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Schlagende Herzen

werden nie vergessen
von

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5. Runde - Der letzte Schlag und einer geht k.o. ...

„Sakumo ... hey!“
 

„Du siehst ja wirr aus!“ Der Größere lachte auf. Sein schwarzes Haar lockte sich. War die Nacht so wild gewesen?
 

„Ich wollte – zu Kumi-chan ... sie soll Kaffee gemacht haben.“
 

Sakumo lachte laut auf und grinste spitzbübisch. „Dein Kaffee steht bei mir. Ich möchte mit dir reden.“
 

„Wegen dem Vergeltungsschlag an den ‚thieves’?“
 

„Nicht vorrangig“, antwortete er mit einem Kopfschütteln und klopfte Reita auf die Schulter. „Jetzt komm. Hier im Flur rumzustehen kommt nicht gut für den Anführer!“
 

Ach ja? Er kann sich aber von seinem Vize einen auf dem Flur blasen lassen? Doch Reita nickte und ließ sich von Sakumo in seinen Raum führen. Dieser setzte sich auf das zerwühlte Bett und klopfte neben sich, dass er sich auch setzen sollte. Es war nur ein kleiner Moment, den er zögerte, doch er war sichtbar – besonders für Sakumos wache Augen.
 

Der lachte wieder auf. „Ertappt!“ Seine Augen funkelten amüsiert. „Du hast uns tatsächlich beim Sex beobachtet. Es war keine Einbildung ...“
 

„Ano ...“
 

„Komm schon, setz dich her!“ Wieder klopfte er neben sich. „Uruha ist nicht giftig.“
 

Reita setzte sich brav und kam sich vor wie ein Schuljunge, der gleich die Strafe mit dem Rohrstock bekommen sollte. „Er heißt Kouyou?“
 

„Ja.“ Sakumo lehnte sich hinüber zu einem kleinen Tisch und langte nach zwei Tassen, eine davon gab er dem Blonden. „Er ist mir sehr wertvoll, Reita, auch wenn du vielleicht einen anderen Eindruck davon hattest. Er ist mir das Liebste auf Erden und ich möchte ihn nicht verlieren – geschweige denn verletzen oder tot sehen.“
 

„Warum hast du ihn dann so grob behandelt? Vorgestern, meine ich ...“ Reita erkannte, dass Sakumo ihm anscheinend seine Situation und sein Handeln bezüglich des schönen Gitarristen erklären wollte. Also ergriff er die Chance beim Schopf.
 

Das Leuchten aus seinen Augen verschwand; wie Uruha umfasste er die Tasse in seinen Händen. „Ich will, dass er sich an jemand anderen bindet ... jemanden, den er wirklich lieben darf.“
 

„Wie meinst du das?“
 

„Ich möchte, dass er sich frisch verliebt. Er mag dich, Reita ...“
 

Er schluckte.
 

„Wahrscheinlich nicht so, wie du jetzt denkst, denn er liebt mich, aber ... ich würde es mir wünschen, dass er mich vergisst.“
 

„Du sprichst mir in Rätseln.“
 

„Ich werde nicht ewig hier sein, Reita ... ich kann ihm nicht mehr das geben, was er braucht. Nähe, Wärme, Liebe ... es wird mir zu viel, weil ich ihn nicht zerstören will ... ich will nicht, dass er so wird wie ich ...“ Die Stimme klang gedämpft, er sprach leise, als würde er jetzt ein Geheimnis mit ihm teilen wollen. „Er weiß davon, nur er weiß es, niemand sonst ... versprich mir, dass du es keinem Sakumo jemals sagen wirst!“
 

„Hai.“ Reita nickte. „Deine Schwester ...“
 

„Niemand!“
 

Wieder ein Nicken, gehorsam und stur. „Du sagtest, Uruha sei nicht giftig ...“
 

„Richtig ...“ Sakumo biss sich auf die Unterlippe. Da war er wieder, der Schmerz, den Reita schon am Vortag bemerkt hatte. „Du hast es gesehen ... was wir ... wie wir es getan haben ...“
 

„Ja.“ Eine steile Falte zierte die Stirn des Bassisten. Was war daran ungewöhnlich gewesen, wie die beiden Männer miteinander geschlafen hatten? Er hatte keine Erfahrung damit, aber Ruki hatte ihm mal einen Bericht gezeigt mit den Worten: ‚Das ist sicher lustig!’ Doch er hatte nur die Nase gerümpft und geschnaubt. ‚Sicher für den, der oben liegt!’ Aber was war an der Sache gestern besonders gewesen? Dass Uruha unter Drogen stand?
 

