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Until your End

Kapitel 6 online | HGxDM
von

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Gebrochener Stolz

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Hallo meine lieben Leser,

erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich solange nichts mehr von mir hören ließ. Das hat mehrere verschiedene Gründe. Unter anderem lag es daran, dass ich letztes Jahr unglaublich viel fürs Abitur gelernt habe, 3x in der Notaufnahme war & dieses Kapitel ca. vier oder fünf Mal von mir neu angefangen wurde, aber es wurde nie so, wie ich es wollte. Ich hoffe ihr verzeiht mir und ich werde heute schon mit dem nächsten Kapitel beginnen. Wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Keks
 

* * *
 

Kapitel 6 – Gebrochener Stolz
 

   Es dauerte einen Augenblick, bis jemand etwas sagte. Zu konfus war die Situation und keiner wollte als Erster diese unangenehme Stille brechen. Es war Draco, der langsam auf sie zukam und sich Hermine aus der Nähe heraus betrachtete. Er stand jetzt so nah an ihr, dass er dachte, ihren Puls rasen zu hören. „Das Schlammblut?!“, rief er mit angeekelter Stimme in den Raum und sah seine beiden Kompadre an. „Was macht dieses verfluchte Schlammblut hier unten im Kerker?“, fragte er, als weder Crabbe noch Goyle sich dazu äußerten. Als die zwei Slytherins immer noch nichts sagten, schaute Draco diese an und sein Blick war gefährlich. Selbst für Hermine war in diesem Moment klar, dass Draco sauer war und nur ein kleiner Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen würde, sobald nicht einer der beiden etwas sagen würde. Ein weiterer Moment der Stille lag vor ihnen und keiner der Anwesenden konnte ahnen, dass Draco diese Ruhe gänzlich ausnutze. Er war auf einen solchen Moment nicht gefasst gewesen und wenn er ehrlich zu sich war, musste er zugeben, dass er nicht wirklich wusste, was er tun sollte. Seit er den Zettel erhalten hatte, machte er sich mehr Gedanken den je. In diesem Jahr würde es ein Todesopfer geben, wenn nicht sogar mehr.

   Er überlegte und seine Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Gerade als er damit beginnen wollte nachzudenken, welchen Fluch er auf Hermine zaubern könnte, räusperte sich Goyle und nuschelte etwas von Rache und Demütigung. Draco traute seinen Ohren nicht. „Ihr wolltet euch bei Granger rächen? Und deswegen haltet ihr sie hier gefangen? Das ist mehr als übertrieben. Ihr hättet einfach den ein oder anderen Zauberspruch benutzen müssen und schon wäre die Sache von dannen gewesen“, sprach Draco gereizt und Vincent und Gregory waren sichtlich eingeschüchtert. Keiner der beiden konnte mutmaßen, dass Draco nicht erfreut gewesen wäre, wenn er davon erfahren hätte. Auch waren sie nicht auf diesen Moment vorbereitet, dass tatsächlich einer hier um diese Uhrzeit im Kerker auftauchen würde. Sie hatten lange an diesem Plan gesessen und vor ein paar Tagen entschlossen, ihn durchzuführen, nachdem Hermine Granger sie so sehr auf dem Flur gedemütigt hatte.
 

   „Wir dachten, dass du die Sache gut finden würdest, wenn wir dir davon erzählt hätten“, sprach Vincent weiterhin eingeschüchtert. Draco schwieg einen Moment und wiederholte in seinem Kopf seine Worte. An und für sich war er ein Befürworter, was das anging, aber sein Auftrag kostete ihm zu viel Zeit, sodass er es nicht einmal mitbekommen hatte, dass sich seine Mitschüler anders benommen hätten. Es war eigentlich die Chance, sich wirklich für all die Gelegenheiten zu revanchieren, in denen Hermine ihn genervt hatte. Keiner würde jetzt etwas davon ahnen, dass sie sich hier unten im Kerker befand. Nicht einmal ihre beiden Freunde, Potter und das Wiesel, hätten sie zum jetzigen Zeitpunkt vermisst. Wenn er die Sache jetzt richtig anstellte, wäre Hermine vielleicht sogar so sehr eingeschüchtert, dass sie sich vermutlich nicht mal an Dumbledore oder McGonagall wenden würde, um ihnen von dem Vorfall Bericht zu erstatten. Erst jetzt realisierte er, dass sich die Person hier auch wirklich befand. „Gut finden? Das ist ausnahmsweise hervorragend. Das kleine, arme Schlammblut ohne die anderen“, sagte Draco und drehte sich augenblicklich zu Hermine um und ging auf sie zu. „Was sollen wir nur als erstes mit ihr anstellen? Wie wäre es damit, wenn wir dir die Nase brechen, so wie du mir das vor Jahren angetan hast. Wie hört sich das für dich an, Granger?“, er ignorierte die Geräusche von seinen beiden Mitschülern und betrachtete die gefesselte Hermine, die wie wild ihr Kopf schüttelte. Wie Draco annahm hatte einer der beiden kurz zuvor einen Zauber auf sie gesprochen, damit sie nicht mehr sprach. Auf dieser Tatsache aufgebaut, packte er sie an den Schultern und schüttelte sie. Draco konnte in ihren Augen Tränen aufsteigen sehen und genoss diesen einmaligen Augenblick.
 

