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Perlentaucher Weihnachtsmärchen 2009

~ Jeden Tag ein OneShot über Twilight zum Fest der Sinne ~
von

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Monsterperle

Noch drei Tage bis Weihnachten – letzte Chance, um die letzten Einkäufe zu erledigen.

Zeit lassen dürft ihr euch allerdings bei unserem heutigen Weihnachtsmärchen von Monsterseifenblase.
 

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Vor ein paar Tagen hatte es das erste Mal richtig geschneit, so dass es draußen nicht nur puderzuckerweiß und der Boden von heimtückischem Eis überzogen war, sondern auch die Luft immer kälter wurde.

Ich stand an meinem Zimmerfenster, starrte hinaus auf die Straße und musterte mit verzogener Miene die vom Glatteis bedeckte Straße. Zwar würde ich nachher nicht fahren, da Edward mich abholen wollte, doch ich machte mir ernsthafte Sorgen, was die Frage betraf, wie ich zum Auto kommen sollte, ohne nähere Bekanntschaft mit dem frostbedeckten Boden zu machen und Alice Kleid zu ruinieren.

Es war das erste Mal, dass ich Weihnachten bei den Cullens feiern würde. Charlie hatte natürlich nichts dagegen gehabt, nachdem Alice ihn augenklimpernd darum gebeten hatte mich an Heiligabend entführen zu dürfen – er war genau wie ich ein Weihnachtsmuffel und freute sich über jede Feierlichkeit, vor der er sich drücken konnte.

Soweit ich wusste, hatte er vor später am Abend Billy besuchen zu gehen und sich ein paar Bier zu genehmigen. Ich indes würde in diesem Jahr wohl nicht um die Feierlichkeiten drum herum kommen, auch wenn ich gut und gerne darauf verzichtet und mich stattdessen mit Edward in mein Bett gekuschelt hätte.

Doch ich wollte sie nicht enttäuschen, weshalb ich gleich das blaue Kleid anziehen und die kleinen Päckchen, deren Inhalt ich mühsam ausgewählt hatte, einpacken würde. Bei dem Gedanken an das Kleid wurde mir bewusst, dass mein ganzer Körper von einer Gänsehaut überzogen war, da ich nicht viel mehr trug als meine Unterwäsche und ein paar warme Wollsocken, die mir meine Mutter etwas zu früh zu Weihnachten geschickt hatte.

Sie hatte einfach noch nicht raus, wie und wann man ein Paket abschicken musste, damit es am gewünschten Tag ankam.

Meine Haare hingen mir noch nass vom Duschen über die Schulter und ich beschloss, dass es Zeit war, dafür zu sorgen, dass ich vor Edwards Ankunft nicht noch erfrieren würde. Ich griff nach einem alten, viel zu großen T-Shirt und zog es mir über den Kopf, bevor ich zurück ins Badezimmer wackelte. Dort positionierte ich mich vor dem Spiegel und verzog das Gesicht zu Fratzen, um herauszufinden mit welchem Gesichtsausdruck ich wohl so aussehen würde, als hätte ich Spaß.

Ich scheiterte hoffnungslos.

Genervt von mir selbst griff ich nach dem Haartrockner, entwirrte das Kabel, steckte den Stecker in die Dose und schaltete ihn an.

Nichts geschah.

Ich machte ihn aus und wieder an.

Immer noch nichts.

Auch ein hasserfüllter Blick in Richtung des Geräts brachte mich nicht weiter. Probehalber drückte ich den Lichtschalter, nur um festzustellen, dass auch die Lampe nicht funktionierte. Das war voll mein Tag.

Frustriert öffnete ich die Badezimmertür und taperte zur Treppe, während ich vor Kälte wieder zu zittern begann.

„Dad?“, rief ich hinunter und hoffte, dass er nicht gerade mit Schneeschippen beschäftigt war, doch diesmal hatte ich Glück.

