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Alles, was du willst

Ein ganz normaler Männerhaushalt [Kanda x Lavi]
von

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4. Befehl: Lass mich bei dir schlafen!

Jetzt ist auch dieses Kapitel leicht überarbeitet. Nun kann ich unbekümmert weiterschreiben. :]
 

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[Tag 4: Donnerstag, 16. August 2009, 07:03Uhr - Ein äußerst kurioser Tag]
 

Es war bei Weitem nichts Neues mehr, dass Kanda Yūs Morgen beschissen begann - vor allem seit Lavis Selbsteinquartierung. Aber dass es dem Schicksal möglich war, das Wort ‚beschissen‘ derart immens zu steigern, erschien selbst demjenigen, der der ganzen Misere stetig zum Opfer fiel, unbegreiflich.

Kanda wurde durch eine angenehme Wärme geweckt, die er über seinem Bauch auf der Decke spürte. Verwirrt darüber setzte er sich auf und warf einen Blick auf besagte Stelle, auf der sich noch immer (oder schon wieder?) ein gewisses Etwas befand - klein und flauschig und eingemummelt und überhaupt nicht laut und nervig -, und irgendwie... ja, irgendwie besaß es doch tatsächlich die Macht, dem eigentlichen Morgenmuffel ein morgendliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Flöckchen lag auf ihm. Noch immer. Oder schon wieder. War ja auch egal. Jedenfalls gab das kleine Tier nur ein leises Schnurren von sich und schien sich auf seinem auserkorenen Spielgefährten, der nun als Schlafgefährte zweckentfremdet wurde, pudelwohl zu fühlen. Pudelwohl... Haha, mieser Witz. Dieser widerwärtige Begriff gehörte schon bald der Vergangenheit an.

Ein etwas genauerer Blick verriet Kanda, dass nicht nur die Katze selbst für die ausbreitende Wärme verantwortlich war, sondern hinzukommend etwas völlig anderes, das Yū mit einem Mal dazu brachte, auch diesen Tag - genauso wie die drei vorherigen - bis ins Unermessliche zu verabscheuen: Dieses verdammte Straßenvieh hatte ihm doch tatsächlich aufs Bett gepinkelt! Ihm, Kanda Yū, dem momentanen Herrn im Haus! Gott, es gab wahrlich Dinge, die einfach nicht gerechtfertigt gehörten!

Mit einem angewiderten Satz sprang er aus dem Bett, schnappte nach der Decke und schüttelte diese ohne Rücksicht auf Verluste, welche in dem Fall das Kätzchen repräsentierten, durch. Der Übeltäter fiel dabei zu Boden, konnte aber dank der Reflexe, die ihm die Natur gegeben hatte, auf allen Vieren landen, ehe er die Situation überhaupt begriffen hatte.

„Fuck! Ich hätte ja wissen müssen, dass sowas passiert! Verdammtes Mistvieh, ich hab‘ mich gestern Nachmittag nicht umsonst über eine Stunde von dieser fetten Frau über Katzenklos beraten lassen! Benutz es gefälligst!“

Verständnislos starrte ihn das Tier an und schien nicht einmal zu wissen, worin gerade das Problem lag. Kanda war bereits jetzt mit dem Nerven am Ende - der vierte Tag mit Quatschkopf Lavi inklusive Flohbündel Flöckchen hatte noch nicht einmal richtig begonnen. Es graute ihn jetzt schon, wenn er an den weiteren Verlauf der nächsten Stunden dachte.

„Warum mach‘ ich mir eigentlich die Mühe? Du verstehst mich sowieso nicht. Kein Wunder, dein Aufenthalt hier ist ja auch auf den Mist von diesem Baka Usagi gewachsen.“
 

„Yū-chan, lästerst du über mich?“
 

Erschrocken fuhr Kanda um sich und sah Lavi, der in der Tür stand und den Raum gleich darauf betrat.

