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Moonblood

Mondkinder Teil 1
von

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☽☾

Der Junge trieb mich in den Wahnsinn!

Beim Frühstück, bei dem ich auch da war, obwohl ich nicht so früh hätte aufstehen müssen, behauptete er energisch, nicht einmal in der Nähe von Janinas Zimmer gewesen zu sein und unterstellte mir, irgendwelche verrückten Träume zu haben.

Als ob ich nicht unterschieden konnte, wann ich im wachen Zustand angefasst wurde und wann ich das wirklich nur träumte.

Dann beging ich den dummen Fehler, so früh am Morgen duschen zu wollen und nicht die Tür abzuschließen, weil ich annahm, dass man das Rauschen der Dusche bis auf den Flur hörte.

Linus interessierte das wohl wenig, dass das Bad schon belegt war, denn er stürmte ans Waschbecken und schaute mich schräg an, als ich halb hinter dem Duschvorhang versteckt mich über ihn beschwerte.

Nicht einmal eine Entschuldigung für die Störung erhielt ich, nur den Hinweis, dass ich mit vom Wasser glatt herunterhängenden Haaren total blöd aussah. Am liebsten hätte ich ihm den Seifenspender an den Kopf geworfen und ihm damit seinen zweifarbigen Iro plattgemacht, nur würde das kein gutes Licht auf mich werfen, wenn ich Linus mit Glasgefäßen bombardierte.

Den Vormittag verbrachte ich allein im Haus und betätigte mich als Hausmädchen, indem ich die Wäsche in die Waschmaschine stopfte, das Wohnzimmer aufräumte und in Janinas Zimmer Staub wischte. Natürlich hatte ich vorher gefragt, ob ich mich überhaupt frei im Haus bewegen durfte, immerhin konnten mir dabei ein paar persönliche Details entgegen springen und vielleicht war das jemanden unangenehm.

Zum Schluss versuchte ich sogar, etwas zu kochen; es blieb mehr bei dem Versuch, da die Spagetti ziemlich lasch aussahen und mir die Soße dummerweise angebrannt war. Kochen gehörte nicht zu meinen Talenten, aber da stand ich drüber.

Janina freute sich, ausnahmsweise nicht selbst kochen zu müssen und verzieh mir dafür sogar den mäßigen Geschmack des Essens; Linus meckerte auch nicht, was mich wunderte, aber das nahm ich positiv auf. Vielleicht hatte er sich umentschieden, mich doch nicht wie den letzten Depp zu behandeln.

Nur wie den vorletzten.

„... und unsere Kursstreberin hat sich heute ziemlich zum Affen gemacht, weil sie den Text nicht ganz verstanden und deswegen die Frage völlig falsch beantwortet hat...“ Janina freute sich immer darüber, wenn sie mir aus der Schule Bericht erstatten konnte und ich mich interessiert zeigte. Sie kommunizierte im Gegensatz zu ihrem Bruder einfach gerne und merkte, dass sie die einzige hier im Haushalt war, zu der ich schon sehr viel Vertrauen gefasst hatte.

Mit ihren Eltern hatte ich nämlich wenig zu tun und Linus machte ja auch keine Anstalten, mich so zu behandeln, dass ich auch nur Lust hatte, länger als fünf Minuten mit ihm in einem Raum zu sein.

„Ich ruf Mads später an“, informierte sie mich schließlich noch. „Hoffentlich findet er was für dich.“

Das hoffte ich auch, 24 Stunden lang hier herumzusitzen hielt ich nicht aus.

„Aber das wird schon, immerhin ist er dir das schuldig.“

Und Zoe indirekt auch, aber das war sowieso klar.

Bis auf Janinas Versuche, eine lang anhaltende Konversation zu starten, lief das Essen schweigend ab, da Linus sowieso nie die Klappe aufbekam und ich Janina lieber zuhörte anstatt so zu tun, als hätte ich Ahnung, was bei denen im Unterricht so ablief.

Während ich wieder allein die Küche aufräumte, weil Linus ganz frech geflohen war und Janina noch etwas zu tun hatte, fragte ich mich zum tausendsten Mal, wie ich in so eine verrückte Situation gekommen war.

Ich hatte theoretisch kein Zuhause mehr.

Ich teilte mir das Zimmer mit einem Werwolf.

Meine beste Freundin war ein schlecht gelaunter Vampir geworden.

Wo gab es denn bitte so etwas? Das klang doch, als hätte ich einen ziemlich großen Dachschaden, nur irgendwie stimmte das alles auch noch.

Und ich schien hier der einzige zu sein, der noch halbwegs normal war; ob das jetzt ein Vor- oder Nachteil für mich war, würde ich sicher bald erfahren. Lange genug Zeit dafür hätte ich ja, wenn mich Janina nicht aus irgendwelchen Gründen auf die Straße setzen musste.
 

Das durfte nicht wahr sein, der Junge wollte mich doch verarschen!

Ich bildete mir definitiv nicht ein, dass sich jemand nachts zu mir schlich und mich dann als provisorisches Kopfkissen benutze, ich war doch nicht doof!

