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Achromatopsie

Color blind
von

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Blassblau

Author_: Adhara

Disclaimer_: Charaktere by Stephenie Meyer

Category_: Episodes

Couple_: The whole couples I adore.

Content_: Unzusammenhängende (oder zusammenhängende? Ich weiß noch nicht…) Episoden aus dem (Liebes-)leben der Vampire.

Prov's_: Unbekannter Erzähler.

Comments_: Life is colorful

Important notice_: Ich mag es, hab am Anfang gar nicht gedacht, dass daraus so ein großes Projekt wird… es sollte mich eigentlich nur unterhalten

Inspirations_: My Womanizer <3

Feelings_: Strong, Impulsive, Vampire
 

Blassblau.
 

Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.

Oh. Gott. Oh Gott. Oh Gott.

Ohgottohgottohgott!

“Jaspeeer!!”

Ihre Stimme war heiser und aufgekratzt.

Völlige Alarmbereitschaft machte sich in seinem Körper breit als er ihre wunderschöne Stimme hörte welche ein wenig zu hoch war. Er wusste, dass es passiert war. Mit einem gespielten ächzen stand er von dem bequemen Ledersessel auf und ging in die Richtung aus der die Stimme seiner großen, einzigen Liebe kam.

Er konnte ein Lächeln nicht unterdrücken als er seine süße Alice mit einem völlig verzweifelten Gesichtsausdruck sah, in ihren Händen vier verschiedene Hosen.

„Was ist denn?“

Eine Beruhigungswelle schwappte über sie hinweg und nicht mehr ganz so verzweifelt schaute sie ihren Mann an.

„Ich habe ein Problem!“, rief sie todernst um das Gesagte zu unterstreichen.

Natürlich wusste sie, dass er wusste, dass beide wussten, dass sie des öfteren ein Problem hatte, wenn sie einkaufen gingen. (Sie bevorzugte das Wort Shoppen).

„Diese vier Hosen sehen alle super aus!“

Er wollte jetzt nicht grinsen, aber es war wirklich schwer, etwas zu finden, was nicht gut an ihr aussah. Alice hatte – abgesehen von der Größe – einen Supermodelkörper und das wusste sie, selbst wenn sie sich gerade so kritisch in dem Ganzkörperspiegel musterte.

Ihre Beine waren schlank und wohlgeformt, ihre Hüften perfekt um so Minislips mit Bändeln zu tragen und ihre Taille war extrem schmal. Er ließ seine Augen weiter gleiten, ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Ihre kleinen formvollendeten Brüste ließen jedes Oberteil mit Ausschnitt zur Sensation werden und ihr schmales Schlüsselbein lud dazu ein, sanfte Küsse darauf zu hauchen. Ihre Arme waren schmal wie ihr ganzer Körper und ihre Finger waren langgliedrig und sanft. Alice’ Gesicht war zu einem verzweifelten Ausdruck verzogen und war dennoch schön. So schmal wie ihr Körper war auch ihr Gesicht. Fein, mit interessanten, meist vor Freude sprühenden Augen und mit perfekten Lippen.

Er ging zu ihr und wuschelte ihr durch die Haare.

„Ach Jazz!“ Sie hasste es, wenn er das machte aber jetzt hatte sie ein anderes Problem. „Ich weiß, die vier Hosen sind alle weiß aber es gibt bedeutende Unterschiede! Schau mal, die hat leichten Glitzer, es würde total super aussehen wenn da Licht darauf fallen würde. Und die andere hier hat aufwendige Stickereien auf den Taschen. Die hier-…“ Sie hob die dritte hoch. „hat ein Lederband zum Schnüren an den Seiten! Und die letzte ist einfach nur weiß. So schön!“

Sie seufzte herzzerreißend auf.

Und dann tat Jasper etwas, was er für immer bereuen würde.

„Nimm doch alle vier!“

Sofort legte sich ein Strahlen auf ihre Lippen und mit einem Jauchzen lag sie in seinen Armen.

„Wirklich? Oh Jazz!“ Schnell wurden die Hosen zu einem schon beachtlich großen Klamottenberg geworfen und Alice legte zärtlich ihre Arme um seinen Nacken.

„Du bist so süß!“ Ihre Lippen fanden seine und verschmolzen zu einem innigen Kuss. Vielleicht würde er es doch nicht bereuen.

Sie löste sich sanft und strich mit ihren sanften Lippen über seine Wange, hin zu seinem Ohr und er hörte sie leise lachen.

„Du hast einen Gefallen bei mir frei!“ Viel zu verführerisch.

Er würde es auf jeden Fall nicht bereuen.
 

„Insgesamt wären es dann 3798 Dollar und 47 Cent.“

Für einen kurzen Moment war er wirklich geschockt.

Dann zückte er völlig ungerührt und mit einer Lässigkeit in der Bewegung welche kein Mensch schaffen konnte seine Kreditkarte und reichte sie über die Ladentheke. Als der Barcode jedoch durchrann und ein erkennendes Piepen ertönte schluckte er schnell.

Auf Wiedersehen, du gewünschtes Tuning für die Harley.

„Vielen Dank und beehren sie uns bald wieder!“

Er steckte seine nun erwärmte Kreditkarte ein und nahm die Taschen welche mit dem silbernen Karton und der Kordel so exklusiv aussehen. Alice hakte sich bei ihm ein und beide verließen den Laden; sie freudestrahlend, er ernüchtert.

„Das hat jetzt gut getan!“, quiekte Alice. Sie spürte die eifersüchtigen Todesblicke der Frauen und genoss sie, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie wegen der vielen Taschen oder wegen ihrer sexy Begleitung neidisch waren.

Verstohlen linste sie zu Jasper hoch und musterte ihn schweigend.

Na ja, mit großer Wahrscheinlichkeit schauten die Frauen so eifersüchtig weil sie mit ihm Hand in Hand rumlief. Er sah ja auch unverschämt gut aus.

Sein Gesicht war nachdenklich, wie so oft. Seine perfekt geformten Lippen waren zusammengepresst, kein Lächeln erhellte die blasse Haut. Das würde sie ändern!

“Da rein?“

Mit ausgestrecktem Finger deutete sie auf einen noch viel exklusiver und teurer aussehenden Laden. Einen kurzen Moment spürte sie, wie Jasper mit sich kämpfte. Alice wusste, dass er am liebsten eine Depressionswelle über sie hinweg geschwappt lassen hätte um zu zeigen, dass er keine Lust mehr hatte aber er riss sich zusammen. Und als er dann auch endlich sah, was es für ein Laden war glitt doch ein Lächeln auf seine Lippen und sie konnte die kleinen Grübchen sehen welche sie so liebte.

„Wenn du willst.“ Es klang schwer beherrscht, als würde er lieber etwas Begeistertes sagen. Wie süß er war! Sie konnte die Vorstellung eines kleinen Jungen der in ein Süßigkeitenparadies kam nur schwer unterdrücken als sie rein gingen.

Er wusste, dass er denken sollte, dass diese winzigen Kleidungsstücke so unpraktisch und viel zu sinnlos waren für diese Preise. Es wäre ein richtiger und auch pragmatischer Gedanke gewesen, aber sein Gehirn schien blockiert zu sein. Umringt von Pastellfarbenen, sündig schwarzen und unschuldig weißen Stückchen Stoff ließ es sich schlecht denken.

Alice hob einen rosefarbenen Seidenslip hoch, passend dazu einen Strumpfhaltegürtel und einen Bh.

„Das sieht sogar bequem aus…“, lächelte sie hinreißend und er wagte es nicht einzuatmen. Am liebsten hätte er diesen so seidig aussehenden Stoff berührt, nur um zu testen ob es sich so gut anfühlte wie es aussah aber er hatte Sorge, dass er dann durchdrehte. Und ja verdammt, diese Sorge war begründet!

„Wenn du meinst.“, brachte er unter den größten Anstrengungen hervor und veranlasste damit zwei etwas entfernt stehende Frauen zu kichern. Er ließ eine Welle Schuldgefühle über beide schwappen und schon schauten sie nicht mehr so amüsiert. Geschah ihnen ganz recht.

„Jazz!“ Er sah Alice’ entsetzen Gesichtsausdruck und wie sie ihren Kopf schüttelte. Dann ging sie weiter durch die Reihen und er folgte ihr mit einem Sicherheitsabstand. Es war so schwer, geradeaus zu schauen und die kleinen Spitzen- und Rüschchendinger zu ignorieren aber es war hier nicht angebracht, durchzudrehen. Nur, die Vorstellung allein… Jasper erschauderte und versuchte den sich ausbreitenden Gedanken zu verbannen. Es war alles andere als hilfreich, als seine Augen zu einem der Flatscreenbildschirme huschten wo gerade ein Werbespot lief.

Halb begleitet räkelte sich ein modelähnliches Abbild der Venus auf einer Ledercouch und schien eindeutig Spaß an ihren bedürften Klamotten zu haben.

Ein Räuspern von Alice riss ihn aus seiner Starre und schnell schaute er zu ihr. Es war ein lustiger Anblick, Jasper so hilflos und verloren in den Weiten von Frauenunterwäsche zu beobachten und als sie schließlich seiner Aufmerksamkeit gewahr war zeigte sie auf ein hübsches Negligé in nachtblau.

„Das würde sehr gut zu dem Set passen, was denkst du?“

Alice machte eine winzige Bewegung aber Jasper hatte es sofort im Blick. Auf der weißen Lacktheke hatte sich ein kleiner Haufen großer Sünden angesammelt und ihm war klar, dass es nur Alice’ Verdienst war.

Er nickte schnell als er sich bewusst wurde, dass dieses winzige Kleidchen nur aus Spitzenstoff bestand welches mehr zeigte als eigentlich versteckte. Seine Stimme hatte er irgendwann zwischen dem Gang voller Unterwäsche und dem Werbespot verloren und war jetzt einfach nur sprachlos.

„Also auch das.“ Kurz war es still, dann sah er ihr Lächeln. „Oh Gott, ich liebe es!“ Diese Stimmlage sollte verboten gehören, so verführerisch war sie.

Jasper war nie ein Mann der großen Dinge gewesen, wenn er etwas sagte war es meist wohl überlegt und wenn er etwas tat dann mit einer Gründlichkeit, welche früher selten Überlebende zurückgelassen hatte. Die Beziehung zwischen Alice und ihm war anders als jede in der Cullen Familie. Dadurch, dass sie nie ganz vollständig ohne den anderen gewesen waren mussten sie nicht unbedingt Worte wechseln, um sich zu verstehen. Sie hatten keine so physisch-fixierte Beziehung wie Emmett und Rosalie, keine sich so zärtlich zeigende Liebe wie Carlisle und Esme und erst Recht keine so obsessiv zeigende Liebe wie Edward und Bella.

„Oder…?“ Ihre zweifelnde Stimme ließ ihn aufschauen.

Es war anders zwischen ihnen.

Sie liebten sich, aber es war nicht wichtig sich körperlich nahe zu sein. Die Zärtlichkeit zwischen ihnen lag mehr im Verborgenen. Sie sagten sich, dass sie sich liebten aber meist war es überflüssig, den intimen Moment mit solchen Lappalien zu zerstören. Ohne einander würden sie nicht leben können, so obsessiv waren sie gegenüber dem jeweils anderen aber sie wussten es voneinander, und das reichte ihnen.

Meistens, zumindest.

Mit einer zärtlichen Bewegung hatte er ihre Hand in seine gelegt, zog sie zu sich und strich ihr eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Alles, Alice.“

Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und er lächelte zurück. Er würde ihr alles geben was sie wollte, und wenn es so unwichtige materielle Güter waren, dann auch diese einfachen.

„Was hältst du von der Idee wenn wir die kleinen Dinger heute Abend ausprobieren und am nächsten Morgen können wir dann duschen…? Da gäbe es noch zwei fluffige Bademäntel in blassblau…“

Rosarot

Rosarot.
 

Sie ging einen Schritt vor, der Hüftschwung perfekt.

Er ging einen Schritt zurück, hob seine Hand welche ihre hielt hoch.

Eine Drehung und sie lag in seinen Armen.

Nur kurz ertönte helles Lachen durch den Raum, dann drückte er sie schon von sich und sie wirbelte weg von ihm. Sie legte einen filmreifen Augenaufschlag hin welchem nicht einmal ein Charmeur hätte widerstehen können und wurde wieder an ihn gezogen.

Eng umschlungen, seine Hand besitzergreifend auf ihrem Steißbein führte er sie weiter durch den Raum und ließ keinen Zweifel daran, wer der Mann war.

Pure Elektrizität floss zwischen ihnen hin und her.

Es war klar, was heute Nacht serviert wurde.

„Wir machen Angst.“ Ihre Stimme war ein selbstgefälliges Flüstern nah an seinem Ohr und mit ihrer linken Hand fuhr sie flirtend über seine starke Schulter.

Ein Blick auf die Tanzfläche um sie herum genügte und er grinste die Venus in seinen Armen an.

„Sie wissen, dass sie gegen Dich keine Chance haben.“

Emmett musste es nicht unbedingt sagen. Seine Tanzpartnerin wusste es – natürlich. Wie auch nicht, wenn man die personifizierte Schönheit war?

Das Lied würde gleich zu Ende sein und er drehte sie noch einmal ehe er seine Arme beugte und sie in seinen lag. Einstudiert wie es war legte Rosalie ihren Kopf in den Nacken, das blonde Haar fiel in Wellen über ihren Rücken hinab und schien noch länger zu sein. Sie hatte ihre Augen geschlossen und ihre roten Lippen waren leicht geöffnet. Sie wusste nur zu genau, was für eine Wirkung es erzielte.

Für einen Moment bewunderte er ihre Schönheit, dann hob er sie mit Leichtigkeit an und küsste sie leidenschaftlich auf die sorgsam geschminkten Lippen.

Schade, dass Jasper nicht da war. Er hätte den Neid welchen alle Männer in diesem Raum gerade fühlten abbekommen und hätte schließlich ihn angestresst, warum sie immer so eine Show abziehen mussten.

Wieso sie es taten?

Es war Rosalie, ganz einfach.

Sie liebte die große Show, den großen Auftritt und wenn er ihr mit so etwas banalem Freude bereitete, warum nicht? Er wollte es nicht zugeben, aber einen gewissen Reiz hatte es auch für ihn.

Seine Hand glitt weg von ihrem Steißbein, die andere hielt er aber immer noch.

„Zufrieden?“ Das spielerische Grinsen welches auf seinen Lippen lag hörte man auch in seiner Stimme.

„Sofort.“ Hand in Hand gingen sie von der Tanzfläche und Rosalie achtete darauf, dass ihr Hüftschwung zwar provokativ aber nicht zu einladend war. Genau solche Bewegungen machten andere Frauen nämlich rasend vor Eifersucht und Wut.

„Du bist ein kleines Miststück.“

Sie grinste auch.

„Klar!“

Es machte Spaß und sie hatte keinen Grund damit aufzuhören. Vielleicht wenn sie irgendwann reifer wurde aber daran zweifelte sie. Mit Emmett war es so leicht. Es fühlte sich so gut an, unreif zu sein. Es fühlte sich gut an, ihn in der Umgebung zu haben. Er hob sie in den Stand einer Prinzessin, eventuell auch in den Stand seiner Königin.

Und wenn es doch hart auf hart kam war er da.

Sie wussten beide, dass es sie gewesen war, die ihn gerettet hatte. Damals, als sie allein jagen gewesen war hatte sie ihn gesehen. Selbst mit schmerzverzerrtem Gesicht und blutüberströmt hatte er noch wunderschön ausgesehen. Das dunkle, gelockte Haar welches in sein Gesicht fiel und die Grübchen. Diese atemberaubenden Grübchen die sie ihm wenn er lachte entlockte. Sie hatte ihn gerettet, hatte ihm die Chance gegeben ein zweites Leben zu beginnen, mit ihr. Und er hatte die Chance genommen.

Was Emmett aber nicht wusste, und was sie ihm nie sagen würde war, dass er eigentlich sie gerettet hatte. Rosalie hatte das Dasein als Vampir gehasst, hatte es sie doch immer an ihre verpasste Lebenschance erinnert. Sie wäre wohl nie über die Art, wie sie ihr kurzes sinnloses Leben geführt hatte hinweg gekommen, wäre da nicht Emmett gewesen. Er hatte sie selbst in ihren dunkelsten, in ihren hässlichsten Stunden wo er nichts anderes an ihr hätte sehen konnte, schön gefunden.

Nicht diese Art von Schönheit, derer sie sich so sicher war.

Er hatte ihren hässlichen Charakter, ihre geschundene Persönlichkeit schön gefunden und damit eine kleine Tür in ihrem Inneren geöffnet, welche sie gedacht hatte immer verschlossen halten zu müssen.

Die kleine Tür namens Hoffnung.

„Woran denkst du?“ Seine männliche Stimme riss sie aus ihren Gedanken und für eine Sekunde wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Dann lächelte sie blasiert.

„Dass wir jetzt gehen“

Rosalie war dominant und Emmett war stur.

Eine explosive Mischung, aber es war allein Emmetts Verdienst, dass sie sich so gut wie nie stritten. Er witzelte dann meistens herum und machte sich über alles lustig, sodass sie nur selten lange wütend auf ihn sein konnte. Und meistens überließ er ihr ja die Führung auch wenn sie nie zugeben würde, dass sie es anders hin und wieder mochte.

Wenn er sich einfach nahm was er wollte.

Es war kurz vor Mitternacht und die Tanzfläche füllte sich nun wieder etwas nachdem sie fast ganz leer gewesen war als Emmett und Rosalie getanzt hatten. Verständlich, niemand konnte weder mit ihrem Aussehen noch mit ihren Bewegungen mithalten und niemand wollte sich dem direkten Vergleich unterziehen und kläglich scheitern.

Das körperlich perfekte Paar schritt auf den Ausgang zu, Emmett half ihr in den teuren schwarzen Mantel und beide verschwanden in die Nacht.

Sie würden noch lange das Gesprächsthema dieser Party sein.

Mit einem klingenden Geräusch holte Emmett die Schlüssel raus und öffnete mit einem Klicken das Auto. Er war Gentleman genug, um ihr die Beifahrertür ihres Kabrios aufzuhalten aber bevor sie einstieg warf sie ihm einen durchdringenden Blick zu. Er wusste, dass sie nicht ganz damit einverstanden war aber er saß schon neben ihr.

„Du lebst gefährlich, Emmett Cullen!“ Ihre Stimme war Eis.

„Immer, Schatz.“ Seine war Sex.

Eis und Sex, ein wenig explosiv bei ihnen.

Beide spürten wie er beflügelt wurde vom Geschwindigkeitsrausch.

Die Nadel zeigte bald 120 Meilen an als Rosalie demonstrativ gähnte.

„Hast du es so eilig?“

„Du hast einen neuen Duft aufgelegt.“

Okay, er wollte also auch in der Liga der Coolen mitspielen. Wenn er sich da mal nicht unterkühlte…

Sie ärgerte sich jetzt, dass sie es ihm so leicht gemacht hatte. Beim Tanzen hätte sie sich seiner Führung entziehen sollen, nur um ihn etwas zu ärgern aber sie hatte es nicht über sich gebracht als sie die vielen eifersüchtigen Blicke gespürt hatte. Und beim Einsteigen hätte sie ruhig noch ein wenig am Selbstbewusstsein kratzen können mit ihren frisch manikürten Nägeln, er hätte es sicherlich verstanden. Und der Duft – sie hatte falsch entschieden. Aber heute Nacht war sie absolut nicht in Stimmung gewesen auf etwas zu Vertrautes. Sie wollte ihn damit betören und es war ihr geschafft, das wusste sie.

Als die Nadel 125 Meilen anzeigte fing sie quälend langsam und verführerisch an ihren Mantel aufzuziehen. Er landete auf den hinteren Sitzen und süffisant lächelnd lehnte sie sich in den schwarzen Ledersitz.

„Es ist gefährlich, Liebling.“

Er lachte auf und drehte seinen Kopf zu ihr. Einige Sekunden schauten sie sich an, dann zog er misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Auch wenn er sie immer noch durch die rosarote Brille sah konnte er es ihr nicht immer erlauben so sarkastisch zu sein.

„Wir haben ja Airbags.“, sagte er spöttisch und grinste wieder.

„Ich meinte damit dein Spielen.“

Jetzt war sie an der Reihe spöttisch zu grinsen. Ihre Hand fuhr durch ihre Haare, an ihrem Hals entlang. Ihre Finger glitten weiter, über den Ausschnitt ihres Dekolletés und hinab zu ihrem mit Seidenstoff besetztem Körper wo sie schließlich in ihrem Schoß ruhen blieben. Aus den Augenwinkeln sah sie wie dabei die Nadel auf 130 kletterte.

Keine Regung von Emmett.

Wie enttäuschend, sie musste also einen Schritt weiter gehen.

Kein Problem.

Als wäre ihr zu warm fing sie an, sich auf ihrem Ledersitz zu räkeln. Der Seidenstoff ihres Kleides welcher wie eine zweite Haut auf dieser lag rutschte nach oben, immer weiter. Es dauerte nicht lange und ihre perfekten weißen Oberschenkel wurden vom Mond beschienen. Sie merkte wie sich Emmett neben ihr anspannte.

Fies, aber effektiv.

Die Kilometernadel wurde nach oben getrieben, es zeigte fast 140 Meilen pro Stunde an als Emmett abrupt bremste.

Sie waren beide nicht angeschnallt, fielen aber nicht nach vorne.

Nach wenigen hundert Metern kam der Wagen zum Stillstand aber er schaute sie immer noch nicht an. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet in die Dunkelheit. Seine Hände umklammerten das Lenkrad und man konnte deutlich seine angespannten Muskeln durch das weiße Hemd sehen.

„Zu viel?“ Ihre Stimme war unerträglich süß, unschuldig.

Er lockerte seinen Griff und entspannte auch seine Gesichtszüge, ehe er sich mit einem lässigen Grinsen zu ihr drehte.

„Wohin denkst du?! Ich dachte mir nur, dass ich dein Stöhnen jetzt hören will wenn du dich schon so anbiedernd räkelst und nicht erst nachher.“

Ihr Gesichtsaudruck war total undurchdringend, kühl.

Wie immer.

„Herzlichen Glückwunsch, Kleiner.“ Sie hauchte die Worte und er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken.

Dann lagen ihre Lippen auf seinen, fordernd.

Mit geübtem Griff ließ er seinen Sitz nach hinten gleiten und packte Rosalie dann an den Schultern. Er zog sie besitzergreifend auf sich und nahm den Kuss dann wieder auf.

Ihre Lippen schienen auf seinen zu verbrennen, so lang hatten sie darauf gewartet. Und jetzt, als das Gefühl ohne Vorwarnung wieder da war und an ihnen zerrte war es noch besser.

Sonnengelb

Sonnengelb.
 

Es gab nichts Spannenderes als Architektur.

Der Tag war leicht bewölkt, perfekt also um draußen zu sitzen und sich Grundskizzen von einigen alten Bauten der 20er Jahre anzuschauen. Auf Esmes Schoß lag ein Blanko Block und zwischen ihren Fingern zwirbelte sie einen guten Bleistift. Das weiße Blatt schrie gerade zu danach bekritzelt zu werden aber sie war sich unsicher.

Wie konnte sie ein Gebäude im Stil der 20er Jahre mit modernen Elementen vereinbaren? Eine schier unlösbare Aufgabe, ihrer Meinung nach.

Um wenigstens etwas auf Papier gebracht zu haben zog sie einen Strich, ärgerte sich gleich darauf aber deswegen. Wie unkreativ sie war!

Esme ließ ihren Blick über die Lichtung gleiten und sie blieb an einem Mann hängen welcher allem Anschein nach zufrieden aus dem hinteren Wald kam. Carlisle war jagen gewesen, allein.

Sie konnte nicht anders, sie tastete mit ihren Augen seinen Körper ab und seufzte leise auf. Es war immer noch ungewohnt mit so einem Prachtexemplar von Mann liiert zu sein, so richtig liiert. Er schien so perfekt im Vergleich zu ihr. Mit seinem Körper machte er die Krankenschwestern reihenweise liebestoll und mit seinem Verstand gewann er auch noch ihre Herzen. Nur zu gut, dass seines ihr gehörte.

Es half alles nichts, ihre Finger welche den Bleistift hielten fuhren schnell über das Blatt, zeichneten grob seine Konturen nach bevor sie auch nur etwas konkreter wurden konnte.

„Wieder kreativ?“ Ohne von der Zeichnung aufzuschauen wusste sie, dass er noch weit genug weg war um in Ruhe aber doch mit einer gewissen Hast weiter zu zeichnen. Für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob seine Stimme rau war aber sie konnte es fast nicht glauben. Wieso denn auch?

„Ja, ich zeichne gerade-…“ Einen sexy Doktor mit verruchtem Blick und halbnackt. „Einige Skizzen, du weißt doch, der 20er Jahre Stil lässt mich nicht mehr los.“

Keine so schlechte Idee. Bevor sie es auch nur verhindern konnte glich der sexy Doktor auf dem Papier einem Dandy-Verschnitt, nur viel heißer.

Oh Gott, biologisch gesehen war sie 26 und sie führte sich so kindisch auf!

Als er dann auch noch gefährlich nah kam riss sie das Blatt vom Block und zerknüllte es schnell.

„Nicht zufrieden?“ Er war so zuvorkommend, so nett. Obwohl er genau wusste, dass sie völlig unzufrieden war fragte er noch anstelle es als Selbstverständlichkeit hinzunehmen.

„Nein.“, seufzte sie und ehe sie es sich versah hatte er seinen Arm um ihre Taille geschlungen und sie hochgezogen.

„Ich habe eine klasse Idee, um dich aufzumuntern.“

Für einen Moment bezweifelte sie, dass es gerade überhaupt etwas gab, was sie aufmuntern konnte und dann sagte sie sich einfach: Was soll’s.

Der Tag war sowieso schon angebrochen und sie hatten ein unendlich langes Leben Zeit, warum also nicht?!

Carlisle spürte die veränderte Haltung von der hübschen Frau in seinen Armen und ein Grinsen huschte über seine Lippen.

Ohne, dass sie auch nur den Hauch eines Protestes loswerden konnte glitt sein anderer Arm zu ihren Kniekehlen und mit Leichtigkeit hob er sie hoch.

„Carlisle! Ich kann-… argh!“ Sie wollte nicht lachen aber hatte auch keine andere Chance. Wenn er sie trug war es einfach viel zu schön, als dass sie böse auf ihn sein konnte. Zielsicher wie er war rannte er über die Lichtung und in den Wald. Sofort umgab beide ein Geruch von Moos und Natur.

Nur wenige Sekunden später wurde er langsamer ehe er ganz stehen blieb. Und als wäre sie eine Lady und keine peinliche 26-jährige ließ er sie galant runter, noch immer ihre Hand haltend.

Für einen kurzen Moment schaute sie auf das vor sich liegende, dann Carlisle an.

