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Feuerzauber

Eine Frau zwischen zwei Männern...Inu Yasha oder Sesshoumaru?
von

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Klippenspringer

Klippenspringer
 

Sesshoumaru wartete schon auf sie und sie gingen zu Fuß nach Dahab, um dort bei dem Verleih die Motorräder anzuholen. Es war nicht weit. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Sie mussten nur ihre Führerscheine vorzeigen und die Pässe, die sie immer griffbereit halten sollten für die zahlreichen Sicherheitskontrollen, mit denen sie zu rechnen hätten. Dann zeigte der junge Mann ihnen ihre Maschinen, die unter einem Wellblechdach im Hof standen, startbereit und vollgetankt. Es waren leichte Geländemaschinen mit grobstolligen Reifen, ideal für eine solche Tour. Auf den Gepäckträgern zurrten sie ihre Schlafsäcke als auch die Rucksäcke fest, so hatten sie den Rücken frei und konnten die Maschinen besser ausbalancieren. Da es in Ägypten keine Helmpflicht gab, konnten sie nun gerade mal mit Sonnenbrillen bewaffnet aufsteigen und loslegen. Hi trug eine Cargohose in sandfarbenem Tarnmuster, ein weites Shirt mit langen Ärmeln, dazu hochgeschlossene Turnschuhe bis über die Knöchel. Das sollte genügen. Hi war aufgefallen, dass Sesshoumaru sich ebenfalls einfach, aber passend angezogen hatte. Seine hellbraune Trekkinghose und das moccafarbene Shirt waren unauffällig, die dazu passenden Boots ließen sein komplettes Outfit äußerst sportlich aussehen. Egal was er trug, er sah unverschämt gut darin aus. Ob er aber auch wirklich Erfahrung hatte, sich in der Wildnis zu bewegen? Sein Bruder hatte ihn als Jetsetter dargestellt, und die Wohnung der Ex-Freundin damals war von ausgesuchtem Luxus gewesen, nicht unbedingt der Hort für Naturfreaks. Sie würde keine Skrupel haben, ihn in einem Hotel auf der Strecke abzusetzen, wenn er sich als ‚untauglich’ erwies. Irgendwie war sie immer noch sauer, dass die beiden Jungs einfach so über sie bestimmt hatten. Immerhin war er in Stiefeln und nicht mit offenen Sandalen angerückt, ein unbedingtes Muss in einer Wüste voller Schlangen und Skorpione.
 

Er startete seine Maschine, und an seiner Haltung konnte sie schon erkennen, dass es das nicht zum ersten Mal tat. Seine endlos langen Haare trug er wieder offen und Hi wunderte sich, dass er nicht irgendwo damit hängen blieb, aber er schien das so gewohnt zu sein, dass ihm nicht passierte. Hi selbst war jahrelang Zweiräder gefahren, früher in ihrer Schulzeit ein selbst zusammen gebautes Moped (sie war schon ihr Leben lang Technikerin), später dann ein recht großes Motorrad, dass sie sich mir einem Kerl zusammen gekauft hatte, mit dem sie mal kurz zusammen gewesen war und der sich dann schnell verkrümelt hatte, ihr aber die Maschine hinterlassen hatte. Immerhin etwas, sonst hatte er nicht viel getaugt, außer dass er sehr attraktiv gewesen war mit seinem durchtrainierten, muskulösen Körper und dem sinnlichen Dreitagebart. Und damit war er hausieren gegangen bei den Frauen. Hi hatte ja immer noch den Verdacht, dass Sesshoumaru auch so ein Typ war, nur bisher hatte sie nichts bemerken können.

Die junge Frau sprang mit voller Wucht auf den Kickstarter, brachte den Motor damit zum Laufen und gemeinsam rollten sie aus dem Hof der Straße entgegen, die sie mitten in die Wüste bringen würde. Er fuhr voran, zügig aber nicht schnell, bedacht darauf, dass sie immer mithalten konnte. Das Motorrad war angenehm zu fahren, es war viel leichter als ihre schwere Maschine zuhause. Aber als sie wohl zu vorsichtig die erste Sandverwehung passierten, die die Straße bedeckten, merkte sie überrascht, wie sie ins Schlingern kam und das Motorrad sich quer stellte. Sie verringerte das Tempo noch mehr, fing es wieder ein und fuhr langsam weiter. Er hatte schon gedreht, kam zu ihr zurück und fragte, ob sie zu Recht käme.

