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The chaos of the psyche

(Das Chaos der Psyche)
von

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Kapitel 1 Die Anstalt Arkham Asylum

Kapitel 1 - Die Anstalt Arkham Asylum
 


 

Klack.Klack.Klack.Klack
 

Typisch meinem Verhalten geprägt hatte ich die Hände in die Taschen meines weißen Kittels gesteckt, die Arme hielt ich leicht angewinkelt.

Meine dunkelbraunen Haare, die ich flüchtig mit einer Klammer am Hinterkopf befestigt hatte, hingen wirr in mein schmales herzförmiges Gesicht, dass jedem, der mir entgegen kommen würde, deutliches Missfallen signalisierte.

Die provisorische Frisur ließ es strenger wirken als es eigentlich war. Die Brille mit breitem schwarzen Rahmen tat ihr Übriges, welche ich nur während dem Autofahren und meiner Arbeit trug. Nicht, dass ich dieses Gestell im Alltag wirklich benötigte. Doch mit 32 Jahren musste ich leider feststellen, dass die Augen bei kleineren Texten auch nicht mehr die Besten waren. Aber das gehörte hier nicht her.
 

Unter dem Kittel schimmerte mein dicker, dunkelgrauer Rollkragenpullover hervor, bei den winterlichen Temperaturen auch kein Wunder, die Hose war in schlichtem schwarz gehalten.

Man wollte tunlichst vermeiden, dass Arkham Asylum wie ein gewöhnliches Krankenhaus wirkte, daher der traurige Versuch es an der Kleiderordnung der Angestellten festzumachen, wo sonst die ganze Anstalt im Kern seines Wesens ein Krankenhaus war. Eine Anstalt für psychisch labile. Geisteskranke, gestört in ihrer Persönlichkeit.
 

Seit zwei Jahren schon bezog ich die Stelle als Leiterin der Klinik. Und ich könnte die Regeln ändern, natürlich. Doch es war wie ein ungeschriebenes Gesetz. Eine Tradition. Und diese wollte ich nicht brechen. Es war trotz meiner Position nicht mein Recht sie zu brechen.
 

Nach Beendung meines Studium vor sechs Jahren, hatte ich mich für die Stelle in Arkham Asylum beworben. Das Neuzugänge im Bereich der forensischen Psychologie verzweifelt gesucht wurden war Anfangs für mich ein glücklicher Schicksalswink. Später wusste ich warum das so war.
 

Der damalige Inhaber des Krankenhauses Jeremiah Arkham, der Neffe des Namesträgers Amadeus Arkham verstarb vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall welcher mein Leben bis heute geprägt hatte. Seelisch wie Körperlich.

Da ich jedoch als gesetzliche Vertretung für Jeremiah eingetragen war, wurde mir auch automatisch vom damaligen Bürgermeister das Amt als Leiterin der Klinik übertragen. Seither arbeitete ich tagtäglich mit Verrückten, labilen und krankhaften Persönlichkeiten, die sich in ihrem Alltag nicht mehr zurecht fanden. Schwierige Fälle gab es auch, ohne Zweifel. Haufenweise Klein- und Großkriminelle fanden hier ihren Platz, bis sie nach Blackgate, dem städtischen Gefängnis von Gotham City überführt wurden.
 

Ich empfand so etwas wie eine geheime Hassliebe für die Anstalt. Es war einerseits mein Lebensunterhalt, meine Berufung. Es war mein Lebensinhalt geworden ohne, dass ich mir dessen bewusst geworden war. Andererseits war es ein unheimlicher Ort. Ein Ort mit einem Eigenleben wie ich fand. Es war, als ob das Haus entschied welcher der Insassen wieder dem Leben zu gesprochen werden sollte und wer nicht. Es war, als ob das Haus nicht jedem seine Pforten öffnete.

Und doch … war es nur ein Haus.
 

Oder?
 