„Nein, ich erörtere nur die Tatsachen, Idiot.“

Lavi richtete seinen Blick auf sein Findelkind, wandte sich dann aber wieder seinem Kumpel zu und fragte:

„Warum schreist du eigentlich um die Uhrzeit schon durchs ganze Haus? Wenn ich nicht schon wachgewesen wäre, wäre ich spätestens dadurch aus dem Schlaf gerissen worden.“

„Deshalb!“

Allessagend hielt ihm Kanda die nasse Decke vor die Nase, und blanke Erzürnung spiegelte sich in seinem Gesicht wider. Als Lavi verstand, konnte er sich ein Grinsen nicht unterdrücken und bemerkte nur amüsiert:

„Naja, ich hatte dir doch gesagt, sie ist noch nicht stubenrein.“

„Che, hätte ich gewusst, dass sie auf mir liegt, hätte ich sie sofort runtergescheucht!“

...was gelogen war. Gestern Nacht war ihm Flöckchens Anwesenheit sehr wohl aufgefallen, doch hatte er diese einfach zugelassen, ohne auch nur einmal in Erwägung zu ziehen, die Katze aus dem Bett zu jagen. Aber das wusste Lavi nicht. Und das war auch verdammt gut so!

„Na gut, meinetwegen kümmere ich mich darum. Aber dafür musst du Flöckchen sauber machen. Sie hat schließlich ‘ne ganze Weile in ihrem eigenen... Zeug gelegen.“

„...Sie? Woher willst du wissen, dass es eine Sie ist?“

Wobei... warum fragte er eigentlich? Als ob es ihn interessieren würde. Ob nun Männlein oder Weiblein, fest stand, dass ihm dieses Vieh rotzfrech und rücksichtslos aufs Bett gepinkelt hatte. Und das war nur eines der vielen Argumente dafür, weshalb Kanda noch nie sonderlich viel von Haustieren gehalten hatte.

„Hab‘ ich gestern gesehen, als ich mit ihr baden war.“

„D-Du hast nachgeguckt?!“

„Klar, ist doch wichtig, das zu wissen. Wobei ihr Name auch zu einem Männchen gepasst hätte...“

Yū rollte mit den Augen und bemerkte sarkastisch:

„Ja... zu einem schwulen Männchen.“

„Hattest du gestern nicht noch gesagt, der Name sei dir egal?“, hakte Lavi gespielt interessiert nach und grinste seinen Freund frech an. Als Antwort bekam er allerdings nur ein abweisendes „Che!“ und eine kalte Schulter, die ihm gezeigt wurde. Anschließend stampfte Kanda aus dem Zimmer, dicht gefolgt von dem weißen Kätzchen, das ihm freudig hinterher tapste.

„Mach sie sauber, hörst du? Das ist ein Befehl!“, rief Lavi ihm noch nach, ehe er sich der schmutzigen Bettwäsche zuwandte...
 

„Hör zu, Mistvieh! Wenn du brav bist und still hältst, wird die ganze Sache nur halb so unangenehm, wie sie jetzt vielleicht aussieht. Doch wenn du dich wehrst, wird das hier das schlimmste Katzenerlebnis deines ganzen verdammten Katzenlebens!“

Yū stand mit nichts weiter als Boxershorts und einem verwaschenen T-Shirt im Bad, den Duschkopf in der Hand, die Tür verriegelt, den Flohteppich verängstigt vor sich stehen - jetzt würde er Lavi zeigen, wie man eine Katze auf männliche Art und Weise saubermacht! Als er den Strahl auf das Tier richtete, sah dieses jedoch überhaupt nicht ein, derartige Strapazen über sich ergehen zu lassen, wich geschickt aus und schlängelte sich um Kandas Beine.

„Du willst es also auf die harte Tour?!“

Noch bevor Flöckchen in die nächstgelegene Ecke flüchten konnte, hatte Yū sie am Genick gepackt, hochgehoben und in Augenhöhe vor sich gehalten.

„Daran bist du jetzt selbst schuld...“

Gerade wollte er den Wasserstrahl auf das hilflose Tier richten, da begann dieses urplötzlich, quengelnd zu mauzen und sein Gegenüber aus verzweifelten Augen heraus anzusehen. Yū hielt in seiner Mission inne und starrte das Kätzchen zweifelnd an.

„Hör auf, mich so anzusehen! Dein treudoofer Blick zieht bei mir nicht, okay?!“

Und trotz seiner Worte wagte er es nicht, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nach mehrfachem Miauen sowie Gewissensbissen und dem Gedanken, dass das Ganze, was er hier gerade veranstaltete, an Tiermisshandlung grenzte, setzte er Flöckchen seufzend ab und beugte sich zu ihr herunter.

