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Nostalgia

Gefangen in der Zwischenwelt (Prideshipping)
von

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Die Wahrsagerin

Kapitel 2: Die Wahrsagerin
 


 


 

Seufzend ziehe ich mir den Schal höher ins Gesicht und überprüfe im

Spiegel nochmal meine Sonnenbrille. Sie bedeckt einen großen Teil meines

Gesichts, der Schal tut ein Übriges. Hoffentlich reicht das aus, um

unerkannt zu bleiben. Obwohl...kritisch mustere ich mein Spiegelbild in

dem kleinen Fahrerspiegel. So wirklich inkognito kann man das auch nicht

nennen. Zweifelnd fahre ich mir mit der Hand durch die Haare. Der braune

Haarschopf ist so eindeutig... Oder kommt das nur mir so vor? Immerhin

weiß ich ja, wen ich da im Spiegel sehe. Jedenfalls ist sicher sicher und

eine Kopfbedeckung umso mehr. Kurz wühle ich in einer Sporttasche, die

auf dem Nebensitz steht. Ah, da ist es ja.
 

Bedacht setze ich mir das schwarze Cappy auf den Schopf, ziehe es so

weit runter wie möglich und verdecke mit seinem Schirm zusätzlich mein

Gesicht.
 

Nach einem letzten prüfenden Blick auf mein Spiegelbild stelle ich

zufrieden fest, dass mich so wohl niemand identifizieren wird und steige

aus dem Wagen.
 

Das Haus, das ich suche, muss ganz in der Nähe sein.
 

Mit den Händen in den Manteltaschen, schlendere ich scheinbar

unbeteiligt die verdreckte Straße entlang, wobei mein Blick angewidert

über die zahllosen Exkremente und den Abfall auf dem Gehweg gleitet.

Ekelhaft.
 

Aber was kann man schon erwarten von einer Gegend, in der der Putz von

den Wänden bröckelt und die Häuser entweder keine oder nur eingeworfene

Scheiben haben. Das ist definitiv nicht mein Umfeld. Ich werde meinen

Aufenthalt so kurz wie möglich halten. Mit ein wenig Glück kann ich dann

heute nacht vielleicht schon wieder schlafen.
 

Heute lag ich ja wieder nur wach. Mir ist pausenlos das Gelaber von

Mutos Großvater durch den Kopf gegangen, von wegen, dass ich meine

Vergangenheit nicht ewig ignorieren könne. Dazu kam nach etwa drei

Stunden des Wachliegens auch noch das Geschwafel meiner Sekretärin.
 

Ich weiß nicht wieso, aber jedesmal, wenn ihr Satz, man würde mir die

Verliebtheit ansehen, den sie gestern losgelassen hat, mir in den Ohren

klingelte, hatte ich das Bild von Atemu vor Augen. Er stand da, in

seinem kurzen Röckchen und lächelte dieses herausfordernde Lächeln,

welches er während Duellen immer trägt...trug... Lange schien dieses

Bild vor meinem inneren Augen aufzuleuchten wie an einer Kinoleinwand,

bis ich die Augen öffnete und wieder diesen Amethysten begegnete. Sie

schwebten wenige Schritte von mir entfernt in der Luft, sahen auf mich

herab, aber nicht verurteilend...nein...sie blickten so sanft, als

beobachteten sie ein spielendes Kind. Mir war, als hätte ich Sehnsucht

und vielleicht auch einen Hauch von Schmerz in ihnen gelesen. Lange

starrte ich sie einfach nur an, fing ihren Blick auf. Ich hatte einfach

nicht mehr die Kraft, mich aufzuraffen und sie zu jagen.
 


 

Jetzt, wo ich so darüber nachdenke, sahen die Augen in meinem Büro den

Augen von Atemu sehr ähnlich. Ob er es ist, der mich verfolgt? Muto

behauptet ja ständig, Atemu sei tot...
 

Wütend über mich selbst reiße ich mich zusammen und zwinge meine

Gedanken wieder auf meine Umgebung.
 

Na klasse, jetzt bin ich mindestens vier Straßen zu weit gegangen.

Ungläubig starre ich das Straßenschild an. Wie konnte mir das

schon wieder passieren? Dreck, das ist doch alles nur Mutos...nein

Jonouchis...nein Ishtars...argh!...die Schuld meiner Sekretärin! So

sieht' s aus! Nur wegen ihren gedankenlos fallengelassenen Worten bin ich

jetzt hier.
 