„Ja?“

„Die Sicherungen im Bad sind wieder raus gesprungen, kannst du das eben reparieren?“ „Klar, ich schau nach“, antwortete er und ich hörte das Scharren eines Stuhls.

Nur ein paar Minuten später kam ich in den Genuss eines funktionierenden Stromkreises. Das Licht klappte wieder und auch der Haartrockner sprang ohne weiteres an. Ich hob mein T-Shirt ein Stück an und föhnte mir den Bauch. Die warme Luft sorgte schnell dafür, dass mir nicht mehr so kalt war und auch wenn mein Unterfangen irgendwie ein paar Locken und etwas Volumen in meine Haare zu bekommen, wie Alice es immer mit Links tat, kläglich scheiterte, fühlte ich mich besser.

Da das Entwirren meiner Haare einige Zeit in Anspruch nahm, beschloss ich auf weitere Experimente an diesem Abend zu verzichten und die kleinen Make-up Döschen, die mir Alice für besondere Anlässe gegeben hatte, im Schrank zu lassen. Ich bürstete mir noch ein letztes Mal durch die Haare, stellte erschrocken fest, dass es schon viel später war als ich dachte und spurtete zurück in mein Zimmer.

Auf dem Weg dorthin schaffte ich es gerade noch dem Türrahmen auszuweichen, stieß aber mit meinem kleinen Zeh an eine Schrankecke. Fluchend humpelte ich weiter zu dem Stuhl, auf dem mein Kleid lag. Der Schmerz war pochend, aber ich biss die Zähne zusammen, zog mir das T-Shirt über den Kopf und schlüpfte in das blaue Kleid, nur um festzustellen, dass es am Rücken geschlossen werden musste.

Etwas, das ich definitiv nicht alleine hinbekommen würde.

Probehalber verrenkte ich mich ein wenig, gab aber ziemlich schnell wieder auf, da meine Dehnübungen nur zur Folge hatten, dass meine Haare wieder zerzaust aussahen, wie ich anhand eines schnellen Blickes in den Spiegel registrierte.

„Kommst du klar?“, hörte ich dann eine Stimme in meinem Rücken.

Ich wusste sofort wer es war, drehte mich rum und blickte Edward, der amüsiert auf der Fensterbank saß, verzweifelt an.

„Mach dich nicht über mich lustig“, murmelte ich nur und wandte mich, gereizt wie ich war, wieder dem Spiegel zu.

„Würde ich niemals wagen“, flüsterte er mir ins Ohr, als er in Sekundenschnelle direkt hinter mir stand.

„Soll ich dir helfen? Dafür sind Männer doch da, oder?“

„Um Kleider mit einem Reisverschluss am Rücken zu schließen?“, fragte ich zweifelnd und noch immer ein wenig schlecht gelaunt, weil heute einfach alles schief ging, aber ich spürte bereits wie ich in seiner Anwesenheit ruhiger wurde.

„Unter anderem“, antwortete und ich spürte seine kalten Finger an meinem Rücken. Langsam fuhren sie meine Wirbelsäule hinab und dann schloss sich langsam der Reisverschluss. „Danke“, flüsterte ich leise und ich sah im Spiegel wie er lächelte.

„Für dich immer.“

Dann entwirrte er meine Haare, bevor er die Arme um mich schlang und seine kalten Lippen auf meinen Hals drückte.

„Das Kleid steht dir“, sagte er, doch noch bevor ich mich für das Kompliment bedanken konnte, redete er schon weiter.

„Fertig für ein Weihnachtsfest mit ein paar Monstern?“, fragte er.

„Immer“, sagte ich ohne zu zögern, machte mich von ihm los und drehte mich zu ihm um. „Wir können los.“

„Ja?“, fragte er zweifelnd und zog eine Augenbraue hoch.

Ich liebte es wenn er das tat.

„Ja“, antwortete ich.

