Zum Inhalt der Seite

Götterwelten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Liebschaften

Hätte er Flügel besessen, er wäre mit sanftem Flügelschlag gelandet und hätte, aus reiner Freude an der Sache, ein paar weiße Federn in den Wind gestreut. Aber er besaß keine Flügel. Es war das erste Mal seit langem, dass Petrus not amused war. Das war an sich zwar nichts Neues, aber für gewöhnlich hatte der junge Amor nichts damit zu tun. Diesmal lag der Fall allerdings etwas anders. „Amor, du liebestolle Götterbrut, hast du den Verstand verloren?!“

Der Wetterpatron war nicht gerade für seine Ausgeglichenheit bekannt, aber es war das erste Mal seit Äonen, dass der junge Gott zur Zielscheibe seines Unwillens wurde. Oder vielmehr seiner offenkundigen Wut. Wie immer schenkte ihm der Knabe ein absolut einnehmendes Lächeln. Seiner kindlichen Gestalt zum Trotz ein Verführer ohne gleichen. Nur, dass nach der Verführung nicht das kam - durchaus wörtlich gemeint -, was man in einer solchen Situation erwartet hätte. Wenn Amor verführte, dann nur um seine Pfeile zum Einsatz zu bringen. Und waren sie erst einmal zum Einsatz gekommen, war der Junge für den Betreffenden ohnehin nicht mehr von Interesse. „Ich finde sie gar nicht so schlimm“, meinte er amüsiert und deutete auf seine Boxershorts. Bordeaux mit goldenen Ornamenten. Also wirklich! Nun, er konnte es sich leisten. Wie immer wirkte er frisch und munter - das blühende Leben. Petrus dagegen sah abgehetzt aus - und vollkommen entnervt. „Es ist selten, dass du nach mir verlangst. Was also kann ich für dich tun?“

Der Wetterpatron wollte gerade zu einer gereizten Antwort ansetzen, als...

„Oh Petru-hu-us!“

Noch nie hatte der Betroffene eine solche Leidensmiene gezeigt. Amor empfand ehrliches Mitgefühl. Petrus, nun ganz offensichtlich auf der Flucht, kam nicht weit. Eine Weinranke hatte sich um seinen Fuß geschlängelt und er fiel der Länge nach hin. Glück im Unglück – es gab im ganzen Universum nichts weicheres als Wolken. Die Art, in der er versuchte sich aufzurappeln, grenzte an Verzweiflung. Aufgebracht und vorwurfsvoll sah er den Jungen an. „Hast du keine Augen im Kopf? Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?!“

„Pfui, du sollst nicht fluchen“, tadelte er, wie zuvor Aphrodite, dann zeigte Amor eines seiner unschuldigsten Lächeln. „Freust du dich nicht?“

Mittlerweile hatte die Ranke weit mehr als nur seinen Fuß umwickelt. Und ihr Herr walzte unaufhörlich näher. Nur noch ein paar Kumuluswolken, dann hatte er ihn. „Spinnst du?!“

Es schien, dass Petrus wirklich nicht zu Scherzen aufgelegt war. „Wie konntest du mir das antun? Ich verlange ja gar nicht, dass du den Geschmack besitzt mir eine hübsche Göttin oder von mir aus auch eine Menschenfrau auszusuchen, aber DAS bringt das Fass wirklich zum überlaufen!“

Welch treffender Wortwitz, wo sie doch über den Gott des Weines sprachen. Auch Amor bemerkte es und kicherte. „Na ja“, er lächelte und zuckte die Schultern, „ich dachte er sorgt für ein wenig Zerstreuung. Dafür ist er schließlich prädestiniert.“

