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Velours Noir

"schwarzer Samt" - Kapitel 2 online
von

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Toile d'Araignée

Kapitel 1: Toile d‘Araignée
 

Musik:

- Timbaland feat. OneRepublic – „Apologize“

- Matthew Wilder, David Zippel – „I’ll Make a Man out of You“

- Breaking Benjamin – „Diary of Jane“

- Charon – „Colder“; „Bullet“
 

16:43 Uhr
 

Mit dem selbstzufriedenen Grinsen einer Katze, die ihre Beute in die unentrinnbare Ecke getrieben hatte, zog ich an meiner Zigarette. Der beißende Rauch zog sich bis tief in meine Lungen und erwärmte mich innerlich. Mit dieser Hitze fühlte ich Genugtuung und Entspannung meine Glieder hinaufkriechen. Es war mal wieder einer dieser Tage, die… nun ja, wie sollte man es beschreiben? An denen man sich so fühlte, als ob man jedes Geheimnis der Welt gelüftet und verstanden hatte und sich im Einklang mit Gott befand. Doch dann erfolgte die entsetzliche Ernüchterung, ausgelöst durch den haarigen, faltigen Hintern eines Kunden, der sich hastig anzog, um rechtzeitig zu Hause zu sein, damit das Frauchen am Herd keine Fragen stellte.
 

Unter schweren Lidern betrachtete ich ihn gelangweilt. Wie alt er wohl war? Ich schätzte ihn auf Anfang sechzig… einem Alter, in dem wohl die Masse der Frauen ihre Libido so langsam verloren. Immerhin waren die meisten Männer, die mich aufsuchten, in diese Altersklasse einzuordnen.
 

Ich ließ meinen Mund ein Seufzen entweichen und rekelte mich lasziv, um meine Befriedigung vorzuspielen. Genauso, wie ich meinen Orgasmus zuvor vorgespielt hatte. Es war erstaunlich, aber die meisten Kerle in seinem Alter waren dazu bestrebt, dass ihre Hure einen Höhepunkt hatte. Aber wahrscheinlich hatten ihre Ehefrauen oder Freundinnen sie dazu erzogen. Ich hatte begriffen, dass ich mehr Extrageld bekam, wenn ich so tat, als hätten diese „Helden“ ihr Ziel erreicht. Also die Schauspielerin in spe heraushängen lassen. Ich war gut. Ehrlich.
 

Triumphierend warf er mir noch einen Blick zu, während seine Finger hektisch an seinem Hosenknopf rumfummelten. Innerlich verdrehte ich die Augen, als ich daran dachte, dass er auch genauso beim Sex vorgegangen war. Er hatte mich begrabscht und betatscht. Es konnte ihm nicht schnell genug gehen – mit der Folge, dass er früher gekommen war, als er eigentlich wollte. Anscheinend hatte es bei ihm richtig Druck gegeben. Aber gestört hatte es mich nicht, dass er schon nach ein paar Mal ‚Rein-Raus‘ soweit war. Er war ekelhaft. Seine Haut fing an zu hängen, sie war übersät mit Altersflecken und es wuchsen vereinzelt graue Haare auf Brust, Po, Rücken und Nase. Und schon allein die Tatsache, dass er ein ärmelloses Feinripphemd unterzog, war ein Indiz für mich, dass er ein Versager war.
 

Aber er brachte Geld.
 

Ich zog noch einmal an der Zigarette. Den Rauch stieß ich aus meiner Nase aus. Das Brennen in den Augen, dass mich am Anfang meiner Raucher-Karriere immer gepeinigt hatte, spürte ich schon gar nicht mehr. Ich blickte lässig zu ihm herüber. Ich musste unbedingt meine Pause nutzen, bevor der nächste alte Sack kam, der seine Frau heimlich betrog. Eigentlich konnten die mir alle gestohlen bleiben, aber sie waren nun einmal die größte Einnahmequelle… bestimmt, weil die Jüngeren eher auf einer Party mal jemanden abschleppten. Hatte ich auch schon hinter mir.
 

Ich verstellte leicht meine Stimme, als ich bemerkte, dass er nun gehbereit war: „Komm bald wieder, Tiger. Ich freu mich schon drauf.“ Ich zwinkerte ihm zu und schenkte ihm ein kokettes Lächeln.
 

