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Die Söhne des Drachen

Fortsetzung von "Drachenherz"
von

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Lord & Lady Turteltaub

Es klopfte an der Tür zu Zimmer Nummer vier.

„Herein?“, rief sein Bewohner zerstreut. Im Augenblick suchte er nach einem geeigneten Platz für ein flauschiges Paar Hauspantoffeln. Die Tür öffnete sich zackig und ebenso zackig betrat der Teespucker aus der Schankstube den Raum.

„Hoheit!“ Er verneigte sich tief. „Was für ein Glück, dass Ihr hier seit“

„Ah! Keru! Genau der Mann den ich brauche. Soll ich den braunen Kimono tragen, oder den roten?“

„Äh ... bitte?“

„Vielleicht doch lieber den braunen.“

„General Iroh...“

„Keru ...“ Unter buschigen, grauen Brauen wurde ihm ein milde tadelnder Blick zugeworfen. „Wir sind hier inkognito.“

„Und ich dachte in Agnam Ba.“

„Sehr witzig! Wie ich sehe, hat der spritzige Humor Eurer Herrin schliesslich auch Euch erweicht.“

„Verzeiht! Aber ...“

„Hm? Was?“

„Ich ... wir haben wirklich ALLES versucht, sie im Palast zu halten. Doch sie hat sich durch nichts abhalten lassen.“

„Das weiss ich doch. Wenigstens habt ihr sie begleitet.“

„Natürlich haben wir das! Wir können Mylady ja wohl schlecht im Stich lassen. Selbst wenn ...“

„Selbst wenn was?“

„Na ja ... sie ... Hab nicht gewusst, dass sie so ein Dickschädel sein kann!“

„Jeder hat das Potential zum Dickschädel, Hauptmann Keru. Es gibt sogar Leibwächter, die sich in den Kopf setzen, plötzlich tadelnd über ihre Schützlinge zu sprechen.“

„Das hab ich nicht!“

„Ah ... dann liegt es wohl an meinen beklagenswert schlechten Ohren.“

„Hoh ... äh, Herr! Ihr wisst, dass ich für My ... die Dame durchs Feuer gehen würde!“

„Aber ja. Habt Ihr, wenn ich richtig informiert bin, sogar schon zweimal getan. Ich werd Euch nicht verpetzen.“

„Das ... ist gut. Danke!“, sagte Hauptmann Keru steif, denn er wurde das Gefühl nicht los, veralbert zu werden.

„So. Meine Schuhe verstau ich lieber später. Und jetzt, sagt mir doch bitte, wo Ihre Hoheit sich rumtreibt.“
 


 

Agnam Ba, Hof der Koros, eine halbe Stunde später

( eben war das Wort `Hunger´ gefallen und gleich ... gleich würde das Wort TEE fallen. Wir ahnen, was das bedeutet ...)
 

„Also gut,“, räumte Niha ein. „Ich denke, der Mais hat für heute genug Wasser abbekommen. Zerfa, bringst Du Lees Mutter schon mal in die Küche? Wir kommen gleich nach, und dann mach ich uns Tee.“

„Tee? Welche Sorte?“, liess sich eine erfreute Stimme vernehmen. Um die Ecke des Stalls bog ein fülliger, nicht allzu großer Mann.

„Iroh?“

„Onkel!“

Jin klang erstaunt (Und ein klitzekleines bisschen nach schlechtem Gewissen), Lee erfreut.

„Ihr habt beide recht!“, lächelte der Fremde gut gelaunt.

„Aber ... was tut Ihr hier?“

„Jin, Mädel, meinst Du diese Frage ernst?“

„Ja.“, sagte das Mädel mit einem Einschlag zum Trotz.

„Nun, ich dachte, bevor mein werter Neffe mir den Kopf abreisst, wenn er zurückkommt, hetz ich Dir lieber hinterher und pass ein bisschen auf Dich auf.“

„Wundervoll!“, seufzte Jin. „Da kommt man sich doch gleich mündiger vor.“

„Du weisst doch, dass ich Dich nicht alleine durch die Weltgeschichte reisen lassen kann.“

„Offensichtlich nicht.“

„Niha ... darf ich Dir meinen Großonkel vorstellen?“, warf Lee in einem günstigen Moment ein.

„Ja. Guten Tag, Herr ... äh ...“, sagte Niha, leicht verwirrt.

„Song!“, half ihr der alte Mann aus der Patsche. „Iromishi Song. Aber alle nennen mich nur Iroh, also bitte ich Sie, das auch zu tun.“

„Gut.“ Angesichts des freundlichen Strahlens, lächelte sie automatisch zurück.

„Also, über welche Sorte sprechen wir?“

„Sorte?“

„Tee, Niha. Onkel Iromishi meint Tee. Eigentlich meint er immer Tee, egal, was er sagt.“

„Warst auch schon mal weniger frech!“, brummte Iroh.

„Und weniger schmutzig.“, betonte Jin.

„Ja, das auch.“

„Ich geh mich ja schon waschen!“, rief Lee und warf die Hände in die Luft und machte sich auf zum Brunnen „Wenn das so weitergeht werd ich noch ohne Nachtisch ins Bett geschickt.“, hörte man ihn maulen.

„Das liegt durchaus im Rahmen des Möglichen.“, rief ihm seine Mutter hinterher.
 

Während Lee sich waschen ging und Niha Harke und Schaufel aufräumte, führte Zerfa die beiden Gäste in das bescheidene Heim der Koros. Zuerst durch die kleine Wohnstube, den winzigen Gang, bis in die Küche.

Die Küche; wo an der hinteren Wand ein Portrait hing. Das überaus schlechte Portrait eines überaus schätzenswerten Mannes.

Lees Verwandtschaft blieb stehen, wie vom Donner gerührt.

„Sieh mal einer an.“, murmelte Iroh.

„Aber ... das ist doch ...“

„Feuerlord Zuko II. Agni schütze ihn!“, klärte Zerfa ihre Gäste auf.

„Agni ... schütze ihn?“, echote Jin.

„Ja! Das sagt Niha immer. Magst Du ihn etwa nicht?“, fragte das Kind.

„Doch! Doch sehr! Er ist ... ganz toll!“

„Mhm. Das sagt Niha auch immer. Sie sagt, er ist er ... erhoben. Und ehrenhaft. Und er hat den Krieg aufgehört.“

„Und zudem ist er auch noch mörderisch attraktiv.“, murmelte Mylady leise. Das Mädchen hatte jedoch bessere Ohren, als gedacht. Iroh leider auch. Er amüsierte sich prächtig.

„Was ist attakiv?“

„Attraktiv. Also ... das ist ... wenn ... wenn man vielen Leuten gut gefällt.“

„Aha.“, sagte Zerfa nur und holte schon mal die Teetassen aus dem Schrank. Dabei suchte sie selbstverständlich nach denen, die am wenigsten kaputt waren.
 

Als Niha in die Küche kam, war der Tisch fast vollständig eingedeckt. Frau Song verteilte nur noch das Besteck.

„Schätzchen, holst Du bitte den Kuchen von gestern?“

„Ja!“

Zerfa rannte zur Vorratskammer, während Niha Teewasser aufsetzte.

„Es gibt noch Kuchen? Ich hätte nicht geglaubt, dass Kuchen in einer Umgebung, die von Lee heimgesucht wird, noch Überlebenschancen hat.“, staunte Iroh.

„Oh je!“, sagte die Mutter des Vielfrasses erschrocken. „Stimmt ja. Ich hoffe, er hat nicht alle Vorräte vertilgt.“

„Äh, nein. Ehrlich gesagt hat er sie sogar ordentlich aufgestockt.“

„Das ist gut! Wenn er Hunger hat, kann er nämlich mehr Verheerungen anrichten, als ein Heuschreckenschwarm. Aber,“, setzte Jin hinzu. „Ich möchte betonen, dass es sich hierbei um ein Erbteil väterlicherseits handelt.“

„Wie wahr.“ sagte Onkel Iroh milde und schielte auf die glänzende Schokoladenglasur des eintreffenden Ehrengastes.

Kaum stand der Kuchen auf dem Tisch, erschienen, wie durch ein Wunder, alle fehlenden Mitglieder das Haushaltes auf einmal. Ein frisch gesäuberter Lee betrat eben die Küche, als auch Maja und Jem nach Hause kamen.

Der Junge stürzte sich in seiner üblichen, überschäumenden Liebenswürdigkeit auf die beiden Neuankömmlinge und fragte sie Löcher in den Bauch, während er sein eigenes mit Schokoladenkuchen stopfte.
 

Doch eine Person am Tisch, war sogar NOCH neugieriger als Jem. Ganz besonders auf Jin Song.

Maja hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie rutsche unruhig auf ihrem Stuhl umher. Seit zwanzig Minuten rang sie mit sich. Sollte sie, oder sollte sie nicht? Eigentlich gehörte es sich ja nicht, fremde Leute mit delikaten Fragen zu löchern, aber ihre Wissbegierde war ziemlich akut.

Der Grund hierfür war ein Gespräch, das Lee heute Morgen mit ihr geführt hatte. Er war zu ihr gekommen und hatte ihr eröffnet, Niha hätte ihn darum gebeten, sie zur Vernunft zu bringen. Zur Vernunft. HA!

Sie WAR vernünftig. Ausnahmsweise sogar vernünftiger als Niha.

Sie hatte ihm auch eigentlich nicht wirklich zuhören wollen. Er hatte die gleiche Litanei vom Stapel gelassen wie ihre große Schwester. Sie sei viel zu jung, um ihr Leben wegzuwerfen, sie solle auf den Richtigen warten, und all den Kram. Doch Maja hatte ihm schnell klar gemacht, dass sie an die viel besungene, große Liebe nicht glaubte. Da hatte er sie ganz komisch angesehen, und angefangen, von seinen Eltern zu erzählen. Schöne Dinge, die so ungemein erstrebenswert klangen. Unglaubliche Dinge, die die leise Sehnsucht, die jedes Mädchen in ihrem Alter haben sollte, wieder erweckten. Die Sehnsucht nach der einen, der wahren, der großen Liebe. Und hier sass nun die Frau, die ebendiese Liebe angeblich gefunden hatte. Also ... Taktgefühl hin oder her, Maja musste einfach wissen, was dahinter steckte!
 

