Zum Inhalt der Seite

Fake Freak's Kiss

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Brüche

Tadaaa, Nummer 8 ist da! Momentan schreib ich erst an Kapitel 10, die Updates könnten ab jetzt also etwas langsamer kommen. Ich bitte um Nachsicht. ^^ Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es gefällt. :)
 

Ben hatte schon immer lustig im Bademantel ausgesehen. Als er nach der Dusche in besagtem Kleidungsstück in die Küche kam, musste Tobias grinsen. "Du siehst dadrin so verflucht weiblich aus!", sagte er und Ben streckte ihm die Zunge heraus. "Dafür hast du als Kleinkind Badeanzüge getragen", konterte er und setzte sich. "Boah, jetzt geht’s aber los!", lachte Tobias. "Da war meine Mutter dran schuld, sie wollte unbedingt 'ne Tochter haben!" "Eine Tochter mit zu viel in der Hose", bemerkte Ben mit einem liebevoll gehässigen Grinsen. "Obwohl... Nein, es dürfte nicht allzu sehr aufgefallen sein", fügte er boshaft hinzu.

Tobias verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte beleidigt. "Ich hab doch allemal mehr als du", brummte er. "Hast du nicht und das wissen wir auch schon seit der ersten Dusche nach dem Sport", entgegnete Ben gelassen. Tobias hob die Augenbrauen. "Wo guckst du denn während der Dusche hin?", fragte er ungläubig nach. "Sag mir nicht, du hättest dich beim Duschen nie verglichen!", staunte Ben. "Ääh... Nee?", machte Tobias, noch immer einigermaßen fassungslos.

Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Ben drehte verlegen Däumchen und Tobias suchte etwas interessanteres zum Angucken als die blöde Fliege, die immer hinter Ben entlang flog. Nach einer Weile brach Tobias doch das Schweigen. "Also... hast du tatsächlich mehr als ich?", fragte er mit sich rasch erhitzenden Wangen und sah Ben verlegen an. Ben nickte zaghaft. "Nicht viel mehr, aber mehr, vielleicht ein oder zwei Zentimeter", erwiderte er. "Ist das nicht ein total beschissenes Thema?", fragte er dann und stand auf, ging zur Küchenzeile hinüber und holte sich aus einem der Hängeschränke ein Trinkglas.

"Willst du auch 'n Glas Wasser?", fragte er. "Nein, danke", lehnte Tobias ab. "Ich wollte jetzt eh duschen gehen. Muss bald mit Stylen anfangen, sonst werd ich nicht fertig bis 9:00." Ben schaute verwundert auf die Uhr über der Küchentür. "Es ist jetzt gerade einmal sechs Uhr. Seit wann zum Henker brauchst du drei Stunden zum Stylen, du Mädchen?"

"Viertelstunde Weg", fing Tobias an aufzuzählen. "Für etwaige Hindernisse fünf Minuten Zuschuss, also zwanzig Minuten. Duschen brauch ich 'ne halbe Stunde, sind schon mal fünfzig Minuten, schon fast 'ne Stunde weg. Die verbliebenen zehn Minuten brauch ich, um zu entscheiden, was ich anziehe. Dann brauch ich noch mal bis zu zehn Minuten fürs Anziehen, dann hab ich noch eine Stunde und fünfzig Minuten. Für meine Haare brauch ich inzwischen auch schon 'ne Stunde. Kein Plan, ob ich alt oder einfach nur langsam werde. Auf jeden Fall hab ich dann noch fünfzig Minuten, in denen ich zwischendurch was trinken kann, meine Klamotten zwei Mal wechseln kann, weil was nicht zusammen passt, Musik anmachen, umschalten, ausmachen kann und all den Kram halt."

Ben glotzte Tobias schon wieder mit diesem "Also bist du doch 'ne Frau!"-Blick an. "Das war jetzt nicht dein Ernst, oder?", hoffte er. "Du kennst mich seit fast dreizehn Jahren und weißt immer noch nicht, dass ich unlogisch bin?", grinste Tobias. "Also echt, Ben, du enttäuschst mich." "Du hast ja in den vergangenen vier Jahren auch nicht bemerkt, dass ich auf Männer stehe", versetzte Ben ihm einen kleinen Dämpfer und nahm einen Schluck aus seinem inzwischen gefüllten Wasserglas. "Das zählt nicht", motzte Tobias und stand auf, dann stockte er.

"Du stehst schon seit vier Jahren auf Männer?", hakte er ungläubig nach. "Surprise, surprise", grinste Ben. "Naja, auf jeden Fall wurden Männer allmählich interessant, als ich dreizehn wurde. Bis dahin dachte ich ja, es wäre normal, sich in meinem Alter noch nicht für Mädchen zu interessieren, aber als ich plötzlich merkte, dass mir die Jungs um mich herum plötzlich gefielen, wurde mir so langsam klar, dass ich nicht so ganz der anerkannten Norm entsprach."

