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Feuerzauber

Eine Frau zwischen zwei Männern...Inu Yasha oder Sesshoumaru?
von

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Kälte

Ich versuche zum zigsten Mal hier neue Kapis on zu stellen. Hier was zum Lesen... wenn nicht wieder gelöscvht wird...
 

Kälte
 

Hi wachte auf. Beißende Kälte drang vom Boden her durch die Schlafsackhülle hindurch, ihre am Boden liegende Hüfte fühlte sich eiskalt an und tat schon weh. Sie hätte nie gedacht, dass es bei einer Hitze von beinahe 50 Grad am Tage nachts so kalt werden konnte. Ihr fiel es gar nicht auf, dass sie bereits vor Kälte zitterte und mit den Zähnen klapperte. Ihr Versuch, wieder einzuschlafen, gelang ihr nicht, obwohl das sonst so gut klappte. Sie konnte ohne Probleme bei großer Hitze schlafen, aber die Kälte hielt sie gnadenlos wach.

Sie überlegte. Michael, ihr Trainer von den Überlebenskursen, die sie gemacht hatte, hatte geraten, sich bei Kälte zu bewegen. Nachts wandern, tagsüber schlafen. Sie musste ja keine Entfernung überwinden, aber sie konnte ein wenig spazieren gehen. Leise öffnete sie also den Reißverschluss des Schlafsackes und griff nach ihren Schuhen, aber nicht ohne sie vorher umgedreht und ausgeschüttelt zu haben, damit sich eventuell einnistenden Insekten wieder heraus fielen. Für die waren angewärmte Stiefel ein idealer Ruheplatz, und sie konnte keinen Skorpion am großen Zeh gebrauchen. Doch ihre Schuhe waren vollkommen leer. Aber sicher war sicher. Vorsichtig zog sie sie an und richtete sich auf. Sie blickte auf Sesshoumaru herunter, der tief und fest schlief. Sein Gesicht wurde sanft von den silbernen Mondstrahlen beschienen, die dunklen Male und der Halbmond setzten sich leicht ab, die Stirn war wieder glatt, die Sorgen, die ihn geplagt hatten, waren verschwunden und er lag völlig entspannt vor ihr. Sie war versucht, ihm über die Wangen zu streichen, an den Tätowierungen entlang, aber sie unterdrückte den Wunsch. Sie wollte ihn auf keinen Fall wecken und so kramte sie leise eine Jacke aus ihrem Rucksack und machte sich auf, ein wenig in dem Tal spazieren zu gehen, damit ihr wieder warm wurde.

Leider half diese Strategie überhaupt nicht, denn sie klapperte noch immer mit den Zähnen. Sie sammelte umständlich und steif etwas Holz und kehrte zu dem Lagerfeuer zurück. Dort entfachte sie erneut die Glut und hoffte mit ausgestreckten Händen auf etwas Wärme. Das Feuer begann zu knacken und zu knisterten, endlich strahlte es ein wenig Wärme ab. Als Harz in einem Zweig explodierte, wachte er auf und schaute zu ihr hinüber.

„Du frierst?“ Sie nickte nur. „Du nicht?“ Er schaute sie lächelnd an. „Nein, Kälte macht mir nicht so viel aus. Warst du heute viel im Wasser?“ Sie nickte wieder. „Ich weiß, heute morgen, wie immer zu lange und nun bin ich unterkühlt. Ich vergesse einfach immer die Zeit, wenn ich tauche.“

Sie wusste, auch wenn das Meerwasser mit seinen 28 Grad schmeichelnd warm war, bekam sie trotzdem eine Unterkühlung, wenn sie länger als eine halbe Stunde ohne Neoprenanzug tauchte. Und natürlich war sie wieder nicht rechtzeitig heraus gekommen. Sie hatte zwar den Augenblick abgepasst, aber wie immer gestaltete sich die Jagd nach dem letzen Fisch, den sie noch sehen wollte, endlos und am Ende hatte sie wieder maßlos überzogen.

