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Josephine l. / lll.

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14. Kapitel Schüler und Bruder

14. Kapitel
 

Schüler und Bruder
 

Bernah macht sich daraufhin auf den Weg in die Stadt.

Bald erscheint Georg wieder. Keuchend schmeißt er sich auf den Boden und ruht sich aus.

„Das ist ja verdammt anstrengend.“, äußert er schweren Tones. „Du bist noch nicht fertig. Du hast erst die Hälfte geschafft. Wenn es leicht wäre, bräuchte ich dir nichts beibringen.“, mault sie ihn an.

„Ich weiß, aber ich kann nicht mehr.“ Sie kommt ihm näher und betrachtet sein Äußeres. In seinen Haaren stecken kleine Zweige und an seinen Armen sind sämtliche Schürfwunden. Seine Kleidung ist dreckiger und zerrissener als zuvor.

„Du musst noch sehr viel lernen, Georg.“

Entschlossen steht er auf und reißt sich zusammen. Sein Atem ist schwer und er sieht ihr in die Augen. Sofort wendet sie ihren Blick von ihm. – Er darf mich nicht erkennen. - „Sagt, darf ich Euch etwas persönliches fragen?“

„Ja. Du kannst mich alles fragen, aber ob du eine Antwort bekommst ist eine andere Geschichte.“

„Wer seit Ihr wirklich?“

„Das Vertrauen musst du dir erst verschaffen. Außerdem spielt das überhaupt keine Rolle.“, erklärt sie ernst. „Verstehe, aber warum kämpft Ihr gegen die Armee?“

„Ich kämpfe nicht gegen die Armee. Ich kämpfe gegen Verbrecher, egal wo sie herkommen.

Was ist dein Ziel?

Willst du einfach aus blinder Rache alle Soldaten töten? Oder willst du die Soldaten verurteilen, die deine Eltern ermordet haben?“

Ein langes Schweigen herrscht plötzlich. – Sie hat recht. Was will ich eigentlich? –

„Meine Eltern rächen. Ich will, dass die Männer verantworten, die es auf sie abgesehen haben.“, antwortet es entschlossen.

Ehe er sich versieht dreht sie sich zu ihm und hält die Klinge seitlich an seinen Hals. Sein Puls steigt an und er kann das kalte Metall spüren.

„Wenn du mich jetzt angelogen hast, dann sei so ehrlich zu dir selbst und beende deine Aufgabe, aber kehre nie wieder zu mir zurück. Dann musst du aber damit rechnen, dass ich dein Feind sein könnte.

Wenn du aber die Wahrheit gesagt hast, dann übe diese Aufgabe bin zum Ende des Tages und erscheine morgen Früh um die selbe Zeit wieder hier und wir üben weiter!

Die Entscheidung liegt ganz bei dir!“

Dann lässt sie ebenso schnell von ihm und führt ein Stückchen weiter ihre Übungen durch. Sie tut, als wäre nichts gewesen. – Georg starrt noch immer in die selbe Richtung. – Ehrlich zu mir selbst sein? –

Dann macht er sich kurz darauf wieder an seine Übung und läuft nach Norden.

Als er nach langer Zeit wiederkommt, ist der Schatten bereits weg. „Wo ist sie?“, wundert er sich und schaut sich um. Er kann niemanden sehen, doch da bemerkt er wie jemand von einem Baum springt und im Wald verschwindet. – War sie das? Hat sie also noch auf mich gewartet? –

- Er will also doch mein Schüler werden. Ich werde es ihm nicht leicht machen, das kann er wissen. -
 

Etwa drei Stunden später herrscht in der Stadt eine große Unruhe.

„Kannst du nicht besser aufpassen, Bengel?!“

„Es tut mir doch leid.“, antwortet Bernah enttäuscht auf dem Boden sitzend, als er versucht sich von den zerbrochenen Eiern zu befreien.