Einst war Arkham Asylum ein Betongebäude, ein altes Anwesen des Erbauers Amadeus Arkham. Doch nach einem Anschlag eines geisteskranken Mannes namens„Bane“ wurde es fast vollständig zerstört. Vereinzeltes Mauerwerk ziert heute noch das, was es einst mal gewesen war. Ein unheimliches, kaltes und düsteres Haus für Zwecken und dem Einsatz der Psychologie. Nach Neuaufbau von Arkham Asylum an neuer Stelle - Old Mercey Mansion – und unter Leitung von Jeremiah erlebte die Anstalt neuen Glanz und neue Hoffnung für kranke Persönlichkeiten. Eine neue Chance auf Heilung wie ich fand. Und doch war es abzusehen gewesen welchen Schaden Jeremiah erlitt. Es war als ob sein Onkel Besitz seines Geistes ergriffen hatte. Ich kannte Amadeus nicht persönlich und hatte nur aus Erzählungen und alten Dokumentationen eines verschollenen Tagebuchs von ihm gehört, welches ich jedoch nie zu Gesicht bekommen hatte.
 

Jeremiah hatte mir immer erzählt, er hätte für die Anstalt gelebt. Und ihm sei es zum Verhängnis geworden. Und nun auch Jeremiah …

Würde mich das gleiche Schicksal ereilen? Würden die Mauern von Arkham Asylum mich ebenfalls auf die dunkle, graue Seite ziehen? Eine Seite aus der es kein Entkommen gab?
 

Klack.Klack.Klack.Klack.
 

Ich sah auf meine Uhr, schob dann stirnrunzelnd die Hände wieder in die Manteltasche zurück und bog in den rechten Korridor ab. Ein Gelage an Polizei, Wachmännern und psychologischen Helfern warteten bereits auf mich. Vor einer Türe, hinter der sich mein neuer Patient befand von dem ich bisher nicht all zu viel wusste.
 

Es war ein Anruf gewesen, mitten in der Nacht, der mich aus meinem warmen Bett gerissen hatte. Commissioner Gordon, von dem ich ebenso wenig wusste außer, dass er diese Position erst seit kurzem bezog, hatte mir kurz und knapp instruiert, dass mich in Kürze ein Wagen nach Arkham abholen kommen würde. Kein warum, kein wieso. Nur, dass es sich um einen frisch eingelieferten Patienten handelte.
 

Die kurze Beschreibung der Polizeibeamten, die kurz darauf vor meiner Haustüre gestanden und mich mit einer spärlichen Erklärung nach Arkham gefahren hatten, waren ebenso nicht sonderlich hilfreich gewesen. Die ganze Fahrt über hatte keiner eine Silbe gesprochen, nicht irgendwelche Akten zu meinen Händen gelegt - untypisch für meine Arbeit - und hatten sich anhand ihrer Körpersprache ziemlich unter Spannung befunden.
 

Ich sah mehrere Männer an der Wand gelehnt stehen, einer von Ihnen mit einem dunkelgrauen Mantel, ebenso die Hände in den Taschen vergraben wie ich, der auch schon einen Schritt auf mich zu trat. Ich erkannte ihn sofort.

Über seiner Lippe befand sich ein Schnauzer, auf der Nase saß eine dicke Brille. Seine dunkel-braunen Haare standen wirr zu allen Seiten und er wirkte gezeichnet. Gezeichnet von seiner Arbeit als Commissioner. Unter dem Mantel trug er ein hellgraues, breit kariertes Hemd, eine Krawatte mit Tupfen. Seine Hose war eindeutig eine Nummer zu groß und ebenso düster gehalten.

Ich rümpfte leicht die Nase, verschwand dann aber keinen weiteren Gedanken mehr an seinen seltsamen Geschmack von Mode und richtete meine Aufmerksamkeit auf die tiefe, leicht drängelnde Stimme des Mannes.
 

„Schön, dass Sie es noch einrichten konnten, Doc, James Gordon“, sprach er mich an und streckte mir seine Hand zur Begrüßung aus, die ich jedoch nur mit einem schmalen Blick streifte und dann wissentlich ignorierte. Ich gab aus Prinzip heraus nicht jedem die Hand. Es war ein Tick, ein Tick den ich eigentlich selbst behandeln, in meine Psyche eindringen und verdrängen konnte. Doch Erfahrungsgemäß wollte ich diesen Tick überhaupt nicht los werden. Er erinnerte mich an das was ich erlebt hatte, was ich war.
 