„Du kannst es nicht wissen. Nicht viele wissen, dass man sich so verhält, wenn man ...“ Der Schwarzhaarige hielt sich zurück. „Uruha ist gesund, ich habe extra auf ihn geachtet. Er ist kein Mensch, der lange allein glücklich sein kann ... sorge bitte dafür, dass er sich wieder verliebt und lieben kann.“
 

„Ich gebe mein Bestes!“
 

„Arigatou ...“ Ein zartes, kaum merkliches Lächeln umspielte die harten Lippen. „Wir benutzen immer ... Kondome, wenn einer von uns den anderen verwöhnt ... oder wenn ich ihn – nehme. Verstehst du? Das ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Es gab auch Zeiten, da haben wir schutzlos miteinander geschlafen, aber vor anderthalb Jahren war das vorbei.“
 

„Was war damals?“
 

„Ich hatte eine Bluttransfusion, weil ich zu viel Blut bei einem Coup verloren hatte. Leider hatte man noch nicht auf die Gesundheit des Blutspenders geachtet, jedenfalls nicht in diesem Faktor.“ Sakumo atmete ein Mal durch und sah Reita ehrlich ins Gesicht. Da war kein Leuchten, kein Lächeln, nur die feste Miene, die man von einem Kämpfer erwartete. „Ich habe Aids. Der Virus ist bereits ausgebrochen.“
 

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Schnitt.
 

Stille herrschte im Raum. Reita hatte vor zehn Minuten aufgehört zu reden. Sein Hals war trocken. Schon lange hatte er nicht mehr so viel gesprochen.
 

„Was ist aus ihm geworden? Aus Sakumo?“, fragte Kai und sein Blick wechselte zwischen Reita und Ruki hin und her.
 

Letzterer öffnete den Mund. „Laut Zeitungsberichten sei er in Unruhen umgekommen. Ein Bandenmitglied habe ihn erschlagen.“
 