„Die Eier wirst du mir ersetzen! Pfeif sofort deinen Freund Diego ran! Er soll sie bezahlen! Du hast meine halbe Ware zerstört! Wovon soll ich jetzt meine Familie ernähren!?“, faucht der Händler berechtigt. Verzweifelt versucht Bernah die Flucht zu ergreifen und läuft quer durch die Menschenmenge, die sich das Schauspiel angesehen hat und ihn auslacht. – So’ n Mist. Ich wollte doch nur üben, so wie Georg. -, denkt er und versucht seinen Verfolgern zu entkommen. „Bleib hier du freches Balg. Ne Tracht Prügel hast du verdient!“, wird ihm zugerufen.

Nach einiger Zeit verschwindet er in einer Seitengasse. Entsetzt bleibt er vor der großen Mauer stehen. – Oh nein eine Sackgasse. Was mache ich jetzt? –

Dann wird er plötzlich von einer dunklen Gestalt gepackt. Sein Mund wird zugehalten und mit einem Satz springt die Person mit ihm über die Mauer hinweg. – Wer ist das? -, wundert er sich. Dann verschwinden beide einige Häuser weiter in einer anderen Gase.

„Kann man dich nicht alleine lassen, oder was?“ – Joes Stimme. –

Sie lässt seinen Mund los.

„Du, Joe?“

„Wer denn sonst? Nenn mich nicht so, wenn ich verkleidet bin. Was ist denn passiert? Ich habe nur gesehen wie sie dir gefolgt sind.“

„Ich habe geübt, so wie Georg. Aber ich bin dummerweise gestolpert und direkt ins Geschäft des Eiermannes geflogen.“

„Du bist ein Tollpatsch, aber wirklich.“, lacht sie leise und fasst seinen wuscheligen klebrigen Kopf. Dann holt sie einige Goldmünzen aus der Geldbörse und gibt sie ihm.

„Bring sie ihm und entschuldige dich ordentlich. Dann kommst du zu mir in die Taverne “Schenke am Hafen“. Ich werde dich dann erst mal baden. Du bist ja völlig verklebt.“

Er nickt und macht sich auf den Weg.

Es dauert etwa eine halbe Stunde bis er bei ihr ans Zimmer klopft. „Herein.“

„Es hat alles geklappt. Danke, Joe.“ Dann schließt er die Tür.

„Das freut mich, Kleiner. Sag mal, weiß Diego, dass du in der Stadt bist?“

„Ja. Ich habe gesagt, dass ich mich mit Freunden treffe.“

„Aber nicht, dass ich das bin?“

„Nein.“

„Bin ich denn eine Freundin für dich?“

„Ja, wieso?“

„Dann hast du ihn wenigstens nicht angelogen.“, lächelt sie und setzt sich auf einen Stuhl.

„Das Zimmer ist ganz schön klein und dunkel. Wie hältst du es hier nur aus?“, ist der Junge neugierig und schmeißt sich aufs Bett. „Aua! Ist das hart.“, meint er.

„Lass das mal meine Sorge sein. Du kannst dich glücklich schätzen, dass du bei den Vegas lebst. Mach mir nicht alles dreckig. Du solltest erst mal baden gehen. Jetzt müsste das Badehaus frei sein.“, ist sie streng. Sie steht auf, schnappt sich ein paar Klamotten und zwei Handtücher. „Komm, Bernah.“, fordert sie freundlich. – Sie ist plötzlich so komisch. –

Er folgt ihr und sie gehen den Gang entlang zum Badehaus. Im Badehaus angekommen macht sie einige Öllampen an und bereitet das Badewasser vor.

„Was soll ich nachher anziehen?“

„Ich habe vorhin einiges Sachen auf dem Markt gekauft, die dir passen müssten.“

„Danke. Sag mal. Warum hast du es gelernt?“, beginnt er das Gespräch während er sich auszieht. „Was meinst du?“, wundert sie sich, aber blickt ihn nicht dabei an.

„Mit der Schwertkunst. Warum hast du sie erlernt?“

Schroff aber leise antwortet sie mit einer Gegenfrage. „Warum willst du sie erlernen?“

Er entgegnet verwundert. „Na um die armen Menschen zu beschützen und die bösen Menschen zu bestrafen.“, erklärt er mit Begeisterung.

