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My Ryu, my Shu - Texte zweier Brüder

von

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If you sing – Aufnahme/Interpretation

„Guten Morgen Sakuma-san, ich hoffe sie haben gut geschlafen?“ Ryuichi gähnte leicht, wirkte sonst aber ziemlich munter. „Jup, soweit schon, es ist nur gestern spät geworden. Sind bereits alle da?“ Heute sollte die letzte Single aufgenommen werden und er hatte keine Lust auf Verspätungen, welcher Art auch immer. „Klar, alles steht bzw. sitzt bereit. Sie können also sofort loslegen.“ Erfreut ging Ryuichi ins Tonstudio, betrat die Kabine, setzte sich seine Kopfhörer auf und legte gleich los. Der heutige Song fiel ihm weniger schwer wie der letzte. Zwar waren seine Zeilen nicht weniger ernst, aber für ihn lockerer und nicht ganz so schwer umzusetzen.
 

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jedem Ton, wenn du träumst.

Ich will nur deine Stimme hörn,

einfach nur deine Stimme & dein Lied.
 

Dabei bildete die Hintergrundgeschichte dazu das genaue Gegenteil, sie passte überhaupt nicht zu seiner derzeitigen positiven Einstellung. Obwohl, in seiner Vorstellung ging die Sache wesentlich günstiger aus, als in der Realität. Wie dem auch sei, Ryuichi ließ sich fallen, in das Lied, seinen Zauber und die eigene Stimme. Er ließ sich auf die Worte ein und begann sie zu leben, sie zu erfühlen. Seine Gedanken, seine Seele, ja selbst sein Herz, lauschten dem Gesang und schmolzen unter dem Wispern der Sehnsucht hinweg. Alles zerfloss zu einer Pfütze, in der die unterschiedlichsten Töne schwammen, trotz ihres Zitterns gehalten durch die Grenzen des Traumes. Obwohl sie scheinbar so schwach waren, wirkten sie stärker als irgendetwas sonst auf dieser Welt. Sie strebten danach das Wispern nicht zu verlieren und ihm solange wie möglich lauschen zu können. Sie begehrten es so sehr, dass keiner nachgeben wollte. Schwer zu sagen welche Seite dabei am Meisten beeinflusst wurde. Alles in Ryuichi sehnte sich schlichtweg danach nie den Klang jener Melodie zu verlieren, sie auf ewig zu bewahren und sie notfalls gegen alles und jeden zu verteidigen. Fast schon bettelte er darum genau das tun zu dürfen.
 

Nichts liebe ich so wie dich,

denn du bist mein schönster Song.

Selbst Noten sind passe,

denn deine Melodie hält mich gefangen.

Nichts gibt mir so viel wie du,

denn du bist ein Wunder für sich.

Selbst Kuma ist passe,

denn dein Klang hat mich verzaubert.
 

Anscheinend wurde es ihm gestattet, denn der Wunsch blieb selbst in der nächsten Strophe erhalten, veränderte sich dort aber etwas, da weitere Empfindungen dazu kamen und sein Denken verstärkten. Man sagt ja, dass es eine Melodie gibt, die schöner ist als alle anderen. Bei dieser handelt es sich um die Liebe selbst. Ja, die Liebe, sie schreibt oft die schönsten Songs und legt einen Worte in den Mund, die man so vermutlich nie gesagt hätte bzw. die man so nie formuliert hätte. Doch, sie durfte das, sie durfte ziemlich vieles und wurde dafür noch nicht einmal bestraft. Die Liebe braucht keine Noten, sie findet ihren Weg und muss nicht erst umständlich komponiert werden. Sie ist in der Lage quasi eigene Ausdrucksmöglichkeiten zu entwickeln und diese mit dem zu vereinen was wir kennen. Genau diese Verbindung ist es, die uns gefangen hält und es scheinbar unmöglich macht aus dieser Gefangenschaft zu entfliehen. Doch wer wollte das schon? Ryuichi damals jedenfalls nicht. Er fühlte sich viel mehr in ihr wohl, da etwas so Großes viel zu schön war, um allein gelesen zu werden. Ihre Stärke, ihr Glaube – den musste man einfach mögen. Oftmals konnte es Ryuichi damals nicht fassen, dass ausgerechnet ihm dieses Wunder zuteil wurde. Er hatte es nicht fassen können, da selbst sein Stofftier oft genug in der Ecke landete und er an seinem Liebsten hing. Richtig, er hing, klebte regelrecht an ihm, da in seinem gesamten Körper nur noch Riku platz hatte. Alles anderes verpuffte erstaunlicher weise wie Seifenblasen.
 