„In Wollsocken?“, hakte er weiter nach und ich machte mich peinlich berührt auf die Suche nach meiner Strumpfhose. Es dauerte nicht ganz so lange wie ich befürchtet hatte, bis ich schließlich mit Schuhen und Jacke vor ihm stand. Er schien noch immer sehr amüsiert zu sein und das schiefe Lächeln, mit dem er mich betrachtete, brachte mich wieder ein wenig aus dem Konzept.

„Du weißt ich würde dich davor bewahren, wenn ich könnte, aber-“

„Alice, ich weiß“, sagte ich so versöhnlich wie möglich und gab mein Bestes nicht zu vergessen zu Atmen, als er sich zu mir runter beugte.

Zärtlich legten sich seine Lippen auf meine und ich schlang die Arme um ihn um ihn nie wieder loslassen zu müssen.

Und doch löste er sich irgendwann von mir, flüsterte leise lächelnd: „Ich bin stolz auf dich“, berührte dann noch einmal flüchtig meine Lippen und war nach einem: „Ich warte unten auf dich“, verschwunden.

Sofort fühlte ich mich allein gelassen, doch ich beeilte mich das Fenster zu schließen, meine Tasche zu nehmen und dann die Treppe herabzueilen. Wieder stolperte ich, doch ich konnte mich rechtzeitig festhalten um einen Sturz zu verhindern.

„Ich bin weg, Dad! Wir sehen uns spätestens morgen früh.“

„Hab Spaß!“, hörte ich Charlie noch rufen, doch dann knallte ich bereits die Haustür hinter mir zu, rutschte auf den glatten Treppenstufen vor dem Haus aus und fiel direkt in Edwards Arme.

Ich hörte, wie ihm ein Seufzen entwischte.

„Man kann dich wirklich nicht alleine lassen, ohne dass du beschließt dir wieder irgendwie Schaden zuzufügen.“

Mit Leichtigkeit nahm er mich auf den Arm und trug mich zum Auto. Ich kuschelte mich an ihn und genoss die Nähe, während ich ihn korrigierte:

„Ich beschließe nicht mir Schaden zuzufügen. Es passiert einfach.“

„Was für ein Unterschied“, meinte er nur spöttisch lächelnd, öffnete ohne Schwierigkeiten die Beifahrertür, während er mich noch auf dem Arm hielt und setzte mich dann direkt auf den Sitz. Bevor er ging, schnallte er mich noch eigenhändig an. Sekunden später saß er neben mir auf dem Fahrersitz und ließ den Motor an.

„Esme hat aber nicht extra für mich gekocht, oder?“, fragte ich ihn schließlich. Ich mochte es nicht, wenn sie sich meinetwegen zu viele Umstände machten.

Edward warf mir einen kurzen Blick zu und lächelte nur süffisant.

„Lass dich überraschen“, murmelte er dann und gab Gas.
 

*
 

Sie hatte für mich gekocht, wobei ich einräumen musste, dass es vielleicht etwas mehr war, als ich essen konnte.

Lag wahrscheinlich daran, dass ich extra schon zwei Brote gegessen hatte, bevor wir los gefahren waren. Normalerweise schaffte ich immer eine ganze Gans und ein Kilo Kartoffeln mit Soße zum Abendessen. Ohne weiteres. Eine Schüssel voll Schokopudding war natürlich auch ein Klacks.

Ich war erleichtert, als Esme nicht sauer zu sein schien, als ich nur eine kleine Portion aß, aber selbst wenn ich hungrig gewesen wäre, hätte ich nicht mehr essen können. Es war einfach ein schreckliches Gefühl als einzige essend am Tisch zu sitzen, während alle anderen nur drum herum saßen. Man fühlte sich so beobachtet.

Auch wenn ich sie alle kannte, mochte und liebte – sie gegen Edwards Willen bereits als meine neue Familie betrachtete, war ich froh darüber, dass er immer in meiner Nähe blieb. Doch zu diesem Zeitpunkt stand mir das schlimmste noch bevor:

Die Bescherung.