„Naja, vielleicht etwas unfair, meine Wut auf Lavi an dir auszulassen...“, gab er schließlich zu, kam sich daraufhin jedoch ziemlich bekloppt vor, bereits so tief gesunken zu sein, sich bei einer Katze wegen seines aufbrausenden Verhaltens zu entschuldigen. Die Schmach, der er sich gerade hingab, dann aber einfach ignorierend, fing er das Wasser mit seiner Hand auf und fuhr statt des Duschstrahles nun mit dieser über das weiße Fell. Das gefiel Flöckchen deutlich besser, da sie stillhielt, sich allerdings noch immer ein Hauch von Skepsis in ihren Augen befand. Die Mission, eine Katze auf männliche Art und Weise zu waschen, war dadurch zwar mehr als nur gescheitert, aber die Hauptsache war, dass das Tier letztendlich sauber wurde...
 

„Du hast sie ja tatsächlich sauberbekommen! Hätte ich dir gar nicht zugetraut, Yū-chan.“

Lavi hob Flöckchen auf den Arm und musterte sie eindringlich.

„Ach, halt die Klappe“, motzte Kanda nur mürrisch, „Hast du das mit meinem Bettzeug wenigstens in Ordnung gebracht?“

„Klar. Ach, und... ich wusste gar nicht, dass du so süße Bettwäsche in deinem Schrank hast.“

Grinsend schielte er zu seinem Kumpel, während in diesem gerade eine Welt nach der anderen zusammenbrach. Mit vorahnungsvoll geweiteten Augen und fehlenden Worten stampfte er in Richtung Zimmer, riss dort angekommen gnadenlos die Tür auf und erblickte die Misere höchstpersönlich, die ihn wie einen verdammten Faustschlag traf - Gott, es musste aber auch wirklich alles schief laufen.

„D-Denk bloß nicht, dass ich diese Bettwäsche jemals ausgesucht hätte! Die hat mir meine Mutter irgendwann mal geschenkt... keine Ahnung, ich dachte, ich hätte sie weggeschmissen... Warum zur Hölle hast du keine andere genommen?!“, versuchte sich Yū zu rechtfertigen, allerdings in dem Wissen, dass keiner seiner Sätze auch nur die geringste Wirkung auf Lavi tat.

„Ach, ich fand, dass sie am besten zu dir passt...“, neckte Lavi ihn mit dem alltäglichen Standardgrinsen, das sich mittlerweile schon äußerst tief in Kandas Gedächtnis eingebrannt hatte.

„Und bevor du auf die Idee kommst, sie zu wechseln“, fügte Lavi zügig hinzu, „...befehle ich dir, sie zu lassen, bis die Woche vorüber ist!“

„Du hast sie doch nicht alle! Unter solchen Umständen kann ich in diesem Bett nie wieder ein Auge zu machen! Wie soll ich da drin denn bitteschön schlafen?!“

Langsam war Yū an seine eigenen Ausraster gewohnt, die wegen Quatschkopf Lavi Gang und Gebe geworden waren. Seit Lavi bei ihm - mehr oder minder - eingezogen war, fühlte sich Kanda mit jedem vergangenen Tag dem Drang nach Selbstmord näher als je zuvor - doch zugleich auch irgendwie lebendiger. Vielleicht auch ein wenig... glücklicher. Aber das wollte er sich selbst natürlich nicht eingestehen.

„Jetzt mach doch wegen den paar bunten Blümchen auf deiner Bettwäsche nicht gleich so einen Aufstand. Ist ja nicht so, dass du es sehen könntest, wenn du dich nachts - ich meine n-a-c-h-t-s, wenn es d-u-n-k-e-l ist - schlafen legst.“

„Na und? Allein der Gedanke zählt. Und überhaupt, hör doch endlich mit diesen scheiß Verniedlichungen auf! Hat dir keiner beigebracht, wie ein erwachsener Mann zu sprechen?! Wenn du ‚Blümchen in irgendeinem Wörterbuch dieser Welt findest, bekommst du 1000 Dollar von mir bar auf die Hand!“

„Dann werd‘ ich mich wohl mal auf die Suche nach diesem Wörterbuch machen müssen“, bemerkte Lavi amüsiert und genoss die vor Wut pochende Ader auf Kandas Stirn - je mehr er sich in solche Kleinigkeiten hineinsteigerte, desto weniger ernstzunehmend wurde er, fand Lavi.
 

