. Ansonsten würde Potter noch morgen hier stehen und ihn anstarrten. Außerdem: Wenn er sich auf dieses Thema konzentrierte, vergaß er etwaige andere...

„Lieben Sie sie noch immer?“

„Potter, ich bin kein durchgeknallter Teenager, der trübsinnig und melancholisch seiner Vergangenheit und seiner ersten großen Liebe nachhängt! Ich lebe noch!“ Der Blick aus seinen schwarzen Augen bohrte sich funkelnd in die grünen seines Gegenübers.

Harry nickte langsam. Natürlich. Er hatte sich doch auch erst in Cho verliebt und dann in Ginny, mit der er nun so glücklich war wie niemals zuvor. Warum nicht auch Snape? – So unvorstellbar es auch sein mochte, dass Snape generell irgendjemanden lieben konnte...

„Ich hoffe, Sie finden noch einmal jemanden“, sagte er mit einem derart freundlichen Lächeln, dass Snape bedauerte, keinen gemeinen Fluch oder wenigstens etwas Schwarzsehschokolade zur Hand zu haben. Die konnte diesem elenden Optimisten absolut nicht schaden!

Zwar war dem berühmtesten Helden der Zaubererwelt anzusehen, dass er mit diesen Antworten nicht vollkommen zufrieden war, aber dennoch drang er nicht weiter vor. Er hatte schon mehr Offenheit bekommen, als er jemals hätte erwarten können. Das hatte ihm Snapes Gesprächseröffnung nur allzu deutlich gemacht. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, eine volle Stunde zu bleiben und Snape mit allerlei Belanglosigkeiten, Gedanken und Vermutungen zuzutexten.

Entsprechend tief in den Keller war die Laune des Zaubertränkemeisters und seit neustem Scherzartikelherstellers gesunken. Das alles hier, das war Irrsinn. Irrsinn pur. Er hockte hier in dem Haus eines jungen Mannes, der ihn nur allzu deutlich an Dinge erinnerte, an die er gar nicht erst denken wollte. Und dann kam Potter dahergehopst und rupfte kamelgleich auf äußert dünn bewachsenen Wiesen herum.

Schmallippig und mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte er sein Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe an. Er sah grauenhaft aus, stellte er nüchtern fest. So beschissen, wie sich sein Leben anfühlte.

Wofür hatte er noch gleich überlebt? Weil er es versprochen hatte! Nur, weil er es versprochen hatte! Dumm nur, dass der Mensch, dem er diesen törichten Schwur geleistet hatte, nicht mehr lebte...

Die zuvor straff gespannten Schultern sanken nach vorne, er neigte den Kopf und starrte durch den Vorhang aus schwarzem Haar zu Boden.

Wie sollte es denn weitergehen? Und wie sollte er hier zurechtkommen, wo er jeden Tag an Fehler und Vergangenes erinnert wurde?

Er war nur froh, dass George die Vernarbungen seines Gehörganges beinahe immer unter dem roten, wildwuchernden Haar verbarg. Somit wurde ihm wenigstens eine beständige Mahnung erspart. Nicht, dass er sie nicht dennoch empfunden hätte. Snape erinnerte sich nur zu deutlich, wie es geschehen war, im Sommer des letzten Jahres.

Er hatte zu den Todessern gehört, die Lupin und einen der falschen Potters nach deren Flucht aus dem Haus im Ligusterweg verfolgten. Sie jagten ihnen hinterher und er musste vorsichtig sein, während er in diesem Chaos aus Flüchen und vor Magie brodelnder Luft und rasendem Wind und ohrenbetäubender Geschwindigkeit, die Flucht Lupins und des Möglicherweise-Potters zu ermöglichen. Er versuchte einen Todesfluch auf Lupin zu verhindern, indem er den Sectumsempra auf die Hand eines seiner Pseudogefährten losschickte, doch in der Hektik traf er nicht, sein Ziel bewegte sich...

Stattdessen traf der Fluch den Kopf des Jungen. Blut sprudelte hervor und schwarzes Haar färbte sich rot...

Schuld senkte sich auf ihn herab, auch wenn er wusste, dass solche Dinge in einem Krieg, in einer Schlacht geschahen. Er hatte Schlimmeres getan. Weitaus Schlimmeres. Und doch ließ es ihn nicht los...

Müde fuhr sich Snape mit der Hand über die Stirn und schloss die Augen. Warum war er eigentlich noch hier? Aus Masochismus und Selbstkasteiung? Weil er wahnsinnig war? Oder doch nicht viel eher, weil es keinen anderen Ort gab, an den er gehen konnte? Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war das genau der Grund. Die Alternative bestand darin, Lebensmittel von Muggeln zu stehlen und zu hoffen, nicht von irgendeinem Zauberer erkannt und entdeckt zu werden. Denn noch immer war er nicht bereit, in ein „normales“ Leben zurückzukehren. Was auch immer normal an seiner Rückkehr sein mochte...

So hatte er die Wochen gelebt, ehe er Draco Malfoy über den Weg gelaufen war, der ihm zumindest eine Zeit lang hatte Obdach gewähren können. So lange, bis der Punkt erreicht war, dass Lucius Malfoy zu selbstgefällig wurde und Snapes Stolz diesen Zustand nicht mehr aushielt. Und genau in diesem Moment tauchte Draco mit seiner „grandiosen“ Lösung auf. Und jetzt war er hier. Ausgerechnet hier.

Wenn es so etwas wie eine höhere Macht gab, dann musste sie ihn ganz eindeutig hassen.

VI. Kapitel

George war sich nicht sicher, warum er das Tagebuch mitgenommen hatte. Ihm würde ja doch der Mut fehlen, es zu öffnen. Und er wusste auch nicht so genau, warum er jetzt nach Feierabend durch Kälte, Dunkelheit und Schnee stapfte, um zu dem kleinen Friedhof zu gelangen, der um das wiedererrichtete Grabmal Albus Dumbledores eingerichtet worden war und wo die Gefallenen der Schlacht um Hogwarts ruhten. Okay, er wollte Fred besuchen, denn das hatte er in den letzten Monaten vernachlässigt, einfach, weil es zu weh tat. Er wusste jedoch nicht, was er bei dem Grab zu finden hoffte.

Der Weg schien endlos zu sein und war doch viel zu schnell vorüber. Er öffnete das kleine Holztörchen, das in die blattlose, schneebedeckte niedrige Hecke eingelassen war, die dieses Gebiet umgrenzte. Still schritt er an den Grabsteinen vorüber, vorbei an Tonks und Lupin, vorbei an dem Gedenkstein, der auch an diejenigen erinnerte, die nicht hier begraben waren, aber ebenfalls von Voldemort und seinen Schergen getötet worden waren, hinüber zu einem einfachen Stein, der sich dunkel aus dem Weiß hervorhob und vor dem bunte Weihnachtssterne emporragten. Ginny hatte ihren großen Bruder wohl vor nicht allzu langer Zeit besucht.

George blieb stumm stehen und starrte auf den Namen. Er las ihn wieder und wieder, als wenn dadurch alles realer und greifbarer werden würde. Das wurde es aber nicht.

Es begann langsam wieder zu schneien. Der erste Schnee, der dieses Jahr auf ihn herunterfiel, doch George bemerkte ihn gar nicht richtig. Weiche Flocken legten sich auf seinen roten Haarschopf, seinen dunklen Mantel und die bunten Weihnachtssternblätter. Kalte Feuchtigkeit strich über seine Wangen und wich allmählich warmer.

„Du Idiot...“, flüsterte er rau. „Warum hast du mir nichts gesagt? Warum?“

Doch der kalte Stein gab ihm keine Antwort, konnte ihm gar keine geben. Doch das kleine magische Bündel Papier in seiner Tasche konnte es...

Mit vor Kälte und Anspannung zitternden Fingern öffnete er das Buch und schlug es diesmal nicht direkt nach der Begrüßung zu.

„Hi George“, ertönte Freds Stimme und ließ seinen Bruder erschaudern. Er fühlte sich noch einmal mehr entzweigerissen und an seinen Verlust auf eine derart brutale Art und Weise erinnert, dass es ihm den Atem raubte. Langsam sackte er auf die Knie und lauschte Freds Stimme. Der Stimme, nach der er sich so sehr gesehnt hatte...

„Irgendwie ist alles anders gelaufen, als ich wollte. Ich wollte dich mit dieser Erfindung überraschen – sprechende Bücher, das ist doch eine geniale Erfindung für den Laden! Aber irgendwie... ist alles anders geworden. Viel zu anders...“ Die Stimme stockte und verhallte in der Nacht. Es blieb eine ganze Weile still, ehe sie schleppend weitersprach. „Man kann nicht vorhersehen, was geschieht und ich wünschte, ich hätte mit dir reden können. Aber ich wusste nicht wie. Du bist mein zweites Ich, vor dir Geheimnisse zu haben, das tut so weh, dass es mir den Verstand raubt, dass es mir mein Lachen nimmt – und du weißt, wie gerne ich doch lache.“ George schluchzte leise auf und presste die kalte Hand vor die Augen.

„Warum hast du es dann getan?“, keuchte er leise und musste husten. Die kalte Luft brannte in seinem Hals und er zog fröstelnd die Jacke enger.

„Doch es war ein Geheimnis... Es musste ein Geheimnis bleiben... Ich hatte gehofft, dass es nach unserem Schulabgang gehen würde, dass es besser würde, aber... dann zeigte sich der Krieg am Horizont und mit Voldemorts Rückkehr hat alles neue Dimensionen gewonnen. Noch mehr Schweigen, noch mehr Geheimnisse...“ Freds Stimme bebte und er schien zumindest zu wissen, worüber er sprach, doch George hatte nicht den leisesten Schimmer. Es waren Rätsel, nichts als Rätsel!

„Was denn?“, flüsterte er heiser, um dann zu schreien. „Was ist denn so sehr ein Geheimnis gewesen? WAS?“

Fred blieb davon ungerührt. Wie auch nicht, denn das war nur eine gespeicherte Erinnerung, seine gespeicherte Stimme, wie bei diesen Muggeltonbandgeräten, von denen ihr Vater mal so ausgiebig geschwärmt hatte...

„Weißt du, George... Ich habe mich verliebt. Es klingt komisch, dass das die Ursache und der Grund für alles ist, nicht wahr? Sicher denkst du jetzt, dass ich mit dir hätte reden können. Über alles, aber...“

„Natürlich hättest du das...“, murmelte der Rotschopf bitter und stupste einige freche Schneeflocken von einem blauen Weihnachtsstern. „Das konntest du immer.“

„Aber es war... zu gefährlich. Er hatte mich darum gebeten... Weil er Sorge hatte... Vielleicht auch Angst, dass du eifersüchtig bist...“

„Wer denn? Wer denn?“ Schwach kamen die Worte über Georges Lippen und er starrte auf die Seiten des Tagesbuchs hinab, die nur Belanglosigkeiten enthielten. Anfänge von Schulaufsätzen, Hausaufgaben... Wichtig waren nur die gesprochenen Worte.

„Du kannst dir sicher denken, dass die Liebe erwidert wird, wenn er schon...“ Fred brach erneut ab und brauchte offensichtlich Zeit, seine Gedanken zu sortieren. Zu reden war nicht so einfach, wie Sätze auf Papier zu formulieren. Und George musste sich wirklich in Geduld üben. So kannte er seinen Bruder auch nicht. So unruhig, so nervös, so... ängstlich. Als wenn er Angst gehabt hätte, dass er ihn nicht verstehen würde, dass...

Nun, er gab Fred Schuld. Und er war definitiv wütend auf ihn, aber... er würde ihm verzeihen. Er würde ihm doch letzten Endes alles verzeihen.

George seufzte tief. „Na los doch... Vor mir brauchst du wirklich keine Angst zu haben.“ Sein Blick richtete sich auf den Grabstein und ein schwaches Lächeln huschte über seine bläulichen Lippen. Dass seine Zähne mittlerweile klapperten, merkte er gar nicht.

„Ich... Es ist Snape. Severus Snape.“

George erstarrte. Das war... Snape? Fred und... Snape??? Fassungslos ließ er die Worte immer wieder in seinen Gedanken rotieren und hörte gar nicht richtig zu, während Fred von dem Augenblick des Begreifens, des Schwärmens, des Zusammenkommens erzählte. Er war fassungslos. Schlichtweg fassungslos. Es war...

„Erzähl noch mal, aber langsam“, bat er leise und das Buch wiederholte gehorsam die vorherigen Absätze.

Ein Lehrer und ein Schüler. Allein das war doch... Es hatte in ihrem letzten Schuljahr begonnen, als sie Umbridge terrorisiert hatten. Snape hatte Fred erwischt und sich auf ihre Seite gestellt, ihm Informationen zugespielt... Snape hatte darauf bestanden, dass George es nicht erfuhr, Fred hatte sich darauf eingelassen, weil diese Hilfe ihnen mehr als willkommen gewesen war. Irgendwie... hatte sich mehr entwickelt, mehr ergeben. George erinnerte sich noch sehr genau, dass er nie herausbekommen hatte, woher Fred seine Informationen immer gehabt hatte. Sie waren einfach da gewesen. Doch jetzt machte es Sinn...

George schüttelte den Kopf und Schneeflocken rutschten aus seinen Haaren, nutzten eine Lücke an seinem Schal und glitten auf die warme Haut seines Nackens.

So wirklich konnte er es nicht begreifen. Es war... unfassbar.

Aber er verstand Freds Verhalten. In der Schule durfte es nicht rauskommen, weil das für Snape das Ende bedeutet hätte. Und später... in diesem Kampf hatten sie offiziell auf unterschiedlichen Seiten gestanden. Wie hätte man da zueinander stehen können?

Und dennoch... Er hätte sich gewünscht, es eher zu erfahren. Es... von Fred wirklich direkt von Angesicht zu Angesicht zu hören. Es tat weh, dass er dieses Vertrauen nicht wert gewesen war. Dass Fred sich lieber Snapes Wünschen gefügt hatte – den Wünschen eines Menschen, der ihn nicht so gut kannte wie sein Zwilling! –, als auf ihre ganz spezielle Beziehung zu vertrauen. Dass sie beide an beiden Geschlechtern interessiert waren, hatten sie doch auch voneinander gewusst. Gut, George hätte garantiert Witze gerissen und Fred aufgezogen, aber er hätte ihn doch niemals verraten oder ernstlich in Schwierigkeiten gebracht oder gehasst oder von sich gestoßen oder...

„Etwas mehr Vertrauen wäre schön gewesen“, murmelte er schwach und berührte mit den Fingerspitzen den kalten Stein. Sachte schob er den Schnee aus den Vertiefungen des Namenreliefs. Es tat weh. Ja, es tat verdammt noch mal weh...

Und er hatte keine Ahnung, wie er von nun an mit dem Mann umgehen sollte, mit dem er gerade unter einem Dach lebte. Er war zornig auf ihn. Weil er genau das getan hatte, was nicht hätte sein sollen: Er hatte ihm Fred weggenommen. Wenigstens ein Stück weit.

Matt stand er auf und schlug mit eisigen Händen den Schnee von seiner Hose. Seine Finger taten schmerzlich weh, als er das Buch zuschlug und es wieder in seiner Jackentasche verstaute.

Müde, durchgefroren und voller Gedanken machte er sich zurück auf den Weg Richtung Hogsmeade. Von Hogwarts aus konnte man ja bekanntlich nicht apparieren...

VII. Kapitel

Snape wurde von einem Apparierknall und einem direkt darauf folgenden weit weniger klar einzuordnendem Rumpeln und Klirren aus dem Schlaf gerissen. Den Zauberstab in der Hand war er sofort auf den Beinen und eilte in seinem ausgeblichenen, ehemals schwarzen, doch jetzt mehr gräulichen Schlafanzug die Treppe hinunter. Eine Lache aus Eukalyptusöl – der Geruch stach als Erstes in die Nase –, diversen Honigsorten, anderem klebrigem Zeug und vielen Scherben erwartete ihn vor dem Arbeitszimmer. Mürrisch fegte er alles mit einem beiläufigen Spruch beiseite. Er hatte keine große Lust, mit bloßen Füßen durch Scherben zu laufen.

Der Lichtschein seines Stabes reichte weiter und fiel nun auf das Regal, das umgestürzt war und seine Last gen Flur geworfen hatte. Daneben lehnte eine rothaarige Gestalt an der Wand und wirkte nicht so recht bei Bewusstsein. Ansonsten hätte sie garantiert einen Laut von sich gegeben, denn auch das Gefäß mit dem flüssig gehaltenen, äußerst heißen Bienenwachs war zerbrochen und sein Inhalt hatte sich auf ihren Beinen verteilt.

Snape gab ein leises Aufseufzen von sich, beseitigte die Bescherung mit einem Fluch und ging neben George in die Hocke. Seine Augenlider flatterten, öffneten sich aber nicht. Schweiß stand auf der blassen Stirn und als er diese berührte, stellte Snape sofort fest, dass der junge Mann Fieber hatte. So heiß sollte ein Mensch normalerweise nicht sein.

Er schob den Zauberstab in den Hosenbund, legte die Arme um Rücken und Beine seines Arbeitgebers und richtete sich langsam auf. Kurz schwankte er, ehe er sein Gleichgewicht wiederfand. Oha, George war doch schwerer, als er gedacht hatte. Aber irgendwie würde er ihn schon in sein Schlafzimmer bekommen. Hier liegen lassen konnte er ihn ja kaum.

Mühsam stampfte er die Treppe empor und bog in Georges Schlafzimmer ab. Dort legte er ihn auf das Bett und streifte ihm den nassen Mantel ab.

Bei Merlin, was hatte der Kerl nur angestellt? Er war vollkommen durchweicht und seine Kleidung war nicht nur nass und klamm, sondern auch noch eiskalt!

„Idiot...“, murmelte Snape leise, während er Kleidungsschicht um Kleidungsschicht von dem reglosen Körper schälte und achtlos beiseite warf. Er stockte auch nicht, als er George die Boxershorts herunterzog und dann durch einen dicken Schlafanzug ersetzte. Erstaunlicherweise besaß dieser Kerl sogar welche – obwohl er dennoch meistens zum Frühstück in Boxershorts und Morgenmantel auftauchte. Wenigstens die Mutter des Jungen besaß offenbar Verstand, denn jemand anderes würde ihm diese Kleidungsstücke kaum untergejubelt haben. Dicke Wollsocken und ein Schal kamen noch hinzu, dann wickelte er das Federbett um George, der nun zumindest erste Lebenszeichen von sich gab. Er murmelte schwach Worte, die Snape nicht verstehen konnte und worüber er auch nicht gerade unglücklich war. Fieberträume waren nicht gerade das, was sinnvoll und angenehm zu hören war.

Er schnappte sich das Bündel klammer Klamotten und verschwand nach unten. Keine halbe Stunde später kehrt er mit kalten Wadenwickeln, einem Handtuch, einer Schüssel mit Wasser und diversen Heiltränken wieder zurück. Die Wickel hatte er in der Küche vorbereitet, während die Tränke aus seinem persönlichen Vorrat stammten. Allerdings würde auch mit diesen Mitteln eine derart dicke Erkältung seine Zeit brauchen.

Nachdem er die kalten Wickel um die Waden seines Patienten gebunden hatte, ließ sich Snape auf der Bettkante nieder und tupfte dem Fiebernden sachte den Schweiß von der Stirn. Da dieser jetzt schlief, beschloss er, die erste Medikamentendosis zu verschieben. Schlaf war ebenfalls ein nicht zu unterschätzendes Heilmittel. Nicht, dass er jetzt weich und nett werden würde oder so. Ganz sicher nicht.

Außerdem... war das hier nicht Fred, wie er sich in Erinnerung rief, sondern sein Bruder. Und das war ein vollkommen anderer Mensch, auch wenn er so gleich aussah...

Ein leiser Seufzer entwich ihm, als er durch das verschwitzte rote Haar strich und daraus einige Knötchen löste. Nein, er war jemand anderes... Er war sich dessen sehr genau bewusst. Und doch tat sein Herz gerade einen kleinen Hüpfer, den er ihm am liebsten verboten hätte.
 

Dunkle Augen blickten George an, als er wach wurde. Dunkle, sorgenvolle Augen, umrahmt von schwarzem Haar, weiche Gesichtszüge...

„Ein... Engel...“, murmelte George leise und streckte die Hand aus, um die Wange dieses wundervollen Geschöpfes zu berühren, um die weichen Lippen zu berühren...

„Was glauben Sie, was Sie da tun?“

Snapes Stimme sorgte dafür, dass Georges verklärter Gesichtsausdruck verschwand, seine Hand zurücksank und das selige Lächeln von seinen Lippen gewischt wurde. Die Weichzeichnung verschwand und hinterließ Snapes blasses, kantiges und verhärmtes Gesicht, das man nun wirklich nicht als engelsgleich bezeichnen konnte.

„Nichts...“, murmelte George leise und drehte sich auf die Seite, wandte Snape ganz bewusst den Rücken zu. Seine Wangen glühten vor Verlegenheit.

Er musste ja vollkommen benebelt sein, wenn er Snape schon für einen Engel hielt! Das war abgrundtief peinlich!

Und dann krachte die Erinnerung an den gestrigen Abend zurück in sein Gedächtnis. An das Tagebuch, an Freds Eröffnungen, an die geheime Affäre zwischen Fred und Snape und...

