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Black Rose

von

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Kapitel 12

Und ein weiteres Kapitel. Ich wollte mich mal bei allen bedanken, die mir immer wieder Kommentare schreiben =D Ich freue mich immer sehr darüber und sie motivieren mich sehr zum weiterschreiben. Vielen Dank! Und viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
 

Kapitel 12
 

Am nächsten Morgen hatte sich Aoi früh mit seinem Motorrad auf den Weg gemacht. Er wollte zum Arzt fahren und sehen, wie es Kai inzwischen ging. Außerdem musste er einfach mit dem Brünetten reden. Er hatte in der letzten Nacht lange gebraucht, um einzuschlafen und er hatte noch einmal über alles nachgedacht und sich seine Worte bereits zurecht gelegt.
 

Als Aoi beim Arzt ankam, fiel ihm gleich auf, dass Kais Wagen nicht mehr dort stand, wo er ihn geparkt hatte. Aber Kai konnte unmöglich bereits nach Hause gefahren sein, was war das denn für ein Arzt, der so etwas zuließ. Es musste eine andere Erklärung dafür geben.
 

Der Schwarzhaarige stieg von seiner Maschine und ging gleich zur Tür, die ihm zum Arzt bringen würde. Stille herrschte auf dem Flur und er sah sich suchend um, bevor er einfach zum Zimmer ging, auf dem Kai am Vortag noch gelegen hatte. Kurz klopfte er an die Tür, bevor er eben diese öffnete. Aber hier lag niemand im Bett, das Zimmer war vollkommen leer und Aoi war schlagartig besorgt. Schnell ging er weiter zum Zimmer des Arztes.
 

"Wo ist Kai?"
 

"Oh, du hast ihn knapp verpasst. Er ist vor einer halben Stunde nach Hause."
 

"Was?!" Aoi starrte den Mann vor ihm entgeistert an. Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Was dachte sich dieser Arzt dabei? "Danke." Und damit drehte sich Aoi wieder um. Mit schnellen Schritten lief er zu seinem Motorrad zurück, bevor er auch schon wieder davon fuhr. Er schlängelte sich durch den Verkehr und erreichte so ziemlich schnell Kais Wohnblock.
 

Auf einem geeigneten Parkplatz stellte er sein Motorrad ab, bevor es auch schon zur Haustür ging. Aoi hatte Glück, denn es verließ grade eine ältere Frau das Gebäude, wodurch er ins Treppenhaus kommen konnte. Kurz ließ er seinen Blick schweifen, bevor er ins richtige Stockwerk ging und dort vor Kais Wohnungstür stehen blieb. Es gab kein Namensschild, aber Aoi war sich sicher, dass er hier richtig war. Also klingelte er auch ohne großes Zögern, wartete jedoch vergebens. Er versuchte es noch ein weiteres Mal, bevor er gegen die Tür klopfte.
 

"Kai? Kai, bist du da?!"
 

Aber es kam keine Antwort und Aoi sah sich noch einmal um. Er wusste, dass Kai früher die Gewohnheit hatte, immer einen Zweitschlüssel zu verstecken, da er manchmal einfach zu vergesslich war und Aoi hoffte, dass sich das nicht geändert hatte. Das Glück schien heute wohl doch noch auf seiner Seite zu sein, denn nach kurzem Suchen hatte er den kleinen Schlüssel in der Hand und er konnte die Tür aufschließen.
 

Doch in der Wohnung war niemand, Kai schien wirklich nicht hier zu sein und das machte Aoi stutzig. Wo zum Teufel steckte er bloß? War ihm auf dem Weg hierher etwas passiert? Kai war doch wohl nicht verrückt genug, um gleich wieder gut gelaunt durch die Weltgeschichte zu laufen? Noch vor kurzem lag er halb tot im Bett, was tat er dann jetzt? Es war Aoi einfach ein Rätsel.
 

Er setzte sich auf Kais Couch und dachte an den Abend, den sie hier gemeinsam verbracht hatten. Aber dennoch konnte er nicht verhindern, sich um Kai Sorgen zu machen. Ihm war bestimmt etwas passiert, sonst wäre er doch wohl hier. Aber Aoi war klar, dass es jetzt nichts bringen würde, wenn er sich auf die Suche machen würde. Er würde Kai niemals finden.
 