   Hermine wusste nicht, wie lange sie hier unten noch aushalten würde. Die Lage war schon zu der Zeit, in der nur Vincent und Goyle mit ihr hier waren, schlimm genug gewesen, aber seitdem Draco Malfoy dazu kam, spürte sie Minute für Minute, wie mehr Angst in ihr aufstieg. Sie hasste sich dafür, dass sie keinem ihrer Freunde gesagt hatte, dass sie hier war. Wer konnte auch schon ahnen, dass es in Wirklichkeit eine Falle war? Manchmal hasste sie sich auch für ihre schreckliche Neugierde, so wie in diesem Moment.

   Keiner der Anwesenden konnte nun vorhersehen, wie dieser Abend ausklingen würde. Vincent Crabbe und Gregory Goyle stellten langsam aber sicher fest, dass ihr Plan eskalierte. Natürlich würden sie nicht auf die Idee kommen und es vor Draco zugeben, aber so ehrlich waren sie immerhin zu sich selbst. Hermine Granger wusste nicht, wie groß die seelischen oder auch die körperlichen Schmerzen sein werden, die sie von diesem Tag davontragen würde. Und Draco Malfoy, der von außen hin sehr befangen aussah, tobte innerlich wie verrückt. Er war sich nicht im Klaren, wie weit er heute gehen könnte um möglichst schnell seinen Auftrag auszuführen. Die Gryffindor Schülerin überlegte sich unterdessen, wann es Ron und Harry auffallen würde, wenn sie später nicht zeitgemäß aus der Bibliothek kommen würde. Generell war sie sich sehr unsicher, ob diese sich Sorgen machen würden. So klug die junge Hexe auch war, darauf war sie keinesfalls gefasst gewesen, zumindest nicht auf die beiden Slytherin Schülern, die sie wohl Jahre lang falsch eingeschätzt hatte.

   Ein weiterer Moment verstrich, als es ihr eiskalt über den Rücken lief. Ihr kam der Gedanke an die drei unverzeihlichen Zaubersprüche, die sie erst kürzlich im Unterricht besprochen hatten. Insgeheim befürchtete sie, dass Draco auf dumme Gedanken kommen könnte, obwohl sie noch sehr an seine menschliche Seite hoffte. So hilflos wie sie hier saß, gab es keine Möglichkeit sich zu wehren. Diesen Zustand merkte wohl auch augenblicklich Draco. „Na, hat es dir etwa immer noch die Sprache verschlagen?“, befragte dieser die junge Frau mit einem höhnischen Grinsen, das kaum zu übersehen war.

   Mit einer gekonnten Handbewegung schwang er seinen Zauberstab und der Stummzustand verschwand gegenwärtig. „Warum hast du das gemacht?“, fragte Vincent ihn entsetzt und trat einen Schritt hervor. „Einfach aus dem Grund, um zu schauen, ob das kleine besserwisserische Schlammblut etwas dazu gelernt hat“, sprach Draco und ließ seinen Zauberstab zwischen seine Fingern gleiten. Hermine traute sich nicht zu sprechen. Zu groß war die Angst davor, dass einer denselben Gedanken an einen unverzeihlichen Zauberspruch hatte. Auch die Möglichkeit zu schreien anzufangen wäre sinnlos gewesen, da um diese Uhrzeit keine Leute im Korridor waren. Die Vertrauensschüler passierten den Gang erst ab Mitternacht.

