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The chaos of the psyche

(Das Chaos der Psyche)
von

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Vorwort und Prolog

Hallo meine Lieben,
 

ich habe mich verliebt!
 

Ja, es ist raus! Ich habe mich in die Welt von Gotham Citiy verliebt. Schon an den alten Teilen noch unter Regie von Tim Burton oder Schumacher konnte ich mich erfreuen. Die Neuauflage von Batman "Batman Beginns" hatte erst leichte Bauchschmerzen in mir hervorgerufen, überzeugte mich dann doch anhand der Schauspielerauswahl und der Umsetzung.
 

"The Dark Knight", die aktuelle Fortsetzung sprang jedoch den Rahmen der Begeisterung! Selten, dass ich einen Film mehr als zwei Mal anschaue doch "The Dark Knight" hat es wirklich geschafft sich sechs Mal in meinen Kopf einzubrennen! Und nicht allein nur aufgrund des Jokers, der mit Abstand als mein Liebling hervorgeht (die Tragödie einer Fortsetzung dieses Charakters trifft mich jedes Mal aufs Neue wenn ich darüber nachdenke) und somit auch die wichtigste Rolle (tut mir Leid Batman) einnimmt. Selbstverständlich wird auch Gordon vertreten sein und ein weiblicher Hauptchara. Über weitere Teilnehmer lasse ich mich selbst überraschen :)
 

Ich hoffe euch, meinen Lesern, gefällt die Storyline und das was ich daraus noch bauen werde. Über Reviews, Reaktionen oder E-Mails freue ich mich immer, insbesondere da mir diese Geschichte wirklich sehr am Herzen liegt.
 

Doch nun will ich euch nicht zulange auf die Folter spannen und beginne mit einer kleinen Einleitung und dem Prolog. Und vielleicht bin ich sogar gewillt schon bald das erste Kapitel online zu stellen, in Hoffnung euch bis dahin beinahe ins Chaos getrieben zu haben ;D
 

Viel Vergnügen!
 

Eure Sheela
 

Disclaimer: Keiner der in dieser Geschichte bekannten vorkommenden Personen sind mein Eigentum. Ich habe sie mir lediglich "ausgeliehen" und verdiene somit auch kein Geld mit dieser Geschichte.
 

//The chaos of the psyche//

(Das Chaos der Psyche)
 


 

„Das selbsternannte Chaos?“
 

„Mhmm ...“
 

„Das ist unnormal so etwas von sich zu behaupten.“
 

„...“
 

„Was?“
 

„... erklärte das 'Chaos der Psyche' dem personifizierten Chaos … und war selbst gefangen.“
 

„...“
 


 


 

Prolog
 

Ein Schuss hallte durch die Nacht.
 

Während er sich aufbäumte verließ ein trockener Schrei meine Kehle. Der Körper verengte sich unnatürlich.
 

Ein zweiter Schuss folgte.
 

„NEIN!“ Ich streckte hilfesuchend die Hand nach ihm aus. Doch sie erreichte ihn nicht. Natürlich nicht. Er war zu weit entfernt.
 

Ein dritter Schuss.
 

Der letzte wie ich hoffte.
 

Bitte lass es der letzte gewesen sein.
 

Gebete waren noch nie meine Stärke und bisher regelmäßig ignoriert worden. Ich versuchte aufzustehen. Doch meine Beine fühlten sich wie zähes Gummi an, wollten nicht gehorchen. Mit dem letzten geistigen Willen den ich noch aufbringen konnte, stemmte ich mich vom Boden ab, stolperte ein paar Schritte und knallte wieder auf den nassen Asphalt auf.
 

„NEEIHHEIIN!“ Die Tränen die über meine blutverschmierte Kehle liefen verursachten ein unerträgliches Brennen in der Wunde, ebenso in den Augen und verschleierten meinen Blick. Ich rappelte mich wieder auf, stolperte die Schritte zu ihm und warf mich auf den Körper, der zwischenzeitlich auf dem Boden angelangt war, ebenso durchnässt von dem Regen wie mein eigener.
 

„Oh Gott … OH GOTT!“ Bitterlich und ohne dass ich sie aufhalten konnte begannen die Tränen unaufhaltsam zu fließen. Mit Entsetzen beobachtete ich die rote Farbe, die langsam die Kleidung durchtränkte, den Asphalt verfärbte.
 

„HILFT MIR DENN KEINER?“ Ich schrie in die kleine Menge, drehte mich nach allen um, die im Kreis versammelt das Spektakel betrachteten. Sie hielten mich für verrückt. Das musste es sein. Sie dachten die Zeit in Arkham hatte mich nun völlig ruiniert. Natürlich. Und ich konnte es ihnen nicht einmal verdenken.
 

„Bitte, helft mir ...“, flehte ich erneut und krallte meine Hände in den Stoff der Kleidung. Ich starrte sogar in die Dunkelheit doch auch dort regte sich nichts.
 

„Bitte, so helft mir doch. Er wird sterben ...“ Ich schluchze. Und keiner, wirklich keiner rührte auch nur einen Finger um den Mann, der am Boden lag, vor dem Tod zu bewahren.
 

tbc ...

Kapitel 1 Die Anstalt Arkham Asylum

Kapitel 1 - Die Anstalt Arkham Asylum
 


 

Klack.Klack.Klack.Klack
 

Typisch meinem Verhalten geprägt hatte ich die Hände in die Taschen meines weißen Kittels gesteckt, die Arme hielt ich leicht angewinkelt.

Meine dunkelbraunen Haare, die ich flüchtig mit einer Klammer am Hinterkopf befestigt hatte, hingen wirr in mein schmales herzförmiges Gesicht, dass jedem, der mir entgegen kommen würde, deutliches Missfallen signalisierte.

Die provisorische Frisur ließ es strenger wirken als es eigentlich war. Die Brille mit breitem schwarzen Rahmen tat ihr Übriges, welche ich nur während dem Autofahren und meiner Arbeit trug. Nicht, dass ich dieses Gestell im Alltag wirklich benötigte. Doch mit 32 Jahren musste ich leider feststellen, dass die Augen bei kleineren Texten auch nicht mehr die Besten waren. Aber das gehörte hier nicht her.
 

Unter dem Kittel schimmerte mein dicker, dunkelgrauer Rollkragenpullover hervor, bei den winterlichen Temperaturen auch kein Wunder, die Hose war in schlichtem schwarz gehalten.

Man wollte tunlichst vermeiden, dass Arkham Asylum wie ein gewöhnliches Krankenhaus wirkte, daher der traurige Versuch es an der Kleiderordnung der Angestellten festzumachen, wo sonst die ganze Anstalt im Kern seines Wesens ein Krankenhaus war. Eine Anstalt für psychisch labile. Geisteskranke, gestört in ihrer Persönlichkeit.
 

Seit zwei Jahren schon bezog ich die Stelle als Leiterin der Klinik. Und ich könnte die Regeln ändern, natürlich. Doch es war wie ein ungeschriebenes Gesetz. Eine Tradition. Und diese wollte ich nicht brechen. Es war trotz meiner Position nicht mein Recht sie zu brechen.
 

Nach Beendung meines Studium vor sechs Jahren, hatte ich mich für die Stelle in Arkham Asylum beworben. Das Neuzugänge im Bereich der forensischen Psychologie verzweifelt gesucht wurden war Anfangs für mich ein glücklicher Schicksalswink. Später wusste ich warum das so war.
 

Der damalige Inhaber des Krankenhauses Jeremiah Arkham, der Neffe des Namesträgers Amadeus Arkham verstarb vor zwei Jahren bei einem tragischen Unfall welcher mein Leben bis heute geprägt hatte. Seelisch wie Körperlich.

Da ich jedoch als gesetzliche Vertretung für Jeremiah eingetragen war, wurde mir auch automatisch vom damaligen Bürgermeister das Amt als Leiterin der Klinik übertragen. Seither arbeitete ich tagtäglich mit Verrückten, labilen und krankhaften Persönlichkeiten, die sich in ihrem Alltag nicht mehr zurecht fanden. Schwierige Fälle gab es auch, ohne Zweifel. Haufenweise Klein- und Großkriminelle fanden hier ihren Platz, bis sie nach Blackgate, dem städtischen Gefängnis von Gotham City überführt wurden.
 

Ich empfand so etwas wie eine geheime Hassliebe für die Anstalt. Es war einerseits mein Lebensunterhalt, meine Berufung. Es war mein Lebensinhalt geworden ohne, dass ich mir dessen bewusst geworden war. Andererseits war es ein unheimlicher Ort. Ein Ort mit einem Eigenleben wie ich fand. Es war, als ob das Haus entschied welcher der Insassen wieder dem Leben zu gesprochen werden sollte und wer nicht. Es war, als ob das Haus nicht jedem seine Pforten öffnete.

Und doch … war es nur ein Haus.
 

Oder?
 

Einst war Arkham Asylum ein Betongebäude, ein altes Anwesen des Erbauers Amadeus Arkham. Doch nach einem Anschlag eines geisteskranken Mannes namens„Bane“ wurde es fast vollständig zerstört. Vereinzeltes Mauerwerk ziert heute noch das, was es einst mal gewesen war. Ein unheimliches, kaltes und düsteres Haus für Zwecken und dem Einsatz der Psychologie. Nach Neuaufbau von Arkham Asylum an neuer Stelle - Old Mercey Mansion – und unter Leitung von Jeremiah erlebte die Anstalt neuen Glanz und neue Hoffnung für kranke Persönlichkeiten. Eine neue Chance auf Heilung wie ich fand. Und doch war es abzusehen gewesen welchen Schaden Jeremiah erlitt. Es war als ob sein Onkel Besitz seines Geistes ergriffen hatte. Ich kannte Amadeus nicht persönlich und hatte nur aus Erzählungen und alten Dokumentationen eines verschollenen Tagebuchs von ihm gehört, welches ich jedoch nie zu Gesicht bekommen hatte.
 

Jeremiah hatte mir immer erzählt, er hätte für die Anstalt gelebt. Und ihm sei es zum Verhängnis geworden. Und nun auch Jeremiah …

Würde mich das gleiche Schicksal ereilen? Würden die Mauern von Arkham Asylum mich ebenfalls auf die dunkle, graue Seite ziehen? Eine Seite aus der es kein Entkommen gab?
 

Klack.Klack.Klack.Klack.
 

Ich sah auf meine Uhr, schob dann stirnrunzelnd die Hände wieder in die Manteltasche zurück und bog in den rechten Korridor ab. Ein Gelage an Polizei, Wachmännern und psychologischen Helfern warteten bereits auf mich. Vor einer Türe, hinter der sich mein neuer Patient befand von dem ich bisher nicht all zu viel wusste.
 

Es war ein Anruf gewesen, mitten in der Nacht, der mich aus meinem warmen Bett gerissen hatte. Commissioner Gordon, von dem ich ebenso wenig wusste außer, dass er diese Position erst seit kurzem bezog, hatte mir kurz und knapp instruiert, dass mich in Kürze ein Wagen nach Arkham abholen kommen würde. Kein warum, kein wieso. Nur, dass es sich um einen frisch eingelieferten Patienten handelte.
 

Die kurze Beschreibung der Polizeibeamten, die kurz darauf vor meiner Haustüre gestanden und mich mit einer spärlichen Erklärung nach Arkham gefahren hatten, waren ebenso nicht sonderlich hilfreich gewesen. Die ganze Fahrt über hatte keiner eine Silbe gesprochen, nicht irgendwelche Akten zu meinen Händen gelegt - untypisch für meine Arbeit - und hatten sich anhand ihrer Körpersprache ziemlich unter Spannung befunden.
 

