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Inner conflicts

von

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Glance

Donnerstag, November 2, 1944
 

9:15 P.M.
 


 

„Wenn es dir nicht um die Kette ging und ich dir ebenso verhasst bin wie du mir, warum hast du mich dann überhaupt geküsst?“
 

Riddle antwortete nicht. Hermine hätte es auch überrascht, wenn es anders gewesen wäre. Trotz allem war sie enttäuscht und sie wusste selbst nicht genau, was sie von ihm erwartet hatte. Wohl kaum, dass er ihr plötzlich seine Liebe gestand. Aber vielleicht, dass er ehrlich genug war, um ihr zu sagen, dass er die Kette gestohlen hatte. Doch er schwieg nur und das machte sie unendlich wütend.

Sie holte tief Luft, um nicht gleich vor Wut los zu schreien.

„Ist es nur, weil du mich fürchtest? Willst du nicht, dass ich dir weiter deinen Platz streitig mache? Schließlich bin ich diejenige, die in deinem Club sitzt, während du der Rausgeschmissene bist!“

Hermine schalte sich im selben Augenblick einen Dummkopf. Warum musste sie Riddle auch immer nur reizen statt einfach einmal im Leben den Mund zu halten?

Er drehte sich ganz langsam zu ihr um. Sein Blick sprühte vor Zorn.

„Du tust was?“, fragte er ganz leise und bedrohlich, dass ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief.

Jetzt hieß es einfach nur die Ruhe bewahren und nichts Falsches sagen.

„Dein kleiner Club von Todesser hat mich eingeladen den Treffen beizuwohnen, aber dich hab ich da noch nie gesehen. Hattest du eine Meinungsverschiedenheit mit ihnen?“

Hermine musste wieder an das gestrige Frühstück denken als Lestrange und Riddle diskutiert hatten. Vielleicht erfuhr sie endlich, was hier nicht stimmte. Sie wollte es wissen.

Riddle war aufgebracht und musste sich zusammenreißen. Er atmete zischend aus.

„Mein kleiner Club von Todesser hat dich gar nicht zu interessieren. Halt dich da raus und tauch nie wieder bei den Treffen auf, wenn dir dein Leben lieb ist.“

Er überwand die Distanz zwischen ihnen und baute sich direkt vor ihr auf. Ihre Gesichter waren sich wieder so nah und obwohl Hermine sich fürchtete hatte sie für einen Augenblick das Gefühl sich an Riddle anlehnen zu müssen, um nicht ins Bodenlose zu stürzen.

Aber sie musste sich jetzt zusammenreißen, damit er nicht merkte, dass sie Angst hatte. Sie warf die Haare zurück und warf ihm einen bösen Blick zu.

„Ich tue, was ich für richtig halte und werde mir von dir wohl kaum etwas verbieten lassen.“

Dann ging sie hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei und verzog sich in ihren Schlafsaal. Es lohnte sich nicht mehr das Buch zu holen, um zu Sophie und Eileen zurückzukehren.

Stattdessen warf sie sich auf das Bett und überlegte, warum Riddle und die Todesser getrennte Wege gingen. Er konnte sagen was er wollte, es musste etwas zwischen ihnen vorgefallen sein.

Aber wie konnte sie herausfinden was es war? Würde Lestrange ihr diese Frage beantworten?

Hermine konnte Lestrange noch nicht so recht einschätzen. Sie hatte erst wenige Male mit ihm gesprochen und konnte sich keinen Reim aus ihm machen.

Er schien nett zu ihr zu sein und sie auch zu mögen, aber Hermine war sich nicht sicher wie viel davon wiederum echt war und wie viel davon von ihrer falschen Herkunft beeinflusst war.

Lestrange vertrat Riddles Ideale erbarmungslos und doch war er anders in seiner Art und Weise. Es musste einen Grund geben für diesen Unterschied.

Hermine nahm sich fest vor morgen Lestrange gerade heraus zu fragen. Entweder er antwortete ihr oder sie musste andere Mittel und Wege suchen. Irgendwo musste noch ihr Zaubertrankbuch liegen.

Sie hatte noch nie Veritaserum hergestellt, aber wenn sie keine Wahl hatte, würde sie es zumindest versuchen, um endlich herauszufinden was hier nicht stimmte.

