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Inner conflicts

von

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Impeachment

Samstag, November 4, 1944
 

01:05 A.M.
 

Hermine war immer noch verwirrt. Riddle war zu den Todessern zurückgekehrt und hatte berauschende Reden geschwungen, doch er hatte sie trotz seiner Drohung verschont.

Zumindest bis jetzt. Sie hörte seine Schritte hinter sich.

Als das Treffen zu Ende ging, war sie so gleich verschwunden bevor er etwas sagen konnte.

Doch er hatte den gleichen Weg wie sie zum Schulsprecherturm und Hermine überlegte abzubiegen, um bei Sophie Unterschlupf zu erhalten, doch sie wollte nicht.

Sie war viel zu neugierig auf das, was jetzt kommen würde. Was würde Riddle tun?

Er hatte sie fast eingeholt und sie spürte seinen Blick in ihrem Nacken. Warum rannte sie nicht um ihr Leben statt langsamer zu werden, als würde sie auf ihn warten? Ihr Traum schien sie völlig verhext zu haben und in ihr eine Hoffnung erweckt zu haben, die tödliche Folgen haben könnte.

Jetzt war Hermine direkt am Schulsprecherturm angelangt und Riddle war hinter ihr zum Stehen gekommen. Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals, als er sich nach vorne beugte.

„Hast du etwa das Passwort vergessen, Calice? Oder bist du einfach nur zu überwältigt von meiner Anwesenheit, dass es dir die Sprache verschlagen hat?“

Sie musste sich umdrehen, um in seine Augen sehen zu können, in der Hoffnung dort die Wärme zu entdecken, von der sie geträumt hatte, um zu wissen, dass sie ihn nicht töten musste.

In Riddles Augen lag keine Wärme. Er musterte sie kühl wie immer.

„Du bist auf jeden Fall ein besserer Redner als Lestrange es je sein könnte“, sagte Hermine mit einem gewissen Unterton, der ihn daran erinnern sollte, dass es auch Menschen gab, die besser waren als er und die ihn schlagen konnte, wie er Lestrange übertrumpft hatte.

Riddle ging darauf aber gar nicht erst ein und trat noch einen Schritt auf sie zu, sodass sie die Wand hinter sich spüren konnte. Sie saß in der Falle.

„Du bist gekommen“, stellte er fest und Hermine wusste nicht Recht, ob er damit zurück auf seine Drohung hinauswollte oder ob es etwas anderes war. „Warum?“

Hermine wusste keine Antwort auf diese Frage, da ihre ursprünglichen Gründe sich verflüchtigt hatten und sie ihm diese sowieso nicht hätte nennen können.

„Warum bist du nie da gewesen?“, stellte sie ihm die Gegenfrage.

Sie brachte ihn aus der Fassung mit dieser Frage, denn er schien wirklich nach einer Antwort zu suchen, die seine Abwesenheit erklärte.

„Ich habe nicht geglaubt, dass mich jemand in Frage stellen würde.“

Und mit diesem Eingeständnis kehrte das verräterische Funkeln in seinen Augen zurück und Hermine war völlig verblüfft von der Erkenntnis, dass es wirklich ein Hauch Wärme war, der dort in seinen Augen tanzte und sie wie magisch anzog.

Hermine musste sich zusammenreißen, um ihre Aufmerksamkeit wieder zurück zu Riddle zu lenken und nicht mehr an ihr klopfendes Herz zu denken, dass sich wie wild darüber freute, dass ihr Traum Recht behalten hatte.

„Lestrange vertritt die gleiche Ansicht wie du. Er wünscht sich nur ein wenig mehr Macht, sonst würde er dich nicht in Frage stellen, denn er steht völlig hinter deinen Zielen.“

Warum verteidigte sie Lestrange gegenüber Riddle? Was tat sie überhaupt hier?

Sie war völlig verwirrt. Sie musste dringend weg von ihm, um wieder klar denken zu können.

