Zum Inhalt der Seite

Legenden der Mitternacht

Phönixschwinge
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zusammenkunft

5 Kapitel: Zusammenkunft
 

„Ich werde diese Abscheulichkeiten keinen weiteren Moment in meinen Reihen dulden!“, schrie der Oberst mit hochrotem Gesicht und hämmerte auf den Tisch seines Zimmers als wäre dies der Grund für all seinen Ärger. Wie immer war es alles andere als erhebend seinen Vorgesetzten in dieser Stimmung anzutreffen. Der ohnehin schon breite Hals schwoll so stark an, dass sein Kragen wortwörtlich drohte zu platzen. Auf seiner Stirn bildeten sich dicke, pulsierende Adern und die Augen traten ihm stechend hervor als wollten sie herausspringen. Das sah selbst für seine Verhältnisse recht albern aus, da der Oberst von Grund auf ein kahlköpfiger und eher dicklicher Mann war, dessen Mund von einem breiten Schnauzer verdeckt wurde. Der Anblick erinnerte Ferak immer an eine erstickende Kröte in Soldatenuniform, was die Sache nicht besser machte, da er sich fortan das Lachen verkneifen musste. Der Oberst allerdings fuhr unbeirrt mit seinen Hasstiraden auf die „Unordnung“, das „Chaos“ und die „Abarten“ in seiner Kompanie fort.

„Unsere Ahnen hätten sich geschämt, wenn solch widerwärtiges Pack sich in unsere Reihen eingeschlichen hätte! Alben, Ketzer und Zwerge unter meinem Kommando? Was soll als nächstes folgen? Sollen wir noch Orbonen durchfüttern? Rattenpack!“, schrie er erneut los und hämmerte erneut auf den Tisch. Ein Glas voll Tinte fiel mit einem leichten Hüpfer um und verteilte sich über einige Blätter und Akten. Das schien den Oberst nur noch mehr anzufachen, sodass er das Tintenfässchen nahm und gegen die Wand donnerte, wo es in Tausende Teile zersplitterte und einen dunklen, kräftigen Fleck in der Holzverkleidung hinterließ.

„Verzeiht mir, Oberst Haras“, begann Major Moldarius leise mit dem gequälten Gesichtsausdruck, der bereits verriet mit welchem Unwetter er rechnete, sobald er seinen Einwurf angebracht hatte, „Aber die Alben und Zwerge sind seit langem ein Teil des Militärs. Das Oberkommando hat entschieden, dass auch in ihre Kompanie in Zukunft welche eingeteilt werden.“

Der Blick, den der Major nun ertragen musste, hätte vermutlich selbst einen gestandenen Troll in den Suizid getrieben. Die kleinen, stechenden Augen des Oberst flammten vor Wut auf, die schon gefährlich angeschwollenen Sehnen schienen fast zu platzen und das restliche Blut in seinem Körper machte sich bereit seinen Kopf noch einmal rot zum leuchten zu bringen.

„ICH ENTSCHEIDE WER IN MEINE KOMPANIE KOMMT“, schrie er außer sich vor Wut. Moldarius seufzte, schloss die Augen und nickte. Er schien sich kein bisschen von dem Gebrüll einschüchtern zu lassen, auch wenn ihm mittlerweile die Ohren klingeln mussten. Ferak hatte ehrliches Mitleid mit ihm, nicht weil er sich nicht sicher war, dass der Major derlei Konservationen wegsteckte, ohne sich beirren zu lassen. Jedoch musste der Major stets als Überbringer schlechter oder schwieriger Nachrichten einspringen, ob er wollte oder nicht. Und dies war eine besonders heikle Botschaft, gerade für den Oberst.

Oberst Haras hatte sich bereits seit seiner Zeit als Feldwebel dafür eingesetzt ausschließlich Menschen in seiner Einheit zu haben, jeder Nichtmensch war ihm zuwider. Das dies nicht ewig so weitergehen konnte, sah wohl früher oder später auch das Oberkommando ein und so musste der Major als Überbringer dieser Botschaft seinen Kopf hinhalten. Menschen wie den Oberst gab es im Militär zuhauf, doch die wenigsten hatten die Macht und den Rang die Nichtmenschen der Armee auch öffentlich zu diffamieren. Haras dagegen tat dies mit höchstem Genuss und mit aller Leidenschaft. Stolz hatte er sich auch gerühmt die einzig „saubere“ Kompanie der Armee anzuführen.

„Wie sie wünschen. Ich werde ihre Antwort dem General überbringen“, sagte der Major demütig salutierte kurz, indem er die Beine zusammenschlug und die Hand aufs Herz legte. Ohne auf den weiteren Wutausbruch des Obersts zu achten, ging er aus dem Raum, gefolgt von seinem Leutnant.

„Was halten sie davon?“, fragte Ferak als sie beiden schon wieder auf dem Weg zur Kaserne waren. Der Major ging in einem festen Schritt voran, sodass seine Stiefel auf dem Boden einen gut hörbaren Knall von sich gaben und nicht nur einen faulen Rekruten auf seinem Weg aufschreckten. Er war ein Mann von großer Statur, quasi so wie man sich einen Mustersoldaten vorstellte. Seine breiten Schultern und der kräftige Körperbau waren die Zeugen vieler Schlachten und Kämpfe, an denen er teilgenommen hatte. Doch sein kurzes Haar war bereits grau und licht, sein Bart dagegen voll und kantig wie die Stacheln eines Igels. Die Stirn hatte er meist in Falten geschlagen, sodass er immer einen sehr grimmigen Eindruck machte, was recht verstörend auf die meisten jungen Rekruten wirkte. Doch was man seiner Erscheinung nicht absprechen konnte, war eine Aura der Autorität, die er ganz natürlich verströmte, egal in welcher Situation er war. Vermutlich war das einer der Gründe, warum Ferak so fasziniert von dem alten Raubein zu sein schien, der in seiner Dienstzeit zu einer Art Mentor für ihn geworden war.

Schließlich hielt er in seinem Lauf stand und blickte sich nach dem jungen Leutnant um. Wie immer musterte ihn das eine Auge des Majors genau, das andere jedoch war blind und weiß als wäre es erbleicht von den vielen Kriegen, die es gesehen hatte.

„Ich darf das Verhalten des Oberst nicht in Frage stellen“, raunte der Major knapp und setzte seinen Weg fort. Aus irgendeinem Grund erinnerte Ferak die Stimme seines Mentors ihn stets an sprödes Holz oder an das Knacken von dicken Ästen. Es schien das einzig richtige Bild zu sein, um den Majo zu beschreiben. Ein großer, harter Baumstamm.

„Der General ist doch selbst ein Alb. Tha’Rakan wird uns doch zur Verantwortung ziehen, wenn der Oberst der Entscheidung nicht zustimmt“, hakte Ferak genauer nach und eilte sich dem schnellen Schritt des Majors nach zu kommen.

„Dann sei es so. Haras wird früher oder später noch die Folgen seiner Weigerung zu spüren bekommen, bis dahin muss ich eben für ihn bluten.“

„Das ist nicht fair“, beschwerte sich der Leutnant.

„Sei still“, fuhr ihn der Hüne an, „Du hörst dich an wie ein Kind. So stehen die Dinge nun mal und ich habe zu Tragen, was man mir auflädt. Das wirst du auch noch lernen, junger Offizier.“

Ferak schluckte den Ärger hinunter und nickte.

