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Vampire? Die gibt es doch gar nicht!

von

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Kapitel 31-32

Kapitel 31
 


 

Acht Uhr morgens hatten wir es bereits schon und noch immer konnte ich nicht schlafen. Es lag nicht daran, das ich nicht müde war. Ganz im Gegenteil sogar. Doch jedes mal wenn ich die Augen schloss und kurz vorm einschlafen war, dachte ich wieder an diesen Juraj zurück und sah jeden Schatten im Zimmer genau an. Was wenn er wieder kam, während ich schlief? Was wenn er mich einfach mit sich nahm? Konnte er es überhaupt, ohne das ich ebenso dafür sorgte mich mit durch die Schatten zu bewegen? Ich wusste es nicht und genau das bereitete mir solche Angst. Ich wollte nicht plötzlich an einem anderen Ort sein, von dem ich nicht wusste wo er war und wie ich von dort weg kam. Seufzend rieb ich mir übers Gesicht und stand schließlich auf. Es hatte einfach keinen Sinn. Ich fand hier drinnen keinen Schlaf. Hoch gehen konnte ich jedoch auch nicht, denn ich wusste nicht, wie weit sie damit waren alles aufzuräumen. Alleine schon, wenn ich daran dachte wie viel Blut auf dem Boden geflossen sein muss bei dem Geruch. Ich spürte den Schmerz in meinem Kiefer wieder und wollte zu gerne nach oben, nur mal gucken gehen. Doch als ich die Tür aufgemacht hatte zum Gang im Keller, riss ich mich schnell wieder zusammen und schloss die Tür, lehnte mich mit dem Rücken dagegen. Es war amtlich, ich wurde langsam verrückt, fragte mich, was würde geschehen, sollte ich mich nicht mehr unter Kontrolle haben? Ich war einfach schon zu lange hier, mir fehlte der Umgang mit normalen Menschen und wieder musste ich bei dem Gedanken lachen. Normale Menschen, gehörte ich doch nicht mehr zu jenen. Aber es musste einen Weg geben, denn es hatte doch 16 Jahre vorher auch geklappt. Bisher hatte Alucard nur immer wieder gesagt, meine Kräfte seien erwacht. Das müsste heißen, sie haben geschlafen und wenn sie geweckt wurden, könnten sie doch auch wieder schlafen, oder etwa nicht? Ich zumindest begann diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, war nur die Frage, wer hatte einst dafür gesorgt das sie geschlafen hatten und wie finde ich denjenigen? Aber selbst wenn ich ihn nicht finde, muss es andere geben, die das gleiche können. Alucard danach zu fragen hatte sicherlich wenig Sinn, oder könnte er mir helfen? Nein, den Gedanken verwarf ich dann doch sehr schnell. Vielleicht sollte ich diese Verrückte doch mal aufsuchen. Immerhin scheint sie wenig Interesse zu haben, das ich weiterhin hier bleibe, außer sie will doch, das ich ihr irgendwann nochmal die Kehle raus reiße. Wenn ich schon an sie dachte, ballte ich meine Hände zu Fäusten und knurrte leicht. Das ich mal jemanden so sehr hassen würde, hätte ich wohl auch nicht gedacht. Immerhin kam ich mit Ablehnung und sonstigen einigermaßen gut zurecht, dank meiner Schulerfahrungen und den kleinen Gendefekten, welche ja nun doch keine waren.
 

Ich hatte angefangen mit dem Saum meines Shirts herum zu spielen, als ich mit dem Rücken noch immer an der Tür lehnend saß. Morgen war Mittwoch und dann endlich Donnerstag. Ob bis dahin hier alles wieder halbwegs in Ordnung war? Ob einige mit dem Bus in die Stadt zum Bahnhof fuhren? Ob ich an das Blut ran kam? Ich musste es versuchen und einfach hoffen. Langsam stand ich auf und tigerte im Raum auf und ab. Mir war langweilig und noch eine Seite von einem Buch zu lesen änderte auch nichts daran. Zumal ich gerade keine Lust mehr hatte zu lesen, zumindest nicht das. Wenn ich nur hoch gehen könnte, ich würde weiter nach einer Bibliothek suchen. Ein paar mal hatte ich das schon getan um zu wissen woher die Bücher kamen und welche noch alles dort standen, aber ich hatte keine gefunden und so langsam glaubte ich, jene befand sich in den Gebäudeteilen wo ich nicht hin durfte. Ich war auf meiner Entdeckungstour damals das obere Geschoss entlang gegangen und hatte da auch nicht alle Räume erkundet. Alucard hatte mich dann ein kleines Stück im Erdgeschoss getragen und danach sind wie in einen anderen Keller gegangen. Doch es musste doch viel mehr geben und so viele Räume von denen jeder der besagte sein könnte. Ob es vielleicht sogar eine Verbindung von hier unten zu den anderen Teilen des Gebäudes gab? Ich hatte mich zwar schon des öfteren hier unten umgesehen gehabt, aber was, wenn es so etwas wie einen geheimen Gang gab? Vielleicht in solchen Häusern normal? Sollte ich Glück haben, müsste Sera schlafen und würde nichts mit bekommen, das ich hier unten nach etwas gezielt suche. War auch zu hoffen, das mein Wächter ebenso schlief, oder in einem anderen Teil des Gebäudes sich aufhielt und mir nicht über den Weg lief. Ich ging zum Schrank und zog mich schnell um. Eine braune Cargohose, dazu ein schwarzes Shirt und meine Sneakers durften nicht fehlen. Anschließend öffnete ich die Tür. Draußen war keiner. Leise schloss ich die Tür hinter mir und ging in Richtung von Seras Zimmer. Ich blieb vor dessen Tür stehen, da ich aber nichts hören konnte, nahm ich einfach an sie würde schlafen und ging weiter. Etwas Gutes hatte es doch, zu dieser verdammten Welt zu gehören, ich brauchte gerade keine Taschenlampe um meine Umgebung wahr zu nehmen. Mit den Händen tastete ich die Wände ab, dabei sah ich aber immer genauer hin, nur damit mir doch keine Spinne über den Weg lief. Es war eigenartig. Soviel Stärke, die ich besaß, so viele Fähigkeiten, welche ich hatte und dennoch sprang ich bei jeder Spinne, die mir über den Weg lief zur Seite und rannte schnell in ein anderes Zimmer. Zum Glück schienen heute aber keine hier zu sein, oder sie hatten sich gut versteckt.
 

Bereits mehr als 100 Meter war ich von meinem Zimmer entfernt und kam bald zum ende des Ganges. Hier hinten war ich bisher nur zwei mal gewesen. Beim ersten mal, um zu erkunden wo ich feststeckte und beim zweiten mal um nach Alucards Zimmer zu suchen. Schließlich stand ich wieder vor dieser alten Tür am Ende des Ganges, wo ein Schloss vor war. Das er dort hinter war, hatte ich schnell verworfen, denn wieso sollte ansonsten ein Schloss davor sein. Die anderen Türen waren aber auch abgeschlossen gewesen, also nahm ich an, er würde dort hinter irgendwo schlafen. Vielleicht lag hinter der Tür mit dem Schloss davor ein weiterer Gang, aus welchem Grund sollte sie sonst von außen verschlossen sein? Ich ging in die Knie und versuchte durch das vorhandene Schlüsselloch etwas zu sehen, doch außer schwarz war nichts zu erkennen, genau wie beim letzten mal. Seufzend stand ich auf. Es blieb mir nichts anderes übrig als die Tür mit Gewalt zu öffnen und zu hoffen, das dies keiner so schnell mit bekam. Am besten erst gegen Freitag. Das Schloss versuchte ich einfach abzureißen, doch es gelang mir nicht. Also versuchte ich eben die Tür aufzubrechen. Bei der Tür, hinter welche unsere damalige Wohnung lag hatte ich es ja auch hinbekommen und damals war ich noch untrainiert. Mehrere Versuche später gab ich aber auf. Wieso funktionierte es nicht und wozu waren diese übermenschlichen Kräfte gut, wenn sie hier nicht funktionierten? Es half wohl nur brachiale Gewalt und in der Hoffnung, das es keiner hörte, nahm ich Schwung um mit meiner Schulter die Tür aus den Angeln zu befördern. Beim ersten und zweiten mal bekam ich nur ein hämisches knarren von der Tür, doch beim dritten mal hatte ich es endlich geschafft und blieb mit geschlossenen Augen um Türrahmen stehen. Ich lauschte ob jemand gleich kommen würde, denn es war verflucht laut gewesen. Wie es aber schien, hatte es keiner gehört. War der Schlaf so fest von Sera? Wenn ja, musste ich mir das merken und brauchte wohl nicht mehr so vorsichtig zu sein. Da Alucard aber auch nicht auftauchte, hoffte ich mal, das sein Schlaf genau so tief war oder er sich wirklich nicht in der Nähe aufhielt. Ich öffnete meine Augen und begann mich umzusehen. Hinter der Tür lag wirklich ein weitere Gang, aber einer der noch weiter nach unten führte.
 

Den Stufen folgend ging ich tiefer hinab und musste mir über die freien Arme streichen. Trotz des Sommers waren hier unten vielleicht gerade mal 10 Grad. Die Treppe ging in einem großen rechten Bogen nach unten und auf der linken Seite war kein Geländer um sich festzuhalten. Wohin es wohl ging? „Vielleicht in die Hölle.“ sagte ich als Spaß zu mir selber und musste schmunzeln. Nach der etwa 60. Stufe hatte ich aufgehört zu zählen und nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich das ende der Treppe. Auf den Rückweg freute ich mich so gut wie gar nicht und wünschte mir einen Aufzug. Es war dunkler als im Keller und ich musste mich erst daran gewöhnen, was aber zum Glück schnell ging. Dennoch sah ich nicht alles so deutlich wie oben. Meinen Weg fortsetzend kam ich an ein paar erloschenen Fackeln an der Wand entlang. Ob Vampire Feuer machen konnten? Einfach so mit dem Willen? Ich hatte es noch nicht probiert und Alucard mir nicht gezeigt, aber ich versuchte es ohne Erfolg. Leider hatte ich aber auch kein Streichholz oder Feuerzeug mit, also musste ich weiter im Dunkeln voran gehen. Die Steine im Boden wirkten alt, sehr alt und ich fragte mich auch, wann das letzte mal hier einer entlang gegangen war, denn an den Wänden waren lauter Spinnennetze und ich betete richtig, das ich keine zu Gesicht bekam, doch als ich eine ziemlich große an eine der Wände sah, schrie ich vor Schreck auf und drehte mich schnell um, ging etliche Meter zurück um nur dort hin und her zu laufen. Ich war so weit gekommen, sollte ich jetzt aufgeben? Der überwiegende Teil von mir sagte ja, der restliche ich solle mich an diesem Mistvieh vorbei schleichen. Doch als ich nur in die Richtung sah, überkam mich eine Gänsehaut und ich wollte keinen Schritt darauf zu tun. Es vergingen Minuten in welchen ich aber auch immer wieder um mich herum sah um zu erkennen ob dieses Ding sich auf mich zubewegen würde. Ich wusste selber, das es reine Einbildung war, aber ich konnte genau fühlen, das es immer näher sich an mich ran pirschte und wollte schon anfangen zu heulen. Dann atmete ich aber tief durch und beruhigte mich selber, blieb ganz ruhig stehen und beobachtete meine Umgebung genau. Es kam nichts, rein gar nichts näher. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen wieder in die Richtung und die Spinne saß noch immer in ihrem Netz. Ohne sie aus den Augen zu lassen und immer darauf gefasst ganz schnell zurück zu laufen, ging ich an ihr vorbei und als ich es geschafft hatte, beschleunigte ich meinen Schritt um von dort weg zu kommen, bis ich wieder vor einer stand, die aber nicht in einem Netz, sondern an der Wand direkt sich befand. Sie war mit den Beinen fast so groß wie meine Hand und erneut begann ich zu zittern und schneller zu atmen. Zurück wollte und konnte ich nicht, da war die andere. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und wünschte mir gerade, ich hätte eines der Bücher mit genommen. Dann hätte ich wenigstens was gehabt um die Viecher zu erledigen. Wieder tief durchatmend und sogar die Luft anhaltend ging ich an dieser ebenso vorbei und sagte dann einfach zu mir, gar nicht mehr an die Wände oder die Decke zu sehen. Ich sagte es zwar zu mir selber, aber mich daran halten tat ich nicht. Hätten hier unten nicht Mäuse oder Ratten sein können? Vor denen hätte ich nicht solch einen Schiss gehabt. Aber nein, das hier unten war wohl das reinste Paradies für die Spinnen. Eines stand fest, ich musste später einen anderen Weg zurück finden.
 

Bisher hatte ich noch keine Tür hier entdeckt, nur der Gang, welcher weiter ins Nichts zu führen schien. Ich hatte das Gefühl als wenn mir was kaltes am Bein entlang streifen würde, doch als ich runter sah, erkannte ich nichts und schob es auf meine Fantasie. Es schienen Stunden zu sein in welchen ich unterwegs war, doch als ich auf meine Armbanduhr sah, war es gerade mal viertel nach Zehn. Dank des Adrenalinkicks durch die Spinnen war zudem meine Müdigkeit verflogen. Endlich kam eine Tür auf der linken Seite in Sicht. Die erste überhaupt. Sie war aus altem Holz gefertigt und hatte lauter Risse drinnen. Was wohl dahinter war? Es gab nur einen Weg es herauszufinden. Daher öffnete ich sie, sah dabei aber in jede Ecke der Tür, falls dort irgendwo eine Spinne saß, die durch die Bewegung runter fiel oder sonst was. Aber es war keine dort und erleichtert öffnete ich die Tür ganz. Hinter der Tür war ein komplett leerere Raum. An den Steinwänden konnte ich aber ein paar Ketten sehen und wieder lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. Ob hier unten einmal jemand festgehalten wurde? Wenn ja, tat mir derjenige mehr als leid. Ich schloss die Tür wieder und ging weiter. Klar hätte ich sie auch offen lassen können, aber die Atmosphäre hier unten beflügelte nur meine Horrorvorstellungen aus irgend einer Ecke könnte jemand gesprungen kommen und bei einer offenen Tür im Rücken wurde diese Vorstellung nur verstärkt. Allmählich schien ich den Türlosen Gang hinter mich gelassen zu haben, denn ich sah schon die nächste. Jene war genau so alt wie die zuvor und wieder öffnete ich sie vorsichtig. Hinter ihr stand ein alter Tisch in der Mitte des Raumes. Er wirkte vermodert. Ich ging weiter hinein. Keine Stühle an dem Tisch und keine Ketten an den Wänden. Hatte das irgend eine Bedeutung und wenn ja, welche? Ich blieb vor dem Tisch stehen und beugte mich runter. Mein Blick ging zu erst drunter und schnell danach wieder raus aus dem Raum. Zuerst wollte ich den Staub von dem Tisch weg machen um zu sehen ob was eingeritzt war, aber die zwei Spinnen drunter sorgten dafür, das ich schnell die Tür wieder hinter mir schloss und weiter ging. Sollte der Tisch doch ein Rätsel bleiben, mir egal und das nächste mal, wenn ich so ein Unterfangen begann, würde ich irgend ein Gift für die Viecher mit nehmen und eine große Fliegenklatsche oder ein paar Zeitungen. Wieder schüttelte ich mich auf den Weg weiter durch den Gang.
 

Die nächste Tür vor der ich stand hatte keinerlei Risse oder sonstiges. Sie wirkte massiver als die anderen, als ich sie öffnete. Hinter ihr befand sich eine Art Liege an der rechten Wandseite, wo auch lauter Ketten dran befestigt waren. Ich kam mir gerade wie in einem Horrorfilm vor. Sicher würde ich die Schreie von jenen hören die hier unten festgehalten wurden, wenn ich nur genau hinhöre. Ich schüttelte bei dem Gedanken meinen Kopf und schloss auch diese Tür. Gefrustet ging ich weiter, da ich bisher noch nichts brauchbares entdeckt hatte. Der Abstand zur nächsten Tür war ziemlich weit und dieses mal bestand sie nicht aus Holz, sondern aus Metall. War es Metall? Es sah jedenfalls so aus. Sie wirkte nicht so alt. Vielleicht war die vorherige Tür ganz kaputt und die hier wurde als Ersatz eingebaut. Ich griff nach der Klinke und lies sie gleich darauf wieder los. Sie war eiskalt und ich fragte mich, ob dies normal war. Nochmal tief durchatmend öffnete ich sie dann einfach ganz schnell und stieß sie mit etwas Schwung nach innen. Ich war überrascht hinter ihr einen weiteren, kleinen Gang zu sehen. Von dort aus gingen vier Räume ab. Zwei Links und zwei rechts. Sie hatten Öffnungen etwas über der Hälfte der Türen, wo man hinein sehen konnte. Sicher wurden die als Zellen genutzt. Eine andere Verwendung fiel mir nicht ein. Ich rieb mir über den Arm beim umdrehen und erschrak dabei, sprang ein paar Schritte zurück. Beinahe wäre ich mit dem Rücken an die Wand gekommen. Im Türrahmen stand ein Hund, welcher mich genau fixierte. „Ähm...braves Hündchen...liebes Hündchen.“ Sagte ich mit zitternder Stimme und ging ein paar Schritte nach links. Wo kam der Hund nur her? Ich hatte vorher keinen gesehen und verdammt nochmal, wie kam er überhaupt hier runter? Er ging mir in etwa bis zur Hüfte, hatte dem Anschein nach schwarzes Fell und rote Augen. Rote Augen bei einem Hund? Ich wusste nicht, das jene solche Augenfarbe haben konnten, oder war dies hier etwa ein Vampirhund? Kurz musste ich schmunzeln bei dem Gedanken und ging etwas näher auf ihn zu. Er knurrte nicht, war das jetzt ein gutes oder schlechtes Zeichen? Als ich fast vor ihm stand, legte er die Ohren zurück und den Kopf etwas schief. Was machte ich hier nur?
 

„Ich hab nichts zu fressen für dich...na los, geh dorthin zurück wo du her gekommen bist..oder zeig mir wo du rein gekommen bist.“ Ich streckte meine Hand aus und lies ihn daran schnuppern in der Hoffnung, das er nicht zubeißen würde. Ob ich gegen einen Hund klar kam? Sollte ich eigentlich nach all dem Training mit Alucard. Dennoch, ein wenig Angst war noch immer im Hinterkopf. Er biss aber nicht zu, daher strich ich ihm vorsichtig durchs Fell. „Oh bist du weich.“ Ein Lächeln stahl sich dabei auf mein Gesicht. Er kam mir etwas näher und leckte über die Innenseite meiner linken Hand, wofür ich ihn gleich noch mehr kraulte. „Ich muss jetzt weiter... wie gerne würde ich dich mitnehmen, aber ein Haustier wird mir sicher nicht gestattet. Zudem, wer weiß wie lange ich noch hier bleibe...na los, lauf weiter.“ Als ich aufstand, drückte ich leicht gegen dessen Seite um ihm zum gehen zu motivieren, doch er bewegte sich kein Stück. Seufzend strich ich mir durchs Haar und zuckte dann mit den Schultern, verließ den Raum. Von ihm schien keine Gefahr auszugeben und ich hoffte, das es so blieb. Er folgte mir, und obwohl ich ihn hätte weg scheuchen sollen, war ich dann doch sehr froh darüber einen Begleiter zu haben, während ich weiter durch den langen Gang ging.
 


 

Kapitel 32
 


 

Wer hatte das hier nur angelegt, fragte ich mich und blieb an einer Wand stehen. Ich fragte mich gerade, wo ich jetzt wohl genau sein könnte unter dem Gebäude. Ging der Gang überhaupt gerade aus oder machte er eine leichte Biegung? Für mich war ich immer nur gerade aus gegangen, doch wissen tat ich es nicht wirklich. Vielleicht sollte ich doch umkehren. Ich war bereits fast zwei Stunde unterwegs und mehr als ein paar leere Räume die aus einem Horrorfilm hätten stammen können, hatte ich nicht gefunden. Nun ja, bis auf meinen Begleiter. Der Hund stand gerade neben mir und ich hatte die Hand in seinem Fell vergraben. „Was hältst du von Bello, als Namen?“ Fragte ich ihn nun einfach und bekam ein Knurren von ihm. Sofort zog ich meine Hand zurück. „Ist ja gut, nicht Bello. Meine Güte.“ Ob er überhaupt verstand was ich sagte? Vielleicht mochte er nur die Aussprache nicht oder sonst was. Interessierte es einen Hund überhaupt wie er genannt wurde? Ich ging seufzend weiter und verschränkte die Hände hinter meinem Nacken. „Francis?“ Dafür bekam ich wieder ein Knurren, wobei ich mit den Augen rollte. „Ist das schwer, einen Namen für einen Hund zu suchen.“ Mir kamen viele in den Sinn, doch bei den meisten bekam ich ein Knurren, bei den wenigen ein Schnauben und es war amtlich, der Hund schien echt zu verstehen was ich sagte. Kurz bekam ich dabei eine Gänsehaut, dachte mir aber nichts weiter. „So wie du dich verhältst, könnte ich dich glatt Alucard nennen, aber der würde wohl nen Anfall bekommen, wenn ich dich genau so nenne.“ Gab ich spaßig von mir und stand dann endlich seit langem wieder vor einer Tür aus Holz.

„Hm..wie wäre es mit Dark, wegen deinem Fell? Oder Red wegen deiner Augen?“ Ich öffnete die Tür und fand mich in einer altertümlichen Zelle wieder. Ob es hier unten auch noch was anderes gab? Wie viele waren denn hier mal eingesperrt gewesen? Und warum lagen die alle so weit aus einander?
 

Ich schloss die Tür und ging weiter. „Dark, irgendwie finde ich das am passendsten.“ Wieder ein Schnauben zu meiner linken, doch dieses mal zuckte ich nur mit den Schultern. „Wenn dir der Name nicht gefällt, dann kannst du auch gerne gehen und jemand anderen hinterher laufen.“ Kein knurren oder schnauben und ich schüttelte nur den Kopf. „Jetzt red ich schon mit einem Hund. Ich muss echt verrückt sein. Wird zeit, das ich von hier verschwinde.“ Die Hände hatte ich meinen Hosentaschen verschwinden lassen, als mich Dark mit dem Kopf gegen die Hüfte stieß und ich dann weiter ging. „Falls du was zu fressen willst, ich hab wirklich nichts bei mir.“ betonte ich auf meinem weiteren Weg. Irgendwann stand ich vor einer doppelten Tür aus Holz. Es war ein großer Balken davor, welchen ich genau ansah um zu sehen ob irgendwo ein Kriechtier dran saß. Mal zu hoffen das keines unter dem Balken war. Ich schob ihn hoch und stellte ihn zur Seite, klopfte mir danach die Hände ab. Es war erstaunlich, wie viel Staub sich auf so etwas hier unten sammeln konnte. „Na, willst du zu erst rein?“ Der Hund stand vor der Tür und schnupperte, hob dann aber den Kopf und ging von der Tür weg. „Na Super, lassen wir doch den Zweibeiner vorgehen, sicher kann der bei Gefahr schneller abhauen.“ Sarkastisch öffnet ich eine der beiden Türen und musste mich dabei schon etwas anstrengen. Das Holz ächzte unter der Bewegung und kurz war ich in der Annahme, es könnte splittern. Als sie auf war, trat ich ein. Der Raum war größer als die anderen zuvor, daher wohl die doppelte Tür. Es stand eine Art Bett an der linken Seite und ein Tisch an der Rechten. „Wohl die Präsidentensuit hier unten.“
 

Ich ging weiter hinein und trat mit dem Fuß gegen etwas. Zuerst erschrak ich, dann aber beugte ich mich vor und hob ein altes Buch auf. Die Seiten waren vergilbt und der Ledereinband wirkte abgenutzt. Die Seiten waren zudem schwer zu lesen, da die Buchstaben fast verblasst waren. Es hier im dunkeln zu lesen war selbst für meine Augen anstrengend. Dennoch war es das erste, was ich hier unten fand. Zumindest was halbwegs interessant aussah. Alleine aus diesem Grund beschloss ich, es mit zu nehmen.

Als ich mich umdrehte, stand Dark hinter mir und ich wollte schon wieder zurück springen. „Dark! Schleiche dich nicht so an!“ Ich ging an ihm vorbei und wieder raus aus dem Raum. „Na komm, lass uns weiter gehen.“ Die Tür wollte ich wieder hinter mir zumachen und wartete, bis mein Begleiter endlich sich in Bewegung gesetzt hatte und draußen war. Den Balken ließ ich allerdings wo er war. „So langsam frage ich mich, ob das hier ein Gang unter ganz London ist. Vielleicht hört er ja nie auf...“ Sinnierte ich etwas vor mich hin. Irgendwie war es doch gut, das der Hund bei mir war, dann führte ich zumindest keine Selbstgespräche, also keine nur mit mir. Ach was dachte ich da eigentlich? Ich wollte hier wieder raus. Es war unheimlich und so langsam bekam mich ein beklemmendes Gefühl. Fehlte nur noch, das ich in irgendwelchen Katakomben landen würde, so wie es jene in Paris gab. Einmal war ich mit meinen Eltern in solchen gewesen, als eine Führung durch Paris war. Der Gedanke reichte aus, damit ich wieder eine Gänsehaut bekam und die Arme fast schon schützend um mich schlang. „Wenn mich irgendwas angreift, hoffe ich das du nicht weg läufst, sondern zubeißt, verstanden Dark?“ Mal hoffen das er dies verstand und auch umsetzte. Schade das ich nichts zu Fressen mit hatte, sicher würde dies ihn mehr überzeugen mir beizustehen.
 

Irgendwann kam ich doch tatsächlich bei einer Weggabelung an und sah von einer zur anderen. Für welchem Weg sollte ich mich entscheiden. Jener der weiter gerade aus ging oder welcher nach rechts abzweigte? Da hätte ich genau so gut eine Münze werden können und sahen wieder zu dem Hund. „Also, von wo bist du gekommen, hm?“ Ausgerechnet jetzt schien er mich nicht mehr zu verstehen und sah mich nur abwartend an. Was hatte ich aber auch erwartet? Das er vorging? Um ehrlich zu sein, ja, das hatte ich in der Tat erwartet. Ich entschied mich dafür weiter gerade aus zu gehen. Sollte ich wirklich den selben Weg zurück müssen, würde eine Abbiegung vielleicht nicht schlimm sein, sollten aber weitere kommen könnte ich mich sicher schnell verlaufen. So brauchte ich aber nur geradeaus wieder zurück zu gehen. Wieder ein paar Türen und wieder nur jene um da hinter Leute an Wände zu ketten. Mein Frust stieg mit jedem weiteren Raum, in dem ich das selbe fand. Wir hatten es weit nach Zwölf Uhr, fast schon einse und ich war kurz davor aufzugeben und den Rückweg anzutreten. Doch sah ich dann endlich eine Treppe am Ende des Ganges. „Halleluja. Das Ende ist Nahe!“ Ich sah hoch zur Decke und wollte dem Herren schon danken, ging dann aber ganz schnell weiter und rieb mir wieder über den Arm. Ich sollte nicht an die Decke sehen, wenn ich keine Spinnen sehen wollte. Bei den Stufen angekommen hielt mich nichts mehr auf jene nach oben zu laufen. Ich nahm meist zwei Stufen auf einmal um schneller zurück zu sein und kam etwas fertig bei einer Tür an, die verschlossen war. Zum Glück war ich nicht im Kreis gelaufen, das hätte mir wohl den letzten Rest gegeben. Jetzt hieß es aber die Tür öffnen. Dark war dabei genau hinter mir und stieß mit seinem Kopf wieder gegen meine Hüfte. „Ist ja gut, ich bin doch dabei die Tür aufzumachen.“ Beschwerte ich mich und drückte ein paar mal dagegen. Sicher war sie von außen auch zugeschlossen. So ein Mist. Also half wieder nur brachiale Gewalt. Dieses mal lies ich es nicht erst langsam angehen, sondern nutzte meine ganze Kraft dafür. An der Stelle, wo das Schloss hing, splitterte das Holz und der Rest der Tür hing nur noch in zwei von vier Angeln, aber sie war offen. Ich trat raus und musste erst mal tief Luft holen. Ich war scheinbar wieder in einem Keller, aber einen mit frischerer Luft und mit annehmbarer Temperatur.
 

„Endlich frei. Das wurde auch Zeit.“ Doch jetzt sah ich mich erst mal um. Der Flur führte zu einer anderen Treppe und diese weiter nach oben. Hier waren keine anderen Türen außer jene nach dort unten und runter wollte ich jetzt nicht mehr, überhaupt in nächster Zeit nicht mehr. Daher öffnete ich bald die Tür nach oben und stand in einem mir fremden Gebäude. Es wirke wie ein Lager. Überall standen Kartons oder Paletten herum. Ich ging auf welche zu und sah, das in einem der Kartons Munition war. Hatte ich mir ja den perfekten Ort ausgesucht um raus zu kommen. Ich seufzte und ging auf die nächst beste Tür zu. Als ich diese öffnete, stand ich in der Mittagssonne auf dem Hof des Anwesens und hielt kurz die Hand vor die Augen. Erst die Dunkelheit dort unten und jetzt das helle Licht. Ein ziemlicher Umschwung für die Augen. Nachdem auch Dark draußen war, schloss ich die Tür zum Lager und ging auf das große Herrenhaus zu, welches etwa 300 Meter von hier entfernt war. Unterirdisch hatte ich eine viel längere Strecke zurück gelegt und ich fragte mich wirklich, wo der Gand alles lang führte und ob er nicht doch unter einen Teil von London ging. Zum Glück schien mich keiner bemerkt zu haben, an den Soldaten und den Leuten die herum gingen, versuchte ich einen Bogen zu machen. Sie schienen mich aber auch nicht wirklich wahr zu nehmen, waren mit anderen Angelegenheiten beschäftigt. Als ich dem Gebäude näher kam, erkannte ich auch wieso. Ein Teil davon lag in Trümmern. Jenes musste die Explosion gewesen sein, welche ich im Zimmer gestern Abend gehört und die Decke zum wackeln gebracht hatte. Um so näher ich kam, um so deutlicher konnte ich auch den Geruch von Blut wahr nehmen und wieder begann mein Kiefer zu schmerzen, genau so wie mein Magen anfing sich bemerkbar zu machen. „Ich hasse dich.“ Sagte ich zu mir selber und sah dann meinen Begleiter an, der mich mit leicht geneigtem Kopf betrachtete. „Nicht dich, Dark. Meinen Magen, dass er anfängt zu knurren...Na komm, lass uns wo anders lang gehen.“ Mein Ziel war die kleine Küche und ich hoffte mal, das diese noch stand. Zum Glück hatte der Gebäudeteil, wo auch der Keller runter führte nicht so viel Schaden davon getragen. Ich ging rein und dann führte mein Weg mich zu der Küche, wo ich an meinem ersten Tag hingegangen war. Dabei versuchte ich den Geruch vom Blut weitestgehend zu ignorieren. Es gelang mir nur sehr schwer. In der Küche hingen ein paar der Regale schräg und das eine Fenster hatten einen Sprung in der Scheibe. Wie lange es wohl dauern würde alle Schäden zu reparieren? Und wie viel das wohl kosten würde? Diese Lady hier schien wirklich reich zu sein, sich das alles leisten zu können.
 