Riddle beugte sich vor, sodass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander getrennt waren und ihr Herz schien wieder aussetzen zu wollen, doch er zog sich wieder zurück und für einen Augenblick sah sie in seinen Augen die gleiche Verwirrung, die sie fühlte.

Er trat zurück und ging nicht auf ihre Verteidigung für Lestrange ein. Er schien plötzlich völlig in Gedanken versunken zu sein und sie nutzte die Zeit um das Passwort zu nennen.

Das Portal schwang auf und mit einem letzten Blick auf Riddle betrat sie den Turm.

Erst jetzt merkte sie wie sehr sie zitterte. Sie hatte wirklich Angst gehabt und doch hatte sie ihre Hoffnung stehen bleiben lassen. Was sollte sie jetzt nur tun?

Riddle schien fühlen zu können und jetzt war sie noch verwirrter als vorher.

Was sollte sie nur tun? Warum hatte sie ihn nicht sofort erwürgt?

Dann wäre jetzt alles einfacher und sie musste nicht ihr wie wild schlagendes Herz im Zaum halten.
 

Hermine war unter ihre Bettdecke gekrochen und hatte gehofft, dass sich das Zittern einstellen würde, doch alles an ihr und in ihr war aufgewühlt.

Nie im Leben hatte sie erwartet, dass ihr das passieren würde. Sie verlor so gut wie nie die Selbstbeherrschung und jetzt schien sie sich nur noch mit Mühe und Not unter Kontrolle zu halten.

Der Kuss, dann ihr Traum und zum Schluss das Aufleuchten von Wärme in seinen Augen. Das war einfach zuviel. Wie sollte sie damit umgehen?

Als sie hier gelandet war, hatte sie die Absicht gehabt Riddle zu töten, doch jetzt zögerte sie.

Alles in ihr war durcheinander geraten und nichts schien mehr festen Bestand zu haben.

Sie musste dringend für sich selbst eine Entscheidung treffen. Entweder sie entschied sich ihn zu töten oder sie begann zu daran zu glauben, dass er sich auch so bekehren ließ.

Doch Hermine wollte sich nicht entscheiden. Sie wollte lieber schlafen und zu Ruhe kommen.

Diesmal schlief sie völlig traumlos und fühlte sich beim Erwachen so gut wie schon lange nicht mehr.

Sie wollte keinen Gedanken an ihre Probleme verschwenden, sondern einfach einen Tag völlig normal sein. So als würde sie ganz normal in Hogwarts ihr letztes Jahr machen.

Riddle saß wie immer in seinem Sessel und las. Das schien sein typisches Morgenritual zu sein.

Hermine war fast an ihm vorbei als er sie ansprach.

„Sag den Vertrauensschüler, dass wir uns heute treffen, um den Weihnachtsball zu besprechen. Und kümmern dich um die Lose und die Werbung für das Tanzpaar.“

Als er ihren entrüsteten Gesichtsausdruck sah, grinste er leicht und stand auf.

„Es war deine Idee, also solltest du dich auch darum kümmern, findest du nicht?“

„Du könntest trotzdem mal „Bitte“ sagen. Das schadet dir ganz sicher nicht.“

Hermine funkelte ihn wütend an, während sein Grinsen nur größer wurde.

„Ach hätte ich auch „Bitte“ sagen sollen, damit du nicht zum Treffen erscheinst oder wärst du sowieso erschienen, weil du tust, was du für richtig hältst?“

Der spöttische Unterton in seiner Stimme trieb sie fast in den Wahnsinn.

„Dein Befehlston und deine Drohungen haben auf jeden Fall nichts gebracht. Vielleicht solltest du es das nächste Mal wirklich mal auf die höfliche Art probieren“, entgegnete sie ihm.

Hermine drehte sich um, doch Riddle hielt sie wie schon so oft vom Gehen ab.