„Wieso?“

Dämliche Frage, das musste selbst sie zugeben. Aber etwas anderes fiel ihr gerade nicht ein wenn sie auf die sonnengelbe Decke schaute welche auf dem Boden ausgebreitet war. Darauf waren in perfektem Abstand zwei Kerzenleuchter mit den nötigen Kerzen welche brannten platziert und der geflochtene Korb erweckte den Anschein, etwas Essbares zu beinhalten. Aber auch das war ein blöder Gedanke, schließlich schmeckte es immer sehr erdig wenn sie was aßen.

„Na ja, die Kinder sind bald in der weiten Welt um zu studieren und dann haben wir endlich wieder etwas mehr Zeit für uns beide.“ Seine Stimme war zärtlich und passte perfekt zu der Art wie seine Finger mit ihren spielten.

Nur, das was er sagte passte nicht ganz.

„Carlisle…?“ Sie konnte sich von dem Anblick lösen und verwirrt drehte sie ihren Kopf zu seinem.

„Ich wollte damit fragen, ob ich einen Grund brauche, dich zu überraschen.“

Verdammt, manchmal war sie so schwer von Begriff! Er musste schmunzeln als sie sich beeilte ihr hübsches Köpfchen zu schütteln und beide setzten sich auf die Decke, umgeben von Wildblumen und Moos.

Es war angenehm, den Tag mit Esme zu verbringen. Sie war viel unbeschwerter als er und brachte ihn dazu, die Probleme wenigstens für eine kurze Zeit zu vergessen. Gewissermaßen konnte man sagen, dass sie seine Freizeit war. Wenn er bei ihr war erschien alles andere so nichtig, es gab nur sie beide.

Er spürte wie ihre Hand seinen Arm streichelte und schaute ihr in die Augen. Eine Frage lag in ihrem Blick aber anstelle zu fragen lächelte sie ihn nur an und strich weiter über seine Haut.

„Wir sollten viel öfter nur wir sein.“

Dieser einzige Satz schien sie gleich viel aufgeregter werden lassen.

„Sollten wir.“

Vorsichtig legte sie sich auf die Decke, ihr Blick immer noch mit seinem verwoben. Es tat gut das leicht feuchte Moos unter dem Stoff zu spüren, wahrscheinlich hätte sie sonst vergessen, wo sie waren. Einige Sonnenstrahlen die es geschafft hatten durch die Wolkendecke zu brechen versuchten es auch durch die Baumkronen, scheiterten aber daran. Ein angenehmer Wind wehte und trug die Stimmen der Vögel mit sich.

„Woran denkst du?“

Seine Stimme drang an ihr Ohr, so wunderbar weich und zärtlich. Es fühlte sich alles so richtig an, einfach nur hier mit ihm zu liegen und ein wenig zu philosophieren.

„An…“ Sie zögerte kurz und schloss die Augen. „Dich.“

Stille trat wieder zwischen sie, seine Hand welche ihre immer noch hielt bewegte sich nicht mehr.

“Sind es schöne Gedanken?“

Ein Lachen glitt sanft und hell über ihre Lippen und sie öffnete ihre Augen um ihn anzuschauen. Carlisle erwiderte ihren Blick ruhig.

„Ausschließlich.“

Ohne jede Affektiertheit erwiderte er ihr Lächeln und schaute kurz verlegen weg um sie gleich darauf wieder anzuschauen.

Es war schön zu wissen, dass sie nur gut von ihm dachte. Er strengte sich an, für sie, für ihre Familie und für sich selbst um immer richtig zu handeln.

Es war nicht schwer, wenn man wusste, dass andere einen dafür liebten.

Wieder lachte sie, jetzt aber völlig ohne Zusammenhang.

„Bin ich unfreiwillig lustig in deinen Gedanken?“

Esme drehte sich auf den Bauch und winkelte ihre Beine an. Mit einem spöttischen Grinsen schaute sie ihn herausfordernd an und strich sich eine Haarsträhne zurück.

„Du? Niemals.“

Sie würde nicht weiter reden, das merkte er. Vielleicht, wenn er etwas nachhalf. Also legte sich Carlisle auf die Seite, eine Hand unter seinem Kopf und die andere ihre Wirbelsäule nachfahrend. Er erwartete ein unmissverständliches Knurren ihrerseits, dass er es lassen sollte, stattdessen schnurrte sie wie eine Katze auf und lachte dann wieder.

„Das ist wirklich unfair, Esme. Du lachst hier und machst dir einen Spaß während ich überhaupt nicht weiß, weswegen du lachst.“

Er klang vorwurfsvoll aber sie wusste, dass er es nicht war. Und doch, gnädig wie sie war seufzte sie auf und schaute einige Sekunden in sein ernsthaftes Gesicht. Wahrscheinlich wollte er ihr damit versichern, dass er auch nicht lachen würde aber sie wusste es besser. Natürlich würde er lachen und sie konnte es ihm nicht vorwerfen, schließlich tat sie es auch.

„Okay, okay. Erinnerst du dich an diesen Tag…?“

Sie sah wie er die Augen verdrehte und musste kichern.

„Ich erinnere mich an jeden Tag, du musst schon präziser werden.“

Ein Seufzen entwich ihren Lippen und schon lagen seine auf ihren. Überrascht, dass er sie einfach so küsste erwiderte sie sanft. Es war ungewohnt, dass Carlisle sie nicht darauf vorbereitete und deshalb unfair. Was Esme nicht wusste war, dass auch er überrascht war, allerdings über sich selbst. Aber manchmal bedurfte es keiner logischen Erklärung, vor allem nicht bei ihr.

Als er sich von ihr löste konnte sie nicht anders, sie musste wieder lächeln.

„Ich habe dir doch das etwas ganz wichtiges gesagt.“

Er verstand sofort, tat aber unwissend.

„Da gibt es vieles, meinst du vielleicht den Tag, als du mir gestehen musstest, dass du ein paar Menschen-…“

„NEIN!“, unterbrach sie ihn schnell und drehte sich jetzt auch zu ihm, sodass ihre Oberkörper zueinander zeigten. Er ließ seine Hand auf ihrer Hüfte ruhen und lachte.

„Dann der Tag, als-…“

Wieder ließ sie ihn nicht ausreden, aber es machte ihm auch nichts aus.

„Ich meine den Tag als ich völlig bescheuert war und dir meine Liebe gestanden habe!“, rief sie vorwurfsvoll und handelte sich nur ein weiteres Lachen seinerseits ein.

„Du fandest dich also völlig bescheuert? Ich fand dich süß...“

Er erinnerte sich sehr gut daran. Esme und er waren schon mehrere Tage zusammen gewesen und anscheinend hatte sie das tiefe Bedürfnis gehabt, ihm zu sagen, was er schon längst wusste. Es war niedlich gewesen wie aufgeregt sie gewesen war wegen dieser drei kleinen Worte. So sprachlos, als er es charmant aufnahm und lässig erwiderte. Als hätte sie mit seiner Erwiderung nicht gerechnet.

„Ich war schon sehr peinlich, oder?“ Ihr kläglicher Tonfall veranlasste ihn zu schmunzeln und er fragte sich, ob er die Wahrheit sagen sollte. Sie würde es merken, wenn er die Wahrheit etwas umformulierte und entschied sich dagegen.

„Nur etwas sehr. Aber nur nach Edward. Dass du auch an so was denken musstest, als du mir das gesagt hast!“

Sie wäre errötet wenn sie es gekonnt hätte, das wussten beide.

„Dass er auch Gedanken lesen kann! Er hätte ja nicht unbedingt meine lesen müssen als ich es dir gesagt habe.“, endete sie schmollend.

„Du warst schon sehr… laut.“

Die Trockenheit in seiner Stimme ließ sie lachen wie schon so oft an diesem Tag. Und der Gedanke an diesen erinnerungswürdigen Tag, der Gedanke an die Skizze welche zusammengeknüllt irgendwo lag und das Wissen, mit ihm hier zu sein ließ sie nur noch fröhlicher werden. Die sonnengelbe Decke passte perfekt zu ihrer Laune und Esme kam der Verdacht, dass Carlisle diese bewusst gewählt hatte.

Mintgrün

Mintgrün.
 

Seine Augen folgten den Bewegungen ihres Luxuskörpers wachsam und mit unverhohlenem Interesse. Sie trug nur ein weißes Hemd, sein Hemd. Ihre dunkelroten Lippen zeigten ein Lächeln und er richtete sich etwas auf.

Noch vor wenigen Minuten waren sie sich nah gewesen, so nah dass sie miteinander zerbarsten und jetzt stand sie vor ihm – kühl, souverän, selbstbewusst.

Er konnte noch immer ihr gerade da gewesenes Temperament spüren, die Spannung zwischen ihnen und ihre Art sich das zu nehmen, was sie wollte.

Emmett erinnerte sich grinsend an das erste Jahrzehnt ihrer Beziehung. Sie waren jung und sehr, sehr auf das körperliche Vergnügen fixiert gewesen. Sie hatten Edward in den Wahnsinn getrieben mit ihren Gedanken.

Das einzige, was sie von früher unterschied war, dass sie keine Häuser mehr zertrümmerten worüber Esme mehr als froh war.

„Steh endlich auf.“ Ihre Stimme hatte etwas Autoritäres und sie schaute ihn auffordernd an, sodass er kaum widerstehen konnte. Mit einer schnellen Bewegung war er aus dem Bett und bei ihr, die Hände am Saum des Hemds.

„Das will ich aber wieder haben.“, flüsterte er und grinste sie gut gelaunt an.

Ihr Gesichtsausdruck wurde genervt, sie schaute zur Seite auf die Uhr und ihn dann wieder an. Langsam glitten ihre Finger zu den Knöpfen und öffneten einen nach dem anderen, gefolgt von seinen immer noch wachsamen Augen.

Alls sie das Hemd von ihren Schultern streifte fing er es gekonnt auf.

„Danke.“

In seiner Stimme schwang das selbstzufriedene Grinsen eines befriedigten Mannes mit und Rosalie machte sich nicht weiter die Mühe, ihn mit ihrem Anblick zu beglücken. Während sie sich anzog kräuselten sich ihre Lippen und sie schaute über ihre Schulter zu ihrem Ehemann.

„Meinen Teil der Abmachung habe ich eingehalten, also beeil dich.“

Emmett seufzte so schwer, als würde er das Kreuz Jesu Christus tragen und zog auch sich an.

Sie hatten noch massig Zeit bis die Schule anfing aber er hatte sich gestern Nacht auf einen Deal mit ihr eingelassen. Wenn sie ihm eine Gefälligkeit erwies – und himmel, er konnte es überhaupt nicht bereuen – würden sie mit ihrem neuen BMW M3 Cabrio zur Schule fahren, er auf dem Beifahrersitz und genau zu dem Zeitpunkt, wenn die meisten Schüler auf dem Parkplatz waren.

„Du bist so sensationsgeil!“, murmelte er gespielt vorwurfsvoll und nahm seine Jacke ehe beide die Treppe runter gingen. Er schaute sie von der Seite an und sah, wie ihr die Worte auf den Lippen brannten die sie nicht zu sagen wagte.

„Sag schon, oder bist du so ein Feigling?“

Ihr Schweigen wurde auf einmal tödlich.

Emmett hatte an ihrem Selbstbewusstsein gekratzt, und das ganz schön heftig. Niemand sonst traute es sich, denn was dann folgte wussten alle.

„Ich habe kein Problem damit, es zu sein.“, hörte er sie kalt sagen und er wusste nur zu gut, dass sie absolut ein Problem damit hatte.

„Wenn ich mich recht erinnere warst du gestern auch… hm, sagen wir-“ Bevor Rosalie das sagen konnte, was Emmett wusste tauchte Esme auf.

„Guten Morgen ihr zwei. Warum so früh?“

Das Lächeln auf Esmes Lippen wurde von Emmett erwidert während Rosalie demonstrativ wegschaute. Ihre Pointe war zunichte gemacht, etwas was sie aufs äußerste reizte.

„Rose will mit ihrem BMW angeben.“, erklärte Emmett und auf Esmes Gesicht erschien ein überraschter, dann belustigter Ausdruck.

„Wir sehen uns heute Nachmittag, Esme.“

Ungeduldig packte Rosalie Emmetts Hand und zog ihn zur Garage, das leise lachen von Esme hörend. Ihr Tag hatte so gut begonnen und jetzt schien er bergab zu gehen.

„Ich hasse Montage.“, murmelte sie leise. Als sie jedoch ihr neues Spielzeug sah, so glänzend und luxuriös musste sie lächeln. Zufrieden setzte sie sich hinters Steuer und ließ den Motor aufschnurren.

Es dauerte nicht lange, bis sie an der Schule ankamen und Rosalie behielt Recht: Es waren fast alle Schüler noch auf dem Parkplatz und bestaunten mit neidischen Blicken ihr Auto. Rosalie genoss es mit vollen Zügen, sie wusste dass sie nur den einen Tag hatte. Wenn sie morgen wieder mit dem BMW auftauchen würde wäre die ganze Schau vorbei, die Schüler würden sich an den Anblick gewöhnen. Also durfte sie einige Monate nicht mehr mit ihrem hübschen Wägelchen fahren und erst dann war ihr garantiert, dass wieder alle staunen würden.

„Hey Rose, warum fahren Blondinen BMW?“, ertönte Emmetts Stimme neben ihr, viel lauter als sonst, sodass es selbst die dummen Menschen im Umkreis von mindestens fünf Metern hören konnten.

„Du wirst es mir gleich sagen, nehme ich an.“, erwiderte sie immer noch unterkühlt und kümmerte sich nicht um die Schüler. Das leise Schnurren erstarb als sie den Motor abstellte und sie strich liebevoll über das exquisite Leder.

„Weil sie es buchstabieren können!“, sagte Emmett grinsend und die Schüler um ihn herum brachen in Lachen aus.

Und plötzlich kochte sie vor Wut, so heftig wie einst als sie Royce umgebracht hatte. Hoheitsvoll stieg sie aus ihrem BMW, schlug die Tür heftig zu und wunderte sich, dass diese nicht brach.

Sie wollte töten, jetzt, hier.

Was erlaubte sich Emmett?

Ein Witz auf ihre Kosten, zudem noch vor den ganzen naiven Schülern die nicht wussten, in welcher Gefahr sie schwebten wenn sie über sie lachten.

„Das wirst du bereuen!“, zischte sie, warf ihre unglaublichen Haare zurück und ging auf den Stilettos so sicher über den Parkplatz als hätte sie Turnschuhe an. In einem einzigen Augenblick hatte sie ihren Sex-Appeal angeschaltet und sämtliche Jungs um sie herum hatten aufgehört mit Lachen und starrten ihr hinterher während die Mädchen vor Neid fast in Ohnmacht zu fallen schienen.

Rosalie würde sich rächen und es würde schmerzhaft werden.

In Physik – sie hatte sich nie für Naturwissenschaften interessiert aber Edward hatte ihr mal spaßeshalber gesagt, dass der Professor so gar keine lehrermäßige Gedanken gegenüber ihr hegte – schmiedete sie ihren Plan den sie schon in der Mittagspause umsetzen würde. Voller Ungeduld wartete sie auf das Klingeln und als es ertönte stand sie rasch auf und warf dem Professor einen Blick zu der fast so gut war wie ein Kuss, schließlich musste sie sich auch um ihre Noten kümmern, sie war im Abschlussjahr. Auf dem Gang wartete Emmett aber sie ignorierte ihn einfach.

„Du bist noch immer sauer wegen dem Witz heute Morgen?!“ Er lief ihr hinterher, natürlich. Emmett verdrehte die Augen, sagte aber nichts Weiter. Sollte sie doch schmollen, das war es Wert gewesen.

Er wunderte sich einen Moment als sie nicht in die Cafeteria ging aber folgte ihr dann mit einigem Abstand. Zielstrebig ging sie auf eine Gruppe Jungs zu und er blieb abrupt stehen. Dann drehte er sich um und ging in die Entgegengesetzte Richtung bis er sich sicher war, dass die Schüler ihn nicht bemerken würden. Argwöhnisch lehnte er sich an die Wand und wartete auf das Schauspiel welches gleich folgen würde.

„Hallo schöner Mann.“, zwitscherte Rosalie den ihr am nächsten stehenden Schüler an und registrierte nur am Rand, dass er eine Stufe unter ihr war.

Die Reaktion war überwältigend und befriedigte sie fast so gut wie Emmett es in der Nacht getan hatte. Dass es nur fast so gut war hinterließ einen bitteren Nachgeschmack aber sie kümmerte sich nicht darum. Es war fast schon komisch zu sehen wie die Unterkiefer der Jungs runterklappte und die Fassungslosigkeit in ihre Gesicht geschrieben war. Es tat gut, diese Bestätigung zu haben.

„Ich wollte dich um Hilfe bitten.“, zirpte sie in ihrer schönsten Stimme und schlug im richtigen Moment die Augen nieder, so als würde sie sich schämen nach Hilfe zu fragen. Rosalie würde sich auch schämen um Hilfe zu bitten aber es gehörte zu ihrem Plan.

„Ja…?“, brachte der Junge mühevoll heraus und ließ seine Zustimmung wie eine Frage anhören. Sie schaute auf und stellte fest, dass sie ihm direkt in die braunen Augen sehen konnte. Sie waren gleich groß.

Ungewohnt, bei Emmett musste sie immer aufschauen. Dieser hatte von dem Gespräch alles mitbekommen, ihre flirtende Stimme und die sofortige Bereitwilligkeit des Jungen, alles für sie zu tun.

Er konnte ein Schnauben nicht unterdrücken, hatte sich aber noch so in der Gewalt um nicht auf sie zuzustürmen und dem Idiot das Genick zu brechen.

„Danke, dass ist total süß von dir!“ Gekonnt wickelte sie eine ihrer blonden Haarsträhnen um ihren Finger und den Jungen gleich mit, wenn sie es nicht schon längst getan hatte. Ihre Hand ergriff seine und obwohl sie das kurze Zusammenzucken sah ließ sie sich nicht davon beirren.

„Wohin…?“

Anscheinend schaffte es der arme Junge nicht mehr, einen vollständigen Satz zu artikulieren und Rosalie freute sich ungemein.

„Ich muss mit dir dafür allein sein.“ Sie hatte sich zu ihm vorgebeugt und es in sein Ohr gehaucht, lasziv und es wie ein Versprechen für alles Erdenkliche klingen lassend.

Es war der Moment an dem Emmett die Nerven verlor.

Das grünäugige Monster namens Eifersucht welches zuerst nur unterschwellig gewesen war kam an die Oberfläche, riss ihn mit und ein leises Knurren ertönte tief aus ihm.

Rosalie hörte es und grinste.

Es tat gut ihn so zu sehen, wie sie ihn noch nie gesehen hatte.

Und obwohl sie wusste, dass es langsam reichte konnte sie nicht anders, immer noch die Hand des Jungen haltend ging sie an Emmett vorbei und warf ihm einen selbstgefälligen Blick zu.

„Stopp!“, grollte er und packte Rosalie am Handgelenk.

Kurz war sie überrascht über sein Eingreifen, dann jedoch reckte sie arrogant das Kinn vor und wollte sich von ihm losreißen, schaffte es aber nicht.

„Lass. Mich. Sofort. Los.“ Jedes einzelne Wort betonend bemerkte sie gar nicht wie der Junge, eingeschüchtert von Emmetts wuchtiger Gestalt, ihre Hand losließ und schnell wieder zu seinen Freunden verschwand.

„Nein. Du kommst mit.“

Und um seine Worte zu bestätigen zog er sie hinter sich her, die fauchende und um sich schlagende Rosalie nicht beachtend. Als sie draußen waren und er sich sicher sein konnte, dass kein Mensch zusah drückte er sie grob an sich und rannte los.

„Emmett!“, schrie Rosalie jetzt ärgerlich und zerkratzte mit ihren scharfen Fingernägeln seine Haut aber er störte sich nicht daran.

Es dauerte nicht lang bis sie an dem kleinen Haus ankamen welches sie ab und an als eigene Residenz nutzten.

Drinnen fasste er grob ihre Handgelenke und schleuderte sie ohne sich groß anzustrengen auf das Bett, auch wenn sie sich mit aller Kraft wehrte.

„Lass mich mal kurz zusammenfassen, was passiert ist.“

Es war unglaublich anstrengend für ihn sich zu beherrschen und sie hörte es auch aus seiner Stimme. Vielleicht hätten so ziemlich alle Wesen in dieser Situation Angst bekommen aber sie fauchte nur wütend, sprang auf um sich gleich darauf, zum Angriff bereit, zu ducken.

„Ich hab einen Witz auf deine Kosten gemacht und du machst dich deswegen gleich an den erstbesten Typen ran.“ Bei den letzten Worten schrie die Eifersucht geradezu aus ihm, sie spie wie ein Drache das Feuer und für einen Augenblick befriedigte es Rosalie.

„Auge um Auge, Zahn um Zahn.“, zischte sie wütend und ihre Augen wurden zu Schlitzen, auf jede seiner Bewegung achtend.

Zwischen ihnen war die Aggressivität zum Greifen nah.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Schlampe heiraten würde.“

Nicht einmal eine Millisekunde später hatte sich Rosalie auf ihn gestürzt.

Als ihre Körper gegeneinander krachten ertönte ein Geräusch, als würden zwei Felsen aufeinander prallen.

„Idiot! Mistkerl! Was bildest du dir ein?” Ihre Stimme war ein kreischen als ihre Nägel sich wieder in seine Haut gruben, ihr Knie kraftvoll seinen Magen fand.

Ein Grinsen stahl sich auf ihre Lippen als Emmett kurz aufkeuchte, dann aber packte er wieder ihre Handgelenke und drückte sie rücksichtslos und mit Wucht gegen die doppelte Glaswand welche sofort zerbrach.

Rosalie hatte keinen Halt, die Kraft von Emmett überrollte sie und sie fiel in die spitzen Scherben welche ihre Haut ein wenig aufkratzten. Ihre Hände waren zwar blockiert aber nicht ihr Gesicht.

Bevor er auch nur etwas tun konnte vergrub sie ihre Zähne in seine Schulter und der Schrei welcher Emmett entwich war nicht so laut wie sie es sich erhofft hatte. Instinktiv ließ er ihre Handgelenke los und Rosalie ließ von ihm ab, ehe sie all ihre Kraft aufwendete und ihn in die Scherben drückte, nun auf ihm sitzend.

Die Glassplitter welche in ihrem Rücken steckten kümmerte sie nicht. Sie fühlten sich so an wie dicke Akupunkturnadeln für einen Menschen, ein wenig unangenehm aber nicht schmerzhaft.

Ihre Hände griffen nach seinem Kopf, hoben ihn hoch und schmetterten ihn dann auf den Betonboden.

Dass sich beide noch nichts gebrochen hatten war ein Wunder.

„Nicht so zärtlich!“, keuchte Emmett und mit einer einzigen fließenden Bewegung war sie plötzlich auf den Beinen, seine Hände welche wie Pranken waren hatten ihre Hüfte umfasst.

Auch er hatte jetzt genug Spliter im Rücken aber beide wussten, dass sie noch lange nicht fertig waren. Druck auf ihre Hüfte ausübend zwang er sie rückwärts zu gehen, raus aus dem Zimmer und ohne Vorwarnung knallte sie gegen die Marmortheke in der Küche welche nachgab.

„Würde ich niemals!“, brachte sie unter Keuchen mühsam heraus.

Zugeben, dass die Splitter nur tiefer in ihre Haut gerammt waren und es auf einmal leicht schmerzte würde sie niemals.

Rosalie sah das angestrengte Grinsen auf Emmetts Lippen und wollte es am liebsten ausreißen, wollte ihm weiter Schmerzen zufügen.

Anscheinend hatte er das auch vor denn seine Hand vergrub sich ihre Haare und riss an ihnen, sodass ihr Kopf nach hinten schnellte.

Wenn er ihr auch nur ein Haar ausriss würde er es nicht überleben, das schwor sie sich. Aber gerade hatte sie andere Sorgen, ihre rechte Hand tastete ungeduldig nach der Schublade. Erleichterung durchströmte sie als sie den Griff fand und die Schublade öffnete. Mit all der Kraft die sie aufbringen konnte schnellte ihre Hand vor und Rosalie musste sich selbst loben, dass sie in dem zwielichtigen Laden so einen guten Fang gemacht hatte. Emmett hatte die 16,5 Zentimeter lange Klinge eines chinesischen Messers im Oberarm.

Wieder ließ er sie sofort los doch dieses Mal drang kein Schmerzenslaut über seine Lippen. Stattdessen packte er den Griff des Messers und zog es mit einer ruckartigen Bewegung aus seinem Arm, das Gesicht für einen Moment schmerzverzerrt.

Rosalie achtete nicht darauf, sie nutze den Überraschungsmoment aus. Anstelle ihres Knies fand dieses Mal ihr Fuß seinen Magen – sie war für Abwechslung – und er flog an die gegenüberliegende Wand.

Emmett hatte es schon immer verdächtig gefunden, dass Rosalie ein Messer aus Vampirzähnen gekauft hatte und jetzt war sein Verdacht bestätigt.

Als sie wieder bei ihm war schien er sich erholt zu haben denn er ließ seinen nicht verletzten Arm vorschnellen und seine Hand umfasste ihre Kehle.

„Ich habe immer gewusst, dass das chinesische Messerset mal Probleme bereiten würde.“, ließ er verlauten und er zeigte wieder ein Grinsen, auch wenn es jetzt viel angestrengter aussah.

Kurz fragte er sich, weshalb sie genau kämpften.

Ach ja, die Eifersucht.

Dieses grünäugige Monster war in den letzten Minuten geschrumpft, war jetzt nur noch ein schwaches, mintgrünes Knurren in ihm.

Rosalie wollte ihre Faust in seine Wange vergraben aber sie kam nicht hin, sodass er lachte. Wütend darüber versuchte sie es mit einem Kick und als es klappte war es sie, die kicherte auch wenn es sich irgendwie erstickend anhörte.

„Ja, Schatz? Willst du was sagen?“

Ohne auf ihre Antwort zu warten ließ er sie mit Nachdruck auf den Boden fallen, ergriff die Fessel ihres Fußes und schleifte sie gut gelaunt über den Boden wieder zurück ins Zimmer. Dass die Wunde an seinem Arm noch immer schmerzte ignorierte er und ließ sich davon nicht ablenken.

„Ich hasse dich!“, schrie sie und in diesem Moment meinte sie es bitterernst. Er ließ sie gelassen los und verschränkte die Arme vor seiner Brust, immer noch grinsend. Mit einem Satz war sie auf den Beinen und beide starrten sich feindselig an.

Emmett sah ihre zersausten, in verschiedene Richtungen abstehenden blonden langen Haare, ihre etwas geschwollene Lippe, die Abdrücke seiner Hand an ihrem Hals, die zerfetzten Klamotten und die Handgelenke welche noch röter waren als die Stelle an ihrem Hals.

Rosalie sah die Beule an seinem Kopf, den Biss an seiner Schulter, die Kratzer ihrer Fingernägel welche überall an seinem Körper waren, die tiefe Wunde an seinem Oberarm, sein Hemd, der Magen welcher eine auffällige Blaufärbung aufwies und noch einzelne Glassplitter welche in seiner Seite steckten.