Es würde dauern bis der Trank fertig war, aber sie hatte Zeit und Geduld. Sie würde noch früh genug herausfinden, was hier gespielt wurde.
 

Hermine wusste sofort, dass es ein Traum war, als sie wieder das brennende Hogwarts sah.

Sie sah das dunkle Mal über dem Schloss schweben. Sie sah unzählige Tote und Verletzte.

Sie sah Todesser, die die Überlebenden folterten. Sie sah das Blut und das Feuer, was alles verschlang.

Und dann sah sie ihn. Nicht Lord Voldemort, sondern Tom Riddle.

Er beobachtete die ganze Szene mit seinem gleichgültigen Gesichtsausdruck. Nur sein kleines, süffisantes Lächeln zeigte, wie sehr er es genoss.

Sie rang mit den Tränen und der Wut. Wie konnte er einfach da stehen und zusehen?

Niemand konnte so gefühlskalt sein! Sie wollte schreien, doch es kaum kein Laut über ihre Lippen.

Doch Riddle nahm sie trotzdem wahr. Wie im ersten Traum drehte er sich zu ihr und sie sah ihr verängstigtes Spiegelbild in seinen eiskalten Augen.

Er stand ihr mit erhobenem Zauberstab gegenüber und Hermine wusste genau er würde sie umbringen.

Doch wieder zögerte er und ließ seinen Zauberstab sinken. Da war wieder dieses verräterische Funkeln in seinen Augen, doch diesmal erkannte sie was es war. Es war Wärme.

Seine Augen schienen aufzutauen. Er trat auf sie zu. Alles an ihm war auf einmal warm und einladend.

Hermine wollte sich in seine Arme stürzen lassen und alles vergessen.

In ihr war wieder dieser Gedanke, der sich in ihrem Kopf ausbreitete und sie völlig einnahm.

Sie wollte ihn abschütteln, doch er war überall und klammerte sich fest.

Wenn Riddle fühlen konnte, konnte er dann zurück auf den rechten Weg gebracht werden?

Konnte sie ihn retten und musste ihn nicht töten? War das möglich?

Sie wagte kaum zu atmen, sondern blickte nur in Riddles Augen, die fast sanft wirkte.

Konnte es möglich sein? Konnte sie ihn vielleicht retten?

Hermine erwachte mit einem Schreck. Schon wieder dieser seltsame Traum. Als ob es jetzt noch möglich wäre Riddle auf den richtigen Weg zu bringen. Er hatte bereits getötet.

Sie schnaubte über ihre Träume. Sie wollte gar nicht erst über diese Möglichkeit nachdenken.

Also stand sie auf und zog sich an. Heute würde sie mit Lestrange reden. Vielleicht sollte sie Blaise noch in ihre Pläne einweihen, aber erstmal versuchte sie es auf eigener Faust.

Riddle saß wieder einmal in ihrem Gemeinschaftsraum, den Hermine aber mit großen Schritten durchquerte ohne ihn auch nur zu grüßen.

Heute wurde sie nicht rot. Heute war sie stark genug, um Riddle die Stirn zu bieten. Er würde noch sehen, was er sich für einen Ärger mit ihr eingebrockt hat.

Als sie die große Halle betrat, blickte sie sich nach Lestrange um, konnte ihn aber noch nicht entdecken. Also setzte sie sich zu Sophie und Eileen.

„Wo bist du gestern abgeblieben? Wir haben noch auf dich gewartet.“

Sophie sah sie vorwurfsvoll an. Hermine verdrehte gekonnt die Augen.

„Ach ich bin in Riddle rein gelaufen, der mich darüber aufgeklärt hat, dass selbst die Schulsprecherin um diese Uhrzeit nicht mehr auf den Fluren unterwegs sein sollte.“

„Oh. Das erklärt natürlich einiges. Riddle nimmt immer alles so genau.“

Sophie seufzte. Und Eileen setzte mit einem Schnauben hinzu.

„Er ist einfach nur ein arrogantes Arschloch. Du solltest dir nichts von ihm sagen lassen.“

Hermine nickte geistesabwesend und ließ ihren Blick wieder über den Slytherintisch schweifen.

Kein Lestrange zu sehen. Dafür hatte Riddle seine morgendlichen Studien unterbrochen und sich dazu herabgesetzt ebenfalls zu frühstücken bevor der Unterricht losging.

