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Er kotzt gleich Regenbögen

von

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13

Sooo mit dem nächsten wird es denke ich wieder so zwei bis drei wochen dauern weil viel los ist, aber möglicherweise schaffe ich es auch eher.
 

Ich habe mich sehr über eure Theorien, Anmerkungen und Kritik gefreut. Danke dafür.
 

In diesen Kapitel geht es endlich mal einen großen Schritt vorwärts.

Enjoy.
 

.....................................13..........................................
 

Es war acht Uhr morgens, als das bestialische Schrillen des Weckers Kato aus seinem herrlichen Schlummer herausriss.

Erbost tastete er nach dem Störfaktor. Doch seltsamerweise konnte er ihn nirgendwo finden.

So war er doch gezwungen die Augen einen kleinen Spalt zu öffnen. Der Wecker war weg, aber trotzdem hörte das nervtötende Piepen nicht auf.

„Du wirst aufstehen müssen, um ihn auszuschalten.“

Kato, der bisher auf dem Bauch gelegen hatte rollte sich herum und stellte fest, dass Kira vor seinem Sofa stand. In Boxershorts. Relativ kurzen Boxershorts.

In der linken Hand hielt er den teuflischen, kleinen Wecker. Piep, Piep. Piiiieeeeeeeep.

„Kiraaaaaaa. Mach das aaaauuuuuuus.“

„Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es doch ganz entspannend, findest du nicht?“

Piep.Piep.Pieeeeeep.

„Nein, eigentlich nicht.“

Er versuchte den Wecker zu fixieren und nicht auf den wohldefinierten Torso etwas weiter rechts zu starren. Vielleicht konnte er den Wecker durch bloße Gedankenkraft ausschalten. Dann musste er nicht aufstehen.

Piep.Piep.Pieeeep.

Nein. Keine Chance.

„Kato, um zehn geht’s zur Arbeit.“

Oh ja, das hatte er eigentlich erfolgreich verdrängt gehabt. Arbeit.

Piep.Piep.Pieeeep.

„Mach das Scheißding aus. Ich bin wach.“

„Du siehst noch sehr verschlafen aus, Kleiner. Wie wäre es mit Frühsport?“

„Kleiner?! Ich gebe dir Frühsport!“

Das langgezogene Piepen des elektronischen Wecker untermalte wenig stilvoll Katos missglückenden Versuch sich mit einem Satz vom Sofa zu stürzen. Die Bettdecke zwang ihn dazu auf halben Weg inne zu halten um seinen linken Fuß zu befreien.

„Bald hast du’s geschafft. Ich bin stolz auf dich.“

Piep.Piep.Pieeeeep.

„Ich hasse dich.“

Kato hüpfte vom Sofa und – hielt inne.

Irgendetwas hielt ihn einfach davon ab Kira „anzugreifen“. Er hatte Angst ihn zu berühren.

„Kato?“

Kira wedelte mit dem Wecker vor Katos Gesicht herum.

„Bist du wach?“

Der Blonde schluckte und griff dann langsam nach dem Wecker. Kiras Hand war warm. Schön warm. Den Wecker hielt er nicht besonders fest, so dass Kato problemlos an den Ausschalter kam. Jetzt sollte er loslassen. Aber er hielt Kiras Hand weiter fest.

Das, was ihn zuvor davon abgehalten hatte Kira zu berühren verbot ihm nun diese schöne warme Hand wieder loszulassen.

Ob er wach war? Hellwach. Er roch Kiras Duft in jeder Nuance. Er nahm den Moment gestochen scharf wahr. Seine Hand kribbelte. Und trotzdem hatte er noch das Gefühl zu schlafen. Wie lange hielt er diese Hand schon fest?

Der fehlende Lärm des Weckers machte die Situation umso unwirklicher.

„Yue?“

Das Kira seinen Vornamen benutze riss Kato unmittelbar aus seiner Trance. Schnell zog er seine Hand zurück.

„Entschuldige… ich bin noch etwas matschig in der Birne.“

Er sah Kira nicht direkt an, beobachtete aber aus den Augenwinkeln wie der andere ihn anlächelte.

„Du bist ein Trottel. Geh duschen, ich mache Kaffee.“

Er stellte den Wecker wieder auf den Tisch und ging in die Küche.

Kato schloss die Augen und atmete tief durch. Noch immer spürte er das Kribbeln in seiner Hand.

Langsam ging er zu seiner provisorischen Kleidungsdeponie und sammelte seine Montur zusammen.

Er war sich noch immer nicht sicher wie lange er Kiras Hand gehalten hatte. Warum hatte Kira sie ihm nicht entzogen? Genauso wie gestern Abend auf dem Sofa. Kato wusste einfach nicht, woran er war.

Inwiefern ließ Kira körperliche Nähe zu Männern zu?

Er wusste, dass er Mudo öfter mal in den Arm nahm, aber der kleine Scheißer war mit seiner verweichlichten Art kein Maßstab. Auch wenn er eigentlich ganz nett war…

Das warme Wasser der Dusche half ihm nicht weiter. Noch immer kreisten seine Gedanken um den gestrigen Tag und diesen Morgen. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Und er wurde langsam verrückt. Total wahnsinnig. Jetzt konnte er Kira nicht einmal mehr anfassen ohne dass Körper und Kopf Amok liefen?

Vielleicht sollte er einfach mal ein bisschen Druck ablassen. War doch normal oder? Bisher hatte er Kiras Wohnung dafür zu sehr geachtet, aber er ging ja heute auch Miete verdienen oder nicht?

