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Hurt Back

Hurt back
 

But I'll come back to haunt you if I drown
 

(Emilie Autumn, Swollow)
 

Wahrscheinlich ist es das, was man Ironie des Schicksals nennet. Rod weiß es nicht genau. Es ist ihm auch ziemlich egal. Aber der Fakt, dass er Bela zu einer Dachgeschosswohnung in einem Randbezirk von Hamburg geraten hat, damit man ihn nicht ausspionieren kann und Rod selbst es jetzt ist, der schließlich jene Wohnung von seinem Auto aus seit Stunden beobachtet, birgt schon eine gewisse Komik in sich. Die wirklich guten Gags sind eben immer noch die leisen.
 

Ein Blick auf sein Autoradio verrät dem Chilenen, das er nicht mehr viel Zeit hat. Beziehungsweise, dass Bela sich nun endlich mal beeilen sollte. Immerhin hat Rod Farin versprochen, pünktlich zum Abendessen da zu sein und so toll kann die kleine Schwarzhaarige, die der Drummer in diesem Kaffee aufgerissen hat nun auch nicht sein. Wie auf Stichwort brennt Licht im Schlafzimmer auf und so schnell wie noch nie in seinem Leben, ist Rod aus dem Auto raus, flink an der altmodisch verzierten Haustür. Nur kurz kommt ihn der Gedanke, dass sein Verhalten wohl nicht mehr ganz normal ist. Vom Einbrecher zum Stalker. Aber immerhin, er ist schon immer der Karrieretyp gewesen.
 

Fast hektisch drückt er gegen die Türklingel, spürt jetzt schon wie der gut versteckte Zorn in ihm zu brodeln anfängt. Ein bisschen hat es was von Sodbrennen. Eine verschlafene und nach seinem Geschmack viel zu quakige Frauenstimme meldet sich von der Gegensprechanlage.
 

„Bei Felsenheimer.“
 

Auch noch eine Intelligenzbestie. Als wüsste Rod nicht, wo er klingelt.
 

„Hi, hier Doktor G Punkt.“
 

Rod kann förmlich sehen, wie sie das Gesicht verzieht. Ihm selbst ging es bei den ersten Malen auch nicht besser. Aber Geheimcode ist nun mal Geheimcode und eine gute Möglichkeit, sich unliebsamen Besuch vom Hals zu halten. Ein Knacken ist zu vernehmen, dann ein Schnauben und wenige Sekunde später endlich das erlösende Surren der Tür. Wüsste Rod nicht durch einen bestimmten Gitarristen, dass es zu den naturwissenschaftlichen Unmöglichkeiten zählt, so würde er meinen er fliegt die fünf Stockwerke geradezu hoch. Sein Lunge die sich ächzend meldet, bringt ihn jedoch binnen weniger Augenblicke von seinem Höhenflug wieder runter. Vielleicht sollte er wirklich überlegen, mit dem Rauchen aufzuhören… ehr nicht.
 

Ein undefinierbares Etwas, eingehüllt in mehreren Decken, öffnet ihm die Wohnungstür und irgendwie kommt ihm das Gesicht bekannt vor. Entweder weil Rod es wirklich schon einmal gesehen hat oder weil es circa zehn Millionen Mädels dieser Marke „indie aber funny“ gibt. Auf Rod wirkt sich ein bisschen wie ein Groupie.
 

„Dirk ist in der Küche…“
 

Mit einem knappen Nicken, zu mehr freundlicher Konversation ist Rod im Moment nicht aufgelegt, sucht er sich seinen Weg durch den Flur und findet Bela mehr schlafend als wachend, am Küchentisch, nur mit Jenas bekleidet und anscheint alles andere als über seinen Besuch erfreut.
 

In weiser Voraussicht schließt Rod die Tür hinter sich. Er weiß nicht wie dick der Drummer mit Mrs. X ist, aber es gibt Dinge die muss man nicht unbedingt breit treten. Und so kann der Ältere ihm auch nicht so schnell entwischen.
 

„Na?“
 

Rodrigo Gonzalès ein Meister der Rhetorik. Er hat kein Angst, dass sich das Gespräch nicht noch entwickeln wird. Es gibt Dinge die sich nie ändern werden und dazu gehören die geradezu legendären nonverbalen Anfänge einer jeder ihrer Begegnungen. Ob der Lauf der Dinge jedoch in Belas Sinne liegen wird… nun darauf würde Rod keinen Bass verwetten.
 