Also blieb ihm nur eins übrig. Warten, bis Kai vielleicht doch noch auftauchen würde. Er konnte schließlich auf sich aufpassen, Aoi machte sich wahrscheinlich einfach nur zu viele Sorgen. Aber dennoch... das Gefühl lies ihn nicht los, dass es Kai ganz und gar nicht gut ging.
 

***
 

Kai hatte sich an diesem Morgen früh daran gemacht, die Arztpraxis zu verlassen. Er hielt es nie lange dort aus und außerdem musste er sich bei seinem Boss melden. Dieser würde nämlich kein Verständnis dafür haben, dass Kai sich erstmal erholen musste. Nur kurz war er bei seiner Wohnung gewesen, um dort eine Schmerztablette einzuwerfen, bevor er den Auftrag von seinem Tisch nahm und ihn tief in seine Manteltasche steckte. Er machte sich nicht die Mühe, seine Kleidung zu wechseln, sondern ging, so wie er war, zurück zu seinem Auto.
 

Im Wagen atmete er erstmal tief durch und schloss seine Augen. Die Schmerztablette zeigte bereits ihre Wirkung, doch so ganz zufrieden war Kai damit nicht. Aber es musste reichen, er würde es einfach ignorieren. So wie er es immer tat. Er hatte gar keine andere Wahl.
 

Also verdrängte er die restlichen Schmerzen so gut es ging und fuhr wieder los. Diesmal war sein Ziel allerdings die Organisation. Als er diese erreichte, ging er auf direktem Weg zum Fahrstuhl, der ihn schließlich zum richtigen Stockwerk brachte. Heute musste er vor der Tür nicht seine Tätowierung vorzeigen, anscheinend wurde er bereits erwartet.
 

Kai warf nur einen kurzen Blick zu den beiden Männern vor der Tür, bevor er durch sie hindurch ging und in den spärlich beleuchteten Raum dahinter trat. Er zögerte gar nicht lange, sondern verbeugte sich gleich einmal tief vor seinem Boss und er spürte den stechenden Blick auf ihm.
 

"Kai-kun, da bist du ja endlich, das wurde aber auch Zeit, dass du dich hier blicken lässt. Yue hat mir bereits alles erzählt und was soll ich sagen. Ich bin mit Sicherheit nicht stolz auf eure Aktion."
 

Kai nickte nur einmal leicht und ging ein Stück auf den Schreibtisch zu, hinter dem sein Boss wie immer saß. "Ich hoffe, Sie können mir dies verzeihen."
 

"Was geschehen ist, ist geschehen, aber mir fehlt nun einer meiner besten Männer, du wirst diesen Verlust entschädigen müssen. Stell dich in Zukunft auf mehr Arbeit ein. Außerdem..." Der ältere Mann nahm einen Zug von seiner Zigarre, bevor er sie ausdrückte. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du deinen Auftrag noch immer nicht erledigt hast. Ich hoffe für dich, dass du eine gute Erklärung dafür hast."
 

"Nun, darüber wollte ich mit Ihnen reden. Ich kann diesen Auftrag nicht ausführen." Kai musste es einfach sagen, es führte kein Weg drum herum, auch wenn das seinen Boss nicht gerade glücklich stimmen würde.
 

"Kai, Kai, Kai..." Der Boss schüttelte den Kopf und sah den Brünetten nun gespielt enttäuscht an. "Da habe ich dir gutmütig meine Hilfe angeboten und dein Problem mit der Polizei aus der Welt geschafft. Ich habe dich im Gegenzug nur darum gebeten einen einfachen, kleinen Auftrag zu erledigen." Er seufzte nun einmal. "Und du lässt dir erstens Zeit und dann weigerst du dich auch noch, ihn auszuführen. Ich bin wirklich enttäuscht."
 

Kai sah die ganze Zeit über zu seinem Boss, sagte jedoch kein Wort. Widersprechen würde ja auch nichts bringen, es war nicht so, dass man falsch über ihn sprach. Es war alles wahr.
 

"Ich habe gedacht, auf dich wäre Verlass, aber dem scheint wohl nicht so. Dann werde ich jemanden anders diesen Auftrag geben müssen und hoffen, dass derjenige mir nicht in den Rücken fällt."
 

Nun regte sich allerdings doch etwas in Kai und er sah leicht geschockt zu dem Mann hinter dem Schreibtisch.
 