Ein Donnerstag, der nicht viel mit sich gebracht hatte, stand kurz vor seinem wöchentlichen Ende. Bis auf den lästigen Haushaltskram, der schlichtweg erledigt werden musste, hatten die beiden jungen Männer nicht viel getrieben. Dabei war vor allem Lavi ganz deutlich bewusst geworden, dass er - selbst, wenn er Kanda dazu überreden könnte, die Ferien endlich auszunutzen und irgendetwas zu unternehmen - gar nicht effizient dazu käme, sich anderen Dingen außer dem Erhalten dieses Hauses zu widmen. Gut, vielleicht gen Abend, aber... irgendwie wollte sein Gewissen auch nicht ganz mitspielen, was sein flauschiges Findelkind anbelangte. Wäre es wirklich ratsam, ein kleines, tollpatschiges und - vor allem - nicht stubenreines Kätzchen alleine in einem großen Haus zu lassen?

Nein, diese Ferien waren bereits seit Lavis Einzug zum Scheitern verurteilt - mit der Spaßbremse Yū ließ sich aber auch wirklich nichts Halbes und nichts Ganzes anfangen. Mehr als Sobarekordverdachtskonsum und das übliche Gezanke, das für die eine oder andere Unterhaltung sorgte, war aus Kanda einfach nicht herauszuholen. Und wenn Lavi mal ganz genau über diesen Zustand nachdachte, kam er immer wieder - ganz egal, wie sehr er es auch zu umgehen versuchte - auf das knappe, dreibuchstabige, in seinem Fall völlig suspekte Wort ‚Ehe‘. Ja, verdammt, E-h-e, zwischen ihm und seinem besten Freund herrschte doch tatsächlich so etwas Ähnliches wie ein Eheverhältnis! Fehlte ja nur noch, dass einer der beiden arbeiten gehen müsste, weil ihnen das Geld ausginge... Aber so weit war es glücklicherweise noch nicht gekommen. Und irgendwie war das Ganze ja auch ungemein lustig. Wenn Lavi Kanda an seiner bizarren Erkenntnis teilhaben ließe, würde dieser wohl endgültig den Verstand verlieren... ausrasten, auf die ganze Wette, die ihnen den Spaß eingebrockt hatte, scheißen und seinen Mitbewohner kompromisslos vor die Tür setzen - mit ein paar liebenswürdigen Worten wie „Verpiss‘ dich, du Spinner!“ oder „Sieh‘ zu, dass du dich hier ja nie wieder blicken lässt, Mistkerl!“ im Anhang, versteht sich.

...ein Rauswurf? Ehestreit? Und dann die Scheidung?!

Okay. Langsam war selbst Lavi durch die ganzen abstrusen Begriffe, die ihm gerade durch den Kopf surrten, verwirrt. Mit einem leisen Seufzer wälzte er sich auf dem Bett, das tagsüber eine Couch war, hin und her, bis ihm auf einmal die kleine Digitaluhr, die auf dem DVD-Player unter dem Fernseher aufleuchtete, ins Augenmerk fiel. Wieder einmal musste er feststellen, dass es schlicht und ergreifend unmöglich für ihn war, in einem anderen Bett als seinem eigenen zu schlafen - knapp drei Uhr morgens. Hatte er sich nicht um kurz nach Zwölf hingelegt? Dieses endlose Wachliegen war einfach unerträglich - so konnte das doch nicht weitergehen!

Ohne sich wirklich im Klaren darüber zu sein, was er tat, befreite er sich aus der Decke, mit der er sich bei seiner kleinen Wälzaktion regelrecht eingewickelt hatte, stand auf und schlurfte müde und verzweifelt und in irgendeiner Art Trance in Richtung Yū-chans Zimmer.
 