Sein Gesicht wirkte nervös und seine Augen hatten einen gehetzten Ausdruck. Das kannte ich auch schon. In diesen Momenten, in denen ich sie aufforderte wieder zu kommen, schien ihnen klar zu werden, was sie getan hatten. Blitzmerker… Vielleicht bereuten sie sogar kurzzeitig, dass sie das Vertrauen ihrer Liebsten so missbrauchten und ausnutzten. Vielleicht hatten sie auch einfach nur Schiss, dass ich – wie auch immer ich das anstellen sollte – ihre Adresse herausbekam und dann persönlich zu ihrer Frau marschierte, um ihr zu sagen, dass ihr Mann sie hinterging. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, musste ich gestehen, dass ich dafür schlichtweg zu faul war und ich mich nicht die Bohne für diese Menschen interessierte. Okay, das war gelogen. Hin und wieder erwischte ich mich bei den Gedanken, wohin meine Kunden wohl gingen, wie ihr Tagesablauf war und ob ihre Familie ansatzweise eine Ahnung hatten. Aber das war flüchtig und meist dann, wenn der Sex langweilig und unspektakulär gewesen war. Oder bei den Kunden, die mich schon mit einer nervigen Regelmäßigkeit besuchten, bei der ich mich fragen musste, ob die es nur darauf anlegten, erwischt zu werden oder ob das einsame Dauer-Singles waren, die nichts Besseres als eine Prosituierte abbekamen, die ja nicht mal wirklich eine Wahl hatte.
 

Inzwischen nestelte er an seiner Krawatte und schnappte nach seinem Jackett. Ich sah eine Aktentasche, aus der er das Geld kramte. Vielleicht war er doch jünger als angenommen und das Leben hatte ihn altern lassen.
 

Zögerlich gab er mir meinen Lohn. Ich bedankte mich mit einem charmanten Lächeln, ein paar schmutzigen Worten und indem ich meinen Bademantel leicht öffnete, sodass er einen tieferen Einblick auf meine Brüste und Beine gewann. Ich sah in seinen Augen, dass Erinnerungen an die vergangenen Minuten in ihm aufblitzen. Betont langsam nahm ich meinen letzten Zug von diesem teuflischen Glimmstengel. Danach ging er hastig, aber auch widerwillig aus meinem Raum.
 

Berechenbar der Typ.
 

Ich gab mir nicht einmal Mühe ihm nachzusehen. Ich ließ meinen Bademantel zu Boden gleiten und nackt, wie Gott mich schuf, stellte ich mich an das Fenster, bei dem die Rollläden heruntergelassen worden waren. Licht drang nur spärlich in meine persönliche Suite, die überall mit rotem Samt, Brokat oder sogar bourdeaufarbener Seide ausgelegt war. Die Klischee-Traum-Vorstellung der Durchschnittsbürger von einem Hurengemach. Das viele Rot, das die Sinnlichkeit, die ich zu bieten hatte, aus jeder Faser versprach, hatte nun einen goldenen Schimmer durch die wenige Sonne, die ich hinein ließ. Meine Finger strichen über die Aluminium-Rollläden. Kalt. Ich linste zwischen die Platten auf die Straße. Nachmittaglicher Stau. Hupen, laute Gespräche, Geschrei, Getriller, Pfeifen und was sonst noch auf den Straßen einer Großstadt zu erwarten war. Tokio, wie es leibte und lebte. Und ich war Teil dieses klebrigen Morasts, das sich Alltag nannte. Dieser stinkigen, braunen Brühe aus verfaulendem Abfall, die es bloß noch gab, weil sich durchs lange Warten niemand mehr traute sie wegzumachen. Oder wenigstens irgendein Spülmittel hineinzutun, um ein paar Keime abzutöten, damit es erträglicher wurde. Nein. Das würde nicht geschehen. Niemand fühlte sich verantwortlich. Deswegen faulte und schäumte die Suppe vor sich hin und fraß sich seinen Weg durch Boden, Holz, Keramik…
 