"Oh, gefällt dir das etwa nicht, Kai?" Der Boss fing an zu grinsen.
 

"Ich bitte Sie, lassen Sie ihn einfach in Ruhe!"
 

"Tut mir Leid Kai... Aber so wie du dich momentan verhältst, kann ich dir diesen Wunsch nicht erfüllen. Du weißt, was es heißt, mir nicht zu gehorchen. Und du musst nun damit leben."
 

Der Brünette schluckte und senkte seinen Kopf. Er wusste, dass er den Boss so nicht umstimmen konnte. Aber er musste irgendwas tun, sonst wäre Aoi verloren.
 

Der Boss zündete sich nun erstmal in aller Ruhe eine neue Zigarre an, von der er einen kräftigen Zug nahm, bevor er den Qualm in Kais Richtung blies. "Nun... Kai. Es wird Zeit, dass dir mal Manieren beigebracht werden. Wo kommen wir denn da hin, wenn meine Leute sich einfach meinen Befehlen widersetzen? Und erst recht von dir habe ich das am aller wenigsten erwartet." Er nickte nun den zwei Männern, die an der Tür standen, zu. "Vielleicht versteht du dann ja, dass mit mir nicht zu spaßen ist und man sich mir lieber nicht widersetzt!" Der Boss lehnte sich nun in seinem Stuhl zurück und wollte so das Schauspiel genießen.
 

Einer der Männer trat hinter Kai und griff ihm unter die Arme, um ihn so festzuhalten. Erst versuchte Kai sich aus dem Griff zu befreien, aber mit jeder weiteren Bewegung wurde der Schmerz in seiner Brust nur noch größer, also gab er auf. Er war ja selbst Schuld. Der Boss hatte Recht. Er musste sehen, wie er damit klar kam.
 

Der zweite Mann trat nun vor ihn und grinste Kai dreckig an, bevor er einmal die Knöchel seiner Hand knacken ließ. Und schon bekam Kai die Faust ins Gesicht, sodass er stöhnte, da sich alles um ihn herum drehte. Beide Männer waren eindeutig nicht schwach und Kai stellte sich auf das Schlimmste ein. Es würde sehr schwer werden.
 

Und er sollte Recht behalten, denn sofort hatte er ein Knie ihm Magen. Im ersten Moment blieb ihm nur die Luft weg, doch dann explodierte der Schmerz und wenn man ihn nicht festgehalten hätte, läge er spätestens jetzt am Boden. Kai spürte, wie etwas warmes seine Haut entlang lief und er wusste, dass seine Verletzung wieder aufgegangen war.
 


 

Eine Stunde später lag Kai schwer atmend in seinem eigenen Blut auf dem Boden. Mehr als nur einmal wurde ihm schwarz vor Augen und es kostete ihn sehr viel Anstrengung nicht von jetzt auf gleich ohnmächtig zu werden. Aber das durfte er einfach nicht zulassen. Er versuchte immer wieder einen klaren Gedanken zu fassen, was bei den Schmerzen, die wirklich überall zu sein schienen, mehr als schwer war.
 

So kriegte Kai auch nichts davon mit, dass sein Boss auf ihn zu kam und vor ihm stehen blieb. Erst als einer der Männer nach seinen Haaren griff und ihn daran gewaltsam nach oben zog, sodass er seinen Boss ansehen konnte, bemerkte er dessen Anwesenheit.
 

"Ich habe nachgedacht Kai. Ich will dir noch eine letzte Chance geben. Entweder du erledigst deinen Auftrag selbst, oder du machst die Zielperson zu einem von uns. Es gibt keine dritte Option, also entscheide dich gut. Denn solltest du dich noch einmal weigern, wird das nicht gut für dich ausgehen."
 

Kai brauchte unheimlich lange, bis die Worte bei ihm ankamen und er sie auch wirklich verstanden hatte und seine Augen weiteten sich ein Stück. Was hier von ihm verlangt wurde, war einfach nicht fair. Wie sollte er das nur schaffen?
 

"Denk gut über dieses Angebot nach Kai, es wird das Letzte sein. Und jetzt schafft ihn mir aus den Augen."
 

Kai stöhnte nur einmal auf, als man ihn packte und mehr über den Boden schliff, als dass er selbst wirklich ging. Vor der Tür zur Organisation schmiss ihn der groß gewachsene Mann einfach nur auf den Boden, bevor sich auch schon die Tür verschloss und Kai alleine gelassen wurde.
 

