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Achromatopsie

Color blind
von

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Nachtschwarz

Nachtschwarz.
 

So this man knew Jasper, not Alice. Knew him, and seemed afraid of him, too.

(Bella, Breaking Dawn)
 

I must say, it’s a different experience working with you than it is with Mr. Jasper. Much less… unsettling. […] Over the years, you might imagine that I’ve developed a very healthy level of respect for Mr. Jasper and the entire family.

(J. Jenks, Breaking Dawn)
 

It’s just been my experience that some kinds of working relationships are better motivated by fear than by monetary gain.

(Jasper Hale, Breaking Dawn)
 

„Mister Hale, es ist mir eine Freude.“

Der Mann welcher alles andere als erfreut schien war klein, an seinem Kopf war der Ansatz einer Glatze zu sehen und er hatte einen Bauch. Jasper hatte über ihn recherchiert – es war immer besser wenn man heikle Informationen über wichtige Geschäftspartner in der Hand hatte – und wusste daher, dass er Mitte dreißig war.

Als er auf ihn zuging schien das Dickerchen zusammenzufahren.

Der schwere Mahagonischreibtisch lag nur noch zwischen ihnen und das schien den Mann nervös zu machen. Jasper sah die winzigen Schweißperlen auf seiner Stirn, roch das Unbehagen und kümmerte sich nicht darum.

Sie schüttelten sich kurz die Hand, er wurde mit einer wedelnden Handbewegung dazu aufgefordert sich zu setzen und tat es.

„Die Freude beruht ganz auf meiner Seite.“, erwiderte er ruhig und schaute das kleine Männchen über den Tisch hinweg an.

„Wie darf ich Sie nennen, Jenks oder Scott?“, fügte er dann fragend hinzu und das Lächeln auf seinen Lippen hatte nichts Freundliches an sich. Es war rein belustigend zu wissen, dass Menschen so dumm waren und auf falsche Namen herein fielen.

„Wie Ihnen beliebt, Mister Hale.“, murmelte sein Gegenüber schnell und Jasper roch, wie eine weitere Welle von Schweiß sich seinen Weg durch die Poren bahnte.

Widerlich.

„Ich bleibe bei Mister Jenks, ihr alter Partner hat mich so informiert.“ Er sah wie Jenks zu einer Frage ansetzte und schnitt ihm mit einer Handbewegung das nicht artikulierte Wort ab. „Sie können mich Jasper nennen.“

Das nun höfliche Lächeln auf seinen Lippen erschreckte Jenks anscheinend mehr, als wenn er gar nicht lächeln würde und obwohl er keine Gedanken lesen konnte wie Edward wusste er doch, was sich sein Gegenüber dachte. Oder besser gesagt, was ihn beunruhigte.

Jasper hatte seit fünfzehn Jahren eine sehr erfolgreiche Geschäftsbeziehung mit dem alten Partner von Jenks gepflegt und dieser hatte wohl ausführlich Bericht erstattet über ihn. Den honigblonden Vampir störte es wenig, dass seine nicht vorhandene Veränderung beiden Angst einjagte.

Angst war ein guter Motivator.

„Was kann ich für Sie tun, Mister Jasper?“

Mit einer ungewöhnlich festen Stimme kam Jenks nun zum geschäftlichen Teil und seine Finger nahmen den schweren Mont Blanc Kugelschreiber auf. Nach nur wenigen Sekunden störte es Jasper wie sein Gegenüber den teuren Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger rollte, ein Zeichen tiefster Nervosität.

Vielleicht sollte er einen noch stärkeren Eindruck bei Jenks hinterlassen. Seine Hand schnellte nach vorne und bevor sein Geschäftspartner es auch nur hätte sehen können hatten seine feingliedrigen Finger den Deckel umfasst.

Jenks sog scharf die Luft, Jasper nahm den Kugelschreiber ohne weiter auf ihn zu achten und zwirbelte ihn zwischen seinen Fingern umher.

Der ganze Vorgang hatte nicht mehr als zwei Sekunden gedauert.

„Man muss doch nicht nervös werden.“, meinte er spöttisch und schaute dabei auf den hellblauen Kugelschreiber. „Sieben Geburtsurkunden, sieben Pässe und sieben Führerscheine.“, antwortete er dann auf Jenks Frage gelassen.

Wenngleich das Zwirbeln des Stiftes viel interessanter war schaute Jasper davon auf um sicher zu gehen, dass Jenks nicht gleich ein Herzinfarkt bekam.