„Wenn man vom Teufel spricht…“, murmelte Eileen, als sie Hermines Blick folgte.

„Das nächste Mal werde ich ihm mal so richtig die Meinung geigen.“

Hermine wand sich ab und sah Eileen mit boshaftem Lächeln an. Eileen nickte zustimmend.

Diesmal verdrehte Sophie die Augen, sagte aber nichts dazu, sondern sprach von anderen belanglosen Dingen mit denen sie ihr Gespräch fortsetzten bevor der Unterricht begann.
 

Hermine brauchte Lestrange gar nicht groß zu suchen. Nach Verteidigung gegen die dunklen Künste stand er so plötzlich hinter ihr, dass sie sich erschrak.

„Ich hab dich gesucht. Sag deinem Bruder, dass es heute Abend wieder ein Treffen gibt.“

Hermine nickte und musste sich erst einmal sammeln.

„Sollte das Treffen nicht erst nächste Woche stattfinden? Warum wird es vorverlegt?“

Sie wollte erst einmal ein normales Gespräch anfangen bevor sie ihre Frage stellte.

Lestrange zuckte mit den Schultern.

„Hat keinen bestimmten Grund. Heute passt einfach genauso gut wie in einer Woche.“

„Kann ich dich was fragen, Lestrange? So aus purer Neugier?“

Er nickte. „Du kannst alles fragen, was du willst, Prinzessin.“

Hermine fühlte sich leicht veräppelt, weil er ihr immer Kosenamen gab und zögerte kurz.

„Hattet ihr Streit mit Riddle? Ich hab gesehen wie ihr miteinander diskutiert habt.“

„Nichts Besonderes. Er wollte mich nur mal wieder belehren und das lass ich mir nicht gern gefallen. Die Jungs hören eh eher auf mich als auf ihn.“

„Ist das der Grund warum Riddle nicht zu euren Treffen auftaucht? Mir hat er nämlich gesagt, dass ich nicht wieder bei euren Treffen auftauchen soll, aber er scheint überhaupt nicht das Sagen zu haben, aber bevor ich da was missverstehe, wollte ich dich fragen.“

Lestranges Augen wurden schmal und er schnaubte verächtlich.

„Du brauchst gar nicht auf ihn hören. Er taucht doch selber nie auf und hält sich immer für etwas Besseres als alle anderen. Da muss er sich nicht wundern, wenn keiner mehr auf ihn hört.“

Hermine nickte doch in ihrem Kopf arbeitete es. War es wirklich so einfach? Handelte es sich einfach nur um Machtkämpfe? Gönnte Lestrange Riddle nicht die Führungsposition?

Es schien so einfach zu sein, aber Hermine wollte sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben. Ihr Gefühl sagte ihr, dass noch viel mehr dahinter steckte und Neid auf die Macht nur ein Grund war.

Aber sie wusste, dass Lestrange nicht noch mehr zu diesem Thema sagen würde. Und noch mehr Fragen würden ihn misstrauisch machen. Vielleicht konnte Blaise noch etwas aus ihm herauskitzeln oder sie musste es wirklich mit Veritaserum ausprobieren. Möglicherweise hatte Professor Slughorn davon sogar etwas vorrätig, sodass sie es nur stehlen musste.

„Dann sehen wir uns heute Abend“, sagte sie lächelnd zum Abschied.

„Bis heute Abend, Prinzessin.“

Lestrange drehte sich um und auch Hermine wand sich in die andere Richtung. Doch schon beim Umdrehen stieß sie mit jemand zusammen. Und dieser Jemand war niemand anders als Riddle.

Seine kalte Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

„Um dich reißen sich ja fast die Jungs. Erst Cavill, jetzt Lestrange. Wer kommt als nächstes?“

„Besser als dein Fanclub, der jedes Mädchen in Stücke reißt, das dich nur ansieht und du schenkst ihnen keine Sekunde Beachtung“, erwiderte Hermine bissig. „Und du hast dich vergessen in der Liste mit den Jungs, die sich um mich reißen.“

Sie hatte ihm wohl für eine Sekunde die Sprache verschlagen, denn sie schaffte es drei Schritte an ihm vorbei bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte.

Und seine Antwort verblüffte sie völlig, denn damit hatte sie nie gerechnet.

„Was für ein Fanclub?“, fragte Riddle ahnungslos und verwirrt.