Ein paar Minuten verstrichen, bevor sich Kai überhaupt wieder rührte und stöhnend hochkam. Er sah zu dem Auto, das nur wenige Meter von ihm entfernt war und mühsam humpelte er zu diesem, lehnte sich dort angekommen auch gleich gegen die Tür. Er fiel schon fast in den Wagen hinein, als er die Tür öffnete, er hatte kaum noch Kraft, wusste jedoch, dass er so schnell wie möglich nach Hause musste.
 

Noch immer wurde Kai in regelmäßigen Abständen schwarz vor den Augen und es war ihm ein Rätsel, wie er mit dem Auto heile zu seiner Wohnung gekommen war. Beschweren würde er sich jedenfalls nicht und der Brünette schleppte sich auch gleich wieder die letzten Meter bis zu seiner Wohnung hoch, während er innerlich die Treppen verfluchte. Vor seiner Tür atmete er einige Male tief durch. Dass er seine Tür nicht aufschließen musste, sondern einfach so öffnen konnte, drang nicht einmal richtig zu ihm durch und er betrat die Wohnung einfach, wollte jetzt nur noch eine Spritze nehmen und sich dann hinlegen.
 

Aoi war noch immer im Wohnzimmer, er hatte das Warten noch nicht aufgegeben und als er nun Geräusche hörte, sprang er von der Couch und lief auf den Flur, bevor er schockiert stehen blieb und Kai anstarrte. Denn dieser sah alles andere als gut aus. Seine Lippen waren an mehreren Stellen aufgeplatzt und fast überall in seinem Gesicht war Blut. Einige Strähnen klebten auf seiner Stirn und Aoi sah, wie frisches Blut an Kais Wange entlang lief und von seinem Kinn hinunter tropfte. Ein Blick zu Kais Kleidung reichte Aoi aus, um zu wissen, dass er wohl noch an ein paar anderen Stellen Blut verlor, denn es gab kaum noch eine saubere Stelle, die frei von Blut war.
 

"Oh Gott..."
 

Aoi war im nächsten Moment auch schon neben Kai und hielt ihn fest, da er befürchtete, dass dieser ihm sonst jeden Augenblick zusammenbrechen würde. "Was hast du bloß gemacht?" Aoi wollte sich schon umdrehen und mit Kai zum Arzt fahren, als der Brünette nach seinem Kragen griff. "Hilf mir ins Bad." Aoi schluckte nur einmal und brachte Kai dann in dessen Bad hinein, wo er sich auch gleich von Aoi losriss und vor seinem Schrank mit den Medikamenten auf die Knie fiel.
 

Kai suchte kurz und machte dann mit zitternden Händen eine Spritze fertig, die er ohne großes Zögern in seinen Arm rammte, bevor er das Mittel injizierte und dabei die Augen schloss. Doch das reichte nicht, er füllte die Spritze noch ein zweites Mal und auch diesmal war er nicht wirklich sanfter.
 

Kai sah nun langsam zu seinem Besuch und fragte sich erstmal, wie Aoi hier überhaupt reingekommen war, doch viel schlimmer war, dass er überhaupt hierher gekommen war. Wie sollte er so über die Worte von seinem Boss nachdenken? Wie sollte er so eine Entscheidung treffen? Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, musste Aoi ihn nun auch noch in so einer Verfassung sehen. Es war ihm nicht direkt peinlich, doch es verletzte ihn schon ein Stück weit in seinem Stolz, denn er wollte sich nicht eingestehen, dass er auch einmal schwache Momente hatte.
 

"Verschwinde von hier."
 

Aoi zog nur die Augenbrauen nach oben und sah Kai an, als wäre dieser gerade aus einem Zirkus geflohen. "Ich lass dich doch jetzt nicht alleine! Am Ende stirbst du mir noch und niemand kriegt es mit. Ich werde hier bleiben, ob dir das passt oder nicht. Und komm mir bloß nicht mit einem 'es ist alles in Ordnung'. Verarschen kann ich mich auch alleine." Er war doch ein wenig sauer und machte sich gar nicht erst die Mühe, das auch zu verstecken. Erst ging Kai einfach wieder vom Arzt weg und dann kam er halb tot nach Hause. Er wollte gar nicht genau wissen, wo sich Kai schon wieder herumgetrieben hatte, er war einfach nur besorgt.
 