George stöhnte leise auf, presste die Hand vor den Augen und wünschte sich schlagartig, dass sich der Boden auftat und ihn verschlang. Logischerweise wusste Snape ja auch Bescheid, nur nicht, dass er es jetzt auch wusste und...

Er verlor sich in den Gedankengängen und fand erst aus diesem Labyrinth heraus, als er sachte an der Schulter berührt wurde. Verwirrt blinzelnd wandte er den Kopf und sah wieder in Snapes Gesicht. Neben dem gewohnt mürrischen Zug glaubte er so etwas wie Sorge in den dunklen Augen erkennen zu können, doch das musste er sich einbilden. Natürlich bildete er sich das ein.

„Trinken Sie das.“ Ein Becher mit einer kalten, grünlichen Flüssigkeit wurde ihm in die Hand gedrückt.

„Was ist das?“ Misstrauisch beäugte er den Inhalt und schnupperte daran. Bäh! Das roch grauenhaft!

„Ein Heilmittel.“ Snape zog amüsiert eine Augenbraue hoch. „Oder fürchten Sie eine Revanche für Ihre kleinen... Tests?“

An das Augenbrauenmittelchen hatten sich noch die Schlingspaghetti angeschlossen, die sich dem Essenden um Zunge und Zähne wickelten, nach einem recht akuten Schreckmoment jedoch nur durch aktives Kauen beseitigt werden konnten. Snapes Schreckmoment hatte die Küche mit Tomatensoße gesprenkelt...

Trotzig schob George die Unterlippe vor und leerte den Becher in einem Zug. Er hatte die Katzenverwandlung nicht vergessen, aber Snape war für so etwas nicht der Typ.

„Sie sollten dringend überprüfen, wem Sie Ihr Vertrauen schenken.“ Spott lag in Snapes Stimme, während George einen heftigen Hustanfall bekam, weil er diese Menge an Alkohol in dem Getränk nicht erwartet hatte.

„Ach...“ Noch immer keuchend winkte der Rothaarige ab. „Ich weiß das schon sehr genau...“ Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, ehe er kläglich den Mund verzog. „Mein Kopf explodiert gleich“, jammerte er.

„Schlafen Sie. Das wirkt am besten.“

„Kein kleines Wundermittel?“ Braune Augen blickten bettelnd zu Snape empor, was diesem einen Seufzer entlockte. Außerdem...

„Nase putzen.“ Er drückte dem vollkommen verdattert dreinschauenden George ein sauberes Taschentuch in die Hand.

„Was...?“

„Ihre Nase sieht verboten aus.“

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit machte Georges Gesichtsfarbe seinen Haaren akute Konkurrenz. Das war doch... Er war doch kein kleines Kind mehr! Und Snape hatte ihn auch nicht wie ein solches zu behandeln! Allerdings... Er riss das Stück Stoff hoch und putzte sich äußerst geräuschvoll die Nase, während seine Augen danach trachteten, Snape zu durchbohren und dann in kleine Stücke zu hacken. Ganz besonders, als er des kleinen, äußerst amüsierten Funkelns in den schwarzen Augen gewahr wurde.

„Und jetzt schlafen Sie“, kommandierte der ehemalige Zaubertränkelehrer mit einem süffisanten Grinsen.

„Und wenn nicht?“ Trotzig schob George das Kinn vor.

„Dann explodiert Ihnen eben der Schädel.“

George schnaubte leise und bemühte sich, einigermaßen klar zu denken, was ihm nicht besonders leicht fiel. „Was ist mit dem Laden? Ich...“

„Miss Hope kümmert sich um den Verkauf. Ihre Hauselfe hat die Nachschubproduktion übernommen und ich erledige den Versand und die Wundertüten. Alles läuft und Sie sollten sich jetzt ausruhen.“

„Nein, ich...“ George richtete sich auf und ignorierte die Vernunft in Snapes Worten. Er musste doch etwas tun! Er konnte doch nicht einfach so hier liegenbleiben und nichts tun, während der Hauptteil des Weihnachtsgeschäfts begann und drei der kommenden Schulleckereien noch nicht ausgereift waren!

„Sie bleiben liegen.“

„Aber... die Motivationsschokolade und die Ideenbonbons und die Gutelaunedrops...“ George wollte aufstehen, doch Snape drückte ihn sachte, aber entschieden mit einer Hand zurück ins Kissen. Sein Gesicht war nah, viel zu nah, wie der Rotschopf in einem Anflug von Panik feststellte.

„George...“ Tief und dunkel war die Stimme und jagte ihm einen heißen Schauder über den Rücken. So war sein Name definitiv noch niemals ausgesprochen worden. „...wenn Sie nicht im Bett bleiben, verpasse ich Ihnen einen Lähmzauber, der sich gewaschen hat.“

So plötzlich wie Snape ihm so nahe gekommen war, brachte er auch wieder Abstand zwischen sie. Paralysiert nickte George, was ein nur schwaches, aber dennoch gerade eben erkennbares, dünnlippiges Lächeln um Snapes Mund erscheinen ließ. Dann stand dieser auf und ließ ihn alleine zurück.

George seufzte tief und verschränkte die Arme im Nacken. Sein Blick richtete sich auf die Decke.

Was war nur mit dem los? Irgendwie kam Snape ihm anders vor. Oder beurteilte und betrachtete er ihn nur anders, seit er es wusste? Versuchte er ihn jetzt mit Freds Augen zu sehen? War es das?

VIII. Kapitel

Letzten Endes war George doch eingeschlafen und hatte unruhig geträumt. Er wachte vollkommen nassgeschwitzt auf. Draußen war es bereits dunkel, wie er mit einem kurzen Blick gen Fenster feststellte, also war es mit Sicherheit fünf Uhr durch.

Er richtete sich langsam auf und wollte gerade die Beine über die Bettkante schwingen, als jemand leise hüstelte. Er drehte den Kopf beiseite und seufzte leise. Snape saß in dem Lehnstuhl neben seinem Bett und blickte von seiner Lektüre auf.

„Sind Sie mein Gefängniswärter?“, knurrte George ungehalten, während er sich unangenehm beobachtet fühlte. Wie lange saß Snape schon da? Und warum zur Hölle tat er es? Letztlich konnte es ihm doch scheißegal sein, ob George schnell wieder auf die Beine kam oder nicht. Was kümmerte es ihn denn?

„Nein“, kam die ruhige Antwort, während der ehemalige Lehrer seine Zeitung sorgfältig zusammenfaltete.

„Oh, ich vergaß, Sie sind die besorgte Krankenschwester.“ George stemmte sich entschieden hoch und kam ein wenig unsicher auf die Beine. Seine Knie waren zwar weich, aber zur Toilette würde er es ja wohl noch schaffen. Wäre ja noch besser, wenn er vor Snape zusammenbrach und der ihn noch aufs Klo setzen musste...

Seine Schritte waren wackelig, aber er schaffte es bis zur Tür, wobei es nicht gerade hilfreich war, Snapes bohrenden Blick nur allzu deutlich im Nacken zu spüren. Mühsam hielt er sich am Türrahmen fest und keuchte leicht. Er hörte den Sesseln knarren und warf einen giftigen Blick über seine Schulter.

„Wagen Sie es bloß nicht, mir zu helfen!“, fauchte er los.

Snape zog eine Augenbraue hoch. „Das hatte ich nicht vor. Ich werde lüften, während Sie anderweitig beschäftigt sind. Hier drin riecht es wie in einer Bärenhöhle.“ Er rümpfte die Nase. „Eher noch schlimmer.“

George wandte ruckartig das Gesicht ab und fluchte leise vor sich hin, während er die nächste Etappe auf dem Weg zur Toilette zwei Türen weiter in Angriff nahm. Seine Wangen brannten. Warum schaffte es dieser Kerl eigentlich, ihn dauernd in Verlegenheit zu bringen? Und warum dachte er auf einmal derart positiv von ihm? Snape war doch sonst niemand gewesen, der jemandem freiwillig half. Warum sollte er jetzt damit beginnen? Weil er Freds Zwilling war? Lachhaft. Es kam ihm sowieso auf einmal unglaublich unvorstellbar vor, dass dieser Mensch so etwas wie aufrichtige Liebe für jemanden empfinden konnte. Jeglichen Keim dazu musste er doch schon längst unter dieser kalten und harten Schale abgetötet haben, aber...

Aber da war auch die Art und Weise wie er seinen Namen ausgesprochen hatte. So tief, so dunkel, so... sinnlich.

George seufzte auf und machte eine Pause am nächsten Türrahmen. Das war doch alles zum Durchdrehen.

Außerdem: Was kümmerte es ihn? Was? Schön, Snape war Freds Freund und Liebhaber gewesen, aber sonst? Das hieß doch noch lange nicht, dass sich ihr Verhältnis in irgendeiner Art und Weise verändern musste oder sollte! Überhaupt nichts hieß das! Gar nichts!

Nur vielleicht, dass Snape doch einen näheren Blick wert war. Fred hatte sich sicher nicht ohne Grund...

„Schluss jetzt!“, murmelte er schwach und schwankte weiter zur Tür, drückte diese auf und sackte auf der Toilette zusammen. Er hatte noch nicht einmal mehr die Kraft, die Tür zuziehen. Wenn er wenigstens einigermaßen klar denken könnte! Aber damit war ja vollkommen Essig...

George entwich ein erneuter Seufzer, während er den Kopf gegen die kalten Fliesen der Wand sinken ließ. Müde schloss er die Augen.
 

Er kam wieder zu sich, als ihn jemand mehr oder weniger – es fühlte sich eher weniger an – behutsam auf die Beine brachte und ihm seine Hose hochzog. George blinzelte, erkannte Snape und schloss direkt wieder die Augen. Fein, wie brachte man den Boden noch mal dazu, dass er sich vor einem auftat und einen verschlang? Er wollte einen Zauberspruch dafür und zwar bitte jetzt sofort!

Die Tatsache, dass Snape ihn dann hochhob und in sein Schlafzimmer zurücktrug, machte die ganze Sache nicht gerade besser. Aber was hätte er schon dagegen tun können? Er war viel zu benommen, um irgendeinen Ton hervorzubringen, und wenn er darauf bestanden hätte, das alles selbst zu tun, wäre das sowieso nur schief gegangen. Er fühlte sich derart müde, kaputt und ausgelaugt wie noch nie zuvor in seinem Leben.

Es war ein komisches Gefühl, jemandem derart ausgeliefert zu sein, wie es ihm gerade vorkam. Snape legte ihn auf dem Bett ab und zog die Bettdecke hoch. Erst dann richteten sich die dunklen Augen auf sein Gesicht und fixierten Georges fieberglänzende braune.

„Sie sollten wieder schlafen.“ Dunkel und weich war die Stimme. Angenehm. Äußerst angenehm...

„Mhm...“, machte George leise und zog die Bettdecke noch ein wenig höher.

„Aber vorher trinken Sie das.“ Snape hielt ihm einen Becher unter die Nase und als er es nicht fertig brachte, sich von alleine aufzurichten, fühlte er einen stützenden Arm im Rücken, der es ihm ermöglichte.

Das war demütigend. Wenn auch nicht so sehr wie die Sache auf der Toilette. Georges Gesicht glühte noch mehr als ohnehin schon, während er den Heiltrank herunterwürgte.

„Warum... tun Sie das?“, fragte er matt, als er wieder in der Waagerechten lag und sich bemühte, diese Flüssigkeit auch bei sich zu behalten.

„Was sollte ich sonst tun? Sie sich selbst überlassen?“ Snape sah ihn lange und unergründlich an.

„Das könnten Sie...“

„Aber warum sollte ich?“

„Weil Sie kein netter Mensch sind?“

Snape lachte leise und es war definitiv kein nettes Lachen. „Natürlich.“ Seine Lippen waren schmal zusammengepresst. „So einfach ist das, nicht wahr? Ein Lehrer, der seine Schüler fordert und ihnen keinen Honig um den Mund schmiert, ist selbstverständlich kein netter Mensch.“ Kälte lag in den dunklen Augen. Kälte, die George absolut nicht behagte. Ihm hatte der andere Ausdruck besser gefallen.

„Nein... ich...“

„Ja, ja, Sie meinen das nicht so.“ Snape winkte ab. „Das tut nie jemand, wenn er so etwas sagt.“

„Ich...“ George würgte erneut, behielt seinen Mageninhalt tapfer bei sich und musste auf einmal noch gegen etwas anderes ankämpfen. Fühlte er sich wirklich derart beschissen, dass Snape ihn schon mit einem solchen snapehaftem Verhalten zum Heulen bringen konnte? Offenbar ja. Scheiße.

Er wünschte sich Fred her. Um mit ihm zu reden, um all das loszuwerden, was ihn gerade durcheinanderbrachte. Um ihm all die Fragen zu stellen, die ihm auf seiner Seele brannten. Um ihn über diesen Mann zu löchern, damit er ihn verstehen konnte. Um nicht mehr allein zu sein... Um wieder vollständig zu sein...

Um...

Ihm entwich ein würgendes Schluchzen und er verbarg das Gesicht in den Kissen. So entging ihm Snapes zuerst verblüffter, dann fassungsloser und schlussendlich vollkommen hilfloser Gesichtsausdruck.

Nach einer Ewigkeit der Erstarrung wandte sich der schwarzgewandete Mann ab und ging zur Tür. Er wollte diese gerade zuziehen, als George herumfuhr.

„Was fällt Ihnen eigentlich ein? Erst demütigen Sie mich bis sonst wohin und dann wird es Ihnen auf einmal peinlich? Feigling! Elender Feigling!“ Er griff nach seinem Kopfkissen und schleuderte es auf den ehemaligen Lehrer. Es landete jedoch weit von diesem entfernt auf dem Boden.

„Mr. Weasley, Sie...“

„Ach, jetzt sind wir wieder bei ‚Mr. Weasley’?“, fauchte George weiter. „Gestern war es doch noch ‚George’!“ Sämtliche Sicherungen brannten ihm gerade durch. Einfach so. Erst tat Snape so... nett, dann brachte er ihn mit seinem Verhalten so richtig schön zu Boden und jetzt rannte er auf einmal weg! Er wusste selbst nicht, was er wollte. Er fühlte sich beschissen, er war krank und er vermisste Fred!

Jegliche Worte, die Snape noch hatte sagen wollen, fehlten ihm auf einmal. Das war doch... Was war mit dem Kerl nur los? Drehte er jetzt vollkommen durch?

„Was denn? Fällt Ihnen nichts mehr ein? Keine blöde Bemerkung? Keine kalten Worte? Nichts mehr?“

„Wir unterhalten uns, wenn Sie wieder bei Sinnen sind.“ Entschlossen zog Snape die Tür zu. Mit diesem Derwisch konnte man ja gerade absolut nichts anfangen. Und wenn er toben wollte – bitte. Sollte er sich doch weiter zum Deppen machen, aber er würde sich das sicherlich nicht antun.

Snape kam genau drei Schritte weit, dann hörte er ein derart lautes Poltern aus Georges Schlafzimmer, dass eigentlich nur eine Ursache dafür in Frage kam. Er seufzte tief. Kurz war es still, dann polterte es erneut. Dem Klirren nach zu urteilen hatte George bei seinem Aufstehversuch die Nachttischlampe heruntergerissen und diese hatte das nicht überstanden. Alternativ konnte das aber auch die Teekanne gewesen sein. Der Klang war vermutlich ähnlich.

Einen Augenblick lang blieb er stehen und lauschte, doch als alles still blieb, drehte er sich langsam um und ging zurück. Seine Vermutung war richtig gewesen.

Dieser durchgeknallte Derwisch war aufgesprungen, sein Kreislauf hatte nicht mitgespielt und er war gestürzt. Als Quittung für den nächsten schnellen Aufstehversuch hatte er den Nachttisch beim zweiten Zusammenbruch mitgenommen und kauerte jetzt leise keuchend in einer großen Lache Tee.

„Unachtsamkeit und Dummheit sind demütigend“, sagte Snape leise, während er George auf die Beine holte und auf die Bettkante verfrachtete. Das Gesicht des Rotschopfes war bleich und er hustete leise. „Krankheit ist nicht demütigend, denn das ist nichts, wofür Sie etwas können.“ Mit einem Ruck streifte er George das durchweichte Schlafanzugoberteil ab und warf es beiseite. Dieser schauderte leicht, ließ es jedoch geschehen. Das hier hatte er sich sehr eindeutig selbst zuzuschreiben. Dummheit und Unachtsamkeit. Das war es wohl...

Snape rieb ihn kommentarlos mit einem Handtuch trocken und zog ihm ein frisches Oberteil über.

„Hose auch oder schaffen Sie das selbst?“ Die Frage war erstaunlich neutral, aber gleichzeitig doch irgendwie besorgt.

George hob den Kopf und lächelte schief. „Schaffe ich. Aber...“

„Ich werde bleiben.“ Snape nickte knapp und trat beiseite, während sich der andere mühsam aus der nassen Hosen kämpfte, sich den Tee – Gott sei dank war der ohne Zucker – von den Beinen rieb und in eine frische Hose schlüpfte. Er schämte sich noch nicht einmal mehr. Dafür hatte er sich selbst längst zuviel gedemütigt.

IX. Kapitel

Es dauerte noch einige Tage, bis sich George wieder besser fühlte. Snape hatte ihm seinen Zustand schließlich durch einen Zusammenbruch seines Immunsystems kombiniert mit psychischer Anspannung – unausgesprochen vermutlich durch den Tod seines Bruders und die finanzielle Schieflage des Ladens – erläutert. Körper und Geist hatten ihn schlichtweg zu einer Auszeit gezwungen. Und letzten Endes, so musste George doch zugeben, hatte sie ihm gut getan. Insbesondere, weil Snape seiner Mutter nicht Bescheid gegeben hatte – vermutlich aus dem egoistischen Grund, dass er sich sonst in dem Haus nicht mehr hätte frei bewegen können, da er immer noch nicht bereit war, sich mit einer vollständigen Rückkehr in die Zaubererwelt anzufreunden; er sagte, ihm reichten die Menschen, die bisher von seinem Überleben wüssten – und dieser Krankheitszustand wirklich Erholung mit sich brachte. Abgesehen von den peinlich-unangenehmen Situationen mit Snape, die sich noch das eine ums andere Mal wiederholten, aber nicht das Niveau des Toilettenzusammenbruchs und der Teekannenkatastrophe erreichten. Zum Glück, wie George fand. Es würde ja noch fehlen, wenn er sich noch einmal so tief fallen ließ und derart zum Deppen machte.

Und Snape entpuppte sich als eine recht angenehme Krankenschwester. Er war nicht aufdringlich, allerdings bestimmt, aber dennoch bevormundete er nicht. Gut, seine Tränke konnten etwas mehr Geschmack vertragen, aber irgendwer hatte mal gesagt, dass Medizin bitter schmecken musste, um zu helfen. Vermutlich hatte er sich das als Wahlspruch ins Gehirn tätowieren lassen.

So oder so – zum nächsten Wochenende hin fühlte sich George wieder richtig fit. Fit genug, um im Hinterzimmer weiterzuarbeiten. Motivationsschokolade, Ideenbonbons und Gutelaunedrops hatte er relativ bald abgeschlossen, sodass diese nun von Itodi in die Serienproduktion aufgenommen werden konnte. Die Hauselfe erwies sich dabei wirklich als Glücksfall, denn sie hatte einen irrsinnigen Spaß daran, diese Dinge zu produzieren und auf dieser Art zum Erhalt des Ladens, „ihres liebsten Zuhauses“, wie sie sagte, beizutragen. Nun widmete er sich wieder einer neuen Erfindung. Eine, zu der Snape ihn inspiriert hatte. Irgendwie neigte dieser dazu, ihm Ideen zu geben. So, wie die Schwarzsehschokolade oder die Augenbraue-heb-Cremebonbons. Es war, als wenn Snape allein eine wandelte Inspiration war. Einfach nur, indem er da war. Vielleicht ein winzig kleines bisschen wie bei Fred. Ein ganz winzig kleines bisschen. Wenn auch dieses kreative Zusammenspiel mit der daraus folgenden Explosion fehlte. Und das unbändige gemeinsame Lachen...

Mit Snape zu lachen, das wagte er sich noch nicht einmal vorzustellen. So etwas geschah nicht. Snape war kaum jemand, mit dem man lachen konnte.

Er schüttelte den Gedanken ab und widmete sich wieder seiner Zutatensammlung. Also, Basilikum als Verstärker, Silberkraut als Katalysator, Salmiak als Hauptträger. Und der Geschmack? Lakritz war gut, das passte zu der Idee. Dann fehlten noch die magischen Hauptzutaten und hier wurde es schwierig. Geriebene Flatterkäfer waren noch die leichteste Übung, dazu dann Löwenzahnsamen und dann...

Nachdenklich rieb er sich das Kinn. Er war sich nicht sicher, was noch dazukam und auch seine Zaubertränke- und Kräuterkundebücher sowie seine Arithmantikrechnungen halfen ihm nicht so recht weiter. Allerdings... Snape fragen? Er schob die Unterlippe vor.

Nein. Bisher war er ohne Snape bei seinen Entwicklungen ausgekommen und das würde er auch weiterhin. ...vielleicht.