„Nettes Mädel.“
 

„Mhmm…“
 

Ein „Verpiss- dich- aus- meiner- Wohnung- du- gottverdammter- Hurensohn“ wäre nicht abweisender, doch davon lässt Rod sich nicht abschrecken. Seelenruhig greift er sich einen Stuhl, setzt sich dem Drummer gegenüber und besieht sich das typische Bela B. Chaos dass ihn umgibt und mit dem vollgemüllten Küchentisch sein Höhepunkt findet. Eine Jam!, Satan allein weiß warum der Ältere so was bei sich zu Hause hat, lenkt kurz Rods Aufmerksamkeit auf sich und plötzlich fällt ihm auch wieder ein, woher er Mrs. X kennt.
 

„Viva?“
 

„Nee, MTV.“
 

Bei diesem Tempo würden sie Morgen noch hier sitzen und Rod konnte sein Nudelauflauf vergessen. Seufzend fährt er sich kurz durch die Haare. Zwar ist es nicht seine Art, aber einerseits ist da dieser dumpf wallende Zorn in ihm und anderseits ist Angriff immer noch die beste Verteidigung.
 

„Ich war bei Jan.“
 

Ein hochgezogene Augenbraue und ein Lächeln, dass Rod schon lange nicht mehr bei Bela gesehen hat, ist die erste Reaktion die er bekommt. Es erinnert ihn daran, was für ein Arschloch der Andere sein kann. Wenn er es denn möchte.
 

„Und?! Hat er sich bei dir ausgeheult? Dir erzählt was für ein böser, böser Junge, der Bela B. doch ist. Das sein kleines Herz gebrochen- “
 

„Leider kam er nicht dazu, du Mistkerl. Ich hätte gerne die ganze Story gehört. Wirklich. Bedauerlicherweise ist er mir aber bei der Mitte zusammengeklappt.“
 

Kurz stockt der Drummer. Es ist nur ein Herzschlag lang. Dann strahlt er auch gleich wieder diese elendige Selbstgerechtigkeit aus, die Rod am liebsten aus ihm herausprügeln würde. Aber er hat, ein kurzer Blick zur Armbanduhr, noch gut eine halbe Stunde. Es ist also noch nichts verloren.
 

„Olle Dramaqueen…“
 

„… als ob du besser wärst, Felse. Ich bitte dich: Ein goldner Käfig mit offnen Türen. Was dämlicheres hätte dir wohl nicht einfallen können. Aber das konntest du ja schon immer gut: die Schuld zu anderen schieben. Da bist du ja ein wahrer Meister drin. Hast es sogar geschafft, dass ganz Deutschland glaubt das Jan die Ärzte auflösen wollte.“
 

Grinsend fischt Bela eine Mandarine aus dem Müllhaufen, beginnt sie genüsslich abzuschälen.
 

„Gekonnt ist eben gekonnt. Und jetzt mal unter uns Männern, Roddi: ich hab noch nie ein schlimmeren Nestbauer als Jan erlebt. Und das wo man denkt, bei dem Fernweh, da hat man das nicht so. Ich meine, klar hat er mir alles durch gehen lassen… hätte sich ja auch nie an einen richtigen Streit gewagt so harmoniesüchtig wie der ist… hat bloß noch der Freundeskreis mit Anfassen gefehlt… aber das Wahre… nee das Wahre war es wirklich nicht… Und wie der geklammert hat… schlimmer als jedes Weib… ich sag dir; da bleib ich lieber auf der anderen Seite des Ufers. Da weiß ich jedenfalls was ich habe…“
 

Dunkle Leere, die mit jedem Wort Belas tiefer wird, breitet sich in Rod aus und blicklos starrt er seinen Gegenüber an. Sieht ihn und sieht ihn nicht. Ist doch das einzige, was er wirklich klar vor Augen hat, das Bild von Jan, wie er weinend in seinen Armen liegt, kaum zu beruhigen.
 

„Und das hättest du dir alles nicht früher überlegen können?“
 

Rods Stimme ist ruhig. Zu ruhig.
 

„Er wusste vorauf er sich einlässt.“
 

„Und das glaubst du wirklich?“
 

Grüne Augen mustern den Chilenen nachdenklich, können ihn von einem Schlag auf den andern, nicht mehr einordnen. Erst jetzt wird Bela bewusst wie grotesk die Situation ist, wie angespannt der Jüngere wirkt, doch da ist es auch schon zu spät.
 