Ich hatte mir Mühe gegeben für jeden etwas Passendes zu finden, aber was konnte man reichen Vampiren, die schon ein paar Jahrhunderte Zeit hatten um sich alles zu kaufen, wonach es ihnen verlangte, schon schenken um ihnen eine Freude zu machen?

Das einzige was mich beruhigte, war, dass nicht nur ich Geschenke bekam. Ich hatte furchtbare Angst davor gehabt, dass dieses Weihnachtsfest nur für mich ausgerichtet wurde und ich damit zwangsläufig im Mittelpunkt stehen würde. Doch so kam es dem Himmel sei Dank nicht.

Der übergroße Weihnachtsbaum quoll über vor Schmuck und Geschenken und als Carlisle schließlich eine CD einlegte, entspannte ich mich und musste feststellen, dass es nicht halb so schlimm war, wie ich befürchtete hatte.

Es machte mir ungeheuren Spaß dabei zu sehen, wie Alice sich über den neuen Mantel freute, den sie sich scheinbar gewünscht hatte und wie Rose Emmett einen Kuss als Dankeschön für den Koffer mit Werkzeug gab. Ich wusste, dass sie diejenige war, die mit Abstand am meisten von Technik und Autos verstand und eben jene dazu brachte ein bisschen schneller zu fahren, als offiziell erlaubt.

Trotz alledem und obwohl ich dicht neben Edward saß, war es schließlich eine Überwindung für mich, die Päckchen aus meiner Tasche zu holen. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel Geld sie untereinander ausgegeben hatten um sich beschenken zu können – um mich zu beschenken.

Schon der Lockenstab, den ich von Alice bekommen hatte, weil sie der Meinung war, dass meine Haare wunderbar für so etwas geeignet wären – sah nicht billig aus. Doch mir war klar, dass ich mich nicht ewig davor drücken konnte, jeder hatte gesehen, dass ich eine Tasche dabei hatte und während ich sie auspackte, wandte ich den Blick von den anderen ab.

Ich hatte Angst, dass sie enttäuscht waren.

Die Pakete waren nicht ansatzweise so groß wie einige von denen, die sie untereinander verteilt hatten. Wissend, dass alle Blicke auf mir lagen, räusperte ich mich.

„Ich, ich hab natürlich auch was für euch. Ich hab mir Mühe gegeben, für jeden etwas Schönes zu finden. Es ist nicht viel, aber ich- ich hoffe es gefällt euch trotzdem.“

Dann schwieg ich, wusste nicht mehr so wirklich, was ich sagen sollte und griff nach zwei Päckchen.

„Rosalie. Emmett“, sagte ich.

Mir entging nicht, dass Emmett Rosalie nach vorne schob, aber sie lächelte freundlich, dafür war ich ihr dankbar. Ich reichte ihnen ihre Pakete. Ich dachte, dass ich erst allen ihre Geschenke überreichen würde, aber Emmett wartete gar nicht erst, sondern machte sich direkt daran auszupacken.

„Ich wusste nicht welche Größe du hast-“ setzte ich an, als er das T-Shirt schon aus der Papierhülle zog.

Kurz darauf lachte er.

Es klang ehrlich.

Als er das T-Shirt wieder sinken ließ, grinste er noch immer: „Das ist klasse, Bella. Ich mag es. Ehrlich.“

Ich grinste zurück, froh dass ich seinen Humor getroffen hatte, war aber überrascht, als er sich das T-Shirt direkt überzog. Es war blau und auf seiner Brust stand nun in schwarzer Schrift: „Ich bin ein Bär!“

Ich sah, dass auch Esme lächelte und es tat mir gut, bis ich bemerkte, dass auch Rosalie ihr Geschenk ausgepackt hatte. Bei ihr war es mir am schwersten gefallen, etwas zu finden.