Einige Sekunden war es still, dann krachten sie wieder gegeneinander, dieses Mal war es sogar noch lauter als am Anfang ihres Kampfes.

Doch statt sich weiter zu versuchen umzubringen fanden ihre hungrigen Lippen die des anderen und heftig küssten sie sich.

Seine Hände rissen ungeduldig die restlichen Klamotten von ihrem Körper und ihre taten es seinen gleich. Als wären sie am verhungern fielen sie übereinander her, landeten in den überall am Boden zerstreuten Splittern und kümmerten sich nicht darum.

Das plötzliche Verlangen überrollte beide, riss sie mit und ein Stöhnen glitt über ihre Lippen.
 

Es war mitten in der Nacht.

Sie standen draußen, die Arme jeweils um die Taille des anderen gelegt und schauten auf das Haus.

Oder zumindest auf das, was davon übrig war.

„Schon wieder eins.“, seufzte Rosalie bedauernd.

„Esme wird uns umbringen.“, bemerkte Emmett und verstärkte den Griff etwas.

„Das wievielte ist es?“, fragte sie und ließ ihre Augen über den Schutthaufen wandern.

„Bei dem siebten hab ich aufgehört zu zählen.“, antwortete er grinsend.

Rosalie stöhnte auf.

Emmett musste feststellen, dass es sich bei weitem nicht so gut anhörte wie vorher.

„Ich finde, das war es wert. Wütender Sex ist doch geil!“ Er war völlig begeistert.

„Darum habe ich auch das chinesische Messerset gekauft.“

Rosalie linste zu ihrem Ehemann hoch.

Emmett schaute zu ihr runter.

Sein Grinsen sagte ihr, dass er das zerstören des Hauses und die Aggressionen genossen hatte, genauso wie sie.

„Das war doch achtteilig, oder täusche ich mich…?“
 

Eine kleine Erklärung, warum Rosalie Blondinenwitze hasst ;)
 

Vielen Dank an alle Kommi-Schreiber die mich auf die Fehler aufmerksam gemacht haben! Ich habe es jetzt ein wenig überarbeitet und hoffe, dass es nun bei weitem realistischer ist.

Vielen, vielen Dank für euer aufmerksames Lesen <3~

Lichtgrau

Nuancen von Grau
 

Teil 1_:

Lichtgrau.
 

“Don’t follow me. I promise, Jasper. One way or another, I’ll get out…And I love you.”

(Alice, New Moon)
 

Die Stille welche ihn nun wieder umgab erschien unerträglich.

Für einen Moment glaubte er, alles über ihm würde einstürzen aber nichts geschah. Der Zeiger der Wanduhr lief weiter, um ihn herum atmeten Lebewesen und nur er war erstarrt, in der Zeit gefangen.

Es hatte ihm nichts ausgemacht, der Zeit nicht entfliehen zu können seit er sie kannte. Aber jetzt wo alles so fragil erschien quälte es ihn und die wirrsten Gedanken schwirrten durch sein Gehirn.

Wieso hatte er ihr nicht jeden Tag gesagt, dass er sie liebte?

Nicht jede Sekunde, in der sie zusammen waren?

Warum folgte er ihr nicht?

Er sollte, musste bei ihr sein!

Weshalb hatte sie gelogen?

Irgendwie komme ich da raus …

Jasper wollte das silberne Mobiltelefon wegschleudern, wollte etwas zerstören, am besten ein Menschenleben aber sein Körper schien ihm nicht mehr gehorchen zu wollen.

Das Wissen, dass sie ihn angelogen hatte lähmte ihn.

Alice, das Wesen welches absurderweise zu ihm gehörte, schon bevor sie sich getroffen hatten, war verschwunden. Die Erinnerung an sie schmerzte, kein körperlicher Schmerz. Die Seele, die er nicht mehr hatte, brannte.

Sie war in seinem Kopf, in seinem Körper, einfach überall und zerrte an ihm. Auf eine masochistische Weise tat es gut, an sie zu denken.

Ein Wind wehte und flüsterte ihre Worte in sein Ohr.

„Du bist doch selbst Schuld, wenn du mich beschützen willst und dabei gebissen wirst. Als könnte ich mich nicht selbst verteidigen…“ Ihre vorwurfsvolle Stimme veranlasste ihn zu lächeln. Stille war zwischen sie getreten bis sie diese wieder unterbrach.

„Aber… danke.“ Er hatte ihre Verlegenheit gespürt, das schiefe Lächeln auf ihren Lippen hatte ihm den Atem geraubt.

Die nun entstandene Windstille ließ auch seine Erinnerung verstummen. Er konnte es nicht glauben, dass er in diesem Moment nicht bei ihr war. Alice begab sich in Lebensgefahr und er konnte sie nicht beschützen.

Der Gedanke ließ ihn fast wahnsinnig werden.

Sie war mehr als sein Leben.

Mit dem Wissen, dass es sie gab war die Unsterblichkeit erträglich. Mit dem Wissen, dass sie zusammen waren schien die Unsterblichkeit nicht ausreichend zu sein.

Für einen Augenblick war er von einem Frieden ergriffen den er sonst nur bei ihr spürte. Sie hatte ihm gesagt, dass sie da raus kommen würde! Zwar irgendwie, aber sie würde raus kommen. Wie ein Ertrinkender klammerte er sich an diesen Strohhalm namens Hoffnung und wusste gleichzeitig, dass sie gelogen hatte. Aber er wollte daran nicht denken, mit aller Kraft versuchte er diesen Fakt zu ignorieren.

Alice würde ihn niemals anlügen, nicht ihn. Außer…

Es war wie ein Schlag als er verstand, dass sie es getan hatte gerade weil sie ihn liebte. Natürlich, sie hatte es ihm gesagt! Wie hatte er es ignorieren können?! Kaum nachdem sie gesagt hatte, dass sie da irgendwie raus kommen würde hatte sie zugegeben, dass sie gelogen hatte.

Und ich liebe dich.

Es war wie ein Lebe wohl gewesen, und das hatte sie gewusst.

Viel zu oft hatte er darüber nachgedacht, wie man Lebe wohl sagte. Und nun hatte sie es gesagt. Man dachte darüber nach, aber wenn der Moment plötzlich da war wusste man nicht, wie man es sagen sollte.

Was für eine groteske Vorstellung es war, dass er ohne sie wohl leben sollte.

Jasper wollte vor seinem Leben wegrennen, wollte die Augen schließen und sie nie wieder öffnen. Er wollte diese Gefühle ignorieren welche sie in ihm entdeckt hatte, wollte wieder kalt sein.

Töten erschien ihm in dem Moment ein angenehmer Ausweg aber es war nur ein Ausweg, ein Wegrennen vor allem was ihm etwas bedeutete.

Vielleicht… würde sie zu ihm zurückkommen?

Wenn es jemand gab, der so eine Aufgabe bewältigen konnte dann war es Alice.

Plötzlich und ohne Vorwarnung musste er loslachen, erst leise aber dann immer lauter. Wie hatte er nur an ihr zweifeln können?

Es war, als hätte er für einen Augenblick den Verstand verloren. In Wirklichkeit war er jetzt an dem Punkt, ihn zu verlieren.

Nach Italien reisen, Edward retten, den Volturi entkommen und sicher zu ihm zurückkommen war nichts für ein so unglaubliches Wesen wie Alice es war.

Die Angst um sie welche ihn gelähmt hatte war auf einmal verschwunden und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen ging er zu seinem getunten mitternachtsblauen MG GT aus den frühen siebziger Jahren. Er konnte nicht sehen, dass er nicht lächelte. Seine Mundwinkel waren verkniffen und zu einer grässlichen Fratze verzogen. Die honigfarbenen Augen waren von einem dunklen Schatten umgeben und ließen sie kalt und berechnend aussehen.

Sie würde wieder zu ihm kommen. Sie musste wieder zu ihm kommen und wenn sie nicht wollte würde er sie eben dazu zwingen.

Das war sie ihm schuldig, das hatte sie ihm versprochen.

Der Motor heulte auf als er sich daran machte, Emmett und Rosalie zu suchen. Genauso, wie sie es ihm aufgetragen hatte würde er es erledigen, aber seine Gedanken schweiften wieder ab.

Alice hatte es ihm versprochen.

Es war an einem Tag im Frühling gewesen und die regenschweren Wolken schienen erleichtert zu sein das kühle Nass endlich los zu werden.

Als sie Ja gesagt hatte, ja zu ihm, zu seinem Leben, zu seinem Namen war es ein unbeschreibliches Gefühl gewesen. Er hatte ihr immer gehört, aber jetzt gehörte sie ihm auch offiziell.

Es war so perfekt gewesen.

Sie war perfekt.

Und ohne, dass er auch nur irgendetwas hatte machen müssen schien sie völlig glücklich mit ihm. Mit ihm, so wie er war.

Geschmiedet im Krieg, geboren aus Tod, gerettet durch Liebe.

Die Gefühle welche sie ihm gegeben hatte waren richtig. Sie zeigte ihm mehr, als er je gesehen hatte. Sie verwischte das schwarz-weiß seines Lebens in Nuancen von Grau.

Schiefergrau, seine Vergangenheit.

Lichtgrau, seine Zukunft.

„Ich liebe dich.“

Es dauerte einige Sekunden, bis er begriff. Die Welt vor ihm rauschte an ihm vorbei, er war schnell und hatte doch noch Kontrolle über den Wagen.

Im Gegensatz zu ihm selbst.

Es war zu leicht für Jasper, die Kontrolle über sich zu verlieren. Das erste Jahrhundert hatte er keinen Grund gehabt, sich zu zügeln. Kontrolle war ein Fremdwort für ihn gewesen sobald das Blut floss. Das Töten von Vampiren war ein Ausgleich gewesen, ein Ausgleich zum Töten von Menschen. Und jetzt spürte er wie ihm sein Verstand, seine Kontrolle langsam aber sicher entglitt.

„Ich liebe dich!“ Dieses Mal brauchte er keine Sekunden um zu wissen, dass es seine verzweifelte Stimme war, die diese Worte ausstießen.

Sie musste es wissen!

Sie musste zurückkommen!

Ihre Worte, ihre Lügen traten in den Hintergrund.

Die plötzliche Unsicherheit, ob er sie je wieder sah war eine bittere Pein. Sie war auf dem sicheren Weg in den Tod und er hatte sie gehen lassen. Er wollte sich in Stücke reißen, wollte sich jede Gliedmaße abtrennen um die aussichtslose Verzweiflung zu vergessen. Vergessen war es, was er wollte.

Die Schuld in ihm ließ ihn jedoch nicht gehen, sie krallte sich nur tiefer in sein totes Fleisch.

Der Geschwindigkeitsrausch erfasste ihn und er wünschte sich nichts sehnlicher als gegen einen Baum zu fahren, aus dem Auto geschleudert zu werden und zu sterben. Gleichzeitig wusste er, dass sein Dasein es niemals zulassen würde.

Er schloss die Augen, ließ seine verkrampften Hände vom Lenkrad los. Und da war sie, vor seinem inneren Auge in aller Schönheit. Ihr Lachen floss wie flüssiges Wachs über seinen Körper und Jasper wusste, dass er nun ganz den Verstand verloren hatte.

Er hatte nichts getan, um nicht wahnsinnig zu werden.

Natürlich war es eingetreten.

„Ich liebe dich.“

Als er seine Augen ruckartig öffnete war Alice verschwunden, selbstverständlich. Aber es machte ihm paradoxerweise nichts aus, die alleinige Erinnerung beruhigte ihn.

Ihre Stimme in seinem Kopf hatte nichts mit Wahnsinn zu tun.

Sie zeigte nicht, dass er den Verstand verloren hatte.

Jasper wusste, dass er nicht verrückt war.

Die Worte, welche sie ihm damals gesagt hatte bewahrten ihn davor, irre zu werden.

Sie hatte ihm die ganze Zeit über vertraut und jetzt, als er vertrauen sollte hatte er sich von ihr abgewendet. Aber er würde nicht noch einmal zulassen, dass es passierte.

Er würde kämpfen, mit ihr.

Und selbst wenn er weit weg von ihr war, er würde sie beschützen.

Bis sie zu ihm zurückkam.

Alice Whitlock würde zu ihm zurückkehren, ganz egal wann es sein würde.

Sie würde immer zu ihm kommen.

Und er würde immer auf sie warten, so wie sie damals auf ihn gewartet hatte.
 

Geschmiedet im Krieg, geboren aus Tod, gerettet durch Liebe.

Ist ein Zitat von Jackson Rathbone, im Original heißt es:

Forged in war, born of death, saved by love.
 

Ich muss zugeben, dass ich nicht sehr gut bin im Übersetzen von englischen Präpositionen. Wenn jemand eine schönere und/oder flüssigere Übersetzung habt schreibt es mir doch bitte, ich würde es dann ändern <3~

Schiefergrau

Nuancen von Grau
 

Schiefergrau
 

Jasper erledigte seine Aufgabe mit der Verlässlichkeit eines Schweizer Uhrwerks. Kaum hatte er Emmett und Rosalie gefunden und sie über alles benachrichtigt war er schon wieder in sein MG GT gestiegen. Er konnte ihre Anwesenheit jetzt nicht ertragen, sein innerstes schrie mit aller Macht nach dem Alleinsein.

Als ihm bewusst wurde, dass er absolut nichts mehr machen musste spürte er wie nutzlos er war.

Die Zeit welche sonst wie Wasser durch seine Finger rann schien zu Eis gefrieren und floss nicht mehr.

Es waren nur wenige Stunden vergangen seit ihrem letzten Telefonat aber die Ungeduld in ihm brachte ihn dazu zu glauben, dass es nicht genug gewesen war. Es war nie genug, natürlich nicht aber jetzt war es sogar noch schlimmer als sonst.

Selbst die Geschwindigkeit die ihn vorher so beruhigt hatte schaffte es nicht mehr. Die Kenntnis, dass Emmett und Rosalie in dem Wagen hinter ihm waren und er sie nicht abhängen konnte nagte an seinen Gedanken.

Selbst wenn er weiter beschleunigte würde er keinen Ausweg finden um ihnen zu entkommen. Vielleicht musste er einfach nur wieder wahnsinnig werden und etwas Unerwartetes wagen.

Er sah das Verkehrsschild das auf eine gesperrte Ausfahrt hinwies und ein Grinsen huschte über seine Lippen. Wieder war es ein falsches Grinsen, viel zu starr um seine Augen zu erreichen.

Ohne auf den Verkehr hinter ihm zu achten fuhr er mit unvermindertem Tempo weiter, kurz bevor er an der Ausfahrt vorbei war. Dann riss er das Lenkrad herum und nahm haarscharf die Straße. Weg von denen, die ihn kannten.

Mit unvermindertem Tempo fuhr er immer weiter und er sah wenig später, warum die Ausfahrt gesperrt war. Ein Strommast war umgefallen und versperrte den weiteren Weg. Als würde ihn so was aufhalten. Jasper bremste sobald er sich sicher war, dass selbst ein Mensch die Handzeichen der Arbeiter sehen konnte und kurbelte das Fenster herunter.

„Sie können leider nicht weiter, ein-…“

„Ich sehe es.“ Der Mann zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen.

Er selbst interessierte sich nicht sehr dafür, ob er kalt und leblos oder freundlich und höflich klang. Er schaute kurz in den Himmel, zog dann den Schlüssel aus der Zündung und stieg aus dem Auto. Mit beängstigender Gelassenheit zwirbelte er den Schlüssel zwischen seinen Fingern und lief dann langsam los.

„Äh- hey! Einen Augenblick!“ Er wurde von dem Mann in orangefarbener Latzhose eingeholt und dann aufgehalten. Der Arbeiter erschien langsam verärgert aber es kümmerte ihn nicht im Geringsten.

„Wenn Sie jetzt vorhaben zu gehen wird Ihr Wagen abgeschleppt. Auf Ihre Kosten.“ Es sollte wohl drohend klingen aber es hörte sich an wie ein jämmerliches Fiepen. Langsam drehte er seinen Kopf zu dem Mann und dieser schien unter seinem Blick zu schrumpfen.

„Alles klar.“, meinte er immer noch beängstigend gelassen und ging weiter.

Durchweg ruhig wich er auf die Wiese aus welche schlammig war. Seine Schuhe und sein Hosenbein wurden vom Schlamm verfärbt aber es machte ihm nichts aus. Zwar hatte Alice ihm die Schuhe gekauft – sie hatte irgendwas von Prada geredet – aber die Erinnerung daran ließ ihn kalt. Jasper war nicht sehr auf materielle Güter fixiert. Der starke Wind blies ihm durch die Haare, zerrte an seinem Mantel und forderte ihn auf, in sein MG GT zu steigen. Er ignorierte es und ging weiter, die einsame Straße entlang. Es dauerte nicht lang bis Regen einsetzte und ihn in wenigen Minuten durchnässte. Wieder ergriff ihn die Erinnerung an den regnerischen Tag als es nur sie gab.

Mit einem Seufzen strich er sich eine verirrte Haarsträhne zurück.

So schön war die Erinnerung, so schön beruhigend.

Jasper schloss seine Augen und ließ sich von ihr überrennen.

Es war phänomenal wie sehr sie ihn glücklich machte.
 

Die Zeit verging nicht.

Er schaute an sich runter, zählte die Jahre welche er schon überlebt hatte und zählte die Jahre welche er schon lebte.

Es war einfach, jedes Jahr mit Alice hatte er gelebt.

Die Nacht ohne sie war dunkel, viel dunkler als sonst. Er sah keine Sterne, keinen Mond und fragte sich, ob er sich diese eingebildet hatte.

Der Tag ohne sie war leblos, jede Bewegung um ihn herum schien tot zu sein. Die Lebewesen um ihn herum waren von einer eigenartigen Lethargie umgeben.

Jasper kam nicht darauf, dass er es war, der die Lethargie verbreitete.

Für Wesen wie ihn sollten Tage keine Bedeutung haben, da das Leben unendlich lang war, aber es stimmte nicht.

Auf einer kleinen Mauer sitzend, in die Leere starrend und mit den Gedanken bei seinem Leben das gerade irgendwo in Italien in Gefahr war schien Jasper wie eine Skulptur.

Der Regen hatte irgendwann in der Nacht aufgehört, am späten Morgen dann wieder angefangen und jetzt tröpfelte es nur noch.

Seine weiße Haut erschien in einem blassen Grauton, die Sichelförmigen Narben traten stärker hervor als sie es sonst schon taten. Der Stoff auf seiner Haut haftete feucht auf dieser wie eine zweite Hülle.

„Ich mag den Himmel nach dem Regen.“

Sie lagen zusammen auf einem Moosbett welches so nass war, dass sein Rücken in wenigen Minuten mit der Feuchte in Berührung kam.

„Wieso?“ Seine Stimme war nur ein Flüstern, vielleicht auch weniger. Zu fasziniert war er von diesem friedlichen, leicht verliebten Gesichtsausdruck.

Er wusste, dass sie ihn liebte aber das Wohlwollen wegen dem Himmel in ihren Augen zu sehen war noch schöner.

„Die Luft, die Welt riecht dann gereinigt. Als hätte das Wasser alles weggewaschen was nicht hier hin gehört.“

„Auch uns?“

Sie drehte ihren Kopf zu ihm, ihre fröhlichen Augen überschattete Traurigkeit. Sofort tat es ihm Leid, dass er immer so pessimistisch sein musste.

„Wir gehören hier hin.“

Ihre ruhige Stimme ließ keinen Zweifel zu und es machte ihn glücklich. Er musste ihr glauben, er konnte nicht anders. Er spürte wie seine Lippen sich zu einem feinen Lächeln verzogen und sie erwiderte es sofort.

Der vom Regen gereinigte Himmel roch jetzt nach Hölle.

Die Erinnerung war ein stechender Schmerz und er war sich sicher, dass sie nicht aufhören würde bis er erdolcht war.

Schlagartig sehnte er sich in Mitten einer Menschenmenge zu sein.

Die Gefühle, welche auf ihn einstürmen würden, der Geruch des Bluts, das Hören ihrer Herzschläge würde ihn ablenken.

Es wäre angenehm all die Erinnerungen zu verdrängen um sich der quälenden Kontrolle hinzugeben. Gleichzeitig war es aussichtslos.

Er würde es niemals wagen, auch nur annähernd ohne Alice unter Menschen zu wandeln, so süchtig nach Selbstverletzungen war er nicht. Und er wusste, dass er schwach war. Dass er die Kontrolle nur zu leicht verlieren konnte.

Schade, er könnte etwas Abwechslung gerade gut gebrauchen.

Das Klingeln seines Mobiltelefons riss ihn aus den Gedanken und mit einer schnellen Bewegung hatte er es aus seiner Manteltasche geholt.

Er starrte auf das Display welches einen Namen anzeigte.

Ihren Namen.

Alice.

Sein Gehirn konnte es nicht registrieren, er war unfähig an die Bedeutung zu denken. Einige Zeit starrte er nur das klingelnde Ding in seiner Hand an, dann wurde ihm mit einer Wucht bewusst, was das hieß.

Sie rief an, Alice war am anderen Ende der Leitung.

Ihr ging es gut, sie hatte es geschafft.

Die Lüge, welche sie ihm erzählt hatte würde nicht wahr werden.

Alice liebte ihn.

Sie würde zurückkommen.

Mit einer für einen Vampir groben Bewegung klappte er das Handy auf und hielt es atemlos an sein Ohr.

„Jazz?“

Er schloss seine Augen, kostete den Moment völlig aus. Ihre Stimme klang nach flüssigem Honig, so schön und zärtlich wie immer.

„Alice.“ Er wisperte nur ihren Namen, zu mehr war er nicht fähig.

Schweigen erfüllte die Leitung und es fühlte sich richtig an.

Wie lang hatte er auf diesen Moment gewartet und nun, als er auf einmal da war wusste er nicht, was er fühlen sollte. Es gab so viel, was er fühlte.

Erleichterung, natürlich. Liebe, selbstverständlich. Aufregung, Freude, Neugierde, alles erfüllte ihn.

„Ich habe es dir doch gesagt.“ Sie klang auf einmal selbstsicher und er konnte sich genau vorstellen wie sie am anderen Ende grinste.

„Natürlich.“

Er erwachte aus seiner Starre, seine Lippen formten ein Lächeln und dieses Mal war es echt.

„Ich bin froh, deine Stimme zu hören.“

Er nickte nur zustimmend auch wenn sie es nicht sehen konnte. Er war so froh, dass die Welt auf einmal wieder lebhaft war, durch den tröpfelnden Regen sahen die Wiesen grüner als sonst aus, der Himmel war nicht mehr grau sondern blau.

„Bin ich auch.“ Für einen Moment zögerte er, dann sprach er weiter. „Ich bin fast wahnsinnig geworden.“

Jasper konnte ihr von seiner Schwäche erzählen, er konnte ihr alles sagen, sie würde es verstehen. Und auch jetzt verstand sie, antwortete mit einem verstehenden Schweigen und er war einfach nur froh darüber.

Seine Fingerkuppe zeichnete auf den Stein der Mauer ihre Gesichtszüge nach und er konnte es noch nicht fassen, dass er mit ihr redete.

„Edward geht es gut.“ Sie hörte sich locker an, freudig und Schuldgefühle überkamen ihn. Dass er nicht nach seinem Bruder gefragt hatte, nicht einmal über ihn nachgedacht hatte war rücksichtslos. Zu sehr in den Gedanken versunken, dass es Alice gut ging hatte er nicht darauf geachtet.

„Gut. Erzählst du es mir?“

Sie setzte zum Erzählen an und er war froh, dass sie nicht weiter darauf einging. Es war beruhigend ihrer Stimme zu lauschen auch wenn er das, was sie erzählte in manchen Momenten nicht ertrug. Allein der Gedanke, dass Alice in so einer Gefahr gewesen war ließ ihn wieder erstarren.

„Wir sitzen jetzt im Flugzeug, in wenigen Stunden wirst du mich also wieder ertragen müssen!“, schloss sie ihre Erzählung lachend und er stimmte ein.

„Und ich habe die Tage ohne dich doch so genossen!“ Er wollte sie eigentlich necken, klang aber völlig ironisch.

„Stell dich darauf ein, dass ich erstmal wieder shoppen muss.“

Ein Seufzer entglitt ihm und am anderen Ende war leises lachen zu hören.

„Du bist ein kleines Monster.“

Jasper stellte sich vor wie Alice schief lächelte, eine Haarsträhne verlegen zwischen ihren Fingern zwirbelte und aus dem kleinen Fenster schaute.

„Ich muss aufhören, Jazz.“

Argwöhnisch registrierte er ihre fröhliche Stimme, beschloss dann aber nicht nachzufragen.

„Okay.“

Viele wären am anderen Ende der Leitung wohl enttäuscht gewesen über so eine emotionslose Reaktion aber nicht so Alice. Er wusste, dass sie ihn kannte und es verstand.

„Bis später. Holst du uns vom Flughafen ab?“

Jetzt musste er grinsen und gut gelaunt machte er eine kleine Pause, ehe er sich erbarmte zu antworten.

„Selbstverständlich. Ich freue mich. Und, Alice-…“ Er hielt inne, lehnte sich etwas zurück und schaute in den mit Wolken übersäten Himmel.

Er würde ihr das sagen, was er die letzten Stunden nicht hatte sagen können.

„Ich liebe dich.“

Dieses Mal war seine Stimme ruhig, gelassen und sicher.

Ein freudiges Quieken war zu hören ehe es klickte und die Leitung unterbrochen war.

Jasper sprang von der Mauer und schlenderte die Straße entlang, er musste sein Auto abholen.

Blütenweiß

Blütenweiß.

Gespräch unter Brüdern.
 

„I spoke to my brothers, too. They told me it was a very great pleasure. Second only to drinking human blood”

(Edward, Breaking Dawn)
 

Selten war er so nervös wie jetzt.

Mit dem Fuß tappte er in einem unregelmäßigen Takt auf den Boden, seine Finger schlugen nacheinander so schnell gegen die Wand das es ein Mensch nicht hätte sehen können.

Er konnte nicht bestreiten, dass er in seinem Leben schon einmal so glücklich gewesen war. Das Wissen, Isabella Marie Swan in wenigen Tagen zu heiraten war unbeschreiblich. Die Vereinbarung, welche er mit ihr getroffen hatte bereitete ihm jedoch Sorgen.

Das Gespräch welches er vor kurzem mit Carlisle gehabt hatte reichte ihm nicht und deshalb wartete Edward im Wohnzimmer darauf, dass seine Brüder endlich vom Jagen kamen.

Als er nach einiger Zeit ihre Gedanken hören konnte war er sichtlich erleichtert. Emmett betrat das Haus mit einem Grinsen auf den Lippen, sein wuchtiger, muskulöser Körper war entspannt und Edward hörte, dass er einen Bären zur Strecke gebracht hatte. Nur wenige Meter hinter Emmett folgte sein anderer Bruder, Jasper. Er war schlank und der Eindruck verstärkte sich nur noch mehr, als Edward ihn neben Emmett betrachtete. Auch er war muskulös, wenngleich sein Körper wesentlich sehniger war.