   Der Anblick von Draco beunruhigte sie mehr den je, allein aus dem Grund, weil sie nicht einschätzen konnte, wie weit er gehen würde. Seit diesem Schuljahr ging das Gerücht um, dass einige aus dem Hause Slytherin sich für ein Leben als Todesser entschieden hätten. Draco Malfoy gehörte mitunter zu den Schülern, so nahmen es jedenfalls viele Schüler aus Hogwarts an. Ron hatte dieses Gerücht vorsichtshalber in einem Brief an seine Eltern erwähnt und Mr. Weasley sagte nur, dass er nicht alles glauben sollte, obwohl Mr. Malfoy schließlich seit einiger Zeit in Askaban saß. Mrs. Weasley hingegen warnte ihre Kinder und dessen Freunde davor, unnötig viel Zeit mit den genannten Slytherins zu verbringen. Als Harry den Brief las, fragte er Ron bestürzt, seit wann er denn den Kontakt zu ihnen freiwillig aufsuchte. Dieser zuckte bloß mit den Schultern und nuschelte irgendetwas von 'Mum denkt eben sehr fürsorglich'.
 

   Gelangweilt stand Draco mittlerweile an einer nahe gelegenen Wand und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Immer noch hatte er seinen Zauberstab in seinen Händen, wie Hermine zu ihrem Bedauern feststellen musste. Ein weiterer Moment verging, in dem keiner was sagte. Draco schwankte sichtlich zwischen gelangweilt und genervt. „Wie habt ihr euch das weitere Geschehen vorgestellt?“, wollte er wissen und schaute mit einem eisigen Blick in die Richtung seiner zwei Freunde. „Ehrlich gesagt wissen wir das nicht mehr so recht. Wir wussten ja nicht, dass du hier auftauchen würdest“, sagte Gregory geknickt und dies entsprach auch leider der Wahrheit.

   So überrascht sie eben waren, so würden sie es auch in den nächsten Minuten wohl nochmals sein. Gerade als Draco noch etwas Spöttisches sagen wollte, konnte man Schritte auf dem Korridor hören. Jeder fragte sich, wer sich um diese Uhrzeit auf diesem Gang rumschlich. Als plötzlich die Geräusche verschwanden, nahm die kleine Gruppe an, dass es vermutlich der Hausmeister Filch gewesen war, der eine seiner täglichen Runden machte. Keiner wagte sich während dieser wenigen Sekunden auch nur zu bewegen. Zu groß war die Gefahr, dass sie erwischt wurden. Zur großen Überraschung rührte sich auch nicht Hermine, die schon seit einer ganzen Weile wieder sprechen konnte. Als Draco sich sicher war, dass sie außer Gefahr waren, wollte er gerade zu reden beginnen, wurde aber von der Person abgelenkt, die plötzlich im Raum stand. Pansy Parkinson, die wohl aufdringlichste Schülerin aus Slytherin, stand lebendig vor ihnen und man konnte ihr Gefühlschaos nur zu gut in ihrem Gesicht ablesen. „Was macht ihr hier?“, fragte sie verdattert und ließ ihren Blick durch den Kerker wandern. Erst jetzt bemerkte sie die gefesselte Hermine, die noch schockierter war, als die Momente zuvor. „Ich mache hier schon mal gar nichts!“, sagte Draco. „Es ist aus deren Mist gewachsen und ich bin nur zufällig in ihre Show hineingeraten“, fuhr er fort und deutete mit den Kopf auf seine Freunde. Er hasste es, wenn er sich gegenüber anderen Menschen rechtfertigen musste. Es war ein Zeichen von Schwäche und solche durfte er nicht zeigen. Seit er klein war, hatte ihm sein Vater gesagt, dass man niemals Schwäche zeigen dürfte. Ein Malfoy hätte keine Schwachstelle und wenn doch, gehörte es zur Tagesordnung diese vor jedem zu verstecken. Auch vor seinen Eltern und Freunden. Man sollte sich niemals rechtfertigen, ganz egal was auf dem Spiel stand, weil es zeigt, dass man nicht vollkommen hinter seinen Taten stand. In der letzten Zeit dachte er häufiger an seine Kindheit. Wie besorgt seine Mutter war und wie streng sein Vater mit ihm umging. Schon früh musste er gehorchen und durfte keine Fragen stellen. Dracos Leben war dadurch geprägt, der Sohn von Lucius Malfoy zu sein. Seit er ein kleiner Junge war, wurden ihm Norme und Werte beigebracht, die er nicht verstand. Innerhalb der ersten beiden Jahren erlebte er in Hogwarts viele verschiedene Einstellungen zum Leben und jedes Mal, wenn er von seinen Eltern zum Bahnhof gebracht wurde, umarmte seine Mutter ihn kurz und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Sein Vater hatte meistens nur einen Händedruck für ihn übrig. Er hasste die Familien, die ihre Kinder so liebevoll verabschiedeten. Wenn er es sich selbst eingestand, beneidete er irgendwie das Wiesel dafür, dass seine Eltern echte Zuneigung ihm gegenüber zeigten. Die Situation hatte sich dramatisch verschlimmert, seitdem sein Vater in Askaban war. Er hatte mittlerweile über ein paar Monate keinen Kontakt mehr gehabt. Keiner von beiden wusste, wie es dem jeweils anderen ging. Leider konnte sich Draco gewiss sein, dass es seinem Vater auch größtenteils egal war. Für ihn stand schon immer im Vordergrund an der Seite des dunklen Lords zu stehen. Da waren solche familiären Rückschläge leicht zu verkraften.
 