„Und du glaubst wirklich, dass ich einen anderen Grund hatte?

Du kannst jetzt in Wasser steigen.“, antwortet sie während sie ihre Hand ins Wasser taucht und die Temperatur misst.

Bernah steigt langsam in die Wanne. „Wow. Genauso mag ich es am liebsten.“, äußert er und setzt sich, um die Wärme zu genießen.

„Ich habe mal in einem Badehaus gearbeitet. Daher klappt das mit der Temperatur ganz gut.“, setzt sie sich neben ihn auf einen Hocker und schaut in sein kindliches Gesicht.

„Da hast recht. Das hätte ich wissen sollen. Aber man kann auch aus Rache so was lernen, so wie bei Georg.“

„Du kennst ihn?“

„Natürlich. Ich kenne jeden aus dem Waisenhaus.“

„Verstehe. Aber du hast auch recht.“, flüstert sie und seift den Lappen ein, um ihren Bruder damit zu waschen.

„Wie meinst du das?“ Er nimmt ihn den Lappen aus der Hand und beginnt sich selbst zu waschen. „Ich bin alt genug. Ich kann das schon alleine.“, meint er ernst. „Stimmt, bist jetzt alt genug.“

Sie trocknet ihre Hände ab und schaut nachdenklich zu Boden. „Ich wollte unsere Mutter rächen.“, meint sie leise.

„Unsere Mutter? Hast du noch Geschwister?“, wundert er sich.

„Ja. Drei ältere Brüder und eine Zwillingsschwester. Außerdem habe ich noch einen kleinen Bruder, welcher aber spurlos verschwunden ist seit unsere Mutter starb.“ Mit traurigem Gesichtsausdruck schaut sie ihm beim Waschen zu.

„Ein kleiner Bruder? Wie alt wäre der jetzt?“, blickt er auf und schaut freundlich in ihre Augen.

„Genauso alt wie du, Bernah. Zehn Jahre.“

„Und du weißt nicht wo er steckt?“

„Ich wusste nur, dass er hier irgendwo in Kalifornien sein muss. Deswegen bin ich hergekommen.“

„Verstehe. Dann hast du ihn also noch nicht gefunden. Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung?“

„Natürlich.“, huscht ihr ein Lächeln über das Gesicht.

„Du hast mich damals gefragt, ob ich eine Familie habe. Ich sagte, ja. Und weißt du, dass ich eigentlich keine habe?“ Interessiert hört sie ihm zu. „Ich weiß nicht, ob dir Diego schon erzählt hat, dass ich eigentlich ein Vollwaise bin und er mich gefunden und aufgenommen hat. Bis jetzt, das ist jetzt schon sechs Jahre her, habe ich mich noch nie an mein Leben davor erinnern können.

Aber weißt du was komisch war, als wir uns begegneten?“

„Nein. Was?“, wundert sie sich.

Er spült den Schaum mit klarem Wasser von seinem Kopf. „Dein Geruch kam mir vertraut vor.“

„Meinst du das im Ernst?“, blickt sie sehr überrascht und richtet sich auf.

„Was ich eigentlich damit sagen will. Ich habe mir schon immer eine große Schwester gewünscht, oder eine Mutter. Und da du ja einen kleiner Bruder suchst und ich dich sehr gerne habe, wollte ich dich fragen, ob du so tun würdest, als ob du meine Große Schwester wärst. Wenigstens so lange, bis du deinen Bruder gefunden hast.“ Lächelnd schaut er in ihr verwirrtes Gesicht.

„Was redest du da, Junge?“

„Ich meine es ernst. Ich wäre stolz darauf ein große Schwester wie dich zu haben.“

Mit Freudentränen kniet sie sich nieder, umarmt den Jungen und drückt ihn fest an sich.

„Ach du weißt gar nicht wie viel mir das bedeutet.“ Erleichtert lässt sie ihren Tränen freien Lauf. „Ich werde dich immer so lieb haben wie meinen kleinen Bruder, Stephan.“



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