Ich sah mehrere Männer an der Wand gelehnt stehen, einer von Ihnen mit einem dunkelgrauen Mantel, ebenso die Hände in den Taschen vergraben wie ich, der auch schon einen Schritt auf mich zu trat. Ich erkannte ihn sofort.

Über seiner Lippe befand sich ein Schnauzer, auf der Nase saß eine dicke Brille. Seine dunkel-braunen Haare standen wirr zu allen Seiten und er wirkte gezeichnet. Gezeichnet von seiner Arbeit als Commissioner. Unter dem Mantel trug er ein hellgraues, breit kariertes Hemd, eine Krawatte mit Tupfen. Seine Hose war eindeutig eine Nummer zu groß und ebenso düster gehalten.

Ich rümpfte leicht die Nase, verschwand dann aber keinen weiteren Gedanken mehr an seinen seltsamen Geschmack von Mode und richtete meine Aufmerksamkeit auf die tiefe, leicht drängelnde Stimme des Mannes.
 

„Schön, dass Sie es noch einrichten konnten, Doc, James Gordon“, sprach er mich an und streckte mir seine Hand zur Begrüßung aus, die ich jedoch nur mit einem schmalen Blick streifte und dann wissentlich ignorierte. Ich gab aus Prinzip heraus nicht jedem die Hand. Es war ein Tick, ein Tick den ich eigentlich selbst behandeln, in meine Psyche eindringen und verdrängen konnte. Doch Erfahrungsgemäß wollte ich diesen Tick überhaupt nicht los werden. Er erinnerte mich an das was ich erlebt hatte, was ich war.
 

„Nachdem eine Horde von Polizisten, Nachts um zwei, meine Haustüre beinahe eingetreten hätten und wahrscheinlich Sie es waren, der mich aus meinem wohlverdienten Schlaf geklingelt hat, Commissioner Gordon, bleibt mir doch wohl nichts anderes übrig als ihn mir anzusehen.“
 

Mein Kinn reckte sich selbstbewusst nach vorne. Gordon zog zögernd die Hand zurück und ließ sie wieder in seinem Mantel verschwinden. Er musterte mich und ich konnte mir gut vorstellen was durch seinen grauen Kopf ging. Ich bezog viele Beschreibungen. Von streng, klug bis hin zu schön und durch und durch Ärztin. Und die Beschreibung meiner 'Schönheit' war nicht wirklich so abwegig auch wenn ich es ungern zugab. Doch die Reaktion die ich auf Männer ausübte war mir durchaus bewusst.

Mein Gesicht hatte zierliche und schmale Züge, was einen eindeutigen den Beschützer in Männern hervorrief, meine braunen Augen waren wachsam und klar; mit langen Wimpern eingefasst, die ich jedoch sehr selten mit Tusche in Berührung kamen. Allgemein trug ich kein Make-Up, keinen Schmuck oder andere Utensilien, die die Frauen zur Unterstreichung ihres Körpers benötigten. Nur meine blassen Lippen machten mir von Zeit zu Zeit etwas Sorgen. Doch wer hatte nicht körperliche Defizite wenn er mehr Neon- als Tageslicht zu Gesicht bekam?
 

Mein Körperbau war sportlich und anreizend. Meine Haltung versprach Würde und gleichzeitig vermittelte er meinem Gegenüber, dass ich meinen Job machen würde. Mein Ruf eilte mir voraus, das wusste ich und das wusste auch Gordon. Er hatte sicherlich bereits viel Gutes über die 'junge und strenge Psychologin' gehört, auch seltsame Dinge, die sie sehr geprägt haben mussten obwohl keiner Recht wusste was sich hinter dieser Beschreibung wirklich befand.

Zu meinem Glück ...
 

Gordon räusperte sich und sah zur Seite.
 

„Das tut mir aufrichtig Leid und verzeihen sie noch einmal die Störung ...“ Dann drehte er sich zu zwei Männern um, die mit Gewehren bewaffnet neben ihm standen. Unbewusst jagten sie mir einen Schauer über den Rücken.
 

„Das hier sind Ray Nachlos und Peter Bay. Sie werden uns in die Zelle begleiten.“
 

Ich musterte die beiden Wachmänner argwöhnisch, beschwerte mich jedoch nicht darüber, dass weitere Personen meine erste Einschätzung des Patienten befolgen sollten.

Es war mir nur nicht egal, wenn solche Leute, die sonst im Leben nichts zu sagen hatten meinten, sie müssten mir den Job erklären. Und leider war es ebenso der Fall, dass genau diese besagten Menschen bei der Polizei von Gotham anzutreffen waren.
 

„Von mir aus. Gehen wir rein, Commissioner. Ich möchte heute noch einmal in mein Bett. Noch bevor die Sonne mich wieder in dieses Gebäude zwingt.“
 

„Natürlich“, pflichtete er mir bei, „gehen wir.“ Er trat zur Seite und ließ einen der Männer die Türe öffnen. Ohne weiter die restliche Menschenansammlung zu beachten trat ich ein.
 

Der weiße Raum war durch zwei Zimmer getrennt. Im vorderen Eingangsbereich befand sich der „Therapieraum“. Zwei Stühle, ein langer Tisch, ein kleiner Schrank in dem sich nicht mehr als ein Block befand, da Stifte ohne Aufseher nicht frei zugänglich sein durften und eine Pflanze. Eine verkümmerte und vertrocknete Pflanze.

Die zwei Räume wurden durch eine schwere, gepolsterte Türe getrennt, in der ein kleines, gläsernes Fach eingearbeitet war, in dem man Essen hindurch schieben konnte.

Auf der anderen Seite befand sich das „Zimmer“ des Patienten. Es war auch nicht mit mehr ausgestattet als einem Bett, einem kleinen Tisch und einem Stuhl. Alle Möbelstücke waren in Arkham mit schweren Nieten im Boden verankert. Die Wände waren ebenso gepolstert wie die Türe. Farblich war alles in Glas und in Weiß gehalten. So viel zu Thema es solle nicht wie ein Krankenhaus wirken. In meinem Studium hatte ich gelernt, dass die Menschen auf Farben ansprachen. Um nicht ungewollt einen Effekt des Unterbewusstseins hervorzurufen, hatte man sich auf ein einheitliches und schlichtes Weiß geeinigt. Doch dass es die Menschen verrückter machen konnte als sie eh schon waren, hatte ich schon oft erleben dürfen. Einmal sogar anhand meines eigenen Lebens ...
 

Zielstrebig ging ich auf den kleinen Tisch zu bei dem bereits eine junge Frau wartete, die mir die Akte des Patienten entgegen streckte. Es war Tayra Miller, eine nette und hilfsbereite junge Frau die mir in meiner Zeit als Ärztin sehr ans Herz gewachsen war. Mitte 20, jung, dynamisch und mit dem Ziel eines Tages in dieser Klinik selbst zu behandeln. Doch obwohl Tyra eine recht selbstbewusste Frau war, wirkte sie ebenso wie der Fahrer des Polizeistreifens eher nervös und unruhig. Ich fragte mich insgeheim ob das vielleicht mit dem Patienten zusammen hängen konnte, von dem ich ja bisher noch nicht arg viel zu wissen bekommen hatte.
 

„Danke Tyra.“ Ich nahm ihr die Akte ab, rückte meine Brille auf der Nasenwurzel ein Stück nach oben. Gordon wartete brav und stellte sich seitlich des Türrahmens auf.

Meine Augen wurden ungewollt größer. Der Name der sich mir entgegen leuchtete war unverkennbar. Eine Unruhe in meinem Körper breitete sich aus. War es wahrhaftig geschehen? War das für unmöglich gehaltene eingetreten? Ich bemerkte ein leichtes Zittern in meiner rechten Hand, versuchte die Nervosität und gleichzeitige Wut auf den Patienten zu ignorieren und begann zu lesen:
 

Akz.: 0993882-XX2-DJ / Der Joker
 

Name: Der Joker

Realer Name: X

Größe: Geschätzt 1,85 m

Gewicht: X

Alter: X

Herkunft: X

Familie: X
 

Sonstiges:Gewaltsam, Brutal, Irre, schwer gefährlich
 

Psychologisches Gutachten: Dr. Sheila Case
 

gehöhrt nahch Blackgate!! (M. Poesto)
 

Mehr stand dort nicht. Nur ein Foto lag dem Schreiben noch bei. Es zeigte den Joker schattenhaft, laut dem Datum kurz nach der ersten Einlieferung. Das Gesicht war nur schwer erkennbar, doch aufgrund der Zeitung und des Fernsehens hatte ich ihn schon hundertmal gesehen.An der rechten Ecke des Fotos war das Bild leicht angebrannt. Mit aller Wahrscheinlichkeit noch von der Explosion des Polizeipräsidiums von dem ich und wohl jeder andere in Gotham City gehört hatte. Ein dramatischer Zwischenfall der zahlreiche Menschenleben gekostet hatte.
 

Ich las die paar Zeilen noch einmal. Es ärgerte mich, dass man meinen Job vorwegnahm und einfach behauptete der Mann gehörte nach Blackgate. Das war mein Job. Nicht die des Polizisten der diese Akte angelegt hatte. Mister Poesto hatte allem Anschein nach den Joker das erste Mal in Gewahrsam genommen und einfach an die Stelle an der eigentlich mein Gutachten stehen sollte mit der Schreibmaschine 'gehört nach Blackgate' eingetippt. Dann auch noch falsch geschrieben. Welche inkompetente Idioten arbeiteten dort eigentlich? Da war es kein Wunder, dass solch ein Verbrecher wie der Joker rein und raus spazieren konnte wie er wollte.

Und dann ärgerte mich noch etwas. Mehr als alles andere was in dieser Akte stand und was die Perspektive des Falls gänzlich in ein anderes Licht rückte.
 

„Der Joker? Sie wollte dass ich mit dem Joker rede?“ Ungläubig schlug ich die Akte zusammen und nahm meine Brille von der Nase. Ich sah den Commissioner fragend an. Dieser räusperte sich und trat einen Schritt auf mich zu.
 

„Nun ja, ist es nicht so, dass Sie diesen Job nicht angenommen hätten, wenn ich Ihnen verraten hätte um wen es sich bei diesem Patienten ganz speziell handelt?“ Er sah mich an.
 

Meine Wut auf diesen Mann steigerte sich. „Ja. Nein. Ich meine … vielleicht? Ich hätte gerne selbst entschieden ob ich mich dieser Aufgabe annehme oder nicht.“
 

„Nun ja, jetzt da Sie ja schon einmal hier sind ...“, begann er, verstummte jedoch kurz als er den Blick einer genervten Psychologin sah und fuhr dennoch ungehindert fort: „Hören Sie, von Ihren ehemaligen Vorgesetzten - Gott hab' ihn Selig - weiß ich, dass Sie hier die Beste sind. Eine Koryphäe auf Ihrem Gebiet, wenn man es so will. Also ja, ich habe verschwiegen um wen es sich handelt und ja, ich habe vorausgesetzt, dass Sie diesen Job annehmen werden. Weil ich Sie brauche. Weil Gotham Sie braucht die Stadt vor diesem Verrückten zu schützen, Herr Gott!“
 

Er holte tief Luft, war im Begriff noch etwas auf seine lange Anrede zu ergänzen, vermied es dann doch weitere Punkte aufzuzählen, die mich wahrscheinlich umstimmen sollten. Er hatte alles gesagt was von Relevanz war und nichts davon war sicherlich gelogen. Ich war eine Koryphäe auf diesem Gebiet und hatte schon hoffnungslosen Fällen wieder in ein normales Leben verholfen. Auch wenn Gordon wie es schien die Hoffnung bei dem Joker auf ein Minimum reduzierte. Doch diese Gedanken wollte er mir scheinbar noch nicht mitteilen, den Grund meiner zukünftigen Einschätzung. Den Grund, dass dieser Irre wohl für immer hinter den Türen von Blackgate verrotten sollte.
 