„Dann komm bitte“, er betonte das Wort ganz deutlich. „…zum Treffen nächste Woche.“

Hermine fragte sich, ob sie gerade das richtig verstanden hatte. Er hatte nicht gesagt, dass sie nicht kommen sollte, sondern hatte sie ganz ausdrücklich dazu eingeladen.

„Wolltest du nicht, dass ich nicht bei den Treffen auftauche? Woher der Sinneswandel?“

„Vielleicht hat mir gestern einfach dein Kompliment gefallen, dass du mich für einen begnadeten Redner hältst.“

Mit dieser undurchsichtigen Antwort ließ er sie stehen und ging zum Frühstück.

Hermine hatte es nie als Kompliment gemeint, auch wenn sie wirklich glaubte, dass er gut reden konnte. Aber sie wollte endlich einmal verstehen, was in Riddles Kopf vor sich ging.

Sie bedauerte es keine Legilimentikerin zu sein und fragte sich, wie weit Riddles Fähigkeiten in diesem Bereich wohl entwickelt waren.

Wenn er auch nur ahnte, woher sie kam und was sie vorhatte, würde das fatale Folgen haben. Sie sollte versuchen ihren Kopf zu entleeren, wenn sie mit Riddle sprach. Leider schien das unmöglich zu sein, weil sie immer völlig aufgewühlt war.

Hermine machte sich auf den Weg zum Frühstück. Sie musste dringend mit Blaise reden.
 

Böse Mienen empfingen sie am Ravenclawtisch. Hermine fiel ein, dass sie schon wieder eine Verabredung mit Eileen und Sophie sausen lassen hatte.

„Es tut mir Leid, dass ich gestern nicht mehr gekommen bin. Dippet hat uns festgehalten, um den Weihnachtsball zu besprechen.“

Sophie quietschte auf und vergaß augenblicklich beleidigt zu sein.

„Riddle will nachher ein Treffen mit den Vertrauensschüler, um Dippets Ideen zu besprechen und neue Ideen ins Rennen zu bringen“, sagte Hermine zu Eileen und Zephir.

„Noch mehr organisieren?“, stöhnte Eileen auf. „Wie sollen wir uns da auf die Prüfungen vorbereiten? Dippet hat echt kein Herz und ist nur an seinem eigenen Erfolg interessiert.“

„Riddle wird sicher wieder alles auf uns abschieben“, brummte Zephir.

„Das tut er doch sowieso immer“, beschwerte sich Eileen.

„Aber ein Weihnachtsball! Das ist doch wunderbar“, mischte sich Sophie ein.

Hermine nahm sich die Zeit um zu Blaise herüberzusehen, der still da saß und fragend die Augenbraue hochzog, als sie ihn ansah. Sie schüttelte den Kopf, da sie wusste, dass er sich Sorgen um sie gemacht hatte und wissen wollte, ob Riddle noch seine Drohung wahr gemacht hatte.

Sie musste später mit ihm dringend sprechen, auch wenn sie ehrlich nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Sollte sie weiter versuchen herauszufinden, warum Lestrange und Riddle getrennte Wege gegangen waren? Oder sich lieber wieder auf Riddle zu konzentrieren?

„Es wird sogar ein Theaterstück geben“, warf Hermine gedankenverloren ins Gespräch ein.

Sophie war völlig begeistert und auch Eileen ließ sich davon anstecken. Nur Zephir starrte vor sich und nahm nicht an der Unterhaltung teil. Er war völlig angespannt. Als Hermine sich umdrehte, um zu sehen, was Zephir so fest fixierte, sah sie Riddle am Slytherintisch, der Zephirs Blick hart erwiderte.

Das war auch ein Geheimnis hinter das Hermine gerne kommen würde, um Riddle in seiner Gesamtheit zu verstehen. Warum hassten sich Riddle und Zephir nur so sehr?