„Jin, woher kommen Sie eigentlich? Lee hat nicht besonders viel erzählt.“

„Hat er nicht? Aus Tiram Agni.“

„Stimmt es, dass Sie ursprünglich aus der Erdnation stammen?“

„Äh ... ja. Das ist richtig.“

„So kurz nach dem Krieg war eine Mischehe aber doch noch recht ungewöhnlich, oder?“

„Hm. Mag sein. Die meisten Menschen waren der Feuernation gegenüber ein wenig misstrauisch.“

„Aber Sie nicht?“

„Nun,“ Die jadegrünen Augen schimmerten weich. „Ich hatte meinen Mann schon während des Krieges kennen gelernt. Da war er noch Kellner, und ich wusste nicht, dass ich es mit einem Feuerfuzzi zu tun habe.“ Sie seufzte. „Er war so ziemlich der miserabelste, ruppigste Teeschubser, den man sich vorstellen kann.“

„Wirklich? Warum ... warum haben Sie sich denn dann ... Warum hat er ihnen trotzdem gefallen?“

„Maja.“, mahnte Niha leise. „Ich weiss nicht, ob Frau Song ...“

„Oh, es gibt kaum etwas, worüber ich lieber spreche.“, lenkte Jin ein. „Warum ich mich trotzdem verliebt habe?“, übersetzte sie Majas Frage. „Weil manche Dinge eben sind, wie sie sind. Nachdem ich in die Augen dieses Kerls gesehen hatte, war die Sache für mich klar. Leider hielt er es dann aber für nötig, sechs lange Jahre von der Bildfläche zu verschwinden.“

„Was?? Sie haben sechs Jahre gewartet?“

„Gewartet? Ich weiss nicht, ob man das so nennen kann. Ich dachte ja niemals, dass er zurückkommen würde.“

„Und trotzdem ...“

„Blieb ich allein. Ja.“ Jin zuckte mit den Schultern. „Manche Menschen vergisst man eben nicht. Heute sind wir dafür unverschämt glücklich. Wir haben eine liebevolle Familie. Und unser Teehaus ist auch sagenhaft!“

„Ein Teehaus?“

„Ja. Das größte und prächtigste der Stadt!“, grinste Lee, die Geschichte seiner Mutter aufgreifend. „Erschreckend pompös.“

„Ach was.“, wischte Jin diesen Einwand zur Seite. „Der Palast ist ganz wundervoll.“

„Der Palast?“ Maja blinzelte erstaunt.

„Nun ja ... Den Namen hat Iromishi ausgesucht. Er ist schliesslich für den Tee verantwortlich. Er ist ein wahrer Künstler der Heissgetränke. Seit neustem bieten wir sogar dieses exotische Zeug der Sand-Nomaden an. Kaffee. Fürchterlich bitter!“ Sie schüttelte sich.

„Zuro mag ihn ganz gern.“, sagte Iroh nur gelassen.

„Zuro?“

„Mein Mann.“ Bei diesen Worten leuchteten die Augen von Frau Song schon wieder so komisch. Maja spielte nachdenklich mit den Krümeln auf ihrem Teller. Anscheinend lag hier wirklich ein Fall von echter Liebe vor.
 

Doch dann liess Zerfa die Bombe platzen.

„Lees Mama sagt, der Feuerlord ist attraktiv!“

Der Sohn von Lees Mama liess fast die Gabel fallen.

„Oh nein! Bitte nicht DAS!“, ächzte er.

„Was denn?“, wollte Niha wissen.

„Mutters Lieblingsthema.“

„Das wäre?“

„Na, unser oberster Feuerteufel höchstpersönlich.“

„Wirklich? Sie sind auch eine treue Royalistin?“

„Machst Du Witze?“, schnaubte Lee. „Bei uns zu Hause hängt an jeder verfügbaren Wand sein Konterfei.“

Iroh konnte ein Lachen nicht unterdrücken, doch Jin überhörte die Beiden großzügig.

„Royalistin? Aber ja! Wer wäre das nicht ... bei DEM Regenten?“

Jetzt wollte Fräulein Koro es genau wissen und beugte sich über den Tisch.

„Haben Sie ihn schon mal gesehen?“

„Niha, Deine Haare hängen gleich in den Tee.“

„Sei still, Lee! ... Haben Sie?“

„Aber ja.“ Auch Jin rückte weiter vor. „Mehrmals sogar!“

„Mehr ...? Wie IST er?“. hauchte Niha.

„Umwerfend! Groß. Imposant.“

„Wirklich?“

„Mehr als nur wirklich! Er ist ... der eindrucksvollste Mensch, der mir je begegnet ist! Sein Charisma könnte man in Flaschen abfüllen. Manche stören sich ja an seiner Narbe ...“

Lee liess sich stöhnend gegen die Stuhllehne fallen.

„Aber, ICH finde sie ... na ja ... aufregend.“

„Mama, es sind Kinder anwesend.“

„Ich weiss Spatz. Also hör doch einfach weg!“

„BITTE?“

„Er ist ja sowas von attraktiv!“, schwärmte Jin weiter. „Aber das alles ist gar nichts, gegen ...“ Sie machte eine Kunstpause.

„Gegen?“, quietschte Niha.

„Sein Lächeln!“

„Agni! Sie haben ihn lächeln sehen? Ich hab schon mal davon gehört. Es soll sehr ...“

„Ja.“ Mylady Feuerteufel starrte verträumt auf den Sonnenuntergang im Hintergrund. „Dieses Lächeln vergisst man nicht. Und ich glaube, er weiss nicht mal, wie viel Charme er besitzt.“

„Mutter! Interessiert es Dich, dass mir dieses ganze Gespräch zutiefst peinlich ist?“

„HA! Das sagt jemand, der schon sein blosses Hinterteil aus dem obersten Fenster des Rathauses von Tiram Agni gehalten hat. Lu bekommt heute noch Albträume deswegen!“, fügte sie hinzu, als die Kinder vor Lachen prusteten.

„Wer ist Lu?“, fragte Jem neugierig.

„Mein großer Bruder.“, schnappte Lee. „Und das im Rathaus war eine WETTE!“, klärte er die Anwesenden hastig auf.

„Und? Hier geht es um den Feuergekrönten. Da darf man enthusiastisch sein!“

„Das sag ich Papa!“

„Was? Dass ich Seine Lordschaft hinreissend finde? Bitte! Nur zu, das weiss er schon.“

„Ja, das steht zu befürchten.“, murmelte Iroh, der von Minute zu Minute vergnügter wirkte.

„Ich hoffe nur, der Rest von dem, was man sich erzählt, stimmt auch.“, meinte Niha.

„Welcher Rest?“, wollte Jin wissen.

„Na ja, er soll ja unglaublich glücklich verheiratet sein, und so.“

„Ja. Vor allem `und so´. Dem `und so´ widmet er sich besonders fleissig, wie man hört.“, murmelte der Sohn des Erhabenen.

„Lee! Hör auf so ungebührlich zu sein!“ Jin versuchte vergeblich, streng zu klingen.

„ICH?“, fragte er, ganz die Unschuld. „Ich tratsche doch hier nicht über anderer Leute Männer!“

„Wir tratschen nicht, wir schwelgen!“

„Natürlich. Als Mann kann ich nur sagen: Es ist recht unfair von unserem obersten Feuerteufel, die Messlatte so hoch zu legen. Da kommt man ja in Zugzwang!“

„Ja ... Er hat die Standards neu gesetzt.“, seufzte Mylady.

„Ich würd´ ihn zu gern mal sehen.“, gestand Niha. „Nur einmal. Zuko, den Erneuerer. Agni schütze ihn!“
 

„Ja.“ Plötzlich klang Lees Mutter vollkommen ernst. „ Agni schütze ihn! Er würde Sie sehr mögen, Niha Koro.“

„Mich? Warum? Ich bin nur eine Bäuerin.“

„Eben. Er liebt sein Volk. Das ist allgemein bekannt. Und ganz besonders schätzt er die Menschen, die sich um das Land kümmern. Und Sie, meine Liebe, sind ehrlich und aufrichtig. Er würde sie mögen! Da verwette ich meinen Webstuhl.“

„Jin, Mädel, da sind wir mal wieder einer Meinung. Und die anderen hübschen Fräuleins hier, fände er bestimmt auch ganz entzückend.“ Iroh stupste über Zerfas Nase und zwinkerte ihr zu.

„Entzückend!“ Lee schnaubte. „Entzückend kommt in seinem Wortschatz nicht vor!“

„Kennst Du ihn etwa auch?“

„Vom Sehen,“, erwiderte Lee süsslich. „Aber dass er nicht herumsäuselt, DAS weiss ich. Er soll sogar ab und an ein rechtes Raubein sein.“

„Ja!“, seufzte seine Frau Mama. „Ich sagte ja: hinreissend!“

Niha nickte nur, als habe sie das alles schon immer gewusst!

Maja aber, starrte auf ihren Teller und dachte sich ihren Teil. SOVIEL also zu der angeblich sagenhaften Liebe zwischen Lees Eltern. Seine Mutter himmelte ganz offensichtlich einen anderen Mann an ...
 

Nach Beendigung des Nachmittagstees verteilte man sich. Niha und Maja wuschen ab. Iroh widmete sich mit dem größten Eifer der Hausaufgabenaufsicht und Lee machte sich daran, die diversen Viecher vor dem Abend in den Stall zu komplimentieren. Jin begleitete ihn. Eine Weile beobachtete sie ihn einfach nur zu, verwundert, wie sehr er mit seiner Umgebung im Einklang zu sein schien.

„Du erledigst das, als hättest Du nie etwas anderes getan.“, sagte sie schliesslich leise.

„Man muss nur Ruhe ausstrahlen, dann machen sie, was man will.“

„Ja. Du fühlst Dich hier sehr wohl, hm?“

„Schon.“ Er zuckte mit den Schultern. „Jetzt ja. Zu Anfang war es gewöhnungsbedürftig.“

Jin nickte nur. Von ihren Kindern war Lee mit Sicherheit das anpassungsfähigste. Bestimmt hatte Zuko genau darauf spekuliert, als er ihn auf einen Bauernhof versetzt hatte.
 

