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Wulfpack

von

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Am Abend, kurz vor Aufgang des Mondes, war Harry recht ruhig, er wusste ja nun, das nichts mehr groß geschehen konnte. Er saß bereits am Strand, an ‚seinem’ Stein, wo er auf Fenrir wartete. Severus war mit Aurora ausgegangen.
 

Es waren seit dem ersten gemeinsamen Essen inzwischen zwei Tage gegangen und Harry ging inzwischen auch immer mal wieder in den großen Speisesaal. Gestern zum Mittagessen und heut zum Frühstück. Er merkte, wie sehr ihm die Gegenwart anderer Menschen gefehlt hatte, die er sich ja selbst vorenthalten hatte. Nur zu gern hatte er mit einigen der Kleineren gespielt oder das Jüngste etwas betreut. Die Kinder hatten ihn sofort gemocht.
 

Auch war er oft draußen gewesen, dick eingecremt und mit Schutzzaubern, damit er keinen Sonnenbrand bekommen würde. Er liebte das Meer und die Ruhe hier und das Niemand ihn anschrie oder anhimmelte – außer, wenn er eines der Kinder Huckepack nahm. Die liebten ihn dafür.
 

Ja, und er nahm seine Umwelt endlich deutlicher wahr, vor Allem aber die komischen Gefühle, die er in Fenrirs Nähe hatte. Es war nicht nur, das die Anwesenheit des Rudelführers ihn beruhigte, da war mehr, viel mehr, nur hatte er keine Ahnung, was geschah oder wie er darüber sprechen sollte. Mit seinem Vater, wenn dann schon. Vielleicht in ein paar Tagen. Er wollte endlich herausfinden, was mit ihm nicht stimmte.
 

Nach dem Vollmond.
 

„Ah, du bist hier, hätte ich mir auch gleich denken können,“ lächelte Fenrir, der erst mal im Zimmer seines ahnungslosen Gefährten vorbeigesehen, doch der war nicht da gewesen, wie so oft in letzter Zeit. Also war er stattdessen zum Strand gegangen, wo einer der Jugendlichen ihm gesagt hatte, dass der Grünäugige schon seit einer guten Stunde draußen war.
 

Harry lächelte etwas. „Ich mag es hier.“
 

„Na, solang du dich nicht mehr in dein Zimmer verschanzt... du weißt, dass du schon deine eigenen Verehrer hast?“
 

„Hu?“
 

„Sämtliche Kinder,“ lachte Fenrir. „Sie reden am liebsten von dir.“
 

Harry lachte leise. „Das ist süß,“ meinte er nur.
 

„Ist es,“ stimmte der Werwolf zu. Was ihm allerdings gar nicht passte, war die Tatsache, dass euch mehrere Jungen und Mädchen ein Auge auf seinen Gefährten geworfen hatten, ein Mädchen hatte sogar mit ihm geflirtet, aber der Jüngere hatte sich sichtlich unwohl gefühlt, für ihn ein gutes Zeichen. „Bist du bereit?“
 

Harry nickte nur. „Ich habe keine Angst,“ bestätigte er die ungestellte Frage.
 

„Gut,“ gab Fenrir ruhig zurück. „Ich dringe nachher wieder in deinen Geist ein und leite dich, versuch dieses Mal, dir zu merken, was geschieht, dann schaffst du es in ein paar Monaten selbst.“
 

Harry nickte erneut und lehnte sich gegen den Anderen: „Du kannst dich auch ohne Mond verwandeln, hat Sev gesagt.“
 

„Das können Einige,“ gab er zurück. „Nicht Alle, aber Einige. Es ist nicht so schwer, nur muss man dafür akzeptieren, wer und wie man ist. Das lernst du auch noch...“
 

„Meinst du?“
 

„Ich bin mir sicher. Komm her,“ forderte er Harry dann auf und zog ihn zu sich. „Schließ die Augen und atme ganz ruhig weiter.“
 

Harry nickte und tat es. Aber es dauerte, bis er es schaffte, auch nur ansatzweise ruhig zu werden, eben weil Fenrir hinter ihm saß. Dann aber spürte er das vertraute, erste Ziehen in den Knochen und zeitgleich die Anwesenheit des Anderen in seinem Kopf, der ihn ruhig leitete, der ihm zeigte, was sie Beide, Remus und er, immer falsch gemacht hatten, es war eigentlich gar nicht so schwer... er durfte sich nur nicht selbst als ein Monster sehen.
 