„Verstehe“, sagte er leise. Die Räume der hochgestellten Offiziere hatten sie bereits hinter sich gelassen. Überdacht von halbrunden Decken standen sie in einem der Gänge, die freies Sichtfeld auf das Übungsgelände der Kaserne boten. Statt einer Mauer zeigte sich hier nur ein eckiges Geländer, das einen durchaus willkommeneren und grüneren Anblick als die grauen Wände freigab. Immerhin war der Platz umsäumt mit einigen Bäumen, die zumindest etwas von den trostlosen Gemäuern ablenken konnten. Generell fand sich sonst wenig Erheiterndes in der militärischen Welt der Armee, besonders zu dieser Zeit. Alle wirkten angespannt und gehemmt und nicht selten legte sich ein beklemmendes Gefühl über die Kaserne als würde ein dunkler Nebel über sie niedergehen.

Selbst in der Zeit der Wüstenkriege, in der Ferak angefangen hatte zu dienen, konnte er sich noch an fröhlichere Abende erinnern, sei es nun die allabendliche Kartenspiele mit seinen Kameraden oder die wenigen erheiternden Gespräche. Doch jetzt, wo doch Frieden in Assyrál herrschen sollte, waren die Menschen merkwürdig schweigsam und gedrückt, als wäre eine Vorahnung von Dunkelheit in der Luft. Es ähnelte einer Abenddämmerung, einem letzten Einatmen vor dem Einbruch der Nacht.

Ein mehr als unheimlicher Gedanke.

„Vielleicht wäre es besser den General informieren zu lassen. Ich könnte das übernehmen, wenn ihr wünscht“, bot sich Ferak schließlich an, um sich aus den düsteren Gedanken zu reißen. Moldarius lächelte grimmig, schüttelte aber den Kopf.

„Ich dank dir für deine Anteilsnahme, Ferak, aber ich ziehe meine Männer in solche Situationen nicht hinein. Ich bin keiner von denen, die ihre Untergebenen als Fußabtreter missbrauchen. Ich werde selbst gehen.“

Der junge Offizier nickte und seufzte verstimmt.

„Ich weiß doch. Es wäre mir dennoch lieber, dass sie ausnahmsweise mal einen anderen Sündenbock drannehmen, Mol“, flüsterte er zu sich und schüttelte den Kopf. Der Major schaute Ferak streng an als dieser ihn so vertraut ansprach, dennoch konnte er ihm nicht böse sein.

Auch wenn der junge Mann deutlich unter ihm stand, so waren sie sich durch ihre Zeit in den Wüstenkriegen wesentlich näher. Zwar legte er auf Formalitäten nicht so viel wert legte wie andere ranghohe Tiere, so musste er jedoch zumindest Ferak dazu bringen, sich diese Verhaltensregeln einzuprägen.

„Ich habe mehr Feinde in meiner eigenen Reihe als unter den gesamten Orks der Wüstensonne“, meinte Moldarius und klopfte Ferak auf die Schulter, „Pass besser auf, dass es dir nicht einmal genauso geht.“

Der Leutnant lächelte schief zur Antwort.

„Keine Sorge. Dafür habe ich ja auch euch.“

„Lass dir das nicht zur Gewohnheit werden. Ich werde nicht immer da sein, um dir den Rücken freizuhalten“, brummte der stämmige Major und setzte seinen Weg zu der Kammer des Generals fort. Ferak gesellte sich rasch an seine Seite, hatte aber Schwierigkeiten mit dem plötzlich schnelleren Tritt von Moldarius mitzuhalten. Es schien fast so als wolle er jede weitere Diskussion um sich und den Oberst aus dem Weg gehen, etwas was Ferak schon öfters aufgefallen war. Der Major war kein Mann großer Worte, am liebsten ließ er Taten und Klingen sprechen und für Rangspiele hatte er ohnehin selten etwas übrig. Dass er überhaupt einen so hohen Rang in der Armee bekleidete, verdankte er wohl mehr seinen Verdiensten auf dem Schlachtfeld als an den Führungsqualitäten in seiner Einheit.

Also beließ es der Leutnant auch vorerst dabei. Wenn Moldaris nicht zum Reden aufgelegt war, war es schwer nur einen weiteren Ton aus ihm herauszubekommen. So schwiegen sie den Rest des Weges, der Dank des angehobenen Tempos des Majors allerdings nicht sonderlich lang war.

Schließlich klopfte der Major sachte an die Holztür zu der Kammer des Generals, erhielt jedoch keine Antwort, obwohl man mehr als deutlich doch Stimmen von der anderen Seite hören konnte. Ob der General bereits jemanden empfangen hatte?

Ungeachtet dessen, schob Moldarius die Tür einfach auf, offenbar war es ihm egal ob er störte oder nicht. Dahinter befand sich ganz vertraut das Arbeitszimmer des Generals, das fast so ausgestattet war wie jedes Zimmer eines höheren Offiziers. Ein langer, fein ausgearbeiteter Schreibtisch aus Eichenholz, zwei dicke Schränke und ein dunkelroter Teppich, der das Königswappen zeigte: Ein goldener Adler mit Krone, dessen weit gespannte Flügel von zwei Schwertern flankiert wurden. Das einzige was von dem bekannten Bild eines Offizierszimmers abwich, war eine Zahl verschiedener merkwürdiger Gegenstände und Geräte, die so geheimnisvoll und merkwürdig anmuteten, dass sie völlig fehl am Platz wirkten.

Zum Großteil waren es merkwürdige Bücher und Folianten in den Regalen, die keine militärischen Theorien und Strategien zur Grundlage hatten, sondern zwischen Lexika und Bestarien hin und herschwankten. Allerdings stand auch eine merkwürdige Kugel, getragen von einem feinen, rankenähnlichen Ständer auf dem Tisch, die mit einer blauen, leuchtenden Flüssigkeit gefüllt war. Es musste sich wohl um eine Art Kerzenersatz handeln, denn selbst bei Tageslicht strahlte sie einen hellen, blauen Glanz an die Wände. Den restlichen Gegenständen, die auf den Regalen wirr verstreut lagen, konnte er nicht einmal einen Namen geben.

Doch weit verwunderlicher waren die Personen, die bereits das Zimmer betreten hatten und ihnen entgegenblickten, sobald sie die Tür öffneten. Der General war jedenfalls nicht unter ihnen, stattdessen zwei Männer, an deren Kleidung man sie bereits als Schwarzkünstler identifizieren konnte. Und schlimmer noch: Beide waren Ferak mehr als vertraut, doch hatte er gehofft sie nie mehr wieder sehen zu müssen.

„Nathaniel!“, stieß er zischend wie ein Fluch aus und blieb im Türrahmen stehen.

Der angesprochene Zauberer blickte sie überrascht über beide Brillengläser hinweg an, offenbar hatte auch er nicht mit diesem Treffen gerechnet. Auch Waktu stand neben ihm, der anders als sein Herr ihnen beiden keine Beachtung schenkte. Moldarius dagegen betrachtete die beiden mit grimmiger Abneigung, während er einen sicheren Abstand zu ihnen einhielt, fast schon als hätte er es mit wilden Tieren zu tun.

„Ah… Leutnant Ferak. Welch Überraschung. Ich bin dachte, sie sind mit dem Fall unten in Dirgor betraut. Ihr wisst schon. Die angebliche Seuche die dort unten tobt?“, fragte der Zauberer heiter nach als würde er sich gerade über das Wetter unterhalten.

„Es gab einige Schwierigkeiten in der Kaserne“, erklärte der Leutnant mit gedämpfter Stimme und fixierte den Gelehrten mit seinen Augen als wollte er ihn an die Wand nageln.

„Oh? Davon höre ich zum ersten Mal. Aber sagt, habt ihr etwa auch etwas mit Tha’Rakan zu bereden? Wir warten gerade auf ihn“, meinte Nathaniel mit einem leichten Lächeln, das wie immer gekünstelt, gespielt und arrogant wirkte. Der Alchemist hatte sich kein wenig verändert. Er war genauso verachtenswert, wie er Ferak es in Erinnerung hatte.