„Und das stimmt nicht.“
 

Reita nickte, so wie er es auch damals getan hatte. Und blieb stumm.
 

~~~
 

„Ihr versteht euch so gut. Ich ... bin eifersüchtig.“ Aoi konnte gut verstehen, warum sein Partner ihn so irritiert und erschrocken ansah. „Eifersüchtig auf Reita. Wir haben früher viel öfter und viel mehr miteinander gesprochen – aber seit längerer Zeit ist es so, als – würden wir uns nicht mehr verstehen.“ So. Jetzt hatte er es ausgesprochen. „Ich will, dass es wieder so wird wie früher. Ich wollte dir nicht wehtun, oder so etwas ...“
 

„Du bist ... eifersüchtig?“, erkundigte Uruha sich.
 

„Ja, ich weiß, dass das kindisch ist, aber es ist so.“
 

Der Größere betrachtete ihn mit einer Mischung aus Unverständnis und Verzweiflung. Woher kam die Verzweiflung? „Was willst du wissen?“, fragte er mit einem Seufzen. „Ich meine, wenn du auch Reita so angreifst wie mich, wirst du dir bestimmt irgendwelche Fragen überlegt haben.“
 

Sie hatten also auch darüber miteinander geredet. Aoi seufzte. „Ja, du hast Recht. Ich wollte wissen, was euch so sehr miteinander verbindet. Es ist mir unheimlich geworden, ihr beiden ... miteinander.“
 

„Das kommt daher, weil wir uns am längsten kennen.“ Den Satz hatte er heute schon mal gehört. „Warum kannst du das nicht einfach akzeptieren – versteh doch, dass ich dich deswegen nicht von mir abhalte ...“
 

„Aber wegen etwas anderem?“ Aoi war plötzlich wieder wütend, obwohl er sich vorgenommen hatte, ruhig zu bleiben. Aber was Uruha anging, konnte er keinen kühlen Kopf mehr bewahren.
 

„Oh Aoi!“ Der Größere verdrehte die Augen und streifte auch den zweiten Boxhandschuh ab, um ihn ebenso zu Boden fallen zu lassen. „Komm, setzen wir uns.“ Langsam schlurfte er zur weißen Wand und ließ sich an ihr zu Boden sinken, den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen geschlossen, darauf wartend, dass Aoi sich zu ihm setzte.
 

Eben dieser betrachtete den Dunkelblonden mit seltsamen Gefühlen. So wie er da saß – die Beine leicht gespreizt, angewinkelt, die Arme auf den Knien abgelegt – fühlte er sich sehr an jemanden erinnert ... Reita. Er schüttelte den Kopf und ließ sich schließlich nieder.
 

„Du weißt, Reita und ich kennen uns schon sehr lange ... seit wir siebzehn waren, ungefähr. Er hat damals eine Zeit lang ohne die Zustimmung seiner Eltern sein Zuhause und die Stadt verlassen – und hat dafür dann auch ganz schön was zu hören bekommen. Wir haben danach nämlich nicht mehr telefonieren dürfen.“ Uruha lachte kurz auf.
 

„Reita war in Yokohama.“
 

„Ja, richtig. Er hatte damals seine rebellische Phase und ... ja, er war bei mir. Yokohama galt innerhalb Kanagawas als gefährliches Gebiet und das reizte ihn ungemein. Deswegen hatte er eines Tages beschlossen, selbst Ruki zurückzulassen und dort sein Glück zu versuchen.“
 

„Und da du zufällig in Yokohama lebtest, habt ihr euch so rein zufällig gefunden“, gab Aoi in einem abwertenden Singsang seine Gedanken zum Besten.
 

„Ich lebte dort nicht, Aoi – ich kämpfte ums Überleben.“
 

Irritiert schwang der Blick des Schwarzhaarigen zu seinem Freund. Er hatte die Augen wieder geöffnet, sein Blick war hart auf die gegenüberliegende Wand gerichtet. Der letzte Satz war also kein Scherz gewesen.
 