Als er die Augen wieder öffnete, sah er den großen, silbrigen Werwolf an, der hinter ihm lag und ihn aufmerksam zu beobachten schien und in dem Moment überkam ihn ein Spieldrang, den er von sich nie erwartet hätte. Mit seinen Vorderpfoten stupste er den Älteren immer wieder an, bis der spielerisch nach ihm schnappte, kurz danach rannte er den weichen Sand entlang, dicht gefolgt von Fenrir, der ihm nachgesetzt war, bis sie sich beide im Sand balgten, wie es die Jüngeren taten, es war zu lustig.
 

Es dauerte auch nicht lange, bis Harry auf dem Rücken unter dem Anderen lag und ihn mit großen Augen ansah, bevor sein Kopf nach oben schoss und er über Fenrirs Schnauze leckte und einen leisen Laut von sich gab. Was Fenrir dazu brachte, Dasselbe zu tun. Dann brachte er Harry zum Aufstehen und trieb ihn regelrecht zurück ins Haus, wo er es sich mit dem Anderen bequem machte und sich um ihn zusammenrollte.
 

Harry verstand, er war ohnehin müde, also kuschelte er sich an das silbergraue Fell und nur Sekunden später war er einfach eingeschlafen, angenehm erschöpft, nebenbei bemerkt.
 

Fenrir beobachtete Harry stolz. Der kleine, schwarze Wolf hatte sich heute ganz anders verhalten, als beim letzten Mal, wo er nur schüchtern einige Spielchen angefangen hatte und dann doch wieder zurück geschreckt war. Stattdessen hatte Harry selbst mit dem Spielen und Toben begonnen und auch in seiner Wolfsform sah er nun wesentlich gesünder aus. Immer noch zu dünn, aber sein Fell war nachgewachsen und glänzte und er hatte dieses Mal lange ohne Pause getobt.
 

Ja, er würde nicht mehr lange brauchen, da war er sich sicher. Bald konnte er Harry sagen, dass sie Gefährten waren und dann musste er sich auch nicht mehr zurückhalten, wofür sicher Einige im Rudel dankbar sein würden, denn leider trug das manchmal nicht unbedingt zu seiner Laune bei.
 

So oft, gerade in den letzten Tagen, wenn Harrys Augen beim Anblick des Meeres zu glänzen begannen, hatte er das Bedürfnis unterdrücken müssen, ihn zu packen und zu küssen, wohl wissend, dass er ihn damit auch gut und gern vollkommen verängstigen konnte. Nun aber war er sich sicher, dass er nicht mehr lange würde warten müssen. Es waren die Kleinigkeiten, die ihm zeigten, das Harry begann, verstärkt nach seiner Nähe zu suchen.
 

Vor einigen Stunden hatte er daher auch ein Gespräch mit Severus gehabt, der ihm klar gemacht hatte, dass er nicht wollte, das er Harry überlastete und auf gar keinen Fall wollte er, das der Bund vor dem Geburtstag vollzogen wurde, sonst könne er tun, was er wolle, soweit er es mit Harrys Einverständnis tat...
 


 


 

Harry bekam seine Rückverwandlung kaum mit, so wenig, wie die Tatsache, dass Jemand ihn hochhob und zurück ins Bett brachte, er schnappte sich wie immer seinen Stoffwolf und schlief zufrieden weiter. Erst mittags wachte er wieder auf, dann aber gut erholt und nur mit einem mäßigen Alptraum zwischendurch. In seinem angenehmen Halbschlaf tapste er, immer noch nackt, in das Bad, das sein und das Zimmer seines Vaters verband und stellte sich erst mal unter die Dusche.
 

Diese Nacht war anders gewesen, er selbst hatte natürlich noch nicht viele Vollmonde erlebt, aber er hatte Remmy beobachtet und der hatte immer Schmerzen gehabt und er war eine Bedrohung gewesen, wenn er keinen Wolfsbann gehabt hatte. In den Monaten zusammen im Kerker hatte er Harry oft erzählt, wie sein Vater, Sirius und manchmal Peddigrew mit ihm den Vollmond verbracht hatten, meist war vor Allem Sirius damit beschäftigt gewesen, ihn zur Räson zu bringen.
 

Aber bei ihm war das gar kein Problem und auch Fenrir hatte es nicht, sie waren einfach nur etwas gelaufen, sie hatten bespielt und, Harrys Wangen färbten sich etwas rot, sie hatten gekuschelt. Es war so schön gewesen, wie er es vom letzten Mond in Erinnerung gehabt hatte. Sicher, warm, als ihm kühler geworden war.
 

Er musste nur die Augen schließen, um den Anderen vor sich zu sehen, seine breite Brust, die starken Arme, die Ruhe, die der Andere immer für ihn auszustrahlen schien. Er merkte erst mal gar nicht, wie seine Hand auf Wanderschaft ging. Als es ihm aber dann auffiel, lief er feuerrot an und drehte das Wasser eiskalt. Jetzt wurde es wirklich abartig!
 