„Er wird ziemlich ausflippen, wenn er mitkriegt, dass Du hier bist.“, unterbrach Lee ihre Gedanken.

„Ja.“

„Und ich gehe jede Wette ein, dass er es schon weiss!“

„Ja, vermutlich.“

„Scheint Dir egal zu sein.“

„Lee ... NICHTS, was Dein Vater tut, ist mir egal. Aber mich scheint irgendwie keiner zu verstehen.“

„Ich versteh Dich doch. Aber, ich verstehe auch Papa. Ich weiss jetzt, WAS er mir zeigen wollte. Und ich bin gottfroh, dass ich diese Lektion gelernt habe. Ich hab zu lange in meiner unberührbaren, unbeschwerten Welt gelebt. Dass es Leute gibt, die tagtäglich um ihr Auskommen kämpfen, war mir nicht klar. Nicht so wie jetzt. Ausserdem habe ich erkannt, dass ich zu viel mehr in der Lage bin, als ich dachte. Mit Geduld und Spucke kriege ich selbst einen rostigen, krummen Pflug und einen bockigen Ochs-Esel in den Griff. Das ist ein ziemlich tolles Gefühl, Ma. Und Lu Ten ... dem tut eine Auszeit auch mehr als gut, sonst hätte er sich noch seine Pinselhand kaputt geschrieben.“

„Das weiss ich doch alles!“, gab Jin zu. „Aber es geht ums Prinzip!“

„Prinzip ... Geht´s normalerweise nicht unserem Oberhaupt ums Prinzip?“

„Eben! Dann darf es mir auch mal darum gehen. Ausserdem,“, fügte sie leise hinzu, „Ich vermiss ihn einfach so schrecklich.“

„Das weiss ich ja. Und glaub ja nicht, er hätte Dich nicht ebenso vermisst.“

Seine Mutter zuckte mit den Schultern.

„In die Kissen wird er nicht geheult haben.“

„Mama! Zwei Tage nachdem Du weg warst, hatte seine Laune bereits den Erdmittelpunkt erreicht. Und danach ging´s erst mal richtig bergab. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wie eklig er sein kann.“

„Sprich nicht so über Deinen Vater!“

Lee rollte mit den Augen.

„Na bitte. Nicht mal, wenn Du sauer auf ihn bist, darf man über ihn schimpfen.“

„Wär ja auch nochmal schöner!“

„Nein, jetzt mal im Ernst: Er war ziemlich neben der Spur. Und ich glaube, er schlief auch nicht so besonders. Er hat Dich vermisst! Genauso sehr, wie Du ihn. So ... mehr werd ich dazu nicht sagen. Ich kling ja fast schon wie ein Waschweib!“

„Wenn man von den zwei Oktaven absieht.“, versuchte Jin zu spotten. Doch so recht wollte ihr das nicht gelingen.

„Vielleicht sollte ich heimfliegen.“, murmelte sie. „Jetzt weiss ich ja, dass es Dir gut geht.“

„So, so. Nach Lu muss man mal wieder nicht sehen, hm?“

„Lee, Du weisst ...“

„Mama. Das war ein Witz! Ich bin nunmal das Sorgenkind. Werd ich wohl immer bleiben. Es macht mir auch nichts aus. Na ja, fast. Und Lu Ten kann nun wirklich selbst auf sich aufpassen. Ich denke auch, Du solltest heimkehren. Schon allein deshalb, weil ich mir sonst eine wirklich clevere Ausrede ausdenken müsste, warum plötzlich der Feuerlord hier auftaucht. Apropos ... vielleicht kannst Du ihn ja bitten, seinen Spitzel zurückzupfeifen?“

„Er hat einen Aufpasser auf Dich angesetzt?“

„Ja. Scharwenzelt hier herum, und denkt, ich seh ihn nicht.“

In diesem Augenblick hätte Jin ihren Gatten bei Anwesenheit abgeknutscht.

„Tut mir leid, aber diese Nachricht beruhigt mich viel zu sehr, als dass ich daran etwas ändern würde.“

„Ja, ja. Schon gut!“

„Lee ... Wenn Du selbst einmal Kinder hast, wirst Du das verstehen. Und wenn Du eines dieser Kinder hilflos und krampfend auf dem Boden hast liegen sehen, erst recht.“

„Ich HAB keine Anfälle mehr!“

„Ich weiss. Aber lass Deinem Vater die Gewissheit, im Notfall ein Auge auf Dich zu haben. Es beruhigt ihn. Und mich auch.“

„Fein.“, stöhnte Lee. „Geben wir dem Drachen, was des Drachens ist.“
 

Für diesen Abend kochte Niha zwar nicht ganz so mondän, wie am Tag zuvor, aber was sie auftischte, verdiente durchaus das Prädikat `Festessen´. Sie beruhigte ihr sparsames Gewissen damit, dass es eine Schande wäre, all die frischen Zutaten verkommen zu lassen. Ausserdem war es viel zu befriedigend, mitanzusehen wie ihre Gäste ordentlich reinhauten.

„Das war äusserst köstlich!“, lobte Iroh schliesslich und lehnte sich, satt und zufrieden, zurück.

„Ja,“ Jin seufzte. „Warum kann ich nicht so kochen? Es gibt nur ein Essen, dass ich zustande bringe. Alles andere schmeckt wie Eiermatsch mit Sosse.“

„Na ja, jeder fängt mal an.“, meinte Niha und begann, die Teller abzuräumen. „Was können Sie denn kochen?“

„Eiermatsch mit Sosse!“, sagten Mutter und Sohn wie aus einem Munde.

„Aber dafür kann ich sagenhaft abspülen!“ Jin begann ihre Ärmel hochzukrempeln.

„Wenn man auf den ein oder anderen Teller verzichten kann ...“, brummte Iroh.

„Onkel!“

„Na ja, Kindchen. Ich wollte es Dir ja immer schonend beibringen, aber Du bist nunmal schusselig. Hast vermutlich gleich nach der Geburt die Nabelschnur verlegt.“

Jin, nicht im Mindesten beleidigt, seufzte nur auf.

„Wie wahr.“

„Nein, nein. Abspülen kommt gar nicht in Frage.“, sagte Niha bestimmt. „Sie sind unsere Gäste. Lee, führst Du Deine Mutter und Deinen Onkel in die Wohnstube?“

„Aber gerne doch. Muss ich schon nicht abtrocknen.“
 

Zur gleichen Zeit, ein paar Kängurukatzensprünge entfernt
 

Ren, Wirt des schmunzelnden Mönchs, war gerade dabei die Tische abzuwischen, als ein weiterer dubioser Gast eintraf. Somit waren es schon zwei mehr, als üblich. Dabei war noch nicht mal Pilgerzeit.

Der Fremde erreichte Agnam Ba zusammen mit den Vorboten eines verteufelt üblen Gewitters. Vielleicht war es ja diesem Umstand zu verdanken, dass er furchteinflössender wirkte, als alle anderen Gäste, die diese bescheidene Herberge je überdacht hatte, zusammengenommen.

Ein dunkler Schatten fiel auf die Eichenplatte, die gerade energisch mit Seifenlauge bearbeitet wurde. Ren sah hoch ... höher ... noch ein bisschen höher. Doch erkennen konnte er nichts, denn eine weite, tief ins Gesicht gezogene Kapuze verbarg die Züge des Trägers.

„Guten Abend.“

Die tiefe, raue Stimme jagte Schauer der Vorahnung über Rens Rücken.

„A ... bend.“

„Ich benötige ein Zimmer.“

„Zimmer? Ich ... muss erst nachsehen, ob noch eins frei ist.“

„Ja. Danke.“

Da der potentielle neue Gast überaus höflich klang, entspannte der Wirt sich ein wenig. Bestimmt machte ihn nur das bevorstehende Gewitter nervös. Er schlurfte zur Theke und kramte das Gästebuch hervor.

„So ... mal schauen. Ungewöhnlich viel Betrieb für diese Jahreszeit.“

„Ach.“

„Ja. Gestern sind sage und schreibe vier Gäste angekommen. Dabei ist Saure-Gurken-Zeit.

„Vier?“

„Verrückt, was? Sind Sie auch ein Pilger?“

„Sicher.“
 

In just diesem Moment schlängelte sich der alte Chang an dem großen Unbekannten vorbei, blieb an dessen zerschlissenen Umhang hängen und zog dadurch ein wenig an der Kapuze.

Zuko seufzte. Na, danke!

Würde er seine Tarnung hektisch wieder an Ort und Stelle zerren, wäre dies verdächtiger, als alle Narben dieser Welt. Vielleicht war das Kerzenlicht ja schummrig genug ...

„Sie ... Sie ... haben da ...“, stammelte Ren.

Nein. Bedauerlicherweise waren die Kerzen erschreckend pflichtbewusst.

„Es ist unhöflich Leute anzustarren.“

„J ... ja. Verzeihung. Aber ... die ... die Narbe.“

„Kriegsverletzung.“

„Aber sie sieht aus wie ...“

„Bekäme ich jedes mal einen Jy wenn ich das höre, wäre ich ein sehr reicher Mann.“

„Ja, aber ... Sie sehen aus wie ... ER.“

„Ich bin es nicht. Obwohl ...“, sinnierte Zuko, um die Zweifel zu zerstreuen. „Bekäme ich als Feuerlord ein Zimmer gratis?“

„Ha!“, machte Ren. „Haha. Na ja, nichts für ungut. Ich wette, die Leute verwechseln sie oft.“

„Ja. Bis sie meine Klamotten sehen.“

„Ach was!“, meinte der Wirt jovial, um seine Scharte wieder auszuwetzen. „Kann ja nicht jeder in Samt und Seide gehen, was?“

„Wohl kaum.“

„Gut, gut. Ah ... Zimmer sieben ist noch frei.“

„Wie passend.“, murmelte Seine Lordschaft.

„Name?“

„Song.“

„Song? Wie komisch. Die Dame von Nummer zwei heisst auch Song.“

„Meine Frau. Sie war ... vorausgepilgert.“

„Ah! Verstehe!“

„Ist sie auf ihrem Zimmer?“

„Hm. Ich glaube nicht. Aber ich frag mal.“ Ren lehnte sich nach hinten und brüllte über die Schulter. „TISSA?“

„Ja?“

„Komm mal.“

„Was denn? Mein Braten brennt an. AGNI!!!“ Vor Schreck landete eine tönerne Rührschüssel auf dem Boden.