Es reichte um sie herumfahren zu lassen und ihn entgeistert anzugucken. Sie hatte sich mit Alrisha und Nashira herumplagen müssen und er hatte nicht mal Notiz davon genommen.

Hermine stemmte die Hand in die Hüfte.

„Du willst mir nicht ehrlich erzählen, dass du so blind durchs Leben läufst, das dir dein Fanclub völlig entgangen ist? Dann mach mal die Augen auf und schau genau hin.“

Und als hätte sie vor dem Spiegel geübt, legte sie den perfekten Abgang hin.
 

Aber leider wurde man trotz aller bösen Worte einen Riddle einfach nicht los.

Hermine verfolgte schon längst keinen bestimmten Plan mehr mit ihren Aktionen und genoss es beinahe schon Riddle in den Boden zu stapfen, auch wenn er es immer noch schaffte, sie völlig zu verwirren. Sie hoffte, dass sich das bald endgültig legen würde.

Riddle fing sie beim Mittagessen ab. Sie hatte gerade Eileen und Sophie entdeckt, als er ihr in den Weg trat und sie kühl musterte. Von der Verwirrtheit war keine Spur mehr zu finden.

„Wir müssen zu Professor Dippet nach dem Mittagessen.“

Dann ging er zum Slytherintisch und ließ sie vorerst in Frieden. Sie runzelte die Stirn. Dippet war echt besessen von seinen Plänen. Was hatte er wohl diesmal geplant?

„Nervt Riddle dich schon wieder?“, wollte Eileen sofort wissen.

„Ach es geht wieder um Dippet. Der will uns nach dem Mittagessen sehen.“

„Oh“, quietschte Sophie. „Gibt es noch ein Fest? Du musst unbedingt nachher erzählen, was Dippet diesmal Tolles so plant! Hoffentlich gibt es auch noch ein tolles Fest zu Weihnachten!“

Sophie ließ sich so leicht begeistern. Hermine nickte und versprach ihr danach direkt zum Gemeinschaftsraum der Ravenclaws zu kommen, wo sie sowieso ihre gemeinsamen Freistunden zum Lernen und für den Berg Hausaufgaben nutzen wollten.

Es waren erst vier Tage vergangen seit Dippet sie das letzte Mal in sein Büro zitiert hatte, um ihnen mitzuteilen, dass sie den Ball gemeinsam eröffnen mussten.

Diesmal war sie vor Riddle da, was sie zutiefst erleichterte, da sie einfach nicht mit ihm reden wollte. Nicht das er das dringende Bedürfnisse hatte mit ihr zu reden. Er bekam ja sowieso kaum den Mund auf und wenn doch kam selten etwas Brauchbares oder gar etwas Nettes zustande.

„Ah Miss Calice. Überpünktlich wie es scheint. Wo haben sie Mr. Riddle gelassen?“

Dippet begrüßte sie munter und Hermine befürchte Schlimmstes. Gute Laune passte ganz sicher nicht zu diesem Schulleiter. Einen Augenblick dachte Hermine an Dumbledore. Er war zwar hier an der Schule und sie hatte ihm im Unterricht, aber es war etwas ganz anderes, wenn er hier anstelle von Dippet sitzen würde. Bevor sie antworten konnte, betrat Riddle das Büro. Mit ihm kam Professor Beery herein, der im Kräuterkundeunterricht stets gute Laune verbreitete.

„Dann setzen sie sich alle. Wir haben unseren Plan für Weihnachten zu besprechen.“

Hermine stöhnte innerlich, da sie schon genug beim Halloweenball zu tun hatte. Mit den Hausaufgaben und dem Lernen kombiniert, hatte sie eigentlich keine Lust eine weitere Veranstaltung zu organisieren, aber Dippet war einfach zu besessen davon.

„Der Halloweenball lief atemberaubend gut. Viele Eltern haben bereits Briefe an mich geschickt und davon berichtet wie entzückt ihre Kinder davon gewesen waren. Nun werden wir dieses sicher noch zu verbessern wissen. Der Weihnachtsball soll noch schöner werden. Um dies zu gewährleisten hatte Professor Beery die reizende Idee ein Theaterstück zu veranstalten.“

Und bevor Dippet ihm das Wort erteilen konnte, brach Professor Beery bereits in einem begeisterten Redeschwall aus, da er – wie er oft betonte – ein Fan des Laientheaters war.

