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Shinras Dreamteam

Rude und Reno
von

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Prolog

Shinra’s Dreamteam

Prolog
 

Es war einer dieser Tage, an denen man besser im Bett geblieben wäre. Nicht nur, dass Renos Kopf dröhnte, als ob ein Paukenorchester darin probte, und sein Rücken ihn schmerzhaft daran erinnerte, dass er gestern unbequemer Weise am Bartresen eingepennt war. Nein, er war zudem auch noch zu seinem Chef beordert worden und durfte jetzt eine Schimpftirade vom aller Feinsten über sich ergehen lassen, weil er gestern eine alte Fabrik unnötigerweise in die Luft gesprengt und dadurch einen Erdrutsch verursacht hatte. Der Schaden auf Seiten des Shinra-Konzerns belief sich auf ca. 1,8 Milliarden Gil. Was hatte auch ein kleines Bergdorf in so einer Einöde und somit direkt in seinem Katastrophenentfaltungsgebiet zu suchen?
 

„Es wird Zeit, dass Sie Ihre Arbeit ernster nehmen, Reno,“ zischte Verdot, Leiter der Turks. Er brauchte seine Stimme nicht laut anzuheben, um bedrohlich zu klingen. Dennoch machte Reno nicht den Eindruck, als höre er dem älteren Mann überhaupt zu. „Das ist nicht der erste Zwischenfall dieser Art. Nicht, dass ich damit Ihre Fähigkeiten anzweifle, – Sie sind schließlich nicht umsonst an dritter Stelle in der Rangfolge – aber Ihre unüberlegte, fast schon unberechenbare Art, Konflikte zu lösen, kann ich nicht länger übersehen. Es wird Zeit, dass sie die Konsequenzen tragen.“
 

Reno rollte mit den Augen. Wie oft hatte er so eine Ansprache in diesem Jahr schon gehört? Bestimmt 5 Mal und es war gerade erst März. „Oi Boss, schon klar. Kann ich jetzt gehen?“ Der Rotschopf schob sich gelangweilt einen Kaugummi in den Mund.
 

„Nein!“, jetzt hob Verd seine Stimme doch ein wenig an. „Nein, Reno, das können Sie nicht! Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen! Und setzen Sie sich gefälligst ordentlich hin!“
 

Missmutig gehorchte der Rotschopf seinem Vorgesetzten. Wenn Verd einmal sauer wurde, war mit ihm nicht gut Kirschen essen. Besser man tat dann, was er sagte.
 

„Außerdem, wie sehen Sie wieder aus? Als hätten Sie in ihrem Anzug geschlafen! Zeigen Sie ein wenig mehr Stolz. Wenn man Sie so ansieht, könnte man denken, Sie kämen geradewegs aus den Slums von Midgar! Wie wollen Sie so unseren neuen Rekruten ein Vorbild sein?“
 

„Boss, ich verstehe ja Ihre Ablehnung meiner Art gegenüber, aber ich werd mich nicht ändern! Ich bin gut, sehr gut sogar, und das ist doch alles was zählt. Ist doch scheißegal, ob ich gepflegt aussehe, wenn ich nem Kerl die Birne einschlag. Der wird sich wohl kaum darüber beschweren können. Und hin und wieder eine hübsche kleine Explosion muss schon sein… man gönnt sich ja sonst nix im Leben, oder?“ Reno formte mit dem Kaugummi eine große Blase, die beim Zerplatzen sein halbes Gesicht verklebte. Es untermalte auf komische Art und Weise sein Explosionsargument.
 

Verds Blick verfinsterte sich und Reno wusste sofort, dass er einen Schritt zu weit gegangen war. Für einen Augenblick dachte Reno sogar, dass sein Vorgesetzter ihm jeden Moment wutentbrannt an die Kehle springen würde. Doch stattdessen seufzte dieser nur resigniert, setzte sich in seinen schwarzen Ledersessel und faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch zusammen. Sein Blick war ernst, als er zu sprechen begann. „Ich weiß, dass du einer unserer Besten bist, Reno.“ Oh-oh, Verd dutzte ihn. Das war kein gutes Zeichen. „Aber Präsident Shinra da oben sieht nur die roten Zahlen, die du in regelmäßigen Abständen verursachst. Was du alles für die Firma leistest, übersieht er dabei ganz gerne.“
 

„Und das bedeutet?“, fragte Reno. Irgendwie fühlte sich seine Kehle plötzlich so trocken an.
 

„Das bedeutet, dass du dich in Zukunft mehr zusammenreißen musst, um der Konzernleitung nicht noch mehr negativ ins Auge zu fallen. Sonst zwingt sie mich dich zu feuern und das wollen wir doch beide nicht, oder?“
 

Reno starrte seinen Vorgesetzten lange an und nickte schließlich. „Gut. Ich hab verstanden.“, sagte er mit belegter Stimme und erhob sich von seinem Platz. „Die Shinra gönnt einem aber auch keinen Spaß!“, fügte er noch mit einem frechen Grinsen hinzu und spuckte den Kaugummi in den übergroßen Mülleimer neben Verds Schreibtisch.
 

„Reno, bevor Sie gehen, habe ich noch etwas, was ich Ihnen geben muss.“ Der Anführer der Turks schob ihm eine Schlüsselkarte über die Tischplatte zu. „Sie werden ab sofort in einem Doppelappartement im 49ten Stockwerk wohnen. Der Umzug ist bereits durchgeführt worden.“
 

Der Rotschopf nahm die Karte in die Hand und strich mit dem Daumen über die unregelmäßige Oberfläche. „Doppelappartement, huh? Was ist der Anlass?“
 

„Ihr neuer Partner. Jemand, der mit großer Wahrscheinlichkeit einen beruhigenden Effekt auf Sie ausüben wird.“
 

~*~ TBC ~*~

01 - Overcoming Prejudices

Shinras Dreamteam

Kapitel 1: Overcoming Prejudices
 

Wir alle verachten Vorurteile,

aber wir sind alle voreingenommen.

(Herbert Spencer, 1820-1903)
 

Sieben Tage waren vergangen und Reno hatte noch nicht ein einziges Mal sein neues Zuhause betreten. Stattdessen verbrachte er seine Nächte in seiner Stammkneipe, kippte sich einen Whiskey nach dem anderen und rollte sich anschließend auf einer der schäbigen Couchen zusammen, um seinen Rausch auszuschlafen. Er hatte sich die Akte seines neuen Partners angesehen und bislang kein großes Interesse daran gehabt, ihm über den Weg zu laufen.
 

Rude war als Einzelgänger unter den Turks bekannt. Er galt als still, abweisend und antisozial allen Menschen gegenüber. Außerdem hatte er sich einen Namen als stärkster der Turks gemacht, wahrscheinlich ein weiterer Grund, warum man ihn zu seinem Partner machen wollte. Schnelligkeit und Stärke vereint würden ein unschlagbares Duo ergeben.
 

Es gab nur einen Knackpunkt an der ganzen Sache: Beide Turks konnten sich beim Besten Willen nicht ausstehen.
 

Zumindest empfand Reno das so. Der Glatzkopf hatte es ihm schließlich nicht direkt gesagt – er sagte ja generell nicht gerade viel – aber er hatte es mit seinen Blicken und seinem Verhalten ihm gegenüber angedeutet, als sie sich das erste Mal gegenüber gestanden hatten.
 

„Hey yo Rude, sieht so aus als wär’n wir zwei Partner, huh?“ Reno hatte dem Glatzkopf die Hand hingestreckt, doch der hatte diese kameradschaftliche Geste geflissentlich ignoriert und war wortlos um die nächste Ecke verschwunden. „Eisklotz!“, hatte der Rotschopf ihm lautstark hinterher gebrüllt und hatte anschließend einen unschuldigen Fikus samt Topf, der sich unglücklicherweise in seiner Nähe befunden hatte, quer durch den Gang getreten.
 

Reno rollte sich auf den Rücken und starrte an die schäbig gestrichene Decke, während immer noch ein Gemisch von ohrenbetäubender Musik und besoffenem Gequatsche der Anwesenden in sein Ohr drang. Tiefe, dunkle Augenringe hatten sich in sein Gesicht gegraben. Kein Wunder, er hatte seit sieben Tagen nicht wirklich gut geschlafen. Gähnend setzte er sich aufrecht hin und massierte sich geistesabwesend die Schläfen.
 

Vielleicht war es jetzt endlich an der Zeit, sich seinem Schicksal zu fügen, auch wenn er es noch lange nicht akzeptierte. Die Aussicht in einem Bett zu schlafen, war im Moment sehr verlockend… und warum sollte dieser schweigsame Stinkstiefel von neuem Partner eigentlich allein in dem ganzen Shinra-Luxus schwelgen?
 

„Oi Füchschen, wir haben erst knapp 3 Uhr morgens. Kannst noch was schlafen, bevor du zur Arbeit musst!“ Reno blickte in das grinsende Gesicht des Barkeepers, der lieblos mit einem verdreckten Lappen über die Tische wischte.
 

„Sei mir nicht böse Kinta, aber ich kann auf deinem verlausten Dreckssofa nicht schlafen. Ich mach mich vom Acker.“ Mit diesen sorgsam gewählten Worten erhob sich der Rotschopf und schmiss dem Barkeeper einen Sack voll Gil auf den klebrigen Tisch. „Das sollte für die Gastfreundschaft reichen. Schaff dir bei Gelegenheit ein paar ordentliche Sitzgelegenheiten und vielleicht auch nen neuen Lappen an! Ach, und noch was: Wenn du mich noch ein Mal Füchschen nennst, dann reiß ich dir die Eier ab und serviere sie dir zum Frühstück! Ist das klar, Dude?“
 

„Jawohl, Sir!“ erwiderte der Barkeeper und salutierte dem Rotschopf mit gespielter Ernsthaftigkeit hinterher, als dieser die Bar grinsend und kopfschüttelnd verließ.
 

Torkelnd begab sich Reno auf den Weg durch Sektor 8 hinüber zum Hauptquartier, kaum drei Häuserblock entfernt. Es erwies sich aber als durchaus schwierig für ihn, die Richtung zu halten. Wenn man gut eineinhalb Flaschen Whiskey intus hatte, war das aber auch nicht wirklich verwunderlich. Vor seinen Augen erschien der Weg doppelt. Bei dem vergeblichen Versuch auf beiden Zwillingsasphaltflächen gleichzeitig zu laufen, schwankte er hin und her, anstatt auf einer geraden Linie zu laufen.
 

Schließlich, nach einer guten halben Stunde Fußweg, den er normalerweise in der Hälfte der Zeit hinter sich legte, stand er vor dem Haupteingang und versuchte mit einigen Schwierigkeiten seine ID-Karte in den unpraktisch kleinen Schlitz zu stecken, um die Tür zu entriegeln. Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang ihm jedoch das Wunderwerk und er konnte die ausladende Eingangshalle des Shinra-Gebäudes betreten. Mindestens so laut und zerstörerisch wie eine Chocobo-Stampede stolperte er hinüber zum Fahrstuhl. Dort versuchte er den Knopf für seine Etage zu finden, doch wenn man alles doppelt sah, war das eine schier unlösbare Aufgabe. Scheiße! Warum mussten die Nummern auch so klein sein? Er beugte sich vor und kniff konzentriert die Augen zusammen, um wenigsten den Hauch einer Chance zu haben, den richtigen Knopf zu erwischen und – bingo! – er hatte ihn gefunden! Schnell drückte er die 49, bevor sie auf die Idee kam, im Kreis zu rotieren, wie alles andere in seinem Blickfeld auch.
 

Die Fahrt im Aufzug zog sich eine halbe Ewigkeit hin, zumindest kam es Reno so vor. Das lag sicher auch daran, dass die stickige Luft und das ständige Geruckel ihm Übelkeitsgefühle bescherten. Er war jedenfalls sehr dankbar, als die Digitalanzeige auf 49 sprang und sich die Türen, begleitet von einem leisen Ping, öffneten. Er folgte intuitiv dem linken Gang und kramte zeitgleich in seiner Jackentasche nach der vermaledeiten Schlüsselkarte, um seine Zimmernummer in Erfahrung zu bringen. Als er sie endlich zwischen seiner Zigarettenschachtel, dem Feuerzeug und ein paar zerknüllten Papiertaschentüchern ausfindig machte, stöhnte er: 49-13. Scheiße! Das lag in entgegen gesetzter Richtung.
 

Mosernd machte er kehrt und wäre dabei beinahe mit einer Topfpflanze kollidiert, die die Unverschämtheit besaß, sich in seinem Weg zu befinden. Welcher Idiot stellte eigentlich diese ganzen, verdammten Pflanzen überall in den Gängen auf? Er stolperte noch über diverse Teppiche und Fußmatten und knallte in regelmäßigen Abständen mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wände – der Gang war einfach zu schmal konstruiert. Doch letztendlich schaffte er es, ohne größere Blessuren, bis zur Wohnungstür vorzustoßen. Mit einem Blick, bei dem die Hölle vereist wäre, wenn er dabei nicht so stark geschielt hätte, fokussierte Reno das Kartenschloss. Schon wieder musste er sich mit nervigen kleinen Schlitzen auseinandersetzen! Dieses Gebäude hätte durchaus Alkoholikerfreundlicher gestaltet werden können!
 

Mit einem theatralischen Seufzen machte er sich an die Aufgabe. Irgendwann zwischen dem 10-15ten Anlauf, entdeckte der Rotschopf plötzlich oberhalb der Klingel ein kleines Verweisschild aus Plexiglas, auf dem die Namen Reno und Rude zu lesen waren. Seine Augen überflogen noch einmal den kurzen Text und er musste zwangsläufig grinsen. Irgendwie hörte sich das sehr cool an: Reno und Rude. Es klang nach gepflegten Arschtritten und spektakulären Explosionen.
 

PIEP, machte der Kartenleser. Ohne Hingucken hatte Reno es anscheinend endlich geschafft die Tür zu entriegeln. Erleichtert öffnete er diese und betrat zum ersten Mal sein neues Heim. Es war dunkel und er konnte abgesehen von Schatten und Schemen nicht viel erkennen. Suchend wanderten seine Finger über den rauen Putz der Wand, um den Lichtschalter zu finden. Doch noch bevor er irgendwelche Erfolge in der Richtung verbuchen konnte, fühlte er sich schmerzhafte mit dem Gesicht gegen eben diese Wand gedrückt.
 

Schlagartig pumpte das Adrenalin durch seine Adern und vertrieb den schwerfälligen Alkohol. Reflexartig fischte er nach seinem EMR. Doch bevor er ihn zu fassen bekam, wurde ihm sein Arm von dem unbekannten Angreifer brutal auf den Rücken gedreht, ja fast schon ausgekugelt.
 

„Uff… Scheiße verdammt!“, entfuhr es dem Rotschopf.
 

„Reno?“ fragte eine tiefe Stimme.
 

„Wer will das wissen?! Moment, bist du das Rude?“ Der Druck auf seinen Körper und insbesondere auf seinen Arm lockerte sich schlagartig. Anschließend ging flackernd das Licht im Raum an. Reno drehte sich mit dem Rücken zur Wand und spürte, dass sich seine Anspannung löste, als er den Glatzkopf erblickte. Ok, etwas beunruhigend war, dass der Kerl nichts weiter als Boxershorts am Leib trug, aber das lag sicherlich daran, dass er wahrscheinlich sofort alarmiert aus dem Bett gesprungen war, als er Reno die Wohnung betreten gehört hatte.
 

Rude bedachte ihn mit einem intensiven Blick und schüttelte dann den Kopf, bevor er sich umdrehte und wortlos hinter einer der angrenzenden Türen verschwand.
 

„Komischer Kauz.“, knurrte der Rotschopf, während er sich geistesabwesend das linke Handgelenk rieb. Seufzend schlüpfte er aus seinen Schuhen und setzte sich in Bewegung, um sich auf die Suche nach seinem eigenen Schlafraum zu begeben. Dummerweise musste er recht schnell feststellen, dass diese Wohnung nicht über zwei getrennte Schlafzimmer verfügte, sondern über ein Einziges. Genervt betrat Reno den abgedunkelten Raum. Er konnte Rude in dem Bett an der Fensterseite des Zimmers ausmachen, also ließ er sich auf das Bett am anderen Ende des Zimmers fallen – wenigstens gab es zwei Getrennte von der Sorte und kein einzelnes, großes Ehebett! Man wusste ja nie wie lustig die Herrn von der Konzernleitung drauf waren! Missmutig rollte er sich auf die Seite und durchbohrte eine Weile feindselig die unschuldige Wand mit seinen Blicken, bevor ihn schließlich ein tiefer, traumloser Schlaf übermannte.
 

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Reno erwachte durch einen plötzlichen Anfall von akuter Übelkeit und einem penetranten Pochen in seinem Schädel; ein Kater, ganz eindeutig. Der einzige Grund, warum er nicht sofort die Toilette stürmte oder sich nicht gar sofort auf dem Bettvorleger übergab, war eiserne Disziplin, die er sich in all den Jahren als Katerpatient schwer erarbeitet hatte.
 

Vorsichtig, um ja nicht sein sich drehendes Umfeld durch ruckartige Bewegungen zu irritieren, erhob er sich in eine sitzende Position und schwang seine Beine aus dem Bett. Ebenso bedacht erhob er sich in die Aufrechte, plumpste aber sofort wieder rückwärts auf die weiche Matratze… Scheiße... jetzt war ihm richtig schlecht! Und jede Sekunde, die er an die vermaledeite, rotierende Decke starrte machte es nur noch schlimmer.
 

„Uhhh… ich sterbe…“ wimmerte er und fasste sich an die schweißnasse Stirn. So schlimm hatte es ihn seit Jahren nicht mehr erwischt. Er fühlte sich wie ein Alkohol-Rookie!
 

„Du bist ja immer noch besoffen.“, knurrte Rude von der Tür aus.
 

„Ich wünsche dir auch einen wunderschönen Guten Morgen, Rude!“, gab Reno giftig zurück. „Ich bin nicht besoffen, nur verkatert! Damit das hier mal klargestellt ist! Der Zustand geht aber bald wieder weg, also verpiss dich und lass mich ein wenig theatralisch vor mich hin jammern; das unterstützt den Akt des Ausnüchterns!“
 

„Wie kann ein einzelner Mensch soviel Müll reden? Hier trink das, dann geht’s besser.“
 

„Oh! Mein! Gott! Es spricht in ganzen Sätzen mit mir! Ich bin schwer beeindruckt… und geehrt! Bedeute ich dir schon so viel?“ Renos Worte troffen vor Sarkasmus.
 

„Trink einfach.“ Wie auch die vorangegangene Aussage, klangen diese Worte vollkommen emotionslos. Reno war ein wenig überrascht. Er hatte Rude für einen aufbrausenderen Typen gehalten, so wie er aussah: Breites Kreuz, Glatze und Sonnenbrille. Er hatte durchaus die Tendenz einschüchternd auf Leute zu wirken.
 

Reno aber zählte sich nicht zum Sammelbegriff „Leute“. Er war viel zu individuell, um sich mit Anderen in einen Topf schmeißen zu lassen. Ergo fühlte er sich kein bisschen eingeschüchtert. „Was ist das? Glaubst du ich trink den Scheiß, nur weil du mir das sagst?! Ich bin doch kein Mitläufer! Außerdem, was soll das bitte für ne Farbe sein? Kotzbrockengrün oder Abflussschleimbraun? Ich trink doch nichts, was so widerlich aussieht… vom Geruch will ich ja mal gar nicht erst anfangen!“
 

„Du bist verkatert.“
 

„Das hab ich doch eben gesagt, Mann! Hörst du mir etwa nicht zu, oder was?“
 

„Das hilft dagegen.“
 

Rude hielt ihm das Glas mit der widerlich gefärbten Flüssigkeit unter die Nase. Der Geruch war erbärmlich: eine Mischung aus fauligen Schattenmorellen in ranziger Milch schwimmend mit Harzerrollerkäse bestreut. „Und wie das hilft! Mir ist jetzt schon so schlecht davon, dass ich dir gleich quer über den Anzug reiher. Danach geht’s mir sicherlich besser.“, erwiderte der Rotschopf sarkastisch.
 

Als der Glatzkopf aber stoischer Weise das Glas in Renos Hand drückte, gab der Rotschopf endlich klein bei. „Du bist ganz schön penetrant, Mann.“, keifte er und kippte den Inhalt in einem runter. Der Geschmack war mindestens genauso widerlich wie der Geruch, aber schon nach kürzester Zeit verflogen die Übelkeit und die stechenden Kopfschmerzen komplett. „Das… das Zeug ist echt erstaunlich. Danke.“
 

„Du gibst es zu. Das hätte ich nicht erwartet. Laut Akte…“
 

Reno unterbrach seinen neuen Partner barsch. „Was soll’n das heißen?! Glaubst du, du kennst mich schon, weil du ein paar Dinge über mich in meiner Akte gelesen hast?! Das is’ ne Akte, Alter, keine Gebrauchsanweisung.“
 

„Anscheinend nicht, aber…“
 

„Aber was?“
 

„Das gleiche gilt für mich. Meine Akte ist auch nicht allumfassend.“
 

Die Worte trafen Reno wie ein Schlag ins Gesicht und nüchterten ihn endgültig aus. Er sah Rude eine Weile lang perplex an und fühlte sich plötzlich fürchterlich ertappt. Ja, diese unterschwellige Unterstellung hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Reno hatte sich auch von dem Aktenwissen beeinflussen lassen. Dort hatte gestanden Rude war ein antisozialer, schweigsamer Einzelgänger. Er hatte das Wort für Wort geglaubt, in sich aufgesogen und sich durch das erste Aufeinandertreffen mit ihm darin bestätigt gefühlt. Und dennoch hatte Rude ihm gerade eben erst mit seinem Kater geholfen, obwohl es keinen besonderen Anlass dafür gab, warum er das hätte tun sollen.
 

In diesem Moment wurde Reno klar, dass auch er den Vorurteilen erlegen gewesen war und er fragte sich zum ersten Mal, ob Rude wirklich absichtlich antisozial war oder ob es einen anderen Grund für sein distanziertes Verhalten gab.
 

Der Rotschopf spielte mit dem Gedanken sich zu entschuldigen, aber bevor er sich dazu durchringen konnte, klingelte sein PHS. Die Nummer, die in seinem Display aufblinkte, war ihm wohl bekannt. „Reno hier. Morgen Tseng.“, sagte er grinsend.
 

„Es ist noch so früh am Morgen und du hast schon gute Laune? Den Tag streiche ich mir rot im Kalender an.“
 

„Scherzkeks. Sagen wir so, ich hatte heute Morgen ein wenig Starthilfe.“, er zwinkerte Rude zu und erntete eine Andeutung von einem Lächeln. Sieh an, seine Theorie war also nicht ganz aus dem Himmel gegriffen. „Was gibt’s denn?“
 

„Verd hat mich beauftragt, Rude und dich mit einer Mission zu betrauen. Kommt beide sofort in mein Büro.“
 

„Kein Problem, wir sind gleich da.“ Der Rotschopf legte auf und sprang voller Tatendrang aus dem Bett. „Sieht so aus, als werden wir zwei gebraucht, Partner.“ Mit Genugtuung sah er, dass sich der Hauch von einem Lächeln ein wenig verbreiterte.
 

Nein, Rude war wirklich nicht absichtlich antisozial. Da steckte mehr dahinter. Extreme Schüchternheit vielleicht? Reno war jedenfalls fest entschlossen es herauszufinden.
 

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~*~ TBC ~*~

02 - Breaking Reservations

Shinras Dreamteam

Kapitel 2: Breaking Reservations
 

Zweifel schläfert man ein,

indem man Hoffnung weckt.

(Gerhard Uhlenbruck)
 

Rude warf seinem neuen Partner einen abschätzenden Seitenblick zu. Reno war fast genauso, wie er ihn sich vorgestellt hatte bzw. wie er ihn eingeschätzt hatte. Laut, impulsiv, streitsüchtig, leichtfertig leichtsinnig, chaotisch, arrogant, faul. Das waren die Worte, die in Renos Akte standen und Rude hatte keinen Zweifel daran, dass diese Eigenschaften auf seinen neuen Partner zutrafen. Er hatte den Rotschopf schon öfters beobachtet und hätte dutzende Situationen aufzählen können, in denen Reno seinem Ruf alle Ehre gemacht hat. Es reichte schon, wenn man dabei zuhörte, wie ungeniert und respektlos Reno mit seinen beiden Vorgesetzten sprach.
 

Unter den anderen Turks, vor allem unter denen, die schon mit ihm zusammen gearbeitet hatten, war der Rotschopf allerdings sehr beliebt. Die Rekruten zum Beispiel rühmten ihn in den höchsten Tönen, weil er sich aufopferungsvoll um ihre Ausbildung und ihr Wohl kümmere. Rude hatte sich nicht vorstellen können, dass so ein arroganter Wichtigtuer tatsächlich professionell genug war für so eine Aufgabe und die damit verbundene Verantwortung. Heute jedoch musste er gezwungenermaßen diese festgefahrene Meinung überdenken.
 

„Hab ich was im Gesicht, Partner?“ der Rotschopf grinste. Allein die Art wie er Partner aussprach, weckte in Rude einen gewissen Stolz. Wie albern. Dabei war es doch nur ein einziges, dummes Wort.
 

„Diese Tattoos... ach, egal.“
 

„Wenn du etwas wirklich von mir wissen willst, dann frag einfach, Dude! Das schlimmste, was dir passieren kann, ist, dass ich dir nicht antworte.“
 

Rude überlegte fieberhaft. Eigentlich hatte er das nur gesagt, um die Peinlichkeit, ihn solange angestarrt zu haben, irgendwie zu erklären. Zwar interessierte es ihn schon, aber er wollte auch nicht in Renos Privatsphäre eindringen. Schließlich kannten sie sich beide eigentlich gar nicht. „Es geht mich nichts an.“
 

Reno boxte ihn daraufhin leicht gegen die Schulter und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. „Also ehrlich, hörst du mir überhaupt zu, Mann?!“
 

„Konzentrier dich lieber auf’s Fliegen, ok?“
 

„Ist das deine Antwort?“, fragte Reno, seufzte resigniert und blickte wieder nach vorne, um sich auf die Flugroute zu konzentrieren. Erstaunlich, dass der Rotschopf so ein guter Hubschrauberpilot war. Das hatte Rude ihm nicht zugetraut. Wahrscheinlich lag das aber vor allem an dessen Aussehen. Mit diesen beiden Tattoos im Gesicht und dem feuerroten, stacheligen Haar wirkte der Turk sowieso eher wie ein Punk statt wie ein Profikiller. Von der saloppen Art die Arbeitskleidung zu tragen gar nicht erst zu reden.
 

Bevor Rude jedoch diese Gedankengänge vertiefen konnte, stellte der Rotschopf den Helikopter plötzlich auf Autopilot und verkreuzte schmollend die Arme vor der Brust. „Rude, was passt dir an mir nicht?“
 

„Was?“
 

„Red ich Kauderwelsch?!“
 

„Bist du jetzt etwa sauer?“
 

„Beantwortest du Fragen immer mit ’ner Gegenfrage?“
 

Rude seufzte, sackte ein wenig in sich zusammen und massierte dann sanft mit Zeigefinger und Daumen seine Nasenwurzel, ohne dabei seine heilige Sonnenbrille zu verrücken. Das Gespräch war jetzt schon anstrengend. Kein Wunder, dass er sich so gut wie nie mit jemandem unterhielt. „Warum interessiert dich, was ich denke? Wir arbeiten nur zusammen.“
 

„Was heißt’n hier „nur“? Darum geht’s doch gerade!“ Reno drehte sich mit dem Oberkörper zu Rude, um freier mit seinen Händen gestikulieren zu können, während er sprach. „Wir werden für sehr lange Zeit zusammenarbeiten, Dude. Ich hatte bislang noch nie nen Langzeitpartner. Geht dir doch genauso, ne? Das Ganze hier ist daher ne ganz neue Erfahrung für uns beide. Also ist’s doch klar, dass ich wissen will, was du über mich denkst, oder nicht? Ich verlang ja nicht von dir, dass du Hals über Kopf in mich verschossen bist, oder so, aber eine Spur Sympathie wär schon ganz nett für den Anfang. Muss ja nicht viel sein. Der Anflug würd mir schon als Basis reichen, Partner.“ Reno untermalte jeden Satz mit ausladender Gestik.
 

„Redest du eigentlich immer so viel?“
 

„Und redest DU eigentlich immer so wenig?“, gab der Rotschopf mit einer hochgezogenen Augenbraue zurück. „Siehst du. Ist nicht angenehm, wenn einem Fragen mit Gegenfragen beantwortet werden, huh?“
 

Rude schüttelte resigniert den Kopf und dachte dann einen Moment nach. Er war ein Mensch, der seine Worte gründlich überlegte, bevor er sich mitteilte. Er sprach auch meistens erst dann, wenn er die geringste Anzahl von Worten in einen Satz packen konnte, ohne dabei den Sinn der Aussage zu verstümmeln. „Du bist schwierig einzuschätzen.“, sagte er schließlich ziemlich lahm.
 

„Soll heißen? Komm schon, Alter, muss ich dir denn jedes Wort aus der Nase ziehen?“ Erwartungsvoll beugte sich Reno mit dem Oberkörper nach vorne.
 

„Ich weiß nicht, ob ich mit dir klar komme. Du bist so… seltsam.“, kaum waren diese Worte gesprochen, wünschte Rude sich, sie nie gesagt zu haben. Denn daraufhin trat ein langes, betretenes Schweigen zwischen den beiden Männern ein. Reno bedachte während der ganzen Zeit Rude mit einem Blick, der in etwa vergleichbar war mit dem eines Chocobos, dem man gerade erst die Federn gestutzt hatte. Nach endlos scheinenden Minuten erbarmte sich schließlich der Glatzkopf und brach die Stille mit leisen Worten: „Siehst du, darum sage ich nicht viel. Es gefällt den Leuten nicht, was ich denke.“
 

Reno drehte sich schweigend in seinem Sitz nach vorne und stellte mit ein paar wenigen Handgriffen den Helikopter zurück auf manuelle Steuerung. Sie verloren an Höhe, als der Rotschopf mit meisterhaftem Feingefühl die Maschine zur Landung ansetzte. Kaum zwei Minuten später setzte der Hubschrauber sanft auf dem Boden auf.
 

Rude war ein wenig erstaunt darüber, dass sie ihr Ziel schon erreicht hatten. Ihm war die Reise gar nicht so lange vorgekommen. Während des Gespräches mit Reno musste die Zeit wohl schneller vergangen sein. Er hatte von anderen Turks gehört, dass so etwas passieren konnte, wenn man sich angeregt unterhielt.
 

Noch erstaunlicher fand er allerdings die Tatsache, dass Reno es bemerkt hatte, dass sie sich bereits am Bestimmungsort befunden hatten. Das zeugte von enormer Professionalität und das wiederum ließ sich irgendwie schwer mit dem schlampigen Bild vereinbaren, das Rude von Reno hatte. War es möglich, dass er den Rotschopf schwer unterschätzte?
 

„Ich danke dir, Rude.“, sagte Reno schließlich, als der Lärm, den der Rotor verursacht hatte, nachließ. Als der Glatzkopf ihn daraufhin erstaunt ansah, entdeckte er ein aufrichtiges Lächeln in den Zügen des anderen Mannes. Er meinte es tatsächlich ernst mit seiner Dankbarkeit.
 

„Wofür?“
 

Der Rotschopf lachte. Er hatte ein komisches Lachen. Es klang irgendwie keckernd und leicht hinterlistig. Rude konnte sich gut vorstellen, dass Reno seine Gegner allein mit dieser Lache provozieren konnte. Er jedenfalls fühlte sich gerade ein wenig von ihm verarscht. „Yo, Ich danke dir dafür, dass du so ehrlich bist. Guck nicht so! Is keine Selbstverständlichkeit. Du glaubst gar nicht, wie viele Leute mir schon Zucker in den Arsch geblasen ham, um meine Sympathie zu gewinnen, obwohl sie mich gar nicht ausstehen konnten. Alles nur, weil ich an dritter Position stehe und ein wenig Einfluss üben kann. Da ist es schön zu wissen, dass du keiner von dieser Sorte bist, Mann.“
 

Rude konnte es kaum glauben, dass auch Reno mit Antipathien zu kämpfen hatte. Der rothaarige Turk war so beliebt wie kein Anderer. Andererseits, dort wo es Verehrer gibt, gibt es meist auch Neider.
 