Ref.:

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jeder Zeile, wenn du singst.

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jedem Wort, zu jeder Zeit.

Ich will nur deine Stimme hörn,

zu jeder Stunde, in jedem Moment.

Ich will nur deine Stimme hörn.

....................deine Stimme hörn.
 

Obwohl er bereits den Refrain anstimmte, schmetterte Ryuichi weiterhin fröhlich seinen Text und nichts deutete auf den bald folgenden Stimmungswechsel hin. Fast schien es, als würde dieser Song aus der Reihe tanzen und im Gegensatz zu den anderen nicht einmal ansatzweise traurig werden. Man sollte meinen, dass es so wäre, aber noch war nicht aller Tage Abend. Der Grünhaarige selbst blieb im Moment jedenfalls noch bei seiner guten Laune. Außerdem strahlten seine Augen und er funkelte jeden an, den er auch nur irgendwie entdecken konnte. Wenn es so weiter ging, würde er mit seiner guten Laune noch die Kabine sprengen und die Sache am Ende völlig aus dem Konzept geraten. Er aber hatte sich unter Kontrolle und sorgte dafür, dass genau das nicht geschah. Er sorgte dafür, dass dieses Gefühl durch den Song zwar rüber kam, aber äußerlich nicht zu sehen war. Er lebte schlichtweg seinen Traum von damals aus und der ließ die ersten beiden Strophen plus den Refrain rosarot erscheinen. Jeder noch so kleine Ton hüpfte scheinbar und blieb doch da wo er sollte. Ryuichi - für den Moment überglücklich.
 

Und nichts fehlt mir so wie du,

denn du singst nicht mehr.

Ich hoffte, dass du bei mir bleibst,

doch es wurde nicht wahr.

Und ich wollte dich beschützen

vor deinem Leid, vor deinem Schmerz.

Aber ich habe versagt

und dich verloren.
 

Von einer Sekunde auf die andere knickte Ryuichi ein und seine eben noch ansteckende Fröhlichkeit verschwand völlig. Ryuichis eigentlicher Grundgedanke kam durch und er offenbarte wie aufgesetzt die Sache von eben gewesen war, wie sehr er die anderen belogen hatte. Gut, seine Emotionen waren echt gewesen, keine Frage, aber ein dermaßen rasanter Wechsel konnte einfach nur von den Socken hauen. Schmerz umwob den einst leuchtenden Körper, Leid drückte sein Herz nach unten und Tränen klopften bereits an die Tür. Seine heißgeliebte Melodie, sie erklang nicht länger. Seine heißgeliebte Stimme, sie sang nicht mehr. Seine Anlass zur Freude, er existierte nicht mehr. Ryuichi hatte den Kampf verloren und musste sich Gevater Tod geschlagen geben. Er hatte es versucht, aber nichts erreicht. Der Abschied kam viel zu plötzlich, als dass er noch etwas hätte dagegen ausrichten können. ER hatte VERSAGT. Er war zu dumm gewesen, um Riku von dort zurück zuholen wo er jetzt war. Nutzloser konnte man sich wirklich nicht mehr fühlen. Er kam sich so unwichtig vor, nicht fähig dazu je wieder jemanden zu helfen. Er hatte schließlich bei ihm verloren, wie sollte er bei jemand anderen gewinnen? Sag, wie sollte das gehen? Seine Hilfe hatte nicht mal den Menschen erreicht, den er so sehr liebte.
 