„Ich dachte an das Märchen „Der Brunnen des wahren Glückes“ von Beedle dem Barden. Es ist das bekannteste und beliebteste Märchen. Professor Dumbledore hat sich bereits bereit erklärt für die Spezialeffekte zu sorgen und Professor Kettleburn wird sich um den Wurm kümmern. Also müssen wir nur noch die vier Darsteller finden und ein paar Statisten und schon kann es mit dem Proben losgehen. Das wird wunderbar werden.“

Hermine verzog den Mund. Darauf hatte sie wirklich keine Lust. Sie warf einen kurzen Seitenblick auf Riddle, der völlig erstarrt auf seinem Stuhl saß. Er kannte sicher nicht die Märchen von Beedle dem Barden, da er wie sie bei Muggel aufgewachsen war.

Er bemerkte ihren Seitenblick und sah sie an. Hermine fühlte sich ertappt dabei, wie sie schon wieder Riddle musterte und musste an ihren Traum denken.

Doch zu ihrer Überraschung schenkte er ihr ein kurzes Lächeln bevor er wieder zurück zu Dippet sah. Ein Lächeln, in dem nichts Böses zu schlummern schien. Hermines Herz raste.

War es doch möglich ihn zu retten?
 

Dippet hielt sie über eine Stunde in Beschlag. Er hatte duzende Ideen wie man den Ball gestalten konnte. Die meisten davon hielt Hermine für völlig übertrieben.

Sie hatte ihren Blick auf die Uhr gerichtet, da sie fürchtete gar keine Zeit mehr von ihrer Freistunde übrig zu haben. Danach hatte sie noch Zauberkunst. Und heute Abend war das Treffen.

Hermine war wieder mulmig zumute. Sie musste unbedingt noch mit Blaise sprechen.

Doch Dippet konnte sich einfach nicht kurz fassen. Hermine spürte beinahe wie ihr die Zeit durch die Finger glitt. Sie konnte den Drang kaum unterdrücken zu gähnen, aber was viel schlimmer war, sie konnte nicht aufhören Riddle flüchtige Blicke zu zuwerfen.

Er nahm alles lässig und wenn Dippet ihn langweilte, so sah man es ihm überhaupt nicht an. Er wirkte ernsthaft interessiert an dem Weihnachtsball.

„Und natürlich möchte ich sie bitten wieder gemeinsam den Ball zu eröffnen. Sie sahen atemberaubend als Paar aus. Sie präsentieren Hogwarts so gut wie niemand anders.“

Hermine stockte der Atem. Sie dachte zurück an den Ball und den Tanz mit Riddle. Und natürlich kehrten ihre Gedanken zurück zu dem gestohlenen Kuss.

„Mit Freude präsentieren wir wieder unsere Schule.“

Wie konnte Riddle dem zustimmen? Auf gar kein Fall würde sie noch einmal mit ihm tanzen.

„Natürlich ist es eine Ehre den Ball zu eröffnen“, begann Hermine zuckersüß ihren Angriff auf Dippet. „Aber finden sie nicht auch, dass nicht auch anderen Schüler diese Ehre zukommen sollte? Und zweimal das gleiche Paar ist schön und gut aber es wiederholt sich. Sollten wir nicht ein bisschen Kreativität beweisen und vielleicht das Paar ganz zufällig bestimmen durch Lose?“

Dippet bedachte sie mit einem kritischen Blick und dachte über ihren Vorschlag nach. Riddle hingegen warf ihr einen verwunderten Blick zu und schüttelte leicht den Kopf.

Aber sie wusste schon längst, dass sie Dippet für sich gewonnen hatte und er ihrem Vorschlag zustimmen würde, auch wenn es ihn natürlich eine gewisse Überwindung kostet.

„Eine ausgezeichnete Idee, Miss Calice. Ich bin sicher, dass werden sie erfolgreich in die Tat umsetzten. Nun sollten sie sich erstmal mit den Vertrauensschülern besprechen, um mir dann ihr erarbeitetes Konzept vorzustellen. Und nun geht zurück in euren Unterricht.“

Hermine stand erleichtert auf. Nicht nur, dass sie nicht mit Riddle tanzen musste, nein, sie konnte endlich noch ein bisschen Zeit ihrer Freistunde nutzen.