Wach. Hellwach, um das Kind beim eigentlichen Namen zu nennen - ganz genau das war Kanda seit sage und schreibe zweieinhalb Stunden. Es bestand keine Hoffnung, jemals einen erholsamen Schlaf zu finden, solange er links und rechts und vorne und hinten und einfach allen Seiten von kunterbunten Blumen umringt war. Er hasste es, hier tatenlos herumzulungern, ohne auch nur einen Finger zu krümmen, um diesem Missrat à la Bettwäsche endlich die Stirn zu bieten.

Voller Mordlust sprang er also auf und nahm sich nicht einmal die Zeit, das Licht im Raum anzuschalten. Das brauchte er ohnehin nicht - sich diese knallbunte Augenvergewaltigung auch noch freiwillig zuzumuten, käme als letztes in Frage. Er nahm sich zuerst das Kopfkissen vor und begann hastig, einen Knopf nach dem anderen zu öffnen. Auf einmal öffnete sich etwas völlig anderes: Die Tür.
 

„Yū-chan, kann ich... M-Moment, was machst du da?!“

Kanda fuhr um sich, als er Lavis Stimme hörte. Aber nachdem er in der Dunkelheit die Silhouette seines Kumpels hatte erkennen können, antwortete er: „Das Blumenparadies in Flammen aufgehen lassen... war zumindest der Plan.“

„Falsch. Du brichst gerade die Regeln. Es war ein Befehl gewesen, die Bettwäsche bis zum Ende der Woche so zu lassen“, korrigierte Lavi, obwohl diesem im Moment ziemlich egal war, ob nun ein Haufen Blümchen oder irgendwelche eintönigen, dunklen Farben Yūs Bett zierten.

„Ich scheiß‘ auf die Regeln. Wegen diesem Mist lieg‘ ich schon seit Ewigkeiten wach!“

Davon konnte Lavi nur ein Lied singen.

„Ich liege so gesehen schon seit Montagnacht wach...“

„Niemand zwingt dich, hierzubleiben“, warf Kanda sofort ein und sandte seinem Gegenüber einen ‚Verschwinde doch einfach‘-Blick zu.

„Nein, das wäre zu einfach“, scherzte Lavi, lief auf seinen Freund zu, entriss ihm das blumenübersäte Kissen und legte es wieder auf seine rechtmäßige Stelle.

„Und das wäre auch zu einfach. Halt dich in Zukunft an meine Befehle, oder willst du deinen Stolz aufs Spiel setzen?“

„Che...“, machte Yū daraufhin. Dann fragte er: „Was willst du hier eigentlich? Nur weil du nicht schlafen kannst, heißt das nicht, dass du mich daran teilhaben lassen musst! Mach die Nacht durch, guck Fernsehen oder so. Ganz egal, aber lass mich wenigstens schlafen!“

Grinsend stellte Lavi fest: „Wow, nachts bist du ja noch grantiger als tagsüber. Hätte nicht gedacht, dass du das noch steigern kannst. Aber...“ Er machte eine kurze Pause. „Ich hatte nicht vorgehabt, dich wachzuhalten.“

„Aha. Und was dann?“

Ach, warum fragte er eigentlich? Als ob er es wissen wollte. Und verdammt, ja - er wollte es wirklich nicht wissen. Das würde ihm gleich klar werden.

„Naja, also eigentlich wollte ich fragen, ob ich...“

Schluckend hielt Lavi inne. Er spielte mit seinen Fingern, während er bedeutsam zögerte und überlegte, ob er es nicht lieber lassen sollte. Aber dann fasste er sich ans Herz und die Worte sausten wie eine Achterbahn über seine Lippen:
 

„Kann ich heute Nacht bei dir schlafen, Yū-chan?“
 

Gut. Jetzt war es raus - das Todesurteil, das Lavi sich soeben selbst gesprochen hatte. Kanda schwieg für einen Moment, wusste nicht, wie er reagieren, was er darauf antworten sollte - damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet.

„...w-was?!“, presste er schließlich heraus und wartete auf eine Antwort.