Vielleicht sollte sie dem einmal nachgehen, doch jetzt hieß es erstmal Unterricht und danach den Weihnachtsball vorbereiten. In Gedanken beschäftigte sie sich schon mit den Losen und wie sie am besten Werbung dafür machte. Heute wollte sie völlig normal sein.Doch das war schwieriger als erwartet, denn niemand wollte sie in Ruhe lassen.

Lestrange holte sie nach Verteidigung gegen die dunklen Künste ein.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir danken oder wütend sein sollte.“

Verdutzt blieb Hermine stehen. „Warum solltest du mir danken wollen?“

Lestrange lächelte sie charmant an, so als wäre es das Offensichtlichste auf der Welt.

„Na Prinzessin, weil Riddle nicht grundlos zurückgekommen ist.“

Irgendwie wollte der Satz nicht in ihren Kopf hinein, denn er konnte völlig unterschiedlich ausgelegt werden.

Er konnte sie wirklich fürchten.

Er konnte von ihr daran erinnert worden sein.

Sie hatte ihm auf die Nase gebunden, dass er dort keine Macht mehr hatte, was seinen Stolz verletzt hatte und er ihr das Gegenteil beweisen wollte.

Oder letzte Möglichkeit: Er war zurückgekommen, weil er in ihrer Nähe sein wollte.

Den letzten Gedanken strich sie gleich wieder. Unmöglich.

„Und er hat seine Drohung dir gegenüber nicht wahr gemacht“, ergänzte Lestrange.

„Er hat mich sogar ausdrücklich eingeladen weiterhin zu kommen“, sagte sie tonlos.

Lestrange besah sie mit einem seltsamen Blick, als müsste er erst überlegen, ob das ein Scherz gewesen war oder ob es sich um eine ernst gemeinte Aussage handelte.

„Wir sehen uns dann später beim Treffen“, sagte er nur noch und verschwand.

Hermine blieb zurück und hatte das Gefühl, dass verwirrt zu sein langsam zur Normalität wurde.
 

Hermine hatte erst die Chance mit Blaise zu reden, als sie in Kräuterkunde nebeneinander Pflanzen umtopften. Sie erzählte ihm was passiert war, verschwieg aber ihre eigenen Gefühle.

Blaise schien trotzdem etwas zu ahnen, auch wenn er sie nicht offen darauf ansprach, worüber sie ganz froh war, da sie erstmal selbst für sich die Entscheidung fällen musste, was sie tun wollte.

„Glaubst du wirklich Riddle wäre, na ja, zu echten Gefühlen fähig?“, fragte Hermine ihn.

„Es ist auf jeden Fall bedauernswert, dass er nicht weiß, wie es ist zu lieben. Es bestünde die Möglichkeit, dass er sich ändern könnte, aber eine sichere Methode wäre es nicht.“

Hermine ließ diesen Gedanken auf sich einwirken. Sie musste beide Seiten beleuchten bevor sie sich entscheiden konnte. Sie war lange genug hier um ein wenig Abstand zu dem Krieg zu haben, doch es waren immer noch frische Wunden, die sie schmerzten.

Wie sollte sie nun das Ganze betrachten?

„Du solltest dir keinen großen Kopf darüber machen. Es wird sich schon ein Weg finden.“

Blaise sah sie an und das beruhigte sie augenblicklich. Er schaffte es immer wieder sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und verhalf ihr zu einem leeren Kopf.

In diesem Zustand konnte Riddle sicherlich nicht ihre Gedanken lesen, doch leider konnte sie Blaise nicht überall mit hinnehmen.

„Wir sollten uns erstmal auf die Kleinigkeiten konzentrieren. Ich versuch mit Lestrange zu reden und du fragst Sophie nach Zephir und Riddle.“

Eigentlich war Hermine immer diejenige gewesen, die die Dinge ganz praktisch und organisiert anging. Jetzt war es Blaise, der ihr half einen klaren Kopf zu behalten.

Ohne ihn wäre sie wahrscheinlich schon wahnsinnig geworden.