Doch so leicht war Petrus nicht zu besänftigen. „Wir reden hier von Dionysos! Der Typ säuft wie ein Loch, ist dauerbetrunken und treibt’s mit Schafen und Ziegen genauso wie mit Göttern und Menschen!“, polterte er, inzwischen kaum noch bewegungsfähig. „Mach mir die Ziege“, erwiderte Amor, der noch immer seinen Spaß an der Sache hatte. Obwohl ihm das Gesicht des Anderen nicht so recht gefallen wollte. Schließlich hatte er es, zumindest ursprünglich, gut gemeint. Mittlerweile hatte der besagte Gott den bedauernswerten Petrus eingeholt und ließ die Ranke sich aufrichten, sodass der arme Gefangene vor ihm in die Höhe getragen wurde. Amor beobachtete das Ganze aufmerksam. Er hätte wirklich einen Pfeil auf den guten Wetterpatron abschießen sollen. Einseitige Liebe war immer ein Problem. Nicht dass Petrus gegen seine Macht immun gewesen wäre, schon deshalb nicht, weil er jünger und weitaus schwächer war als er, es war nur so, dass er sich einfach nicht treffen ließ. Meist genügten Blicke, manchmal waren auch Worte nötig, um ihn wieder davon abzubringen. Der Andere war in all den Jahrhunderten nur etwa ein dutzend Mal in die Verlegenheit gekommen tatsächlich einem Pfeil ausweichen zu müssen. Und in zwei Drittel der Fälle hatte er es auch nicht wirklich ernst gemeint. „Ohohoho, Petrus du Schelm! Dachtest du wirklich ich ließe dich entkommen? Unser kleines Tete-a-tete ist noch nicht vorbei.“

Zugegeben, eine Schönheit war der Gott des Weines und der Feste wirklich nicht und im Augenblick hörte er sich wie ein verliebtes Schulmädchen an, aber zumindest hatte er jede Menge Erfahrung vorzuweisen, wenn es darum ging, wie man sich amüsierte. Und Amor war einfach davon ausgegangen, dass der gute Petrus einen erfahrenen Partner brauchte. Diese dauerhafte Abstinenz konnte ja nicht gut für ihn sein. Wahrscheinlich war er tatsächlich noch nie verliebt gewesen. Kein Wunder also, dass er immerzu gleichgültig und wenn nicht das, dann finster dreinblickte. Außerdem war es Verschwendung. Entgegen seiner eigenen Aussagen war Petrus recht hübsch. Sein Gesicht war ebenmäßig und wohlgeformt und auch sonst war an seinem Körper, zumindest dem Teil der Amor bekannt war, nichts auszusetzen. „Amor du süßer kleiner Verführer, warum hast du nur so lange damit gewartet?“

Er meinte wohl den Liebespfeil. Der junge Gott lächelte, wenn auch ein wenig gequält. Irgendwie konnte einem der arme Petrus leid tun. Inzwischen war er fast gänzlich seiner Bewegungsfreiheit beraubt worden. Im Gegensatz zu den anderen Göttern war die Wirksamkeit seiner Kräfte fast ausschließlich auf die Menschenwelt beschränkt. Oberhalb der Wolkengrenze waren sie quasi bedeutungslos. Der verliebte Dionysos beachtete den Liebesboten schon gar nicht mehr. Er war vollauf damit beschäftigt seinen vermeintlichen Partner zu bedrängen. Amor sah es und je mehr er sah, desto stärker regte sich der Unmut in ihm. Er sollte ihn nicht anfassen. Davon einmal abgesehen war dieses Liebesspiel die reinste Farce und dazu in höchstem Maße lächerlich. Gerade hielt der liebestolle Dionysos seinem oder vielmehr durch Amor Auserwählten ein paar schillernde Trauben hin. Der Blick mit dem er Petrus musterte war dem Schwarzgelockten durchaus bekannt, doch missfiel er ihm mit jeder Sekunde mehr. Er sollte ihn nicht so ansehen. „Oh Petrus mein Liebster, koste hiervon. Nimm einen Schluck vom Tau der Liebe.“

Der Reaktion des Wetterpatrons nach zu urteilen hätte er lieber lebende Schnecken verspeist, als auch nur einen Tropfen des schweren Weins zu probieren. Er vertrug keinen Alkohol. Doch Dionysos achtete gar nicht darauf, schien sich an dem sich sträubenden Körper noch zu erfreuen. Verzweifelt wand sich Petrus in seinen Fesseln. Es war aussichtslos. Gegen einen Gott dieses Ranges kam er unmöglich an. Einer Macht wie dieser hatte er nichts entgegenzusetzen. Soweit es die ihn umklammernden Ranken zuließen, wandte er sich in Amors Richtung. „Verdammt noch mal Amor! Steh da nicht nur so rum! Du hast deinen Spaß gehabt, jetzt tu endlich...“