„Du glaubst wirklich, dass er mit dem Wissen, dass er nur ein weitere Bettgeschichte, nur ein weiteres Fickding ist, all das mit sich hätte machen lassen? Das er all die Demütigungen, all den Schmerz ausgehalten hätte, nur um ein bisschen zweitklassigen Spaß mit dir zu haben? Gott wie blind bist du Dirk?! Wer bist du, dir das Recht raus zu nehmen so mit seinen Gefühlen zu spielen?“
 

Zwar wird Rod nicht mit jedem Satz lauter, doch um einiges energischer, sodass Bela bald ein Gänsehaut überzieht, die er geflissentlich ignoriert. Genau wie die kleine Stimme, die Rods Worten Beifall zujubelt.
 

„Und wer bist du, mir in meinen eignen vier Wänden ne Standpauke zu halten? Sein eifersüchtiger, rächender Lover?! Wenn ich wollte, könnte ich zu ihm, meine ach so reine Liebe gestehen, ihn ficken und dann wieder liegen lassen! Und du könntest nichts dagegen tun!“
 

Mit seiner ihm arteigenen Ruhe erhebt sich Rod von seinem Stuhl. Immer noch mit der Leere in sich. Es hat keinen Sinn, aber man kann ihm nicht vorhalten, es nicht versucht zu haben. Langsam wendet er sich zum gehen.
 

„Stimmt, dagegen könnte ich nichts tun, aber weißt du Felse…“
 

Er dreht sich ein letztes Mal um, schenkt dem Älteren ein tiefen Blick aus pechschwarzen Augen.
 

„… ich kann ein Menge danach machen.“
 

Der Schlag trifft. Ein lautes Poltern. Bela fällt vom Stuhl. Blut schießt wie eine Fontäne aus seiner Nase. Als Mrs. X hysterisch aufschreit sitzt Rod schon wieder in seinem Wagen.
 

Vielleicht sollte er Wein zum Abendessen mitbringen.
 

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Ich mag das Ende ;)
 

@FURT: Hoffe das dir auch dieses Chapter gefallen hat auch wenn Farin dieses Mal nicht so ne große Rolle gespielt hat :)
 

@Toozmar: *Tee und Kuchen hinstell* Viel Spaß ;)



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  YouKnowNothing
2009-07-30T23:08:16+00:00 31.07.2009 01:08
toll...
jetzt könnte ich deinen rod abknutschen und deinen Bela umbringen... -.-'
ich glaube ich bleibe bei leichteren geschichten deinerseits, das hier ist mir tatsächlich alles trotz allem viii~el zu depressiv...

was nicht heißt dass ich doch irgendwann alles von dir gelesen haben werde ;)

LG S-M

ach übrigens: ich mag das ende ^^
auch wenn ich mich grad frag was das dritte kapitel wird...
Von: abgemeldet
2009-02-17T17:59:26+00:00 17.02.2009 18:59
Bela als Arschloch ist i-wie immer interessant^^
Da kann man ja auf mehr gespannt sein *gg*

Und ROD! xDD wie geil!!
So ruhig kann auch nur der bleiben *smile*
Und dann am Ende mitten in die Fresse^^

ICh freu mcih schon aufs nächste Kapi ^^
lg
Vanitas
Von:  cooking_butty
2009-02-16T19:43:59+00:00 16.02.2009 20:43
"Vielleicht sollte er Wein zum Abendessen mitnehmen"
wah, wie geil...so einfach, kurz vorher haut er Bela auf die Fresse und dann so eine Überlegung...
hach, so genial
Von: abgemeldet
2009-02-16T19:36:17+00:00 16.02.2009 20:36
Na klar, hats mir gefallen!!!

Richtig klasse diese Situation bei Bela. Rod der total wütend ist aber doch ganz ruhig wirkt und am Ende Bela doch eine reinhaut, die er sich aber auch wirklich verdient hat!
Super!! haha xD

Freue mich auf mehr. ^^

LG FURT
Von:  Toozmar
2009-02-16T18:45:31+00:00 16.02.2009 19:45
*Tee stehen lass und Kuchen nehm*
ein schönes Kapitel und diese Arschloch-Rolle passt irgendwie zu Bela
*Stuhl wieder aufklapp und auf das nächste Kapitel wart, dabei lecker Kuchen mampf* ^^


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