Er stellte das Wasser ein wenig wärmer, schloss die Augen und ließ seine Hand nach unten sinken.
 

Tatsächlich fühlte er sich nach seiner Dusche ein wenig besser. Er trocknete sich ab und zog sich an. Jetzt ein ordentliches Frühstück mit Kaffee und dann würde er einen guten ersten Tag hinlegen. So hoffte er. Nach wie vor waren ihm die Leute in diesem Kaffee etwas suspekt, aber was blieb ihm schon anderes übrig?

Kira hatte immer noch kein Oberteil an, als Kato die Küche betrat. Aber immerhin eine Jeans.

„Willst du dir nicht was anziehen?“, fragte Kato.

„Wieso? Ist doch warm oder stört dich das?“

Ja und nein.

„Nein, ich dachte nur…“

„Ja?“

„Vergiss es.“

Kato setzte sich an den Tisch und spürte, wie er rot wurde. So etwas war ihm früher nie passiert. Aber er hatte ja auch nichts so richtig mitbekommen.

Kira holte zwei Teller aus einem der Schränke. Selbst er musste sich dafür etwas strecken. Seine Schulterblätter zogen sich zusammen und Kato beobachtete fasziniert das Muskelspiel auf seinem Rücken.

„Nervös?“, fragte Kira und Kato fühlte sich ertappt. Hatte er seine Blicke gespürt?

„Hm?“

„Wegen deines Jobs, meine ich?“

Glück gehabt! Kira stellte die Teller auf den Tisch und setzte sich Kato gegenüber.

„Ein bisschen.“

„Das wird schon. Arakune ist super nett. Vielleicht ist Kurai auch da. Die wirst du mögen. Ist ein ganz schön freches Ding. Raphi ist etwas zickig. Ignorier das einfach.“

Kato zog eine Augenbraue hoch. ‚Raphi‘?

„Was? Du wirst dich schon zusammenreißen können.“

„Mal sehen. Der Kerl ist nur tierisch arrogant.“

„Das bin ich auch.“

„Schon. Aber anders.“

Kira grinste ihn schief an.

„Würde mich mal interessieren, wo du da den Unterschied siehst.“

„Schwer zu erklären. Vielleicht habe ich mich einfach an dich gewöhnt.“

Kato griff nach seinem Kaffee und schüttete einen gefühlten halben Liter Milch dazu. Kira tendierte dazu seine atomare schwarze Säure bestehend aus reinem destilliertem Koffein Kaffee zu nennen und trank die Brühe sogar schwarz. Kato bevorzugte es Milch und ein halbes Pfund Zucker dazu zu kippen.

„Vielleicht lernst du ja irgendwann mal Kaffee kochen.“, wechselte er das Thema.

„Pff. Vielleicht bist du irgendwann nicht mehr so eine Pussy.“

„Pussy?“

„Ja.“

„Dann muss ich mich ja vor dir in Sicherheit bringen.“

„Wieso das?“

„Weil in deiner Wohnung eine ‚Pussy‘ keine 3 Sekunden überlebt.“

„Dann zieh dich schon mal aus und leg dich hin.“, erwiderte Kira staubtrocken und griff nach seiner morgendlichen Zeitung.

Kato wusste selbst nicht, was ihn zu diesem Satz getrieben hatte. Und auch wenn er eine Antwort dieser Art erwartet hatte war er trotzdem etwas perplex. Vielleicht deswegen, weil sein Kopfkino schon wieder mit ihm losging.

Er stellte sich vor, wie es wäre, wenn Kira ihn berühren, ihn küssen würde. Wenn er seine Lippen spüren würde, auf seinem Mund, seinem Hals. Wie wäre es, über Kiras Rücken zu streichen.

Er räusperte sich und schüttelte die Gedanken ab, wobei er versuchte den schalen Nachgeschmack zu ignorieren, den seine Vorstellung bei ihm hinterließ.

Er nagte an seinem Brot und beobachtete wie Kira vertieft seine Zeitung las. Er mochte es Kira zuzusehen, wenn er sich auf etwas konzentrierte. Wenn er so abwesend dasaß nahm er kaum etwas anderes wahr. Er wirkte wie ein anderer Mensch, entspannter, weil er an nichts anderes dachte, als das, was er vor sich hatte.

Kato warf einen Seitenblick auf die Uhr.

„Scheiße. Ich muss schon in zwanzig Minuten los.“

Kira sah von seiner Lektüre auf.

„Ruhig Blut. Ich fahr dich. Du darfst auch ausnahmsweise eine Jeans anbehalten. Ist ja keine lange Strecke.“

„Danke.“

Eine Weile saßen sie noch schweigend am Tisch bis Kira die Tageszeitung zusammenfaltete und aufstand.

„Ich ziehe mich eben um, dann können wir los.“

„Hm.“

Kira verschwand und Kato seufzte leise auf. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen. Irgendwie musste er diesen Tag durchstehen ohne wieder alles zu versauen.

Er nahm sich ein Haarband aus seiner Hosentasche und zwang seine Haare in einen Zopf. An ein schwarzes Oberteil hatte er auch gedacht.

„Das wird schon.“, flüsterte er sich selbst zu. Und trotzdem hätte er jetzt gerne ein paar Beruhigungspillen gehabt.

„Los geht’s.“

Kira hatte sich in seine Motorradmontur geworfen und hielt Kato die zweite Lederjacke und einen Helm vor die Nase.

Schnell zog er sich an und griff sich seine Tasche.