Er warf einen Blick in den Verkaufsraum hinüber, wo Snape gerade die Auslagen sortierte und Ordnung schuf. Die schmalen, weißen Hände glitten durch die verschiedenen Packungen, rückten die Wundertüten gerade, zupften sie perfekt in Form. Schon komisch, wie entspannt sein Gesicht in solchen Augenblicken aussehen konnte, wenn er sich vollkommen unbeobachtet wähnte... Ohne es weiter zu bemerken, ließ George seine Arbeit ruhen und beobachtete seinen neusten Mitarbeiter. Geschmeidig bewegte sich dieser durch den Raum, richtete hier und dort Kleinigkeiten, versetzte Gegenstände mit deutlicher Bestimmtheit und schuf dadurch eine vollkommen neue Atmosphäre. Er hatte ein bemerkenswertes Auge für solche Dinge.

Dann richteten sich die schwarzen Augen ohne Vorwarnung auf den stillen Beobachter und George fuhr innerlich zusammen. Dennoch brachte er es nicht über sich, wegzusehen. Es gab schließlich nichts, wofür er sich schämen musste, oder? Auch wenn er das akute Gefühl hatte, ertappt worden zu sein.

Am irritierendsten war jedoch, dass Snape nichts sagte, sondern seinen Blick einfach stumm erwidert. Tief und dunkel, aber auch offen und mit einem ganz speziellen Ausdruck, den George nicht in Worte fassen konnte.

Schließlich war es doch der Rotschopf, der den durchdringenden und äußerst intensiven Blickkontakt unterbrach und sich wieder seiner Arbeit zuwandte.

Schwarzer Tee! Das war es! Damit würde diese Kombination funktionieren!

Der Geistesblitz raste über ihn hinweg und sofort nahm er seine Arbeit wieder auf. Das war perfekt! Warum war er nur nicht eher darauf gekommen? Diese Kombination würde hundertprozentig funktionieren! Seine Augen leuchteten und seine Wangen glühten vor Begeisterung.

Dieses Mal war er es, der beobachtet wurde, ohne dass er es bemerkte. Snape lehnte sich gegen die Theke und schaute ruhig zu, wie der junge Ladeninhaber seiner kreativen Explosion nachgab und hektisch, aber zielgerichtet durch das Arbeitszimmer wuselte, Zutaten zusammenrührte, erhitzte, miteinander verband, in Form brachte und schlussendlich testete. – Das war nach einigen Stunden der Fall.

„Juhu!“ Der laute Jubelschrei hallte durch das gesamte Haus. Anstelle eines rosigen, menschlichen Ohres ragte etwas aus dem roten Haar, das eher nach einem Fledermausflügel aussah.

„Und was soll es darstellen?“, erkundigte sich Snape amüsiert, während er langsam näher trat und das Ergebnis begutachtete. Bei jedem anderen hätten sich wahrscheinlich zwei fledermausflügelartige Gebilde anstelle der Ohren befunden, doch bei George war es nur eines.

„Fledermausohren!“ George strahlte Snape an und vergaß einen Augenblick lang, mit wem er redete. Er plapperte von den Zutaten, der Kombination und endete schließlich mit dem Namen dieses Produktes: Flatterkekse.

„Sie auch?“ Vollkommen in kindlicher Begeisterung aufgegangen hielt er Snape einen hin.

„Eher…nicht“, kam auch prompt die Antwort in deren Tonlage eindeutig eine gerümpfte Nase wiederzuerkennen war. „Und wagen Sie es bloß nicht, mir einen davon unterzujubeln.“ Ein solch finsteres Funkeln lag in seinen Augen, dass George übermütig kichern musste. Das flatterige Ohr zitterte skurril bei dieser leichten Bewegung und es fiel Snape schwer, seinen Blick davon zu lösen.

„Hey, schauen Sie nicht so, als wenn Sie mir das Ohr abreißen wollten!“, empörte sich George künstlich. „Ich habe doch nur noch das eine.“

Snape brachte es nun fertig, dem jungen Mann in die Augen zu sehen, nein, er zwang sich vielmehr dazu. „Ja, ich weiß.“ Er streckte die Hand aus und schien das langsam zu seiner normalen Form zurückfindende Ohr berühren zu wollen. Dann bemerkte er Georges irritierten Gesichtsausdruck, begriff, was er gerade im Stande war zu tun, und zog die Hand abrupt zurück.

„Ich…“ Er stockte, brach ab und begann erneut. „Wie ist es geschehen?“ Natürlich wusste er es, aber er wollte hören, was George wiederum wusste.

Dieser hob die Schultern. „Letztes Jahr im Sommer, als wir Harry rausgeholt haben.“ Er streckte sich und berührte unwillkürlich die leere Stelle unter seinem Haar. „Irgendein Todesser.“ Beiläufig zuckte er mit den Achseln, doch in seinen braunen Augen lag ein Ausdruck, der verriet, dass er mehr wusste oder zu wissen glaubte.

Snapes Miene war vollkommen unbewegt, als er mit ruhiger Stimme sagte: „Ich war es.“

Normalerweise hätte er jeden mit seiner Gleichgültigkeit täuschen können, so jedoch nicht George in diesem Moment. Denn während dieser Snape ansah, fiel ihm etwas auf. Dieser spezielle Zug um seinen Mund, dieses leichte Blinzeln in den Augen und dieser namenlose Ausdruck in den schwarzen Augen.

„Ich hab’s geahnt“, erwiderte George schließlich langsam. Er schwieg einen Augenblick und fügte hinzu: „Und ich weiß, dass Sie es bedauern.“ Im ersten Moment war dieser Gedanke eine Vermutung gewesen, doch während er die Worte aussprach, wurden sie zur absoluten Gewissheit.

Snape klappte den Mund auf, wie um etwas zu sagen, und schloss ihn dann wieder. Was sollte er dazu denn noch sagen? Dieser… Er schüttelte den Kopf und ihm entwich ein winziges Lächeln.

„Sie reden, als wenn es Ihnen gleichgültig wäre…“, sagte er schließlich nachdenklich.

„Nö.“ George grinste ihn an. „Aber ich habe mich damit abgefunden.“ Er zuckte erneut mit den Schultern. „Außerdem gebe ich Ihnen keine Schuld dafür…“

Jetzt hatte er es geschafft, Snape innerhalb weniger Augenblicke zweimal sprachlos zu machen. Das war dem ehemaligen Lehrer so noch nie passiert. Erst dieses mühelose Durchschauen seiner jahrelang perfektionierten Maske, dann dieses beiläufige Verzeihen…

„Ich denke nicht, dass es Absicht war, oder?“ George lächelte und fuhr sich durch die Haare.

„Nein.“ Snapes Blick glitt ins Leere. „Nein, das war es tatsächlich nicht.“ Und dann begann er zu erzählen. Er schilderte, wie er an diesem Tag aufgebrochen war, wie er die Todesser auf ihre Spur gebracht hatte, um seine Integrität zu wahren und Hogwarts besser schützen zu können. Wie das Gefecht begonnen hatte, wie dieser Fluch seinen Stab verlassen und das Ziel verfehlt hatte. Sein Tonfall war nüchtern, ausdruckslos und doch glaubte George die innere Bewegung des Mannes in seinen Augen sehen zu können.

„Danke, dass Sie es mir erzählt haben“, sagte er schlicht, nachdem Snape geendet und sie eine Weile geschwiegen hatten. Kurz blickte dieser ihn an und nickte ganz eben, dann machte Snape auf dem Absatz kehrt und ließ den Rothaarigen allein und äußerst nachdenklich in seinem Arbeitszimmer zurück.

X. Kapitel

George hatte das Gefühl, dass sich seit diesem Tag irgendetwas zwischen Snape und ihm verändert hatte, aber er konnte nicht den Finger darauf legen, was es war. Er konnte noch nicht einmal genau sagen, wie sich diese Veränderung äußerte. Snape verhielt sich genauso wie zuvor, war kratzbürstig, kalt und versprühte seine üblichen sarkastischen Bemerkungen. Und George war sich sicher, dass er selbst auch keine Verhaltensänderung an den Tag legte. Dennoch schienen sie sich näher gekommen zu sein. Vielleicht lag es daran, dass er begriffen hatte, dass Severus Snape nicht nur ein ehemaliger Lehrer und Todesser war, sondern schlichtweg auch ein Mensch, der Gedanken und Gefühle besaß. Und das war doch ein neuer Blickwinkel. Irgendwie. Und gleichzeitig war das auch etwas, was ihm nun so selbstverständlich vorkam, wie es für ihn vorher undenkbar gewesen war.

Er bediente die Kunden im Laden – einige Eltern, die fortschrittlich genug waren, ihren Kindern eine Auswahl an Weasleys zauberhaften Zauberscherzen zu schenken, damit diese nicht später unkontrolliert selbst einkauften – und hing dabei jedoch seinen Gedanken nach. Ihm ging das erst auf, als er beinahe einer jungen Mutter einige Packungen Nasenblutnougat statt Tomatencroutons verkauft hatte. Das war gerade noch einmal gut gegangen. Danach rief er sich streng zur Ordnung und konzentrierte sich auf das Geschäft.

So, wie er die Menge an Transaktionen einschätzte, lief alles äußerst gut und sie befanden sich eindeutig auf einem aufsteigenden Ast. Mittlerweile war der zehnte Dezember und das Weihnachtsgeschäft lief in vollen Zügen. Vielleicht war es demnächst doch einmal Zeit, sich mit den Büchern hinzusetzen und durchzusehen, was sie bisher eingenommen hatten. Einfach, um eine Vorstellung zu bekommen, wie sich die Finanzen entwickelten. George wollte sich nicht allein auf sein Gefühl lassen, denn bei dem konnte man sich schließlich übelst vertun.

Exakt um diese Überprüfung vorzunehmen, trommelte er nach Ladenschluss seine Mitarbeiter im Wohnzimmer zusammen. Er hatte sich bewusst für diesen Raum entschieden, weil dieser a) deutlich gemütlicher als sein Arbeits- und Experimentierzimmer war und er b) schon seit langem nicht mehr benutzt worden war.

Mit einigen leckeren überbackenen Baguettes von Itodi und einem flackernden Feuer im Kamin machten es sich die vier in der Sofaecke gemütlich und schlugen sich gemeinsam durch die Bücher. Itodi sorgte dabei hauptsächlich für das leibliche Wohl sowie für genügend Federn, Tinte und Papier, da sie die Ansicht vertrat, damit am besten helfen zu können. Snape und Verity waren schnell in eine heftige Diskussion über irgendwelchen hochmathematischen Dinge verstrickt, bei der sich Verity absolut nicht von der Richtigkeit von Snapes Rechnung überzeugen lassen wollte, während George an seiner Feder kaute, Zahlen kritzelte und die Bücher wälzte.
 

„Ja!“ George schlug mit der Faust auf den Tisch und sah in die Runde.

„Und?“ Veritys blaue Augen blickten ihn hoffnungsvoll und gespannt an. Snape dagegen lächelte minimal.

„Wenn man Mr. Weasleys übliches Verhalten zugrunde legt, würde ich vermuten, dass das finanzielle Tief überwunden ist.“

„Und ich würde sagen, dass Sie hundertprozentig Recht haben!“ George lachte und wirbelte Itodi herum, die ihm in einem Überschwung von Glücksgefühlen um den Hals gefallen war. Sobald sie wieder Boden unter den Füßen hatte, verschwand die Hauselfe, nur um einen Wimpernschlag später mit Gläsern, walisischem Perlensekt sowie einer Flasche Feuerwhisky zurückzukommen. Schnell hatte sie die Gläser mit dem dunkelgoldenen Sekt gefüllt und die vier stießen sie klirrend gegeneinander.

Itodi tanzte begeistert auf dem einen Sofa im Kreis, Verity hatte George die Hand auf den Arm gelegt und lachte ihm ihre Freude ins Ohr. Seine Aufmerksamkeit richtete sich jedoch mehr auf Snape, der sich mit übereinandergeschlagenen Beinen wieder gesetzt hatte und ihn über den Rand seines Glases hinweg still ansah. Für einen Augenblick machte Georges Herz einen heftigen Hüpfer, dann fasste er sich wieder, lachte und sprach mit Verity. Doch aus dem Augenwinkel sah er immer wieder zu Snape, der neben der vollkommen ausflippenden Hauselfe eine beruhigende Ruhe und Konstanz ausstrahlte.

Irgendwann bekam George das erste Glas Feuerwhisky in die Hand gedrückt – vermutlich von Itodi, die es auch äußerst regelmäßig nachschenkte. Er spürte, wie ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg und ihm eine angenehme Potenzierung dieses Glücksgefühls bescherte.

Verity zog schließlich irgendwann mitten in der Nacht – oder schon am frühen Morgen, irgendwie war ihr Zeitgefühl völlig abhanden gekommen – die Notbremse, brachte Itodi, die mittlerweile tief und fest schlief, in ihren heißgeliebten Wohnschrank und verabschiedete sich.

George ließ sich auf das Sofa fallen und fixierte Snape ihm gegenüber.

„Und... wir?“ Er war begeistert, wie klar seine Sprache noch war. Er lallte ja kaum.

„Wir sollten zu Bett gehen.“ Selbst Snape merkte man langsam die Folgen des Feuerwhiskys an.

„Nein... Ich will noch mit Ihnen trinken.“ George griff entschieden nach der Flasche, erwischte sie auch beim zweiten Versuch, und füllte ihrer beider Gläser erneut. „Und ich will mich bei Ihnen bedanken.“ Klirrend stieß er sein Glas gegen Snapes.

„Wofür?“

„Für Ihre Hilfe. Ohne Sie... wäre das nicht möglich gewesen.“ George stand auf und ging mit leicht wackeligen Bewegungen um den Tisch herum. Froh wieder sitzen zu können, ließ er sich dicht neben Snape in das Polster sinken. „Sie haben mir neue Ideen beschert und mich... motiviert. Danke.“

Snapes Augenbraue wanderte nach oben. „Ist das ein Versuch, mich in Verlegenheit zu bringen, Mr. Weasley?“

„George. Nennen Sie mich George.“ Der Rotschopf stieß sein Glas erneut gegen Snapes und blickte ihm fest in die tiefen Augen.

Der ehemalige Lehrer zögerte eine Weile und erwiderte dann: „Severus.“

Beide leerten sie ihre Gläser in einem Zug und George füllte sie direkt wieder auf. Schweigend tranken sie zwei, drei weitere Gläser, ehe George die Stille durchbrach.

„Bereuen Schie esch, hergekommen schu schein?“ Jetzt wollte seine Zunge ihm nicht mehr so recht gehorchen, doch sein Kopf war noch immer erstaunlich klar. Wenigstens, was seine Gedanken anging.

Snape ließ die goldrote Flüssigkeit in seinem Glas kreisen und antwortete dann langsam: „Nicht mehr.“

George nickte verständnisvoll. „Schön. Isch bin froh, dasch Schie da schind. Schehr froh.“ Er ließ den Kopf zur Seite sinken und lehnte ihn an Snapes Schulter. Es erschien ihm schlichtweg natürlich, das zu tun. Eine regelrechte Duftwolke durchdrang seine vom Alkohol umnebelten Sinne und bescherte ihm ein nahezu seliges Lächeln. Der Stoff war weich unter seiner Wange und roch nach einem angenehmen, unaufdringlichen Aftershave, an dessen Namen er sich nicht erinnerte, sowie verschiedenen Kräutern, bei denen er die einzelnen in diesem Gemisch nicht mehr ausmachen konnte. Angenehm... Wann war er das letzte Mal eigentlich einem Menschen so nahe gekommen? Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern. Ihm entging völlig, dass Snape vollkommen erstarrte und konsterniert auf ihn herabblickte.

„Schie rieschen gut...“ George schloss eine Weile die Augen und blieb so sitzen. Er genoss diesen angenehmen Geruch und die Wärme und Nähe des anderen.

Zehn, fünfzehn Minuten später zwang er sich dazu, die Augen wieder zu öffnen. Sein Blick fiel auf Snapes Hände, die ein mittlerweile leeres Glas hielten und zwischen den Fingern drehten.

„Schie haben schöne Hände...“ Er streckte seine eigene Hand aus, berührte das Handgelenk, strich über den Handrücken und fuhr die einzelnen Finger entlang. Neugierig legte er seine eigene Hand über Snapes und stellte ein wenig überrascht fest, dass der einzige Unterschied darin bestand, dass Snapes Finger länger und feingliedriger waren, ansonsten waren sie gleich groß.

„Wirklisch schön...“

„Sie sind betrunken.“ Snape starrte auf ihrer beider Hände. Er hatte weder Anstalten gemacht, George von sich zu stoßen, noch ihn in irgendeiner Art und Weise zu ermuntern.

„Vielleischt.“ George kicherte leicht und drückte seine Nase noch einmal in das schwarze Hemd, um diesen wundervollen Geruch tief in sich aufzunehmen, ehe er ein wenig Abstand zwischen sie brachte. Er stellte sein leeres Glas auf den Tisch und nahm auch Snape seines ab.

Der schwarzhaarige Mann blickte ihn scheinbar unbewegt und dennoch abwartend an.

Langsam streckte der Rotschopf die Hand aus und strich Snape über die Wange. Ganz weich und warm war die Haut, wie auch schon bei seinen Händen. Leicht strichen seine Fingerspitzen über die Lippen und verweilten dort. Georges Lächeln wurde hintergründig und allmählich kam er Snape wieder näher.

Dann umfasste dieser sein Handgelenk, drückte es von seinem Gesicht weg und hielt es bestimmt fest. „Das ist keine gute Idee, Mr. ... George.“ Snapes dunkle Stimme war brüchig, vielleicht aufgrund des Alkohols.

„Doch.“

Der Jüngere überbrückte die restliche Entfernung zwischen ihnen und senkte seine Lippen federleicht auf Snapes. Weich und warm...

Seine Augenlider flatterten zu und als er seine Lippen öffnete, um mit der Zungenspitze Einlass zu verlangen, spürte er, wie Snapes anfänglicher Widerstand bröckelte und schließlich zusammenbrach.

Eine heftige, leidenschaftliche Erwiderung brandete über George hinweg und raubte ihm den Atem. Snapes eine Hand grub sich in sein Haar, hielt es im Nacken fest, während die andere ihn näher heranzog. George kam dieser Aufforderung nur allzu gerne nach und glitt schließlich, die angewinkelten Knie zu seinen beiden Seiten platziert, auf Snapes Schoß. Fahrig suchte er einen Weg unter das hochgeschlossene Hemd, während er bereits Snapes Fingerspitzen auf seinem bloßen Rücken spürte.

Die zweite Hand löste sich aus seinem Haar und schob den Pullover samt darunter liegendem T-Shirt nachdrücklich nach oben. Einen kleinen Augenblick lang löste George den Kuss und streckte die Arme aus, ließ sich willig das Oberteil ausziehen. Kurz erschauderte er in der kühlen Luft, doch die Hitze des Geschehens ließ ihm gar keine Zeit zu frieren.

Erneut küsste er Snape, drang in dessen Mundhöhle ein, erforschte sie und plünderte sie regelrecht. Ihm entfuhr ein leises Keuchen, als er die Hände des anderen äußerst fest an seinem Hinterteil spürte und diese ihn eng an dessen Taille pressten. Durch den Stoff ihrer beider Hosen konnte er nur zu deutlich spüren, dass Snapes Verlangen kein bisschen geringer war als seins. Im Gegenteil... die Härte, die er dort fühlen konnte, sprach eine äußerst eindeutige Sprache.

Nach Atem ringend löste er den Kuss und schmiegte seine linke Wange an Snapes.

„Wag esch nisch aufschuhören...“, keuchte er heiser. „Wag esch nisch...“

„Niemals“, kam die raue Antwort, auf die ein leidenschaftliches Knabbern an seinem Hals folgte. „Niemals...“ Heißer Atem glitt über Georges feuchte Haut und ließ ihn genüsslich erschaudern.

XI. Kapitel

Er wurde davon geweckt, dass ihm kalt war. Wenigstens so halb. Sein Rücken war angenehm warm, während seine Arme und Beine langsam Verkühlungsanstalten machten.

George drehte den Kopf zur Seite und unterdrückte ein leises Aufstöhnen. Der Feuerwhisky hatte eindeutig gewisse Spuren in seinem Kopf hinterlassen und zwar in Form von ziemlich üblen Kopfschmerzen. Dann begriff er, wer das war, der die Arme um seine Taille geschlungen hielt und seine Stirn gegen seinen bloßen Rücken gelehnt hatte.

Snape. Nein, Severus...

Genau, sie waren von dem Sofa relativ bald auf den Kaminvorleger aus Lammfell gewechselt. Es war heiß gewesen, äußerst heiß... Leidenschaftlich, vollkommen berauscht – und das nicht aufgrund des Feuerwhiskys. Und wenn er es genau nahm, der wohl vermutlich beste Sex seines Lebens. George lächelte. Insbesondere, weil sie sich beide nicht mit einer Position und einer eindeutigen Rollenverteilung hatten begnügen können. Was vermutlich bedeutete, dass sich das Hinterteil seines Bettgenossen am kommenden Morgen ähnlich melden würde... Sein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, dann langte George nach der Wolldecke auf dem einen Sofa und zog sie über sie beide.

Mit einem leisen zufriedenen Seufzer kuschelte er sich wieder zurück und spürte, wie die Umarmung Severus Snapes noch ein wenig fester wurde. Was auch immer diese Nacht an Bedeutung bekommen würde, dem konnte man sich stellen, sobald sie beide richtig wach waren...
 