„Na komm, du wirst ja wohl wissen, wie man sich vor Kälte schützt.“ Natürlich wusste sie das, man nutze die Körperwärme anderer, aber damals, bei ihrem Überlebenskurs, hatte sie neben wildfremden Männern gelegen, und sie hatte den Einruck, dass ihr das weniger ausmachte als hier auf einmal neben ihm zu liegen.

Er war schon aufgestanden und hatte ihren Schlafsack genommen und ihn über seinen eigenen gezogen, um so eine doppelte Hülle zu bekommen. Dann legte er sich wieder hinein und hielt ihr einen Einschlupf einladend offen. „Jetzt komm schon! Sonst kühlst du immer mehr aus.“
 

So lagen sie nun beide in den doppelten Schlafsack gehüllt auf dem Rücken. Zum Glück war es kein enger Mumienschlafsack, und so hatten sie wenigstens ein bisschen Platz. Dafür wärmte er auch nicht so gut. Die Kälte schmerzte sie immer noch in jeder Faser ihres Körpers, aber sie unterdrückte das Zähneklappern so gut sie konnte. Bestimmt wurde es ihr bald wärmer.

Er hatte die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und blickte hinauf in die Unendlichkeit der Sterne. Sie lag neben ihm, den Kopf leicht auf seinen muskulösen Oberarm gebettet, ebenfalls den Blick zum Himmel gewandt, der hier besonders weit und endlos erschien. Tiefschwarz glänzte er, und eine undendliche Zahl blitzender Sterne schimmerte am Firmament. So hoch und weit hatte sie das endlose All schon lange nicht mehr erlebt.

Lange lagen sie so da und schwiegen. Die Aussicht war gigantisch, die Sterne schimmerten hell, der Mond beleuchtete die unwirkliche Landschaft und ein fahler Schatten lag auf den Bergen um sie herum. Ihr Zittern hatte sich gelegt, die doppelte Hülle der Schlafsäcke schien sie bereits gewärmt zu haben wie auch die Hitze seines Körpers, von dem sie aber mit Absicht recht weit entfernt blieb. Eine seltsame Scheu ließ sie vorsichtig sein. Er blieb regungslos liegen und sie dachte schon, er wäre bereit wieder eingeschlafen.
 

Doch auf einmal hob er seine dunkle Stimme und fragte sie leise: “Was fühlst du?“

„Freiheit, Weite, Endlosigkeit!“ Ihre Stimme klang befreit, glücklich, sie endete ihre Aufzählung sogar mit einem Seufzer. Er lächelte und schaute kurz zu ihr hinüber. Ihr Gesicht war den Sternen zugewandt, die über ihr funkelten, ihre Züge entspannt und gelöst.
 

„Dir scheint das hier wirklich zu gefallen…“ Er klang überrascht, als hätte er nicht damit gerechnet. Sie drehte ihm den Kopf zu und meinte spöttisch:“ Warum, denkst du, habe ich hier heraus gewollt? Nur um zu frieren?“ „Sag es mit doch!“
 

Wieder kehrte Stille ein, in der sie überlegte, wie sie ihre innersten Gefühle formulieren sollte. Sie hatte so lange selbst nicht gewusst, was sie trieb, was sie eigentlich suchte, wenn sie sich allein in einen ruhigen Winkel verzog, und es erschien ihr schwer, dies einer anderen Person zu vermitteln. Bisher hatte sie selten jemand richtig verstanden, konnte kaum ein Mensch nachvollziehen, um was es ihr ging.
 