„Kann losgehen.“
 

Kato lernte das Motorradfahren immer mehr lieben. Nicht zuletzt deswegen weil er sich so fest an Kira klammern konnte, wie es ihm passte. Umso deprimierter war er jedes Mal wenn ihre Touren endeten.

Auch jetzt löste er sich eher wiederwillig von Kiras breitem Kreuz.

„Also, mach’s gut, Kato.“, sagte er und zwinkerte ihm zu.

Kato hätte gedacht er käme noch mit rein, aber scheinbar wollte der Schwarzhaarige direkt wieder aufbrechen.

Mit quietschenden Reifen wendete er das Motorrad und brauste davon.

Na dann eben auf eigene Faust. Er nahm den Helm ab und befreite sich aus der viel zu warmen Jacke bevor er sich auf das idyllische kleine Café zubewegte.

Als er eintrat wurde er direkt freundlich von Arakune begrüßt. Die Plätze waren bereits gut besetzt und leises Geschnatter erfüllte das Café.

„Das nenne ich mal pünktlich. Erster Pluspunkt. Deine Sachen kannst du hinten ablegen. Komm dann wieder nach vorne.“

Er nickte ihr nur zu und tat wie ihm geheißen.

Von Raphael war noch nichts zu sehen. Der Raum den er betrat war klein. Der Großteil des Platzes wurde von kleinen verschließbaren Schränken eingenommen. Dazu gab es noch einen kleinen Tisch mit nicht dazu passenden Stühlen.

Die gemütliche Atmosphäre die die Besucherzone hatte, war nicht bis in das kleine Kabuff vorgedrungen, so viel war sicher.

Kato verschloss seine Sachen in einem der Spinde und ging wieder nach vorne und –juchey- das war auch wieder der Blonde Penner.

„Tag.“, murmelte Kato und erntete von Raphael nur ein müdes Lächeln.

Es brodelte jetzt schon in Katos Magengegend. Wie sollte er das ohne Ausraster überstehen?

„Ich weise dich erst einmal hinter der Theke ein. Vielleicht kommt später noch der Service dazu.“

„Ich schaffe das auch ganz gut alleine.“, bemerkte Raphael.

„Ist mir egal.“, erwiderte Arakune gleichgültig. „Und nebenbei: Wenn du es so gut alleine schaffst, dann kümmere dich um das Pärchen an Tisch 6. Die warten schon.“

Raphael blickte ziemlich säuerlich drein bevor er ein falsches und dennoch sehr charmantes Grinsen auflegte und sich nach hinten zu besagtem Tisch begab.

„Der ist wie Kira. Man muss ihn gelegentlich mal daran erinnern, wer der Chef ist.“

„Ist dir das jemals gelungen?“

„Bei Kira? Zugegeben: nein.“

Sie lächelte ihn an und bedeutete ihm ihr zur Zapfmaschine zu folgen.

„Auch wenn wir eigentlich Kaffee und Limonaden verkaufen haben wir hier auch Bier.“

„Damit kann ich umgehen.“, erwiderte Kato prompt. Zapfmaschinen waren sein spezielles Talent seit er begriffen hatte, dass man sich an vollen Abenden in fast jeder Kneipe hinter die Theke schleichen konnte um sich selbst ein Bierchen auf Lau zu zapfen.

„Dann zeig mal.“

Ohne Probleme stellte Kato Arakune zwei perfekt gezapfte Weizen vor die Nase.

„Prima. Haken wir das ab. Cocktails kannst du mixen?“

„In Punkto Alkohol macht mir keiner was vor.“

„Im Zweifelsfall gibt es noch eine Rezepturkarte da vorne an der Wand.“ Arakune deutete nach rechts. „Aber es geht schneller wenn man sich bereits auskennt.“

„Dann eben die Kaffeemaschine.“

Es fiel Kato ziemlich schwer Arakune bei ihrem ganzen Gerede zuzuhören. Die Frau redete wie ein Wasserfall. Trotzdem hoffte er das nötigste begriffen zu haben und war erleichtert als sie ihm mitteilte, dass sie ihm noch über die Schulter schauen würde.

Gegen Mittag wurde es ziemlich voll und die Praxiserfahrung ließ nicht lange auf sich warten.

Ein paar Mal machte er einige Fehler aber es lief wesentlich besser als erwartet. Arakune wurde ihm zunehmend doch sympathisch und von Raphael bekam er nicht viel mit.

Zumindest bis zum Schluss.

Zur Mittagspause des Cafés durfte Kato Feierabend machen.

„Das lief schon einmal ziemlich gut.“, lobte ihn Arakune.

„Am besten kommst du morgen direkt wieder, damit du Übung bekommst.“

„Der bleibt also?“ Raphael schien nicht unbedingt begeistert zu sein.

„Ja. Sieht so aus.“

Kato konnte ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken.

„Kommt Kira dich abholen?“, fragte Raphael.

„Weiß ich nicht. Ich denke nicht. Zumindest war das nicht abgesprochen.“

„Dann werde ich ihn eben anrufen müssen. Ich wollte ihn heute Abend auf eine Party von Freunden einladen.“

„Erzähl ihm das und nicht mir, du Vogel.“, erwiderte Kato schnippisch. Ihm war durchaus klar, dass Raphael ihm nur klarmachen wollte, dass er und Kira ganz dicke miteinander waren. Was für einen Komplex hatte der Typ?

„So ist’s Recht, Kato. Wie hat’s dir denn heute gefallen?“, mischte sich Arakune in ihren aufkeimenden Disput ein. Kato wurde das Gefühl nicht los das zwischen Raphael und der Caféinhaberin die Stimmung etwas angespannt war.