Irgendwann wurde er ein weiteres Mal geweckt, diesmal davon, dass sich jemand bemühte, heimlich, still und leise eine äußerst enge Umarmung zu lösen und aufzustehen.

Er drehte den Kopf und schlug die Augen auf. Sein Blick fiel direkt in Snapes Gesicht, das nicht besonders... glücklich wirkte. Seine Miene war nicht so starr wie sonst, aber stattdessen lag eine Finsternis darin, die nicht gerade zu einem fröhlichen Aufstehen verleitete.

„Das war es also?“, fragte George ruhig. „Eine Nacht und fertig?“

„George, das... hätte niemals passieren dürfen.“ Snape hatte es nun immerhin fertig gebracht, sich aufzusetzen und mit untergeschlagenen Beinen saß er wie ein bedröppelter Junge neben ihm. Georges Blick wanderte über den hageren Oberkörper des anderen, verhielt an den roten Striemen, die er darauf hinterlassen hatte, strich über die alten Narben, ehe er ihm wieder ins Gesicht blickte. Nein, schön konnte man Severus Snape wahrlich nicht nennen. Aber er war attraktiv und besaß dieses ganz spezielles Etwas...

„Warum nicht?“

„Ich...“ Snape setzte zu einer Antwort an und brach wieder ab.

„Wegen meinem Bruder? Ist es das? Weil du eine Beziehung mit ihm hattest?“ George weigerte sich, nach dieser Nacht wieder zu einem distanzierten Sie zurückzukehren. Dazu war das alles viel zu viel, viel zu intensiv, viel zu einmalig gewesen.

Snape schnappte erschrocken nach Luft. „Du... Du weißt es? Woher? Hat er es dir verraten?“ Dunkel blitzten die schwarzen Augen auf. Zorn und Schmerz lagen in ihnen.

„Nein...“ George schüttelte den Kopf und setzte sich nun ebenfalls langsam auf. „Er hat dich nie verraten. Erst nach seinem Tod habe ich davon erfahren. Aus seinem Tagebuch.“ Er sah, wie Erleichterung über das Gesicht des Älteren glitt. Seine Maske schien vollkommen zusammengebrochen zu sein. „Aber du hast mir meine Frage nicht beantwortet. Ist es deswegen?“

Snape biss die Zähne so fest zusammen, dass sich seine Kiefermuskeln ganz deutlich unter der Haut abzeichneten. Er wandte den Kopf beiseite, ließ die halblangen Haare vor das Gesicht fallen. Auf einmal sah er mindestens zwanzig Jahre jünger aus. Irgendwie... zerbrechlich... Aber es war eine Zerbrechlichkeit, an der man sich böse schneiden und die gemein täuschen konnte.

„Ist es deswegen?“ George streckte die Hand aus und drehte Snapes Gesicht so, dass dieser ihn ansehen musste. Er wusste nicht, woher er den Mut nahm, um das zu tun. Und als Snape den Kopf sofort zurückwarf und ihn aus giftig funkelnden Augen anblickte, wusste er auch, dass es ein Fehler gewesen war. Aber das war ihm gleich.

„Es geht dich nichts an.“ Der schwarzhaarige Mann stand auf, fand seine Hose auf dem Sessel und zog sie über.

„Nein, natürlich nicht. Ich habe ja nur mit dir geschlafen, verzeih, dass es mich interessiert, warum du auf einmal Panik schiebst.“ George schob die Unterlippe vor. Verdammt, warum sperrte er ihn aus? Warum machte er nicht den Mund auf und sagte es ihm? Er war schließlich kein Schüler mehr und kein Kind! Dann blitzte ein Gedanke auf. Kalt, schmerzhaft, brennend. Ohnmächtige Wut überkam ihn. Wenn das wahr war... „Oder war ich heute Nacht für dich nur ein Ersatz für Fred? Gleiches Gesicht, gleicher Körper? Ist es das? Musstest du dich einfach nur mit einem Ebenbild einmal richtig austoben?“

Er kam auf die Beine, machte im Gegensatz zu Snape jedoch keine Anstalten, sich anzuziehen. Sein Körper bebte vor Zorn.

„Nein, es...“, versuchte Snape einzulenken, doch George war längst nicht mehr bereit, ihm zuzuhören.

„LÜG MICH NICHT AN!“ Der junge rothaarige Mann funkelte ihn zornig an. „Dann hab wenigstens die Größe dazu zu stehen! Glaubst du, ich habe nicht daran gedacht? Glaubst du, nur du könntest so etwas denken? Oh, nein, warte mal: Wahrscheinlich hältst du mich sogar für so erbärmlich unschuldig und naiv, dass ich so etwas niemals denken würde, was?“

„Unschuldig?“ Snapes Augenbraue wanderte anzüglich nach oben. „Nach dieser Nacht sicher nicht.“

„Du... Du...“ George fehlten die Worte, um seine Wut richtig auszudrücken. „Du widerliches Stinktier!“ Er griff wahllos nach einem Kissen und schleuderte es auf den ehemaligen Todesser. Direkt darauf folgten ein Glas und die leere Whiskyflasche. Alles landete weit neben Snape. Denn eigentlich hatte er ja gar nicht treffen wollen.

Snape blickte ihn nur stumm an, sammelte seine weiteren Kleidungsstücke ein und ließ ihn allein zurück.

„Verdammt! Du kannst nicht einfach so gehen! Nicht so!“ Georges Stimme brach. Einige Schritte eilte er Snape noch gen Tür nach, dann blieb er stehen. Mit der Hand fuhr er sich über das Gesicht, rieb sich über die Schläfen und schloss die Augen.

„Scheiße...“, murmelte er leise. „Scheiße!“ Ein kräftiger Fußtritt traf die Couch und kurz darauf hüpfte George mit schmerzendem Fuß um das Möbel herum, um sich schließlich darauf fallen zu lassen.

Was, wenn er Recht hatte? Wenn... genau das Snapes Motivation gewesen? Dass er einfach nur ein Ersatz für Fred war? Es lag... nahe. Schmerzhaft nahe.

Was, wenn Snape ging? Wenn er in diesem Augenblick seine Sachen packte und verschwand? Aus dem Laden, aus seinem Leben, aus...

Schlagartig war er wieder auf den Beinen. Das... Nein, das wollte er definitiv nicht! Nein!

Zumindest besaß er den Anstand, sich hektisch seine Boxershorts überzustreifen, ehe er das Chaos im Wohnzimmer Chaos sein ließ und die Treppe nach oben stürmte.

Auf halbem Wege prallte er mit Verity zusammen.

„Hey, George! Was ist denn mit dir los?“ Sie hielt ihn fest und verhinderte so, dass er das Gleichgewicht vollends verlor. Ein anzügliches Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie die deutlichen Kratzspuren auf seinem Oberkörper bemerkte, doch dieses verschwand schnell wieder, als sie Georges nahezu panische Miene sah. „Tief durchatmen...“

„Nein, ich...“

„Hör zu, wir können gleich reden, ja? Snape kümmert sich um den Versand und dann...“

„Sicher?“

„Ja, klar. Er hat es mir gerade noch gesagt. Meinte nur, dass er sich vorher noch umziehen wolle...“ Verity warf ihre Korkenzieherlocken mit einer schnellen Kopfbewegung zurück.

„Er... geht nicht?“ Erleichterung durchströmte George. Das war... Am liebsten hätte er vor Freude geheult. Einfach nur geheult. Er hatte zwar keine Ahnung, wie sie von nun an miteinander umgehen sollten und würden, aber... er ging nicht. Er war noch da, damit man mit ihm reden konnte.

„Warum sollte er?“ Verity sah George vollkommen verwirrt an. „Was ist zwischen euch denn bloß passiert?“

„Ich... Nichts...“ Der Rotschopf zwang sich zu einem Lächeln. „Alles okay...“

„Aha.“ Ihre Stimme machte mehr als deutlich, dass sie ihm kein einziges Wort glaubte, aber Rücksichtnahme und Anstand hielten sie davon ab, ihn weiter zu löchern.

Er ging nicht...

George flitzte nun die Treppe empor und dann in sein Schlafzimmer. Verwirrt blickte ihm Verity nach und zuckte mit den Schultern. Sie würde so oder so noch mitbekommen, was los war. In diesem kleinen Haus ließ sich das ja kaum vermeiden. Genauso, wie ihr die Funken nicht hatten entgehen können, die zwischen den beiden geflogen waren.

XII. Kapitel

Nachdem George geduscht, sich angezogen und gründlich nachgedacht hatte, beschloss er, dass seine beiden Mitarbeiter den Laden für heute schon allein schmeißen würden. Er hatte anderes zu tun. Denn ehe er Snape wieder unter die Augen treten konnte beziehungsweise wollte, musste er sich selbst auf die Reihe kriegen. Sprich: Sich im Klaren werden, was er eigentlich wollte. Und was zum Merlin in ihm eigentlich vor sich ging.

An den gestrigen Abend erinnerte er sich teilweise ausgezeichnet und teilweise wiederum extrem dunkel. Er wusste noch, dass jegliche Initiative von ihm ausgegangen war, dass er alles in Gang gebracht hatte – aber auch, dass Snape nicht aufgehört oder ihn ausgebremst hatte. Nein... Severus war auf ihn eingegangen – und das hinterher nur allzu willig...

Er hatte das Gefühl genossen. Diese hemmungslose Leidenschaft, diese Gier, alles. Einfach alles. Aber... war das nur Sex gewesen?

Er war schließlich alt genug, um zu wissen, dass Liebe und Sex durchaus zwei Paar Schuhe sein konnten und nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben mussten. War es so?

Mühsam schob er den Gedanken beiseite, dass er für Snape wirklich nur ein Ersatz gewesen war und nichts anderes. Diese Vermutung nagte an ihm und macht ihm das Denken schwer.

George seufzte tief und trat ans Fenster. Es schneite wieder. Eine weiche, weiße Decke lag bereits auf seiner Fensterbank und glitzerte ganz schwach. Genauso kam ihm seine Gefühlswelt gerade vor: schwach glitzernd und hauptsächlich eingefroren. Er konnte ja gar nicht mehr klar denken...

„Verdammt.“

Und der einzige Mensch, mit dem er immer hatte reden können, war nicht mehr da. Und das war auch noch der einzige Mensch, dem gegenüber er ein äußerst seltsames, schlechtes Gewissen hatte.

Fred... Was würde er wohl denken? Würde er ein Problem mit dem Geschehenen haben? Oder...

„Verdammt!“ George schlug gegen die kalte Scheibe und lehnte die Stirn dagegen. „Verdammt...“

Warum war Fred nicht mehr da? Warum? Warum, warum, warum?

Und alles, was er hatte, war ein Tagebuch... Ein Tagebuch, das zwar sprechen konnte, aber es würde ihm wohl kaum Antworten geben. Es gab nur magisch aufgezeichnete Stimmen wider. Das war alles...

Und das reichte nicht! Er brauchte seinen Bruder! Um zu wissen, ob er ihm Vorwürfe machte, ob er sich selbst Vorwürfe machen musste! Ob er diese innere Selbstzerfleischung, dieses schlechte Gewissen weitertreiben musste oder... ob alles gut war. Ob er ihn verstehen konnte... Ob...

George presste die Augen fest zu und biss sich auf die Lippe, um nicht laut zu schreien. Warum war das alles nur so schwierig? Warum war das alles nur so eine elende Katastrophe? Warum...

Ruckartig stieß er sich von dem Fenster ab und holte das Tagebuch aus der Nachttischschublade. Dann warf er sich seinen Winterumhang über und eilte die Treppe herunter.

„Ich bin eine Weile weg!“, rief er Verity zu und ignorierte dabei Snape, der sich hinter der nur angelehnten Tür im Arbeitszimmer befinden musste. Er war eher froh, ihm nicht über den Weg zu laufen. Er hätte nicht gewusst, was er hätte tun oder sagen sollen.
 

Etwa eine Stunde später erreichte er Freds Grab auf dem Hogwartsgelände. Mittlerweile fiel der Schnee noch dichter und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwelche Schüler hier draußen herumliefen, war äußerst gering. Mit einem leisen Seufzer ließ er sich vor dem weißen Grabstein im Schnee nieder. Diesmal hatte er jedoch einen Isolationszauber gewirkt, damit er nicht wieder krank wurde. Erstens wollte er Snape die Genugtuung der Wiederholung einer solchen Dummheit nicht gönnen und zweitens war er sich nicht sicher, ob Snape ihn noch einmal gesund pflegen würde.

Nachdenklich schlug er das Tagebuch auf und lauschte Freds Stimme. Er hörte ihm noch einmal zu, wie er ihm von sich und Snape erzählte, wie er ihn schilderte... In Freds Worten, in seinen Beschreibungen erkannte er seine eigene Wahrnehmung so deutlich wieder. Das langsame Begreifen der kühlen Maske, das Entdecken der winzigen Anzeichen für Anteilnahme, für Freude und Spaß, für Traurigkeit und Betroffenheit... Das Herzklopfen bei Blickkontakt und Nähe... Das Bedürfnis von Gesprächen...

George lächelte bitter. War es das? Ahmte er Fred letzten Endes nur nach? Empfand er so, weil sein Zwilling es auch getan hatte? Hatte er sich... auch in Severus Snape verliebt? So, wie sein Zwilling vor ihm? Er verstand es nicht mehr. Er verstand gar nichts mehr...

George war sich nicht sicher, wie lange er dort gesessen hatte, als Freds Stimme schließlich vollends verklang.

„Du hast ihn wirklich geliebt...“, sagte er leise und streckte die Hand aus, um die bunten Weihnachtssterne vom Schnee zu befreien. „Kannst du mir verzeihen, dass ich so anmaßend bin? Kannst du mir verzeihen, dass...“

Er sprach nicht weiter, brachte es nicht über sich, die Worte überhaupt auszusprechen.

Kannst du mir verzeihen, dass ich mich in ihn verliebt habe?

Es würde der Tatsache nur noch mehr Substanz geben. Noch viel mehr...

„Hey...“ So plötzlich angesprochen zu werden, ließ George erschrocken zusammenfahren, dann begriff er, dass es Ginny war. Sie ging neben ihm in die Knie und blickte ihn an.

„Alles in Ordnung?“ Sie hatte gerade noch gelächelt, doch nun zogen sich ihre Augenbrauen sorgenvoll zusammen.

„Ja, nein. Ich... Keine Ahnung.“ George legte den Kopf in den Nacken und lachte hilflos.

„Wenn du reden willst...“

„Du bist meine kleine Schwester.“

„Und?“ Ginny piekste ihn in die Seite. „Ich bin siebzehn! Schon vergessen? Außerdem kann ich dir antworten.“ Ihr Gesicht verzog sich schmerzlich, als sie auf den stummen Grabstein blickte.

„Auch wieder wahr...“ George seufzte leise und lehnte den Kopf an die Schulter seiner Schwester. „Was meinst du... Was würde Fred denken, wenn ich mich in den Freund verliebt hätte, mit dem er vor seinem Tod zusammen war?“

Ginny fuhr zusammen und starrte George fassungslos an. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Absolut nicht. „Äh... Also...“

„Siehst du. Du weißt es auch nicht...“ George seufzte erneut und schloss die Augen. „Wahrscheinlich wäre er wütend und würde sich verraten fühlen. Und ich könnte es sehr gut verstehen...“

„Ich glaube, da irrst du dich.“ Ginny schüttelte energisch den Kopf und ihre zu Zöpfen geflochtenen Haare kitzelten George an der Wange.

„Ach ja?“

„Ja. Denn Fred hat dich geliebt. Er war dein Bruder! Er würde dir alles Glück der Welt wünschen. Und wenn Fred diesen Mann auch geliebt hat, dann würde er ihm auch wünschen, dass er glücklich ist. Und wenn es sein Bruder ist, der mit ihm glücklich sein kann, sein soll... Ich glaube nicht, dass es ihn stören würde. Vielmehr würde es ihn freuen, dass zwei Menschen, die ihm wichtig sind, einen Weg gefunden haben, auch ohne ihn wieder zu lachen und Glück zu empfinden. Denn ich glaube, dass es Fred traurig machen würde zu sehen, wie selten du nur noch lachst. Er würde dich weiterhin lachen sehen wollen, George. Ihr habt immer zusammen gelacht. Es ist... Wenn du lachst, wird es so sein, als wenn er mit dir mitlacht. In deinem Herzen. Und wenn du glücklich bist, dann ist er mit dir glücklich. Ganz sicher.“ Ginny holte nach ihrer Rede tief Luft. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ein entschlossener Zug lag um ihren Mund.

George lächelte und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.

„Danke...“

„Dafür doch nicht!“, empörte sie sich künstlich und lachte. „Sag mir lieber, ob dir das irgendwie hilft!“

„Ja... Das tut es. Ich glaube, vor lauter Verwirrung kann ich selbst gar nicht mehr klar denken.“

„Dafür sind Geschwister doch da.“ Ginny wuschelte ihrem älteren Bruder liebevoll durch die Haare. Sie saßen eine Weile still beisammen, ehe Ginny wieder das Wort ergriff.

„Was meinst du: Würde Fred sich auch noch über ein paar Goldglitzerweihnachtssterne freuen? Den Zauber dafür habe ich extra geübt.“

„Oh, er würde sie garantiert wundervoll finden.“

Ginny richtete ihren Zauberstab zufrieden auf den Schnee des Grabes. Langsam wuchs ein kleiner Schössling empor und entfaltete goldene Blätter, die im düsteren Licht des Schneetreibens ganz eben glitzerten.

„Und jetzt solltest du ins Warme verschwinden und diesem Mann sagen, was du für ihn empfindest. Schließlich ist bald Weihnachten!“ Ginny zerrte George nachdrücklich auf die Beine.

„Was hat Weihnachten denn damit zu tun?“ Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen.

„Das Fest der Liebe! Schon vergessen?“ Lachend tippte sie ihn an die Stirn. „Wann wäre dafür ein besserer Zeitpunkt als zu Weihnachten?“

„Ach, soll ich noch vierzehn Tage warten?“, gab George zurück.

„Nein... Aber du solltest dir die vielleicht als Deadline setzen.“ Ginny grinste. „Ansonsten wagst du es nie.“

„Hey!“ Empört bückte sich George und formte etwas Schnee zu einem Ball. Ginny hatte derweil die Gelegenheit genutzt, um einige Schritte fortzurennen. Ihr Vorsprung schützte sie aber nicht vor dem Schneeball ihres Bruders.

„Rache!“, lachte sie und benutzte ihren Zauberstab, um ein wahres Feuerwerk an Schneebällen auf diesen loszulassen.

Lachend und in eine intensive Schneeballschlacht vertieft, verließen sie den kleinen Friedhof.

XIII. Kapitel

Und jetzt? George war ganz froh, dass er so spät Zuhause ankam, dass ihm nur Itodi über den Weg lief, die ihn mit einem liebevoll zubereiteten Abendessen versorgte.

Tja, und jetzt?

Er konnte kaum zu Snape rennen und ihm sagen „Ach, übrigens habe ich gerade kapiert, dass ich dich liebe.“ Das war dämlich. Und gerade bei diesem Mann wohl das absolut Falscheste, was er tun konnte. Nein. Er musste anders vorgehen. Absolut anders... Aber wie? Das war das eigentliche Problem. Aber andererseits wäre er ja nicht George Weasley, wenn er nicht in der Lage wäre, einen entsprechenden Plan zu entwerfen. Fred und er hatten sich nie unterkriegen lassen, und er würde jetzt auch garantiert nicht damit anfangen!
 

Direkt am nächsten Morgen leitete er Phase eins des Plans ein: Normalisierung ihres Verhältnisses.

Wenn sie vollkommen verkrampft miteinander umgingen, würden sie a) niemals eine Möglichkeit finden, mal ruhig miteinander zu sprechen und würde sich b) noch die Gefahr ergeben, dass Snape doch ging. Und das war wiederum etwas, was unter keinen Umständen passieren durfte. Ergo: Angenehme Atmosphäre schaffen und weiter vorarbeiten.

Das hieß vor allem, dass er sich zusammenreißen musste. Er wusste nämlich dummerweise noch immer nicht, wie er sich Snape gegenüber verhalten sollte. Und was dieser wiederum sagen oder tun würde... Und, ja. Er stand so mitten vor dem Nichts und versuchte, einen Plan umzusetzen.

Das war dämlich.

Das war absolut bescheuert.

Das war vollkommen genial.

Fred wäre stolz auf ihn!

George warf einen langen Blick zu dem Foto, das seit dem gestrigen Abend seinen Nachttisch zierte. Es zeigte ihn und seinen Zwillingsbruder bei dem ersten Besuch ihrer Eltern im Laden. Sie strahlten um die Wette und trugen ihre teuren Drachenledermäntel... Er lächelte traurig und berührte für einen Augenblick das lachende Gesicht seines Zwillingsbruders.

„Ich geb mir Mühe. Versprochen...“

Leise zog er die Tür hinter sich zu und ging hinunter in die Küche. Itodi hatte bereits ein umfangreiches Frühstück vorbereitet – und Snape saß schon an dem Tisch und blätterte im Tagespropheten.