Die Finger der groben Hand unter seinem Kinn, drehte der verliebte Gott das Gesicht des Wetterpatrons wieder zu sich und verschloss die Lippen des Widerspenstigen mit den seinen. Und sehr schnell hatte Petrus mehr Wein in sich, als er vertragen konnte. Sein Körper wurde schlaff, seine Gegenwehr erstarb und sein Geist versank in undurchdringlichem Nebel. Wie erstarrt stand Amor da und sah zu ihnen herüber. Die sanften Augen weit aufgerissen, das liebliche Antlitz maskengleich. Kein Lächeln, das den Gegenüber verzauberte. Dionysos achtet nicht darauf. Er nahm ihn gar nicht mehr wahr. Er genoss. Und Petrus, wenn er denn überhaupt noch bei Bewusstsein und Herr seiner selbst war, schien seine Existenz nicht einmal mehr wahrzunehmen. Es kam durchaus vor, dass der junge Gott diejenigen, die er in Liebe zueinander verbunden hatte, ein wenig beneidete, aber was er jetzt empfand, lag jenseits dieses unschuldigen Wunsches nach ein wenig Glück. Als sei in seinem inneren ein Damm gebrochen durchflutete eine Welle der Eifersucht seinen ganzen Körper. Er hob die Hand und mit einer einzigen Bewegung, einem einzigen Blick, trennte er Herz und Pfeil wieder voneinander. Wann immer er den Bogen spannte und sein Ziel traf, verschmolzen Pfeil und Herz miteinander – legte sich das Gefühl, in das sich der Pfeil auflöste, wie eine schützende Hülle um das lebenserhaltende Organ. Eine Verbindung die auf ewig halten sollte. Amor allein besaß die Fähigkeit, beide wieder voneinander zu trennen. Und das tat er. Unverzüglich kehrte der Pfeil zu ihm zurück. Und schon blickte Dionysos genauso dämlich drein, wie vor seiner Verwandlung in ein liebestolles Weinfass. Er sah sich um, kratze sich erst am Kopf, dann an seinem recht ansehnlichen Bauch und wandte sich schließlich mit einem weinseligen „Was’n los“ zuerst an Petrus und, als dieser nicht reagierte, an Amor. Doch der junge Gott war viel zu aufgebracht um irgendetwas zu erklären. Und von allein würde diese Schnapsdrossel wohl nie darauf kommen. „Ey Pedrus, wat spielste denn mit meiner Ranke rum“, lallte er und Amor schauderte. Wie hatte er Petrus so etwas antun können? Dieser Mann war ein Koloss und schien die Intelligenz einer Gießkanne zu besitzen! Sicher, man durfte ihn nicht unterschätzen, er war schließlich ein Gott, aber DAS... Amor war fassungslos. Was in Gottes Namen hatte er sich nur dabei gedacht?! In diesem Moment betrat eine junge Satyrfrau – eines der Geschöpfe die sich Dionysos wie in einem Harem hielt – die überirdische Weltenbühne. Kaum dass er sie erspäht hatte, wurde der Rest der Umgebung mitsamt der anwesenden Götter und Nicht-Götter auch schon unwichtig und nur wenig später schäkerte der Trunkene auch schon aufs heftigste mit dem Tierweib. Der menschenkundige Amor wusste, dass dies erst die Vorstufe heftigen Pettings und später natürlich noch viel mehr als das war. Als Gott der Liebe war ihm solch eine Haltung eigentlich fremd und dennoch konnte er nicht umhin angewidert den Blick abzuwenden. Und so jemanden hatte er Petrus berühren, ihn sogar küssen lassen! Er schauderte. Allein der Gedanke daran ließ ihn eine Gänsehaut bekommen. Lachend, grölend und trinkend entfernte sich Dionysos mit seiner Geliebten. Einen Moment noch blieb Amor unbeweglich stehen, dann eilte er zu dem achtlos zurückgelassenen Petrus. Der Gott des Weines hatte die Ranken bereits zurückgezogen und so war der Wetterpatron lautlos auf eine der Wolken gesunken. „Petrus“, seine Stimme klang ungewohnt aufgeregt – und besorgt. Ein wenig rascher