Verärgert knurrend drehe ich auf dem Absatz um und rausche den Weg zurück.
 

Also wo war ich? Ach ja, Atemus Augen. Das war bestimmt nur Einbildung.
 

Nur weil der Kerl durch irgendein leuchtendes Tor tritt glaub ich noch

lange nicht, dass er tot ist. Das kann ja jeder behaupten. Hat denn

schonmal irgendwer gesehen, wo dieses Tor hinführt? Und dann auch noch

dieser dramatische Showeffekt. Die unterirdische Höhle einstürzen zu

lassen überzeugt mich genausowenig davon, dass Atemu in den Tod gegangen

sein soll. Die müssen mich ja für super bescheuert halten, ansonsten

würden sie glaubhaftere Lügen erzählen.
 

Wollen die doch tatsächlich mir etwas vorspielen. Ich bin der Vater des

Cyber Space, die virtuelle Welt und Hologrammtechnik sind meine

Erfindung. Mir macht keiner etwas vor, indem er mir ein paar bewegte

Bilder und Lichteffekte zeigt, in der Hoffnung, ich möge sie für wahr

halten. Idioten.
 

Ein vorfreudiges Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich mein

Ziel erreicht habe und die Hand auf die Klinke der Tür lege. In wenigen

Augenblicken werde ich ihnen allen beweisen, wie falsch sie liegen mit

ihrem Geistergeschwafel. Ein letzter prüfender Blick auf das Türschild

"Kassandra, Wahrsagerin" bestätigt mir, dass ich richtig bin.
 


 

Beim Eintreten vernehme ich über mir das nervige Klingeln einer dieser

Türglocken, die in jedem zweiten Billigladen zu finden sind. Na das

verspricht doch schonmal viel, sage ich mir sarkastisch.
 

Ein erster Überblick zeigt mir schnell, was ich von diesem

Establissement zu erwarten habe. Grellbuntes Licht von komisch geformten

Lampen, knallige Flauschteppiche in Rot-, Gelb- und Orangetönen, eine

gänzlich von Tüchern behangene Wand und überall von der Decke baumelnde

Stoffstreifen und Perlenketten. Na jetzt weiß ich ja, wie die

vielgerühmte Hölle aussieht. Religion war noch nie mein Ding -- viel zu

esoterisch und verrückt -- aber das ist definitiv ein Ort des Todes. Man

kann den guten Geschmack hier förmlich verwesen sehen, mit einer süßen

Note von vergammelndem Stil.
 

Oje, nach 86 Stunden ohne eine Minute Schlaf geht die Poesie mit mir

durch. Das gilt es schnellstens zu unterbinden.
 

Von der anderen Seite des Ladens aus kommt eine rundliche, doch recht

große Frau auf mich zu. Abschätzig lasse ich meine Augen an ihr

herabwandern, bevor ich ihr die Hand gebe.
 

Sie passt wirklich perfekt in diese vier Wände. Ihr langes, ungekämmtes

schwarzes Haar kräuselt sich unter einem leuchtend pinken Kopftuch

hervor, ihr blasses Gesicht ist übermäßig mit Rouge, Lidschatten und

dunkelrotem Lippenstift bedeckt, haargenau die Farben, die sich auch auf

ihren Finger- und Fußnägeln wiederfinden; Pink und Orange. Sie trägt ein

(zum Glück) unförmiges dunkelrotes Kleid ohne Ärmel, das ihr bis auf die

nackten Füße fällt, die zu meinem Ekel über und über mit Warzen bedeckt

sind. Die nackten Arme sind umschlungen von irgendwelchen

Hennah-Zeichnungen, die in der Achselhöle ihren Anfang nehmen und in

dicken, rasselnden Armbändern ihr Ende finden. Diese Frau sieht einfach

nur grauenhaft aus. Tja, wenn das hier die Hölle ist, ist sie definitiv

der Teufel. Obwohl...Satan traue ich mehr Geschmack zu.
 