Ich stand immer noch mit den Händen in den Taschen vergraben vor ihm und sah ihn mit einem undurchsichtigen Blick an. Er fragte sich sicherlich ob ich tat um was er mich bat. Würde ich ablehnen, nach Hause fahren und ein geregeltes Leben führen? Oder würde mich die Psyche des Jokers dermaßen reizen, dass ich meinen Stolz einmal vergaß und das Angebot der Behandlung annahm?
 

„Und, was sagen Sie?“ Er sah mich durch seine dicken Gläser fragend an, wartete auf eine Antwort.
 

Ich seufzte, drehte meinen Blick zur Türe des anderen Zimmers und sah dann wieder den Commissioner an. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ich hatte mich eigentlich noch nicht für irgendeine Seite entschieden. Es war in der Tat eine Unverschämtheit unter welchem Vorwand man mich hier her geschleppt hatte. Unter welchem Verschluss die wichtige Tatsache gelegen hatte, dass es sich bei meinem neuen Patienten um den einen Mann handelte, der die letzten Wochen Gotham in Angst und Schrecken versetzt hatte. Nicht nur in Angst und Schrecken, nein, er hatte die bereits eh schon ziemlich furchteinflößende Stadt regelrecht ins Chaos gestürzt.

Eine Sache, die nur ein Mann wieder gerade gestellt hatte. Ein Mann in einem seltsamen Fledermauskostüm. Ein Mann, dem ich zu gerne mal hinter die Fassade geblickt und in seine queren Gedanken eingebrochen wäre. Ein Mann wie …
 

„Batman.“, hörte ich mich plötzlich sagen.
 

„Bitte?“
 

Ich sah ihn wieder an. „Ich sagte Batman.“
 

„Ja, das habe ich gehört. Nur … ich verstehe nicht ...?“ Der Commissioner schüttelte mit dem Kopf.
 

Ich schloss die Augen. Dabei sah er mich das erste Mal lächeln. Es war ein anzügliches Lächeln. Es hatte Kälte in sich, nichts Warmes wie er es sicherlich von so einer Frau wie mir erwartet hätte. Hatte das Leben hier in Arkham mich wirklich so sehr gezeichnet?
 

„Hat Batman ihn hier her gebracht?“
 

„Ach so … Nein, das heißt Ja. Nicht direkt ….“ Er druckste.
 

„Nun was denn jetzt? Ja, nein, vielleicht? Brauchen Sie noch einen Block um die gewünschte Antwort anzukreuzen?“
 

Mein strenger und anmaßender Ton gefiel dem Commissioner überhaupt nicht, empfand es aber für das Beste nicht weiter darauf einzugehen und sagte stattdessen: „Batman hat ihn überführt. Meine Männer haben ihn an einem Hochhaus Kopfüber und in der Luft baumelnd angetroffen. Von dem schwarzen Ritter ...“
 

„Schwarzer Ritter ...“ Ich lachte ironisch auf. Gordon ignorierte den Einwand. Ich hegte nicht wirklich Sympathie mit dem so selbst ernannten Ritter von Gotham. Was ich nicht wissen konnte war, dass Gordon ebenso dachte. Er konnte es mir somit nicht einmal verübeln. Zeitweise fehlte es auch bei ihm an Glaube an dessen Arbeit.
 

„Von Batman ...“, korrigierte er sich nun, „fehlt jedoch jede Spur ...“ Das entsprach auch nur teilweise der Wahrheit was ich aber auch nie erfahren hätte wenn einer der Polizei nicht ein entfernter Freund von mir wäre. Er hatte Batman gefunden. Und er hatte ihm sein Leben zu verdanken. Doch das würde er mir, einer 'aufmüpfigen, arroganten Frau', wie er mich bei dem besagten Kollegen beschrieben hatte, gerade noch auf die Nase binden. Ich sollte ruhig meine Arbeit machen, während er seiner nachging. Doch bei meiner Überlegung kam ihm scheinbar ein Gedanken und fragte daher: „Warum interessiert Sie das?“
 

Das Lächeln auf meinen Lippen verebbte. Mit halb geschlossenen Augen sah ich ihn an. „Ich war nur neugierig Commissioner Gordon. Die Frage sollte eher lauten warum ist Batman nicht ebenfalls hier?“
 

„Wie darf ich das verstehen?“ Nun war er es der die Augen zusammen kniff.
 

„Nun ja ...“, begann ich, schob die Akte etwas zur Seite und setzte mich dann auf die Kante des Tisches. „Dieser Batman ist nicht anders als der Joker.“
 

„Wie können Sie ihn mit diesem Monster gleich setzen? Dieser Irre ...“ Die Empörung lag deutlich in seiner Tonlage.
 

„Noch … Commissioner ...“, unterbrach ich ihn und hob mit gesenktem Kopf die rechte Hand, „ist dieser Mann ein armer Tropf, den man zu behandeln gedenkt. Ich verbitte mir also die ...“
 

„Ich glaube Sie verstehen nicht, Doctor Case.“ Nun war Gordon zu mir heran getreten und setzte sich neben mich. Unsere Blicke trafen sich und hätte jemand die Möglichkeit gehabt alles in Eis einzufrieren, was sich in diesem Zimmer befand - Grund Gütiger wir beide hätten es getan!

Ich empfand eine urplötzliche Antipathie für dieses Mann. Mein Körper verkrampfte sich dabei ablehnend.
 

„Wenn Sie diesen Irren da drin nicht auch als solchen einstufen, dass Gotham und deren Bevölkerung wieder in Ruhe schlafen können, dann sehe ich mich gezwungen ...“
 

„Was sehen Sie sich dann gezwungen Commissioner? Mich von diesem Job abzuziehen? Sie kamen zu mir, haben Sie das schon wieder vergessen?“ Ich stand auf und glättete eine imaginäre Falte aus meiner Hose. „Wenn Sie wollen, dass ich diesen Mann ungesehen nach Blackgate überweise, mit einem psychologischen Gutachten, dass besagt, dass dieser Mann da drin ...“, ich zeigte auf die Türe, „gemeingefährlich und nicht therapierbar ist, dann muss ich sie leider enttäuschen Commissioner. Das werde ich definitiv nicht tun.“
 

„Das soll heißen?“, knurrte er. Die schnelle Auffassungsgabe und mein Geschick aus den Worten heraus zu lesen ärgerten ihn sichtlich. Und mir machte es deutlich Spaß den sonst so ruhigen Commissioner an die Wand zu stellen.
 

„Das soll heißen, dass ich diese Arbeit nur annehme - und verzeihen Sie meine Direktheit, Commissioner, denn nur durch meine Unterschrift erhalten Sie was Sie möchten - wenn ich den Patienten auch therapiere. Und erst wenn ich der Ansicht bin, dass bei diesem Mann jegliches Verständnis für Wiedereingliederung verloren ist, dann, Commissioner Gordon, dann erhalten Sie von mir die gewünschte Unterschrift und der Mann gehört Ihnen. Oder Blackgate, wie sie wollen.“
 

„HERR GOTT!“, schrie er und schlug mit der Hand auf den Tisch auf.
 

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und neigte den Kopf schief. In Gordon kochte das Blut. Es ärgerte ihn. Nicht, dass ich mich ihm widersetzte, nein, das war eine Sache. Es war mehr ein Problem, dass ich meinen Job ernst nahm, dass ich den Joker als Menschen ernst nahm, was ihn noch viel mehr schockierte.
 

„Sie wissen was dieser Mann da drin alles getan hat?“ Die Bezeichnung Mann kam Gordon wohl so unpassend für den Joker vor, wie Batman in einem rosa Tütü. Entsprechend betonte er diese Wort auch abwertend.
 

„Auch ich lese Zeitung und sehe Fern, Commissioner. Glauben Sie nicht, nur weil ich in diesem Gemäuer meine Zeit verbringe, dass ich von der Außenwelt nichts mitbekomme.“
 

„Dann können Sie meine Sorge ja sicherlich verstehen, Dr. Case.“
 

„Natürlich. Trotzdem muss ich objektiv bleiben. Ich werde kein Menschenleben und sei es noch so unwürdig laut ihrer Gesetzte einfach dieses besagte Leben verwehren. Habe ich mich nun klar ausgedrückt, … Commissioner?
 

tbc ...
 

So, das war mal zum Einstieg um die Personen etwas kennen zulernen, Arkham selbst und der Stein gerät ins Rollen ... Seien wir gespannt wie das erste Zusammentreffen mit unserem Doc und dem Joker verläuft ... mhmmm? :D

Kapitel 2 Der Patient

So meine Lieben,
 

nachdem im ersten Kap ein wenig über Arkham und deren Charaktere erzählt wurde, kommen wir jetzt zu unserem kleinen Helden der Geschichte :)
 

Ich hoffe ich habe den Joker eigenermaßen treffen können :) Vielen Dank an dieser Stelle für die Kommis *verbeug*
 

So, nun gehts weiter im Text! Viel Spaß!
 

Lg, eure Sheela
 


 

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Kapitel 2 - Der Patient
 

Gordon gab sich geschlagen. Egal was er nun gegen mich argumentiert hätte, er hätte schlussendlich den Kürzeren gezogen und das wusste er. Ich war nicht wie jeder andere Arzt. Eine Sheila Case war auch nicht wie die anderen Frauen in meinem Beruf. Ich folgte einer klaren Linie, einem klaren Gebot. Und auch solch ein Psychopath wie der Joker verdiente es meiner Ansicht nach einem rechtmäßigen Gutachten unterzogen zu werden.

Ich musterte Gordon während er meine Worte verdaute. Je länger der Joker in dieser Anstalt hauste, desto mehr steigerte sich die Gefahr, dass irgendeiner seiner Clown-Bande ihn förmlich aus der Zelle heraus sprang. Das wusste ich. Und das wusste auch Gordon. Dennoch konnte ich nicht über meinen Schatten springen und ihm seinen Wunsch gewähren. Es war unmöglich.
 

Stattdessen fragte ich ihn: „Ich höre, Commissioner?“, und lächelte. Dieses Mal einen Ticken wärmer. Die Hitze stieg ihm in die Wangen, die sich leicht rosa verfärbten und er sah zu Boden.
 

„Wenn Sie meinen, Doc. Er gehört Ihnen ...“, seufzend ließ er die Hände seitlich am Körper fallen und verdrehte dabei die Augen.
 

„Sehr schön, dann wollen wir uns den Patienten doch mal ansehen.“
 

„Darf ich Ihnen noch einen Tipp geben, Doc?“
 

Ich hatte die Hand bereits um die Klinge gelegt, hielt dann in meiner Bewegung inne und drehte mich zu Gordon um der mich mit leicht geneigtem Kopf ansah.
 

„Bitte?“, fragte ich seufzend.
 

„Sehen Sie ihm nicht direkt in die Augen.“
 

„Ich bitte Sie ...“, spöttelte ich. „Ich behandle nicht das erste Mal einen krankhaft psychopathischen Menschen.“
 

„Bitte, wie Sie meinen. Ich habe nichts gesagt.“ Entschuldigend hob er beide Arme an. Langsam kniff ich verärgert die Augen zusammen.
 

Da hatten wir es!