„Ja, das tun wir“, zischte der Leutnant.

Ferak musste sich zusammenreißen, um ihm nicht ins Gesicht zu spucken. Ohne die beiden Halunken aus dem Blick zu lassen, schloss er langsam die Tür hinter sich und stellte sich neben den hünenhaften Major. Seine großen Hände hatten sich bereits zu Fäusten geballt, die offenbar nur auf ihren Einsatz warteten.

„Ich frage mich, was uns die Ehre wieder einmal verschafft“, begann schließlich der Major.

„Ah! Major Grimmzorn!“, stellte Nathaniel mit einem Blick auf Moldarius fest als hätte er ihn erst jetzt bemerkt, „Welch Wiedersehensfreude. Die Kriege in der Wüste haben ihre Spuren hinterlassen wie ich sehe.“

„Ich habe Orks getötet“, raunte der Major düster, „Mit meinen bloßen Händen, da mir die Klinge zerbrochen ist. Dabei scheine ich mir die eine oder andere Verletzung zugezogen zu haben.“

Der Alchemist schluckte bitter und lächelte gezwungen.

„Klingt ja spannend.“

„Dummerweise wurde meine Einheit von Magiern aus der Blutigen Hand zurückgelassen. So wurden wir wie Ratten eingekreist und abgeschlachtet. Ich habe einige meiner treusten Männer da draußen verloren“, erzählte Moldarius weiter, während bereits fette Sehnen auf seiner geballten Faust sichtbar wurden als er sie weiter zusammenpresste.

„Was sie nicht sagen“, sagte Nathaniel wesentlich leiserer als zuvor. Er schien sich zusehend unangenehmer in seiner Haut zu fühlen, was Ferak schon ein schadenfrohes Lächeln abverlangte.

„Tatsache. Dummerweise habe ich dabei ein Auge verloren. Etwas was mir flüchtende Magier wohl kaum ersetzten können, nicht wahr?“

Der drohende Blick mit dem Moldarius den Alchemisten bedachte, kam Ferak gleichwohl vertraut und unheimlich vor. Es war erstaunlich wie schnell der Major vom Oberst gelernt hatte und vor allem nicht minder effektiv.

„Wahrlich nicht, nein“, sagte der Alchemist nervös und rettete sich in ein gezwungenes Lächeln, „Aber ich habe gehört, bereits an derartigen Methoden gearbeitet wird. Es würde sie wundern, wozu die moderne Arkanie in der Lage ist.“

Bevor jedoch der Major und Nathaniel ihr Gespräch vertiefen konnte, wurde die Tür hinter ihnen erneut geöffnet und es erklang eine für Ferak besonders vertraute Stimme.

„Keine Chance, Nathaniel. Das nächste Mal gehst du mit dem Ding auf den Schultern durch die Kaserne. Die Soldaten schauen mich an als wäre ich der Dämonenkönig persönlich.“

Ferak wandte sich rasch um.

„Daramos?“, fragte er überrascht und riss die Augen auf. Tatsächlich stand im Türrahmen sein Bruder, der ebenfalls mehr als verdutzt dreinblickte, auch wenn er keinen besonders gepflegten Eindruck dabei machte. Die langen, strähnigen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, seine Kleider waren verdreckt und hier und da ein wenig löchrig. Aber zumindest war das Rotkehlchen auf seinem Wappenrock noch sichtbar, der stolze Ausweis eines Fängers. Merkwürdig jedoch war, was sein Bruder bei sich trug. Auf seiner Schultern lag ein Etwas, das bei näherer Betrachtung wie eine Mischung aus einem Wasserdrachen und einer Landechse aussah. Was es damit wohl auf sich hatte? Doch bevor er ein derartiges Rätsel löste, widmete sich Ferak zunächst einmal einem ganz anderen.

Schließlich dauerte es nicht lange, bis sich Daramos’ Lippen zu einem breiten Lächeln wandelten.

„Ferak! Bei Anvaris göttlicher Gnade, ich hatte nicht gehofft dich hier zu treffen“, lachte er laut auf und ließ das Wesen mit einem lauten „RUMS!“ auf den Boden fallen, um seinen jüngeren Bruder in die Arme zu schließen. Die Echse beschwere sich kurz mit einem lauten Aufschrei, wurde aber von allen Beteiligten ignoriert.

„Ich dachte du wärst in Dirgor eingeteilt? Das hast du uns doch im letzten Brief geschrieben“, fragte Daramos, ließ seinem Bruder aber keine Zeit zur Antwort.

„Du hast dich ziemlich verändert.“

Ferak lächelte breit. Es stimmte wohl, seit seinem Militärdienst hatte sich sein Äußeres gewandelt, schließlich war er vom Knaben zum Mann gereift. Die Haare trug er nun kurz, was ihn durch sein stacheliges Haar unter seinen Kameraden den Spitznamen „Igel“ eingebracht hatte. Zudem zierte ein etwas unbeholfen wirkender, stoppeliger Drei-Tage-Bart sein Kinn.

„Wie geht es Vater? Und Thalia? Ich hoffe du hast du auf sie aufgepasst, während ich weg war. Was machst du überhaupt hier?“, fragte Ferak neugierig. Daramos setzte zu einer Antwort an, doch knallte er zunächst die Tür vor der Nase der Echse zu, die inzwischen versucht hatte zu entkommen. Mit einem lauten, aber unverständlichen Grummeln sah sie mit einem giftigen Blick zum jungen Fänger hoch, doch dieser ignorierte sie weiter.

„Es geht allen gut, keine Sorge. Ich wollte mich selbst in der Armee einschreiben. Du weißt schon: In Vaters Fußstampfen treten so wie du“, erklärte er und fuhr sich durch die zerzausten Haare.

„Bist du den ganzen Weg von Amunglad hierher gelaufen oder nur unter die Waldschrate gegangen?“, scherzte Ferak.

Daramos blickte an seiner zerlausten Kleidung herunter, lachte und schüttelte nur den Kopf.

„Nein. Ersteres hatte ich das sogar vor, weil Vater…“, fing er an, unterbracht sich aber selbst. Bevor jedoch sein Bruder eine Frage in die Richtung stellen konnte, fuhr er hastig fort.

„Weil ich keine andere Reisemöglichkeit hatte. Zum Glück oder Unglück habe ich dann diese beiden Zauberer getroffen, die…“

„Du hast was?“, krächzte Ferak und blickte zu Nathaniel herüber.

„Was hast du nun wieder vor, du falsche Schlange?“

Dieser hob beschwichtigend die Hände.

„Aber, aber… Dankt man es mir so, dass ich euren jüngeren Bruder sicher und wohlbehalten in die Hauptstadt gebracht habe?“, verteidigte er sich als sei er vor Gericht. Daramos rollte mit den Augen und schüttelte den Kopf, ging aber gar nicht näher auf die Behauptung des Alchemisten ein.

„Woher kennst du Nathaniel überhaupt? Ich wusste, dass er sich einst mit Vater getroffen hatte, aber mit dir?“, fragte er Ferak. Dieser seufzte einen kurzen Moment, blickte zwischen seinem Bruder und dem Zauberer hin und her, musste die Frage aber Dank Moldarius nicht selbst beantworten.

„Jeder in der Kaserne kennt den Puppenspieler nur zu gut“, sagte Grimmzorn plötzlich und verschränkte die Arme. Daramos schien bisher auf den stämmigen Major nicht geachtet zu haben, umso überraschter wirkte er, dass er ihn überhaupt ansprach.