„Nicht in die Scherben treten!“, mahnte der Verursacher des Unfalls rasch.

„Euer ... Euer Lordscha ...“

„Beruhig Dich, Weib. Er ist es nicht.“

Doch die Frau liess sich nicht vom Verbeugen abhalten.

Zuko schielte in die Schankstube. Hoffentlich fiel das hier keinem auf!

„Tissa!“, zischte Ren ungehalten. „er IST es nicht!“

„Natürlich ist er´s!“ Auch Tissa konnte zischen.

„Unsinn! Was sollte ER denn bitte schön hier wollen? Das da ist Herr Song. Du weiss schon ... der Mann Deines Lieblingsgastes.“

„Die Dame auf Zimmer zwei?“

„Ja.“

„Ich hab doch gleich gesagt, sie ist was besonderes. Du meine Güte!“ Jetzt legte Tissa die Hände an die Wangen. „Die Frau unseres Lords. Ich glaube, ich brauch jetzt meine Pillen!“

„Himmel, Tissa! Er ist NICHT der Feuerlord!“

Die Wirtin wagte einen direkten Blick auf ihren Gast. Der lüftete seine Braue und schüttelte den Kopf.

„Oh, also ... ich weiss nich.“, murmelte sie unsicher.

„Herr SONG sucht seine Frau. Weisst Du, wo sie hingegangen ist?“

„Na, zum Hof der Koros.“

„Da! Geht doch! Soll ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen?“, wendete Ren sich an den Fremden.

„Nicht nötig. Es ist mit Sicherheit zufriedenstellend. In welcher Richtung liegt der Hof der Koros? Ich werde eben noch mein Gepäck verstauen und mich dann auf den Weg machen.“

„Nordosten. Ungefähr zwei gute Meilen.“

„Danke sehr.“

Zuko zog die Kapuze wieder ins Gesicht, wandte sich um und ging zur Treppe, ins obere Stockwerk. Die Wirtsleute schauten ihm irritiert nach.

„Ren?“

„Hm?“

„Er ist´s!“

„Und ich sag Dir, er ist es NICHT!“

„Ach? Und wer von uns liesst die Fachliteratur?“

„Das `Flammende Blatt´ ist alles mögliche, aber keine Fachliteratur!“

„Für so was schon! Ich sag nur: Die Lady aus Zimmer zwei hat grüne Augen.“

„Ja und?“

„Ren?“

„Ja?“

„Du bist ein Idiot!“
 

Doch kehren wir nun wieder zurück zum Gehöft der Koros.

Dort widmeten sich die Herrschaften, von denen keiner wusste, dass sie herrschaftlich waren, mit dem größten Vergnügen den beiden Kindern. Iroh faltete Papierflieger, Blumen und Drachen und lieferte Jin damit den Nährboden für ihre Lieblingsgeschichte. Bald lauschten Jem und Zerfa gebannt der Legende von Tatzu und Hsui. Selbst Maja, die damit beschäftigt war, die reparaturbedürftigen Strümpfe auszusortieren liess sich davon fesseln.

Als Niha aus der Küche kam, fiel ihr eine Sache sofort ins Auge: Lees Mutter zog ihre jüngeren Geschwister an, wie Honig ein paar Bienenfalter. Jem belagerte ihre Armlehne, die schüchterne, sonst immer so misstrauische Zerfa war fast auf deren Schoss gekrochen. Und selbst Maja hörte sich mehr als bereitwillig diese alte Kindergeschichte an.

Plötzlich sog Jin scharf die Luft ein und horchte auf.
 

„Was war das?“

„Was meinst Du? Ich hab nichts gehört.“, sagte Lee und wechselte einen kurzen Blick mit seinem Großonkel, doch auch der zuckte nur mit den Schultern.

„Ich auch nicht.“

„Na dann.“, murmelte Mylady geistesabwesend. „Hab ich mich wohl geirrt. Also ... wo waren wir?“

„Gerade hat Hsui gemerkt, dass Tatzu der Drache war.“, half Zerfa sofort und rückte noch ein par Zentimeter näher .

„Ja! Bestimmt kämpfen sie jetzt noch mal!“, spekulierte Jem eifrig.

„Aber nein.“, lachte Jin. „Nun weiss sie ja, wer er ist. Jetzt wird nicht mehr gekämpft.“

„Och Mann! Ich hoffe, sie fangen nich an rumzuknutschen.“

„Keine Angst, das kommt erst später.“ Jin wuschelte durch seinen Schopf.

„Wirklich?“, wisperte Zerfa. „Wann?“

Den beiden Männern entwich angesichts dieser zutiefst weiblichen Frage ein polterndes Lachen. Jedoch nur, bis es klopfte ... wenn man dieses gebieterische Gesuch um Einlass überhaupt so nennen konnte.

Lee lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

„Ach Du heilige Asche!“, murmelte er. „Schon?“

Onkel Iroh hob die Brauen beinahe über die Stirn und Jin ... Jin war aufgesprungen und starrte hypnotisiert auf die Tür.

Erneut hämmerte es gegen das Holz.

„Ich denke.“, sagte Iroh milde. „Es wäre besser diesen speziellen Besucher herein zu bitten.“

„Na gut.“, meinte Niha schulterzuckend „HEREIN?“
 

Die alte Tür schwang auf und brachte einen stürmischen, feuchten Schwall kühler Abendluft herein. Das und etwas anderes, dessen Potential, einem eiskalte Schauer über den Rücken zu jagen, sogar noch weitaus größer war.

Im Türrahmen hatte sich ein finsterer, breitschultriger Hüne aufgebaut. Die obere Gesichtshälfte war unter einer weiten Kapuze verborgen, sodass nur eine verhärtete, schmallippige Mundpartie und ein arrogantes Kinn zu sehen waren. Seine Haltung war straff, wirkte kompromisslos, fast anmaßend.

„Äh.“, machte Niha.

Eine leise, bedrohliche Stimme unterbrach diesen komplexen Gedankengang.

„Sieh an.“, schnurrte der Eindringling rau. „Mein abtrünniges Weib.“
 

Eigentlich hatte Jin ja vorgehabt, bei ihrer Wiederbegegnung mit Zuko erst die vorliegende Situation zu klären, aber wie so oft liess sie ihre Pläne zugunsten eines besseren spontan fallen. Sie rannte drauf los.

„ZU …“

Der Rest des freudigen Aufschreis ging in Irohs spontanem, ohrenbetäubenden Niesen unter. Traurigerweise war Lee der einzige, der ihm ein munteres „Gesundheit!“ zukommen liess, denn die allgemeine Aufmerksamkeit wurde von den beiden Menschen an der Tür gefesselt. Anders gesagt: Jeder, außer Iroh und Lee, glotzte das Ehepaar `Song´ an.

Jem starrte, Zerfa machte riesengroße Augen, Maja zwinkerte, als sei sie eben erst aufgewacht. Damit waren sie aber alle immer noch dezenter, als ihre älteste Schwester. Niha sank einfach nur die Kinnlade nach unten.

Lees kleine, herzliche Mutter hatte sich mit solcher Vehemenz auf ihren Gatten gestürzt, dass selbst dieser Baum von Mann sie nur mit Mühe auffing.

Für die nächsten Sekunden begrub Jin ihre Nase in den Kleidungsschichten über dessen Brust und presste frenetisch an sich, was sie von ihm zu fassen bekam. Eine große, überaus kräftige Hand stahl sich aus dem Wollumhang, um liebevoll über ihr Haar zu streicheln.

Nach einiger Zeit, wohl aus purem Luftmangel, drehte Jin ihr Gesicht so, dass sich nun ihre Wange fest gegen den groben Stoff schmiegte.

Spätestens in diesem Moment wurde Niha klar, ein recht außergewöhnliches Paar vor sich zu haben, denn das leuchtende Gesicht der charmanten Lady hatte eine fast unglaubliche Wandlung vollzogen. Ihr zufriedenes Strahlen war verschwunden, um reiner, fast schmerzhafter Glückseligkeit zu weichen. Die Augen extatisch geschlossen, wirkte sie beinah, als wolle sie anfangen zu weinen.

„Du bist da!“, wisperte sie.

Der Hüne neigte lediglich den Kopf, legte die Wange an ihren Scheitel und zog sie noch enger an sich. Jins Finger krallten sich in seinen Ärmel.

„Endlich bist Du da!“

„War das nicht Sinn und Zweck dieser Eskapade?“

„Drache …“

Sie wurde aufs leidenschaftlichste unterbrochen, als sich ein Paar Lippen auf ihre pressten.
 

Ohne Vorwarnung liess Niha das Stadium des Staunens hinter sich. Stattdessen zweifelte sie lieber an ihrer Wahrnehmung.

Während sie das eng umschlungene Paar anstarrte, hatte sie das lächerlich unrealistische Gefühl ferne Musik zu hören. Ein Meer an Gum Jos spielte eine bittersüsse Melodie. Zart, sehnsüchtig, mächtiger als die Fundamente der Welt und ebenso ewig. Diese beiden Menschen schienen irgendwie in andere Sphären abzudriften.

Ihr Unterkiefer erreichte Tiefststand.

Lee seinerseits, sah seine Erwartungen vollauf erfüllt. Seine Eltern verhielten sich wie immer. Als sein Blick auf die Damen Koro fiel, entrang sich ihm ein Seufzen. Auch DIESE Reaktion war durchaus nichts neues. Niha, Maja, ja selbst Zerfa begafften mit verklärten Minen die Szene.

„Agni!“, hauchte Niha.

„Meine … Güte!“ Das war Maja.

„Sind sie nicht allerliebst?“, seufzte Iroh.

„Ja ... faszinierend, nicht wahr? Aber das reicht jetzt.“, murmelte Lee den Schaulustigen zu.

Er wurde entweder nicht gehört, oder ignoriert.

„Alles klar. Wenn ich dann bitten dürfte.“, sagte er etwas lauter.

„Was?“, fragte Niha verträumt, ohne sich ablenken zu lassen.