„Ganz gut. Anstrengend aber ich hatte schlimmeres erwartet.“

„Gut, dann bis morgen. Gleiche Zeit. Sonntags ist immer viel los.“

„Ok. Dann bis morgen.“

Er ging nach hinten um seine Sachen zu holen und stellte, als er sich umdrehte, fest dass Raphael hinter ihm stand.

„Du wohnst jetzt bei ihm, oder?“

„Zurzeit schon. Mal sehen wie lange noch. Ich zahle jetzt erst einmal ein bisschen Miete mit. Also wohl noch ein Weilchen.“

„Meinst du nicht, dass er davon ein bisschen genervt ist?“

„Worauf willst du hinaus?“

„Na ja. Wir alle wissen, dass er kein Kind von Traurigkeit ist… ein Mitbewohner ist da etwas stressig.“

„Er ist viel weg. Ich denke, dass er durchaus zum Zug kommt. Er scheint mit mir kein Problem zu haben und wir wissen auch dass er ziemlich ehrlich und direkt ist“

„Denkst du?“

„Ich weiß von der Sache mit seiner Schwester.“

Mit großer Freude stellte Kato fest, dass Raphael eindeutig überrascht war. Er schien nicht zu wissen, was er antworten sollte.

„Was willst du eigentlich Raphael? Hast du irgendwelche Besitzansprüche auf ihn?“

„Ich habe eher das Gefühl, dass du welche erhebst. So wie du ihn ansiehst…“

Katos Magen sackte gefühlte zwanzig Meter tief. Sah man es ihm etwa so sehr an?

„Mach dich nicht lächerlich.“, versuchte er abzulenken.

Ein breites Grinsen zog sich über Raphaels Gesicht.

„Er macht keine Annäherungsversuche, hm? Soll ich dir mal was verraten? Ich habe schon die ein oder andere Nacht bei Kira verbracht. Man kann als Kerl durchaus bei ihm landen. Aber du solltest dir da keine Hoffnungen machen.“

Sein Magen lag bereits am Grund der Schlucht und in Windeseile beeilte sich sein Herz hinterher zu rutschen.

Sollte er Raphael das glauben? Aber hatte er sich nicht selbst über die Vertrautheit zwischen den Beiden gewundert? Das würde auch erklären, warum Raphael sich derart eifersüchtig verhielt.

„Kira hat viele Affären aber wenig echte Freundschaften.“, krächzte er hervor.

„Das von dem Drogenjunkie, der ihm höchstens die Bude vollkotzt?“

„Das hat sich geändert! Ich wüsste auch nicht, was es dich angeht.“

„Ich habe also Recht.“

„Einen Scheiß hast du.“

„Er wollte es mir ja nicht glauben.“

„Wie bitte?!“

„Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass du mehr in ihm siehst. Er sagte, dass du meistens nicht mehr als dich selbst sehen würdest und dass ich mich irre. Gib es auf, Junge.“

Kato fühlte sich taub. Ihm war plötzlich kalt. Alles in ihm wand sich.

„Was soll das? Bist du derart gefrustet, weil du weißt, dass auch du nie seine Nummer eins sein wirst? Wenn er dich ein, zwei Mal gepoppt hat, heißt das nicht dass dazwischen nicht zehn Frauen waren. Du bist genau so eine arme Sau wie ich. Nur dass du es noch nötig hast dein verletztes Ego durch kindische Votzeleien zu überspielen. Du tust mir Leid. Ich kann wenigstens normal mit ihm reden. Ich kann einfach bei ihm sein ohne dass Worte nötig sind. Er hat mich nie aufgegeben, ist immer bei mir geblieben, duldet mich immer in seiner Nähe. Glaubst du er würde noch mit dir reden, wenn du nicht den Boten spielen würdest?“

Kato nutzte Raphaels Sprachlosigkeit um sich schnell an ihm vorbei zu drängen. Noch einen weiteren Konter des Blonden würde er nicht ertragen können.

Mit Not und Mühe hatte er seine letzte Rede hervor pressen können. Diese Worte waren die Frucht purer Verzweiflung, der letzte Versuch sich selbst davon zu überzeugen, dass alles nicht so schlimm war.

Mühsam verabschiedete er sich schnell von Arakune und hechtete aus dem Café. Was er gerade gehört hatte hätte er lieber nie erfahren. Kira hatte eine Affäre mit Raphael? Er sollte sich vielleicht freuen, dass es als Mann durchaus möglich war den Weg in Kiras Bett zu finden. Umso schlimmer jedoch war die Erkenntnis dass er nach wie vor nur der Kumpel war. Er hatte sich einreden können, dass nur die körperliche Barriere schuld daran war. Aber nun war er in der Situation des Schulmädchens, das in ihren besten Freund verliebt war aber mit ansehen musste, wie er mit der Cheerleaderin ausging.

Er fühlte sich miserabel. Er konnte jetzt noch nicht zurück in ihre Wohnung. Wie gerne würde er sich jetzt betäuben. Einfach vergessen. Wieder zurückkehren in das Meer aus Gleichgültigkeit.

Es war so heiß und trotzdem fror er. Er starrte auf Jacke und Helm in seiner Hand und hätte sie am liebsten in Flammen aufgehen lassen.

Er fing an zu rennen, ohne Ziel. Er versuchte einfach zu laufen um den Schrecken zu überholen und hinter sich zu lassen. Einfach vorwärts. Vorwärts. Weiter Richtung Nimmerland bis die Lunge brannte wie Feuer.