„Ich muss mit euch reden.“

Hört, hört! Sonst klingst du nie so verzweifelt. Was angestellt, Brüderchen?, hörte er Emmetts kichernde Gedanken.

Edward verdrehte die Augen und war froh, dass Jasper nur mildes Interesse gegenüber seiner Forderung hatte.

„Worum geht’s?“

Jasper war total gelassen, obwohl Edwards Nervosität ihn selbst ein wenig aufkratzte und Emmetts gute Laune nicht recht zur Situation passen wollte.

Mit einer Kopfbewegung deutete Edward nach oben und sie waren im nächsten Augenblick in seinem Zimmer.

Emmett ließ sich aus reiner Gewohnheit auf die Ledercouch fallen und setzte sich dann in den Schneidersitz hin während sich Jasper an die Wand lehnte. Edward überlegte, wie er es formulieren sollte und ging auf und ab.

Es wird wohl nicht so schlimm sein, oder hast du Bellas Blut nicht widerstehen können?, hörte er Jaspers sarkastische Frage und kurz überlegte er, ihm die Nase zu brechen. Dann jedoch überrollte ihn eine Welle angenehm ruhiger Gefühle und er war seinem Bruder dankbar. Jetzt war es viel leichter.

„Was soll ich vom Sex erwarten?“

Die Frage brach aus ihm heraus und als er Emmetts schalkhaftes Grinsen sowie Jaspers kurz überraschtes Gesicht sah war er froh, dass sie nur grinsten.

Wenigstens lachten sie ihn nicht aus.

„Sex ist einfach nur… BÄM!“ Emmett streckte seine Arme aus und zeigte mit seinen Händen etwas, was wohl Begeisterung sein sollte. Nicht, dass es seine Stimme nicht zeigte.

Edward runzelte die Stirn und warf einen Blick zu Jasper der jetzt auch grinste.

„Was Emmett damit sagen will: Es ist toll.“, sagte er schlicht und auf Emmetts Gesicht trat ein protestierender Ausdruck. Er war gar nicht damit einverstanden, dass Jasper nicht in Superlativen sprach und mit einer wegwerfenden Handbewegung zeigte er das auch deutlich.

„Den-…“, er nickte mit dem Kinn in Jaspers Richtung. „-brauchst du gar nicht zu fragen was das Thema Sex betrifft. Er und Alice haben so eine Pseudo Wir-sind-ohne-den-anderen-nicht-vollständig Seelenverwandtschaft, sodass Sex für sie unwichtig ist. Kannst du dir das vorstellen? Kein Sex!“, rief Emmett und er schien ernsthaft entsetzt über diese Vorstellung zu sein.

Jasper knurrte genervt.

„Wir haben Sex.“

Bevor Emmett irgendwas sagen konnte was wohl wenig charmant gewesen wäre überrollte ihn und Edward eine Welle tiefster Depressivität, zur Strafe.

Augenblicklich heulte Emmett auf und Edward plagten Zweifel an dem, was er Bella versprochen hatte.

„Jazz! Alter, hör sofort auf! Ist ja schon gut, ich hab es nicht so gemeint!“, heulte Emmett aber das diabolische Grinsen auf Jaspers Lippen schien nichts Gutes zu verheißen.

„Jasper, bitte. Ich brauche wirklich eure Hilfe.“, fing nun auch Edward flehend an und einen Augenblick später verschwand die Depressivität und somit auch die Selbstmordgedanken von Emmett und Edward.

Emmett schloss die Augen, atmete tief ein und schaute erst dann wieder seinen theoretisch älteren Bruder an.

„Was ich damit sagen wollte, bevor ich so unbarmherzig unterbrochen wurde“, er warf Jasper einen wütenden Blick zu der diesen nur unschuldig lächelnd erwiderte. „war, dass es ein sehr großes Vergnügen ist. Du glaubst gar nicht, wie groß!“, fügte er wieder kichernd hinzu.

„Sex wird nur übertroffen von dem Genuss menschlichen Bluts!“, ertönte Jaspers Stimme und Emmett runzelte die Stirn.

„Dass das von dir kommen muss war ja so klar!“, Emmetts Stimme war vorwurfsvoll.

„Noch mal Selbstmordgedanken gefällig?“, fragte Jazz süffisant zurück.

„Ich bin schon ruhig.“, erwiderte der Dunkelhaarige eingeschüchtert.

Still hörte sich Edward den Schlagabtausch zwischen seinen Brüdern an und seufzte leise auf.

Er wusste jetzt, dass es eine sehr schlechte Idee gewesen war, sie zu fragen.

Sie waren keine wirkliche Hilfe.

„Zurück zum Thema. Was du erwarten sollst?“, fragte Emmett noch mal und schon wieder grinste er.

„Den Himmel auf Erden. Das Paradies mit lauter saftigen Äpfeln. Das Nirwana. Es ist wie ein perfekter Traum. Sogar noch besser. Einfach unbeschreiblich!“

Es war ungewohnt, dass Emmett unter die Philosophen gegangen war und so schaute Edward wieder skeptisch zu Jasper, seine Meinung auch noch hören wollend.

„Dito.“

Als Emmett die Bestätigung von Jasper erlangte war es, als wäre er in seinem Element. Er richtete sich auf, seine Miene war gut gelaunt, seine Artikulation lebhaft.

„Das gute ist immer die Überraschung davor. Das erste Mal wird es noch nicht so sein, das zweite Mal auch nicht aber irgendwann, wenn ihr den Dreh raus habt, dann wird es erst richtig interessant. Du wirst es so lange nicht glauben bis du es selbst gesehen hast. Es ist phänomenal was es alles für Klamotten für Frauen gibt, nur für drunter!“

Das Grinsen auf seinem Gesicht schien noch größer zu werden obwohl das eigentlich kaum möglich war.

Jaspers Gedanken schweiften an den Tag ab, als er mit Alice einkaufen gewesen war und sie ihm dann in diesem speziellen Laden den Himmel und gleichzeitig die Hölle auf Erden zeigte. Er musste zugeben, dass es ausschließlich der Himmel gewesen war als er an die Nacht dachte.

Alice, vor ihm bekleidet mit einem schwarzen Hauch von Nichts-

„JASPER!“

Der Angeschriene wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen als die gequälte Stimme Edwards ertönte und mit Verwunderung sah Jasper die zusammengekniffenen Augen seines Bruders bis er verstand.

„Oh. Sorry.“

Emmett lachte im Hintergrund schadenfroh und als Edward sich sicher war, dass Jasper all seine Gedanken bezüglich Alice in dieser Nacht verbannt hatte knurrte er seinen anderen, noch immer lachenden Bruder an.

„Wird bestimmt auch total witzig für dich, wenn ich Rosalie erzähle, was du bewusst in meinem Beisein über sie gedacht hast.“

Schlagartig verstummte das Lachen und nun lag es wieder an Jasper zu grinsen.

„Ich sag nur rotes Spitzen-Ding.“, fügte Edward hinzu.

Ein zischendes Geräusch war von Emmett zu hören und er warf Edward einen warnenden Blick zu. Diesen schien es aber gar nicht zu interessieren.

„Erstens: Das Ding hat einen Namen, nämlich Negligé du ungebildete Jungfrau und zweitens: Willst du, dass ich dir sämtliche Knochen breche oder überlegst du es dir noch mal mit dem petzen?“

„Ich glaub, ich bevorzuge meine Alternative. Du vergisst, dass ich dich in der Hand habe, Brüderchen. Also entweder reden wir jetzt Klartext oder du wirst die nächsten Jahre wohl abstinent verbringen.“

Emmett ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Es stimmte, wenn Rosalie auch nur ein Windhauch davon erfuhr war er fällig. Schmollend verschränkte er die Arme vor seiner Brust und sein hünenhafter Körper glich auf einmal dem eines Kindes. Edward nickte zufrieden.

Vielleicht würden sie jetzt endlich mal über das wirklich wichtige reden.

„Und… wie ist das mit der Beherrschung?“, fragte er zögerlich.

Schweigen erfüllte den Raum.

Emmett hatte wohl nicht das Bedürfnis, die nächsten Minuten wieder was zu sagen.

Könnte auch sein, dass er sich einfach Sorgen machte, etwas Falsches zu sagen und Edward seine Drohung aufgrund dessen wahr machte.

Jasper runzelte die Stirn, sah sich dann aber gezwungen was zu sagen und fuhr sich gedankenverloren durch seine wirren honigfarbenen Haare.

„Sobald sie vor dir steht ist die verschwunden.“

„Puff!“, kam es von Emmett, welcher es einfach nicht schaffte mehr als zehn Sekunden bei diesem Thema zu schweigen.

Der entsetzte Ausdruck auf Edwards Gesicht bereitete Jasper Unbehagen und da er kein Monster war – zumindest nicht mehr – verströmte er ein beruhigendes Gefühl.

„Es ist nicht ganz so.“, fing er wieder an zu erklären und warf Emmett einen drohenden Blick zu als dieser schon wieder den Mund öffnete. Einen Moment später war Emmett in geduckter Angriffshaltung und in sein altes Muster fallend fand Jasper sich auch nur einen Bruchteil später in der Angriffshaltung wieder, seine Augen starrten Emmett argwöhnisch an.

Allem Anschein nach war sein drohender Blick zu extrem gewesen.

„Jungs! Aus!“, schrie Edward genervt und behandelte beide wie zwei kläffende Köter.

Keiner der beiden regte sich, die Spannung in ihren Muskeln hatte sich kein einziges Mal gelockert. Edward verdrehte die Augen.

„Emmett, wenn du nicht sofort aufhörst erzähl ich Rosalie davon! Und bei dir genauso, Jasper! Ihr seid echt nervtötend.“

Der Blonde bewegte sich keinen Millimeter aus seiner Angriffshaltung heraus und erst als Emmett sich langsam aufrichtete tat er es ihm gleich. Seine Erfahrung hätte nie zugelassen, dass er vor dem Feind seine Angriffshaltung aufgab.

„Wenn Jasper auch so schaut!“, klagte Emmett und schüttelte den Kopf. „Seine Augen sagten mir, dass er gleich vor hat mich anzugreifen und seine Zähne waren gebleckt, tz.“

Konnte es sein, dass Emmett Angst gehabt hatte?

Der Gedanke lockte ein Grinsen auf Edwards Lippen während Jasper versuchte, ruhig zu bleiben. Als ob er noch immer wie ein Wahnsinniger war und so aussah.

„Da freut man sich doch geradezu auf einen Kampf!“, fügte Emmett mit einer noch größeren Klage hinzu und es war klar, dass er enttäuscht war wegen der verpassten Chance auf eine kleine Rangelei.

Edward war auf einmal froh, dass beide doch ein wenig Kontrolle über sich hatten, sonst hätte er danach bestimmt sagen können, dass es sein Zimmer gewesen war.

Als wäre nichts gewesen lehnte sich Jasper wieder an die Wand und Emmett verzog sich auf die Couch.

„Okay, jetzt ist Schluss mit dem Spaß. Es ist nicht ganz so, dass man die Beherrschung verliert. Natürlich kann das passieren-…“ Jasper sah zum zweiten Mal den Gesichtsausdruck seines Bruders und beeilte sich weiter zu reden. „Aber es ist sehr unwahrscheinlich. Gerade weil es dein erstes Mal ist-“ Emmett grinste und auch Jasper konnte ein kleines belustigtes Lächeln nicht unterdrücken. Dass Edward missmutig darüber war ignorierten beide. „…wirst du dir viel zu viele unnötige Gedanken machen und Selbstzweifel haben, dass du gar nicht dazu kommst.“

„Eventuell solltest du Bella den Mund zukleben.“, schlug Emmett vor.

„Was?!“

Edward schien völlig entsetzt über diesen Gedanken und verstand überhaupt nicht, zu was das gut sein sollte. Jasper hatte die Augenbrauen hochgezogen, zwar glaubte er zu wissen, worauf Emmetts Kommentar abzielte aber so einen abartigen Einfall hatte nicht mal er. Was natürlich nicht heißen sollte, dass er sonst immer diese abartigen Einfälle hatte. Nicht mal annähernd.

„Für den Fall, dass sie stöhnt und so.“

Einen Moment lang glaubte Edward, Emmett wollte ihn verarschen.

Dann war er sich nicht mehr so sicher.

„Ehm… nein?!“ Er klang unsicher. Mist, verdammter.

„Glaub mir, mit der Beherrschung und den guten Vorsätzen ist es sofort aus wenn es soweit ist. Dann ist dein Gehirn nur noch unbrauchbar, so abgeschaltet ist es.“

„Hör nicht auf seinen Rat, Emmett ist immer ganz aus dem Häuschen wenn es Rosalie gefällt, so selten passiert das.“, stichelte Jasper und das Grinsen eines Monsters lag auf seinen Lippen. Emmett schickte ihm einen eiskalten Blick, abgeschaut von Rose.

„Erinnerst du dich, als ich dir mal erzählt habe, wie man eine Frau ganz sicher und ohne Kompromisse rum kriegt? Vielleicht solltest du mal auf meine Ratschläge hören!“

„Nicht in diesem Leben.“, knurrte Jasper.

Er würde das ganz sicher nicht machen.

Nur über seine Leiche.

Die Vorstellung, mit Alice für drei Tage oder sogar noch länger nach Paris zu fliegen und dort mit ihr den ganzen Tag einkaufen zu gehen bereitete ihm Magengeschwüre.

Selbst wenn man damit eine Frau zu allem brachte.

Edward schien langsam einzusehen, dass seine Brüder keine große Hilfe waren.

Durchweg desillusioniert seufzte er auf.

„Habt ihr sonst noch irgendeinen sinnlosen Rat oder etwas zu dem, was ich erwarten soll, zu sagen?“, fragte er und schaute mit gerunzelter Stirn seine Brüder an.

Beide tauschten einen Blick aus.

Jasper stieß sich von der Wand ab, richtete sein Hemd als würde er gleich seine Schwiegereltern in spe kennen lernen und strich sich eine Haarsträhne zurück, sein Gesicht ernst und seine Augen auf Edward ruhend.

Emmett stand auf, fegte mit seiner Hand einige Fussel von seiner Schulter, betrachtete einen kurzen Moment die vielen CDs und richtete dann seinen Blick wie Jasper auch auf Edward, genauso ernst.

„Du sollst wissen, dass wir immer hinter dir stehen.“, sagte Emmett, legte seine Hand auf Edwards Schulter und nickte.

„Egal, was du machst.“, fügte Jasper hinzu und obwohl er leicht lächelte war sein Gesicht immer noch ernst.

Es bereitete Edward ein ungutes Gefühl, dass sie auf einmal so anders waren. Es machte ihn misstrauisch.

„Wir drücken die Daumen, es wird bestimmt ein großer Spaß.“

„Mach dir keine Sorgen.“

Und passend zu Jaspers Worten verschwanden seine Sorgen auf den nächsten Moment.

Seine Brüder nickten sich zu als wären sie mit dem Ergebnis ihrer Arbeit zufrieden und entgegen das angenehme Gefühl machte sich wieder Misstrauen in ihm breit.

„Was soll das? Ihr seid so… fürsorglich.“ Edward sprach das letzte Wort aus als würde er sich davor ekeln.

Jasper versuchte ein Lachen zu unterdrücken und hüstelte während Emmett sich sein Grinsen nicht verkniff, dafür aber angestrengt aus dem Fenster schaute um ja nicht loszuprusten.

„Ihr seid solche Idioten!“, murmelte Edward und nun konnten sie nicht mehr an sich halten. Beide brachen in schallendes Gelächter aus und Edward verdrehte mal wieder die Augen. Er kam sich vor, als wäre er der einzige Erwachsene hier.

Mies gelaunt wartete er bis seine Brüder sich beruhigt hatten.

„Sorry Edward, aber-…“, Jasper redete nicht weiter und Emmett sprang ein.

„Das Wissen, dass du bald deine blütenweiße Unschuld verlierst ist nur sehr erheiternd für uns. Du kommst mir vor wie ein kleines Mädchen, besorgt um ihre Tugend. Sei nicht so steif, du tust so, als wäre Sex das schlimmste was es gibt!“

Edward knirschte laut mit den Zähnen.

„Habt ihr vielleicht mal daran gedacht, dass ich die Kontrolle verlieren könnte?“

Die Frage glitt nur schwer über seine Lippen und er musste es fast ausspeien, so schwer war es.

„Du?!“, rief Emmett und lachte wieder.

Edward schien es immer noch nicht witzig zu finden und Jasper wurde wieder ernst und schlug Emmett in die Seite damit sich dieser beruhigte.

„Wenn das deine einzige große Sorge ist kannst du beruhigt sein.“, meinte Jasper und Edward schaute nicht sehr überzeugt. „Ich kenne niemanden der sich so unter Kontrolle hat wie du. Wenn du nicht Gedanken lesen könntest würde man fast glauben, dass das deine besondere Fähigkeit bist. Ich mein, du kennst sie jetzt schon bald zwei Jahre und hattest noch nie einen schwachen Moment. Und wir alle wissen, was für ein starkes Gefühl das ist wenn jemand so gut riecht.“

Er brauchte nicht von der brennenden Kehle reden, dem Verlangen seine Zähne in das nachgebende Fleisch zu versenken.

„Du schaffst das schon, da bin ich mir sicher.“, schloss Jasper schlicht.

„Klar schaffst du das. Du bist schließlich ein Cullen!“, grinste Emmett ermutigend.

Und in diesem Moment waren die Zweifel verschwunden.

Die Situation war relativ grotesk. Das Wissen, dass seine Brüder ihm vertrauten war überwältigend und ließ ihn auch daran glauben, dass er es schaffen konnte.

Stille trat zwischen die drei, aber es war keine unangenehme Stille.

Es war, als hätten sie sich alles gesagt.

Jetzt war es okay.

Auf einmal knallte die Zimmertür auf, die Köpfe der Jungs drehten sich zu dem Geräusch um und mit einem koketten Lächeln stand Alice da.

„Ich habe gesehen, dass er sich entschieden hat und musste sofort Bellas Koffer packen.“, rief sie freudig.

Ein unheimliches Gefühl überkam Edward.

So, wie sie es sagte, hatte er allen Grund sich zu sorgen.

„Sollen wir jetzt in Applaus ausbrechen?“, fragte Emmett ungehobelt und mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme.

Jasper hätte ihm am liebsten eine rein gehauen.

„Haha!“, meinte Alice trocken und verdrehte die Augen. „Kannst du, wenn du es so unglaublich findest.“

Sie streckte ihm die Zunge raus und mit vor Stolz geschwollener Brust dachte Jasper, dass das sein Mädchen war.

„Mhh…“, Emmett tat, als würde er überlegen. „Nein. Was willst du also?“

Das Lächeln auf ihren Lippen weitete sich.

„Das packen hat mir wirklich Spaß gemacht und ich hab ein wenig in Erinnerungen geschwelgt…“ Sie zog das letzte Wort in die Länge und schwieg dann einige Sekunden.

Sowohl Edward als auch Emmett wollten nicht wissen, woran sie gerade dachte.

„Aber egal. Jasper, kommst du?“

Es war, als würde ein Stromschlag durch seinen Körper fließen als sie seinen Namen sagte und sofort lächelte auch er.

Sie streckte ihre zierliche Hand aus.

Er ergriff sie und augenblicklich wurde er mitgezogen.

Jasper schaute über seine Schulter zu seinen Brüdern und das gerade noch so brave Lächeln hatte sich in ein teuflisches Grinsen verwandelt.

„Man sieht sich in ein paar Stunden.“, flüsterte er obwohl es alle hören konnten.

„Viel Spaß!“, formten Emmetts Lippen die Worte und mit Zeige- und Mittelfinger machte er ein Victory-Zeichen.

Mit dem Fuß kickte Jasper die Tür zu, Emmett und Edward hinter sich lassend.

Neidvoll seufzte Emmett auf.

„Sie haben doch Sex.“, bestätigte er die Aussage von Jasper am Anfang des Gesprächs und Edward lachte.

„Enttäuscht?“, fragte er leichthin.

„Neidisch.“, gab Emmett zu.

Dann jedoch verwandelte sich sein gerade noch unglücklicher Gesichtsausdruck und ein Grinsen war auf seinen Lippen, die Augen leuchteten abenteuerlustig auf.

„Edward, ich muss jetzt gehen.“

„Ja? Wohin?“, fragte dieser verwundert und schaute wieder misstrauisch.

„Ich bin mal Rosalie suchen…“

Mit diesen Worten schnalzte er, hob die Hand zum Abschied und ging auch aus dem Zimmer.

Allein zurückgelassen stand Edward nun da.

Einen Moment überlegte er, ob das Gespräch wirklich einen Sinn gemacht hatte. Immerhin waren Emmettt und Jasper die meiste Zeit keine große Hilfe gewesen. Und doch war er froh, dass sie es geführt hatten. Immerhin konnte er sich jetzt in etwa vorstellen, wie es sein würde.

Auch wenn beide hoffentlich übertrieben hatten mit ihren Aussagen.

Kopfschüttelnd fragte er sich, ob er auch mal so werden würde.

Edward konnte es sich nicht vorstellen, schließlich war es doch nur… Sex.

Wie falsch er damit lag würde er schon bald herausfinden.
 

Eine kleine Hommage an ‚What’s up in Forks?’.

Parallelen und Ähnlichkeiten sind beabsichtigt und erwünscht. Ich liebe diese Fanfiction so sehr, dass ich sie jeden Tag lesen könnte. Dank ihr habe ich Achromatopsie angefangen…
 

Ich weiß, diese Episode ist sehr OoC, aber ich wollte (seit ich Breaking Dawn gelesen habe) das Gespräch zwischen den unterschiedlichen Brüdern schreiben.

Hoffentlich könnt ihr mir verzeihen~
 

<3~

Schokoladenbraun

Schokoladenbraun.
 

Er konnte damit umgehen.

Früher war es unerträglich gewesen so zu tun, als sei er ein Mensch.

Das Krankenhaus verlassen, wenn seine Schicht zu Ende war hatte sich so falsch angefühlt, das Wissen um die vielen Menschen welche in seiner Abwesenheit starben hatte ihn krank gemacht.

Jetzt war dieses Gefühl kaum mehr vorhanden.

Dank der Verbesserung des Gesundheitssystems in den Jahren, dank den Errungenschaften in der Medizin und nicht zuletzt dank seiner Familie.

Durch seine Arbeit konnte er den schwachen Menschen helfen, Abbitte leisten und Erfüllung finden. Durch seine Familie war er nicht mehr einsam, hatte die Möglichkeit zarte Banden zu knüpfen und sich fast menschlich zu fühlen.

Er wurde nicht mehr von einer Leere erfüllt als er nach Hause kam.

Die Ruhe welche ihn nun umgab, an diesem Ort wo Carlisle er selbst sein konnte, erfasste ihn und als würde er träumen schloss er seine Augen.

Er roch seine Familienmitglieder, seine Kinder wie Esme sagen würde und ein Lächeln umspielte seine perfekt geformten Lippen.

„Endlich.“, hörte er ihre Stimme von oben und folgte dieser, bis er in ihrem Schlafzimmer war. Der Mond schien durch die großen Fenster und trank das Zimmer in ein milchiges Licht; er hatte Nachtschicht gehabt. Esme lag auf dem Bett, der Körper entspannt, die Haare wie ein Fächer um ihr zartes Gesicht geschlungen. Obwohl sie wusste, dass er da war schaute sie ihn nicht an.

Mit einer trägen Bewegung hob sie ihren Arm und verharrte so in der Luft. Ein schneller Schritt und er war bei ihr, nahm ihre Hand in seine und schaute sie an.

„Ich habe dich vermisst.“, seufzte sie leise und drehte dann doch ihren Kopf zu ihm. Auch ihre Lippen umspielten ein Lächeln.

„Ich dich auch.“, erwiderte er.

Sie schauten sich lächelnd an, dann klopfte Esme mit ihrer anderen Hand auf das Polster. Ohne den Blick von ihr abzuwenden setzte er sich, ließ sich nach hinten fallen und schaute sie immer noch an.

„Ich habe ein wenig über unsere Leben gehadert.“ Ihre Lippen bewegten sich langsam, konzentriert auf die richtige Wortwahl. Sie wollte nicht, dass er es falsch verstand.

„Zu welchem Schluss bist du gekommen?“

Viele Möglichkeiten stürmten durch seinen Kopf, waren entweder abwegig oder nachvollziehbar und sein Interesse auf ihre zögernde Antwort wurde immer größer.

„Ich frage mich, ob wir füreinander bestimmt gewesen wären, wenn es… nicht so gekommen wäre.“, ihre Stimme war ein Hauchen. „Ich meine, wenn man von der Zeit absieht. Als ich noch das stürmische Mädchen war und du der Arzt, der mich behandelte. Was wäre, wenn…?“

Esme redete nicht weiter, anscheinend schämte sie sich für ihre Gedanken. Dieses ganze ‚Was wäre wenn’ konnte man sich immer fragen, nach jedem kleinen bisschen was man gemacht hatte, es war ein nicht verschwindendes Hämmern im Hinterkopf.

Carlisle runzelte die Stirn und das Lächeln war von seinen Lippen verschwunden.

„Was wäre, wenn ich nicht gegangen wäre?“

Ihr stummes Nicken gab ihm die Antwort, die er schon wusste. Sie wussten beide, dass es sinnlos war diese Geschichte zu spinnen, immer weiter bis beide zu einem Schluss kamen der vielleicht schöner gewesen wäre.

„Du hast mich sprachlos gemacht, erinnerst du dich?“ Ihre eigene Erinnerung war verschwommen, der Schleier dunkelte alles ab aber er konnte sich genau daran erinnern.

„Ich war selbst ein wenig sprachlos. Dein Lachen hat man den ganzen Gang entlang gehört – oder zumindest habe ich es. Du warst so glücklich, du hast rumgealbert obwohl du Schmerzen hattest.“ Er machte eine Pause und Esme musste daran denken, dass sie nicht gewollt hatte, dass sich ihre Eltern zu viele Sorgen machten. „Und als ich dann in das Zimmer kam war dein Gesicht plötzlich vor Schock erstarrt, das Lachen war auf einmal nur noch eine Erinnerung.“

„Du hast mich ja auch geschockt!“, sagte sie anklagend und lachte. „Du warst das Schönste, was ich jemals gesehen hatte. Ich war hin und weg. Du hast mich völlig und ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, in deinen Bann gezogen.“

Bei den vielen Komplimenten hätte Carlisle wohl verlegen werden müssen aber auch er lachte nur, die Freude, dass sie schon damals so gefühlt hatte wollte er nicht verstecken.

„Ich muss zugeben, dass ich es ein wenig anders empfunden habe. Wenn ich nicht schon so lange Arzt gewesen wäre und mit Menschenblut umging hätte ich mich bestimmt auf dich gestürzt.“, meinte er und jetzt grinste er auf einmal, jungenhaft und ein wenig frech.

„Soll das jetzt ein Kompliment sein?“, rief Esme entrüstet und beide lachten wieder.