„So, genug geschwafelt. Wird Zeit, dass wir uns ein wenig austoben, oder? Mich juckt’s schon in den Fingern.“
 

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Reno war schnell. Er war sogar so schnell, dass Rude seine Bewegungen kaum verfolgen geschweige denn vorhersehen konnte. Der Rotschopf schlug Haken wie ein Kaninchen auf der Flucht und wirkte dabei dennoch so elegant und zielstrebig wie ein Raubtier bei der Jagd. Reno trug seinen Titel absolut nicht umsonst.
 

Ihr Plan begann mit einem Ablenkungsmanöver. Reno lockte die gut dreißig Männer nach draußen, während Rude in seinem Versteck verharrte. Als die Luft rein war, konnte sich der Glatzkopf darum kümmern, die Daten zu suchen, die diese Untergrundorganisation dem Shinra-Konzern entwendet hatte. Systematisch durchkämmte er alle Regale und Schreibtische, die lieblos im Raum verteilt standen, bis er ganz sicher war, dass es keine weiteren Kopien der Daten mehr gab. Kaum hatte er sch vergewissert, hörte er auch schon fremde Stimmen durch die Gänge hallen. Eilig versteckte er sich in einem der riesigen Lüftungsschächte, durch die sie auch hier herein gekommen waren. Das Trenngitter bot ihm genug Deckung, um unbemerkt das Treiben im Raum verfolgen zu können.
 

„Kaum zu glauben, dass dieser Hänfling fast alle von uns gekillt hat.“
 

„Dafür wird dieser dreckige Turk büßen.“
 

„Bu-huu, ich zittere schon vor Angst.“ Das war eindeutig Reno. Seine Stimme troff vor Sarkasmus und Rudes Mund verzog sich leicht zu der Andeutung eines Lächelns. Ihm fielen die ganzen derben Sprüche und Kommentare ein, die der Rotschopf den Männern eben spöttisch um die Ohren gehauen hatte.
 

„Halt’s Maul!“ Das folgende Stöhnen ließ darauf schließen, dass der Sprecher Reno entweder geschlagen oder getreten hatte. Rudes Hände ballten sich automatisch zu Fäusten und eine unbekannte Empfindung drängte sich in Rudes Gedankengänge: extreme Wut auf die Angreifer, resultierend aus dem Drang sich für die Misshandlung seines Partners zu rächen.
 

„Du hast ne ganz schön große Klappe für deinen Zustand.“ Zustand? Rudes Zorn wuchs auf ein ungeahntes Maß an. Was hatten die Kerle mit Reno gemacht?
 

Eine Gruppe von etwa fünf Mann betrat die Halle. Der Letzte dieser Schar schob Reno vor sich her wie einen Spielball. Er hielt den Lauf einer Pistole an dessen Schläfe. Verdammt! So konnte Rude nicht eingreifen, ohne das Leben des Rotschopfes zu riskieren. Abgesehen davon, dass es sehr unschön in seinen Akten aussehen würde, wenn sein erster Langzeitpartner direkt bei der ersten Mission hopps ginge, wollte er selbst diese Eventualität aus irgendeinem für ihn undefinierbaren Grund nicht unbedingt riskieren. Also musste er sich wohl oder übel erst einmal aufs beobachten beschränken.
 

Ihm fiel dabei auf, dass Reno leicht zitterte. Aber das lag sicherlich nicht an irgendwelchen Angstgefühlen, denn es klebte immer noch ein freches, fast schon gleichgültiges Grinsen auf seinen Lippen. Dieses Zittern hatte einen anderen Ursprung. Blut strömte aus einer Wunde in der seitlichen Bauchregion und aus einer Schussverletzung am linken Oberschenkel. Es musste ein ungeheurer Kraftaufwand für Reno sein, überhaupt noch aufrecht stehen zu können. Rude konnte dies nur auf eine erhöhte Adrenalinausschüttung zurückführen.
 

„Und was machen wir jetzt? Wollt ihr mich etwa foltern?“ fragte Reno gedehnt und mit einem spöttischen Unterton. Sofort erntete er dafür einen harten Tritt in die Magengegend.
 

„Ich hab gesagt: Halt’s Maul!“
 

Keuchend ging der Rotschopf in die Knie. Rudes Finger zuckten. Etwas in ihm konnte dieses bange Abwarten und Zuschauen kaum noch ertragen. Dabei war er normalerweise einer der geduldigsten Menschen überhaupt.
 

Dann meldete sich Reno wieder zu Wort. Seine Stimme klang kalt und gefährlich. Seine Augen funkelten bedrohlich und sein Grinsen hatte sich merklich verbreitert. „Tja, Scheiße gelaufen, Dude. Jetzt hast du doch noch einen Fehler gemacht.“ Kurz darauf lag der Kerl mit dem Revolver schon am Boden und Reno drückte ihm seine eigene Knarre an die Stirn. Der Rotschopf hatte ihm mit einem gezielten Tritt in die Waden umgehauen und sich blitzschnell auf ihn gestürzt. Unglaublich! Wo nahm er nur die ganze Energie für einen solchen taktischen Zug her?
 

Rude war noch einen Moment paralysiert von dem plötzlichen Wechsel der Ereignisse. Dann setzte sich seine Professionalität durch. Er sprang aus seinem Versteck, um ebenfalls ins Geschehen einzugreifen. Während Reno seinem Peiniger mit einem coolen „Hasta la vista!“ auf den Lippen das Gehirn aus dem Schädel schoss, stellte sich Rude den restlichen Herrschaften.
 

Zwei Widerständler waren dumm genug, ihn deckungslos anzugreifen. Der Glatzkopf lächelte müde und kurz daraufhin knallte der eine Angreifer mit einem widerlichen Knackgeräusch gegen eine Geländerkante und der Andere lag bereits mit gebrochenem Genick tot am Boden. Die anderen Beiden, die sich ihrer aussichtslosen Lage bewusst wurden, versuchten feige zu fliehen, aber Rude improvisierte, indem er eine schwere Standleuchte zu einer Wurfstange umfunktionierte. Diese schlug den beiden Männern mit so einer Wucht in den Nacken, dass sie schon tot waren, bevor sie auf dem Boden aufschlugen.
 

Zufrieden drehte sich der Glatzkopf zu Reno um, der die ganze Szene stillschweigend mitverfolgt hatte. Er grinste zwar immer noch, aber seine Augen wirkten ein wenig glasig und seine Haut war unnatürlich blass. Dennoch fand der Rotschopf die Kraft sich zu erheben und Rude zufrieden auf die Schulter zu klopfen. „Gar nicht schlecht. Respekt, Alter.“
 

„Reno. Du musst zu einem Arzt.“
 

„Yo, das denk ich auch.“ Kaum hatte Reno die Worte ausgesprochen, kippte er vornüber. Er wäre wahrscheinlich schmerzhaft auf den Boden geknallt, wenn Rude ihn nicht, seinem Reflex folgend, aufgefangen hätte. „Tschuldige, Mann. Mir ist irgendwie etwas schwummerig. Könnte ich mich vielleicht ein wenig bei dir anlehnen, Partner?“
 

Rude überlegte nicht lange. Er drapierte Renos rechten Arm um seine Schulter und schlang dann seinerseits seinen linken Arm um Renos schmale Hüfte. „Natürlich… Partner.“
 

~*~ TBC ~*~
 

Anm.: AWieder mal unendlich dank an meine Beta Reno_fem! Du machst so nen tollen Job, ich könnt dich dauernd abknuddeln! *umplüsch* Danke für die ganzen Verbesserungen vor allem bezüglich Hubschrauber! Wusste echt nicht, dass ein Heli so schnell landen kann! *_* Und die Sache mit dem Autopiloten... die konnt ich jetzt irgendwie net ändern... tun wir einfach so als hätte die Shinra Corp. schon herausgefunden, wie man das bei Helis einbauen kann! ^^

03 - Suffering A Setback

Shinras Dreamteam

Kapitel 3: Suffering a Setback
 

Ein tiefer Fall

führt oft zu höherem Glück

(William Shakespeare, 1564-1616)
 

Die Atmosphäre im medizinischen Behandlungsraum der Turks war ein wenig angespannt. Renos Wunden waren zwar weitestgehend versorgt und er hatte schon einiges an seiner Kraft durch diverse Potions wiedererlangt. Immerhin konnte er, wenn auch unter leichten Schmerzen, wieder aufrecht stehen. Trotz allem ging von dem Mann, der sich kaum fünf Minuten zuvor zu dem Turk-Duo hinzugesellt hatte, besagte Anspannung aus.
 

Der Rotschopf verzog genervt das Gesicht und zog sich sein Hemd über den verbundenen Oberkörper. „Ich kapier die ganze Aufregung nicht. Is doch alles bestens gelaufen. Keine Explosionen, keine verschütteten Dörfer… nicht mal die fucking Fabrik hab ich in irgendeiner Weise beschädigt. Die Behandlungskosten kannst du mir ja von der Provision abziehen, bevor’s den Shinra-Konzern umbringt.“
 

„Reno.“, seufzte Tseng und machte einen Schritt auf den rothaarigen Mann zu. Glaubst du wirklich, dass ich hier bin, um dir Geld abzuknüpfen?“ Der Schwarzhaarige trat noch einen Schritt näher, warf dann aber einen kühlen Blick auf Rude, der, mit verschränkten Armen an der Tür angelehnt, das Gespräch wortlos verfolgte. Daraufhin blieb er in einer sicheren Distanz vor Reno stehen. Der Rotschopf grinste. Oi Tseng, pass bloß auf, dass niemand merkt, dass du dich sorgst. Sonst ist dein „ich bin so cool, ich pinkel Eiswürfel“ Ruf am Arsch.
 

„Weiß nicht. Sag du’s mir.“
 

Tseng rollte mit den Augen und seufzte resigniert. „Natürlich nicht! Ich bin hier, weil…“ Tseng warf Rude wieder einen scharfen Blick zu. „… weil Verd und ich, nun, wir waren ein wenig beunruhigt. Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, dass ich nach dem Rechten schaue.“, fügte er so leise hinzu, dass nur Reno es hören konnte. Das Tseng aber auch immer in Anwesenheit anderer auf professionell machen musste.
 

Reno hob fragend eine Augenbraue und grinste spöttisch. Dann schnappte er sich wortlos sein knittriges Jackett und warf es sich über das Hemd. Um Tseng zu ärgern, wiederholte er dessen Worte in einer laut gestellten Frage: „So so, ihr wart also ein wenig beunruhigt? Wie rührselig, da kommen mir glatt die Tränen.“ Der Rotschopf bückte sich, um seinen EMR vom Boden zu klauben, zuckte aber zusammen als ein schmerzhaftes Ziehen durch seine linke Körperseite fuhr. Schwer keuchend stütze er sich an der Wand ab, um nicht umzukippen.
 

„Kleine Sünden bestraft der Herr sofort.“, gab Tseng hinter ihm mit einem spöttischen Unterton von sich, kurz gefolgt von einem „Lass dir helfen“. Der Schwarzhaarige griff nach dem EMR, bevor er schließlich Reno stützend auf das Krankenbett half. Alle Vorsichtsmaßnahmen gegenüber Rude waren anscheinend jetzt vergessen.
 

„Yo, wieder eine deiner wutainesischen Weisheiten?“, erwiderte Reno zwischen zusammengebissenen Zähnen. Langsam verebbten der Schmerz und das damit einhergehende Schwindelgefühl wieder. Dennoch fiel es Reno schwer sich wieder gänzlich aufzurichten.
 

„Nein, das ist ausnahmsweise eine Lebensweisheit aus dieser Region des Planeten.“
 

„Na herrlich! Jetzt kannst du mich auch noch mit Klugscheißereien aus meiner eigenen Region zumüllen.“, grummelte der Rotschopf. Als Antwort darauf zog Tseng schmerzhaft an seinem Ohr. „Aua, Mann! Lass das! Au!“
 

„Du bist unglaublich schlecht erzogen, Reno!“
 

„Ist das meine Schuld, oder was?! Au! Mann, Tseng, ey!“
 

Der Wutainese schlug einen tadelnden Ton an. „Ich hätte dich in den Slums verrotten lassen sollen. Was hab ich mir nur jemals dabei gedacht, dich zu rekrutieren?“
 

„Yo, du hättest dir halt mehr Mühe bei meiner Erziehung geben müssen. Dein Pech! Und jetzt nimm deine Griffel von meinem Lauschlappen!“
 

Tsengs Mundwinkel verzogen sich ein kleines Stück weit nach oben. Jedem anderen wäre es sicherlich nicht aufgefallen, aber Reno kannte seinen ehemaligen Mentor jetzt schon so lange, dass er es als Lächeln identifizierte. „Leg dir einen ordentlichen Umgangston zu, Reno. Ach, und Verd möchte dich sicher auch noch sehen.“ Trotz der beiläufigen Sprechweise hörte Reno einen Hauch von Beunruhigung in der Stimme des Älteren. Doch bevor er nachhaken konnte, drehte sich der Schwarzhaarige um und verließ das Krankenzimmer mit eiligen Schritten.
 

„Nervensäge! Pah… ordentlicher Umgangston!“, nörgelte Reno und rieb sich sein schmerzendes Ohr. „Nur weil ich nicht so tu, als hätt ich nen Stock im Arsch!“
 

„Redest du immer so mit Tseng?“ ertönte Rudes tiefe Stimme von der Tür her.
 

Reno grinste. Klar, für einen Außenstehenden musste diese Situation vollkommen absurd ausgesehen haben. Tseng war immerhin sein Vorgesetzter und zudem gab es keinen anderen Turk, der so korrekt war wie er.
 

Aber das Verhältnis zwischen Reno und Tseng war mehr als nur kollegial. Der Schwarzhaarige war derjenige gewesen, der ihn aus den Slums von Sektor 7 gefischt und ihm den Job als Turk angeboten hatte. Daraufhin war er sein Mentor geworden, weil niemand Anderes es mit dem Temperament des ehemaligen Schlägers aufnehmen wollte und konnte. Aber vor allem anderen war Tseng ihm immer ein guter Freund, auch wenn der Wutainese es, ob seiner Pflichtversessenheit, in der Regel nicht öffentlich zeigte.
 

„Na ja, kommt auf die Situation an… wenn irgendein Anderer dabei ist, eigentlich nicht.“
 

„Ich war dabei.“
 

„Ja, du bist ja auch nicht „irgendein Anderer“. Du bist mein Partner, Mann. Schon wieder vergessen?“
 

Rude zeigte die Andeutung eines Lächelns. „Nein.“, erwiderte er. Auf Renos Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Langsam aber sicher wuchs in ihm ein Sympathiegefühl dem Glatzkopf gegenüber heran. Und anscheinend ging es Rude nicht anders. Er wirkte jedenfalls schon viel gelassener und gesprächiger als noch an diesem Morgen.
 

Der Rotschopf klopfte dem Muskelpaket kameradschaftlich auf die Schulter. „Du bist wirklich schwer in Ordnung, Rude.“ Dann ging er an ihm vorbei durch die Tür und machte sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten. Verd hasste es, wenn man zu spät kam und trotz seiner Verletzung bildete er keine Ausnahme. Was er jedoch nicht mitbekam, war, dass Rude, kaum hatte er ihm den Rücken zugewandt, sein Gesicht betrübt verzog, ehe er sich in die andere Richtung wandte.
 

*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*
 

Kaum zehn Minuten später betrat Reno mit energischen Schritten das Vorzimmer seines Vorgesetzten. „Yo, hi, Astoria.“, begrüßte er die hübsche Sekretärin. „Hat der Chef ein wenig Zeit für mich übrig?“
 

Die Blondine strahlte. „Hallo Reno. Verdot, erwartet dich bereits. Aber sag mir erst, wie es dir mit deinen Verletzungen geht? Ist es sehr schlimm?“ fragte sie schließlich besorgt.
 

„Ach, weißt du, ab nem gewissen Zeitpunkt, ist man so abgehärtet, dass man keine Schmerzen mehr spürt. Also, keine große Sache. Aber vielleicht könntest du ja heute Abend vorbei kommen und mich ein wenig pflegen? Nur, um ganz sicher zu gehen.“, schnurrte der Rotschopf verführerisch, bedachte sie mit einem dieser Blicke, denen Frauen in aller Regel nichts entgegenzusetzen haben, und drehte spielerisch eine ihrer blonden Strähnen zwischen seinen Fingern.
 

Die Sekretärin kicherte. „Hach, du bist so unglaublich tapfer, Reno. Aber ich kann heute nicht… meine Mom hat morgen Geburtstag und ich mach mich gleich heute nach der Arbeit auf den Weg, weißt du. Sie lebt nämlich in Mideel. Ist eine weite Reise bis dahin.“
 

Reno seufzte theatralisch. „Schade, schade. Da kann ich wohl nichts machen. Aber wenn du wieder da bist, dann hast du doch wieder ein wenig Zeit für mich.“ Er kraulte die Blondine sanft hinter dem Ohr, sodass sie erneut kicherte. Er bedauerte wirklich, dass Astoria heute keine Zeit für ihn haben würde. Sie war eine Granate, auch wenn sie sich gerne als naive Unschuld ausgab. Da musste er sich wohl oder übel einen Ersatz suchen… vielleicht Ophelia vom Empfang? Die kannte ein paar nette Tricks mit ihrer Zunge.
 

„Wenn ich wieder da bin“, säuselte die Blondine, „dann nehme ich mir alle Zeit der Welt für dich.“
 

Der Rotschopf zwinkerte ihr zu. „Auf dein Wort, Honey.“ erwiderte er mit einem unwiderstehlichen Lächeln. Sie jauchzte, bevor er sich von ihr loseiste und ohne anzuklopfen Verds Büro betrat.
 

„Yo Chef, Sie wollten… oh…“ Reno stockte, als er den beleibten Mann im weißen Anzug, der seinem Vorgesetzten gegenüber saß, bemerkte. „Guten Abend Präsident Shinra, Sir.“, grüßte er und verbeugte sich steif vor dem Inhaber des Weltkonzerns. Der nickte ihm nur desinteressiert zu. Warum hatte die Schlampe von Sekretärin ihm nicht gesagt, dass der alte Sack hier saß? Bitch!
 

„Reno, schön, dass Sie wieder genesen sind.“ Auch wenn sie wahrscheinlich freundschaftlich gemeint waren, aus Verds Mund klangen die Worte wie ein indirekter Vorwurf. „Ich habe den Präsidenten gerade davon unterrichtet, wie gewissenhaft Sie Ihre Mission heute erfüllt haben.“
 

Reno versuchte aus Verd Augen herauszulesen, ob die Aussage positiv oder negativ für ihn war. Leider scheiterte sein Unterfangen. Verd war zu geübt darin seine wahren Absichten zu verbergen.
 

„Ich danke Ihnen, Sir.“, erwiderte Reno förmlich. Er hasste es, wenn er katzbuckeln musste. Es widersprach einfach seiner Natur sich dem System zu fügen. Aber vor dem Big Boss durfte er sich kein ungehobeltes Verhalten erlauben. Schließlich stand er ja schon auf dessen Abschussliste.
 

„Ich gebe zu“, meldete sich der Präsident zu Wort, „dass ich ein wenig überrascht bin von Ihrem Einsatz. Auch wenn Verdot stets darauf bestanden hat, dass sie einer seiner qualifiziertesten Mitarbeiter sind, konnte ich das nicht nachvollziehen. Schließlich sprechen die Negativzahlen, die Sie kontinuierlich verursachen, für sich. Aber der Report ist ausnahmslos positiv ausgefallen.“
 

„Der Report, Sir?“ fragte Reno etwas verwirrt.
 

„Nun, ihr Vorgesetzter wird entscheiden, ob es angebracht ist, sie in dieser Sache zu unterrichten. Ich habe mich jetzt um wichtigere Geschäfte zu kümmern. Meine Herren, einen schönen Tag wünsche ich.“ Die beiden Turks verbeugten sich demütig, als der Präsident sich schwerfällig von seinem Platz erhob und den Raum verließ.
 

Renos Hände zitterten vor Wut. „Arschloch!“, knurrte er, kaum hatte sich die Tür hinter Präsident Shinra geschlossen.
 

„Reno! Beherrsch dich gefälligst! Das Damokles-Schwert hängt noch immer über deinem Kopf. Ein falsches Wort könnte das Haar zum Reißen bringen, an dem es hängt. Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden. Vergiss das nicht!“, zischte Verd zornig und begann dann in seinem Büro auf- und abzulaufen. Das war ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Vorsitzende der Turks tierisch angepisst war. Außerdem war er wieder in die unheilverkündende Du-Form verfallen.
 

„Was, verdammte Scheiße noch mal, ist hier eigentlich los?! Ich versteh nur Bahnhof! Tseng war eben auch schon so komisch drauf.“
 

Verd starrte intensiv in Renos Augen. So intensiv, dass es schon unangenehm war, aber der Rotschopf gab nicht klein bei. Er war zu stur, um wegzuschauen und er wollte Antworten auf seine Fragen haben. „Nun gut.“, Verd seufzte, schritt hinüber an seinen schweren Schreibtisch und ließ sich in seinen Sessel sinken. Wortlos griff er nach einer der fein säuberlich gestapelten Akten und bedeutete Reno, ihm gegenüber Platz zu nehmen. Der Rotschopf setzte sich auf den Stuhl, auf dem eben noch der Präsident gesessen hatte und sah seinen Vorgesetzten erwartungsvoll an. „Ich hatte sowieso vor es dir zu sagen. Diese Akte hier wurde neu angelegt. Sie wird nur Inhalte über dich und deine Arbeit beinhalten.“
 

„Was?! Warum?!“ Eigentlich hätte er die Frage gar nicht stellen brauchen. Er konnte sich die Antwort bereits denken.
 

„Reno, du stehst unter Beobachtung.“
 

„Diese undankbaren Pisser!“, fluchte der Rotschopf ungehalten. „Wie oft hab ich für die fucking Firma meinen Arsch riskiert?! Und das ist der Dank?!“
 

Verd schlug mit der Faust auf den Tisch. Seine Laune schien den Tiefpunkt erreicht zu haben, denn nun wurde der, sonst so beherrscht sprechende, ältere Mann plötzlich sehr laut. „Du weißt sehr genau, dass wir Turks die Letzten sind, die Dank von oben zu erwarten haben. Dein Verhalten ist gerade also mehr als unprofessionell.“
 

„Aber…!“
 

„Kein aber! Glaubst du ich lass dich ins offene Messer laufen? Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die Konzernleitung dir nichts mehr anhängen kann. Deshalb wirst du auch von Rude observiert. Er ist…“
 

Doch Reno hörte ihm schon nicht mehr zu. Seine Gedanken begannen zu rotieren, kaum hatte sein Vorgesetzter den letzten Satz ausgesprochen. „Rude? Ich werde von Rude observiert, sagen Sie?“ fragte er den Älteren schließlich gequält. Verd hielt in seinen Ausführungen inne und betrachtete den Rotschopf mit seinen distanziert wirkenden braunen Augen leicht genervt. Reno war der Einzige, der es wagte, die Ausführungen seines Vorgesetzten zu unterbrechen; und wahrscheinlich der Einzige, der diese Dreistigkeit überlebte.
 

Dennoch ging der Ältere mit einem frustrierten Seufzen auf dessen Frage ein. „Rude ist in den Plan integriert. Aufgrund seiner Verlässlichkeit und seiner besonnenen Art, ist er hoch angesehen bei der Konzernleitung. Es war also ein Leichtes sie davon zu überzeugen, ihn auf diesen Fall anzusetzen. Allerdings war es auch ein kleiner Risikofaktor… ich wusste nicht, ob er sich tatsächlich an unsere Abmachung hält.“ Reno setzte zu einer patzigen Antwort bezüglich des Risikofaktors an, wurde jedoch von Verds tödlichem Blick eines Besseren belehrt. Stattdessen verkreuzte er also die Arme vor der Brust und warf seinem Vorgesetzten schweigend einen trotzigen Blick zu. „Reiß dich endlich zusammen und löse diesen Konflikt wie der Profi, der du bist.“ Das versteckte Lob in dieser Aussage wurde fast gänzlich von dem scharfen Tonfall im Keim erstickt.
 

„Soll heißen, ich soll den arroganten Ärschen da oben beweisen, das ich’s drauf hab, oder was?“
 

„Nein. Das heißt, du solltest dich erst einmal in deinem Tun zurückhalten. Ich werde dich vorerst nicht mehr für Missionen einsetzen.“
 

Reno sah seinen Boss verdattert an. Er fühlte sich, als ob man ihn für eine Sache bestrafte, die er gar nicht getan hatte. Verdammter Shinra Konzern! „Das ist nicht Ihr Ernst! Was soll ich denn die ganze Zeit über machen? Däumchen drehn? No way, Mister.“
 

„Büroarbeiten und Ausbildung der neuen Rekruten. Das werden zunächst Ihre Aufgaben sein Reno. Ihr Partner wird selbstverständlich das gleiche tun. Haben Sie mich verstanden?“ Die Art wie Verd das sagte, ließ keine Proteste seitens des Rotschopfes zu. Scheinbar war dies schon beschlossene Sache. Reno hasste es, wenn Leute einfach so über seinen Kopf hinweg über sein Leben bestimmten. Büroarbeiten… allein wenn Reno nur daran dachte, wurde ihm schon schlecht davon. Aber immerhin durfte er noch die Rekruten ausbilden. Das war wenigstens etwas.
 

„Verstanden, Sir.“, murmelte der Rotschopf missmutig, bevor er sich aus dem Sessel erhob und mit einem lustlosen Abwinken das Büro verließ. Astoria rief ihm wehmütig irgendeinen pseudo-anteilnehmenden Scheißdreck hinterher, als er durch das Sekretariat schritt. Doch er beachtete sie nicht. Was wusste die denn schon?! Sie war nur ne dumme kleine Schlampe, die gerade mal gut genug zum Vögeln war.
 

Reno brauchte keine fünf Minuten, um vor der Eingangstür seines Appartements zu stehen. Korrektur: Vor Rudes und seinem Appartement. Rude, sein Partner, der eigentlich kein Partner war, sondern ein schmieriger Heuchler. Ein dreckiger Spitzel. Und es war Reno scheißegal, wer ihn dafür beauftragt hatte, ihm nachspionieren. Er konnte ihn schließlich nicht dafür hassen, dass man ihm diese Drecksarbeit aufgebürdet hatte. Drecksarbeit war nun einmal die Hauptaufgabe eines Turks. Was dem Rotschopf wirklich an die Nieren ging, war, dass Rude sich so verhalten hatte, als würde er sich im Laufe der Zeit mit ihm anfreunden. Als hätte ihm das Wort Partner, dass ihm scheinbar so schwer von den Lippen gegangen war, etwas bedeutet.
 

Wenn es etwas gab, was Reno verachtete, dann waren es Lügner.
 

Zornig steckte er seine Schlüsselkarte in den Kartenleser. Als es piepte versetzte er der Tür in seiner Wut einen solchen Tritt, dass sie beinahe aus den Angeln flog. Tatsächlich aber rammte sie ein etwa tennisballgroßes Loch in die verputzte Wand, mit der sie kollidierte.
 

Das Appartement selbst lag im Dunkeln und auch Rudes Schuhe standen nicht an ihrem Platz im Eingangsbereich. Scheinbar war der Glatzkopf nicht da. Feigling! Reno war so aufgebracht, dass er sich dafür entschied, seine Wut an den Einrichtungsgegenständen abzureagieren. In dieser Nacht krachten so viele Vasen, Gläser und Einrichtungsgegenstände durch die Wohnung, dass schon bald ein totales Chaos herrschte.
 

Endlich hatte Reno sich jedoch soweit beruhigt, dass er sich erschöpft auf das cremefarbene Sofa, das den Wohnraum dominierte, fallen ließ. Seine Seite und sein Bein schmerzten dort, wo man ihn verletzt hatte.
 

Er dachte daran wie Rude dafür gesorgt hat, dass er so schnell wie möglich ins Hauptquartier zurückkam, damit er behandelt wurde. Er hätte schwören können, dass sich der Glatzkopf Sorgen gemacht hatte. Doch er war eben erst eines Besseren belehrt worden. Rude war nichts weiter, als ein verdammt guter Schauspieler.
 

Reno rollte sich auf die Seite und schloss die Augen. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken. Er wollte nur noch schlafen.
 

*+* TBC *+*
 

Anm: Liebstes, liebstes Reno_fem! Du bist die beste Beta, wo gibt! ^^ Und es ist mir scheißegal, ob ich mit meinen Lobeshymnen an dich deinen Charakter versaue, denn es entspricht nur der reinsten Wahrheit! *mop* Find dich damit ab... XDDD das Kapitel wär ne Katastrophe ohne deine Hilfe gewesen! Dankeschööö~n! *knuff*

04 - Fighting for Hope

Shinras Dreamteam

Kapitel 4: Fighting for Hope
 

Hoffnung ist wie ein Pfad.

Am Anfang existiert er noch nicht,

er entsteht erst,

wenn viele Menschen den gleichen Weg gehen.

(Lu Xin)
 

Rude hatte die ganze Nacht lang in einer schäbigen Bar am nördlichen Ende von Sektor 6 verbracht. Er hielt es für angebracht seinem Partner nach dem Gespräch mit Verdot vorerst aus dem Weg zu gehen. Zusätzlich hatte er einen Versöhnungsplan strategische ausgearbeitet. Für ihn, der so gar nicht an soziale Kontakte gewöhnt war, war dies eine Herausforderung ohnegleichen gewesen. Er war überzeugt das Reno vor Wut kochte. Als er dann auch schließlich früh morgens die Wohnung betrat, bestätigte sich seine Vermutung sofort. Der Rotschopf hatte im Wohnbereich gewütet wie ein Orkan. Stehlampen, Topfpflanzen, Vasen, und dekorative Gegenstände hatten die Auseinandersetzung entweder gar nicht oder nur sehr schlecht überstanden.
 

Reno lag seinerseits inmitten des Chaos auf der Couch. Ein Bein hing über die Rückenlehne, während das andere kraftlos von der Sitzfläche baumelte. Seine Arme hatte er kompliziert hinter dem Kopf gekreuzt. Außerdem ging ein leises, röchelndes Schnarchen von ihm aus. Rude musste bei diesem Anblick lächeln. Er war überrascht, als ihm klar wurde, dass der chaotische Rotschopf ihm ziemlich ans Herz gewachsen war.
 

Lautlos durchquerte er das Wohnzimmer und betrat Renos Schlafzimmer, um dessen Decke zu holen. Anschließend ging er zurück zu seinem schlafenden Partner und deckte ihn vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, zu. Dann begab sich Rude in die Küche, um ein ordentliches Frühstück zu bereiten. Er hatte heute Morgen im 24 Stunden Convenience Store dafür eingekauft: Speck, frische Eier, Milch, Toast, Kaffee und vor allem einen Vorrat an Zutaten, um gewappnet zu sein, falls der Rotschopf das Antikatermittel, das er ihm gestern gemixt hatte, erneut brauchte. Er hatte das Gefühl, dass er dieses noch öfters benötigen würde. Vorausgesetzt, dass ihm Reno jemals verzieh.
 

Irgendwann zwischen dem Rühren der Eier und dem Anbraten der Speckstreifen, hörte Rude ein Poltern mit einem darauffolgenden Fluchen aus dem Nebenzimmer. Sein Herz setzte einen Moment aus, bevor es einen schnelleren Takt anschlug und sich ein flaues Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete. Das letzte Mal, als er so nervös gewesen war, war vor seiner mündlichen Abschlussprüfung an der Militärakademie gewesen. Mit leicht zitternden Händen fischte er den knusprigen Speck aus der Pfanne, bevor er die Ei-Masse hinein gab.
 

Kurz darauf stieß der Rotschopf überrascht die Tür zur Küche auf. „Du kochst?!“, war sodann die erste Frage des Tages, als Reno sich neben ihm positionierte. Mit einem skeptischen Blick sah er abwechselnd auf das Rührei in der Pfanne und in Rudes Gesicht. Der Glatzkopf war erleichtert, dass Reno ihm bis jetzt noch nicht feindselig gestimmt war. Zwanghaft schob er das hilflose Frühstück von einer Pfannenseite auf die andere.
 