„Calice, warte.“

Riddle holte sie auf dem Flur wieder ein. Er war heute eindeutig zu gesprächig.

Hermine überlegte kurz zu beschleunigen und sich in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws zu flüchtigen doch entschied sich dagegen. Sie rannte nicht vor Riddle weg.

„Was gibt es Riddle?“, fragte die Braunhaarige daher betont lässig. „Ich hab es eilig.“

Sie ging langsam weiter und Riddle blieb nichts anderes übrig, als neben ihr herzugehen, wenn er mit ihr reden wollte. Doch statt etwas zu sagen, schwieg er, als hätte er vergessen, was er eigentlich noch mal von ihr wollte. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu. Er sah auf den Boden und hatte die Hände in die Hosentasche gesteckt. Das ließ ihn wie einen kleinen Jungen wirken, der nicht recht wusste, was er sagen sollte.

Riddle bemerkte ihren Seitenblick und legte sein kleines, diabolisches Lächeln auf.

„Ich hab das Gefühl, dass du mich gar nicht so sehr hasst wie du behauptest. Vielleicht gehörst du ja selbst in meinem Fanclub?“

Hermine verzog das Gesicht. „Träum ruhig weiter, Riddle.“

Damit beschleunigten sie ihre Schritte und ließ ihn stehen, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass er sich hinter ihrem Rücken gerade wunderbar auf ihre Kosten amüsierte.
 

Hermine hatte natürlich ihre ganze Zeit von der Freistunde mit Dippet und Riddle verbracht, dass sie sich jetzt beeilen musste, um zu Zauberkunst zu kommen.

Wenigstens sah sie dort Blaise, der irgendwie heute den ganzen Tag wie vom Erdboden verschwunden gewesen war. Doch auch in Zauberkunst blieb der Platz neben ihr leer.

Sie begann sich ernsthaft Sorgen um den Slytherin zu machen, der zwar murrte, dass sie unbedingt den Unterricht besuchen und Hausaufgaben machen mussten, aber trotz allem immer brav auftauchte.

Heute war er weder beim Frühstück, noch beim Mittagessen gewesen. Wo steckte er bloß?

Sie musste dringend mit ihm reden. Riddle wurde ihr eindeutig zuviel. Und dann auch das Treffen heute Abend von dem ihr keiner versprechen konnte, dass sie nicht doch aufflog.

Kaum war Zauberkunst vorbei, stürzte sie zum einzig denkbaren Ort, wo Blaise den ganzen Tag unauffällig sich verstecken konnte: Dem Raum der Wünsche.

Wie Hermine es sich gedacht hatte, saß er in seinem Stammsessel und las in die Zeitreisenbücher.

„Du warst nicht im Unterricht.“

Blaise zuckte überrascht zusammen und winkte dann ab.

„Ich dachte ich nutze meine Zeit ein wenig sinnvoller. Ich hab ein paar interessante Sachen gefunden.“

Er deutete auf den kleinen Bücherstapel neben sich.

Hermine setzte sich auf den zweiten Sessel.

„Lestrange hat mich heute angesprochen. Das Treffen wird heute Abend stattfinden.“

Blaise zog fragend die Augenbrauen hoch. „Und warum?“

Die Braunhaarige zuckte mit den Schultern.

„Er sagte es gäbe keinen bestimmten Grund. Es würde einfach nur besser passen.“

„Und was gab es sonst?“, hakte Blaise nach.

„Dippet plant ein Theaterstück und einen Ball zu Weihnachten, Lestrange will Riddle seinen Posten streitig machen, Riddle hat mir gedroht wenn ich zu dem Treffen zu gehen,...“

„Stopp, stopp. Warte mal. Riddle hat dir gedroht? Dir ist aber hoffentlich nichts passiert?“

Sie schüttelte den Kopf und Blaise atmete erleichtert auf.

„Und jetzt erzähl mir noch einmal ganz ausführlich, was heute passiert ist.“

Also erzählte Hermine Blaise alles was seit dem gestrigen Abend passiert war. Er hörte zu und unterbrach sie kein einziges Mal bis sie fertig war mit dem Erzählen.

„Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet Lestrange Riddle herausfordert? Da war der dunkle Lord zu seiner Schülerzeit wohl doch nicht immer die Nummer 1.“

Hermine verdrehte die Augen über Blaises Spott.