„Ich weiß, dass du davon wahrscheinlich schon viele hast, aber ich dachte mir, dass dir die Farbe sicherlich gut steht.“ Versuchte ich mich zu erklären, als sie den Lippenstift und den dazu passenden Nagellack aus einer Dose hervorzog.

Sie waren teurer als die anderen Geschenke gewesen. Rosalie machte den Lippenstift auf und betrachtete ihn.

„Danke Bella, die Farbe ist wirklich schön.“ Mit einem Schlag änderte sich die Atmosphäre. Scheinbar hatten alle befürchtet, dass sie etwas Unfreundliches sagen würde, aber sie tat es nicht.

„Esme. Carlisle.“

Auch sie nahmen anstandslos ihre Geschenke. Für Esme hatte ich einen mittelgroßen Rahmen gekauft, in den ich mehrere kleine Bilder getan hatte. Je eins von ihr und Carlisle, von Alice und Jasper, von Rosalie und Emmett und von Edward und mir.

Ich wollte ihr zeigen, dass ich mich als Teil ihrer Familie sah. Für Carlisle hatte ich Briefpapier besorgt, weil ich ihn aus irgendeinem Grund als jemanden einschätzte, der noch auf ganz altmodische Art und Weise Briefe schrieb und sich nicht nur auf E-Mails beschränkte. Als Esme ihr Geschenk ausgepackt hatte, kam sie direkt zu mir, nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Ich erwiderte es so gut es im Sitzen eben ging und war froh, dass sie scheinbar verstand, was ich ihr hatte sagen wollen.

„Jasper. “

Bei Jasper war es mir auch schwer gefallen etwas passendes zu finden und ich war auch noch immer nicht wirklich überzeugt davon, dass es das Richtige war, aber Alice hatte mir mal erzählt, dass viele der Skizzen und Bilder, die in ihrem Zimmer lagen, von ihm stammten. Dennoch war ich froh, als auch er sich für den Künstlerblock mit dickem Papier und der schwarzen Malkreide bedankte. Er wirkte kurz überrascht, fast so als hätte er gar nicht damit gerechnet, aber Alice Daumen, der unauffällig nach oben zeigte, sagte mir, dass ich nicht allzu viel mit diesem Geschenk falsch gemacht hatte.

Schließlich winkte ich sie zu mir.

„Ich hoffe es gefällt dir“, sagte ich nur und reichte ihr das mit Abstand größte Geschenk. Ihre Augen wurden groß und voller Vorfreude, was mich verwunderte, da ich fest davon ausgegangen war, dass sie bereits gesehen hatte, was ich ihr schenken würde.

„Das ist wunderschön Bella! Danke!“, sagte sie und drückte mich fest an sich, während sie den großen Bilderrahmen ohne weiteres mit der Hand festhielt.

„Ich werde es gleich heute Nacht aufhängen!“, versprach sie und schaute mich dann fragend an.

„Was?“, hakte sie nach.

„Ich…ich dachte, du wüsstest schon längst, was du bekommst“, murmelte ich, überwältigt von ihrer Freude.

„Ja, schon, aber ich konnte nie sehen, wie genau es jetzt aussieht und es ist toll geworden.“ Sie küsste mich auf die Wange und wandte sich dann wieder der Collage zu, auf die ich Fotos von allen geklebt hatte, insbesondere aber von mir und ihr, wie sie mich schminkte, anzog, die Haare machte, wie sie versucht hatte Popcorn für mich zu machen und ich es das erste Mal erlebt hatte, dass ein Vampir an etwas scheiterte.

Sie schien sich wirklich zu freuen und das wiederum freute mich.

Für Edward hatte ich auch etwas, aber das wollte ich ihm hier nicht geben, weshalb ich etwas anderes aus meiner Tasche zog.

Das letzte Geschenk.