„Man nimmt immer an, ich sei in einer gut situierten Gegend aufgewachsen. So falsch ist das nicht, aber ... es ist auch nicht ganz richtig. Bis zu meinem dreizehnten Lebensjahr war ich brav, der männliche Zögling meiner Familie, der immer alles zu vollster Zufriedenheit erledigte. Und von einem Tag auf den anderen war es, als hätte sich ein Schalter umgelegt.“ Uruha schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, erschienen sie Aoi schwarz.
 

„Was hast du ... getan?“, fragte er zögernd und bekam Dank der blutleeren Lippen Uruhas Angst.
 

„Ich glaube, es war alles dabei – von Diebstahl bis Körperverletzung war alles drin. Es gibt nur drei Sachen, weswegen man mich nicht belangen könnte: Prostitution, Vergewaltigung und Mord.“
 

„Warum?“
 

„Es war meine Art zu überleben, damals. Ich konnte nicht anders. Anders als Reita habe ich jedoch nicht meine Eltern verlassen. Das wäre zu auffällig gewesen. Stattdessen hab ich mich in der Nacht rumgetrieben. Meine Mutter arbeitete nachts. Mein Vater hat Schlaftabletten genommen. Du hättest ihm Kai ins Zimmer setzen und spielen lassen können. Es hätte für ihn keinen Unterschied gemacht.“
 

„Wann hast du denn bitte geschlafen?“ Wie unwirklich das klang ... der liebevolle Uruha ein Schläger?
 

„Ich brauchte nicht viel Schlaf. Seltsamerweise hat nie jemand etwas bemerkt.“
 

„Und Reita ...?“
 

Uruha schluckte. „Reita war eines Tages da. Oder besser eines Nachts. Ich weiß nicht genau, wer wem mehr geholfen hat. Wir steckten beide irgendwie in der Patsche. Er war erst vor ein paar Tagen in Yokohama angekommen und suchte nach Anschluss. Selbst ich wusste, du musstest deine Verbündeten haben, wenn du überleben wolltest. Im Nachhinein bin ich natürlich sehr froh, dass er es so lange alleine ausgehalten hatte.“
 

„Warum stecktest du in der Patsche?“ Er erzählte andauernd von Reita, dabei wollte Aoi mehr von ihm erfahren.
 

„Ich“, Uruha stockte. Entweder er genierte sich dafür oder es war etwas Schreckliches. Doch er selbst tippte auf Letzteres. Uruha genierte sich so selten – und für seine Zeit als Kleinverbrecher genierte er sich doch auch nicht. „Meine Beziehung bröckelte damals.“
 

„Das tut mir leid, Uruha ...“ Aoi wollte ihn umarmen, jedoch wurde er abgewehrt.
 

„Das muss es nicht, ehrlich. Das ist schon so lange her, dass es gar nicht mehr wahr ist.“ Der Größere seufzte, als würde er trotz allem von der Erinnerung übermannt werden. „Es ist ja auch nicht mehr wahr, dass ich noch Uruha, der Schläger, bin, nicht wahr? Aber glaub mir, Aoi, du hättest ihn ganz sicher nicht kennen lernen wollen. Es wäre dir nicht bekommen.“
 

„Was ist passiert, nachdem Reita nach Yokohama gekommen war?“
 

„Nichts Aufregendes. Er schlief bei mir und wir gehörten der selben Gruppe an, aber ansonsten ... erst kurz bevor Reita zurück nach Hause gefahren ist, passierte etwas, dass die Gruppe auseinander riss.“ Die Pause ließ seinen Freund die Luft anhalten. „Unser Anführer starb.“
 

„Euer Anführer? Du warst es nicht?“
 

„Nein. Ich war nie dafür geeignet gewesen. Sakumo war der Ansicht, ich sei zu weich, um die Gruppe zu führen, also nahm er alles auf sich, als man uns an die Polizei verpfiffen hatte.“ Uruhas Finger bewegten sich zittrig und nervös, als würde sein Körper in Erinnerungen schwelgen. „Seine Schwester hat mir danach gesagt, es wäre ein Unfall gewesen.“
 