„Erstmal muss ich mich gleich mit Riddle und den Vertrauensschüler treffen. Ich hab noch überhaupt keine Ahnung, wie ich das alles noch organisieren soll.“

„Sagt jemand, der mehr Unterrichtsfächer belegt als jeder andere und in allen eine gute Note hat?“ Blaise grinste breit. „Also wenn du das nicht schaffst, schafft das sicher niemand.“

Sie lächelte erfreut über sein Kompliment und schöpfte daraus neue Kraft. Sie hatte es im dritten Schuljahr auch geschafft in zwei Kursen zeitgleich zu sein, dann müsste das hier auch funktionieren.

Nach Kräuterkunde ging sie zusammen mit Eileen und Zephir zum Treffen.

Riddle war bereits da. Er grüßte höflich die beiden Vertrauensschüler, auch wenn die Stimmung eindeutig eisig war und Hermine leicht fröstelte. Sie ließ sich neben Riddle fallen und wartete auf die restlichen Vertrauensschüler, die nach und nach eintrudelten. Alrisha ließ sich sofort auf den freien Stuhl neben Riddle fallen.

Lestrange musste darüber grinsen, zwinkerte Hermine zu und setzte sich dann neben Alrisha.

Dann waren alle versammelten und Riddle klärte sie über Dippets Plan auf. Wie immer wurden die einzelnen Vorschläge heftig diskutiert bis in etwa ein Plan entstand und jeder seine Aufgaben zugeteilt bekommen hatte. Neben den Losen musste Hermine sich noch um das Theaterstück kümmern. Überraschenderweise kümmert sich Riddle auch um einiges.

Dann war das Treffen vorbei und Hermine hatte Zeit sich mit den Aufgaben zu beschäftigen, denn sie wollte so schnell wie möglich Werbung dafür machen, dass der Eröffnungstanz verlost wurde.
 

Zwei Stunden später saß Hermine in einem Gewühl von weggeworfenen Zetteln, da ihr keine Idee gut genug erschien, um sie so umzusetzen. Es sollte möglichst viele Lose kaufen und es musste auch ein System geben, damit das Paar auf jeden Fall aus einem Mädchen und einem Jungen bestand. Eigentlich war es gar nicht so schwer. Es hing ganz ab von der Frage, ob diejenigen ihren Namen selbst rein warfen oder ob sie Lose kauften. Andererseits konnten natürlich auch Paare ihre Namen rein werfen, damit nicht zwei Leute gezogen wurden, die sich gar nicht ausstehen konnten.

Doch eigentlich wurde es erst richtig spannend, wenn das Paar ganz zufällig gezogen wurde und aus einer interessanten Kombination bestand.

Hermine entschied sich dafür Lose zu verkaufen, denn dann konnte jeder so viele Lose kaufen und damit möglicherweise seine Chance steigern.

Wenn es zwei verschiedene Töpfe gab aus denen man Lose ziehen konnte, war auch gewährleistet, dass das Paar aus einem Jungen und einem Mädchen verstand, denn Dippet verstand sicherlich keinen Spaß, wenn plötzlich zwei Jungen oder zwei Mädchen den Ball eröffnen sollte.

Am besten verkaufte sie die Lose für zehn Knuts, damit wirklich jeder Schüler sich ein Los leisten konnte. Sie würde sich noch ein Zweck für das eingenommene Geld ausdenken müssen.

Verkaufen konnte sie die Lose während dem Mittagessen. Sie würde Zephir und Eileen um Hilfe bitten, damit jeder von ihnen auch essen konnte. Hermine ließ den Stift fallen und war endlich zufrieden mit dem Ergebnis.

Sie seufzte und streckte sich kurz.

„War die Arbeit so anstrengend?“

Hermine zuckte zusammen. Hinter ihr saß Riddle in seinem Stammsessel und hatte ein Buch in der Hand. Hermine fragte sich plötzlich, wann er eigentlich Hausaufgaben machte. Er schien immer nur hier zu sitzen und zu lesen. Er hatte wieder diesen gleichgültigen Blick mit dem er sie musterte, doch Hermine glaubte langsam, dass er in Wahrheit neugierig war und es nur versteckte.