"Wissen deine Eltern eigentlich davon, dass du schwul bist?", wollte Tobias neugierig wissen. So wenig er sich auch damit identifizieren konnte, das Thema interessierte ihn aus irgendeinem Grund brennend. Ben lachte leise und schwenkte sein Glas sanft in der Hand. "Nein, ich hielt es nicht für nötig, ihnen zu beichten, dass ich ihnen niemals eine Freundin vorstellen werde", antwortete er. "Es gibt so Augenblicke, da würde ich mich gern bei ihnen ausheulen, weil ich selbst nicht immer damit klar komme, aber dann hab ich wieder Angst, sie könnten mich dafür hassen."

"Ist das auch einer der Gründe, warum du Kai ablehnst?", wagte Tobias zu vermuten. "Weil du befürchtest, deine Eltern könnten was mitkriegen?" Ben kam kopfschüttelnd zum Tisch zurück. "Nein, das mit Kai ist ein ganz anderes Problem", behauptete er. "Klar ist das mit meinen Eltern auch so 'ne Sache, aber die würden eh nix mitbekommen, glaub ich. Die haben 'nen tiefen Schlaf."

Tobias nickte leicht. Er hatte noch eine ganz andere Frage im Sinn, aber er traute sich nicht, sie zu stellen. Ben saß auf seinem Stuhl, spielte mit seinem Wasserglas und beachtete Tobias höchstens peripher. Es war also die perfekte Gelegenheit, endlich duschen zu gehen.

Tobias ließ Ben also in der Küche sitzen und ging ausgiebig duschen. Das Chlorwasser im Schwimmbad hinterließ immer so einen unangenehmen Geruch auf seiner Haut. Nach Chlor eben. Während er sich also ordentlich mit Duschgel einseifte, um den Geruch loszuwerden, kam Tobias wieder seine unausgesprochene Frage in den Sinn. Wann hatte Ben Gefühle für ihn entwickelt? Und warum hatte Tobias es nie mitbekommen?

Jetzt, wo er darüber nachdachte, kam es Tobias schon seltsam vor. Wann immer Gespräche, an denen Ben beteiligt war, sich dem Thema Mädchen zugewandt hatten, hätte er sich entweder ausgeklinkt oder das Thema geschickt gewechselt. Und er hatte tatsächlich nie eine Freundin gehabt. Tobias hatte öfters mit seinen Eroberungen auf Partys angegeben, Ben hatte nicht einmal gern mit Mädchen gesprochen. Das Thema Sex war auch nie etwas gewesen, über das man mit ihm hatte reden können. Erst seit Tobias wusste, dass Ben schwul war, redeten sie ziemlich offen miteinander.

"Hey, haste dich ertränkt, Koala? Du bist schon fast vierzig Minuten da drin!", durchbrach Bens Stimme seine Gedanken. Sie klang erschreckend nahe. "Du hast übrigens vergessen, die Tür abzuschließen", fügte Ben hinzu, was den seltsam klaren Klang seiner Stimme erklärte. "Musst du deshalb rein kommen?!", fauchte Tobias und spürte, wie er heftig errötete. Ben lachte. "Ich guck dir schon nix ab durch die Duschkabinenwand", versprach er. "Ich krieg ja nicht mal 'nen anständigen Blick auf deinen kleinen Knackarsch."

"Das ist auch gut so!", erwiderte Tobias. "Und jetzt mach, dass du raus kommst, ich komm gleich raus." "Schade. Ich dachte, jetzt krieg ich was zu sehen", murrte Ben ironisch, verließ aber den Geräuschen nach zu schließen das Badezimmer. Tobias schüttelte den Kopf. Dieses ständige Pseudoflirten nagte schon ein wenig an seinen Nerven, aber Ben schien es Spaß zu machen, deshalb ertrug er es. Irgendetwas sagte ihm, dass Ben das schon immer hatte machen wollen und sich nur zurück gehalten hatte, weil Tobias nichts von seiner Homosexualität hatte wissen sollen.

Mit einem Handtuch um den Hüften begab Tobias sich in sein Zimmer und schrak erst einmal zusammen, weil Ben auf dem Bett saß und seelenruhig Fernsehen guckte. Derzeit liefen Nachrichten. "Der Schwulenblender hat mal wieder zugeschlagen", stellte Ben fest und nickte neben sich. "Guck doch eben mit", bot er an. Tobias setzte sich, zupfte an seinem Handtuch herum, bis er dessen Zensurtalent traute und blickte dann auf den Fernseher.

Die Moderatorin stand vor dem Bild eines jungen Mannes mit zu genähten Augen. Kein ungewöhnliches Bild in letzter Zeit. Ben seufzte jedoch leise. "Das ist Jonas aus meinem Deutschkurs", sagte er bedrückt. "Der geht auf unsere Schule?", fragte Tobias entsetzt nach. "Wie man's nimmt", erwiderte Ben nun erschreckend sachlich. "Er ist'n chronischer Schwänzer, lässt sich lieber während der Schulzeit das Hirn rausvögeln. Außerdem sind körperlich Behinderte, also auch Blinde, auf unserer Schule nicht zulässig. Er wird wohl die Schule wechseln müssen."