George ließ sich mit einer Tasse Kaffee ihm gegenüber nieder und begann in aller Seelenruhe, sich ein Brötchen zu schmieren. Normalität... Auch wenn sein Herz gerade zu zerspringen drohte und er das Zittern seiner Hände nur mühsam unterdrücken konnte. Am besten dachte er gar nicht daran, dass er eigentlich schlagartig gar keinen Hunger mehr hatte und befürchtete, sich sofort übergeben zu müssen, wenn er etwas zu Essen herunterwürgte. Also biss er von dem Brötchen ab und schaffte es sogar, dieses Stück irgendwie zu schlucken. Schnell mit Kaffee nachspülen...

Als er aufsah, blickte er in tiefschwarze Augen, die ihn über den Rand der Zeitung hinweg musterten.

Warum war Selbstbeherrschung eigentlich so verdammt schwer? George verspürte schlagartig den extremen Drang, aus dem Zimmer zu stürmen, zu schreien und irgendwie diesen Druck in seinem Inneren loszuwerden, aber... Er lächelte. Irgendwie brachte er ein freundliches, warmes, ganz normales Lächeln zustande.

„Wenn du fertig bist, gibst du mir dann die Zeitung?“, fragte er höflich, was dafür sorgte, dass Snapes linke Augenbraue minimale nach oben zuckte.

„Natürlich.“ Eine kühle Ein-Wort-Antwort, aber mehr hatte er eigentlich auch gar nicht erwartet. Immerhin hatten sie miteinander gesprochen. So gesehen konnte man das schon glatt als Fortschritt werten.

George verbiss sich ein Aufseufzen und nippte an seinem Kaffee. Eigentlich wollte er ja mehr essen, aber er traute seinem Magen nicht so recht. Der drehte ja jetzt schon durch und da war nicht absehbar, was noch daraus werden würde. Und es war natürlich unwahrscheinlich attraktiv, wenn man sich die Seele aus dem Leib kotzte. Er verzog den Mund und schob den Teller weg.

Dann bestand das Frühstück eben nur aus Kaffee.

Eine Viertelstunde später reichte Snape ihm die Zeitung über den Tisch. Erstaunlicherweise pfefferte er sie ihm nicht einfach hin oder ließ sie liegen. Nein, er gab sie ihm.

Und da war er wieder. Dieser tiefe, dunkle und äußerst forschende Blick. George erschauderte, aber er lächelte nur und nickte. „Danke. Wir sehen uns dann...“

Snape nickte ebenfalls knapp – dass er nicht sprach, war jetzt nicht gerade eine große Überraschung. Severus Snape war noch nie ein Mann großer Worte gewesen, da machte das gar nichts.

Als er sicher sein konnte, dass Snape definitiv im Arbeitszimmer verschwunden war, seufzte er tief und drückte die Stirn auf die auf der Tischplatte verschränkten Arme. Bei Merlin! So etwas wie Normalität zu erzeugen, war verdammt schwer!

Vor allem, weil er ja wusste, was geschehen war. Weil er darauf brannte zu wissen, was jetzt eigentlich los war. Weil... er alles klären wollte und das am liebsten jetzt und sofort und mit Happy End. Aber wenn er eins gelernt hatte, dann, dass man einen Severus Snape nicht mit allem überfahren konnte. Bei manchen Dingen war es gut so – an diesem einen Abend hatte das zum Beispiel großartig funktioniert –, aber bei anderen war das der absolut falsche Weg. Es galt also noch immer das richtige Maß zu finden. Aber das war schwer... Und viel zu berechnend. Er war immer die impulsivere Seite von ihrem Duo gewesen; Fred war derjenige gewesen, der kühl und überlegt an alles herangehen konnte. Er doch nicht! Erneut seufzte er und zwang sich dann dazu aufzustehen.

Es galt schließlich diesen Tag über die Bühne zu bringen.
 

Das gelang auch relativ gut, auch wenn George hin und wieder das Gefühl hatte, dass sein Herz in Severus’ Nähe zerspringen wollte, dass er am liebsten seine Gedanken herausgebrüllt hätte und ständig um seine Fassung kämpfen musste. Aber es ging. Sie schafften es sogar, fünf Minuten allein in dem Arbeitszimmer zu sein, ohne dass irgendein heikles Wort fiel.

Vielleicht... vielleicht ging Snape ja davon aus, dass er alles eingesehen hatte und diese Nacht aus seinem Gedächtnis strich. Dummerweise ging das nicht. Absolut nicht. Er konnte ihn ja kaum ansehen, ohne dass die Erinnerungen kamen. Ohne dass er sich diesen leidenschaftlichen Ausdruck in den schwarzen Augen zurückwünschte. Oder sich nach solch einem Kuss sehnte.

Und das machte dieses ganze Unterfangen nicht unbedingt leichter...
 

Die nächsten Tage verliefen nicht anders. George bemühte sich um Normalität – und tat sich selbst damit unheimlich schwer. Jedoch fand er das dritte Frühstück schon deutlich leichter zu bewältigen. Vor allem auch, weil diese skeptisch-prüfenden Seitenblicke Snapes ausgeblieben waren. Es schien, als wenn dieser nicht mehr mit einem plötzlichen Ansprechen auf diese heikle Nacht rechnete. Und das war gut so.

Sie jetzt anzusprechen war natürlich das vollkommen Falsche, auch wenn es George danach drängte. Er wollte es verstehen! Er wollte alles begreifen und wissen, was in Severus vorging, was er dachte, was er fühlte. Aber dazu ließ er ihm ja gar keine Chance. Ihm blieb nur aus seinem Verhalten zu lesen und das war nun wirklich... schwer. Verdammt schwer. Weil dieser Mann ja so gut wie keine Anzeichen hinterließ!

Da waren nur ganz minimale Dinge. Wie ein kurzes Blinzeln, das Hochziehen einer Augebraue und so, aber sonst... Und diese Anzeichen sprachen im Moment alle die Sprache von Distanz und Anspannung, was wiederum sein Vorhaben nicht einfacher machte. Wie sollte man denn Normalität mit jemandem finden, der sich innerlich zurückzog und noch mehr distanzierte als jemals zuvor?

George lehnte sich auf seinem Bett zurück und verschränkte die Arme im Nacken.

Wenn er so zurückdachte, dann waren sie sich doch wirklich nahe gekommen. Ganz still und leise. Einfach so. Und die Aufmerksamkeit, die er Snape geschenkt hatte, die war definitiv erwidert worden. Severus hatte sich gekümmert, hatte Anteil genommen und war oft und vermutlich nicht gerade ungern in seiner Nähe gewesen. Verdammt, da war doch etwas!

Wie... wie konnte er das alles nur einfach so wegwerfen? Wie? Und warum? Und... spielte dabei doch der Gedanke an seinen Zwillingsbruder eine Rolle? War er für ihn stets präsent? War es das?

Er seufzte tief, rollte sich auf den Bauch und biss in sein Kopfkissen, um nicht zu schreien. Warum war das alles nur so elend verworren? Warum nur?

Vermutlich, weil jemand wie Severus Snape schlichtweg kein einfacher Mensch war. George selbst war da vollkommen anders gestrickt. Direkt, problemlos und manchmal auch etwas zu sorglos. Severus dagegen... Bei Merlin, der Mann musste in der Vergangenheit viel eingesteckt haben, um so zu werden.

George drehte den Kopf und blickte nachdenklich zu dem dunklen Fenster. Nun, das war eigentlich nur logisch. Schon alleine seine Zeit als Todesser und Spion war garantiert hart gewesen – nahm man nur mal allein diesen Unfall mit seinem Ohr als Grundlage. Unwillkürlich tastete George nach der leeren Stelle.

Kunststück, dass es nicht einfach mit ihm war. Aber das war nichts, was ihn entmutigen würde. Ganz sicher nicht!

XIV. Kapitel

Ja, an diesem Morgen hatte George ein gutes Gefühl, dass es Zeit war, Phase zwei zu starten. Dafür gab es ein paar gute Gründe:

Erstens war er vor Snape in der Küche und konnte Vorbereitungen treffen. Zweitens war dieser mittlerweile in seiner Nähe nicht mehr so extrem auf dem Sprung, sondern weitaus entspannter. Drittens waren es nur noch neun Tage bis Weihnachten und wenn er jetzt nicht langsam begann, würde sein Zeitplan in ein vollkommenes Desaster rutschen. – Also insgesamt wirklich sehr gute Gründe, um die zweite Phase zu beginnen. Und das hieß: kleine Aufmerksamkeitsgesten.

Er lächelte schwach und schickte dann Itodi aus der Küche. Eine umsichtige Hauselfe war kaum etwas, was er in diesem Zusammenhang gebrauchen konnte.

Die Zeitung landete einladend gefaltet neben Snapes Teller. Die Kaffeetasse daneben, dazu noch der Honig, den er besonders mochte. Ein neues Glas – damit es natürlich auch ins Auge sprang. Und dann werkelte George beschäftigt an der Arbeitsplatte. Wie ihm aufgefallen war, mochte es Severus, manchmal einen Obstsalat nach dem Frühstück zu essen – und genau diesen bereitete er jetzt vor. Ganz muggelmäßig per Hand.

„Morgen...“ Der knurrige Gruß sorgte dafür, dass sich George beinahe in den Finger säbelte. Gerade noch rechtzeitig konnte er die Hand wegziehen.

„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen.“ Er wischte sich die Hände ab, drehte sich um und goss Snape in einer einzigen fließenden Bewegung Kaffee ein. Dieser kommentierte das Geschehen mit seiner üblichen Geste: einer in die Höhe wandernden Augenbraue, die in diesem Fall so etwas wie Überraschung zum Ausdruck brachte. Ihr folgte ein kaum erkennbares Nicken – so etwas wie ein kurzer Dank –, dann vertiefte er sich in seine Zeitung. Der Honig fand von seiner Seite offenbar keine weitere Beachtung, aber das hatte George auch nicht unbedingt erwartet.

„Obstsalat?“ Das Wort war weniger als Frage gemeint. George stellte vielmehr einfach ein gefülltes Schälchen neben Snape ab und verschwand mit einem Lächeln und seinem eigenen Anteil – obwohl er dieser Obstkombination wenig abgewinnen konnte, er war da eher Purist – Richtung Arbeitszimmer. Er konnte die Überraschung von Severus beinahe spüren und dieser Eindruck brachte ihn zum Lächeln.
 

Den nächsten Tag begann er genauso. Allerdings ließ er da den Obstsalat weg und ersetzte diesen einmal durch etwas besonders bittere Schokolade – die mochte Severus aus irgendeinem George unerfindlichen Grund offenbar besonders gerne – und das andere Mal durch Muggelzimtknusperkugeln. Letztere sorgten für ein regelrechtes Entgleisen von Snapes Gesichtszügen und zwar gen Lächeln. Diese waren also ein Volltreffer ins Schwarze gewesen. George hatte nur zufrieden vor sich hingegrinst.

Und an diesem Abend hatte er etwas Besonderes vor.

Der Rotschopf sorgte dafür, dass im Wohnzimmer eine wirklich gemütliche Atmosphäre herrschte. Im Kamin flackerte ein warmes Feuer. Wein und Salzknabbereien standen bereit. Und er hatte sogar extra ein neues Schachspiel gekauft.

„Spielst du nachher eine Runde Schach mit mir? Ich bin eingerostet und Weihnachten wird Ron wieder nach einem neuen Gegner suchen.“ George lehnte betont lässig in der Wohnzimmertür und blickte Severus an, der gerade die Treppe emporsteigen wollte. Der Laden war seit knapp zwei Stunden geschlossen und nun waren alle Aufräum- und Sortierarbeiten erledigt.

„Sie... Du spielst Schach?“ Die Augenbraue glitt wieder nach oben.

Sie... George gelang es gerade noch, eine schmerzliche Regung auf diese erste Anrede zu unterdrücken. Sie sprachen so wenig miteinander, dass Snape schon vergaß, dass sie sich eigentlich duzten. Oder aber er distanzierte sich so weit, dass er schon wieder beim Sie angelangt war.

„Etwas. Ich werde dir kaum das Wasser reichen können, aber gerade deswegen kann ich ja von dir lernen.“

„Mhm...“ Die schwarzen Augen blickten prüfend, ehe Snape nickte. „Gut.“ Für einen Moment schien es, als wenn er noch etwas hinzufügen wollte, vermutlich irgendeine sarkastische Bemerkung, doch es kam nichts. Er trat einfach still auf George zu, der betont lächelnd zurückwich, während ihn dieses Gefühl von Severus’ Nähe mitzureißen drohte. Bei Merlin, dieser Kerl hatte ihn wirklich voll erwischt. Er verbat sich den Seufzer, der sich gerade auf seine Lippen schlich, und tapste hinter Snape her in das Wohnzimmer.

„Bist du davon ausgegangen, dass ich gar nicht ablehnen kann?“ Erneut blickten ihn die schwarzen Augen forschend an.

„Ich hatte es gehofft.“ George zuckte mit den Schultern und ließ sich auf eines der Sofas fallen. Er schenkte ihnen beiden Wein ein und fixierte sein Gegenüber. Geschmeidig ließ sich auch Snape auf dem Sofa nieder – an der gleichen Stelle wie an diesem einen bestimmten Abend... Ein kurzes Aufflackern in den schwarzen Augen verriet George nur zu deutlich, dass sich dieser auch erinnerte. Dennoch fiel keinerlei Bemerkung in dieser Hinsicht. Wie auch? Sie gaben sich ja beide alle Mühe so zu tun, als wenn diese Nacht niemals geschehen war.

Für einen Augenblick starrte George auf seine Hände und fragte sich, was er hier eigentlich tat. Das hier... Das war doch vollkommen aussichtslos. Er versuchte einen Mann zu erobern, den er kaum bekommen würde. Einen Mann, der ihm gegenüber kalt und distanziert war. Der gesagt hatte, dass das Geschehene ein Fehler gewesen sei und dass ihn der Grund dafür nichts anginge. Der ihn schon vollkommen von sich ausgesperrt hatte. Also... Warum noch kämpfen?

Mutlosigkeit überfiel den Rotschopf so schlagartig, dass er kaum noch atmen konnte. Am liebsten wäre er einfach weggelaufen.

„Sind deine Spielkünste in Zauberschach derart schlecht, dass du bereits vor dem Spiel verzweifelst?“

Snapes Worte brachten ihn gleichzeitig beinahe zum Lachen und zum Weinen. Irgendwie rang sich George ein Lächeln ab, als er aufsah. „Nein, ich... Nein. Keine Sorge, so schlimm sieht es nicht aus.“ Er bemühte sich, fröhlich und gelassen zu sein, doch sein Inneres schien nur noch aus einem eisigen Klotz zu bestehen. Er war doch nur ein Ersatz für ihn gewesen. Ja, genau. Und genau deshalb wollte Snape keine engere Bindung zu ihm haben. Weil er nicht Fred war. So einfach war das.

Georges Hand zitterte minimal, als er den Eröffnungszug machte. Er hatte längst verloren. Er hatte nie gewinnen können. Er musste nur seine Niederlage endlich einsehen...

„Interessanter Zug.“ Snape betrachtete das Spielfeld. Anstatt des üblichen Starts mit einem der Bauern hatte sich George entschieden, direkt einen Springer zu ziehen. Eher ungewöhnlich, da die meisten Zauberer erst eher abwartend die Bauern in den Kampf schickten, ehe sie die scheinbar stärkeren Spielfiguren ins Rennen brachten. Jedoch vergaßen diese oft auch, dass es die Bauern waren, die sich bei einem Durchmarsch in eine weitere Dame verwandeln konnten und eine entsprechende Macht besaßen...

Die schlanken weißen Finger schlossen sich um einen Springer und setzten diesen spiegelverkehrt zu Georges weißer Figur auf das Feld.

Der Blick aus den braunen Augen hing noch einen Augenblick lang an der schönen Hand, ehe er über das Spielfeld wanderte.

Es fiel George schwer, sich auf das Spiel zu konzentrieren. Doch zugleich hatte er das Gefühl, dass dieses Spiel vielleicht das Letzte war, das ihn auf irgendeine Art und Weise mit Severus verbinden würde. Er würde aufgeben, alles fallen lassen. Er war für ihn offenbar von keinerlei Bedeutung – und so würde er ihm wenigstens ein gutes Spiel liefern. Denn das war alles, was er jetzt noch tun konnte. Einfach... alles.

Er versetzte langsam den ersten Bauern.

XV. Kapitel

Äußerst aufmerksam hatte Severus Snape die Bewegungen seines jungen Gegenübers verfolgt. Ihm waren die kleinen Regungen nicht entgangen, die verrieten, dass Georges Stimmung von einer gewissen Vorfreude und Begeisterung in abgrundtiefe Verzweiflung umgeschlagen waren. Und ihm entging auch nicht, dass sich der junge Mann jetzt bewusst zusammenriss und sich Mühe mit dem Spiel gab.

Snape tat den nächsten Schachzug, erneut spiegelverkehrt, zu Georges, nahm sein Weinglas und drehte es langsam in der Hand, während seine dunklen Augen den Rothaarigen fixierten.

Es war in den letzten Tagen kaum zu übersehen gewesen, dass sich dieser... um ihn bemüht hatte. Mit derart vielen Kleinigkeiten, dass diese nahezu schwer zu zählen waren. Und er war sich noch nicht so sicher, was er davon halten sollte. Sein Standpunkt hatte sich... nicht geändert. Daran hatten weder ihre Annäherung, diese eine Nacht und Georges Verhalten etwas ändern können. Er war überzeugt.

Und es war... vollkommen unsinnig, sich auf diesen jungen Kerl einzulassen. In irgendeiner Hinsicht. So sehr seine Aufmerksamkeit und seine offensichtliche Zuneigung auch schmeicheln mochten.

Snape nahm einen tiefen Zug aus dem Glas und stellte es ab. Dann antwortete er mit seinem Läufer auf Georges Zug mit einem weiteren Bauern.

Sein Blick verharrte auf den Figuren und folgte schließlich Georges Fingerspitzen, die ein wenig ziellos über weißen Gestalten glitten und schließlich wieder auf die Tischplatte zurückkehrten, um dort einen nervösen Rhythmus zu trommeln. Kräftige Hände, die es gewohnt waren, auch richtig anzupacken, angestrengt zu werden... Hände, die weich und warm sein, aber auch gleichzeitig fest zupacken konnten... Hände, die...

Abrupt wandte er seine Augen ab und nahm sich einige Erdnüsse. Er drehte sie zwischen Zeigefinger und Daumen, spürte das Salz auf seiner Haut, drehte sie weiter, bis ihnen vermutlich längst schwindelig geworden war, ehe er sie dann langsam aß. Nuss für Nuss, bedächtig kauend.

Erneut war er an der Reihe. Bedächtig studierte er die Schachfiguren, spielte mögliche Züge und Gegenzüge in seinen Gedanken durch, ehe er langsam den ersten Turm ins Spiel brachte.

Er hob den Kopf erneut und betrachtete sein Gegenüber. Georges Kopf war gesenkt, die halblangen roten Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, berührten Hals und Kinn und umschmeichelten die Beugung des Nackens. Die sonstige Lebhaftigkeit war jetzt vollkommen zur Ruhe gekommen. Er wirkte konzentriert. Doch das nervöse Trommeln seiner Finger bewies auch, dass die innere Anspannung da war. Immer wieder fuhr er sich durch die Haare, zupfte gedankenverloren an den Strähnen und warf ihm nervös-flackernde Blicke zu.

Zu einem gewissen Grade war das durchaus schmeichelhaft. Ein winziges, kaum sichtbares Lächeln umspielte Severus’ Lippen und wurde im Augenblick seines Bemerkens direkt wieder ausgemerzt.

Dieser... Junge sollte ihn nicht zum Lächeln bringen. Er sollte ihn nicht auf diese Art... berühren. Er sollte ihm voll und ganz egal sein. Na gut, wenn es nicht anders ging, dann eben nicht völlig egal, aber zumindest so weit, dass sie irgendwie miteinander zurechtkamen. Dass er selbst mit seiner Anwesenheit klarkam.

Und er ihn nicht ständig erinnerte...

An Dinge, die er haben konnte, wenn er wollte. An Dinge, für die er nur die Hand ausstrecken musste.

Sie waren Illusionen.

Jeder Glaube an so etwas wie Glück, Zufriedenheit, eine erfüllte Partnerschaft oder so etwas wäre einfach nur Irrsinn. Er wurde bald vierzig. Was wollte er mit so einem jungen Hüpfer Anfang zwanzig? Schön, im Moment mochten Alter und Erfahrung ihren Reiz haben, doch wie lange würde so etwas wohl anhalten? Nicht für den Zeitraum, den er wollte, den er erwartete.

Er hatte genug von Enttäuschungen. Er hatte genug von zwischenmenschlichen Beziehungen, in die er seine ganze Seele legte und von denen am Ende nichts übrig blieb. Er hatte genug davon. Und ja, er war verdammt noch mal frustriert! Und er war verbittert. Er war ein alter, verbitterter Mann. Durfte er auch sein.

Der harte Zug um seinen Mund kehrte unmerklich wider, als er nach dem Weinglas griff und es in einem Zug leerte. Kaum hatte er es abgestellt, da füllte George es bereits kommentarlos nach.

Ihm lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge.

Willst du mich betrunken machen?

