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Zeitlos

Hinter verschlossenen Türen
von

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Begegnung

Gegen Sonnenuntergang kamen die Pferde allmählich zum Stillstand. Sie hatten in der Nähe des Flusses Halt gemacht und machten Anstallten hier die Nacht zu verbringen. Äußerst unsanft wurde Blaire aus ihren Gedanken gerissen als man sie vom Pferd hob und am Boden absetzte. »Nun seht mal was Tristan mitgebracht hat!« erklang es kurz darauf aus den Reihen der Runde.
 

»Süß, nicht wahr, Boss? « Ein Mann mittleren Alters, was aufgrund der mangelnden Hygiene und der mit tiefen Falten überzogenen Stirn nicht leicht zu erkennen war wand sich nun dem Geschehen hinter ihm zu. »Dürfen wir sie behalten Boss, dürfen wir?« ertönten die Stimmen der Männer um sie herum die ihren Anführer nun um so mehr bittend ansahen.
 

Ehe sie sich versah wurde sie durch die Hände der Männer gereicht wie ein Stück Fleisch, da sie allem Anschein ja auch nichts anderes war. Als ihr einer der Männer einen Kuss auf die Lippen pressen wollte löste sie einen ihrer Arme und schlug ihm mit all ihrer noch verbliebenen Kraft ins Gesicht.
 

Der Mann welcher sich nun die leicht gerötete Wange hielt, holte mit einem Mal aus und traf Blaire mit einer solchen Wucht im Gesicht das sie am liebsten auf die Knie gesunken währe, doch der Trupp Männer hielt sie fest. »Wird Zeit das man dir mal Manieren beibringt? « sagte er den anderen zugrinsend und zog einen Dolch aus der Tasche. Sie versuchte sich zu wehren doch die Schläge und die mangelnde Nahrungsversorgung der letzten Tage zeigten ihren Tribut.
 

Sie schloss die Augen, und wartete auf den Schmerz den die Klinge bei der Berührung ihrer Haut hinterlassen würde. Zielsicher führte er die Klinge als ein Schrei das Geschehen innehalten ließ. »Halt!« erklang die Stimme aus der Ferne. Mit all ihrer noch verbliebenen Kraft öffnete sie die Augen und sah nun den hoch gewachsenen dunkelhaarigen Mann der vor ihr stand und den anderen Männern einen wütenden Blick zuwarf.
 

Da trat einer der Männer vor und entgegnete grinsend» Das ist Kriegsbeute, wir haben nur ein wenig Spaß mit ihr« während er seinen Blick starr auf den anderen geheftet hatte.
 

Worauf dieser ohne jegliche Regung im Gesicht welche ihn hätte verraten können ausholte und den Mann zu Boden schlug. Vor Schreck hatten die anderen Männer Blaire losgelassen die nun zu Boden sank und dort liegen blieb. Der Unbekannte trat einen Schritt vor, hob sie auf seine Arme und wollte sogleich mit ihr verschwinden als einer der Männer aus der Reihe sich umwand und rief »Aber Boss wollen Sie uns etwa die Beute vorenthalten? «.
 

Der Mann der sich nun mit einem Becher Weinbrand auf dem Boden niedergelassen hatte warf den Männern nur einen leicht amüsierten Blick zu während er in seinen Becher hineinmurmelte» Betrachtet es einfach als seinen Anteil« und der dunkelhaarige Mann mit Blaire, die ausdruckslosen Gesichter der Männer im Nacken im Schatten der Bäume verschwand. Als Blaire wieder zu sich kam spürte sie etwas Kaltes im Nacken, sie fasste sich in den Nacken und ertastete ein nasses Tuch.
 

»Beweg dich nicht« vernahm sie kurzerhand eine Stimme hinter sich und erkannte den dunkelhaarigen Mann von vorhin der nur einige Meter weiter an einen Baum lehnte. Sein Gesicht war durch den Schatten des Baumes hindurch nicht zu erkennen. »Du willst die Blutung doch nicht wieder auslösen« fügte er leise hinzu, stand auf und setzte sich neben sie auf den Boden.
 

Blaire wich ein Stück zurück. Erst jetzt sah sie sein Gesicht, er war jung, zumindest jünger als die anderen, hatte dunkelbraunes fast in schwarz übergehendes Haar und seine Züge strahlten eine gewisse Vertrautheit aus. Er hatte ihr Zurückweichen bemerkt und sah ihr nun in die Augen, die ein Maß an Beruhigung ausstrahlten als sie sie ansah.
 

» Du musst vor mir keine Angst haben, ich werde dir nichts tun« sagte er und legte seine Hand neben die ihre. Blaire sah zu Boden. Sie wusste nicht wieso spürte aber dennoch dass seine Worte der Wahrheit entsprachen. Plötzlich griff er in seine Taschen und zog etwas getrocknetes Fleisch und ein Stück Brot hervor.
 