Tobias schüttelte fassungslos den Kopf. Der Schwulenblender hatte ihm Angst eingejagt, weil er sich Sorgen um Ben machte. Trotzdem war dieser offenbar chronisch homophobe Serientäter immer in weiter Ferne gewesen, doch einen Fall mitzubekommen, dem Tobias so nah war, hatte etwas entsetzlich reales. "Das ist wirklich furchtbar", murmelte er. "Stell dir mal vor, wie das für mich ist", seufzte Ben. "Er ist mein Ex." "Was?!"

Der "Also bist du doch 'ne Frau!"-Blick wechselte das Gesicht. Ben lächelte schwermütig, hob die Fernbedienung und würgte das Geplapper der Nachrichtensprecherin zu einem neuen Thema gnadenlos ab. "Er ist mein Ex, du Pappnase", wiederholte er. "Ja, er ist der Typ, wegen dem ich mir die Augen ausgeheult hab. Meine erste große Liebe. Boah, hab ich's versaut beim ersten Mal..." Er lachte in sich hinein. Tobias schüttelte wieder den Kopf. "Zu viel Info", stellte er fest. "Gehst du eben raus? Ich wollt mich anziehen." Ben lächelte und verließ das Zimmer. Er sah in dem Bademantel wirklich aus wie eine Frau. Nur oben rum fehlte ein wenig Volumen. Tobias grinste bei dem Gedanken.
 

"Du bist echt ein fürchterlicher Lahmarsch", bemerkte Ben. Er hatte sich nun doch entschlossen, mit zu Dannys Party zu kommen und er war definitiv schneller gewesen als Tobias. Tobias fehlten noch diverse Accessoires wie Armbänder und Gürtel und seine Haare saßen noch nicht richtig. Ben stand seit zehn Minuten in voller Montur neben ihm. Sein weißblondes Haar war perfekt aufgestachelt und der Pony hing ihm wie immer emomäßig ins Gesicht, nur irgendwie hatte das nichts emomäßiges bei ihm.

Vielleicht, weil er farblich einfach die falsche Kombination darstellte. Seine Haut hatte ein südländisches Braun, das er von seinem Großvater väterlicher Seite geerbt hatte, während er sein eigentlich tiefbraunes Haar regelmäßig blond bleichte. Die meisten Emos, die Tobias kannte, waren blass und hatten schwarzes Haar, häufig mit beknackten bunten Strähnchen drin. Das entsprach wohl eher Monamis Definition eines "Freaks".

"Es kann doch nicht so lange dauern, deine Haare nach hinten zu stylen, Koala", stichelte Ben gelassen weiter. "Leck mich doch", brummte Tobias und verfluchte sein uraltes Glätteisen. Irgendwie funktionierte das Teil nicht mehr richtig. "Oh, liebend gerne, aber ich glaube, dann kommen wir nicht allzu schnell los. Gib mal her, ich mach dir die Haare." "EY!" Und schon hatte Ben Tobias seine Styleutensilien entwendet und machte an seinen Haaren herum.

Zehn Minuten später sah Tobias genau so aus, wie er hatte aussehen wollen. Ungläubig betastete er seine Haare, doch Ben schlug ihm auf die Finger. "Aus!", befahl er. "Finger weg." "Zieh hier ein, ich brauch morgens 'nen Privatstylisten", scherzte Tobias und konnte den Blick einfach nicht von seinem Spiegelbild wenden. Ben lächelte sachte. "Jetzt ab in dein Zimmer, pack dich fertig ein, ich warte an der Tür", ging er nicht auf Tobias' Scherz ein und zog ihn vom Spiegel weg. "Lahmarsch", fügte er wenig schmeichelhaft hinzu, bevor er sich auf die Eingangstür der Wohnung zu bewegte. Tobias streckte Ben in kindlichem Trotz die Zunge heraus, ohne dass Ben es sah.

"Jedes Mal das gleiche Dilemma", murrte Tobias verzweifelt, hielt einen Gürtel hoch und dann den anderen. Er konnte sich partout nicht zwischen Killernieten und Pyramidennieten entscheiden. Und mehr als einen Gürtel wollte er nicht tragen. Fast schon erwartete er Bens ungeduldiges Klopfen an der Tür und sein liebevoll genervtes "Beeil dich, Lahmarsch", doch es kam nicht. Stattdessen wechselte die Stereoanlage zur nächsten CD und Tobias stöhnte ungläubig auf. Was hatte ihn bloß dazu gebracht, eine Trance-CD zu kaufen und auch noch einzulegen? Er hasste Trance!

Kurzentschlossen ließ er den Pyramidennietengürtel zu Boden fallen, legte in süßer Mordlust die Killernieten an und schaltete die Anlage aus. Die Trance-CD landete kurzerhand im Müll. So eine Geldverschwendung unterlief Tobias selten und er erinnerte sich tatsächlich nicht daran, diesen Beschallungsterrorismus gekauft zu haben. Wo kam diese verdammte CD her?