"Aoi. Bitte geh jetzt einfach." Kai hatte weder Kraft noch Nerven für eine Diskussion, er wollte sich einfach nur noch hinlegen und sich ausruhen. Einen Aoi, der um ihn herumwuseln würde, konnte er da absolut nicht gebrauchen.
 

"Kai, ich lasse dich nicht alleine. Nicht in so einem Zustand. Dir könnte sonst was passieren, ich will auf dich aufpassen." Aoi konnte nicht verstehen, warum der Brünette immer so verdammt stur sein musste. Er half damit niemandem.
 

"Ich kann auf mich selbst aufpassen, ich brauche deine Hilfe nicht." Kai sah nun zu seinem alten Freund hoch und richtete sich wieder auf, um diesem zu beweisen, dass er sich schon noch selbst helfen konnte. Doch gleich wurde ihm schwindelig und er wäre fast nach vorne gekippt, wenn er sich nicht am Waschbecken neben ihm festgehalten hätte.
 

"Ich seh ja, wie du das kannst. Du kippst doch schon um, wenn man dich nur schief ansieht. Und nun lass dir endlich helfen!"
 

Aoi ging nun auf Kai zu, aber er schrie nur einmal erschrocken auf, als ihn der Brünette plötzlich ansprang und sie auf dem Boden landeten. Kai sah zu Aoi runter und etwas undefinierbares lag in seinem Blick. "Ich kann sehr wohl auf mich achten."
 

Erst jetzt fiel Aoi auf, dass die Klinge von Kais Dolch an seinem Hals lag und er sah schluckend zu dieser runter. Er hatte nicht gemerkt, wie Kai den Dolch gezogen hatte und kurz überkam ihn die Angst. "I-ist ja schon gut Kai! Du musst mich nicht gleich aufschlitzen, nur um mir das zu beweisen!"
 

"Verlass auf der Stelle meine Wohnung, oder ich vergesse mich." Etwas an Kais Stimme machte klar, dass er seine Worte mehr als ernst meinte und nicht mehr mit ihm zu spaßen war.
 

"Wie du meinst." Widerwillig kroch Aoi unter Kai weg und er stand wieder auf, bevor er in seine Hosentasche griff und eine kleine Karte hervorholte. "Aber meld dich bei mir, wenn du dich beruhigt hast." Diesmal war Aoi derjenige, der seine Nummer daließ und sie auf einen der Schränke legte. "Ruh dich aus Kai." Man hörte die Besorgnis wieder heraus und Aoi sah sich den am Boden Liegenden noch einmal an, bevor er sich umdrehte, um Kais Wunsch nachzugehen.
 

Er würde schon wissen, was er da tat. Auch wenn der Schwarzhaarige damit alles andere als einverstanden war. Und wenn sich Kai nicht bei ihm melden würde, würde er einfach noch einmal vorbei kommen, egal was Kai auch sagen würde.
 

Währenddessen lag Kai noch immer auf dem Boden seines Bades. Er hatte nicht mehr genug Kraft, um noch ein weiteres Mal aufzustehen, also blieb er einfach liegen. Das war ihm jetzt auch egal, er wollte sich nur noch ausruhen. Und kaum hatte er seine Augen geschlossen, war er auch schon weggetreten.
 

***
 

Am nächsten Morgen kam Kai wieder zu sich und leise stöhnend richtete er sich auf. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, aber immerhin fühlte er sich nicht mehr völlig entkräftet. Er ließ seinen Blick kurz schweifen und betrachtete die vergleichsweise kleine Blutpfütze um ihn herum. Er setzte sich ganz auf und rutschte zum Schrank mit den Medikamenten rüber, der noch immer geöffnet war. In Ruhe nahm er sich nun eine neue Spritze heraus, um sich erneut das Mittel zu injizieren. Er wollte sicher gehen, immerhin hatte er sehr viel Blut verloren.
 

Als das erledigt war, stand Kai vollständig auf und entledigte sich seiner ruinierten Kleidung, die er auch gleich in den Mülleimer schmiss. Dann folgten die blutgetränkten Verbände, sodass er schnell vollkommen nackt in seinem Bad stand. Überall war noch getrocknetes Blut und Kai seufzte leise. Er sah einfach nur miserabel aus und es regte ihn auf, dass er momentan in so einem Zustand war. Doch es half alles nichts, also humpelte er auf seine Dusche zu, wo er auch schnell das Wasser aufdrehte und sich hinunter stellte.
 