Wieder einer dieser Möchtegern-Wisser der Polizei!
 

Dann drückte ich die Klinge nach unten. Hinter mir hörte ich das klickende Geräusch der nun entsicherten Waffen. Es beruhigte mich etwas, dass bei dem Joker derart auf die Sicherheit geachtete wurde. Doch eigentlich konnte mir hier drin nichts passieren. Die Waffen, die der Patient sicherlich bei sich getragen hatten waren mit aller Wahrscheinlichkeit schon längst abgenommen und der Polizei übergeben worden. Wovor hatte ich dann Angst? Nein, anders … Worüber zerbrach ich mir dann so einen Kopf?
 

Dann trat ich ein. Der Raum war heller als das „Behandlungszimmer“ und auch viel kleiner. Das leise Surren der Neonröhre an der Decke verlieh dem bereits schon unheimlichen Zimmer eine tiefere Atmosphäre. Ein Fenster gab es selbstverständlich keines. Nur weiße Wände mit Gummimatten überzogen. An der Decke befand sich eine Kamera die beinahe jeden Winkel des Zimmers überwachte.

Direkt gegenüber der Türe befand sich das Bett des Jokers, und nicht wie anders zu erwarten: auf ihm saß der selbsternannte Chaos-Agent seelenruhig, mit den Händen zwischen dem Schoß und starrte auf die Neuankömmlinge. Sein Blick wanderte als erstes zu Gordon.
 

„Guten Abend … Commissioner ...“
 

Den Buchstaben „M“ zog er überdeutlich in die Länge, das „S“ zischte er leicht und den Rest sprach er schneller aus. Ein deutliches Anzeichen von Verachtung und Verhöhnung. Seine Stimme war klar, war deutlich. Man hatte ihm also noch keine Medikamente gegeben oder aber sie schlugen nicht an. Ich vermied es näher an ihn heran zu treten solange ich nicht mehr als ein „Guten Abend“ von ihm zu hören bekam und blieb auf der anderen Seite der Türe stehen, während Gordon bereits einen Schritt auf ihn zugegangen war.

Ich musterte den Clown, wie er so ruhig da saß, immer noch in den selben schrägen Klamotten in denen man ihn noch vor ein paar Stunden über jeglichen Fernseher hatte flimmern sehen. Die grüne Weste überdeckte das schrecklich gemusterte blaue Hemd. Die fein gestreifte Hose war eindeutig zu kurz und zeigte die karierten, gänzlich farbigen Socken. Mein Blick wanderte von den braunen Schuhen wieder nach oben, auf die Brust, auf den Hals. Hier fing die weiße Farbe an, die sich über das gesamte Gesicht erstreckte. An Stirn und Wange bröckelte sie bereits und war in seinem Fluss an mehren Stellen unterbrochen.

Ich vermied es gleich die Narben zu betrachten und machte bei seinen schwarz umrandeten Augen weiter, die kaum unter der dunklen Farbe zu erkennen waren. Seine Haare, die eins mal Grün gewesen sein mochten, waren etwas ausgebleicht. Der Struktur nach hatte er leichte Locken, halblang, die ihm teilweise ins Gesicht hingen.
 

Erst jetzt hatte ich den Mut das Glanzstück seines Wesens zu betrachten. Die grelle, rote Farbe erstreckte sich beinahe von einem zum anderen Ohr. Hässliche Narben, dicke Wülste zogen sich zu den Mundwinkeln hindurch die ebenfalls von der roten Farbe bedeckt waren. War er auf einem seiner Streifzüge unterwegs, sah er bestimmt nicht so heruntergekommen aus. Die lange anstrengende Nacht hatte seine Spuren hinterlassen, auch an seiner Maskerade.

Ich schluckte als ich ihn musterte und wie aus Gedankenübertragung heraus begann der Clown seinen Kopf zu drehen und mich, den weiblichen Neuankömmling, zu betrachten.
 

„Sieh an, Sieh an.“ Er lachte. „Den Arzt habt ihr auch gleich mitgebracht. Das ist ja toll! Gibt es jetzt endlich was ... fürs schwere Gemüt?“ Erneutes Lachen, dieses Mal einen Tick schriller.
 

Ich verzog den Mund und rückte meine Brille zurecht. „Sie werden nicht mehr lange etwas zu Lachen haben Mister … Joker. Ihr Aufenthalt in Arkham Asylum hängt nämlich ganz alleine von Ihrer Kooperation ab.“ Ich hielt die Hände in der Tasche, schaute erst auf den Boden und anschließend ihm ins Gesicht. Ich würde vor dem Joker nicht weichen. Ich würde es nicht zulassen dass er mich ebenso verunsichert wie manchen bei der Polizei oder die arme Tyra.
 

„Ich kooperiere gerne … mit Frauen wie Ihnen.“ Er schmatze und bleckte anschließend seine Zähne. Sie waren vergilbt und hatten zuzüglich einen leichten Rotschimmer. Wie Lippenstift der beim Auftragen auf den Zähnen zurückblieb …
 

„Das freut mich zu hören Mister Joker.“
 

„Na, na, na ...“, sagte er und bewegte vereinend seinen rechten Zeigefinger in der Luft. „Doch nicht so förmlich.“
 

Ich trat einen Schritt auf ihn zu, den Blick immer noch zwischen seine Augen geheftet. „Ziehen Sie eine andere Bezeichnung vor Mister Joker?“
 

„Hmm ...“, machte er angestrengt und schien nachzudenken. Seine Stirn legte sich in Falten, das Weiß begann erneute Risse zu ziehen. „Nein. Nein ich denke nicht.“ Übertrieben schüttelte er mit dem Kopf.
 

Eine leichte Gänsehaut überzog meinen Nacken. Dann schmatze der Joker wieder und richtete sich leicht auf. Die Männer in meinem Rücken hatten ihre Waffen bereits am Anschlag und auch Gordon legte die Hand sicherheitshalber an seine Hüfte, an der sich mit aller Wahrscheinlichkeit seine Waffe befand. Doch der Joker sah gespielt überrascht aus, griente dann nur, veränderte unbeeindruckt seine Position und stütze den rechten Ellenbogen auf dem Oberschenkel ab, während die linke gelangweilt zwischen seinen Beinen baumelte. „Ich denke …uh ... ich denke ...“, murmelte er das zweite Mal leiser. „Dass … Sie und Sie, Commissioner ...“, er zeigte abwechselnd auf die Wachmänner und auf Gordon, der den Joker mit solch einem verachteten Blick betrachtete, wie ich es zuvor noch nie in meinem Leben gesehen hatte, „dass Sie besser mein Zimmer verlassen und ich und Miss ...“ Er wedelte nun mit der Hand in der Luft herum.
 

„Case. Doctor Sheila Case.“, half ich ihm weiter und vervollständigte seinen Satz.
 

„Jaja … Jaja … Case, Sheila Case ...“, wiederholte er murmelnd und schloss kurz die Augen. Dann schmatze er erneut und fuhr fort. „Dass ich und Doctor Case … uns alleine unterhalten können.“
 

„Nichts dergleichen werden Sie tun, Sie Irrer!“, schrie Gordon und trat einen Schritt neben mich. Bewusst bemerkte ich die sofortige Veränderung seiner Gesichtszüge, nachdem Gordon ihn als einen Irren bezeichnet hatte und innere Alarmglocken begannen zu Läuten während ich nach dem Griff tastete, jeden Moment bereit den Raum zu verlassen.
 

„Das bin ich nicht ...“, knurrte er. „Nein ..., das bin ich nicht...“ Langsam wog er sich vor und zurück und schüttelte dabei mit dem Kopf. Verhaltensgestörtes Bewegungen schlussfolgerte ich ungewollt sofort und fragte mich im gleichen Zug ob ich wirklich bereit war den Joker einem Profil zu unterziehen oder aber ob es nicht doch besser war, den Weg von Gordon einzuschlagen und den Joker einfach nach Blackgate zu überweisen wo er sein restlichen Leben unter anderen Schwerverbrechern tristen konnte.
 

Plötzlich sah er auf, die Kippbewegung verebbte und mit klarem Blick sah er mich an. Ich schluckte, der Herzschlag beschleunigte sich ungewollt. Ungeachtet dessen spürte ich eine leichte Feuchtigkeit in meinen Handflächen.
 

„Hmmhm … Biiiitte ...?“, fragte er kleinlaut und schmatze erneut, während er den Blick senkte und mich dabei anblinzelte. Ich wusste im nach hinein nicht was es war, doch irgend etwas lag in seinem Blick der mir etwas mitteilen versuchte. Egal ob ihm die Decke auf den Kopf fiel, er nur Zeit schinden wollte oder aber einfach nur etwas zum Reden brauchte, Fakt war, dass er mit mir alleine reden wollte und diesen einen Gefallen wollte ich ihm tun, egal wer er war oder besser gesagt, was er war.
 

„Schon in Ordnung, Commissioner.“ sagte ich, wand erst den Blick dabei nicht vom Joker. Erst als ich ihm signalisierte, dass ich alles unter Kontrolle hatte sah ich Gordon an. „Wir beide kommen schon klar. Nicht wahr, Mister Joker?“
 

„Jaaaa sicher doch.“, bestätigte er mir und bleckte die vergilbten Zähne in Richtung Gordon. Dieser verzog angewidert den Mund, und wand den Blick von ihm ab. Die Hand löste sich jetzt erst allmählich von seinem Hosenbund.
 

„Wir sind draußen wenn sie etwas benötigen.“
 

„Ein Kaffee wäre großartig.“, antwortete ich ihm beiläufig und sah dabei nicht von meiner Akte auf, die ich immer noch krampfhaft in der linken Hand hielt und nun durchblätterte. Irgendetwas musste ich ja tun solange Gordon noch im Raum war und ich mit dem Joker noch nicht in Ruhe reden konnte.
 

Der Joker stattdessen bemerkte das verdutzte Gesicht des Polizeichefs und brach in schallendes Gelächter aus, was die Folge hatte, dass die Wangen von Gordon einen gesunden Farbton annahmen. Ich verkniff mir ein unangebrachtes Lachen, denn diese Situation war keineswegs komisch.
 

„HIHAAAAA … Das find' ich gut. Die Frau hat Schneid.“
 

„SCHNAUZE!“, schrie Gordon, warf mir noch einen mitleidigen und gleichzeitig vernichteten Blick zu. Das mit dem Kaffee schien ihm nicht so gefallen zu haben. Dann zog er mit den restlichen zwei Männern, Ray Nachlos und Peter Bay, von statten.
 

Als die Türe ins Schloss fiel und ein unheimliches Klicken verursachte, wurde mir erst richtig bewusst, dass ich nun mit dem meist gesuchten Verbrecher Gotham City alleine war. In einem Raum. Ohne Waffe. Ohne jegliche Möglichkeit auf Verteidigung.
 

„Nun …“, begann ich und setzte mich an den kleinen Tisch am anderen Ende des Zimmers. Die Akte platzierte ich vor mir auf der Arbeitsfläche. „Normalerweise führe ich keine Gespräche in den Räumen der … Patienten.“ Ich versuchte dem Joker nicht in die Augen zu sehen, so wie Gordon es mir anfangs angewiesen hatte. Warum ich das tat, wusste ich nicht. Es war ein innerlicher Alarm, den ich befolgen wollte.
 

„Wieso tun Sie es dann?“
 

„Weil Sie mich darum gebeten haben?“, antwortete ich und sah ihn - die ganzen Überlegungen plötzlich über Bord geworfen - das erste Mal wieder seit langem ins Gesicht. Sein Ausdruck war … Ja ...? Wie war er denn? Ich konnte es nicht sagen. Interessiert? Wach? Aufmerksam? Verrückt? Alles zusammen wahrscheinlich.
 