   Als Draco nun wieder einmal realisierte, dass er wie so oft in seinen Gedanken gefangen war, schüttelte er kaum erkennbar den Kopf und beobachtete Pansy dabei, wie sie mit ihren beiden Freunden abfällig über Hermine redete. „Granger, wo hast du denn deine kleinen Freunde gelassen?“, neckte Pansy sie und konnte sich ein arrogantes Grinsen nicht verkneifen. „Du siehst ja beinahe so aus, als wärst du hilflos. Das tut mir aber Leid!“, fuhr sie fort und aus ihrem Grinsen wurde ein schäbiges Lachen, bei dem sich bei Hermine die Nackenhaare aufstellten. Mit gezielten Schritten, begleitet von ihrem seidigen Umhang, der hinter ihr kaum merklich durch die Luft tanzte, stand Pansy vor ihr und legte ihren Kopf schief. Mit einem Mal hob sie ihre Hand und verpasste der Muggelstämmigen eine Ohrfeige, wie sie keiner der Anwesenden jemals zuvor erlebt hatte. Es war ein dumpfer Knall, der nur wenige Millisekunden zu hören war, aber im Gehör jedermanns hallte. „Das geschieht dir recht, Schlammblut“, sagte Pansy und verschränkte die Arme vor ihrer Brust und genoss ganz offensichtlich den Anblick. Hermine, die ihren ganzen Mut zusammenpackte, probierte die Tränen zu ignorieren und starrte ihre Peinigerin mit einem gleichgültigen Blick an. „Das wirst du mir büßen, Parkinson“, nuschelte sie und bemerkte erst jetzt den pulsierenden Schmerz auf ihrer rechten Wangenseite. Ein schallendes Lachen kam von den Slytherins und Hermine wurde wieder augenblicklich ruhig. „Draco, willst du nicht auch einmal? Tut echt gut“, äußerte sich Pansy und missachtete Hermines Drohung. Draco, der immer noch an der kalten Wand angelehnt stand und die Situation eher still verfolgte, stieß sich von der Wand ab und ging auf Hermine los, die weiterhin gefühlskalt dasaß und sich nicht rührte. Ihre Augen fixierten jede einzelne Bewegung von Draco und ehe sie sich versah, blieb er nur wenige Schritte von ihr entfernt stehen und betrachtete sie, wie ein Kunstwerk. „Hm“, flüsterte er zu sich selber gewandt und konnte den Blick von ihr nicht ablassen. Er überlegte und wusste einfach nicht, was er tun sollte. Es wäre ein befriedigendes Gefühl, sie so zu demütigen und von ihr leere Drohungen zu hören, aber er wollte vorerst weiter denken. Er hätte noch alle Zeit der Welt, denn keiner würde Hermine hier unten vermuten. Wenn ihre Freunde überhaupt ihre Abwesenheit noch bemerken würden. Gerade als er einen Schritt auf sie zumachen wollte um für die Ohrfeige auszuholen, blieb er wie reglos stehen.
 