"Mystery, mystery", brummte Tobias sich selbst zu, legte zwei Exemplare seiner nicht allzu kleinen Nietenarmbandsammlung an und verließ dann sein Zimmer. Seine Chucks standen unter der Garderobe. "Hast du 'ne sterbende Katze in deinem Zimmer?", wollte Ben wissen, als Tobias sich die Schuhe anzog. "Oder war das einfach nur Trance?" "Trance", erwiderte Tobias angewidert. "Frag mich bloß nicht, wo die Scheibe herkommt", warnte er, als Ben schon dazu ansetzte. "Ich glaube ja echt nicht an Magie, aber was besseres fällt mir als Erklärung auch nicht ein."

"Vielleicht hast du ja zum Ufer der Trance-Opfer gewechselt", sinnierte Ben und Tobias sprang auf. "Sag das noch mal und ich lade Schlagermusik auf deinen MP3-Player!", fauchte er. Da war er schon wieder, der "Also bist du doch 'ne Frau!"-Blick. "Das würdest du nicht!", rief Ben entsetzt aus. Tobias grinste boshaft. "Wer weiß, wer weiß", ließ er die Drohung im Raum, setzte sich wieder und schnürte seinen zweiten Chuck fertig.
 

"Hey, yo, Benny-Boy, auch mal wieder im Lande!", rief Danny begeistert aus, als Ben und Tobias fünf Minuten nach neun das Haus betraten. Sie hatten sich den ganzen Weg über wegen Musikrichtungen gekabbelt, worunter ihr Tempo ziemlich gelitten hatte.

Aus dem Hausinneren lockte Musik. Kein Trance oder Techno, richtige Musik. Tobias war davon überzeugt, diesen Abend nicht zu bereuen. "Yo, kann man so sagen", nickte Ben und schlug ein, als Danny ihm die Hand hinhielt. Tobias verstand einfach nicht, warum ihm nur dann auffiel, wie klein Danny war, wenn der neben Ben stand. Ben war schließlich nur um popelige fünf Millimeter größer als Tobias.

"Na, Tobias, wirklich glücklich?", wandte Danny sich nun verschwörerisch an ihn. "Das Zimmer ist gemacht, falls du..." "Jetzt hör aber auf", schnaufte Tobias und schob die Hände in die aufgeschlitzten Arschtaschen seiner Jeans. Seine zerfetzten Hosen trug er konsequent nur auf Partys, im Gegensatz zu Ben, den er sich ohne Löcher an Hosentaschen und -knien gar nicht mehr vorstellen konnte.

"Ja, ich bin glücklich. Sie hat heut Abend was vor, das nächste Mal bring ich sie mit, versprochen." "Soll ich dir dann ein Zimmer fertig machen?", grinste Danny anzüglich. "Geilst du dich am Geruch der Bettlaken auf, wenn du sie abziehst?", brummte Tobias, während Danny ihn und Ben ins Wohnzimmer führte. "Aber sicher doch", lachte Danny. "Besonders, weil unsere Haushälterin das macht."

Tobias bekam ein Bier in die Hand gedrückt, während Danny unablässig grinste. "Nein, eigentlich bist du meine Live-Unterhaltung im Pornokeller", erzählte er freimütig und ließ sich vom Barkeeper einen seiner seltsamen Cocktails mixen. Tobias hasste das süße Zeug, er blieb bei seinem Bier. "Kleine Taschengeldaufbesserung meinerseits, nichts für ungut." Danny zwinkerte Tobias zu und Tobias grinste süffisant. "Mit mir verdienste dir doch dein doppeltes Taschengeld", vermutete er selbstsicher. "Aber wo bleibt mein Anteil?" "Du kriegst Freibier von mir", brummte Danny. "Tse...", machte Tobias. "Snob."

Danny gab sein reichlich vorhandenes Geld, beziehungsweise das reichlich vorhandene Geld seiner Eltern gern mit vollen Händen aus. Zum Beispiel für seine Partys oder für seinen geliebten Motorroller. Tobias hätte sich eher ein richtiges Motorrad zugelegt, aber das war wohl Geschmackssache. Wenn es allerdings darum ging, mit Bekannten Geld zu teilen, war Danny der allerletzte, den man fragen konnte. In Naturalien wie Freibier zu bezahlen war kein Problem für ihn, doch Bargeld war ein Tabuthema, dafür liebte Danny die knisternden Scheinchen viel zu sehr. Tobias hatte einmal versucht, ihn anzupumpen, weil er pleite gewesen war. Danny hatte ihn zwei Wochen lang nicht einmal mehr mit dem Arsch angesehen, wie man so schön sagte.

Ben hatte sich wie üblich mit seinem Bier auf einen zerschlissenen Sessel gepflanzt und sah nicht aus, als wolle er an diesem Abend noch aufstehen. Tobias seufzte in sich hinein, während Danny sich selbstbewusst an eine Gruppe Mädchen heran wagte. Sie waren allesamt größer und genau so groß wie er, doch Danny hatte damit noch nie Probleme gehabt. Zumindest nie in der Zeit, in der Tobias ihn jetzt kannte. Und das waren immerhin fast sechs Jahre.