„Wie kommst du durch den Sand durch?“ Sie schaute dabei fragend zu ihm hinüber. „Reiß sie hoch am Lenker, und werde nicht zu langsam. Dann geht es.“ Sie nickte und probierte es an der nächsten Verwehung aus. Es funktionierte, die Maschine wurde auf das Sandbett hochgerissen und fuhr dann leicht darüber, ohne sich darin einzugraben. Die Maschine schlingerte nur noch ganz wenig, und durch die stetige Beschleunigung flog sie regelrecht über den Sand. So fing die Fahrt an ihr richtig Spaß zu machen. Er hatte also wirklich Ahnung vom Crossfahren. Sie fegten über die Sandhügel und ließen dabei eine riesige Staubfahne hinter sich, die weithin sichtbar war. Asphalt und Sand wechselten sich ab, nur dass auf dieser Straße ins Landesinnere im Gegensatz zu der Küstenstraße der Sand überwog.

Bald kam die erste Straßenkontrolle, aber sie ließen sie nach einem misstrauischen Blick in die Papiere ohne weiteres ziehen. Irgendwie war sie doch froh, ihn dabei zu haben, das sie inzwischen wusste, wie wenig eine Frau hier wert war und wie gut es war, die Sprache des Landes zu beherrschen.

Sie fuhren weiter, immer tiefer in die Wüste hinein. Es wurde heißer, die Landschaft dabei immer karger, die umliegenden Berge höher. Das Kloster lag mitten auf dem Sinai, und die Straße von Dahab führte genau drauf zu.

Nach einiger Zeit blieb er am Straßenrand stehen, wartete auf sie und beugte sich dann zu ihr hinüber, als sie neben ihm zum Halten gekommen war. Er rief nur: „Komm mit!“, dann verließ er die Straße und fuhr über das Geröll, das neben der Asphaltspur lag, weiter. Sie fuhren über Hügel und Wellen, und als die Berge steiler wurden, fuhren sie Abhänge hinauf und wieder herunter. Dann fing er an, über kleine Erhebungen zu springen. Sie schaute zu und tat es ihm nach. Die gut gefederten Geländemaschinen fingen den Aufprall sanft ab und mit immer größerem Vergnügen überwanden sie Hügel und kleine Bergketten. Sie sah ihn mit seinen endlos langen, wehenden Haaren vor sich, wie er auf den Rasten des Motorrads stehend über die Abhänge sprang. Er schien das schon öfter gemacht zu haben und sie fragte sich wieder, was für ein Mensch er wohl sei. Sie wusste so wenig von ihm, aber diese Fahrt schien ihm auf alle Fälle Spaß zu machen.

So tobten sie viele Kilometer an der Straße entlang, mal fuhr er voraus, mal sie, wobei sie noch eine Passkontrollen passierten, bis sie dann eine kleine Stadt erreichten. Er lenkte sein Motorrad an den Straßenrand vor ein kleines Lokal. Sie stieg ebenfalls ab. „Wie sind jetzt kurz vor dem Kloster. Lass uns hier essen gehen und dann eine Platz suchen, solange es noch hell ist.“ Sie nickte nur und folgte ihm in das Restaurant. Es war schäbig und klein, aber sie suchten sich ein paar Dinge aus der auch englischsprachigen Speisekarte aus, die überraschend gut schmeckten. So gestärkt brachen sie auf, um sich einen Platz zum Übernachten zu suchen. Er verließ nach einer Hügelkette wieder die Straße und fuhr querfeldein in die Wüste. Dort gelangten sie in ein kleines Tal, das aber völlig ausgetrocknet vor ihnen lag. Nur ein paar vertrocknete Büsche wiesen darauf hin, dass hier irgendwann im Jahr Wasser floss.
 

Sie war einverstanden mit dem Rastplatz, den er ihr vorschlug, und so stellten sie die Mottoräder bei den Felsen ab. Die Schlafsäcke ließen sie auf den Gepäckträgern, damit keine Tiere hineinkrabbeln konnten, dann zogen sie los um etwas Holz zu sammeln. Die Nacht würde bald herein brechen und sie wollten noch etwas Licht haben. Hi brauchte mal wieder recht lange, da sie jeder Eidechse nachlief, die sie entdeckten konnte. Mit einer Hand voll Holz von den abgestorbenen Büschen kam sie wieder zurück. Er war um einiges erfolgreicher gewesen und hatte bereits einen Riesenhaufen Holz gesammelt.