„Mir wäre es lieb, wenn du es als Kompliment betrachten könntest.“

„Wenn das so ist, dann mach ich das natürlich.“

Das Schweigen war nicht unangenehm aber er spürte die leichte Nervosität von Esme. Sie wollte es sich bestimmt nicht anmerken lassen aber er folgerte nur, dass sie mit dem Verlauf des Gesprächs nicht ganz so glücklich war.

„Wenn ich noch weiter geblieben wäre… ich bezweifle, dass ich dich hätte vergessen können. Aber mein Gewissen hätte mir nicht erlaubt, dich unter irgendeinem Vorwand zu besuchen und dann hätten meine unruhigen Gedanken Edward wohl so in den Wahnsinn getrieben, dass er mich dazu gezwungen hätte, dich zu besuchen.“

Das war das wahrscheinlichste, da war sich Carlisle sicher. Er hatte die Klagen von Edward gehört, als Emmett und Rosalie ein Paar wurden und auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass es bei ihm so schlimm gewesen wäre hätte es Edward bestimmt genervt.

„Ganz klar, ich werde mich bei Edward bedanken müssen. Allein schon dafür, dass es so gekommen wäre wenn ihr nicht gegangen wärt.“, hörte er ihre leichte Stimme und lächelte glücklich.

„Deine Eltern wären wohl misstrauisch gewesen. Damals habe ich mich als 35 ausgegeben und du warst gerade mal 16.“, führte er die Geschichte weiter.

„Wie unanständig.“, kommentierte sie lachend.

„Hättest du es als Belästigung empfunden?“, fragte er schnell und schaute sie an.

Überrascht über seine Frage richtete sie sich etwas auf und blinzelte verwirrt, dann schüttelte sie den Kopf, wieder lachend.

„Ich hätte mich geschmeichelt gefühlt. Ich wusste, dass du einen schönen Charakter hast obwohl ich dich nicht kannte. Außerdem sahst du gut aus und hättest mich wie eine Dame behandelt und nicht wie die Göre, die ich war.“

Seine Erleichterung war fast schon beleidigend, zweifelte er etwa an ihrer Liebe? Als hätte er ihre Gedanken gelesen schüttelte auch er schnell den Kopf.

„Es ist immer noch ein wenig ungewohnt zu wissen, dass du mich schon anziehend fandest als du ein Mensch warst.“

„Weil ich eigentlich Angst vor dir hätte haben sollen? Niemand hat Angst vor dir, so ungewöhnlich es auch klingen mag“, sagte sie spöttisch und er zog eine Augenbraue hoch. „Deine Patienten, deine Kollegen, die Krankenschwestern welche dir nachrennen, alle haben keine Angst vor dir.“

Esme war stolz auf sich, dass sie bei dem Teil mit den Krankenschwestern noch spöttischer geklungen hatte. Früher war sie immer ein wenig ausgeflippt deswegen.

„Ich glaube, damit kann ich leben.“, meinte er schlicht.

Sie musste sich ablenken, ganz schnell.

„Das erinnert mich an die Krankenschwester, welche in dich verliebt war. So richtig, mein ich.“, sagte sie schnell.

Obwohl ihre menschlichen Erinnerungen schwach waren war diese besonders ausgeprägt. Wie nicht, wenn die Eifersucht sie fast aufgefressen hätte?!

„Sie war wirklich schön, hatte ein ebenmäßiges Gesicht und wunderschönes schokoladenbraunes Haar. Warum bist du nicht mal mit ihr ausgegangen?“, fragte sie weiter und hoffte, dass er jetzt nicht sagte, dass er es getan hatte.

„Ich mag Karamellfarbenes Haar lieber.“, antwortete Carlisle nach kurzem Zögern mit einem Grinsen auf den Lippen. Seine freie Hand wanderte zu ihrem Haar und sanft strich er darüber.

Oh mist, sie spürte regelrecht wie sie unruhig wurde. Carlisle war ein so ruhiger, zurückhaltender und dabei sehr charmanter Mann was sie in regelmäßigen Abständen aus der Fassung brachte. Auch jetzt musste sie nach Luft ringen, sie wollte seinen wunderbaren Duft nicht auch nur eine Sekunde verpassen.

„Carlisle?”

Sie klang so unsicher, als durfte sie nicht fragen. Die gemurmelten Wörter von ihm sagten ihr, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte und mit dem Finger zeichnete sie irgendwelche Muster auf das Laken.

„Wenn ich nicht fast gestorben wäre… hättest du mich auf mein Bitten dann auch gebissen?“

Wieder trat die Stille zwischen beide aber auf einmal war sie seltsam unangenehm, die Spannung welche zwischen ihnen lag hatte nichts mehr Positives.

Lange Zeit war es ruhig, viel zu lange für Esme.

Die Sekunden vergingen nur sehr zäh und mit jeder weiteren fragte sie sich im Stillen, ob sie die Frage nicht hätte stellen sollen.

„Es ist nicht so gekommen, Esme.“, ertönte die Stimme von Carlisle und seine Worte waren langsam ausgesprochen, als wägte er jedes einzelne ab.

„Aber-…“, wollte sie die Frage wieder aufnehmen doch sein Blick schnitt ihr das Wort ab. Es war weder warnend noch böse, eher flehend.

Noch nie hatte sie ihn so gesehen und war dementsprechend auch gehemmt.

„Niemand will so was entscheiden.“, fügte er erklärend hinzu und sie nickte nachgebend, es hätte sie trotzdem interessiert.

Sie entspannte sich wieder, versuchte die bohrende Frage zu vergessen und starrte an die weiße Decke. Vielleicht war es ja auch besser, nicht seine Antwort zu wissen. Möglicherweise wollte er ihr nicht sagen, dass er es nicht getan hätte. Oder er dachte ernsthaft, sie zu verschrecken wenn er ihr sagte, dass er es gemacht hätte.

Als hätte Edward ihre konfusen Gedanken mitbekommen – vielleicht hatte er es ja wirklich, sie war sich nicht sicher, aus welcher Distanz er Gedanken hören konnte – ertönte von unten die sanften Klänge eines Klavierstücks.

Es war ihr Lieblingslied und auf einmal fühlte sie sich seltsam schwach, sie war ergriffen von seiner Anteilnahme. Dass ihr Sohn sie aufmuntern wollte, die unbeantworteten Fragen versuchte zu verdrängen war mehr, als sie sich je erhofft hatte.

Das zarte Band zwischen ihnen, diese unausgesprochene Verbundenheit beider obwohl sie nicht seine wahre Mutter war berührte sie.

Zugleich stürmte die Sorge auf sie ein, Sorge um ihren Sohn und seine Einsamkeit.

Mit einer grazilen Bewegung richtete sie sich auf und schaute ihren Mann mit vor Angst durchtränkten Augen an.

„Er ist einsam.“, murmelte sie leise und auf einmal fühlte sich seine Hand, welche ihre immer noch hielt seltsam kalt an.

Auch Carlisle richtete sich auf, sie saßen beide auf dem Bett, die Hand des jeweils anderen haltend und sich stumm anstarrend.

Wie konnte sie sich hier geborgen und geliebt von ihm fühlen, wenn Edward völlig allein war?

Ihre eigene Selbstsucht tat weh, war aber kaum der Rede wert im Vergleich zu den Schuldgefühlen die sie gegenüber ihrem Sohn hegte.

Esme wollte ihre Hand wegziehen, wollte dem kalten aber dennoch so sanften und liebenden Griff entkommen aber bevor sie ihre Finger auch nur ein Stück hätte bewegen können verstärkte sich sein Griff.

„Esme, du kannst nicht-…“

Seine verständnisvolle Stimme zu hören war wie ein Schlag. Dass er sich Sorgen um sie machte, während ihr beider Sohn litt war unerträglich.

„Was kann ich nicht? Edward, mein-… unser Sohn leidet in seiner Seele und du sagst, ich kann nichts dagegen tun? Ich muss etwas tun, Carlisle. Wie können wir alle, Rosalie und Emmett, Alice und Jasper, du und ich glücklich sein, wenn er es nicht ist?“

Sie wollte weinen und konnte es nicht. Zu oft hatte ihre Stimme versagt, ihr Körper sich geschüttelt aber die erlösenden Tränen waren nicht gekommen, so auch jetzt. Sie schluchzte auf, ihre Schultern zitterten leicht und sie wand ihr Gesicht von ihm ab.

„Ich vertraue darauf, dass er das Alleinsein als etwas erkennt, was notwendig ist für die Zeit danach. Solltest du nicht auch darauf vertrauen?“

So sanft seine Stimme war, sie konnte nichts anderes als Abscheu dafür empfinden. Dass er es wagte, so über ihren Sohn zu reden war abstoßend.

Und natürlich vertraute sie Edward, aber lieber würde sie alle Schmerzen auf sich nehmen als zuzulassen, dass er sich allein fühlte.

„Gerade du müsstest wissen, dass Einsamkeit das schlimmste Gefühl ist, was es gibt!“ Ihre Stimme war verbittert und beide wussten, dass sie Recht hatte.

Auch Carlisle war lange Zeit allein gewesen und aus dieser Einsamkeit heraus hatte er Edward erschaffen.

Was, wenn auch Edward aus seiner Einsamkeit jemanden erschaffen würde?

Das Lied wurde leiser ehe ein neues ertönte, viel schwerer und melancholischer als zuvor.

Wenn sie alle nicht reichten, um ihn so glücklich zu machen, wie er es verdient hatte? Esme wusste, dass sie es nicht schafften.

Aber die Hoffnung auf jemanden, der es schaffen würde gab ihr neuen Mut und vorsichtig stand sie ganz auf. Noch immer Carlisles Hand haltend zog sie ihn mit sich, runter in das hell eingerichtete Wohnzimmer wo Edward am Flügel saß.

Ihr Sohn schaute nicht auf und spielte ruhig weiter, seine Lippen umspielte ein Lächeln welches Esme nicht reichte. Sie wollte, dass er tief aus sich selbst lächelte.

Ohne darüber nachzudenken löste sie sich von Carlisle und setzte sich auf die Klavierbank neben ihren Sohn.

„Danke für das Spiel.“, flüsterte sie leise und betrachtete seine Finger wie sie behände über die Tasten glitten.

„Gern geschehen.“, erwiderte Edward nur und das Lächeln auf seinen Lippen wollte ihr sagen, dass sie sich keine Sorgen machen sollte.

Der alleinige Gedanke, sich keine Sorgen um ihren Sohn zu machen war absurd. Esme wollte ihn trösten, wollte für ihn da sein und ihn so glücklich machen wie es nur ging aber es stand nicht in ihrer Macht.

„Es ist okay, Mum.“

Die letzten Töne des Stücks erklangen und als seine Finger schließlich ruhten schaute er auf. Einen Moment schauten sie sich an, dann weitete sich sein Lächeln und erreichte endlich seine Augen.

„Ich bin besser als du geworden.“, meinte er mit einem Anflug von Selbstgefälligkeit und auf einmal grinste er sie frech an.

Esme unterdrückte den aufkommenden Schluchzer und lächelte schwach, dann brachte sie ein leises Lachen zustande. Dass er sie jetzt tröstete und sie von seiner Einsamkeit ablenkte war zuviel. Auf eine groteske Weise war er für sie da und nicht sie für ihn.

Esme schluckte und das zuschnürende Gefühl ihres Halses verschwand.

„Das freut mich.“, flüsterte sie mit erstickter Stimme.

Edward schaute auf, als Carlisle seine Hand auf seine Schulter legte und lächelte auch diesen an.

„Warte es nur ab, in ein paar Jahren werde ich dich als Arzt auch abgehängt haben!“

Beide lachten fröhlich los, Vater und Sohn.

Ihr Blick lag auf diesem perfekten Abbild und sie wusste, dass Edward die Einsamkeit überstehen würde.

Er war ja ihrer beider Sohn.

Nachtschwarz

Nachtschwarz.
 

So this man knew Jasper, not Alice. Knew him, and seemed afraid of him, too.

(Bella, Breaking Dawn)
 

I must say, it’s a different experience working with you than it is with Mr. Jasper. Much less… unsettling. […] Over the years, you might imagine that I’ve developed a very healthy level of respect for Mr. Jasper and the entire family.

(J. Jenks, Breaking Dawn)
 

It’s just been my experience that some kinds of working relationships are better motivated by fear than by monetary gain.

(Jasper Hale, Breaking Dawn)
 

„Mister Hale, es ist mir eine Freude.“

Der Mann welcher alles andere als erfreut schien war klein, an seinem Kopf war der Ansatz einer Glatze zu sehen und er hatte einen Bauch. Jasper hatte über ihn recherchiert – es war immer besser wenn man heikle Informationen über wichtige Geschäftspartner in der Hand hatte – und wusste daher, dass er Mitte dreißig war.

Als er auf ihn zuging schien das Dickerchen zusammenzufahren.

Der schwere Mahagonischreibtisch lag nur noch zwischen ihnen und das schien den Mann nervös zu machen. Jasper sah die winzigen Schweißperlen auf seiner Stirn, roch das Unbehagen und kümmerte sich nicht darum.

Sie schüttelten sich kurz die Hand, er wurde mit einer wedelnden Handbewegung dazu aufgefordert sich zu setzen und tat es.

„Die Freude beruht ganz auf meiner Seite.“, erwiderte er ruhig und schaute das kleine Männchen über den Tisch hinweg an.

„Wie darf ich Sie nennen, Jenks oder Scott?“, fügte er dann fragend hinzu und das Lächeln auf seinen Lippen hatte nichts Freundliches an sich. Es war rein belustigend zu wissen, dass Menschen so dumm waren und auf falsche Namen herein fielen.

„Wie Ihnen beliebt, Mister Hale.“, murmelte sein Gegenüber schnell und Jasper roch, wie eine weitere Welle von Schweiß sich seinen Weg durch die Poren bahnte.

Widerlich.

„Ich bleibe bei Mister Jenks, ihr alter Partner hat mich so informiert.“ Er sah wie Jenks zu einer Frage ansetzte und schnitt ihm mit einer Handbewegung das nicht artikulierte Wort ab. „Sie können mich Jasper nennen.“

Das nun höfliche Lächeln auf seinen Lippen erschreckte Jenks anscheinend mehr, als wenn er gar nicht lächeln würde und obwohl er keine Gedanken lesen konnte wie Edward wusste er doch, was sich sein Gegenüber dachte. Oder besser gesagt, was ihn beunruhigte.

Jasper hatte seit fünfzehn Jahren eine sehr erfolgreiche Geschäftsbeziehung mit dem alten Partner von Jenks gepflegt und dieser hatte wohl ausführlich Bericht erstattet über ihn. Den honigblonden Vampir störte es wenig, dass seine nicht vorhandene Veränderung beiden Angst einjagte.

Angst war ein guter Motivator.

„Was kann ich für Sie tun, Mister Jasper?“

Mit einer ungewöhnlich festen Stimme kam Jenks nun zum geschäftlichen Teil und seine Finger nahmen den schweren Mont Blanc Kugelschreiber auf. Nach nur wenigen Sekunden störte es Jasper wie sein Gegenüber den teuren Gegenstand zwischen Daumen und Zeigefinger rollte, ein Zeichen tiefster Nervosität.

Vielleicht sollte er einen noch stärkeren Eindruck bei Jenks hinterlassen. Seine Hand schnellte nach vorne und bevor sein Geschäftspartner es auch nur hätte sehen können hatten seine feingliedrigen Finger den Deckel umfasst.

Jenks sog scharf die Luft, Jasper nahm den Kugelschreiber ohne weiter auf ihn zu achten und zwirbelte ihn zwischen seinen Fingern umher.

Der ganze Vorgang hatte nicht mehr als zwei Sekunden gedauert.

„Man muss doch nicht nervös werden.“, meinte er spöttisch und schaute dabei auf den hellblauen Kugelschreiber. „Sieben Geburtsurkunden, sieben Pässe und sieben Führerscheine.“, antwortete er dann auf Jenks Frage gelassen.

Wenngleich das Zwirbeln des Stiftes viel interessanter war schaute Jasper davon auf um sicher zu gehen, dass Jenks nicht gleich ein Herzinfarkt bekam.

Die nun noch extremere Nervosität erfasste ihn, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Jasper empfand seine Gabe in solchen Momenten als große Last. Im Gegensatz zu Edward welcher die Gedanken auf ein leises Hintergrundgeräusch herunterschrauben konnte, konnte er die Gefühle aller Lebewesen nicht ausblenden.

Es war nur dank seiner jahrelangen Übung möglich, sich nicht mehr allzu sehr von den Gefühlen beeinflussen zu lassen.

Früher hätte er auf die Nervosität nicht so gelassen reagieren können, er wäre eher aggressiv geworden und hätte das luxuriöse Büro in einen Schutthaufen verwandelt.

Aber das war auch damals gewesen, in der Vergangenheit welche weit zurück lag, ihn dennoch immer wieder einholen wollte.

„Jeweils sieben?“, fragte Jenks mit leichtem Zögern und die Nervosität wurde kurz von Überraschung abgelöst.

Ihm war bewusst, dass es nicht normal war, bei den Preisen einundzwanzig Dokumente zu verlangen aber das kümmerte ihn nicht.

Jenks hatte schon mitbekommen, dass einiges an ihm nicht normal war.

Dem Vampir verging langsam das Interesse an dem Gespräch und gelangweilt fragte er sich, wie lange das noch dauern würde. Wenn er daran dachte, Alice wegen solch einer Lappalie für mehrere Stunden verlassen zu haben wurde er nur genervter.

Aber was tat man nicht alles, um ein neues Leben anzufangen!

Das kleine Städtchen Forks, circa 140 Meilen entfernt von Seattle, würde demnächst ihre neue Heimat sein.

Jasper freute sich nur darauf, weil sich Alice freute.

Sie würden sich mal wieder als High School Schüler ausgeben müssen und das bereitete ihm Sorge. Er hasste es, umgeben von Menschen zu sein und wenn er daran dachte, dass es eine Schule war, verließ ihn sein Vertrauen.

Eine Schule bedeutete eine Ansammlung junger Menschen deren Blut wild in ihren Adern pochte und die nervtötende Stimmungen hatten.

Wenigstens war Forks klein, so klein dass es auffallen würde, wenn er ein oder zwei Menschen tötete.

Bei diesem Gedanken ertönte sofort die vorwurfsvolle aber zugleich sorgenvolle Stimme von Alice in seinem Kopf und er wusste, dass es sein Gewissen war.

Es war tröstlich, ein Gewissen zu haben und in der einen Sekunde, als er das alles gedacht hatte schluckte Jenks nur.

„Einundzwanzig Dokumente, ja. Aber ich glaube daran, dass auch Sie rechnen können.“, antwortete er mit einem überdeutlichen Seitenhieb und sah gespannt dabei zu, wie die Wangen des Mannes sich rot färbten.

Das Brennen in seiner Kehle verstärkte sich und für einen kurzen Moment – so kurz, dass es Jenks nicht sah – verkrampfte er sich, spürte wie seine Muskeln sich anspannten und dann wieder entspannten.

Er hatte sich unter Kontrolle.

„Natürlich, entschuldigen Sie, Mister Jasper.“, kam die unverzügliche Antwort und Jasper ging nicht weiter darauf ein.

„Ich müsste die Namen-…?“, fing er an zu fragen, verstummte dann aber als er in Jaspers Gesicht sah.

Anscheinend hatte er sich doch nicht so gut unter Kontrolle.

Der Vampir hatte nur eine vage Vorstellung, wie er Jenks gerade angeschaut hatte. Hungrig bestimmt nicht, dafür hatte es keinen wirklichen Grund mehr gegeben. Es musste anders sein, eher Angst einflößend.

Nun ja, das war doch nichts Schlechtes.

Wahrscheinlich hatte er seine Lippen übertrieben verzogen, seine Augen waren bestimmt starr geworden und durch das Neonlicht waren seine Pupillen nur Stecknadelkopf groß gewesen.

Sein Gesicht war wohl eine widerliche Fratze seines früheren Selbst gewesen.

Jasper hatte schon vor dem Treffen über die Namen nachgedacht und war, im Gegensatz zu seiner Familie, anderer Meinung. Es war gefährlich, wieder den Familiennamen anzunehmen.

Aber was konnte er gegen sechs Personen ausrichten?

Zudem hatte Alice ihm versichert, dass es niemand bemerken würde.

Das Gute an Menschen war, dass man alle zwanzig bis dreißig Jahren wieder die Namen wiederholen konnte und jetzt war es wieder soweit.

„Fünf Mal Cullen, zwei Mal Hale.“, meinte er tonlos und die nun ängstlich-nervöse Atmosphäre war nur noch von Angst geprägt.

Jenks räusperte sich, seine winzigen Schweinchenaugen wanderten zu Jaspers Hand in welche er noch immer den Kugelschreiber herumwirbelte. Dann holte er schnell ein Seidentuch raus, tupfte seine schweißnasse Stirn ab und öffnete vorsichtig die erste Schublade des Mahagonischreibtisches.

Die plötzliche Anspannung von ihm ließ Jasper wachsam werden.

Ohne, dass er viel von seiner gelassenen Haltung aufgab wanderte sein Blick zu der Schublade. Die wenigen Sekunden in denen Jenks ein Füllfederhalter herausholte reichten für Vampiraugen massig.

Die einzelnen Blüten, die aus einem braunen Papierumschlag herausschauten sahen gut aus, sehr echt auch wenn ihr Geruch sie verriet.

Kein Mensch würde sie jedoch von echtem Geld unterscheiden können und für den Bruchteil einer Sekunde trat wieder ein spöttisches Grinsen auf seine Lippen.

Es war fast schon beleidigend daran zu denken, dass er auch einmal so ein naiver Mensch gewesen war.

Auch wenn ihn in mancherlei Hinsicht der Neid überkam.

Zu gern würde Jasper nur einmal die Augen schließen und schlafen, mehr noch, träumen. Er wollte von Alice träumen, jede Nacht.

Aber er wusste, dass sie niemals einander kennen gelernt hätten, wenn beide kein Vampir geworden wären.

Allein es in Erwägung zu ziehen, sie niemals gekannt zu haben war nicht gut für ihn.

Es brachte ihn auf dumme Gedanken.

Ein dummer Gedanke war, dem Menschen vor ihm in den speckigen Hals zu beißen, die Halsschlagader zu durchtrennen und das Blut zu trinken.

Schnell schüttelte er diese Überlegung ab.

„Vornamen?“, fragte Jenks nun wieder nachdem er die Nachnamen auf ein teuer aussehendes Papier geschrieben hatte.

„Für Cullen: Carlisle, Esme, Edward, Emmett und Alice. Für Hale Rosalie und Jasper.“, schloss er und sah, wie Jenks ihn für einen Moment anlinste.

Das kratzende Geräusch der Feder auf Papier störte ihn und er ließ den Kugelschreiber schneller zwischen seinen Fingern zwirbeln.

Die Fensterfront welche sich hinter Jenks’ Schreibstuhl erstreckte zeigte den nun dunkler werdenden bewölkten Himmel. Unter dem Gebäude erkannte selbst ein Mensch Seattle, leuchtend in der Abenddämmerung als wollte die Stadt damit sagen ‚Kommt her!’.

Jasper hörte, wie Jenks den Mund aufmachte und Sauerstoff einatmete um eine weitere Frage zu stellen.

„Keine zweiten Vornamen.“, antwortete Jasper ohne seinen Blick von dem dunklen Himmel zu wenden. Er fragte sich, wie lange es noch dauern würde und wusste schon jetzt, dass es Nachtschwarz war wenn er in sein MG GT stieg.

„Das Alter?“ Die Stimme von Jenks war jetzt kratziger als die der Feder.

Jasper verdrehte die Augen, er hatte das schon so oft gemacht, dass es gähnend langweilig war.

Vielleicht ließ er zum Spaß eine kleine Angstwelle über Jenks hinwegfegen wenn sie fertig waren, nur um den Eindruck zu verstärken.

Mit gelangweilter Stimme ratterte er die Zahlen herunter und sah amüsiert, wie Jenks unbeholfen auf seinem Papier herumkleckste. Noch einmal, dieses Mal langsamer, sagte er das Alter jeder betreffenden Person und wartete geduldig, bis er fertig geschrieben hatte.

Menschen halt.

„Gut, danke. Ich bräuchte jetzt nur noch Fotos.“, murmelte Jenks und man hörte deutlich, dass er darüber glücklich war, dieses Gespräch bald beenden zu können.

Mit seiner freien Hand holte er Bilder von allen Familienmitgliedern raus, ausgenommen Alice. Niemals würde Jasper es zulassen, dass sie auch nur in den Hauch einer Gefahr kam, das lag einfach nicht in seiner Natur. Was mit den anderen geschah und mit ihm war egal, solange er Alice in Sicherheit wusste.

Als Jenks die Bilder flüchtig anschaute schien er zu bemerken, dass eines fehlte und bevor er die sinnlose Frage stellen konnte hatte Jasper schon zur Erklärung angesetzt.

„Darum werde ich mich selbst kümmern.“, antwortete Jasper mit einem eisigen Lächeln, sodass Jenks nur nicken konnte.

„Natürlich, wenn Sie wünschen. Ich werde keine Probleme bereiten.“, beeilte er sich schnell zu sagen und das eisige Lächeln auf Jaspers Lippen wurde zu einem Grinsen.

„Das rate ich Ihnen, Jenks.“

Die unterschwellige Drohung sowohl in seinen Worten als auch in seiner Stimme entging Jenks nicht und ließ ihn erschaudern.

Als wäre das noch nicht genug schickte der Vampir eine Angstwelle hinterher und er sah belustigt, wie die Lippen von Jenks anfingen zu zittern.

„Wann wollen Sie die Dokumente?“ Nicht nur seine Lippe zitterte, auch seine Stimme.

„In fünf Tagen, wenn es sich einrichten lässt.“, meinte Jasper höflich und löste die gerade noch ängstliche Stimmung ab zu einer ruhigen.

Jenks griff sich an den Kragen und zog etwas daran, dann erfasste ihn die Ruhe und er schüttelte den Kopf.

„Bei allem Respekt Mister Jasper, ich glaube nicht-…“, fing er an.

„Fünf Tage.“, unterbrach ihn der Angesprochene kalt und wieder schlug die Stimmung um. Die Ruhe verließ Jenks und er wurde wieder von Angst geplagt.

„Natürlich.“, murmelte er ergeben. „Dann in fünf Tagen um Sieben im Dolce Vita? Leider habe ich danach einen wichtigen Termin und hätte deshalb nur kurz Zeit.“

Jasper erschien es eher, als wollte Jenks nicht mit ihm essen aber der Vampir wollte ihm das auch ersparen.

Es würde nicht mehr viel übrig von seinem Geschäftspartner bleiben.

„Gern.“, sagte er schlicht.

Es war alles gesagt und beide standen auf.

Jasper ließ den Kugelschreiber noch einmal durch seine Finger zwirbeln, warf ihn dann mit einem schnippenden Geräusch hoch und fing ihn mit der anderen Hand. Die nun freie Hand griff nach seinem Portemonnaie und er holte eine größere Summe an Geldscheinen heraus.