Erschöpft hielt er inne und stellte fest, dass er im Park gelandet war. Hier hatte er so oft gefixt und war dann im Gras seinem Rausch erlegen.

Auch jetzt ließ er sich einfach fallen. Doch die Halme spendeten ihm keinen Trost. Sie pieksten und kratzten. Die Sonne erschien ihn wie ein bestialischer Gruß der Eifersucht. All diese glücklichen Leute hier verursachten ihm Brechreiz, ihr fröhliches Lachen klang in seinen Ohren grausam und höhnisch.

Er konnte nicht weinen, obwohl er sich innerlich komplett zerschlagen fühlte.

Er hätte nie gedacht, dass er sich jemals so schlecht fühlen konnte. Bisher hatte er die Erfahrung mit brodelndem Zorn gemacht, mit maßloser Enttäuschung, auch mit tiefer Trauer. Aber nie mit verzehrender, enttäuschter Sehnsucht, mit Liebeskummer.

Er hatte das Gefühl dass ihn davon auch keine Droge der Welt würde erlösen können.

So lag er einfach nur da, er wusste nicht wie lange.

„Yo, Kato.“

Kato blickte sich um und stellte fest, dass Bobby vor ihm stand.

„Hab dich lang nich mehr gesehen. Willste wieder neuen Stoff?“

„Hab aufgehört…“

Er wusste selbst wie kraftlos und unüberzeugend er klang.

„Cool Mann. Aber du weißt ja: Eine kleine Pille dann und wann schadet nicht.“

Hatte er vielleicht recht? Wenn es richtig stresste konnte es doch nicht schaden sich dann und wann abzulenken… So lange er nicht wieder Heroin drückte war doch alles im Lot oder?

Kira wäre da sicher anderer Meinung. Aber Scheiße, wer interessierte sich denn für dieses Arschloch, für Mr. Perfect.

„Was hast du denn da?“

Er konnte ja einfach mal Fragen. Das kostete ja nichts.

„Upper, Downer. Morphium… Valium… LSD…Ecstasy…“

Kato dachte nach und Bobby ließ ihm die Zeit. Geld hetzte man schließlich nicht.

„Hast du vielleicht-“ weiter kam er nicht denn eine Stimme hinter ihm unterbrach ihn.

“Das einzige, was du gleich hast, Bobby, ist ein gebrochenes Nasenbein!”

Das tiefe Grollen hinter Kato konnte nur einen Ursprung haben. Er wagte es nicht sich umzudrehen. Der Blick in Bobbys Gesicht reichte. Er schluckte und sah sich hektisch um.

„Hey, ich mach nur meinen Job… Es ist seine Entscheidung.“

Kira trat plötzlich in sein Blickfeld und packte Bobby am Kragen. Ohne große Mühe presste er ihn an einen Baum und zog ihm am Kragen in die Höhe.

Kato wusste aus eigener Erfahrung, dass Kiras Bärenkräfte nicht zu unterschätzen waren, wenn sein Temperament erst einmal mit ihm durchging. Bisher hatte er das nur ein einziges Mal erlebt. Und er wollte es eigentlich nie wieder.

„Wenn es Penner wie dich nicht gäbe, Bobbylein, dann gäbe es einige Probleme auf der Welt weniger. Du bist ein Ermöglicher. Du versucht Menschen mit aller Macht zu diesem Mist zu überreden. Du bist nichts als lästiger Abschaum der Gesellschaft.“

Sein Bein schnellte so schnell in die Höhe dass Kato es erst richtig realisierte als Bobby stöhnend und hustend auf dem Boden lag.

„Hör mir gut zu, Bobby: Wenn ich dich noch einmal in seiner Nähe sehe bist du dran. Wenn ich ihn einmal high erwische, mache ich dich stellvertretend dafür verantwortlich. Dann bist du auch dran. Haben wir uns da verstanden?“

Selbst Kato lief es eiskalt den Rücken runter. Kira sprach leise aber seine dunkle Stimme hatte einen derart bedrohlichen Ton angenommen, dass auch er es nicht wagte sich zu bewegen.

„Habe verstanden.“

„Das hoffe ich. Und jetzt verzieh dich.“

Mit Mühe rappelte Bobby sich auf und humpelte davon.

„Und jetzt zu dir.“

Kato setzte sich auf. Einerseits hatte er etwas Angst vor dem, was ihn erwartete. Andererseits war er auch stinksauer.

„Bist du jetzt stolz?“, fragte Kira.

„Nein, du? Hast mich mal wieder ganz toll gerettet, den schwarzen Ritter gespielt, den besseren Menschen. Toll. Hast wieder klar gemacht, wer der Chef ist, dass ich nichts alleine schaffe. Klasse. Was interessiert es dich eigentlich?! Wenn ich mich selbst umbringe, was juckt es dich?!“

Kira ließ sich neben ihm auf den Boden sinken.

„Vielleicht weil ich mir Sorgen, um dich mache?“

Er sah Kato direkt in die Augen. Unterschwellig sah man noch die Wut, aber sie galt nicht ihm. Dominierend war ein fast freundlicher Ausdruck. Und Anteilnahme, wenn Kato sich nicht ganz täuschte.

„Klar. Warum solltest du? Ich lieg dir ja nur auf der Tasche und interessiere mich nur für mich.“

Raphaels Worte lagen ihm wieder schwer im Magen.