„Der Puppenspieler?“, fragte der Fänger nach und wandte sich Nathaniel, „Was hat euch einen solch merkwürdigen Beinamen eingebracht?“

„Weil er mit den Leben anderer wie mit Puppen umgeht“, zischte Ferak verächtlich, bevor sich der Alchemist überhaupt wehren konnte. Doch dieser schüttelte ärgerlich den Kopf.

„Ich verbitte mir das. Das hat ganz andere Gründe“, behauptete der Zauberer beleidigt und deutete auf Ferak, „Ihr tut besser daran, euch erst einmal einen eigenen Namen zu verdienen so wie euer Major Grimmzorn, bevor ihr den meinigen schlecht redet.“

Der Leutnant schnaufte kurz, führte den Streit jedoch nicht weiter.

„Hör zu, Daramos“, sagte er wieder zu seinem Bruder, „Du solltest aufpassen mit wem du dich abgibst, diesen beiden Halunken ist nicht zu trauen.“

„Ich versteh schon. Glaub mir, ich weiß was ich tue“, versicherte Daramos rasch und blickte zu Nathaniel, „Schließlich handeln wir im Auftrag von Tha’Rakan, nicht wahr?“

Dieser eilte sich ihm beizupflichten.

„Natürlich. Alles was ich tue, tue ich auf Geheiß des Feuerfürsten“, sagte er nickte so schnell, dass ihm die Brille von der Nase rutschte. Zweifelnd nahm Ferak erst seinen Bruder und dann den Alchemisten in Augenschein und ließ ein leichtes Pfeifen ertönen.

„Na, wenn du meinst, Daramos“, sagte er langsam und blickte einen Moment nachdenklich auf den Boden. Dabei fiel ihm erneut das Echsenwesen auf, das sich mit einem verärgerten Gesichtsausdruck auf den Boden gesetzt hatte und die Arme verschränkte als sei es beleidigt.

„Aber mal was anderes: Was ist das da?“, fragte er schließlich.

„Ein Squama. Ein Ilthid. Offenbar einer der Zwielichten Sorte. Wir haben ihn am Markt gefunden, wo er uns beinahe die Gulden unter der Nase weggeschnappt hätte“, sagte Daramos und schnaufte. Die Echse dagegen bedankte sich, indem sie ihm erneut die lange Zunge herausstreckte. Ein lautes Schnaufen des stämmigen Majors zog jedoch sofort jede Aufmerksamkeit auf ihn.

„Die Fälle von Andersartigen in Garandír häufen sich. Ich hab schon mehrere Berichte vorliegen, dass offenbar schon ganze Viertel von ihnen unterwandert sind. Aus irgendeinem Grund kommen immer mehr dieser Echsen aus den Süderlanden hier hoch gewandert. Aber keiner von den großen, nur diese kleinen Dingern hier. Das betrifft nicht nur uns, auch andere Städte berichten davon“, erklärte Grimmzorn und stemmte seine großen Hände in die Seite.

„Ja, das stimmt. Die Biester sind tückisch, aber harmlos. Der Orden hat allerhand damit zu tun, sie zu vertreiben. Dummerweise lassen sie sich nur selten erwischen“, bestätigte Ferak und rieb sich das Kinn, „Ist auch das erste Mal, dass ich einen zu Gesicht bekomme.“

„Die Ilthiden sind ein friedliches und harmloses Volk. Der Orden täte besser mal daran, den Grund herauszufinden was sie hier nach oben treibt, statt wieder einmal eine Hetzjagd zu veranstalten“, sagte Nathaniel vorwurfsvoll. Zugleich warfen ihm Moldarius und Ferak verächtliche Blicke zu.

„Ich denke eher, der Orden täte gut daran noch mehr Gesindel von Garandír fernzuhalten“, meinte der Major drohend. Der Alchemist setzte daraufhin nur erneut sein arrogantes Lächeln auf und schnalzte mit der Zunge.

„Ich weiß, ich weiß. Ich tue ja auch brav, was der Orden verlangt. Wir waren dabei das Geschöpf den örtlichen Templern zu übergeben, damit sie darüber richten“, sagte er und verzog die Lippen.

„Dann gebt euch besser doch gleich mit ab, Ketzer“, raunte Ferak verächtlich.

„Das muss ich mir von einem Stiefellecker des Militärs nicht sagen lassen“, rief Nathaniel wütend. Genauso wie Ferak hatte er alle Höflichkeit fallen gelassen. Beide standen sich wie zwei knurrende Hunde gegenüber, fixierten sich mit todgefeilten Blicken.

„Bitte, bitte, meine Herren. Keine Streitigkeiten in meinen Gemächern“, sagte eine sanfte, aber kräftige Stimme. Sofort wandten sich alle der Gestalt zu, die ohne das es nur einer von ihnen bemerkte, den Raum betreten hatte. Es war ein Geschöpf wie es zumindest Daramos noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Es war von einem großen, schlanken Körperbau, der selbst den Major um einen Kopf überragte, doch dafür schmal, fast zierlich, trotz den deutlich sichtbaren Muskeln seines Körpers. Haare, so funkelnd wie der Sonnenglanz auf einem Teich, fielen über seine Schultern als ein silbrig, funkelnder Wasserfall, seine Haut dagegen war glatt und alabasterfarbend wie Elfenbein. Sein Gesicht war ebenso wie sein Körper fein und schlank und ein langer, schneeweißer Ziegenbart zierte sein Kinn. Gewandet war er in einem feuerroten Mantel, der gold bestickt mit kleinen, zierlichen Flammen war, die mehr als Worte von der Handwerkskunst der Alben sprachen. Doch das sonderbarste und zugleich faszinierendste an seiner Erscheinung waren seine Augen.

Sie waren hellblau und leuchtend als würde pures Eis aus ihnen herausstrahlen. Doch im inneren waren keine Pupillen wie bei einem Menschen, stattdessen blickten sie in eine ganz und gar leuchtende Scheibe aus intensivem Blau. Diese Augen erfüllten bei seinem Betreten den ganzen Raum mit einer merkwürdigen Kälte, einem Schneesturm, der sich über ihre Gedanken legte.

Alles an ihm wirkte auf sonderbare Art und Weise leblos, ganz so als würde ihnen eine Wasserleiche gegenüberstehen anstatt eines lebenden Wesens. Trotz aller Anmut und Schönheit, wirkte er kalt und starr als wäre er gänzlich aus dem kalten Eis seiner Augen gehauen.

„General Tha’Rakan“, rief Major Grimmzorn laut und salutierte gleichwohl. Ferak tat es ihm gleich, senkte aber beschämt den Blick. Er wusste gleich, dass er sich auf keinen Streit mit dem Alchemisten hätte einlassen sollen, doch der Anblick dieser schlangenzügigen Ketzer brachte ihn jedes Mal zur Weißglut. Es blieb nur zu hoffen, dass der General ihn nicht zu hart zur Vorantwortung ziehen würde.

Der Feuerfürst aber ließ sich Zeit alle Anwesenden im Raum genau zu betrachten, Ferak und Grimmzorn, Waku und Nathaniel, dem er sogar kurz zunickte, selbst dem Ilthiden schenkte er Aufmerksamkeit, der genauso gebannt auf den Alben blickte wie alle anderen. Schließlich legten sich seine kalten Augen auf Daramos, der seinen Blick nur unsicher erwiderte.

„Ist er das?“, fragte er mit einem sanften Lächeln Nathaniel. Dieser nickte rasch.

„Ja, das ist er, Herr. Rokars zweiter Sohn“, stellte der Alchemist ihn vor. Tha’Rakan nickt erneut.