Dann zückte er seinen Dolch, schnitt ein Stück davon ab und reichte es Blaire. Sie nahm das ihr gereichte Stück leicht zögernd entgegen und biss ab. Das Fleisch war ziemlich hart was bei den hier herrschenden Verhältnissen noch untertrieben war, denn Blaire sah in diesem Moment all die Zahnärzte die sie je gehabt hatte vor sich wie sie sie entgeistert anstarrten und mit dem Finger auf sie zeigten.
 

Er hatte ihren Blick bemerkt und reichte ihr nun seine Feldflasche. »Trink, damit ist es ein wenig leichter zu ertragen« sagte er lächelnd und sah sie an. Blaire nahm die Flasche entgegen und betrachtete diese abschätzend. »Was ist das?« entkam es ihr mit einem Mal, womit sie den überraschten Blick Tristans auf sich zog. »Weinbrand« entgegnete er grinsend ehe er hinzufügte »Und ich dachte schon sie haben dir die Zunge rausgeschnitten«.
 

Blaire die diese Bemerkung seinerseits ignorierte führte nun die Flasche an die Lippen und nahm einen großen Schluck. Der Weinbrand brannte in ihrer Kehle wie Feuer sodass sie husten musste und ihr Gesicht an Röte gewann.
 

Sie starrte nun in das Feuer vor Ihnen, welches sie nun zum ersten Mal wahrnahm, seine Wärme war beruhigend wie einschläfernd zugleich und die Flammen schienen vor ihren Augen freudig miteinander zu tanzen. Hier war alles irgendwie anders dachte sie und musste unwillkürlich lächeln.
 

»Wie heißt du?« fragte er nach langem Schweigen und sah sie eindringlich an. Blaire wusste nicht, sollte sie es ihm sagen, was könnte passieren wenn sie es ihm sagte. »Ich bin Tristan« sagte er und sah ihr lächelnd ins Gesicht. »Blaire« erwiderte sie nach einer langen Pause. » Mein Name ist Blaire« Sie wurde von den Geräuschen des Lageralltags geweckt, leicht benebelt fasste sie sich an den pochenden Kopf.
 

Dieser schmerzte fürchterlich, was wohl mitunter dem Weinbrand zuzuschreiben war den sie gestern getrunken hatte. Sie musste sich eingestehen das all das was gestern geschehen war von einem dunklen Schleier des Vergessens umgeben war der sich weigerte ihr zu lüften.
 

Doch mit Tristans Auftauchen kehrten mit einem Mal alle Erinnerungen an die vergangene Nacht und dessen Geschehnisse mit einem Schlag zurück. Sie war entführt worden, und das nun schon zum zweiten Mal binnen kürzester Zeit.
 

Er trat nun vor sie und sah sie lächelnd aus seinen blau-grauen Augen heraus an als er sah wie sie sich mühsam versuchte aufzurichten. »Morgen! Mach dich fertig wir brechen in Kürze auf« erklang seine Stimme, dessen Lautstärke sie zusammenfahren ließ.
 

»Wohin gehen wir? Ich muss nämlich wieder…« entkam es Blaire. Tristan der gerade mit dem Abbau des Lagers beschäftigt war hielt in seiner Tätigkeit nicht inne, auch sah er nicht auf als er eher beiläufig erwiderte »Wir brauchen Proviant, wir müssen in einem der umliegenden Dörfer halten« Da Blairs Widersprüche wie bekanntlich ja doch nichts halfen beschloss sie sich ausnahmsweise nicht einzumischen und keine Widerworte zu geben, was ihr sichtlich schwer fiel.
 

Schon nach gut einer halben Stunde war das Lager verstaut worden und die letzten Vorbereitungen zum Aufbruch wurden getroffen. Als allesamt zu den Pferden gingen packte Tristan plötzlich Blaire und zog sie mit sich. Bei seinem Pferd angekommen bedeutete er ihr aufzusteigen, was schon aufgrund der Größe des Tieres an ein Wunder grenzte. Mit einem Mal spürte sie jedoch wie sie von zwei kräftigen Händen gepackt und auf den Rücken des Tieres gehoben wurde und eh sie sichs versah saß sie hinter Tristan im Sattel.
 

Sie ritten über Felder, Wiesen, durch Wälder, Blairs Ansichten nach alles in allem ein Haufen Natur. Als sie an einem kleinen Bach anhielten um die Pferde zu tränken wollte Blaire die Gelegenheit nutzen um endlich herauszufinden wo sie sich befand und trat leicht zögerlich hinter Tristan der gerade dabei war Fußfesseln an den Vorderhufen seines Pferdes zu befestigten. »Tristan, wo…wo sind wir?« fragte sie und biss sich auf die Lippe als Tristan ihr das Gesicht zuwand. »Im Moment befinden wir uns etwas südlich eines kleinen bailes, wenn das Wetter weiterhin so bleibt sind wir in etwa einer Stunde da« antwortete er und klopfte seinem Pferd anerkennend gegen den Hals.
 

