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Zeitlos

Hinter verschlossenen Türen
von

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Die Worte des Mönchs

Als Blaire langsam die Augen aufschlug war das erste was sie wahrnahm die Strahlen der aufgehenden Sonne die durch eines der zahlreichen Fenster des Raumes fielen. Es dauerte eine Weile bis sie begreifen konnte was letzte Nacht vorgefallen war. Erschrocken fuhr sie hoch.
 

»Tristan?!« rief sie und sah sich suchend nach allen Seiten um. Erst jetzt fiel ihr auf das sie sich nicht mehr auf dem kalten Steinboden befand sondern in einem weichen Bett. Eine Decke war über sie gebreitet und auf ihrer Stirn lag ein kalter Lappen, der bei ihrer hastigen Bewegung zu Boden gefallen war. In diesem Moment ging die Tür auf und ein Mann, in eine braune Kutte gekleidet trat ein. Er hielt einen Krug und einen Lappen in der Hand und kam nun in Blairs Richtung ehe er sich auf einem Stuhl neben ihrem Bett niederließ.
 

Er goss etwas in einen Becher und hielt ihn Blaire hin. Aber Blaire kam dem Mönch zuvor und die Worte sprudelten wie aus ihr heraus» Was ist mit Tristan? Wo ist er?« Der Mönch der mit solch einem Ansturm nicht gerechnet hatte sah sie leicht irritiert an, dann hellte sich sein Gesicht jedoch auf und er antwortete» Tristan? Ach, du meinst sicherlich den Jungen.
 

Er ist im Zimmer nebenan gleich den Flur runter, er…So warte doch!«, noch mitten im Satz war Blaire aufgesprungen und rannte aus dem Zimmer. Sie öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Tristan lag im Bett, die Augen geschlossen, sich nicht rührend. Sie konnte nicht atmen, als auch schon der Mönch hinter ihr im Türrahmen erschien. Auch ihm schien der Atem zu fehlen, wenn auch gewiss aus ganz anderen Gründen.
 

Langsam trat Blaire an das Bett heran und betrachtete Tristan eingehend. »Er wird sich wieder erholen aber zunächst braucht er erstmal Ruhe« sagte der Mönch als hätte er ihre Gedanken gelesen und legte mitfühlend eine Hand auf Blairs Schulter die einen sanften Druck ausübte, um sie somit zum Gehen zu bewegen. Er war gerade dabei sie in Richtung der Tür zu führen als hinter ihnen eine leise Stimme erklang und sie zurückhielt.
 

»Tristan?« flüsterte sie und berührte sanft seine Hand, als diese die ihre ergriff und sie neben sich aufs Bett zog. Als er die Augen aufschlug fiel sie ihm erleichtert um den Hals und aus den Augenwinkeln heraus konnte er die Tränen in ihren Augen glitzern sehen. »Wären sie so gut uns für einen Augenblick allein zu lassen Pater?!« sagte Tristan und setzte sich vorsichtig im Bett auf. Als die Tür hinter ihnen geschlossen wurde legte er langsam die Arme um Blaire und zog sie an sich.
 

»Ich habe ganz vergessen dir zu danken, du hast mir das Leben gerettet« sagte Tristan leise nach einer Weile des Schweigens und sah sie an. Die Tränen glitzerten nach wie vor feucht auf ihrem Gesicht als Blaire sie mit einer flüchtigen Bewegung ihres Handrückens beiseite wischte. Sie sah aus dem Fenster, sie wollte seinem Blick nicht begegnen da sie wusste dass sie dann wahrscheinlich sofort wieder anfangen würde zu weinen.
 

»Was ist? Blaire…?« begann Tristan von Neuem und sah sie fragend an als Blaire sich mit einem Mal erhob und in Richtung der Tür ging. Ihre Hand hatte bereits den Türknauf umfasst als sie kurz innehielt ehe sie leise entgegnete» Ich werde dich dann mal wieder allein lassen, du brauchst sicher ein bisschen Ruhe«. Sie öffnete die Tür und wäre beinahe gegen den Ordensbruder gestoßen der gerade dabei war Tristan eine Schale Suppe und etwas Weinbrand zu bringen.
 

Rasch zwängte sie sich an diesem vorbei und eilte den Flur hinunter. »Ist alles in Ordnung?« fragte der sichtlich verwirrte Ordensbruder als er das Tablett auf dem Tisch abstellte.
 

Tristan ließ sich träge in die Kissen zurück sinken ehe er leicht abwesend antwortete »Ja, alles in Ordnung« Blaire war inzwischen am Ende des Flures zum Stehen gekommen und atmete in heftigen Stößen Ein- und Aus. Ihre Knie zitterten und sie hatte Angst wenn sie sich nicht irgendwo festhielt würde sie jede Sekunde den Halt verlieren und zu Boden fallen. Langsam ließ sie sich auf den Boden sinken, die Beine dicht an den Körper gezogen ließ sie ihren Kopf auf ihren Armen zur Ruhe kommen.
 

Für eine Sekunde schloss sie die Augen dann öffnete sie diese wieder nur um sich in dem freundlichen Gesicht des Paters wieder zu finden. Lächelnd bot er ihr seine Hand an die Blaire auch sogleich dankbar ergriff.
 

Sie folgte dem Mönch in einen großen Saal, der wohl als Speiseraum genutzt wurde. Hier und da saßen einige Mönche und Ordensbrüder allesamt ins Gespräch vertieft. Sie setzten sich an die Tafel in der Mitte des Raumes, dann verschwand ihr Begleiter nur um gleich darauf mit zwei Schalen Suppe zurückzukehren.
 

