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Never liked doing it all

until I did it for you
von

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Freundschaft/Tratsch

So das erste Kapitel entstand mit dem Schlagwort Tratsch und dem Zitat Lebenskunst besteht zu 90 Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann. (Samuel Goldwyn) (Wttbewerb: OF Wettbewerb mit Vorgaben) und mit dem Thema Freundschaft (Wettbewerb: Eure Ideen)
 

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„Wir bitten den Ausfall U23 aufgrund einer Verwicklung in einen Verkehrsunfall zu entschuldigen…“ hatte die Bahnhofsansagestimme gekrächzt –welcher Idiot übersieht eigentlich eine U-Bahn? Ich hatte erst überlegt ob es nicht ein Zeichen war. Ich mein, die U-Bahn, die ich nehmen wollte, war ausgefallen. Die U-Bahn hatte nicht gewollt, dass ich mein Ziel erreichte, war es dann nicht ein Zeichen von oben oder sonst woher, dass ich einfach wieder nach Hause gehen sollte? War es nicht ein guter Grund nicht zum Brunch zu gehen?

Und Annie würde es auch verstehen, sie würde Lächeln und mir wahrscheinlich widersprechen, mir sagen, dass es kein Zeichen war, sondern nur die Bahn bei ihrer Mission, die Weltherrschaft – ich weiß, manchmal ist Annie ein bisschen merkwürdig – war. Aber sie wäre trotzdem enttäuscht und sie würde nichts sagen, weil sie es verstehen würde. Aber sie wäre trotzdem enttäuscht, und ich würde es merken, so wie immer. Und sie war zu recht enttäuscht. Irgendwie zumindest.

Also stand ich jetzt hier in dem Cafe mit etlichen Minuten Verspätung und wurde von allen anderen angestarrt.

Ja, ich wusste, im Gegensatz zu ihnen sah ich aus, als wäre ich gerade aus der nächst besten Gosse gekrochen. Ich hatte halt keinen teuren Anzug an, sondern nur ne Jeans gebe zu, –ich die Jeans war an einigen Stellen schon fransig - und ein T-Shirt. Ich hatte gedacht, meine Aufmachung wäre in Ordnung, immerhin war das ganze hier nur ein Geburtstagsbrunch und kein offizieller Anlass, aber anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Ziemlich getäuscht, denn das einzige was die anderen –außer Erin und mir - anhatten, waren teure Anzüge und schicke Kleider.

Seufzend ignorierte ich die Blicke, diese mitleidigen Blicke, der anderen und trat an Markus heran.
 

Markus Miller, das Geburtstagskind, das ich nicht leiden konnte.

Markus war reich, oberflächlich und hielt sich an irgendwelche Anstandsregeln, die ich noch nie so genau verstanden hatte. Natürlich war er intelligent, - nicht dass ich dumm war – und er stellte es auch gerne zur Schau, benutzte Fremdwörter und nie irgendwelche ’Gossenausdrücke’ – als ob ich so reden würde. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie…man bekam einfach den Eindruck, er würde sich für etwas Besseres halten. Nicht dass er es tat – das sagt zumindest Annie. Aber was mich vielmehr als sein ganzes Getue störte, war die Tatsache, dass er sich selber zum Samariter von Sozialfällen ernannt hatte. Wann immer er oder einer der anderen einen Jugendlichen aufgabelten, den es an sozialen Kontakten und guten Umgangsformeln – warum man die auch immer braucht – mangelte, dann nahmen sie ihn unter ihre Fittiche. Als ob sie den niedrig sozial gestellten damit einen Gefallen tun würden. Als ob es ihr Leben irgendwie besser machen würde, wenn sie so vorgeführt wurden, wenn ihnen so deutlich gezeigt wurden, dass sie anscheinend nichts anderes waren, als Abschaum aus der Gosse? Glaubte Markus wirklich, dass er seinen Sozialfällen damit einen Gefallen tun würde, dass er ihr Leben damit irgendwie besser machen würde?

Einer der Sozialfälle war seit neustem Ich.

Seit Markus Miller nicht mehr nur noch Markus Miller war, sondern der feste Freund von Annie Fitzgerald.
 

„Herzlichen Glückwunsch, Markus.“ Gratulierte ich ihm.

„Schön, dass du noch gekommen bist.“ Begrüßte er mich ebenfalls

„Wir dachten schon, du würdest nicht mehr kommen.“

„Ja, die U-Bahn ist ausgefallen.“ Entschuldigte ich mich. Vielleicht war es ja doch ein Zeichen gewesen. Markus sah schon fast mitleidig aus.