Ich wandte mich angewidert ab und ließ meinen Blick durch die Suite schweifen. Die zerwühlten Laken sprachen für sich selbst. Ich musste das noch wegmachen, bevor der nächste Liebeshungrige an meiner Tür klopfte. Ich hätte nie gedacht, dass Huren sich um so etwas kümmerten. Eigentlich gab es dafür diskrete Reinigungskräfte, die das machten, aber meine Puffmutter war geizig und knauserig. Ein Wunder, dass sie so viel Geld hergegeben hatte, um mich von meiner russischen Familie abzukaufen und dann auch noch einfliegen zu lassen. Mit einem schmerzenden Stich dachte ich daran zurück, wie skrupellos die mich alle zurückgelassen hatten. Und in die Hände dieser Alkohol abhängigen Ziege geben konnten. Die Entschuldigung, dass sie nicht viel Geld hatten, hatte ich nie akzeptiert. Lieber hätten sie mich umbringen sollen, anstatt mich zu verkaufen, wenn sie mich nicht mir durchfüttern konnten. Aber nein, ich hatte ja doch ziemlich Gewinn gebracht, denn immerhin waren ausländische Liebesdienerin bei den Japanern sehr gefragt – auch wenn das in der Öffentlichkeit niemals zugegeben werden würde. Schließlich war ich exotisch mit meiner hellen Haarfarbe und Haut, den großen Augen und allgemein…
 

Ursprünglich kam meine Familie mal aus Japan, soweit ich wusste, aber das äußerte sich auch nur noch durch den Nachnamen und der Tradition auch Vornamen im japanischen Stil zu vergeben. Aber das war trotz allem kein Trost dafür, dass sie mich hierher schickten, mich verkauften und ganz bewusst zu einer billigen Bordsteinschwalbe machten, nur um für nächste Woche mal Fleisch in der Suppe zu haben. Auf Dauer hatte es ihnen bestimmt auch nichts gebracht. Vielleicht waren sie schon längst alle tot. Ich gönnte es diesen Verrätern sogar.
 

Aber ich war immer noch der Überzeugung, dass es eine weitaus bessere Lösung gewesen wäre, mich im Baikalsee schnell und spurenlos zu ertränken. Dann hätte sich meine Familie nur meinen Tod aufhalsen müssen und nicht die komplette Zerstörung meines Lebens.
 

Manchmal fragte ich mich, ob ich es nicht selbst in die Hand nehmen sollte und es einfach beendete. Das Geld, um mir eine Knarre, Gift oder einen Strick zu holen, hatte ich noch. Aber dann… hatte ich hin und wieder die erbärmliche Hoffnung, dass es doch noch besser würde… dass mich irgendwer retten würde.
 

Und dann fragte ich mich wieder, woher dieser kindische Glauben kam. Es gab keinen Ausweg mehr. Meine Seele war verkauft, schon seit langer Zeit. Ich war also längst tot. Innerlich. Abgestorben nach all den Jahren Arbeit mit sexgeilen Männern. Wieso dann noch umbringen?
 

Demnach hatten meine Eltern mich doch auf dem Gewissen.
 

[Temari]
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

17:12 Uhr
 

Ich lächelte glücklich und spürte das Blut in meine Wangen steigen. Meine Stimmung wechselte von einem jubelnden Hochgefühl zu bescheidener Beschämung. Ich legte mir die Hand an die Wange und drehte meinen Kopf hin und her. Ich musste wie ein kleines fünfjähriges Kind wirken, das eine neue Puppe bekommen hatte, weil sie so brav gewesen war. Ich war so froh wie noch nie zuvor. Ich wusste, dass ich es gut gemacht hatte.
 

Und wie gut! Ein Kichern konnte ich mir nicht verkneifen. Endlich würde ich die Anerkennung damit erzielen, nach der ich mich schon so lange sehnte. Meine Augen strahlten bestimmt.
 

Das Gebäude der privaten Kanae Mädchenschule verschwand allmählich hinter mir und ergraute. Die Bäume der Allee schienen sich vor den Plattenbau zu schieben. Nur wie nebenbei nahm ich die Stimmen meiner Mitschülerinnen wahr, die sich darüber unterhielten, wie schwer doch mal wieder der Unterricht gewesen war, was sie noch alles an Aufgaben zu erledigen hätten und was sie am Abend privat noch vorhatten – wobei ich mich fragte, wie man nach so einem anstrengenden Tag noch etwas unternehmen wollte, selbst wenn Wochenende war. Außerdem würde mein Vater niemals erlauben, dass ich in meinem Alter spät abends wegging, wo doch so viel Böses draußen in der Welt lauerte und so vielen Gefahren an jeder Ecke warteten. Andere hätten sich gegen ihren Vater erhoben, um Freiheiten zu erkämpfen, aber ich war dankbar für seine Sorge und Rücksicht. Außerdem war ich auch nicht sonderlich erpicht darauf, in eine stickige Disco oder Bar zu gehen und von fremden Männern angemacht zu werden. Mein Traumprinz würde mich im Park antreffen oder vor der Schule oder bei meinen Klavier-, Ballett- oder Teezeremonie-Kursen. Ich war fest davon überzeugt.
 