Die nun noch extremere Nervosität erfasste ihn, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Jasper empfand seine Gabe in solchen Momenten als große Last. Im Gegensatz zu Edward welcher die Gedanken auf ein leises Hintergrundgeräusch herunterschrauben konnte, konnte er die Gefühle aller Lebewesen nicht ausblenden.

Es war nur dank seiner jahrelangen Übung möglich, sich nicht mehr allzu sehr von den Gefühlen beeinflussen zu lassen.

Früher hätte er auf die Nervosität nicht so gelassen reagieren können, er wäre eher aggressiv geworden und hätte das luxuriöse Büro in einen Schutthaufen verwandelt.

Aber das war auch damals gewesen, in der Vergangenheit welche weit zurück lag, ihn dennoch immer wieder einholen wollte.

„Jeweils sieben?“, fragte Jenks mit leichtem Zögern und die Nervosität wurde kurz von Überraschung abgelöst.

Ihm war bewusst, dass es nicht normal war, bei den Preisen einundzwanzig Dokumente zu verlangen aber das kümmerte ihn nicht.

Jenks hatte schon mitbekommen, dass einiges an ihm nicht normal war.

Dem Vampir verging langsam das Interesse an dem Gespräch und gelangweilt fragte er sich, wie lange das noch dauern würde. Wenn er daran dachte, Alice wegen solch einer Lappalie für mehrere Stunden verlassen zu haben wurde er nur genervter.

Aber was tat man nicht alles, um ein neues Leben anzufangen!

Das kleine Städtchen Forks, circa 140 Meilen entfernt von Seattle, würde demnächst ihre neue Heimat sein.

Jasper freute sich nur darauf, weil sich Alice freute.

Sie würden sich mal wieder als High School Schüler ausgeben müssen und das bereitete ihm Sorge. Er hasste es, umgeben von Menschen zu sein und wenn er daran dachte, dass es eine Schule war, verließ ihn sein Vertrauen.

Eine Schule bedeutete eine Ansammlung junger Menschen deren Blut wild in ihren Adern pochte und die nervtötende Stimmungen hatten.

Wenigstens war Forks klein, so klein dass es auffallen würde, wenn er ein oder zwei Menschen tötete.

Bei diesem Gedanken ertönte sofort die vorwurfsvolle aber zugleich sorgenvolle Stimme von Alice in seinem Kopf und er wusste, dass es sein Gewissen war.

Es war tröstlich, ein Gewissen zu haben und in der einen Sekunde, als er das alles gedacht hatte schluckte Jenks nur.

„Einundzwanzig Dokumente, ja. Aber ich glaube daran, dass auch Sie rechnen können.“, antwortete er mit einem überdeutlichen Seitenhieb und sah gespannt dabei zu, wie die Wangen des Mannes sich rot färbten.

Das Brennen in seiner Kehle verstärkte sich und für einen kurzen Moment – so kurz, dass es Jenks nicht sah – verkrampfte er sich, spürte wie seine Muskeln sich anspannten und dann wieder entspannten.

Er hatte sich unter Kontrolle.

„Natürlich, entschuldigen Sie, Mister Jasper.“, kam die unverzügliche Antwort und Jasper ging nicht weiter darauf ein.

„Ich müsste die Namen-…?“, fing er an zu fragen, verstummte dann aber als er in Jaspers Gesicht sah.

Anscheinend hatte er sich doch nicht so gut unter Kontrolle.

Der Vampir hatte nur eine vage Vorstellung, wie er Jenks gerade angeschaut hatte. Hungrig bestimmt nicht, dafür hatte es keinen wirklichen Grund mehr gegeben. Es musste anders sein, eher Angst einflößend.

Nun ja, das war doch nichts Schlechtes.

Wahrscheinlich hatte er seine Lippen übertrieben verzogen, seine Augen waren bestimmt starr geworden und durch das Neonlicht waren seine Pupillen nur Stecknadelkopf groß gewesen.

Sein Gesicht war wohl eine widerliche Fratze seines früheren Selbst gewesen.

Jasper hatte schon vor dem Treffen über die Namen nachgedacht und war, im Gegensatz zu seiner Familie, anderer Meinung. Es war gefährlich, wieder den Familiennamen anzunehmen.

Aber was konnte er gegen sechs Personen ausrichten?

Zudem hatte Alice ihm versichert, dass es niemand bemerken würde.

Das Gute an Menschen war, dass man alle zwanzig bis dreißig Jahren wieder die Namen wiederholen konnte und jetzt war es wieder soweit.

„Fünf Mal Cullen, zwei Mal Hale.“, meinte er tonlos und die nun ängstlich-nervöse Atmosphäre war nur noch von Angst geprägt.