Der Brünette lehnte sich gegen die kühlen Fliesen, da er ansonsten wohl sehr schnell wieder umgekippt wäre, er war einfach noch nicht gänzlich bei Kräften. Zufrieden seufzend schloss Kai nun die Augen, das warme Wasser tat richtig gut und er spürte, wie sich seine Muskeln entspannten. Das hatte er nun richtig nötig gehabt.
 

Kai wollte zwanzig Minuten später gar nicht wieder unter seiner Dusche hervorkommen. Er sah einmal an sich hinunter, das viele Blut war davon gewaschen und man konnte nur noch seine Verletzungen sehen. Er drehte nun das Wasser ab und stieg aus seiner Dusche, bevor er sich eins der Handtücher nahm und sich grob abtrocknete. Dann ging er wieder zu seinem Schrank und nahm ein paar Verbände heraus, sodass er sich ordnungsgemäß um die ganzen Wunden kümmern konnte.
 

Als das erledigt war, stellte sich Kai vor einen Spiegel und suchte erstmal die Platzwunde an seinem Kopf, die er kurz betrachtete. Sie war nicht sehr groß, also musste er sie auch nicht nähen. Er schnappte sich nun noch ein weiteres Handtuch, um damit seine kurzen Haare abzutrocknen, bevor Kai eine Schmerztablette schluckte.
 

Wieder fiel sein Blick auf den dreckigen Boden, doch er verspürte absolut nicht das Verlangen, sauber zu machen. Das konnte auch noch warten. Erstmal 'ging' Kai in sein Schlafzimmer und nahm sich auf dem Weg dorthin noch eine Packung Zigaretten mit. Im Schlafzimmer angekommen zog sich der Brünette nur ein Paar Boxershorts an, bevor er sich aufs Bett legte und eine angezündete Zigarette ihren Platz zwischen seinen Lippen fand. Kai beobachtete den Qualm, der langsam nach oben an die Decke stieg, während er einmal tief seufzte.
 

Er dachte wieder an Aoi und an die Worte seines Bosses. Entweder würde er Aoi töten, oder er würde ihn davon überzeugen, dass es für ihn sicherer wäre, wenn er selbst ein Mitglied der Organisation werden würde. Wenn er keine dieser beiden Wege nehmen würde, würde man ganz einfach kurzen Prozess mit ihnen beiden machen, da war sich Kai sicher. Er selbst war ersetzbar und Aoi war seinem Boss anscheinend sowieso ein Dorn im Auge.
 

Aber Kai wollte all das nicht. Er wollte Aoi einfach nicht töten, das würde er nicht fertig bringen. Und ihn zu einem Mitglied machen, würde dem gleich kommen. Er konnte sich Aoi nicht als Attentäter vorstellen und er wünschte niemandem ein solches Leben. Nein, Aoi würde untergehen und sich sehr schnell selbst verlieren, da war sich Kai sicher. Aber was blieb ihm denn anderes übrig? Egal, was Kai nun auch tun würde, wie er sich entscheiden würde, Aoi würde in jedem Fall den Kürzeren ziehen.
 

Der Brünette hatte auch schon daran gedacht, einfach in die Organisation zu stürmen und den Boss dazu zu zwingen, Aoi in Ruhe zu lassen. Doch in seiner jetzigen Verfassung war das eine mehr als schlechte Idee. Würde er es versuchen, würde man ihn wahrscheinlich auf der Stelle töten, besonders wenn Yue vor Ort sein sollte. Diesen Gedanken konnte er also auch vergessen.
 

Und Aoi selbst vor die Wahl zu stellen, war wohl vollkommener Schwachsinn. Wie sollte er das denn bitte schonend machen? Oh hallo Aoi, ich wollte dich fragen, möchtest du sterben oder in Zukunft auch Menschen töten? Kai schüttelte den Kopf, das war eine ganz schlechte Idee. Er hatte einfach zu wenig Möglichkeiten. Und wenn er so weiter machte, würde er auch zu keinem Ergebnis kommen.
 

Kai beschloss, erst einmal bei Aoi anzurufen und sich mit ihm am Abend zu treffen. Vielleicht würde er ja doch noch eine Lösung finden. Aber bevor er sich mit Aoi treffen würde, würde er erst noch einmal etwas schlafen. Er wollte Aoi nicht tot müde unter die Augen treten.
 