Auch Maja fielen noch immer die Augen aus dem Kopf. Aber, na ja ... seine Erzeuger schnäbelten natürlich auch noch immer hingebungsvoll.
 

„Ich denke, wir lassen meine Eltern für einen Augenblick allein, hm?“

Himmel, er hoffte inständig, das `für einen Augenblick´ auch ausreichen würde. Da das Fürstenpaar länger voneinander getrennt gewesen war, als jemals zuvor, würde er allerdings keine Wetten abschliessen. Manchmal waren die zwei recht unberechenbar.

„Los jetzt! Ihr habt meine Eltern lange genug begafft! Marsch in die Küche!“

„Ja,“, stimmte sein Großonkel zu. „Bevor das große Donnerwetter kommt.“

Doch offensichtlich fanden die anwesenden Damen es schwer, sich vom Anblick der herzzerreissenden Wiedervereinigung loszureissen. Also schritt Prinz Lee zur Tat, schnappte Niha und Maja am Arm und delegierte sie aus dem Raum. Iroh, der ein leises Kichern nicht ganz unterdrücken konnte, sammelte derweil die Kinder ein.
 

In der Küche sank Maja auf einen Stuhl.

„Meine Güte!“, wiederholte sie sich und warf der `Hilfskraft´ einen seltsamen Blick zu. „Deine Eltern ... haben sich wirklich lieb, was?“

„Ich meine, das erwähnt zu haben.“

„Ja, schon ... aber ... SO??“

„Doch. Sie lieben sich. Wahnsinnig. Leidenschaftlich. Abgrundtief.“ Er zuckte mit den Schultern. „Eben ... über alles. War schon immer so.“

„Und ich dachte, Deine Mutter ...“

„Was?“, fragte Lee mit kämpferisch verschränkten Armen.

„Ich hatte den Eindruck, sie wäre vielleicht heimlich in den Feuerlord verknallt.“

„Hatt ich auch,“, murmelte Niha, endlich wieder der Sprache mächtig. „Agni schütze ihn!“

„Heimlich ...!“ Irohs Stimme bebte.

„Onkel!“, zischte Lee und klang dabei fast wie das väterliche Original.

„Ja, ja. Schon gut.“
 

Jin wäre das ganze Gerede über ihre Person, hätte sie es mitbekommen, derzeit herzlich egal gewesen. Sie schwelgte. Sie schwebte. Sie war endlich wieder so glücklich, wie man nur sein konnte, denn ihr Drache war zurück.

Duftete nach Drache, schmeckte nach Drache, fühlte sich an wie Drache.

Als Zuko es endlich schaffte, sich aus diesem Kuss zu lösen, stellte sich heraus, dass er auch noch immer drachenmässig grollen konnte. Er brachte einige Zentimeter Abstand zwischen sich und seinen kleinen Plagegeist und atmete tief durch.

„Zuko ...“

„Wirklich clevere Taktik, Kobold.“

„Taktik?“

„Mich nach Deiner Pfeife tanzen zu lassen.“

„Aber ... das war gar nicht meine Absicht.“

Ein kurzes, hartes Lachen war zu hören.

„Natürlich. Mein Erscheinen kommt für Dich völlig unerwartet.“

„Das nicht ... aber ...“

„Aber was, Jin? Warst Du Dir Deines Manipulationsversuchs etwa nicht bewusst?“

Jin biss sich auf die Lippen und sah zu Boden.

„Nein.“, flüsterte sie. „Nicht wirklich.“

„Aha.“

„Du ... Du kannst Dir Dein arrogantes `Aha!´ sparen!“, fauchte sie jetzt. Schliesslich hatte SIE vorgehabt, diejenige zu sein, die schimpfte. „Ich hab mir das gleiche Recht rausgenommen wie Du, und vollendete Tatsachen geschaffen. Das ist alles!“

„Alles, Jin? Alles? Dann ist eine überstürzte Abreise von einer Gipfelkonferenz also nur `alles´?“

Der Feuerlord sprach leise und beherrscht. Womit er sein Weib selbstverständlich noch mehr in Rage brachte.

„Ach? Ich hätte die Dinge wohl einfach so hinnehmen sollen?“, rief sie, schon wieder lauter. „Leb Deine einsamen Entscheidungen ruhig aus, Zu ...“

( Ohrenbetäubendes Niesen von Onkel Iroh ... mishi )

„... aber nicht an MEINEN Kindern!“

„DEINE? Mich dünkt ich war an deren Entstehung auch beteiligt.“

„Ja! Sei überheblich! Nur zu! Ich hab jedenfalls getan, was ich für das Beste hielt!“

„Fein!“, knirschte er. „Dann tue ich jetzt, was ICH für das Beste halte.“
 

Dann tat Zuko II etwas, wofür jeder andere lebenslänglich eingekerkert würde. Er schnappte Lady Jin und warf sie sich über die Schulter.

„Was??? ... LASS MICH RUNTER!!!“

„Nein.“, erwiderte er knapp. „Wir gehen jetzt.“

Doch bevor er dieses Vorhaben in die Tat umsetzten konnte, flog die Tür zur Küche auf und die Herrin des Hauses baute sich vor ihm auf.

„Was tun Sie da?“

„WIE bitte?“

Niha versuchte vergeblich, die dunklen Schatten unter der Kapuze zu durchdringen. Doch auch einem gesichtslosen Kerl konnten die Leviten gelesen werden.

„Ich fragte, was Sie da tun.“

„Ich kümmere mich um meine Frau.“, knurrte Herr Song senior bedrohlich leise.

„Das ist aber MEIN Haus! Und darin wird niemand so behandelt!“

Lee, Iroh und selbst Jin schnappten hörbar nach Luft. Und Niha? Sie konnte förmlich spüren, wie die finstere Gestalt sie mit Blicken durchbohrte.

„Also schön.“, sagte die seltsam eindringliche Stimme nach einer Weile. „Ihr Haus, ihre Regeln. Dann müssen wir uns wohl verabschieden.“

Er neigte leicht den Kopf.

„Gute Nacht, allerseits.“

„Was? Aber ...“, stammelte Fräulein Koro aufgebracht.

„Nacht, Zuro, mein Junge.“, rief Iroh.

„Gut´ Nacht, Papa.“, meinte Lee vergnügt.

Lord Drache, eben im Begriff, die Szene zu verlassen, wendete sich noch einmal um.

„Geht es Dir gut, Lee?“

„Oh, bestens! Fühl mich fuchspudelwohl.“

„Das dachte ich mir.“

„Wenn ... wenn Du mich nicht gleich runterlässt, dann ... dann ...“ Jin bearbeitete einen unbeeindruckten Rücken, was natürlich ebenso albern wie nutzlos war.

„Sicher, mein Herz. Sofort.“

Mit langen Schritten verliess der Störenfried das Haus.

„Also ... ist Dein Papa immer so?“, ereiferte sich Niha. „Nur weil ihm das prächtigste Teehaus des Landes gehört braucht er nicht zu glauben, alles und jeder stünde unter seiner Fuchtel!“

„Oh, aber das denkt er nur von einem Drittel der Weltbevölkerung, oder so.“, bemerkte Iroh, auf den Zehenballen wippend.

Lee musste lachen. Kaum hatte er sich beruhigt, fing Iroh an zu kichern, und das Ganze ging von vorn los ... Jungs eben!
 

Mittlerweile hatte es, Agni sei Dank, aufgehört zu regnen und Jin war abgesetzt worden. Um nicht auch noch herumgezerrt zu werden, stolzierte sie `freiwillig´ neben ihrem Gebieter einher.

„Ich entschuldige mich aufrichtig dafür, Dich über die Schulter geworfen zu haben.“

Mylady presste lediglich die Lippen aufeinander.

„Wären wir länger geblieben, hättest Du unsere Identität aufgedeckt. Iroh musste zweimal niesen!“

„Dann schenk ich ihm als Wiedergutmachung eben ein Taschentuch.“

„Jin ...“

„Ich will jetzt nicht darüber sprechen!“

„Ah. Bestimmt willst Du es nachher. Wenn ich gerade am einschlafen bin.“

„Aber nein.“, flötete sie honigsüss. „Denn da werd ich nicht dabei sein!“

„Wie Du willst.“, erwiderte er knapp.

Jin ballte die Fäuste. SOWEIT waren wir also schon? Er würde sie nicht mal ins Bett bugsieren? Na, vielen Dank auch! Mit seiner himmelschreienden Gelassenheit machte Zuko der Erhabene mehr als deutlich, dass er, im Gegensatz zu ihr, unter keinerlei krankhaftem Sehnsuchtsbefall gelitten hatte.

Wegen des stechenden Nachtwindes wurden ihre Augen verdächtig feucht.
 

Die Rezeption des kleinen Gasthauses war noch besetzt, als sie dort ankamen. Sowohl der Wirt, als auch seine Frau, hatten es sich nicht nehmen lassen, auf die vermeintliche Prominenz zu warten.

„Oh. Sie haben Ihre Frau gefunden.“, lächelte Ren diensteifrig.

„Ja.“

„Wie schön.“

Tissa lächelte die Ankömmlinge strahlend an, während sie hinter der Theke ihrem Mann auf den Fuss trat. Sah er denn nicht, dass die Lady mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf dastand, und ER vor Unmut zu knistern schien?

„Äh ... also, äh. Unser einziges Zweibettzimmer ist leider vergeben. Sonst hätten wir Sie gern umquartiert.“

„Das ist völlig in Ordnung.“, murmelte die Dame aus Zimmer zwei. „Alles Bestens!“

Ihr Gatte schwieg nur. Jedoch schienen sich seine Nasenflügel eine Winzigkeit zu blähen.

„Dann ... wünschen wir eine gute Nacht! Nicht wahr, Ren?“

„Was? Ja. Klar! Natürlich!“

„Gute Nacht.“, grollte Zuko und forderte seine Angetraute mit einer Geste auf, vorauszugehen.

„Himmel!“, hauchte Tissa, nachdem sich beide Türen im Obergeschoss recht nachdrücklich geschlossen hatten. „Da herrscht wohl dicke Luft.“

„Mhm. Das Doppelzimmer werden sie jedenfalls nicht vermissen!“
 

Ein wahrhaft lachhafter Irrtum.

Jin stand seit einer kleinen Ewigkeit in ihrem Zimmer und starrte auf die Tür. Die Hoffnung, dass diese sich demnächst öffnen würde, um einen kompromisslosen, zu allem entschlossenen Ehemann einzulassen, schwand von Minute zu Minute.

`Wirklich grandios, Missy. Du hast es tatsächlich geschafft, euer Wiedersehen damit zu krönen, NICHT in seinem Bett zu landen.´

Ach was ... bestimmt würde ihm bald der Geduldsfaden reissen. Schliesslich war Zuko immer noch Zuko. Und wenn es etwas gab, das dieser Mann brauchte, dann war es ... na ja ... Sex eben.

Der Punkt war nur, er KAM nicht. Und sie, für ihren Teil, war mittlerweile fast soweit, über den Flur in sein Zimmer zu rennen und ihm, was auch immer er im Augenblick trug, vom Leib zu reissen. Sah fast so aus, als ob sie die `Sache´ nötiger hatte, als ihr werter Gatte.

Sie drehte noch zehn weitere Runden durchs Zimmer.

Okay. Fein! Offensichtlicher hatte ER gar nichts mehr nötig! Liess sie tatsächlich in diesem kalten Zimmer hocken! Kalt, allein und ... Moooooment.

Einer ihrer berühmt berüchtigten Geistesblitze durchzuckte Jin. Kapitulation war zwar ausgeschlossen ... aber Taktik? Taktik ging immer!

Sie schnappte sich ein Kopfkissen und stopfte es tief in den Kamin. Ha!

Schritt eins in Richtung ehelicher Beischlaf war gemacht. Schnell beseitigte sie die rußigen Spuren ihres Treibens und machte sich auf den Weg.
 

Zuko stand am Fenster und starrte in die Nacht. Als es klopfte, zeigte er nicht das geringste Erstaunen.

„Herein!“, rief er.

Wie erwartet betrat Jin das Zimmer.

„Hm. Wie ich sehe, hast Du es schön warm. DEIN Kamin scheint also in Ordnung zu sein.“

„Sollte er das nicht?“

„Meiner ist es jedenfalls nicht. Er qualmt.“

Langsam drehte Zuko sich um und hob ebenso langsam seine Braue. „Tatsächlich?"

„Ja, Zuko. Tatsächlich.“

„Wie unpraktisch. Die Nacht ist recht kalt.“

„Das ist mir auch schon aufgefallen, nachdem ich seit einer halben Stunde mit einer Gänsehaut herumlaufe.“

„Und nun benötigst Du meine Dienste als Heizung?“

„Ich bin eben der beschränkten Meinung, dass dieser kleine Streit es nicht wert ist, deswegen eine Erkältung zu bekommen.“

„Wie vernünftig.“, murmelte Zuko.

Er wandte sich zum Bett, streifte seinen Kimono ab und schlüpfte, nur mit einer dünnen, weiten Hose bekleidet, zwischen die Laken.

„Nur zu, bedien Dich!“

„Danke! Wie großzügig.“
 

Trotz ihrer süffisanten Worte hatte sich das wohlige Kribbeln in Jins Magengegend aufs köstlichste verstärkt. Schuld daran war natürlich dieses mustergültig muskulöse Exemplar eines männlichen Torsos, das gerade zur Schau gestellt worden war. Flugs kroch die Feuerlady zu ihrem Gatten ins Bett.

Doch die erfolgreiche Durchführung ihres Plans trug leider nicht die erhofften Früchte. Bald sah sie sich mit der Erkenntnis konfrontiert, dass `man´ seine Leidenschaft offenbar fest im Griff hatte. Zuko lag einfach auf dem Rücken und gab, ausser der eingeforderten Wärme, nicht das geringste von sich.

Jin konnte ein frustriertes Schnauben nicht unterdrücken.

„Ist es nicht warm genug?“

„Doch! Sehr angenehm!“

„Gut.“

Wie gelassen er klang ... am liebsten hätte sie ihn geschüttelt! Sie kniff fest die Augen zu und nahm sich vor, schnellstens einzuschlafen. SIE konnte genauso ungerührt tun, wie dieses stoische Drachenvieh! Nur war das Bett leider herzlich unbequem, wenn man so nah an der Kante lag.

„Vergiss morgen früh bitte nicht, die Verstopfung im Kamin wieder zu beseitigen.“
 

„WAS??“ Jin schnellte hoch. „Woher ... Welche Verstopfung?“

„Ich hatte mich gleich nach meiner Ankunft von der Sicherheit Deines Zimmers überzeugt. Und da ich weiss wie leicht Du frierst, auch von der Funktionstüchtigkeit des Kamins. Vor zwei Stunden war er noch völlig in Ordnung.“

Ertappt und darum umso erboster krabbelte sie aus dem Bett.

„Wo willst Du hin?“

„In mein Zimmer, Herr Schlauberger!“

„Dazu ist es zu kalt.“

„Ach ja?“, zischte sie gefährlich leise. „Ich werd´s überleben!“

„Komm her!“

„Ph!“ Stilsicher schlang Mylady ein Laken um sich und schritt zur Tür.

„Komm her, Kobold!“

„Weisst Du was? Du kannst Dir Deine Befehle, Deine Gelassenheit und Deinen Groll gegen mich an Deinen verdammten Haarknoten nieten, Hoheit! Du hast kein Recht, mir böse zu sein. Es sind ebenso meine Söhne wie Deine. Und wenn Du Deine pädagogischen Holzhammer-Methoden im Alleingang durchexerzierst, kannst Du nicht erwarten, dass ich das gutheisse. Gute Nacht!!!“
 

Das laute Knallen der Tür war ungemein befriedigend. In ein kaltes Zimmer zu kommen, eher ernüchternd. Jin zerrte das Kissen aus dem Kamin.

Herzloses Ekel!

Allem Anschein nach war sie wirklich nicht sonderlich vermisst worden, obwohl sie selbst ganz krank vor Sehnsucht gewesen war. Erst erlaubte er sich eine beinahe einmonatige Abwesenheit, und dann zeigte er ihr auch noch, wie wenig ihn das scherte.

Sie wischte ihre Zornestränen weg und tastete nach der Schachtel mit den Zündhölzern. Doch die war - natürlich! - leer.

Fein! Würde sie eben erfrieren. Vielleicht würde DAS einen bestimmten jemand ja kümmern.

`Dieser Trotz könnte recht ungesund sein, Missy!´

„Klappe!“, wiess Jin ihre innere Stimme zurecht.

Sie ging zu ihrem Koffer und zerrte diverse Kleidungsstücke hervor. Fünf Schichten Seide, Leinen und Wolle mochten zwar unvorteilhaft sein, wärmten aber ordentlich. Unbequem war die Sache trotzdem. Aber sie wusste ja, WEM sie die Schuld an dieser Situation zuschieben konnte!
 

Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür, und betreffende Person stand im Raum. Prächtige Muskeln, kantige Kiefer und schwarzglänzende Haarsträhnen übersah Jin geflissentlich.

„Denkst Du wirklich, ich lasse zu, dass Du Dir aus fehlgeleitetem Stolz eine Lungenentzündung holst?“, erkundigte sich der Eindringling trügerisch sanft. Seine blitzenden Augen konnten beim besten Willen nicht ignoriert werden und Jin schluckte trocken.

„Da ich kuschlig warm eingepackt bin, darfst Du Dich sogleich wieder entfernen, oh Idiotischer!“

„Legst Du mir etwa nahe, zu gehen?“, fragte er leise.

„Falsch, Drache. Ich werfe Dich hinaus. Hochkant!“

„In diesem Fall...“ Er beugte sich über sie. „Tritt wohl das Gesetz des Stärkeren in Kraft.“ Sprach´s, hob sie von Bett und trug sie zurück auf Zimmer sieben.

„Ich glaube einfach nicht, was für ein arroganter Mistkerl Du manchmal bist!“, zischte Jin. Lauter konnte sie schlecht werden, denn mittlerweile war die Nachtruhe eingeläutet worden.

„Und Du, mein Herz, bist wie immer die Freude meines Daseins.“

„Soll das ein Versuch sein, mich einzuwickeln?“

„Ganz im Gegenteil, Kobold. Ich werde Dich jetzt auswickeln.“

„Das ist nicht komisch, Zuko! Lass mich runter!“

„Erst wenn Du da bist, wo Du hingehörst!“

Ha! Was für ein plumper Köder! Doch wider besseren Wissens schluckte Jin ihn.

„Und das wäre wo?“

„Mein Bett natürlich. War das nicht das Ziel dieses ganzen Theaters?“

„Jetzt ganz bestimmt NICHT mehr! Lass mich runter!“

„Ich liebe es, wenn Du bettelst.“

Mittlerweile waren sie in seinem Zimmer angekommen und er stellte seine Last auf den Boden.

„Ich hab keine Lust mehr!“, fauchte sie.

„Du bist eine schlechte Lügnerin.“

Sie zerrte an der Tür. Doch leider hatte er seinen Arm dagegen gestemmt.

„Das ist keine Lüge! Ich WILL nicht!“

Zuko wurde es zu bunt. Er drehte sie zu sich.

„Und wie Du mich willst! Ich kann es in Deinen Augen sehen.“

Jin starrte hinein. In dieses brennende Gold, das sie so liebte.

„Und wenn schon.“, flüsterte sie. „Dann will ich Dich eben. Aber solange Du denkst, Du müsstest mir einen Gefallen tun, oder nur mal wieder Deinen Kopf durchsetzten, kann ich mich beherrschen!“

„Mein Kopf? Du denkst, es geht um meinen Kopf, Jin? Ich kann Dir versichern, der betreffende Teil liegt um einiges tiefer!“

„Vorher wolltest Du auch nicht!“, stiess sein Weib hervor.

„Ach nein? Und weshalb sollte ich dann die Zündhölzer entfernt haben?“

„Was?“

„Die Zündhölzer in Deinem Zimmer. Ich hab sie weggenommen.“

Jin blinzelte.