   Hörte er abermals Schritte in diesem verlassenen Korridor? Nein, das wäre unmöglich. Pansy hatte sie nur durch Zufall entdeckt. Die Slytherins schlichen zwar öfters Mal durch die Gegend, aber wer sollte noch dazu stoßen? Zabini? Keinesfalls. Er würde auch als erstes wieder verschwinden, weil er keinen Ärger mit Snape kriegen wollen würde, falls man sie erwischen sollte.

Er war sich sicher, dass ihm seine Sinne einen Streich gespielt hätten. Er schaute Hermine in die Augen und konnte nochmals pure Angst sehen. Sie wäre viel zu Stolz dazu, es zuzugeben, aber er besaß die Fähigkeit, Leute gut einschätzen zu können. „Angst, Granger?“, fragte er hämisch und verweilte noch einen Moment so, bis er seine Hand sinken ließ und das Lächeln aus seinem Gesicht entwich. Keiner der Versammelten verstand seine plötzliche Bewegung. Draco machte einen nachdenklichen Eindruck und auch sein Arm ging zurück an seine Seite. Unerwartet ging die Tür erneut auf. Harry und Ron standen in der Tür und mussten mit entsetzen feststellen, dass sie Hermine gefunden hatte, unter einem ganzen Haufen von Slytherins.

   Diese weitete die Augen bei dem Anblick ihrer Freunde und wusste, dass sie gleich gerettet werden würde. „Wenn du sie anpackst, wirst du keine Freude mehr am Leben haben, Malfoy“, flüsterte Ron und zuckte seinen Zauberstab, bereit zu kämpfen. Draco drehte sich um und ging in Richtung Tür. „Kommt mit Leute. Wir haben hier nichts mehr bei der Vereinigung des goldenen Trios zu suchen“, sagte er und guckte angewidert zu Harry und Ron. „Schickes Oberteil, Weasley. Sieht ja für deine Verhältnisse beinah gut aus“, spottete er und tippte mit seinem Zauberstab auf das fein gestrickte grüne Muster eines Vogels. Vincent, Gregory und Pansy standen wie angewurzelt da und konnten aus der Mimik ihres Freundes nicht klar erkennen, ob seine Worte ernst gemeint waren. Nach einem kurzen Moment des Schweigens zischte Draco eine Warnung, dass er seine Worte nicht wiederholen würde.
 

   So verließen die drei vor Draco den Kerker und schauten im Korridor nach, ob jemand unerwünschtes dort wäre. In der Zwischenzeit gingen die beiden jungen Männer zu Hermine und Harry zauberte einen Entfesslungsspruch. Noch ehe sie mit einem ihrer Freunde sprach, schaute sie in die Richtung von Draco. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke und Hermine schaute direkt in seine trüben Augen. Er erwiderte diesen Blick, wenn auch ungerne. Als sie für einen Hauch von Moment sich zu Harry und Ron umdrehte, war er schon lautlos verschwunden. Auf dem Gang konnte man Schritte hören, die immer leiser wurden und letztlich gar nicht mehr zu hören waren.

   „Was ist passiert, Hermine?“, fragte Ron verstört und nahm sie in den Arm. Sie spürte wie wild sein Herz raste, vermutlich aus Erleichterung sie endlich gefunden zu haben. Als er sie losließ, umarmte auch Harry sie. Hermine war nicht in der Lage irgendetwas zu sagen. Sie hatte schon große Probleme damit, aufzustehen und nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet ihr, dass sie über zwei Stunden hier gewesen war, in ihrer Hölle. „Hermine, sag doch endlich was!“, flüsterte Harry und hielt sie vorsichtshalber fest, da sie für seinen Geschmack einen ziemlich wackeligen Eindruck machte. Ron betrachtete sich währenddessen ihr Gesicht. Sie hatte ein blaues Auge, vermutlich von Malfoy, wie er annahm. Auch ihre Lippe war an der einen Seite aufgeplatzt und das Blut war schon angetrocknet. „Wie habt ihr mich gefunden?“, hauchte Hermine und starrte ununterbrochen auf die Tür, aus Angst, dass wieder jemand kommen würde. „Wir haben uns um dich Sorgen gemacht. Du kamst nicht pünktlich aus der Bibliothek, deswegen haben wir Ginny gefragt, ob du deine Schreibsachen mitgenommen hast. Sie ist hoch gegangen und hat geguckt. Als sie wiederkam und meinte, dass sie noch dort waren, war uns klar, dass du nicht in der Bibliothek warst. Wir sind dann herumgelaufen und irgendwann ist uns Pansy Parkinson im Gang aufgefallen, weil sie laut am Fluchen war. Also sind wir ihr unauffällig hinterher gegangen und als wir dann hier unten im Korridor waren, mussten wir alle Kerker einzeln absuchen. Und irgendwann waren wir dann hier“, sprach Harry langsam und war sehr beunruhigt über den Zustand seiner besten Freundin. „Wer hat dir das alles zugefügt? Du solltest auf jeden Fall zu Dumbledore gehen. Der wird dafür sorgen, dass die Idioten von der Schule fliegen“, tobte Ron und hielt Hermines Hand fest. „Es war Pansy. Malfoy hat mich nicht angerührt“, sprach sie monoton und konnte den Blick nicht von der Tür lassen.