Rude musste sich genau auf seine Worte konzentrieren. Ab jetzt musste alles nach Plan laufen, also durfte seine Stimme beim Sprechen nicht Zittern. „Wie du siehst. Wir können gleich frühstücken.“ Ein Glück. Seine Stimme hatte gewohnt emotionslos geklungen.
 

„Yo, Moment mal! Was heißt hier „wir“? Hast du für mich mitgekocht, Alter?“
 

Rude tat so, als schenke er den stockenden Eiern seine ganze Aufmerksamkeit, um einen Blickkontakt um jeden Preis zu vermeiden. Was jetzt kam, war schwierig. Er hatte keine Ahnung, wie der Rotschopf darauf reagieren würde, aber er hatte das Gefühl es zumindest versuchen zu müssen. „Natürlich. Du bist doch… mein Partner.“ Schlagartig herrschte eine unangenehme Stille in der Küche, wenn man mal vom Brutzeln der Eier absah. Rude hatte diesen Moment gefürchtet, denn Renos Reaktionen waren für ihn unvorhersehbar.
 

„Ich ess’ morgens nix.“, erwiderte der Rotschopf schließlich leise knurrend und verließ die Küche. Kurz darauf hörte Rude die Eingangstür krachend ins Schloss fallen. Der Glatzkopf seufzte. Plan A war also gnadenlos nach hinten losgegangen. Jetzt musste er auf Plan B zurückgreifen. Vorausgesetzt Plan B ließ sich von ihm überzeugen.
 

Doch erst einmal würde er sich darum kümmern, dass das Appartement wieder bewohnbar würde.
 

*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+**+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*
 

Rude war unentschlossen. Er stand vor Tsengs Bürotür und wusste nicht, ob er klopfen oder doch lieber die ganze Aktion abblasen sollte. Er wusste nicht einmal, warum er sich die ganze Mühe machte. Warum war er überhaupt so erpicht darauf, dass Reno ihm vergab? Das war die Frage des Tages.
 

Er war gerade drauf und dran kehrt zu machen, als sich die Bürotür öffnete und Tseng ihn in seiner Eile fast umrannte. „Rude? Was machen Sie hier?“, fragte der Wutainese. Sein Tonfall war viel schärfer und unnachgiebiger, als er gestern Abend bei Reno geklungen hatte. Der Glatzkopf konnte Tsengs Abneigung ihm gegenüber deutlich spüren. Na ja, er hatte auch nichts anderes erwartet. Schließlich hatte der Schwarzhaarige ihm gestern ganz deutlich die kalte Schulter gezeigt. Er war schließlich in Verdots Plan eingeweiht und er hatte dagegen protestiert die Turks gegeneinander auszuspielen.
 

Willst du lieber, dass sich irgendein Außenstehender um diesen Job kümmert?
 

Das war Verds Antwort gewesen und dieses Argument hatte den Schwarzhaarigen letztendlich von der Sache überzeugt. Zumindest hatte er daraufhin seine Proteste eingestellt. Aber die Aversion, die sich bis dahin gegen den Plan gerichtet hatte, hatte sich anschließend auf Rude übertragen.
 

Der Glatzkopf seufzte. Was hatte er sich da eigentlich eingebrockt mit dieser ganzen Aktion? Dabei ging es ihm doch ursprünglich nur um die herausragende Provision, die Verd ihm angeboten hatte. Stattdessen hatte er nun jede Menge Ärger am Hals.
 

„Sir, ich hätte eine Bitte.“
 

„Eine Bitte? Das muss warten. Eine dringende Angelegenheit erfordert meine Anwesenheit. Ich bin in zehn Minuten wieder hier. Warten Sie solange in meinem Büro.“, Tsengs Ton war nun förmlich und zeigte keine Spur einer Antipathie ihm gegenüber. Es war Rudes Glück, dass der Wutainese stets professionell genug war, um die eigene Meinung seiner Arbeit unterzuordnen.
 

Rude nickte stumm. Als Tseng davoneilte, öffnete er die Bürotür und trat ein. Abgesehen davon, dass der Raum von nur einer Person genutzt wurde, unterschied sich dieses Büro von keinem anderen Turkbüro. Schlichte Regale mit unzähligen Aktenordnern säumten die Wände. Ein Schreibtisch aus dunklem Kirschholz dominierte den Raum. Darauf befanden sich fein säuberlich gestapelte Akten und ein zugeklapptes, schwarzes Notebook. Besonders auffällig war jedoch an dem Raum, dass keine persönlichen Gegenstände zu finden waren.
 

Keiner beherrschte die Kunst, Privatleben und Arbeit voneinander zu trennen, so perfekt wie Tseng. Rude bewunderte den Schwarzhaarigen für diese Meisterleistung. In der Firma wusste man fast gar nichts über ihn. Nur seine wutainesische Herkunft ließ sich von dem Bindi auf seiner Stirn und dem leichten Akzent ableiten. Es wusste aber niemand, außer vielleicht Verdot, wieso der Schwarzhaarige sich auf Seiten des Erzfeindes seiner Heimat geschlagen hatte und ein Turk geworden war. Das war ein wohl gehütetes Geheimnis, über das auch viele böse Gerüchte im Umlauf waren. Doch niemand traute sich den kühlen, distanziert wirkenden Mann offen zu kritisieren.
 

Nach exakt zehn Minuten stillen Wartens und Nachdenkens öffnete sich die Tür wieder. Tseng setzte sich ohne ein Wort an seinen Schreibtisch, klappte sein Notebook auf und tippte ein paar Zeilen auf der Tastatur, bevor er sich mit ausdrucksloser Miene an Rude wandte. „Also, was gibt es für ein Problem?“
 

„Reno.“
 

Schlagartig kippte die Stimmung. Tsengs Gesichtsausdruck wirkte mit einem Mal noch viel härter. „Um Privatangelegenheiten kümmere ich mich nicht. Dafür habe ich weder die Zeit noch die Geduld.“, gab er zurück und sein Tonfall deklarierte das Gespräch damit für beendet.
 

Doch Rude war noch nicht bereit aufzugeben. Auch wenn der Wutainese keine hohe Meinung von ihm hatte. Er brauchte Tseng für seinen Plan. Schließlich hatte er selbst miterlebt, dass er einen gewissen Einfluss – wenn auch nur geringfügig – auf den Rotschopf ausübte.
 

„Sir!“
 

„Ich sagte bereits…“
 

Rude hatte noch nie in seinem Leben eine Person beim Sprechen unterbrochen. Aber in diesem Fall konnte er nicht anders. Er musste dem Vize-Vorsitzenden einfach beweisen, dass er die Angelegenheit ernst meinte. „Sir, ich bitte sie, die Angelegenheit ist äußerst Ernst.“
 

Tsengs Ausdruck zeigte für den Bruchteil einer Sekunde Erstaunen, dann legte sich aber wieder seine altbekannte, reservierte Maske über das Gesicht. Lange Zeit herrschte Schweigen im Raum. Tseng starrte Rude ebenso intensiv an wie dieser ihn. Es kam dem Glatzkopf fast so vor, als testete der Schwarzhaarige ihn. Musste es denn ausgerechnet ein Wettstarren sein? Rude war kläglich darin, anderer Leute Blick standzuhalten, ein Grund, warum er stets eine Sonnenbrille trug. Hinter abgedunkelten Gläsern, fiel es ihm etwas leichter.
 

Tseng seufzte resigniert und faltete seine Hände akkurat auf dem Schreibtisch zusammen. „Ich habe wirklich nicht die Zeit für derartige Spielchen, also mache ich die Sache kurz. Sie werden Reno entweder im SOLDAT-Trainingsraum oder in seiner Stammkneipe in Sektor 8 finden. An einem der beiden Orte ist er immer aufzufinden, wenn er wütend ist. Ich nehme doch an, dass ist Ihr Problem, oder?“
 

Rude nickte stumm.
 

„Falls sie sich der Hoffnung hingeben, ich würde Ihnen bei dieser Aktion helfen, sind sie allerdings auf dem Holzweg. Es wäre dem Prozedere sowieso nur hinderlich. Reno kann es nicht ausstehen, wenn sich andere in seine Privatangelegenheiten einmischen.“, der Schwarzhaarige sprach den letzten Satz mit so einer kalten Verachtung in der Stimme, dass der Glatzkopf beinahe zusammengezuckt wäre. „Und seien Sie versichert, wenn sie ihm weiterhin Freundschaft vorheucheln, dann...“
 

Schon wieder unterbrach Rude seinen zweiten Vorgesetzten mitten im Satz. „Ich heuchle nicht!“
 

Erneut musterte Tseng ihn mit skeptischen Blicken. „Entweder ihnen ist die Zusammenarbeit tatsachlich ernst oder sie sind ein verdammt guter Schauspieler, Rude. Sollte letzteres der Fall sein, lassen Sie sich versichert sein, dass sie die möglichen Konsequenzen ihres Handelns spüren werden und dafür sorge ich dann persönlich.“ Tsengs unbarmherziger Blick und sein infernalisches Lächeln jagten dem Stärksten der Turks einen eiskalten Schauer über den Rücken. „Und nun, verlassen Sie mein Büro, bevor ich meine Geduld verliere.“
 

Die subtile Drohung verstehend, verbeugte sich Rude höflichst mit einem „Ich danke Ihnen, Sir.“ und trat dann schleunigst den Rückzug an. Kaum hatte er die Bürotür von der anderen Seite geschlossen, amtete er lautstark durch. Wer hätte gedacht, dass Mr. Korrekt so ein protektives Arschloch sein konnte?
 

Sein Plan B hatte ebenfalls gnadenlos versagt. Von Tseng konnte er jedenfalls keine Unterstützung erwarten; wahrscheinlicher war, dass der Wutainese ihm Steine in den Weg legen würde. In Gedanken versunken folgte er den Fluren der Turk-Etage, ohne auf den Weg zu achten. Seine Füße würden schon wissen, wo er hinwollte.
 

„Hallo, Rude. Geht es dir nicht gut? Du siehst so blass aus.“ Rude erschrak fast, als er die sanfte, klare Stimme von Cissnei neben sich vernahm. Er hatte sie gar nicht kommen gesehen. Er sah sich um und stellte fest, dass er im Trainingsbereich gelandet war. Am Ende des Flurs befand sich der Eingang zu einer weiträumigen Nahkampf-Trainingshalle, in der die Rekruten ausgebildet wurden. Rude verirrte sich eigentlich eher selten in diesen Bereich der Etage. Er hatte unliebsame Erinnerungen an diesen Ort, an dem er selbst ausgebildet worden war.
 

Das Mädchen mit dem rotbraunen, leicht lockigen Haar war Eine der Wenigen, die sich überhaupt noch mit Rude und seiner stillen Art abgaben. Da sie praktisch hier unter den Turks groß geworden war, kümmerte sie sich aus Dankbarkeit aufopferungsvoll um die Belange eines jeden Mitarbeiters.
 

„Hallo.“, erwiderte der Glatzkopf. „Hast du kein Training?“
 

Sie seufzte. „Ja schon, aber Reno ist nicht aufgetaucht. Ich habe gehört, es hat ihn bei der gestrigen Mission ziemlich erwischt, also dachte ich mir, er hat wohl ne Auszeit bekommen. Sag, du bist doch sein neuer Partner… wie geht es ihm denn?“
 

Rude seufzte. „Er ist wohl wirklich stinksauer.“, sagte er mehr zu sich selbst als an Cissnei gerichtet.
 

„Was? Er ist sauer? Ich versteh nicht ganz…?“
 

„Das musst du auch nich’, Schätzchen.“, tönte Renos Stimme durch die Halle. Mit lässigen Schritten kam er auf die beiden zu. Als er sie erreichte, lehnte er sich mit verschränkten Armen gegen die Wand und fixierte Rude mit einem abschätzigen Blick, bevor er sich Cissnei zuwandte. „Hast dir wieder Sorgen gemacht, was? Ich hab doch schon hundertmal gesagt, ich bin unkaputtbar.“
 

Das Mädchen lächelte fröhlich, als er ihr kameradschaftlich durchs Haar wuschelte. „Und darüber bin ich echt froh. Aber wo warst du denn die ganze Zeit?“
 

Auch wenn sich Rude bei dieser harmonischen Szenerie ein wenig deplaziert vorkam, konnte er dennoch nicht einfach wortlos verschwinden. Sagen konnte er allerdings auch nichts. Schon gar nicht in Cissneis Anwesenheit. So stand er also nur stumm da und wartete darauf, dass Reno irgendetwas zu ihm sagte, auch wenn es verletzend sein würde.
 

„Yo, ich hab trainiert und dabei die Zeit vergessen. Jetzt bin ich aber vollkommen bereit für euch Rookies. Also Abmarsch!“ Der Rotschopf schubste die Blondine energisch in Richtung Turk Trainingscenter und folgte ihr, ohne sich noch einmal nach Rude umzuschauen. Erst als er am Ende des Flurs ankam, drehte sich Reno zu ihm um und rief: „Was is’n? Brauchst du ne Extraeinladung, oder was?“ Seine Worte klangen kalt und abweisend und sie trafen den Glatzkopf noch härter, als Tsengs Drohungen es jemals gekonnt hätten.
 

Langsam und mit leicht geknickter Haltung setzte sich der Glatzkopf in Bewegung. Reno würde ihm niemals verzeihen.
 

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„Nich’ übel, wirklich gut gekontert.“, sagte Reno und klopfte dem Angesprochenen zuversichtlich auf die Schulter. „Aber noch ein bisschen Spröde, die Technik, huh?“ Der Rotschopf strich demonstrativ über die linke Seite des jungen Turk-Anwärters, der daraufhin leicht zu zittern begann. „Die Seite is’ ungeschützt. Oi, was zuckst’n so? Bist’e etwa empfindlich?“ Reno packte die Gelegenheit beim Schopfe und begann den Jungen demonstrativ zu kitzeln. Der hatte zunächst versucht sich nichts anmerken zu lassen, verfiel aber nun in haltloses Gelächter.
 

„Reno! Gnade bitte, Sir!“, gab er zwischen zwei Atemzügen von sich, bevor er zu Boden ging und sich unter glucksendem Gekicher in die Fötusstellung einrollte. „Gnaaade!“
 

„Abgelehnt!“, entgegnete der Rotschopf mit einem fiesen Grinsen im Gesicht und kitzelte ihn erbarmungslos weiter.
 

Rude betrachtete die Szene mit einer Mischung aus leichtem Erstaunen und Amüsement. Er hatte nicht wirklich ernsthaften Unterricht bei seinem verqueren Partner erwartet, aber diese brüderliche Art mit den Sprösslingen umzugehen, war schon ein abwechslungsreicher Anblick.
 

Es waren insgesamt acht Turk-Anwärter in dieser Gruppe, darunter nur zwei Mädchen. Ihre besonderen Eigenschaften unterschieden sich stark. Der eine war flinker, der andere etwas kräftiger. Aber eines hatten Sie alle gemeinsam: Sie waren unheimlich gut auf ihre spezifischen Fähigkeiten trainiert. Rude hatte es ihm bis zum jetzigen Moment kaum zugetraut, aber der Rotschopf war ein hervorragender Lehrer. Abgesehen davon, dass er systematisch ihre Schwachstellen analysierte und sie ausgiebig anhand von Beispielen und Verbesserungsvorschlägen minimierte, projizierte er auch seine Euphorie auf die Anwärter.
 

Keiner war irgendwie nervlich angespannt oder stand unter schwerem Zugzwang, so wie Rude es von seiner Ausbildung kannte. Ihm hatte man damals immer eingetrichtert, dass er nie etwas werden würde, wenn er nicht genug Disziplin für seinen Job aufbrächte. Er hatte seine beiden Mentoren dafür gehasst, dass sie ihn zwar ständig kritisiert, aber nie seine Leistungen anerkannt hatten.
 

Reno hingegen verteilte Lob, wann immer er konnte. Doch er verteilte es keinesfalls leichtfertig und gewiss auch nicht ungerecht. Außerdem folgte der Anerkennung meistens noch eine kleine Verbesserung.
 

„Yo, Leute Training is’ gut für heute. Macht euch vom Acker. Morgen treffen wir uns am Schießstand, klaro?“
 

Die Rekruten gaben ein einstimmiges „Jawohl, Sir!“ von sich, bevor sie gesittet die Halle verließen. Reno sah ihnen mit einem Grinsen hinterher, bevor er eine Schachtel Zigaretten aus der Jacke kramte und damit ebenfalls in Richtung Ausgang marschierte.
 

„Reno, warte!“, rief Rude ihm nach. Er bekam das ungute Gefühl, dass sich der Rotschopf von Minute zu Minute stärker von ihm entfernte. Aber er hatte auch keine Ahnung, was er ihm eigentlich sagen wollte. Irgendetwas sagte ihm das er Reno in diesem Moment nicht einfach wortlos gehen lassen durfte.
 

„Was is’n?“ fragte dieser genervt und trommelte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
 

Rude starrte den Rotschopf an. Tausend Worte schwirrten in seinem Kopf herum, eins klebriger als das andere. Er konnte sich nicht mit solchen Worten bei Reno entschuldigen. Das entsprach weder seiner Art, noch würde dieser ihm das abkaufen. Er blickte also resigniert zu Boden und blieb stumm.
 

Kurz darauf hörte er Renos theatralisches Seufzen. „Du bist so ne Pfeife, Rude, ehrlich ey! Du trittst von einem Fettnäpfchen ins andere, Alter, und bis jetzt hab ich noch nicht ein einziges Mal das Wort >Entschuldigung< aus deinem Mund kommen gehört. Aber, verdammt noch mal, irgendwie hab ICH jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn ich dich so anschau!“
 

„Was?“
 

„Yo, du müsstest dich mal im Spiegel ansehn. So’n groß gewachsener Kerl sieht aus wie’n mickriges Häufchen Elend, Mann!“ Ein Klickgeräusch verriet, dass Reno sich gerade eine Zigarette angesteckt hatte. Irgendwo in Rudes Hinterstübchen läutete deswegen eine Alarmglocke, doch momentan kreiste all seine Aufmerksamkeit um Renos Worte. Wollte sich der Rotschopf etwa gerade mit ihm versöhnen?
 

Bevor der Glatzkopf jedoch auf diese entgegenkommenden Worte eingehen konnte, ging der Rauchmelder in der Halle an und löste die Sprinkleranlage an der Decke aus.
 

Verdammt, darum hatten die mentalen Alarmglocken geläutet! Im Shinra-Gebäude herrschte aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen striktes Rauchverbot!
 

Reno starrte wie paralysiert auf die glühende Kippe. Scheinbar hatte auch er es in diesem Moment vergessen. „Verfickte Scheiße!“ waren seine leicht panisch angehauchten Worte und nichts anderes hätte die Situation besser beschreiben können.
 

Im nächsten Moment sprang auch schon die Tür auf und einige Mann der hausinternen Feuerbekämpfungseinheit stürmten die Trainingshalle. Mit wenigen Handgriffen, waren Alarm und Sprinkler wieder abgestellt und der Hauptmann der Einheit kam mit einem ernsten Gesichtsausdruck auf Rude und Reno zu. Er war ein groß gewachsener, stämmiger Kerl mit dunkeln, buschigen Augenbrauen und einem fiesen Blick. „Wer von Ihnen beiden hat den Rauchmelder ausgelöst?“, fragte er ohne große Umschweife. „Ihr Turks glaubt wohl, ihr könnt euch alles erlauben. Aber, wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat mit weitläufigen Konsequenzen zu rechnen.“
 

Reno wurde eine Nuance blasser, auch wenn er ansonsten einen recht gelangweilten Ausdruck machte. Er machte sich jedoch nicht die Mühe den Zigarettenstummel aus seiner Hand verschwinden zu lassen, sondern hob ihn stattdessen mit einem arroganten Grinsen dem Hauptmann vor die Nase. „Ich war das.“
 

Rudes Gedanken rasten eben so schnell wie sein Herz. Reno hatte gerade eine schwerwiegende Dummheit begangen. Der Glatzkopf wusste schließlich, dass der Präsident es nur darauf anlegte, dem Rotschopf irgendetwas anzulasten und er wusste auch, dass er diese Gelegenheit kaum ungenutzt lassen würde. Ohne weiter darüber nachzudenken, griff Rude nach dem Stummel in Renos Hand. „Danke, aber ich löffle meine Suppe lieber alleine aus.“
 

~*~ TBC ~*~

05 - Compromising Chances

Shinras Dreamteam

Kapitel 5: Compromising Chances
 

Chancen präsentieren sich uns mit Vorliebe

in der Maske von Unannehmlichkeiten.

(unbekannter Autor)
 

Renos rastlose Schritte hallten durch das Foyer. Seine Hände zitterten und langsam ließ sich der Drang, jemandem gepflegt die Fresse zu polieren, kaum noch unterdrücken. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein. „Scheiße, scheiße, scheiße!“, fluchte er leise vor sich hin und trat gegen einen der Hocker. Geduld zählte definitiv nicht zu seinen Tugenden und diese elende Warterei machte ihn noch ganz kirre.
 

Danke, ich löffle meine Suppe lieber allein aus.
 

Diese verdammten Worte! Sie gingen dem Rotschopf nicht mehr aus dem Kopf. Was hatte sich Rude nur dabei gedacht, die Schuld auf sich zu nehmen? Sein Partner bekam doch sonst die Zähne nicht auseinander und ausgerechnet jetzt überkam ihn ein Kommunikationsdrang, der ihn tief in die Scheiße bugsiert hatte. Er hatte doch selbst gehört, dass der Fehlalarm nen Arsch voll Probleme mit sich zog. Was also, wenn man dem Glatzkopf jetzt gerade die Kündigung überreichte und zwar als 9mm-Projektil direkt zwischen die Augen.
 

„Verfickte Scheiße noch eins!“, fluchte der Rotschopf überreizt und der Hocker flog mit lautem Getöse durch das Vorzimmer, wo er mit einem abgebrochenen Bein liegen blieb. Die Sekretärin, die aushilfsweise für Astoria eingesprungen war, zuckte zusammen, sagte aber keinen Ton. Vielleicht hatte sie ja Angst davor, dass sie wie der Hocker enden würde, wenn sie einen falschen Mucks von sich gäbe. Der aufgebrachte Turk schien kurz vor der Explosion zu stehen und verschüchterte die Frau zusehends.
 

Doch der Rotschopf war zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um ihr irgendwelche Beachtung zu schenken. Sollte sie ruhig an inneren Angstzuständen krepieren. Sie war eh hässlich wie die Nacht und ihr flüchtiges Zittern verschaffte ihm in seiner Wut eine leichte Genugtuung.
 

Mit einem frustrierten Stöhnen ließ er sich auf die ausladende Besuchercouch fallen und versuchte sich irgendwie zur Ruhe zu zwingen. Vornüber gebeugt stützte er seinen Kopf in die Hände und rieb sich sanft aber bestimmt mit beiden Daumen über die Schläfen. Das hatte er sich von Tseng abgeschaut.
 

Ganz ruhig, Alter. Krieg dich wieder ein! Is’ sicher nur halb so wild das Ganze, dachte er, als sein Verstand kurz wieder die Oberhand gewann. Man würde Rude nicht Hals über Kopf rausschmeißen. Verd hatte schließlich gesagt, dass die Konzernleitung große Stücke auf ihn hielt. Sie würde so einen guten Mann doch nicht einfach abknallen, oder?
 

Andererseits, dies war die Shinra und Rude war nur ein Bauer in ihrem gnadenlosen Schachspiel. Jeder Mitarbeiter galt für die Konzernleitung als ersetzbar, egal wie viel Ruhm an ihm klebte. Ein einziger Fehltritt konnte das Aus bedeuten.
 

Warum hast du auch nicht eingegriffen, Mann! Reno gab einen frustrierten Laut von sich und schmiss sich rücklings gegen die Lehne der Couch. Er war in dem Augenblick viel zu perplex gewesen, das war sicher. Wer hätte auch damit rechnen können, dass der Glatzkopf so ne Nummer abzog, nach allem, was vorgefallen war.
 

Er starrte in Gedanken versunken an die Decke. Seine Arme hatten sich wie in einer verkrampften Selbstumarmung um seinen Körper geschlungen und sein rechtes Bein wippte nervös auf und ab. Geduld war wirklich noch nie seine Stärke gewesen; ebenso wenig wie Selbstkontrolle. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass diese Besprechung schon über eineinhalb Stunden andauerte. Ungeduldig trat er gegen den Couchtisch, der mit einem fiesen Geräusch den dunklen Parkettboden zerkratzte. Reno hielt diese Warterei kaum noch aus.
 

Es nagte an ihm, dass er den Glatzkopf so falsch eingeschätzt hatte. Aber andererseits war er sich auch nicht sicher, ob Rude nicht vielleicht doch mit gezinkten Karten spielte. Womöglich versuchte der Glatzkopf nur, ihn in Sicherheit zu wiegen und in Wirklichkeit war das ganze mit der Konzernleitung abgekartet…
 

Fragen über Fragen und es gab keine zufriedenstellenden Antworten darauf. Reno fuhr sich gereizt mit der Hand durch seine strubbelige, rote Mähne. Diese Aktion von Rude konnte alles und nichts bedeuten und, obwohl er eigentlich immer noch stinksauer auf den Glatzkopf war, machte er sich zeitgleich Sorgen um ihn. Turk hin oder her, er konnte es nicht mit sich selbst vereinbaren, wenn Rude hier und heute wegen der Scheiße, die Reno verzapft hatte, abgeknallt würde; da war er sich sicher. Er stöhnte frustriert. Die Grübelei bereitete ihm langsam Kopfschmerzen. Er war es nicht gewohnt, sich um andere zu Sorgen.
 

Seine düsteren Gedanken wurden jäh unterbrochen, als sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Tür zu Verds Büro öffnete und Präsident Shinra wortlos und ohne den Rotschopf eines Blickes zu würdigen, den Raum verließ. Verd, der dem Präsidenten folgte, warf ihm einen kurzen, eisernen Blick zu, sagte aber kein Sterbenswörtchen.
 

Renos Herz pochte erbarmungslos in seiner Brust und seine Kehle war plötzlich staubtrocken. Tseng und natürlich Rude hatten das Büro des Vorsitzenden noch nicht verlassen. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
 

Als die beiden älteren Männer das Foyer verlassen hatten, sprang Reno sofort von der Couch auf und stürmte in Verds Büro. Für einen Moment setzte sein Herzschlag aus, als er auf dem Boden frisches Blut entdeckte. Doch schon kurz darauf bemerkte er Rude und Tseng auf der ledernen Rundcouch in der Ecke. Er atmete hörbar aus und schloss für einen Moment die Augen. „Bei Shiva, du lebst.“, sagte er ohne seine Erleichterung in der Stimme zu verbergen.
 

Erst als er die Augen wieder öffnete, fiel ihm auf, dass weiße Verbände Rudes Hände bedeckten. Sofort kehrte das Herzklopfen und die Panik zurück.
 

„Was zum… is’ das die verdammte Strafe?!“, herrschte der Rotschopf Tseng an, der die Szene scheinbar unbeteiligt mit ansah, und deutete auf Rudes Hände.
 

„Nein. Die Strafe ist ein negativer Eintrag in die Akten mit Option auf sofortige Eliminierung des Betroffenen bei einem weiteren Regelverstoß.“, gab der Wutainese in sachlichem Tonfall zurück. „Die Handdurchschüsse dienen lediglich als kleine Verwarnung.“ Sein Blick war streng, als Reno hörbar die Luft einzog und etwas pampiges erwidern wollte; etwas Beleidigendes, um seinen Dampf abzulassen. „Aber bevor du anfängst, die Schuld bei anderen zu suchen, solltest du vielleicht erst einmal bei dir anfangen.“
 

In diesem Moment verabscheute Reno den Wutainesen für seine teilnahmslose, gefühlskalte Art. Und er hätte ihm das sicherlich auch mitten ins Gesicht geschrieen, wenn die Stimme seines vermaledeiten, schlechten Gewissens ihm nicht den gleichen Vorwurf machen würde. Was hier geschehen war, war allein seine Schuld. Niemand Anderes konnte etwas dafür und es war Zeit, dass er rationeller an die ganze Sache ranging. Er war immerhin ein verdammter Profi!
 

Trotzdem warf der Rotschopf Tseng einen trotzigen Blick zu, bevor er sich auf den freien Sessel fallen ließ. „Du weißt also Bescheid, huh?“
 

„Verd und ich wissen, dass Rude Nichtraucher ist. Du hingegen bist ein chronischer Kettenraucher und warst zum Tatzeitpunkt bei ihm. Man braucht kein Genie zu sein, um sich den Rest zusammenreimen zu können.“
 

„Also weiß der alte Fettsack auch Bescheid, oder wie?“
 

„Wenn du damit den Präsidenten meinst,“ führte Tseng mit einem tadelnden Blick an, „nein, der hat keine Ahnung. Woher sollte ein viel beschäftigter Mann wie er solche irrelevanten Informationen über seine Angestellten kennen? Außerdem wird er der Überzeugung sein, dass Rude sich wegen dir kaum freiwillig einer derartigen Strafe unterziehen würde. Es wäre nicht das erste Mal, dass der Präsident den Zusammenhalt der Turks unterschätzt.“ Reno meinte, eine Spur von befriedigtem Stolz aus Tsengs Stimme herauszuhören.
 

Der Rotschopf blickte wieder zu Rude, der ihn nun mit leicht angehobenen Mundwinkeln – Rudes Version eines Lächelns – ansah. Reno lächelte halbherzig zurück. Ihm war nicht nach Grinsen, auch wenn der Glatzkopf es wahrscheinlich von ihm erwartete. Zu viele negative Gedanken kreisten in seinem Kopf und er wollte endlich Antworten darauf haben. Also entschloss er sich, ihm die alles entscheidende Frage zu stellen. „Warum? Was sollte die Rettungsaktion? Das krieg ich einfach nicht in meinen Schädel, Mann!“
 

Schweigend wartete Reno, während sein Herz heftig gegen den Brustkorb klopfte und sich der Kloß in seiner Kehle langsam häuslich einrichtete. Was würde der Glatzkopf erwidern und wollte Reno überhaupt die Wahrheit wissen?
 

„Das tun Partner eben.“, lautete Rudes Antwort.
 

Obwohl er es so leise sagte, dass man die Worte kaum hören konnte, hatte Reno ihn genau verstanden. Er gab einen gequälten Laut von sich. „Verdammte Scheiße, ey.“, fluchte, er und vergrub sein Gesicht in den Händen. Er war nicht sentimental veranlagt – war es noch nie gewesen – aber dieser Kommentar beschwor seine Schuldgefühle, in all ihrer widerlichen Fülle. „Ist’s möglich, dass man noch dämlicher sein kann, als ich, Mann?“
 

Zu seinem Erstaunen hörte er ein leichtes, tiefes Lachen. „Schier unmöglich.“, sagte Rude in einem ungewohnt belustigten Tonfall.
 

„Das is nich’ witzig, Alter!“, entgegnete der Rotschopf halbherzigen. Sein Grinsen strafte seine Worte Lügen. „Ich bin Schuld an diesem Schlamassel! Kannst mir glauben, dass es sich ganz schön beschissen anfühlt, wenn du für meinen Bockmist bluten musst!“
 

„Gut. Dann hast du ja hoffentlich deine Lektion gelernt.“, mischte sich Tseng nun ein. Auf seinen Lippen lag dieses unscheinbare Lächeln, dass nur wenige als solches erkannten.
 

Der Rotschopf konterte diese Aussage sofort und ohne nachzudenken. „Du abgebrühtes Arschloch!“
 

„Das will ich überhört haben. Du kannst wirklich froh sein, dass du so einen Partner wie Rude hast. Ich kenne Andere, die hätten dich wahrscheinlich gnadenlos verpfiffen; wenn nicht sofort, dann bestimmt nach dem ersten Schuss.“
 

Reno wollte erneut zu einer patzigen Antwort ansetzen, als die Tür sich wieder öffnete und Verd sein Büro betrat. Schlagartig kippte die Atmosphäre im Raum ins Negative und eine angespannte Stille trat ein. Reno und Tseng tauschten kurz Blicke, dann erhob sich der Rotschopf von seinem Platz und ging auf den Vorsitzenden der Turks zu.
 

„Verd, ich…“, setzte Reno zu einer Erklärung an, wurde aber jäh von Verd unterbrochen.
 

„Halt den Mund und verschwinde mir aus den Augen, bevor ich mich vergesse.“, zischte er und in seinen Augen funkelte eiskalter Zorn. Noch nie hatte Reno ihn so wütend erlebt wie in diesem Moment.
 