„Ich habe noch was für euch. Es ist für alle und bitte lacht nicht! Ich hab jetzt schon oft erlebt, wie ihr Karten gespielt oder Schach gespielt habt und immer ist mir aufgefallen, dass irgendjemand aufgrund irgendwelcher Fähigkeiten immer enorm im Vorteil ist, was das Ganze – naja, irgendwie ein bisschen langweilig macht. Deswegen habe ich mir gedacht, dass ein Glücksspiel genau das richtige für euch wäre.“

Ich legte das Päckchen auf den Tisch.

Ohne lange zu Zaudern langte Emmett, der noch immer das „Ich bin ein Bär“- T-Shirt trug, danach und packte es aus. „Mensch-ärger-dich-nicht?“

Er lachte.

„Gut gewählt, das haben wir gar nicht und ich glaube, wie haben es auch noch nie zusammengespielt!“

Er schien nicht lange warten zu wollen und baute das Spiel direkt auf. Mein Blick wanderte währenddessen zur Uhr und Edward schien das zu bemerken. Er griff nach meiner Hand, drückte sie leicht und sagte dann:

„Ich denke, ich bringe Bella jetzt mal nach Hause. Wir haben schon fast zwölf Uhr. Und währenddessen sorgt bitte irgendjemand dafür, dass Emmett in diesem Spiel...“, er deutete auf das Mensch-ärger-dich-nicht und schien erst in diesem Augenblick zu merken, dass ich das ‚Mensch’ durchgestrichen und durch ‚Vampir’ ersetzt hatte.

„...Nicht gewinnt“, beendete er dann seinen Satz. Er zog mich auf die Beine und betrachtete schief lächelnd das krakelige ‚Vampir’ auf dem Spielbrett. Es dauerte noch mal gute zwanzig Minuten, bis ich mich von allen verabschiedet und für die Geschenke bedankt hatte und obwohl der Abend lustiger und entspannter gewesen war, als ich gedacht hatte, war ich froh, als Edward mich wieder auf den Arm nahm und zum Auto trug.
 

*
 

„Edward?“

Ich kuschelte mich an ihn, während er die Arme um mich legte und darauf achtete, dass ich in die dicke Wolldecke eingewickelt war.

„Mhm?“

„Ich liebe dich“, murmelte ich. Dann rappelte ich mich auf und betrachtete in der Dunkelheit die Umrisse seines Gesichts.

„Darf ich dir was zu Weihnachten schenken?“, fragte ich dann. Er antwortete nicht und ich knipste das Licht an. Ich hatte darauf bestanden, dass wir uns nichts schenkten, ich wollte nicht, dass er mir irgendetwas kaufte, weshalb er ein wenig überrascht wirkte.

Ich griff über ihn hinweg, öffnete die Schublade meines Nachtschränkchens und zog ein kleines Säckchen hinaus.

Sein Blick folgte mir, als ich mich wieder zurück auf das Bett plumpsen ließ und mir nervös über die Lippen leckte.

„Du musst es nicht tragen, wenn es dir nicht gefällt-“ begann ich, aber Edward unterbrach mich.

„Bella“, sagte er nur.

„Du musst es wirklich nicht tragen“, flüsterte ich.

„Wie wäre es, wenn du es mir erst einmal zeigst?“ Meine Finger zitterten als ich das Säckchen öffnete und eine dünne Kette herauszog. Sie war lang, so lang, dass ich sie mir bestimmt zweimal umtun konnte und an ihr hing ein kleines, altmodisches Medaillon in Herzform.

Ich hatte lange dafür sparen müssen und trug es schon seit Wochen mit mir herum, aber ich hatte mich nicht getraut es ihm zu geben, weil ich genau wusste, dass er es sofort hätte kaufen können, wenn er es wirklich hätte haben wollen.

Seine kalten Finger umschlossen meine, als er bemerkte, dass ich nicht in der Lage war, es ihm zu geben und vorsichtig öffnete er es, ließ es aber in meiner Hand liegen. In dem Herz war ein kleines Bild von mir und ihm, wie ich dicht bei ihm stand und er mir einen Kuss aufs Haar hauchte.