Er wusste natürlich, wie die Bezahlung ablief und legte es gelassen auf den Tisch zwischen beide, ehe sie sich die Hände schüttelten.

„Es war mir eine Freude.“, sagte er und ließ den sarkastischen Tonfall weg.

„Ganz meinerseits, Mister Jasper.“, antwortete Jenks und die Lüge war für den Vampir unüberhörbar.

„Ich darf doch?“, fragte Jasper und deutete auf den Kugelschreiber. „Als kleines Pfand.“, fügte er mit einem letzten Angst einflößenden Grinsen hinzu.

„Oh, ja… natürlich.“, antwortete Jenks schnell. „Kommen Sie gut nach Hause.“, hörte er noch die Worte als er schon auf dem Weg nach draußen war.

Nachtschwärze umgab ihn als er aus dem Gebäude trat und mit einem zynischen Grinsen auf den Lippen freute er sich schon auf die weiteren Treffen.
 

Ich kann es nicht lassen, über Jasper zu schreiben... Tut mir Leid~
 

<3~

Bitterorange

Bitterorange.
 

Ihr Herz pochte schnell.

Schneller als das eines Menschen.

Und in diesem Moment sogar noch schneller als üblich.

Renesmee Carlie Cullen hatte mitten in der Auffahrt geparkt, ihre Hände zitterten deutlich als sich diese vom Lenkrad lösten. Ein Blick in den Rückspiegel zeigte ihr die grauen Bremsspuren auf dem Asphalt und ein zufriedenes Lächeln legte sich auf ihre perfekten kirschroten Lippen.

Sie liebte wie ihre Familie schnelles Autofahren und am liebsten legte sie bei über 100 Meilen eine Vollbremsung hin.

Als ihr Blick jedoch auf das riesige Haus fiel verging ihr Lächeln schnell, sie packte ihre Designertasche – ein Geschenk von Alice – und wütend stieg sie aus.

Mit schnellen Schritten ging sie auf die Tür zu, ihre kupferfarbenen Locken wippten hin und her. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzten aggressiv.

„Deine Tochter kommt!“, ertönte drinnen die trällernde Stimme von Alice und Renesmee verdrehte die Augen.

Alice war ihre Lieblingstante, auch wenn sie ein wenig verrückt war.

Ständig kaufte sie ihr irgendwelche Klamotten, Schuhe und Accessoires. Und dann durfte sie die Sachen nur einen Tag anziehen. Im Grund genommen machte es Renesmee nichts aus, es war lustig. Sie war nicht ganz so empfindlich wie ihre Mum, sie mochte es sogar hin und wieder sich schick zu machen aber meistens war es Zeitverschwendung. Vor allem, wenn sie mit Jacob unterwegs war.

Meistens war dann ein Minikleid aus Seidenstoff doch unpraktisch.

Bei dem Gedanken an Jake wurde sie noch wütender und mit einem schallenden Knall stieß sie unsanft die Tür auf und trat ein.

Als erstes sah sie Rosalie und Emmett, anscheinend hatte dieser mal wieder etwas Falsches gesagt denn die wunderschöne Blondine war in Rage.

Das liebte sie an Rosalie. Sie war immer so selbstbewusst und kühl, aber wenn man einmal die unsichtbare Grenze überschritten hatte kam ihr Temperament zum Vorschein. Renesmee hatte auch ein hitziges Temperament aber es dauerte nicht so lang, bis dieses zum Vorschein kam.

„Ich hab doch nur gesagt, dass du nicht ständig irgendwas kochen musst für Nessie. Hey übrigens!“ Emmett nickte ihr zu und sie zwinkerte zurück.

„Du hast gesagt ich mäste sie und dass sie fett wird!“, rief Rosalie erzürnt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mäste ich dich, Nessie?“

Schnell schüttelte die Angesprochene den Kopf.

Es stimmte, Rosalie ging völlig in dieser zweiten Rolle als Mutter auf und kochte jeden Tag, aber wirklich jeden etwas für sie. Natürlich wussten alle, dass sie Tierblut bevorzugte aber das wurde unter den Tisch gekehrt.

Ohne die beiden weiter zu beachten ging sie schnellen Schrittes die Treppe hoch und begegnete dort Jasper der in Eile schien.

„Hey, wie war die Schule?“, fragte er im Vorbeigehen und blieb dann doch stehen, drehte sich zu ihr um und lächelte

Er war halt ein wirklicher Gentleman, sonst würde er nicht mit ihr umgehen als wäre sie eine Dame und sie erwiderte sein Lächeln. Sofort verflog ihre bald überschäumende Wut, machte einer angenehmen Ruhe Platz und sie seufzte auf.

Jasper war für sie eine aufregende Person, sein früheres Leben war genauso traurig wie interessant und seine Gabe war ab und an wirklich hilfreich.

Nessie mochte ihren Onkel aber ein Thema welches er immer ansprach hasste sie: Schule.

Beide vertraten zwei völlig unterschiedliche Meinungen und es war ernüchternd mit ihm darüber zu diskutieren, schließlich hatte er so ziemlich immer Recht.

„Unglaublich spannend.“, antwortete sie sarkastisch und zuckte mit den Schultern. „Hast du es eilig?“, fragte sie neugierig und sah, wie er einen Blick zum Schlafzimmer von ihm und Alice warf.

„Nein, nein. Es ist nur… Alice hat gerade wieder so eine Phase.“

Seine Lippen bewegten sich kaum und sie verstand es fast nicht. Das war das traurige Los eines Halbvampirs.

„Dann geh ich ihr mal lieber aus dem Weg. Weißt du, wo Dad ist?“

Mit dem Kopf nickte Jasper zu einem Zimmer am Ende des Gangs und Nessie bedankte sich mit einem Luftkuss. Dann war ihr Onkel auch schon verschwunden, er war aus dem Fenster gesprungen, so komisch es sich auch anhörte.

Sogleich war Nessie bei der Tür und knallte diese auf.

„DAD!“, ertönte ihre Stimme welche jetzt mehr ein Kreischen war.

Jetzt, als Jasper weg war, war auch wieder ihre Wut da und ihr Vater schaute sie mit mildem Interesse an. Als er jedoch sah wie rot sie vor Aggressivität war musste er grinsen und das brachte das Fass zum überlaufen.
 

Es war zu früh am Morgen als Nessie aufwachte.

Sie hatte gerade mal ihren Traum abgeschüttelt – übrigens ein sehr schöner Traum, Jacob und sie hatten ihr erstes Date gehabt – als auch schon Alice reintänzelte.

„Aufstehen, Schlafmütze!“, rief diese freudig und ging in den anliegenden Raum wo ihre Klamotten aufbewahrt wurden.

„Alice…“, knurrte Nessie und strich sich einige Haarsträhnen zurück. Als sie schwankend aufstand und einen kurzen Blick in den Spiegel warf war ihre ‚gute’ Laune dahin.

Renesmee war ein Morgenmuffel und die immer vorhandene schlechte Laune wurde nur noch extremer, wenn ihre Locken völlig verknotet und wild waren.

So wie jetzt.

Ihre Tante kam mit einer edlen Jeans und einer Bluse auf dem Arm zurück, brauchte nur einen Blick um das Ausmaß der Katastrophe zu sehen und seufzte.

„Rosalie?“, fragte sie in normaler Lautstärke und ihre Tante im Zimmer.

„Ihr seid schrecklich.“, nuschelte Nessie in ihren nicht vorhandenen Bart und ließ sich von Alice die Klamotten reichen.

Während sie sich umzog musste sie zugeben, dass sie eigentlich dumm war.

Immer wenn sie bei ihren Großeltern übernachtete lief es nach dem gleichen Muster ab:

Mit Esme und Carlisle reden, mit Emmett wetten, mit Jasper diskutieren, mit Rosalie sich amüsieren und von Alice Klamotten geschenkt bekommen.

Dann einschlafen, am nächsten Morgen aufwachen, von Alice genervt werden was die Klamottenwahl betraf, von Rosalie sich die Haare gemacht bekommen, mit Jasper und Emmett kurz gespielt schäkern, von Esme Lunch bekommen und mit Carlisle schließlich mitfahren, der sie auf dem Weg zum Krankenhaus in der Schule absetzte.

Geduldig setzte sie sich auf den kleinen Hocker des Frisiertisches und gähnte als Rosalie ihre Haare kämmte. Alice tänzelte um beide herum.

„Du bist heute irgendwie aufgedrehter, kann das sein?“, fragte Nessie desinteressiert und gähnte noch mal.

„Kann sein.“, antwortete Alice lachend. „Ich habe deinem Dad seine Zukunft heute gesehen und-… am besten lässt du dich selbst überraschen.“, kicherte sie jetzt.

Nessie zog eine Augenbraue hoch und runzelte die Stirn.

Sie hasste wie ihre Mum Überraschungen.

Es dauerte nicht lang bis ihre langen Locken wieder gezähmt waren und im Licht glänzten, sodass Nessie aufstand und nach unten ging.

„Guten Morgen, wunderschöne Dame.“, ertönte Jaspers Stimme und sie hob die Hand zu einem Winken wie es Prinzessinnen taten.

„Guten Morgen der Herr.“, antwortete sie zirpend.

Von oben war Alice’ Kichern zu hören und Nessie fragte sich, ob ihre Tante das wirklich so locker sah wie Jasper und sie.

„Hey, machst du dich gerade an mein Mädchen ran?!“, dröhnte Emmetts Stimme durch das Wohnzimmer und einen Moment später stand er vor Jasper.

„Hast du ein Problem damit?“

„Bei so einem Bastard wie dir schon!“

„Lass uns das draußen klären.“

Sie verfolgte den Schlagabtausch und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Als beide sich dann wirklich umdrehten und nach draußen gingen fing sie laut an zu lachen.

„Spielkinder.“, seufzte Esme welche auf einmal neben ihr stand und ihr eine Lunchbox hinhielt. Als wäre sie noch in der Grundschule.

„Ich finde es lustig.“, lächelte Nessie, nahm die Box und steckte sie in ihre Designertasche.

„Carlisle wartet schon in der Garage. Wie immer bringt jemand von uns deinen Wagen zur Schule, wir lassen den Schlüssel stecken. Lern schön.“, fügte Esme hinzu und sie nickte. Mit schnellen Schritten ging sie in die Garage.

„Großvater!“, rief sie freudig.

Carlisle war jung und attraktiv wie immer.

Es war fast schon beleidigend, dass es so einen gut aussehenden Mann gab.

Und es war unglaublich peinlich, dass sämtliche Mitschülerinnen von Nessie für ihn schwärmten.

„Gut geschlafen?“, fragte dieser sanft und hielt ihr die Beifahrertür auf.

Sie stieg ein und lächelte das schiefe Lächeln welches sie von ihrem Dad hatte.

„Bis Alice mich aus meinen süßen Träumen gerissen hat.“, antwortete sie und beide lachten.
 

Die ersten Stunden vergingen schnell bis auf einige Zwischenfälle.

In Chemie hatte sie, ohne es zu wollen, Wasserstoffperoxid über den Ärmel ihres Laborpartners gekippt. Dass der dann ausgeflippt war und den weißen Labormantel von seinem Körper gerissen hatte war doch nicht ihre Schuld.

Leider war da ihr Professor anderer Ansicht gewesen und hatte sie für die restliche Stunde rausgeschickt.

In Spanisch hatten sie einen unangekündigten Test geschrieben und schon nach zehn Sekunden wusste sie, dass sie ein F darin haben würde.

Als es zur Mittagspause klingelte dachte sie, erst einmal von peinlichen Zwischenfällen befreit zu sein aber weit verfehlt.

Nessie schaffte es, sich mitten in der Cafeteria der Länge nach hinzulegen. Und das nur, weil Jacob mit seinem Motorrad an der Glasfront stand und fröhlich klopfte.

„Alles okay, Nessie?“, hörte sie die erschrockene Stimme von Sabrina und mit einem Satz richtete sie sich auf.

„Ja, ja. Alles klar. Nichts passiert.“ Stille. „Hat das jemand gesehen?“, fragte sie leise.

Ihre kupferfarbenen Locken hatte sie beim Aufstehen wie ein Vorhang um ihr Gesicht geschirmt. Die Röte in ihrem Gesicht war unübersehbar.

„Ehm-… na ja.“, murmelte Sabrina leise und Nessie schaute vorsichtig auf.

Die ganze Cafeteria grinste sie an.

Ein gequältes Stöhnen entrann ihr und sie hob die Tasche vor ihr Gesicht.

„Alles nur wegen Jacob!“, fauchte sie leise.

„Soll ich den Lehrern sagen, dass du dich nach dem Sturz nicht gut gefühlt hast und deshalb nach Hause bist?“

Es war schon normal, dass sie oftmals die Schule schwänzte wenn Jacob da war.

„Ja… bitte.“, lächelte sie ihre Freundin an und rannte dann schon fast aus der Cafeteria.
 

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen begrüßte Jacob sie.

„Du hast es mal wieder geschafft, Nessie. Die Aufmerksamkeit der ganzen Schule, wow!“

„Lass das!“, fauchte die Angesprochene wütend.

So sehr sie sich auch freute, Jacob zu sehen war es doch beleidigend, wie er mit ihr umging. Und um ihm sein inakzeptables Verhalten zu zeigen reckte sie ihr Kinn vor und ging so elegant wie nur möglich an ihm vorbei.

„Hey, warte doch!“, rief er und mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen stellte sie mal wieder fest, dass sie ihn in der Hand hatte.

Es war nicht so, dass Nessie eine eingebildete Göre war.

Sie liebte ihre Familie, sie liebte Jacob und sie war sich ihres großen Glücks bewusst. Nur war sie es halt gewohnt von allen geliebt zu werden und alles zu bekommen, was sie wollte. Ihre Mum hatte mal gesagt, dass sie nicht zu verwöhnt werden sollte und hatte dabei missmutig geklungen.

Sich darauf zurück besinnend blieb sie stehen und drehte sich zu Jacob um.

„Tut mir Leid.“, murmelte sie leise und seufzte.

Sie sah, wie sein Gesichtsausdruck überrascht wurde und wie sich auf seinen Lippen ein breites Grinsen ausbreitete – ihr Jacob Grinsen.

„Drehen wir ’ne Runde? Heute ist das Wetter ausnahmsweise mal sonnig.“

Er deutete auf sein Motorrad und Nessie biss sich auf die Unterlippe.

Natürlich wollte sie mit Jacob etwas unternehmen, alles sogar aber es war unfair, dass er sie immer verstand und ihr all das gab, was sie wollte.

Es war, als wäre er wie ein Hund an sie gekettet.

„Klar.“, seufzte sie und schaute dabei zu, wie er mit einem Kickstart den Motor anließ. Bevor irgendwelche Lehrer kommen konnten schwang sie sich hinter ihn und beide brausten davon.

Der Wind zerrte an ihren Klamotten, pfiff durch ihre Haare und ließ diese Flattern. Obwohl sie unbesorgt war, dass ihr etwas passieren konnte – so ganz ohne Helm und Jacke – schlang sie ihre Arme um Jacobs Mitte.

Es dauerte nicht lange bis sie wusste, wohin es ging.

Der Bogachiel State Park war nicht weit von Forks weg und wunderschön.

Jacobs zweites Revier, dachte sie und kicherte leise.

„Was ist denn so lustig, wenn ich fragen darf?“, hörte sie ihn von vorn und legte ihren Kopf seitlich auf seinen Rücken.

„Mhh… ich musste nur daran denken, dass es mir vorkommt, als wäre Bogachiel dein zweites Revier. Dein erstes ist natürlich Forks.“, fügte sie erklärend hinzu und lachte wieder.

Jacob lachte nicht.

Sie spürte, wie sich sein Körper anspannte und ohne es sehen zu können wusste sie, dass seine Lippen aufeinander gepresst waren, die Mundwinkel verkniffen.

Hatte sie etwas Falsches gesagt?

Als Jacob plötzlich wie ein Irrer bremste, auf dem Parkplatz zum Stehen kam und vom Motorrad sprang hatte er wie immer sein berühmt-berüchtigtes Grinsen auf den Lippen.

„Die Tasche kannst du hier lassen. Alice würde mich umbringen, wenn das gute Stück auch nur einen Kratzer hat.“

Er runzelte die Stirn und betrachtete die Lacktasche mit einer Mischung aus Spott und Unverständnis. Dann öffnete er den kleinen Raum unter dem Sitz und presste die Tasche ohne zu Fragen rein. Als wäre sie hier besser aufgehoben!

„Jake, ich muss dir doch nicht sagen, dass das ein Designerstück ist, oder?!“, fragte sie gespielt pikiert. Alice würde ihr sowieso bald eine neue kaufen, da machte es nichts aus, wenn die dort drin zerquetscht wurde.

Allem Anschein nach hatte auch er diesen Gedanken denn er zuckte nur ungerührt mit der Schulter, schlang wie selbstverständlich einen Arm um ihre Taille und schlenderte los. Oh Gott, gleich würde sie einen Herzinfarkt bekommen.

Nessie versuchte unter allen Umständen cool zu bleiben aber ihr sonst schon schnell pochendes Herz beschleunigte. Und dass sie plötzlich in der dünnen Bluse anfing zu schwitzen war auch nicht von Hilfe.

Sie schwiegen sich jetzt an.

Der Pfad welcher ins Dickicht des Parks führte wurde von niemand anderem benutzt, war ja klar.

Wer schwänzte schon die Schule um mit dem besten Freund – von dem man übrigens mehr wollte als nur Freunde sein – in einem Park spazieren zu gehen?

Natürlich, ein Halbvampir wie sie es war.

Um der peinlichen Stille zu entkommen tat sie so, als wären die Pflanzen am Rand des Weges unglaublich interessant. Die Zeit schien nicht vergehen zu wollen und je länger das Schweigen anhielt umso lockerer wurde sein Griff um ihre Taille. Anscheinend versuchte er, seinen Arm unauffällig wegzunehmen und als er es nach geschlagenen 1627 Sekunden geschafft hatte seufzte sie leise.

Jacob räusperte sich und sie schaute erwartungsvoll zu ihm hoch.

„Ich-…“, fing er schon mal viel versprechend an. „Ach, nichts.“, sagte er dann schnell und Nessie schaute auf den Boden.

Männer waren ja solche Feiglinge!

„Egal was es ist, sag’s mir einfach. Ich halt es schon aus!“, murmelte sie nun genervt und verdrehte die Augen.

Sie schaute ihn mit noch größerer Erwartung an. Unter ihrem stechenden Blick schien er immer nervöser zu werden, er fuhr sich durch seine Haare und verwuschelte sie damit nur, schaute kurz weg bevor er sie wieder anschaute.

Und er blieb still.

„Also gut. Wenn du mich nur anschweigen willst, bitte.“

Damit ging sie weiter, die Arme vor der Brust verschränkt. Und wegen so was hatte sie den wichtigen und interessanten Unterricht geschwänzt! Nie wieder würde sie das machen aber gleichzeitig wusste sie, dass es sowieso keinen Sinn hatte.

Sobald Jake mit diesem tollen Grinsen da war hatte sie verloren.

„Nessie!“

Sie wollte gerade zu ihm schauen als sie seine Hände auf ihrem Oberarm spürte und gegen einen Baum gedrückt wurde, bestimmend aber sanft.

„Jake?“

Sie zog ihre Augenbrauen hoch und versuchte ihr wild schlagendes Herz zu ignorieren. Leichter gesagt als getan wenn er sie so hypnotisierend in die Augen schaute. Nessie schluckte und merkte erst jetzt, dass ihre Lippen vor Spannung leicht geöffnet waren. Bestimmt sah sie aus wie der letzte Trottel.

„Ich muss dir da was sagen…“, fing er langsam an und klang, als wäre er sich unsicher was er überhaupt sagte.

Na ja, wenigstens schien er gerade auch ein Trottel zu sein.

Was für ein Trost!

Nach einigen Sekunden schwieg er immer noch, er hatte also nicht vor, weiter zu reden.

Vielleicht…?

Bei der Aussicht, dass er sie vielleicht gleich küsste wurde Nessie verrückt. Der alleinige Gedanke daran brachte sie zum Zittern und sie schloss ihre Augen.

Seinen warmen Atem auf ihrer Haut zu spüren ließ die Spannung in ihr noch größer werden.

„Ich muss es dir sagen.“, hauchten seine Lippen und obwohl sie ihre Augen geschlossen hatte wusste sie, dass seine Lippen nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren.

„Ja~…? Nachher.“, flüsterte sie.

Wenigstens brachte sie noch zwei vollständige Worte raus. Nessie war sich dessen nicht so sicher gewesen und deshalb auch überrascht über sich selbst.

Vielleicht war sie doch nicht so vertrottelt.

„Ja. Okay. Nachher.“

Seine Finger berührten ihre Wange und ihre Lippen öffneten sich wieder um glücklich aufzuseufzen. Jake verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und das Knirschen der zerbrechenden morschen Äste war so natürlich wie sein Atem auf ihrer Haut. Sie spürte jetzt seine ganze Körperwärme und wusste, dass er nah war.

Viel näher als sonst.

Bevor seine Lippen auf ihre trafen war ein weiteres knackendes Geräusch von zerbrechenden Ästen zu hören und ein schneller Windhauch erfasste Nessie. Auf einmal war die Wärme welche von ihm ausging weg, die Spannung zwischen ihnen war ausgegangen wie wenn man das Licht ausschaltete.

Und dann war da eine Stimme.

Einen Moment war sie noch benommen von der gerade eben noch vorhandenen Situation, dann aber drängten sich die Mordgedanken in ihr Gehirn.

Wer wagte es, ihren ersten Kuss zu zerstören?

Von Aggressivität ergriffen riss sie ihre Augen auf und wollte schon los schreien als sie überrascht inne hielt.

„Mum?!“

Ihre Augen wanderten schnell zu Jake der einen Sicherheitsabstand von fünf Metern eingenommen hatte. Sie sah, wie seine dunkle Haut etwas errötet war und fragte sich, wie rot sie selbst war.

Als hätte man beide bei etwas Verbotenem erwischt. Der Nachgeschmack von der Aufregung war nicht mehr süßlich, er war bitter, eklig fieses bitterorange.

„Alice hat gesehen, dass Sabrina den Lehrer bezüglich dir angelogen hat und dann haben wir uns, beziehungsweise dein Dad, Sorgen gemacht, und-…“

Nessie starrte ihre Mum sprachlos an.

Bitte was?

Sorgen machen, weil sie schwänzte?

Das war doch die Frechheit des Jahrhunderts! Ihre Eltern wussten, wie oft sie die Schule schwänzte und sagten nie etwas dazu.

„Es war Dad?“

Ihre Augen wurden zu Schlitzen und sowohl Bella als auch Jake merkten, wie es unter Nessies Oberfläche brodelte.

Ihr lieber Dad hatte also ihren ersten Kuss zerstört!

Ein leises Fauchen entglitt ihr und sie schaute Jake an. Er schien auch nicht sehr glücklich über die Situation zu sein aber irrte sie sich und lag da Erleichterung in seinem Blick…?

Bestimmt irrte sie sich.

„Ich werde dann mal nach Hause gehen. Hab noch einiges mit meinem Dad zu besprechen.“, sagte sie ganz ruhig und beherrscht.

Jake nickte und Nessie rannte los.

Zwar wurde sie von ihrer Mum schnell eingeholt aber sie war so in Mordgedanken und Hasstiraden verstrickt, dass sie nicht wie sonst immer ein Wettrennen veranstaltete.
 

Als sie jetzt auf ihren jugendlichen Vater schaute war sie sich sicher, dass sie die vielen unschönen Gedanken auf dem Weg hierhin in die Tat umsetzen würde.

„Weißt du, was du getan hast?“, schrie sie ihn an und ging rasend auf ihn zu.

Theoretisch wusste sie, dass sie als Halbvampir keine Chance gegen einen echten Vampir hatte aber das war ihr in diesem Moment egal.

„Du hast mein Leben zerstört!“, rief sie vollkommen ernst obwohl es vielleicht ein wenig theatralisch war. Ihr Körper stürzte sich auf ihn und als er auswich lachte er nur.

Oh, gleich würde ihm das Lachen vergehen!

„Du weißt schon, dass ich deine Gedanken lesen kann?“, fragte er immer noch lachend und sie schnaubte.

Ihre Hand schnellte vor und ihre langen Fingernägel kratzten über sein Gesicht. Dass er sich nicht verteidigte obwohl er ihre Gedanken kannte hatte wohl drei Gründe: Er liebte sie, er wollte ihr eine Chance geben, sich abzureagieren und er wusste, dass ihre Nägel gegen seine Vampirhaut keine Chance hatten.

Nessie sah, dass es nichts ausgerichtet hatte, zumindest nicht bei ihm.

Dafür waren ihre Nägel jetzt ab.

Wütend heulte sie auf, das konnte nicht wahr sein! Alice hatte ihr erst gestern die Nägel schön in Form gefeilt und Vincent van Goghs Sonnenblumen sorgfältig draufgepinselt.

„Das ist unfair!“, murmelte sie völlig desillusioniert.

Sie spürte wie Tränen in ihre Augen schossen und wand sich ab, bevor es ihr Dad sah aber zu spät. Natürlich hatte er es gesehen, er war ein Vampir!

Manchmal wünschte sich Nessie, ganz normale Eltern zu haben und nicht solche überirdischen Wesen.

„Hey, Schätzchen, wein doch nicht.“, hörte sie seine wunderschöne Stimme und schüttelte ihren Kopf, sodass ihre Haare flogen.

„Ich wein wann ich will! Weißt du überhaupt, wie wichtig mir das war?“, fragte sie mit erstickter Stimme.

Sofort stand ihr Dad vor ihr, wischte ihr vorsichtig die heißen Tränen weg und lächelte verstehend.

„Natürlich.“, antwortete er sanft und sie starrte ihn wieder fassungslos an.

„Und warum hast du das dann gemacht?“, rief sie wütend und verletzt.

Wenn er jetzt keine gute Erklärung hatte konnte sie für nichts garantieren.

„Du kennst doch Väter, die sind immer krank vor Sorge wenn ihre kleine Tochter mit einem Typen weggeht. Und außerdem wollte ich sicher gehen, dass-…“

„Aber es ist doch nicht irgendein Typ! Dad, das ist Jake!“, schrie sie und verschränkte ihre Arme. Unglaublich, was sie sich alles gefallen lassen musste.

„Na ja, man muss in der heutigen Zeit als Vater doch sicher gehen, dass der Junge gerade gut genug ist für die Tochter.“

Renesmee seufzte.

Wider aller Wut wegen ihres geplatzten ersten Kusses konnte sie ihren Vater verstehen, so irrsinnig es auch klang.

Er machte sich Sorgen um sie, natürlich. Aber er kannte Jake doch schon seit Jahren, da war das doch unbegründet. Außer natürlich er war deshalb besorgt, gerade weil er ihn kannte.

Aber das war ausgeschlossen.

Andererseits… ihr Dad konnte Jakes Gedanken schon immer lesen.

Vielleicht war es also doch nicht so abwegig.

„Und? Ist er gut genug?“, fragte sie leise.

