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24 Tage - 24 Befehle (Oder: Der etwas andere Adventskalender)
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18.Dezember

18. Dezember
 

Noch im Aufwachen streicht Farin sich durch die neue rote Haarpracht, die sich wie immer direkt nach dem Färben so herrlich anfühlt, dass man glatt narzisstisch werden könnte, wenn man es nicht von den Zehennägeln bis zu den Spitzen der schicken Haare wäre.
 

Er fühlt sich ziemlich gut, genauer gesagt scheint sein Ego in einer Ecke seiner Brust zu liegen, weich zusammengerollt und schnurrend. Fehlt nur noch ein Bela, der es mit seinem Schmachtblick auf Hochglanz poliert.
 

Farin grinst, fährt sich noch einmal durch die Haare und stellt bei dem ersten Blick in den Spiegel fest, dass er wesentlich besser aussieht als gestern. (Schlechter auszusehen, wäre aber auch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.)
 

In der Küche setzt er sich aus einer Laune heraus mit der obligatorischen Tasse Tee (Brombeere, passend zu seinem Schopf) auf die Küchentheke und fühlt sich irgendwie rebellisch. Dementsprechend selbstzufrieden grinst er auch, während er an seinem Getränk nippt.
 

Er fühlt sich heute energiegefüllt bis zum Rand; schläfrig sein ist schlicht nicht möglich. So springt er auch gleich auf, als es an der Tür schellt, stellt den Tee im Vorbeilaufen unsanft auf dem Tisch ab und eilt zur Tür, halb hoffend, halb fürchtend, aber auf jeden Fall gespannt.
 

Vor der Tür erwartet ihn allerdings kein ausgehfertiger Bela, sondern ein Korb, der schleunigst hereingezogen wird. Schließlich taut es und Ekelwetter ist noch schlimmer als Schnee.
 

Farin linst kurz nach oben und sieht einen Schimmer Rot, der den kleinen Teil von ihm, der ganz kalt und schwer geworden ist, als vor der Tür kein Bela stand, wieder aufpäppelt.
 

Dann widmet er sich neugierig dem Korb und kann ein Kichern nicht unterdrücken, als er den Zettel und zeitgleich den Inhalt sieht. „Das ist nicht dein ERNST“, murmelt er amüsiert und kein bisschen ernsthaft, schließlich weiß er so oder so, dass doch ja, das Belas ganzer Ernst ist.
 

Orange leuchtet es ihm entgegen: „Achtzehnter Befehl: Mach dich mal wieder richtig schick!“
 

Der Korb ist bis zum Rand gefüllt mit allem, was Bela wohl für nötig gehalten hat, dieses Weib: Nagelfeile, Nagelpflege, Handcreme, Pinzette (Farin schwört sich, dass er sich nie, nie niemals damit die Augenbrauen zupfen wird), Badekugeln, Waschlotion mit undefinierbarem (aber nicht schlechtem) Geruch, Shampoo für rotgefärbtes Haar (Farin schaut nach oben, halb in der Erwartung, eine kleine schwarze Kamera an der Decke zu finden), Lotion und ganz unten, ein leicht zerknitterter Zettel, der sich als Gutschein für einen neuen Anzug herausstellt.
 

Farin grinst breit und überlegt erst gar nicht, zu seinem Tee zurückzukehren, dazu ist er jetzt viel zu erpicht darauf, dem Türchen zu folgen und Bela mit dem bezaubernden Endergebnis zu verblüffen. Also verzieht er sich in das Bad und widmet sich zuerst einmal seinen Fingernägeln; er feilt sie nicht rabiat bis auf die Haut herunter wie sonst immer (dämliche Gitarristengewohnheit), sondern lässt einen kleinen, weißen, perfekt halbmondförmigen Rand, genau, wie Bela das liebt. („So schöne Hände, und dann verschandelst du sie so! Lass Rand!“)
 

Anschließend nimmt er das Bad; ein herrlicher Luxus, denn die Badekugeln stellen sich als sprudelnde, grüne Badewiese heraus, die echte, getrocknete Blüten um ihn verteilt und das Wasser grün färbt. Auch wenn Farin ein wenig Sorge hat, das Grün könne in seine Haut eingehen und er müsste als Marsmännchen Anzüge kaufen gehen, zwar gutaussehendes und gepflegtes Marsmännchen, aber immer noch Marsmännchen. Obwohl es gut mit seiner Haarfarbe kontrastieren würde.
 

Seine Sorge erweist sich als unbegründet, als er aus der Wanne steigt und sich abtrocknet. Das Handtuch wird grün und seine Haut nimmt wieder ihre normale, gesunde Farbe an.
 