Sie wusste nicht, ob sie weinen oder schreien sollte. Auch wusste sie nicht, wieso dies alles passiert war. Ihr war noch nicht einmal im Klaren, warum das passiert war. Aber die größte Frage, die ihr auf der Zunge brannte, war die, warum Malfoy nichts gemacht hatte. Er hatte die einmalige Chance sie zu schlagen, zu verfluchen oder sonstiges zu machen. Er stand letztlich nur da und starrte sie mit einem vollkommen leeren Blick an, als wäre er sich selbst nicht einmal im Klaren gewesen, was er überhaupt hier zu suchen hatte.

„Für mich sah das aber ganz anders aus“, sagte Harry und guckte ebenfalls in die Richtung der Tür, in der Hoffnung das zu entdecken, was Hermine die ganze Zeit anstarrte. „Komm erstmal mit. Der und sein ganzes Pack kann morgen was erleben“, drohte Harry und ging mit ihr langsam in Richtung der Tür. Ron war an ihrer anderen Seite und gab ihr so Halt. Er hasste sich dafür, dass er nicht mit ihr in die Bibliothek gegangen war. Er hätte sie beschützen müssen. Er fühlte sich ihr doch verantwortlich gegenüber.

„Es ist die Wahrheit“, wisperte Hermine und die beiden Gryffindor Schüler sahen die angeschlagene junge Frau an. „Was ist die Wahrheit?“, wollte Harry wissen und blieb stehen. „Er hat mir keinen Schaden hinzugefügt“, fuhr sie fort und blickte ihn mit leeren Augen an.
 

   Harry erkannte sie gar nicht wieder. Für ihn stand im Augenblick eine vollkommen fremde Person vor ihm. Er konnte sich nicht ausmalen, was die Slytherins mit ihr gemacht hatten. Auch er fühlte sich verantwortlich für diese schreckliche Tat. Wäre er nicht so oft mit den Schülern aus dem genannten Haus in einen Konflikt geraten, so wäre dies vermutlich nie passiert. Hermine musste dafür leiden, dass er sich Feinde machte. Dass es sich hierbei um einen Auftrag seines schlimmsten Feindes handelte, konnte er noch nicht einmal ansatzweise ahnen.

   Langsam aber sicher gingen sie die Treppen in Richtung des Gryffindor Gemeinschaftsraumes empor. Hermine erzählte während des gesamten Weges nichts. Auch Harry und Ron bevorzugten es zu schweigen. Als sie das Porträt erreicht hatten, sagte Ron das Passwort und alle stiegen durch das Bild hindurch. Ihnen war gar nicht bewusst, wie viel Glück sie hatten, überhaupt nicht erwischt worden zu sein. Die Uhr schlug mittlerweile weit über Mitternacht hinaus und der Gemeinschaftsraum war komplett leer. „Schaffst du die Treppen alleine?“, fragte Ron und ging mit ihr ein paar weitere Schritte. „Ja, es geht schon. Danke“, murmelte sie und ging die Treppen hinauf. Harry und Ron verfolgten das Geschehen solange, bis sie außer Sichtweise war. Beide sahen müde aus und auch sie gingen zurück in ihren Schlafsaal, als sie die Tür von Hermine zufielen hörten.