Sein Lachen war verwirrend und sie zog die Augenbrauen hoch.

„Wenn sich die eigene Tochter wegen einem Jungen gegen den Vater auflehnt ist er es auf jeden Fall wert.“, lachte er und einen Moment war sie überrascht.

Dann stimmte sie in sein Lachen ein.

„Aber wehe, so was passiert nächstes Mal wieder!“, meinte sie warnend und warf ihm einen gespielt drohenden Blick zu.

„Mal schauen, ob ich mich zurück halten kann.“, erwiderte er provokant und Nessie hielt es für besser zu lachen.

Ihm jetzt den Kopf abzureißen wäre nicht sehr hilfreich.
 

Entschuldigt, wenn das Chapter ein wenig verwirrend geschrieben ist.

Zuerst wollte ich nur das Verhalten zwischen Renesmee und den Cullens skizzieren, gleichzeitig wollte ich die 'Liebesbeziehung' zwischen Nessie und Jacob zeigen.
 

Ich habe der Einfachheit halber alles weggelassen, was nach dem Ende von Band vier offen bleibt, d.h. der nötige Umzug der Cullens, Nessie's schnelles Wachsen und anderes.

Hoffentlich verzeiht ihr mir das, aber ich schreibe, um die Relationen der verschiedenen Familienmitglieder untereinander zu zeigen und nicht, um Mutmaßungen über die Zukunft anzustellen.
 

<3~

Bordeauxviolett

Bordeauxviolett.
 

Es machte Spaß, so unglaublich viel Spaß.

Sie konnte gar nicht nachvollziehen wie Bella so was nicht mögen konnte.

Mit tänzelnden Schritten bewegte sie sich durch ihren, für ihren Geschmack, kleinen Ankleideraum und seufzte überglücklich auf als ihre Finger über die ganzen Klamotten strichen. Sie hatte versucht Carlisle dazu zu bringen, die Garage als ihren zweiten Ankleideraum einzurichten aber er hatte es ihr nicht erlaubt. Wie sollte sie auf etwas mehr als 30 Quadratmeter ihre ganzen Klamotten unterbringen, dazu noch die von Jasper? Es war ja nicht so, dass Alice all ihre Klamotten aufhob. Aber trotzdem, es war einfach zu wenig Platz!

Mit einer sicheren Bewegung zog sie ein Minikleid in Türkisblau raus, begutachtete es kritisch und erinnerte sich dann daran, dass sie es vor genau 17 Tagen schon einmal getragen hatte und nur zu faul gewesen war, es wegzuwerfen.

„Alice?“

Für einen Moment horchte sie der schon verstummten Stimme zu, dann seufzte sie auf und ging reumütig aus dem Ankleideraum.

Jasper stand am Fenster, die Stirn gerunzelt und ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. Es war so typisch für ihn, so gedankenverloren zu schauen und die Angesprochene fragte sich immer, was er dann eigentlich dachte.

„Ja…?“ Es war komisch diesen reuevollen Ton in ihrer zarten Stimme zu hören. Anscheinend fand das auch Jasper denn er drehte sich zu ihr und lächelte aufmunternd.

„Ich brauche dir nicht zu sagen, dass wir-…“

Oh, sie wusste es, und wie.

„Schon dreißig Minuten zu spät sind, brauchst du wirklich nicht.“, vollendete sie seinen Satz. „Ich bin gleich fertig. Ich hab einfach nichts anzuziehen!“

Der letzte Satz klang wie ein Vorwurf und sie sah nur wie er sein Gesicht in seine Hände vergrub und etwas murmelte. Alice verstand es.

„Ja klar, immer gibst du mir die Schuld! Als ob du nicht froh bist, dass wir noch nicht gegangen sind. Du hast doch keine Lust, also.“

Er schaute auf und sie bemerkte, dass er tiefe Augenringe hatte.

„So habe ich das nicht gemeint, das weißt du.“, lenkte er schnell ein und sie wusste, dass er keinen Nerv für einen gespielten Streit hatte. Eigentlich schade, es war hin und wieder lustig sich mit ihm zu streiten.

Zu sehen, wie er erst total ruhig war.

Wenn er dann langsam die Geduld verlor.

Wie er versuchte, die Beherrschung zu behalten.

Und wenn er dann ihre Gefühle manipulierte, auch wenn das total unfair war.

„Ich bemühe mich, mich schnell her zu richten.“ Sie drehte sich um und schaute dann über ihre Schulter. „Oh, und mach dir keine Sorgen. Die Sonne wird erst so gegen sieben Uhr aufgehen und bis dahin wird eine Wolkendecke am Himmel sein.“

Als sie ging hörte sie noch wie etwas Hartes gegen das Glas stieß und sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken.

Jasper hatte seine Stirn mit viel zu viel Schwung gegen das kühle Glas gelehnt. Wenigstens war das Fensterglas nicht zerbrochen, er konnte sich also doch kontrollieren.

Sieben Uhr morgens!

Wenn er nur daran dachte musste er sich bemühen, sich nicht zu übergeben. Nicht, dass er es konnte aber er hätte es gern gemacht, dann hätte er vielleicht zu Hause bleiben können. Im Gegensatz zu Alice war er kein Partymensch. Und wenn sie schon sah, dass sie erst morgens nach Hause gehen würden half es nichts, er würde da durch müssen. Geduldig lehnte er sich weiter an das Glas.

Auf der einen Seite würde er am liebsten zu Hause bleiben, nur mit Alice. Auf der anderen Seite wollte er, dass sie sich beeilte. Der Gedanke, dass sie zu spät kommen würden grauste ihm.

Sie würden alle Blicke auf sich ziehen, bestimmt.

Kein normaler Mensch würde zu seiner eigenen After-Abschlussparty zu spät kommen. Das war einfach ausgeschlossen und somit verdächtig.

Alice indessen zog Klamotten an, wieder aus und dann wieder an. Es war wie verhext, sonst hatte sie ein sicheres Händchen bei ihrem Outfit! Aber den Aspekt beachtend, dass es Jaspers Abschlussparty war konnte sie nicht ignorieren. Sie wollte nicht nur gut aussehen, sie musste einfach phänomenal aussehen. Nicht, dass eine Abschlussparty etwas Besonderes für sie war, sie hatten schon zu oft ihren Abschluss gemacht. Es gab aber einen Grund heute Nacht zu feiern.

Mit skeptischem Blick zog sie eine schwarze Hotpants raus, passend dazu ein fließendes Seidentop. Das war nicht genug entschied sie sofort.

Ein Lächeln schlich auf ihre Lippen und nach einigen Überlegungen zog sie sich um, sie war sich sicher, dass Jasper alles anderes als begeistert sein würde. Dann schminkte sie sich sorgfältig, der rauchgraue Lidschatten unterstrich ihre goldenen Augen und ihre Lippen schimmerten perlfarben. Sie musste sich zwar nicht schminken aber es machte ihr fast genauso viel Spaß wie schöne Klamotten anzuziehen. Am liebsten aber war Bella ihr Opfer und vor wenigen Stunden war diese ihr in die Falle gegangen. Ohne, dass sich ihre Freundin wehren konnte hatte Alice sie dazu gezwungen etwas neu Gekauftes anzuziehen, sich von ihr schminken und frisieren zu lassen. Sie war gespannt, ob Bella in dem farbenreichen Licht genau so aussehen würde, wie sie es sich vorstellte.

Die Wahrscheinlichkeit war an die 100 Prozent.

Alice betrachtete sich in dem Spiegel welcher die ganze eine Seite der Wand einnahm und schürzte die Lippen. Mit einer schnellen Bewegung zerwuschelte sie ihre Haare welche nun noch extremer als sonst abstanden und grinste dann. Mit geschmeidigen Schritten ging zu ihrem Mann und stupste ihn an.

„Wir können.“

Sie ging vor, ihren Körper tänzerisch bewegend und Jasper fragte sich auch dieses Mal, wie sie überhaupt in diesen Killerinstrumenten laufen konnte. Es schien aber kein Problem für sie zu sein, selbst die Treppe tänzelte sie runter als wäre sie barfuss.

Ihm war natürlich aufgefallen, was sie anhatte aber er nahm sich vor, nichts zu sagen. Jasper hatte gelernt, dass Reden Silber und Schweigen Gold war. Vor allem, wenn es Alice und ihre Klamotten betraf. Das Leder des Sitzes fühlte sich vertraut an und als er in Richtung Seattle fuhr entspannte er sich etwas.

Vielleicht würde es auch gar nicht so schlimm werden.

„Oh doch, wird es.“, ertönte ihre amüsierte Stimme und seine Laune sank augenblicklich unter Null in einen eisigen Bereich. Nicht einmal eine Sekunde später hörte er sie genervt aufstöhnen.

„Lass das! Du weißt, dass ich es hasse!“ Sie war überhaupt nicht mehr amüsiert, dafür er. Jasper war aber ein braver Ehemann und so hörte er sofort auf, ihre Gefühle zu manipulieren.

Sie kamen nach kurzer Zeit in Seattle an und ein Seufzen glitt über seine Lippen, er wollte nicht, verdammt noch mal! Die Uhr sagte ihm, dass sie fast zwei Stunden zu spät waren und die einzige Hoffnung für ihn war, dass er somit nur noch acht Stunden aushalten musste. Er entschied sich dazu, aus dem Fenster zu springen sobald es zu schlimm wurde.

„Nicht so positiv, Jazz!“, hauchte ihre Stimme neben ihm und wieder ging sie vor, sodass er ihr missmutig folgen musste.

„Ich doch nicht.“ Schon jetzt genervt steckte er seine Hände in die Hosentaschen als er den Club sah. Er hörte die Musik wummern und mit jedem Schritt kamen sie näher an diesen verdammten Abend. Es dauerte nicht lange bis sie an den Türstehern vorbei waren aber er musste die Nase rümpfen. Sie waren doppelt so breit wie er, die von Anabolika und Fitnessstudio gestählten Muskeln waren wenig beeindruckend.

Alice schien sich auf die Nacht zu freuen und er bekam leichte Gewissensbisse. Er nahm sich vor kein Wort über all das zu verlieren was ihn annervte, ging zu ihr und legte seinen Arm um ihre Taille.

Es war so lächerlich aber es stand nicht in seiner Macht, das zu ändern.

Er hob den sinnlosen Vorhang am Eingang an und trat mit ihr ein. Es war noch schrecklicher, als er es sich vorgestellt hatte. Die Treppe welche sich vor ihren Füßen nach unten erstreckte war lackweiß und leuchtete durch das Schwarzlicht, das einzige wirklich helle in dem Club. Kein Wunder also, dass die Köpfe der ganzen Abschlussklasse sich zu ihnen drehten, neugierig, verwundert.

Die Emotionen welche alle auf ihn einstürmten ließen sein Gesicht erstarren und er konnte nicht anders als die Lippen aufeinander pressen.

Er würde doch noch mal mit Alice reden müssen.

Der Augenblick war aber denkbar schlecht und so verstärkte er den Druck auf ihre Taille und zusammen gingen sie runter, schlängelten sich durch die Jugendlichen zu den anderen. Kaum hatte Alice aber Bella im Visier quietschte sie glücklich auf, wand sich aus Jaspers Arm und rannte zu ihr. Wieder schüttelte er nur den Kopf darüber, wie man in solchen Schuhen laufen, geschweige denn rennen konnte. Ihm war bewusst, dass sie nicht nur zu Bella ging um sich mit dieser über Klamotten zu unterhalten, Jasper wusste, dass sie vor ihm geflüchtet war.

Er hatte vorgehabt über die kleine Sache zu reden welche ihn auf der einen Seite ärgerte, auf der anderen Seite aber auch amüsierte.

Dann würde er es wohl auf später verschieben müssen, auch kein Problem. Es war unterhaltend zu sehen wie lebhaft Alice mit Bella umging und er konnte seine Augen nicht von ihr lösen. Auf ihre Worte lauschend traf er die Entscheidung, welche ihn schon seit mehreren Tagen quälte.

„Bella! Wow!“

Alice sah wie sich Bellas Gesichtsausdruck von Verwirrung zu Freude wechselte. Sie hatte es gewusst, ihre Freundin sah einfach nur unglaublich aus in den Klamotten.

„Alice, endlich. Ich dachte schon, ihr würdet nie kommen! Es ist so schrecklich hier.“, die ernste Stimme brachte sie zum Lachen.

„Tut mir Leid, ich konnte mich einfach nicht entscheiden, was ich anziehen sollte. Aber ich glaube, im Endeffekt hat es sich gelohnt.“

Sie drehte ihren Kopf zu Jasper der erst zögernd etwas entfernt gestanden hatte und nun doch auf sie zukam. Dann blinzelte sie Bella verschwörerisch an und einige Sekunden später sah sie die Überraschtheit ihrer Freundin.

„Oh!“, entfuhr es Bella und Alice musste grinsen und nickte. Plötzlich wurde sie am Arm gepackt und sie wusste sofort, dass es Jasper war.

Er hatte es also mitbekommen.

„Du erlaubst doch, dass ich Alice kurz entführen darf?“ Es war keine höfliche Frage, es war eine Forderung dem sie nicht widersprechen durfte und bevor Bella auch nur Nicken konnte hatte er sie schon weggezogen.

„Jazz, au! Lass das!“

Als ob es schmerzen könnte, er hatte sie nicht fest gepackt.

Ohne auf ihre Proteste zu achten zog er sie weiter und selbst ihre kläglichen Versuche, sich aus seinem Schraubstockgriff zu winden scheiterten. Sie konnte weiter so machen, es würde nichts bringen. Mit grimmigem Blick zog er sie erbarmungslos hinter sich her. Eine Nanosekunde passte er nicht auf als er sie durch die tanzende Menge zog und ohne Skrupel trat Alice mit voller Kraft auf seinen Fuß.

Das Killerinstrument schien sich durch seinen Schuh, durch seinen Fuß zu bohren und ein erstauntes Knurren drang aus seinem Inneren.

Die Musik war zu laut, als dass es irgendjemand außer Alice hätte hören können.

„Du-…“

„Geschieht dir Recht!“, fauchte sie wütend. „Und jetzt lass mich los.“, fügte sie ruhiger hinzu und ihre Augen trafen seine. Sie schauten sich still an, dann ließ er ihren Arm los. Er war weiter stumm.

„Dass du immer gleich die Kontrolle verlierst!“

Das Gefühl der Scham stieg in ihm auf und er nahm nur noch am Rande die vielen Menschen um ihn herum wahr. Leise sprach sie weiter.

„Ich will es dir doch erklären. Jazz, verstehst du nicht? Du hast jetzt offiziell deinen was weiß ich wievielten Abschluss und schon deine was weiß ich wievielte Zusage zu einem College bekommen. Kein Wunder, wenn du der Stufenbeste warst.“, fügte sie schmeichelnd hinzu aber die Worte schafften es nicht, das zu verdrängen was sie eigentlich gesagt hatte. Und doch musste er darauf eingehen, zu erstaunt über die andere Tatsache.

„Nur weil Emmett und Rosalie nachts besseres zu tun haben als zu lernen.“, konterte er trocken und brachte sie zum lachen. Es reichte aber nicht, ihr Lachen war nicht so hell und unbeschwert wie sonst.

„Alice, hör mir zu. Es ist nicht so-…“ Ohne, dass er es gemerkt hatte, hatte er wieder ihre Arme gepackt wenngleich wesentlich sanfter als vorher.

„Doch, ist es. Und das weißt du.“ Ihr Tonfall war bekümmert und es tat ihm weh, es zu hören.

Was sollte er sagen?

Sie konnte die Zukunft, seine Entscheidungen sehen und er wusste, dass es keinen Sinn hatte. Anstelle etwas zu sagen hob er ihr Kinn an und küsste sie.

Zärtlich, vorsichtig.

Als wäre sie aus Porzellan.

Inmitten all der Jugendlichen, deren Aufregung auf ihn einstürmte, deren pulsierendes Blut so verlockend war konnte er an nichts anderes denken als an Alice.

Es schien eine Ewigkeit zu vergehen bis sie sich lösten.

„Und jetzt sag mir noch einmal, dass es nicht so ist.“ Ihre Stimme war brüchig, ihre Lippen bewegten sich fast nicht und bevor er auch nur etwas erwiderte befreite sie sich aus seinem Griff. Dann drehte sie sich um und ging schnell durch die Menge, zu schnell als Menschen es sein konnten.

Alice war zu sehr in ihren Gedanken versunken als dass sie auf so was unwichtiges achten konnte. Sie drängte sich an Bella, Edward, Emmett und Rosalie vorbei, hörte wie ihre Freundin zu der Frage ansetzte, was los sei und ging schnell weiter.

Sauerstoff, sie brauchte Sauerstoff.

Klare, kalte Luft die ihre Lungen füllen würde.

Obwohl atmen nie zu den primär wichtigsten Sachen in ihrem Leben gehört hatte, hatte sie das Gefühl, als ob sie ohne ersticken würde.

Sie achtete nicht mehr auf die Umstehenden, zu sehr vertieft in ihre eigene Welt. Draußen schlug ihr die Kälte entgegen aber sie fühlte es nicht.

Jetzt, als sie endlich allein war ertrug sie es nicht.

Die ganzen Tage über hatte sie sich gefragt, wie er sich entscheiden würde und ausgerechnet heute Nacht hatte er sich entschieden. Es war unglaublich, dass er ihr so was antun konnte! Wütend auf ihn, auf die ganze Welt und vor allem auf sich selbst wurde sie immer schneller.

Manchmal wünschte sie, seine Gedanken lesen zu können so wie Edward. Aber leider konnte sie nur in die sich veränderbare Zukunft schauen.

Ein Windstoß erfasste sie und Jasper stand vor ihr, die Haare vom Rennen zersaust und mit einem bestürzten Gesichtsausdruck sie anschauend.

„Ich gehe nicht.“, murmelte er atemlos und schaute sie an.

Er hatte nicht gedacht, dass Alice so verletzt deswegen sein würde. Und jetzt fühlte er sich wie der letzte Idiot seinen Verstand nicht benutzt zu haben.

„Doch, doch, kannst du. Geh. Kein Problem. Ich bin überhaupt nicht enttäuscht deswegen. Überhaupt nicht, kapiert?!“ Sie wurde laut ohne es zu wollen.

Seine Augen weiteten sich, sein Ausdruck wurde flehend.

„Alice, ich wollte nie-… Ich könnte dich doch nie verletzen.“

Er wollte ihre Hand nehmen aber sie zog diese weg und verschränkte ihre Arme.

Sie schaute ihn nur an, die Lippen fest zusammengepresst.

Er erwiderte ihren Blick, sorgenvoll und sich schuldig fühlend.

„Hast du aber.“, ertönte ihre Stimme dieses Mal leise, seufzend.

Es zerriss sein nutzloses Herz.

„Es tut mir Leid. Kannst du mir verzeihen?“

Sie schaute weg, ihre Augen wurden schmal als sie angestrengt versuchte keine Freude zu verspüren. Sie wollte nicht, dass er sofort merkte wie sie entschieden hatte. Er sollte sich ruhig noch ein wenig schuldig fühlen!

Jasper spürte wie verkrampft Alice war und fragte sich, ob sie wegen seiner Worte verärgert war.

Mit der flachen Hand schlug sie ihm gegen die Schulter, provozierend. Er blieb regungslos stehen, musste aber lächeln.

„Idiot. Dafür wirst du dir aber die nächsten Wochen wünschen mich verletzt zu haben und zum Studium abzuhauen! Es wird teuer für dich, glaub mir.“, drohte sie ihm und er spürte ihre Vorfreude.

„Damit kann ich leben.“, grinste er, nahm ihre Arme und löste die Verschränkung.

„Es wird aber schmerzhaft. Ich werde auch für dich shoppen.“

Eine Sorgenfalte zierte sofort seine Stirn und seine Laune sank in den Keller. Er würde es wohl über sich ergehen lassen müssen, Alice war bei diesem Thema stur.

Seine Abneigung welche sie in seinem Gesicht lesen konnte brachte sie zum lachen und sie sah wie er ein zweites Mal seine Augen über ihre Klamotten gleiten ließ.

Alice hatte sich für schwarze Peep Toes zum Schnüren entschieden, die hauchdünnen Strümpfe mit der Naht hinten wurden von dem Rock des Bordeauxvioletten Minikleides unterbrochen. Die Bustierform hatte an der Seite eine Blume und er musste lächeln als er sich daran erinnerte, dass er ihr die Blume einmal geschenkt hatte.

Dann jedoch schaute er an sich runter und das Lächeln verwelkte.

Seine Schuhe waren aus dem gleichen glänzenden Material und in der gleichen Farbe wie die von Alice, seine schwarze Hose hatte vorne eine kaum wahrnehmbare Bügelfalte und die Ärmel seines leicht tailliert geschnittenem Bordeauxfarbenem Hemds waren hochgekrempelt.

Jetzt war er es, der die Arme verschränkte.

Sie sah seine feinen sichelförmigen Narben und wusste, was jetzt kam.

„Findest du nicht, dass es schon grausam genug ist wenn du ständig irgendwelche Klamotten anziehst die perfekt zu meinen passen?“

Edward, Emmett, Rosalie, Carlisle und Esme musste das doch aufgefallen sein. Nicht, dass ihn es interessierte was andere dachten aber er konnte es nicht besonders ab wie das Hündchen seiner Frau auszusehen – perfekt auf sie abgestimmt.

„Lass mich überlegen…“ Sie machte eine Kunstpause und zog die Augenbrauen zusammen als würde sie angestrengt nachdenken. „Na ja, eigentlich-… nein.“

Genau wie er vorher löste sie seine Arme und kuschelte sich an seine Brust.

„Wenn wir schon perfekt zusammen sind müssen wir auch so aussehen.“, murmelte sie, nahm seine Hand in ihre und küsste die Innenfläche. Jasper seufzte auf.

„Aber-…“

„Du wirst dich daran gewöhnen.“

Es war wohl sein persönlicher Fluch und er würde sich damit abfinden müssen.

Mit Alice in seinen Armen erschien es ihm jedoch ein sehr schöner Fluch.
 

Ich mag die Episode nicht.

Aber ich wollte drei Sachen unbedingt schreiben:

1) Jasper und Alice sollten zusammen tanzen

2) Sie sollten im Partnerlook sein

3) Sie sollten sich streiten

Gut, das erste habe ich nicht geschafft, es wäre einfach unlogisch. Das zweite... na ja, hauptsache, dass sich Jasper gespielt darüber aufregt. Und erst später habe ich gemerkt, dass das dritte niemals möglich ist.

Jasper würde Alice nie verletzen...

Wie schon gesagt, ich mag sie nicht~
 

Meine nächste wird hoffentlich besser <3~

Tiefrosa

Tiefrosa.
 

Ein tiefes Knurren drang durch das Haus.

Seine dunklen Augen fanden die weiße Decke und ein Seufzen folgte.

Der riesige Körper lag ausgestreckt auf dem zu kleinen Bett.

Das konnte doch einfach nicht wahr sein!

Mit einer Bewegung welche der eines Raubtiers glich sprang er auf und ging ruhelos zu seinem Motorrad. Er wäre bei weitem schneller, wenn er einfach rennen würde aber jetzt verschwendete er keinen Gedanken daran.

Immer wenn er seine Augen schloss sah er sie vor sich.

Immer wenn er bei ihr war konnte er sich kaum beherrschen.

Immer wenn er kurz davor war machte er einen Rückzug.

Aber verdammt noch mal, er war doch sonst nicht so! Es machte ihn nahezu krank wenn er daran dachte.

Jacob Black achtete nicht auf die geschlungene Asphaltstraße die er entlang bretterte. Er hatte besseres zu tun als auf so eine Banalität zu achten.

Zum Beispiel über Renesmee Carlie Cullen nachdenken.

Sie war ein Baby gewesen, er hatte sie umsorgt und schlimmer als eine überbesorgte Mutter betüttelt.

Sie hatte alles bekommen.

Er war wie eine Mutter gewesen.

Sie kam in die Schule, er hatte ihr die Hausaufgaben gemacht – Addition und Subtraktion war ihr zu simpel und folglich war sie gelangweilt.

Sie hatte alles bekommen.

Er war wie ein Bruder gewesen.

Sie kam in die High School, er hatte ihre Launen über sich ergehen lassen, hatte sich die Lästereien und Klagen angehört und sie getätschelt.

Sie hatte alles bekommen.

Er war wie ein Freund gewesen.

Sie war in ihrem letzten Jahr, er taumelte von himmelhohem Jauchzen zu tiefster Depressivität, gab ihr alles und konnte ihr doch nichts sagen.

Sie würde noch mehr bekommen.

Wenn er ihr Geliebter wäre.

Das Haus der Cullens stand ruhig und schön wie sonst vor ihm aber es kam ihm vor wie eine Folterbank. Es schien, als würden zwei Seelen in ihm leben und um die Vorherrschaft in ihm kämpfen.

Die eine liebte Renesmee.

Die andere natürlich auch.

Nur waren sich beide uneinig, ob und wann und wie und weshalb er es ihr sagen sollte.

Er hatte schon tausende Male dieses Szenario in seinem Kopf durchgespielt.

„Hey Nessie, ich bin zufällig auf dich geprägt und somit unwiderruflich und unsterblich an dich gekettet. Ja, das heißt, dass ich dich liebe. Über alles. Seit es dich gibt. Und nein, das ist nicht beängstigend. Nein, ich habe keine Drogen genommen.“

Haha.

Sehr witzig.

„Nessie, du weißt doch, was mit Sam und Emily ist? Und mit Paul und Rachel? Und mit Quil und Claire? Tja, das nennt man ‚Liebe’… wobei, besser bekannt unter ‚prägen’. Zufälligerweise bin ich auf dich geprägt. Darf ich dich lieben?“

Oh Gott.

Was für eine Frage.

„Ich liebe dich.“

Boah, das war ja widerlich.

Das konnte er wirklich nicht bringen.

„Ich bin dein Sklave. Und ich finde es toll, ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Ohne Ironie, versteht sich. Los Babe, lass uns zusammen durchbrennen.“

Die verträglichste Alternative.

Wenn das so weiterging würde er sich noch einen Strick holen.

Bloß war da dann das Problem, dass er stundenlang hängen und einfach nicht abkratzen würde. Was ’ne Vorstellung. Zu geil.

Bevor er noch weiter über die verschiedensten Methoden nachdenken konnte, Nessie das Problemchen beizubringen wurde das Fenster aufgerissen und ein strahlendes Gesicht erschien. Er hätte es unter Millionen erkannt.

„Jake!“

Ihre Freude ließ ihn für einen Moment starren. Es war immer ein kleiner Schock, ein kleiner elektrischer Schlag der durch seinen Körper raste wenn er sie so sah.

So glücklich.

So wunderschön.

So unschuldig.

Er schüttelte seine wieder etwas längeren Haare um die Gedanken über ihre Unschuld zu vertreiben und um sie dann anzugrinsen.

„Na, meine Hübsche?“

Ihr Strahlen wurde noch größer und für einen Moment bildete er sich sogar ein, dass ihre Wangen sich hauchdünn rosa färbten.