Ich mochte Bilder von mir nicht, schon gar nicht mit ihm, weil ich neben seiner Schönheit immer noch durchschnittlicher und normaler wirkte, als ich ohnehin schon war. Aber bei diesem Foto hatte ich mich dazu überwunden, mich nicht hinaus zuschneiden.

„Immer wenn du irgendwo hingehst für ein oder zwei Tage“, flüsterte ich „Habe ich Angst, dass du mich vergisst. Dass da irgendjemand Schönes, Bezauberndes um die Ecke spaziert kommt und ich dann einfach nicht mehr in deinem Kopf bin, weißt du? Ich fürchte mich davor, mehr als du dir vorstellen kannst.“

Am Ende versagte mir die Stimme. Seine Finger wanderten meinen Hals hinauf und drückten schließlich mein Kinn nach oben, so dass ich ihn direkt ansehen musste.

„Du bist schön und bezaubernd“, sagte er nur und küsste mich.

„Danke.“ Dann nahm er mir die Kette ab und hängt sie ohne weiteres um seinen Hals und ließ das Medaillon unter seinem Shirt verschwinden.

„Aber jetzt, da du mir was geschenkt hast, darf ich dir natürlich auch was schenken, oder nicht?“

Ich wollte nicht, dass er mir etwas schenkte, aber ich schwieg.

Er griff nach seiner Jacke, die neben dem Bett auf dem Boden lag und zog etwas Weißes hervor. Eine Kette, er wollte mir ebenfalls eine Kette schenken.

Einen Moment lang gefiel mir der Gedanke, dass wir uns beide dasselbe schenken wollten, doch dann erkannte ich, dass es eine Perlenkette war.

Perlen waren teuer und Perlen waren gefährlich.

„Ich habe sie nicht neu gekauft, falls dich das beruhigt. Es ist eines der wenigen Erbstücke meiner Familie, die ich noch besitze.“

Ich schluckte und spürte wie ein Hauch von Panik sich in mir breit machte. Wie sollte ich es ihm erklären, was sollte ich sagen, ohne dass er mich hinterher für völlig bescheuert hielt?

Ich starrte die Perlen an und sagte einfach gar nichts.

„Bella?“

„Sie ist toll“, sprudelte es aus mir heraus.

Perlen.

Erinnerungen kamen hoch.

Monsterperlen.

Edward zog eine Augenbraue hoch.

„Ah“, sagte er nur. „Du bist sicher, dass sie dir gefällt?“, fragte er danach.

„Natürlich, sie ist wunderschön.“

Er starrte mich an.

„Ok, tun wir jetzt beide so als wüssten wir nicht, dass du lügst, oder sagst du mir die Wahrheit?“

Er wirkte vor den Kopf gestoßen und dafür verabscheute ich mich. Ich wollte ihm nicht wehtun, ich wollte nicht den Eindruck erwecken, als würden mir seine Geschenke nicht gefallen, ich-

„Bella? Alles Ok?“

„Es tut mir Leid“, sagte ich und wischte mir dir Tränen von der Wange.

„Ich wollte dir nicht wehtun. Sie ist wirklich schön-“

„Aber?“, beruhigend strich er mir durchs Haar. Es war, als würde er sich jetzt mehr Sorgen machen, als dass er sauer war.

„Ich hab’s nicht so mit Perlen“, antwortete ich murmelnd.

Sein Blick war fragend, aber ohne dass er sich großartig bewegen musste, packte er die Kette in seine Hosentasche.

Sofort ging es mir besser.

„Danke“, sagte ich leise. „Erinnerst du mich morgen dran, dass ich sie in das Schmuckkästchen packe und nicht in deiner Hosentasche vergesse?“

Er seufzte.

„Meinst du nicht, bevor du dich selbst dazu zwingst die Kette zu behalten um mich glücklich zu machen, solltest du mir erzählen was genau dich daran stört? Nur damit ich zukünftig Bescheid weißt.“

Edward schien immer noch nicht zu begreifen, aber ich war mir sicher, dass er nicht aufgeben würde, bis ich es ihm erzählt hatte.