Er schluckte, hatte aber weiterhin die Ambition, sich dem Vorsitzenden mitzuteilen. „Sir…“ versuchte er es erneut. Jedoch verstummte er sofort, als sich eine Hand von hinten mit sanftem Druck auf seine Schulter legte. Es war ein blütenweißer Verband darum gewickelt, in dessen Mitte Blut wie ein Stigma rötlich durchschimmerte. Reno wusste noch, bevor er sich umdrehte, wer da hinter ihm stand. Rude schüttelte in einer stillen Geste langsam den Kopf. Er brauchte nicht zu sprechen, um sich verständlich zu machen. Reno verstand ihn auch ohne Worte.
 

Der Rotschopf seufzte und senkte den Blick resigniert. „Ok, verstanden!“, sagte er unüblich leise und setzte sich mit hängenden Schultern in Bewegung.
 

Er sah weder die ungläubigen Blicke seiner beiden Vorgesetzten noch Rudes leicht triumphierendes Lächeln, als er das Büro schweigend verließ.
 

„Was’n perfekter Scheißtag!“, stöhnte er, kaum hatte der Glatzkopf hinter ihm die Tür geschlossen. Er fuhr sich zum unzähligsten Male an diesem Tag mit den Händen durch die Haare und schloss anschließend die Finger an seinem Hinterkopf umeinander. „Yo, ich glaub, ich lass mich einsargen, Alter. Is’ wohl das Beste.“
 

„Stimmt.“
 

„Das war’n Joke, Mann!“
 

„Ich weiß.“
 

Es brauchte einen Moment, bis die Spitzfindigkeit dieser Aussage in Renos Gehirn sickerte. „Scheiße, Mann… du hast ja sogar Humor, Alter!“
 

Rude zeigte sein patentiertes, hauchfeines Grinsen. „Überraschung.“
 

Für kurze Zeit starrte Reno den Glatzkopf einfach nur sprachlos an. Dann entwich ein hustendes, leicht ungläubiges Lachen seiner Kehle. „Yo, Partner! Wann hörst du auf, mich heute zu erstaunen, huh? Ach, scheiß auf die Antwort… weißte was? Wir zwei gehen jetzt einen Trinken… ich geb Einen aus. Also was sagste?“
 

„Klingt gut.“
 

„Hätt’ mit mehr Widerstand gerechnet. Hast mich grad schon wieder ganz schön erstaunt, Dude.“
 

„Mein neues Hobby.“
 

„Oh Mann, Rude, ey!“ Nun verfiel Reno endgültig in ein haltloses Gelächter, das laut durch den Vorraum hallte. Er hätte im Leben nicht erwartet, dass Rude witzig sein konnte. Umso erstaunlicher fand er es, dass der Glatzkopf seinen Humor in so wenigen Worten ausdrücken konnte. Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass die hässliche Sekretärsaushilfe ihn anstarrte, als habe er gerade vor ihren Augen komplett den Verstand verloren. Seine sadistische Ader freute sich über den leicht panischen Blick in ihren Augen und das leichte Zittern ihrer Unterlippe. „Lass uns abhauen, Partner, oder die Trulla da ruft gleich Verstärkung von der Psychiatrischen.“, brachte er zwischen den einzelnen Lachern hervor und schob Rude sanft aber bestimmt aus dem Foyer.
 

~*~ TBC ~*~

06 - Behind the Masks

Anm: Vielen Dank, an alle die Shinras Dreamteam lesen! ^^

Special Thx: bloody_wolf und Reno_fem für den Kommi! ^^ Reno_fem fürs beta-en: diesmal hast du dich aber ganz schön zurückgehalten, Partner! XD Ich bin doch schon so an das viele rot gewöhnt! Tu mir den Entzug nicht an! XD
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 6: Behind the Masks
 

Die Maske verrät mehr

über den Menschen

als sein Gesicht.

(Jean-Louis Barrault)
 

Es war erstaunlich, dass Reno tatsächlich noch redseliger wurde, wenn er getrunken hatte. Wie ein plätschernder Wasserfall sprudelten die Worte aus seinem Mund und er untermalte sie mit so einer ausschweifenden Gestik, dass Rude mehr als einmal versucht war, lauthals loszulachen. Dennoch gestattete er sich nur sein obligatorisches, hauchfeines Lächeln. Ihm war diese Zurückhaltung gewaltsam antrainiert worden, erst von seinem Vater, dann von der Militärakademie und schließlich noch einmal bei den Turks.
 

„Yo, und dann hat die Explosion dieses verdammte Bergdörfchen verschüttet… Is’ halt dumm gelaufen und außerdem find ich, dass die Penner selbst Schuld an der Misere sin’. Ich mein, wer baut’n schon ein Bergdorf am Arsch der Welt, huh? Tja, jedenfalls hasst mich der Big Boss jetzt wegen dem Dreck. Ganz schön unfair…find’ste nich’ auch, Partner? Hey, was guckst’n schon wieder so?“
 

Rude schmunzelte leicht. „Dein Slang. Er wird schlimmer, wenn du trinkst.“
 

Der Rotschopf grinste. „Hehe... meinste? So spricht man in den Slums von Midgar, Alter. Da komm ich nämlich her, weißte.“
 

Der Glatzkopf war nicht erstaunt über diese Information. Er kannte schließlich Renos Akte. Dort konnte er bereits einsehen, dass der Rotschopf aus den Sektor 7 Slums stammte und sich dort als Schläger durchgeboxt hatte, bis die Turks auf ihn aufmerksam geworden waren.
 

Der Barkeeper schüttelte mit dem Kopf. „Erzähl nicht so nen Stuss, Füchschen. Nicht alle in Midgars Slums haben so einen derben Slang drauf wie du.“
 

„Yo, Stimmt. Spinner wie du reden so, als wär’n se aus’m Spießbürgertum.“ Gab Reno mit einer hochgezogenen Augenbraue zurück und exte sein mittlerweile 12tes Glas doppelten Feuerwhiskey. Dann klettert er blitzschnell ohne Vorwarnung auf den Bartresen und packte sein Gegenüber am Kragen. „Und hör endlich auf mich >Füchschen< zu nennen, sonst kriegste eine hinter die Löffel! Das wär’ dein Ende, Kinta, da kannste für. Ich weiß ja, dass du’n totaler Waschlappen bis’ und nix abkannst.“
 

Rude sah der Szene erheitert zu, während die anderen Gäste im Schankraum ein wenig beunruhigt auf den unberechenbaren Rotschopf starrten. Aber der Glatzkopf konnte ihn mittlerweile ein wenig durchschauen. Diese Auseinandersetzung war keine von der Sorte, die in einem Gewaltausbruch enden würde. Das war eher eine kleine, spielerische Kabbelei zwischen zwei alten Bekannten.
 

Kinta erwiderte Renos Blick mit einem ebenso sturen und frechen Grinsen, wie der Glatzkopf es von Reno her kannte. Generell ähnelten sich die beiden vom Verhalten her ziemlich, auch wenn der dunkelhaarige Barmann sich verstärkt darum bemühte, seinen Slang und seine raue Art nicht so durchscheinen zu lassen wie der stürmische Rotschopf. Von Reno aber wusste er, dass die beiden Männer zusammen in den Slums aufgewachsen und seit Kindesbeinen an befreundet waren.
 

„Pah, und wo willst du dann in Zukunft dein Geld lassen? Ohne mich säßest du jeden Abend auf dem Trockenen… in wie vielen Bars hast du noch mal Hausverbot?“
 

„Haha… pass mal auf, du Witzbold! Was glaubste eigentlich, wem du diese verdammte Bar überhaupt zu verdanken hast, Alter.“ Reno machte einen Satz hinter die Bar, sodass die Gläser im Wandregal bedrohlich klirrten. Während sich auf seinen Lippen ein sadistisches Lächeln abzeichnete, klemmte er den Kopf des Dunkelhaarigen unter seinen rechten Arm und begann mit den Knöcheln der linken Hand Kintas Schädel einer unsanften Massage zu unterziehen. „Was sagste jetzt, huh? Biste immer noch so vorlaut, Dude?“
 

„Aua, ey! Ja ja, schon gut. Du hast gewonnen. Au!“ Der Rotschopf ließ Kinta augenblicklich wieder los, der sich mit der Hand über die Kopfhaut rieb und ein schmollendes Gesicht machte. „Das war total unfair. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet.“ Mit diesen Worten schnappte sich der junge Barmann einen Bierkranz und begann im Schankraum leere Gläser einzusammeln. Gelegentlich warf er einen vorwurfsvollen Blick zu Reno hinüber, der ihm mit einem gelangweilten Gähnen nur den Mittelfinger entgegenstreckte.
 

Als Rude das sah, konnte er das Lachen in seiner Kehle nicht mehr unterdrücken. Ein baritones Glucksen entwich seinen Lippen. Er versuchte es noch mit einem gekünstelten Husten zu kaschieren. Doch an Renos breitem Grinsen konnte er ablesen, dass der Rotschopf diese Vertuschungsaktion durchschaut hatte. Beschämt starrte Rude auf sein Glas mit Feuerwhiskey, was er etwas verkrampft zwischen seinen verbundenen Händen hielt.
 

Der Rotschopf schwang sich elegant wieder über die Theke – wie er das schaffte, ohne dabei sämtliche Aschenbecher vom Tresen zu fegen, den Leuten die Füße ins Gesicht zu treten oder die tief hängende Beleuchtung anzuditschen, war Rude ein Rätsel – und klopfte dem Glatzkopf kameradschaftlich auf die Schulter „Yo, du solltest öfters Lachen, Partner. Das macht dich um Längen sympathischer.“
 

„Hm… Meinst du?“
 

„Na klar. Obwohl du mir nich’ mehr beweisen musst, dass du’n verdammt sympathischer Kerl bis’. Ich weiß es mittlerweile.“ Reno tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, um die Aussage zu verdeutlichen.
 

Rude sah seinen Partner schweigend an, der ihm zuprostete, bevor er sein 13tes Glas Feuerwhiskey die Kehle hinabstürzte. Der Glatzkopf konnte noch gar nicht fassen, dass der dauergrinsende Rotschopf ihm so schnell verziehen hatte. Irgendwie hatte er ihn für sturer und nachtragender gehalten. Andererseits wäre das nicht das erste Mal, dass er ihn falsch einschätzte.
 

Sicher, er hatte wegen dieser Feueralarm-Geschichte nun eine Menge Ärger am Hals und hatte Reno dadurch anscheinend vermittelt, wie ernst ihm ihre- ja, was war es eigentlich? Freundschaft? War es dafür nicht ein wenig früh? (Sie arbeiteten erst seit zwei Tagen zusammen. Konnte man da schon von Freundschaft reden? Vielleicht war es zunächst sicherer, das Ganze erst einmal als „innere Verbundenheit“ zu betiteln.
 

Wie auch immer er es nun nennen mochte, er schätzte es sehr, dass Reno sich im so offen und entgegenkommend zeigte. Er hatte ihm in der kurzen Zeit tatsächlich verdeutlicht, dass der oberflächliche Eindruck, den Rude am Anfang über den Rotschopf gewonnen hatte, gänzlich falsch war.
 

Bei genauerer Überlegung schien es mehr als eine Persönlichkeit in Reno zu geben. Einerseits gab er sich faul und lässig, war andererseits aber ein hervorragender und enthusiastischer Kämpfer, wenn es darauf ankam. Zudem galt er als vorlaut, ungeduldig und beleidigend, zeigte aber zeitgleich einfühlsame und geduldige Charakterzüge im Umgang mit den Rekruten. Es schien im Widerspruch zu stehen und doch setzten sich diese beiden Teilfragmente innerhalb des komplexen Systems namens Reno zu einem Ganzen zusammen.
 

Der Glatzkopf gewann dadurch langsam den Eindruck, dass es einen Reno gab, der sich in der Öffentlichkeit seinem Äußeren entsprechend verhielt und einen Anderen, der sehr viel tiefgründiger und facettenreicher war, als man es von ihm erwartete.
 

War der Rotschopf dann nicht sogar ein wenig so wie Rude selbst?
 

Auch er zeigte sich der Welt nicht in seiner kompletten Persönlichkeit. Er zeigte immer nur seine stille, abblockende Seite und hoffte darauf, dass niemand jemals dahinter kam, dass er eigentlich gar nicht so ein harter Kerl war, wie er immer vorgab. Tatsächlich war Rude nämlich ein recht schüchterner und unsicherer Mensch. Er hatte ständig Angst davor, dass sich die Leute über ihn lustig machten oder ihn für einen emotionalen Schwächling hielten, wenn sie die Wahrheit erführen. Kurzum, ihm mangelte es schlichtweg an einem starken Ego.
 

Doch er hatte gelernt diesen Makel hinter einer Maske zu verstecken. Eine, die ihn wie einen harten Kerl wirken ließ und zeitgleich suggerierte, dass man den Mann hinter der Fassade gar nicht erst kennen lernen wollte. Diese Taktik hatte bislang wunderbar funktioniert.
 

„Starr nich’ so nachdenklich in dein Glas, Kumpel. Wir sin’ nich’ hier, zum Trübsal blasen, oder? Lass uns lieber ein wenig feiern.“
 

Die Betonung lag eindeutig auf bislang. Denn der Rotschopf, der ihm gerade wieder zuprostete, hatte seine Mauer einfach so durchbrochen. Und das in einer so kurzen Zeit, dass es dem Glatzkopf immer noch ein wenig surreal erschien. Dabei zeigte es einmal mehr ein verborgenes Talent des rothaarigen Punks im Turkanzug: Bemerkenswerte Menschenkenntnis.
 

„Feiern? Was denn?“
 

Der Rotschopf tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn und schielte analog in Richtung Lokaldecke. „Hmm… wie wär’s damit, dass du meinen Arsch gerettet has’ und wir nun beide auf’er Abschussliste stehn, huh?“
 

„Klingt vernünftig.“ entgegnete Rude mit einem leichten Lächeln und hob sein Glas an. „Also, auf Präsident Shinra?“ fragte er amüsiert.
 

„Woah, Alter. Ich komm immer noch nich’ drauf klar, dassu Humor has’, Dude. Ich hab dich so was von total falsch eingeschätzt, Mann.“ Reno kicherte und hob ebenfalls sein Glas. „Aber auf den alten Saftsack trink ich nich’! Ich trink lieber auf dich, Partner!“ Der Inhalt von Glas Nummer 14 verschwand mit einem großen Schluck im Mund des Rotschopfes und direkt danach kippte er sich noch Glas 15 hinter die Binde.
 

Rude lächelte schon wieder. Er konnte sich nicht erinnern, dass er im Leben schon mal so oft gelächelt hatte, wie in Renos Gegenwart. Der Rotschopf forderte geradezu ein Dauergrinsen heraus. „Dann trink ich auch auf dich, Partner.“ sagte er und leerte nun auch sein Glas mit der amberfarbenen Flüssigkeit. Es war erst sein Fünftes. Mit Renos Sauferei konnte er beim besten Willen nicht mithalten.
 

Sie saßen eine Weile schweigsam nebeneinander. Rude genoss diese einnehmende Stille zwischen ihnen. Einfach nur da sein und nichts tun, als in dieser Ruhe, die zwischen ihnen herrschte, zu schwelgen. Irgendwann störten ihn nicht einmal mehr die laut quatschenden Gäste und das ständige Geräusch von klirrenden Gläsern.
 

Dann erfüllte jedoch ein penetrantes Piepsen die Stille. Renos PHS klingelte. Der Rotschopf gab ein genervtes Schnauben von sich, das sich verdächtig nach „Ey, ich hab Feierabend, ihr Wichser!“ anhörte, bevor er in die Tasche seines Blazers griff und das Gerät aufklappte. „Yo Tseng, haste ma’ auf die Uhr geschaut?“ Der Rotschopf lauschte den für Rude unhörbaren Worten, bevor er wieder sprach. „Ich bin nich’ betrunken, Mann! Ich bin, wenn überhaupt, nur leicht angeheitert!“
 

Während Reno erneut den Worten seines Vorgesetzten lauschte, verzog sich sein Gesicht immer mehr zu einer unzufriedenen Grimasse. „Hey yo, mal ganz sachte, Wutai-Boy. Ich hab ganz offiziell seit zwei Stund’n Feierabend, klar soweit?! Da kann ich mach’n, was ich will. Und wenn dir das nich’ passt, dann sprich halt mit meinem Partner!“ Ohne auf eine Antwort zu warten hielt er Rude das Handy hin, überlegte es sich dann kurzfristig aber noch einmal anders und fügte noch ein ungehaltenes “Ach, und lass dir ma’ den Stock aus’m Arsch zieh’n, Alter! Is’ ja nicht zum Aushalten, eh!“ an.
 

Als Rude dann das PHS in die Finger bekam, hörte er nur noch eisiges Schweigen in der Leitung. Kein Wunder. Selbst ein Tseng musste wohl bei so einem Schwall geballter Beleidigungen erst einmal schlucken. Angetrunken hin oder her, es war unglaublich, was sich der Rotschopf manchmal seinem Vize-Vorsitzenden gegenüber herausnahm. Aber durch gegenseitiges Anschweigen würden sie heute nicht weit kommen, also zwang sich der Glatzkopf mit gemischten Gefühlen das penetrante Schweigen zu brechen: „Sir?“
 

Der Wutainese antwortete nicht sofort. Wahrscheinlich verdaute er immer noch Renos Beleidigungen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ertönte aber dessen Stimme so beherrscht und sachlich, wie man es von ihm gewohnt war. „Rude, wie viel hat Reno getrunken?“
 

Auch Tseng war ein Maskenträger, schoss es Rude spontan durch den Kopf. Dass hinter der kühlen Fassade ein fühlender Mensch steckte, der ebenso angreifbar war, wie alle anderen, erschütterte ein wenig seine gültige Weltordnung. Tseng und Verd waren die ultimativen Vorbilder für kaltschnäuzige Perfektion. Aber sie waren auch Menschen. So einfach diese Erkenntnis schien, so schwierig war die Realisation.
 

Fünf Gläser Alkohol und du sinnierst über solchen Blödsinn, schallt ihn seine innere Stimme. Sie hatte recht. Die Wirkung von Alkohol machte ihn immer noch nachdenklicher, als er es sowieso schon war. Deswegen trank er nicht oft.
 

„15 Gläser Feuerwhiskey, Sir.“
 

Neben sich gab Reno ein amüsiertes Schnauben von sich und schüttete sich ein neues Glas ein. Er hatte zur „Feier des Tages“ eine ganze Flasche vom „feinsten und teuersten Fusel“ bestellt, den diese Bar zu bieten hatte. „Sag ihm, es sin’ mittlerweile 16 Gläser.“ Schon verschwand das amberfarbene Teufelszeug in seiner Kehle. „Und die 17 folgt zugleich.“
 

Am anderen Ende der Leitung erklang ein resigniertes Seufzen. „Rude. Kannst du deinem Partner bitte ausrichten, dass morgen früh ein Spezialeinsatz auf euch wartet. Rufus Shinra begibt sich nach Junon. Ihr werdet ihn dorthin eskortieren, ihn rund um die Uhr bewachen und ihn nach drei Tagen wieder sicher zurück nach Midgar bringen. Nehmt einen der Helikopter und sorgt dafür, dass die Abreise um Punkt neun Uhr erfolgt.“
 

„Sir, ich dachte, wir wären vorerst von Einsätzen und Missionen freigestellt.“
 

„Es ist der besondere Wunsch des Präsidenten, dass ihr beide euch um die Sicherheit seines Sohnes kümmert.“
 

Rude schwieg. Der Alkohol in seinen Adern schien mit einem Mal wie weggeblasen. Sein Blick wanderte zu Reno, der seit der Erwähnung des Wortes „Missionen“ interessiert an dem Gespräch zu sein schien und aufgehört hatte trotzig ein Glas nach dem anderen zu kippen.
 

„Ein Himmelfahrtskommando also.“, sagte der Glatzkopf schließlich mit ernstem Unterton.
 

„Nicht unbedingt aber gänzlich auszuschließen ist es auch nicht. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass der Präsident seinen einzigen Sohn und somit den Alleinerben der Shinra Electric Power Company unnötig einem Risiko aussetzen würde, um euch Zwei loszuwerden. Wir vermuten aber, dass Rufus Shinra euch während dieser Tage ob eurer Loyalität der Firma gegenüber austesten soll. Sagt und tut also nichts Falsches. Das gilt besonders für Reno.“
 

„Verstanden, Sir… und machen Sie sich keine Sorgen um Reno.“
 

„Hey, hey, hey! Warum sollte man sich Sorgen um mich mach’n, huh? Ich kann gut auf mich allein aufpass’n, dass das klar is’!“ meldete sich nun der Rotschopf zu Wort und exte doch noch das letzte Glas Whiskey. Eine klare Trotzreaktion.
 

Schon wieder kam ein Seufzen aus der Leitung. Diesmal klang es aber ein wenig erheitert. Rude fand es erstaunlich, dass Tseng ihm anscheinend soviel Vertrauen entgegen brachte. Er hatte noch nie zuvor so viele Emotionen von dem schwarzhaarigen Vize-Vorsitzenden vernommen, wie aus diesem einen Telefongespräch. Natürlich waren es nur geringe Emotionsregungen, eigentlich kaum wahrnehmbar. Aber es war schon mehr, als man es Tseng im Allgemeinen zutraute.
 

Als der Wutainese jedoch wieder zu sprechen begann, war seine Stimme gewohnt sachlich und monoton. „Ich verlasse mich darauf, dass ihr diesen Einsatz erfolgreich meistert, wie es sich für Turks gehört. Zudem erwarte ich einen ausführlichen, schriftlichen Bericht zu dieser Reise am Montag auf meinem Schreibtisch.“ Mit diesen Worten legte Tseng auf und Rude klappte Renos PHS zu, bevor er es dem Trunkenbold wieder ins Jackett packte.
 

„Also, was’n jetzt los? Mission? Himmelfahrtskommando? Und warum soll Tseng sich keine Sorgen um mich mach’n, huh?“
 

„Das erzähl ich dir auf dem Heimweg. Komm.“ Rude schnappte sich den Rotschopf und schleifte ihn aus dem Lokal, bevor er überhaupt auf die Idee kommen konnte, zu protestieren.
 

Die muffige Alkoholfahne, die Reno wie eine Gaswolke umgab, bedeutete, dass Rude morgen unbedingt sein Antikatermittelchen wieder mixen musste… und zwar eine doppelte Portion.
 

~*~TBC~*~

07 - Careless Morning Talk

Anm: Mal wieder vielen Dank an alle die das hier lesen!
 

Special Thx: Wednesday (du interpetierst echt die die dollsten Dinge in diese FF! XDD), Reno_fem (Du bist nicht arbeitslos, Mann! XD Ich brauch dich, Partner! <3) , Fawn (Sorry, das Kapitel is doch kürzer als erwartet geworden! XD) und gwin (Dankeschöööö~n! *knuff* ^^)
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 7: Careless Morning Talk
 

Das Vertrauen gibt dem Gespräch

mehr Stoff als Geist.

(François Duc de La Rochefoucauld)
 

„Urghs… danke Partner! Das Zeug is’ echt meine Rettung!“ Brav schluckte Reno die schlammfarbene Flüssigkeit mit einem großen Schluck hinunter, schüttelte sich angewidert und schwang dann seine Beine aus dem Bett. „Was is’ da eigentlich alles drin, Alter?“
 

„Dies und das.“
 

„Ach, komm schon. Sag mal!“
 

„Ein Geheimrezept.“ Der Glatzkopf nahm ihm das leere Glas aus der Hand und lächelte. „Wann immer du es brauchst, kann ich es machen.“
 

Reno grinste breit. Schon komisch, wie locker die zwei miteinander umgingen, obwohl er sich am Anfang so stark gegen Rude als Partner gewehrt hatte und sie erst seit zwei Tagen zusammen arbeiteten. Aber er hatte das Gefühl, als wäre es selbstverständlich, dass sie sich bestens verstanden.
 

Tseng hatte recht, als er ihm vor einer gefühlten Ewigkeit mal gesagt hatte, dass man sich prinzipiell mit Leuten gut versteht, die die eigene Persönlichkeit ergänzen. Diese Weisheit stammte aus Wutai und schimpfte sich Yin und Yang Prinzip, soviel hatte er noch behalten.
 

Reno schüttelte die Gedanken von sich. Es war noch viel zu früh für tiefsinnige Grübeleien. Ausgiebig streckte er seine steifen Glieder bevor er sich wackelig und nur mit Boxershorts bekleidet vom Bett erhob, um sich einen frischen Anzug aus dem Schrank zu nehmen. Normalerweise wechselte er seine Arbeitskleidung nicht so häufig. Aber wenn er heute und in den folgenden drei Tagen Rufus Shinras Babysitter spielen sollte, dann musste er auch halbwegs gepflegt aussehen und riechen. Kleidung die nach Zigarettenqualm, Alkohol oder Schweiß rochen und zerknittert oder beschmutzt waren, waren bei solchen Einsätzen einfach inakzeptabel; Tseng hatte ihm das ständig eingebläut. Wobei, er hatte eigentlich grundsätzlich immer etwas an seinem Kleidungsstil rumzunörgeln. Es war schon eine nervige Angelegenheit, sich um verwöhnte Milliardärssöhne zu kümmern.
 

„Du bist ein Hungerhaken.“, merkte Rude an.
 

„Hm?“ Der Rotschopf streckte sich lang, als er eine Boxershorts vom obersten Regal fischte. Welcher von den Pennern, die seinen Umzug durchgeführt hatten, war denn so witzig gewesen, die da oben hinzupacken? „War das grad etwa Kritik an meinem Adoniskörper, Dude?“
 

„Kritik an deinen Essgewohnheiten.“
 

Reno drehte sich ungläubig zu seinem Partner um. „An meinen Essgewohntheiten? Alter, was spricht denn gegen meine Essgewohnheiten?“
 

„Du frühstückst nicht. Du isst nicht regelmäßig und wenn, dann nur eine Kleinigkeit zwischendurch.“
 

„Yo, du klingst schlimmer wie meine Mum.“
 

„Deine Mum?“
 

„Was guckste denn jetzt so überrascht? Du weißt schon: meine Mum, das Wesen, dem ich meine Existenz zu verdanken hab. Jeder hat Eine. Oder willst du mir etwa grad sagen, dass du das elementare Grundwissen der menschlichen Fortpflanzung nicht beherrschst?“
 

Rude warf ihm einen Blick zu, der bedeutete, dass letztere Frage überflüssig und so was von überhaupt nicht witzig war. Und doch hatte sich der Hauch eines Lächelns auf den Lippen des Glatzkopfes gestohlen. „Schon klar.“
 

„Aber?“
 

Sein Partner zögerte eine kurze Weile, schien sich dann aber doch dafür zu entscheiden, sein Anliegen auszusprechen. „Du kommst aus den Slums.“
 

Reno brauchte nicht lange Nachzudenken, um hinter den Sinn dieser scheinbar zusammenhanglosen Aussage zu kommen. Er lachte lautstark auf und lehnte sich dabei lässig mit verschränkten Armen gegen die Schranktür. „Lass mich raten: Du dachtest, dass ich deshalb zwangsläufig ein Waisenkind war, das sich allein durch die Welt kämpfen musste. Oder vielleicht, dass meine Mutter ne Crackhure is, die sich nen Scheißdreck um ihr eigens Kind schert, huh?“
 

„Hm.“ Rude wandte sein ausdrucksloses Gesicht in eine andere Richtung. Als er nicht auf die Frage einging und schwieg, war es Reno klar, wie peinlich dem Glatzkopf dieser gedankliche Fehltritt war, auch wenn sich seine Augen hinter den dunklen Brillengläsern jedweder Interpretation entzogen. Vielleicht lag es an der Art, wie er sich abgewandt hatte, wie er einen kurzen Moment seine Schultern hatte fallen lassen oder vielleicht war es auch die minimale Schwankung in diesem einen von sich gegebenen Laut gewesen. Reno wusste es jedenfalls, auch ohne großes Geschwafel.
 

„Yo, das braucht dir nich’ peinlich zu sein, Alter. Weißt du wie viele Leute das glauben? Das liegt an den Gerüchten, die unter anderem auch Shinra verbreitet: Dort unten gäb es nur Nutten, Junkies und Schläger – Abschaum halt. Das is’ alles Bullshit. Da gibt’s genauso normale Familien wie oberhalb der Platte auch. Nur sind die ne Spur ärmer. Und Meine war da keine Ausnahme. Weil mein Alter meine Mum mit sieben Bälgern sitzen hat lassen, waren wir von der ganz armen Sorte. Konnten uns manchmal kaum was zu essen leisten, auch wenn Mum Tag und Nacht gearbeitet hat.“
 

„Sieben?“ Rude hustete die Zahl förmlich aus. Diese Aussage musste ihn ziemlich geschockt haben.
 

Reno lachte. „Yo, ich hab noch zwei Brüder und vier Schwestern. Aber die sin’ nicht so krass wie ich, falls du das grad befürchtest, Dude. Mich gibt’s nur einmal, ich bin ‘n Unikat. So, aber bevor ich jetzt meine Familiengeschichten vor dir ausbreite, spring ich schnell ma’ unter die Dusche. Danach sollten wir uns über die Sicherheitsvorkehrungen von Prinz Blondie absprechen. Haste schon ma’ auf ihn aufgepasst?“ Der Glatzkopf schüttelte wortlos den Kopf. „Na dann mach dich auf was gefasst, Alter. Ich schwör, das wird hundert pro ne Kneifzangengeburt. So wie immer. Rufus Shinra is’ nämlich genau so’n Arsch wie sein Vater; wenn nich’ noch schlimmer.“
 

Rude zuckte nur mit den Schultern. Schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken, was Reno ihm da gerade erzählt hatte. Entweder war er zu cool für eine sichtbare Reaktion oder er hatte schon von Kollegen gehört, wie ausgesprochen nervig so ein Babysitter-Job war, und war dementsprechend darauf vorbereitet.
 

„Ich mach Frühstück.“ Er war definitiv zu cool…
 

„Rude, ich tu mir morgens nix rein!“
 

„Keine Widerrede.“, entgegnete der Glatzkopf endgültig. Reno musste sich wohl damit abfinden, dass er heute von seinem Partner gemästet würde. Resigniert seufzend taperte der Rotschopf ins Badezimmer, welches eine sehr eindrucksvolle Bodenwanne mit Whirlpoolfunktion offenbarte. Nun wohnte er schon zwei Tage hier und hatte das Badezimmer immer noch nicht in seiner ganzen Fülle wahrgenommen. Er warf einen sehnsüchtigen Blick nach diesem Stück Luxus, musste aber einsehen, dass es zwecks Einhaltung des vorgegebenen Zeitplans nicht drin war, ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Er musste sich also mit einer schnellen Dusche zufrieden geben.
 

Er schmiss seine Klamotten achtlos auf den geschlossenen Toilettendeckel, stellte das Wasser in der geräumigen Dusche an und schlüpfte aus seiner alten Boxershorts. Das Wasser ergoss sich wie ein warmer, wohltuender Regenschauer über seine strapazierte Haut. Er genoss eine kurze Zeit dieses angenehme Gefühl, dann rieb er sich eilig mit Duschgel ein und shampoonierte sein Haar. Innerhalb von zehn Minuten war er mit dem Prozedere fertig.
 

Er sprang erholt aus der Dusche, wickelte sich lose eins von den weißen Handtüchern um die Hüfte und rieb sich mit einem Anderen die Nässe von der nackten Haut. Als er sich auch sein widerspenstiges Haar trocken rubbelte, fiel sein Augenmerk auf sein Ebenbild, das ihm aus dem hohen Wandspiegel entgegenblickte.
 

Hungerhaken, huh? Sicher, man sah ein wenig an den Seiten seine Rippenbögen durchschimmern, aber das Sixpack, dass sich unter seiner Brust abzeichnete, war ein gutes Zeichen dafür, dass er nicht unterernährt war. Außerdem hatte er auch anderswo Muskeln, die das Gegenteil bezeugten. Und bis jetzt hatte sich noch keine Lady über seinen Body beschwert.
 

Mit seinem Aussehen und sich selbst zufrieden schmiss der Rotschopf die gebrauchten Handtücher in die Ecke, schlüpfte in den frischen Turkanzug, und bereitete sich mental auf die Konfrontation mit Rudes Frühstück vor. Sein Magen gab ein verräterisches Grummeln von sich, als beim Öffnen der Tür der Geruch von Rührei und gebratenem Speck in dies Nase stieg.
 