"Hey, keinen Bock zu tanzen?" Tobias ließ sich neben Ben auf eine Mischung aus Hocker und Sitzkissen fallen, zu der ihm gerade kein Name einfiel, und nahm einen Schluck von seinem Bier. Ben schmunzelte kühl. "Als hätte ich jemals Bock zu tanzen, Koala", erwiderte er amüsiert. "Was machst du dann hier?", schnaubte Tobias mit liebevoller Ironie in der Stimme. Ben hob mit unschuldigem Blick seine Bierflasche. "Freibier für alle, der Letzte zahlt", erklärte er. "Der Spruch ist scheiße", stellte Tobias lachend fest. "Ich weiß auch nicht mehr, woher ich den hab", grinste Ben. "Hoffen wir einfach mal, dass wir nicht die letzten sind, oder?" Tobias grinste und stieß mit Ben auf "die lustigen Seiten des Lebens" an.
 

Tobias hatte die ganze Party nicht getanzt, nicht gevögelt und nur gesoffen. Das Ergebnis war ein ziemlich biestiger Brummschädel am nächsten Morgen. Ungeniert vor sich hin ächzend setzte Tobias sich auf und fragte sich mit schmerzendem Kopf, wo zur Hölle er war, wie er hier her gekommen war und warum neben ihm jemand lag. Besonders letzteres interessierte ihn brennend.

Noch etwas duselig im Kopf schälte Tobias sich aus der Bettdecke und stand mit wackeligen Beinen auf, bevor er die Person betrachtete, die da neben ihm geschlafen hatte. Es war Ben, der wohl aufgewacht war, als Tobias das Bett verlassen hatte. "Manno", brummte er und setzte sich mit vom Schlaf noch kleinen Augen auf. "Ey, Ben, erklär mir das mal", murmelte Tobias. Sie beide waren noch komplett angezogen. Fast belustigt stellte Tobias fest, dass Ben Abdrücke seiner Nietenarmbänder am Hals hatte.

"Erst mal duschen und 'ne Tablette", blockte Ben ab und stand auf. Stöhnend taumelte er aus dem Zimmer. Tobias schüttelte leicht den Kopf, was gleich wieder weh tat. Sich die Frage stellend, wie man von harmlosem Bier einen Kater bekommen konnte, schleppte er sich in die Küche und beschloss, sich Ben anzuschließen, aber die Reihenfolge umzukehren und erst die Tablette zu schlucken. In Bens Küche kannte er sich genau so gut aus wie in seiner eigenen, daher fand er schnell, wonach er suchte.

Ben war schnell fertig mit seiner Dusche. In bequemen Jogginghosen und einem dünnen Shirt ohne Ärmel kam er in die Küche getapst, nahm sich ebenfalls eine Schmerztablette und klaute Tobias kurzerhand sein Wasserglas. "Gepriesen sei der Schöpfer der Dusche", seufzte er hingerissen und ließ sich auf einen Stuhl fallen. "Willst du auch duschen?", fragte er dann an Tobias gewandt. "Joa...", machte der gedehnt und bewegte sich Richtung Tür. "Leihst du mir ein paar Klamotten?", fragte er. "Bedien dich", nickte Ben. "Du weißt ja, wo die Sachen liegen."

Tobias ließ sich Zeit mit der Dusche. Die Dusche hatte eine kleine Sitzbank an einer Seite. Tobias' Beine wackelten noch immer, daher saß er die meiste Zeit. Immer wieder wechselte er die Temperatur des Wassers. Von warm zu kalt, von kalt zu heiß, von heiß zu kalt... Tobias' Mutter machte das wegen ihrer hin und wieder auftretenden Kreislaufprobleme. Und es wirkte tatsächlich: Tobias fühlte sich erfrischt und einigermaßen wach, als er sich endlich aus der Dusche bequemte. Er hatte Ben Schwimmshorts und ein T-Shirt abgenommen, in denen er jetzt in die Küche zurückkehrte und sich gähnend auf einen Stuhl fallen ließ.

"Also, Ben, ich bitte um Erklärung", griff er das Thema wieder auf, das Ben so hartnäckig aufgeschoben hatte. "Warum bin ich hier und warum haben wir beide in einem Bett geschlafen?" Ben hatte sich inzwischen einen Strohhalm besorgt. Irgendwo in dieser Küche waren immer welche zu finden. Offenbar war er zu faul, um das Glas noch anzuheben.

"Du warst gestern komplett dicht", begann er zu erklären. "Wie du das mit Bier geschafft hast, ohne einmal aufs Klo zu müssen, ist mir wahrlich ein Rätsel, aber genug davon." Er nahm einen Schluck Wasser zu sich und schüttelte den Kopf. "Wie dir jedenfalls bekannt sein dürfte, wohne ich praktisch bei Danny um die Ecke, also hab ich dich armes Suffopfer zu mir geschleppt. Ich wollte dich eigentlich aufs Sofa im Wohnzimmer verfrachten, aber du hingst an meinem Hals wie'n Mädchen und warst die ganze Zeit am lallen, dass dir menschliche Wärme fehle, also hab ich dich mit in mein Bett schlüpfen lassen."