Lustlos ließ Blaire ihren Löffel in die Suppe und wieder hinaus gleiten. Der Pater der ihr Schweigen bemerkt hatte sah sie leicht lächelnd an ehe er sagte» Es herrscht hier kein Schweigegelübte« Ein Lächeln huschte über Blairs Lippen und sie sah auf.
 

»Also was ist mit euch los Kind? Ich sehe doch das euch etwas bedrückt?« »Nun ja, sagen wir mal es ist nicht ganz einfach« entgegnete Blaire und schob ihre Schale mit Suppe beiseite.
 

»Es ist, überall wohin ich auch gehe habe ich das Gefühl die Leute um mich herum nur in Schwierigkeiten zu bringen« fuhr Blaire fort und senkte den Blick. »Wisst Ihr, ich habe mal jemanden gekannt der war genau wie Ihr. Ein Junge, er hat geglaubt das er den Anderen mit seiner bloßen Anwesenheit schadet; ihnen Leid zufügt.
 

Daraufhin ist er von zuhause weggelaufen und hat dadurch seiner Mutter und seiner kleinen Schwester nur noch mehr Kummer bereitet.« antwortete der Pater und kratzte sich nachdenklich an seinem Bart.
 

Er hielt einen Moment inne ehe er fortfuhr. »Es ist nichts Schlimmes daran zu lieben und wiedergeliebt zu werden. Denn für die Leute die man liebt und die einem wichtig sind ist einem kein Risiko zu groß« dabei legte er seine Hand behutsam auf die Ihre.
 

Gegen Abend als die Sonne schon kurz davor war am Horizont zu verschwinden fand sich Blaire im kleinen Garten des Klosters wieder. Der Pater hatte ihr von den wunderschönen Blumen erzählt die dort zu finden waren und gesagt dass sie, wenn schon nichts anderes dann der Anblick der Blumen sie sicherlich aufheitern würde.
 

Langsam trat Blaire durch die Reihen der in allen Farben leuchtenden Gewächse. Es war nicht zu fassen wie viele verschiedene Pflanzen hier wuchsen und gedeihten. Vor einem Rosenstrauch hielt sie inne und musste unwillkürlich lächeln. Rosen, die Lieblingsblumen ihrer Mutter sowie auch ihre eigenen.
 

Sie ging in die Hocke und berührte vorsichtig eines der roten Blütenblätter als sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Als sie sich umdrehte um zu sehen wer außer ihr sonst noch das Bedürfnis gehabt hatte die Blumen zu bewundern konnte sie ihr Erstaunen nur schlecht verbergen – es war Tristan.
 

Sie stockte. »Was machst du hier? Du solltest doch im Bett sein!« entkam es ihr als sie ihn ansah. Die Sonne fiel auf jede einzelne ihrer Haarsträhnen und ließ ihre braunen Haare somit mitunter in einem zarten Rotschimmer erstrahlen. Unwillkürlich musste er lächeln, dann trat er näher an sie heran. »Es ist nur, du warst heute Nachmittag so schnell weg.
 

Ich habe mir Sorgen gemacht« sagte er sanft und legte einen Arm um sie. »Das war nicht notwendig, es geht mir gut« entgegnete sie leise darauf bedacht das er das Zittern in ihrer Stimme nicht bemerkte.
 

»Sicher? Du weißt du kannst mir alles sagen, was es auch ist« antwortete er und zog sie näher an sich. Eine Träne rann ihre Wange herab als sie mühsam die Worte hervorbrachte die ihr schon seit ihrer Begegnung am Nachmittag keine Ruhe mehr gelassen hatten »Du hast ja keine Ahnung! Du hast überhaupt keine Ahnung!« sagte sie und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, als sie den Verband sah trat sie zurück. »Du weißt nicht wie viel Blut du verloren hast, mein Gott du hättest sterben können!« sagte sie mit Tränen in den Augen.
 

»Doch das weiß ich, und es war mir egal« erwiderte er nach kurzem Bedenken und sah sie lange an ehe er hinzufügte »Weil ich dich in Sicherheit wusste« Blaire sah ihm in die Augen als eine weitere Träne ihre Wange herunter rann und er abermals die Arme um sie schloss.
 

Einen Moment zögerte sie dann legte auch sie vorsichtig ihre Arme um ihn. So standen sie eine Weile lang schweigend da bis sich die Sonne hinter ihnen schließlich begann purpurn zu verfärben.
 

Am nächsten Morgen standen sie schon in aller Früh an den Toren des Klosters dazu bereit jede Minute aufzubrechen. Da sie wussten wie gefährlich es war wenn sie länger als ein paar Tage an einem Ort verweilten hatten sie es für das Beste für das Kloster wie auch für seine Bewohner gehalten wenn sie so bald wie möglich aufbrachen. Vom Pater waren sie hierfür reichlich mit Proviant und Medizin ausgestattet worden doch auch die Weiterreise zu Fuß würde nicht ohne Anstrengungen sein und war deshalb nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
 

»Danke für alles, Pater« sagte Blaire und umarmte ihn zum Abschied; der nun zusammen mit den restlichen Ordensbrüdern am Tor stand. »Nichts zu danken und gebt Acht auf euch« entgegnete er und sah die beiden abwechselnd an. Dann ergriff Tristan Blairs Hand und zusammen zogen sie weiter in Richtung Landesinneren.



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