   Sie waren beruhigt, dass sie sie gefunden hatten. Morgen würden sie darüber sprechen müssen, alleine wegen den offensichtlichen Wunden. Sie würden sie so schnell es nur ging in den Krankenflügel bringen, damit Madam Pomfrey die Wunden heilen konnte. Danach müssten sie sich wohl oder übel Draco an die Brust nehmen und im schlimmsten Fall kämpfen. Zwar hofften sie, dass es soweit nicht kommen würde, aber ihn konnte man nicht einschätzen. Gemächlich schliefen die beiden ein und träumten von dem Kampf mit dem Troll, den sie wegen Hermine im zweiten Schuljahr führen mussten.
 

   Die Slytherins waren unterdessen auch in ihrem Haus angekommen und keiner von ihnen traute sich Draco auch nur anzusprechen. Er sagte zu keinem ein Wort und ging in seinen Schlafsaal, ohne auch nur einen der anderen eines Blickes zu würdigen. Er kramte aus seinem Nachttisch die Nachricht des dunklen Lords hervor und betrachtete nachdenklich den Zettel. Immer noch standen die drei fein geschriebenen Worte auf dem Blatt. Hermine Jean Granger. Er würde sie töten. Wann es dazu kommen würde, wäre zwar noch ungewiss, aber noch in diesem Schuljahr. Er dachte an den Vorfall von vorhin nach. Er hätte sie schon da töten können, aber wie? Mit einem unverzeihlichen Zauberspruch? Er hatte darüber nachgedacht und das nicht nur einmal. In ihrem Blick hatte er die pure Angst gesehen und er fand das mehr als befriedigend. In diesem Moment musste er leicht grinsen, als er sich ihren Gesichtsausdruck ins Gedächtnis zurückrief. So hilflos wie sie da saß, konnte er sie nicht töten. Nein, dass wäre keine Herausforderung gewesen und die wollte er. Er legte den Zettel aus der Hand und rief sich immer wieder die vorherigen Szenen in den Kopf und zog sich bis auf die Boxershorts aus und schlich ins Bad, um sich für die Nacht fertig zu machen. Er erfrischte sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser und ging zurück in seinen Schlafsaal. Nachdem er sich auf das Bett gesetzt hatte, nahm er erneut den Zettel in die Hand und schüttelte den Kopf. Draco ließ sich nach hinten in das weiche Bett fallen und betrachtete pausenlos den Zettel, obwohl er nur noch die groben Umrisse erkennen konnte, da ihm das mangelnde Licht alles weitere erschwerte. „Du wirst sterben, Granger“, hauchte Draco und ließ den Zettel wieder in die Nachttischschublade fallen, um anschließend die Augen zuschließen und früher oder später in einen sehr unruhigen Schlaf zu fallen.
 

   Hermine stand derweil im Schlafsaal und wusste nicht weiter. Sie wollte ihre Mitschülerinnen nicht aufwecken, sodass sie sich einfach voll bekleidet in ihr Bett legte. Sie zog sich die Bettdecke bis unters Kinn und schloss die Augen. Ihr liefen die Tränen aus den Augen, die sie vor ihren Freunden versteckt halten musste. Sie wollte es nicht zugeben, aber sie war niedergeschmettert. Hermines Stolz war gebrochen und sie wusste nicht, ob sie sich davon erholen würde.
 

* * *

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Anuri
2011-09-29T13:36:36+00:00 29.09.2011 15:36
Also als erstes ließt sich das Kapitel sehr viel besser und angenehmer, als die anderen. Allerdings sind die Absätze fürs Internet zu lang. Es fällt schwer nicht andauernd in der Zeile zu verrutschen.

Die Beschreibung von Dracos Gefühlen, als er über die Familien und Erziehung nachgedacht hat, gefällt mir sehr gut.

Der Troll war im ersten Schuljahr ;)

Ich bin gespannt wie du weitermachst :)

Liebe Grüße
Anuri
FCY
Von:  Iwa-chaaan
2011-08-31T23:27:54+00:00 01.09.2011 01:27
Ha, Erste xD

Also das ist ein hartes Kapitel, Hermine tut mir total Leid...

Aber ich dachte mir irgendwie, dass Draco ihr nichts tut, weil es keine Herausforderung für ihn wäre, wenn sie gefesselt dasaß. :)

Das passt einfach zu ihm XD

Aber jetzt bin ich ja mal gespannt, ob sich Hermine erholt und wie Draco Hermine umbringt oder auch nicht o.o

Ich hoffe nicht, ich bin ein Happy End Fanatiker <.<

Werde trotzdem gespannt weiterlesen und freue mich auf das nächste Kapitel ^.^

LG Sujk ^-^


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