„Ich habe immer irgendwas gesucht, habe mich oft unwohl gefühlt. Ich wusste ewig nicht wieso. Ich habe viel Zeit im Freien verbracht, bin viel spazieren gegangen, habe Bergtouren gemacht und Überlebenskurse, angeblich weitab von der Zivilisation. Aber egal wo du bist, spätestens nach einer halben Stunde begegnest du Menschen. Mit fiel das besonders auf, als ich mal eine Phase hatte, wo ich unbedingt alleine sein wollte, keine Lust hatte, jemanden freundlich zu grüßen oder auch nur zu sehen. Und da wusste ich, was es war. Du bist nie alleine! Die Landschaft ist völlig zersiedelt mit Häusern, Dörfern, Städten. Überall triffst du auf Menschen und ihre Werke, keine zwei Kilometer, keine halbe Stunde und die Zivilisation hat dich wieder. Und sie sind laut. Sie brüllen, wenn sie gehen, sie können nie leise sein, sie wollen, müssen ständig auffallen. Sie sind so maßlos aufdringlich. Ich habe es erst wirklich bemerkt, als ich in Länder kam, in denen es anders ist. Ich habe zum ersten Mal frei geatmet, als ich die Weite der Wüste spürte, oder die offene Weite der Landschaft Amerikas, die üppigen Wälder, die endlosen Strassen, die riesigen Felder. Auch in Frankreich ist es an manchen Stellen besser.“

Er führte ihre Gedanken weiter.

„Ja, und wenn du zurückkommst, dann macht es dich fertig. Du meinst…“ „…erdrückt zu werden…“ „…zu ersticken!“, vollendeten sie sich gegenseitig den Satz. Sie seufzte wieder leicht auf, diesmal in Gedanken ihre heimatliche, laute Welt.

„Manchmal war ich wochenlang völlig erschlagen von dem hektischen Verkehr, den voll gestopften Städten, der Enge der Landschaft…und den unfreundlichen Leuten.“

„Ich bin geflohen, so bald und so oft ich konnte.“ Seine tiefe Stimme verlor sich, wohl in Gedanken versunken an seine ersten Reiseziele.

Das gab es doch nicht. Er schien tatsächlich zu wissen, was sie meinte, und es ging ihm sogar genauso. Das hätte sie jetzt nicht gedacht. Sie sah ihn eher zuhause in schicken Wohnvierteln und überquellenden Bars und Diskotheken. So konnte man sich von einem ersten Eindruck täuschen lassen. Neugierig fragte sie weiter.

„Und? Wie ist es? So weit weg von zuhause?“ „Frei…und manchmal sehr einsam!“ „Hm, deswegen habe ich mich gescheut, auf Dauer wegzugehen. Ich hatte Angst vor der Einsamkeit, verloren zu sein ohne die vertraute, eigene Sprache, nichts zu kennen, immer fremd zu sein egal wo du bist. Und trotzdem…“ „Was?“ „Trotzdem zieht es mich weg, kann ich die Sehnsucht nicht unterdrücken woanders sein zu wollen.“

Wieder schwiegen beide.

“Ich denke, die Heimat befindet sich hier drin.” Sie hob ihre Arme und beschrieb damit einen Kreis vor sich. Er lachte kurz auf, dann sah er sie fragend an.

„Was meinst du damit?“ Sie schwieg lange, bevor sie mir leiser Stimme antwortete.

„Die Heimat liegt in den Armen des Menschen, den du liebst, der dich liebt. Wenn du in denen liegst, bist du zuhause, egal wo du bist.“ Wieder folgte lange Stille.

„Aber sie gehen meist nicht mit.“

Seine Stimme klang rau, als er das sagte. Wie viele solcher Erfahrungen er wohl gemacht hatte? Wie viele Frauen er zurück gelassen hatte und allein in die Welt gezogen war? Sie wartete, ob er noch mehr dazu sagen würde, und tatsächlich führte weiter aus: „Dann musst du mit ihnen zurückbleiben oder alleine gehen.“

„Und? Was hast du gemacht?“ Sie sah wieder kurz zu ihm hinüber, versuchte zu erkennen, in welcher Stimmung er sich befand. „Du bist wohl alleine gegangen?“
 

Er lachte kurz auf. „Wirke ich so auf dich? Nein…nur wenn es gar nicht anders mehr ging. Ich bleibe lieber, mir ist eine Beziehung mehr wert als meine Freiheit, auch wenn du anscheinend einen anderen Eindruck von mir hast. Aber ich gehe, wenn keine Liebe mehr da ist…sobald ich kann!“