Er verbiss sie sich. Es wäre nicht fair und trotz allem hatte er auf eine gewisse Fairness immer Wert gelegt, auch wenn diese in den Augen seiner Schüler nicht unbedingt immer vorhanden gewesen war. Seine Vorstellungen dieses Begriffs mochten andere sein, als sie die meisten Menschen besaßen, aber dennoch hatte er Vorstellungen. Ganz abgesehen davon war das, was zwischen ihnen geschehen war, nicht aufgrund des Alkohols geschehen. Dafür war er dann doch Realist genug. Es wäre nett gewesen, sich das einzureden, aber dem war nicht so.

Sein Gedankengang wurde unterbrochen, als er des auffordernden Blicks von George gewahr wurde. Er hatte seinen Schachzug gar nicht mitbekommen, doch ein knapper Blick über das Spielfeld machte ihm klar, dass dieser seine Dame ins Spiel gebracht und den ersten Bauern dieser Runde geschlagen hatte. Schwarze Bruchstücke dieser Figur lagen nun am Spielfeldrand.

Beiläufig versetzte er den Läufer und brachte den weißen König ins Schach.

„Schach.“ Dunkel klang seine Stimme durch die Stille, so dunkel, dass es ihn selbst schon erschreckte.

Braune Augen sahen ihn an, luden mit ihrer Wärme regelrecht zum Versinken ein, wenn dort nicht dieser Glanz von Schmerz und Verzweiflung gewesen wäre.

Severus beugte sich vor, nahm betont langsam und beiläufig einige Erdnüsse und drehte diese erneut zwischen den Fingerspitzen.

Konnte es sein, dass er George wirklich derart viel bedeutete? Dass es dieser Junge so ernst meinte? Wenn man es genau nahm, hatte er sich nach diesem... Zwischenfall wirklich bemüht. Um genau zu sein, hatte er versucht ihn – Severus Snape – zu umgarnen. Und das war durchaus schmeichelhaft. Es war angenehm...

Aber dennoch: Wo sollte das hinführen? Wohin? Er war zu alt, um sich auf ein Spiel einzulassen, das in absehbarer Zeit vorüber war. Er war zu alt, um sich auf irgendetwas von begrenzter Dauer einzulassen...

Erneut war er am Zug. George hatte seinen König aus der Schusslinie gebracht und Snapes Läufer geschlagen – was diesem durchaus klar gewesen war. Ein Läufer geopfert, um dafür Georges Dame schlagen zu können.

Schach besaß Strategie. Und so viel Strategie die Weasley-Zwillinge auch immer an den Tag gelegt hatten, wenn sie irgendwelche Streiche ausheckten, auf dem Schachfeld konnten sie es nicht umsetzen. Fred hatte es auch nicht gekonnt...

Sie hatten ab und an zusammen Schach gespielt, wenn es ihm gelungen war, sich in die Räumlichkeiten seines Lehrers herunterzuschleichen. Er hatte sich Mühe gegeben, aber er war zu impulsiv gewesen, hatte schlichtweg einfach die Figuren gesetzt und gelacht, wenn er wieder verloren hatte. George... würde dieses Mal nicht lachen. Nein, so verzweifelt, wie dieser Ausdruck in den braunen Augen geworden war, würde er sich eher zu einem Lächeln zwingen, eine Gute Nacht wünschen und verschwinden.

Severus blickte still auf die kräftigen Finger, die erneut einen unsteten Rhythmus auf die Tischplatte trommelten.

...eigentlich... Ja... eigentlich... wollte er diesen jungen Mann nicht traurig sehen. Er wollte ihn lachen sehen. Lächeln, auf diese Art, dass man das Gefühl hatte, dass er in der Lage wäre, die ganze Welt mitzureißen. Als wenn die ganze Welt ein einziger großer Scherz war, den nur er verstand. Er wollte ihn lachen sehen... Weil sie so unterschiedlich waren. Weil er selbst diese seltsame Verzweiflung in seinem Herzen spüren konnte. Weil... er doch irgendwie glauben wollte, dass es keinen Grund gab, so bitter und kalt zu sein. Weil es dieser verdammte Kerl wirklich geschafft hatte, ihn zu berühren und ihm etwas zu bedeuten.

Sachte legte er seine Hand auf die zuckenden Finger. Eisig waren sie. Nicht so warm, wie er erwartet hatte.

Ein erschrockener, vollkommen überraschter Blick flackerte zu ihm, ehe die braunen Augen sofort wieder niedergeschlagen wurden.

„Entspann dich. Selbst wenn du diese Runde verlierst, werden wir weiterspielen.“

Und im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er eigentlich wollte, dass das nicht nur für dieses Schachspiel galt. Dass es... weitergehen sollte. Selbst wenn es Wahnsinn sein mochte.

XVI. Kapitel

Und sie spielten weiter. Letztlich den ganzen Abend lang. George gelang es irgendwann sogar, sein Lachen wiederzufinden und das Schachspiel spontan anzugehen – womit er für Severus wiederum reichlich undurchschaubar wurde, sodass dieser doch zweimal am Rand einer Niederlage stand. Jedoch nur am Rande, denn er hatte schließlich nicht überlebt, indem er sich aus solchen Situationen nicht zu befreien wusste. Sie hatten Spaß. Beide.

Und Snape ließ sich hin und wieder sogar zu einem kleinen, kaum sichtbaren Lächeln verführen.

Als George schließlich zu Bett ging, hatte er das Gefühl, vor Glück und Zufriedenheit zerspringen zu können. So viel bedeutete ihm allein dieser Abend. Dieser Abend mit dieser einen kurzen Berührung und den tiefen Worten... Wir werden weiterspielen...

Mit einem äußerst zufriedenen Lächeln auf den Lippen kuschelte er sich schließlich in sein Kopfkissen und schloss die Augen.
 

Der nächste Tag begann mit der üblichen Arbeit. Weihnachten kam immer näher. Es waren nur noch fünf Tage bis zu dem heiligen Fest und entsprechend war der Laden den ganzen Tag über brechend voll. Auch die Eulenpostbestellungen hatten massiv zugenommen, sodass sie letztlich alle voll und ganz in Arbeit versanken. Snape schnürte ein Paket nach dem anderen und schickte es samt Rechnung auf den Weg, Verity und George traten sich im Laden beinahe auf die Füße, so viel hatten sie zu tun, und Itodi brach über der erhöhten Nachschubproduktion beinahe zusammen. Die Hauselfe wirbelte nur so herum und schien bald nur noch als schwacher Schemen zu erkennen zu sein. Zwischenzeitlich hatte sie es irgendwie noch geschafft, die Dekoration des Ladens aufzupeppen und weitaus weihnachtlicher zu gestalten, als sie es vorher gewesen war. Tannenzweige schlangen sich um die Fenster, behängt mit roten und goldenen Bändern, Glasglöckchen und roten Kristallkugeln. Mistelzweige hatten sie über beinahe jede Tür gehängt, Kerzen flackerten an allen mehr oder minder ungefährlichen Orten, Glaslaternen wiederum an anderen. Es war ihr gelungen, eine wahre Weihnachtsatmosphäre zu schaffen.

Als sie jedoch mit einem verzauberten Plattenspieler ankam, zog George die Notbremse. Bei dem Krach, der schon allein aufgrund der Menschenmasse im Laden herrschte, konnte er darauf verzichten, auch noch den ganzen Tag mit den gleichen Melodien zugeschüttet zu werden. Das musste wirklich nicht sein. Außerdem hing er an seinem Verstand und wollte sich diesen noch nicht weich kochen lassen. Irgendwie brauchte er ihn ja noch.

Sie alle waren froh, als sich die Pforten für den heutigen Tag schlossen und der Stress langsam abklang.

Verity sorgte in den Geschäftsräumen für Ordnung, während Itodi bereits in die Küche verschwand. Snape und George nahmen sich den Arbeitsraum vor, der im Chaos schier versank.

Sie arbeiteten schweigend Seite an Seite und doch war dieses Schweigen nichts, was als unangenehm zu werten war.

Plötzlich hielt George inne. Federn... Haare... Federbüsche...

Die Idee überkam ihn so plötzlich, dass ihm ein begeistertes „Das ist es!“ entfuhr. Keine Minute später saß er an dem vollkommen überladenen Tisch und kritzelte bereits erste Überlegungen auf einen Zettel. Severus stand daneben und verbiss sich den Anflug eines Lachens.

Das war doch... Mitten in Chaos und kurz vor dem finale des Weihnachtsgeschäfts fiel diesem jungen Kerl doch tatsächlich noch ein, ein neues Produkt zu entwickeln! Das nannte man wohl wahre Leidenschaft.

Er schüttelte den Kopf und begann weiter das Chaos in Ordnung zu verwandeln, während der Rotschopf über seiner Idee brütete, hin und wieder einige Worte murmelte, hektisch kritzelte, innehielt, wieder alles ausstrich und von vorne begann.

Es war auch Snape, der George nach rund anderthalb Stunden eine Schüssel mit der Kartoffelsuppe brachte, die Itodi für die Mitarbeiter der Zauberscherze vorbereitet hatte.

„Du solltest essen und dann weitermachen“, kommentierte der ehemalige Lehrer die Situation, als George nach zehn Minuten noch immer keinen Blick an die dampfende Suppe neben ihm verschwendet hatte.

„Hm?“ Der Rothaarige hob den Kopf und blickte Snape desorientiert an, ehe er des Geruchs gewahr wurde, der sich längst in dem Raum ausgebreitet hatte und seinen Magen zu einem äußerst nachdrücklichen Knurren veranlasste. „Oh... Ja, du könntest Recht haben.“ Er lächelte und begann langsam zu löffeln.

Selbst die simplen Eintöpfe, die Itodi zauberte, schmeckten schlichtweg hervorragend. Die Einstellung der Hauselfe war definitiv eine ihrer besten Ideen gewesen. Und heute war sie wirklich eine große Hilfe gewesen. Das waren sie alle... Verity, die die ungeduldigen Kunden hatte beruhigen können, und Severus, der sich um den ganzen Versand gekümmerte hatte. George lächelte gedankenversunken. Er konnte wirklich froh sein, solche Menschen um sich zu haben. Und immerhin zweien von ihnen bedeutete der Laden wirklich viel. Bei Itodi und Verity konnte er dahingehend sicher sein, Snape jedoch... Für ihn war das wahrscheinlich einfach nur eine notwendige Beschäftigung. Aber selbst unter diesen Bedingungen gab er sich Mühe.

Snape lehnte sich auf dem hölzernen Stuhl zurück und betrachtete George, der mittlerweile vollkommen in Gedanken versunken schien. Dabei handelte es sich wohl eindeutig um eher angenehme Gedanken, denn das Lächeln, das sein Gesicht zierte, konnte durchaus als selig bezeichnet werden. Es stand ihm.

Sobald er fertig war, schob George die Suppenschüssel beiseite und widmete sich wieder seinen Überlegungen. Snape blieb einfach still neben ihm sitzen und sah ihm zu.

Diese Art der Kreativität, der strengen Konzentration und Fokussierung besaß eine ganz eigene Faszination. Aus genau diesem Grund, aus dem Zusammenspiel dieser drei Momente, hatte er sich damals für den Weg als Zaubertränkemeister entschieden. Es waren Eigenschaften, von denen er wusste, dass sie ihn auszeichneten, und die er nutzen wollte. Es besaß eine eigenartige Faszination, genau diese Dinge bei einem anderen Menschen beobachten zu können.
 

Als George schließlich so weit war, mit dem ersten Zusammenmischen der Zutaten zu beginnen, wurde er sich erst wieder bewusst, dass Snape noch immer neben ihm saß.

„Könntest du vielleicht...“ Er brach ab und deutete auf seine Zutatenliste. Wenn jemand gut darin war, diese Dinge zusammenzurühren, dann ja wohl ein Zaubertränkemeister. Außerdem wollte er Severus einbinden, wenn dieser schon noch hier war. Nicht, dass er noch ging... Das wäre nämlich wirklich bedauerlich und gemeinsam zu arbeiten... Das war doch mindestens so schön wie Schach spielen. Wenn nicht sogar noch schöner!

Snape nickte knapp und stand auf. Er besah sich kurz die Auflistung, griff dann nach der Feder und nahm zwei kurze Korrekturen vor. Weidengras durfte nicht länger als fünf Minuten auf einhundert Grad Celsius erhitzt werden und in Kombination mit Honig musste man die Temperatur für die Gänseblümchenblätter auf sechzig Grad Celsius herabsenken, da diese sonst ihre Wechselwirkung mit den Löwenzahnsamen verloren. Ansonsten war dieser Plan für die kurze Zeit, in der er entstanden war, wirklich bemerkenswert gut.

George zappelte neben ihm auf den Zehenspitzen herum und schaute ihm über die Schulter, nickte dann. „Ich hätte daran denken sollen...“, murmelte er zerknirscht.

Snape neigte leicht den Kopf. „Was wäre denn dann noch meine Aufgabe?“

George starrte ihn einen Augenblick lang sprachlos an und grinste dann frech. „Die des Versuchskaninchens?“

Wie erwartet wanderte die dunkle Augenbraue wieder nach oben und Snapes Gesichtsausdruck brachte ein deutliches „Wag es ja nicht!“ zum Ausdruck. George musste lachen. Über Snapes Ausdruck, über die Situation, selbst über die Tatsache, dass es ihm gewissen Dingen doch gelang, ihn zu durchschauen. Einfach nur lachen.

Ohne irgendeine sichtliche Regung nahm Snape die erste praktische Umsetzung von Georges neuster Idee in Angriff. Innerlich jedoch schmunzelte der ehemalige Lehrer. Dieses unbändige Lachen war durchaus erfrischend und wirklich angenehm.
 

Schließlich war der erste Versuch fertig. Snape begutachtete misstraurig die rosarote Masse. Sie klebte an dem Kochlöffel fest und wurde von Rührbewegung zu Rührbewegung fester. Er konnte sich nicht entsinnen, irgendetwas daran falsch gemacht zu haben. Er nicht.

Sein Blick richtete sich fragend auf George, dazu hob er den Kochlöffel, an dem ein dicker pinkfarbener Kloß klebte. „Soll das so sein?“

„Äh...“ George betrachtete das pinkfarbene Etwas und stupste mit der Fingerspitze dagegen. Schlagartig klebte sie daran fest und machte es ihm schwer, wieder Abstand zwischen sich und dieses Zeug zu bringen. „Eher... nicht.“ Er lachte und schnupperte an seiner Fingerspitze. „Aber es riecht gut. Nach Himbeeren.“

„Deswegen haben wir ja auch Himbeeren hinzugefügt.“

George grinste nur und angelte nach einer kleinen Probiergabel. Mutig steckte er sie in die klebrige Masse und schaffte es, einen kleinen Brocken davon zu lösen.

„Du willst das doch nicht wirklich probieren.“ Snapes Augenbraue bewegte sich mal wieder gen Stirn.

„Doch. Du willst ja nicht.“ Der Rotschopf grinste und führte die Gabel zu seinem Mund.

„Und wenn etwas schief geht? Was dann?“ Mittlerweile lag sogar so etwas wie ein Anklang von Besorgnis in Severus’ Stimme. Das konnte jedoch durchaus auch nur Wunschdenken sein.

„Wirst du mir entweder das Leben retten oder mich nach St. Mungos einliefern.“ Georges Worte troffen nahezu von Überzeugung, während er die Gabel in den Mund schob und die klebrige Masse neugierig auf seiner Zunge zergehen ließ. Schmeckte klasse. Nach Himbeeren, aber auch nach Sonne und Freiheit und Federn... Er schloss die Augen und schluckte.

Dann wurde es kalt auf seinem Kopf.

Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie Snapes Gesichtszüge gerade entgleisten. Die perfekte Maske des ehemaligen Lehrers geriet tatsächlich vollkommen ins Rutschen und schlidderte nun zusehends hinunter.

„So gut?“ George grinste und begann in einer Schublade nach dem Spiegel zu wühlen. Gewisse Effekte musste man schließlich selbst sehen. Mit einer Hand tastete er bereits nach seinem veränderten Haarschopf. Federn... Ja, ganz eindeutig Federn.

Snape schüttelte nur den Kopf. Seine Mundwinkel neigten sich langsam nach oben, seine Lippen öffneten sich ein wenig, erlaubten die Zähne dahinter aufblitzen zu sehen.

Endlich hatte George den Spiegel gefunden. Prüfend blickte er hinein. Anstelle seiner roten Haare schmückte nun ein pinkfarbener Federbusch seinen Kopf. Flatterig und zitterig bewegte sich der Flaum, als er den Kopf zur Seite neigte, um ihn besser sehen zu können. Hatte etwas von einem Irokesenschnitt. Den, den Mum ihm und Fred damals mit sechs Jahren verboten hatte – und den sie sich dennoch gehext hatten, nur um danach die Strafe ihres Lebens zu bekommen.

„Hm... Mehr Pink wäre besser, oder?“, fragte er und drehte sich zur Seite. „Oder was meinst du?“

In diesem Augenblick brach das unterdrückte Lachen aus Severus heraus. Mit vollkommener Faszination blickte George den Älteren an. Wow! Er hätte niemals gedacht, dass er das wirklich erleben würde. Severus Snape lachte. Und zwar so sehr, dass sich seine eine Hand jetzt um die Rückenlehne von Georges Stuhl krampfte, ihm die Lachtränen über die Wangen rannen und er sich halb zusammenkrümmte.

Georges Lächeln wurde breit und selig. Er hatte es wirklich geschafft! Nur einen Augenblick später ließ er sich selbst von diesem unglaublichen und vielleicht kaum zu wiederholenden Moment mitreißen und lachte mit – aus vollem Hals.

XVII. Kapitel

Am nächsten Morgen fiel George das Aufstehen schwer. In seinen Gedanken hallte ihr gemeinsames Lachen vom gestrigen Abend noch immer nach. Sie hatten lange gemeinsam gelacht. Severus hatte durchaus einige Zeit gebraucht, bis er seine Fassung wiedergewonnen hatte und der Blick, den er George danach zugeworfen hatte, war ein äußerst ein eindeutiges „Wehe, du wagst es, irgendjemandem etwas davon zu erzählen“ gewesen. Das würde er auch nicht tun. Dieser kleine Moment war für ihn so wertvoll, dass er ihn sicher nicht in die Weltgeschichte hinaustragen würde. Nein... Er gehörte ganz ihnen beiden allein, und das war auch gut so.

George lächelte und richtete sich langsam auf. Eigentlich war das etwas, was ihm das Aufstehen hätte leicht machen sollen, wäre dort nicht der nächste Schritt in seinem Plan, den er heute umsetzen wollte. Selbst, wenn er nicht glaubte, dass dieser noch irgendwohin führen würde.

Heute war Wintersonnenwende... Ein magischer Tag, zu dem die längste Nacht des Jahres gehörte. Aber vielleicht war es gerade deshalb ein guter Tag, um Phase vier umzusetzen. Phase vier, das hieß, Severus Freds Tagebuch zu geben.

George schwang die Beine aus dem Bett, zog die Nachttischschublade auf und nahm das dunkelblaue Buch heraus. Seine Finger glitten über den Einband und er schloss müde die Augen. Er war zu der Überlegung gekommen, dass Fred vielleicht eine Nachricht für Severus darin hinterlassen hatte. Dass er Snape etwas mitteilen wollte. Letztlich war davon auszugehen, wenn er seinem Zwillingsbruder von dieser Beziehung erzählte, dann würde dieser doch sicher auf solch eine Idee kommen, oder?

Und... es war nur fair. Nur fair, wenn Snape die Möglichkeit bekam, herauszufinden, ob es noch etwas gab, was Fred ihm hatte sagen wollen. Nur fair...

Und dennoch hatte George eine unglaubliche Angst davor, ihm dieses Buch zu geben. Er wusste nicht, was es bewirken würde. Er wusste nicht, ob in Severus alle verheilten Wunden wieder aufgerissen wurden, ob alte Narben wieder bluten würden, ob alte Gefühle wieder auferweckt würden. Er wusste es nicht. Genauso wenig wusste er, wie Severus darauf reagieren würde. Ob er sich verraten fühlte, ob er die Tür zuschmettern würde, die sich zwischen ihnen geöffnet hatte. Ob er Schuldgefühle bekam, weil sich da etwas zwischen dem Bruder seines Geliebten und ihm anbahnte. Ob...

George zwang sich dazu, die Gedanken beiseite zu schieben. Er wusste es ja nicht! Er wusste ja gar nichts! Im Endeffekt hatte er doch absolut keine Ahnung, was in Snape vor sich ging. Er konnte nur raten und damit würde er in den meisten Fällen wahrscheinlich sogar absolut daneben liegen! Nein, er konnte absolut nichts prognostizieren. Er konnte ihm nur dieses Buch in die Hand geben und abwarten.

George seufzte tief und malte kleine Kreise auf den Einband. Sein Herz schlug so laut, dass er das Pochen ganz deutlich an seiner Kehle spüren konnte. Ihm war kalt.
 

Als er in die Küche kam, saß Severus bereits beim Frühstück und blätterte wie gewohnt in der Zeitung. Georges Herz machte einen leisen Hüpfer. Was, wenn er diesen Anblick nicht mehr jeden Morgen sehen würde? Was, wenn er einfach so wieder aus seinem Leben verschwand? So plötzlich, wie er hineingetreten war?

Seine Hände krampften sich um das mitternachtsblaue Buch. Er konnte es einfach sein lassen. Es ihm einfach verschweigen, es ihm ein anderes Mal geben. Es ihm gar nicht geben. Es wäre so einfach...