Das Buch legte ich erst mal auf den Tisch beim Fenster. Danach machte ich mich dran, in den Schränken etwas Essbaren für Dark zu suchen und als ich eine Schüssel fand, holte ich die schon mal raus, füllte Wasser rein und stellte sie runter. Danach ging es weiter auf Essenssuche. Nach Hundefutter konnte ich wohl vergebens suchen, doch entdeckte ich ein paar Scheiben Wurst, die jemand rein gelegt hatte. Ob derjenige sie vermissen würde? Aber was packte derjenige sie auch einfach hier rein? Ich legte sie auf einen Teller und stellte ihn auch runter, setzte mich dann an den Küchentisch, nachdem ich ein paar der Putz-bröckeln vom Tisch gewischt hatte. „Ist für dich Dark, na los, das wird dir schmecken. Wenn ich könnte, würd ichs dir weg essen... Wirklich.“ Ich lächelte dem Hund zu und widmete mich nun endlich dem Buch. Vorsichtig strich ich nochmal übers Einband. Der Titel war nicht mehr zu entziffern und ich hoffte es war kein langweiliges Sachbuch. Selbst im hellen waren die Buchstaben schwer zu lesen und ich fragte mich wirklich, wie lange es wohl schon dort unten gelegen hatte, oder wie alt es überhaupt war. Ich versuchte einige Seiten zu lesen und irgendwann erkannte ich das Buch mit einem seufzen. Es war Das Bildnis des Dorian Gray. Irgend ein Roman aus dem 19. Jahrhundert. Also war die ganze Mühe wirklich für umsonst gewesen. Ich lehnte mich zurück und legte die Hände aufs Gesicht. Vielleicht sollte ich doch nochmal dort runter gehen und den anderen Weg folgen, doch alleine wenn ich daran dachte runter zu gehen, gruselte es mich schon. Ich nahm mir das lieber vor, sollte ich übermorgen hier nicht weg kommen.
 

Dark hatte weder das Wasser, noch die Wurst angerührt. Ich beugte mich vor und hielt die Hände aus. Als er zu mir kam, kraulte ich ihn hinter den Ohren. „Du solltest was fressen, oder willst du was anderes? Ich kann dir kein Hundefutter besorgen...Aber vielleicht kann ich Walter fragen ob er was organisieren kann..dann müsste ich aber auch fragen, ob ich dich hier nicht doch behalten könnte...ach was rede ich da eigentlich für einen Unsinn? Na komm Dark, ich bring dich raus und dann solltest du dorthin verschwinden wo du hergekommen bist.“ Nachdem ich aufgestanden war, verließ ich auch gleich die Küche. Das Buch lies ich auf dem Tisch liegen, sollte es jemand anderer finden. Ich ging wieder zur Eingangstür zurück und öffnete diese für den Hund. Einige der Angestellten sahen mich dabei mehr als perplex an. Entweder weil der Hund sich einfach in die Mitte der Eingangshalle setzte oder weil ich versuchte ihn raus zu locken. „Na los....jetzt komm schon mein Süßer...du musst hier weg...Ich kann dich nicht behalten, verstehst du das denn nicht?...Och man Dark..komm schon.“ Ich kam zu ihm und versuchte ihn an seinem Fell nach draußen zu ziehen, der Hund war aber auch stur und als er mich tatsächlich anknurrte, ließ ich sofort von ihm ab. „Das wird ärger bedeuten...Naja, schlimmsten fall schmeißen die mich hier raus...ach was solls.“ Ich winkte ab und ging zurück zur Kellertür und dort nach unten. Ich wollte nicht noch länger hier oben bleiben, vor allem nicht als mein Magen schon wieder begann sich zu melden. Das Blut, welches auf dem Boden hier verteilt wurde, konnte ich riechen und war froh, das es nicht mehr zu sehen war. Dennoch würde es bestimmt einige Zeit dauern, bis auch der Geruch nicht mehr vorhanden war. Der Hund folgte mir nach unten. Noch nie hatte ich zuvor ein Haustier gehabt und wusste auch nicht mit ihm umzugehen. Musste er nicht vielleicht mal Gassi? Auf den Stufen runter drehte ich mich zu Dark um. „Wenn du raus musst, dann pinkle mir nirgends ins Zimmer!“ Mal zu hoffen das er es verstand und stubenrein war. Vielleicht lag es einfach daran, das ich die letzten Monate außer Sera und Alucard keinen wirklich zum reden hatte, weswegen ich den Hund nun mit in mein Zimmer nahm und die Tür hinter ihm schloss. Ich ließ mich ohne Umschweife aufs Bett fallen. Umziehen konnte ich mich auch noch später, denn die Müdigkeit überkam mich wie eine Welle. Ein gutes hatte es eventuell doch mit dem Hund, sollte wirklich etwas hier drinnen auftauchen, könnte er mich vielleicht warnen, oder er würde abhauen oder doof zugucken. Ich hoffte auf ersteres und schloss meine Augen. Keine zwei Minuten hatte ich gebraucht um einzuschlafen.
 

Die Tür ging auf, erst dadurch wurde ich wach und sah zu Walter, welcher wie üblich das Essen rein brachte. Ich rieb mir über die Augen und setzte mich hin. „Guten Abend, Miss.“

„Mhh....Abend Walter und Danke...wie geht es deinem Bein?“ Ich sah das er dieses noch immer etwas nach zog, doch wieder keine Antwort darauf, nur ein kurzes Lächeln und er drehte sich zur Tür zurück. Ich sah mich im Zimmer um und schaute dann sogar unters Bett. Wo war Dark? „Walter, warte kurz...Hast du einen Hund hier rum laufen sehen?“