„Vielleicht habe ich mich einfach an dich gewöhnt? Du gehörst mittlerweile einfach zu meinem Leben dazu. Diese ganzen Bettgeschichten und Bekanntschaften, die sind austauschbar. Aber du und Setsuna, ihr seit ein fester und wichtiger Bestandteil meines Lebens.“

„Was machst du überhaupt hier?!“

„Arakune hat mich angerufen und meinte du wirktest irgendwie verstört als du gegangen bist. Dann habe ich mich mal kurz mit Raphael unterhalten… danach bin ich dich suchen gegangen.“

„Was hat er dir erzählt?“

Kira ließ sich auf den Rasen sinken und schloss die Augen.

„Er meinte er hätte dir klarmachen wollen, dass du dir keine Hoffnungen machen sollst… Dabei kann Raphael wohl kaum wirkliche Aussagen über mich machen. Wäre da nicht Alexiel wäre er genauso austauschbar.“

Kato antwortete nicht. Kira schien auf ihn nicht wütend zu sein.

„Eigentlich ist das ganze meine Schuld.“, fuhr er fort. „Ich habe gedacht, dass dir das alles nicht ganz ernst ist. Das das einfach deine Art ist damit klarzukommen, dass du jetzt clean bist… weil alles so neu ist. Ich wollte dir nicht zu nahe treten und hab es einfach laufen lassen. Ich dachte du änderst deine Meinung sowieso wieder. Aber du hast dich sehr verändert.“

„Und was heißt das jetzt?“

„Ich habe dir von meinem Lebensstil nie erzählt, weil ich dachte, dass du komplett ausrasten würdest.“

„Wäre ich wohl vor ein paar Wochen auch noch.“

„Genau das meine ich. Du bist viel zurechnungsfähiger geworden. Ich habe Raphael jedenfalls klargemacht, dass er sich nicht mehr einbilden soll, dass er in irgendeiner Weise über dir steht. Du nimmst einen wichtigeren Platz ein als er. Er solle die Schnauze halten und mal etwas Verantwortungsbewusstsein lernen. Was er getan hat war absolut daneben.“

„Du weichst aus.“

Kira drehte sich um so dass sie sich in die Augen sehen konnten.

„Ich weiß nicht, was das heißt. Es heißt, dass ich will, dass du weiter bei mir bleibst. Ich will nicht, dass das zwischen uns steht.“

„Ich habe mich damit abgefunden gehabt, dass das nichts wird… zwei Männer und so… aber jetzt wo ich weiß dass es gehen würde… macht mich das irgendwie fertig.“

Kira lächelte ihn an.

„Weißt du, Kato… ich glaube wir werden einfach sehen, was daraus wird. Tatsache ist, dass du meine Lieblingsblondine bist.“

„Du bist ein arrogantes Arschloch.“

„Ich weiß. Kommst du trotzdem mit?“

„Wohin auch immer du willst.“

„Gut.“

Noch eine Weile schwiegen sie sich an und starrten in den Himmel.

Was sollte er sich denn dabei denken? Hieß das jetzt sie waren immer noch Freunde und nicht mehr? Hieß das er hatte eine minimale aber vorhandene Chance?

Auf jeden Fall hieß es, dass Raphael mächtig verkackt hatte. Und er hatte dadurch quasi gewonnen.

„Ich habe mit Arakune abgemacht, dass du morgen frei machen kannst, weil es so gut lief. Wenn du magst können wir was trinken gehen. Ohne Aufriss. Nur wir.“

„Gerne. Vielleicht könnten wir ja noch Mudo mitnehmen.“

„Ich frag ihn.“
 

Setsuna hatte sich höflich bedankt aber abgelehnt, da er scheinbar eine Art Date mit Sarah hatte.

So waren sie letztendlich doch nur zu zweit losgezogen.

Jetzt saßen sie in irgendeiner Kneipe und Kato grinste zufrieden vor sich hin. Eigentlich war es ganz nett, wie sie hier saßen bei alter Rockmusik mit Bier, ohne Frauen, ohne Stress. Ein wenig angeschickert.

„Das war auf jeden Fall eine gute Idee.“, stellte Kato fest.

Sie hatten sich über so viel unterhalten. Er hatte Dinge erfahren, die er vorher nicht gewusst hatte und die ihn auch eigentlich nie interessiert hatten. Zum Beispiel dass Kiras Lieblingsfarbe nicht schwarz war, sondern rot. Dass er keinen Fisch mochte aber Reispfannen umso lieber. Dass er Chatsprache verabscheute und eigentlich immer hatte Klavier spielen wollen.

Und Kato hatte Geschichten von ihrer gemeinsamen Zeit wieder aufgewärmt, über seine Dummheiten gelacht, festgestellt dass Rot tatsächlich schöner war als schwarz jedoch mit grün nicht mithalten könne. Dass Fisch tatsächlich eklig sein konnte außer er war gut durchgebraten, Chatsprache aber eigentlich nichts so schlimm sei, Klavierspielen allerdings sehr schwul, was aber in Anbetracht der Umstände nicht so schlimm sei. Er hätte ja lieber E-Gitarregelernt.

Auch über ernste Sachen hatten sie geredet. Darüber, dass Kato nicht bei der Beerdigung seines Vaters gewesen war, wie enttäuscht er gewesen war nie Anerkennung von ihm erfahren zu haben. Dass das viel schlimmer gewesen war als zu erfahren dass er einen anderen Vater hatte. Ihm wäre das ja egal gewesen, denn eigentlich sei der Stiefvater immer sein echter gewesen. Dass er Sae eigentlich vermisste.