Doch er konnte das nicht. Er wollte nicht, dass er von irgendwelchen Dingen ausging, die es nicht gab. Er wollte sich nicht in irgendwelche Hoffnungen stürzen, die nicht berechtigt waren. Und er wollte, dass es Severus bei all dem, was auch immer geschah... gut ging. Dass er keine Lasten der Vergangenheit mit sich herumschleppte. Dass er sich selbst entscheiden konnte, ob er hören wollte, ob Fred etwas für ihn hinterlassen hatte. George wollte ihm diese Entscheidung nicht abnehmen. Es war seine und es sollte seine bleiben.

Entschlossen trat er vor. Als Snape jedoch aufblickte und der Blick aus den schwarzen Augen ihn traf, hätte er dennoch am liebsten auf der Stelle kehrtgemacht.

„Ich... Nimm dir heute frei. Verity, Itodi und ich schaffen das schon alles. Ich...“ Er streckte die Hände aus und hielt Severus das Tagebuch hin.

„Mitten im schlimmsten Weihnachtstrubel? Und was ist das?“ Skepsis und Misstrauen lagen in der Miene des ehemaligen Todessers.

„Freds Tagebuch. Ich... ich denke, dass du es dir ansehen solltest.“ George hasste sich selbst dafür, dass er ins Stammeln geriet und kaum noch geradeaus sprechen konnte.

Snapes Gesichtsausdruck verschloss sich schlagartig. „Ich denke nicht, dass es angemessen wäre, das Tagebuch jemand anderes zu lesen.“

„Nein... Du verstehst nicht. Er hat es verzaubert. Jeder, der es öffnet, hört das, was er für ihn dort hineingesprochen hat. Und ich denke, dass er etwas für dich darin gespeichert hat. Dass es etwas gibt, was nur du hören sollst. Bitte. Wenn nicht für dich, dann für ihn.“ George schlug die Augen nieder. Er konnte ihn nicht mehr ansehen. Er wollte nicht sehen, was sein Gesicht ausdrückte – oder eben nicht zum Ausdruck brachte. Er hielt den Kopf gesenkt und die Augen niedergeschlagen, während Snape den Stuhl zurückschob, aufstand, das Buch ohne ein weiteres Wort aus seinen Händen nahm und ging. Erst dann wagte er es, wieder aufzusehen und ließ sich zitternd auf den noch warmen Stuhl fallen. Er hoffte nur, dass das kein Fehler gewesen war. Er hoffte es nur sehr.

Wenn Severus doch wenigstens etwas gesagt hätte! Aber was hätte er andererseits denn schon großartig sagen können? Er biss sich auf die Lippe und seufzte tief auf. Jetzt hieß es abzuwarten. Nichts anderes konnte er tun.
 

Als er ins Ladenlokal kam, fragte Verity natürlich, warum sie heute allein die Stellung an der Theke halten musste und er die meiste Zeit mit dem Versand verbringen würde.

„Wie, er hat etwas anderes zu tun? Verdammt, George! Wir brauchen Hilfe!“, fauchte sie und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre blonden Locken flogen nur so hin und her als sie den Kopf voller Unverständnis schüttelte.

„Verity, es gibt manchmal Wichtigeres. Das hier ist wichtiger für ihn“, sagte George sanft. Es fiel ihm schwer, so zu sprechen. Es fiel ihm schwer sie nicht anzubrüllen und ihr zu sagen, dass sie sich nicht so anstellen solle und dass das schon alles irgendwie funktionieren würde. Und dass sie ja gehen könne, wenn ihr das alles nicht passte. Aber er konnte und wollte sie nicht vor den Kopf schlagen. Sie konnte ja nichts für seine Anspannung, sie konnte ja nichts für diese gesamte Situation.

Sie seufzte tief auf. „Na super... Du solltest dann darüber nachdenken, Hermione bei Gelegenheit mal zu fragen, ob sie dir nicht noch eine solch tüchtige Hauselfe vermitteln kann.“ Sie wirbelte auf dem Absatz herum und begann die Auslagen zu sortieren. In wenigen Minuten würden sie öffnen und die ersten Kunden drückten sich bereits jetzt die Nasen an der Scheibe platt.

George nickte schwach. „Das werde ich wohl sowieso. Wenn du Hilfe brauchst und hier alles zusammenbricht, ruf mich einfach, ja?“

Die Antwort bestand in einem vorwurfsvollen Schweigen, das George nichtsdestotrotz als Zustimmung wertete. Er war gerade einige Schritte weit gekommen, als Verity noch etwas hinzufügte.

„George, ich weiß, dass du ihn wirklich gern hast, aber so geht das nicht. Ihr müsst eure verdammte Beziehung endlich mal in klare Bahnen bringen. Ihr schleicht umeinander herum und weicht euch aus, dass es einfach nur noch schrecklich mit anzusehen ist!“

„Was...?“ Fassungslos starrte er seine Mitarbeiterin an. War dem tatsächlich so? Bildete er sich gewisse Dinge wirklich nicht nur ein?

„Bei Merlin, ich bin doch nicht blind! So, wie die Funken teilweise zwischen euch fliegen! Nachdem sicher war, dass der Laden gerettet ist, war das auf einmal anders, aber jetzt... bewegt ihr euch in genau die gleiche Richtung. Kriegt das bitte endlich auf die Reihe! Unter den Bedingungen kann doch keiner arbeiten!“

George musste lachen. Mit zwei schnellen Schritten war er bei der jungen Frau und schloss sie in die Arme. „Du bist großartig, weißt du das?“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ließ sie wieder los. Verwirrt blickte Verity ihn an.

„Was war das denn jetzt?“

„Nur ein Dankeschön.“ George grinste breit und wirbelte herum, um sich seinen anderen Aufgaben zu widmen. Wenn Verity Recht hatte, dann war das, was er gerade getan hatte, nur das Richtige. Es war notwendig. So war es doch. Absolut notwendig, dass dieser Teil ihrer – seiner! – Vergangenheit abgeschlossen wurde. Ansonsten würden sie niemals auch nur irgendeine Art von Chance haben. Niemals.

Und selbst, wenn er Severus jetzt endgültig verlieren sollte, so hatte er doch letztlich nur alles getan, um ihnen beiden eine Chance zu eröffnen.

XVIII. Kapitel

Der gesamte Tag war für George letztlich jedoch nichts anderes als eine einzige Quälerei. Er war unruhig, er war nervös und immer wieder lauschte er, ob er von oben, aus Snapes Zimmer, irgendetwas hörte, was ihm irgendetwas – was auch immer – über das verriet, was in diesem Mann gerade vor sich ging oder was er zu hören bekam. Doch natürlich war da nichts. Es wäre schon ein Sonorus-Zauber notwendig gewesen, um irgendwelche Töne von dort oben hier unten hörbar zu machen – und das würde Snape natürlich nicht tun. Also musste George warten. Einfach nur abwarten.

Und das war grausam.

Er stellte sich vor, wie Snape in dem Zimmer auf dem Stuhl an dem kleinen Tisch saß und Fred zuhörte. Er malte sich aus, wie seine Miene vollkommen steinern war, wie diese Miene aufbrach. Er dachte sich aus, wie die Empfindungen in diesem aussehen mussten. Wie er wütend wurde oder traurig, wie ihn Liebe überwältigte, wie er in ein tiefes Loch fiel... Die Gedanken kamen und kamen einfach nicht zum Stillstand, ganz egal, was er tat.

Er hatte mehrfach halbe Katastrophen ausgelöst, indem er Päckchen erst falsch zuordnete oder komplett falsch packte. Es war nahezu ein Wunder, dass ihm zumindest die meisten Fehler noch rechtzeitig auffielen – und noch ein größeres Wunder, dass es Itodi gelang, ihm noch zur Hand zu gehen und die gröbsten Fehler wieder auszumerzen.

Snape ließ sich den Rest des Tages nicht mehr sehen und George hatte auch nicht den Mut, bei ihm an die Tür zu klopfen. Selbst Itodi, die ihm Mittag- und Abendessen hinaufgebracht und vor die Tür gestellt hatte, kam irgendwann nur mit den leeren Tabletts wieder nach unten und hatte ihn nicht zu Gesicht bekommen.
 

Am nächsten Morgen ließ sich Snape immerhin wieder zum Frühstück in der Küche zu sehen. George brannte darauf zu erfahren, was er dachte, was in ihm vorging, was er fühlte, was... Ach, eigentlich alles! Aber ihn fragen? Einfach so, ganz direkt? Das war etwas, was er dann doch wiederum nicht wagte. Selbst, wenn diese Frage aus ihm herauszuplatzen drohte.

Somit zappelte er auf seinem Stuhl herum, schickte immer wieder kurze Blicke zu Severus hinüber, der jedoch so stoisch gelassen wie gewohnt seine Zeitung las und mit keinem winzigen Zucken auch nur verriet, was er dachte. Das war deprimierend!

Und das Deprimierendste war, dass der Tag letztlich so weiter ging. George huschte sogar immer wieder in den Lagerraum, wo Snape arbeitete, um irgendwelche Waren zu holen, doch nichts! Gar nichts! Aber das war auch eigentlich zu erwarten gewesen. Severus war niemand, der sein Herz auf der Zunge trug. Natürlich nicht.

Dennoch... George hatte sich irgendetwas erhofft. Irgendeine kleine Geste. Irgendetwas eben. Stattdessen stand er dort so ruhig, verpackte Nasenblutnougat, Kotzkaugummi und was noch alles, das den Lehrern in Hogwarts das Leben schwer machen würde, als wenn es das Selbstverständlichste von der Welt wäre!

Gegen Mittag hielt er es schließlich nicht mehr aus. Er verabschiedete sich in eine längere Mittagspause und erklärte dies damit, dass er noch Weihnachtsgeschenke besorgen müsse. Musste er ja auch. Für seine Familie hatte er ja bereits alles zusammen, selbst Veritys und Itodis Geschenke ruhten sicher versteckt in seinem Kleiderschrank. Allerdings war da ja noch ihr Neuzugang im Laden... Severus Snape konnte schließlich nicht ohne ein Weihnachtsgeschenk davonkommen. Selbst wenn dieser das vermutlich sogar wollen würde.

In seinen dicken Winterumhang gehüllt, eine knallrote Pudelmütze auf dem Kopf und einen quietschgelben Schal um den Hals geschlungen, marschierte George durch die verschneite Winkelgasse. Überall herrschte Hektik. Es waren schließlich nur noch drei Tage bis Weihnachten und es gab noch einige Geschenke, die offenbar gekauft werden wollten. Es war brechend voll und der Schnee war nur noch an einigen wenigen geschützten Stellen weiß und nicht braun und schlammig. Schade eigentlich, fand der Rotschopf. Aber so war das nun einmal.

Aber nun die große Frage: Was schenkte man jemandem wie Severus Snape? Tja... Das war wirklich ein Problem. Er hatte einiges über das Wesen des ehemaligen Lehrers begriffen, er hatte einige seiner Vorlieben entdeckt, aber für ein Weihnachtsgeschenk... Nun, da würde es wohl eher schwierig werden. Er seufzte tief. Nicht nur schwierig. Das war sogar verdammt schwer.

Er drückte sich an einer vollkommen überfüllten Punschbude des Winkelgassenweihnachtsmarkts vorbei und steuerte die nächste Bude an. Sie bot verzauberten Schmuck und die Verkäuferin versuchte sofort, ihn für ein verzaubertes Amulett zu gewinnen, dass seine große Liebe ewig an ihn erinnern würde. Er lehnte es nur lächelnd ab und meinte, dass es schon bedauerlich sei, wenn diese nicht von sich aus an ihn denken würde.

Weiter ging es. Bei der nächsten Hütte wurden alle möglichen seltenen Kräuter angeboten. Von Alraunen bis hin zu diesen ekligen Kakteen, die komisches gelbes Zeug verspritzen konnten, und deren Namen er verdrängt hatte. Er orderte dort jedoch einige Pflanzen, die sie im Laden brauchen würden. Vermutlich war es geschickt, sich einen eigenen Kräutergarten zuzulegen. Darüber musste er dringend mal mit Neville reden. Der war ja schließlich Profi in so etwas. Er hospitierte ja mittlerweile in Hogwarts bei Professor Sprout und würde wohl über kurz oder lang deren Nachfolger werden.

Und weiter... Vorbei an speziell gegossenen Kerzen, Weihnachtsgebäck, Kesselausstellungen, Kräuterbonbons, Schals und Mützen, Handschuhen und Umhängen, Handwerksarbeiten, Schnitzereien, Schmuck, Schmuck und Schmuck... Auch nachdem er sämtliche Läden einmal abgeklappert hatte, fand er nichts. Das war doch echt zum Haare raufen! Und jetzt? Es blieb ihm nicht mehr viel Zeit!

Einzig allein konnte er noch nach Muggel-London herüberwechseln und sich dort umsehen. Dafür mochte er zwar vielleicht etwas auffällig gekleidet sein, aber das würde schon gehen. War ja schließlich nicht das erste Mal, dass er sich dort herumtrieb.

Und so durchquerte er den ‚Tropfenden Kessel’, um dann das London der Muggel unsicher zu machen.

Eine Stunde später musste er in den Laden zurückkehren – und war immer noch nicht fündig geworden. Das war doch...

Er schüttelte den Schnee von seinen Schultern und grübelte weiter, während er den nassen Mantel aufhängte und dann Verity zur Hand ging, die unter dem Ansturm der Kunden unterzugehen drohte. Vielleicht... Ja, er musste zusehen, dass er heute Abend noch eine kleine Reise machte. Harry und Ron hatten da doch mal etwas erzählt. Und zwar, dass der Weihnachtsmarkt in der Winkelgasse seinen Ursprung in einer deutschen Tradition hatte. Irgendein deutschstämmiger Zauberer – Rudolf Krauthammer oder sowas – hatte diese Idee mit nach England gebracht. Ergo: In Deutschland musste es große Muggelweihnachtsmärkte geben, im Gegensatz zu Großbritannien, wo diese noch nicht allzu verbreitet waren. Und genau dorthin wollte er. Auf einen großen Weihnachtsmarkt in einer großen Stadt. Dort musste er doch etwas finden. Geld war sogar dafür nicht das Problem, da Hermione im Gryffindorgemeinschaftsraum einmal einen umfassenden Vortrag über die Wechselkurse von Muggelgeld und Zauberergold gehalten hatte. Ein kurzer Besuch bei Gringotts würde da alles lösen.

Und so brach er kurz nach Ladenschluss auf. Diesmal hatte er sich für den Lodenmantel entschieden, den sein Dad ihm vor zwei Jahren zum Weihnachtsgeschenk gemacht hatte. Dazu die rote Mütze und der gelbe Schal – er wollte schließlich nicht frieren! – und auf ging es. Er hatte extra noch mal in der Muggelenzyklopädie nachgeschlagen und dort herausgefunden, dass es besonders sehenswerte Weihnachtsmärkte in Aachen, München und im Erzgebirge gab. Er entschied sich aufgrund des netten Namens einfach mal für Aachen. München kannte er ja schon aus einem Familienausflug, weil sein Vater so begeistert von den Weißwürsten und den Dirndln gewesen war. Gebirge kannte er auch, also Aachen. Denn wenn er etwas finden würde, dann wohl in dem Mutterland der Weihnachtsmärkte.

Er hoffte nur, dass er es schaffen würde, dort nicht unbedingt irgendwo in der Masse aufzuschlagen, wenn er dorthin apparierte. Das Bild zu Aachen in der Enzyklopädie hatte den Altar des Doms gezeigt – und genau vor diesem landete er auch. Dankenswerterweise war heute kein Gottesdienst, sodass der Dom vollkommen verlassen da lag. Kunststück, in Deutschland war es ja auch eine Stunde später als in Großbritannien. Er hoffte nur, dass dieser Weihnachtsmarkt auch lange genug geöffnet hatte.

Bemüht leise ging er durch die Reihen leerer Bänke, dennoch hallten seine Schritte laut von den Wänden wider. Irgendwie war es unheimlich hier drinnen, obwohl zugleich auch eine seltsam friedliche Atmosphäre herrschte. Für einen Moment beneidete er die Muggel um ihren Glauben. Sich selbst in die Hände einer höheren Macht zu legen, das musste sehr befriedigend sein und dafür sorgen, dass man weniger Sorgen im Diesseits hatte. Und trotzdem war das nichts, wozu er in der Lage gewesen wäre. Er wusste, dass er in entsprechenden Ritualen doch nur einen Scherz gesehen hätte. Das hier war nichts für ihn, auch wenn er für einen Augenblick wünschte, dass dem so wäre.

Mit einem schlichten Alohomora öffnete er die Eingangstür und huschte gerade noch hindurch, ehe der Lichtschein der Taschenlampe von einer der Domwachen um die Ecke bog.

Draußen erwartete ihn eisige Kälte. Auch hier hatte es geschneit und der Schnee lag am Straßenrand zu hohen, weißen Bergen aufgeschichtet. Die Straßenlaternen leuchteten warm und heimelig, während er sich auf den Weg machte, diesen berühmten Weihnachtsmarkt zu erkunden. Dabei hatte er es kaum weit – direkt auf dem Domplatz erwarteten ihn schon die ersten Buden. Auch sie waren hell beleuchtet und Menschenmengen drängten sich davor. Sie waren ebenfalls dick vermummt und trugen kaum weniger auffällige Mützen und Schals als er. Das brachte George doch zum Schmunzeln.

Langsam schob er sich durch die Masse und begutachtete die Auslagen der Buden. Netter Kleinkram war dabei und er erstand für Ginny noch eine Schneekugel, in deren Mitte ein einsamer Weihnachtsbaum stand. Ihr würde sie garantiert gefallen. Für seinen Vater fand er eine Spieluhr, die sich perfekt in dessen Sammlung machen würde. Für Severus allerdings...

Es war wirklich zum Haare raufen. Da reiste er schon extra hierher und was war? Nichts! Er blieb schließlich an einem Stand stehen, der nur rot-weiße Kleidungsstücke hatte.

Der Verkäufer sprach George an, doch dieser zuckte nur hilflos mit den Achseln. Er sprach schließlich kein Deutsch. Dennoch war ihm sofort klar, dass dieser Mann ihm etwas verkaufen wollte. Und wenn er ehrlich war, dann war er dem einem rot-weißen Mantel mit passender Mütze nicht abgeneigt. Frustkauf hätte Fred das jetzt genannt. Also kaufte er genau das.

Um einen dicken Beutel reicher und einige seltsame Muggelmünzen namens Euro ärmer wanderte er weiter, zurück Richtung Dom. Er musste schließlich zusehen, dass er auch wieder nach Hause kam. Als er um die Ecke bog und sich gerade auf das Tor zubewegen wollte, sah er einen Stand, der von eher wenigen Menschen besucht wurde. Nun, es war einen Versuch wert, oder?

Also änderte er seine Zielrichtung und hielt direkt auf den recht leeren Stand zu. Nur zwei Muggel standen davor und begutachteten die Ware.

Sobald er dieser gewahr wurde, musste er grinsen. Warum nicht? Er hatte von diesen Dingen gehört, aber sie bisher noch nicht mit eigenen Augen gesehen. Also: Warum nicht? Angesichts von Severus’ Hingabe und Ausdauer, wenn es darum ging, Ordnung zu schaffen und etwas in Form zu bringen, war das hier ja wohl genau richtig.

Und so kaufte er einen Bonsai. Und natürlich nicht irgendeinen, nein, es musste eine deutsche Eiche sein. Denn, wenn er doch schon extra nach Deutschland dafür reiste...

XIX. Kapitel

Der nächste Morgen begann wie die üblichen Tage. Frühstück in der Küche und alles. Aber keine Reaktion von Snape. Gar nichts. Es war, als wenn er ihm das Tagebuch niemals gegeben hätte. Es war frustrierend und George war nur froh, als dieser Tag endlich vorüber war.

Morgen war der 24. Dezember, danach war Weihnachten. Also war morgen seine letzte Chance, wenn er nicht mit dem Tannenbaum durch die Tür fallen wollte. Das war... bescheuert. Er fühlte sich unter Druck gesetzt, setzte sich ja auch selbst unter Druck. Aber was sollte er noch tun? Er hatte sich bereits alle Mühe gegeben...

Mit ein wenig Trotz und noch im Halbschlaf schlüpfte er am frühen Morgen in seinen neuen roten Morgenmantel mit weißer Borte. Heute war Sonntag und somit erwartete niemand mehr, dass der Laden offen war. Er hatte eigentlich ausschlafen können, aber das fiel ihm schwer. Nun, und um die Zeit würde ihm ja wohl niemand über den Weg laufen. So tapste er wie ein verschlafener Weihnachtsmann gekleidet herunter in die Küche.

Mit zusammengekniffenen und ständig blinzelnden Augen sah es sich äußerst schwer und so ertastete er die Kaffeekanne mehr, als dass er sie sah. Als der Kaffee schließlich erfolgreich in eine Tasse umgefühlt war und seine Zunge berührte, ging ihm auf, dass dieser bereits fertig war. Moment. Fertiger Kaffee hieß, dass irgendjemand hier in der Küche war.

Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und wandte sich langsam um. Severus Snape saß zurückgelehnt auf einem der Küchenstühle und beobachtete ihn. Die schwarzen Augen glitzerten vor Amüsement und George musste zugeben, dass er vermutlich keine allzu glückliche Figur gemacht hatte. Dazu noch sein Outfit... Rote Boxershorts mit goldenen Glöckchen darauf, der rot-weiße Mantel, knallrote Wollsocken... Nun ja, er hatte sich schon mehr zum Deppen gemacht. Was machte dieses eine Mal mehr da noch aus?

„Frühaufsteher, was?“, fragte er keck und hielt sich an seiner Kaffeetasse fest. Er war sich nur zu bewusst, dass er halbnackt war, aber er gab sich auch keinerlei Mühe, diese Blöße zu bedecken. War ja nichts, was Snape nicht schon einmal gesehen hatte. Und nichts, was diesem das letzte Mal nicht gefallen hätte.

„Ich hätte gedacht, dass du das mittlerweile mitbekommen hast.“ Eins, zwei... Da wanderte die Augenbraue wieder nach oben und George musste innerlich grinsen. Diese Geste kannte er zumindest mittlerweile in- und auswendig.

„An unserem ersten freien Tag seit langem hätte ich nur nicht unbedingt damit gerechnet.“ George zuckte mit den Schultern und nippte an seinem Kaffee. Er beobachtete, wie Snape langsam aufstand, um seine eigene Tasse an der Kanne nachzufüllen. Nah war er ihm, ganz nah. Er bräuchte nur die Hand auszustrecken...

Aber das konnte er nicht tun. Das war... Nein, das konnte er nicht tun. Wirklich nicht.

Severus warf ihm einen knappen Seitenblick zu, ließ diesen über seine bloße Brust huschen, dann richtete er seine Augen an die Decke, weil er dort offensichtlich etwas aus dem Augenwinkel erspäht hatte.

George tat es ihm gleich und fühlte, wie seine Kinnlade aufklappte. Das war doch... „Misteln?“, brachte er überrascht hervor.

Die ganze Decke war mit Mistelzweigen übersät.

Er schaute Severus an, die braunen Augen noch immer vor Überraschung geweitet. Dieser erwiderte den Blick ungerührt und meinte dann trocken: „In Verbindung mit Misteln existiert eine gewisse Tradition.“

Schlagartig verfiel Georges Herzschlag von einem geruhsamen Trab in einen hektischen Galopp. Das war doch... Er würde doch nicht... Oder doch?

„So?“, krächzte er heiser.

Weiße Finger glitten über seine Wange, hoben sein Kinn ein wenig an. Warm waren sie, äußerst angenehm, und die Berührung unglaublich sanft und zärtlich.

„Spräche irgendetwas dagegen?“ Severus’ Atem strich bereits über seine Lippen und ließ George erschaudern.

„Nein...“, hauchte er leise, verfluchte sich selbst für seine Schwäche. Fred hätte jetzt am Boden gelegen und sich gekringelt vor Lachen. Mit Sicherheit. Selbst Ron und Ginny hätten sich kaum eingekriegt. Ihr großer, scherzerprobter Bruder, der sich von nichts erschrecken ließ, führte sich auf wie ein verliebtes Mädchen.

Ein leichtes Lächeln glitt über Severus’ Lippen, ehe diese weich und sanft auf Georges trafen. Für einen Augenblick lang ließ er die Augen noch geöffnet und sah, wie Severus’ Augenlider langsam zufielen. Sein Herzschlag raste nur noch, kam ins Stolpern und pochte laut in seinen Ohren. Seine Knie wurden weich und er suchte Halt an dem schwarzen Hemd seines Gegenübers. Lichtblitze tanzten vor seinen Augen. Sanft schlang sich ein Arm um seine Taille, hielt ihn fest, während sich eine andere Hand im Nacken in sein Haar grub und ihn bestimmt näher zog. Dieser Aufforderung kam er nur zu gerne nach, genauso dem nachdrücklichen Fordern von Severus’ Zunge, die nach Einlass verlangte.

Ihm schwindelte, als der Kuss schließlich ein Ende fand, und er lehnte sich still aufseufzend gegen die Brust des Älteren. Er fühlte sich so klein und schwach, obwohl sie einander an Größe und Statur sehr ähnlich waren.

Severus streichelte ihm sachte durch das Haar, lehnte seine Wange an den roten Schopf und blickte ins Leere.

„Und jetzt?“, fragte er leise, die dunkle Stimme ein wenig rau und etwas heiser.

„Glücklich bis ans Ende aller Tage?“, gab George ebenso leise zurück.

„Glaubst du wirklich daran?“ Kein Spott, kein Sarkasmus, wie ihn der junge Mann eigentlich erwartet hatte. Stattdessen wurde er mit blankem Ernst konfrontiert.

„Ja.“ Trotzig schob George das Kinn vor und brachte etwas Abstand zwischen sie, damit er Severus ansehen konnte. „Weil man ansonsten alles sein lassen und sich direkt umbringen könnte. Warum etwas beginnen, wenn man nicht daran glaubt, dass es dauerhaft ist?“

So etwas wie ein leises Lachen war die Antwort auf seine Worte, dann strubbelte ihm die zuvor liebkosende Hand durch die Haare.

„Lach mich nicht aus. Ich weiß, dass du sicher Schmerzhaftes durchgemacht hast. Und ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, irgendwelche alten Verletzungen zu heilen. Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich dich zum Lachen bringen kann. Dass ich da sein kann, wenn dich die Welt ankotzt und du nur noch harte Worte für sie findest. Dass ich dich halten und über deinen Schlaf wachen kann. Dass...“

„Halt, halt.“ Severus hob die Hände und gebot ihm Einhalt.

„Was?“ George verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und brachte noch mehr Abstand zwischen sie.

„Mehr zuckersüße Romantik halte ich am frühen Morgen nicht aus.“

„Na schön...“ Beleidigt wandte sich der Rotschopf um und marschierte gen Tür. „Dann eben nicht.“

Er kam genau drei Schritte weit, ehe ihn zwei Arme umfingen und zurückhielten.

„Ich habe nicht gesagt, dass du gehen sollst.“ Severus’ dunkle Stimme jagte ihm einen Schauder über den Rücken, als er sie so dicht an seinem Ohr hörte.

„Klang aber so...“ George sah es überhaupt nicht ein, aus seinem Trotz wieder aufzutauchen. Insbesondere nicht, wenn dieser ihm die Reaktion brachte, die er wollte.

„Ich habe nur gesagt, dass es zuviel Romantik ist. Hältst du mich etwa für einen romantischen Menschen?“ Der sachliche Tonfall missfiel George zwar, aber dennoch schüttelte er den Kopf. Nein, Severus Snape war definitiv kein Romantiker.

„Siehst du. Das ist alles eine Frage des Geschmacks.“

„Fein, also magst du keine zuckersüßen Worte...“ George drehte sich in der Umarmung um und funkelte den älteren Mann an. „Was magst du stattdessen?“

„Nun, du in einem Weihnachtsmorgenmantel kommst dem schon relativ nahe.“

George musste lachen. „Immerhin etwas.“ Sein Blick wanderte an Severus vorbei. „Wir stehen immer noch unter Misteln...“

„Ist das eine Aufforderung?“

„Brauchst du eine?“
 

Itodi kicherte leise, während sie mit einem Fingerschnipsen verschwand, um Verity von ihrem Erfolg zu berichten. Immerhin hatten die Mistelzweige doch ihren Zweck erfüllt...

XX. Kapitel

„Was hat Fred dir gesagt?“, fragte George leise. Severus und er hatten sich in das Wohnzimmer zurückgezogen und saßen dort nebeneinander auf der Couch. George hatte sich geweigert, nach oben zu gehen und sich etwas Vernünftiges anzuziehen. War ja warm hier und außerdem wollte er keine Zeit damit verschwenden.

Ein Kuss war ja gut und schön – aber das war noch lange nicht alles. Nein, längst noch nicht. Es war ein Anfang ja, aber so etwas hatten sie schon einmal gehabt. Und auch wenn es kitschig, hoffnungslos romantisch und absolut bescheuert klang: George wollte mehr.

Seine Finger waren mit Severus’ verflochten und sein Daumen strich beständig über den weißen Handrücken, liebkoste sachte die zarte Haut.

„Es würde zu weit führen, das jetzt alles zu sagen.“ Der dunkle Blick glitt ins Leere und George hatte schon die Befürchtung, dass er nichts mehr sagen würde. Er konnte es ihm ja noch nicht einmal verübeln. Es war garantiert nicht leicht, darüber zu reden – gerade zu dem Bruder seines verstorbenen Liebhabers. Aber George fand auch, dass er irgendwie ein Anrecht darauf hatte, es zu wissen. Einfach, um auch sehen zu können, ob und wenn ja, wie es weitergehen würde.

„Dann beschränk dich auf das Wesentliche“, erwiderte er trocken in bester Snapemanier.

Dieser zog in seiner liebsten Geste eine Augenbraue hoch. „Er wollte, dass ich glücklich bin. Ist das zu fassen? Das, was er mir hinterlässt, ist der Wunsch, dass ich glücklich sein soll.“

George konnte nur grinsen. „Klingt, als wenn er das Ginny vorher erzählt hat...“

Auf den fragenden Blick des ehemaligen Lehrers hin, begann er leise zu erklären. Er erzählte von seinem weiteren Besuch auf dem Friedhof, von dem langen Gespräch zwischen Ginny und ihm. Er stockte kurz an der Stelle, als es um seine Gefühle Severus gegenüber ging, doch er sprach weiter, ließ diesem gar keine Chance zu intervenieren, sondern redete weiter. Wie er sich Gedanken darum gemacht hatte, was geschehen sollte und dass er nicht aufgeben wollte. Dass er nicht einfach so von ihm lassen wollte.

„Du hast mich erobern wollen?“ Severus’ Blick war nahezu fassungslos, als George endlich geendet hatte.

Dieser nickte verlegen.

Der schwarzhaarige Mann schüttelte den Kopf und blickte ins Feuer.

„Was denn? Ist das für dich so absolut unglaublich?“, hakte er trotzig nach, als sie gut zehn, zwanzig Minuten geschwiegen hatten.

„Ja. Ich hatte die Sache mit deinem Bruder schon für unglaublich gehalten. Dass es noch mal jemandem gelingen würde, mein Herz in dieser Art und Weise anzurühren – und dass es auch noch ausgerechnet er war. Aber du...“ Er brach ab, schüttelte erneut den Kopf.

„Und das heißt bitte schön?“

„Musst du es so genau wissen?“

„Ja, verdammt. Weil es mich angeht und ich dir gerade mein ganzes Herz ausgeschüttet habe. Und ich erwarte, dass da irgendetwas zurückkommt.“ George ließ sich gegen die Lehne sinken, gab Severus’ Hand frei und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte das Gefühl, dass mit ihm gespielt wurde. Dass er keine Antworten bekam, vielleicht niemals bekommen würde. Er traute diesem Slytherin sogar zu, dass er ihn jetzt einfach so sitzen ließ und verschwand. Alles war bei diesem Mann möglich. Wirklich alles. Und trotz allem, was er bisher über ihn gelernt hatte, war er immer noch ein absolutes Rätsel für ihn. Aber das hasste und liebte er zugleich. Wo war denn bitte schön die Herausforderung im Leben, wenn man alles auf Anhieb verstand?

Severus starrte auf seine Hände, fühlte die aufkommende Kälte, wo Georges Wärme auf einmal fehlte. Das war es doch, nicht wahr? Diese Wärme, die ihn so faszinierte. Dieses Lachen, diese Unbändigkeit, die Tatsache, dass dieser junge Mann das absolute Gegenteil von ihm war. Er seufzte tief und murmelte etwas.

„Bitte? Ich habe dich nicht gehört.“ George beugte sich gespannt vor.

„Ich liebe dich, du Depp.“

Jetzt fehlten George wirklich die Worte. Das hatte er niemals erwartet zu hören. Absolut nicht. Vielleicht, dass Severus ihn mochte. Aber ausgesprochen? So einfach klar in sein Gesicht und sein Gehör geknallt? Mit Sicherheit nicht.

Er schnappte nach Luft und starrte den Älteren fassungslos an. Dieser streckte schlicht die Hand aus und drückte sein Kinn mit zwei Fingern nach oben, um ihm den Mund wieder zu schließen.

„Schockiert?“

„Eher... überwältigt!“ George lachte auf und fiel Severus um den Hals. Jetzt war dieser es, der hilflos war und dem Rotschopf schließlich sachte auf den Rücken klopfte.

„Du erinnerst mich gerade sehr an deine Hauselfe.“

George musste nur noch mehr lachen und drückte Severus noch enger an sich. Er schmiegte die Wange an seine, sog tief diesen ganz speziellen Geruch in sich hinein. Dieses Aftershave, dessen Name ihm noch immer entfallen war, und diese ganz besondere Kräutermischung.

Nach einer Weile löste George schließlich die mehr an eine Umklammerung erinnernde Umarmung.

„Und du meinst wirklich mich?“, fragte er leise, sich nur zu sehr bewusst, dass er diese Bindung zwischen ihnen direkt wieder zerstören konnte. „Nur mich? Und nicht die Tatsache, dass ich Freds Zwilling und ihm wie aus dem Gesicht geschnitten bin?“

Severus schaute ihn lange schweigend an, so lange, dass George langsam unruhig wurde und seine Augen schließlich auf den Teppich richtete. Vermutlich war das doch die falsche Frage gewesen. Hätte er doch besser den Mund gehalten!

„Ich meine dich. Ich habe dich auch in dieser einen Nacht schon gemeint.“

„Und warum... warum bist du dann gegangen und hast mich in diesem Glauben gelassen?“, fragte George prompt nach.

„Kannst du dir nicht vorstellen, dass das auch für mich nicht gerade leicht war? Erst dein Bruder, dann du. Und dazu noch das Gefühl, dass das keine Dauer besitzen kann. Aus meiner Sicht war es besser zu diesem Zeitpunkt zu gehen.“

„Aber du bist nicht völlig gegangen.“ George beugte sich vor und lehnte seine Wange an Severus’ Schulter.

„Wohin hätte ich deiner Ansicht nach gehen sollen? Es gab keinen anderen Ort. Wenn es einen solchen gegeben hätte, wäre ich niemals hierher gekommen.“

„Etwas, was du vermutlich bereut hättest.“ Keck fuhr George mit dem Zeigefinger die Linie von Severus’ Kinn nach.

„Möglich“, räumte dieser ein und gab damit ein größeres Zugeständnis, als es der junge Ladeninhaber erwartet hatte. „Ich hoffe dir ist klar, dass es kein Versteckspiel mehr vor der Zauberergesellschaft geben wird. Jedenfalls nicht auf Dauer“, fuhr George schließlich nach einem kurzen Augenblick des Schweigens fort.

Snape verkniff es sich gerade noch, die Augen zu verdrehen.

„Und ich hoffe, dir ist klar, dass der erste Schritt dazu ist, dass du morgen mit mir und meiner Familie Weihnachten feierst.“ Georges Stimme war noch immer seelenruhig, auch wenn seine braunen Augen jetzt auf die besondere Art und Weise glitzerten, wie es nur einem Weasley-Zwilling gelang, wenn dieser etwas ausheckte.

Severus’ Gesichtszüge entgleisten. Ein Haufen Weasleys um ihn herum? Ein Haufen Weasleys? Oh nein – ganz sicher nicht!

„Sie müssen ja nicht sofort erfahren, dass wir ein Paar sind, mein Schatz.“ Georges grinste breit, während dem Ex-Todesser ein tiefes Aufstöhnen entwich.

„Wir können über alles reden, wenn du mich nie wieder ‚Schatz’ nennst.“

Georges Grinsen wuchs noch mehr in die Breite. „Ich denke, das ist ein durchaus faires Angebot. Gehen wir es also langsam an... Schatz.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (49)
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Von:  Tosho
2018-02-24T00:38:48+00:00 24.02.2018 01:38
Ich sollte ins Bett .... und was mache ich... lese und lese und kann nicht aufhören, weil die Geschichte zu spannend, toll, aufregend, gefühlvoll. ... ist.... *-*
Von: abgemeldet
2015-08-18T14:04:08+00:00 18.08.2015 16:04
Armer George, er ist Krank.
Hoffendlich geht es ihm bald besser.^^

Kapitel war super.^^


Von: abgemeldet
2015-08-18T13:05:14+00:00 18.08.2015 15:05
Tolles Kapitel.^^
War sehr schön geschrieben^^

Lg^^
Von: abgemeldet
2015-08-18T10:30:01+00:00 18.08.2015 12:30
Die Story gefällt mir immer besser.^^
Dein Schreibstill ist auch schön.^^
Von: abgemeldet
2015-08-18T09:52:24+00:00 18.08.2015 11:52
Die Story gefällt mir bis jetzt sehr gut.^^
Das Paaring ist mal was anderes.^^

Werde mal weiter lesen.^^

Lg^^
Von:  Haeufchen
2011-07-24T00:31:22+00:00 24.07.2011 02:31
So...
Ich hätte doch zwischenzeitig Kommis machen sollen...
Hab grad allem am Stück gelesen.

Ich mag die Elfe und besonders das mit Hermine und das sie die weiter vermittelt. xDD
Da musste ich damals lachen!
Damals vor allem. xD

Das mit dem Schatz kann ich voll verstehen.
Ich mag das auch nicht!

Hmmm~
Ich fand es gut, dass du auf die Sexszene nicht näher eingegangen bist.
Das passte ganz gut ins Konzept. ^^

Am Anfang war ich reichlich skeptisch, was die Geschichte angeht...
Mal was ganz neues. Aber das interessierte mich halt auch.
...
Das er in Fred verschossen war... fand ich... naja also das ansich net schlimm... Aber dann auch noch George... Ich war eindeutig skeptisch und stellte dann fest, dass es net nur kitsch, kitsch ist. Du hast dir echt Mühe gegeben!
Das mochte ich sehr!

Die Idee mit dem Buch fand ich zunächst auch net so... Ich bin eindeutig eine Kritikerin! XD Aber diese Meinung teilte ich nur anfänglich, denn auch das hast du toll umgesetzt.

Und ich mag Ginny.
Das sollte mal erwähnt werden.

Ich schreibe hier grad frei von der Leber, was mir gard so einfällt.
Die Schlussszene war auch herrlich.
Also die Vor-Schlussszene.
Das vorletzte Kapitel sozusagen. xD
Besonders das mit dem Kaffee, der schon gekocht war und das die Elfe dann da wegapparierte.

D: D:
Die ham ne Schneeballschlacht aufn Friedhof gemacht?
*sich vorstellt, wie ich das als Tote betrachten wird*
Und ja ernsthaft, ich frage mich auch was ältere Leute und meine OMa dazusagen würden. xD

...
Hmmm...
Kommst du aus Aachen?
Ich wäre nie auf Aachen gekommen. xD
Vorallem wegen dem schönen Namen? XD
lol
*hust*

...
Was war sonst noch...
Ein Haufen Weasleys! XDDDDDDDDDDD
...
Moar, wie ich ihn verstehe!!

AHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!
Jetzt weiß ich noch was ganz wichtiges.
Ich war total fasziniert davon, dass du so kreativ warst bei iwelchen Neuerfindungen.
So viele verschiedene Zutaten immer zu benennen und so und das das und das nur auf der Temperatur und so sein durft.
Echt genial! :D

Purist.
Das Wort hast du iwie im Zusammenhang mit Obstsalat benutzt.
Ich konnte nicht erklären und hab gegooglt und konnte es immer noch nicht damit in Verbindung bringen.
Vielleicht bin ich einfach zu doof oder ich hab mich verlesen oder du hast dich in nem Wort geirrt.
Ich dachte, ich erwähns mal. :P

...
Hmmm~
So...
Jetzt...
Achja.
Was hat er ihn nun zu Weihnachten geschenkt?
Nen Bonsai oder ne Eiche? Oder gibt es eine Bonsai Eiche?

...
*grübbel*
Ich hoffe, ich hab nu-
Ahhh!!
Da wo Snape nach dem Fledermausohr griff fand ich ja mals chön. <3

Danke auf jeden Fall.
Ich hatte nen angenehmen Abend und komme wie immer viel zu spät ins Bett.
Guuut Nacht! :D
Von:  Omama63
2011-04-21T18:37:30+00:00 21.04.2011 20:37
Eine super FF und ein schönes Ende.
Das war zwar ein außergewöhnliches Paar, aber es hat mir sehr gut gefallen.

Von:  swiss-chocolate
2011-03-16T18:40:17+00:00 16.03.2011 19:40
Ein ungewöhnliches Pairing.
Egal! Ich mag die Story trotzdem!
Von: abgemeldet
2010-08-08T20:52:29+00:00 08.08.2010 22:52
Hey :)
Eine wirklich schöne FF!
Beide Charaktere sind glaubwürdig und intensiv dargestellt bzw. beschrieben worden.
Ich mag es, dass du auch ab und an Severus Sicht mit eingebracht hast. Das hat dem Ganzen noch mal eine weitere Perspektive gegeben und es noch angenehmer zu lesen gemacht.
Ich hoff, du schreibst noch mehr solcher FF. Ich werd sie bestimmt lesen :)
LG
Von:  Buchi
2010-04-24T12:39:16+00:00 24.04.2010 14:39
coole FF
schön das sie ein happy end haben xD
die gefühle von george hast du gut dargestellt
lg



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