„Oh, öffentliche Verkehrsmittel.“ Murmelte er nur und lächelte dann wieder dieses falsche Lächeln, wobei Annie neben ihm mit den Augen rollte, bevor Markus dann auf den einzig freien Platz in der Runde deutete. Zum Glück neben Erin.

Mit einem Lächeln beugte ich mich jedoch zuvor noch zu Annie herunter und drückte ihr einen Kuss auf die Haare.
 

Annie Fitzgerald war ein junges Mädchen, das zwar genauso mode fanatisch wie die anderen hier am Tisch waren, die aber nie vergessen hatte, woher sie kam. Sie kam nicht aus einem dieser total reichen Elternhäuser, nicht wirklich. Sie war bodenständig geblieben, nie so verwöhnt wie die anderen und hatte ganz normale Hobbys. Hobbys wie alle anderen Menschen auch. Sie fuhr Skateboard und ging gerne feiern, in ganz normalen Diskotheken und Kneipen. Und manchmal war sie ein bisschen verrückt, auf eine liebenswerte Art. Die Art, die mich schmunzeln ließ. Ihre Freunde und Markus waren da anders. Aber Annie, war halt Annie und sie war meine beste Freundin. Der einzige Grund war ich hier war, auf diesem elendem Geburtstagsbrunch.
 

Wenige Minuten und ein Danke von Annie später saß ich neben Erin und war dabei mir ein Brot zu schmieren, als Megan –oder war es doch Melinda? Irgendetwas mit M auf jeden Fall – mich ansprach.

„Hast du schon gehört? Dieser neue, der ist so ein Sozialfall, Pflegeeltern und alles.“

Innerlich schrillten bei mir schon alle Alarmglocken.

Alarmiert blickte ich hinüber zu Erin und natürlich, ich sah wie seine gesamte Kiefermuskulatur sich verspannte.
 

Es war nicht weiter verwunderlich. Erin O’Connor war, neben mir, selbst so etwas, was die anderen am Tisch wohl als Sozialfall bezeichnen würden. Erin hatte bei Pflegeeltern gelebt, und das nicht ohne Grund, aber das wussten die anderen nicht. Und sie mussten es auch nicht wissen.

Erin mochte zwar ein so genannter Sozialfall sein, und ja er war misstrauisch und manchmal etwas schwierig. Aber, ich mochte ihn. Bei ihm hatte ich einfach das Gefühl, dass mich genau verstand. Wahrscheinlich, weil wir ähnliches erlebt hatten.
 

Und jetzt saßen wir an diesem Tisch und mussten uns anhören wie Megan/Melinda/oder-wie-auch-immer mit Markus und den anderen über den neusten Sozialfall herzogen. Es tat weh – Sätze wie „Ich finde es war wirklich erbärmlich, wie sie herum laufen müssen.“ taten einfach weh. Und ich wollte sie am liebsten alle zu Recht weisen, ihnen sagen, dass sie sich wie die letzten Idioten benahmen, dass ihre Hilfe gar nicht gewollt war. Nicht, dass ich gedacht hätte, dass sie es dadurch verstanden hätten. Wie sollten sie es auch je verstehen, wenn sie noch nie einen echten Sozialfall gesehen hatten, wenn sie nicht wussten, was es wirklich war. Doch es würde gut tun, ihnen so die Meinung zu sagen, einmal endlich auszusprechen, was man schon all die Jahre dachte – nämlich, dass sie von nichts eine Ahnung hatten, nicht so wie sie in Daddys schicken Karren durch die Gegend fuhren und in Daddys Geld baden konnten, nicht so wie sie in den schicksten und teuersten Designerklamotten über die Gänge stolzierten - aber Annie war meine Freundin. Annie war meine beste Freundin, ich war es ihr einfach schuldig, jetzt, gerade jetzt mein Maul zu halten.

„Ich denke wir sollte ihn mit zu einem der Anlässe nehmen, dann kann er dort einige Sozialkontakte knüpfen.“ schlug Markus schließlich vor, wobei ich sehen konnte, wie Annies Augen sich entsetzt weiteten – hatte ich doch gewusst, dass sie nicht zusammen passten – und sie ihn ungläubig anstarrte. Ich wusste, dass sie anders über diese Dinge dachte, wie ihr Freund, aber das war nun nicht meine Sorge. Wirklich nicht.

Es war vielmehr Erin, um den ich mir Sorgen machte. Erin, der hier mit angespannten Kiefer und geballten Fäusten am Tisch saß und so aussah als er müsste er sich zusammen reißen, nicht gleich Markus oder auch Megan/Melinda –oder war es doch Melissa? – zu schlagen.

„Ich geh eine rauchen.“ presste Erin die Worte angespannt hervor und verschwand so schnell wie möglich vor die Tür.