„Nachdem eine Horde von Polizisten, Nachts um zwei, meine Haustüre beinahe eingetreten hätten und wahrscheinlich Sie es waren, der mich aus meinem wohlverdienten Schlaf geklingelt hat, Commissioner Gordon, bleibt mir doch wohl nichts anderes übrig als ihn mir anzusehen.“
 

Mein Kinn reckte sich selbstbewusst nach vorne. Gordon zog zögernd die Hand zurück und ließ sie wieder in seinem Mantel verschwinden. Er musterte mich und ich konnte mir gut vorstellen was durch seinen grauen Kopf ging. Ich bezog viele Beschreibungen. Von streng, klug bis hin zu schön und durch und durch Ärztin. Und die Beschreibung meiner 'Schönheit' war nicht wirklich so abwegig auch wenn ich es ungern zugab. Doch die Reaktion die ich auf Männer ausübte war mir durchaus bewusst.

Mein Gesicht hatte zierliche und schmale Züge, was einen eindeutigen den Beschützer in Männern hervorrief, meine braunen Augen waren wachsam und klar; mit langen Wimpern eingefasst, die ich jedoch sehr selten mit Tusche in Berührung kamen. Allgemein trug ich kein Make-Up, keinen Schmuck oder andere Utensilien, die die Frauen zur Unterstreichung ihres Körpers benötigten. Nur meine blassen Lippen machten mir von Zeit zu Zeit etwas Sorgen. Doch wer hatte nicht körperliche Defizite wenn er mehr Neon- als Tageslicht zu Gesicht bekam?
 

Mein Körperbau war sportlich und anreizend. Meine Haltung versprach Würde und gleichzeitig vermittelte er meinem Gegenüber, dass ich meinen Job machen würde. Mein Ruf eilte mir voraus, das wusste ich und das wusste auch Gordon. Er hatte sicherlich bereits viel Gutes über die 'junge und strenge Psychologin' gehört, auch seltsame Dinge, die sie sehr geprägt haben mussten obwohl keiner Recht wusste was sich hinter dieser Beschreibung wirklich befand.

Zu meinem Glück ...
 

Gordon räusperte sich und sah zur Seite.
 

„Das tut mir aufrichtig Leid und verzeihen sie noch einmal die Störung ...“ Dann drehte er sich zu zwei Männern um, die mit Gewehren bewaffnet neben ihm standen. Unbewusst jagten sie mir einen Schauer über den Rücken.
 

„Das hier sind Ray Nachlos und Peter Bay. Sie werden uns in die Zelle begleiten.“
 

Ich musterte die beiden Wachmänner argwöhnisch, beschwerte mich jedoch nicht darüber, dass weitere Personen meine erste Einschätzung des Patienten befolgen sollten.

Es war mir nur nicht egal, wenn solche Leute, die sonst im Leben nichts zu sagen hatten meinten, sie müssten mir den Job erklären. Und leider war es ebenso der Fall, dass genau diese besagten Menschen bei der Polizei von Gotham anzutreffen waren.
 

„Von mir aus. Gehen wir rein, Commissioner. Ich möchte heute noch einmal in mein Bett. Noch bevor die Sonne mich wieder in dieses Gebäude zwingt.“
 

„Natürlich“, pflichtete er mir bei, „gehen wir.“ Er trat zur Seite und ließ einen der Männer die Türe öffnen. Ohne weiter die restliche Menschenansammlung zu beachten trat ich ein.
 

Der weiße Raum war durch zwei Zimmer getrennt. Im vorderen Eingangsbereich befand sich der „Therapieraum“. Zwei Stühle, ein langer Tisch, ein kleiner Schrank in dem sich nicht mehr als ein Block befand, da Stifte ohne Aufseher nicht frei zugänglich sein durften und eine Pflanze. Eine verkümmerte und vertrocknete Pflanze.