„Freut mich dich kennen zu lernen, Daramos“, sagte er. Ebenso wie seine Präsenz erfüllte auch seine Stimme den ganzen Raum, ließ jedes andere Geräusch verstummen als würde alles nur auf seinen Atemzug hören. Jeder Moment schien nur auf den Alben gerichtet zu sein, alles schien auf ihn zu warten. Daher konnte der junge Hüter gar nicht antworten. Es erschien ihm falsch etwas anderes als dem Alben Platz in dem Augenblick zu gönnen, auch wenn es seine eigene Stimme war.

Tha’Rakan wandte sich jedoch zunächst Major Moldarius zu, der seine Fassung schon kurz nach dem Eintreten des Generals wiedererlangt hatte. Er war genau wie Nathaniel seine Erscheinung mittlerweile gewohnt, auch wenn er sich seiner einnehmenden Präsenz nur schwer entziehen konnte. Der einzige, der wohl ganz und gar unbeeindruckt von dem Alben war, war Waktu, doch es war schwer zu sagen, ob er sein Eintreten überhaupt bemerkt hatte. Die ganze Zeit schon stand er still wie eine Statue da und rührte keinen Muskel.

„Grimmzorn! Sie sind schon wieder hier? Haben sie dem Oberst Bericht erstattet?“, fragte der Feuerfürst nach und schloss die Tür hinter sich. Der Major nickte.

„Das habe ich. Er weigert sich dem Oberkommando Folge zu leisten.“

Einige Momente herrschte Stille im Raum. Man konnte förmlich hören, wie Tha’Rakan Luft holte, ehe er mit einem tiefen Seufzer und Kopf leicht schüttelte.

„So ein Narr. Major Grimmzorn? Ich entbinde sie hiermit Haras’ Kommando. Bis diese Sache geregelt ist, werden sie einer anderen Abteilung dienen“, sagte er bestimmend.

„Jawohl, Herr General“, bestätigte der Major.

„Des Weiteren stelle ich sie nun unter das Kommando von Oberst Gustos. Sie sollten das Bataillon anführen, dass nach Dirgor aufbricht um diese Seuche zu untersuchen. Der Oberst hat mich persönlich darum gebeten, dass er sie mit diesem Auftrag betrauen will“, erklärte der General weiter, ging durch den Raum zu seinem Schreibtisch und griff sich eines der Dokumente, die dort auf einem Stapel lagen. Mit einem nachdenklichen Blick schlug er es auf und las einige Zeilen darin.

„Jawohl, Herr General“, bestätigte Moldarius erneut, nun aber deutlich zögerlicher. Offenbar war er von der Nachricht selbst überrascht. Auch Ferak machte große Augen. Er würde unter dem Kommando von Moldarius dienen? Das war das erste Mal seit den Wüstenkriegen, dass man Grimmzorn wieder eine Einheit anführen ließ.

„Leutnant Ferak, nicht wahr?“, sagte Tha’Rakan plötzlich. Ferak zuckte erschrocken zusammen.

„Ah… Ja, Herr General?“, fragte er zögerlich nach.

„Sie werden doch auch am Einsatz in Dirgor teilnehmen, nicht wahr?“, fragte der Feuerfürst und schaute von seinem Dokument hoch.

„Ja, Herr General“, meldete sich Ferak.

„Dann passen sie beide gut auf sich auf. Wir haben dort unten eine unserer wichtigsten Führungspersonen verloren. Der Aufenthaltsort von Oberst Malenia ist weiterhin unbekannt“, sagte der General warnend und legte das Dokument wieder zurück auf den Tisch.

„Lady Malenia?“, fragte Ferak verblüfft nach.

„Exakt. Ihnen beiden vertraue ich die wichtige Sonderaufgabe an, den Verbleib von Lady Malenia herauszufinden. Das Militär kann es sich nicht leisten, eine derart großartige Frau zu verlieren. Ich zähle auf sie“, betonte der Feuerfürst nachdrücklich und blickte beiden Soldaten mit ernster Miene an. Grimmzorn nickte bestimmend und salutierte, dann wandte er sich um und verließ den Raum.

Der Leutnant dagegen brauchte erst eine Weile, um diese Neuigkeit zu verdauen, schien dem Major aber dann rasch folgen zu wollen. Abermals hielt er inne als er Daramos sah und ließ sich noch einmal mehr Zeit, um Daramos auf die Schulter zu klopfen und ihm ein warmes Lächeln zu schenken.

„Bis bald, Bruderherz. Stell bis dahin nichts an. Egal was du auch mit diesen beiden Galgenvögeln unternimmst, pass auf dich auf. Ich habe keinen zweiten Bruder“, sagte und zwinkerte Daramos zu.

„Ich könnte das gleiche von dir behaupten“, lachte dieser und grinste breit. Etwas ernster fügte er hinzu.

„Sei vorsichtig.“

Ferak nickte bestimmend.

„Versprochen.“

Dann trennten sich die Wege der beiden Brüder erneut. Ferak ging Grimmzorn nach, wissend, dass er am nächsten Tag in den Süden aufbrechen würde. Doch keiner der beiden Brüder wusste, unter welchen Bedingungen sie sich erneut treffen konnte, doch beide hatten das selbe, mulmige Gefühl. Ein Gefühl, das etwas Großes ihnen bevorstand, etwas das ihr nächstes Treffen unter einen wichtigen Stern stellen würde. Doch keiner von ihnen konnte es benennen oder darauf deuten. Alles was blieb war eine stille Vorahnung.

Als wollte er dieses Gefühl von sich abwerfen, schüttelte der heftig den Kopf und wandte sich dem General zu. Der Alb hatte inzwischen an dem großen, thronartigen Stuhl hinter seinem Tisch Platz genommen und blickte erwartungsvoll Nathaniel an. Allerdings dauerte es einige Momente, bevor der Alchemist begriff. Mit einem lauten Räuspern ging er einige Schritte nach vorne, bis er mit den Schuhen fast gegen den Schreibtisch stieß.

„Nun, wie sie sehen, habe ich den zweiten Sohn von Rokar aufgetrieben und zu ihnen gebracht. Auch hält er bereits die Waffe in den Händen, die wir geborgen haben“, erklärte er und zeigte mit einer ausladenden Gestik auf Daramos.

„Kann ich sie einmal sehen, junger Herr?“, fragte der Feuerfürst schmeichelnd. Auch Daramos brauchte einige Momente, um sich von dem Klang der Stimme des Alben loszulösen und den kleinen Beutel, den Nathaniel ihm gegen hatte, hervorzuholen. Ohne zu wissen warum fingen seine Hände an zu zittern, als er den Beutel öffnete und den kleinen Stein im Inneren sah. Obwohl er ihn schon ein paar mal gesehen hatte, kam er ihm ganz fremd vor wie ein Lebewesen aus einer anderen Welt. Unsicher nahm er ihn in die Hand und ließ vor Schreck den Beutel auf den Boden fallen, als seine Hand sich mit einem heftigen Zucken schmerzhaft zusammenzog.

„Stimmt etwas nicht?“, fragte Nathaniel besorgt. Daramos blickte verwirrt auf. Man hatte ihm den Schreck wohl auch am Gesicht ablesen können.

„Er ist ein wenig… kalt“, log er und streckte den Stein weit von sich weg als wollte er in am liebsten fortwerfen. Der General stand von seinem Stuhl auf und beugte sich weit über seinen Tisch, aber auch nur vorsichtig und gehemmt als würde er ein wildes Tier aus sicherer Distanz beobachten wollen.