Diesmal schnaubte sie kurz auf und meinte sarkastisch: „Ja, sobald man wieder aufrecht gehen kann.“

„Du hast wohl auch schlechte Erfahrungen gemacht…“

Er ließ seine Aussage ohne weitere Frage zwischen ihnen stehen. Wieder schauten sie gemeinsam in den Himmel, betrachteten die flackernden Sterne und Planeten, die um so vieles heller strahlten als in den nachts hell erleuchteten Gegenden der Großstädte. Der einsame Mond warf lange Schatten auf die geduckt stehenden Büsche.

Sie staunte, konnte kaum wahrhaben, dass gerade er so genau nachvollziehen konnte, was und wie sie fühlte. Ihr Fernweh, die drängende Sehnsucht nach Weite und das gleichzeitige Unverständnis, das ihre Partner ihr dabei entgegen brachten. Nur selten hatte sie dieses Gefühl des Verstandenseins gehabt, bisher nur bei zwei Frauen, die das gleiche Sternzeichen wie sie hatten, beides Schützen. Nur mit ihnen hatte sie einen Satz beginnen können, den die andere dann vollendete. Das sie das ausgerechnet mit ihm das konnte…sie schüttelte unwillig den Kopf. Damit hätte sich nicht gerechnet.
 

„Danke für damals!“ Überrascht drehte sie den Kopf und schaute in an. Ihr huschten Erinnerungen durch den Kopf, wie er auf ihrem Sofa lag, völlig niedergeschlagen und am Boden zerstört. Ein Mann, der zugab, manchmal einfach fertig zu sein und nicht mehr weiter zu können. Es geschahen noch Zeichen und Wunder. Sein Gesicht war immer noch den Sternen zugewandt.

„Na, gern geschehen. War doch selbstverständlich! Außerdem habe ich eh nichts für dich tun können.“

„Doch, du warst einfach da. Du hast das einzige getan, was mir wirklich geholfen hatte.“

Ja, sie hatte einfach bei ihm gesessen, damit er nicht alleine war. Er fasste ihre Hand, und sie wusste nicht genau, warum sie dies zuließ. Aber es war ein schönes Gefühl, gehalten zu werden in dieser einsamen Nacht, mitten in der Wüste.
 

Nun lag sie da, mit klopfendem Herzen, und er hielt ihre Hand. Wohin würde das noch führen? War das wirklich noch ‚sauber‘?

Sie musste an Inu Yasha denken und das Versprechen, das sie ich gegeben hatte. Am Anfang des Ausflugs war sie so wütend gewesen auf beide, auf ihn und seinen Bruder.

Wenn sie ehrlich war, war sie doch sehr enttäuscht, dass Inu Yasha nicht mitgewollt hatte. Sie und ihre Ideen waren ihm mal wieder zu lästig gewesen, zu unbequem, und sie war ihm das wohl nicht wert, dass er mal über seinen Schatten sprang und mitkam. Wenn sie dagegen an den unterwürfigen Banko dachte…nein, lieber nicht. So etwas wollte sie dann auch wieder nicht. Aber der Gedanken, dass Inu wenigstens um sie besorgt war, erwärmte sie.
 

Andererseits war ihr auch wichtig, dass er sie gehen ließ. Sie hätte es einfach nicht akzeptiert, wenn sie schlicht weg verboten bekommen hätte, zu unternehmen, was sie nun mal machen wollte. Das wäre für sie das Ende jeder Beziehung gewesen. Aber dann hatte er einfach Sesshoumaru als ihren Begleiter zugelassen, und das, ohne sie zu fragen. Wie sollte er auch wissen, welche Mühe es sie gekostet hatte, diesen Mann hier neben ihr aus ihrem Kopf zu bekommen? Die eineinhalb Wochen nach seiner überstürzten Abreise waren schon schlimm genug gewesen, aber sie konnte es sich selbst noch als verirrte Schwärmerei verzeihen. Dann sein überraschendes Auftauchen und die Fahrt nach Akaba, die so vollkommen gewesen war. Dieser Kerl hier entpuppte sich immer mehr als ihr Traummann, sie fühlte sich, als ob sie schon ewig mit ihm zusammen wäre und musste mit Bestürzen feststellen, dass sie es auch gerne weiterhin wäre. Und Inu ließ das zu, ja, förderte es sogar. Was dachte der sich nur? Dachte er überhaupt etwas? Und wie stand sie selbst dazu?
 