Die zwei Räume wurden durch eine schwere, gepolsterte Türe getrennt, in der ein kleines, gläsernes Fach eingearbeitet war, in dem man Essen hindurch schieben konnte.

Auf der anderen Seite befand sich das „Zimmer“ des Patienten. Es war auch nicht mit mehr ausgestattet als einem Bett, einem kleinen Tisch und einem Stuhl. Alle Möbelstücke waren in Arkham mit schweren Nieten im Boden verankert. Die Wände waren ebenso gepolstert wie die Türe. Farblich war alles in Glas und in Weiß gehalten. So viel zu Thema es solle nicht wie ein Krankenhaus wirken. In meinem Studium hatte ich gelernt, dass die Menschen auf Farben ansprachen. Um nicht ungewollt einen Effekt des Unterbewusstseins hervorzurufen, hatte man sich auf ein einheitliches und schlichtes Weiß geeinigt. Doch dass es die Menschen verrückter machen konnte als sie eh schon waren, hatte ich schon oft erleben dürfen. Einmal sogar anhand meines eigenen Lebens ...
 

Zielstrebig ging ich auf den kleinen Tisch zu bei dem bereits eine junge Frau wartete, die mir die Akte des Patienten entgegen streckte. Es war Tayra Miller, eine nette und hilfsbereite junge Frau die mir in meiner Zeit als Ärztin sehr ans Herz gewachsen war. Mitte 20, jung, dynamisch und mit dem Ziel eines Tages in dieser Klinik selbst zu behandeln. Doch obwohl Tyra eine recht selbstbewusste Frau war, wirkte sie ebenso wie der Fahrer des Polizeistreifens eher nervös und unruhig. Ich fragte mich insgeheim ob das vielleicht mit dem Patienten zusammen hängen konnte, von dem ich ja bisher noch nicht arg viel zu wissen bekommen hatte.
 

„Danke Tyra.“ Ich nahm ihr die Akte ab, rückte meine Brille auf der Nasenwurzel ein Stück nach oben. Gordon wartete brav und stellte sich seitlich des Türrahmens auf.

Meine Augen wurden ungewollt größer. Der Name der sich mir entgegen leuchtete war unverkennbar. Eine Unruhe in meinem Körper breitete sich aus. War es wahrhaftig geschehen? War das für unmöglich gehaltene eingetreten? Ich bemerkte ein leichtes Zittern in meiner rechten Hand, versuchte die Nervosität und gleichzeitige Wut auf den Patienten zu ignorieren und begann zu lesen:
 

Akz.: 0993882-XX2-DJ / Der Joker
 

Name: Der Joker

Realer Name: X

Größe: Geschätzt 1,85 m

Gewicht: X

Alter: X

Herkunft: X

Familie: X
 

Sonstiges:Gewaltsam, Brutal, Irre, schwer gefährlich
 

Psychologisches Gutachten: Dr. Sheila Case
 

gehöhrt nahch Blackgate!! (M. Poesto)
 

Mehr stand dort nicht. Nur ein Foto lag dem Schreiben noch bei. Es zeigte den Joker schattenhaft, laut dem Datum kurz nach der ersten Einlieferung. Das Gesicht war nur schwer erkennbar, doch aufgrund der Zeitung und des Fernsehens hatte ich ihn schon hundertmal gesehen.An der rechten Ecke des Fotos war das Bild leicht angebrannt. Mit aller Wahrscheinlichkeit noch von der Explosion des Polizeipräsidiums von dem ich und wohl jeder andere in Gotham City gehört hatte. Ein dramatischer Zwischenfall der zahlreiche Menschenleben gekostet hatte.
 

Ich las die paar Zeilen noch einmal. Es ärgerte mich, dass man meinen Job vorwegnahm und einfach behauptete der Mann gehörte nach Blackgate. Das war mein Job. Nicht die des Polizisten der diese Akte angelegt hatte. Mister Poesto hatte allem Anschein nach den Joker das erste Mal in Gewahrsam genommen und einfach an die Stelle an der eigentlich mein Gutachten stehen sollte mit der Schreibmaschine 'gehört nach Blackgate' eingetippt. Dann auch noch falsch geschrieben. Welche inkompetente Idioten arbeiteten dort eigentlich? Da war es kein Wunder, dass solch ein Verbrecher wie der Joker rein und raus spazieren konnte wie er wollte.

Und dann ärgerte mich noch etwas. Mehr als alles andere was in dieser Akte stand und was die Perspektive des Falls gänzlich in ein anderes Licht rückte.
 

„Der Joker? Sie wollte dass ich mit dem Joker rede?“ Ungläubig schlug ich die Akte zusammen und nahm meine Brille von der Nase. Ich sah den Commissioner fragend an. Dieser räusperte sich und trat einen Schritt auf mich zu.
 

„Nun ja, ist es nicht so, dass Sie diesen Job nicht angenommen hätten, wenn ich Ihnen verraten hätte um wen es sich bei diesem Patienten ganz speziell handelt?“ Er sah mich an.
 

Meine Wut auf diesen Mann steigerte sich. „Ja. Nein. Ich meine … vielleicht? Ich hätte gerne selbst entschieden ob ich mich dieser Aufgabe annehme oder nicht.“
 

„Nun ja, jetzt da Sie ja schon einmal hier sind ...“, begann er, verstummte jedoch kurz als er den Blick einer genervten Psychologin sah und fuhr dennoch ungehindert fort: „Hören Sie, von Ihren ehemaligen Vorgesetzten - Gott hab' ihn Selig - weiß ich, dass Sie hier die Beste sind. Eine Koryphäe auf Ihrem Gebiet, wenn man es so will. Also ja, ich habe verschwiegen um wen es sich handelt und ja, ich habe vorausgesetzt, dass Sie diesen Job annehmen werden. Weil ich Sie brauche. Weil Gotham Sie braucht die Stadt vor diesem Verrückten zu schützen, Herr Gott!“
 

Er holte tief Luft, war im Begriff noch etwas auf seine lange Anrede zu ergänzen, vermied es dann doch weitere Punkte aufzuzählen, die mich wahrscheinlich umstimmen sollten. Er hatte alles gesagt was von Relevanz war und nichts davon war sicherlich gelogen. Ich war eine Koryphäe auf diesem Gebiet und hatte schon hoffnungslosen Fällen wieder in ein normales Leben verholfen. Auch wenn Gordon wie es schien die Hoffnung bei dem Joker auf ein Minimum reduzierte. Doch diese Gedanken wollte er mir scheinbar noch nicht mitteilen, den Grund meiner zukünftigen Einschätzung. Den Grund, dass dieser Irre wohl für immer hinter den Türen von Blackgate verrotten sollte.
 

Ich stand immer noch mit den Händen in den Taschen vergraben vor ihm und sah ihn mit einem undurchsichtigen Blick an. Er fragte sich sicherlich ob ich tat um was er mich bat. Würde ich ablehnen, nach Hause fahren und ein geregeltes Leben führen? Oder würde mich die Psyche des Jokers dermaßen reizen, dass ich meinen Stolz einmal vergaß und das Angebot der Behandlung annahm?
 

„Und, was sagen Sie?“ Er sah mich durch seine dicken Gläser fragend an, wartete auf eine Antwort.
 

Ich seufzte, drehte meinen Blick zur Türe des anderen Zimmers und sah dann wieder den Commissioner an. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich hatte mich eigentlich noch nicht für irgendeine Seite entschieden. Es war in der Tat eine Unverschämtheit unter welchem Vorwand man mich hier her geschleppt hatte. Unter welchem Verschluss die wichtige Tatsache gelegen hatte, dass es sich bei meinem neuen Patienten um den einen Mann handelte, der die letzten Wochen Gotham in Angst und Schrecken versetzt hatte. Nicht nur in Angst und Schrecken, nein, er hatte die bereits eh schon ziemlich furchteinflößende Stadt regelrecht ins Chaos gestürzt.

Eine Sache, die nur ein Mann wieder gerade gestellt hatte. Ein Mann in einem seltsamen Fledermauskostüm. Ein Mann, dem ich zu gerne mal hinter die Fassade geblickt und in seine queren Gedanken eingebrochen wäre. Ein Mann wie …
 

„Batman.“, hörte ich mich plötzlich sagen.
 

„Bitte?“
 

Ich sah ihn wieder an. „Ich sagte Batman.“
 

„Ja, das habe ich gehört. Nur … ich verstehe nicht ...?“ Der Commissioner schüttelte mit dem Kopf.
 

Ich schloss die Augen. Dabei sah er mich das erste Mal lächeln. Es war ein anzügliches Lächeln. Es hatte Kälte in sich, nichts Warmes wie er es sicherlich von so einer Frau wie mir erwartet hätte. Hatte das Leben hier in Arkham mich wirklich so sehr gezeichnet?
 

„Hat Batman ihn hier her gebracht?“
 

„Ach so … Nein, das heißt Ja. Nicht direkt ….“ Er druckste.
 

„Nun was denn jetzt? Ja, nein, vielleicht? Brauchen Sie noch einen Block um die gewünschte Antwort anzukreuzen?“
 

Mein strenger und anmaßender Ton gefiel dem Commissioner überhaupt nicht, empfand es aber für das Beste nicht weiter darauf einzugehen und sagte stattdessen: „Batman hat ihn überführt. Meine Männer haben ihn an einem Hochhaus Kopfüber und in der Luft baumelnd angetroffen. Von dem schwarzen Ritter ...“
 

„Schwarzer Ritter ...“ Ich lachte ironisch auf. Gordon ignorierte den Einwand. Ich hegte nicht wirklich Sympathie mit dem so selbst ernannten Ritter von Gotham. Was ich nicht wissen konnte war, dass Gordon ebenso dachte. Er konnte es mir somit nicht einmal verübeln. Zeitweise fehlte es auch bei ihm an Glaube an dessen Arbeit.
 

„Von Batman ...“, korrigierte er sich nun, „fehlt jedoch jede Spur ...“ Das entsprach auch nur teilweise der Wahrheit was ich aber auch nie erfahren hätte wenn einer der Polizei nicht ein entfernter Freund von mir wäre. Er hatte Batman gefunden. Und er hatte ihm sein Leben zu verdanken. Doch das würde er mir, einer 'aufmüpfigen, arroganten Frau', wie er mich bei dem besagten Kollegen beschrieben hatte, gerade noch auf die Nase binden. Ich sollte ruhig meine Arbeit machen, während er seiner nachging. Doch bei meiner Überlegung kam ihm scheinbar ein Gedanken und fragte daher: „Warum interessiert Sie das?“
 

Das Lächeln auf meinen Lippen verebbte. Mit halb geschlossenen Augen sah ich ihn an. „Ich war nur neugierig Commissioner Gordon. Die Frage sollte eher lauten warum ist Batman nicht ebenfalls hier?“
 

„Wie darf ich das verstehen?“ Nun war er es der die Augen zusammen kniff.
 

„Nun ja ...“, begann ich, schob die Akte etwas zur Seite und setzte mich dann auf die Kante des Tisches. „Dieser Batman ist nicht anders als der Joker.“
 

„Wie können Sie ihn mit diesem Monster gleich setzen? Dieser Irre ...“ Die Empörung lag deutlich in seiner Tonlage.
 

„Noch … Commissioner ...“, unterbrach ich ihn und hob mit gesenktem Kopf die rechte Hand, „ist dieser Mann ein armer Tropf, den man zu behandeln gedenkt. Ich verbitte mir also die ...“
 

„Ich glaube Sie verstehen nicht, Doctor Case.“ Nun war Gordon zu mir heran getreten und setzte sich neben mich. Unsere Blicke trafen sich und hätte jemand die Möglichkeit gehabt alles in Eis einzufrieren, was sich in diesem Zimmer befand - Grund Gütiger wir beide hätten es getan!

Ich empfand eine urplötzliche Antipathie für dieses Mann. Mein Körper verkrampfte sich dabei ablehnend.
 