„Ja, ich erkenne es wieder. Ahra'thialior, die Waffe der Dämonenväter. Sie ist wieder in unseren Händen, nach so langer Zeit“, raunte er ehrfurchtsvoll und nickte langsam.

„Langer Zeit? Die Waffe gehörte schon einmal ihnen?“, fragte Daramos verblüfft. Der General schüttelte jedoch nur den Kopf.

„Nein. Sie gehörte den Alben und den Zwergen. Durch den Verrat von Ahra’thialior an ihren eigenen Vater, fiel uns vor mehr als 6000 Jahre die Waffe der Dämonen zu. Der Albenprinz Thru’uiel konnte so den einstiegen Dämonenvater Bathru verletzten und den Zwergen gelang es somit ihn im ewigen Eis des Nordens zu versiegeln. Diese letzte Schlacht beendete den zweiten Dämonenkrieg nach der Zeit der Stille“, erklärte er sachte und steigerte Daramos’ Erstaunen immer weiter. Mittlerweile blickte er in mit offenem Mund an und konnte sich nicht so recht entscheiden, ob er den Stein in seinen Händen nun verfluchen oder ehren sollte.

„Das war ungefähr 400 Jahre vor der Niederkehr Anvaris auf die Mitternachtswelt. Also lange bevor wir Menschen überhaupt existierten“, warf Nathaniel ein, wieder mit seinem typischen Ton eines Lehrers, der Daramos mittlerweile gut vertraut war, „Man erzählt sich, dass Ahra’thialior einen Fehler besaß und sie ihre Herren deshalb verriet. Als Waffe hatte sie einen eigenen Willen und einen staken noch dazu. Sie wollte sich nicht kontrollieren lassen und half deshalb dabei ihre Väter zu vernichten.“

„Doch das selbe galt auch für die Alben. Nach dem Sieg der Zwerge und Alben verriet sie auch ihre neuen Herren und wechselte erneut die Seite. So weit wir wissen, schien sie sogar einmal in den Händen des Krähenfürsten gewesen zu sein, aber da verlor sich auch unsere Spur“, fügte der Feuerfürst hinzu.

„Es ist davon auszugehen, dass die Waffe auch die Schwarzalben verriet. Dein Vater, Sanders und ich haben jahrelang nach dieser Waffe gesucht und als wir sie hatten, behielt sie dein Vater für Jahre in Gewahrsam. Dort in Amunglad, im abgelegenen Winkel des Reichs sollte sie sicher sein. Den Rest der Geschichte kennst du ja“, führte Nathaniel die Erklärung zu Ende.

„Moment“, warf der junge Fänger gleich darauf ein, „Die Waffe gehörte den Schwarzalben? Ihr meint die Wesen hinter den Gebirgen der Zwerge? Aber wie…?“

„Ne’thol tha Orhta´niu. Ne’ith, luiash fo harash!”, befehlte Tha’Rakan augenblicklich, bevor jemand überhaupt Daramos’ Frage beantworten konnte. Das war das erste Mal das er die albische Sprache hörte, doch hatte er sich ihre Wirkung auf ihn ganz anders vorgestellt. Sofort stellten sich seine Nackenhaare auf und eine Gänsehaut machte sich über seinen Armen breit. Es war schwer zu beschreiben, aber es schien als würde sich jedes Wort wie ein kleiner Nadelstich über seine Haut verteilen.

Nathaniel blickte den General überrascht an und nickte gleichwohl.

„Hör zu, Daramos“, fing der Gelehrte, „Die Schwarzalben sind kein Thema, das wir hier besprechen sollten. Besser wir konzentrieren und auf das Wesentliche.“

„Und das wäre?“, fragte der junge Fänger. Der Alchemist antwortete nicht gleich, sondern blickte betroffen zu Boden. Dann wandte er sich dem Feuerfürsten erneut zu und ließ ein tiefes, trauriges Seufzen vernehmen.

„Der Jäger ist wieder aufgetaucht, Herr“, fing er langsam an und fuhr sich durch die Haare, „Er scheint es nun auf Daramos abgesehen zu haben.“

Der Alb hob eine Augenbraue an, schien aber sonst nicht sonderlich viel Reaktion zu zeigen.

„Merkwürdig. Was könnte ihn dazu veranlasst haben?“, fragte er und faltete die Hände zusammen, „Du bist doch sonst das Ziel seiner Rache.“

Der Zauberer nickte langsam. Sein Blick mit derselben Traurigkeit erfüllt wie neulich in der Traumfeder.

„Ich weiß. Vielleicht ist es auch eine Art Rache, dass er versuch ihn zu töten?“, mutmaßte er.

„Möglich“, stimmte der General zu, „Aber viel wichtiger ist, wie wir ihn wieder los werden. Dummerweise ist es schwer ihn ausfindig zu machen, wenn er nicht will. Nicht einmal ich kann mit Sicherheit sagen, wo er sich aufhält. Er könnte eine ernsthafte Bedrohung für unsere Pläne sein, wenn wir ihn nicht beseitigen können.“

„Es würde doch reichen, wenn wir ihn abhängen. Wir müssten einfach unsere Spuren verwischen“, schlug Daramos vor. Gerade jetzt fiel ihm ein, dass er nicht einmal wusste, wohin sie denn als nächstes gehen würden. Der Alb sprach von einem ‚Plan’, doch Daramos war nicht einmal eingeweiht.

„Die Waffe reaktivieren“, warf Tha’Rakan ein. Sowohl Daramos als auch Nathaniel zuckten gleichermaßen zusammen und blickten den General mit großen Augen an.

„Das war es doch, was dir durch den Kopf ging, nicht wahr?“, hakte dieser nach. Seine kalten Augen musterten Daramos gründlich und verschlugen ihm wieder einige Momente die Sprache. Nervös schluckte er sein Zaudern hinunter, ehe er antwortete.

„Woher wisst ihr das?“, fragte er unsicher. Auch der General lächelte ähnlich wie Nathaniel, wenn er eine solche Frage gestellt bekam. Doch das seinige war anders, nicht nur kälter und berechnender, es hatte auch etwas Unheimliches an sich. Es schien als würde jede Wärme aus dem Raum flüchten, um seiner Kälte Platz zu machen.

„Ich lebe schon lang genug auf dieser Erde, Daramos“, raunte er zur Antwort, „Ich weiß mehr über die Menschen als sie von sich selbst.“

Der junge Fänger spürte quasi wie sich sein Herz vor Eiseskälte zusammenzog als der General ihn bei seinem Namen nannte.

„Um auf deinen Vorschlag zurück zu kommen: Es wird nur schwer möglich sein, unsere Spuren vor Schadara zu verwischen. Er ist nicht nur irgendein Jäger, den man so einfach austricksen könnte. Er wird uns verfolgen bis er uns wieder findet“, mischte sich Nathaniel ein. Zum ersten Mal war Daramos froh, die Stimme des Alchemisten zu hören. Es schien wie ein kleines, warmes Feuer im Winter, nicht heiß genug um einen zu wärmen, jedoch hell genug, um einem wenigstens das Gefühl zu geben.

„Redet ihr von dem Kater?“, lispelte eine kleine Stimme kleinlaut. Einige Momente herrschte Stille und alle blickten verdutzt auf die Echse am Boden, die unbeachtet bisher am Boden gesessen hatte und ihr Gespräch belauscht haben musste.

„Woher weißt du von ihm? Du steckt mit ihm unter einer Decke!“, sagte Daramos mürrisch und machte sich bereit dem kleinen Wesen einen weiteren Tritt zu verpassen.

