Erdbeeren und Schokolade
Gleich geht es weiter, denn eine uns gut bekannte Person bummelt über den Markt.
Erdbeeren und Schokolade
Rin konnte nicht glauben, was für ein schöner Tag es war, als sie aus dem Haus und auf den Bürgersteig trat. Die Morgensonne glänzte durch die Bäume, als Kirschblühten im Wind schwebten und sich in ihrem dunkel braunen Haar verfingen. Tief einatmend konnte sie die Luft beinahe schmecken, die erfüllt war von dem zarten Duft frühlingsfrischen Grases und blühender Blumen. "Wow." Zu sich selbst lächelnd begann Rin ihren Marsch zu ihrem bekannten Bestimmungsort.
Heute war ein besonderer Tag. Einmal im Monat ging Rin auf den Straßenmarkt und wählte sich etwas Süßes aus (in der Regel Schokolade). Mit viel Nachsicht für ihre Lust auf Süßes würde sie sie die Händlerbuden durchstreifen.
Als Rin in Richtung des belebten Marktplatzes der Stadt ging, bemerkt sie spielende Kinder in ihren Hinterhöfen mit lautem Kichern und rosigen Wangen.
Ihr Augenmerk wurde angezogen von einem Mann und Frau, die auf einer Parkbank saßen. Ihre Nasen berührten sich und jeder der Liebenden verlor sich in den Augen des anderen. Rin seufzte. "Jep…der Frühling liegt definitiv in der Luft."
Sie fragte sich kurz, warum es ihr nicht auch so erging. Sicher, sie war erst neunzehn, aber einige ihrer Freunde waren bereits verheiratet. Achselzuckend führte sie ihr einsames Leben darauf zurück, den richtigen Kerl noch nicht getroffen zu haben. Aus irgendeinem Grund, den sie nicht wusste, war jeder Mann, den sie bisher getroffen hatte, nicht der, auf den sie wartete.
"Wie werde ich es wissen?", grübelte sie vor sich hin. "Wird es eine Art Zeichen geben? Fällt vielleicht ein Stern vom Himmel? Klingen Glocken in der Nähe? Grollt Donner an einem wolkenlosen Tag. Oder kommt vielleicht ein Ritter ist silberner Rüstung mich zu retten? Ein unsterbliche Engel kommt auf die Erde nur für mich?" Rin lachte beinahe bei ihren kindlichen Gedanken. Nur in ihren Träumen waren diese Dinge möglich. Nichts dergleichen geschah jemals in der realen Welt.
Etwas gedankenverloren passierte Rin die ersten beiden Stände, bevor sie erkannte, dass sie bereits mitten im Basar war. Sie blickte zurück und vermutete, dass nichts von Bedeutung verpasst hatte.
Der Duft von frisch gebackenem Brot nahm ihre Aufmerksamkeit gefangen. Nachdem sie einen Laib und ein paar große Brezeln erstanden hatte, richtete Rin ihr Augenmerk auf Früchte und Gemüse.
"Ja hallo. liebes Kind.", kam ein amüsierte Stimme hinter der Theke hervor. "Was wollen wir denn heute?"
"Oh, hallo Kaede…was ist denn besonders gut?"
Kaede lächelte und wies auf die roten, reifen Erdbeeren ganz vorne. "Na, ich habe deine Lieblingsfrüchte. Die ersten der Saison." Die alte Frau lächelte herzlich.
Rins Augen funkelten, Kaede kannte ihre Leidenschaft für die süßen, würzigen Beeren. "Ich nehme zwei Schälchen, Kaede." Nachdem sie das Obst gezahlt und ihrer Tasche verstaut hatte, verabschiedete Rin sich mit einem fröhlichen Gruß bei ihrer alten Freundin.
Während sie sich durch die stetig wachsende Menge schlängelte, schaute Rin sich bei den Händlerbuden um. Die Waren waren fast die gleichen wie im letzten Monat, außer die in einem neuen Kostümschmuck- und einem Lebensmittelstand. Sie wollte sich daran erinnern, dort zu essen bevor sie nach Hause ging.
Plötzlich fühlte sie, wie jemand ihre Kehrseite berührte. "Ahh!", kreischte sie, wobei sie nur all zu gut wusste, wer sich bei ihr diese Freiheit herausnahm. Ein ordentlicher Schlag war zu hören und ein paar Umstehende drehten ihre Köpfe, um zu sehen, was für ein Krawall das war. Aber nachdem sie erkannten, wer der Anstifter war, drehten sie sich alle desinteressiert weg.
"Liebste Rin," Miroku setzte sein unschuldigstes Gesicht auf, "ich habe doch nur versucht zu verhindern, dass du vom Gehweg stürzt."
Rin lächelte matt. Miroku war ein Perverser, aber sie liebte einfach, was er verkaufte. So hielt sie sich weiterhin in sichere Entfernung und fragte den Houshi, welche Köstlichkeiten er zu verkaufen habe.
Der Mönch grinste und zeigt seine Grübchen, während seine goldenen Ohrringe in der Morgensonne funkelten. "Rin, mein Liebling." Er wies mit einer Geste auf seine Leckereien. "Ich habe alles, was ein schönes Mädchen wie du möglicherweise haben möchte.“
Rin ignorierte diesen Kommentar und lächelte halbherzig. "Gibt es etwas Neues?"
"Oh ja Rin, die neuste Gaumenfreude ist diese Orangenschokolade." Miroku hielt einen Ball in der Größe einer Orange hoch, die in eine Folie eingewickelt war. "Magst du mal probieren?"
"Machst du Scherze? Natürlich!", kreischte sie beinahe. Nachdem sie ein Stück der Süßigkeiten aus seinem orangefarbenen Umhüllung genommen hatte, roch Rin erst an dem Schokoladenkonfekt, das geformt war wie eine Orangenscheibe, und nahm dann einen Biss. Welch völlige Glückseligkeit! Der zarte Geschmack schmolz auf ihrer Zunge. "Wow! Das ist wirklich gut, Miroku! Ich werde eine zusätzlich nehmen zu meiner üblichen Schachtel an Lieblingstücken."
Miroku nahm das Geld für die Süßigkeiten und gab ihr das Paket. "Soll es noch etwas sein?" Er zwinkerte sie an.
Rin rollte die Augen. "Nein Miroku, vielen Dank."
Miroku verabschiedete sich mit einem freundlichen Wink. "Viel Vergnügen noch beim Bummeln.", rief er.
Das Publikum fing an weniger zu werden, als sich Rin sich dem Ende des Basars näherte. Sie trödelte noch ein wenig herum und grübelte, ob sie den Weg zurück gehen sollte, den sie gekommen war, als ihr etwas Silberweißes ins Auge fiel.