Sie war fast froh gewesen, als Sesshoumaru dann im Club einfach verschwunden war. Sie hatte ihn nicht gesucht, hatte nicht versucht herauszufinden, wo er sich aufhielt. Sie war zu Inu Yasha zurückgekehrt, in seine Arme, und hatte nur versucht, nicht mehr an seinen Bruder zu denken. Sie hätte nichts mehr mit ihm unternommen, die Sache war ihr zu heiß geworden, sie hatte Angst…Angst…wovor auch immer. Und dann hatte Inu Yasha sie mit ihm weggeschickt. Er hatte es ausgemacht, dass ausgerechnet Sesshoumaru mit ihr hier in die Wüste kam. Über Nacht. Und das ohne ihre Zustimmung. Sie wusste nicht, was sie gesagt hätte, wenn sie gefragt worden wäre, sie hätte vielleicht den ganzen Plan aufgegeben. Sie wusste, dass es riskant für sie war, ihm wieder zu begegnen. Und nun lag sie hier neben ihm und er hielt ihre Hand. Und sie kam ihm nicht aus. Sie spürte seinen Körper neben sich, so nahe, so verflucht nahe, dass sie ihn riechen und seine Wärme spüren konnte.
 

Warum hatte sie nur so lange getaucht? Warum war sie nie vernünftig? Warum brachte sie sich immer in so unmögliche Situationen? Warum lag sie hier? Ausgerechnet in seinem Schlafsack? So nahe, so eng neben ihm. Oh Gott, sie spürte ihn vom Kopf bis zu den Füßen, seine langen Beine, seine Hüften, der flache Bauch, die breite Schulter direkt neben ihrem Kopf, sein Brustkorb, der sich hob und senkte, seine seidigen Haare, sein kantiges Gesicht, so verflucht nahe. Sie durfte gar nicht die schön geschwungenen Lippen betrachten, die sich so nahe neben den ihren befanden, die erhabene Kurve der Wangenknochen oder gar die hinter den dunklen Wimpern verborgenen Augen, die sie anzogen wie der Honig den Bären und an denen sie auch jedes mal entsprechend festzukleben schien. Ob es an ihrer Farbe lag?

Nein, nicht hin schaun! Sie schloss schnell die Augen, doch es half ihr gar nichts. Was machte schon das Sehen aus, wenn sie ihn mit jedem Zentimeter ihrer Haut spüren konnte, wenn sie eingehüllt war von seinem Duft, der sie so hilflos machte, seiner Wärme, die sie umfing. Ihr Bauch begann bereits höllisch zu kribbeln.
 

Nun war es passiert und es zerriss sie beinahe. Sie wusste genau, wie sehr sie in Gefahr war, wie groß die Versuchung war, sich zu ihm hinzudrehen, sich an ihn zu lehnen, die Hand auszustrecken, ihn zu berühren, zu streicheln, seine Arme, seinen Hals, seine Lippen… und ihn dann…zu küssen.

Sie riss sich krampfhaft zusammen. Nein! Das durfte nicht sein! Hör auf, Hi, lass das! Hör auf, dir das vorzustellen. Was ist mit Inu? Was hast du ihm versprochen? Außerdem ist das nur ein blöder Klein-Mädchen-Traum. Du kannst ihn nicht einfach anknabbern. Bist du verrückt? Nur weil du ihn so toll findest? Warum sollte er das wollen? Blamier dich nicht, reiß dich zusammen und gib Ruhe.
 

