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Tempus ud via tibi indicatur veniet

von

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Die Ruine

„Tempus ud via tibi indicatur veniet …“ murmelte ich noch mal hin, als ich nochmal die Stimme meiner Mutter hörte: „Los jetzt, es wird Zeit!“ Ich antwortete: „Ja Mama.“ Und musste wohl oder übel meine Sachen nehmen und zum Auto gehen. Bei der Taschenuhr klappte ich den Deckel wieder zu und steckte sie in die Hosentasche meiner schwarzen Stoffhose, griff den Mp3player und nahm meinen dreieckigen grauen Rucksack, den ich bis zum Auto am Boden schleifen lies.
 

Ich stieg hinten in den roten Wagen ein und warf meinen Rucksack in die Ecke. Mein Vater saß schon bereit zum losfahren und meine Ma stieg kurz nach mir ein. Wir fuhren los und ich schaltete mein Mp3player ein und hörte Musik. Ich zog die Taschenuhr wieder aus der Hose, machte einen kurzen Blick drauf und betrachtete dann durch das Fenster des Autos die verregnete Landschaft, an der wir vorbeifuhren. Meine Augenlider wurden immer träger und langsam schlief ich ein. Im Traum hörte ich den Sekundenzeiger weiterspringen und hatte das Gefühl es wurde immer lauter. „Tick! Tick!! Tick!!!“
 

Plötzlich Stille, ich hörte keine Musik mehr, kein Ticken der Uhr, kein Motorgeräusch des Wagens. Ich wachte erschrocken auf. Immer noch mit Blick aus dem Autofenster, an denen die Tropfen langsam abperlten. Vor mir erstreckte sich eine Ruine. Die Sekunden die wir an der Ruine vorbeifuhren, kamen mir wie Stunden vor. Es war ein altes abgebranntes Fachwerkhaus, das auf einem weiten Feld stand. Das Obergeschoss existierte nicht mehr, die Stützbalken waren verkohlt. Aber schnell richtete sich mein Blick auf die Eingangstüre, welche noch im Gegensatz zu dem restlichen Zustand des Hauses ganz passabel aussah, denn dort entdeckte ich ein Symbol wieder, was mir sehr bekannt war. Ich blickte ungläubig auf die Taschenuhr. Es war das gleiche Symbol wie auf der Tür. Sofort wurde mir klar, dass ich noch mal dahin muss, mir diese Ruine anschauen und herausfinden, was es mit dem Symbol auf sich hat. In derselben Sekunde, immer noch auf die Uhr starrend, murmelte ich: „Sie tickt ja gar nicht mehr…“

Ich nahm wieder die vertrauten Geräusche des Motors und das nächste Lied des Mp3players wahr. Meine Mutter drehte sich zur Seite nach mir um und fragte: „Was ist los?“ Immer noch auf die Taschenuhr starrend, entgegnete ich ihr: „Die Uhr …“Meine Ma schaute mich mit fragenden Blicken an, während ich weiter stammelte: „… sie tickt nicht mehr …“
 

Ein Lächeln ging über das Gesicht meiner Mutter und sie versuchte mich aufzubauen: „Vielleicht muss man sie aufziehen.“ Aber die Uhr hatte nirgends Räder wo man hätte sie aufziehen können, geschweige denn die Zeit einstellen können und dennoch ging sie bis vor ein paar Sekunden Punkt genau. Ich antwortete nicht und hielt die Blicke starr auf die Uhr. Nach einer kurzen Pause und Stillschweigen sagte sie weiterhin: „ Oder vielleicht ist sie kaputt. Wirf sie doch einfach weg.“ Ich schüttelte den Kopf und meine Mutter verlor das Interesse an mir und drehte sich wieder weg. Wir näherten uns von einer ganz anderen Position der Ortschaft, wo mein Großvater einst gelebt hatte, bogen in eine Seitenstraße und fuhren in einer kleinen Gasse einen Hügel hinauf. Am Ende der Straße ging ein kleiner Weg zum Friedhof. Wir ließen das Auto am Wegrand stehen. Ich steckte die Uhr in meine Tasche und stieg aus. Bis wir die Kapelle erreichten gingen meine Eltern voran und ich trottete stillschweigend hinterher. Es waren nicht viele Personen anwesend. Zwei Verwandte erblickte ich, die gerade mit dem Pfarrer redeten, als ich plötzlich eine Stimme von der Seite hörte:„Toookiii!“.

Ich konnte mich gerade noch umdrehen, hob meinen Blick, da fiel mir aber schon meine sechs jährige Cousine um den Hals und riss mich um. „Ist gut, Mina“, entgegnete ich ihr und versuchte dabei ein dumpfes Lächeln aufzusetzen, welches mir nicht so gut gelang. Mina war ein kleines aufgewecktes junges Mädchen mit großen blauen Augen und blonden Haaren. Ich drückte Mina ein bisschen von mir weg und richtete mich wieder auf, klopfte meine Hose ab um den Dreck wegzubekommen und lehrte Mina: „Das ist ein Friedhof, also benimm dich gefälligst.“. Daraufhin stand sie schon wieder vor mir und zeigte mir aufmüpfig die Zunge. Mina ignorierend ging auch ich, wie der Rest der Gruppe, in die Kapelle, worauf Mina ziemlich verdutzt guckte.
 