„Wenn Sie diesen Irren da drin nicht auch als solchen einstufen, dass Gotham und deren Bevölkerung wieder in Ruhe schlafen können, dann sehe ich mich gezwungen ...“
 

„Was sehen Sie sich dann gezwungen Commissioner? Mich von diesem Job abzuziehen? Sie kamen zu mir, haben Sie das schon wieder vergessen?“ Ich stand auf und glättete eine imaginäre Falte aus meiner Hose. „Wenn Sie wollen, dass ich diesen Mann ungesehen nach Blackgate überweise, mit einem psychologischen Gutachten, dass besagt, dass dieser Mann da drin ...“, ich zeigte auf die Türe, „gemeingefährlich und nicht therapierbar ist, dann muss ich sie leider enttäuschen Commissioner. Das werde ich definitiv nicht tun.“
 

„Das soll heißen?“, knurrte er. Die schnelle Auffassungsgabe und mein Geschick aus den Worten heraus zu lesen ärgerten ihn sichtlich. Und mir machte es deutlich Spaß den sonst so ruhigen Commissioner an die Wand zu stellen.
 

„Das soll heißen, dass ich diese Arbeit nur annehme - und verzeihen Sie meine Direktheit, Commissioner, denn nur durch meine Unterschrift erhalten Sie was Sie möchten - wenn ich den Patienten auch therapiere. Und erst wenn ich der Ansicht bin, dass bei diesem Mann jegliches Verständnis für Wiedereingliederung verloren ist, dann, Commissioner Gordon, dann erhalten Sie von mir die gewünschte Unterschrift und der Mann gehört Ihnen. Oder Blackgate, wie sie wollen.“
 

„HERR GOTT!“, schrie er und schlug mit der Hand auf den Tisch auf.
 

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf schief. In Gordon kochte das Blut. Es ärgerte ihn. Nicht, dass ich mich ihm widersetzte, nein, das war eine Sache. Es war mehr ein Problem, dass ich meinen Job ernst nahm, dass ich den Joker als Menschen ernst nahm, was ihn noch viel mehr schockierte.
 

„Sie wissen was dieser Mann da drin alles getan hat?“ Die Bezeichnung Mann kam Gordon wohl so unpassend für den Joker vor, wie Batman in einem rosa Tütü. Entsprechend betonte er diese Wort auch abwertend.
 

„Auch ich lese Zeitung und sehe Fern, Commissioner. Glauben Sie nicht, nur weil ich in diesem Gemäuer meine Zeit verbringe, dass ich von der Außenwelt nichts mitbekomme.“
 

„Dann können Sie meine Sorge ja sicherlich verstehen, Dr. Case.“
 

„Natürlich. Trotzdem muss ich objektiv bleiben. Ich werde kein Menschenleben und sei es noch so unwürdig laut ihrer Gesetzte einfach dieses besagte Leben verwehren. Habe ich mich nun klar ausgedrückt, … Commissioner?
 

tbc ...
 

So, das war mal zum Einstieg um die Personen etwas kennen zulernen, Arkham selbst und der Stein gerät ins Rollen ... Seien wir gespannt wie das erste Zusammentreffen mit unserem Doc und dem Joker verläuft ... mhmmm? :D



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Persephone
2009-02-06T22:32:06+00:00 06.02.2009 23:32
Hm eine Psychologin... in Arkham... ich muss an Harley Quinn denken.
Na ja Sheila scheint mit etwas kompetenter zu sein, als Dr. Quinzel, aber wir werden sehen, wie sich die ganze Sache entwickelt :D
Ich finde es gut, dass sie den Joker als Menschen ansieht, ich meine, im Endeffekt ist er es ja auch und verdient die gleiche Chance wie all die anderen Psychopathen,
die sonst hier durchlaufen.
Vielleicht ist er ja wirklich therapierbar? :D
Obwohl mich das wundern würde, er ist doch eher stur und ehrgeizig!^^
Von: abgemeldet
2009-01-16T15:27:58+00:00 16.01.2009 16:27
echt gail!
Dr. Case gefällt mir wirklich gut! So.. knallhart i-wie *gg*
treibt den armen Gordon in den Wahnsinn^^

schreib schnell weiter!!
lg


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