Tobias spürte nur allzu deutlich, dass er sich gerade den Preis für die am schönsten gefärbte Tomate verdiente. Er konnte sich an rein gar nichts erinnern, was ihm überaus peinlich war. Das war erst sein zweiter alkoholisch bedingter Filmriss. Auch beim ersten Mal war ihm erzählt worden, dass er ziemlich kuschelbedürftig geworden wäre. Damals hatte Tobias es als Scherz abgetan, jetzt schien es ihm doch wahr, da er zwei Mal eine ähnliche Geschichte aufgetischt bekommen hatte.

"Jetzt ernsthaft?", murmelte er peinlich berührt. Ben nickte unbeeindruckt. "Keine Sorge, ich hab nichts versucht", versicherte er. "Dachte ich auch nicht", winkte Tobias vage lächelnd ab. "Ich weiß doch, dass du jetzt mit Kai zusammen bist, dein Interesse an mir dürfte also vergangen sein." Ben grinste schelmisch. "Würd ich so nicht sagen, Koala", gestand er. "Aber du stimmst sicher mit mir überein, wenn ich einfach mal behaupte, dass du alles andere als unsexy bist, hm?"

Gab es eigentlich einen Sonderpreis für nicht nur tiefrote, sondern auch noch leuchtende Tomaten? Wenn, dann hatte Tobias ihn hier und jetzt eingesackt. Nicht, dass er derartige Komplimente nicht gern hörte, doch vom besten Freund war das schon etwas spezielles. Und Tobias konnte sich einfach nicht entscheiden, ob das jetzt gut oder schlecht war. Es war schon ein Dilemma.

"Oh, ihr seid schon auf?" Bens Mutter kam in die Küche. Sie sah ein wenig zerzaust aus, ihr langes Haar fiel ungeordnet über ihre Schultern. Als frisch gebackener Teenager hatte Tobias von ihr phantasiert, jetzt fragte er sich, wieso er das getan hatte. Sie hatte Lachfalten, Krähenfüßchen in den Augenwinkeln und manchmal dunkle Ringe unter den Augen, wenn sie gerade erst aufgestanden war. Sonst war sie zugegeben eine verdammt gut gebaute Frau, aber Tobias hatte ja ohnehin schon andere Dinge, über die er phantasieren konnte. Monami zum Beispiel. Gut, bei der musste er nicht phantasieren.

"Morgen, Mum", gähnte Ben. "Machst du mir 'nen Cappuccino?" Seine Mutter lächelte sachte. "Benjamin, du wirst nächstes Jahr volljährig, allmählich solltest du die Herstellung eines simplen Cappuccinos beherrschen." "Nächstes Jahr", wiederholte Ben altklug. "Komm schon, Mama, ich hab zu viel getrunken gestern, meine Füße tun weh." "Erklär mir mal bitte den Zusammenhang", gluckste seine Mutter. "Gibt’s nicht, ist aber trotzdem beides Tatsache", maulte Ben. "Bitte, Mama!", quengelte er dann. Sie gab sich im Endeffekt geschlagen und rührte ihrem faulen Sohn einen Cappuccino an. Tobias blieb bei Wasser. Koffeinhaltige Heißgetränke waren irgendwie nicht sein Ding. Und Cola am Morgen brachte nur Kummer und Sorgen auf der Waage und im Magen.

"Wie geht’s euch beiden denn?", fragte Bens Mutter und setzte sich mit einem eigenen Cappuccino an den Tisch. Kaffee war in dieser Familie verpönt, Cappuccino dagegen war hier der Hit. Fast völlig synchron hoben Tobias und Ben eine Hand und ließen den ausgestreckten Daumen in der Waagerechten ein wenig auf und ab zappeln. Bens Mutter lachte fröhlich. "Das sind meine Jungs", meinte sie vergnügt. "Ich frag mich immer, ob ich nicht Bens Zwillingsbruder bei der Geburt übersehen habe."

Tobias musste ob dieses Witzes lachen. "Meine Mum fragt sich auch immer, ob sie meinen Zwilling weit genug weg geschickt hat und ob er nicht zurück gekommen ist", berichtete er. Bens Mutter lächelte und rührte in ihrer Tasse. "Ich wünschte, ich hätte in eurem Alter auch so eine Zwillingsfreundin gehabt", begann sie zu schwelgen, als die Küchentür wieder aufging. Diesmal war es Kai.

"Ay, morgen", murmelte er verpennt. Gerademal mit Boxershorts bekleidet tappte er zum Kühlschrank und fischte ein Tetrapack Orangensaft heraus. "Wer hat 'n da gestern geschnarcht wie'n Sägewerk?", fragte er, während er sich ein Glas aus dem entsprechenden Schrank nahm. "Wart ihr das?", adressierte er die Frage an Ben und Tobias. Beide zuckten die Achseln. "Ich hör mir prinzipiell nicht beim Schlafen zu", erwiderte Ben gähnend. Tobias schwieg. Ihm fielen selten so sorgsam ausformulierte Antworten auf die Schnelle ein. Das war ein Talent, um das er Ben tierisch beneidete.