Und so hielt sie einfach nur seine Hand. Er war zum Glück heute sehr zurückhaltend, sehr nachdenklich. Wenn er ihr diesen Abend mit seiner offenen, charmanten Art begegnete wäre, die sie sonst an ihm kannte, wäre es schon längst um sie geschehen gewesen. Aber es war auch so schwer genug für sie. Sie schaute weiter in den Himmel und versuchte sich zu beruhigen und ihr wild klopfendes Herz zu beschwichtigen. Mein Gott, er roch so gut. Die warme Haut, ein Hauch von Deo, und ein unbeschreiblicher Duft…nach Mann. Mein Gott, Hi, halt dich zurück!!!

Er hatte keine Schuld, er hatte ihr und seinem Bruder nur einen Gefallen tun wollen. Er wusste bestimmt nicht, was er in ihr auslöste. Oder vielleicht war es ja sogar so gewohnt von all den Frauen, mit denen er zu tun hatte. Welche würde sich nicht sofort in ihn verlieben und ihn umschwärmen? Ihm um den Hals fallen? Nein, sie würde sich nicht bloß stellen.

Er hatte sie immerhin in Ruhe gelassen, sich nie an sich rangemacht…gut, die Nacht auf dem Sofa und den Abend davor mal ausgenommen, aber das war eine Ausnahmesituation. Er hatte sich seither einfach wie ein Freund verhalten und wollte ihr doch jetzt nur helfen, wieder warm zu werden. Na ja, und die Hand, das war doch nur eine freundschaftliche Geste. Bestimmt!

Ob er eine Ahnung hatte, wie schwer es ihr fiel, hier so ruhig und gelassen neben ihm zu liegen? Ob er ihr Herz pochen hörte? Sie seufzte und schaute wieder nach oben zu den Sternen in der Hoffnung, wieder zu der Ruhe zu finden, die sie benötigte, um mit der Situation fertig zu werden.
 

Irgendwann hatte sie es geschafft und sich wieder im Griff. Sie drehte sich zur Seite, von ihm weg, wobei sie extra eine Lücke ließ zwischen ihnen, um sich der Verlockung seines Körpers zu entziehen. Aber sie hielt weiterhin seine Hand, denn er ließ sie nicht los. Er drehte sich mit ihr, und als sie versuchte, vorsichtig noch ein wenig von ihm wegzurutschen, fasste er sie um die Taille und zog sie wieder enger zu sich.

„So bringt das nichts, du wirst wieder frieren.“, schalt er sie mit schläfriger Stimme. Er zog sie mit ihrem Rücken so nah zu sich heran, bis sie seinen Körper wieder deutlich durch ihre Kleidung hindurch spürte und seinen Atem auf ihrem Haarschopf vernahm. Seinen Arm legte er außerhalb des Schlafsackes schützend über ihren Körper, wobei er aber immer noch ihre Hand gefasst hielt.

Sie zitterte und hoffte, dass er meinte vor Kälte, dabei hielt sie den wohligen Schauer kaum noch aus, den seine Nähe bei ihr erzeugte. Sie biss sich auf die Lippen, atmete tief durch und kämpfte gegen ihr Verlangen an. Nein, bloß nicht! Ganz ruhig!

Sein Atem ging schon lange recht flach, und er blies ihr sanft auf den Scheitel. Na, er konnte so prima schlafen. Schön, wunderbar…also Hi, reg dich ab und gib Ruhe, schalt sie sich selbst. Vorsichtig robbte sie wieder von ihm weg. Doch was tat er? Selbst im Schlaf ließ er nicht locker und zog sie wieder näher zu sich heran.

Sie gab auf. Eingehüllt in seine Arme, geschützt und gewärmt von seinem Körper schlief sie dann endlich ein. Sie war reichlich erschöpft von diesem Kampf gegen ihre Triebe. Was sie nicht sah, war das Lächeln auf seinen Lippen, als er sie so hielt.



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