Hastig verließ er die Dusche, trocknete sich ab und verschwand in sein Zimmer, wo er sich anzog. Eine einfache, schwarze Hose und einen Rollkragenpullover. Erst dann machte er sich, mit einem weiteren Buch unter dem Arm, auf in den großen Speisesaal, der selten leer war. Auch jetzt war er es nicht. Zwei Mädchen, die etwa so alt waren, wir er, ein kleiner Junge und ein junger Mann waren ebenfalls da, sowie zwei Erwachsene.
 

Als Harry sich setzte, tauchte vor ihm ein Gedeck und etwas zu Essen auf. Kurz lächelte er grüßend, denn lud er sich etwas von dem Fruchtsalat auf den Teller. Die Blicke von dem Mann und dem Mädchen bemerkte er noch nicht mal, so tief war er in seine Gedanken versunken. Und noch immer drehten sie sich um seinen neuen Rudelführer.
 

Nach dem Essen schlich Harry sich auch schnell wieder ins Freie, zurück auf seinen Stammstein, tief in Gedanken versunken und sein Buch lag vergessen auf seinem Schoß. Was nun? Wie sollte er mit der Erkenntnis umgehen, das er offensichtlich auf sein eigenes Geschlecht stand? Er erinnerte sich noch nur zu gut, wie entrüstet Ron damals gewesen war, als er erfahren hatte, dass einer der Slytherins zwei Jahrgänge über ihnen schwul gewesen war, er hatte das abnorm genannt und auch Hermine hatte nur zustimmend genickt. Was, wenn sein Dad genau so dachte? Und seine neue Mutter? Was, wenn Fenrir ihn... verstoßen würde? Allein der Gedanke sorgte für eine plötzlich aufwallende Übelkeit.
 

Hatten sie doch Alle Recht gehabt? Sein Onkel, der ihn immer nur einen Freak und eine Ausgeburt der Hölle genannt hatte, Dumbledore, Ron, stimmte es etwa doch? Automatisch krallte er sich an dem Buch fest, das er im Arm hielt, während er zitterte. Und dabei hatte der Tag doch so toll angefangen!
 

„Harry?“ Severus hatte seinen Sohn nach Draußen gehen sehen und sich nichts dabei gedacht, da war er schließlich am Liebsten, seit er sich das erste Mal wieder nach Draußen getraut hatte, aber dann auf ein Mal war der Reif um seinen Arm feuerrot und heiß geworden. Der Jüngere hatte Schmerzen, aus irgendeinem Grund, aber er wa da doch ganz allein! Zwar hatten zwei von den Jüngeren des Rudels ihn angesabbert, aber die waren Harry auf seinen warnenden Blick hin nicht gefolgt.
 

Erschrocken zuckte Harry herum, zwang sich dann zum Lächeln. „Was... was gibt es?“
 

„Du hast Schmerzen,“ stellte der Tränkemeister stirnrunzelnd fest. Warum versuchte Harry, Gute Mine zum Bösen Spiel zu machen, das hatte er doch bisher auch nicht getan. „Also tu doch bitte nicht so, als wäre nichts. Ich mache mir Sorgen.“
 

„Nur... etwas Bauchweh,“ murmelte Harry, klammerte sich an dem Anderen fest. „Bitte, ich... ich will hier draußen bleiben! Ich will nicht ins Bett!“
 

Severus wusste, das da mehr war, aber er sah auch, das Harry gerade absolut nicht reden wollte. Er strich Harry über die Stirn, stellte aber fest, das er kein Fieber hatte. Dann nahm er seinen Zauberstab und murmelte einige Dinge, doch die Diagnose war, das Harry eigentlich gar nichts fehlte. Egal, was da gerade geschah, der Grünäugige schien es sich selbst anzutun. „Also gut,“ gab Severus schließlich nach und bewegte den Zauberstab, so, dass sich nun über den Stein ein Pavillon spannte und er wickelte Harry in eine Decke. „Du musst ruhig atmen,“ forderte er den Jüngeren dann leise auf.
 

Da erst merkte Harry, dass er hektisch und kaum noch atmete. Er schloss die Augen und tat es, merkte, wie der Schmerz langsam nachließ:“ Ich... weiß nicht, was das war,“ nuschelte er, als es vorbei war.
 