Jenks räusperte sich, seine winzigen Schweinchenaugen wanderten zu Jaspers Hand in welche er noch immer den Kugelschreiber herumwirbelte. Dann holte er schnell ein Seidentuch raus, tupfte seine schweißnasse Stirn ab und öffnete vorsichtig die erste Schublade des Mahagonischreibtisches.

Die plötzliche Anspannung von ihm ließ Jasper wachsam werden.

Ohne, dass er viel von seiner gelassenen Haltung aufgab wanderte sein Blick zu der Schublade. Die wenigen Sekunden in denen Jenks ein Füllfederhalter herausholte reichten für Vampiraugen massig.

Die einzelnen Blüten, die aus einem braunen Papierumschlag herausschauten sahen gut aus, sehr echt auch wenn ihr Geruch sie verriet.

Kein Mensch würde sie jedoch von echtem Geld unterscheiden können und für den Bruchteil einer Sekunde trat wieder ein spöttisches Grinsen auf seine Lippen.

Es war fast schon beleidigend daran zu denken, dass er auch einmal so ein naiver Mensch gewesen war.

Auch wenn ihn in mancherlei Hinsicht der Neid überkam.

Zu gern würde Jasper nur einmal die Augen schließen und schlafen, mehr noch, träumen. Er wollte von Alice träumen, jede Nacht.

Aber er wusste, dass sie niemals einander kennen gelernt hätten, wenn beide kein Vampir geworden wären.

Allein es in Erwägung zu ziehen, sie niemals gekannt zu haben war nicht gut für ihn.

Es brachte ihn auf dumme Gedanken.

Ein dummer Gedanke war, dem Menschen vor ihm in den speckigen Hals zu beißen, die Halsschlagader zu durchtrennen und das Blut zu trinken.

Schnell schüttelte er diese Überlegung ab.

„Vornamen?“, fragte Jenks nun wieder nachdem er die Nachnamen auf ein teuer aussehendes Papier geschrieben hatte.

„Für Cullen: Carlisle, Esme, Edward, Emmett und Alice. Für Hale Rosalie und Jasper.“, schloss er und sah, wie Jenks ihn für einen Moment anlinste.

Das kratzende Geräusch der Feder auf Papier störte ihn und er ließ den Kugelschreiber schneller zwischen seinen Fingern zwirbeln.

Die Fensterfront welche sich hinter Jenks’ Schreibstuhl erstreckte zeigte den nun dunkler werdenden bewölkten Himmel. Unter dem Gebäude erkannte selbst ein Mensch Seattle, leuchtend in der Abenddämmerung als wollte die Stadt damit sagen ‚Kommt her!’.

Jasper hörte, wie Jenks den Mund aufmachte und Sauerstoff einatmete um eine weitere Frage zu stellen.

„Keine zweiten Vornamen.“, antwortete Jasper ohne seinen Blick von dem dunklen Himmel zu wenden. Er fragte sich, wie lange es noch dauern würde und wusste schon jetzt, dass es Nachtschwarz war wenn er in sein MG GT stieg.

„Das Alter?“ Die Stimme von Jenks war jetzt kratziger als die der Feder.

Jasper verdrehte die Augen, er hatte das schon so oft gemacht, dass es gähnend langweilig war.

Vielleicht ließ er zum Spaß eine kleine Angstwelle über Jenks hinwegfegen wenn sie fertig waren, nur um den Eindruck zu verstärken.

Mit gelangweilter Stimme ratterte er die Zahlen herunter und sah amüsiert, wie Jenks unbeholfen auf seinem Papier herumkleckste. Noch einmal, dieses Mal langsamer, sagte er das Alter jeder betreffenden Person und wartete geduldig, bis er fertig geschrieben hatte.

Menschen halt.

„Gut, danke. Ich bräuchte jetzt nur noch Fotos.“, murmelte Jenks und man hörte deutlich, dass er darüber glücklich war, dieses Gespräch bald beenden zu können.

Mit seiner freien Hand holte er Bilder von allen Familienmitgliedern raus, ausgenommen Alice. Niemals würde Jasper es zulassen, dass sie auch nur in den Hauch einer Gefahr kam, das lag einfach nicht in seiner Natur. Was mit den anderen geschah und mit ihm war egal, solange er Alice in Sicherheit wusste.

Als Jenks die Bilder flüchtig anschaute schien er zu bemerken, dass eines fehlte und bevor er die sinnlose Frage stellen konnte hatte Jasper schon zur Erklärung angesetzt.