Sie schenkt mir ein eher angsteinflößendes Lächeln und lotst mich zu

einem Tisch, an dem ich doch bitte schonmal Platz nehmen solle, und

verschwindet hinter einem Vorhang. Ich setze mich, froh, den Anblick

ihrer Füße vorerst los zu sein, und betrachte argwöhnisch den runden

Tisch mit der langen flatternden Tischdecke und der komisch funkelnden

Glaskugel darauf.
 

Wenn ihr mich fragt, diese Frau braucht dringend einen Therapeuten.
 

Rasselnde Ketten kündigen ihr baldiges Wiedererscheinen an und ich

bereite mich innerlich bereits darauf vor, mit einer geistig Verwirrten

zu palavern.
 


 

"Wir hatten heute Morgen telefoniert, nicht wahr? Herr...?"
 

Ich habe ihr keinen Namen genannt, als ich sie heute vormittag

angerufen habe. Im Internet wird diese Frau zwar hoch gelobt, aber ich

wäre nicht ich, wenn ich darauf etwas geben würde. Und das zu recht, wie

mir nun scheint. Diese Vogelscheuche wird mir kaum weiterhelfen. Viel

mehr kann ich wohl weitere Predigten über die Existenz angeblich

übernatürlicher Lebensformen erwarten.
 

"Mein Name tut nichts zur Sache.", stelle ich deswegen auch gleich mal

klar.
 

Sie blinzelt mich verwirrt an, sagt aber nichts und setzt sich mit

einem aufgesetzten Lächeln mir gegenüber.
 

"Nun denn, werter Herr,", beginnt sie mit ihrer rauen Reibeisenstimme

zu erklären, "Dann lassen Sie sich wenigstens gesagt sein, dass ich

Kunden, deren Gesicht ich nicht sehen kann, nicht bediene. Wenn Sie also

so freundlich wären." Sie deutet mit einer Hand auf meinen Kopf.
 

Unwillig löse ich den Schal und lasse ihn mir lose um den Hals baumeln.
 

"Reicht das?", erkundige ich mich genervt. Ein Kopfschütteln verneint.

Seufz. Also auch runter mit der Brille. Leise Zweifel, ob ich mich

wirklich vor so einer zeigen sollte, habe ich ja schon, aber

andererseits kann ich es mir nicht leisten, herausgeworfen zu werden. So

nehme ich unwillig auch die verspiegelte Sonnenbrille ab und entblöße

somit meine blutunterlaufenen, von tiefen Augenringen verunstalteten

Augen. Aber eines schwöre ich: Sollte dieses Weibsbild es wagen, in der

Öffentlichkeit auch nur ein Wort über meinen hiesigen Besuch zu

verlieren, wird sie sich wünschen, nie geboren worden zu sein.
 

Sie nickt kurz zufrieden. "Ich danke Ihnen."
 

Ein unerklärliches Unwohlgefühl macht sich in meiner Magengegend breit.

Aus einem mir unbekannten Grund beunruhigt mich die Offenbarung meines

Antlitzes ihr gegenüber.
 

,Das ist völlig unsinnig. Was soll schon geschehen?', rede ich mir

selbst gut zu. ,Was kann sie schon tun. Mich verfluchen?'
 

Ungeachtet des Faktums, dass ich mir sehr wohl darüber im Klaren bin,

dass soetwas wie Flüche nicht existiert, bildet sich bei mir eine eisige

Gänsehaut, als die Wahrsagerin ihre Hände an die Kugel legt, welche

augenblicklich ein unheimliches, gräulich-weißes Licht auszustrahlen

beginnt. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Durch die Kugel

konnte man eben noch durchsehen, jetzt ist sie absolut undurchsichtig.

Bestimmt ist eine Lampe in den Tisch eingebaut...
 

,Sei doch nicht dumm.', mahnt mich eine belustigte Stimme in meinem

Kopf. ,Du selbst hast einst die Macht einer solchen Kugel angerufen. Ich

schließe kurz die Augen, um wieder Klarheit zu bekommen, und reibe mit

einer Hand fest darüber. Da durchzuckt mich plötzlich ein Kribbeln, mir

wird schwindlig und ich fühle mich, als fiele ich gleich in Ohnmacht.

Alles dreht sich. Wo ist oben, wo ist unten? Ich fühle meinen Körper

nicht mehr...Etwas zieht an mir. Erschöpft wie ich bin habe ich dieser

reißenden Kraft nichts entgegenzusetzen und gebe rasch nach.
 