„Naja... ich weiß nicht, ob es mir hilft, aber im Gegensatz zu deiner Wohnzimmercouch bist du für mich ja etwas... äh... Vertrautes. Und weil ich nur in vertrauter Umgebung schlafen kann, dachte ich, dass du vielleicht die Lösung für mein Problem bist.“

Lavi konnte selbst nicht fassen, was er gerade vor sich hingestammelt hatte. So ein Quatsch aber auch. Klar, Kanda war ihm vertraut. Sehr vertraut sogar, doch war es total absurd, ihn mit seiner vertrauten Schlafstädte zu vergleichen. Aber wie absurd das Ganze tatsächlich war, würde er wohl niemals herausfinden - als ob Yū sich in diesem oder irgendeinem anderen Leben jemals dazu bereiterklären würde, in seinem Bett Platz für jemand anderen außer sich selbst zu machen.

„Che, du spinnst doch!“, bestätigte Kanda Lavis Vermutung, wandte ihm den Rücken zu und legte sich zurück in den kunterbunten Wahnsinn. Er rechnete nicht damit, dass Lavi noch einen letzten Trumpf im Ärmel hatte, den er jederzeit ausspielen konnte. Und er war sadistisch genug, von diesem Gebrauch zu machen.
 

„Weißt du, Yū-chan... eigentlich habe ich dich nur gefragt, um herauszufinden, auf welche Weise du ‚nein‘ sagen würdest. Da du mich aber weder vor die Tür geschmissen noch umgebracht hast, glaube ich, dass meine Chancen gut stehen, das zu machen, ohne dabei draufzugehen...“

So schnell wie der Schlag eines Presslufthammers wurde Kanda von der wohl übelsten Vorahnung, die ihm im Laufe der letzten Tage (oder Jahre) beschert worden war, übermannt. Nein... nein, das würde er nicht wagen... konnte er nicht wagen. ‚Die Hoffnung stirbt zuletzt‘? Pah, als ob! Von wem stammte dieser Satz überhaupt? Die Hoffnung war das erste, das in ihm starb. Und diese Situation war das mit Abstand beste Beispiel dafür.

„Komm, Lavi... lass den Mist!“

Nein. Fürs Betteln und Wimmern war der Zug schon längst abgefahren. Die Worte, die den Untergang Kandas persönlicher Welt hervorrufen würden, lagen Lavi bereits auf der Zunge. Und bevor sie nicht über diese hinweg aus seinem Mund dringen würden, gäbe er keine Ruhe - das stand außer Frage. Nach kurzem Zögern dachte Yū, noch irgendetwas Annehmbares aus seinem Unglück herausholen zu können. Er rückte ein gutes Stück an die Seite und gab damit einen Großteil seines Bettes frei. Als Lavi nur schweigend zusah und nicht zu verstehen schien, erklärte Kanda:

„...wenn du’s befiehlst, ist es noch demütigender...“

Ein triumphales Lächeln breitete sich auf Lavis Gesicht aus, der nun mit vorsichtigen Schritten auf das große Bett zulief. Er hob die kitschig blumige Decke an, um sich hineinzulegen. Neben Yū, seinen besten Freund. Seinen Aus-Versehen-Teilzeit-Ehemann.

Nachdem sich Lavi ein leises „Gute Nacht, Yū-chan“ nicht hatte verkneifen können, waren „Komm bloß nicht auf die Idee, auf meine Hälfte zu rücken!“ Kandas abschließenden Worte, mit denen dieser Tag hoffentlich ein Ende nehmen würde. Und das tat er auch.
 

Es war schon ziemlich seltsam, dass sich Lavis ‚vertraute Umgebung‘-These als vollkommen richtig herausgestellt hatte. Noch seltsamer war allerdings, dass nicht nur er, sondern auch Kanda von dieser These betroffen war.

Sie waren beide eingeschlafen. Ziemlich schnell sogar, ohne ein lästiges, stundenlanges Wachliegen.
 

Durch das offene Fenster konnte man nichts weiter als das Zirpen der einen oder anderen Grille hören. Und tief im Land der Träume versunken, merkte Yū überhaupt nicht, dass ein gewisser Jemand seine einzig aufgestellte Regel brach und es rotzfrech wagte, sich auch der anderen Betthälfte anzunehmen, dabei die Hand auf Kandas Bauch zu legen und sich an seinen Rücken zu schmiegen - völlig unbewusst.

Damit hatte sich die Sache mit dem Eheverhältnis wohl erübrigt.
 