„Ich wollte es gleich fertig machen. Je früher man damit fertig ist, desto eher kann ich mich wieder vorbereiten auf die Prüfungen.“

Riddle nickte nur und Hermine sammelte ihre Notizen sowie die weggeworfene Zettel wieder ein.

Sie wollte lieber schnell den Raum verlassen bevor sie Riddles Anwesenheit in den Wahnsinn trieb. Hermine warf die unwichtigen Zettel in den Kamin und holte dann ihre Bücher von oben.

Heute würde sie wirklich mit Eileen und Sophie lernen bevor die zwei dachten, dass Hermine sie völlig vergessen hatte.

Außerdem musste sie so nicht die Zeit in der Nähe von Riddle zubringen. Ihre Gedanken schweiften sowieso ständig zu Riddle ab. Er war so völlig anders als sie sich ihn vorgestellt hatte. Es war völlig normal gewesen davon auszugehen, dass er schon immer ein Monster gewesen war, aber das schien nur zur Hälfte zu stimmen. Er konnte fühlen und hatte es nur in den Jahren immer mehr verlernt. Aber es war immer noch in ihm drin und konnte vielleicht wieder freigelegt werden.

Aber warum hatte sie nur das Gefühl immer weniger zu verstehen, je mehr Zeit sie hier verbrachte?

Jede neue Erkenntnis brachte sie nur noch mehr durcheinander.
 

Eileen und Sophie saßen bereits an ihrem Stammtisch im Gemeinschaftsraum. Hermine hatte diesmal an alles gedacht und setzte sich zu den beiden. Sophie hatte längst vergessen, dass Hermine sie schon mehr als einmal sitzen gelassen hatte und Eileen schien auch großzügig darüber hinwegzusehen. Gemeinsam kümmerten sie sich um die Hausaufgaben und wiederholten den Stoff.

„Ich bin fertig für heute!“

Sophie warf ihren Stift drei Stunden später beiseite.

Eileen gähnte auch schon. Es war kurz vor halb zwölf. Hermine hätte schon längst wieder zurück gemusst zum Schulsprecherturm. Sophie sah Hermines Blick zu Uhr.

„Bleib heute Nacht hier. Wir haben sowieso ein freies Bett, da wir nur zu viert sind. Schließlich lebst du im Schulsprecherturm und nicht hier.“

Hermine nickte dankbar, da sie keine Lust hatte erwischt zu werden. Vor allem wollte sie keine nächtliche Begegnung mit Riddle riskieren. Also folgte sie den zwei Mädchen in den Schlafsaal. Die anderen zwei Ravenclawmädchen schliefen bereits tief und fest. Hermine kletterte in das freie Bett, das zwischen dem von Eileen und dem von Sophie stand.

Es war schön eine Nacht einmal nicht ganz alleine zu schlafen. Die anderen zwei waren auch aufgeregt und sie flüsterten noch miteinander.

Plötzlich kam Hermine der Zeitpunkt unglaublich günstig vor ihre Frage zu stellen.

„Sagt mal, was ist eigentlich wirklich zwischen Zephir und Riddle vorgefallen? Warum hassen die zwei sich so sehr? Da muss es doch ein Grund für geben.“

Eileen und Sophie tauschten über Hermine einen Blick aus. Hoffentlich erzählte sie ihr die Geschichte.

Dann senkte Sophie die Stimme.

„Du weißt das natürlich nicht, aber auch wenn das jetzt total unglaublich klingt, die zwei waren einmal gute Freunde.“

„Sie waren sich ähnlich und verstanden sich, aber richtige Freunde waren sie nie“, ergänzte Eileen.

„Aber was ist dann passiert?“, fragte Hermine, die ihre Neugier kaum im Zaum halten konnte.