„Das war eine Panikattacke,“ gab Severus ruhig zurück und strich weiterhin durch Harrys Haare. „Warum? Was war los? Hast du dich bedroht gefühlt?“
 

„Was..? Nein! Ich... ich... da war Nichts und Niemand...“
 

Der Tränkemeister runzelte die Stirn, setzte sich vor den Jüngeren und zwang ihn, ihn anzusehen. „Harry, was war los?“, fragte er ruhig. So was kann wirklich, wirklich gefährlich werden und es wird nur dann verschwinden, wenn wir an dem arbeiten, was es eigentlich ausgelöst hat.“
 

„Ich... bitte, bitte nicht!“
 

„So schlimm kann es doch nicht sein,“ beruhigte er Harry.
 

„Du... du wirst mich hassen, wie... wie alle Anderen auch...“
 

„Wie wäre es, wenn du solche Entscheidungen mir überlassen würdest?“, fragte Severus ruhig und überrascht. „Ich dachte, ich hätte dir bewiesen, dass ich dich nicht hasse, warum sollte ich also jetzt damit anfangen?“
 

Harry schniefte nur leise, doch er wehrte sich auch nicht, als der Andere ihm das Buch aus der Hand nahm und er auf dessen Schoß gezogen und hin und her gewogen wurde. Er wandte sich tatsächlich um und weinte einfach, eng an die Brust des Älteren gedrückt.
 

Severus wartete, bis Harry sich wieder etwas beruhigt hatte und auch das trockene Schluchzen wieder etwas abgeklungen war. „Also,“ bat er seinen Sohn. „Und jetzt raus mit der Sprache, was bitte kann so schlimm sein?“
 

„Ich.. ich bin.. abartig...!“
 

Sekundenlang musste Severus damit kämpfen, Harry wahlweise auszulachen oder ihn anzufahren, wie er auf den Dreh käme, doch dann riss er sich zusammen. Angeschrieen war er oft genug worden. „Und was bringt dich zu diesem Schluss?“
 

„Ich... ich .. ich bin...!“
 

„Ja...?“
 

„Ich... steh auf... Männer...“ So, jetzt war es raus. Automatisch sackte Harry noch weiter in sich zusammen und er begann zu zittern.
 

„Das...?!“, überrascht sah Severus den Jungen an und dieses Mal musste er wirklich leise lachen, er drückte den Jüngeren nur fester an sich. „Und was ist das Problem?“
 

„Das...das ist... nicht normal, ich... Niemand ist das! Und... ich.. ich bin ein Freak!“
 

„Das ist Unsinn,“ gab Severus ruhig zurück und fuhr damit fort, Harry zu streicheln. „Du bist sicher nicht der Einzige und man hat keinen Einfluss darauf, wen man liebt. Wusstest du etwa nicht, dass dein Kuschelwolf Lupin und Black vom sechsten Schuljahr an ein festes Paar waren?“
 

„W...w...was?!“, verdattert sah er seinen Vater an. „Sie... sie...?“
 

„Ja, sie waren zusammen, fest zusammen,“ bestätigte Severus leise. „Noch mehr, als das. Black war.. Lupins Gefährte. Einer der Gründe, warum Lupin bei seinen Verwandlungen oft so gelitten hat, war nicht nur, dass er die Technik nicht kannte, da war mehr, er hatte kaum Schmerzen, solange Black da war, war es erträglich für ihn. Als man Black nach Azkaban gebracht hat, war das für deinen Wolf fast wie ein Todesurteil, als Black dann tatsächlich gestorben ist, war es nur noch eine Frage der Zeit. Jeder Vollmond würde ihn weiter schwächen und seine normalerweise hohen Heilkräfte sind geschwunden.“
 

„Er... sie...aber... aber Alle haben immer gesagt, dass das nicht normal und falsch ist und verboten gehört!“
 

„Es gibt Menschen und Zauberer, die sehr eingeengte Meinungen und Denkweisen haben,“ gab Severus leise zurück. „Darum haben Lupin und Black es nie an die große Glocke gehängt. Ich bin selbst nur durch Zufall dahinter gekommen. Aber es ist durchaus gängig in der magischen Welt. Hier... funktioniert die Liebe manchmal anders, als Muggel sie kennen. Wenn zwei Wesen sich vollkommen ergänzen, spielt es keine Rolle, welches Geschlecht sie haben, oder welche Vorlieben. Alles Andere wird nebensächlich werden, sie werden sich brauchen. Das sind dann Gefährten oder, in seltenen Fällen, sogar Seelengefährten,“ erklärte er leise. „Und wenn sich so ein Paar gefunden hat, spielt das Geschlecht keine Rolle, im Gegenteil, sie gelten in der magischen Welt als etwas Besonderes. Und wenn man einfach nur schwul ist... ist das hier vollkommen egal.“
 

„W...w....wirklich?“
 

„Natürlich,“ gab Severus zurück.
 