Aber ich kam zurück zu dem ursprünglichen Anlass meiner Freude. Meine letzten Arbeiten der Schule – Aufsätze, Zusatzaufgaben, Klausuren – hatte ich alle mit der Bestnote geschrieben. Mein Vater sagte mir immer, wenn ich etwas erreichen wollte, musste ich die Beste der Besten sein. Meine kleine Schwester, die als hochbegabt galt und eine Klasse unter mir war, da sie schon öfter eine Stufe übersprungen hatte, würde mich sonst überholen. Und ich würde in ihren Schatten stehen, auch wenn ich die Ältere war. Nun hatte ich es nach pausenlosem Lernen geschafft, seine Erwartungen zu erfüllen. Meine Zukunft würde gesichert sein.
 

Ich malte es mir traumhaft aus. Auf die Uni gehen, zusammen mit meinem Liebsten, der mit mir gemeinsam studierte, aber wahrscheinlich ein anderes Fach. Ich konnte mich noch nicht entscheiden, ob ich Meeresbiologin werden sollte, Gynäkologin oder Psychologin. Ich wollte etwas Wissenschaftliches machen, aber auch, wo ich mit Menschen oder Tieren arbeiten musste. Ich hatte keine Lust auf einen einsamen Bürojob.
 

Pfeifend und schlendernd machte ich mich auf den Weg nach Hause. Mein Vater liebte mich… aber leider machte er mir auch immer ziemlich deutlich, dass er sehr glücklich darüber war, dass meine Schwester hochbegabt und talentierter war als ich. Aber ich konnte ihm damit zeigen, dass ich ihr ebenbürtig sein konnte, wenn ich mich genug anstrengte. Er würde mich bestimmt loben und endlich als das wahrnehmen, was ich war: Seine älteste Tochter, die irgendwann den Großteil des Erbes antreten würde, weil es so Tradition war.
 

Vor mir sah ich schon Chauffeur meines Vaters, der geduldig auf mich wartete, um mich nach Hause zu fahren. Kurz hielt ich inne. Es war mir unangenehm, solch eine Sonderbehandlung zu bekommen, obwohl wir gerade einmal einen Kilometer von der Schule entfernt wohnten. Aber es gehörte zu der allgemeinen Sorge meines Vaters, dass mir etwas passieren könnte. Andere hätten es als Kontrollzwang angesehen oder übertriebene Angst, aber ich war geschmeichelt. Er wollte mir das Leben angenehm genug gestalten, damit ich einen sicheren Weg ins Berufsleben hatte und eine glorreiche Zukunft.
 

Lächelnd schritt ich auf den Chauffeur zu, von dem ich bis heute den Namen nicht wusste.
 

Hinata
 

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23:57 Uhr
 

Auf eine gewisse Art und Weise genervt ging ich schnell von der Garderobe in die Hall. Ich konnte den Garderobenjungen auf den Tod nicht ausstehen. Kankurou machte immer solche widerlichen Anspielungen bei so gut wie allen Frauen, die ihm über den Weg liefen. Er war zwar kein Playboy – ich hatte ihn schließlich noch nie mit einer Freundin gesehen und wir hatten doch häufiger mal miteinander zu tun –, aber ein Großmaul, das zuweilen auch aggressiv sein konnte. Aber ich wollte mich nicht länger mit ihm befassen. Auch wenn mir sein Verhalten gehörig gegen den Strich ging… ich wollte lieber Spaß haben, anstatt mich zu ärgern.
 

Die Hall war wider Erwarten ziemlich voll. Normalerweise trudelte die Masse erst nach Mitternacht ein, aber es gab nun mal solche Tage und solche. Ich wandte mich links, um an der Bar vorbeizugehen, die direkt hinter dem Eingang aufgebaut worden war, um höchstwahrscheinlich die eh schon trinkwilligen Jugendlichen noch mehr zum Saufen zu animieren. Ich hatte grad keinen Bedarf – ich wollte erst einmal die Lage checken und herausfinden, wer schon da war, bevor ich mir irgendwas hinter die Binde kippte.
 