als nötig drehte er ihn herum. Der Geist der Witterung war blass wie immer. Kein weinseliger Hauch von Rot schmückte seine Wangen. Sein flacher Atem roch schwach nach Alkohol. Und das war etwas, was er offenbar gar nicht vertrug. Jetzt schien er zu schlafen. Vorsichtig bettet Amor den Kopf des Jüngeren auf seinen Schoß. Gedankenverloren strich er ihm durch das ewig windzerzauste braune Haar, dessen Weichheit ihn stets aufs neue überraschte. Er bekam viel zu selten die Gelegenheit es zu berühren. Es gefiel ihm. Er genoss es, Petrus bei der Arbeit zu beobachten, ihm, wenn möglich Gesellschaft zu leisten, wenn der Wind den er beherrschte spielerisch sein Haar durchwehte, die Kleidung seinen Körper umschmeichelte. Amor mochte das blasse, ebenmäßige Gesicht des Anderen. Seine Augen, deren Beschreibung jeden Sterblichen überfordert hätte. Ihm hätten sie nur schwerlich ein Kompliment bezüglich der Farbe machen können. Ihr Grundton war Grau, doch gesellten sich Braun-, Grün-, Blau- und sogar Goldtöne hinzu, die, seiner jeweiligen Stimmung entsprechend, stärker in den Vordergrund traten. Sie verwirrten, diese Augen. Er mochte nicht die zuweilen bis an das Unerträgliche heranreichende Schönheit manch anderer Götter besitzen, aber seine Augen waren ein Blickfang ohnegleichen. Lange Zeit hatte Amor es bedauert, dass andere ihm fast nie nahe genug kamen, um sie zu sehen und wenn sie es taten meist nur ein dunkles Grau zu sehen bekamen. Inzwischen war er fast schon glücklich darüber. Denn er kannte sie und fand sie unglaublich aufregend. Jetzt waren sie allerdings geschlossen. Sanft strich er dem Wetterpatron ein paar aufmüpfige Haarsträhnen aus der Stirn. Er war warm. Die meisten Götter fühlten sich bei Berührung wie Marmor an – eine unausweichliche Folge des menschlichen Glaubens. Die Erdenbewohner bemerkten es nicht, nahmen die unnatürliche Kühle ihrer Haut nicht wahr, wann immer ein Gott zu ihnen herabstieg um sich, wie einst Zeus, ein wenig zu amüsieren. Untereinander jedoch spürten sie sie. Die beinahe abweisende Kälte des jeweils anderen. Amor betraf dies als Gott der Liebe weniger, auch diejenigen, die die Mächte des Feuers beherrschten zählten weniger dazu, die meisten anderen Götter waren jedoch davon betroffen. Dionysos wirkte dem durch Wein entgegen, alle anderen entwickelten entweder Alternativstrategien oder blieben genau so wie sie waren. Petrus war eine sehr viel spätere Erfindung der Menschen und als solche ihnen sehr ähnlich ausgefallen. Seine Launen waren in der gesamten Götterwelt und darüber hinaus bekannt, auch wenn bei dem Gedanken daran weitaus weniger frustrierte und resignierte Seufzer zu hören waren, als das beispielsweise bei Michael der Fall war. Er war zuweilen wirklich unerträglich. Petrus dagegen gehörte zu dem Typ den man belächelte und dem man still verzieh. Ganz gleich wie abweisend er auch zu sein versuchte, wie teilnahmslos und ungehalten er sich auch gab, auf seine Weise wirkte er sympathisch. Amor mochte ihn. Sehr sogar. Der junge Gott schreckte aus seinen Gedanken auf, als seine Hand die nackte Haut des Anderen berührte. Einen Moment lang blickte er ein wenig verdutzt drein, dann zog er seine Finger zurück. Im Ausschnitt eines Mannes hatten sie, hatte er, nun wirklich nichts zu suchen. Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf seine Züge. Wirklich nicht. Was ist los Amor? Liebeskummer? Fragte er sich selbst, konnte aber nicht darüber lachen. „Es tut mir leid“, flüsterte er dem Schlafenden zu. „Bitte verzeih mir.“