„Du.. du bist nicht sauer?“
 

Der Tränkemeister seufzte leise. „Ich bin sauer, weil du dich selbst in eine Panik gesteigert hast, aber es ist mir doch egal, ob du Jungen oder Mädchen bevorzugst.“ Er hielt Harry eine ganze Weile weiter nur fest, bevor er schließlich fragte: „Darf ich auch wissen, was der Anlass war?“, kam Severus auf das Thema zurück, während seine Augen amüsiert glitzerten. Ihm war klar, was geschehen war. Harry war so weit geheilt, auch geistig, das er erkannt hatte, intuitiv, wie er zu einem Anderen stand.
 

„Ähm...,“ brachte Harry irgendwie heraus, wobei seine Wangen schlagartig feuerrot wurden.
 

„Hmmm, lass mich nachdenken, goldene Augen, stur bis dorthinaus, aber zu dir immer extrem nett, graue Haare, graues Fell...“
 

„Silber...“
 

Severus lachte leise. „Ja, dich hat es erwischt,“ stimmte Severus nur zu. „Schwer erwischt, wenn ich raten müsste.“
 

„Ich... ich bin dumm, oder?“, fragte Harry leise. „Er.. er ist so alt, wie du, er könnte mein Vater sein. Er ist ein bedeutender Rudelführer, und ich nicht mehr, als ein Flüchtling... Ich bin ihm sicher viel zu jung und zu dumm und zu schwach...“
 

„Harry, dieser Palast, das Anwesen, auf dem wir uns Alle befinden, es gehört dir, ich verwalte es nur, bis du volljährig bist. Und das ist nur ein Bruchteil deines wahren Erbes, dazu gehören noch einige Häuser mehr und zahlreiche andere Dinge. Du bist stark, stark genug, um mit vierzehn Jahren einen Irren zu bezwingen, allein, ohne Hilfe. Du magst jünger sein, aber solltest du die anderen Entscheidungen nicht Fenrir überlassen? Er sieht dich sicher nicht als schwach an, sonst würde er dir gar keine Beachtung schenken und ein Anderen, Rangniederen würde dir die Verwandlungen beibringen.“
 

„Meinst... meinst du?“, fragte Harry, wobei doch eine leise Hoffnung in ihm aufkeimte, auch, wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass der Andere je mehr als Freundschaft für ihn würde empfinden können, immerhin war Fenrir nicht nur älter, er hatte auch viel mehr Auswahl und er konnte sich nicht vorstellen, dass Geld für ihn auch nur die geringste Rolle spielte.
 

„Ich weiß es,“ gab Severus nur leise zurück, ohne weiter auf das, was er wusste, einzugehen. Er war nur froh, das er Harry wieder beruhigt hatte, ohne in seinen Geist eindringen zu müssen und das der sich nicht noch weiter krank gemacht hatte. „Rede doch einfach mal in Ruhe mit ihm, dann weißt du es.“
 

Harry kuschelte sich an die Brust des Älteren, aber er machte sich da keine großen Hoffnungen. Er würde auch nicht mit dem Anderen reden, wer wusste, ob der dann noch mal einen Vollmond mit ihm verbringen würde. Nein, lieber nicht. Er war schon froh, dass sein Vater ihn nicht verstieß. Er wollte sein ohnehin nicht großes Glück nicht am Ende noch überstrapazieren.
 

Eine Weile lang sagte auch Severus nichts mehr, er hielt Harry nur, der sich sichtlich entspannte. Da sah man wieder, was geschah, wenn man den Fehler machte, magische Kinder bei Muggeln aufwachsen zu lassen! Oder wenn man die dann auch noch einer steifen und starren Gesellschaft aussetzte, wie der von Hogwarts seit Dumbledore dort Einzug gehalten hatte. „Meinst du nicht, du solltest langsam wieder rein?“, fragte er dann ruhig.
 

Doch Harry schüttelte den Kopf: „Ich will draußen bleiben, bitte... noch ein Bisschen...“ Das Geräusch des Meeres war beruhigend, konstant und immer da. Nicht zu vergessen, den leichten Wind.
 

Der Tränkemeister seufzte leise, nickte aber dann. „Also gut,“ meinte er leise und rief einen Hauself, bat den, eine Decke zu holen. Da wickelte er Harry ein. „Ich muss zurück,“ meinte er dann leise. „Ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Du weißt, wo du mich finden kannst,“ fügte er auch hinzu, dann nahm er das Buch über Werwölfe und schlug ein bestimmtes Kapitel auf. „Und wenn du dich wieder fitter fühlst, solltest du mal das hier lesen,“ fügte er an und strich noch mal über die dunklen Haare seines Sohnes, bevor er wieder ins Haus verschwand.
 