Die Musik war ohrenbetäubend laut – ich hörte weder meinen Atem, das Klicken meiner Pumps auf dem merkwürdigen Untergrund meiner Lieblingsdisco „Industry“ - die im Allgemeinen unter meinen Leuten als das „Dust“ bekannt war, weil es hier nicht sonderlich sauber war -, noch konnte ich einzelne Gespräche von anderen Gästen in meiner Nähe wahrnehmen. Ich drängte mich zwischen den flirtenden, angetrunkenen, tanzwütigen und manchmal eingebildeten Jugendlichen hindurch, die sich in der Nähe der Bar sammelten. Direkt hinter der Theke war eine Erhöhung gebaut, wo sich das DJ-Pult befand. Von dort oben hatte er einen grandiosen Blick auf die Tanzfläche und konnte somit einschätzen, welche Songs gut ankamen und welche nicht. Ich schlängelte mich weiter, bis ich bei der Treppe zum Pult anhielt. Ich grinste. Wie ich es vermutet hatte, legte wieder einmal DJ Fang auf, auch bekannt als Inuzuka Kiba. Kiba war auch ein kleiner Macho, wie ich schon des Öfteren mitkriegen musste, aber er verstand etwas von Musik. Im Gegensatz zu den meisten DJs, die im Dust auflegten, beschränkte er sich nicht auf eine Playlist, die er jedes Wochenende in abgewandelter Form abspielte. Solche Spezialisten kannte ich zur Genüge. Nein, Kiba konnte man Vorschläge unterbreiten, neues Zeug vorspielen und wenn er begeistert davon war, dann kam es auch mal in der Disco. Er gestattete es auch, dass man ihm auf einem Zettel einen Wunsch schrieb, welchen Song man gern hören würde. Wenn man Geburtstag feierte, sprach er auch mal durchs Mikro und wünschte alles Gute. Als Disc-Jockey war er unschlagbar, aber als Mensch manchmal eigenartig.
 

Ich sprang hoch und begrüßte ihn. Als „Freundin“ oder besser „Bekannte“ hatte ich das Privileg zum Pult gehen zu dürfen, wenn ich ihm „Hallo“ sagen wollte.
 

Wieder einmal wurde ich von dem gewaltigen Anblick seiner sündhaft teuren Klamotten erschlagen. Ich verstand nie, wie er in dieser brütenden Hitze des Dancefloors eine Bomber-Jacke tragen konnte mit Fellkragen – okay, er ließ sie immer offen, damit man seine große, goldene „Bling-Bling-Kette“ mit den Buchstaben DJ sehen konnte, aber das minderte dennoch nicht diese extreme Hitze, besonders da Wärme nach oben stieg. „Proll“, begrüßte ich ihn lachend und nahm ihn in dem Arm. Unter seiner Sonnenbrille, den verstrubbelten Haaren und dem schief sitzenden Cap versuchte er beleidigt drein zu schauen, aber die Masche hatte ich ihm noch nie abgekauft.
 

„Hey, Kleines“, antwortete er und drückte mich an sich. Ich roch Bruno Banani an seinem Hals. Er war mal wieder zugedieselt wie eine Parfümerie. Unter den Achseln hatte er sich dann zusätzlich bestimmt noch mit AXE vollgesprayt, um diesen Werbungseffekt zu erzielen, bei dem hunderte von halbnackten Bikinimodels angerannt kamen, um ihn zu überfallen.
 

Ich grinste.
 

Wir tauschten nur kurz Worte aus, denn immerhin sahen wir uns ziemlich oft im Unterricht. Kiba war in meiner Klasse, aber viel hatten wir im Allgemeinen nicht miteinander zu tun, außer dass ich ein begeisterter Anhänger seiner DJ-Fähigkeiten war. Dennoch hatte ich auch gewisse Vorurteile gegen ihn, denn er enthielt niemanden vor, dass er aus wirklich gutem Hause stammte und dementsprechend im Geld schwamm. Seine Großeltern hatten vor Jahrzehnten aus unendlicher Tierliebe eine Firma gegründet, um Tiernahrung herzustellen und aus dem kleinen Privatunternehmen war ein großes Ding geworden, oder so ähnlich. Ich hörte ihm da nie wirklich zu, weil es mich nicht interessierte. Den einzigen Punkt, den ich immer aufmerksam verfolgte, war der Teil, bei dem er eingestehen musste, dass er aber diese Firma niemals erben würde. Seine Schwester Hanna, die zwar schon einen Job hatte – Tierärztin, ließ sich also Tierliebe vererben? –, würde in die Fußstapfen der Eltern treten. Vielleicht war die Tatsache, dass sie bereits auf eigenen Füßen stand und wahrhaftig Verantwortung übernehmen konnte, der Beweggrund seiner Eltern, ihn nichts übernehmen zu lassen. Aber es stand außer Frage, dass er innerhalb der Firma – egal was für einen schlechten Abschluss er hätte, und den würde er haben, so faul wie er war – eine hohe Position erhalten würde, zum Verdruss anderer Mitarbeiter, die qualifiziert und arbeitswütig waren. DJ Fang hatte dergleichen durchblicken lassen und deswegen war noch umso weniger bestrebt, sich der Schule zu widmen. Stattdessen half er als DJ im Dust aus, obwohl er das Geld nicht einmal ansatzweise nötig hatte.
 