„Um Dich herzulotsen.“

„Aber ...“

„Darum wusste ich auch, dass Du den Kamin sabotiert hast. Da Du gar kein Feuer machen konntest, konntest Du auch nicht wissen, ob er qualt oder nicht. Die Vermutung lag also nehe, dass Du etwas hineingestopft hast. Für den Fall, ich würde der Sache auf den Grund gehen. Du konntest ja nicht wissen, dass ich einen ähnlichen Plan verfolgte, indem ich Deine Streichhölzer konfiszierte.“ Er umfasste Jins trotziges Kinn und hob es an. „Denkst Du wirklich, ich hätte diese Nacht überstanden, ohne Dich zu lieben, Kobold!? Seit Stunden frage ich mich, ob ich Dich übers Knie legen oder Dich um den Verstand küssen soll.“

„Übers Knie Legen?“ Hektisch begann Jin, an den Bändern seiner Hose zu zerren. „Das kannst Du auf nachher verschieben.“

Auch ihrer Kleidung wurde nun zu Leibe gerückt.

„Agni, Jin. Wie viele Schichten sind das denn?“

„Mir war kalt, weil Du ja nicht ...“

Sie trudelten gegen die Tür, wo Zuko das Plappermäulchen seiner Frau umgehend mit Beschlag belegte.

Jin sah die Sache natürlich anders. SIE war es, die Zuko küsste. Ganz klar!

Gegen massives Holz gepresst umklammerte sie seinen Kopf und holte sich ihre längst überfällige Portion Leidenschaft. Natürlich hatte sie viele Dinge vermisst. Die meisten waren emotionaler Natur gewesen. Aber DAS ... das hatte ihr mit am meisten gefehlt. Anscheinend hatten die Leute, die sie `Jin die Unersättliche´ nannten (eigentlich wagte das ja nur Zuko) doch recht.

Als heisse Lippen zur empfindsamen Stelle hinter ihrem Ohr glitten, entfuhr ihr ein lautes Ächzen.

„Jin!“

Sein Raunen verursachte tausende kleiner Schauer.

„Ich hab Dich so vermisst!“, stiess sie atemlos hervor.

„Gleichfalls!“

Für eine ausführlichere Aussage hatte der Erhabene keine Muße, denn mittlerweile widmete sich sein Mund wieder wichtigeren Dingen.

„Zuko!“

Sein Drachengrollen war eine durchaus adäquate Antwort.

„Ich ... hatte jetzt wirklich genug Vorspiel!“, keuchte Jin und versuchte, ihren massiven Ehemann zum Bett zu zerren.

„Ungeduldig wie immer.“

„Klappe!“

„Wo hättest Du sie denn gern?“

„Zuko!“
 

Eine Stunde später war Zuko trotz des unausgefochtenen Disputs so zufrieden, dass es im Bereich des Möglichen zu liegen schien, zur Abwechslung mal wieder durchzuschlafen. Jin war genau da, wo sie sein sollte. Eng an ihren Mann gekuschelt strich sie schläfrig durch sein Haar. Als Gegenleistung wurden ihr zärtliche Küsse auf Schläfe und Haaransatz gedrückt.

Die Atemzüge Seiner Lordschaft wurden tiefer und langsamer, ein sicheres Zeichen dafür, dass er im Begriff war, in den Schlaf hinüberzudämmern.

„Zuko?“

„Hm.“

„Schläfst Du schon?“

„Mhm.“

„So richtig?“

„Hm.“

„Wirst Du morgen sehr schimpfen?“

„Jin ...“, murmelte ihr übermüdeter Gatte undeutlich. „Lass gut sein für heute.“

„Mhm.“

Sie vergrub ihre Nase an seiner Halsbeuge und er döste zurück ins Niemandsland.

„Das heisst, Du wirst mir morgen die Hölle heiss machen, oder? Ich weiss ehrlich gesagt nicht so genau, warum.“

Zuko stöhnte auf und warf sich frustriert auf den Rücken.

„Lieber Himmel, Jin! Willst Du wirklich JETZT mit dem Streit anfangen?“

„Eigentlich ... würd ich am liebsten gar nicht damit anfangen.“

„Ich fürchte, diese Option fällt flach.“

„Aber warum denn? Ich hab doch nur ...“

„Dich gegen meine Anweisungen gestellt, Jin. Das ist es, was Du getan hast. Durch Deine Handlungen hast Du eindeutig Stellung gegen mich bezogen. Und nun würde ich gerne schlafen!“

„Ich ... ich fand Deine Maßnahmen einfach übertrieben!“

„Gut! Offensichtlich willst Du gleich streiten. Schön.“
 

Er machte sich los, verliess das Bett und wickelte sich in seinen Kimono.

„Dein Verhalten war unangemessen und illoyal.“, sagte er sachlich.

„Illoyal?“, flüsterte Jin.

Er musste wirklich sehr aufgebracht und verletzt sein, wenn er ihr DAS vorwarf.

„Du hältst mich für illoyal?“

„Wenn Du meine Autorität auf diese Art und Weise untergräbst? Ja, dann ist das die passende Vokabel.“

„Ich ... das bin ich NICHT! Aber hier geht es um unsere Kinder, Zuko. UNSERE. Wie soll ich es denn nennen, wenn Du sie ins Exil schickst, ohne mich zu fragen? Partnerschaftlich?“

„Jin. Es geht hier nicht nur darum, ob ich unseren Söhnen eine übertriebene Strafe aufgebrummt habe, oder ob Du Dich aus Trotz in eine haarsträubende Situation begibst. Ich habe die beiden nicht als Vater bestraft, sondern als ihr Herrscher. Ihr Verhalten war mehr als fragwürdig. Soll ich es ihnen durchgehen lassen, nur weil sie meinen Lenden entsprungen sind? Tut mir leid, aber von Doppelmoral habe ich noch nie viel gehalten. Leider bin ich nun mal der Feuerlord und muss ab und an ein Beispiel geben. Alles was ich tue wird genauestens beobachtet. Alles was DU tust, wird genauestens beobachtet. Und nun hat die Welt erfahren, dass Du meine Befehle ignorierst, und meine Entscheidungen ins Lächerliche ziehst.“

„Oh! Du kannst es also abschalten, ein Vater zu sein? Na , DAS ist ja mal hochinteressant.“

„Du verdrehst mir die Worte im Mund!“

„Und DU ... Du verdrehst mein Verhalten! Ich BIN loyal! Immer! Und das weisst Du auch verdammt gut!“ Zornig wischte sie ein paar Tränen fort. „ICH habe nämlich zufällig als Mutter gehandelt, und nicht als Feuerlady.“

Sie wickelte sich erneut in ein Laken, rauschte zum Kamin um die Zündholzschachtel an sich zu nehmen und ging zur Tür.

„Wo willst Du hin?“

„Auf mein Zimmer. Solange Du mir Illoyalität vorwirfst, kannst Du auf meine Anwesenheit ja bestimmt verzichten!“

„Es ist zu kalt!“

„Wärmer als hier!“

„Wenn ich dich daran erinnern dürfte, dass es Deine Idee war, diesen Streit jetzt auszutragen.“

„Ja. Auch dafür trage selbstverständlich ich die Schuld. Ich werde Dich jetzt allein lassen, dann kannst Du Dir auch weiterhin einbilden, ich hätte mich gegen Dich gestellt. Gute Nacht!“

„Nacht!“, knurrte er.
 

Natürlich konnte Jin nicht schlafen.

Illoyal!?

Dieser Vorwurf traf sie vor allem deshalb so tief, weil es für Zuko kaum etwas schlimmeres gab als das. Ihr Ehemann hatte in seiner Kindheit und Jugend zu viel Verrat und Intrigen erlebt. Es war essentiell für ihn, sich mit Menschen zu umgeben, denen er voll und ganz vertrauen konnte. Und nun dachte er, sie hätte dieses Vertrauen missbraucht?

Das verletzte sie. Doch nicht so sehr, wie der Gedanke an den offensichtlich arg gekränkten, einsamen Drachen, zwei Türen weiter. Wenn er nur nicht so ein verdammter Dickschädel wäre!

Aber so war Lady Jin eben. Sie konnte wundervoll streiten. Am besten mit Zuko. Selbst dann, wenn sie seinen Standpunkt mindestens ebenso gut nachvollziehen konnte, wie ihren eigenen. Das Ende vom Lied war, dass sie zum Schluss sehr oft auf ZWEI Leute böse war. Ihren geliebten Widersacher und ... sich selbst.
 

Der nächste Morgen war um keinen Deut besser. Und er sollte noch schlimmer werden.

Als Zuko um Punkt sieben auf der Bildfläche erschien, sah Jin ihm nicht in die Augen. Er würde ohnehin wissen, dass sie geweint hatte, da musste sie es ihn nicht auch noch sehen lassen.

„Guten Morgen! Hast Du gepackt?“, fragte er.

„Ja.“

„Gut. Dann werden wir unverzüglich abreisen.“

„Ich würde mich aber noch gerne verabschieden.“

„Verabschieden?“

„Die Koros haben Iroh und mich ganz reizend bewirtet. Das ist das mindeste was ich tun kann.“

„Du willst diesen Leichtsinn hier noch weiter treiben?“ Seine Augen verschmälerten sich bedenklich.

„Das ist kein Leichtsinn. Ich hab schliesslich meine Aufpasser dabei.“

„Nein. Ich wünsche, dass Du mit mir zurückkehrst!“

„Du verstehst überhaupt nicht worum es mir geht, oder, Zuko? Ich will mich nicht gegen Dich stellen ... Ganz bestimmt nicht! Aber was ist mit meinen Wünschen? Sind die unwichtig? Vielleicht brauche ich ja das Gefühl, EINMAL wieder eine eigene Entscheidung zu treffen. Was ist mit der alten Jin We? Existiert sie überhaupt noch? Oder hab ich nur noch das Recht, Feuerlady zu sein? Vielleicht habe ich das ja satt.“

Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, erkannte Jin ihren Fehler.
 

Zuko starrte sie an. Konsterniert. Vor den Kopf gestossen. Einen Wimpernschlag später war sein Gesicht wieder emotionslos.

„Verstehe.“ Seine Stimme klang noch rauer als üblich. „Ich wusste nicht, dass Du es leid bist, meine Frau zu sein.“

„Was?“, hauchte Jin entsetzt. „Nein! Das stimmt doch nicht! So hab ich das nicht...“

„HAUPTMANN KERU?“

"Zuko! Bitte!"

Die Tür öffnete sich.