„Ich geh auch eine rauchen.“ Murmelte ich, beeilte mich Erin zu folgen.
 

„Hey, alles in Ordnung?“

Erin nickte mir nur zu, zog an seiner Zigarette und beachtete mich nicht wirklich weiter. Stattdessen sah er aus, als wollte er entweder am liebsten weg rennen oder aber Markus das ein oder andere blaue Auge verpassen. Ich konnte ihn verstehen. Mir ging es ja selbst nicht anders. Vielleicht wäre es besser zu gehen, einfach die nächste U-Bahn – in der Hoffnung, das sie kam- zu nehmen und nach Hause zu fahren. Besser als handgreiflich zu werden. Besser als Annie später zu erklären, warum wir Markus, warum wir ihren festen Freund zusammen geschlagen hatten. Aber…

„Erin, komm, wir machen das hier für Annie.“ Versuchte ich…ja was eigentlich? Versuchte ich mich gerade selber davon zu überzeugen, warum ich das tat?

„Ich weiß.“ Murmelte er nur, zog noch mal an seiner Zigarette und sah mich dann nachdenklich an.

„Ich weiß, wirklich. Ich mein, ich mag niemanden da drin, außer euch beiden. Und schon gar nicht Markus. Aber…Annie ist unsere Freundin. Es ist okay, denke ich. Sie würde, dass auch für uns machen.“ Begann er, seine Stimme war dabei rauer als sonst.

„Sie ist nun mal unsere Freundin und die da drin, die sind halt auch ihre Freunde. Und naja, dann kann ich auch einen Vormittag mit diesen….mit ihnen klarkommen und mir anhören, wie man einen Sozialfall betreut, dann ist das halt so.“

Ich war erleichtert. Erstmal. Der Brunch war gerettet, und das war die Hauptsache.

„Komm lass uns wieder reingehen.“ Bot ich lächelnd an.

Noch etwas war erleichternd. Ich war nicht der einzige der sich kaum unter Kontrolle hatte. Vor allem nicht seit sie über Sozialfälle tratschten.

Aber wir taten dass hier für Annie, und es war okay. Irgendwie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Godoftheworld
2009-11-21T13:47:05+00:00 21.11.2009 14:47
So Süße,

Ich hatte dir ja etwas versprochen und meine Versprechen habe ich bisher immer so gut es eben ging gehalten, nicht wahr?^^
Ich habe jetzt eine Stunde lang dein neues Werk rauf und runter gelesen, und mir ein paar Notizen gemacht, was ich gut und schlecht finde.
Und nach einem Schnick-Schnack-Schnuck- Zug habe ich mir gedacht, dass das Beste immer zum Schluss kommt ;)

Also:
An manchen Stellen fehlen ein paar grammatische Zeichen, auch teilweise ganze Wörter, wohl aber waren keine zuviel drin ;) Vielleicht solltest du einmal nachträglich drüber lesen oder ich korrigiere dir den Text^^
Vielleicht hättest du auch eine kleine Einführung in Jimmys Gedankenweilt noch machen können, damit der Leser nicht ganz aus dem Kontext gerissen ist oder nicht einzuordnen weiß, warum sich der Ich-Person so über die "Snobs" aufregt^^ Es wäre einfacher für das Verständnis ;) Auch wenn ich Jimmy wohl besser einordnen konnte, da ich dein anderes Werk kenne <.<

Das waren meine Kritikpunkte, nun komm ich aber zu den schönen Seiten, auf die sich jeder Autor doch eigentlich am meisten freut:^^
Die Geschichte an sich ist gut geschrieben und die Ironie, die dezent durch die Zeilen scheint, ist besonders gut an den Namen ("Nun doch Melinda, Melissa, oder wie??") festgemacht. Ich mag deine Form von Humor ;)
Ich konnte ziemlich gut die Spannung nachvollziehen zwischen diesen Schichten, die da aufeinander prallen. Auch Jimmys Distanz und seine Beweggründe waren für mich sehr gut nachvollziehbar, aber die Tiefe kam am Ehesten durch das Zitat am Anfang deiner Geschichte heraus, in welcher du definierst, was es mit dem Umgang zwischen den Menschen auf sich hat. Ich musste die ganze Zeit deswegen schmunzeln.
Aber generell konnte man Jimmy sehr gut verstehen, wenn er die Augen verdrehte^^ Ich wäre wohl nicht ruhig sitzen geblieben^^.
Also:
Ich freue mich riesig auf dein nächstes Kapitel und vergiss bitte nicht deine anderen Werke <.< Da muss es auch bald weitergehen!

Ganz liebe Grüße.
Lieb dich!

godoftheworld alias Carina


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