„Das ist doch egal. Ich bin sicher da steckt noch mehr dahinter als nur das was Lestrange preisgegeben hat. Und das müssen wir herausfinden!“

„Ich werde noch mal mit Lestrange reden. Er hat eine Schwäche für Alkohol und sagt sicher nicht nein, wenn ich mit ihm trinken gehe und zur Not stehlen wir wirklich Veritaserum.“

Hermine war erleichtert, dass Blaise ihr ganz selbstverständlich glaubte, dass da noch mehr hinter steckte musste und ihr dabei half hinter das Geheimnis zu kommen.

„Und was machen wir weiter mit Riddle?“

Sie sah kurz etwas in Blaises Gesichtsausdruck auffunkeln bevor er gelassen lachte.

„Um den kümmern wir uns später. Du solltest nur aufhören ihn zu provozieren, sonst passiert dir wirklich noch etwas. Aber ich glaube, wenn wir ihn für den Moment in Ruhe lassen, ist das auch in Ordnung. Danach können wir uns immer noch was überlegen.“

Hermine war froh, dass Blaise nicht mehr von ihr verlangte mit Riddle zu flirten. Sie war sowieso völlig durcheinander und war erfreut, wenn sie sich eine zeitlang auf etwas anderes konzentrieren konnte. Dann hatte sie Zeit alle ihre Gedanken zu sortieren.

„Dann sollten wir uns mal auf den Weg machen, damit wir nicht die Letzten sind.“

Blaise stand auf und reichte Hermine die Hand, um sie hochzuziehen. Hermine lachte. Mit Blaise an ihrer Seite würde sie auch dieses Treffen überleben.
 

Hermine und Blaise waren doch die Letzten, die in dem leeren Klassenraum ankamen, der als Treffpunkt für die Todesser diente. Hermine fragte sich, warum noch kein Lehrer diese Versammlung entdeckt hatte. Es handelt sich nicht um ein Geheimzimmer oder sonst etwas.

Trotzdem fanden die Treffen immer hier statt, dauerten zwei Stunden und dann gingen alle wieder ihre Wege, so als wäre nichts je gewesen.

Lestrange saß bereits in der Mitte und lächelte sie freundlich an, als sie den Raum betraten.

„Hermine und Blaise. Schön, dass ihr auch gekommen seid.“

Die Geschwister setzten sich zwischen all die anderen Todesser. Hermine kam sich wieder völlig fehl am Platz vor. Sie gehörte einfach nicht hierher.

Zum Glück hatte die Todesser noch nicht das Dunkle Mal. Niemals wäre sie bereit gewesen soweit zu gehen, um hinter die Geheimnisse zu kommen, die hier verborgen lagen.

Nicht einmal Dumbledore hatte es geschafft aus dieser Zeit Erinnerungen zu sammeln, die er hätte Harry zeigen können. Warum sollte sie es schaffen hinter diese Geheimnisse zu kommen?

Nein, so durfte sie gar nicht erst anfangen zu denken. Sie war in einer ganz anderen Position. Sie war eine Mitschülerin Riddles, bildet sogar mit ihm zusammen das Schulsprecherpaar und war dank Blaise inmitten der Todesser. Sie würde es herausfinden.

Hermine hörte nur mit halbem Ohr den Worten Lestranges zu. Er erzählte eigentlich wieder von den großen Plänen, als müsste er die Anwesenden immer wieder daran erinnern, worum es hier ging.

Doch weit kam Lestrange nicht, denn plötzlich schwang die Tür auf. Fast alle sprangen sofort auf, weil sie glaubten, dass sie entdeckt worden war. Doch herein kam nur Riddle.

„Ihr müsst nicht gleich aufspringen nur weil ich komme. Oder dachtet ihr ich bin jemand anders?“

In seiner ruhigen Stimme lag eine leise Drohung, so als hätte er gefragt, ob er nicht mehr willkommen wäre. Lestrange biss sich auf die Lippe und schwankte wohl in der Frage, was er nun tun sollte.

Die meisten begrüßten Riddle freudig und warfen ihm bewundernde Blicke zu. Hermine sah sofort, wer neben Lestrange nicht so erfreut war über Riddles Auftauchen war.