„Mylord?“

„Lady Jin hat den Wunsch, hier zu bleiben. Sie wird Eurer Obhut überstellt.“

Der Ausdruck in Zukos Augen gefiel Jin ganz und gar nicht.

„Ich bürge für ihre Sicherheit, Herr.“

„Dessen bin ich mir sicher.“, antwortete der Herrscher der roten Lande. Sein Blick suchte den seiner Frau. „Jin.“ Mit einem respektvollen Neigen seines Kopfes wandte er sich zum Gehen.

„Zuko ...!“

Das Letzte was sie sah, war sein abweisender Rücken.
 

Unten in der Schankstube starrte Tissa ihrem vermeintlichen Lord hinterher, wie er das Gasthaus verliess.

„Vielleicht war er´s ja doch nicht.“, murmelte sie. „Ich mein ... die beiden sind angeblich unzertrennlich. Und die Dame ist doch noch oben.“

„Ja.“, bestätigte Ren sarkastisch. „Darum hat er auch nach nem Hauptmann gebrüllt. Weil er´s nicht ist. Also ehrlich, Tissa ...“

„Ah ... dann glaubst Du´s auf einmal doch?“

„Ich brauch jetzt nen Doppelten!“
 

Tissas Restzweifel verflogen spätestens dann, als sie beim Servieren des Frühstücks das traurige Gesicht ihres Lieblingsgastes sah. Die immer so freundlichen Augen der Lady lachten überhaupt nicht mehr. Sie sass da, sagte artig „Bitte“ und „Danke“, mit dem Kopf war sie jedoch weit, weit weg. Oder, besser gesagt, mit dem Herzen. Es war wirklich nicht mitanzusehen. Tissa beschloss, sich einzumischen. Wenigstens ein bisschen.

„Meine ... äh ... Ladyschaft?“, tastete sie sich vor.

Jin blickte auf, kein Stück verwundert ihre Identität gelüftet zu sehen. Zukos Erscheinung war eben zu eindrucksvoll, um unerkannt zu bleiben.

„Ja?“

„Möchtet Ihr vielleicht ein paar Pfannkuchen mit Sirup? Mir helfen sie immer, wenn ich Kummer hab.“

„Wirklich? Dann sollte ich wohl einen ganzen Berg davon verdrücken.“, flüsterte Jin.

„Ich hol gleich welche!“

„Tissa?“

„Ja?“

„Ich weiss, es ist viel verlangt, aber ... wäre es möglich, momentan noch nicht zu verbreiten, WEN Sie hier beherbergt haben? Ich ... wie Sie ja wissen, habe ich einen meiner Söhne hier besucht, und ich will nicht, dass seine Anwesenheit bekannt wird.“

„Natürlich nicht! Wir sagen bestimmt nichts! Ihr könnt Euch darauf verlassen!“

„Das dachte ich mir schon.“ Endlich huschte ein kleines Lächeln das Gesicht der Dame aus Zimmer zwei. „Wenn dieser ganze Spuk vorbei ist, werde ich Ihnen ein persönliches Dankschreiben zukommen lassen, indem ich ausdrücklich betonen werde, wie wohl ich mich hier gefühlt habe. Natürlich mit dem offiziellen, fürstlichen Sigel versehen.“

„Ich ... Sie ... Ihr habt Euch bei uns wirklich wohl gefühlt?“

„Sehr, Tissa!“

Die Wirtin schwebte hinaus, um die fluffigsten Pfannkuchen ihres Lebens zu machen. Sie sollten sich bald enorm großer Beliebtheit erfreuen und das kleine Gasthaus in eine bescheidene Goldgrube verwandeln.
 

Die ausstehenden Abschiede brachte Jin recht schnell hinter sich. Iroh hatte beschlossen, noch einen Tag länger zu bleiben, um einen alten Freund in Agnam Ba zu besuchen, Lee war auch ziemlich beschäftigt und ... und überhaupt! Sie kam sich unnütz und verloren vor. Sie wollte nach Hause!

Eigentlich hatte sie das doch ohnehin schon gewollt. Doch dann hatte Zukos Autokratie ihren Trotz erneut aufs Tablett gerufen. Jin hasste das; hasste sich selbst dafür. Am meisten hasste sie jedoch den Schmerz, der in seinem Blick gelegen hatte, als er sich verabschiedet hatte. Sie hatte ihm unabsichtlich einen Dorn ins Fleisch getrieben. Es wurde höchste Zeit, ihn wieder rauszuziehen.

Schön! Dann brauchte sie ihn eben! Dass dem so war, hatte sie doch ohnehin schon immer gewusst, oder? Ihre Sehnsucht hatte das Gefühl der Abhängigkeit einfach nur zu schmerzhaft werden lassen. Damit musste sie wohl leben. Solange er da war, konnte sie das auch mit Freuden tun. Denn im Prinzip lief es wirklich nur auf diese simple Tatsache hinaus: Sie brauchte ihn. Brauchte seine Klugheit, seine unerschütterliche Ruhe, seine partiell auftretende Hitzköpfigkeit, seinen trockenen Humor. Brauchte es, dass er sie brauchte und ... noch tausende Dinge mehr. Er war ihr Gegenpol und sie der seine. Normalerweise wusste er das auch. Er musste nur schnellstens daran erinnert werden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (21)
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Von:  sayagii
2010-07-13T22:09:15+00:00 14.07.2010 00:09
hey hey, mir ist gerade aufgefallen
(beim bestimmt...? ach ich kann es schon gar nicht mehr zählen wie oft ich deine wundervollen Geschichten lese)
dass du aus dem ´Tableau` ein `Tablett`gemacht hast
Ich erlaube mir noch eine kleine Frage: wann geht es mit unsrer lieben Aya-Maus weiter?? kann es kaum erwarten dass ein neues Kappi On kommt, renne schon jeden Tag zu meinem Lappi und schaue eine Geschichte weiter ob ein Neues da ist.
Liebe Grüßle und du bist Großartig
Von:  fiZi
2008-09-01T21:20:21+00:00 01.09.2008 23:20
hach, endlich wieder jin-zuko aktion! irgendwie war mir gar nicht bewusst, wie sehr ich die vermisst hatte *g*
und iroh ist einfach total ... toll! *iroh-fähnchen schwenk*
ich hoffe es geht bald weiter
bin gespannt, was sich jin einfallen lässt, um ihren drachen daran zu erinnern, dass er ohne sie nicht sein kein ;)
danke für die ENS!
liebe grüße
anne
Von: abgemeldet
2008-08-28T11:09:16+00:00 28.08.2008 13:09
Tja irgendwie ist das wie aus dem Leben gegriffen. Kann echt nachvollziehen wie sich Jin fühlt. Super Kapitel...freu mich natürlich wieder auf mehr. :)
Von:  Kaori3737
2008-08-28T10:59:36+00:00 28.08.2008 12:59
Hey!!!

Ich hoffe es geht bald weiter ich freu mich schon riesig auf das neue Kappi!!!


gggggggggggglg Kaori
Von:  Bernsteinseele
2008-08-23T20:30:14+00:00 23.08.2008 22:30
Herje .. da hab ich aber ganz schön viel verpasst. ._.
Aber war dafür um so schöner so viel auf einmal zu lesen *g*

Bin gespannt wie es bei den 3 Pärchen weiter geht, auch wenn eh klar ist, dass die zusammen kommen. *g*

Waren wieder ein paar super Kapitel. :)
Hat nurnoch gefehlt, dass dieser eine .. hm kA was er war ... Kammerdiener oder sowas? *grübbel* ... auch im Gasthaus auftaucht XD
Von: abgemeldet
2008-08-16T13:43:46+00:00 16.08.2008 15:43
Ohoho... da herrscht ja ziemlich dicke Luft zwischen Zuko und Jin... hoffentlich vertragen sich die beiden bald wieder!
Ich finde ehrlich gesagt, dass Zuko sich mal nicht so anstellen soll. Jin ist schließlich inkognito gereist, außerdem stellt sie seine Befehle doch noch lange nicht in Frage, nur weil sie nach ihrem Sohn sieht. Und das sie das macht, ist jawohl mehr als verständlich, nachdem Zuko ihn mal so mir nichts dir nichts ins Exil schickt ohne Jin auch nur ein Wort zu sagen! ò.ó *Zuko tritt und Jin tröstet*
Bye
Shizuki
Von: abgemeldet
2008-08-13T19:37:27+00:00 13.08.2008 21:37
Haha! Mir ist beim (3.?4.? Mal) Lesen von Drachenherz aufgefallen, dass ein gewisser Herr Lee Song ja bereits eine Polizeiakte im Erdkönigreich hat! Wenn ihm das mal nicht in die Quere kommt! Allerdings hätte er sich ja dann gut gehalten...
Von:  il_gelato
2008-08-11T15:31:34+00:00 11.08.2008 17:31
Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich dir noch alles schreiben könnte, denn es ist sowieso immer das gleiche - Fanntastisch!!!!

Ich fand es gut, dass du Jin und Zuko mal wieder die Hauptrollen hast übernehmen lassen, obwohl ich gestehen muss, dass ich Lu Ten, Pineria, Lee und Niha stark vermisst habe.

Ich hoffe auf das nächste Kapitel....
Von:  suz
2008-08-10T20:19:25+00:00 10.08.2008 22:19
hallihallo
also am anfang dachte ich ja oh mein gott, was für ein süüüüüßes kap, besonders die szenen, in denen versucht wurde, lee´s wahre herkunft zu vertuschen *g*
aber so gegen ende fand ich´s dann irgendwie traurig, dass das hochherrschaftliche paar sich so uneins ist
naja aber da freu ich mich doch auf deren versöhnung
super kap übrigens
gruz suz
Von:  Catix
2008-08-10T19:16:12+00:00 10.08.2008 21:16
Hallo,
schön geschrieben , bla bla bla ...
Sag mal wie kannst du so gemein zu den beiden sein? Ich dachte das wird endlich mal ein friedliches Kapi, aber nein es kommt zum bisher schlimsten Streit!!!!!! WAs hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?
Brig das jar schnell (!!!!!!!!!!!!!!!!!!) Wieder in Ordnung!
Sonst gibt von mir keine Kommis mehr (Höchststrafe)!!!!!!!!

Catix


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