"Ich hab auch nichts gehört", gab Bens Mutter zu bedenken. "Vielleicht hat Kai ja von Sägewerken geträumt", stichelte Tobias ohne jeglichen Ernst, doch Kai schoss einen richtig bösen Blick auf ihn ab. "Vielleicht hast du auch einfach nur 'ne verstopfte Nase", knurrte er gereizt. Tobias streckte ihm gelassen die Zunge heraus.

Ben schüttelte leicht den Kopf. "Ihr beide seid wie kleine Kinder", stellte er ermüdet fest. "Liegt zwischen euch 'n tolles Spielzeug?" Tobias schüttelte grimmig den Kopf, Kai dagegen schien Ben zuzustimmen. "Ja, rein metaphorisch kann man das sagen", fing er an zu grinsen und plötzlich sah er Tobias direkt in die Augen. Tobias hob die Brauen. Nur weil Ben tatsächlich zwischen ihnen saß, war er doch noch lange nichts, worum er sich mit Kai streiten würde. Er konnte Kai nicht leiden und damit hatte sich die Sache. Der Grund war mit voller Garantie nicht Ben!

Ben erhob sich. "Ich geh mal eben Luft schnappen auf'm Balkon", verkündete er. "Und wer mir nachläuft, dem tu ich weh." Damit verschwand er aus der Küche. Der Balkon grenzte ans Wohnzimmer, wie Tobias wusste. Kai verabschiedete sich nur Sekunden später auf die Toilette, Tobias gab vor, sich in Bens Zimmer anziehen zu wollen. Eigentlich wollten sie beide Ben hinterher, wie sich herausstellte. Tobias gestand es sich nicht gern ein, aber vielleicht war Ben ja doch einer der Gründe, weshalb er Kai nicht ausstehen konnte. Aber nur einer der Gründe, mehr nicht, so viel stand fest.

Es dauerte nicht lang, bis Tobias klar wurde, warum Ben allein sein wollte. Ganz abgesehen davon, dass er krampfhaft schluchzte und sich andauernd die Tränen aus den Augen wischte, hielt er auch noch eine brennende Zigarette in der Hand, an der er in fast regelmäßigen Abständen mit zitternden Lippen zog. Tobias hatte keine Ahnung gehabt, dass Ben rauchte. Er roch auch nie nach Rauch. Es war ein wirklich mieses Gefühl, dass Ben ihm das vorenthalten hatte. Er hatte wohl doch mehr Geheimnisse vor seinem Koala, als dieser gedacht hatte.

Kai reagierte als erster, indem er die gläserne Balkontür aufriss, Ben kurzerhand die Zigarette entwand und sie über das Balkongeländer auf die Straße warf. "Geht’s noch, Benny?", brüllte er seinen Halbbruder an und packte ihn bei den Schultern. "Was ist los mit dir?" Ben schluckte schwer und wehrte sich eher halbherzig gegen Kai. "Lass mich los", murmelte er. "Erklär mir erst, was los ist!", forderte Kai unnachgiebig. Tobias schloss sicherheitshalber die Wohnzimmertür. Bens Mutter musste das hier nicht mitbekommen.

"Lass mich los!", fauchte Ben mit einem Mal wütend und entwand sich Kai. "Hör auf, dich hier aufzuspielen, du Arschloch!" "Ay, Benny, ich dachte, wir wären zusammen", bemerkte Kai verwirrt und offenbar auch verletzt. "Ach, fick dich", knurrte Ben. "Du gehst mir auf den Sack, also tu mir den Gefallen und lass mich einfach in Ruhe!" "Aber warum hast du dann gesagt, dass du's mit mir versuchen willst?", wollte Kai zornig wissen. "Ich wollte halt ausprobieren, ob's klappt", erwiderte Ben kaltherzig. "Und es klappt nicht, also breche ich den Versuch ab. Verzieh dich einfach."

Kai ballte die Hände zu Fäusten, sagte aber nichts mehr. Ohne ein weiteres Wort verließ er hoch erhobenen Hauptes das Wohnzimmer, nicht allerdings ohne Tobias einen rachsüchtigen Blick zuzuwerfen, obwohl Tobias sich keiner Schuld bewusst war. Sicher, er hatte ein wenig gegen Kai gewettert, aber das war es auch schon. Mit keiner Silbe hatte er Ben zu verstehen gegeben, dass der sich von Kai trennen sollte. Zumindest hatte er es nicht beabsichtigt. Er hatte sich doch gewünscht, dass die beiden zusammen kamen.

"Das war ja keine nette Abfuhr", wagte Tobias zu sagen. Ben schnaubte und ging wieder auf den Balkon. Aus den Taschen seiner Jogginghose zauberte er ein Feuerzeug und eine Packung Zigaretten hervor. Binnen Sekunden hatte er wieder eine brennende Zigarette im Mund. Tobias trat unschlüssig neben ihn. "Schmeißt du mich auch raus, wenn ich dich frage, ob mit dir was nicht stimmt?", fragte er zaghaft. Ben seufzte schwer und blies dabei den Rauch aus. Er sah traurig aus und auf seinen Wangen sah man noch Spuren seiner Tränen.