Er verwendet sogar die Handcreme für die Hände und die Lotion für den Rest des Körpers; beugt sich schließlich misstrauisch zu der Pinzette herunter, die neben dem Gutschein als einziges noch nicht benutzt wurde.
 

Okay, stellt er in den Spiegel schauend fest, ein einziges Augenbrauenhaar weniger kann nicht schaden, und außerdem ist da eines, das viel zu weit außen sitzt.
 

Zupf. Farin zieht die Brauen zusammen und fragt sich, wie Frauen das aushalten, diesen ekligen, pieksenden Schmerz. Das Härchen hinterlässt einen winzigen roten Punkt in Farins Gesicht.
 

Eine halbe Stunde und sehr viel umweltfreundliches Haarspray später (man will seine neuen Vorzüge ja schließlich zur Geltung bringen) ist Farin ausgehfertig, steckt sich den Gutschein in die Tasche und beschließt, heute das Auto zu nehmen, um im Laden weniger wie unerwünschter Pöbel zu wirken (er hat heute schon genug rebelliert).
 

*
 

Fest entschlossen, heute einmal einen wirklich passenden Anzug zu finden, beschäftigt Farin gleich mehrere verzweifelte Verkäuferinnen. Offenbar hat die Anzugfirma (oder so) aber vor, Hünen auszurotten, denn für 1,94-Meter-Menschen scheint irgendwie nichts Passendes da zu sein: Entweder die Ärmel sind zu kurz, oder die Hose reicht nicht bis zu den Knöcheln (Farins heutiges Minimum) oder ist zu weit, oder die Jacke passt nicht so recht…
 

Kurz bevor die erste Verkäuferin einen hysterischen Anfall bekommt und die zweite in Tränen ausbricht, schneit der Grund für Farins Anwesenheit herein und erlöst sie alle.
 

Farin kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn Bela sieht definitiv aus, als hätte er sich in der Tür geirrt: in Leder und Schmuck bis zum Abwinken kommt er zielstrebig auf Farin zu. Er hat heute anscheinend im Gegensatz zu ihm noch nicht genug rebelliert, auch wenn Farin sich wie immer neidlos gestehen muss, dass es ihm steht.
 

Charmant lächelnd schickt er die Verkäuferinnen weg (die prompt das Weite suchen) und zieht ohne ein weiteres Wort energisch einen Anzug von einer Stange, drückt ihn Farin in die Hand und deutet grinsend zur Umkleidekabine.
 

Farin hätte wissen müssen, dass das allein für eine Bel’sche Aktion zu witzlos ist, aber er ist kein bisschen darauf vorbereitet, als Bela kurz nach ihm auch in die Umkleidekabine huscht.
 

So starrt er ihn nur ein wenig verwirrt an und findet partout keine passenden Worte, geschweige denn Taten. Bela schiebt ihn sanft weiter nach hinten, stemmt dann seine Arme in die Hüften und hebt eine Augenbraue. „Soll ich dich ausziehen?“
 

Hastig zieht Farin Jacke und T-Shirt über den Kopf, die alles andere als desinteressierten Augen Belas förmlich spürend, und zieht sich eilig das bereitgelegte Hemd an. Bela kommt einen Schritt näher und Farin kann sich nicht zwischen zurückweichen und vorwärtsgehen entscheiden, dann sind Belas kühle Hände an seinem Hals und schließen den ersten Knopf des Hemdes.
 

„Du siehst gut aus“, kommentiert Bela und lässt den Blick über Farins Gesicht gleiten, während er beiläufig routiniert die restlichen Knöpfe schließt.
 

Farin lächelt schief zurück. „Weiß ich.“
 

Bela verweilt einen Moment zu lange bei dem letzten Knopf, dann wendet er sich Farins Händen zu. Ein kurzes Aufleuchten in seinen Augen zeigt Farin, dass er die Fingernägel gerade richtig interpretiert hat.
 

Bela verschränkt seine beringten Finger mit Farins, legt seine andere Hand ganz beiläufig auf seine Brust und stellt sich auf die Zehenspitzen.
 

Farin hält den Atem an. Sie sind sich viel zu nahe, nahe genug, um Belas Minzatem riechen zu können und die leichte Unregelmäßigkeit in seiner Atmung, die ihm zeigt, dass auch Bela nicht ganz unbeeindruckt ist.
 

„Du hast die Pinzette nicht benutzt!“ mault Bela plötzlich und stößt ihn vor die Brust. Farin taumelt völlig perplex zurück, fängt sich dann an der Wand ab und macht sich eilig an die Verteidigung.
 