„Nein, nein, nein!“, rief es ängstlich und hob abwehrend die Hände, „Ihr riecht nur nach ihm. Ehrlich. Ich schwöre es!“

„Moment!“, warf Nathaniel ein und bot Daramos mit einer raschen Geste inne zu halten, „Er riecht nach ihm? Was soll das heißen?“

Etwas schüchtern blickte der Ilthid zwischen dem Fänger und dem Alchemisten hin und her.

„Also…“, fing es zögernd an und prüfte mit einem raschen Blick, ob es nicht schon für diese Worte einen weiteren Fußtritt kassierte. Doch als nichts geschah, fuhr es langsam fort: „Auf dem Markt, da war ein Mann in Jägerkleidung. Er schien ein wenig verwahrlost, aber das war eigentlich nichts Ungewöhnliches. Aber er roch ein wenig nach toter Katze. Ganz deutlich. Ich war nah genug an ihm dran.“

„Vermutlich weil du ihn ausrauben wolltest“, mutmaßte Daramos vorwurfsvoll. Die Echse blickte betroffen zu Boden.

„Vielleicht“, meinte sie und kicherte dann hämisch. Der Fänger stieß sie sofort dafür in die Seite, mehr aber zum Tadel als ihr diesmal weh zu tun.

„Das heißt du kannst ihn riechen wenn er in der Nähe ist?“, fragte Daramos nach.

„Vielleicht…“, sagte der Ilthid und streckte ihm die Zunge raus.

„Denk besser über deine nächste Antwort nach“, sagte der Fänger langsam, aber nachdrücklich, während er seinen Ärger einfach dadurch raus ließ, dass er seinen Dolch aus dem Gürtel zog und ihm an den Hals hielt.

„Ja, kann ich. Ich bin die beste darin. Ich schwöre es! Ich bin besser als jeder Spürhund!“, rief sie panisch und wedelte mit den Armen. Nathaniel lächelte breit und blickte schelmisch zu Tha’Rakan. Dieser erwiderte kurz mit einem kühlen Nicken.

„Ein durchaus praktischer Zufall, meine Herren. Wie ist dein Name, kleiner amphibischer Spürhund?“, fragte der General an die Echse gewandt fort. Diese registrierte gar nicht, dass der Alb überhaupt das Wort an sie gerichtet hatte, bis Daramos sie erneut mit dem Stiefel in die Seite stieß. Verwirrt blickte sie sich um und sah den Feuerfürst fragend an. Mit einer Gestik zeigte die Echse zögerlich auf sich selbst und der General nickte.

„Krartzala, Herr“, lispelte die Echse leise.

„Dann möchte ich dich bitten meinen zwei Dienern und dem jungen Herren hier zur Seite zu stehen und für sie den Spürhund zu spielen. Ich werde mich dafür erkenntlich zeigen, wenn du die Sache gut macht“, sagte Tha’Rakan mit einem wohl freundlich gemeinten Lächeln, dass aber die Echse ebenso frösteln ließ wie Daramos zuvor.

„J-Ja, natürlich, H-herr“, stotterte sie und nickte übereifrig. Offenbar wagte sie es nicht dem Alben zu widersprechen. Daramos konnte es ihr nicht verdenken, schließlich hatte er selbst auch schon Schwierigkeiten überhaupt ein Wort rauszukriegen, wenn diese eisblauen Augen auf ihn gerichtet waren.

„Haltet ihr das für eine gute Idee, Herr?“, fragte Nathaniel nach und runzelte die Stirn, „Ich bin mir sicher, dass diese Kratzkala uns bei nächster Gelegenheit entwischen wird.“

„Krartzala!“, berichtigte die Echse ihn, wurde aber ignoriert.

„Dann solltet ihr Vorkehrungen treffen, mein lieber Nathaniel. Wenn sie den Jäger aufspüren kann, hängt vielleicht der Erfolg der Mission von ihr ab“, sagte der General und ließ sich in den Stuhl sinken.

„Das heißt wir reisen weiter mit diesem Schuppenbündel im Nacken? Das kann nicht euer ernst sein“, rief Daramos entrüstet. Doch Tha’Rakan ließ sich nicht beirren, schüttelte sanft seinen Kopf und blickte den Fänger schließlich eindringlich an.

„Entweder ihn oder den Jäger, mein junger Freund“, sagte er und lächelte leicht. Den Fänger fröstelte es gleich in doppelter Hinsicht. Nicht nur waren es diesmal allein die kalten Augen des Fürsten, auch der Gedanke an die tödliche Klinge des Jägers ließ ihn schaudern. Die Erinnerungen an den knappen Tod waren noch zu frisch und lebendig als das er sie einfach abschütteln konnte.

„Dann nehmen wir wohl besser Kratzkra da mit“, schlussfolgerte er.

„Krartzala!“, berichtige die Echse erneut, bekam aber wieder keine Beachtung geschenkt. Der Alchemist nickte langsam und schien sich auch nach und nach mit dem Gedanken anzufreunden.

„Die Spürnase des Ilthiden kann uns tatsächlich einigen Ärger ersparen. Wenn wir Schadara aufspüren können, können wir uns auch besser auf seine Hinterhalte und Angriffe vorbereiten. Das ist besser als blind umher zu stolpern und dann ins Spinnennetz zu tappen“, stimmte er zu.

„Dann wäre die Sache ja entschieden“, sagte Tha’Rakan und nickte langsam, „Manchmal kann eben auch in einer zufälligen Begegnung das Leuchten eines Glückssterns schimmern.“

„Den Zwölf Geistern des Zufalls zum Dank. Ohne diese Krartraza wären wir vermutlich wahrlich aufgeschmissen“, stimmte Nathaniel zu.

„Kra… Ach, vergisst es. Ihr merkt euch meinen Namen ja doch nicht!“, meckerte die Echse erneut und schnaufte verärgert. Nicht, dass es einer mitbekam. Sie wurde nach wie vor von den Beteiligten ignoriert. Vor allem Daramos hielt das Thema über den Ilthiden für abgeschlossen und beschloss nun endlich genaueres über den ‚Plan’ zu erfahren, von dem der General gesprochen hatte.

„Wo können wir denn die Waffe reaktivieren?“, fragte er laut. Tha’Rakan lächelte erneut und hob den Kopf an, als würde er über etwas nachdenken wollen.

„Wir gehen nach Felistina, dort wo der Rat der Alben sitzt. Ich bin sicher, dass wir dort herausfinden werden, wie die Waffe unbrauchbar gemacht wurde und vor allem wie man sie wieder funktionstüchtig macht“, sprach er langsam aus und tippte sich mit einem schlanken Finger gegen die Wange.

„Felistina? Das ist im Saphirtal! Weit hinter dem Kâz Ladan!“, rief Daramos erstaunt.

„Das ist korrekt. Wir werden Assyrál verlassen. Im Land der Menschen ist es zu gefährlich. Wenn der Orden herausbekommt, dass wir vorhaben eine dämonische Waffe zu aktivieren, dann wird uns nicht einmal der General helfen können. Sie würden Jagd auf uns machen“, erklärte Nathaniel und rückte sich die Brille zurecht.

„Gibt es einen Grund für die Wiederherstellung von Ahra’thialior?“, fragte der Fänger sofort nach, musste aber feststellen, dass sich die der Name merkwürdig in seinem Mund anfühlte. Es schien fast als würde sich der Waffe weigern von ihm beim Namen genannt zu werden.