Bestimmt hatte er es sich nur erhofft, so selbstverliebt war er schon.

„Na, mein Hübscher?“

Er war nun an der Reihe zu erröten. Zumindest spürte er, wie die Hitze in sein Gesicht stieg. Dass man es sehen konnte war unwahrscheinlich dank seiner dunklen Haut. Andererseits, Nessie hatte Adleraugen – er zog sie damit immer auf, schließlich hatte sie keine Vampiraugen – und es war möglich, dass sie es sah.

Und wenn schon, es war ja nicht so, dass ein Typ von ungefähr zwei Metern nicht lächerlich aussah wenn er errötete. Hüstel.

„Darf ich zu dir hoch kommen oder gesellst du dich zu mir runter?“

Unter allen Umständen wollte er weit weg von hier. Sehr weit weg.

Es war immer wieder ein wenig… angespannt wenn er bei den Cullens war und Edward seine Gedanken lesen konnte bezüglich Renesmee. Vor allem, seit sie ausgewachsen war.

„Ich komme. Gib mir 20 Sekunden.“

Puh, Glück gehabt.

Dass Renesmee ihr Zimmer auf der Suche nach dem perfekten Outfit auf den Kopf gestellt hatte musste er ja nicht wissen. Sie schloss schnell das Fenster, wirbelte herum und zog sich in wenigen Millisekunden etwas Normales über. Als sie nach nur elf Sekunden vor ihm stand konnte sie gerade noch seinen Gesichtsausdruck sehen.

Völlig überwältigt.

Ein leises Kichern entglitt ihr und sie schaute zu ihm hoch.

„Ich habe mir nur schnell was angezogen.“

Das kurze Jeanskleid war zwar unpraktisch aber wenigstens robuster.

„Passt.“

Unfähig, auch nur Worte zu finden die ihre Schönheit ansatzweise beschreiben konnten, fühlte er sich wie der letzte Trottel.

Das konnte doch nur ein schlechter Film sein! Wie konnte sie nur so… ja, unbeschreiblich war das richtige Wort, sein?

„Und… was wolltest du?“

Oh nein, nicht diese Frage.

Was er wollte lag doch auf der Hand. Zumindest für ihn.

„Nur-… ein wenig… reden, du weißt schon. Es kommt mir vor, als hätten wir uns Wochen nicht gesehen!“

Auf einmal lachte Nessie los und fasziniert davon konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

„Du weißt aber schon, dass wir erst vorgestern etwas gemacht haben? Aber gerne, ich habe sowieso nichts zu tun.“

Dass ihr Herz wieder anfing schneller zu schlagen gehörte zur Gewohnheit, aber seit dieser peinliche Zwischenfall vor einigen Wochen passiert war hatte sie sich immer etwas Befangen gefühlt.

Jetzt gingen sie also den kleinen geschotterten Weg entlang in Richtung Fluss und waren beide zu verlegen um etwas zu sagen. Jacob, weil er nicht wusste, wie er es ihr endlich beibringen sollte und Renesmee, weil sie nicht wusste, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Da war zu einem die Unsicherheit, zum anderen dieses Verlangen.

Und das bereitete ihr Sorgen, denn Jake sah unglaublich gut aus.

„Nessie, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ich muss es tun.“

Sie schaute zu ihm hoch und sah, wie er stur gerade aus schaute, die Augenbrauen leicht zusammengezogen.

„Ich wollte es dir schon die ganze Zeit sagen.“

Oh Gott, gleich würde er es sagen.

Ihr Brustkorb verkrampfte sich und sie presste die Lippen aufeinander. Ihre Wangen verloren an Farbe und sie ging langsamer. Am liebsten hätte sie ihre Hände auf die Ohren drückte um die folgenden Worte nicht zu hören aber das konnte sie schlecht machen. Sie würde es doch sowieso hören.

Jake stellte sich vor sie, schaute sie ernst an, wagte es aber nicht, ihre Hand zu nehmen. Er holte tief Luft, spürte wie der Sauerstoff seine Lungen füllte und versuchte, ruhig zu bleiben. Er würde es ihr sagen, jetzt oder nie.

„Ich bin geprägt.“

Drei kleine Worte.

Drei winzige Worte.

So minimal, und doch veränderten sie alles.

Jacob setzte zu einer Erklärung an, aber sie wollte es nicht hören, wollte am liebsten wegrennen.

„Ich weiß es. Ich weiß alles.“

Dass sie verletzt klang konnte sie nicht unterdrücken. Und die Überraschtheit von ihm wurde sofort durch einen Schock ersetzt. Er hatte mit allem gerechnet, dass sie ausflippen würde, dass sie es nicht verstehen würde, dass sie vielleicht seine Worte erwiderte aber nicht damit, dass sie es wusste. Und auf einmal kam er sich wie der letzte Idiot vor, nicht selbst darauf gekommen zu sein. Nessie war überdurchschnittlich intelligent, wenngleich auch faul, sodass sie es gemerkt haben musste.

Renesmee wollte gerade am liebsten heulen. Auch wenn sie sich sicher gewesen war, dass er geprägt war, so hatte sie doch gehofft, dass er es ihr niemals sagen würde.

Es hatte also doch nichts gebracht, dass sie sich zurückgezogen hatte. Dass sie noch zickiger geworden war.

Oh Gott, wie töricht sie gewesen war!

Hatte doch wirklich gedacht, dass er sie küssen wollte. Stattdessen wollte er ihr wohl nur beibringen, dass er geprägt war.

Auf irgendein Mädchen aus seinem Reservat, das ihn nicht halb so gut verstand wie sie. Natürlich, sie verstand ihn.

Leider nur auf freundschaftlicher Ebene.

Ein Seufzen entrann ihr und sie musste sich zusammenreißen um ihn wieder anzuschauen. Auf ihren Lippen lag ein kleines Lächeln welches sie unglaublich viel Überwindung kostete.

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass du dich verändert hast in meiner Anwesenheit. Es war auf einmal so, als würde dich etwas hemmen. Du kannst dir denken, dass ich wissen wollte, was dahinter steckt.“

Ein sprödes Lachen glitt über ihre Lippen.

„Na ja, wie ist es so? Ich war… überrascht, als ich es erfahren habe.“

Okay, überrascht war vielleicht das falsche Wort. Es würde eher zutreffen, wenn sie sagen würde: Zu Boden zerstört.

Auch Jacob war für einen Moment unsicher wegen ihrer Offenheit. Er hatte nicht gedacht, dass sie so locker reagieren würde auf sein Geständnis. Auch auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln.

„Es ist unglaublich. Einfach nur… wow.“

Ihn so glücklich zu sehen machte es schwer, auch so zu empfinden. Sie wollte perfekt sein, wollte sich für ihn freuen aber konnte es nicht. Nessie war alles anderes als perfekt.

„Mhh… schön.“, murmelte sie. „Sie freut sich sicher auch.“

Eine Sekunde war es still und sie befürchtete schon, dass Jakes Zukünftige plötzlich hinter dem Baum hervorspringen würde aber anstelle dessen passierte nichts.

Und plötzlich brach ein entgeistertes „Was?“ aus ihm heraus.

Sie drehte sich auf dem hohen Absatz ihres Schuhs um und stolzierte den Weg entlang, wild gestrikulierend.

„Du weißt schon, deine Freundin, das Mädchen deiner Träume, deine Zukünftige! Die, auf die du geprägt bist.“

Dieses Miststück, fügte sie in Gedanken hinzu.

Obwohl sie wusste, dass es total sinnlos und dumm und schlecht war konnte sie nicht anders, als so über die Unbekannte zu denken.

„Ich bin enttäuscht, dass du sie mir nicht schon längst vorgestellt hast. Ich mein, wir sind doch so befreundet. So!“

Und um ihm zu verdeutlichen, was ‚so’ war drehte sie sich wieder zu ihm, hob ihre Hand und kreuzte Zeige- und Mittelfinger.

„Äh, Nessie-...“

„Nichts da Nessie. Ich will diejenige sehen, die du später mal heiraten willst.“

In seinem Gehirn ratterte es wie in einem Hochleistungsrechner, gleichzeitig konnte er keinen klaren Gedanken fassen.

„Die steht vor mir.“, sagte er verblüfft.

Ihr ernster Gesichtsausdruck gefror sichtlich und änderte sich nach 4,619 Sekunden in ein mehr als überraschtes. Da war auf einmal nichts mehr in ihrem Kopf.

Wie leergefegt und sie merkte es nicht einmal.

Jacob schaute sie unsicher an, er war es nicht gewohnt, dass Nessie mal kein Wort redete. Stattdessen machte er sich mit jeder Nanosekunde die verging größere Vorwürfe, dass er ihr es so gesagt hatte. Oh Gott, was musste sie denken?!

„Bitte?“ Ihre Lippen hatten sich nur minimal bewegt und das Wort war ein einzelner Windhauch.

Als ob er Schmerzen hätte kniff er seine Augen leicht zusammen und fuhr sich mit seiner Hand übers Gesicht. „Du hast mich schon verstanden.“, murmelte er peinlich berührt in seinen nicht vorhandenen Bart. Die Stoppeln konnten nicht als Bart durchgehen, nicht mal ansatzweise, seiner Ansicht nach.

„Ja. Kannst du es wiederholen?“ Ihre Stimme war immer noch so dünn.

Und bei ihrem Anblick war er sich unsicher, ob er es wagen konnte. Vielleicht würde sie ja völlig zu einer Puppe erstarren wenn er es noch mal sagte.

Er wollte die Gefahr nicht eingehen, auf jeden Fall nicht!

„Für mich?“

Andererseits, wenn sie es wollte…

„Bitte.“

Ein Ächzen drang durch seine Lippen. Verdammt, es war wirklich schwer wenn sie so sexy war. Er durfte nicht schwach werden.

„Jacob…“

Wenn er es sich genau überlegte konnte er nicht anders.

Der Angesprochene holte tief Luft und seine Augen scannten sie. Ihre zierlichen Füße die in Mörderinstrumenten steckten, die langen Beine, der Luxuskörper in dem Kleid, ihre verführerischen Haare, das engelsgleiche Gesicht mit den schokoladenbraunen Augen.

„Du bist diejenige, auf die ich geprägt bin. Schon immer.“

Bildete er es sich nur ein, oder lächelte sie wirklich? War das etwa tiefrosa auf ihren Wangen?

Und selbst wenn nicht, es ermutigte ihn.

„Renesmee, ich-…“

Er stockte als sie eine unberechenbare Bewegung machte, konnte nicht mehr weiterreden als sie auf einmal bei ihm war und ihre Lippen vorsichtig auf seine legte.

Für den ersten Moment war er in einem Schockzustand.

Dann jedoch fanden seine Hände besitzergreifend ihre schmale Taille und mit etwas Druck zog er ihren Körper an seinen.

Wie oft hatte sie davon geträumt?

Hunderte, tausende Male?

Nicht annähernd kamen ihre Träume an die Realität heran.

Ihre Hände fanden wie selbstverständlich seinen Nacken und Jake strich über den robusten Stoff an ihrem Körper der so im krassen Gegensatz zu ihren seidigen Lippen war.

Wenn er daran dachte, dass er sie ab sofort immer küssen durfte…

Er seufzte wohlig auf und löste sich nur schwer von ihren Lippen.

„Habe ich es gut gemacht?“

Nessies unsichere Stimme drang an sein Ohr und einen Moment lang achtete er nur auf diese. Dann kam ihm die Bedeutung ihrer Worte in den Sinn und er musste leise auflachen.

Natürlich, sie war ja noch ein Teenager.

„Sehr gut.“ Völlige Verzückung.

„Ich wollte es gut machen.“ Peinliches Geständnis.

„Aber-… ehrlich gesagt…“ Kurzes Zögern.

„Muss ich was anders machen? Oh Gott!“ Tiefe Verzweiflung.

„Ehrlich gesagt finde ich, dass wir noch üben sollten.“ Kunstpause.

„Am besten sofort.“ Flirtende Gerissenheit.

Ihr erleichtertes Lachen strich über seine erhitze Haut bevor er ihre Lippen mit den seinen wieder berührte.
 


 

Seid mir bitte nicht böse, dass ich diese Episode vorgeschoben habe.

Sie war mir einfach wichtiger...
 

<3~

Giftgrün

Giftgrün.
 

Er sah ihre Erregung.

Er hörte ihre Erregung.

Er spürte ihre Erregung.

Sie bebte unter ihm, die Lippen aufreizend geteilt, die goldenen Augen mit einem Schleier verhüllt.

Sie war biegsam, kam ihm entgegen, ihre zarten Finger suchten, fanden und umschlossen schließlich seine.

Er erstickte ihren unartikulierten Laut mit seinen Lippen.
 

Ihr heißer Atem schlug ihn und er wurde fast verrückt.

Ihr erhitzter Körper passte sich perfekt dem seinen an.

Ihr Gefühl, ihre Empfindungen nahmen sein Denken ein.
 

„Jazz.“

Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Vorsichtig löste er seine Hand aus ihrer um ihr eine Haarsträhne zurück zu streichen.

„Ich liebe Dich.“

Er schloss seine Augen.

Was hatte sie gesagt?

Er durfte nicht daran denken.
 

Behutsam legte er sich neben sie, als hätte er Angst, sie sei aus Porzellan.

Wertvolles, unsagbar teures Porzellan.

Die dunklen Schuhe, die hauchdünnen Nylonstrümpfe, die Corsage aus Leder, alles lag achtlos auf dem Boden.

Seine Augen wanderten wieder zu ihr.
 

Ihre blasse Haut sah unglaublich verführerisch aus.

Ihre Bewegungen waren flüssiges Quecksilber.

Ihre dunklen Lippen hauchten Versprechen.
 

Er wollte sie.

Wieder und wieder.

Er sollte sie besser nicht anfassen.

Seine Besessenheit war eine stumpfe Klinge in ihm.
 

Sie war ein grausames Instrument.

Sie konnte töten.

Sie würde ihn töten.
 

Alles hatte sich verändert in dieser Nacht. Es hatte sich gut angefühlt, sie zu spüren. Es hatte in ihm eine noch nie da gewesene Erregung geweckt. Sie hatte ihm eine andere Facette von ihr gezeigt, düster und verrucht. Die Unschuld ihres Körpers war nicht mehr vorhanden gewesen, anstelle der Spielereien hatte sie ein Netz gesponnen in dem er sich mehr und mehr verworren hatte.

Sie hatte es geplant gehabt.

Mit jeder weiteren Sekunde war er tiefer geglitten in dieses dunkle Loch, nach und nach hatten sich die Fasern ihres Willens um ihn gewickelt und ihn unfähig werden lassen sich dagegen zu wehren.
 

Es war ihr Gift, das ihn langsam dahin raffte.

Sie war grausam, grausam und brillant.
 

Sie zeigte ihm seine Hässlichkeit.

Neben ihr war er nicht mehr eine Ausgeburt des Schlimmsten.

Er war jetzt eine Ausgeburt des Widerlichsten.
 

Ohne, dass er es kontrollieren konnte wollte er sie anfassen.

Ihre Augen folgten seiner Bewegung, ein Lächeln auf den kirschroten Lippen.

Er sah es, das tödliche Gift und seine Hand zuckte zurück.

Seine geschundene Haut schrie ihn an.

Er wollte sie nicht berühren, doch sie war unter seiner Haut, tief in ihm eingefressen.
 

Seine Sinne waren in einem Delirium.

Mit fiebrigen Augen richtete er sich auf, wollte aufstehen und knickte weg. Er versuchte es noch einmal, stand nun auf den grauen Fliesen und sah wie seine Hände unaufhörlich zitterten.

Für einen Moment wurde alles schwarz.

Ihr Gift floss durch seine Venen.

„Jazz?“
 

Oh Gott, bitte Gott, lass sie verstummen.

Ihr perfekter Körper erhob sich in einer tänzerischen Bewegung, die dünne Seidendecke fiel geräuschlos zu Boden. Ihr ganzes Dasein bereitete ihm auf einmal höllische Qualen.

Jede einzelne Narbe auf seiner Haut fing zu brennen an.

Die toten Organe schienen sich eigenständig aufzufressen.

Alles, was er jemals erlebt hatte begann in ihm zu pulsieren.
 

Blut.

Schreie.

Unbarmherzigkeit.
 

Wenn sie bei ihm war konnte er nicht vergessen, nicht verdrängen.

Ihre Existenz zeigte ihm, was er war.

Er konnte es nicht ertragen.
 

Ihre riesigen Augen starrten ihn an.

Sie verstand nicht, sie war so einfältig und dumm.

Das Verlangen, sie zu verletzen damit sie seinen Namen schrie übermannte ihn.

Er sah nicht wie seine Hand nach vorne schnellte.

Er sah wie sie ihre Augen schloss.

Ihr Körper gab dem Schlag nach, nicht einen Moment hatte sie gezuckt oder sich gegen ihn gewehrt. Einer Puppe gleich flog sie auf den Boden.

Kein Schrei drang aus ihren Lippen.
 

Beweglose Stille.

Mit einer Bewegung die dank seiner Vergangenheit ausgefeilt war stürzte er auf sie, bevor er seinem Wahnsinn Einhalt gebieten konnte waren seine Zähne in ihrer Haut.

Endlich schrie sie.

Der Klang ihrer Stimme, sein Name, hallte in seinem Kopf nach.

Er war auf sie fixiert, spürte ihre Gefühle und ließ unmittelbar von ihr ab.

Angst spürte sie nicht.

Ihre Logik war wohl kaum mehr vorhanden.
 

„Es ist okay.“

„Blödsinn!“

Er konnte nicht geschockt sein von seiner kalten Stimme, seine ganze Beachtung galt ihr. Sie nahm seine Hand ohne, dass er etwas dagegen tat.

Achtsam legte sie seine Finger auf die pochende Stelle wo er gerade noch sein Gift in ihren Körper getrieben hatte.

„Ich hätte behutsamer sein sollen.“

Wieder zuckte er zurück.

„Du kapierst überhaupt nichts. Du hast mich gezwungen, dir zu folgen weil du genau wusstest, dass ich nicht anders kann. Du hast alles geplant gehabt, du wolltest mich zerstören.“

„Jasper-“, ihre Stimme hatte ein Flehen angenommen.

„Nenn mich nicht so!“, brüllte er und konnte sich nur mühsam davon abbringen, sie wieder schreien hören zu wollen.

„Es war dein Nervenkitzel, nur das. Du wolltest, dass ich dich liebe. Du wolltest, dass ich dich berühre. Du wolltest, dass ich dich küsse. Du wolltest, dass ich von dir koste.“

Sein Wahnsinn nahm zu als sie nickte.

„Du wolltest mich vergiften.“

Seine Stimme versagte.

Es wäre fast so gekommen wie sie gewollt hatte.
 

„Ich wollte Dich.“

Er hatte nur noch Verachtung für sie übrig.
 


 

Er blickte nicht zurück als er ging.

Jasper konnte sich nicht mehr fort nehmen.

Sie wünschte sich, er würde es versuchen.

Ein ausdrucksloses Gesicht verfolgte ihn.

Die Farben flossen herunter.
 

Von ihr zu träumen war so einfach gewesen.

Doch nun wusste er, dass es Verschwendung gewesen war.

Er hatte alles verschwendet. Gefühle.
 


 

„Ich liebe Dich.“

Eine einzige Erinnerung an diesen Abschiedskuss.
 


 

Ein Experiment.

Ich war gefesselt von zwei neuen Musen und musste es ausprobieren <3

Eine Fortsetzung ist jetzt, wo dieses Ende vor mir liegt, unüberwindbar. Ich habe aber noch keine Idee.

Wer das „Ich liebe Dich.“ in der vorletzten Zeile sagt?

Ich weiß es selbst nicht, jeder kann es für sich so auslegen wie er glaubt.
 

Die anderen Episoden (Sterngold, Elfenbein) habe ich vorerst abgebrochen, ich werde sie aber fertig schreiben.
 

<3~



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  AdrienDuCranier
2009-05-28T07:39:11+00:00 28.05.2009 09:39
Hmm.. Auf jeden Fall interessant, wenn auch irritierend..
O__ô
Aber wirklich gut geschrieben!
*__*
Echt toll ;D
Von: abgemeldet
2009-05-19T18:48:16+00:00 19.05.2009 20:48
Schönen guten Abend,
ich bin jetzt endlich mal dazu gekommen,
deine Geschichte zu kommentieren.

"„Sehr gut.“ Völlige Verzückung.

„Ich wollte es gut machen.“ Peinliches Geständnis.

„Aber-… ehrlich gesagt…“ Kurzes Zögern.

„Muss ich was anders machen? Oh Gott!“ Tiefe Verzweiflung.

„Ehrlich gesagt finde ich, dass wir noch üben sollten.“ Kunstpause.

„Am besten sofort.“ Flirtende Gerissenheit."

Das hat mich so an meine letzte Deutschklausur erinnert,
wo ich ein Gedicht analysieren musste.
Der Abschnitt hatte auch etwas von einem Gedicht.
Du hast nicht mehr geschrieben wer was sagt und doch war allen klar wer was sagt, sondern du hast mit ein zwei Wörtern die Situation und die Gefühle und Atmosphäre beschrieben. Also Hut ab.

Am Anfang war ich ein wenig skeptisch,
bevor ich überhaupt ein Kapitel gelesen habe,
das lag wahrscheinlich daran,
dass ich schon echt miese Geschichten gelesen habe,
wo mir die Idee richtig gut gefallen hat,
jedoch der Schreibstil grottig war.
Ich finde deinen Schreibstil überaus angenehm,
zumal er zwar Fremdwörter enthält,
doch diese dann in einen leicht verständlichen Kontext eingearbeitet sind.
Ich würde deinen Schreibstil mit dem von Dan Brown vergleichen.
Auch die Idee ist gut.
Ich Blöde hab erstmal Achromatopsie gegooglet. XD
DIe Farben in das jeweilige Kapitel einzuarbeiten
und ich finds wundervoll, dass du so viel über Jasper und Alice schreibst.
*Jasper/Alice-Fähnchen schwenk*
Aber auch ganz süß fand ich die beiden Kapitel von Nessi und Jake.
Apropos Nessi, Edward soll sich mal nicht so aufplustern,
er kennt doch Jake lang genung.
Aber wie Alice mal gesagt hat: "Er hat einen Hang zur Dramatik."^^
So mehr fällt mir nicht mehr ein,
doch halt warte,
interessant und neu war für mich mal ein Kapitel über Esme und Carlisle zu lesen. Sonst findet man ja nur Bella und Edward oder Rosalie und Emmet oder Jasper und Alice.
Was ich auch noch positiv anmerken muss, ist, dass du
gar nicht Bella und Edward ein eigenes Kapitel gewidmet hast.
Ich find es sehr angenehm.
Die Bücher und einige fanfics sind wirklich toll,
doch auf dauer wird es langweilig und mühselig immer nur Bella und Edward zu lesen, da kommt deine Geschichte gerde richtig.
So jetzt fällt mir nichts mehr ein, oder??.....
Doch!
Könntest du mich informieren, wann ein neues Kappi on ist?
Das wäre ganz lieb, danke im Vorraus.
Eins noch, dann ist aber Schluss.
In dem Kapitel, mein ich, hast du geschrieben:
"[...] zu Boden zerstört."
heißt das nicht am Boden zerstört?
Okay, jetzt ist aber wirklich gut.
Ich freu mich auf's nächste Drabbel und
wünsche noch ein schönes langes Wochenende bzw. einen schönen Feiertag. =)
Lg
Sandra
Von: abgemeldet
2009-05-17T16:30:43+00:00 17.05.2009 18:30
XD
Ich hab mich fast tot gelacht^^
Du hast alle Charas so toll getroffen^^
Die Sticheleien zwischen Emmett und Jasper waren Oscarreif XD
Edward als jungfräulicher Angsthase^^ einfach spitze
Als dann zum Schluss noch Alice ins Zimmer kam, war das ganze Perfekt^^ und das hat sich Jasper sicher auch gedacht^^
Emmett neidisch auf Jasper^^ grandios^^
einfach lol
^^

Von: abgemeldet
2009-05-17T16:06:12+00:00 17.05.2009 18:06
sehr gute Arbeit^^
die Spannung war richtig zu spüren^^
und den Rest kann man sich ja denken XD
;D
Von: abgemeldet
2009-05-17T14:11:03+00:00 17.05.2009 16:11
Einfach toll geschrieben^^
So süß^^ wie er stundenlanges Shoppen über sich ergehen lässt nur um seine Liebste glücklich zu machen, auch wenn das Tunen der Harley dann noch warten muss^^
Von:  Brid_get
2009-05-12T17:21:13+00:00 12.05.2009 19:21
*Rotfl* *ggg* *erst mal wieder hoch rapple*
Ich lach mich kaputt!!

„Ich bin dein Sklave. Und ich finde es toll, ich kann mir nichts Besseres
vorstellen. Ohne Ironie, versteht sich. Los Babe, lass uns zusammen
durchbrennen.“
Hab ich schon erwähnt, dass ich mich kaputt lache??

Ne so, jetzt im ernst...der Teil ist wieder mal super duper mega hammer gut
geschrieben!!
Witzig und süß zugleich...was will man (frau) mehr?!

Deine Fanfic gehört für mich mittlerweile schon zu den Fixpunkten hier auf
Mexx...also bitte bitte mach schnell weiter! (ev. wenns geht mal wieder mit
ner Nessie/Jake Story??? *Hundebabyblickaufsetz*)

GLG Birgit
Von:  AdrienDuCranier
2009-05-11T20:42:51+00:00 11.05.2009 22:42
Wie süüüüüß...
>//////<
XDDD
Ich habe gelegen vor Lachen, als Nessie die falschen Schlüsse gezogen hat..
XD
Aber eine kleine Anmerkung.. Du hast da geschrieben: "Sie steht vor dir." Sollte es nicht "mir" heißen?
Von:  SamanthaGallin
2009-05-11T07:53:30+00:00 11.05.2009 09:53
Hey ich hab das die neue Geschichte gelesen und bin mal wieder begeistert
du hast Jakes Gedankengänge so schön dargestellt die Unsicherheit der beiden, das war einfach süß
glg Sam
Von:  SamanthaGallin
2009-05-04T19:44:33+00:00 04.05.2009 21:44
Ich freu mich, dass du weiter geschrieben hast und ich freu mich auch schon auf die nächsten Kapitel
Empathi und Zukunftsvisionen könnten glaube ich eine ziemliche Last sein,
schade dass sie beiden nicht getanzt haben aber man kann ja nicht alles haben ^^
ich finde du hast ein gute Gespür für zwischen"menschliche" Beziehungen
lg Sam
Von:  AdrienDuCranier
2009-04-25T23:48:16+00:00 26.04.2009 01:48
Hmm...
Ich mag das Kapitel irgendwie...
Zwischenzeitig habe ich mich gefragt, was das denn wohl sein oder werden soll..
Aber dann gab es wieder so was, wo ich sagen konnte:
Awwwwwwwwwwwww....
X333
^^~
*lach*
Deinen Plänen zum Trotz.... ;D
Man sollte nie etwas Unmögliches möglich machen...
*lach*
;DDDD


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