Ref.:

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jeder Zeile, wenn du singst.

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jedem Wort, zu jeder Zeit.

Ich will nur deine Stimme hörn,

zu jeder Stunde, in jedem Moment.

Ich will nur deine Stimme hörn.

....................deine Stimme hörn.
 

Kein Wunder also, dass seine Stimmung im folgenden Refrain angesichts seiner Verwirrung in Wut umschwang. Allerdings, nicht in offensichtliche, sondern eher in unterschwellige – eine viel gefährlichere Form. Man hörte genau heraus wie sehr Ryuichi kurz davor stand zu platzen und alles kurz und klein zu schlagen. Noch immer bewegten ihn dieselben Grundgedanken wie beim ersten Refrain, aber gerade weil er sich sie aus dem Kopf schlagen konnte, riss bei ihm der Strick. Wie ungerecht war die Welt eigentlich? Erst nahm sie einen etwas weg und dann ließ sie die hohlen Wünsche eines verwirrten Herzens dennoch weiter leben. Wieso wurde die Erinnerung nicht gleich gänzlich getötet? Es wäre soviel einfacher, soviel weniger belastend und sicher besser. Obwohl, wäre es das wirklich? Wäre es wirklich klüger gleich alles zu verbannen? Nein, sicher nicht. Der Wunsch danach schwang aber trotzdem in seiner Tonlage mit.
 

Niemand kann ohne Liebe leben

und ihr helles Lächeln.

Doch du warst all das für mich

und bist es immer noch.

Ich sing für dich dieses Lied.

Ein Song, der dich noch immer braucht.
 

Alsbald verwandelte sich der Wunsch und wurde zu einer klaren Aussage des Grünhaarigen, die sich sehr gut ins Gesamtbild integrierte. Er erkannte selbst ohne was er nicht existieren konnte, ohne was niemand existieren konnte. Jeder brauchte das helle Licht, um richtig fröhlich zu sein und genug Kraft für den Alltag zu besitzen. Er selbst versuchte genau das durch eine unterschiedliche Betonung der einzelnen Silben auszudrücken und die Sache dabei so zu formulieren, dass man es ihm glaubte ohne an Übertreibung zu grenzen. Er bemühte sich eine klare Linie zu finden und konnte diese die gesamte Zeit über halten. Der Grünhaarige traf jeden Ton und holte sich zugleich ein Stück seiner eigenen Selbstsicherheit zurück. Die Wut von vorhin verschwand und er fühlte sich merkwürdigerweise sogar ein Stück weit beschwingt.
 

Ref.:

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jeder Zeile, wenn du singst.

Ich will nur deine Stimme hörn,

in jedem Wort, zu jeder Zeit.

Ich will nur deine Stimme hörn,

zu jeder Stunde, in jedem Moment.

Ich will nur deine Stimme hörn.

....................deine Stimme hörn.

(2x)
 

Diesen Schwung übertrug er in die letztmalige zweifache Wiederholung des Refrains und schritt damit zum Ende. Nicht mehr lange und die letzten Töne würden erklingen. Einmal mehr hatte Ryuichi bewiesen, dass er seine Gedanken übertragen konnte und durchaus in der Lage war sein Innerstes im gewissen Sinne nach außen zu kehren. Eine Hand kurz auf sein Herz legend, hauchte er die letzten Töne und glaubte tatsächlich Rikus Stimme zu hören. Ihm schien, als würde der junge Mann neben ihm stehen und mit ihm singen. Für ihn fühlte es sich so echt an, als wäre es so, obwohl alles Einbildung war. Egal, Ryuichi half es dem Lied einen würdigen Abschluss zu verleihen und die Kopfhörer an den Nagel zu hängen. Die Arbeit war geschafft und er konnte nach Hause gehen.
 

By Jemo Kohiri



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