 


 

Als Harry aufwachte, fühlte er Finger, die durch sein Haar glitten, er kannte dieses Gefühl, er spürte, wie etwas in seinem Magen zu flattern begann. Er musste schon wieder eingeschlafen sein. Nachdem sein Vater ins Haus gegangen war, hatte er etwas gedöst und dann das Kapitel im Buch gelesen, halb überrascht, halb ungläubig. Dann hatte er es von Vorn bis hinten noch mal durchgelesen und es hatte ihm Angst gemacht. All das, was er da gelesen hatte, das, was auch Severus ihm grob umrissen hatte, nur viel, viel deutlicher.
 

Mehrfach war er die Hinweise durchgegangen und er hatte jeden davon abhaken können. Roch Fenrir für ihn herausragend gut? Ja, keine Frage, eine Mischung aus Zimt, Moschus und anderen Dingen, die ihn unwiderstehlich zu machen schienen. Löste der Andere ungewöhnliche Gefühle in ihm aus? Mehr als eindeutig. Erst am Morgen beim Duschen, dann bei jeder Berührung. Seine Haut schien zu kribbeln, in seinem Magen schienen ganze Bienenschwärme herumzuflattern. Wollte er ständig in der Nähe des Anderen sein? Ja. Ohne Frage.
 

Und nun war Fenrir hier...
 

„Es ist schon dunkel,“ meinte der Werwolf ruhig, als er sah, dass Harry wieder wach war. Er hatte sich Sorgen gemacht, als der Jüngere nicht zum Abendessen in der Halle gewesen war, er selbst war bis vor zwei Stunden auf einer Versammlung der Werwölfe gewesen, auf der sie die Dokumente verfasst und eingereicht hatten, um Dumbledore des Mordes und der unberechtigten Festnahme eines Werwolfes, ohne Grund anzuklagen. Sowie der Tötung eines Werwolfsgefährten im vollen Wissen der Handlung.
 

Als Harry nicht gekommen war, hatte Severus nur gemeint, er solle den Jüngeren draußen an einem seiner Lieblingsorte suchen. Harry habe nachdenken müssen und er habe ihn eben noch nicht geholt, ihm aber eine Decke besorgt.
 

Also war Fenrir nach Draußen gegangen und ja, er hatte Harry gefunden, in eine Decke gekuschelt und schlafend, ein Buch halb unter seinem Arm. Vorsichtig hatte er es hochgenommen, sich neben den Jüngeren gesetzt und automatisch begonnen, durch die seidigen Haare zu streichen, während er etwas geblättert hatte. Einige Seiten vor der, die Harry aufgeschlagen hatte, fand er ein Kapitel über das Verhalten der Werwölfe, wenn es um Gefährten ging.
 

Sieh einer an.
 

Hatte Harry etwas gemerkt? Das würde auch Severus’ Bereitwilligkeit erklären, den Jüngeren allein draußen zu lassen, sonst hätte er ihn sicher schon lange rein getrieben, wenn es hätte sein müssen. Vor Allem, da er sonst immer so penibel darauf achtete, dass der Andere keine Mahlzeit verpasste. „Ist es hier gemütlicher, als im Bett?“
 

„Ich... muss mal kurz eingeschlafen sein,“ gab Harry nur mit verschlafener Stimme zurück und stellte fest, dass es inzwischen nicht mehr dämmerte, sondern bereits dunkel war, na ja, so dunkel auch nicht, am Himmel glitzerten die Sterne und ein Hauself hatte in seiner Nähe eine Fackel aufgestellt.
 

Fenrir lächelte nur und half Harry, sich so weit aufzurichten, dass er saß, beobachtete dann, wie der Junge sich die Augen rieb, wach war er sicher nicht. „Sehr interessante Lektüre übrigens.“
 

Schlagartig wurde Harry rot. „Ja,“ murmelte er nur. „Ich... ich will wissen, was ich bin, ich will es verstehen...“
 

„Wer du bist, nicht was,“ korrigierte Fenrir nur und sah den Anderen forschend an. Warum bitte bezeichnete Harry sich als Sache? Hatte Dumbledore ihn tatsächlich so weit getrieben? Oh, er hasste diesen Mann! Er hasste ihn wirklich! „Und wenn du Fragen hast – komm einfach zu mir. Bücher sind gut, aber die Realität ist doch manchmal entschieden anders.“
 