Er gestand wie schwer ihm das Leben ohne Drogen manchmal fiel, dass er aber trotzdem nicht mehr zurück wolle.

Dass er ohne Kira oft nicht weiter gewusst hätte.

Der Schwarzhaarige hörte zu, unterließ seine Moralpredigten. Kira erzählte, dass er bereits als sie sich kennenlernten keinen Bock auf Katos Kumpels gehabt hatte aber trotzdem gelblieben war, weil er ihn, Kato, zu interessant fand um wieder zu gehen.

Er hätte das Gefühl gehabt die gleiche Wut in Kato zu sehen, die er auch spürte, die ihn dazu trieb Autos zu zerdeppern, all diese Frauen zu vögeln, Lehrer zu beleidigen.

Dass er ihn einige Male nur zu gut hatte verstehen können.

Das Gespräch war sehr persönlich aber Kato fühlte sich nicht mehr unwohl dabei.

Seit ihrem Zusammentreffen im Park stand er ohnehin schon seelisch nackt vor Kira.

„Lass uns gehen.“, sagte Kira irgendwann und stand etwas wackelig auf.

Kato tat es ihm gleich und spürte ebenfalls, dass er vielleicht ein bis zwei Bierchen zu viel getrunken hatte. Er fühlte sich total benebelt.

Kira zahlte und sie zogen ihre Jacken an.

„Ich hätte nie gedacht, dass wir jemals so offen reden würden.“, gestand Kato draußen.

„Ich auch nicht. Es kann sich eben viel ändern.“

„Ich glaube, dass wird noch ein sehr schönes Jahr.“, murmelte Kato.

Kira legte ihm kumpelhaft einen Arm um die Schulter und zog ihn näher. Kato ließ es geschehen und sog Kiras Duft tief ein. Nie würde er den vergessen.

„Ja, das wird es. Ich werde dich echt vermissen, Mann. Aber ich komme wieder.“

„Das will ich auch hoffen.“

„Du könntest ja auch mal vorbeikommen…“

„Bin ich reich oder was?“

„Wir finden schon eine Möglichkeit.“

„Träumer.“

„Das mal aus deinem Mund und nicht aus meinem.“, lachte Kira.

„Scheiße, dass war echt ein bisschen viel Bier.“, murmelte er danach.

„Wenigstens daran merkt man, dass du Japaner bist: Du verträgst keinen Alkohol.“

„Sonst merkt man es nicht?“

„Du bist viel zu groß und zu hellhäutig. Und zu unhöflich.“

„Na wenn es nach letztem Punkt geht, dann bist du aber auch keiner. Und was die Haare betrifft… Hautfarbe… vielleicht sind wir beide keine Japaner?“

„Aliens?“

„Manchmal kommt es mir so vor.“

„Dito.“

„Sag mal Kira. Wie ist es eigentlich einen Mann zu küssen?“, fragte Kato nach einer kurzen Pause.

„Anders. Männer sind nicht so zaghaft wie Frauen…“

„Gab es bei dir schon viele?“

„Nee. Könnte ich an einer Hand abzählen.“

Irgendwie erleichterte das Kato. Scheinbar musste man als Mann schon das gewisse etwas haben. Bei Frauen war er da wesentlich wahlloser.

„Ich komm da irgendwie immer noch nicht drauf klar… auf die ganze Situation, meine ich.“, gab Kato zu.

„Ist am Anfang immer ungewohnt.“

„Ich glaube nicht, dass ich…“

Nein, diesen Satz würde er nicht beenden: Dass er je einen anderen Mann attraktiv finden würde, dass es nur an Kira lag.

„Was?“

„Dass ich mich so schnell daran gewöhne…“

„Wirst schon sehen.“

Kato lehnte sich an Kiras Schulter.

„Warum habe ich mich nicht früher hierfür entschieden?“

„Vielleicht warst du einfach noch nicht bereit?“

„So simpel?“

„Ist im Leben häufig so.“

Kira fingerte die Wohnungsschlüssel aus seiner Hosentasche und schloss die Tür auf. Um die Treppe gefahrlos zu erklimmen stützen sie sich gegenseitig und Kato genoss das Gefühl an Kiras festen Körper zu lehnen. Oben angekommen pfefferten sie ihre Sachen einfach in die Ecke. Im Suff war wohl die einzige Situation in der Kira mal unordentlich war.

„Mitternachtssnack?“

„Bin dabei.“

„Ich hab Bock auf Cilly.“, stellte Kira fest.

„Das dauert ewig.“

„Egal. Es gibt Cilly. Du kannst mir helfen.“

Und ehe Kato sich versah schnibbelte er Gemüse. Kira kümmerte sich derweil um den Rest und schon blubberte das Cilly im Kochtopf vor sich hin.

„Jetzt müssen wir noch warten…“

Mit einer Flasche Wasser zur Katerverhütung setzten sie sich aufs Sofa und schauten sich irgendwelche nächtlichen Talkshows an.

„Willst du es immer noch wissen?“

„Was?“

„Wie es ist einen Mann zu küssen.“

War das ein Angebot? Kira war betrunken, er war betrunken. Er konnte es gefahrlos annehmen und am nächsten morgen konnten sie beide so tun als sei nichts passiert. Aber würde das die Sache nicht verschlimmern? Andererseits würde sein Verlangen vielleicht abnehmen, wenn er es einmal probiert hatte…

„Ich glaube schon.“, flüsterte er.

Kira lächelte ihn an und ausnahmsweise wirkte es ehrlich und nicht gekünstelt oder kalt.

