(Neu) Traum der Verrückten
Die Sonne war bereits aufgegangen, doch sie schien sich hinter Wolken zu verstecken. Eine Frau, die genauso schief, wie viele andere auch, wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Wenn sie träumte, dann träumte sie schön, manchmal auch in Gedichtform.
Doch dieses Gedicht war anders. Stach heraus wie ein Fleck auf einem weißen T-Shirt.
Es war real, und doch nicht wirklich.
Noch nicht.
...
Ein Fremder sprach: » Langsam verdunkelt sich der Himmel über den Köpfen der Menschen.
Doch niemand sieht es außer mir. Oder kannst du es auch sehen?
Fühlst du so wie ich?«
»Wer bin ich? Wo bin ich?
Und warum fühle ich mich so... einsam?«
»Warum bin ich traurig, wo doch alle anderen lachen?«
»Sie scheinen alle so weit weg zu sein.«
»Wenn ich in ihre Augen sehe wird mir kalt... Sie sind nicht da! Aber wo sind sie denn dann?«
»Ich will nicht hier alleine sein. Nicht hier in dieser Stadt, nicht dort außerhalb dieser Stadt und nirgendwo sonst auch.«
Kannst du mich verstehen?
Kannst du mir helfen?
Bitte hilf mir...
Bitte... hilf mir.
Du und ich, wir reden über ihn:
„Er schließt die Augen. Er versteht es nicht. Er versteht es einfach nicht...
Menschen sind anders. Menschen sind kalt.
Menschen sind warm. Menschen sind wir!“
Der Fremde überlegt: »Menschen sind: Sie selbst, jemand anderes und ich oder vielleicht du?
Menschen sind wir alle. Und doch sind wir niemand. Bin ich einer von ihnen?«
Sie und der reden weiter:
„Aber er, er ist kein Mensch. Und er versteht sie nicht... Weil er keiner ist. Er wird es nie verstehen. Weil er nicht so ist wie wir. Also hört auf zu fragen, du der da fragt! Halt den Mund! Sei Still! Rühr dich nicht! Wag es nicht!“
Der Fremde fragt:
»Liebe. Was ist schon diese liebe?«
»Sie macht mir Angst.«
»Erst ist alles schön... Und was ist dann? Dann tut es weh.«
»Warum hört sie nicht auf mir weh zu tun oder perfekt zu sein?
Sie ist nicht perfekt! Ich bin es, der perfekt ist!«
Alle sind empört, denn sie sind nicht die, die perfekt sind. Sie sind die, die es sein wollen, die es sein könnten, die es aber nicht sind, weil sie es doch nicht wollen.
„Du bist nicht perfekt!“ Sagen die Stimmen. „Du liebst! Wer liebt ist nicht perfekt!“
Lügen sie.
„Spring... Spring... Spring!... SPRING!“ Schreien sie alle die da stehen und Bettler sind.
Und da breitet der Engel die Arme aus, öffnet die Augen, sieht in die Tiefe und lässt sich fallen.
Er fliegt nicht, der Fremde.
Er fällt.
Er fällt tief.
Und als er unten ankommt, ist er tot.
Du konntest ihn nicht aufhalten. Weil er gut war... Weil er kein Mensch war...
Weil sie ihn getötet haben.
Stimme die du da sagst: „Nein.“
Anderer der urteilt: „Gold richtig.“
Und das sagen wir dir, der dort steht und lauscht: „DU hast ihn getötet! Er hat ihn getötet, Sie hat ihn getötet und Ich habe ihn getötet.
Wir waren es selbst.“
„Jenes fragen wir uns und wissen es schon: Wer wird für unsere Sünde büßen?
Der der ihn geliebt hat. Der der ihn verführt hat.“
„Er, der gedacht hatte, Engel könnten lieben.“
"Wir alle sind gegen dich. Und jetzt wach auf.
Steh auf und tu das, was du tun musst.
Treibe sie ins Verderben wie wir es auch getan haben."
"Töte sie und lass andere dafür büßen!
Dann kannst du selbst von dem Hochhaus springen."