Der Feuerfürst dagegen antwortete nicht und zeigte keinerlei Regung auf seinem Gesicht. Wie eine aus Stein gehauene Statue saß er eine Weile in seinem Stuhl und starrte Daramos an. Wieder erhob sich in ihm dieses eiskalte Gefühl als würde sich eine Schneelawine durch seine Adern bahnen. Seine Augen griffen förmlich nach seinem Herzen mit kalten Klauen und ließen es nicht mehr los, verwandelten sein Blut in schieres Eis. Langsam fingen seine Beine an zu zittern und senkte schützend seinen Blick zu Boden. Er wünschte sich sofort diese Worte nie gesagt zu haben, auch wenn er nicht wusste, was an ihnen falsch war. Doch er hätte sie nicht einmal zurück nehmen können, denn auch sie waren zu Eis gefroren und lagen wie eine Barriere in der Luft.

Doch schließlich nickte der Fürst und wechselte mit seinem Blick zu Nathaniel. Man konnte förmlich das erleichterte Aufatmen von Daramos’ im Raum spüren.

„Ein Krieg bahnt sich an“, sagte Nathaniel. Der junge Fänger hob sofort seinen Blick und sah den Alchemisten entsetzt an. Dieser nickte leicht und setzte zu einer Erklärung an.

„Oder etwas schlimmeres. Wir haben verschiedene Anzeichen von etwas weit größerem. Der Magierkönig selbst glaubt, dass…“

„Schluss jetzt!“, rief Tha’Rakan. Es war nicht laut, aber dennoch reichte der Befehl aus um den gesamten Raum sofort zum Schweigen zu blicken. Nathaniel blickte unsicher zu dem General und nickte leicht.

„Wir wissen im Prinzip noch gar nichts“, sagte der Fürst an Daramos gewandt und maß den Alchemisten mit einem strengen Blick, „Aber viele höhere Ratsmitglieder sind besorgt über verschiedene Sichtungen und Deutungen von älteren Gelehrten, Forschern und Magiern. Daher der Ahra’thialior. Er ist eine Schutzmaßnahme, nichts weiter.“

Zögerlich nickte Daramos, doch er schien nicht ganz zufrieden mit der Antwort. Doch weitere Fragen stellen wollte er ganz sicher auch nicht. Er wusste nicht, ob er noch einmal einem derartigen eisigen Blick des Fürsten standhalten konnte. So langsam fragte er sich, warum man ihn überhaupt den Feuerfürsten nannte. ‚Der Eisfürst’ wäre vermutlich wesentlich passender gewesen.

„Damit ist wohl alles besprochen. Ich werde Morgen mit einer kleinen Brigade aus Hütern nach Felistina aufbrechen. Offiziell ist dies eine Verstärkung für den Quel’Asir, da sich am Rande des Saphirtals Übergriffe von Larvaes und Schwarzalben häufen. Ihr werdet in der Traumfeder als Botschafter mitfahren. Wenn alles nach Plan läuft sind wir schon in wenigen Tagen dort“, schloss Tha’Rakan und sah sich zwischen allen im Saal um als ob er auf Widerworte warten würde. Natürlich gab es keine. Nach einer Weile nickte er und stand von seinem Stuhl auf.

„Dann ruht euch aus. In der Kaserne gibt es Ruheräume für militärische Boten. Diese habe ich bereits vorbereiten lassen. Morgen früh dann brechen wir auf“, befahl er und deutete mit einer Geste zum Ausgang. Der Alchemist nickte verstehend und wandte sich rasch zum Gehen. Er fasste Daramos am Handgelenk und gab ihm so zu verstehen, dass er ihm rasch folgen sollte. Der Ilthid dagegen schien gleich freiwillig aufzuspringen und den Raum verlassen zu wollen, offenbar ihnen auch noch brav folgend.

„Du hast mir einiges verschwiegen“, tadelte Daramos sobald sich die Tür hinter ihnen schloss. Doch Nathaniel zuckte nur mit den Schultern und lächelte leicht.

„Tha’Rakan kann viele Dinge besser erklären als ich“, meinte er.

„Du meinst wohl ‚überzeugender’?“, hakte der Fänger verärgert nach.

„Das kommt aufs selbe hinaus. Nun gräm dich nicht unnötig. Du hast alles erfahren was du brauchst und nun sei froh darüber. Ich habe schon in Tha’Rakans Auftrag gehandelt mit viel weniger Wissen als du“, sagte der Gelehrte streng und machte mit einer raschen Gestik klar, dass er das Gespräch für beendet hielt. Mit schnellem Tritt machte er sich gleich davon, ungeachtet ob Daramos ihm folgte.

Dieser jedoch seufzte nur genervt und schüttelte den Kopf.

„Na dann komm mal mit, Kaska. Und stell keine Dummheiten an“, sagte er zu der Echse gewandt.

„Kaska?“, fragte es neugierig.

„Irgendwie muss ich dich ja nennen ohne mit dabei die Zunge abzubrechen. Gefällt dir der Name nicht?“, meinte Daramos.

„Nein. Nicht wirklich.“

„Ist mir egal, du heißt jetzt Kaska“, beschloss der Fänger.

Und mit derselben Gestik wie Nathaniel zuvor beendete er auch dieses Gespräch. Es war erstaunlich wie schnell man von ihm lernen konnte, wenn man nur wollte. So langsam würde er sich ohnehin an den Gedanken gewöhnen müssen. Ob er nun Nathaniel mochte oder nicht, offenbar blieben sie noch eine Zeit lang zusammen und mussten sich vertrauen. Allerdings wusste Daramos nicht, ob es richtig war was er tat. Er hatte das dumpfe Gefühl etwas verpasst zu haben, etwas Wichtiges. Dass Tha’Rakan ihm etwas verschwieg war offensichtlich, aber das war es nicht, was ihn beunruhigte. Schließlich stellte ein guter Soldat auch nie die Befehle in Frage, die ihn antrieben. Es war vielmehr der Gedanke an seinen Vater, der ihn stutzig machte. Mit keiner Silbe hatte er je Nathaniel oder den Feuerfürst erwähnt, selbst als er ihn als Kind auf den Alchemisten angesprochen hatte, der sie einst besuchte, so war seine Antwort nur ein tiefes Schweigen. Was es wohl mit allem auf sich hatte?

Jedenfalls würde es nicht in Erfahrung bringen wenn er zauderte oder grübelte. Es gab nur einen Weg und der führte wohl oder übel geradeaus. So wie sein Bruder und sein Vater vor ihm. Der Weg eines Soldaten.

„Willkommen in der Armee“, scherzte Daramos.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Catayane-
2010-03-31T13:14:20+00:00 31.03.2010 15:14
Dieses Kapitel war ein wenig langatmig geschrieben, muss ich gestehen.
Kann nicht genau sagen, woran das lag, vermutlich an den ganzen Dialogen und Erzählungen über die ganzen Kriege. Klang zeitweise ziemlich trocken. Ist ein bisschen blöd, wenn die Figuren die ganze Zeit über Ereignisse reden, die der Leser nicht kennt, die aber scheinbar in der Story jedem bekannt sind. Entweder müsste sowas mal irgendwie mal vom Erzähler erklärt werden oder eine Figur muss es fragen. So hab steht der Leser (in dem Fall Icke) irgendwie total im Wald.

Dann muss ich dir noch sagen, dass du grundsätzlich Anreden klein schreibst. So Sachen wie "Sie", "Euch", "Ihr", "Eure" usw. werden immer großgeschríeben, wenn man die andere Person nicht duzt.
Interressant war auch deine Steigerung von "leiser" zu "leiserer".
Aber ganz schrecklich fand ich den Namen der Waffe. Den konnte ich nicht aussprechen, bei Gott nicht, und den Namen der Echse auch nicht. Da kriegt man einen Knoten in die Zunge XD


Tja, sonst war es ganz gut.
Man müsste es nochmal betalesen, aber sonst war es ganz gut.
Mach weiter und schreib bald wieder ein neues Kapitel!

Grüße, Catty


Zurück