Langsam lehnte er sich zu ihm herüber und legte ihm eine seiner starken Hände in den Nacken. Kato überzog eine angenehme Gänsehaut. Er spürte Kiras Atem an seinem Mund und schloss die Augen als die Lippen des Schwarzhaarigen seine berührten. Er lehnte sich Kira entgegen und erwiderte den Kuss. Es war als zöge sich ein Feuer von seinen Lippen aus bis in seinen Magen. Kira hatte Recht: Er küsste nicht so zaghaft wie die Mädchen, deren Küsse waren wie kleine Schmetterlinge.

Er wusste genau, was er wollte und was er tat. Sein Kuss war forscher, intensiver. Kato dachte nicht daran ihn so schnell wieder gehen zu lassen und zog ihn seinerseits näher zu sich.

Kiras Zunge teilte seine Lippen und ließ ihm noch schwindeliger werden.

Kein Wunder, dass ihm keine Frau mehr widerstand, wenn er sie erst geküsst hatte.

Kato fuhr durch Kiras weiches Haar, das einzige was an ihm weich war. Eigentlich hatte er einen unbequemen Körper, der das allerdings durch eine ganze Menge Ästhetik und Sexappeal wieder wett machen konnte.

Kato spürte wie er nach hinten in die Kissen gedrückt wurde. Gegen Kiras rohe Kraft hätte er selbst wenn er gewollt hätte nichts ausrichten können.

Dann unterbrach Kira den Kuss und leckte sich über die Lippen.

„Ich schätze, das ist der Moment an dem ich aufhören sollte.“

Noch immer waren sich ihre Gesichter sehr nahe.

„Willst du denn aufhören?“, fragte Kato.

Er spürte Kiras Hand noch immer in seinem Nacken, mit der anderen stütze er sich ganz nah neben seinem Bauch ab. Seine Stimme war eine Nuance dunkler geworden.

Seine Lippen verzogen sich zu einem anzüglichen Grinsen.

„Du kennst mich… aber ich will dir nicht wehtun.“

Kato wusste, dass er Recht hatte. Es war noch nicht an der Zeit dafür.

„Du hast Recht. Gib mir nur noch einen Kuss.“

Kira beugte sich wieder zu ihm hinunter. Diesmal war er viel zärtlicher und ließ sich etwas mehr Zeit.

Kato berührte mit kribbelnden Fingerspitzen Kiras Rücken und genoss jeden Moment ihrer Nähe bevor der andere sich wieder zurückzog.

„Danke.“

Kira antworte nicht, stattdessen rollte er sich von Kato hinunter. Allerdings ging er nicht, sondern legte sich neben ihn und nahm ihn von hinten in den Arm.

„Ich frage mich wirklich was noch aus uns wird.“, meinte er.

Kato legte seine Hand auf Kiras.

„Meinst du es gibt vielleicht eine Zukunft?“

„Jedenfalls küsst du ziemlich gut. Nein, im Ernst… ich glaube wir sind mehr als einfache Freunde… aber ich weiß nicht, ob es für eine Beziehung reicht.“

„Das genügt vorerst.“

Und das war nicht gelogen. Es bedeutete, dass es einen kleinen Streifen Hoffnung gab. Er ließ Kira nicht kalt, sie lernten sich immer besser kennen. Er hatte eine Chance. Er würde eben das erste Mal in seinem Leben etwas investieren müssen. Und das erste Mal bereitete ihm das keine Angst. Er war bereit dafür.

„Cilly ist fertig.“, unterbrach Kira seine Gedanken.

„Gleich…“

Und so blieben sie noch fünf Minuten liegen während ihre Atemzüge und Herzschläge sich anglichen.
 

So, einen schönen Tag noch ihr Lieben



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2010-09-12T18:39:13+00:00 12.09.2010 20:39
Ach~ *bewunder* es ist nach wie vor das schönste und autentischste was ich seit langem zu den beiden gelesen habe und am liebsten würd ich denen ja persönlich ma alles gute wünschen xD
die sind einfach so perfekt aufeinander eingespielt und genau diese spezielle bindung zueinander hast du einfach richtig schön untermalt, grade auch in diesem kapitel wo es darum ging einige wahrheiten ans licht zu förden und das ohne das da irgendwer nicht in geeigneter weise reagiert.
wirklich schön~
Von:  mangacrack
2010-09-12T16:43:15+00:00 12.09.2010 18:43
Ein Kapitel von goldener epischer Kunst, jawohl!
Denn es die Entwicklung passt und stimmt einfach. Die meisten Autoren drucksen um den Punkt herum, an dem das Paar zueinander findet, ehe dann alles furchtbar schnell passiert. Komplikationen hat jedes Leben und das macht es ja erst interessant. Wäre ja langweilig, wenn alles einfach wäre.
Und Kira hat auch irgendwie recht. Er und Kato werden nie das klassische Paar sein, dass sich den Tag merkt an dem sie zusammen gekommen sind und Dates haben etc. ... sie kennen sich schon so lange, haben schon so viel miteinander durchgemacht, da ist die Beziehung eben anders. Sie sind nur näher aneinander heran gerückt.

Schönes Kapitel und für ein weiteres warte ich gerne drei Wochen
mangacrack
Von:  nNicole
2010-09-12T14:23:51+00:00 12.09.2010 16:23
Hey ich liebe dein FF von mal zu mal mehr , Rahpi ist ein Arschl.... wie kann er es wagen katolein so zu setzen bildet sich was gan schon ein zum glück hat Kira es zurecht geborgen voll schon die beiden .


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