Ich ließ den verwöhnen Sunnyboy auf seinem Podest zurück und stieg die Treppe hinunter. Der Beat zog mich schon jetzt in seinen Bann, dabei musste ich eigentlich noch ein paar Leute suchen gehen. Schon jetzt spürte ich die stickige Luft im Raum und mir war klar, dass das heute ein anstrengender Abend würde, aber ich hatte richtig Lust es mir heute gut gehen zu lassen. Ich wollte Party machen, feiern, was das Zeug hielt. Und wieder einmal saufen, bis ich es den nächsten Tag wieder bereute. So war mein Leben. Es bestand die Woche über aus Schule und Pflichten, die ich nur halbherzig wahrnahm, und Spaß am Wochenende, der vollends ausgelebt wurde. Denn schließlich sagten doch die Alten immer wieder „Das Leben ist kurz“, oder etwa nicht? Und da man der Weisheit dieser Greise immer Glauben schenken sollte, versuchte ich alles im Leben mitzunehmen, das ich konnte. So viel und heftig wie möglich.
 

Ich konnte nicht anders und ging zur Tanzfläche. Die anderen würde ich noch früh genug finden. Ich wollte jetzt tanzen, mich dem Beat hingeben und in der Musik verlieren. Ich schloss die Augen; versuchte, die vielen Leiber, die meinen berührten, zu ignorieren, die Nebelmaschine, die unaufhörlich weißen Qualm ausstieß, und die pulsierenden Lichter der Discobeleuchtung. Ich bewegte meine Hüften im Takt des Bass‘ und meine Hände fuhren an meinem Körper entlang, oder wogen im Rhythmus des Keyboards. Ich ließ meine Haare fliegen, denn ich wusste, was das für einen Effekt hatte. Frauen riefen mir hinterher, eine Schlampe zu sein, aber die Männer nannten mich Göttin.
 

Ich wusste, dass der schwarze Faltenmini, die Netzstrumpfhose und das Bandeau-Top ihr übriges taten, aber es war nicht verkehrt, den eigenen Sexappeal in sich zu erwecken… und ich wusste, wie man beim Tanzen signalisierte, dass man Sex gut fand, ihn liebte und ihn gerne jetzt zelebrieren würde.
 

Drei Songs hintereinander machte ich locker mit, wobei ich immer mal wieder angerempelt wurde oder ganz kurz einen Hauch von Schweißgeruch zwischen dem Zigarettenqualm wahrnahm. Inzwischen brach auch mir der Schweiß aus und ich ahnte, dass mir nach diesem Abend die Haare im Nacken kleben würden.
 

„Ich brauch ´nen Drink“, wisperte ich heiser, da ich es mir nicht hatte nehmen lassen, laut bei den meisten Liedern mitzusingen – sofern denn wirklich Gesang dabei war. Wie betrunken torkelte ich von der Tanzfläche. Mir war schwummerig von der Hitze und der Anstrengung, die ich normalerweise nicht hatte. War eben sportfaul, und so sah auch mein Kreislauf aus.
 

Unsicher auf meinen Füßen, als wäre ich noch nie mit Pumps gelaufen, ging ich zur Bar. Die Thekendame kannte ich gut. Sie hieß Kin. Sie hatte zwar viel zu tun und eigentlich hätte ihr Kollege meine Bestellung annehmen sollen, aber sie war die einzige, die wusste, was ich wollte und es mir auch so mixen konnte, dass es mir passte. Ich war nun einmal mäklig. Im Gegensatz zu den meisten Teens stürzte ich mir Alkohol nicht wahllos runter. Zwar trank ich ihn auch wie ein Fass, aber es wurde sorgsam ausgesucht, was getrunken wurde.
 

Sie beugte sich über die Theke und schrie mir ins Ohr: „Dasselbe wie immer?“ Von mir kam ein Nicken.
 

Das Mädel mit den beneidenswert langen, schwarzen Haaren nickte nun ihrerseits und schaute sich kurz verstohlen um, bückte sich unter die Theke, kramte ein wenig und schien etwas zu öffnen. Schnell war sie wieder zu erblicken. Sie nahm aus einem Hängeregal ein flaches Glas und schüttete den Whisky hinein. Ein Drittel. Die anderen zwei Drittel wurden mit Cola aufgefüllt. Dann, in einer schnellen Handbewegung, die keiner mitbekam, außer mir, weil ich darauf achtete, warf sie etwas hinein. Sie stellte mir das Glas hin und sah mich eindringlich an. Sie sagte den üblichen Preis der Whisky-Cola, den ich schon auswendig kannte. Gelassen schob ich die Scheine hinüber, plus eines kleinen Zettels unter dem oberen Papier. Sie nahm es an, sah sich noch einmal kurz um, steckte den Zettel in die Tasche und gab mir dann das Wechselgeld.
 

Ich schnappte mir meinen Drink und stürzte so schnell wie möglich zwei große Schlucke hinunter. Ab da dauerte es nur noch kurze Zeit, bis sich meine Wahrnehmung veränderte. Mir war schwer im kopf, aber gleichzeitig schien sich alles zu verschnellern.
 

Wie auf dem Zettel stand, würde ich mich übermorgen mit ihr am alten Spielplatz in dem unbewohnten Stadtteil treffen, um die Extasy-Pille zu bezahlen.
 

Ino
 

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So, das ist der Prolog. ^^ Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die nächsten Kapitel länger oder kürzer werden, bei mir ist das immer so eine Sache…

Die nächsten Kapitel werden nicht unbedingt in der Ich-Form geschrieben. Die Ich-Form erscheint nur, wenn ich über Temari, Hinata oder Ino schreiben möchte. Weshalb? Weil die drei jeweils ein perfekter Vertreter aus einer der Gruppierungen ist, die ich bei meiner Beschreibung erwähnt habe. Die, die behütet und gesichert durchs Leben wandeln. Die, die nicht an eine Zukunft glauben und schnelllebig sind. Und die, des Lebens müde sind und nur darauf warten, abtreten zu können. Dass ich die drei genommen habe, heißt nicht, dass sie meine Lieblingsfiguren sind. Ich mag am liebsten nämlich TenTen xD
 

Wie gesagt, freue mich über Kommentare und Reviews ^^
 

Hab euch alle lieb

Bis denne de are



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Kommentare zu diesem Kapitel (15)
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Von: abgemeldet
2009-07-12T17:57:21+00:00 12.07.2009 19:57
schöön
ich mag deine verschiedene Sichtweisen :)
alles ist flüssig und detailliert beschrieben
weiter so ,
lg anko-chan
Von: abgemeldet
2009-07-12T17:56:58+00:00 12.07.2009 19:56
schöön
ich mag deine verschiedene Sichtweisen :)
alles ist flüssig und detailliert beschrieben
weiter so ,
lg anko-chan
ps:krieg ich eine ens??
Von: abgemeldet
2009-07-12T17:04:05+00:00 12.07.2009 19:04
schöön
ich mag deine verschiedene Sichtweisen :)
alles ist flüssig und detailliert beschrieben
weiter so ,
lg anko-chan
ps:krieg ich eine ens??
Von: abgemeldet
2009-05-14T10:16:23+00:00 14.05.2009 12:16
OO
also ertsmal wow.
Ich mag die Art wie du schreibst *__*
sau toll ><
und ich finde die Idee toll. Ich hasse es wenn
alles immer toll ist >-<
und so..ich sage jetz mal ganz banal, geschichten zu lesen,
in denen die Figuren mehr oder minder..
kaputte existensen sind xD, ich liebe es einfach hehe
also supi gemacht *-*
habsch mir gleich auf meine Fav. Liste gesetzt
*_*

Von:  Rukia-sama
2009-04-15T15:55:31+00:00 15.04.2009 17:55
Also...
ich frag mich, wie man auf sowas kommt^^
Naja geistreiche eingebungen kenne ich ja selber^^
zurück zum thema
ich fand den prolog eig. schonmal ganz gut
am besten hat mir Hinatas Sichtweise gefallen ;]
Von: abgemeldet
2009-02-10T17:33:12+00:00 10.02.2009 18:33
Wow....
also sowas...hab ich noch nie gelesen...o.o...
das ist...cool =DD
das ist...anders als...alles andere... aber es ist genial!!!
Bin gespannt in was für Situationen die anderen Mädchen sind

LG Yaki-Chan
Von:  MmeSilence
2008-12-22T18:30:03+00:00 22.12.2008 19:30
Interessant muss ich sagen^^
Würd egerne mehr schreiben, aber bin auf dem Sprung
Nur eine Sache: Heißt es nicht eStasy? Oder ist das mit 'x' eine Schreibweise die mir unbekannt ist?
Na ja wollte ich nur angemerkt haben.

Bleibe auf jeden Fall mal dran mit dem Lesen (:

Einen ganz lieben Gruß
Von:  KeKsi
2008-12-21T20:55:58+00:00 21.12.2008 21:55
Halluuuuu
Kennst du mich vielleicht noch?? *_* Naja wahrscheinlich nicht. Ich meine du hast soooooo viele Kommisschreiber und alles woher sollst du dich an mich erinnern *_* Ich hab mal dein FF "Sieh mich" gelesen. Hab dir auch immer nen Kommi geschrieben ^_~
Aber nuuuun hab ich ja eben eine ENS von dir erhalten. Dass du eine neue FF startest. Also ich finds total cool *_*
Denn du schreibst wirklich klasse und du hast immer solche tollen Ideen. Ich find diese FF auch toll. Vielleicht weil im Prolog keine Sakura war? xD Oder es nicht gleich am Anfang steht dass es ne Sasusaku gibt? xD Naja die meisten FFs sind ja so dass Sakura im Mittelpunkt ist und iiimmer wieder Sasusaku kommt -.-
Langsam ist das doch zu viel xD
Aber najaaaa^^ auch egal. Ich zumindest finde Hina die beste. Auch die anderen sind toll. Nur Sakura mag ich noch nicht so^^'. Und von Pairing... Naja SasuHina ist ja nicht inn^^ Das ist immer so schwirig tolle FFs von den beiden zu finden >_<
Also ich will bl.os sagen ich find den Anfang toll und dein Schreibstyl wie immer klasse^^
Aber ich hab eine bitte an dich >__< Falls doch SasuSaku vorkommt, dann war mich bitte. Ich kanns nicht mehr über die lesen. Es ist echt zu viel >_<
Aber hei was ist schon dabei eine Leserin zu verlieren du hast doch so viele^^
Also mach weiter so^^

LG smile
Von: abgemeldet
2008-11-12T13:45:15+00:00 12.11.2008 14:45
Hallihallo^^
Auch ich bin gerade auf deine Fanfic gestoßen und sie gefällt mir wahnsinnig gut... sie hat sowas dunkles... ich liebe das xD
Was für eine Liste??
Tsunade--sama, du hast dich bestimmt irgendwo verlesen :)

Jetzt aber wieder zurück zu meinem Feedback:
-Ein sehr, sehr schöner Schreibstil
-Super dargestellte Charaktere
-Schöne Umsetzung der Idee

Ah noch was, meine Lieblingsperson ist jetzt schon Temari, übringens finde ich auch die Ich-Form toll :)
Ich werde weiterlesen!
glg BlueTear
Von: abgemeldet
2008-11-12T13:33:13+00:00 12.11.2008 14:33
Hui, das Erscheinungsdatum ist ja lange her...
...aber endlich komme ich mal dazu, das hier zu lesen =)

Mein Feedback:
Ich finde, dass du einen sehr schönen Schreibstil hast, der die Gefühle der Personen außerordentlich gut beschreibt!
Die Storyline gefällt mir und ich bin gespannt, was mit dieser Liste ist...
Du hast die Situationen der einzelnen Personen gut und detailliert beschrieben, jeder hat so seine eigenen Probleme und das ist interessant, zu verfolgen, was sie mit ihrem Leben anstellen!

Ich mag Dramen, ich hoffe bei dir wird es auch ein bisschen dramatisch, aber du hast diese Hoffnung ja bereits jetzt schon gut umgesetzt^^

Wie gesagt, die Fanfic, die Idee und dein Schreibstil gefallen mir und ich würde das hier gerne weiterlesen!
Wenn es möglich wäre, könntest du mir eine ENS schicken, wenn es weitergeht?
Ich sehe leider nicht oft genug auf meine Favoritenliste xD

Tschaui =)
Tsunade--sama


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