Vor mir erscheint ein dunkler Flur, durch den mich die unsichtbaren

Arme zu führen scheinen, bis an meiner Linken eine ebenso dunkle Tür

sichtbar wird. Ich soll da wohl rein... Nicht mit mir! Ich bleibe hier

steh- Hey!
 

Von hinten versetzt mir jemand einen kräftigen Stoß, so dass ich durch

die Tür in den kleinen, kerkerartigen Raum stolper. Na warte! Ich drehe

mich um, um den Angreifer zur Schnecke zu machen -- jedoch ist der Flur

hinter mir leer. Noch so ein dummer Streich. Haben wir April, oder was

ist mit der Welt los? Hat die Regierung aus Rache für den abgewiesenen

Staatskredit einen Ärgert-Seto-Kaiba-Tag eingeführt? Das erscheint mir

immer mehr so. Denen werde ich was husten, sobald ich aus diesm

stickigen, engen Loch raus bin!
 

Vorher sehe ich mich allerdings der Neugier halber -- Ja, auch ich bin

mal neugierig! -- in dem kleinen Raum um. Hier gibt es nicht viel. Eine

abgenutzte Matratze links an der Wand, eine Schüssel mit Wasser und

einem Abtrockentuch daneben, ein Stapel säuberlich zusammengefalteter

Kleider und ein junger Mann, der vor mir sitzt. Er hat mir den Rücken

zugewandt.
 

"He, du!", schnauze ich ihn missgelaunt an. Er kann vielleicht nichts

für meine Laune, aber es ist ja niemand anderes da, an dem ich sie

auslassen kann.
 

Da der Typ mich nicht gehört zu haben scheint, rufe ich noch einmal,

diesmal lauter. Wieder nichts. Keine Reaktion. Das ist doch Absicht.
 

Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann ignoriert zu werden! Den knöpfe

ich mir vor.
 

Drohend mache ich einen Schritt vor und greife nach seinen Haaren. In

dem Moment, als ich sie eigentlich gepackt haben müsste, greife ich

jedoch ins nichts, mitten durch ihn hindurch. Sofort ziehe ich meine

Hand zurück, betrachte sie misstrauisch von allen Seiten. Was war das?

Ein erneutes Lichtspiel? Ich greife wieder nach ihm, diesmal

vorsichtiger, und beobachte genau, wie meine Hand durch den gebeugten

Kopf gleitet. In dem Glauben, den Trick damit aufgedeckt zu haben,

besehe ich mir Boden, Wände und Decke, doch Spiegel finde ich keine.

Nagut, dann funktioniert das eben anders. Ich komme schon noch dahinter.
 

Zunächst umrunde ich den jungen Mann, um zu sehen, ob es sich um ein

zweidimensionales Hologramm handelt. Ich gehe einen Halbkreis um ihn

herum. Er ist also ein Produkt dreidimensionaler Technik. Interessant.

Prüfen wir doch mal die Detailgenauigkeit. Vorsichtig knie ich mich vor

ihn, um ihn ins Gesicht sehen zu können und erstarre. Das bin ja ich!

Schonwieder dieses Fantasiebild von mir als angeblicher Hohepriester.

Und auch erst jetzt werde ich der Kugel gewahr, vor der ich knie.

Sie lag bis eben gerade noch im Schatten, deswegen konnte ich sie nicht

sehen.
 

Mein Herz zieht sich zusammen, in meinem Kopf höre ich eine Stimme

lachen. Meine Stimme. Das Hologramm vor mir rührt sich nicht.

Doch es rührt an mir, in mir. Es rüttelt irgendetwas wach, eine

Ahnung, eine ferne Erinnerung... Nein, Unsinn! Schluss damit, auf der

Stelle! Ich falle nicht auf euch rein!
 


 

Ein Ruck fährt durch meinen Körper und ich reiße die Augen auf. Ich

sitze noch immer auf dem Stuhl im billigen Laden der Kassandra. Rasselnd

stoße ich die Luft aus meiner Lunge. Ein Alptraum, nur ein Alptraum!
 

Doch etwas hat sich verändert...Es ist stockfinster geworden. Wie lange

habe ich geschlafen?
 

Ich blicke vor mich -- in das fies grinsende Gesicht Kassandras, das

unheimlich vom fahlen Licht der gläsernen Kugel zwischen uns beschienen

wird.
 

Als wäre zwischen dem Betreten des Geschäfts und meinem Erwachen keine

Sekunde vergangen, legt sie beide Hände an die Kugel und fährt unbeirrt

fort.
 

"Ich weiß, wer Sie sind, Herr Kaiba. Ich wusste es schon, als Sie

hereinkamen. Und ich weiß auch, weswegen Sie hier sind."
 

Sie macht eine bedeutungsschwere Pause, die meine schleichende Panik

wohl zusätzlich nähren soll und bedenkt mich mit einem unergründlichen

Blick.
 

"Du willst deinen Herren zurückholen, Priester."
 

Mir läuft ein unheimlicher Schauer über den Rücken, ich bringe kein

Wort heraus. Meine Stimme, mein ganzer Körper, scheint wie gelähmt. Sie

scheint es zu wissen und spricht direkt weiter, ihren Blick wieder auf

die leuchtende Kugel richtend. Automatisch folgen meine Saphire der

Richtung und richten sich auf das Instrument.
 

"Du hast es damals versucht und bist gescheitert, weil dein Liebster

nicht in der Welt der Toten, sondern noch immer in der Welt der Lebenden

weilte. Jetzt willst du es wieder versuchen. Wie damals hast du ihn

verloren, du Depp, und wie damals weilt er nicht in der Welt der Toten.

Nein, er verweilt in einer Zwischenwelt. Niemand weiß, wo sie liegt, wie

man sie erreicht. Niemand ist je von dort zurückgekehrt. Was du

brauchst, ist die Prophezeiung, die du schon damals in der Kugel gelesen

hast. Erinnerst du dich an sie?" Ihr Blick ruht streng auf mir. Ohne die

Augen von der Kugel zu nehmen schüttele ich den Kopf.
 

Diese ganze Szene ist so irreal, mutet an wie ein Traum. Es kann

unmöglich wahr sein. Es gibt keine Totenwelt, Zwischenwelt oder

irgendsowas. Und Atemu ist nicht mein Liebster!
 

"Priester!!", werde ich fluchs zur Ordnung gerufen.
 

Sofort richtet sich meine volle Aufmerksamkeit wieder auf sie.
 

Zufrieden nickend führt sie weiter aus: "Dann leg deine Hand auf die

Kugel. Ja, genauso. Und jetzt frag."
 

Ich hab keine Ahnung, was sie von mir erwartet.
 

Ein Experiment ist es aber wert.
 

"Zeige mir Atemu.", murmele ich. Das Bild des blassen Pharaos

erscheint. Er sieht nicht besonders gesund aus. Sein schwarzes Gewand

ist zerrissen, seine Haut aschfahl, seine Haare haben ihren Glanz

verloren und hängen stumpf um sein Gesicht, um ihn herum ist dichter

Nebel. Traurig betrachte ich das Bild. Es versetzt mir einen Stich ins

Herz.
 

"Ächem!"
 

Oh, stimmt ja, diese ominöse Prophezeiung. Die gibt's doch eh nicht,

aber wenn sie meint. Ich will sie nicht erzürnen. Nur...wonach genau

soll ich die Kugel jetzt fragen?
 


 

Ganz unvermittelt verändert sich das Licht der Kugel. Das Bild von

Atemu verschwimmt, bis es schließlich ganz verschwunden ist. Das

weiß-graue Licht färbt sich dunkelbläulich und seltsame Töne dringen aus

ihr hervor. In silbrig goldenen Lettern erscheint ein Text in

Hieroglyphen, den ich nicht entiffern kann, und eine dunkle Stimme

beginnt zu singen.
 

Mitternacht
 

Wenn die Gondeln Trauer tragen
 

Und es hallt der Toten Klagen,
 

Tief im Nacken das Grauen sitzt.
 

Wenn die Uhr beginnt zu schlagen,
 

Kalte, dichte Nebelschwaden
 

Berührn dich sacht.
 

Mitternacht.
 

Gefriert das Blut dir in den Adern,
 

Schnürt dir Angst die Kehle zu,
 

Hörst du dein Herz und die Glocken schlagen
 

Ist es Nacht.
 