Überrascht hob Harry den Blick. Sein Dad hatte wirklich Recht. Das war nicht normal, das hatte er gelesen. Der Rudelführer würde sich nie einfach so mit ihm abgeben schon gar nicht so viel und so freundlich, er selbst hatte gemerkt, wie stark die Rangordnung in diesem Rudel mit etwas über hundert Menschen war. Kaum einer der Rangniederen wagte es, Fenrir anzusprechen und auch Bill, der immerhin so was wie dessen Stellvertreter zu sein schien, war meist recht zurückhaltend. Ausnahmen schienen nur seine Eltern und er selbst zu sein. Zwar ließ sein innerer Wolf keinen Wiederspruch gegen direkte Befehle des Anderen zu, gleichzeitig aber wollte er die gesamte Zeit in dessen Nähe sein und er wusste, er würde verzweifeln, würde Fenrir ihn da nicht mehr dulden. „Ist gut,“ gab er leise zur Antwort, als er sah, dass der andere offensichtlich eine erwartete.
 

Zufrieden nickte der Werwolf, er sah, dass Harry kämpfte, mit so Einigem, wie es wirkte, er war vollkommen erschöpft, war aber, laut einiger Anderer, die ihn beobachtet hatten, kaum herum gelaufen, er hatte die gesamte Zeit unter seinem kleinen Pavillon gesessen und gelesen. Einige Seiten hatte er mehrfach gelesen, hatte dann zurückgeblättert. Und er wusste, welche Seiten das vermutlich gewesen waren. ‚War es mein Verhalten, das dich stutzig gemacht hat, oder dein Eigenes?’, fragte er sich selbst. „Komm, Kleiner,“ meinte er dann sanft. „Du gehörst dringend ins Bett, du schläfst ja schon wieder ein.“
 

Harry nickte nur und rappelte sich wieder auf, die Decke wurde ihm abgenommen, dann führte der Ältere ihn zurück in sein Zimmer. Da legte Fenrir das Buch auf Harrys Nachtschrank und wartete, bis der Jüngere auch wieder aus dem Bad zurückkam, nun in seinem Schlafanzug und mit wieder auffällig kleinen Augen. So sah Harry wirklich zu goldig und noch mal um Jahre jünger aus. Er half ihm, sich hinzulegen, gab ihm seinen Stoffwolf und deckte ihn zu, küsste ihn dann auf die Stirn. „Bis morgen Früh, Kleiner,“ lächelte er und stand auf.
 

Kaum war Fenrir aus dem Zimmer, packte Harry das Buch wieder. Er konnte es nicht glauben, sprach einen leisen Lumos, ohne zu merken, dass er seinen Zauberstab dazu gar nicht nutzte, und schlug das Buch wieder auf, las nach und dachte an das, was Severus erzählt hatte. Es passte so gut, das es unheimlich war. Nicht vollkommen, aber es waren zu viele Übereinstimmungen, als das es Zufall sein könnte.
 

Alles sprach dafür, vor Allem die ruhige, sanfte Art des sonst sicher recht schroffen Mannes. Er erinnerte sich nur zu gut an Remus’ Erzählung der wilden Bestie, die keinen Widerspruch duldete. Und doch hatte er Harry nicht ein Mal angefahren, obwohl er sicher mehr als ein Mal einfach nur frustrierend war. Aber warum? Wusste Fenrir etwas? Oder ging das nur von ihm aus? Konnte er wirklich mit Fenrir darüber reden? Er hatte Angst davor, aber sein Vater hatte auch gesagt, das er es irgendwann wirklich tun musste.
 

Laut dieses Buches waren sie zumindest Gefährten, Alles sprach dafür, das Fenrir sein Gefährte war, seine Ruhe, die Tatsache, dass der ihn auch im Ministerium hatte beruhigen können. Oder das er sich von Anfang an trotz seiner Angst bei dem Älteren teilweise noch wohler gefühlt hatte, als bei seinem Vater.
 

Nachdem er die Seiten ein weiteres Mal gelesen hatte, legte er Buch und Brille beiseite, verdunkelte das Zimmer und schlief wieder ein, die Entscheidung, was er nun tun würde, verschob er erst mal wieder weit von sich, damit wollte er sich beschäftigen, wenn er wieder wach war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Artanaro
2008-12-29T15:00:35+00:00 29.12.2008 16:00
wow... total toll das pitel..
bin gespannt, wie es weiter geht..
und ob sich harry noch traut...
Von:  Bessere_Haelfte
2008-12-29T11:47:06+00:00 29.12.2008 12:47
ich fand es total süß!
fenrir ist fantastisch. hätte nie geadacht das die zusammen passen.