Während der ganzen Beerdigung schien ich abwesend zu sein. Ich blickte einfach in die Ferne, hatte vor meinen Augen die Ruine und überlegte wann ich am besten davon schleichen könnte. Mina hingegen, blickte aufgedreht in der Kapelle hin und her und zappelte mit den Beinen. Doch irgendwann schaute meine Cousine nach mir und fragte: „Ist was? Du wirkst so abwesend.“ „Nein“ entgegnete ich ihr, was sie aber nicht befriedigen zu schien, weil sie immer öfter zu mir rüberblickte.
 

Nachdem der Pfarrer die letzten Worte gesagt hatte, ergriff ich endlich die Chance zur Flucht. Meine Mutter, die heulend an der Schulter meines Vaters lag, der sie tröstete, fragte ich: „Du, Mama, kann ich noch mal ans Auto? Ich habe dort was liegen gelassen.“ Sie gab mir die Schlüssel und sagte, die Tränen über die Wange kullernd: „Gut, aber beeil dich.“

Ich zögerte nicht lange und lief Richtung Auto. Am Auto angekommen holte ich den Rucksack raus und schaute mich noch mal schnell um, ob mir wirklich keiner gefolgt ist. Dann rannte ich los, den Berg hinunter, so schnell ich konnte. Ich rannte weiter, über die Straße auf das weite Feld und blickte mich nochmal um, denn ich wurde das Gefühl nicht los, dass mich irgendwer verfolgte. Nun rannte ich über das Feld und langsam näherte ich mich der Ruine. Als ich endlich vor der Eingangstür stand, schien sie mir größer zu sein als in Erinnerung. Durch das Rennen fehlte mir der Atem und ich schnappte nach Luft. Ich griff in die Hosentasche um die Taschenuhr rauszunehmen. Ich verglich nochmal die Symbole und tatsächlich es waren die Gleichen. Ich klopfte an die Tür, auch wenn mir klar war, dass keiner öffnete, aber sie sprang schon mit lautem Knarren auf. Ich blickte hinein und rief: „Hallo?“, aber es war nichts außer der Hall meiner Stimme zu hören und so trat ich ein. Ich befand mich in einer langen schmalen Halle, in der in der Mitte des Raumes die Decke runtergebrochen war und Licht durchschimmerte. Die Halle hatte acht Türöffnungen, allerdings waren meistens nur noch die verkohlten Überreste vorhanden. Langsam tastete ich mich voran, Angst den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich blickte in den ersten Raum. Es sah aus, als wenn dieser mal eine Küche gewesen wäre. Auf der gegenüberliegenden Seite wuchs Gras aus dem Boden und so ging ich zu den nächsten Räumen. Der nächste Raum war so klein, dass es nur so etwas wie eine Abstellkammer gewesen sein konnte, hingegen der gegenüberliegende Raum wie ein undefinierbares Zimmer aussah, in dem zwei Fenster Licht in die Wohnung brachten. Vier Schritte weiter trat ich in einen gigantischen Raum. Ich sah wie zwei Ratten davon flohen und blickte mich um. Es lagen viele verbrannte Holzstücke auf dem Boden, so dass man nur erschwert in den Raum treten konnte, allerdings hatte eine Fassade am Ende des Raumes meine Aufmerksamkeit geweckt. Ich wühlte mich durch den Raum, bis ich folgende Worte entziffern konnte: Tempus ud via tibi indicatur veniet.
 

Diese Worte standen tief in die Wand gemeißelt. Und darunter auf einer kleinen Anhöhe aus Marmor ein längliches Rechteck. Ich hielt die Taschenuhr in der Hand und öffnete den Deckel. Wie aus dem Nichts schoss ein goldener dünn gebündelter Lichtstrahl in Richtung der Wand, welches vom Sekundenzeiger ausging. Ich erschrak, trat dabei einen Schritt zurück, stolperte und landete auf dem Boden. Das Räderwerk in der Uhr drehte sich mit rasender Geschwindigkeit, gab aber keinen Ton von sich, während Stunden und Minutenzeiger verrückt durch die Gegend schwankten. Ich drehte die Uhr etwas, aber der Sekundenzeiger richtete sich immer wieder in die Richtung des eingemeißelten Textes aus. Mit großen Augen und neuem Mut stand ich wieder auf und trat dem Marmorpodest näher. Es war eine runde schalenförmige Einkerbung vorhanden, rechts und links daneben, drüber und drunter die römischen Zahlen drei, sechs neun und zwölf eingraviert. Ich hörte mein Herz rasen und führte langsam die Uhr ein paar Zentimeter über die runde Aushöhlung. Sie schien wie geschaffen für die Uhr. Ich hielt ein paar Sekunden inne und ließ los. Zur selben Zeit hörte ich eine vertraute Stimme von hinten rufen: „Toki?“ Der Stundenzeiger richtete sich auf die neun, der Minutenzeiger auf die drei aus und das Räderwerk rastete mit einem lauten Klack ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-05-07T13:51:34+00:00 07.05.2008 15:51
wowwww echt voll spanned super story es geht ja noch weiter respekt ^^
Von:  Tako-chan
2008-04-26T08:30:57+00:00 26.04.2008 10:30
*-*
*les*
*vor lauetr lesen sich die cola übergeschüttet hatte*
die geschichte is ja ma voll nach meinen geschmack doll demacht


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