„Darum werde ich mich selbst kümmern.“, antwortete Jasper mit einem eisigen Lächeln, sodass Jenks nur nicken konnte.

„Natürlich, wenn Sie wünschen. Ich werde keine Probleme bereiten.“, beeilte er sich schnell zu sagen und das eisige Lächeln auf Jaspers Lippen wurde zu einem Grinsen.

„Das rate ich Ihnen, Jenks.“

Die unterschwellige Drohung sowohl in seinen Worten als auch in seiner Stimme entging Jenks nicht und ließ ihn erschaudern.

Als wäre das noch nicht genug schickte der Vampir eine Angstwelle hinterher und er sah belustigt, wie die Lippen von Jenks anfingen zu zittern.

„Wann wollen Sie die Dokumente?“ Nicht nur seine Lippe zitterte, auch seine Stimme.

„In fünf Tagen, wenn es sich einrichten lässt.“, meinte Jasper höflich und löste die gerade noch ängstliche Stimmung ab zu einer ruhigen.

Jenks griff sich an den Kragen und zog etwas daran, dann erfasste ihn die Ruhe und er schüttelte den Kopf.

„Bei allem Respekt Mister Jasper, ich glaube nicht-…“, fing er an.

„Fünf Tage.“, unterbrach ihn der Angesprochene kalt und wieder schlug die Stimmung um. Die Ruhe verließ Jenks und er wurde wieder von Angst geplagt.

„Natürlich.“, murmelte er ergeben. „Dann in fünf Tagen um Sieben im Dolce Vita? Leider habe ich danach einen wichtigen Termin und hätte deshalb nur kurz Zeit.“

Jasper erschien es eher, als wollte Jenks nicht mit ihm essen aber der Vampir wollte ihm das auch ersparen.

Es würde nicht mehr viel übrig von seinem Geschäftspartner bleiben.

„Gern.“, sagte er schlicht.

Es war alles gesagt und beide standen auf.

Jasper ließ den Kugelschreiber noch einmal durch seine Finger zwirbeln, warf ihn dann mit einem schnippenden Geräusch hoch und fing ihn mit der anderen Hand. Die nun freie Hand griff nach seinem Portemonnaie und er holte eine größere Summe an Geldscheinen heraus.

Er wusste natürlich, wie die Bezahlung ablief und legte es gelassen auf den Tisch zwischen beide, ehe sie sich die Hände schüttelten.

„Es war mir eine Freude.“, sagte er und ließ den sarkastischen Tonfall weg.

„Ganz meinerseits, Mister Jasper.“, antwortete Jenks und die Lüge war für den Vampir unüberhörbar.

„Ich darf doch?“, fragte Jasper und deutete auf den Kugelschreiber. „Als kleines Pfand.“, fügte er mit einem letzten Angst einflößenden Grinsen hinzu.

„Oh, ja… natürlich.“, antwortete Jenks schnell. „Kommen Sie gut nach Hause.“, hörte er noch die Worte als er schon auf dem Weg nach draußen war.

Nachtschwärze umgab ihn als er aus dem Gebäude trat und mit einem zynischen Grinsen auf den Lippen freute er sich schon auf die weiteren Treffen.
 

Ich kann es nicht lassen, über Jasper zu schreiben... Tut mir Leid~
 

<3~



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  AdrienDuCranier
2009-04-14T18:00:01+00:00 14.04.2009 20:00
O_____O
Wow....
Hammer...
Und: Angst...
Ich...
Cooooooooool...
*_____*

Von: abgemeldet
2009-04-02T20:06:19+00:00 02.04.2009 22:06
*dickes Lob*
eine super geile Geschichte.
Jedes Kapitel war klasse...
mach weiter
bin ja so aufgeregt was als nächstes kommt
*auf und ab hüpfen*

ggLG
Von:  SamanthaGallin
2009-03-23T15:12:24+00:00 23.03.2009 16:12
Juhu das neue Kapi mit einem Angstschwitzenden Jenks *fg*
Oh ich liebe diese Jasper Geschichte
Ich find es schön mal was von seiner leicht blutrüntigen Vampirseite zu lesen und dann auch noch aus seiner Sicht (ich fang gleich an zu schwärmen) ^^
ich freu mich schon risig auf dein nächstes Kapi
lg Sam


Von:  CurlyHair
2009-03-23T15:00:46+00:00 23.03.2009 16:00
*applaus*
Ich bin begeistert, das ist echt schaurig schön und hey du darfst soviel über Jasper schreiben wir du willst. Das lese ich gerne :)

lg Nicole


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