Er hatte schon als Kind gelernt, das Hungergefühl zu unterdrücken, bis es unerträglich wurde. Und selbst dann gönnte er sich nicht oft eine ausgiebige Mahlzeit. Es lag nicht daran, dass er es sich nicht leisten konnte, jeden Tag bis ans Ende seiner Tage essen zu gehen. Er hatte nur nie richtig die Lust seine Zeit mit langem Essen zu verschwenden. Immer mal ein Sandwich zwischendurch reichte aus, um den Hunger zu stillen und neue Kräfte zu schöpfen.
 

Dennoch setzte er sich ohne zu Murren an den eingedeckten Frühstückstisch, während Rude die Rühreier in der Pfanne malträtierte. „Yo, sag mal Partner, wie steht’s mit deiner Familie? Irgendwelche Geschwister?“ fragte der Rotschopf beiläufig, während er sich eine Tasse Kaffee einschüttete und diesen mit zwei Stücken Zucker und einem Spritzer Milch verfeinerte.
 

„Interessiert dich das?“
 

„Na klar, Dude. Würd ich sonst fragen?“
 

„Hm.“ An Rudes leicht gekräuselter Stirn konnte Reno ablesen, dass der Glatzkopf über seine nachfolgende Wortwahl nachdachte. Es war gar nicht schwierig, sein Verhalten richtig zu interpretieren, wenn man mal den Bogen raus hatte. „Einzelkind.“
 

Reno lächelte. Es gestaltete sich da schon eindeutig schwieriger, dem stillen Kraftbonzen mehr als ein einzelnes Wort zu entlocken. Aber momentan hatten sie sowieso wichtigere Dinge zu besprechen: „Also, dann erzähl ich dir am Besten mal was übers Babysitting von Mr. President Junior. Is’ nämlich ganz anders wie beim alten Shinra. Rufus will grundsätzlich keine Turks in unmittelbarer Nähe um sich haben. Einzige Ausnahme is’ Tseng. Der hat den kleinen Penner auch mehr erzogen als der alte Fettsack selbst. Du darfst in Rufus Gegenwart auch niemals was gegen Tseng sagen, Dude. Er is’ seine Idealvorstellung eines Bodyguards und auf verquere Art und Weise so was wie ne Vaterfigur.“
 

„Schon klar.“ Rude rührte nochmals die Eier um, bevor er sie mitsamt Pfanne zum Tisch trug. Ohne zu fragen, schüttete er einen kleinen Berg davon auf Renos leeren Teller, bevor er sich selbst den Rest genehmigte.
 

„Äh… geht’s noch? Wie soll ich denn das alles schaffen, Alter? Das is’ mehr als das Doppelte von dem, was ich sonst mittags so futter!“
 

„Keine Widerrede.“ Unbeirrt von Renos Argument schob der Glatzkopf dem Rotschopf noch fünf knusprig gebratene Speckstreifen auf den Eierberg.
 

So verführerisch das ganze auch aussah und roch. Das war ein wenig zu viel des Guten. „Rude eh! Lass das! Das schaff ich nich’! Und komm mir bloß nich’ wieder mit >keine Widerrede<, Mann!“
 

Rude stellte die leere Pfanne in die Spüle, bevor er selbst am Frühstückstisch Platz nahm und nach anfänglichem Starren resigniert seufzte. „Versuch es einfach.“
 

Irgendwas hatte der Glatzkopf an sich, was Renos Sturheit ein wenig besänftigte. Der Rotschopf nahm seine Gabel und piekste ins Ei. „Aber nur weil du’s bist, Partner.“, sagte er und schob sich das Essen in den Mund. „Au… scheiße is’ das heiß, eh! Aber verdammt lecker, Alter. Genau so, wie ich’s mag.“
 

Rude schenkte ihm sein hauchfeines Lächeln und begann dann selbst zu essen. „Wie passen wir also auf Rufus auf’?“, fragte er zwischen zwei Bissen.
 

„Wir müssen uns bedeckt halten, das is’ der Knackpunkt. Er darf uns nich’ wahrnehmen, obwohl er weiß, dass wir irgendwo sind. Wir müssen aber zeitgleich nah genug an ihm dran sein, um bei ’nem Notfall sofort eingreifen zu können, verstehste? Is’ in etwa Vergleichbar mit ’ner Beschattung und furchtbar nervig is’ es auch. Außerdem befürchte ich, dass in Junon eine dicke Bombe platzen wird. Dass der alte Shinra uns beide für diese Mission haben wollte, is mehr als verdächtig in meinen Augen.“
 

Rude nickte. „Du meinst auch, es wird was passieren?“
 

„Ich weiß nich’ genau. Für so doof wird der Alte uns kaum halten, dass er meint, wir könnten seinen offensichtlichen Plan nich’ durchschauen… es könnte also was viel Subtileres dahinter stecken. Wir müssen auf jeden Fall auf Alles vorbereitet sein. Ich hab nämlich wirklich kein gutes Gefühl bei der Sache, Mann.“
 

~*~ TBC ~*~

08 - Rufus Shinra

Anm: Tut mir ganz furhctbar sorry, dass ich so lang zum uppen gebraucht hab, aber ich wurde von einer unglaublich hartnäckigen Schreibblockade geplagt! T_T Ich hoffe nur, die kommt so schnell nicht wieder! o.o
 

Vielen Dank an: Reno_fem, Fawn, bloody_wolf, Aeternitas, gwin, kiki004 fürs Kommischreiben! ^^
 

Beta: Imp mein beloved Partner! Du hast mal wieder ganze Arbeit geleistet! ^^
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 8: Rufus Shinra
 

No one ever saw him bleed or cry

(Final Fantasy VII)
 

Rude fühlte sich milde ausgedrückt, ziemlich verarscht. Reno hatte ihn zwar vorgewarnt, dass es mehr als lästig sein würde, auf den verwöhnten Sohn des Präsidenten aufzupassen, aber er war überzeugt gewesen, der Rotschopf hätte wieder einmal in seinen Ausführungen übertrieben. Scheinbar war aber eher das Gegenteil der Fall, denn Rufus Shinra war ein Quälgeist erster Güte.
 

Er tat grundsätzlich, was er wollte. Die subtilen Versuche der Turks ihn zu bändigen scheiterten umgehend an der antiautoritären Einstellung des Präsidentensohnes. Er war sich seiner überlegenen Position voll und ganz bewusst und zögerte nicht seine Machtposition für erniedrigende Maßnahmen auszunutzen.
 

Zudem behandelte er die beiden Turks wie Dreck. Nicht nur, dass man sie in der schäbigen Herberge untergebracht hatte, die sich neben dem Fünfsterne-Luxustempel befand, in dem der verzogene Blondschopf residierte, nein, Rufus redete zudem mit ihnen als seien sie unterprivilegierte Schwachköpfe, denen man jedes Wort ausbuchstabieren musste, damit sie es begreifen. Außerdem ließ er keine Gelegenheit ungenutzt sie zynisch darauf hinzuweisen, dass sie weit unter ihm in der Nahrungskette standen.
 

Es war frustrierend und es war demütigend. Aber es traf Rude bei Weitem nicht so schlimm wie seinen Partner, den Rufus Shinra allem Anschein nach ganz besonders auf dem Kieker hatte. Der Sohn des Präsidenten schien genau zu wissen, wie er Reno am effektivsten die Nerven rauben konnte und er hatte Spaß daran, wie andere Leute an einem Hobby.
 

Der Rotschopf war zu einem nervlichen Wrack verkommen, auch wenn er es selbst nicht zugab. Rude konnte es an diversen Anzeichen aber eindeutig bestimmen: Reno rauchte deutlich mehr als sonst – man sah ihn eigentlich kaum noch ohne eine Zigarette im Mund – seine Reaktionen waren schnippisch und er ließ seinen Zorn an Einrichtungsgegenständen und Pflanzen aus.
 

Mit anderen Worten: Die Stimmung zwischen allen beteiligten war explosiv.
 

Selbst in diesem Moment demonstrierte Rufus seine Überlegenheit, indem er Reno inmitten des Grand Harbour Inns, umgeben von neugierigen Gästen, herablassend tadelte. Der Wunsch des Präsidentensohns ein Meeting mit potentiellen Geschäftspartnern ohne seine Babysitter abzuhalten, wurde somit zu einem geschickten Schachzug erneut ein Exempel seiner Macht zu statuieren.
 

„Es ist mir doch egal, wie ihr das anstellt, Turk! Ihr werdet schließlich dafür bezahlt, zu tun, was ich sage. Und meine Anweisung lautet: Ich will eure Visagen dort nicht sehen. Es kann nicht so schwer sein, sich daran zu halten.“
 

Klirr
 

Das leere Champagnerglas, das sich gerade noch unversehrt in Rufus Shinras Hand befunden hatte, war im nächsten Moment nur noch ein Scherbenhaufen vor Renos Schuhen.
 

„Oops. Wie ungeschickt von mir.“, sagte der Sohn des Präsidenten salbungsvoll. „Mach das sofort weg, ja? Ich will nicht, dass sich jemand daran verletzt.“
 

„Sir?“, presste Reno durch zusammengebissene Zähne hervor. Nicht nur das Zittern von Renos Stimme zeigte dem Glatzkopf das sein Partner vor Wut fast überkochte, seine ganze Haltung verriet die Spannung. Er konnte Renos Wut geradezu spüren. Renos Aura brodelte um ihn herum wie eine siedendheiße Gaswolke und schien die Luft zu elektrisieren wie ein Gewittersturm. „Dazu bräuchte ich ein Kehrblech oder so was... außerdem hat dieses Hotel Angestellte!“
 

Rufus schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Ich habe ausdrücklich gesagt, dass du es machen sollst. Also, warum widersprichst du mir? Du hast doch zwei gesunde Hände. Mehr brauchst du zum Scherben auflesen nicht.“ Sein Blick war unnachgiebig und herrisch. Eins musste man ihm lassen: Er hatte eindeutig Potential, um die Nachfolge seines Vaters anzutreten. „Na los, auf den Boden mit dir, Gossenjunge!“
 

Ein amüsiertes Raunen ertönte von den Umstehenden, welche die Szene gebannt verfolgt hatten, und heizte den Zorn des temperamentvollen Seniorturks nur noch weiter an. Rude betete innerlich, dass Reno dem Sohn des Präsidenten für diese sehr persönliche Beleidigung nicht an die Gurgel sprang. Der rothaarige brodelnde Vulkan kniete sich jedoch wortlos auf den Boden und widmete sich, zu Rudes Erstaunen, mit akribischer Sorgfalt den Scherben.
 

„Achte darauf, dass du auch die feinen Splitter aufliest. Und wehe du verletzt dich dabei und blutest hier die Eingangshalle voll.“ Mit diesen Worten wandte sich Rufus Shinra um und schritt mit dramatisch intonierten Schritten die weißen Marmorstufen hinauf in Richtung seiner Suite.
 

Kaum war der Blondschopf außer Sichtweite zerstreuten sich die gaffenden Leute und widmeten sich wieder ihren eigenen Problemchen. Im Dasein eines höher gestellten Mitgliedes der Shinra Corporation genoss man es in allen Gesellschaftsschichten, wenn die Turks öffentlich erniedrigt wurden, aber danach legte man sich besser nicht mit ihnen an.
 

Rude wollte die Gelegenheit nutzen, um seinem Partner zur Hand zu gehen. Als er sich jedoch neben ihn kniete, war der Boden bereits Scherben und Splitterfrei. Allerdings hatte der Rotschopf es nicht geschafft, seine Hände vor Schaden zu bewahren. Wahrscheinlich hatte er die Arbeit auf Gedeih und Verderb so schnell wie möglich hinter sich bringen wollen, um sich der Demütigung zu entziehen. Jedenfalls tropfte sein Blut in roten Tropfen auf den blank polierten Marmor.
 

„Yo, Partner! Is’ das erbärmlich oder is’ das erbärmlich?“ Ein humorloses Lachen folgte im Anschluss an die Aussage.
 

„Komm. Lass uns gehen.“ erwiderte Rude in einem beschwichtigenden Tonfall und zog den Rotschopf bereits mit sich, bevor er antworten konnte.
 

Reno warf die Scherben in einen herumstehenden Mülleimer vor dem Inn und verband anschließend seine Hände provisorisch mit Taschentüchern. Dann lehnte er sich mit den Armen auf die Begrenzungsmauer und starrte eine Weile schweigend auf das dunkelblaue, fast tintenschwarze, Meer. Nach etwa fünf Minuten stillen vor sich hin Brodelns, entspannte sich der Rotschopf wieder und seufzte genervt.
 

„Ich schwör dir, ich war so kurz davor, diesem arroganten kleinen Pisser eine zu verpassen.“
 

„Du lässt dich provozieren. Er genießt das.“
 

„Yo, klar! Weil er mich hasst. Er hasst mich, seit ich ihm das erste Mal über den Weg gelaufen bin. Und das ist alles nur Tsengs Schuld!“
 

„Inwiefern?“
 

Reno lehnte sich mit verschränkten Armen und leicht schmollendem Blick an die Mauer. „Naja, er hat den Bengel schließlich erzogen... mehr oder weniger. Außerdem, seit Tseng mich als Rekrut ins Hauptquartier geschleppt hat, betrachtet Shinra Junior mich als ’ne konstante Bedrohung. Er glaubt Tseng hat mir zuviel Aufmerksamkeit geschenkt und er is’ dabei zu kurz gekommen.“
 

„Hat er?“
 

„Tseng war der Einzige, der mich unter Kontrolle hatte. Ich hatte und habe immer noch großen Respekt vor ihm. Aber nur vor ihm... na ja, und vor Verd. Die anderen Turks sind nich’ mit mir klargekommen und ich auch nich’ mit ihnen. Also hat Tseng sich um meine gesamte Ausbildung gekümmert und mir auch die ein oder anderen Manieren eingetrichtert.“
 

„Rufus ist also eifersüchtig?“
 

„Kannste so sagen. Wie ein Kind, das sich nicht damit abfinden kann, dass der neugeborene Bruder auch Aufmerksamkeit braucht, verstehste? Tja, darum nutzt er jede verdammte Gelegenheit, um mir eins reinzudrücken. Und jetzt wo Tseng nicht dabei is’ und Aufpasser spielt, ist’s ja auch noch einfacher für ihn. Ich weiß nicht, wie ich das bis morgen aushalten soll, ehrlich Mann.“ Der Rotschopf seufzte frustriert und fuhr sich mit beiden Händen erst übers Gesicht und im Anschluss durch sein Haar.
 

„Hey, Partner.“, sagte Rude in einem tadelnden Tonfall und boxte Reno kameradschaftlich in die Seite. „Du bist hier nicht allein.“
 

Der Rotschopf grinste und boxte zurück. „Yo, ich weiß. Danke Partner.“
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Entgegen aller Befehle seitens Rufus Shinra waren Rude und Reno dem Sohn des Präsidenten gefolgt. Der junge Blondschopf mochte zwar großes Entscheidungsrecht haben, aber, wenn tatsächlich etwas passierte auf diesem Meeting, dann würde der Präsident die beiden Turks zur Rechenschaft ziehen. Sie durften sich schließlich beide keine Unaufmerksamkeiten mehr erlauben.
 

Um möglichst unauffällig zu sein, hatte Reno ihnen beiden Zivilkleidung besorgt, während Rude ein Auge auf den Präsidentensohn geworfen hatte. Er hatte sich bewusst dazu entschieden, Reno einkaufen zu schicken. Nicht nur, weil er mehr Erfahrung in diesen Undercover-Einsatz mitbrachte, sondern auch, damit er ein wenig Abstand von dieser nervenaufreibenden Mission gewann. Als der Rotschopf ein paar Stunden später wieder auftauchte, machte er auch einen bedeutend ruhigeren und gefassten Eindruck.
 

Eine warme Spätsommerbrise wehte über die bunt beleuchtete Promenade und trug den Duft von Speisen aus allen Herren Ländern mit sich. Da Junon eine militärische Hafenstadt war, hatten sich auch Leute aus diversen Regionen von Gaia hier eine Heimat gesucht und gefunden. Vor allem Restaurants und Bars reihten sich dicht an dicht. Meistens wurden sie von Familienangehörigen der hier ansässigen SOLDAT-Einheit geführt. Unter der Obhut Shinras schien das ehemals bekannte Fischerdörfchen aufzublühen, wenn man von der Tatsache absah, dass das ehemals idyllische Hafenstädtchen zu einer ausgewachsenen Stadt geworden war, die aus den Klippen hervorbrach wie eine entfesseltes, metallenes Ungetüm.
 

Rufus Shinra stolzierte erhabenen Schrittes durch die Menschenmenge, die sich des Abends angesammelt hatte. Er schien die Tatsache völlig zu ignorieren, dass man ihm hinterher sah, als habe man einen Geist gesehen. Ebenso schien er das Gerede der Leute zu überhören.
 

„Sieh ihn dir an, eh! Er spielt sich auf wie’n verdammter Pfau! Als ob ihm keiner was könnte! Wenn ich hier nich’ Aufpasser für ihn spielen müsste, würd ich ihm dieses arrogante Grinsen aus dem Gesicht prügeln, damit er mal sieht, dass seine verfickte Macht ihn nicht vor Schlägen schützt, Mann.“, schnaubte Reno. In seiner zivilen Kleidung bot er für Rude einen recht merkwürdigen Anblick: Schwarzes Sweatshirt, dessen Kapuze sein auffällig rotes Haar verdeckte, eine zerschlissene schwarze Jeans, die kunstvoll mit Silberketten und Nieten besetzt war und Schuhe, die den Anschein erweckten, mindestens schon fünfmal den Planeten umwandert zu haben. Seine Gesichtstattoos verbarg der Rotschopf hinter einer großen Sonnenbrille.
 

Rude sah nicht besser aus. Reno hatte ihm ein ebenso radikales Äußeres verpasst: eine khakifarbene Leinenhose, ein schwarzer Pullover, darüber eine dunkelbraune Bomberjacke mit Fellimitatbesatz und schwarzen Springerstiefeln. Seine Glatze komplettierte das Bild eines skrupellosen Schlägertyps ebenso, wie seine heiß geliebte Sonnenbrille und die zahlreichen Silberohrringe.
 

Rude fühlte sich in dieser Aufmachung recht unwohl, da er seit fast sieben Jahren nichts anderes mehr als seinen Turkanzug getragen. Aber wenigstens schienen die Menschen um sie herum nicht weniger Respekt vor ihnen zu haben, auch wenn sie ihre eigentliche Identität nicht kannten. Sie machten jedenfalls den Weg frei und keiner beschwerte sich lautstark darüber, wenn er angerempelt wurde. Wahrscheinlich hielt man sie für gefährliche Schläger, die man besser nicht provozierte, wenn einem das Leben lieb war.
 

„Ich versteh dich, Reno, aber das hilft nichts. Konzentrier dich einfach auf die Arbeit.“
 

Der Rotschopf knurrte missmutig, bevor er sich eine Zigarette in den Mund schob, um sie anzuzünden. „Leicht gesagt, Dude. Wenn ich seine Visage nur sehe schäumt meine Galle über. Er hat’s wirklich geschafft, dass ich ihn momentan mehr hasse als seinen verfickten Vater. Das is’ ne Leistung, auf die er glatt stolz sein kann.“
 

Rude warf einen Seitenblick auf seinen Partner und schwieg. Wenn er jetzt versuchte mit dem temperamentvollen Turk zu diskutieren, würde sowieso nichts dabei rumkommen. Er würde sich wahrscheinlich mit seinem Partner eher verkrachen und das wollte er lieber vermeiden.
 

Aufgrund seiner strengen Erziehung hatte Rude nie lang anhaltende Freundschaften gehabt. Erst durch Reno war ihm klar geworden, dass er dadurch wohl einiges im Leben verpasst hatte. Umso schöner war es jetzt den Rotschopf als Freund und Kollegen zu wissen, auf den er sich verlassen konnte. Er würde das gewiss nicht aufs Spiel setzen, indem er das Verhalten von Rufus Shinra, das ihm selbst gegen den Strich ging, verteidigte. Wahrscheinlich war es die Einsamkeit, die ihn prägte.
 

Zehn Minuten und drei Zigaretten später – Reno rauchte wirklich viel zu viel – betrat der Sohn des Präsidenten den Hafenbezirk. Der Geruch von vor sich hin gammelndem Fisch lag in der Luft und vermischte sich mit dem Gestank des Mülls, der sich an den Straßenrändern anhäufte, weil hier niemand auf Hygienevorkehrungen achtete. Das Geräusch von kreischenden Möwen nervte ebenso wie das konstante Rumoren, das von den Hafenarbeitern ausging, die sich in den dunklen Schatten der Gossen verbargen. Dieser Ort war fast allein dafür verantwortlich, dass es in Junon eine Kriminalitätsrate von 13% gab.
 

„Das kann doch nicht... was, verdammte Scheiße noch mal, will er denn hier?! Von wegen Meeting, der kleine Flachwichser hat uns total verarscht!“ sagte Reno, als der Blondschopf zielstrebig auf eine ziemlich zwielichtig aussehende Spelunke zuhielt, und machte Anstalten, einzugreifen. Rude hielt den hitzigen Rotschopf gerade noch an der Schulter zurück. Wenn er Rufus Shinra jetzt konfrontierte, würde der Junge wieder weglaufen und die ganze Undercover-Aktion wäre umsonst gewesen.
 

Der Rotschopf blieb erstaunlicher Weise immer dann stocksteif stehen und beruhigte sich sichtlich, wenn er Rudes Hand auf der Schulter spürte. Es war wie ein einstudierter Zaubertrick, nur dass in diesem Fall der Zauberer nicht wirklich wusste, wie sein eigener Trick funktionierte.
 

„Wenn du ihn jetzt aufhältst…“
 

„Ich weiß! Ich weiß!“, erwiderte der jüngere Turk genervt und hielt in einer beschwichtigen Geste seine Hände in die Luft. „Er wird dann wieder trotzig und läuft weg. Schon klar! Was schlägst du also vor, Partner?“
 

„Wir warten und beobachten.“
 

Reno sah ihn skeptisch an und hatte den Mund schon für einen lautstarken Protest geöffnet. Als Rude ihn aber mit seinem Blick fixierte und den Kopf schüttelte, schien er sich zu besinnen. „Wie du meinst. Also Abwarten, huh? Shit. Gibt nix was ich mehr hasse.“ Missmutig schüttelte der Rotschopf Rudes Hand von seiner Schulter und steckte sich die vierte Zigarette an, bevor er sich energisch auf eine der umstehenden, modrigen Holzkisten schwang und sich gleich darauf darüber beschwerte, dass sich Holzsplitter durch den dünnen Stoff der Hose in sein Gesäß und seine Oberschenkel bohrten.
 

Rude machte sich gedanklich auf eine lange, langweilige Warterei gefasst und lehnte sich mit verschränkten Armen neben Reno gegen eine Hauswand. Umso erstaunter war er als nach fünfzehn Minuten das Geräusch von Pistolenschüssen ertönte. Er wechselte einen schnellen Blick mit Reno, der nicht weniger überrascht aussah. Wie auf ein stilles Kommando rannten sie beide los. Rudes Herz schlug ihm bis in die Kehle. Er malte sich die schlimmsten Szenarien aus, während sie auf die Spelunke zu liefen. Was wenn sie zu spät kamen?
 

Ohne Vorgeplänkel trat der Glatzkopf die schäbige Tür ein und erstarrte.
 

Der Geruch von Rauch und billigem Fusel strömte ebenso unbarmherzig in Rudes Nase wie der pampige Gestank von schwitzenden Menschen. Er unterdrückte den aufkeimenden Hustenreiz und blickte sich zielsuchend im spärlich beleuchteten Schankraum um. Rufus Shinra war nicht aufzufinden.
 

Unterdessen hatte sich Reno schon weiter in das Lokal gewagt und sich den erstbesten Kerl geschnappt, der so aussah, als wüsste er etwas und als würde er es durchaus verraten, wenn man ihm dafür Prügel ersparte.
 

„Wo ist der Kerl im weißen Anzug hin?“
 

„Sir, tun Sie ihm bitte nichts!“ rief die Bardame mit kratziger, hysterischer Stimme beschwichtigend und kam hinter dem Tresen hervor. „Der Herr, den sie suchen... zwei Männer haben ihn bewusstlos geschlagen und verschleppt. Sie sind hintenrum raus, wahrscheinlich über den Hof.“, sie deutete auf eine Tür hinter der Bar. „Bitte tun Sie uns nichts!“
 

Ohne ein Wort zu verlieren, ließ Reno den Mann los, den er sich geschnappt hatte, drängte sich brutal an den Trunkenbolden, die ihm im Weg waren, vorbei und entschwand durch besagte Tür, noch bevor Rude zweimal blinzeln konnte. Der Rotschopf war wirklich schnell, wenn es sein musste. Mit einem gemurmelten „Danke, M’am.“ an die Bardame gerichtet, bahnte sich dann auch der Glatzkopf seinen Weg durch die Menge. Ein paar Türen und Räume weiter, immer dem lautstarken Fluchen nach, das sein Partner konstant von sich gab.
 

„Verfickte Scheiße noch eins! Sie sind nicht mehr hier!“ Mit einem ohrenbetäubenden, blechernen Klonk traf Renos EMR auf die metallenen Mülltonnen, die in einer Ecke des Hofes standen. Als Rude den leeren Hof erblickte, erreichte sein Adrenalinspiegel ungeahnte Höhen.
 

Das war nicht gut.
 

Das war überhaupt nicht gut.
 

~*~ TBC ~*~

09 - Dangerous Intervention

Was bin ich eigentlich für ein Hohlkopf? Da vergess ich mich allen Ernstes mich offiziell bei meiner Beta Imp zu bedanken, obwohl ohne sie dieses Kapitel nur halb so schön wär und dann vergess ich mich auch noch bei euch Lesern zu bedanken und zu entschuldigen, wo ich doch so lang gebraucht hab zum updaten! Also vielen herzlichen Dank! Ihr seid so motivierend! QQ *gerührt sei*
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 9: Dangerous Intervention
 

Aus keiner Gefahr rettet man sich ohne Gefahr.

(Niccolo Machiavelli, 1469-1527)
 

„Ich weiß, Tseng! Ich weiß es! Es ist halt passiert!“
 

Es waren kaum 30 Minuten vergangen, seit der Entführung des Präsidentensohnes. Die Entführer waren, wie auch immer, mit ihrer wertvollen Geisel über alle Berge verschwunden und hatten bereits das Hauptquartier bezüglich Lösegeldforderungen kontaktiert. Kurz darauf hatte Tseng Reno angerufen und ihm genau diesen Sachverhalt geschildert.
 

„Reno, beruhige dich“, erwiderte der Wutainese am anderen Ende der Leitung monoton, jedoch mit einem unverkennbar scharfen Befehlston in der Stimme. „Noch weiß der Präsident nichts von der Entführung und vorerst möchte Verd es auch dabei belassen. Ihr habt noch ein wenig Zeit, euren Fehler auszubügeln.“
 

„Wie stellste dir das vor? Wir haben null Anhaltspunkte! Die sind wie vom Erdboden verschluckt, Mann!“ Reno warf einen Blick hinüber zu Rude, der den nassen Asphalt systematisch nach Spuren absuchte, jedoch nichts fand. Der Rotschopf seufzte. „Hör zu Tseng. Ich mach mir hier keine großen Hoffnungen. Selbst, wenn wir ihn finden, wird er das seinem Alten petzen.“
 

„Und das heißt, du gibst einfach auf?“ Tsengs Frage war kühl und scharf.
 

„Zum Teufel, nein! Wir finden ihn! Wir sind Turks, verdammt!“ Just in dem Moment erhob sich Rude und gab Reno mit seinem berüchtigten Hauch von einem triumphierenden Grinsen ein Zeichen. „Hey, Tseng. Sieht aus, als hätt Rude tatsächlich was entdeckt. Yo, ich leg jetzt auf.“ Eilig klappte der Rotschopf das Handy zu, ließ es achtlos in der Fronttasche seines Sweatshirts verschwinden und trabte zu seinem Partner, der auf zwei kleine, dunkle Flecken am Boden nahe einem Abflussdeckel deutete. Volltreffer!
 

„Frisches Blut.“, sagte der Glatzkopf und holte aus der Innenseite seiner Bomberjacke ein Gerät heraus, das man auf dem ersten Blick mit Wimperntusche verwechseln könnte. Rude betätigte einen Knopf am unteren Teil des Gerätes und öffnete damit ein kleines Innenlager, in dem Indikatoren zum Vorschein kamen, die auf den ersten Blick wie Ohrenreinigerstäbchen aussahen. Auf dem kleinen Display am Rande des Geräts blinkte das Wort „Ready“ in digitalen Lettern. Zufrieden wippte Rude mit dem DNA-Scan-Pen. Diese relativ alte Erfindung der Shinra Electric Power Company, ist ein gängiges Hilfsmittel bei der Verbrechensbekämpfung und wieder einmal war diese kleine Errungenschaft für die Turks unersetzlich.
 

Rude dippte behutsam einen der Indikatoren in die geronnene Substanz und steckte die Probe dann in den DNA-Scanner, am anderen Ende des Pens. Nach knapp einer Minute schloss das Hightech-Gerät die Analyse ab und ein leises Piepsen wies Rude darauf hin, dass die DNA-Sequenz bereits in der detaillierten Personenkartei des Shinra-Großrechners verzeichnet war. Als „Rufus Shinra“ auf dem Display blinkte, stöhnten die beiden Turks unisono.
 

„Na herrlich. Mann, der alte Sack wird uns zu Tode foltern, wenn wir seinen heiligen Alleinerbe beschädigt wiederbringen.“
 

„Falls wir ihn wiederbringen.“, korrigierte Rude ernst und hob bereits mit Leichtigkeit den schweren blutbefleckten Gullydeckel aus seiner Fassung.
 

Der Gestank von faulig brackigem Abwasser breitete sich wie eine unsichtbare Gaswolke um sie herum aus. Reno rümpfte die Nase, sagte jedoch nichts. Es hatte schlimmere Gerüche in seinem jungen Leben gegeben. Dennoch hielt sich seine Begeisterung, für das Herumkriechen in müffelnden Abwasserkanälen, gammligen Katakomben und verstaubten Familiengrüften, in Grenzen. Warum traf es immer ihn, wenn es um dreckige Arbeit ging?
 

„Yo, was meinste erwartet uns da unten?“ fragte der Rotschopf im leichten Plauderton, als er nach der rostigen Leiter griff, die in die tiefen Abgründe der Kanalisation führte. Die Sonnenbrille, die er bislang getragen hatte, leistete nun seinem Handy Gesellschaft. Da unten würde sie gewiss nur stören.
 

Rude grunzte als Antwort und zuckte dabei mit den Schultern. „Hm, Sahagins, vermutlich.“
 

„Wenn’s ums motivieren geht bist du schlichtweg unschlagbar, Partner.“, Reno gab sich gar nicht erst Mühe, den sarkastischen Unterton zu verbergen.
 

Der Abstieg gestaltete sich tückischer als angenommen. Die rostige Leiter wurde durch eine schmierige Substanz, über die Reno lieber nicht einmal nachdachte, ziemlich glitschig. Als der Rotschopf den unteren Bereich erreichte rutschte er ab und landete, mit einem lauten Platsch und gekonntem Fluchen, in der stinkenden, matschbraunen Plörre.
 

Es dauerte nicht lange, da blendete ein dünner Lichtstrahl seine Augen und erleuchtete einen kleinen Teil der Kanalisation. „Braun steht dir.“, gluckste Rude amüsiert.
 

„Halt’s Maul und helf mir lieber hier raus. Bah, das Zeug stinkt wie…“
 

„Ich will es nicht hören!“ Der Glatzkopf streckte Reno eine Hand entgegen und zog ihn mit einem kräftigen Ruck aus dem Abwasser. Angewidert blickte der Rotschopf seine nasse Kleidung herab, bevor er sich einem sinnlosen Versuch hingab, die stinkende Brühe von sich zu schütteln, wie ein nasser Hund. Rude hatte nicht die Gelegenheit in Deckung zu gehen, was Reno mit einer gewissen Genugtuung erfüllte. Wenigstens war er jetzt nicht mehr der einzige Stinker hier.
 

„Ok, Partner, ich schlage vor, wir teilen uns auf und suchen getrennt nach den Entführern.“
 

Elegant zog der Rotschopf seine Minitaschenlampe hervor und leuchtete den rechten Tunnel ab. Aufgeschreckt vom plötzlichen Lichtschein tauchten ein paar Ratten ins Wasser ab und schwammen quietschend in Sicherheit.
 

An der Decke hingegen baumelte ein schwarzer Teppich aus Fledermausleibern, der drohte sich, durch das Licht gestört, in Bewegung zu setzen. Reno erinnerte sich an eine Dokumentation über Flughunde, die er aus Langeweile mal im nächtlichen Fernsehen geschaut hatte. Er hatte gesehen, wie die geflügelte Schar in der Dämmerung zur Jagd aufgebrochen war und sich beim Verlassen der Höhle über dem unglücklichen Kameramann kollektiv entleert hatte. Unverzüglich lotste er den Lichtstrahl in den linken Tunnel, der sich als Fledermausfrei und damit als sicher entpuppte. Klar, seine Klamotten waren bereits hinüber, aber man musste ja deshalb nicht mutwillig sein Schicksal noch weiter herausfordern.
 

„Yo, ich geh hier lang und du checkst die Seite.“ Rude nickte und verschwand schnellen Schrittes in der Dunkelheit des rechten Tunnels.
 

Reno ließ den EMR aufschnappen. Das leise Brizzeln der elektromagnetischen Spitze beruhigte seine angespannten Nerven. Während er durch die ruhige Dunkelheit schlich, hatte er Zeit über seine derzeitige Lage nachzudenken. Die Gewissheit, dass dies möglicherweise seine letzte Mission sein würde traf ihn unerwartet hart. Er als Turk hatte zwar keine direkte Angst vorm Sterben, aber er hatte doch insgeheim immer gehofft, dass der Zeitpunkt etwas später in seinem Leben kommen würde. Immerhin hatte er noch längst nicht alles von Gaia gesehen. Zudem hatte er sich auch einen sehr viel ehrenvolleren Tod ausgemalt. Aber er wusste ja aus Erfahrung, dass Wünsche meistens eben nur Wünsche blieben.
 

Ein stetes Geräusch weckte schließlich seine Aufmerksamkeit. Irgendwo nicht allzu weit entfernt schien es eine Art Wasserfall zu geben, wenn er das Rauschen und Sprudeln richtig deutete. Und tatsächlich, nach fünf Minuten stand er vor einem ca. drei Meter tiefen Abgrund, auf dessen Grund ein lauschiges Lagerfeuer flackerte.
 

Der Rotschopf legte sich vorsichtig, um keinen Laut zu verursachen, auf den kühlen Boden, damit er nicht im Schein der Flammen allzu einfach entdeckt würde. Die Taschenlampe steckte er weg und zeitgleich schaltete er wohlweißlich mit seiner rechten Hand sein Handy aus, bevor ihn ein Kontrollanruf von Tseng hätte unbeabsichtigt verraten können. Dann fokussierte er die Lage.
 

Das Feuer prasselte in einem alten Eisenfass. Es warf flackernde Schatten an die Wände und spendete bis hinauf zu Reno wohlige Wärme. An der gegenüberliegenden Wand entdeckte er Rufus Shinra gefesselt und geknebelt neben einer attraktiven, jungen Frau auf dem Boden liegend. Er schien zu schlafen. Sein Atem ging jedenfalls stetig und seine Augen waren geschlossen.
 

Die Frau neben ihm hatte schwarze, lockige Haare und eine schöne, olivfarbene Haut. Wahrscheinlich stammte sie aus Costa del Sol. Ihre Kleidung war extrem schmutzig und doch erkannte Reno die bordeauxrote Uniform sofort wieder. Besonders nachdem er die auffallend leuchtenden, grünen Augen der jungen Frau bemerkte: SOLDAT 2nd Class!
 

Sie wetzte gelangweilt den glänzenden, blauen Stahl ihrer beiden Sais, während zwei Infanteristen an einem kleinen Tisch mit Karten in den Händen beim Feuer hockten. „…ein Kinderspiel. Wir müssen unsere Belohnung nur aussitzen.“
 

„So einfach war’s echt noch nie, was, Colette?“
 

„Einfaltspinsel!“ erwiderte die Frau mit rauchiger, leicht zorniger Stimme. „Der Auftraggeber sagte doch, dass da noch zwei Turks sind, die wir nach Möglichkeit beseitigen sollen.“
 

Der Rechte der beiden Infanteristen gab einen wehleidigen Laut von sich. „Ich hoffe, die finden uns nicht. Ich hab gehört, Turks sind wie Bluthunde. Die finden alles und jeden, wenn sie wollen oder müssen.“
 

Der andere Infanterist nickte. „Ja, und ich hab außerdem noch gehört, Turks sind untereinander so loyal, dass sie nicht eher ruhen werden, bis sie sich für den Tod eines Kollegen gerächt haben. Und wir sollen zwei Turks zur Strecke bringen! Ich find den Auftrag sowieso recht komisch. Seit wann kämpfen wir gegen unsere eigenen Männer?“
 

Reno grinste. Es war gut zu wissen, dass die Infanteristeneinheit anscheinend großen Respekt vor den Turks hatte. Das Grinsen verging ihm aber wieder sehr schnell als er von dieser Colette hörte, wer für diese Situation eigentlich verantwortlich war:
 

„Was geht das uns an? Der Befehl kommt von ganz oben, mehr brauchen wir nicht wissen. Ist wahrscheinlich eine PR-Aktion, damit die Shinra wieder ins Fernsehen kommt. Irgendwie so was ist es doch immer.“
 

PR-Aktion? Nie im Leben. Das war der dämliche Racheplan des Präsidenten! Ein ziemlich erbärmlicher und noch dazu verachtenswerter Schachzug. Den eigenen Sohn entführen zu lassen, um Reno und Rude eins auszuwischen! Was war das nur für ein Boss, der sich zu solchen Niederträchtigkeiten herabließ? Von seiner Rolle als Vater gar nicht erst zu reden! Rufus Shinra tat ihm in diesem Moment fast leid, zumal er selbst wusste, was es bedeutete, ein Arschloch zum Vater zu haben.
 

Reno schüttelte die Gedanken jedoch schnell wieder von sich. Er hatte jetzt nicht die Zeit, sich um andere Leute zu sorgen. Er musste hier immerhin auch seinen Hals aus der Schlinge ziehen. Konzentriert sondierte der Rotschopf die Lage. Er musste einen geeigneten Ausgangspunkt für seine Operation finden. Eine SOLDIER 2nd Class war nicht zu unterschätzen. An Stärke und Kampfkraft war sie ihm wahrscheinlich haushoch überlegen. Wenn er sie ausschalten wollte, musste er sie überraschen und außer Gefecht setzen, bevor sie ihn überhaupt bemerken konnte.

Die Infanteristen würden danach kein Problem darstellen. Sie waren eher als Deko zu betrachten.
 

Der Schacht auf der gegenüberliegenden Seite war da ein optimaler Ausgangspunkt. Reno spürte das Adrenalin in kalten Schauern durch seine Venen pumpen, als er an seinen verrückten Plan dachte. Das konnte alles doch gar nicht klappen! Worauf hatte er sich hier bloß eingelassen?
 

Naja, immerhin war er nicht allein. Rude war auch noch da… irgendwo. Und dieser Gedanke war es schließlich auch, der ihn zum Aufbruch bewegte. Er musste seinen Partner finden und zwar so schnell wie möglich. Vorsichtig und leise erhob sich der Rotschopf von seinem Ausguck.
 

Es hätte alles einwandfrei ablaufen können. Er hätte binnen kürzester Zeit Rude eingeholt und mit ihm zusammen den Sohn des Präsidenten gerettet, da war sich Reno sicher. Er war zumindest schon viel zuversichtlicher. Doch das Schicksal schien mal wieder ganz andere Pläne mit ihm zu haben.
 

Als er sich umdrehte, sah er sich mit zwei Sahagins konfrontiert, die sich in der Zwischenzeit herangeschlichen hatten. Mit gefletschten Zähnen und spitzen Klauen traten sie ihm langsam entgegen. Dann sprangen sie plötzlich lautstark zischelnd auf ihn zu. Der Rotschopf bückte sich unter dem Ersten hinweg, stolperte aber über irgendetwas Glitschiges am Boden und fiel rückwärts den gurgelnden Wasserfall herab, der sich unglücklicher Weise direkt hinter ihm befunden hatte.
 

Der Rotschopf landete wieder in der dunkelbraunen Brühe, die tiefer als erwartet war. Vorbei war es mit dem Überraschungsmoment. Jetzt ging es um Sekunden! Ein wenig orientierungslos schaffte Reno es schließlich an die Oberfläche zu kraulen. Irgendwie musste er zusehen, dass er jetzt schleunigst einen Abgang machte. Doch als er sich auf die Plattform ziehen wollte, drückte ihm bereits jemand kalten Stahl an die Kehle.
 

„Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da?“ Es war die SOLDIER 2nd Class und ihrem Tonfall nach zu urteilen, steckte in ihr eine gute Spur Schadenfreude. Kurz darauf ertönte eine Salve von Gewehrschüssen und das Blut der zwei verräterischen Sahagins färbte den Wasserfall rot.
 

So viel Krach würde sicherlich Rude auf den Plan locken. Das war zumindest noch ein kleiner Hoffnungsschimmer am Horizont. Rude würde diesen Trupp hier schon aufmischen.
 

„Tja, das wüssteste jetzt gern, was Babe? Ich bin ein Turk, mehr musste nicht wissen!“
 

Das genervte Schnauben der SOLDIER schenkte Reno eine gewisse Genugtuung. Dass sie ihn aber danach schmerzhafter Weise an den Haaren aus dem Abwasser zog, trieb ihm seinen Schalk schnell wieder aus. „Offensichtlich bist du auch sehr frech und unhöflich! Nenn mir deinen Namen und Dienstrang.“
 

„Nicht so stürmisch, Honey. Ich bin zärtlichere Behandlungen von Ladies gewohnt.“
 

„Tja, schade nur für dich, dass du so ein Großmaul bist. Sonst würd ich dich auch anders behandeln, Turk!“
 

Mit makoverstärkter Körperkraft wurde Reno gegen eine der umgebenen Wände geschleudert. Ein hässliches Krachen und ein darauf folgender, dumpfer Schmerz teilten ihm mit, dass irgendwo in seinem Körper Knochen brachen. Seine Kraft verließ ihn und so ging er widerstandslos zu Boden.
 

Er fühlte noch, wie sich die Kälte des Bodens langsam durch seine Kleidung sog. Ziellos wanderten seine Augen durch den Raum. Er war nicht mehr in der Lage klar zu denken oder zu handeln, als sich schwarze Lederboots in sein Blickfeld drängten. Sein Körper verweigerte ihm jedwede Kontrolle über seine Gliedmaßen. Doch es waren die unermesslichen Schmerzen, die ihn schließlich in die sanfte Umarmung erlösender Dunkelheit führten, noch bevor die SOLDIER ihm Weitere zufügen konnte.
 

~*~ TBC ~*~

10 - Escape Against Time

Ich bedanke mich für eure lieben Kommis! Ihr seid so lieb. Sorry, dass ich sie bis jetzt nicht beantwortet hab... ich bin so faul! xD

Also vielen Dank an: Imp, Calafinwe, abgemeldet und abgemeldet! <3

Außerdem bedanke ich mich auch für die 25 Favos! Wow, ich bin überwältigt und sprachlos und überglücklich! ;__;
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 10: Escape against Time
 

Ein sonderbar Ding ist die Zeit.

Wenn man so hineinlebt, ist sie rein gar nichts.

Aber dann auf einmal, dann spürt man nichts als sie.

(Hugo von Hofmannsthal, 1874-1929)
 

Es hatte ganze zwanzig Minuten gedauert, das Lager der Entführer zu finden. Rude hatte zwar deutlich vernommen, aus welcher Richtung die Schüsse gefallen waren, aber es war trotzdem schwierig gewesen, in dem Gängewirrwarr der Kanalisation sofort zur vermuteten Stelle zu gelangen. Die Angst um seinen Partner, hatte ihm jedoch wie eine geladene Pistole im Nacken gesessen und ihn schnell vorangetrieben. Als er die zwei erschossenen Sahagins entdeckt hatte, war ihm etwas leichter Zumute geworden. Man hatte nicht auf Reno geschossen, sondern auf die Sahagins. Doch dieser kurze Moment der Erleichterung währte nicht lang.
 

Als er am Wasserfall ankam und zum Bassin hinabblickte, sah er sich plötzlich mit vielen unangenehmen Problemen konfrontiert. Zum einen hatte er es hier nicht mit irgendwelchen Entführern zu tun, sondern mit einer SOLDIER 2nd Class und zwei Infanteristen – wobei die Infanteristen keine nennenswerte Bedrohung darstellten. Zum anderen war nicht nur Rufus Shinra in deren Gewahrsam, sondern auch Reno. Und der sah gar nicht gut aus, wenn Rude das auf die Entfernung hin richtig beurteilte. Der Rotschopf schien unnatürlich blass und bewusstlos zu sein. Außerdem war seine Körperhaltung merkwürdig gekrümmt und sein rechtes Bein stand in einem unnatürlichen Winkel ab.
 

Rudes Blick schwenkte zu der SOLDIER 2nd Class, die ihren Männern gerade befahl, die nähere Umgebung zu observieren. Dass sie an Renos Zustand Schuld war, stand außer Frage. Die Infanteristen waren zu schwächlich, um es mit einem Turk von Renos Kaliber aufzunehmen. Obwohl der Glatzkopf wusste, dass diese Frau selbst nur Befehle einer höheren Instanz, sprich Präsident Shinra, ausführte, wuchs in ihm das Verlangen, ihr Renos Verletzungen heimzuzahlen. Er musste nur die passende Gelegenheit abwarten. Ein Überraschungsangriff war die einzige Chance diese Frau zu erledigen. Das Mako, das durch ihre Adern pulsierte wie der Lebensstrom durch den Planeten, war ein unermesslicher Kraftverstärker und nicht zu unterschätzen.
 

Die Infanteristen entschwanden in entgegen gesetzter Richtung. Ihre Vorgesetzte hatte ihnen lautstark eingebläut immer zusammenzubleiben und beim kleinsten Anzeichen von Gefahr Alarm zu schlagen. Offensichtlich traute die SOLDIER den beiden nicht allzu viel zu.
 

Danach geschah für eine lange Zeit nichts. Weder ergab sich die Möglichkeit für Rude, einzugreifen, noch rührte sich einer der beiden bewusstlosen Gefangenen. Diverse Male rief die SOLDIER 2nd Class einen der beiden Infanteristen an, um sicher zu gehen, dass sie wohlauf waren und noch lebten. Ansonsten hieß es bloß Warten und Beobachten.
 

Eine knappe dreiviertel Stunde später, spürte Rude die unangenehmen Begleiterscheinungen der Observation: Seine Gelenke schmerzten und ihm drohte, die Zeit davonzurennen. Wer wusste schon, wie lange Verd und Tseng die Entführung vor dem Big Boss vertuschen konnten? Wenn nicht bald irgendwas passierte, war sein und Renos Schicksal besiegelt.
 

Doch dann rührte sich plötzlich sein Partner. Laut stöhnend kam er zu sich und lenkte sofort die Aufmerksamkeit der SOLDIER auf sich. Rude beschloss in diesem Moment kurzerhand, dass sich wahrscheinlich keine bessere Möglichkeit ergeben würde, die junge Frau anzugreifen. Blitzschnell sprang aus seinem Versteck hervor. Den harten Aufprall auf die gepflasterte Plattform fing er mit einer gekonnten Vorwärtsrolle ab, wodurch er direkt hinter der aufmerksamen SOLDIER landete, die sich, durch das entstandene Geräusch irritiert, mit gezückten Sais reflexartig zu ihm umdrehte. Noch bevor sie reagieren konnte, trat der glatzköpfige Turk ihr die Beine unter dem Körper weg, sodass sie hintenüber stürzte.
 

Jetzt musste alles ganz schnell gehen!
 

Ohne zu zögern stürzte sich Rude auf sie und schlug ihr beide Waffen aus den Händen, welche klirrend außer Reichweite schlitterten. Es bedurfte einer kurzen aber heftigen Rangelei, in der Rude all seine Kraft aufbringen musste, um Herr der Lage zu werden. Schließlich schaffte er es, sie mit einem gezielten Hieb auf die Schläfen auszuknocken. Doch erst als er ihr Handschellen angelegt hatte, kam er schwer atmend zur Ruhe. Hätte der Kampf auch nur eine Sekunde länger gedauert, hätte er ihn vermutlich verloren.
 

„Yo, Partner, das war Filmreif.“, krächzte Reno mit einem Anflug von einem Lächeln. Seine Stimme klang schwach und ausgezerrt. Auch sein Blick schien irgendwie abwesend und als er versuchte, sich aufzusetzen, zog er zischend (vor Schmerz) die Luft ein, bevor er zurück auf den Boden sank und sich in Fötushaltung krümmte. „Shit.“
 

Rude erhob sich behäbig. Der Kraftaufwand war einfach enorm gewesen und schlauchte ihn noch ein wenig. Fertig schleppte er sich hinüber zu seinem Partner, schnitt ihm sodann die engen Fesseln von Armen und Beinen und half ihm in eine sitzende Position.
 

Erst jetzt fiel Rude auf, dass sich der Rotschopf in einem noch viel schlechteren Zustand befand, als er es vermutet hatte: mindestens zwei gebrochene Rippen, das linke Bein gebrochen, der rechte Arm lädiert, ein blaues Auge und eine Vielzahl von Prellungen machten Reno nicht nur das Atmen, sondern vor allem auch das Bewegen schwer. „Schmerzen?“ fragte der Glatzkopf besorgt und leicht unbeholfen.
 

Reno hustete und hielt sich dabei die Brust. „Nah, ich kenn Schlimmeres. Bin ja hart im Nehmen.“ Demonstrativ versuchte der Rotschopf sich die Wand hochzuschieben, scheiterte aber schon nach wenigen Zentimetern und plumpste begleitet von einem lauten, schmerzerfüllten Stöhnen wieder zu Boden. „Verdammt, eh.“
 

„Lass dir helfen, Partner.“
 

„Bullshit. Schnapp dir Rufus und schaff ihn erst mal raus hier, bevor du mich verarzten willst. Die paar Minuten schaff ich schon allein, Alter.“
 

„Widersprich nicht. Du kommst mit!“ Noch ehe der Rotschopf etwas erwidern konnte, packte der Glatzkopf ihn unterm Arm und zog ihn auf die Beine. Das bejammernswerte Zischen des Rotschopfes ignorierte er; es war wichtiger Reno erst einmal aus der Gefahrenzone zu schaffen, als übermäßige Rücksicht auf seinen Zustand zu nehmen. Vorsichtig stütze er ihn gegen die Wand und hoffte, dass der sonst so temperamentvolle Turk sich ein paar Sekunden alleine aufrecht halten konnte, bevor er sich Rufus Shinra schnappte und ihn ohne Mühe über die Schulter warf wie einen Mehlsack.
 

„Stütz dich auf mich.“
 

Reno zog fragend eine Augenbraue hoch. „Und wie willste so die Leiter hochkommen? Ich bin dir doch nur’n Klotz am Bein in meinem Zustand. Kümmer dich erst mal um unser Dornröschen.“
 

Rude seufzte genervt, schnappte sich seinen Partner und parkte ihn auf der anderen, freien Schulter. Er hatte jetzt nicht den Nerv für lange Diskussionen und er war nicht umsonst als Stärkster unter den Turks bekannt. Zwei solche Fliegengewichte konnte er mühelos durch die Gegend tragen. „Halt den Mund und halt dich fest.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, bewegte er sich in Richtung Leiter und spürte schon bald, wie sich Renos Hände instinktiv in den Stoff seiner Jacke krallten. Der Rotschopf widersprach nicht weiter und das war schon mal ein großer Vorteil.
 

Der Aufstieg gestalte sich etwas kompliziert, weil Rude ständig darauf achten musste, dass keiner seiner beiden „Mehlsäcke“ abrutschte und in die Tiefe stürzte, aber mit viel Geduld und Spucke war es machbar und schließlich auch geschafft. Danach war der Weg ein Kinderspiel. Instinktiv folgte er den richtigen Gängen und erreichte schon kurze Zeit später einen blassbläulichen Lichtkegel, dort, wo die beiden Turks vor gut einer Stunde vom Hof der Kneipe in die Kanalisation gestiegen waren. Doch dort erwartete Rude ein neues Problem: Die Leiter zur Oberfläche führte durch einen sehr engen Gullyschacht. Mit drei Mann passte man da sicherlich nicht durch. Zwei Mann würden schon eine Herausforderung sein.
 

Der Glatzkopf überlegte kurz, wen er zuerst nach oben transportieren sollte. Dann ließ er behutsam Reno von der Schulter auf dessen eigene Beine rutschen und half ihm, sich an der Wand abzustützen. Der Rotschopf war wirklich in einem miserablen Zustand. Zumal die Schusswunde von seiner letzten Mission noch nicht ganz verheilt war und zusätzlich an seinen Kräften zehren musste.
 

Er war erschreckend blass. Seine Atmung ging schnell und unregelmäßig und auch sein Blick war geistesabwesend. Der Rotschopf war vollkommen am Ende seiner Kraft und gehörte umgehend in ärztliche Behandlung.
 

Rude zögerte einen Moment. Er war sich nicht sicher, ob er seinen Partner unbewacht fünf Minuten allein lassen konnte. Sahagins waren schneller als man glauben mochte und die zwei Infanteristen liefen auch noch durch die Kanalisation. In fünf Minuten konnte viel passieren… dennoch musste sich Rude entscheiden. Also beeilte er sich mit Rufus Shinra, um den Rotschopf ebenfalls schnell zur Oberfläche befördern zu können, was, Shiva sei Dank, auch ohne Komplikationen gelang.
 

Von da an schien das Schicksal es gut mit Rude zu meinen. Kaum hatte er mit den beiden Männern im Gepäck das Lokal entdeckt, hatte die geistesgegenwärtige Kneipenbesitzerin auch schon einen Krankenwagen für Reno organisiert, dessen Zustand sich von Sekunde zu Sekunde zu verschlechtern schien. Mit einem kalten, feuchten Lappen wischte sie dem Rotschopf, den Rude auf einer Bank abgelegt hatte, den Schweiß von der Stirn, während Rude selbst Tseng telefonisch Bericht erstattete. Tatsächlich konnte er sich aber nur schwer auf diese Aufgabe konzentrieren, denn seine Gedanken hingen bei seinem mittlerweile bewusstlosen Partner. Schon nach drei Minuten unterbreitete der ebenfalls besorgte Vizevorsitzende der Turks den Vorschlag, alles weitere nach ihrer Rückkehr aus Junon zu besprechen.
 

Quälend lange zehn Minuten später ertönte aus nördlicher Richtung das Martinshorn des Krankenwagens. Schon kurz darauf blitzte das Blaulicht durch die Fenster. Hastig spurteten zwei Männer in weißen Kitteln durch die Tür und wühlten sich zielstrebig an den teilnahmslosen Besoffenen vorbei zu ihnen in die hinterste Ecke.
 

Der rechte und älter aussehende der beiden Männer diagnostizierte schon beim ersten Blick auf den Patienten, die Ursache für sein ständig schwächer werdendes Befinden: „Gift. Der junge Mann wurde vergiftet. Antidote!“ Unverzüglich kramte der Gehilfe des Arztes in der großen, schwarzen Ledertasche, die er hergeschleppt hatte, und reichte ihm eine Einwegspritze, in der sich das grünliche, lebensrettende Serum befand. Während der Arzt noch sorgfältig die restlichen Luftbläschen aus der Spritze drückte, schob der Gehilfe schon Renos Ärmel nach oben und desinfizierte den Einstichbereich mit einer Jodlösung. Erst dann verabreichte der Arzt das Serum und widmete sich unverzüglich Renos anderen lädierten Körperstellen.
 

„Sir,“ meldete sich Rude zu Wort und richtete sich dabei an den Arzt, „Gift? Wie…?“
 

„Sie wissen nicht woher? Sie waren doch bei ihm oder?“ fragte der Arzt erstaunt, und unterbrach für einen Augenblick seine Analyse, um Rude in die Augen zu schauen. „Keine Ahnung? Habt ihr Punks euch was aus einer desinfizierten Spritze gespritzt, habt ihr bei einem neuen Dealer eingekauft oder hat ihn vielleicht eine exotische Spinne gebissen? Keine Idee?“
 

Rude war erstaunt. „Punks?!“
 

Der Arzt zog geringschätzig eine Augenbraue in die Höhe. „Nicht? Entschuldigt, aber Euer Äußeres spricht Bände.“
 

Bevor der Glatzkopf die Situation klären konnte, regte sich jedoch plötzlich Rufus Shinra, der ebenfalls bewusstlos, aber weitaus unscheinbarer neben dem Schwerverletzen auf einer anderen Bank gelegen hatte. Blinzelnd öffnete der Blondschopf die Augen und hielt sich dann stöhnend den Kopf. Eine Platzwunde oberhalb der linken Schläfe entstellte sein blasses, aristokratisches Gesicht, die ihm wahrscheinlich tierische Kopfschmerzen bescherte. Ansonsten schien er aber unverletzt. „Was, bei Ifrit, ist passiert?“ forderte er zu wissen und schlug seinen gewohnt herrischen Tonfall an.
 

„Meine Güte, sind Sie etwa Rufus Shinra? Ja, ganz klar, ich erkenne Sie aus dem Fernsehen… diese charismatische Ausstrahlung, unfassbar, Rufus Shinra in Junon!“ jubelte der Arzt halb erstaunt, halb euphorisch und schob sich die Drahtgestellbrille auf der Nase zurecht. Sofort wurde es schlagartig still im Schankraum und Rude verspürte den innerlichen Drang, den Arzt gepflegt durchs Ladenlokal zu prügeln. Gut, dass er nicht ansatzweise so impulsiv war, wie sein Kollege. Sonst hätte der Mediziner seine Knochen einsammeln können.
 

„Was ist passiert, Turk?!“ wandte sich der Sohn des Präsidenten ungeduldig an Rude, ohne die Leute um ihn herum eines Blickes zu würdigen.
 

„Turk?“ die gaffende Menge wich augenblicklich vor Rude zurück, als beherberge er einen hochgradig ansteckenden Virus in sich.
 

Nur der Arzt und sein loyaler Gehilfe widmeten sich unbeirrt ihrer Arbeit. „Diverse Hämatome am ganzen Körper, vor allem im vorderen Bereich, Torso und Unterbauch… eine Fraktur im rechten Bein… ebenso bei einer diversen Anzahl an Rippen… ich tippe auf drei bis vier, wenn nicht sogar fünf… eine alte Schusswunde im linken, seitlichen Bauchbereich, faszinierend…“ zählte der Arzt eine Verletzung nach der anderen auf, während sein Gehilfe fleißig alles auf einem Klemmbrett notierte. „unregelmäßiger Herzrhythmus und stockende Atmung… wahrscheinlich von der Vergiftung herrührend… ach, und sieh da, eine Einstichstelle im rechten Schulterbereich, ich vermute Gewalteinwirkung … sehr interessant, sehr interessant!“
 

Rude rollte entnervt die Augen. Der Mann erinnerte ihn auf bizarre Art und Weise an Professor Hojo, Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung der Shinra Corporation. In dessen Gegenwart hatte man auch immer das Gefühl, dass die körperlichen Leiden seiner Patienten ihm mehr Freude bereiteten, als ihre baldige Genesung. „Wir brechen auf.“ Sagte er deshalb und sein Tonfall machte deutlich, dass er keinen Widerspruch zuließ – auch nicht vom Sohn des Präsidenten, der sich wider Erwarten artig von seinem Platz erhob und ihm hinterher taperte. Sogleich umschlang der Stärkste unter den Turks Renos reglosen Körper und hievte sich das Fliegengewicht behutsam, um ihn ja nicht noch mehr zu verletzen, über seine rechte Schulter.
 

„Sind Sie wahnsinnig?! Ich bin hier noch nicht fertig. Es könnte Wer-Weiß-Was passieren, wenn sie ihn so grob behandeln! Er braucht dringend Ruhe und ärztliche Behandlung… und überhaupt, was fällt Ihnen ein?!“ redete der Arzt drauf los, während Rude sich bei der Besitzerin der Kneipe bedankte, ihr eine horrende Menge Gil in die Hand drückte und das nervige Geplapper gekonnt ignorierte. Es war wichtig, dass man die Leute auch für ihre Hilfsbereitschaft entlohnte, vor allem, da die Turks in der Bevölkerungsschicht ja eher unbeliebt waren. Böse Zungen nannten diese Vorgehensweise Bestechung, doch Rude betrachtete es eher als eine Art Motivation, um die Bürger bei Laune zu halten. Es funktionierte. Die Frau schien dankbar, lächelte und verabschiedete sie mit den Worten, „Ich schließe Sie in mein Nachtgebet ein, alle drei.“, bevor sie sich höflich verbeugte und der Prozession die Tür öffnete.
 

Arzt und Gehilfe blieben wie versteinert am Krankenwagen zurück, tauschten mehr als einmal verwirrte Blicke aus und kratzten sich ratlos am Hinterkopf, bevor sie die Situation schulterzuckend abtaten, in ihr Gefährt einstiegen und ohne Sirene und ohne Blaulicht wieder abdampften.
 

Schon nach kurzer Zeit stolzierte Rufus wieder wie ein Pfau vorneweg durch die schäbigen Gassen und lenkte alle Aufmerksamkeit auf sich. Reno begann auf halber Strecke Schnarchgeräusche von sich zu geben und Rude in den Nacken zu sabbern. Tja, und Rude selbst machte das alles nichts aus, weil er viel zu erleichtert darüber war, dass scheinbar doch noch mal alles gut gegangen war.
 

Innerhalb weniger Stunden würden sie alle wieder im Hauptquartier in Midgar sein und man würde sich nicht nur um Renos Verletzungen kümmern, nein, man würde zusätzlich die beiden Turks von der Last befreien, weiterhin Rufus Shinra babysitten zu müssen. Einzig die Furcht vor einer bösen Überraschung seitens des Präsidenten nagte an seiner überschwänglich guten Laune. Hoffentlich hatten Tseng und Verd es geschafft, die Aktion überzeugend zu vertuschen.
 

~TBC~

11 - Family Affair

A/n: Überraschung!!! Ich surfe gerade auf der Kreativwelle und hoffe ihr genießt das solange! ^^ Ab diesem Kapitel werdet ihr Renos Familie kennen lernen, den Anfang macht seine Mum.
 

Zur Information: Die Namen Geschwister setzen sich aus Städtenamen des Bundesstaates Nevada zusammen. Warum? Reno ist eine Stadt im US-amerikanischen Bundesstaat Nevada und na ja, ich war so unkreativ in der Namensfindung!, also hab ich auf der Arbeit mal einen Blick auf unsere Karte der Vereinigten Staaten geworfen. Tja, und als Mutter bekam Renos Mum natürlich den Namen des Bundesstaaten verpasst. ^^; Meine Logik halt! xD
 

Ansonsten bedanke ich mich wie immer an der Stelle bei euch Lesern und insbesondere bei Imp für den Kommi und das wunderbare Beta-ing und bei Bellafoy_d_Visconata für den lieben Kommi. ^^ *Renokekse verteil*
 

Viel Spaß weiterhin! ^.~
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 11: Family Affair
 

Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet,

das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt,

das Kostbarste, was er im Leben besitzt,

ist die Familie.

(Adolph Kolping, 1813-1865)
 

Reno erwachte durch ein konstantes, penetrantes Piepsen, dass ihm zusätzlich zu seinen Gesamtkörperschmerzen Kopfweh bescherte. Nicht zum ersten Mal fühlte er sich, als sei er von einer Herde Chocobos niedergetrampelt worden, aber diesmal schien es besonders schlimm zu sein. Unter Mühen öffnete seine Augen und wurde von einem so hellen, ätzenden weiß geblendet, dass er sie sofort wieder laut stöhnend schließen musste. Jetzt wusste er, wo er sich befand. Dieses abartige Weiß ordnete er einem Krankenzimmer zu. Somit war das nervige Piepsen die vertonte Frequenz seines Herzschlags. Machte alles hervorragend Sinn.
 