„Nein. Sollte ich aber einen sehen, werde ich es Ihnen ausrichten.“ Mehr konnte ich wohl nicht erwarten und schon war er wieder weg und ich alleine im Zimmer. Eigenartig. Aber wie kam Dark hier raus? Die Tür war doch geschlossen. Oder war jemand anderer vorher schon mal drinnen gewesen und hatte ihn dabei raus gelassen? Ich seufzte. Irgendwie schade. Es wäre schön gewesen jemanden hier zu haben der aufpasste. Bevor ich mich über die Flasche Blut hermachte, ging ich erst mal ins Bad, mich duschen und anziehen. Ob heute wieder was mit Alucard anstand? Da ich keine Ahnung hatte, zog ich mir einfach eine pinke, kurze Hose an und dazu ein gelbes Trägershirt mit kleinen Blumenmustern. Ob er mein Outfit zum schreien finden würde? Vielleicht hatte ich ja Glück. Zurück im Zimmer setzte ich mich an den Tisch ran und drehte die Flasche am Hals ein paar mal auf dem Tisch im Kreis. Nicht mehr lange und es war schon Mittwoch. Ob ich noch irgendwas organisieren sollte? Ich dachte nach, doch es wollte mir nichts einfallen. Ich wusste jetzt wenigstens wo meine Eltern waren, also musste ich irgendwie nach Roquefort kommen, ohne Geld. Ich brauchte verdammt viel Blut zum mitnehmen, denn sicher würde ich einige male meine Fähigkeiten einsetzen müssen. Jetzt öffnete ich aber erst einmal die Flasche und goss mir das Glas voll. Der Rauschzustand dauerte wieder an und dieses mal hörte er erst auf, als auch der letzte Tropfen aus der Flasche in meiner Kehle verschwunden war. Dennoch hatte ich weiterhin Hunger und ließ meinen Kopf gefrustet auf den Tisch fallen.
 

Ich hob ihn erst an, als die Tür abermals aufging. Dieses mal jedoch stand Sera davor. „Ich wollte nur sehen wie es dir geht.“ Fragend sah ich sie an und dann verstand ich. Wegen dem gestrigen Erlebnis. Dabei müsste ich eigentlich sie fragen, ob alles in Ordnung war und nicht umgedreht. „Es geht mir gut.“ Sie nickte mir zu und schien unschlüssig dort zu stehen. Wollte sie noch etwas anderes? „Was ist los?“

„Naja...die Tür am Ende des Flurs ist offen. Die welche vorher abgeschlossen war. Also...“

Eigentlich hätte ich lächeln wollen, doch unterdrückte ich es und tat etwas geschockt. „Sie ist offen?? Wie denn das?“

„Das wollte ich dich fragen. Hast du etwas mit bekommen?“

„Nein, ich hab tief und fest geschlafen.“

„Okay...dann werde ich mich dort mal umsehen gehen, nur für den Fall.“

„Mach das. Ich bleib hier, falls jemand rein kommen sollte.“

„Bist du sicher? Soll ich nicht vielleicht Alucard Bescheid geben, das er her kommt?“ Ganz sicher nicht, dachte ich mir nur und schüttelte den Kopf. „Ich schaffe das schon, keine Panik.“ Und wenn nicht, würde ich mich hier im Zimmer Verbarrikadieren in der Hoffnung, das keiner rein kam. „Ich werde ihm dennoch schnell Bescheid geben. Bleib du hier.“ Und schon war sie wieder weg. Irgendwie tat es mir leid, das ich sie dahingehend angelogen hatte, aber ich war auch froh, das Sera etwas treudoof zu sein schien. Auf dem Stuhl weiter sitzend, lehnte ich mich zurück und sah weiterhin zur Tür, in Gedanken zählte ich etliche male von 10 an Rückwärts. Erst beim vierten mal, als ich bei der drei ankam, stand Alucard plötzlich bei mir im Zimmer. „Fast. Nur um drei verschätzt.“ Die anderen Zählungen musste ich ja nicht erwähnen. Den Ellbogen stellte ich auf den Tisch und stützte meinen Kopf mit der Hand ab. „Also, was machen wir schönes heute? Vielleicht ein wenig shoppen gehen? Ich könnte ein schönes Sommerkleid gebrauchen. Vielleicht mit ein paar rosa Rüschen, würde mir doch sicherlich herrlich stehen, oder?“ Fragte ich grinsend und würde dieses Kleid, sollte ich es jemals im Besitz haben, mit viel Freude verbrennen wenn ich es nicht mehr brauchte. „Wir gehen auf die Jagd.“

„auf die Jagd?“ Nun war ich aber mehr als irritiert. Was meinte er mit Jagd? Jagd nach Blut oder was anderes. „Es wird zeit das du lernst von Menschen zu trinken.“ Wie kam das denn auf einmal? Letztens erst hatte er noch gesagt, das wir dieses Thema ganz weit zurück stellen würden. War etwas vorgefallen? Oder hatte er etwas im Sinn? Doch war es vielleicht nicht schlecht es zu lernen. Dann wüsste ich, wie ich reagiere, wenn ich von jemanden trank und ob es das überhaupt jemals wert sein würde. Ob ich mich schnell umziehen sollte? Ach von wegen. Ich stand auf und war nun ziemlich aufgeregt. Ob ich was mit nehmen sollte? Aber was? In meinem Portmonee war eh kein Geld drinnen. Vielleicht meine Waffe? Nein, aber die sollte ich auf jeden Fall morgen besorgen und sie hier verstecken für Donnerstag. Ich war so was von nervös, das ich anfing mich ein paar mal im Kreis zu drehen. Wieso nur bereitete es mir so viel Vorfreude? Ich würde einen Menschen beißen, daran war nichts gutes! Verdammt nochmal! Ich sollte endlich zur Vernunft kommen. „Lass uns gehen.“ Und schon war er weg. „Warte! Hey!! Im Gegensatz zu dir, kann ich mich nicht einfach auflösen und irgendwo anders auftauchen!“ Schrie ich ihm nach und rannte dann aus meinem Zimmer raus.



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