Die Sonne ging gerade unter und sie sah ihn auf einem Felsklotz sitzend dem sinkenden Feuerball nachschauen, der rasch hinter den Bergen verschwand. Er wirkte so abwesend und gedankenverloren. Über was grübelte er denn? Sie schaute zu ihm hinüber, sein Gesicht wirkte auf einmal vollkommen verschlossen, die goldenen Augen blickten irgendwie traurig und unbestimmt in die Ferne. Sie betrachtete ihn genauer, wie er da im Gegenlicht der untergehenden Sonne saß, die langen Haare, die ihn vollständig umgaben, wehten leicht im abendlichen Wind, seine schlanke Gestalt hob sich ab gegen den leuchtenden Fels. Ihr stockte der Atem, er sah so wunderschön aus, wie ein romantisches Gemälde, eine aus Marmor gemeißelte Statue, aber er wirkte auch so einsam und verloren. Er sah aus wie der verführerische Amor einer kleinen Statuette, die sie einmal bei einer Tante gesehen hatte. Sie hatte damals nachgeschlagen, wer das leidenschaftliche Paar war, das sich so verliebt umschlang und betrachtete. Der gut gebaute Mann mit den langen Locken und dem perfekten Gesicht war Amor gewesen, der Sohn der Göttin der Liebe, und seine ebenfalls perfekt aussehende Geliebte Psyche, eine Königstochter, die seiner Schönheit vollkommen verfallen war. Tja, bei dem Aussehen war das wohl auch kein Wunder, wobei sie weiter gelesen hatte, dass auch sein Herz vollkommen rein und er also ein ‚echt netter Kerl‘ gewesen und dazu bis über beide Ohren in sie verliebt war. Der innige Ausdruck der kleinen Figuren hatte sie berührt, und ihr Begleiter hier erinnerte sie doch sehr an einen zum Mensch gewordenen Liebesgott. Amor und Psyche, Liebe und Seele. Nur wer war seine Psyche? Trauerte er deswegen? Fühlte er sich einsam, weil er seine Seele verloren hatte? Vermisste er vielleicht seine letzte Gefährtin, die er in seinen Armen spüren wollte? Sie wagte es nicht, ihn anzusprechen und so schichtete sie einfach ein wenig Holz zu einem Stapel auf und zündete es an, als die letzten Strahlen der Sonne hinter den Bergen verschwunden waren.

Das Feuer prasselte leise, als er von dem Felsen herunterkam und sich neben sie setze. Sie schaute ihm ins Gesicht, aber er wirkte immer noch sehr verschlossen. Er kramte nach einer Packung Zigaretten und bot ihr eine an, und so saßen sie schweigend und rauchend an dem knisternden Feuer.
 

„Hast du das schon öfter gemacht?“ Vorsichtig stellte ihm diese Frage, sie wollte nicht zu neugierig sein, aber auch gerne ein Gespräch anfangen. „Was? Im Freien schlafen? Ja, früher sehr viel. Ich habe meine ersten Reisen fast nur so verbracht, weil ich mir selbst die billigsten Hütten nicht leisten konnte.“ Er blickte wieder geistesabwesend ins Feuer. Er war nicht gerade sehr gesprächig an diesem Abend. Was er wohl hatte?

„Und dann hast du deine Zeit mehr in Hotels verbracht?“ Irritiert schaute er zu ihr herüber. Hatte er sie überhaupt verstanden? Doch langsam nickte er.

„Ja, ich fing an, gute Geschäfte zu machen und konnte es mir leisten. Und da sich auch meine Kundschaft dort aufhielt, nutzte ich es, um neue Deals anzuleiern. Aber glaub mir, ich wollte schon lange mal wieder so übernachten, wie an den Anfängen. Der Luxus, der sich dir bietet, ist nicht immer wirklich gut für dich.“ Er sprach diese Worte mehr zu sich selbst als zu ihr, fast als ob er sich die Worte selbst einprägen wollte oder sie schon einmal gehört hätte. Dann verstummte er wieder. Was war heute nur mit ihm los? So kannte sie ihn ja gar nicht. Er plauderte doch sonst immer recht charmant und unbefangen mit ihr.

Sie starrten weiter ins Feuer, legten noch ein paar Mal Holz nach und ließen es dann verglimmen. Er war heute Abend einfach nicht zum Reden aufgelegt, und sie wollte nicht weiter in ihn dringen. Irgendwie schien er bedrückt, aber wenn er nicht darüber reden wollte, konnte sie auch nichts machen. Dafür kannten sie sich noch viel zu wenig. Er war immerhin ein Luftzeichen, und wenn die nicht wollten, dann konnte man sie auch nicht fassen. Das kannte sie zu Genüge. Dann wollte sie lieber schlafen gehen, um in aller Früh am nächsten Tag aufzustehen und den Sonnenaufgang zu betrachten. Außerdem wurde es schon langsam frisch.

So stand sie auf und schnappte sich ihren Schlafsack, den sie kräftig ausschüttelte. Auch er kontrollierte den seinen sehr sorgfältig, ob sich nicht doch irgendwelche Tiere darin verkochen hatten. Danach legten sie sich beide hin, nahe an das noch glimmende Feuer. Von vorne wärmte sie die prasselnde Glut sehr angenehm, aber im Rücken kroch bereits die Kälte hoch. Sie kuschelte sich tief in die weiche Hülle und schloss die Augen. Nach wenigen Minuten war sie bereits eingeschlafen.



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