Und da sagt der Letzte:
"Frage dich nun eins, Fremder der dort hinter der Scheibe liest:
Ob du für ihn sprigen würdest, wenn du wüstest warum er er war?
Ich sage dir, du wirst an seiner Stelle springen, wenn du begriffen hast.
Wenn du diese Botschaft verstanden hast.
Wenn du ihn kennengelernt hast.
Wenn du er geworden bist und ich du."
Da breiten wir die Arme aus, öffnen die Augen, sehen in die Tiefe und lassen uns fallen.
Wir fliegen nicht, wir Fremden.
Wir fallen.
Wir fallen tief.
Und wenn wir unten ankommen, sterben wir.
Die Schlafende greift in den Traum. Sie will es nicht sehen.
Niemand soll springen, keiner soll sterben.
Allein sein nimmer mehr möglich in ihrer Welt.
Der Traum ist zu Ende. Keiner springt, keiner stirbt.
Jetzt schreien sie: „Wir leben wir leben! Wir leben weil wir leben wollen. Weil wir leben dürfen! Niemand soll springen!“
Doch im Traum sprangen sie doch.
Da erwacht sie. Denn sie will es nicht sehen.
Froh kann sie sein. Noch ist es nicht da, noch ist es nicht Wirklichkeit.
Prolog ~Ende~
Alte Fassung:
Der Himmel verdunkelte sich und Tränen aus Blut liefen ihm über das Gesicht. Vollkommen hoffnungslos sah er zu einem Mann, der auf ihn zu rannte und schrie.
Er wollte nicht sterben.
Nicht so!
Er wollte sich nicht verlieren und im Hass dieser Welt ertrinken.
Am liebsten wäre er fortgelaufen, doch er wusste dass es zu spät war. Seine Beine fühlten sich an wie weiches Gummi und er zitterte am ganzen Leib.
Schmerzen durchströmten seinen Körper während ein plötzliches Schwindelgefühl ihn fast in die Knie zwang.
Einen Atemzug später kippte der Jugendliche wie ein nasser Sack nach hinten und fiel Richtung Wand des Hochhauses, das sich hinter ihm befand. Der schwarzhaarige Junge blickte nach oben, wo sich dunkle Wolken vor die Sonne geschoben hatten. Ehrfurcht durchzog seine Gesichtszüge. Es war ihm nie bewusst gewesen, wie groß, kalt und furchteinflößend eine Stadt seien konnte.
Wie hoch ein Hochhaus sich in den Himmel erstrecken konnte und wie hart manche Realität war.
Der Mann der noch versuchte ihm zu helfen, rannte weiterhin wie besessen, in seine Richtung. Aber er war viel zu weit entfernt um ihn noch rechtzeitig zu erreichen. „Gabriel! NEIN!“, schrie der Mann verzweifelt auf, auch ihm rannten nun Tränen hinunter.
... Doch zu spät ...
In diesem Moment brachen die Fenster des Hauses zusammen und ein Strom aus roter Flüssigkeit und Scherben ergoss sich über Gabriel. Der Junge konnte sich weder rühren, noch konnte schreien.
Die Scherben preschten auf Gabriel herab und schnitten dem Schwarzhaarigen in die Haut. Es fühlte sich an, als würde er am lebendigen Leibe verbrennen.
Sekunden...
Minuten...
Tage...
So erschien es ihm als ihm die Luft, die er zurückhielt, aus ging.
Der Niederschlag wollte kein Ende nehmen und der Junge versuchte nach Luft zu schnappen. Doch dass Einzige was in seine Lungen kam, waren kleine Splitter und etwas was wie Brackwasser schmeckte. Die feinen Splitter rissen ihm die Luftröhre auf und anschließend die Lunge. Er fühlte wie sein Körper um das Leben kämpfte, welches ihm schon vor Jahren gegeben wurde.
Doch dann wurden die Schmerzen immer schwächer und schwächer, er konnte spüren wie sein Körper zuckte und sich anspannte, unter den Qualen die er erleiden musste, aber die Seele erreichte nichts mehr. Und es wurde still. Als hätte sich Geist und Körper getrennt, um nicht zusammen unter zugehen. War das nun der Abschied, den jeder einst ertragen musste?
Dass Einzige was er an Gedanken zustande brachte war, dass es danach sicherlich nicht vorbei war. Dass ihn eine noch viel schlimmere Strafe erhaschen würde. Er wusste dass jede Vergebung Gottes weder zu erhoffen, noch zu erdenken war und dass er Joey niemals wieder sehen würde.
Joey, der versucht hatte ihn noch zu retten, war letztendlich zum stehen gekommen und sah geschockt auf die Stelle, an der er ihn zuletzt gesehen hatte.
Er rutschte auf die Knie und starrte auf das Hochhaus, das wie ein Richter auf sie herab zu sehen schien. Seine Miene verzog sich zu einem Krampfhaften Ausdruck, da schluchzte er und warf die Hände vors Gesicht. Den Mut, nach ihm zu sehen hatte er nicht.
Er war sich sicher, dass der Junge mit den schwarzen Haaren, den er so sehr liebte wie keinen anderen, tot war, und er verfluchte was er getanen hatte.
Wie hatte er es nur soweit kommen lassen, wo er doch gewusst hatte, dass die Liebe einen nicht vor allem beschützen konnte.
Alles lief noch mal vor seinem Innerem-Auge ab während er unbewusst damit kämpfte, sein Herz nicht an einem Dämon zu verlieren, der versuchte es ihm aus der Brust zu reißen.
So etwas Grauenhaftes hatte er noch nie zuvor erlebt oder gesehen.
Und auch wenn es ihm unmöglich war als normaler Mensch zu spüren, dass die Hölle auch an ihm zog, ahnte er, dass auch er eines Tages für Gabriel büßen musste.
Prolog ~Ende~
Ich habe es nicht übers Herz gebracht das alte Kapitel zu löschen, wegen den vielen lieben Kommentaren :)Danke noch mal.
Psycho und Retter
In der Psychiatrie:
Sie schrie.
Sie schrie so laut sie konnte, um den Schmerz und die Trauer in ihrem Kopf zu unterdrücken.
Sie kniff die Augen kurz zu und riss sie dann wieder weit auf.
Mit einem Satz sprang die Frau aus ihrem Bett und rannte in ihr Bad. Dort sah sie kurz in den Spiegel und schüttelte dann wie wild den Kopf.
„So geht das nicht weiter!“, gab sie hysterisch von sich.
Schon seit ein paar Tagen verfolgte sie dieser schreckliche Traum.
Wer waren nur diese beiden, und was hatte der Junge namens Gabriel der Welt nur getan dass er so einen tot verdient hatte?
Sie warf ihr schwarzes, nach vorn gefallenes Haar nach hinten und sah zurück in ihren Spiegel. „Duuu~ Du wirst die Kinder nicht sterben lassen! Hörst du! Ich lasse das nicht zu!“,
schrie sie ihrem Spiegelbild entgegen.
„Ich lass das nicht zu!“, schrie sie nochmals, doch dieses mal bahnten sich Tränen ihren Weg nach unten.
Die Tür, die in ihr kleines Zimmer führte, wurde aufgerissen und ein riesiger Mann, mit breiten schultern, kurzem Bart und dunklen Augen und in weißer Arbeitskleidung betrat den Raum. „Was ist denn nun schon wieder Misses Meyer? Sie wecken das halbe Haus“, meinte er mit rauer aber gesenkter Stimme, schloss die Tür hinter sich und ging zu ihr.
Die Frau drehte sich um, wischte sich die Tränen weg und sah ihn mit großen Augen an. Sie war eine sehr hübsche, jedoch schon ältere Dame, deren Augen blau wie der himmel waren. Sie trug ein weißes Kleid das ihren dürren Körper umhüllte und auf ihrer braunen Haut herausstach.
„Wann gibt es Frühstück?“, fragte sie und ging an ihm vorbei, zurück zu ihrem Bett.
Der Mann sah sie leicht lächelnd an, als sie an ihm vorbei stürmte und dies fragte. „Das wissen sie doch, oder? Nicht vom Thema ablenken. Was ist es dieses mal?“, fragte er auffordernd.
Die schwarzhaarige Frau sah ihn schnippisch an und setzte sich auf ihren Schlafplatz.
„Was geht dich das an? Jetzt lass mich raus, ich muss einen grausamen tot verhindern! ... Aber zuerst Frühstück.“
„Sie wissen doch Misses Meyer, Sie dürfen die Anstalt nicht verlassen.“
„Das werden wir ja wohl sehen. Schließlich geht es hier um leben und tot! Was ist nun? Ich will mein Frühstück!“
Bei Joey Zuhaus:
Müde sah der weißhaarige Junge auf. Leise gähnte er und sah zu dem Mann der in der Tür stand. „Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte dieser mit sanfter Stimme.
Der Weißhaarige nickte leicht und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Der Mann musterte ihn erst leicht skeptisch, doch dann verließ er seinen Platz in der Tür wieder.
„Hast du Hunger?“, hatte er noch vorher gefragt, bevor er in die Küche gegangen war. Jedoch hatte er nicht auf eine Antwort gewartet.
„Hey, Kleiner. Kommst du jetzt?“, rief der Mann nun von der Küche aus, zu ihm hinauf ins Zimmer. Langsam schob der Junge die Decke beiseite und kam aus dem Bett. Er war eine recht magere und bleiche Geestalt in einem viel zu großem Shirt, das ihm fast bis zu den Knien reichte.
Leicht schlaftrunken ging er zu dem Mann der unten auf ihn wartete. Der Ältere blieb stehen und musterte ihn nochmals.
„Möchtest du mir vielleicht doch noch deinen Namen verraten Junge?“ fragte er.
„I ich heiße Gabriel“, gab dieser leis zur Antwort. Der Mann lächelte zufrieden: „Du kannst ja doch reden. Und ich dachte schon du wärst stumm.“
Er sah den Jungen weiter lächelnd an.
„Mein Name ist Joey.“, sagte er nur kurz um sich wieder dem Frühstück zu widmen. Er gab dem Weißhaarigen zu verstehen dass er sich setzen sollte. Der Junge Mann schenkte sich und ihm noch etwas Kaffee ein, bis er sich schließlich selbst setzte. „Iss nur“, sprach er, als er merkte dass der Junge sich nicht traute sich etwas zu nehmen.
„Danke“, murmelte der Kleine leise. „Ach da gibt es nichts zu danken. Du kleiner Spatz isst doch nicht viel!“, antwortete Joey mit freudigem Gesicht. „Das meinte ich nicht. Ich meine... Danke für alles.“
„Hm?“, Joey Blickte auf.
„Ich meine, dafür dass sie mich hier schlafen haben lassen...“
„Das ist schon okay. Schließlich hast du meine Schwester aus dem brennenden Haus gerettet.“
Joey grinste. „Na also. Du redest endlich.“
Joey hatte wirklich geglaubt dass er es mit einem Stummen zu tun hatte. Gabriel hatte kein Wort gesprochen, zu niemandem.
Auch nicht letzte Nacht, als das Haus von Joeys Schwester in flammen gestanden hatte und die Polizei wissen wollte wer er war.
Sie waren sogar kurz davor gewesen ihn mit auf das Revier zu nehmen.
Joey hatte ihn in Schutz genommen und behauptet dass er sein kleiner Bruder sei.
Joey sah ihn neugierig an: „Wenn du grade deine gesprächige Phase hast,
möchtest du mir vielleicht auch mal verraten wo du eigentlich wohnst?“
Doch Gabriel gab auf diese Frage keine Antwort.
„Hmm.“, kam nach einer weile von dem Älteren. „Bist wohl doch ein Straßenkind?“
Gabriel der das Essen eingestellt hatte sah nun etwas betroffen auf den Boden. Es stimmte dass er zu keiner Familie gehörte.