„Er ist wach! Endlich! Reno, Schatz, hörst du mich? Wie geht es dir?“, ertönte eine vertraute, feminine Stimme. Reno brauchte einen Augenblick, um sie in seinem gedanklichen Karteikasten einer Person zuordnen zu können. Er hatte sie lange nicht mehr gehört, diese Stimme, viel zu lange.
 

Eine Krankenschwester steckte den Kopf durch die Tür, grüßte die Anwesenden und strahlte mit der Sonne um die Wette, als sie Reno erblickte. „Er ist aufgewacht? Schön! Ich hole sofort Dr. Hudson.“ Dann war sie auch schon wieder verschwunden
 

Unterdessen grübelte Reno immer noch, woher er die zuvor gehörte Stimme kannte. Eine warme Hand griff nach seiner Rechten und streichelte sanft über die Haut. Eine weitere Hand spürte er kurz darauf an seiner linken Wange. Vertrauter, blumiger Duft stieg in Renos Nase und er lehnte sich sofort instinktiv in diese zarte Berührung.
 

„Mum?“ fragte er krächzend und erkannte seine eigene Stimme kaum wieder. Noch einmal versuchte er seine Augen zu öffnen. Drei Gesichtsförmige Schatten hingen über ihm, aber er konnte sie noch nicht eindeutig identifizieren, so verschwommen war seine Sicht. Der rotblonde Haarschopf bestätigte seine Vermutung über die weibliche Anwesende. Der dunkle Haarschopf schien von seinem Boss zu sein und der unbehaarte Schädel konnte nur seinem Partner gehören. „Rude? Tseng? Was is passiert?“
 

In dem Moment ging die Tür erneut auf und der Chefarzt betrat mit einer Spritze in der Hand das Zimmer. „Reno, schön, dass sie endlich wieder unter den Lebenden weilen. Sie waren mal wieder eine ganz schön harte Nuss, dass kann ich Ihnen sagen.“
 

Reno grinste. „Yo, ich geb mir Mühe Sie bei Laune zu halten, Dr. Hudson. Geben sie zu, ohne mich, hätten sie einen stinklangweiligen Arbeitsalltag.“
 

Der Arzt lachte schallend. „Ja, das kann ich nicht leugnen. Trotzdem sollten Sie in Zukunft etwas besser auf sich Acht geben. Viel mehr hält ihr Körper nicht aus.“ Dr. Hudson warf einen prüfenden Blick auf den Monitor und nickte. „Sehr gut. Ihre Werte verbessern sich zusehends. Wenn das so weiter geht, kann ich Sie ruhigen Gewissens morgen entlassen. Ich werde Ihnen jetzt nur noch einmal ein Schmerzmittel injizieren, damit sie nachher ruhig schlafen können und dann schauen wir morgen noch mal nach dem Rechten.“
 

Reno nickte und verabschiedete den hektischen Chefarzt mit einem zittrigen Winken. Schon erstaunlich, was 5 Tage Bettlägerigkeit aus seinem fitten, durchtrainierten Körper gemacht hatten. Er fühlte sich, wie ein schwächlicher Greis.
 

„Oh Schatz, ich hatte die ganze Zeit solche Angst um dich!“, sprach Nevada Sinclair unter Tränen, kaum hatte der Arzt das Zimmer verlassen und warf sich ihrem Sohn um den Hals. Ihre Stimme klang erschöpft und ein wenig kraftlos, aber auch sehr erleichtert.
 

Reno tätschelte ihr verlegen über den Rücken, wusste aber nicht so Recht, warum sie so übermütterlich reagierte. Tseng schien seine Verwunderung zu bemerken, denn er setzte sogleich zu einer unaufgeforderten Erklärung an: „Reno,“ seine Stimme war wie üblich beherrscht, besaß jedoch einen leicht fürsorglichen Unterton, „du befandest dich nach einer dreistündigen OP fünf Tage in einem komatösen Zustand, drei Tage davon wurdest du künstlich beatmet und du standest während der gesamten Zeit unter starken Drogen, damit du nicht mit Schmerzanfälle kämpfen musstest. Du hast Frakturen im Beckenbereich, im Brustbereich und im unteren rechten Beinbereich. Dein ganzer Körper ist mit Hämatomen überzogen, du bist vergiftet worden, dein linker Arm ist leicht verdreht und du hattest eine mittelschwere Gehirnerschütterung. Die Ärzte sind an dir fast verzweifelt.“ Es war erstaunlich, dass er nicht einmal während der gesamten Aufzählung Luft holen musste und trotzdem noch professionell dabei klang. Reno Mutter ließ derweil von ihrem Sohn ab und wischte sich möglichst dezent die Tränen aus den Augenwinkeln.
 

Nachdenklich und schweigsam wanderte der Blick des Rotschopfes zwischen den drei Besuchern hin und her. Sie sahen allesamt furchtbar übernächtigt aus, mit ihren dicken, dunklen Ringen unter den Augen und der blassen Gesichtsfarbe. Wahrscheinlich hatte keiner der Drei die letzten paar Tage richtig schlafen können. Und das nur wegen ihm.
 

„Tut mir leid, dass ihr euch Sorgen machen musstet, Leute.“, entschuldigte er sich und spürte schon kurz darauf eine kräftige Hand, die kameradschaftlich seine Schulter knetete. Er brauchte nicht aufzusehen, um zu wissen, wem sie gehörte. „Alter, du hast mir den Arsch gerettet. Ohne dich wär ich jetzt Geschichte. Danke, Partner, echt!“
 

„Schon gut.“, brummte der Glatzkopf und schob sich leicht verlegen die Sonnenbrille auf der Nase zurecht. Reno musste bei soviel Unbeholfenheit und Bescheidenheit grinsen.
 

In dem Moment sprang die Tür zum dritten Mal seit Renos Erwachen auf und Rufus Shinra betrat mit theatralisch, wehendem Mantel das Zimmer. Sein arroganter Blick überflog geringschätzig alle Anwesenden, bevor er sich ohne jedwede Begrüßung, aber extrem widerstrebend, an Reno wandte: „Ich entschuldige mich in aller Form für mein ungebührliches Verhalten in Junon und ich bedaure, dass Sie meinetwegen schwer verletzt wurden.“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es klang weder dankbar noch einsichtig, sondern gezwungen. Reno schaute fragend zu Tseng, doch der war wie gewohnt unlesbar und sehr reserviert.
 

„Äh ja… keine Ursache. Is’ halt mein Job, ne?“, erwiderte der Rotschopf zu perplex, um auf seinen Umgangston zu achten.
 

Der Sohn des Präsidenten sah ihn missbilligend an und räusperte sich, betont wichtigtuerisch. „Ich habe dafür gesorgt, dass Sie für ihre Mühen finanziell von der Firma entschädigt werden und ihnen zwei Wochen Urlaub nach ihrem Krankenhausaufenthalt zur Verfügung stehen. Des Weiteren wird Ihnen die Betreuung der Turkkadetten wieder anvertraut und Ihr Name, sowie der Name Ihres Partners, sind bis auf weiteres von der Abschussliste gestrichen worden.“
 

Reno blieb die Spucke im Hals stecken. Er hatte sich in dem Moment, in dem der Sohn des Präsidenten das Zimmer betreten hatte, einige denkbare Szenarien ausgemalt z.B. dass der Blondschopf ihm eine Knarre an die Stirn drückte und ihn abknallte oder ihm nach endlosen Beschimpfungen und Demütigungen feuerte – was logischerweise wiederum zur ersten Möglichkeit führte. Aber das da hatte er im Traum nicht erwartet. „Äh… ja… vielen Dank, Sir… äh… ich… uh… steh in Ihrer Schuld…?“, murmelte Reno mehr oder weniger konstruktiv.
 

„Ich wünsche Ihnen eine gute Besserung.“ Rufus Shinra verbeugte sich höflich und verließ anschließend mit geballten Fäusten wortlos das Zimmer.
 

Eine kurze Zeit herrschte erstarrtes Schweigen, dann sprudelte die Worte aus Reno heraus wie aus einem Wasserfall: „Was, bei Ifrits haarigen Eiern, war das da grad?! Is’ das da echt passiert oder hab ich Hallus?!“
 

„Reno, denk doch einmal an deine Ausdrucksweise… furchtbar!“, entrüstete sich seine Mutter, verschränkte die Arme vor der Brust und rollte mit den Augen. Dass sie vor knapp fünf Minuten noch vor Freude geheult hatte, weil ihr Sohn nach fünf Tagen Koma endlich aufgewacht war, schien sie bereits wieder verdrängt zu haben. Mütter! Zur Strafe für diesen Frevel bekam sie von ihm seinen bewährten „Mum, du untergräbst grad meine Autorität“-Blick.
 

„Du hast dich nicht verhört. Rufus hat sich stark dafür eingesetzt, dass Präsident Shinra seine Meinung über eure Arbeit revidiert.“, meldet sich Tseng mit einer Spur von einem Lächeln zu Wort.
 

„Warum sollte der verwöhnte Bengel das tun? Und noch viel wichtiger, warum tanzt der alte Knacker da oben nach seiner Pfeife?“
 

„Reno!“ setzte Nevada gerade dazu an, ihren Sohn noch zu ermahnen, verstummte jedoch als Tseng wortlos aber mit einer gewissen autoritären Ausstrahlung die Hand hob.
 

„Machen sie sich keine Mühe, Frau Sinclair. Ich bin seinen plumpen Umgangston gewöhnt. Es geht schon in Ordnung.“ Trotz dieser Aussage, warf er dem Rotschopf einen säuerlichen Gesichtsausdruck zu, um ihm zu bedeuten, dass dies eine Ausnahmeregelung war. „Zu deinen Fragen, Reno: Ich weiß, dass ihr zwei kleinere Differenzen habt. Doch Rufus Shinra weiß, welche Leute wichtig für seine Firma sind und auf wen er sich im Notfall verlassen kann. Als Sohn des Präsidenten war es ihm natürlich kein Problem, seinem Vater diesen Standpunkt klar zu machen.“
 

Reno sah Tseng lange an. Der Wutainese konnte unglaublich undurchsichtig sein, wenn er es wollte, aber der Rotschopf wusste, dass er ihn anlog. Es war weitaus wahrscheinlicher, dass man einem ausgewachsen Midgar Zolom einen Sprung durch einen brennenden Reifen antrainieren konnte, als dass Rufus Shinra sich freiwillig für ihn, seinen persönlichen Dorn im Auge, eingesetzt hätte. Nein, da steckte mehr dahinter. Wahrscheinlich hatte der verwöhnte Bengel ihn nur deshalb vor seinem Alten verteidigt, weil er aus Prinzip immer anderer Meinung war als sein Vater. Der alte Shinra hasste Reno und wollte ihn weghaben, also wollte Rufus Shinra ihn behalten. Das machte eindeutig mehr Sinn.
 

Doch Reno nickte nur. Er war erstens zu müde, um sich mit Tseng über so etwas zu streiten und zweitens, war seine Mutter anwesend. Je weniger sie über Firmeninterne Angelegenheiten bescheid wusste, umso besser war das für ihr körperliches Wohlbefinden.
 

„Na sieh mal an… erstaunlich kompetent, der Knirps.“ Reno gähnte herzhaft. Offensichtlich begannen die Schmerzmittel langsam zu wirken. Er fühlte, wie seine Augen schwerer wurden. Und noch ehe er „Midgar“ hätte sagen könne, verfiel er in einen traumlosen Tiefschlaf.
 

*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*+*
 

Als er wieder erwachte, war nur seine Mutter anwesend. Sie war auf dem Besucherstuhl eingenickt. Reno lächelte. Es ehrte ihn, dass seine Mutter ihm nicht von der Seite wich, obwohl er sich selbst aus Zeitgründen seit eineinhalb Jahren nicht bei ihr gemeldet hatte. Die allwöchentlichen, dahin geschmierten „Es geht mir prima, Mum. Ich hab dich lieb. Gruß, Reno“-Briefe zählte er dabei nicht als Kontakt zu ihr.
 

Seine Hand wanderte instinktiv in ihren Schoß, zu ihren Händen. Als er sie berührte, wachte seine Mutter auf. Sie hatte einen sehr seichten Schlaf, was nicht zuletzt daran lag, dass sie in den Slums von Midgar aufgewachsen war und lebte.
 

„Du bist ja wieder wach.“, ertönte ihre schlaftrunkene Stimme. Sie rieb sich die Augen unter ihrer filigranen Brille und begann wieder damit seine Hand zu tätscheln und zu kneten. Reno mochte es, wenn sie das tat, auch wenn er sich zeitgleich dafür schämte, dass er so ein kleines Müttersöhnchen war.
 

„Hm. Wo sind die anderen beiden?“
 

„Wenn du deine Kollegen meinst: Herr Tseng musste wieder an die Arbeit – er ist wirklich vorbildlich professionell – und dein Kollege Herr Rude wollte Kaffee holen. Ein netter Kerl, dein Kollege… nicht sehr gesprächig, aber wirklich nett.“
 

„Mum, sag nicht Herr Tseng und Herr Rude… das klingt so falsch, dass es wehtut. Tseng und Rude sind Vornamen… du würdest mich schließlich auch nicht Herr Reno nennen, oder?“
 

„Hm… ich find’s nicht gut, dass ihr Turks eure Nachnamen abtreten musstet. Das ist, als ob man seine Herkunft und Vergangenheit vor der Welt verheimlicht.“
 

„Vergiss nicht, es dient zum Schutz der Familien. Wenn keiner meinen Namen kennt, kann auch kein Idiot euch schaden, um sich an mir zu rächen.“
 

Nevada Sinclair senkte ihren Blick. „Herr… äh… ich meine, Tseng sagte mir, dass du deine Arbeit sehr gut machst. Was heißt das? Dass du besonders viel in Brand steckst oder besonders oft… tötest?“ Sie lachte ein wenig, als ob sie einen Witz gemacht hatte. Doch Reno sah ihr an, dass sie befürchtete, in ihren Vermutungen Recht zu behalten.
 

„Mum, wir Turks tun mehr als Brandschatzen, Erpressen und Morden. Zum Beispiel repräsentieren wir die Firma nach außen, kümmern uns um Attentäter, beschützen die Bevölkerung vor Bedrohungen, spielen Bodyguard für wichtige Geschäftsleute und rekrutieren SOLDAT-Kandidaten. Du darfst nicht alles glauben, was die Leute erzählen… auch nicht wenn „die Leute“ Fallon heißen.“
 

Ihr Lächeln erstarb. Reno wusste, dass er Letzteres besser nicht gesagt hätte, als sie ihm den Körperkontakt entzog, indem sie ihre Hände auf dem Schoß faltete. „Rede nicht so über deinen Bruder, Reno Sinclair! Er tut viel Gutes! Er hilft Obdachlosen und kümmert sich um Waisenkinder.“
 

„Pah! Er kümmert sich nur um sie, um ihnen Anti-Shinra-Gedanken in den Kopf zu setzen. Reiner Eigennutz, um seine terroristische Bewegung aufzustocken.“
 

„Dein Bruder ist kein Terrorist!“
 

Noch nicht!“
 

„Was weißt du denn schon über Fallon?! Du bist doch nie da! Das letzte Mal, dass du deine Familie besucht hast, liegt zwei Jahre zurück!“
 

Autsch! Das hatte jetzt mehr wehgetan als eine schallende Ohrfeige. Reno musste sich doch leider auch eingestehen, dass sie Recht hatte. Sein Zorn verrauchte schlagartig und wurde von seinem schlechten Gewissen ersetzt. Es war undankbar, sie so anzufahren. Schließlich hatte sie fast eine ganze Woche an seinem Krankenbett gesessen, obwohl sie bestimmt genügend andere Dinge zu erledigen hatte. Und er hatte es noch nicht einmal fertig gebracht zum letzten Weihnachtsessen zu erscheinen, obwohl er Urlaub in dem Zeitraum gehabt hatte.
 

„Mum, ich… du hast ja recht… tut mir leid.“, murmelte er entschuldigend.
 

Seine Mutter lächelte und schüttelte den Kopf. „Mir tut es auch leid. Ich wünschte nur, ich würde dich öfter sehen, Schatz. Die Kleinen vermissen dich auch sehr. Carson hätte dich gerne als Trauzeuge bei seiner Hochzeit nächsten Mai und Virginia möchte dich als Patenkind für ihr zweites Kind.“
 

Just in dem Moment betrat Rude mit zwei Kaffeebechern den Raum und nahm Reno die unangenehme Entscheidung ab, ob er seiner Mutter direkt sagen sollte, dass er wahrscheinlich keine Zeit dafür hatte, oder, ob er sich darüber totschweigen sollte. Es ehrte ihn, dass seine ältere Schwester und sein jüngerer Bruder ihm so sehr vertrauten, aber als Turk war er definitiv die falsche Wahl.
 

Rude warf dem Rotschopf einen fragenden „Stör ich?“-Blick zu, bevor er Nevada ihren Kaffee reichte. Doch Renos Mutter schüttelte mit dem Kopf. „Entschuldigen Sie, Rude, aber ich muss jetzt leider los. Geben Sie doch stattdessen Reno meinen Kaffee.“
 

„Kein Problem.“ Der Glatzkopf zuckte mit den Schultern und streckte Reno den dampfenden Becher hin, der ihn dankend annahm, während seine Mutter in ihrer Tasche kramte. Sie förderte einen weißen Umschlag zutage, auf dem in goldenen Lettern „Einladung“ geschrieben stand. Bevor sie diesen Reno überreichte, beugte sie sich über das Bett und drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Überleg es dir, ja? Ich liebe dich, Schatz.“
 

„Yo, Mum! Doch nicht vor meinem Kollegen, Mann!“ protestierte der Rotschopf Augen rollend. Seine Mutter lächelte, durchwuschelte seine stachelige Mähne und verabschiedete sich noch von Rude, bevor sie den Raum verließ.
 

Kaum war sie weg, stöhnte Reno lautstark, sagte jedoch nichts. Er würde vielleicht Rude irgendwann die ganze Problematik „Familienahngelegenheiten“ erzählen, aber gerade im Moment fühlte er sich nicht danach. Stattdessen lenkte er auf ein anderes Thema: „Musst du nicht arbeiten, Dude?“
 

„Ich arbeite. Ich soll dich nach Hause begleiten…“, sagte der Glatzkopf und schlürfte seinen Kaffee. „… und dich ans Bett ketten.“
 

Reno, der ebenfalls einen Schluck Kaffee zu sich genommen hatte, spuckte die warme, braune Flüssigkeit bei Rudes Worten direkt wieder aus. „WAS?!“
 

„Befehl von Tseng.“, erwiderte der Glatzkopf ernst, konnte sich aber scheinbar ein baritones Lachen nicht verkneifen, als Renos Gesichtszüge radikal entgleisten. „Nur, damit du dir nicht mehr wehtun kannst.“
 

„Rude!“, entrüstete sich der Rotschopf. „Alter, das war nicht witzig! Ich hatte nen halben Herzinfarkt, yo!“
 

„Das war wohl witzig!“, argumentierte der Stärkste unter den Turks. Dann drehte er sich zu einem der Einbauschränke um und holte einen zusammengeklappten Rollstuhl hervor. „Und nun lass uns gehen.“
 

Renos ungläubiger Blick wanderte zwischen Rude und dem Rollstuhl hin und her. Der Stuhl war aus schwarzem Leder, oder Lederimitat – die Shinra sparte schließlich wo es ging – und in der Mitte der Sitzfläche prangte ein großes Loch, unter dem sich Plastikbehälter fand, den die Patienten als Toilette benutzen konnten, ohne aufstehen zu müssen. Ekelhaft!
 

„Da setz ich mich nicht drauf. Nie im Leben!“
 

Rude zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Gut. Ich kann dich auch nach Hause tragen. Die Leute werden sich bestimmt nichts dabei denken, wenn sie uns so sehen.“
 

Reno staunte nicht nur darüber, wie lang diese Ansprache für Rudes Verhältnisse war, sondern auch darüber, wie manipulativ der Glatzkopf sein konnte. Wie sollte er dagegen argumentieren? Rude hatte Recht. Er konnte nicht gehen, also blieben als einzige Alternativen die Beförderung im Rollstuhl oder auf dem Arm seines Partners übrig. Er brauchte nicht lange abzuwägen, welche der beiden Möglichkeiten die Vorteilhaftere war. Er hatte schließlich seinen Ruf als Frauenflachleger zu wahren. Das besaß oberste Priorität. Es brauchte jedenfalls keine fünf Minuten, da befand er sich in besagtem Stuhl und wurde durch die Gänge der Medizinischen Abteilung zum Personalaufzug gerollt.
 

~TBC~

12 - Ghosts of the Past

A/n: Ein neues Kapitel ist fertig, diesmal etwas tiefgründig und dunkler, als die Vorangegangenen. Über Rudes Vergangenheit habe ich mir lange den Kopf zerbrochen und ich hoffe, dass eine glaubwürdige Variante schließlich dabei herausgekommen ist. Armer Rude! ;__;

An dieser Stelle auch wie immer herzlichen Dank an meine Leserschaft. Mein Dank geht vor allem an: Bellafoy_d_Visconata, abgemeldet, abgemeldet, abgemeldet, abgemeldet und Imp für's kommentieren. Ihr macht mich immer so glücklich mit euren lieben, motivierenden Kommis! QQ An Letztere auch noch mal ein besonderen Dank für ihre wunderbare, unterstützende Arbeit als Beta! <333

Aber genug gequatscht! Weiter geht's...
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 12: Ghosts of the Past
 

Laßt die Erinnerung uns nicht belasten,

Mit dem Verdrusse, der vorüber ist.

(William Shakespeare, Der Sturm)
 

Es war erstaunlich wie sehr dieser Briefumschlag mit den goldenen Lettern Reno aus der Fassung bringen konnte. Er hatte ihn wie ein Mahnmal auf einer Kommode platziert und jedes Mal, wenn er ihn ansah, schlug seine Laune ins Negative um – auch wenn der Rotschopf Rude gegenüber stets versuchte es zu verheimlichen, indem er seinen Frust überspielte.
 

Doch Rude ließ sich nicht so einfach von seinem Partner linken. Er war nicht blind und konnte sehen, wie sich Renos Haltung veränderte, wie sein Gesichtsausdruck einen gequälten Zug annahmen und wie er noch rastloser wurde, jedes Mal, wenn er die Einladung ansah. Der Rotschopf hing zwischen zwei Entscheidungen und wusste nicht, welche die Richtige war.
 

Anfangs hatte der Glatzkopf es hingenommen und geglaubt, die Angelegenheit würde sich irgendwann von selbst klären. Doch mit der Zeit musste er feststellen dass sich die Situation von Tag zu Tag verschlimmerte. Reno konnte innerhalb des Apartments seinen Blick nicht von diesem Umschlag lassen und seine Laune verschlechterte sich weiterhin.
 

Rude konnte nicht länger einfach nur zusehen. Er hatte kurzerhand einen guten Tropfen Whiskey organisiert - und das in rauen Mengen - und dazu das Leibgericht seines Kollegen gekocht: Spaghetti mit großen Hackfleischbällchen. Vielleicht konnte er so seinen Partner aufmuntern.
 

„Yo, Rude. Du hättest mir sagen sollen, dass wir’n Date haben. Dann hätt ich mich vorher ein wenig aufgestylt.“, scherzte der Rotschopf und schwenkte die amberfarbene Flüssigkeit in seinem Glas, während Rude ihm sein Essen servierte. Sie saßen auf dem ausladenden Balkon, an der frischen Luft. Der Lärm der Hauptstraßen, die sich rund um das Shinra-Hauptquartier schlängelten, war in dieser Höhe kaum noch zu hören, dafür aber das sanfte Blubbern des beleuchteten Jacuzzis.
 

„Ich wollte dich überraschen.“, gab Rude schmunzelnd zurück und nahm Reno gegenüber Platz.
 

„Auf uns, Alter.“
 

„Prost, Partner!“
 

Mit einem lauten Klong und einem amüsierten Glucksen stießen die Beiden an, bevor sie sich dem Essen widmeten. Es war eine Angewohnheit, dass sie während des Essens nicht sprachen. Rude, weil er generell nicht der gesprächige Typ war und Reno, weil er sich mit Rudes Essen immer so den Mund vollstopfte, dass er dadurch gar nicht reden konnte - er war ein sehr dankbarer Esser, wenn man ihm Dinge servierte, die er mochte.
 

Nach fünf Minuten stillen Schaufelns hatte Reno seinen Teller geleert. Er ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen und strich sich zufrieden über seinen Bauch. „Boah, göttlich. Ich bet dich an, mein Superkoch! Aber sag mal, womit hab ich das eigentlich verdient?“
 

Rude wischte sich seinen Mund penibel mit einer Serviette sauber, griff stillschweigend nach der Whiskeyflasche und goss noch einmal beide Snifter voll. Dann überlegte er. Was er vorhatte würde nicht einfach werden. Aber er hatte sich dazu entschlossen, um Reno seine Entscheidung zu erleichtern. Und außerdem hatte er schon länger darüber nachgedacht dem Rotschopf von seiner Vergangenheit zu erzählen.
 

„Ich möchte von mir erzählen.“
 

Renos Ohren spitzten sich und er beugte sich interessiert nach vorne. „Einfach so? ich dachte deine Vergangenheit ist’n mysteriöses Geheimnis, Dude!“
 

„Ich vertraue dir.“ Der Rotschopf lächelte sanft bei den Worten, was Rude in seiner Entscheidung bestärkte. „Das ist einer der Gründe.“
 

„Und der Andere?“
 

„Nach der Geschichte.“, erwiderte der Glatzkopf und schob sich leicht nervös die Sonnenbrille zurecht. Dann seufzte er. „Es ist schwierig. Ich habe über Vieles sehr lange nicht nachgedacht.“
 

„Yo, biste dir denn hunderpro sicher, dass du mir das dann auch wirklich erzählen willst?“
 

„Absolut.“
 

Reno schwieg für einen kurzen Moment und zog nachdenklich die Stirn kraus. Schließlich griff er beherzt nach beiden noch gefüllten Whiskeygläsern, hob Eins in seiner linken Hand in die Höhe und hielt Rude das Andere unter die Nase. „Ex oder nie wieder Sex, Partner!“, grinste er und zwinkerte schelmisch.
 

Der Stärkste unter den Turks grinste zurück. Mut antrinken war jetzt genau das, was er brauchte. Mit einem kräftigen Schluck bahnte sich der Alkohol den Weg Rudes Speiseröhre hinab. Er brannte angenehm in der Kehle und hinterließ eine schummrige Wärme. Sein Gedankenchaos im Kopf begann sich zu entknoten und zudem lockerte der Alkohol seine Zunge etwas.
 

„Mein Vater ist Don Rafael Meringues.“, eröffnete Rude seine Geschichte und ließ dem Rotschopf die Zeit diese Information zu verdauen. An dessen Blick konnte er ablesen, dass er mit dieser Nachricht voll ins Schwarze getroffen hatte. Reno hatte große Ähnlichkeit mit einem Fisch auf dem Trockenen, so wie er gerade aus der Wäsche schaute.
 

In der Shinra kannte man Don Rafael Meringues ebenso gut wie Don Corneo. Beides waren sie zwielichtige Gestalten. Der eine verdiente sein Geld mit Prostitution, der Andere, sein Vater, verdiente es mit dem Anbau und Vertrieb von Tabak und Rauschgift. So einflussreich wie Don Corneo in Midgar war, so einflussreich war Don Rafael Meringues in Costa del Sol, in dessen Nähe er eine 700 Hektar große Plantage und ein protziges Landhaus besaß, in dem Rude groß geworden war.
 

„Ach du heilige Scheiße…“, stieß Reno aus. „Bist du dann… boah, den Namen kannte ich mal…“
 

„Rudolfo della Villa Lobos Meringues.“
 

“Jau, ich erinnere mich wieder. Dude, der Name is ne Krankheit. Was haben sich deine Eltern dabei bloß gedacht?“
 

„Meine Mutter, Comtesse Carmen della Villa Lobos, hat auf den Doppelnamen bestanden. Zum Fortbestand ihres Familiennamens.“ Rude rollte mit den Augen. Er hatte Vieles von den Streitereien seiner Eltern mitbekommen und seine Rolle in der Familie war immer der größte Streitpunkt gewesen. „Es war eine Zweckehe und ich war quasi der Vertrag - nicht mehr, nicht weniger.“
 

Reno zuckte zusammen. Sicherlich konnte ein Junge, der in einer liebevollen, quirligen Großfamilie aufgewachsen war nicht vorstellen, wie es war einfach nur aus Zweckmäßigkeit in die Welt gesetzt worden zu sein. Man erwartete Nachkommen von einem adeligen Ehepaar, damit der Familienname nicht ausstarb. „Ein Kind als Ehevertrag? Das zieht sogar mir die Schuhe aus, Kumpel.“
 

Rude nickte. „Ich hab meine Eltern immer gehasst und tu es immer noch.“, Rude ballte die Hände zu Fäusten. Der bloße Gedanke an seinen Vater machte ihn aggressiv. Ein Grund, warum er so wenig an ihn dachte. Er ließ sich nicht gerne von einer Vergangenheit beherrschen, die er hinter sich gelassen hatte.
 

Reno seufzte und warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Dann goss er sich beiden erneut Whiskey nach. „Yo, noch Alk?“
 

„Danke.“ Rude ließ sich nachschenken und nahm dann einen kräftigen Schluck, bevor er fortfuhr. „Mein Vater steckte mich bei der ersten Gelegenheit auf eine Militärschule. Ich war zwölf. Es begann harmlos mit Theorie: Kriegstaktiken, historische Schlachten etc. Danach, mit 14 Jahren, kam die Praxis: Schießübungen, Kriegssimulationen, Bombenbasteln ~“
 

„Bomben basteln?“, unterbrach ihn Reno aufgeregt. Sein Blick strahlte und erinnerte stark an das Funkeln in den Augen eines Kindes, das das Schlaraffenland gefunden hatte.
 

Rude gluckste. „Ja, das hab ich drauf. Jahrgangsbester.“
 

„Jeez, du bist grad zu meinem absoluten Superhelden aufgestiegen.“
 

„Schon klar. Darf ich weitermachen?“
 

„Oh… Na klar, Alter! Sorry! Red einfach!“
 

Der Glatzkopf nickte und nahm wieder einen ernsten Gesichtsausdruck an. „In der Praxis wurde es schwieriger zwischen real und Training zu unterscheiden. Ich war sechzehn da killten zwei Schüler zwölf ihrer Kameraden während einer Simulation. Sie wollten wissen, wie es sich anfühlt zu töten. Zumindest haben sie es hinterher stolz behauptet.“
 

Zwar hatte er durch seinen anerzogenen Mangel an sozialer Kompatibilität seine toten Kameraden kaum gekannt, dennoch hatten seine instinktiven moralischen Werte ihm schon damals klar gemacht, wie falsch das Verhalten der beiden Killer gewesen war. Und jetzt wo er wusste, was es bedeutete einen treuen Partner zu haben, auf den man sich verlassen konnte und der sich auf einen verließ, wurde Rude erst das ganze Ausmaß dieser Tat bewusst. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht.
 

„Die haben zwölf andere Kinder gekillt… nur um einmal zu töten?“
 

„Ja, dabei waren sie selbst nur Kinder, 14 und 17 Jahre alt. Aber es war kein Einzelfall… tatsächlich gab es Viele wie sie. Und sie wurden gefördert - man machte aus ihnen SOLDIER. Ihr natürlicher Killerinstinkt war dafür ein Gewinn.“
 

Rude schluckte, senkte den Blick und schwieg. Er hatte selbst einige SOLDIER rekrutiert. Die meisten waren überdurchschnittlich gute Kämpfer, schon bevor sie mehr oder weniger freiwillig der Shinra beitraten. Die Wenigsten jedoch waren dem gewachsen. Viele hatten Angst vor dieser Aufgabe und Andere waren wütend auf die rücksichtslosen Methoden der Shinra. Aber es gab auch Jene, die sich auf ein Leben als SOLDIER freuten, manche mit übertriebener Verbissenheit und einem Hauch von Wahnsinn. Das waren Personen mit „natürlichem Killerinstinkt“.
 