4. Befehl: Erfüllt!



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  Kuare
2012-10-03T14:33:22+00:00 03.10.2012 16:33
Na, gut das Lavi nicht auf den Mund gefallen ist, aber wenn ich nicht wüsste das es noch ein paar mehr Kapitel gibt, würd ich behaupten, der nächste Morgen wird sein letzter werden xD

P.S.: Ich hab bei all unseren Katzen noch nie erlebt das irgendeine je ins Bett gemacht hätte. Eigentlich sind Katzen von Haus aus stubenrein - sobald sie nur mal das Katzenklo in der Wohnung gesehen haben :/
Von:  Mismar
2011-04-07T10:02:27+00:00 07.04.2011 12:02
Kanda ist irgendwie total der Freak XD wie der sich aufregen kann, ach, da kann man nichts anderes machen außer zu lachen :´D
Aber irgendwie total niedlich das Ende und tragischer, was hinterher passieren wird (habe ein Stück weitergelesen ._.)
Egal, ich freue mich jedes Mal aufs Neue, diese FF zu lesen, sie gehört absolut zu meinen Favos <3<3<3
*unkonstruktives Comment ever aufschreib*
Von: abgemeldet
2011-04-03T14:51:44+00:00 03.04.2011 16:51
Super super super tolle Idee und ich bin faziniert *_* Wie immer höhöhö.
Ich liebe dein Schreibstil ><!!!
Und ich weiß nicht...

aber die Katze hat Kanda gemobbt... xDDD
Von:  Reverie_Metherlence
2010-01-04T00:41:29+00:00 04.01.2010 01:41
Aww Ich muss sagen das ist eine tolle Idee
und die FF ist auch echt voll süß ^^
Man kann sich auch gut an sich in die Characktere rein versetzen
ist ziemlich gut beschrieben
Ich hoffe es geht bald weiter ^^
lg
Von:  Yuffin
2009-12-15T15:12:22+00:00 15.12.2009 16:12
Awww *-*
Ich find diese FF einfach zu niedlich >///<
Und Lavis Ausrede mit dem Vertrauten war echt genial xD Mir wär sowas nciht auf die schnelle eingefallen xD

Bin schonn gespannt wie Kanda reagieren wird~. Ich glaubja, ganz anders als erwartet x3

kg yuki-chan
Von: abgemeldet
2009-12-08T14:05:29+00:00 08.12.2009 15:05
ich liebe die FF jetzt schon XD
man kann richtig gut mit Kanda mitfühlen
doch auf der anderen Seite kann ich auch verstehen warum Lavi das alles macht /D

lg abgemeldet
Von:  Dezibel
2009-11-29T13:04:52+00:00 29.11.2009 14:04
mach schnell weiter die szene ist süß *__*
Von:  Rabbit
2009-11-15T20:04:30+00:00 15.11.2009 21:04
Das Kapitel ist sooo süß!! <3 <3
Owww, ich weiß garnicht was ich schreiben soll außer: Sehr tolles Kapitel und sehr niedlich >u<

Freu mich schon auf das nächste Kapitel! Ich will wissen wie Yuu reagiert XD
Von:  Kuschy
2009-11-14T22:45:03+00:00 14.11.2009 23:45
Also ich kann mich den Anderen nur anschließen, wieder ein super Kapitel und es ist keine Tierquälerei. Die Katze meiner Schwester mussten wir immer davon abhalten mit in die Dusche oder Badewanne zu kommen, die hat das regelrecht geliebt.
Ich bin ja mal gespannt wie die zwei aufwachen. Wer weiß, wer weiß...
Freue mich schon auf das nächste Kapitel, bin mal gespannt was da noch so kommt, in der "Zwangsehe" der Zwei.
Von:  Jukori
2009-11-14T18:07:36+00:00 14.11.2009 19:07
wahahaha sooo lol
und ich musste auch gleich an die stelle mir gokudera und uri denken!!!! XD
das kapi war wie immer spitze! ^.~
ich kann den nächsten morgen kaum erwarten, wie wird kanda wohl aufs rumgekuschel reagieren!!! (muhahaha als ob man das nicht wüsste XD armes lavi)
also mach weiter so und beeildich :)
*hibbel*
*sehnsüchtig aufs nächste kapi wart*



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