„Nun ja, interessant, dass Sie das sagen … wenn ich Sie darum bitten würde .. uh .. sagen wir mal ... mich meinen Fuß-Fesseln zu entledigen, würden Sie es dann tun?“ Er schmatze und reckte das Kinn nach oben.Ebenso seine zwei Füße die nun in der Luft baumelten. Erst jetzt erkannte ich, dass beide Beine mit einer Eisenkette verbunden waren.
 

„Glauben Sie wirklich ich bin so leicht zu beeinflussen, Mister Joker?“, fragte ich mit einem leicht spöttelnden Ton in der Stimme, ignorierte wie eng diese an seinen Knöchel lagen und sicherlich schmerzlich sein mussten und hob ebenfalls das Kinn an während ich meine Brille nahm, in der Hand zusammen faltete und auf dem Tisch platzierte.
 


 

Joker
 

Ich horchte auf. Spott? Arroganz? Doch Spott? Nein? Doch? Waren es wirklich diese zwei Dinge, die ich in ihr als erstes erkannt hatte, die nun, da wir alleine waren, immer noch zu Tage traten und nicht gewichen sind? Waren es wirklich Spott und Arroganz mit dem sie versucht hat mich, den Joker, zu strafen? Sie strafte mich nicht. Nein. Nein. Sie strafte mich nicht.
 

Einem unglücklichen Zufall verdankte ich diesen … kleinen … Aufenthalt. Die Unzuverlässigkeit der Menschen. Jaja, die Unzuverlässigkeit. Es war banal zu glauben, die Menschen hätten so etwas wie Schneid. So etwas wie … Anstand. Anstand mir den Wunsch zu erfüllen sich gegenseitig in die Luft zu jagen. Und dann war ich nicht einmal selbst in der Lage gewesen diesen Auslöser zu betätigen. Nicht mal ich! Der sagenhafte Joker!
 

Ich knurrte leicht. Wie ein Hund auf der Jagd.
 

Wie lange würde es dauern bis sie mich hier raus geholt hatten? Wie lange würde es dauern bis ich die junge Frau, ahh … die junge Psychologin manipuliert und überzeugt hatte? Oder war es bei ihr schwerer als bei den anderen? Rachel ... Rachel, Rachel, Rachel. Die war schwer. Diese Frau hatte Schneid. Ha Ha, diese Frau war ungewöhnlich. Und was hatte es ihr gebracht, Harveys Liebchen? Sie war tot. Das bekam man nun mal wenn man sich dem Joker entgegen setzte. Das war die Quittung für ihre überhebliche Lebensweise. Rachel war tot. Tot. Von der Bildfläche verschwunden. Herrlich! Ich könnte glatt los lachen. Doch was würde dann das junge Ding von mir denken? Was würde sie über den überragenden, talentierten und fabelhaften Joker denken?
 

Es war mir schlicht weg egal.
 


 

Sheila Case
 

„Ich glaube ...“, sagte er, während er die Position änderte, die erneut die Erinnerung an die letzte Regung des Clown hervor rief, als die Männer ihre Waffen gezückt hatten und verkrampfte mich innerlich. „Ich glaube, hmhm … dass Sie gar nicht die kalte Frau sind, die sie vorgeben zu sein.“
 

„Ach, glauben Sie nicht?“ Meine schlanke Augenbraue bewegte sich in die Höhe.
 

„Nein. Nein, nein.“ Wiederholte er und schüttelte den Kopf. Nein.“
 

Seine bleichen, grünen Haare flatterten dabei unentwegt durch die Luft. „Wissen Sie was iiich glaube?“ Er schnalze zwei Mal mit der Zunge und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. Richtete sich etwas in meine Richtung aus. „Sie sind nicht so kalt. Sie sind klug, ohne Zweifel … Jaaa ...“ Ein neues Verhaltensmuster zeichnete sich ab. Die Zunge des Jokers schnellte hervor, wie bei einem Reptil dass seine Beute wittert. Warum tat er das?
 

„Ich fühle mich geschmeichelt.“, sagte ich stattdessen und lächelte. Das erste Mal lächelte ich den Joker an der sogleich die Augen zusammen kniff und mich stattdessen argwöhnisch musterte. Ihm gefiel es scheinbar nicht wenn ich lächelte und somit verebbten die hochgezogenen Gesichtszüge.
 

„Warum lächeln Sie?“, fragte er auch sogleich unverblümt und wartete auf eine Antwort. Doch ich tat, als ob ich ihn nicht gehört hätte und fuhr ungehindert fort:
 

„Kommen wir also zum Wesentlichen, Mister Joker. Sie sind der Grund weswegen ich um halb drei morgens ...“
 

„So spät ist es schon? So spät ...“ Seine Worte gingen in einem unverständlichen Gemurmel unter.
 

„Weswegen ich um halb drei morgens in einer Zelle sitze, mit einem Menschen der eine psychotischen Ader besitzt, den Drang zum Morden und sich daran ergötzt, statt in meinem wohlverdienten Bett zu liegen und vor mich hin zu träumen.“
 

„Wovon träumen Sie denn ... Doc?“ Seine Stimme nahm einen unheimlichen Ton an. Einen hypnotisierenden Schlag. Er neigte den Kopf. „Hmm?“
 

„Bb...bitte?“ Die Frage traf mich unvorbereitet.
 

„Ist doch eigentlich eine recht einfach Frage, finden Sie nicht, Doc?“ Er schmatze erneut. Dann wackelte er zwei Mal mit dem Körper, sein Blick war auf einmal wach und leicht amüsiert. „Uhhh … ähm … Ich habe gefragt, wovon Sie träumen. Träumen Sie von dem Elend, welchem Sie hier tagtäglich begegnen? Die Menschen können einen schon einschüchtern, wissen Sie?“
 

Seine Tonlage unterstütze seine Worte. Er glaubte es in der Tat.
 

„Oder von einem Liebhaber?“, sprach er weiter. „Von ihrem Mann? Nein ...“ Er schüttelte den Kopf. Er glaubte selbst nicht was er dort vor sich hin sagte. „Nein, kein Mann … Sie tragen keinen Ring am … ähm … Finger.“ Er deutete mit dem Finger auf meine Hand und ließ ihn kreisen. Unfähig zu sprechen schaute ich an mir hinab, hob geistesabwesend die Hand und betrachtete meine schlanken Finger. Ja … dort steckte mal ein Ring. Vor langer, langer Zeit …
 

„Aaaaah ...“, rief der Clown zufrieden aus und begann zu kichern. „Entlobt? Verstorben? Doch nicht etwa durch mich? MUAAHAHAHAH“
 

Der Irre lachte. Der Irre fing doch tatsächlich an zu lachen! Er amüsierte sich bei dem Gedanken an dem Tod eines eingebildeten Verlobten. Nein, der Joker war nicht schuld. Nicht Joker. Aber das war nicht das Thema. Es war vielmehr … die Art wie er sich darüber amüsierte. Neugierig kniff ich die Augen zusammen. Allmählich begann ich wieder klar denken zu können und schüttelte den Kopf.
 

„Nein, Mister Joker. Da muss ich sie leider enttäuschen. Ihre Anwesenheit war nicht ausschlaggebend dafür, dass ich keinen Ring am Finger trage.“
 

„Also ein anderer Grund? So so. So so.“ Er zog die Augenbrauen nach oben, kräuselte die Stirn. Er hatte sich getäuscht. Und seinem Gesicht nach hasse er es, wenn er sich täuschte. Der Joker täuschte sich wahrscheinlich niemals. NIE. „Wirklich nicht? Nicht mal ein … ganz klein wenig?“
 

Schallendes Gelächter seinerseits.
 

„Nein, tut mir Leid.“
 

„Schade.“
 

Unterbewusst griff ich mir an den Hals, wanderte mit der Hand leicht hinab, fuhr die hellen Linien nach und umgriff die kleine Goldkette mit dem Anhänger daran. Gedanken versunken begann ich mit ihr herum zu spielen, starrte dabei auf den Tisch. Meine Gedanken drifteten etwas ab, unfähig mich wieder auf die Situation zu konzentrieren stürmten unzählige Bilder meiner Vergangenheit über das innerliche Auge. Ich zuckte zusammen, keuchte leise auf. Herr Gott! Reiss dich zusammen!
 

Sein Lachen verstummte schlagartig. Er musterte mich. Verdammt! Er hatte meine Abwesenheit bemerkt. Was ging in seinem Kopf vor? Was dachte er nun? Das Beste würde sein, wenn ich mich auf das Thema konzentrierte und die kurze Reise in die Vergangenheit hinter mir ließ.
 

„Außerdem stehen meine Schlafgewohnheiten hier nicht zur Debatte. Es geht mehr um … Sie?“
 

Er seufzte halb mitleidig, halb enttäuscht auf und verzog leicht den Mund. „Mhmmh … Nun ja … Ich finde Ihre Schlafgewohnheiten … viel interessanter.“ Die Zunge schnellte wieder hervor. Seltsam, auch eine Sache die ich herausfinden musste.
 

Ich musste?
 

Ja, verdammt. Ich musste!
 

Selten hatte ich solch eine … seltsame und gleichzeitig faszinierende Person hier gehabt. Das war die Chance. Das war die Möglichkeit. Ich würde es versuchen. Würde versuchen hinter die Psyche des Jokers zu gelangen. Ich konnte es schaffen. Wenn ich lange genug Zeit hatte. Wie lange würde man mir geben? Wie lange würde Gordon oder der Bürgermeister das mit ansehen? Ein Tag, zwei Tage? Eine Woche? Einen Monat? Oder gar ein Jahr? Länger? Bestimmt nicht. Sie wollten ihn in Blackgate haben. Nicht hier.
 

„Worüber denken Sie nach? Sagen Sie es mir.“ Er sah mich mit geneigtem Kopf an.
 

„Warum wollen Sie das wissen?“, fragte ich stattdessen.
 

„Einer Frage begegnet man nicht mit einer Gegenfrage. Das ist unhöflich. Unhöflich ist das ...“ Er schüttelte mit dem Kopf und schloss dabei die Augen.
 

Ich öffnete die Akte die vor mir auf dem Tisch lag und begann eine Notiz zu machen. 'Beherrscht trotz der niederen Verhaltensstruktur Manieren. Erziehung? Schule?'
 

„Ich will wissen was Sie da schreiben.“, forderte er. Dieses Mal war sein Ton nicht mehr zuvorkommen. Ich legte den Stift beiseite und faltete die Hände auf dem Tisch.
 

„Mister Joker, es steht Ihnen nicht zu mir irgendwelche ...“
 

Dann ging alles ganz schnell. Der Joker sprang auf, ich reflexartig ebenfalls. Ein lauter Knall verursacht durch einen umkippenden Stuhl und der Tisch knallte gegen das Bett. Noch bevor ich die Situation überblicken konnte prallte auch mein Körper gegen etwas Weiches. Ohne mit der Wimper zu zucken packte er mich und drückte mit dem rechten abgewinkelten Arm gegen meine Kehle. Das beklemmende Gefühl, er zerdrückte meinen Kehlkopf trat ein. Mit dem Rücken stand ich zur Wand, das schwere Gewicht des Irren drückte sich gegen meinen Körper. Mein Herzschlag setzte für eingebildete Sekunden aus, das Entsetzen war in meinen Augen zu lesen. Der Joker brannte. Brannte vor Wut. Ich konnte förmlich die Hitze an meinem Hals spüren die von seiner unterdrückten Drang, mich zu ersticken, ausging.
 