Auch Reno schwieg und starrte wie hypnotisiert in zu oft in sein Glas. Schließlich massierte er seine Nasenwurzel mit Zeigefinger und Daumen. „Mann Alter, ich werd depressiv. Sag mir, dass die Story ab jetzt besser wird.“
 

„Hn…“ erwiderte der Glatzkopf und lächelte schief. „Ich fürchte, vorerst nicht.“
 

„Gibt‘s wenigstens ‘n Happy End?“
 

„Ja. Der Tag, an dem ich Turk wurde.“
 

„Sag das Verd und du wirst auf der Stelle befördert.“ Reno grinste nur halbherzig. Ihn beschäftigten Rudes Vergangenheit mehr als er zugeben wollte und Der Glatzkopf fragte sich inzwischen, ob er dem Rotschopf zuviel zumutete.
 

„Er weiß es… dazu später. Nach dem Massaker, wollte ich weg. Die Schule machte mich krank. Aber mein Vater war dagegen und ich war minderjährig. Er sagte, die Ausbildung formt meinen Charakter und so musste ich bleiben.“
 

„Pff… genau so‘n Penner wie mein Alter.“, kommentierte Reno, schüttelte verständnislos den Kopf und zündete sich eine Zigarette an. Der weiße Qualm stieg wie Nebel in den sternenklaren Himmel. Der süßliche, schwere Tabakgeruch stieg in Rudes Nase. Der Glatzkopf erinnerte sich daran, wie er den Geruch von Tabak gehasst hatte. In seiner Kindheit war dieser Geruch allgegenwärtig gewesen. Erst in der Militärschule hatte er gelernt den Geruch von Schießpulver noch mehr zu hassen. Irgendwann hatte er jedoch auch diesen Hass darauf vergessen. Irgendwann zwischen damals und jetzt. Er konnte nicht einmal sagen, wann es passiert war.
 

„Mein Ausbilder erfuhr von meiner Abscheu und machte mir fortan das Leben zur Hölle. Ich hielt es nicht mehr aus und schließlich griff ich zu Drogen. Ich klaute sie von der Plantage. Sie halfen mir den Albtraum zu überstehen und Vieles zu vergessen.“ Rude ließ diese Worte auf Reno einwirken, der in stiller Erwartung nach seinem Glas griff und den Inhalt in einem Schluck leerte.
 

„Damals war es mir egal. Alles war egal - bis Verd auftauchte. Die Turks rekrutierten eigentlich SOLDIER. Aber Verd sah mich trainieren. Er erkannte mein Potential, doch ich weigerte mich zunächst. Mein Vater hasste die Turks und das hatte mich beeinflusst. Ich schlug das Angebot aus. Doch irgendwann tauchte der Gedanke in meinem Kopf auf, den Turks beizutreten, eben weil mein Vater sie hasste. Allein die Vorstellung sich ihm zu widersetzen, und das auf eine Art, die er noch mehr verabscheute als bloßer Ungehorsam, reizte mich. Also wählte ich die Turks, meine erste eigenen Entscheidung und ich habe sie nie bereut.“
 

„Das ist irgendwie alles so krass. Das klingt nach ner verdammt beschissenen Vergangenheit und trotzdem sitzt du hier vor mir und bist… ja, was bist du eigentlich?“
 

„Glücklich?“
 

„Glücklich? Schwer vorstellbar, dass man nach so einer Scheiße noch glücklich werden kann.“ Reno blickte Rude direkt und nachdenklich an.
 

„Der Mensch ist unschlagbar im Vergessen und Verdrängen.“
 

„Sei nicht so kryptisch, verdammt!“
 

„Es ist mein ernst, Reno.“ Rude sah den Rotschopf eindringlich an. „Meine Vergangenheit ist Vergangenheit. Sie ist vorbei und sie hat keinen Einfluss mehr auf mich.“ Rude erhob sich während er sprach von seinem Platz und holte den Briefumschlag mit den goldenen Lettern. Er legte ihn vor Reno auf den Tisch und sah zu wie sich sein Gesicht gequält verzog. „Und deine Vergangenheit sollte keinen Einfluss auf dich haben.“
 

„Es ist nicht meine Vergangenheit!“, brauste Reno auf. „Es ist die Gegenwart!“
 

„Ausreden.“, konterte Rude gelassen. „Du hast Angst vor deinem Bruder - Angst davor, deine Familie zu enttäuschen.“
 

„Ich werde Carson die Hochzeit ruinieren, wenn ich da aufkreuze. Was glaubste, wie viele Leute in den Slums Turks abkönnen? Seine Gäste werden…“
 

„Woher willst du das wissen?“ unterbrach Rude ihn mitten im Satz. Reno schaute ihn an wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Der Glatzkopf hatte anscheinend ins Schwarze getroffen. Irgendein vergangenes Erlebnis in Renos Erinnerungen blockierte seine Entscheidung zugunsten der Hochzeit. Der Rotschopf schien mit sich selbst zu ringen, wenn Rude seine Unrast richtig deutete. Er ging auf und ab, wandte ihm schließlich den Rücken zu und beugte sich wie ein Häufchen Elend an das matte Metallgeländer, um schweigend in die Nacht hinaus zu starren.
 

Rude seufzte. Das war nicht so gelaufen, wie er erwartet hatte. Er wollte sich gerade damit beschäftigen, den Tisch abzuräumen und Reno mit seinen Gedanken allein zu lassen, als der sich wieder zu ihm umdrehte. „Es war vor gut sieben Jahren auf dem vierzigsten Geburtstag meiner Mutter. Ich war damals erst vor Kurzem von Tseng zu den Turks geholt worden, aber jeder wusste da unten in den Slums schon, dass ich Einer war. Meine Mum hat den halben Sektor eingeladen zu einer großen Feier. Sie hat lange dafür gespart und sie sich total darauf gefreut. Doch es kam kein Einziger. Sie hatten alle Angst vor ihrem Sohn, dem Turk, vor mir.“ Reno biss sich auf die Lippen, um seinen angestauten Zorn zu unterdrücken. „Sie hat mir niemals einen Vorwurf gemacht. Sie sagte, die Leute seien dumm und sie verzichtete gerne auf eine solche, vorurteilende Gesellschaft, doch ich hab sie in der Nacht in ihrem Zimmer weinen gehört. Verstehst du, Rude?! Ich will nicht, dass so was auf Carsons Hochzeit passiert! Ich würd ihm den schönsten Tag in seinem Leben mit meiner bloßen Anwesenheit ruinieren. Dafür hätte er alle Rechte mich zu hassen. Und mir reicht‘s vollkommen, dass ich einen Bruder hab, der mich hasst.“
 

Rude klopfte seinem Partner kameradschaftlich auf die Schulter. „Er hat dich eingeladen, trotz allem. Wenn du nicht gehst, wird er enttäuscht sein. Und außerdem… hast du aus meiner Geschichte nichts gelernt?“
 

Reno lachte endlich. „Das ist der zweite Grund? Du erzählst mir deine Lebensgeschichte, damit ich auf die Hochzeit meines Bruders gehe?“
 

„Hat‘s geholfen?“, antwortete der Glatzkopf und zog fragend eine Augenbraue hoch.
 

„Yo, kaum zu glauben, dass ich der Erste bin der bemerkt, was für ein Spinner in dir steckt. Na gut, ich versuch‘s. Aber wenn alles schief läuft, dann geb ich dir die Schuld daran, ist das klar?“
 

„Absolut einleuchtend.“, scherzte der Stärkste unter den Turks und entlockte Reno damit ein weiteres Lachen. Es war schön, dass seine Idee, ihn zu überreden, doch noch Wurzeln geschlagen hatte.
 

„Fein. Aber ich hab eine Bedingung!“
 

„Die da wäre?“
 

„Du kommst mit auf die Hochzeit. Als moralische Unterstützung.“
 

~*~TBC~*~

13 - Hints of Jealousy

Anm: Schon wieder hat das so lange gedauert! Tut mir furchtbar Sorry! QQ Ich versuche mich zu bessern. Vielen Dank für all die Kommis und Favos. Das baut mich immer wieder auf. Vielen Dank wie immer auch an meine liebe und fleißige Beta Imp!

Ich hoffe, auch dieses Kapitel wird euch wieder erfreuen. Ich wollte mal ein wenig mehr Tseng in den Mittelpunkt rücken. :3
 

Shinras Dreamteam

Kapitel 13: Hints of Jealousy
 

Eifersucht ist eine Leidenschaft,

die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

(Friedrich E. D. Schleiermacher)
 

„Ihr wollt Beide am gleichen Tag Urlaub haben?“ Tseng zog fragend die Augenbrauen hoch, sodass sich seine Stirn krauste.
 

Reno war auf Gegenwehr vorbereitet gewesen, noch bevor er das Büro des Vizevorsitzenden betreten hatte. Tseng machte jedes Mal einen Akt daraus, ihm Urlaub zu genehmigen. Im Endeffekt hatte er ihm aber in all den Jahren, die er jetzt schon als Turk arbeitete, noch keinen Urlaub verweigert.
 

„Wollt ihr an diesem Termin irgendetwas Spezielles unternehmen?“, fragte der Wutainese, während er akribisch die beiden Urlaubsanträge durchschaute.
 

Genervt beobachtete Reno, wie Tseng einige Worte rot umkringelte oder mit Schlangenlinien versah und an den Rand des Formulars verbesserte Formulierungsvorschläge oder Rechtschreibkorrekturen kritzelte. Das tat er immer und jedes Mal, musste Reno den Antrag deshalb neu schreiben, weil Tseng auf ein korrektes Aussehen seiner Akten bestand.

„Wir gehen auf Carsons Hochzeit. Warum interessiert dich das?“
 

„Nur so…“, nuschelte Tseng etwas undeutlich, doch Reno hatte ihn trotzdem verstanden. „Dein Antrag ist genehmigt, aber Rude am gleichen Tag Urlaub zu gewähren, muss ich mir noch einmal überlegen.“
 

„Waaaas?!“ Der Rotschopf sprang von der Ecke des Schreibtisches, auf der er es sich bequem gemacht hatte und fuchtelte wild mit den Armen, um seine Empörung mit Gestik zu untermalen. „Warum?“
 

„Nun dein Bruder heiratet, also ein naher Blutsverwandter. Laut unserer Firmenpolitik ist das ein mehr als ausreichender Grund, dir deshalb den Urlaub zu gewähren. Bei Rude ist das wiederum eine ganz andere Geschichte. Ich muss vorher die Auftragsverteilung durchsehen, ob sich das überhaupt einrichten lässt.“
 

„Du willst meinen Partner, in ein anderes Team stecken?!“
 

Tseng sah Reno verständnislos an. „Dein Partner ist ein ganz normaler Mitarbeiter unserer Abteilung. Selbstverständlich muss er dann in einem anderen Team arbeiten, wenn du Urlaub hast. Glaubst du etwa der ganze Betriebsablauf steht deshalb still?“ Kopfschüttelnd erhob der Wutainese sich von seinem Platz, räumte seine Stifte weg und klappte das Notebook zu.
 

Der Rotschopf fühlte sich ein wenig verarscht. Tseng konnte doch jetzt nicht einfach aufstehen und weggehen – jedenfalls nicht bis Reno hatte, was er wollte. So lief das nicht!
 

„Was zum… Wie albern, eh! Könnt ihr nicht einen verdammten Tag lang auf zwei Turks verzichten, oder was?“
 

„Wir sind, wie du weißt, sowieso schon ein stark unterbesetztes Team für die Aufgabenvielfalt, die unserer Abteilung zugedacht ist.“, konterte Tseng ruhig, während er den Stuhl ordentlich an seinen Schreibtisch schob und im Anschluss nicht vorhandenen Staub von der Rückenlehne strich. So ein Sauberkeitsfanatiker, schoss es Reno durch den Kopf und es schien seine Wut über Tsengs Verhalten nur noch mehr anzufachen. Warum stellte sich der Wutainese nur so stur an? Es war schließlich nur ein Tag.

Gerade als Tseng sein Notebook unter den Arm klemmte und Reno einen Blick zuwarf, der suggerierte, dass es jetzt Zeit [dafür] war, sich dünne zu machen, öffnete sich mit einem leisen Knarzen die Bürotür und Rufus Shinra trat ein. Reno grummelte innerlich. Musste jetzt, von allen möglichen Leuten, gerade dieser verhätschelte Knirps auftauchen?
 

Der Blondling warf Reno einen verächtlichen Blick zu und wandte sich dann an Tseng. „Haben Sie Zeit?“
 

Sofort setzte Tseng sein Notebook wieder auf dem Schreibtisch ab. „Natürlich, Sir. Für Sie habe ich immer Zeit.“, er gestikulierte Rufus einladend zu dem Bürostuhl, damit dieser sich setzte, bevor Tseng im Anschluss selbst Platz nahm. Arschkriecher…

„Muss der andere Turk anwesend sein?“
 

Der andere Turk! Ich geb dir gleich „der andere Turk“ du verzogenes Blag! Dieser Rotzbengel wusste genau, wie Reno hieß.
 

„Nein Sir. Reno wollte sowieso gerade gehen.“, antwortete Tseng und warf dem Rotschopf einen „Mach dich jetzt endlich vom Acker“-Blick zu.
 

Da Reno weder die Lust verspürte sich mit dem Schwarzhaarigen zu streiten, noch Rufus Shinra dadurch die Gelegenheit zu geben, ihn für noch unprofessioneller zu halten, als er es sowieso schon tat, nickte der Rotschopf wortlos und drehte sich um. Im Türrahmen blieb er noch einmal stehen, um dem Vizevorsitzenden einen Vorschlag zu unterbreiten: „Tseng, was hälst du davon, wenn wir heute zusammen Essen gehen. Haben wir lang nicht mehr gemacht. Ich bezahl auch.“
 

Der Vizevorsitzende warf ihm einen verärgerten Blick zu, weil Reno es wagte Tsengs Privatleben vor Rufus Shinra zu verplanen, nickte aber. „Heute Abend habe ich Zeit. Das geht also in Ordnung.“, murmelte der Wutainese reserviert.
 

„Also gut. Wir treffen uns um acht Uhr bei mir. Nur wir Zwei.“ Mit Genugtuung betrachtete Reno noch für einen kurzen Moment Tsengs pulsierende Ader auf der Schläfe und Rufus Shinras säuerlichen Gesichtsausdruck, bevor er die Tür hinter sich schloss. Das war Tsengs kleine Strafe für die Zickerei bezüglich Rudes Urlaubsantrags. Mit einem selbstzufriedenen Grinsen machte sich Reno auf den Weg zurück zu Rudes und seinem Appartement.
 

~*~*~*~*~*~*~
 

Fasziniert sah Reno Tseng bei seiner Fingerfertigkeit bezüglich Essen mit Stäbchen zu. Während er selbst sich mit einer Gummiband-Klammer-Konstruktion für blutige Anfänger zum Affen machte, konnte Tseng das glitschigste, kleinste Reiskorn ohne große Mühe mit seinen filigran verzierten Lackstäbchen aufklauben.
 

Tseng und Reno aßen in einem piekfeinen Wutainesischen Restaurant. Jede Gruppe von Gästen, die hier speiste, hatte einen eigenen, von den anderen Gästen abgetrennten Essbereich und einen persönlichen Kellner, der auf Knopfdruck für einen bereitstand und mit einem höflichen Lächeln alle noch so ausgefallenen Wünsche erfüllte. Gegessen wurde hier an einem sehr niedrigen Tisch mit eingebauter Heizdecke auf dem Boden sitzend, was durchaus bequemer war, als es sich anhörte. Das Ambiente, der Geruch von exotischen Gewürzen, sowie die leise fremdartige Musik, die aus den Lautsprechern wie ein Bächlein plätscherte, reichten aus, um jeden Gast im Geiste nach Wutai zu entführen.
 

„Wie machste das mit den Stäbchen? Das sieht bei dir so verdammt einfach aus, Mann.“ Seine Klammerkonstruktion funktioniert zwar hervorragend, sah aber ziemlich dämlich aus. Vor allem weil ihr Kellner ihn schon mehrfach, heimlich ausgelacht hatte, als er mit diesem simplen System, trotzdem noch die ein oder andere Schwierigkeit beim Essen hatte.
 

„Als ich dir das letzte Mal versucht habe beizubringen, wie man mit Stäbchen isst, hast du hinterher frustriert aufgegeben und dein Essen mit den Händen verspeist. Das war eine ziemliche Sauerei.“, merkte Tseng mit leicht amüsierten Unterton an. Im Privatleben war der Wutainese umgänglicher und nicht ganz so hochgeschlossen wie als Vizevorsitzender der Turks. Vielleicht hatte seine Lockerheit aber auch etwas mit dem heißen Sake zu tun. Zwei Flaschen hatten sie schon gemeinsam geleert.
 

„Ich erinnere mich… wir hatten ziemlich viel Spaß an dem Abend, oder?“
 

„Ja. Das stimmt.“, während er das sagte, schob Tseng konzentriert sein Gemüse von rechts nach links, trennte Zuckererbsenschoten von Bambussprossen und Morcheln. Selbst auf diesem Teller brauchte der Herr Vizevorsitzende strikte Ordnung.
 

„Du solltest wirklich mal deswegen zum Seelenklempner, Alter. Kann ja nicht angehen, dass du selbst dein Gemüse alphabetisch sortierst.“
 

„Ich hab es nicht alphabetisch geordnet… das sind keine Akten.“, protestierte Tseng ein wenig zu vehement. Ein Vorzeichen für einen erhöhten Alkoholpegel in seinem Blut. Das konnte lustig werden. „Ich ordne es nach Art und Geschmack… zum Beispiel die Morcheln kommen nach rechts, weil ich die besonders gerne mag und die Bambussprossen schiebe ich nach links, weil ich die nicht so gerne esse. Ich empfinde das als eine absolut logische Variante, Essen genussvoll zu verspeisen.“
 

Reno musste lachen. „So ein Blödsinn! Das landet doch alles im selben Magen, also warum der Aufwand?“
 

„Leute, die wie Schweine fressen, haben auch von diesen fundamentalen Essensgepflogenheiten null Ahnung.“, stichelte Tseng und zeigte mit seinen Essstäbchen auf Reno, der ihn nur ansah, zu perplex, um ihm einen passende Antwort auf diese Beleidigung zu geben. Für eine Weile starrten sich die beiden schweigend an, bevor Tsengs Schultern anfingen zu beben, als er ein Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. Kurz darauf brach auch Reno in haltloses Gelächter aus.
 

„Du bist so albern, wenn du gesoffen hast, Alter!!
 

„Ich bin nicht besoffen! Angeheitert vielleicht, aber nicht besoffen!“
 

Es dauerte geschlagene zehn Minuten, bis sich die beiden Turks von ihrem Lachanfall erholten. Renos Bauch schmerzte ein wenig und er musste sich eine Träne aus dem Auge wischen. Warum gab es solche Momente eigentlich nicht viel öfter? Tseng war hier so viel umgänglicher.
 

„Wir müssen öfters mal wieder was zusammen unternehmen, Tseng. Ich hatte schon vergessen, wie viel Spaß man mit dir haben kann.“
 

Tseng nickte, aber seine gute Laune war einer undefinierbaren Miesepetrigkeit gewichen. „Unsere Arbeit lässt uns kaum Freizeit. Und wenn du mal freie Zeit hast, dann verbringst du sie mit deinem neuen Partner.“
 

Der Rotschopf schluckte, ob der verbitterten Worte des Älteren. „Was redest du da? Ich habe dich schon oft genug gefragt, ob du mit uns zusammen einen draufmachen willst, aber du warst ja immer beschäftigt.“
 

„Du bist auch immer genau an den Tagen mit so etwas gekommen, an denen ich viel um die Ohren hatte.“
 

„Kann ich das riechen, Mann? Außerdem entscheide ich das nach Dienstplan und den machst ja wohl du, also schieb mir hier keine Schuld in die Schuhe!“

„Ach jetzt bin ich der Schuldige, ja?“
 

„Offensichtlich!“
 

„Fein!“
 

„Super!“ Hatten die beiden Kollegen eben noch miteinander gelacht, blitzten sie sich nun zornig an. Trotzig verschränkte Reno die Arme vor der Brust. Wie das Magma in einem Vulkan brodelte der Zorn in ihm, bereit beim kleinsten Anzeichen in die Luft zu fliegen. Doch dann wurde dem Rotschopf schlagartig die Reichweite dieses Streits bewusst und plötzlich war es ganz einleuchtend, warum Tseng so eine Szene machte.
 

„Yo, du bist eifersüchtig!“ Als Tseng seinem Blick daraufhin störrisch auswich, konnte Reno ein triumphales Grinsen nicht verbergen. „Ahhh ertappt… und darum gibst du ihm auch keinen Urlaub, stimmt‘s? Das ist so mies von dir, echt eh.“
 

„Du vertraust diesem Menschen viel zu viel. Dabei kanntest du bis vor Kurzem nicht einmal die wahren Beweggründe dieses Kerls. Er hätte dich jederzeit an Shinra verraten können.“
 

„Nuh-uh.“, Reno wedelte mit seinem Zeigefinger hin und her wie ein Metronom. „Als ich erfahren habe, warum mir Rude als Partner zugeteilt wurde, hab ich nicht anders gedacht. Doch mir ist klar geworden, dass, auch wenn er am Anfang vielleicht nur die Gehaltserhöhung vor Augen hatte, er dennoch wahrhaftig mein Freund sein wollte. Er hat sich oft genug bewiesen. Und wenn ich das verstehe, solltest du nichts dagegen zu Meckern haben, oder?“
 

Tseng seufzte nur. Dann ließ er sich nach hinten auf die weiche Tatami fallen, faltete seine Hände hinter dem Kopf und schloss die Augen. „Früher war alles einfacher. Als ich dein Mentor war und du mein Schützling.“
 

Renos freches Grinsen wurde weicher. Auch er hatte viele schöne Erinnerungen an seine Zeit als Schüler. Arbeit zu schätzen und Loyalität hatte man ihn neben vielen anderen Dingen dort gelehrt. Es hatte ihn so sehr verändert: Vom brutalen Straßenschläger zum professionellen Turk. Vielleicht gab es den ein oder anderen Bewohner Midgards, der diese Entwicklung nicht als positiv ansah, doch Reno bereute nichts. Er empfand sein jetziges Leben als großes Glück und würde es um kein Geld der Welt ändern wollen.

Tseng hatte beharrlicher als alle anderen Turks mit ihm trainiert, ihn mit Geduld und unerschütterlichem Glauben an Renos Können immer wieder auf den rechten Pfad zurückgeschoben, egal wie sturköpfig und ungestüm er ihm gegenüber auch gewesen war. Sicherlich hatte das dem perfektionssüchtigen Wutainesen den einen oder anderen Nerv gekostet. Trotz allem hatte Tseng jedoch geduldig wie ein Schmied aus einem unbrauchbaren Stück Eisen namens Reno Sinclair, ein kostbares, scharfes Schwert geschmiedet. „Ich erinnere mich gerade an diesen furchtbaren Spitznamen, den du mir damals verpasst hast… Huo-dingens.“
 

Tseng lächelte. „Huǒzāi. Die Feuersbrunst. Der Name hat sich mir förmlich aufgedrängt.“
 

„So schlimm war ich nun auch wieder nicht.“
 

„Eigentlich hatte ich zuerst vor dich Guǐguài zu nennen.“
 

„Und was heißt das?“
 

„Dämon.“ Tseng öffnete die Augen, um Renos Reaktion zu erfassen und grinste über dessen offensichtliche Empörung. „Wenn du allerdings weiter wie ein Fisch aus der Wäsche guckst, muss ich dich künftig wohl Báichī, also Dummkopf, nennen.“
 

„Wenn du dich das wagst, dann erzähl ich Allen, dass du eifersüchtig auf Rude bist.“
 

Reno streckte seinem ehemaligen Mentor trotzig die Zunge raus. Dann mussten plötzlich wieder beide Männer über ihre extreme Albernheit lachen. Reno kam das alles vor, wie in alten Zeiten und er hoffte insgeheim, dass er irgendwann einmal mit Rude und Tseng zusammen so viel Spaß haben würde, wie an diesem Abend mit Tseng allein.
 

TBC



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Kommentare zu dieser Fanfic (60)
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Von:  dragon221
2010-03-02T20:54:07+00:00 02.03.2010 21:54
Ui, ein neues Kapi! ^_^
Tsengs menschliche Seite gefällt mir, vor allem wenn er sich mit Reno privat triff.
Ich freu mich aber auch schon darauf wenn die drei sich irgendwann mal so richtig gut verstehen, obwohl... so ein eifersüchtiger Tseng kann doch mal ganz lustig sein. XD
Von: abgemeldet
2010-03-02T15:13:07+00:00 02.03.2010 16:13
super kapitel,
so ein "menschlicher" tseng, erstaunlich^^
nein, erhlich finde ich das eine der besten einblicke zu ihm, witzig war es auch, also auch wenn ich nicht wie reno esse, meine gemüse sortiere ich weder alphabetisch noch nach geschmack^^
jetzt steht der weg frei zu anerkennung rudes durch tseng
Von:  Imp
2010-03-02T10:13:22+00:00 02.03.2010 11:13
Es geht weiter - endlich xD

Nun ich muss nochmal betonen wie gut ich es finde das Tseng hier mal seine menschliche Seite zeigt.
All die merkwürigen Verhaltensweisen die von ihm bekannt sind oder ihm acuh nur angedichtet wurden, können einfach nicht alles sein was ihn auszeichnet.
Ausserdem ist meiner Ansicht nach dieses Gespräch zwischen Reno und Tseng essentiell damit Tseng Rude anerkennen kann. :3
Von daher ~ toooollll <333

*knuddel*
Imp
Von: abgemeldet
2009-08-09T09:26:43+00:00 09.08.2009 11:26
genial, das kapitel ist wirklich genial. es passt einfach wahnsinnig gut und ich finde du hast die beiden mal wieder wunderbar getroffen

herrje reno und rude auf ner hochzeit, ich bekomm mich nicht mehr ein,

dein schreibstil ist wirklich wunderbar,

lg nawa
Von: abgemeldet
2009-08-03T12:14:33+00:00 03.08.2009 14:14
Super Kapitel!
Deine Version von Rudes Vergangenheit wirkt eichtig glaubhaft, spitzen Leistung!^^ Armer Rude schön war seine Vergangenheit wirklich nicht, ein krasser Gegensatz zu Renos großer, lieber, quaos Familie.
Ich finde es super das Reno doch zu der Hochzeit geht, und das er Rude mit nimmt.
Klasse Kapi, freu mich richtig auf das nächste^^
Von: abgemeldet
2009-07-19T18:26:09+00:00 19.07.2009 20:26
Aloha!!!!!

*grins*
ES GEHT WEITER!!
*dir vor freude um den hals fall*
(Bin fast vor Freude vom Stuhl gefallen!^^)
HAMMER KAPI!!!!!!!
*knuddel*
ich finds echt genial!
Man erfährt endlich mehr über Rude (yeah!^^) und es ist einfach spitze wie du es schaffst, die Freundschaft zwischen den beiden so schön zu beschreiben ohne, dass es zu überspitzt wirkt oder gar als Romanze zu verstehen ist ( ich muss gestehen, ich liebe FF's über Reno und Rude, aber auf rein freundschaftlicher Basis und durchsuche all möglichen Sites. ich finde meistens kein richtiges gefallen an ihnen, da ich alle an 'Shinras Dreamteam' messe. >> Bitte als Kompliment auffassen^^ *knuddel*)

ich finde es auch toll, dass Rude Reno bei der Entscheidung hilft, indem er ihm von seiner Vergangenheit erzählt, die übrigens echt beschissen ist. Der Arme!!!!

Ich freue mich schon auf die Hochzeit!^^

Also, wieder einmal ein gelungenes Kapitel. Das hast du super gemacht!
Weiter so!
Schreib bald weiter!
Und nur Mut, deine FF ist einfach spitze und du hast einen klassen Schreibstil!
Mach einfach weiter wie bisher!
*knuff*

vlg
Lisa


Von:  Imp
2009-07-16T10:49:27+00:00 16.07.2009 12:49
>< Sauerei Mexx hat mir nich angezeigt dass du schon wieder hochgeladen hast. Na was für ein Glück das ich auf Mexx schon nicht mehr vertraue und selber nachgucke.

ähm... was ich eigentlich sagen wollte: ein tolles Kapitel, es is schön das Rude mal so im Mittelpunkt steht, der kommt meiner Ansicht nach in den meisten FFs einfach immer zu kurz.
Wie immer find ich die Männerfreudnschaft der zwei einfach grandios gut. Du arbeitest es so toll aus und es ist einfach immer irgendwo zwischen herzerweichend, niedlich, bombastisch xD
Ausserdem finde ich die art und weise genial we du Rude Reno "beeinflussen" lässt. Der Glatzkopf zwingt Reno mit Streicheleineiten zu seinem Glück, einfach toll <333

So, ich hoffe da kommt dann auch bald wieder nachschub xD
*knuddl*
Von: abgemeldet
2009-07-15T20:52:37+00:00 15.07.2009 22:52
Juchuu ^^
ein neues Kapitel! *______*
Und das so schnell, das ist ja äußerst erstaunlich! *freufreufreu*
Und auch noch so...plotreich! XD
Rude hat wirklich eine schlimme Vergangenheit! ö,Ö'
Aber dafür hat er sich echt gut entwickelt, wirklich! man kann sagen was man will, aber man hat ihn nicht verzogen! XDDD
Und dass er zusammen mit Reno auf die Hochzeit geht find ich gut ^___^
Bin echt mal gespannt wie es sich entwickelt ^_^~

Also, weiter weiter ^^
ciao ^^
Von: abgemeldet
2009-07-06T01:08:21+00:00 06.07.2009 03:08
Hallo ^____^v
*wink*
Ich hab die Story zufällig entdeckt...und ich bin heillos begeistert! *___* Nicht nur, dass du hier mein Lieblingspair ansprichst (was hier zwar kein Pair ist, aber als Partner sind sie genauso toll ^__^), du sprichst genau die Seiten an reno an, die ich an ihm über alles liebe! *quietsch*
Deine Fanfic ist ne pure Droge... *hähä*
Und Rude ist auch sowat von Sweet, dass ich ihn mir am liebsten als lebendiges Plüschi ins Bett packen würde! xD neben Reno selbstverständlich! XDDD
Wutai-Boy mag ich auch total gern...eigentlich mochte ich ihn sonst nicht, aber hier ist er toll! irgendwie... x'D
*hehe*
Dafür geht allerdings Rufus ein wenig in meiner persönlichen Love-Liste nach unten, aber schaden tut ihm das nich, so ist das nich! x___X'
Kann er auch mal gebrauchen -_-
Er ist so ein arroganter Kotzbrocken...das ist zum Verzweifeln! XD
Vor allem wo er Reno als Gossenjunge betitelt hat hätte ich ihm auch eine reinhauen können...ich hab echt gedacht reno explodiert... x__x
aber er hat sich tapfer gehalten, wirklich ^^'
*seufz*
Wirklich, die Fanfic ist der absolute Knüller...und ich hoffe wirklich, dass du schön fleißig weiter postest, ich würde ich sogar bestechen damit du das machst! xD
*droge brauch*
und lass die fanfic nich zu früh zum ende kommen, ja? xD
is ein widerspruch, ich weiß...aber sie soll weiter gehen und nich so schnell enden...mach was draus! XD
ich hoff jedenfalls dass die ganzen kommis dich dazu ermuntern können deine kreative ader aufleben zu lassen und sie zu nutzen, ich würde dich mit all meiner kraft dabei unterstützen! XD vorerst mit Kommis, mehr kann ich noch nich! ^o^b
*freuz*
Ich würde ja so gern mal ne szene lesen wo er reno wenigstens mehr oder weniger akzeptiert...ich finde es irgendwie traurig dass reno so eine pieksende nadel im auge hat wenn er rufus sieht...können sie sich nich irgendwie ein kleeeeeeeeeeeein wenig besser verstehen? nur ein ganz winziges bisschen? xDD
vergiss es, du schreibst die fanfic und nich ich! XD also mach wie es dir beliebt, du bist der boss! XD
*verneig*

in absolulter hochachtung für diese fanfic
Manni ^.^b
Von: abgemeldet
2009-06-10T11:38:43+00:00 10.06.2009 13:38
die FF ist einfach nur genial.. ich habe sie sehr genossen, es ist einfach nur klasse, besonders wie du die turks darstellt.

sie ist eine der wunderbarsten turk ff die ich hier gelesen habe... denn turks sind keine hirnlosen idioten^^

lg nawa


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