Er war ein Idiot, dass er ihn allen Ernstes mit einem Gott wie Dionysos hatte verbinden wollen und es war idiotisch, sich bei einem Schlafenden zu entschuldigen, ihn gar um Verzeihung zu bitten. Idiotisch – und feige. Mehr als alles andere war es feige. Sehnsüchtig sah er zu dem Jüngeren hinab, dann beugte er sich vor und küsste ihn. Eine Weile verharrte er so, die Augen geschlossen, dann zog er sich enttäuscht zurück. Nicht dass er irgendeine Reaktion erwartet hatte, er hätte es vermutlich nicht einmal gewagt ihn zu berühren wäre Petrus bei Bewusstsein gewesen. Er schmeckte süß, doch es war die Süße des Weines und ganz sicher nicht das, was der junge Gott sich gewünscht hatte. Vor seinem inneren Auge wollte ihm nur das Bild eines rauschenden Festes, eines riesigen Gelages erscheinen. Das war nicht Petrus. Es war das, was Dionysos in ihm zurückgelassen hatte – wie eine ferne Erinnerung. Es gab einen Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Kuss, mit sämtlichen dazugehörigen Zwischenstufen. Das wussten die Menschen so gut wie die Götter. Nur, dass sich erstere dabei auf eine Werteskala bezogen, die nicht den Kern der Sache traf. Die richtige Technik, so es denn eine gab, war sicherlich von Bedeutung, viel wichtiger jedoch war das Bild, das eine Berührung dieser Art in der jeweiligen Person hervorrief. Dieses Bild war es, das über die Qualität entschied. Immer standen diese Bilder in irgendeiner Weise mit dem Auslöser in Verbindung, verrieten etwas über seinen Charakter, seine Vorlieben und so weiter. Es konnte von Mal zu Mal variieren, aber auch stets das gleiche sein. Letzteres zeugte zwar von Sicherheit und Stabilität, ließ jedoch schnell Langeweile aufkommen. Man verlor schließlich das Interesse daran. Das Entscheidende war nun, ob dem Partner das Bild gefiel oder nicht. Die Menschen hatten nur zuweilen noch eine Ahnung davon wenn sie sagten, ein Kuss habe sie an einen Tag am Strand, an Softeis, ihren Ex-Partner oder sonst irgendetwas erinnert. Für Götter dagegen war es die reinste Offenbarung. Für sie taten sich Welten auf. Er wollte es noch einmal versuchen. Ihn noch einmal küssen. Den Schleier des Weingottes von ihm nehmen und IHN sehen. Nur ihn. Ihn, seine Bilder, alles von ihm! Doch er wagte es nicht. Er holte tief Luft und ließ sie langsam, ganz langsam wieder ausströmen. Und mit dem neuen Atemzug kehrte auch seine Ruhe zurück, schlug sein Herz wieder langsamer, ließ das brennende Verlangen in ihm nach. Er hob den Kopf und sah in das makellose Blau des Himmels. Amor konnte es steuern, beeinflussen, lenken, er war der Gott der Liebe! Doch es hatte keinen Zweck. Wann immer er daran dachte, ihm der Gedanke kam, begriff er gleichsam die Sinnlosigkeit des Unterfangens. So sehr er es sich auch wünschen mochte, seine Pfeile würden ihm hier nicht weiterhelfen. Bei anderen funktionierte es, weil sie nicht wussten wie ihnen geschah, den Hintergrund ihrer plötzlichen Verliebtheit nicht begriffen. Doch auf ihn traf das nicht zu. Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, Petrus verliebt zu machen. Seine Pfeile wirkten – so glaubte er wenigstens – auf ihn genauso wie auf jeden anderen auch. Was aber sollte er dann tun? Ihn zu seinem Partner machen in dem Wissen, dass er nie eine Wahl gehabt hatte? In dem unzweifelhaften Wissen, dass alle Liebe und Zuneigung auf einem Zauber beruhte? Einem, den er selbst gesprochen hatte? Nein, das hätte er niemals ertragen können. Wie hätte er sich jemals sicher sein, sich von den Zweifeln freisprechen können, dass der Andere ihn um seiner selbst Willen liebte? Amor schüttelte den Kopf. Dann lachte er leise und ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen. Er würde es wohl allein schaffen müssen. Welch Ironie, dass es ausgerechnet dem Gott der Liebe in eben dieser nicht besser erging als dem einfachsten Menschen. Wirklich erbärmlich. Sein Blick wanderte wieder zu Petrus und sofort besserte sich seine Laune wieder. Ein Gefühl der Wärme durchströmte ihn und weckte wieder Zuversicht in ihm. Er würde bei ihm bleiben. Zumindest so lange, bis er aufwachte. Er unterdrückte ein Kichern. Auf die Reaktion des Wetterpatrons wenn er aufwachte war er wirklich gespannt.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück