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Volle Kraft voraus

Drei Götter in Weiß
von

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Jede Menge gut zu machen

Wenige Tage später war für Dirk und Rodrigo der Urlaub auch schon wieder zu Ende. Sie hatten beschlossen, Jan nichts von ihren Tagen an der Nordsee zu erzählen, es wäre wohl besser, wenn er nichts davon erfahren würde. Als sie in ihren Wohnungen ankamen, konnten sie sehen, dass ihr Freund mehrmals versucht hatte, sie anzurufen. Ihr schlechtes Gewissen schien mit jedem Moment größer zu werden. Hätten sie ihm wenigstens etwas sagen sollen? Hätten sie ihren Urlaub so planen sollen, dass er auch mit konnte?
 

Für Dirk begann der folgende Tag wie immer. Nachdem sein Wecker ihn aus dem viel zu schönen Schlaf gerissen hatte und er sich noch ein paar Minuten im Bett gegönnt hatte, konnte der Schwarzhaarige sich dann doch noch aufraffen, um sich im Bad zu duschen und zu richten. In der Küche genehmigte er sich eine Tasse Kaffee, ein Marmeladenbrötchen und einen Blick in die Zeitung, ehe er zurück ins Bad schlenderte, sich die Zähne putzte und dann die Wohnung mit einem kurzen Check, ob die Geräte auch alle abgestellt waren und er nichts vergessen hatte, verließ.

„Guten Morgen, Chef! Wie war der Urlaub?“, wurde Dirk im Krankenhaus von Jerry, dem Mann am Empfangsschalter, begrüßt.

„Hey Jerry, alles klar? Der Urlaub war schön, danke“, erwiderte der Schwarzhaarige, quatschte noch ein paar Minuten mit ihm, ehe er ins Ärztezimmer der Notaufnahme ging und sich für den Dienst umzog.
 

Als Rodrigos Wecker an diesem Morgen erbarmungslos klingelte, wünschte sich der Chilene nichts sehnlicher, als wieder zurück an die Nordsee zu fahren. Sein Pflichtbewusstsein schälte ihn dann trotzdem aus dem Bett und brachte ihn ins Bad, um sich zu richten. Anschließend schlurfte er in die Küche, aß schnell sein Frühstück und plante während dem Zähneputzen schon, wie er das nächste Treffen mit Jan gestalten könnte. Er zog sich seine Schuhe und seine Jacke an, trat aus der Wohnung und lief die Treppe hinunter zu seinem Wagen, der ihn ins Krankenhaus bringen würde.

„Rodrigo, wie war der Urlaub?“, fragte Daniel, der plastische Chirurg, den der Schwarzhaarige im Ärztezimmer auf seiner Station antraf.

„Viel zu kurz“, erwiderte der Angesprochene grinsend.

„Glaub ich dir schnell“, seufzte Daniel, der sich gerade das Oberteil seiner dunkelblauen Scrubs anzog.
 

Wie immer stand Jan eine Stunde früher auf, als er müsste, denn er wollte seine tägliche Runde durch den Wald laufen. Gut gelaunt schlüpfte er in seine Sportsachen, setzte sich die Kopfhörer seines MP3-Players auf und lief durch die Terrassentür hinaus. Wie immer wählte er Rockmusik fürs Laufen und merkte, dass es nun bald zu kühl werden würde für kurze Hose und T-Shirt. Während er den altbekannten Waldweg entlang lief, fragte er sich, wann Dirk und Rodrigo wohl aus dem Urlaub zurückkamen, wie sie ihm das erklären wollten und, vor allem, wie er sich ihnen gegenüber verhalten sollte. Auf jeden Fall würde er zuerst schauen, was die anderen beiden zu sagen hatten und dann wollte er ihnen seine Meinung sagen.

Nach der üblichen Stunde, die er für den Morgensport brauchte, stellte Jan sich unter eine angenehm kühle Dusche, putzte sich seine Zähne und schlüpfte in seine Kleidung, die er sich mit ins Bad genommen hatte. Während er zur Haustür ging, beschloss er, diesmal mit dem Motorrad zur Arbeit zu fahren, immerhin war das Wetter schön gemeldet.

„Guten Morgen Jan! Na, ausgeschlafen?“, wurde er von Tom begrüßt, der gerade den Tisch im Aufenthaltsraum für das Frühstück deckte, dass das Team wie immer gemeinsam zu sich nahm.

„Putzmunter wie immer“, kommentierte der blonde Hüne fröhlich und ging in den Umkleideraum, um sich seine Uniform anzuziehen.
 

Zwei Stunden, nachdem für das Team A der Helikopterstaffel der Dienst begonnen hatte, wurden sie auch schon zum ersten Einsatz gerufen. Diesmal handelte es sich nicht um einen Notfall, sondern um einen Sekundäreinsatz. Sie mussten einen Patienten vom einen ins andere Krankenhaus bringen, wo er von einem Spezialisten operiert werden würde.

„Alles bereit?“, fragte Tom, nachdem Karo und Jan noch einmal die Ausrüstung gecheckt hatten, sich auf ihre Plätze gesetzt und den Sicherheitsgurt angelegt hatten.

„Es kann los gehen“, informierte der blonde Hüne seinen Sitznachbarn, der daraufhin den Motor startete und der Hubschuber hob ab.
 

Rodrigo studierte noch einmal das Chirurgie-Board. Er hatte an diesem Tag eine schwere OP vor sich, ein Patient mit einem Tumor in der Größe eines Golfballes würde von einem anderen Krankenhaus hierher gebracht werden, um von ihm operiert zu werden.

„Nicht viel los“, kommentierte er das Gesehene.

„Sag das nicht“, erwiderte Nina, die Herz-Thorax-Chirurgin – oder auch die „Cardiogöttin“, wie die Assistenzärzte sie gerne nannten.

„Warum? Passiert dann was?“, hakte der Chilene belustigt nach.

„Wenn man an so was glaubt, dann ja“, meinte Nina.

„Gut, dass ich für so was nichts übrig hab“, grinste Rodrigo und machte sich auf den Weg zur Visite.
 

„In welches Krankenhaus müssen wir ihn überhaupt bringen?“, fragte Jan, nachdem sie gelandet und ausgestiegen waren.

„Ins Hamburger UKH“, informierte Karo ihren Chef. Unbemerkt von ihr seufzte der Hüne. Ob er auf Rodrigo und Dirk treffen würde? Wollte er überhaupt auf sie treffen? Sie gingen der Ärztin entgegen, die bei der Treppe schon auf sie wartete.

„Hallo, ich bin Doktor Katharina Seifer“, begrüßte sie die beiden und streckte ihnen die Hand entgegen.

„Hi, Doktor Jan Vetter“, stellte sich der Blonde vor und erwiderte die Geste, ebenso wie die Sanitäterin, die sich mit „Hi, Karoline Wagner“ vorstellte.

Während Tom beim Hubschrauber auf sie wartete, gingen die drei ins Gebäude. Wie Dr. Seifer sie informierte, war der Patient schon ausreichend auf den Transport vorbereitet worden, sie mussten ihn nur noch an die tragbaren Geräte anschließen und auf die Trage legen, dann konnten sie ihn auch schon mitnehmen.

„Wie heißt er?“, erkundigte sich Jan, bevor er das Zimmer betrat.

„Heinrich Welsch“, erklärte die Ärztin und öffnete die Tür, nachdem sie kurz daran geklopft hatte.

Der Patient war von mehreren Schwestern und Ärzten umgeben, eine Angehörige von ihm stand beim Kopfteil des Bettes und hielt seine Hand.

„Guten Tag, das hier sind Doktor Jan Vetter und Karoline Wagner vom Helikopter-Team, das Sie ins UKH bringen wird“, verkündete Dr. Seifer, woraufhin die beiden dem Patienten und der Frau an seiner Seite die Hand schüttelten.

Während das Team den Kranken auf die Trage legten, wollte die Frau, die sich als Maria Welsch, Ehefrau von Herrn Welsch, vorstellte, vorsichtig wissen, ob sie denn mitkommen könnte.

„Klar“, erwiderte Jan und lächelte sie ermunternd an.

„Herr Welsch? Sie brauchen keine Angst zu haben, wir wissen, was wir tun“, beruhigte der Arzt den Patienten, der immer wieder verunsichert umher sah.

„Kann’s losgehen?“, fragte der blonde Hüne zum Abschluss und schob dann, gemeinsam mit Karo, die Trage aus dem Zimmer zum Lift.

„Wer wird Sie operieren?“, wollte die Sanitäterin wissen, während sie auf den Lift warten mussten.

„Doktor González“, antwortete Frau Welsch.

Jan konnte nicht verhindern, dass sich etwas in ihm verkrampfte. Sie waren also wieder aus dem Urlaub zurück.
 

„Mir ist langweilig“, stöhnte Andreas, der es sich auf einem Sessel beim Empfangsschalter in der Notaufnahme bequem gemacht hatte. An diesem Tag war unnatürlich wenig los, wodurch es für die Ärzte kaum bis gar nichts zu tun gab.

„Hör auf, sonst passiert noch irgendwas“, versuchte Dirk ihn zu beruhigen. Es schien wie ein Fluch über dem Krankenhaus zu liegen, dass, wenn einmal so wenig los war, sicher noch etwas Schlimmes, wie eine Massenkarambolage, passierte. Es schien wie die Ruhe vor dem Sturm zu sein.

„Gut, ich nehm alles zurück“, erwiderte der Oberarzt abwehrend und stand auf, um sich Kaffee aus dem Ärztezimmer zu holen.

„So soll’s sein…und nimm mir auch einen mit“, rief sein Chef ihm noch grinsend nach.
 

Als das Rettungsteam beim Krankenhaus ankam, wartete bereits eine Truppe von chirurgischen Assistenzärzten auf dem Dach auf sie. Vorsichtig setzte Tom den Hubschrauber auf dem Boden auf und schaltete anschließend den Motor aus. Während Karo Frau Welsch beim Ausstieg half, öffnete Jan die hinteren Türen, um den Patienten in das Innere des Gebäudes zu bringen. Der blonde Hüne wollte die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen, nur um nicht auf Rodrigo oder Dirk treffen zu müssen. Doch anscheinend war das Glück nicht auf seiner Seite, denn kaum hatte er die Chirurgie betreten, kam ihm auch schon der Chilene entgegen.

„Hey Jan! Ich wusste gar nicht, dass ihr den Transport übernommen habt“, wurde der Rettungsarzt von ihm freundlich begrüßt.

„Tja, wie du siehst…“, entgegnete dieser kühl. Er wollte es ihnen auf jeden Fall zeigen, wie sehr sie ihn mit ihrer Aktion verletzt hatten. Rodrigo schloss kurz die Augen und öffnete sie langsam und seufzend wieder.

„Du weißt es also?“, fragte er schuldbewusst.

„Was? Dass ihr im Urlaub ward? Gemeinsam? Ja, das weiß ich! Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?“, zischte Jan. Er musste sich zusammenreißen, um keine Szene zu machen, immerhin standen sie mitten am Gang, jeder konnte sie sehen.

„Jan, es…es tut mir so Leid! Wir wollten es dir sagen, aber –“, erklärte der Neurochirurg.

„Spar dir dein Gesülze und komm wieder, wenn du’s ehrlich meinst“, unterbrach ihn der Größere wütend, wandte sich ab und ging, wodurch Rodrigos Blick auf dessen neue „Dr. Jan Vetter – Lebensretter“-Jacke fiel.

Sich selbst verfluchend ging der Chilene zu seinem neuen Patienten, den das Team gebracht hatte.

„Herr Welsch, wie geht es Ihnen heute?“, begrüßte er ihn und reichte ihm freundlich lächelnd die Hand.
 

„Ich hasse solche Tage“, fluchte Karo, als das Rettungsteam wieder zurück zum Stützpunkt kam.

„Nicht nur du“, stimmte Tom ihr zu, als er sich ächzend aufs Sofa fallen ließ. Jan ging in die kleine Kochnische und setzte für sich Teewasser und für die anderen beiden Kaffee auf.

„Wenn ich mir denke, dass ich den Tag so viel sinnvoller verbringen könnt, als einfach nur hier rum zu sitzen und nichts zu tun“, setzte die Sanitäterin hinzu, was den blonden Hünen auflachen ließ.

„Was glaubst du, wie viel Leute sich wünschen würden, so einen Job zu haben, wo man nichts zu tun hat“, erklärte er, als er ihren fragenden Blick bemerkte.

„Aber ich hab die Stelle genommen, weil ich was erleben wollte und nicht, weil ich stundenlang hier rumlungern will“, ereiferte sich Karo.

„Oh Mann, du tust ja schon so, als wäre das hier Gang und Gebe! Frag mal Jan, der würd dir niemals sagen, dass er nichts erlebt, oder?“, schaltete sich Tom in das Gespräch, womit er einen gespielt eingeschnappten Blick vom Arzt erntete.

„Trotzdem: Ich hasse solche Tage“, wiederholte sich die Sanitäterin und beendete damit die Diskussion.
 

„Und, wo geht euer nächster Urlaub hin?“, fragte Dirk seine paar Kollegen, als sie es sich auf dem Boden gemütlich gemacht und mit einem Kartenspiel begonnen hatten. An diesem Tag schien einfach jeder, der nicht unbedingt raus musste, daheim bleiben zu wollen. Warum das so war, konnte sich jedoch niemand erklären. Das Wetter war zwar nicht das Beste, aber auch nicht wirklich so schlimm, wie das Schneechaos vor einem Jahr, das das letzte Mal dafür gesorgt hatte, dass die Notaufnahmeärzte einen entspannten Arbeitstag hatten.

„Spanien“, ächzte Michael, während er sich streckte und sich dachte, dass er zu alt für solche Aktionen sei.

„Ja, da ist’s schön“, pflichtete Andreas ihm bei, bevor er ein „Ich weiß noch nicht, wo’s hingeht…meine Frau kann sich noch immer nicht entscheiden“ hinzufügte.

„Wo würdest du denn gerne hinwollen?“, hakte Dirk belustigt nach. Die Frau seines Kollegen brauchte bei jedem Urlaub extra lang zum Entscheiden, weil sie auf jeden Fall in das richtige Land fahren möchte.

„Ach, ich weiß nicht…Australien wär doch mal was“, überlegte der Braunhaarige, der sieben Jahre jünger war, als sein Chef.

„Oh, da war ich schon mal! Sie müssen dann aber unbedingt mal im Great Barrier Reef tauchen. Das ist einfach wunderschön“, brachte sich nun Simone, die junge Assistenzärztin ein.

„Okay, ich werd’s mir merken“, bedankte sich Andreas lächelnd.
 

„Und, was habt ihr heute so vor?“, fragte Jan in die Runde, als ihm die Zeitschrift, die er bis gerade eben gelesen hatte, zu langweilig wurde.

„Meine Cousine hat Geburtstag, da werd ich vorbeischauen“, antwortete Karo, die froh über etwas Konversation zu sein schien.

„Ich werd mit Melanie essen gehen“, erwiderte Tom und lächelte verträumt. Melanie und er waren nun schon drei Jahre zusammen und bis auf ein paar klitzekleine Streitereien waren sie das Traumpaar schlechthin.

„Wisst ihr schon, wohin?“, wollte die Sanitäterin wissen.

„Zu Melanies Lieblingsitaliener. Frag mich nicht, wie der heißt, ich kann mir den Namen einfach nicht merken“, gab der Braunhaarige schmunzelnd wider.

„Solange du weißt, wie ihr hinkommt, passt doch alles“, erklärte Jan grinsend. Er hoffte, dass keiner von den anderen auf die Idee kam, ihn nach seinen geplanten Aktivitäten zu fragen, denn er wusste selbst nicht einmal, was er noch machen wollte.

„Und, was hast du noch so vor?“, fragte Tom dennoch.

„Ich werd einfach zu Hause bleiben und hoffen, dass ich wenigstens diesmal etwas mehr Schlaf abbekomme“, meinte der Arzt seufzend. Wie oft hatte er die letzten Nächte wach gelegen und sich gefragt, ob diese Beziehung mit Dirk und Rodrigo überhaupt noch Sinn machte? Er wusste es nicht, oder besser gesagt, er wollte es gar nicht wissen.

„Kannst du nicht schlafen? Was beschäftigt dich denn so?“, hakte Karoline vorsichtig nach.

Jan lächelte mild und signalisierte mit einem Kopfschütteln, dass er nicht darüber reden wollte. Zwar würde er sich gerne bei jemandem ausheulen, aber sicher nicht bei seinen Kollegen. Wie sie wohl reagieren würden, wenn Dr. Jan Vetter, der Held und Lebensretter schlechthin, erklären würde, dass er schwul war. Der Blonde wollte es sich gar nicht erst ausmalen.
 

Inzwischen hatte Rodrigo die Operation erfolgreich durchgeführt. Schließlich war er ein Spezialist auf seinem Gebiet. Menschen aus ganz Deutschland kamen zu ihm, um sich von ihm behandeln zu lassen. Trotzdem empfand er diesmal nicht das gewohnte Glücksgefühl, das ihn sonst immer befiel, als er den OP verließ. Vielmehr beschäftigte ihn diesmal die Reue. Als er sich mit Dirk an ihrem kleinen geheimen Plätzchen im Keller traf, entzog er sich dem begrüßenden Kuss des Älteren.

„Was’n los?“, fragte dieser besorgt.

„Er weiß es“, erwiderte Rodrigo bloß und ließ sich seufzend auf die herumstehende Trage fallen.

„Hast du’s ihm etwa gesagt?“, hakte Dirk entsetzt nach.

„Nein, natürlich nicht“, wehrte der Chilene betrübt ab. Sie mussten nun einiges wieder gut machen, hatten sie ihren Freund doch so übel hintergangen.

„Was machen wir denn jetzt?“, stieß der Kleinere aus. Auch er wusste, dass sie sich falsch verhalten hatten. Sie hätten ihm zumindest etwas sagen sollen.

„Wir müssen auf jeden Fall mit Jan reden, uns entschuldigen! Vielleicht versteht er uns sogar?“, erklärte Rodrigo optimistisch.

„Sei mal ehrlich, hast du dir eigentlich gedacht, dass wir ihn fragen sollten, ob er mit will?“, wollte Dirk traurig wissen.

„Nein“, seufzte der Neurochirurg betrübt. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie sich Jan fühlen musste.

„Ich auch nicht“, stieß der Ältere aus. Er war von sich selbst angewidert. Was haben sie sich dabei eigentlich gedacht?
 

Als es am Abend klingelte, saß Jan gerade mit einer Tasse Tee und einem Buch auf seinem Sofa. Träge stand er auf und schlurfte zur Tür. Er wollte jetzt eigentlich keinen Besuch, vor allem, weil er sich schon denken konnte, wer da draußen um Einlass bat. Tief durchatmend öffnete er die Tür.

„Was wollt ihr hier?“, fragte er ausdruckslos.

„Jan, wir…dürfen wir rein?“, begann Dirk vorsichtig.

Der Rettungsarzt überlegte lange, ehe er sie dann doch ins Haus ließ. Er wollte zumindest anhören, was sie zu sagen hatten.

„Jan…hör mal…was wir getan haben, ist echt…unentschuldbar“, fing Rod an, als die drei in der Diele standen. Der blonde Hüne verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte verärgert. Was sie nicht sagten!

„Wir wissen doch selber nicht, warum wir dir nichts gesagt haben! Wir…haben einfach nicht nachgedacht“, fuhr Dirk ehrlich fort.

Der Größere blickte zwischen den beiden hin und her. Sie schienen nichts mehr sagen zu wollen und warteten nun auf sein Urteil.

„Ist das alles?“, stieß er ungläubig aus.

„Jan…“, wollte der Chirurg ihn beruhigen.

„Ihr ward im Urlaub! Gemeinsam! Und alles, was ihr mir zu sagen habt, ist, dass ihr nicht nachgedacht habt?“, fuhr der Blonde sie an. „Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie ich mich gefühlt hab? Ich hab echt gedacht, dass das was werden könnte zwischen uns, aber…“

„Jan, bitte! Sag das nicht“, erwiderte Dirk verzweifelt.

„Bitte, gib uns noch eine Chance“, hauchte Rod ängstlich. Was immer Jan verlangen würde, er würde es tun.

„Sagt mir einen Grund, warum ich das tun soll“, forderte der blonde Hüne.

„Weil“, begann der Chirurg, trat auf seinen Freund zu und nahm dessen Kopf sanft in seine Hände. „Ich dich liebe dich und Dirk tut das auch…und ich weiß, dass du uns auch liebst…Jan, bitte…wenn du’s schon nicht für uns machst, dann mach’s für dich“, fuhr er sanft fort und küsste ihn.

Der blonde Hüne wusste, dass Rodrigo Recht hatte. Und er wusste, dass er dem Kuss nicht widerstehen konnte, viel zu groß war seine Sehnsucht.

„Aber denkt nicht, dass ihr so einfach wegkommt“, erwiderte er trotzig, als sie sich lösten.
 

In stiller Übereinkunft hatten sie beschlossen, nicht über den kurzen Trip an die Nordsee zu reden. Stattdessen planten sie das kommende Wochenende, an dem sie, solange nichts dazwischen käme, alle drei frei hatten.

„‚Hidalgo’ spielen da in der Stadt…die haben eigentlich ziemlich gute Songs…was haltet ihr davon, wenn wir sie uns ansehen?“, fragte Dirk gerade, als Jan vom Sofa aufstand und in die Küche ging, um ihnen noch etwas zu trinken zu holen. Der blonde Hüne musste unwillkürlich lächeln, als er hörte, dass dem Schwarzhaarigen die Lieder gefielen.

‚Wie er wohl reagiert, wenn er erfährt, dass die Songs von mir sind?’, fragte der Rettungsarzt sich im Gedanken. Auf keinen Fall würde er die anderen beiden über dieses kleine Detail am Rande aufklären. Viel zu gespannt war er auf ihre Reaktion, um sich selbst die Freude zu verderben.

„Klar, warum nicht?“, stimmte er dem Vorschlag zu. Er konnte ja mal schauen, wie die Band überhaupt so war.

Auch Rodrigo war dem Ganzen nicht ganz abgeneigt und so war es bald beschlossene Sache, dass die drei das Konzert besuchten.

„Sag mal, seit wann hast du eine neue Jacke?“, wollte der Chirurg dann wissen, als Jan mit den Getränken zurückkam.

„Hab ich geschenkt bekommen“, erklärte der Rettungsarzt grinsend.

„Welche Jacke?“, fragte Dirk verwirrt.

„Jan hat eine neue Uniformjacke“, klärte der Chilene seinen Freund auf. „Und rate mal, was hinten oben steht. ‚Dr. Jan Vetter – Lebensretter’.“

„Ist das nicht ein bisschen narzisstisch, mein Freund? Ein klitzekleines Bisschen vielleicht?“, lachte der Älteste.

„Ich kann nichts dafür. Hab’s, wie gesagt, geschenkt bekommen“, rechtfertigte Jan sich.

„Gab’s einen besonderen Anlass?“, hakte Rodrigo nach.

„Zehnjähriges Dienstjubiläum“, erklärte der Rettungsarzt.

„Zehn Jahre machst du das schon?“, stieß Dirk aus.

„Ist das etwa ein Verbrechen?“, fragte der Blonde verwundert. Die anderen beiden waren doch auch bestimmt genauso lang in ihren Berufen tätig.

„Nein, aber…kam da nie der Punkt, wo du dir gedacht hast, dass dir das zu anstrengend wird?“, argumentierte der Notaufnahmechef.

„Bis jetzt noch nicht, nein“, erwiderte Jan. „Bei euch etwa?“

„Nein, aber unser Job ist auch lang nicht so gefährlich, wie deiner“, antwortete Dirk.

„Das sagt gerade der, der mal in eine Geiselnahme geraten ist“, kommentierte der Rettungsarzt sarkastisch.
 

Wenig später, draußen war es mittlerweile dunkel geworden, saßen sie einfach nur schweigend im Wohnzimmer. Jeder hing seinen Gedanken nach, ungeahnt der Tatsache, dass sie bei allen um dasselbe Thema kreisten. Als Jan aufstand und in sein Schlafzimmer ging, um etwas zu holen, wurde er von seinen beiden Freunden an der Tür überrascht und zurück in das Zimmer geschoben.

Sie nahmen sich nicht die Zeit, das Licht aufzudrehen, wodurch ihre Sinne noch mehr gereizt wurden. Langsam glitten Dirks Hände unter das Shirt des Größeren und streichelten dessen Oberkörper. Während der Schwarzhaarige sanfte Küsse in Jans Nacken verteilte, schob er das Kleidungsstück sachte höher, um es ihm anschließend über den Kopf zu ziehen. Inzwischen machte sich Rodrigo, der den Blonden in einen aufregenden Zungenkuss verwickelt hatte, an dessen Hose zu schaffen, indem er sie ihm langsam auszog. Er ließ seine Hände über die langen Beine des Hünen gleiten. Immer wieder streiften sie wie zufällig über die empfindliche Innenseite der Oberschenkel und entlockten Jan ein wohliges Stöhnen. Dieser stand unter großer Anspannung, jede einzelne Berührung schickte einen angenehmen Schauer durch seinen erregten Körper. Dirk blieb währenddessen auch nicht untätig, sondern küsste jeden Zentimeter des vor ihm stehenden Körpers seines Freundes. Vorsichtig, aber dennoch bestimmt, drängten die beiden Schwarzhaarigen den Rettungsarzt zum nahe stehenden Bett. Ohne sich voneinander zu lösen ließen sie sich auf die Matratze nieder. Da Rodrigo nun einen Pfad über die Brust, den Bauch bis hin zu den Hüften des Blonden küsste, konnte Dirks Zunge dessen Mundhöhle erforschen.

Jan stöhnte tief in den Kuss hinein, als der Chilene begann, ihm seine Boxershorts Stück für Stück auszuziehen. Der Größere, der auf dem Bett kniete, bettete seinen Kopf auf Dirks Schulter, der hinter ihm saß und sich weigerte, ihren Kuss auch nur für eine Sekunde zu lösen. Als der Chilene sein erregtes Glied in den Mund nahm und begann, daran zu saugen und es mit der Zunge zu umspielen, glaubte Jan zu ersticken, so sehr raubte ihm das Tun seiner Freunde den Atem. Er krallte sich in die Bettlaken, als der Ältere ihm vorsichtig einen Finger einführte und begann, ihn zu bewegen. Bald darauf kamen auch noch ein zweiter und ein dritter Finger hinzu, die den Rettungsarzt genauso quälend langsam wie Rodrigo verwöhnten. Es brachte den blonden Hünen um den Verstand, aber er wusste bereits, dass er diesem Tempo hilflos ausgeliefert war und die anderen zwei sich zu nichts drängen lassen würden. Als er schon dachte, er würde diesen Druck nicht mehr aushalten können, spürte Jan seinen Höhepunkt heranrauschen und als er endlich kam, wurde ihm tatsächlich kurz schwarz vor Augen.

Behutsam legten die beiden Schwarzhaarigen ihren erschöpften Freund nieder und wickelten ihn in die weiche Bettdecke ein. Sie zogen sich bis auf die Unterwäsche aus und kuschelten sich jeweils links und rechts an Jan, der, unfähig, auch nur eine Minute länger wach zu bleiben, kraftlos, aber glücklich einschlief. Sie selbst hatten beschlossen, sich nur auf ihren Freund zu konzentrieren und ihre Bedürfnisse zu ignorieren, sozusagen als Strafe für die vielen Tage, die sie ihren Freund sehnsüchtig hatten warten lassen. Lächelnd entflohen auch sie bald darauf ins Land der Träume.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-10-17T19:45:57+00:00 17.10.2009 21:45
Das haben Bela und Rod ja gerade nochmal hingekriegt. Er hätte es ihnen ruhig schwerer machen können, die hätte ich an seiner Stelle schön schwitzen lassen, diese beiden Urlauber. XD
Ich würde mich sehr freuen, wenn es hier bald weiter geht. :)
LG :)
Von: abgemeldet
2009-09-18T15:17:31+00:00 18.09.2009 17:17
ES GEHT WEITER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *freudentanz aufführ*

Und die beiden entschädigen sich...zumindest ein bisschen +gg*
Ihr verhalten find ich trotzdem immer ncoh total mies und ich hffe die drei machen auch mal urlaub zusammen *gg*
*zwinker*
Fu hat mir richtig leid getan...
Aber jetzt wird ja hoffentlckh alles gut ^^

Ich freu mich schon auf die fortsetzung! Lass uns nicht warten, bitte *gg*

Lg
Vanitas
Von:  BelaFarinRod4ever
2009-09-14T23:18:58+00:00 15.09.2009 01:18
Yeaaaaaaaaaaaaahhh!!!

!!YES!!
Endlich bekommt Jan seine Entschädigung!! *freu freu*
Das war aber auch das Mindeste was sie tun konnten!
(Müsste aber eigentlich noch mehr von den beiden kommen!!!^^)


Ich liebe deine Fanfictions!!! ("PS, Ich liebe dich!" ist ohne gleichen, und so witzig!^^)
Echt klasse!
Du haste wirklich Talent!
Freu mich schon rießig auf´s nächste Kapitel!! =)

Bis dann!
Lg
BelaFarinRod4ever



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