„Was war ein Unfall?“, hakte Aoi vorsichtig nach.
 

„Auch die Polizei in Japan ist nicht sehr ...vorsichtig, wenn es darum geht, einen Jungen zu verhören. Sie haben ihn geschlagen und getreten, in den Bauch, an den Kopf ... Mir wurden Fotos gezeigt, die ich nie wieder aus dem Kopf bekommen werde. Sein Gesicht war so angeschwollen, ich hätte ihn nie wieder erkannt.“
 

„Sie haben ihn umgebracht?!“
 

Uruha lachte lieblos auf. „Du hast doch gehört: Es war ein Unfall. Niemand von uns konnte etwas dagegen sagen, weil wir ihn sonst verraten hätten. Er hat ihnen erzählt, er wüsste nicht genau, wer seine Komplizen waren, wir hätten alle immer Masken getragen.“ In diesem Moment zog er die Beine an und legte seine Arme um die Knie.
 

Aoi sah nicht mehr Reita in ihm. Er sah jemanden, der etwas verloren hatte, das er nie wieder bekommen würde. Von Niemandem. Höchstens von einem Menschen, er ihn aufrichtig liebte. „Wer war er für dich?“ Seine Frage verhallte flüsternd in der Gerätehalle.
 

„Er war mein ... wir waren zusammen. Fest zusammen.“ Uruhas Nase verschwand zwischen seinen Knien. „Ja, ich hatte etwas mit einem Jungen.“
 

„Uruha? Du entschuldigst dich doch nicht etwa dafür, oder? Du weißt doch wohl, dass ich dir das nie zum Vorwurf machen würde! Wenn man jemanden liebt, ist es egal, ob es ein Mann oder eine Frau ist – Hauptsache ist, dass man sich liebt. Und er hat dich geliebt, stimmt’s?“
 

Ein Nicken folgte, woraufhin Aoi den Mut fasste und ihn umarmte. „Wir waren zusammen, Aoi ... ich konnte nichts tun, als sie ihn schnappten. Er rief mir zu, ich solle rennen, Kumiko zog mich hinter sich her. Ich wäre mit ihm gegangen, aber ...“
 

„Reita war auch dabei?“ Wieder ein Nicken. „Er wollte auch nicht, dass du mit ihm gehst?“ Noch ein Nicken. „Sie wollten dich alle beschützen, Uruha ... Glaubst du nicht, dass Sakumo das auch gewollt hat? Dass dir nichts passiert?“
 

„Ich habe ihn sterben lassen, versteh das doch!“, brauste der Größere plötzlich auf, sprang auf die Füße und schlug prompt auf den Boxsack ein. Mit aller Kraft, schreiend, weinend. So hatte Aoi ihn noch nie erlebt. „Es ist so, als ob ich daneben gestanden und zugesehen hätte!“
 

„Er liebte dich. Du liebtest ihn. Es war ein Beweis ...“
 

„Du hast doch keine Ahnung, Aoi! Was weißt du denn schon davon? Du hast keinen Schimmer davon, wie es mir damals ging! Deswegen vertrau ich Reita! Er versucht mir nicht reinzureden und lässt mich machen!“
 

„Was hat das damit zu tun?“ Der Schwarzhaarige stand nun ebenfalls auf und ging um Uruha herum, um seinen Schlägen auszuweichen. „Uruha! Wovor läufst du davon?“
 

‚Er ist tot, begreif es doch endlich! Hör auf, vor dem Leben davonzulaufen!’
 

Aoi wusste gar nicht, wie ihm geschah. Schon im nächsten Moment – er hatte nur das feuchte Aufblitzen in Uruhas Augen gesehen – fand er sich an die kalkweiße Wand gedrückt wieder. Uruha direkt vor sich, so dass sie sich – wahrscheinlich unabsichtlich, wie er vermutete – von den Hüften bis zu den Schultern berührten. Sodass er Uruhas Herz spüren konnte, das gegen seinen Brustkorb pochte.
 

„Ich laufe nie davon ...“ War dieses Knurren tatsächlich sein liebenswerter Freund? „Das bring ich dir jetzt bei.“
 

Und da war es, das Gefühl, das er schon so lange vermisst hatte. Uruhas Mund auf seinen Lippen. Weich und fest, pulsierend wie immer, wenn er in Rage war. Doch etwas Neues kam auch hinzu: Etwas Feuchtes schob sich in seine Mundhöhle, und Aoi stöhnte auf, als er die fremde Zunge empfing, während Uruha nach seinem Kopf griff, damit er sich nicht wegdrehte.
 

Wenn er ein guter Freund wäre, würde er ihn jetzt von sich stoßen, diesen verführerischen Wahnsinn beenden. Am besten sofort! Gleich ... noch einen Moment ...
 

Es war Uruha, der sich mit einem schmatzenden Geräusch von ihm löste.
 

„Ich laufe auch nie davon ...“ Es war die Antwort auf eine unausgesprochene Frage.
 

„Aoi, hör doch bitte ...“ War das ein Anflug von Verlegenheit in seinem Gesicht? Erkannte man durch diese elende Reklameleuchte tatsächlich die zarte Röte auf seinen Wangen? Hatte dieser Kuss, der wirklich nur ein Kuss gewesen war, ihn so erregt?
 

„Nein, jetzt hörst du mir mal zu.“ Er atmete ein Mal tief durch. „Ich war eifersüchtig auf Reita. Du bist mir ausgewichen. Und das alles hat mir unheimlich Sorgen bereitet und mir wehgetan. Uruha ...“
 

„Hm?“, kam der fiepende Ton von dem gestandenen Mann vor sich. „Ja?“
 

„Ich liebe dich ...“ Aoi kannte zwar nicht seine ganze Geschichte, aber er war der Meinung, dass er im Moment genug wusste, um sich selbst eingestehen zu können, was er fühlte. Und dass er derjenige sein wollte, der Uruha wieder auf die Beine brachte, indem er ihn aufrichtig liebte. Er könnte ihm immer noch erzählen, was weiter passiert war. Später.
 

„Bist du ...“ Der Blonde fand keine Worte mehr. Erst recht nicht, als sich Aois Hände in seine Haare schlichen, um ihn zum erneuten Kuss heran zu ziehen. Ein atemloses Seufzen entkam ihm und er streichelte Aois Arme bis zum Hals hinauf, um ihn dort im Nacken zu halten, ihn näher an sich zu ziehen.
 

„Ich bin mir sicher“, wisperte Aoi schließlich zwischen zwei Küssen und sah in Uruhas verschleierte Augen, bis er sich darüber klar wurde, was er hier eigentlich tat. Sofort ließ er ihn los, Uruha wich erschrocken zurück. „Es tut mir leid ... ich hätte dich nicht so überfallen dürfen! Bitte verzeih mir ....“ Betroffen senkte er den Blick gen Boden.
 

Er hörte das Schlucken seines Freundes, das Zittern in seiner Stimme. „Du hattest Recht mit dem, was du sagtest“, flüsterte Uruha und rieb sich die Arme, als ob er fröre. „Ich bin dir ausgewichen.“
 

„Warum?“
 

Aus den Lippen, die er eben noch geküsst hatte, wich das Blut. „Ich wollte nicht noch mal so verletzt werden ... schon gar nicht, wenn meine Zuneigung nicht erwidert würde. Also habe ich dich besser gemieden.“ Der Blonde sah ihn an und errötete noch mehr. „Es war besser so ... das dachte ich zumindest.“
 

„Wovon redest du?“
 

„Sakumo wollte immer, dass ich mich wieder verliebe, um nicht alleine und unglücklich zu sein. Vor ein paar Monaten war es soweit, aber ... ich hatte Angst davor, dir davon zu erzählen. Hatte Angst, dass du mich von dir stoßen und niemals wieder mit mir reden würdest.“
 

Der Ältere traute seinen Ohren nicht. Sollten diese Worte tatsächlich das heißen, was er glaubte? Sollte es heißen, dass er nicht umsonst hergekommen war? Durfte er hoffen? Gespannt beobachtete er Uruhas bebende Lippen und lauschte den Worten, die er sprach.
 

~~~
 

Am nächsten Morgen wachte Aoi davon auf, wie ein Lastwagen vorbeifuhr. Er wälzte sich von der einen Seite des Bettes zur anderen, bis er wieder die Kante spürte. Die Augen geschlossen, die Arme ausstreckend erreichte er beide Bettkanten und niemand sonst. Niemand war mehr dort, aber er kannte den Geruch der Bettwäsche, den Geruch des Kopfkissens. Er seufzte und hörte im nächsten Augenblick das Summen einer tiefen Männerstimme. „Uruha ...?“
 

„Hm?“, kam es summend ein paar Meter entfernt. „Bist du wach?“
 

„Hm ...“ Erst jetzt öffnete Aoi die Augen und machte Uruha vor seinem offenen Kleiderschrank aus, der ziemlich ausgeräumt war. Die Klamotten lagen unordentlich davor verteilt und Uruha direkt dazwischen. „Was machst du da?“
 

„Aufräumen. Die Sachen waren so unordentlich und durcheinander, ich wollte alles neu machen“, antwortete er mit eine strahlenden Lächeln und stieg über einen Kleiderberg hinweg, um zum Bett zu gelangen.
 

„Das wäre meine nächste Frage gewesen“, murmelte der Liegende und zog ihn in seine Arme. „Warum bist du schon auf?“
 

„Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Uruha spielte mit einem von Aois Hemdknöpfen und war froh, dass sie beide beim Reden eingeschlafen waren. Hätte Aoi das Hemd auch nur ein Stück weiter offen gehabt ...
 

„Warum?“
 

„Ich war unruhig.“
 

„Warum?“
 

„Oh du bist wie ein kleines Kind!“, lachte Uruha auf und grinste, aber dann wendete er verlegen sein Gesicht ab. „Es ist eine Weile her, dass wir nebeneinander geschlafen haben ...“
 

„Ja, das ist es .... du weißt, ich dachte, du magst mich nicht mehr.“ Aoi lächelte warm, doch merkte er, dass da noch mehr war. „Was denn noch?“
 

„Und es ist schon eine Weile her, dass ich mich zurückhalten musste, wenn ich jemanden liebe ...“
 

„Du hast dich zurückgehalten?“ Aoi grinste.
 

„Ja, natürlich ... ich weiß, dass du noch nie mit einem Mann eine Beziehung hattest. Du hast geschlafen und ich hätte dich geweckt, wenn ich – nicht aufgestanden wäre. Du hast so schön geschlafen und noch dazu wollte ich dich nicht erschrecken ...!“ Er spürte die Hand an seinem Hals, wie die Fingerspitzen sanft über die dünne Haut fuhren, um ihn zum Erbeben zu bringen.
 

„Du darfst mich immer erschrecken. Aber versprich mir eins, Uruha ...“ Aoi kam ihm näher, zog ihn näher zu sich, bis ihre Lippen sich fast berührten. Unter seinen Finger fühlte er Uruhas beschleunigenden Herzschlag. „Halte dich nie wieder zurück!“
 

Uruha lächelte, seine Augen strahlten, bevor er seine Lippen auf Aois legte. „Hai!“
 

---
 

*hinter einer Ecke hervorlug*

Habt ihr den Zuckerschock zum Schluss überstanden? ^^'
 

Merkwürdig, fast passend zum Welt-Aids-Tag gestern habe ich dieses Kapitel hochgeladen ... so ist das manchmal.
 

Man könnte sich jetzt fragen: Was kommt noch? Was kann da überhaupt noch kommen?

Nun ja ... ihr werdet es hoffentlich im Epilog lesen ^^
 

Wir lesen uns am Freitag in alter Frische ^^

Mata ne!
 

Himitsu
 

*Kekse dalass*
 

P.S. Hat das 4. Kapitel nicht gefallen? oder traute sich kaum jemand, über die situation zu urteilen? ^^

ich möchte bitte auch negative kritiken haben, wenn ihr welche zu veräußern habt.

Dazu schreibe ich, um besser zu werden. Arigatou gozaimasu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (9)

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Von:  Len_Kagamine_
2012-09-02T09:49:26+00:00 02.09.2012 11:49
xDDDDDDDDDDDDDDDD Reita wurde erwicht xDDDD
*geschockt* das ist echt überl das die darauf nicht geachtet haben O__O das hätten sie eigentlich der arme Sakumo das muss echt harrt für ihn sein
ahh egnlich sieht man wie Uruha siech Aoi langsam öffnet *__*
O__O das nent sich also polizei das ist grausam
der arme Uruha hat auch noch die bilder gesehen ich kann verstehen das er das icht mehr aus seinem kopf bekommt wurde ich auch nicht voralem weil er ihn gelibt hat *mit ihn fühl*
ich finde es schon das Aoi so verstäntnis vol reagirt *smile*
q___q Uruha hat macht siche immer noch forfürfe q___q
*__* sie küssen sich auch wen es eine schonere zituazion seine könnte aber igal sie küssen sich *__*
Aoi hat seine leibe gestanden *__________* enlich was posetives zwichen den beiden *__* und noch ein kuss *__* und beide haben ihn genossen *__*
nein Uruha hat ihn unterbrochen -.-
*____* Uruha hat es zu gegeben das er in Aoi verlibt ist auch wenn er es nicht ausgesprochen hat *__*
jaaaaaaaaaa sie sind zusammen *__*
und wie süüüüüüüüüß das sie Uruha zurück gehalten hat aus rücksicht *___*
und Aois letzter satz erst *schwarm modus*
bin gespant was noch im letztem kp pasieren wird *_*

dat nessy-tan
Von:  Armaterasu
2009-06-16T11:57:30+00:00 16.06.2009 13:57
das war ein zuckerschock... alle achtung ^^ ich finde es schön, dass uruha auch aoi etwas von der geschichte erzählt hat... und dann auch seine gefühle preisgegeben hat... fand es nur nciht ganz so gut, dass aoi plötzlich seine gefühle für uruha erkennt... uruha hatte sie schon vorher... aber bei aoi... das hab ich nicht so recht rausgelesen ^^''
ansonsten ein schönes kapitel ^^

LG
amy
Von:  Kysume
2008-12-03T19:20:42+00:00 03.12.2008 20:20
Ein wunderschönes Kapitel! *____*
Endlich aus der Kaserne zurück! War schon voll traurig, dass ich das nächste Kapitel erst so spät lesen konnte! T___T
Zu dem letzten Kapitel, es war unheimlgich gut! *___* Der Lemonteil war echt spitze!
Hach, ich bin schon so gespannt was noch kommt, auch wenn ich das Ende jetzt etwas schnell fand, Uruha ist irgendwie ZU schnell über seinen Schatten gesprungen, aber trotzdem schön!^-^
Von:  DragonSoul
2008-12-02T16:28:53+00:00 02.12.2008 17:28
okay~ mag zwar wirklich etwas holta die polter rübergekommen sein, aber ich mags trotzdem =D .. war wieder toll geschrieben..
Sakumo tat einem schon leid x,x...erstmal die Krankheit und dann so nen ende durch die Polizei und dann nur als `unfall` abgestellt y.y..
Und das sich uruha irgendwo die schuld gab konnt ich ihn gut verstehen ~_~...nja~ hat du auf jedenfall wieder gut hinbekommen auch wenns schade is das schon schluß is >_<...
Trotz allem freu ich mich auf den epilgo =D...bin gespantn was noch kommt o,o
Baba Sui^^
Von:  Bara-sama
2008-12-02T13:35:36+00:00 02.12.2008 14:35
Ich fand's gaaaaaaanz toll <3
Dass Sakumo deswegen starb, ist traurig ú.u
Aber jetzt hat Ruha ja seinen Aoi <3
Und Bara weiß nicht, was sie noch schreiben kann xD
Bis zum nächsten und letzten Kapitel <3
Von:  YutakaXNaoyukis_Mika
2008-12-02T13:03:30+00:00 02.12.2008 14:03
Na klar, haben wir den Zuckerschock überstanden.
Und ich muss sagen, ich wär auch für nen nettes Adult >_<
Von:  SeductionParade
2008-12-02T11:32:16+00:00 02.12.2008 12:32
Ich fands eigentlich auch klasse,
Also story und so^^
Empfand es allerdings auch als zu schnell zu ende...xDD
Und Adult wäre toll gewesen.
Ich weiß es gibt Leute die sagen das macht die Handlun gkaputt usw, aber ich find das nicht...ich find immer das gehört dazu^^
xD
Is aber nur meine meinung..ansonsten war die Story echt toll....

Lg
Myv
Von:  Katha007
2008-12-02T07:39:49+00:00 02.12.2008 08:39
Awwww..... süß... Ich mag zucker!
Von:  Kimochi-chan
2008-12-02T06:00:07+00:00 02.12.2008 07:00
Wow!
Nice nice~

Wenn auch sehr überraschend, dass da Uruha plötzlich Aoi an die Wand pinnt.. xDD
Ich wäre für Adult xDD
Passt so schön xD ;)

*hibbel*
Epilog.. >_>

Viel zu schnell zu Ende.. u.u


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