„Die Perlen. Die Perlen stören mich.“

„Was hast du gegen Perlen? Ich meine, es scheint ja nicht so, als würdest du sie einfach nicht mögen.“

Inzwischen wirkte er neugierig.

Ich betrachtete sein Gesicht.

„Versprichst du mir, dass du es niemandem erzählst?“, fragte ich ihn und gab mir Mühe ein furchteinflößendes Gesicht zu machen.

„Natürlich“, antwortete er.

„Schwörst du es?“

„Bei was?“

„Bei allem, was dir heilig ist.“

„Ich schwöre es bei dir. Kann man das so sagen?“

Ich gab mir Mühe nicht zu lachen und der Versuchung zu widerstehen ihn auf die Nasenspitze zu küssen.

„Und du darfst mich auch nicht auslachen“, forderte ich. „Ich weiß selbst, dass es-“

„Dass es was?“

Ich schwieg kurz, dann holte ich tief Luft.

„Als ich klein war, habe ich mit sieben Jahren ein Hochbett bekommen.“

Edward unterbrach mich nicht, wollte nicht wissen, was das Hochbett mit den Perlen zu tun hatte. Er hörte einfach nur neugierig zu.

„Die ersten zwei Nächte habe ich zusammen mit meiner Mom darin geschlafen, weil ich Höhenangst hatte, dabei trug sie einmal eine Perlenkette, weil sie vergessen hat, sie abzulegen. In der dritten Nacht, als ich das erste Mal alleine darin schlief, träumte ich davon. Also von der Perlenkette. Ich hab davon geträumt, wie sie kaputt gehen, wie abertausende von Perlen durch mein Zimmer hüpften und ein paar von ihnen immer größer wurden. Sie lachten fies und die größte von ihnen wollte mich aus meinem Bett verjagen. Sie hat mich immer wieder überrollt, bis ich freiwillig aus dem Bett gesprungen bin. Und dann bin ich aufgewacht. Auf dem Boden, mit einem gebrochenen Arm und einem verstauchten Knöchel.“

Er starrte mich an und ich spürte, wie ich rot wurde.

In diesem Moment bereute ich es, dass ich das Licht noch nicht wieder ausgeknipst hatte. „Du hast Angst vor Perlen, weil du einen Alptraum von ihnen hattest? Im Alter von sieben Jahren.“

So auf den Punkt gebracht, klang das Ganze noch lächerlicher.

Ich gab mein Bestes ihn anzuschauen, er starrte mich noch immer fassungslos an. Dann schüttelte er voller Unglauben den Kopf, lehnte sich zurück und lachte.

„Du hast versprochen, dass du nicht lachst“, erinnerte ich ihn kläglich, aber er lachte nur noch mehr.

Irgendwie ließ ihn das noch besser aussehen, als es ohnehin schon der Fall war.

„Jetzt magst du mich nicht mehr, oder?“, fragte ich, „Jetzt weißt du-“

Doch er unterbrach mich und legte mir, noch immer breit grinsend, einen seiner kalten Finger auf die Lippen.

„Ich liebe dich“, sagte er schlicht.

„Dafür, dass du jetzt hier sitzt und mir im vollen Ernst erzählst, dass du Angst vor Perlenketten hast, weil du noch immer unter den Nachwirkungen eines Traums leidest, den du im Alter von sieben Jahren hattest und in dem du von einer Monsterperle überrollt worden bist, die die Weltherrschaft an sich reißen wollte. Ganz im Ernst, dafür liebe ich dich.“

Dann küsste er mich und fing wieder an zu lachen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-12-23T21:14:04+00:00 23.12.2009 22:14
arme bella.... :D
aber schon i-wie lustig das sie angst vor perlen hat ;D
nur dumm für edward das er das nicht vorher wusste^^

frohe weihnachten !
lg flurina


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