Mitternacht. [*]
 


 


 

Aufmerksam lausche ich den fremdartigen Worten. Es ist eindeutig kein

Japanisch, doch trotzdem verstehe ich den Gesang, jedes Wort.
 

Komischer Text. Was soll der mir helfen?
 

Ich will gerade fragen, da geht das Licht im Zimmer wieder an, die

Kugel erlischt.
 

Meine Gesprächspartnerin erhebt sich und zeigt mit ausgestrecktem Arm

zur Tür. Ich soll also gehen.
 

Was denkt die sich? Ich habe Fragen, viele Fragen!
 

Noch bevor ich sie aussprechen kann, werde ich in Richtung der Tür

geschoben.
 

"Gehen Sie und finden Sie ihn. Die Prophezeiung wird Ihnen helfen, Herr

Kaiba. Ach ja, und grüßen Sie meine Schwester schön von mir, wenn Sie

sie sehen." Sie zwinkert mir zu.
 

Hat diese Frau gerade einen Sinneswandel durchlebt?
 

Aber ich will einfach nur noch heim.
 

"Ihre Schwester?"
 

"Ishizu Ishtar."
 


 

Ich zische verhalten.
 

Das war eben wieder alles nur Show! Und ich wäre denen beinahe auf den

Leim gegangen!
 

Ich nehme meine Beine in die Hand und mache mich aus dem Staub.
 

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[*] Das ist der Text des Liedes, das ich während dem Schreiben die ganze Zeit über höre. Es heißt Mitternacht und ist von E Nomine.

Nach einer Weile ist mir aufgefallen, dass der Inhalt des Liedes teilweise im Text wiederzuerkennen ist. Da dachte ich, es würde doch perfekt passen. Es wird auch weiterhin eine Rolle spielen. Hörts euch doch mal an.
 

Auch hier bedanke ich mich im Voraus schonmal für alle Kommentare.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-08-01T14:53:30+00:00 01.08.2013 16:53
Hey ^_^

das war schön, das nun auch Seto auf der Suche nach Yami ist und er “brauchbare” Informationen erhalten hat. Dann dürfte er wohl bald der erste sein, der aus der Zwischenwelt heraus kommen wird :D

Schade das die FF abgebrochen ist.

CuCu Jyorie

Von:  Kassia
2009-01-14T11:50:24+00:00 14.01.2009 12:50
Also ich glaube, nach 86 Stunden ohne Schlaf wäre es egal, ob Kaiba nicht einschlafen kann oder nicht, denn eigentlich würde sein Körper schlapp machen und er einfach in Ohnmacht fallen.
Kaiba ist hier sehr an den Dub-Kaiba angelehnt, also im Bezug auf den Umgang mit seinen Angestellten, Geschäftspartnern und dem ganzen "Ich glaube nicht an Magie"-Kram. Ich fand ihn zunächst zu extrem, aber wenn man bedenkt, dass er an chronischem Schlafmangel leidet, ist es klar, dass er so gereizt ist. Dennoch hoffe ich, dass er sich nicht die ganze Story über so benimmt. Aber ich bin guter Hoffnung, dass er, sobald er Atemu erst mal wiedersieht und der erste Schock darüber vorbei ist, sich auch sein Verhalten bessern wird ^^
Das Lied von e-nomine kenn ich auch. Das Lied an sich mag ich; Songtexte in FFs eher nicht. Aber zumindest hast du das nicht nur so eingestreut, sondern nutzt es auch als Wahrsagung, die noch von Bedeutung sein wird.
Was mir aufgefallen ist: Ich hatte vor ein paar Tagen mal kurz in die FF geschaut (sie allerdings noch nicht gelesen) und dabei meine ich mich zu erinnern, hattest du den Titel noch falsch: Nostalia geschrieben. Der Titel ist nun richtig, aber im Prolog hast du vergessen, diesen Fehler zu korrigieren. Da steht immer noch Nostalia statt Nostalgia.
Übrigens fand ich die "poetische" Beschreibung Kaibas bzgl. der Wahrsagerin und ihrer "Hölle" echt gut. Die war so schön sarkastisch und bissig XD
Von:  Saint
2009-01-10T17:14:00+00:00 10.01.2009 18:14
Hi

die Story klingt für den Anfang wirklich spannend. Bin mal gespannt wie es weiter geht.


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