Ich röchelte.
 

„Hil..Hilf...“
 

„Ich erwarte … uh... Zusammenarbeit Doctor Case. ... Zusammenarbeit zwischen Ihnen ...“, er machte eine kurze Pause sah zur Seite und schmatze, dann richtete er seinen Blick wieder auf mein Gesicht. Neugierig, aufgeregt … „und mir. Und wenn ich sage ich will wissen was sie ... schreiben dann haben Sie mir das zu sagen.“ Nun war er mit seinem Gesicht nah an meinem. Ich konnte einen süßlichen Duft wahrnehmen. Es roch nicht nach Schweiß oder anderen abstoßenden Dingen. Es war etwas Anderes. Etwas Eigenartiges. Ich erkannte den Duft nur nicht. Sein warmer Atem streichelte meine Wange, reizte meine Haut. Ich röchelte immer noch nach Luft.
 

„Die Alle hier, diese …. Ärzte und Psychologen, wie sieee ...“, er machte eine kurze Pause, „alle diese Personen meinen, sie könnten die Psyche in irgendeiner Form analysieren. Herausfinden was sich hinter den einzelnen Handlungssträngen verbirgt. Aber wissen Sie was? Ja? Wollen Sie es wissen?“ Er schüttelte für mich den Kopf. „Das … ist alles … Bullshit.“

Er machte ein nachdenkliches Gesicht. „Psychologie ist nur wirksam wenn der Körper dafür anfällig ist. Gute Manipulation muss … geübt sein .. Wissen Sie was ich meine?“
 

„Hilfe ...“, stieß ich krächzend hervor und unterbrach ihn in seinem Redeschwall. Herr Gott, wenn er reden wollte dann doch nicht so!
 

„Ich … ich bekomme keine … Luft ...“, krächzte ich. Dann ging der Rest plötzlich wie von selbst. Kaum hatte der Joker meinen baldig eintretenden Erstickungstod erkannt, lockerte er seinen Griff ein wenig, was mich in Angesicht der Tatsache, dass er kein Mitleid zeigte erstaunte. Ich wartete auf den neuen Druck, auf den neuen Versuch mich umzubringen doch da stürmten bereits Ray Nachlos, Peter Bay und vorneweg Gordon herein.
 

„LASSEN SIE SIE LOS!“, schrie er, zerrte an dem Kragen des Jokers Weste und zog ihn ein Stück zur Seite. Er war stark, ohne Zweifel. Der Joker widersetzte sich ihm erst, hatte den Arm immer noch an meinem Hals, dann kam Nachlos und Bay dazu. Zu Dritt zerrten sie ihn von einer leicht verstörten Frau weg die röchelnd in die Knie ging und sich an die Kehle griff.
 

Luft! Ich brauchte Luft! Keuchend atmete ich ein. Versuchte jeden Partikel des Sauerstoffes in meine Lungen zu befördern, nur weg von dem Gefühl eines baldigen Todes.

Dann schaffte ich es schwer atmend das Geschehen zu beobachten und erschrak leicht.

Ich hatte nicht einmal die Zeit zu reagieren als Gordon mit dem Arm ausholte und dem Joker einen deftigen Kinnhaken verpasste, den ihn nach hinten schellen und stöhnen auf den Boden knallen ließ. Kaum lag er da sprang auch schon Nachlos auf ihn zu, drehte ihn auf den Bauch und drückte unsanft seine Arme durch. Mit einem lauten Klack sprangen die Handschellen ins Schloss.
 

„Gehen Sie raus.“, befahl Gordon knapp und widmete sich nun ebenfalls dem Joker zu, der trotz des harten Angriffs unter Lachen auf dem Boden lag. Es war ein grauenhaftes, hysterisches Lachen. Ein Lachen welches durch Mark und Bein ging. Ein Lachen eines Kranken. Eines Irren. Es vermittelte mir den Eindruck er stünde auf den Schmerz. Stünde auf die Härte. Es turnte ihn überraschenderweise förmlich an.
 

„Aber … aber ich ..“, stammelte ich und stellte mich wieder auf meine wackeligen Beine. Großer Gott, er hatte tatsächlich versucht mich zu erwürgen! Wie konnte ich so naiv gewesen sein zu denken, der Joker würde ausgerechnet vor mir halt machen, ich wäre ihm gewachsen?
 

„GEHEN SIE!“, schrie Gordon erneut und dieses Mal setzte ich mich nicht zur Wehr. Immer noch mit der Panik behaftete stolperte ich rückwärts zur Türe, bis ich mit zitternden Fingern die Türschnalle zu fassen bekam. Das Letzte was ich noch sehen konnte war die zusammengeballte Hand des Commissioners die auf den immer noch lachenden Clown zu flog, bis die Türe das erleichternde Geräusch der Verschlossenheit präsentierte. Ich war in Sicherheit. Und nur haarscharf erneut dem Tod entgangen. Durch die Hand meines eigenen Patienten …
 

tbc ...

Kapitel 3 Nur ein Job ...

Hallo Ihr Lieben,
 

vielen Dank für eure Reviews! Hab mich ganz arg darüber gefreut. Nach der langen Wartezeit will ich jetzt nicht lange um den heißen Brei herum reden, weiter gehts mit dem 3. Kapitel "Nur ein Job".
 

Viel Spaß!
 

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Kapitel 3 Nur ein Job ...
 

Die Türe zu meiner Wohnung fiel ins Schloss.

Kaum war ich in meinen sicheren vier Wänden angelangt, begann ich bitterlich zu weinen. Ich wusste warum, wusste auch wieso und es geschah einfach. Und es tat gut. Es war auf eine paradoxe Art und Weise befreiend. Und ich war nicht umsonst Psychologin dass ich eine posttraumatischen Belastungsstörung selbst erkennen würde. Schlimme Erlebnisse können das ganze Leben verändern. Können das Bewusstsein verändern … Die Person selbst.
 

Weinend sackte ich zusammen und rutschte an der Türe hinab, direkt auf den Boden. Dort blieb ich mit angezogenen Knie sitzen und wartete bis der lächerliche Heulkrampf vorüber ging. Anschließend stand ich auf und stolperte los. Meine Wohnung war nicht gerade klein. Es beherbergte fünf Zimmer, eine große Küche und ein noch größeres Bad, auf welches ich nun direkt zusteuerte.

Kaum hatte ich es mit einem Fuß betreten überkam mich eine unschlagbare Übelkeit. Würgend lief ich los, quer durch das Badezimmer, riss den Klodeckel nach oben und übergab mich direkt.
 

Ein Wachmann war so freundlich gewesen und hatte mich schweigend nach Hause gebracht, nachdem Gordon in den Anstaltshof gekommen war, als ich mir gerade eine Zigarette angezündet hatte und diese mit zitternden Händen inhalierte. Es waren nicht viele Worte gefallen. Gordon hatte Verständnis für meine kurzzeitige Verstörtheit gezeigt auch wenn er natürlich nicht wissen konnte dass es weniger an dem Joker lag, mehr an mir selbst. Er hatte sich neben mich gestellt und abgewartete bis ich angefangen hatte zu sprechen. Ich hatte ihm gedankt und war dann in Richtung eines Polizeiwagens gestolpert. „Werden Sie wiederkommen?“, hatte er gefragt. Ich hatte ihm keine Antwort gegeben.
 

Zusammengekauert hing ich über der Kloschüssel und versuchte mit der linken Hand meine langen Haare zu retten. Langsam und mit Schweiß benetzter Stirn griff ich nach der Klorolle und riss mir, ohne auf den Haufen Papier zu achten, der sich über den Boden legte, einige Blätter ab. Flüchtig wischte ich mir den Mund sauber, warf das Papier in die Schüssel und betätigte die Spülung. Noch gut eine Minute blieb ich so sitzen bis ich mich aufrappelte und die letzten Meter an dem Wachbecken nach oben zog. Mein Anblick ließ mich zusammen zucken. Graue Augenringe, fahle, weiße Haut und blasse Lippen zeichneten das zwischenzeitlich recht verbrauchte Gesicht.
 

Mit zitternden Händen betätigte ich den Wasserhahn und ließ einige Minuten lang kaltes Wasser über meine Pulsadern fließen. Dann spülte ich mir den Mund sauber, putzte die Zähne und spritzte mir zum Schluss das kalte Wasser ins Gesicht. Nun fühlte ich mich langsam wieder wie ein Mensch. Dann griff ich an die Türe meines Alibert und holte ein kleines Plastikröhrchen heraus. Ich zähle drei Tabletten ab, schüttete sie mir in die Hand und stellte das Röhrchen wieder in den Schrank. Ich schluckte alle drei auf einmal, dann hing ich mit dem Kopf unter das fließende Wasser um den Rest herunter zu spülen. Nachdem ich mit dem Handrücken über meinen Mund gefahren war, starrte ich erneut auf mein Spiegelbild.
 

„Verdammt Case … reiss dich zusammen ...“ Ich murmelte noch etwas unverständliches hinterher, hielt mich noch einen Moment vor dem Spiegel auf und verließ dann immer noch leicht torkelnd das Badezimmer. Ich kam mir vor wie ein Betrunkener auf See.

Zwischenzeitlich waren die Zeiger bei halb fünf angekommen. Um acht sollte ich schon wieder in der Klinik sein. Doch irgendetwas ließ mich bei dem Gedanken, dieses Gebäude wieder zu betreten, erneute Übelkeit aufkommen.
 

Der Joker …
 

Lag es an dem Joker? Lag es daran, dass ich beinahe wegen diesem Irren drauf gegangen wäre? Nein, es lag viel mehr daran wie ich beinahe gestorben wäre. Bei Patienten eines instabilen Gemüts war es keine Seltenheit ,dass sie von einer Sekunde auf die nächste Umschwingen konnten. Doch bei ihm ... Bei ihm war es etwas anderes gewesen. Er war ein anderes Kaliber von psychisch gestört. Er war der Joker. Ein Mann ohne Gewissen. Ein Mann ohne Seele. Und doch hochintelligent …

Ein Mann … unberechenbar, und unheilbar. Da war ich mir jetzt eigentlich sicher. Wäre da nicht noch der Funke Hoffnung, den ich hegte. Den Funken, dass er doch noch in irgendeiner Form zu retten war. Er war eine Herausforderung. War ein Projekt. Genau.
 

„Ein Projekt … mehr nicht.“
 

Doch noch immer hatte ich mich nicht entschlossen die Behandlung morgen wieder aufzunehmen. Herr Gott nochmal er hatte versucht mich umzubringen … Ein klein wenig Zweifel waren an dieser Stelle doch erlaubt, oder?
 

Das Telefon klingelte und ich zuckte unwillkürlich zusammen. Jetzt wurde ich schon verrückt vor Angst. Reiss dich zusammen! Ich hatte erst vor das Klingeln zu ignorieren, rang mich dann doch durch den Hörer abzunehmen. Dann ging ich langsam auf das Telefon zu und schlich drum herum wie ein Tiger um seine Beute. Auf dem Display war Keine Nummer eingeblendet. Es gab nur zwei Menschen die bei mir anriefen und keine Nummer hinterließen. Einmal war es mein Verlobter gewesen und das andere Mal die Anstalt. Beide Male vom gleichen Anschluss …
 

„Ha... Hallo? Hier Case?“, sprach ich immer noch mit belegter Stimme und ärgerte mich sogleich, dass ich so hilflos wirkte. Ich war nur einmal in meinem Leben hilflos gewesen und würde es hoffentlich auch nie wieder in meinem Leben sein. Ich war eine starke Persönlichkeit. Ein schwaches Wesen hätte sonst niemals diesen Job wählen können. Doch wenn ich tief in mich hinein horchte … war ich doch genauso schwach wie jeder andere Mensch … Nur … wenn man es sich das Gegenteil lang genug einredete, glaubte man es am Schluss sogar noch.
 