und harry hat es kapiert, dass er geliebt wird.
bin ja mal gespannt was jetzt passieren wird

Von:  sky74
2008-12-27T22:42:39+00:00 27.12.2008 23:42
Hallo Da-chan

was für ein schönes Weihnachtspräsent. *freu*

Also, Wulfpack ist eine tolle Geschichte und irgendwie schaffst Du es jedes Mal, mich auch von den ungewöhnlichen Pairings zu überzeugen. Ich hätte mir vor dieser Story nie denken können, dass ich Fenrir mal als sympathisch und geschweige denn als perfekten Partner für Harry sehen würde, aber Du hast es definitiv geschafft. Hiermit reihe ich Fenrir offiziell in meine Liste der für Harry möglichen Partner, also Luc, Tom, Sev, Sal und Dray, ein. *lach*

Fenrir ist so sanft und nett und liebevoll zu Harry. *seufz* Ich liebe das. *noch mal verzückt seufz* Zu den anderen der starke, „etwas“ schroffe *zwinker* Anführer und zu Harry so ein liebevoller Partner… *gar nicht mehr aufhören kann, verzückt zu seufzen*

Bin schon sehr gespannt, wie Fenrir reagiert, wenn Harry endlich offen gesteht, dass er in ihn verliebt ist.

Der Arme macht sich aber auch immer solch schlimme Gedanken, gut dass er sich doch noch seinem Dad anvertraut hat.

Und dann diese total knuffige Szene, als Harry als Wölfchen Fenrir über die Schnauze leckt. *Sternchen in Augen glitzern hat*

Das war wieder seeeehr gut. *freu*

Fiebere dem nächsten Teil entgegen.

LG und bis dann… *wink*

Sky

P.S.: Ja, hatte wirklich schöne Weihnachten mit meiner Familie. Ich hoffe, Du auch, trotz Krankheit. *arme Da-chan knuff*
Aber schön, dass Du daran auch noch etwas positives finden kannst. *kicher* Dass Essen Deiner Oma scheint ja nicht so prickelnd zu sein. *smile* Da hatte ich mehr Glück und dafür bin ich sehr, sehr dankbar.
Von:  mathi
2008-12-27T00:06:25+00:00 27.12.2008 01:06
hi,
das kapitel war klasse :)
hoffe es geht bald weiter
ich werde wohl in der nächsten zeit keine kommentare schreiben können
da wir umziehen...
würde mich aber trotzdem freuen eine ens von dir zu bekommen
mathi
Von:  leewes
2008-12-26T22:49:29+00:00 26.12.2008 23:49
ein tolles kapi....
ich freu mich schon aufs nächste...
bis dann
lee
Von:  miaga
2008-12-26T19:55:16+00:00 26.12.2008 20:55
schönes kapi.
Von:  ai-lila
2008-12-26T11:59:50+00:00 26.12.2008 12:59
Hi~~

Es ist schön, das Harry sich langsam erholt.
So das er schon an die Liebe denkt. ^_____~
Aber klar, das Fen eifersüchtig wird, wenn einer aus seinem Rudel Harry schöne Augen macht. *g*

Klasse Kapi. ^_____^b
Freue mich schon auf das Nächste.
lg deine ai
Von:  xuxu713
2008-12-25T19:35:32+00:00 25.12.2008 20:35
Harys Verhalten ist einfach nur als 'niedlich' zu bezeichnen. Die Angst und die nahende Erkenntnis aber auch seine Art. Silber nicht grau und der Blick den er Severus auf seinem Schoss zugeworfen hat oder wie er ausgesehen haben musste als er aus dem Bad zu Fenrir gekommen war, geschweige den als er aufwachte und Fenrir ihm durch die Haare gestreichelt hat. Ich hoffe er findet bald diesen Gryffindormut, der irgendwo noch immer in ihm steckt.

Dumbledore soll an seinem wertvollsten Stück aufgehangen werden und langsam ausbluten, dafür was er alles getan hat. Das mit Remus und Sirius ist ja wohl die Höhe.

Bekommt Harry eigentlich auch mal die andere Seite Fenrirs zu sehen, z.B. wenn ein anderer im Rudel ihm seine Besitzansprüche bei Harry streitig macht?!
Von:  aYaKaShI
2008-12-25T16:09:03+00:00 25.12.2008 17:09
ich freue mich schon auf harrys reaktion wenn ihm die ganze tragweite seiner entdeckung aufgeht oO

lg aya
Von:  sann
2008-12-25T15:39:52+00:00 25.12.2008 16:39
tolles kapi
endlich hat es harry begriffen
ich freue mich schon^^
schreib achnell weiter


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