Joey seufzte als der den Gesichtsausdruck des kleinen Blauäugigen sah. „Keine sorge, du kannst aufs Erste hier bleiben“, meinte er und trank einen schluck Kaffee. Dabei wartete er eine Reaktion des Jungen ab. Doch Gabriel wusste nicht viel zu sagen außer ein leises und schüchternes „Danke.“
„Was hat man dir eigentlich getan dass es dir so die Sprache verschlagen hat?“, fragte Joey kopfschüttelnd und stand auf, als er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Langsam fing er an seine Sachen wieder vom Tisch zu räumen. „Was hast du gestern Nacht eigentlich noch auf dem Dach gemacht? Ich hab mich ganz schön erschrocken.“, meinte er und räumte noch mehr Sachen auf.
„Ich möchte nicht dass du da rauf gehst, hörst du. Du könntest fallen.“
Gabriel nickte nur stumm, und stand von seinem Platz auf.
„Ich muss jetzt in die Arbeit. Machs dir hier einfach gemütlich, bis ich wieder da bin“, sagte der Blonde zu dem Weißhaarigen und sah ihm in die Augen.
"Was für wunderschöne Augen er hat",
dachte sich dieser und konnte kaum von ihnen ab lassen.
Wieder nickte der Kleine stumm.
Zurück von der Arbeit
Joey zurück von der Arbeit:
Als er mit dem Auto vorgefahren war, hatte er eine Gestalt auf dem Dach gesehen. War dass Gabriel? Schnell lief er ins Haus, wo er die Treppen nach oben stürmte. Er hatte es doch verboten! Oben angekommen und etwas außer Atem blieb er stehen und lugte durch die Tür die auf das Dach führte. Gabriel hatte sich dort auf den Boden gesetzt und schien Selbstgespräche zu führen. Wütend wollte er die Tür stürmen doch er fragte sich ob er nicht vielleicht telefonierte. Also hatte er doch eine Familie. Wollte man sein Haus ausräumen? Doch diese Gedanken verwarf er wieder, da er seine Hände deutlich sehen konnte. Joey öffnete den Durchgang noch einen Spalt weiter und schlüpfte hindurch. Noch hatte ihn der Weißhaarige nicht bemerkt und vielleicht konnte er jetzt endlich einwenig über ihn in Erfahrung bringen. Also schlich er näher an ihn heran, bis er sich hinter etwas verstecken konnte. Nun hörte er was der blauäugige Junge sprach. Joey konnte deutlich heraushören wie er jemanden fragte, ob er immer noch keinen gefunden hatte. Und er fragte ob er wirklich der Letzte war.
In dem Kopf des Blonden überschlugen sich plötzlich die Fragen. Was meinte er mit „der Letzte“?
Etwa der Letzte seines Klans? Der Letzte seiner Bande?
Und wen fragte er dort eigendlich aus?
Joey versuchte noch näher heran zu kommen, um einen Blick auf den Fremden werfen zu können. Plötzlich ganz Aufgeregt beobachtete er den Kleinen und versuchte in ein anderes Versteck, mit besserer Aussicht zu gelangen. Leicht zittrig vor Anspannung, ging er gebückt auf die andere Seite des Flachdaches, und huschte hinter ein paar Stahlteile, die auf dem Dach deponiert wurden. Mit Vorsicht sah er nun zu dem Weißhaarigen und lehnte sich dabei etwas an eine Platte. Er riss die Augen auf als er sah mit was Gabriel sprach. Er konnte es nicht fassen! War der Junge irgendwie "verrückt"?
Mit offenem Mund starrte Joey auf ihn und auf jenes was vor ihm saß. Ungläubig, bessergesagt geschockt, schüttelte der Mann den Kopf.
War das, mit was der Junge dort sprach wirklich ein Rabe?
Glaubte er, er könne mit Tieren sprechen?
Oder war es nur Kindliches spielen? -Nein.
Um mit Tieren aus Spiel und Spaß zu sprechen war er zu Alt.
Dachte sich zumindest Joey, der überhaupt keine Ahnung von Kindern hatte.
Er konnte nicht verstehen wieso er das tat.
Etwa doch eine Schraube locker?
Joey war noch nie ein Freund des Übernatürlichen gewesen, und er glaubte auch nicht daran. Wenn er als Kind so getan hätte, als ob er mit Tieren sprechen könnte, dann hätte es Prügel für ihn gegeben. Dennoch war es ein faszinierendes Bild, wie der Weißhaarige Junge dort auf dem Boden saß und das Tier mit seinen funkelnden blauen Augen ansah.