Unvorstellbar, dass ausgerechnet die zwei einmal Freunde gewesen sein sollten.

„Das weiß eigentlich keiner so recht“, gab Sophie zu. „Es gibt aber Gerüchte was passiert sein soll.“

„Und was für Gerüchte?“, hakte Hermine nach. „Irgendjemand muss doch etwas wissen.“

Die zwei tauschten wieder einen Blick miteinander aus.

„Es sollen einen großen Streit gegeben haben, weil beide die Spitze für sich beansprucht haben“, antworte Eileen. „Doch es gibt Gerüchte, dass es noch um vielmehr ging.“

„Aber leider weiß keiner die Wahrheit“, fügte Sophie hinzu. „Sie sind einfach keine Freunde mehr.“

„Weil sie wahrscheinlich sowieso nur eine Zweckgemeinschaft waren.“

Hermine war ein wenig enttäuscht nicht noch mehr zu erfahren. Warum war es so unmöglich nur irgendetwas über Riddle herauszufinden? Irgendjemand musste doch mehr wissen! Aber wahrscheinlich gab es niemanden, dem Riddle sich je anvertraut hatte. Der einzige, der die Wahrheit wissen würde, wäre Zephir, der sie immer noch mied. Also würde er ihr es ganz sicher nicht erzählen, aber vielleicht verriet er es Eileen.

„Und Zephir hat nie darüber gesprochen?“, fragte Hermine vorsichtig.

Die zwei schüttelten den Kopf.

„Hat denn nie jemand gefragt? Oder spricht er nicht darüber?“

Wieder wurde ein Blick ausgetauscht und Hermine fragte sich langsam, ob die zwei nicht doch mehr wussten als sie zugaben.

„Hermine lass es gut sein. Zephir wird nicht darüber reden und es ist doch auch nicht wichtig. Es ist schon solange her, dass es keine Bedeutung mehr hat.“

Eileen hatte diesen mitfühlenden Blick bevor sie sich hinlegte und wegdrehte. Auch Sophie rollte sich ein, um endlich schlafen zu können.

Für die zwei mochte es keine Bedeutung haben, aber für Hermine war es unglaublich wichtig. Wie sollte sie sonst je Riddle verstehen und je wissen, ob die Möglichkeit bestand ihn zu retten?
 

Hermine hatte die ganze Nacht wach gelegen und versucht eine Möglichkeit zu finden, um endlich an die Antworten zu gelangen, die so dringend brauchte.

Dabei schien sie sich vollkommen im Kreis zu drehen, denn kein Mensch sprach über Riddle oder wusste wirklich die Wahrheit. Der einzige Mensch, der alles wusste, war Riddle selbst. Doch den konnte sie schlecht fragen. Genauso wenig kam sie an Zephir ran. Wer also konnte noch etwas wissen? Oder wusste genug, um sie weiterzubringen?

Lestrange blieb ihre einzige Hoffnung. Sie hoffte, dass Blaise erfolgreicher war als sie, denn sonst würde sie sich ewig weiter im Kreis bewegen.

Als die Sonne aufging schnappte sie sich ihre Sachen und ging zurück zum Schulsprecherturm, um noch die Aushänge für die Lose und das Theaterstück zu holen. Außerdem musste sie ihre Tasche wieder packen und noch mal mit der Haarbürste versuchen Ordnung in ihrem Haar zu schaffen.

Hoffentlich war Riddle noch nicht wach. Fehlte ihr gerade noch, dass er sie so zerzaust sah.

Hermine betrat den Gemeinschaftsraum. Kein Riddle, der mit dem Buch in der Hand hier saß und las, doch dann sah sie ihn. Er war auf dem Sofa eingeschlafen.