„Sheila? Tyra hier! Ich dachte ich ruf Sie an und frage wie es Ihnen geht.“
 

„Tyra?“ Ich runzelte die Stirn und fuhr mir anschließend mit der Hand über das Gesicht. Dann schaute ich auf die Uhr neben dem Telefon. „Es ist halb fünf vorbei. Sollten Sie nicht schon längst schlafen?“
 

„Ich ...“, begann sie leise. Ich wartete geduldig ab. „Ich habe gehört was passiert ist.“
 

Das war nicht wirklich verwunderlich. Kaum passierte in Gotham City in irgendeiner Form etwas, Tyra war die Erste die darüber Bescheid wusste. Wie sie das immer wieder anstellte wusste ich nicht, war mir aber auch irgendwie egal.
 

„Ach, das ist nett.“, heuchelte ich. Es störte mich, wenn Kollegen bei mir Zuhause anriefen. Es war der einzige Ort an dem ich mich als forensische Psychologin sicher fühlen konnte, an dem ich einfach nur Sheila Case war, nicht Doctor, nicht Therapeutin, nicht der Besitz eines Hauses das ein Eigenleben führte …
 

„... aber ich möchte nicht darüber reden.“
 

„Natürlich ...“, bestätigte sie meine Bitte und ich hörte deutliche Pein aus ihrer Stimme. „Ich wollte Ihnen auch nur sagen, dass Sie morgen keine Angst zu haben brauchen.“
 

„Angst?“ Ich runzelte die Stirn. Wer behauptete denn bitte, dass ich Angst hatte? Ja, es war ein ungemütlicher Zwischenfall geschehen, doch deswegen gleich von Angst zu sprechen meine eigene Anstalt zu betreten hielt ich dann doch etwas für übertrieben.
 

„Tyra, hören Sie … ich weiß nicht ob ich heute in die Anstalt komme. Ich muss mir über ein paar Dinge klar werden, ich ...“
 

„Brain hat gekündigt ...“
 

„Was?“ Ich hielt in meinem Satz inne. Brain war einer der Pfleger die Medikamente verabreichten, sie sortierten und Überführungen von Behandlungszimmern und Krankenstation übernahmen. Er war Mitte 20, noch recht unbeholfen doch mit seiner Arbeit war immer stets zufrieden gewesen. „Aber … aber warum?“
 

„Der Gedanke mit dem Joker unter einem Dach zu arbeiten … bekommt ihm nicht wirklich. Und ich glaube, Miss. Dowter spielt ebenfalls mit dem Gedanken ...“
 

„Miss Dowter? Unsere Putzfrau? Was hat sie mit ...?“
 

„Sie glaubt, dass solche Arbeitskräfte wie sie, im Falle eines Ausbruchs die ersten Opfer wären.“
 

„So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört! Außerdem wird es keinen Ausbruch geben!“
 

„Woher wollen Sie das so genau wissen?“
 

„Weil sich der Joker sicherlich nicht lange in unserer Anstalt aufhalten wird.“ Ob aufgrund meines Gutachtens oder dem Gedränge des Bürgermeisters sei dahingestellt ...
 

„Sie wollen ihn so abschieben?“ Tyra hatte sofort erkannt um welches Problem es sich bei mir handelte. Die gute Tyra ...
 

„Ich will ihn nicht abschieben, aber da haben will ich ihn eigentlich auch nicht ...“, gestand ich mir ein und setzte mich mit hängenden Schultern auf die Sessellehne neben dem Telefon. Ich hatte noch immer meine Arbeitskleidung an. Sie war für mich zu einer zweiten Haut geworden. Wie die Kleidung des Jokers, wie der schwarze Anzug Batmans … und auch ich trug eine Maske. Der Joker konnte die Schminke abwischen, Batman konnte sie abnehmen. Nur ich war nicht im Stande dazu. Ich war darin gefangen.
 

„Das sieht Ihnen überhaupt nicht ähnlich Doc.“
 

„Wie meinen Sie das?“, fragte ich und seufzte, deutlich hörbar.
 

„Nun ja, bisher haben Sie doch nie aufgegeben, nicht wahr?“
 

„Da handelte es sich aber noch nicht um den Joker!“, erinnerte ich sie.
 

„Hmm … das ist wahr ...“
 

Schweigen.
 

Ich schloss kurz die Augen, die Müdigkeit setzte allmählich ein und sah dann erneut auf die Uhr. Noch drehte sich die Zeit nicht rückwärts … Vielleicht … wenn ich lang genug auf die Ziffern starren würde …?
 

„Ich melde mich, wie ich mich entschieden habe.“ Dann beendete ich das Gespräch. „Gute Nacht Tyra.“
 

„Gute Nacht Doc.“
 

Ich legte auf. Schweigend betrachtete ich noch einige Minuten das Telefon als es an der Türe klingelte. Erst einmal, dann zwei Mal hintereinander. Wer verdammt nochmal störte bitte um fünf Uhr morgens? 'Der Joker', blitzte es in meinem Kopf auf, belächelte dann aber doch meinen Gedankengang. Es war wirklich lächerlich wie ich mich benahm.
 

Räuspernd trat ich zur Türe und öffnete sie. Dann, mit einem Stöhnen war ich versucht sie gleich wieder zu schließen als ein Fuß sich dagegen stellte. Der Mann, zu dem der Fuß gehörte schrie leise auf als er zwischen Rahmen und Türe eingeklemmt wurde. Mit absichtlicher Wucht drückte ich dagegen.
 

„AU! Verdammt!“, fluchte er und sprang einen Schritt zurück als ich die Kraft etwas zurück nahm. Dann schielte ich erneut durch den Spalt und neigte den Kopf.
 

„Ach, Sie sind's … Hätte ich mir ja denken können ...“, antwortete ich halb wütend, halb gelangweilt und wand den Blick ab.
 

„Darf ich … reinkommen?“, fragte Gordon knirschend und verzog schmerzend das Gesicht.
 

„Verschaffen Sie sich nicht sowieso Zutritt?“, fragte ich stattdessen und musste unwillkürlich an die Worte des Jokers denken, dass man eine Frage nicht mit einer Gegenfrage beantwortete. „Von mir aus“, sagte ich stattdessen achselzuckend, zeigte aber deutlich, dass er mit seinem Besuch nicht Willkommen war indem ich die Türe vor seiner Nase zuschlug. Jedoch ohne Verriegelung. Kaum war ich zwei Schritte gegangen öffnete sie sich wieder und der Commissioner trat ein.
 

„Was wollen Sie hier Gordon? Ich müsste in drei Stunden bereits wieder in der Anstalt sein.“
 

„Genau darum geht es Dr. Case.“, antwortete er und sah sich in meiner Wohnung um. Es gab wenig persönliche Habseligkeiten. Die Schränke aus dunkler Eiche waren fast leer, nur Bücher befanden sich in den Regalen. Wie er unschwer erkennen konnte handelte es sich bei den meisten um Psychologie, was bei meinem Beruf auch nahe lag. Die Farben der Wohnung waren eher trist. Deprimierend hätte er wahrscheinlich gesagt. Ein Couchtisch, ein hellgraues Sofa und eine Wohnwand zierten das große Wohnzimmer. Der Fernseher hatte gegenüberliegend seinen Platz gefunden. Keine Bilder, keine Fotos. Nichts was darauf schloss, dass eine junge Frau wie ich ein Leben außerhalb der Anstalt führte.
 

„Ich habe mir Sorgen gemacht.“, sagte er und setzte sich vorsichtig auf die Couch. Als er meinen kritischen Blick bemerkte stand er räuspernd wieder auf. „Ich dachte ich sehe mal nach Ihnen ...“
 

„Danke, aber ich brauche keinen Therapeuten. Das bekomme ich schon ganz gut alleine hin.“, erwiderte ich leicht verärgert und verschwand für einen Moment in der Küche. Ich werkelte darin eine Zeit lang herum und schenkte Gordon das Geräusch von fließendem Wasser. Dann hörte er das leise Klirren von Flaschen, den Kühlschrank und eindeutig ein glucksendes Geräusch. Nicht lange und ein Gerät klickte einmal laut und erneutes Wassergeräusch erhellte den Raum. Nach fünf Minuten kam ich wieder heraus, eine dampfende Tasse in der rechten, ein Buch in der linken Hand. Schlimm … auch wenn ich nicht gerade der ordentlichste Mensch war, aber ein Psychologie-Buch gehörte nun wirklich nicht in die Küche.
 

„Oh, Sie sind ja immer noch da.“, betonte ich recht neutral als ich den Schnauzbart-tragenden Menschen immer noch zwischen meinen Möbeln stehen sah. „Wie schön.“ Das Letzte konnte frostiger nicht gesprochen werden. Er sollte ruhig hören, dass er unwillkommen war ...
 

„Hören Sie, ich will Sie nicht kontrollieren, aber das was eben in Arkham passiert ist ...“
 

„Was ist denn Ihrer Meinung nach passiert, Commissioner?“
 

„Sie … Sie wurden beinahe erwürgt!“, brachte er empört heraus und biss sich kurz darauf auf die Zunge. Er wusste, dass es eine rhetorische Frage gewesen und er war darauf hereingefallen.
 

„Danke, dass Sie mich daran erinnern, Gordon. Aber es ist kein Grund morgens um halb fünf mein Haus zu betreten. Ich würde gerne schlafen, wenn … es Ihnen natürlich nichts ausmacht?“ Ich nahm einen kleinen Schluck aus der Tasse und ging an ihm vorbei, an das Regal in welches ich das Buch abstellte. Ein ungewöhnlicher Duft kam ihm entgegen. Ein Duft, den er nur zu gut kannte, den er in schlechten Zeiten immer treu gewesen war und laut meinem Freund, in diesem Fall schlimme Erinnerungen hervor rufen musste. Der Duft nach Cognac. Mein persönlicher Feierabend-Freund.
 

„Ich wollte doch nur ...“
 

„Mir geht es gut. So ein kleiner Zwischenfall wirft mich nicht gleich aus der Bahn.“
 

„Kleiner Zwischenfall? Kleiner Zwischenfall? Großer Gott, Doc! Er hätte Sie umgebracht!“
 

„Hätte er nicht.“, widersprach ich ihm trotzig und reckte das Kinn. Dann griff ich nach einer Schachtel HB und zündete mir eine Zigarette an. Gordon beobachtete meine Handlung, trat zum Fenster und kippte es unaufgefordert. Ich runzelte die Stirn, ließ ihn jedoch gewähren.
 

„Und was macht Sie da bitte so sicher?“, fragte er, während er zu mir zurück kam und sich vor mir aufbaute.
 

Ich schwieg.
 

„Hat er Ihnen das etwa gesagt?“, stichelte er weiter.
 

Nein, das hatte er mir nicht gesagt. Und auch die Behauptung beruhte nur auf einem einzigen Moment. Als ich das zweite Mal um Hilfe gerufen hatte, noch bevor Gordon zur Türe herein gestürmt war, hatte ich deutlich gespürt wie der Joker von mir abgelassen hatte. Ich hatte es in seinen Augen gelesen. Nein, er hätte mich nicht umgebracht. Ganz bestimmt nicht. So einfach machte er es sich nicht, soviel konnte ich bereits aus dem Psychopathen herauslesen.
 