"Mit mir stimmt was nicht, das mag sein", gab er zu und zog an seiner Zigarette. Sie schien ihn tatsächlich zu beruhigen. "Aber das ist nun mal so, wenn man sich hartnäckig selbst anlügt, um anderen einen Gefallen zu tun", fuhr er mit viel zu lässiger Stimme fort. "Was meinst du damit?", wollte Tobias unruhig wissen. Er hatte einen Verdacht, der ihm schier das Herz zerriss. Und Ben hatte nichts besseres zu tun, als wieder an seiner Zigarette zu ziehen und dann Tobias' Verdacht zu bestätigen.

"Ich weiß, dass du nicht damit klar kommst, dass ich dich liebe", seufzte er. Und er klang nicht einmal vorwurfsvoll dabei, was Tobias ein nur noch mieseres Gefühl einimpfte, weil er ganz genau wusste, dass er Vorwürfe verdient hatte. "Also hab ich dir den Gefallen getan und mich zum Schein auf Kai eingelassen, weil er Interesse an mir hatte", fuhr Ben fort. "Vielleicht wollte ich auch nur eine Bestätigung dafür haben, dass ich liebenswert bin." Kopfschüttelnd betrachtete er seine Zigarette. In seinem Blick lag etwas, das Tobias erschreckte. Wie konnte man eine Zigarette wie eine liebe Freundin ansehen? Das war doch krank.

"Aber es war halt alles eine Lüge", sprach Ben weiter, bevor Tobias seine Gedanken aussprechen konnte. "Eine Woche lang nur zu lügen ist keine schöne Sache, Tobias. Ich bin froh, dass ich damit jetzt aufhören kann. Ich will mich nicht für dich aufopfern." Ben spuckte über das Balkongeländer. "'Wenn du damit anfängst, dich denjenigen aufzuopfern, die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, denen du dich aufgeopfert hast', wie man so schön sagt." Erneut spuckte er über das Geländer, als ekle er sich vor seinen eigenen Worten. Dann sah er Tobias an. "Ich will aber nicht damit enden, dich zu hassen, Tobias."

Tobias stand hilflos da und wusste zum Verrecken nicht, was er sagen oder tun sollte. Er sah Ben traurig an, Ben sah traurig zurück. "Es tut mir leid", flüsterte er schließlich, schloss die Augen und ließ den Kopf sinken. "Ich hätte was merken müssen. Ich merke nie irgendwas, wenn es um dich geht, Ben. Es tut mir so leid..." Tobias riss die Augen wieder auf, als Ben ihn plötzlich umarmte. Es war keine freundschaftliche Umarmung. Ben vergrub sein Gesicht in Tobias' Halsbeuge und atmete ihm stockend gegen die Schlagader. Er weinte wieder.

"Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns 'ne Weile nicht sehen", flüsterte Ben mit erstickter Stimme. "Aber...", setzte Tobias an, schwieg dann aber, weil ihm nichts einfiel. Ben ließ ihn los und sah ihn direkt an. "Ich geh kaputt an dir", sagte er ernst. "Du trägst keine Schuld daran, du bist nur der Grund, Tobias." Tobias fuchste es gewaltig, dass Ben ihn gerade so hartnäckig bei seinem bürgerlichen Namen ansprach, doch er widersprach nicht. Ben tat den letzten Zug seiner Zigarette und warf sie dann achtlos auf die Straße.

"Gut, dann werd ich wohl mal gehen", murmelte Tobias und hoffte, dass Ben aus seinem Tonfall heraus hörte, dass er eigentlich nicht gehen wollte. "Heißt das, du kommst in zwei Wochen nicht mit?" Ben hob seufzend die Schultern. "Frag mich nächste Woche noch mal", erwiderte er. Dieses trostlose Gespräch tat weh, doch die eine Sache hatte Tobias noch abklären müssen. "Bis dann", murmelte er und verließ den Balkon, um sich in Bens Zimmer umzuziehen und dann zu gehen. Er wusste nicht so recht, warum es ihm so unglaublich wichtig war, Ben mitzunehmen. Auch ohne Ben machte Segeln Spaß, oder? Tobias war sich mit einem Mal nicht mehr so sicher. Sein wild klopfendes Herz fiel ihm erst auf, als er schon draußen in der Sonne stand.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Jujika_Sensei
2009-05-03T15:02:09+00:00 03.05.2009 17:02
Wenn ich am Wasserfall gebaut wäre hätte ich so mitgeheult. T___T
Das ist ein schönes Kapitel! °°°°>_________<°°°°
Vielleicht schreibst du mir auch eine dramatische Geschichte zum Geburtstag! = D
Oder du machst es dir einfach und kritzelst was. xD

Deine Vernichtungs-,Stalker- und Gleichgesinntenkollegin. ^_____^


Zurück