Sie hatte Riddle noch nie schlafend gesehen und konnte nun nicht widerstehen sich an ihn heranzuschleichen. Er sah so friedlich aus mit einem Lächeln im Gesicht. Er hatte etwas von einem kleinen Jungen und nichts von einem Monster. Er hatte sich zusammengerollt und nur sein Umhang bedeckte ihn. Hermine war völlig fasziniert von diesem Anblick. Dieser Riddle war wieder völlig neu.Sie beugte sich vor und konnte nicht widerstehen ihm eine seiner Locke aus dem Gesicht zu streichen, um sein schmales, hübsches Gesicht zu betrachten. Ihr Herz begann wieder wie verrückt zu schlagen und in diese Stille hinein klang es wie eine Trommel, die in ihren Ohren dröhnte.

Riddle wurde nicht wach, sondern schlief friedlich weiter. Wenn sie diesen Jungen sah, glaubte sie umso mehr daran, dass er zu retten war. Er konnte wieder auf den rechten Weg zurückgebracht werden. Er würde wieder fühlen können.

Sie zog ihre Hand wieder weg, damit er weiterschlafen konnte, doch auf halbem Wege packte Riddle sie und war wieder wach. Sein dämonisches Grinsen kehrte zurück.

„Du hast doch etwas für mich übrig, Calice!“

„Für dich ganz sicherlich nicht!“

Hermine versuchte sich aus seinem Griff zu entwinden, doch er hielt sie eisern fest.

Wütend blickte sie in seine Augen und hasste sich für ihre Schwäche. Auch jetzt drohten seine Augen sie wieder völlig gefangen zu nehmen und zu hypnotisieren.

„Was willst du Calice?“, fragte Riddle mit drohender Stimme.

„Ich will Antworten“, entgegnete sie ihm. „Ich will verstehen.“

Sein Griff wurde noch fester und seinen Augen schienen noch dunkler zu werden.

„Was willst du Calice?“, wiederholte er seine Frage.

Hermine wand nicht den Blick ab, sondern blickte ihm fest in die Augen. Sie würde jetzt nicht kneifen. Wenn er den Grund wissen wollte, sollte er ihn auch bekommen.

„Ich will dich verstehen Riddle.“

Hinter seinen Augen tobte ein Gewitter. Ihr Arm schmerzte bereits, doch Riddle lockerte seinen Griff nicht und sie musste gegen die Tränen ankämpfen.

„Verschwinde und versuch nicht in Sachen herumzuschnüffeln, die dich nichts angehen!“

Er ließ sie los und verschwand.

Verzweifelt versuchte Hermine zu verstehen, was gerade schief gelaufen war.

Sie hatte das Gefühl gehabt einen Schritt näher an Riddle gelangt zu sein. Hatte sogar geglaubt, dass sein Herz nicht zu Stein sondern nur zu Eis erstarrt war.

„Ich werde nicht aufhören zu fragen“, warf sie ihm hinterher, doch er hörte sie schon nicht mehr.

Nun konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wieder war alles schief gelaufen. Was sollte sie nur tun? Was konnte sie nur tun? Es gab nur die eine Möglichkeit. Sie musste ihn töten.
 

~Kapitel 11 Ende~
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und schon ist es wieder Aus mit dem lieben, netten Riddle.
Bis zum nächsten Kapitel,
eure ChiaraAyumi
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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YuMorino
2011-07-21T19:14:27+00:00 21.07.2011 21:14
Hallo ^^
danke für die Benarichtigung erst einmal.
Das Kapi war wieder einmal voll der Hammer. Boahh...da wird einem schon einmal ein wenig klar warum die beiden sich hassen
Besonders süß ist die Szene wo er geschlafen hat und dann wach wird.
Gott, ich bin schon gespannt wie es weitergeht
LG
Yu
Von:  Hot-girl
2011-07-12T14:19:50+00:00 12.07.2011 16:19
Tolles Kappi
Sicha hat Riddel ein Herz aus Stein.
Hermine tut mir so leid

Freu mich schon aufs nächste Kappi
Schreib schnell weiter

L.G.


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