Der Wind ließ sein Haar durch alle Richtungen wirbeln.
Seine Kleidung wurde durch den Wind aufgebauscht.
Allerdings trug er immer noch dieses Weiße Hemd von Joey, das ihm sogar über die Knie reichte und weiter wenn er so sahs. Die dürren Beine hatte er seitlich angewinkelt und mit einer Hand stützte er sich vom Boden ab. Mit der anderen Hand strich er sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Er lächelte leicht und sprach mit sanfter Stimme weiter zu dem schwarzen Tier.
"Diese blasse Haut. Was für ein Motiv. Ich sollte ihn mal zeichnen." kam Joey der Gedanke.
"Wie ein Engel sitzt er da, dieser verrückte Knirbs."
Ein zweiter Rabe kam hinzu, der sich genau auf Gabriels Schulter nieder lies. Überrascht sah der Mann auf den Jüngeren, der nun leicht grinste und den Neuankömmling zu begrüßen schien. Mit lautem gekrächtze schnäbelte das Tier an seiner Seite.
Doch dann brach Stille ein. Eine leicht unheimliche Stille wenn man es wagen durfte soetwas zu sagen in der nähe zweier Raben und einem blassen, dürren und seltsamen Kind.
Nur noch ein leises Krächzen kam von einem der Raben. Joey stellte es die Haare im Nacken auf, und es lief ihm kalt den Rücken herunter, auch wenn er nicht wusste warum. Er fühlte sich aufeinmal nicht mehr sicher in seinem Versteck. Nach einer weile, oder besser gesagt schon nach ein paar Sekunden, brach der Junge das schweigen wieder. „Er beobachtet uns also...“, kam aus dem Mund des Weißhaarigen. Joey blieb beinahe das Herz stehen. Hatte der Rabe ihm etwa verraten, dass er sie belauschte?
Konnte solch ein Tier so etwas überhaupt?
Gabriel stand langsam auf und sah in die Richtung des Verstecks. Tatsächlich, er hatte wohl ihn als Beobachter enttarnt.
Leis seufzte er und die Raben flatterten davon.
"Ich weiß dass du da bist. Du brauchst dich nicht länger zu verstecken.", meinte der Junge liebenswürdig lächelnd.
Joey sah ihn mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an und kam aus seiner Deckung.
Langsam ging Gabriel zu ihm und als er vor ihm stand, sah er zu Joey auf.
„Tut mir leid. Ich weiß dass du nicht willst dass ich hier rauf gehe. Ich mache es auch nie wieder. Versprochen!“, sprach der Jüngere mit einer Unschuldsmiene der sogar ein Mörder verziehen hätte. Joey hatte das Gefühl, in die Augen des Weißhaarigen hinein zu fallen.
Sie waren so tief und Weit wie der Sternenhimmel. Der Blonde glaubte sogar tatsächlich für einen kurzen Augenblick, in den Augen des Jungen Sterne erkennen zu können.
Er spürte wie irgendetwas in ihm aufbrodelte,
eine wärme die er nicht mit allen Wörtern der Welt erklären konnte.
Mit einemmal hatte er alles vergessen was geschehen war.
In seinem Kopf herrschte vollkommene Leere.
Er hatte nur noch die blauen Augen des Jungen im Sinn und als er im nächsten Moment die Augen aufschlug, befanden sie sich unten in dem kleinen Wohnzimmer, das er sein Eigen nennen durfte. Etwas verwirrt und mit prüfendem Blick, ob alles noch am rechten Fleck war, sah er sich in dem Raum um. Gabriel schloss näher zu ihm auf und berührte ihn leicht an der Hand. "Darf ich was zum Essen haben?", fragte er leise und blickte zu Johe auf. Dieser gab ihm leicht atemlos das Okay, während er sich durch das Haar fuhr. Der Kleine lief freudenstrahlend in die Küche um sich etwas aus dem Kühlschrank zu holen.
Was war eben geschen?
*Bitte auf die Nachricht in der Beschreibung der Fanfiction unten achten. (04.06.2011)