Also stand Kai auf und ging wieder in sein Bad, wo Aoi die Karte liegen gelassen hatte. Er studierte die Nummer und ging damit zum Telefon, wo er sie auch gleich eingab. Kurz ließ er es klingeln und Aoi ging sogar ziemlich schnell ran.
 

"Ich wollte mich heute noch mit dir treffen."
 

"Was? Kai, bist du das?"
 

"Ja, ich bin´s. Und ja, mir geht es besser."
 

Ein Seufzen war zu hören. "Na da bin ich aber erleichtert. Warum willst du dich mit mir treffen?"
 

"Ich wollte mit dir reden."
 

"Aber ich kann doch auch jetzt gleich zu dir kommen."
 

"Nein! Ich... bin noch etwas müde. Es passt mir heute Abend einfach besser."
 

"Hm, na gut, wie du meinst Kai. Wo treffen wir uns denn dann?"
 

Kai nannte ihm schnell den Ort, bevor er unmerklich nickte. "Wir sehen uns dann heute Abend Aoi. Und sei bitte pünktlich."
 

"Ist okay. Ruh dich noch etwas aus, wir sehen uns dann später."
 

Kai brach das Gespräch nun ab und legte das Handy wieder zur Seite. Das wäre auch erledigt und er kehrte in sein Schlafzimmer zurück, wo er sich wieder direkt hinlegte. Er würde nun noch ein paar Stunden schlafen, vielleicht würde ihm dann ja eine Erkenntnis kommen.
 


 

Es war bereits später Nachmittag, als Kai aus seinem tiefen Schlaf erwachte. Leise gähnend kam er aus seinem Bett raus und warf einen Blick auf die Uhr. Er hatte noch etwas Zeit, bis er sich mit Aoi treffen würde, also beschloss er sich in der Küche erst einmal Essen zu machen. Er wusste nicht, wann er das zuletzt getan hatte und er war sich sicher, dass ihm das auch mal wieder gut tun würde.
 

Schnell war er in seiner Küche und bereitete dort nur ein paar Nudeln zu, die er dann doch vergleichsweise schnell hinunter schlang. Als sein Teller leer war, machte sich Kai auf ins Badezimmer. Dort wollte er sich noch einmal seine Wunden ansehen, sie durften sich nicht entzünden, dann sähe es sehr schlecht für ihn aus. Doch dem war nicht so und somit konnte sich Kai in aller Ruhe wieder fertig machen. Er nahm noch schnell eine neue Schmerztablette ein, bevor er zurück in sein Schlafzimmer ging.
 

Nachdem der Brünette einen kurzen Blick in den Kleiderschrank geworfen hatte, holte er eine einfache Jeans und ein T-Shirt heraus, die er sich auch schnell angezogen hatte. Ein weiterer Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er sich besser auf den Weg machen sollte, wenn er selbst nicht zu spät kommen wollte.
 

Er schnappte sich seine Packung Zigaretten, bevor er sich auf dem Flur noch Jacke und Schuhe anzog. Kaum saß er ein paar Minuten später richtig in seinem Wagen, ging die Fahrt auch schon los. Kais Gedanken kreisten dabei wie schon so oft an diesem Tag um die Worte seines Bosses. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Ihm blieb gar nichts anderes mehr übrig.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sheltr0n
2011-08-18T14:31:30+00:00 18.08.2011 16:31
Armes KaiKai....
Ich kann mir Aoi nicht wirklich als Attentäter vorstellen...
Aber einfach mal abwarten was noch kommt!

LG Kaiphil
Von: abgemeldet
2011-08-18T12:46:28+00:00 18.08.2011 14:46
Wow, also das ist ja mal ein Chef.
Der arme Kai, dem ging es doch schon vor dem Treffen so schlecht.
Und jetzt wurde er auch noch vor so eine Wahl gestellt.

Mal abwarten, zu was für einem Ergebnis er gekommen ist.
Ich meine, den Auftrag ausführen, dass wird er mit Sicherheit nicht, aber als Attentäter kann ich mir Aoi irgendwie auch nicht vorstellen.
Hm, schwierig.
Einfach mal abwarten.

Bin also schon sehr gespannt, wie es weitergeht.
Bis zum nächsten Mal also.
LG Temari


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