„Nein, hat er nicht.“
 

„Sehen Sie.“
 

„Vertrauen Sie mir? … Commissioner Gordon?“
 

Meine Frage kam plötzlich, sehr unerwartet. Ich sah ihn mit einem skeptischen Blick an. Er ebenfalls. „Natürlich.“, sagte er. „Das sollten Sie wissen.“
 

„Dann erwarte ich auch, dass Sie mir in meiner Einschätzung glauben. Der Joker hätte mich nicht umgebracht.“ Ich stellte meine Tasse auf dem Tisch ab und setzte mich auf die Couch. Ihm bot ich keinen Platz an.
 

„Was macht Sie so sicher?“, wiederholte er seine Frage.
 

„Der Joker ist keine Persönlichkeit, die sich mit einem einfachen Handlungsstrang abgibt.“
 

„Einfach genug um jemanden mit dem Messer das Gesicht zu zerkratzen oder ohne mit einer Wimper zu zucken eine Kugel abzufeuern.“
 

Ich schluckte einen Moment. Die Bilder der Opfer waren auch mir nicht entgangen und hatten oft eine erschreckende Gänsehaut hinterlassen. Die Brutalität, die hinter seinen Taten stand, der eiskalte Handlungsstrang war nicht die eines einfachen Mörders. Sie war zu der Zeit bereits die Handlung eines durchgeknallten Psychopathen gewesen. Und obwohl das Drama wie Chaos wirkte so war doch eine intelligente Struktur dahinter verborgen.
 

Ich verwarf diesen Gedanken wieder und widmete mich wieder dem Gespräch zu. „Das mag sein, aber hier war er in die Enge getrieben. Er hätte niemals eine Chance gehabt. Seine einzige Möglichkeit auf freien Fuß zu gelangen wäre eine Überführung nach Blackgate. Nicht mein Tod.“
 

„Sie meinen im Transport?“ Der Gedanken war ihm sicherlich auch schon gekommen, hatte es bisher aber verkniffen diesen zu äußern. Eine bessere Möglichkeit für Joker und sein Gevolke gab es nicht. Es wäre … perfekt.
 

„Und das lässt Sie im Glauben dass er sie nicht umgebracht hätte? Meine Güte, so viel Naivität hätte ich Ihnen wirklich nicht zugetraut.“
 

Ich runzelte die Stirn. Ich sah ihm genau an, dass er meinen Worten glauben schenken wollte. Nur, dass er sich dazu noch nicht durchringen konnte, weil er gesehen hatte wozu der Joker fähig war.
 

„Wie ich Ihnen bereits gesagt habe, Gordon, der Joker macht es sich nicht leicht. Wenn er mich umbringen wollte, würde er es auf eine … elegantere Art und Weise machen.“
 

Gordon fuhr sich mit der Hand durch den Bart und schaute auf den Parketboden.
 

„Wissen Sie … vor meinem Auge erscheinen gerade unzählige Opfer. Verbrannt, verstümmelt, verblutet … Und dieses Art und Weise nennen Sie elegant? Vielleicht sollte ich meine Entscheidung bezüglich Ihrer Aufgabe noch einmal überdenken, wenn Sie es wirklich so meinen wie Sie es sagen.“
 

„Dann sollten Sie das tun, Commissioner.“ Ich strafte ihn mit einem vernichteten Blick. Es war arrogant, ja und es war anmaßend zu glauben der Joker hatte so etwas wie Stil. Das fehlte ihm sogar reichlich. Doch irgendetwas lag in seiner Art von Töten. Ein Verhaltensmuster, wenn auch ein gestörtes. Er dachte die Dinge aus ohne sie zu planen.
 

„Entscheidend ist, Doctor Case, werden Sie dort weiter machen wo sie aufgehört haben?“
 

„Sie meinen, ihn therapieren?“ Ich runzelte die Stirn.
 

„Genau.“
 

„Das weiß ich noch nicht. Wobei .. doch, ich denke schon. Ich werde die Arbeit fortsetzen.“
 

„Es wirft Sie nicht zurück? Ich kann es fast nicht glauben … Wobei ...“, er unterbrach sich kurz, dann sah er mich an. „Doch bei der Persönlichkeit die Sie an den Tag legen ist es eigentlich auch kein Wunder. Jeder andere hätte schon längst das Handtuch geworfen … Und das hätte mich bei Ihnen auch wirklich enttäuscht ...“
 

„Sollte das etwa ein Kompliment werden?“ Ich schmunzelte leicht. Das erste Mal in seiner Gegenwart.
 

„Wenn Sie es so sehen wollen.“ Er zuckte die Schultern.
 

Ich verkniff mir einen weiteren Kommentar, zog ein letztes Mal an meiner Zigarette und drückte sie dann im nebenstehenden Aschenbecher aus. Es war für ihn sicherlich nicht leicht dies zuzugeben, und ich bemerkte auch, dass er trotz der Ablehnung, die deutlich in seinen Gesten und Worten mit schwang ein wenig Sympathie für mich hegte. Oder es war einfach dieses Beschützer-Gen, das wohl jeder Polizist irgendwo tief in sich trug ...
 

„Nun ja, Commissioner … Ist es nicht so, dass ich nun schlecht von der Aufgabe zurück treten kann, wenn ich diesen Job noch so sehr verteidigt habe?“ Ich seufzte leicht und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.
 

Gordon lehnte sich derweil an der Wand an und verschränkte ebenfalls die Arme. „Es wäre Ihnen nicht zu verübeln. Ich würde es verstehen.“ Dann machte er eine kurze Pause und schielte über den Rand seiner Brille, direkt in mein Gesicht. „Wirklich ..., ich würde es verstehen ...“
 

Dann dämmerte es mir. Natürlich! Es war so offensichtlich! Dass ich nicht gleich darauf gekommen war. Gordon war keineswegs bei mir um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Gordon war schlicht und ergreifend in meine Wohnung gekommen um sich davon zu überzeugen, dass ich auf sein Angebot einging. Der Zwischenfall in Arkham Asylum kam dem Commissioner gerade recht. Leichte Wut blitzte in meinem Inneren auf. Wo gerade noch ein kleines Stück Sympathie der Antipathie gewichen war, rückte unendlicher Zorn an deren Stelle.
 

„Hören Sie, Gordon“, ich ballte unbewusst meine Hand zu einer Faust, „ich werde den Joker weiterhin therapieren. Und wenn es das Letzte ist was ich tue.“ Gedanklich fügte ich ein hoffentlich nicht hinzu, verschwieg es Gordon jedoch der nun zerknirscht auf die Türe hinzu schritt, die Klinge in die Hand nahm und sich beim Gehen noch einmal umdrehte und sagte: „Wir werden sehen wie lange sie die Rolle der eiskalten, forensische Psychologin durchhalten. Wir werden sehen ...“ Dann war er aus meiner Wohnung verschwunden.
 

Als ich seine Schritte im Hausflur hallen hörten rief ich ihm ein „Arschloch!“ hinterher, wohl wissend, dass er meine Worte nicht mehr hören konnte. Dann nahm ich einen kräftigen Schluck aus meiner Tasse und stellte sie anschließend in die Spüle. Selbst der Cognac wollte mir heute nicht das geben was ich brauchte. Ruhe, innere Ruhe und keine Gedanken über einen Patienten der mich lieber Tod als lebendig in seiner Zelle sah. Gott habe meine Seele gnädig … Ich konnte nur hoffen.
 

tbc ...
 

............
 

So meine Lieben, nun habt ihr ein wenig über die Wohnverhältnisse unserer lieben Doctorin erfahren :) Unser lieber Freund der Joker war zwar in diesem Kap nicht mit dabei hoffe aber euch hat es trotzdem gefallen :)
 

Aaber keine Sorge, ich denke er taucht ganz bald wieder auf ;)
 

Wie immer, ich hau in die Tasten
 

Lg, eure Sheela



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Kommentare zu dieser Fanfic (8)

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Von: abgemeldet
2009-05-06T15:33:38+00:00 06.05.2009 17:33
wow, gut gelungenes Kap =)
die Arme is ja verständlicherweise total fertig wegen Mr. J^^
und dann kommt auch noch Gordon xD
naja ich bin ja mal gespannt was sich ergeben wird, wenn die beiden wieder in Arkham auftauchen ;-)
Von: abgemeldet
2009-05-06T15:32:34+00:00 06.05.2009 17:32
wow, der Joker is wirklich super getroffen!!!
Deine Story macht echt süchtig, alles ist so schön und detalliert beschrieben usw.
ich bin gespannt was sich bei der nächsten Begegnung der beiden abspielen wird ;-)
Von: abgemeldet
2009-02-26T13:49:13+00:00 26.02.2009 14:49
huhu
echt supi!!
Hast den Joker gut getroffen, auch wenn ich von den sätzten her ein paar paralelen zu "the Dark Knight" finde. Ist aber nicht weiter schlimm. Joker ist ja kein ganz einfacher Chara :D
freu mich schon aufs nächste!
lg
Von:  Persephone
2009-02-06T22:32:40+00:00 06.02.2009 23:32
Ein interessantes Gespräch hat sich da angebahnt.
Aber irgendwie ist es abrupt geendet, klar, ich meine, sie konnte ja schlecht antworten oder etwas auf seine Worte erwidern.
Mit zugdrückter Kehle bekommt man schließlich kein Wort heraus.
Das er sie dann doch losgelassen hat, war mir irgendwie klar.
Nicht, weil sie eine Hauptperson ist, aber mich hätte es auch interessiert, ihr zuzuhören.
Sie ist ja doch eine interessante Persönlichkeit.
Unnahbar, distanziert...das macht mich neugierig.
Von:  Persephone
2009-02-06T22:32:06+00:00 06.02.2009 23:32
Hm eine Psychologin... in Arkham... ich muss an Harley Quinn denken.
Na ja Sheila scheint mit etwas kompetenter zu sein, als Dr. Quinzel, aber wir werden sehen, wie sich die ganze Sache entwickelt :D
Ich finde es gut, dass sie den Joker als Menschen ansieht, ich meine, im Endeffekt ist er es ja auch und verdient die gleiche Chance wie all die anderen Psychopathen,
die sonst hier durchlaufen.
Vielleicht ist er ja wirklich therapierbar? :D
Obwohl mich das wundern würde, er ist doch eher stur und ehrgeizig!^^
Von:  Persephone
2009-02-06T22:31:14+00:00 06.02.2009 23:31
Hallo :D
Ich kenn die Story zwar schon, aber irgendwie find ich es richtig, auch hier etwas zu schreiben...na ja eigentlich das selbe :D
Wie schon erwähnt, interessanter Prolog! :D
Bin gespannt, wen es da getroffen hat, obwohl ich eine Ahnung habe.
Aber das ist natürlich nicht bestätigt.
Es klang ziemlich traurig und finster das Ende,
aber ich bin gespannt, wie es dazu gekommen ist,
wenn es die Vergangenheit war oder was passiert, dass es dazukommt.
*na ja bin schon wieder verwirrt*

Netten >Gruß!^^
Von: abgemeldet
2009-01-19T17:08:52+00:00 19.01.2009 18:08
WAAAAH?!?
Was?
Wer is stirbt da?
Nein!
Hilfe!
Okay...beruhigen...lesen. ich muss Lesen!!!

Von: abgemeldet
2009-01-16T15:27:58+00:00 16.01.2009 16:27
echt gail!
Dr. Case gefällt mir wirklich gut! So.. knallhart i-wie *gg*
treibt den armen Gordon in den Wahnsinn^^

schreib schnell weiter!!
lg


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