Es waren zwei der Hufflepuffs sowie Avery, die die Miene verzogen und erst nach einer Geste von Lestrange ebenfalls Riddle begrüßten. Lestrange forderte Riddle also nicht offen heraus.

Während Hermine noch die Reaktionen der Todesser beobachtete, spürte sie einen Blick auf sich ruhen und ihr fiel Riddles Drohung wieder ein.

Es war wirklich Riddle, der trotz all der Leute um ihn herum, den Blick auf ihr ruhen hatte.

Sie erwiderte seinen Blick entschlossen. Sie würde sich nicht davonjagen lassen.

Blaise neben ihr spannte seinen Körper an, als wäre er bereit sofort aufzuspringen und ein Duell vom Zaun zu brechen. Er war sich Riddles Drohung ebenso bewusst.

Riddles Blick war undurchdringlich und Hermine wusste nicht, was er dachte. Er musterte sie weiter, doch er sagte nichts. Er schickte sie nicht hinaus. Er tat nichts dergleichen.

Er nahm einfach nur seinen Platz ein, auf dem vorher Lestrange gesessen hatte und begann dann zu reden. Und Hermine wurde klar, warum Lestrange Riddle niemals die Stirn bieten konnte.

Riddle war einfach ein begnadeter Redner und selbst sie glaubte einen Augenblick seinen Worten bevor sie sich darauf zurück besann, warum sie hier war.

Blaise blieb angespannt sitzen und auch Hermine ließ die Furcht nicht los. Doch da war auch die Verwirrung. Warum war er zurückgekommen? Und warum ließ er sie in Ruhe?

Sie verstand ihn einfach nicht.

Doch eins wusste sie sicher: Einen Riddle wurde man nicht einfach so los.
 

~Kapitel 10 Ende~


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es klingt vielleicht verrückt, aber ich glaube das hier ist das erste richtige Tom/Hermine Kapitel dieser Fanfic. Ich hatte die ganze Zeit die Befürchtung, dass mir Riddle misslingt, wenn ich ihn soviel reden und handeln lasse. Ich hoffe es ist mir gelungen ihn authentisch zu belassen, auch wenn er sich natürlich verändern muss, wenn es ein Paaring geben soll.
Das nächste Kapitel kommt sicher schneller. Ich hoffe es hat euch gefallen!
Bis zum nächsten Kapitel,
eure ChiaraAyumi
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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-07-11T09:57:21+00:00 11.07.2011 11:57
ie idee ist einfach genial, die umsetzung ist okay, da muss man erst gucken wie es weiter geht,
ich hoffe du schaffst es Toms wandlung realistsich darzzustellen^^

hermine und blaise gefallen mir als geschwisterpaar^^ hauptsache beide nach ravenclaw was mit dem hut los :D

aber blaise ist ja eigentlich ein Junge, mit dunkler hautfarbe, finde das auch eigentlich besser weil so im buch steht. (obwohl dein blaise auch sexy ist und hab ihn mir früher auch so vorgestellt heller haut und pechwarze haare xd)


das paaring ist einzigartig xD Ginny/Tom ista uch cool oder mal was ganz neues Daphne/Tom, Luna/Tom oder sowas XD Pansy wäre mir zu laff mit dem xD ;))


ich bin mal gespannt wie es weiter geht
Von:  YuMorino
2011-07-05T19:27:50+00:00 05.07.2011 21:27
Hallo,
danke für die Ens. ^^
Das Kapi ist mal wieder voll der Hammer. <3
Besonders das mal Tom redet finde ich echt super ^^
Bin mal gespannt was noch so raus kommt mit Lestrang.
Freu mich schon auf das nächste Kapi
LG
yu
Von:  Hot-girl
2011-07-01T19:22:32+00:00 01.07.2011 21:22
Ein wirklich sehr schönes Kappi
Das du Riddel so gesprächich machst finde ich toll

Schreib schnell weiter
L.G.
Von: abgemeldet
2011-06-29T17:02:17+00:00 29.06.2011 19:02
Sehr schönes Kapitel, mir ist nichts aufgefallen, was man bemängeln könnte und meines Erachtens ist dir die Riddle Darstellung sehr gut gelungen. Ich freu mich jetzt schon auf das nächste Kapitel, ich bin zwar eigentlich eher Dramoine Fan, aber ich find die Idee mit Riddle einfach klasse :).


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