„Doch! Hab ich, schau genau hin…“
 

Er ist sich nicht sicher, ob er sich dafür beglückwünschen oder ohrfeigen soll, denn natürlich hat er Bela daraufhin prompt noch viel näher bei sich.

Ein zufriedenes Brummen ertönt, anscheinend hat Bela den roten Punkt gefunden, gefolgt von einem Kuss auf die malträtierte Stelle. „Fein“, sagt Bela zufrieden, löst sich von ihm und nimmt das Jackett von dem Haken, „Los, zieh an, ich möchte dich nochmal so richtig fein sehen!“
 

Farin holt tief Luft, um das zittrige Gefühl zu vertreiben und zugleich den Gedanken, dass sie allebeide vollkommen durchgedreht sind, denn zum Aufhören ist es schlicht zu gut, und zieht das Kleidungsstück über. Eilig, als fürchte er, Farin könne ihm diese Arbeit abnehmen, legt Bela seine Finger wieder auf Farins Brust und knöpft den Anzug zu.
 

„Perfekt“, sagt er anschließend und betrachtet selbstzufrieden „sein“ Werk.

Farin entledigt sich schließlich auch seiner Hose und steigt eilig in die Anzughose, in der unbestimmten Angst, Bela könne auf die Idee kommen, ihm auch das abzunehmen.
 

„Dreh dich“, kommandiert Bela und macht eine kreisende Bewegung mit dem Zeigefinger. Gehorsam macht Farin eine halbe Drehung.
 

„Ein schöner Hintern in einer schönen Hose, was gibt es Besseres?“ fragt Bela scheinheilig und Farin dreht sich eilig um.
 

Eine Sekunde später stellt er fest, dass das ein Fehler war, denn im Nu hat er Bela am Hals hängen, oder vielmehr an den Lippen.
 

Vielleicht war es auch kein Fehler, denkt Farin noch, bevor sein Denken sich für die nächsten Minuten verabschiedet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  YouKnowNothing
2009-12-21T21:25:08+00:00 21.12.2009 22:25
das problem an virtuellen türchen: Die sind imemr zu schnell für mich *lacht*

ansonsten: Natürlich wieder ein suuu~per süßes Kapitel *-* Ihc liebe euren Farin einfach der is immer so herrlich süß X3~

LG S-M ;)
Von: abgemeldet
2009-12-19T17:27:54+00:00 19.12.2009 18:27
Ich lese schon die ganze Zeit brav mit, und bin echt begeistert!
Und grade das heutige Türchen gefällt mir soooooo gut *hach*
Richtig gut geschrieben und mit soviel kribbeln, das war Kopfkino xD

Achja, und bei dem Satz "Offenbar hat die Anzugfirma (oder so) aber vor, Hünen auszurotten, denn für 1,94-Meter-Menschen scheint irgendwie nichts Passendes da zu sein " musste ich sooo lachen ^^
Echt super, schade das bald Weihnachten ist...^^
Von: abgemeldet
2009-12-19T13:33:35+00:00 19.12.2009 14:33
"'Du hast die Pinzette nicht benutzt!' mault Bela plötzlich" :D :D :D
Armer Farin! Und dabei war er so mutig. XD

Ein sehr schönes Kapitel. Mit einem noch schöneren Ende... kann gerne so weitergehen, ist ja bald Weihnachten. ;)
Von:  Zofenluder
2009-12-19T11:38:23+00:00 19.12.2009 12:38
Der Korb ist bis zum Rand gefüllt mit allem, was Bela wohl für nötig gehalten hat, dieses Weib: (...)

WEIB! Das... passt gut zu Bela :D

... Hach es wird von Kapitel zu Kapitel schöner *-*
Ich freu mich so :)
Von:  Slythericious
2009-12-19T08:14:52+00:00 19.12.2009 09:14
*stumpf lach*
muhahahahahahaha

noch nie war ich mit bela so einer meinung xD
höhö
farin im anzug *__*
<333

man ist der kommentar sinnvoll xD
Von:  _Sternkind_
2009-12-18T17:41:22+00:00 18.12.2009 18:41
*lol* Farin als gutaussehendes und gepflegtes Marsmännchen - danke für dieses heutige Kopfkino =)
Und ich muss gestehen, dass ich dem 24. mit einem lachenden und einem weinenden Augen entgegen blicke...
Von:  cooking_butty
2009-12-18T17:34:16+00:00 18.12.2009 18:34
oooch wie süß! Sie kommen sich wirklich näher ;)


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