»Das habe ich nicht gemeint! Welches Land ist das hier?« brach es mit einem Mal unkontrolliert aus ihr heraus. Die Anstrengungen und Vorfälle der letzten Tage hatten sichtbar ihre Spuren hinterlassen.
 

»Ach so, die Einheimischen nennen dieses Land glas glas aisling, den grünen Traum« entgegnete er sachte und ließ seinen Blick in den Himmel schweifen. Da Blairs Gesichtsausdruck ihm genauso ratlos wie jener von vorhin vorkam setzte er nach einer Weile erneut an» Die Engländer nennen dieses Land Irland« Blairs Augen weiteten sich unwillkürlich, sie war nicht nur in einer anderen Zeit, sondern auch einem anderem Land knapp 300 Jahre vor ihrer Geburt gelandet. Sie musste sich setzten. Das konnte nicht wahr sein, nein das konnte es einfach nicht. Ihre Hände gruben sich in den Stoff ihrer Hose.
 

Nein das konnte nur, das musste ein Alptraum sein. »Blaire, ist alles in Ordnung?« Tristans Worte ließen sie wie ein Schlag in die Wirklichkeit zurück kehren, er hatte sich neben ihr niedergelassen und hielt ihr nun seine Wasserflasche entgegen. Widerwillig nahm sie die Flasche entgegen und trank einen Schluck ehe sie diese wieder absetzte.
 

»Was ist los Blaire?« erklang Tristans Stimme neben ihr der sie aus seinen Augen heraus eindringlich musterte. »Ich…ich weiß es nicht« antwortete sie leise als ein Ruf sie aufsehen ließ.
 

»Wir müssen weiter, komm!« sagte Tristan und reichte ihr seine Hand. Blaire nahm seine Hand und folgte ihm zu den Pferden, die nur wenige Meter weiter auf der Wiese grasten. Wie sie von dem plötzlichen Aufbruch nicht allzu sehr begeistert schien auch noch das Pferd aus purem Trotz zu Galoppieren angefangen haben.
 

Als sie nach gut anderthalb Stunden das besagte Dorf erreichten fühlte sich Blaire zutiefst erleichtert endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Tristan der nun auch abgestiegen war, hielt die Zügel seines Hengstes in seiner Rechten und führte in zielsicher über den Platz als er vor einer großen Holztafel anhielt. »Was ist los?« fragte Blaire und versuchte einen Blick über seine Schulter zu erhaschen, über seinen plötzlichen Ernst verwundert.
 

»Du bist los!« sagte Tristan mit einem gewissen Argwohn und bedeutete auf die Tafel an der ein Steckbrief von ihr zusammen mit dem darunter angegebenen beachtlichen Kopfgeld hing. Zwar hatte sie vom damaligen Geldwert keine Ahnung, aber schon an der Schreibweise der Ziffern konnte man erkennen dass es sich um eine äußerst großzügige Summe handeln musste.
 

»Was soll den dieser Unsinn?« entkam es ihr, sichtlich überrascht als sie den Steckbrief von der abgenutzten Holzwand nahm. »Du wirst wegen Hochverrat gesucht« entgegnete er knapp ohne seine Augen von dem Papier in ihren Händen abzuwenden vermocht.
 

»Das ist nicht witzig« erwiderte Blaire und warf ihm einen bösen Blick zu. »Ist es auch nicht« antwortete er nun mit leichter Aufregung, entnahm ihr das Blatt und hielt es ihr unter die Nase.
 

»Auf dich ist eine Belohnung von 500 Goldmünzen ausgesetzt, lebendig auszuliefern an einen General der englischen Truppen, Hawkins sein Name« murmelte er und ließ seinen Blick über das Dokument schweifen. Blaire starrte ihn schweigend an ehe sie erneut anzusetzen vermochte.
 

»Du hast doch nicht vor…« die Worte blieben ihr wie ein Kloß im Hals stecken, und allein der Gedanke in die Gefangenschaft des Generals zurückzukehren ließ sie trotz der herrschenden Hitze erschaudern. Nun blickte auch Tristan vom Papier auf. »Natürlich nicht, was denkst du von mir? Aber wir müssen vorsichtig sein, jetzt umso mehr« Blaire nickte leicht.
 

»Außerdem sollten wir dich etwas unauffälliger einkleiden« fügte er hinzu und betrachtete abschätzend Blairs Garderobe.



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