Dummerwiese suchte sich Linus – niemand anderes konnte es sein – immer genau die Zeitpunkte aus, in denen ich nicht mehr hellwach war, aber auch noch nicht den Wahnsinn meiner persönlichen Traumlandschaf mitbekam. Das regte mich einfach auf.

Einerseits, weil ich mir doch ein wenig hilflos vorkam, andererseits, weil Linus nicht den Mut dazu hatte, mir ins Gesicht zu sagen, dass er sein Bett zu uninteressant fand und mich deshalb belagerte.

Er sollte gefälligst zu seinen Taten stehen. Ich hatte mich auch schon mal mitten in der Nacht bei einem Kerl ins Bett eingeschlichen – vor zwei Jahren fand ich solche Aktionen extrem geil – und vergessen, am nächsten Morgen pünktlich zu gehen. Und natürlich hatte ich nicht einfach behauptet, das Zimmer verfehlt zu haben, sondern ganz offen meine Absicht zugegeben. Dass sich der Typ darüber nicht freute, war mir klar gewesen – dass er mir deshalb gleich eine knallte, nicht unbedingt –, aber meiner Meinung nach sollte man solche Dinge zugeben, wenn man aufflog, ansonsten nahm einen vielleicht gar keiner mehr ernst.

Heute wurde ich auch nicht von meinem nächtlichen Besucher verschont. Er krabbelte zu mir ins Bett, drückte sich an mich und wartete wohl ab, was geschah. Im ersten Moment kam mir der Gedanke, dass die Situation schon ziemlich schwul war, bis mir auffiel, dass mein Verhalten genau in dieselbe Schublade rutschte. Obwohl das bei mir nichts Neues war – ich konnte mich auch eklig hetero benehmen –, während Linus noch nicht einmal angedeutet hatte, dass er mich überhaupt bewusst wahrnahm.

Trotzdem kam ich nicht auf die Idee, ihn mit einem gezielten, wahrscheinlich ziemlich kraftlosen Tritt von der Couch zu befördern. Erstens hätte es unser nicht vorhandenes Verhältnis sicher nicht bereichert und zweitens hatte ich eigentlich nichts dagegen, mit einem Typ im Bett – der Couch oder was auch immer, Hauptsache man konnte es zum Schlafen benutzen – zu liegen, war doch mal eine harmlose Abwechslung von meinen ganzen Sexexperimenten mit diversen und perversen Leuten auf dem Internat.

Auch wenn es mir etwas peinlich war, mir das selbst einzugestehen, denn bei Kuscheln kam bei mir meistens die Assoziation mit allem Möglichem, was ich definitiv nicht verkörpern wollte, angefangen bei Weicheiern bis zu Heteromädchen.

Manchmal war mein Denken echt beschränkt.
 

Irgendwie gab es meinem Leben keine deutlichen Highlights mehr, seit ich hier lebte, da ich außer aufstehen, mich fertig machen und mich um den Haushalt kümmern nicht viel anstellen konnte.

Die Telefonate mit Zoe waren kaum ertragbar, weil sie wohl dank ihrer Umwandlung in einem fürchterlichen Gefühlschaos steckte, was mich einfach nur überforderte, und auch Paige kannte kein Mittel dagegen. Ihrer Meinung nach musste das Zoe allein schaffen.

Mit meinen zwei Emofreunden hatte ich mich endlich auch mal in Verbindung gesetzt, es aber nicht übers Herz gebracht, ihnen von diesen eher katastrophalen Umständen zu berichten. Im Internat war anscheinend seit unserem Verschwinden der Teufel los, aber wenigstens ließ man Hannes und Ben so weit es ging in Ruhe, damit sie sich um ihr Schulzeug kümmern konnten.

Wenigsten Mads hatte erfreuliche Nachrichten, da er es geschafft hatte, mir einen Nebenjob bei einem Bekannten von ihm zu sichern. Zwar musste ich dafür fast durch die halbe Stadt reisen und fast bis Mitternacht aufbleiben, aber immerhin hätte ich Abwechslung als eher schlecht als recht bezahlter Kellner.

Damit ich mich an meinem ersten Arbeitstag nicht gleich verlief und zu spät kam, ging Janina mit mir die fünfzehn Minuten bis zum Bus, der mich fast vor das kleine Café brachte, und versprach auch, mich um kurz nach elf dort wieder abzuholen.

Nicht weil sie glaubte, dass ich im Dunkeln Angst hatte, sondern damit ich mir auch den Rückweg gut einprägen konnte.

Das Café entpuppte sich als kleiner Treffpunkt für Vampire, was mir natürlich nicht unbedingt gefiel, da schließlich immer mal die Möglichkeit bestand, dass man wieder versuchte, mich anzuknabbern. Zwar hielt ich mich echt nicht für so toll, dass gewisse Anwesenden das unbedingt ausprobieren wollten, aber manche Blicke – vor allem von irgendwelchen Mädchen – sprachen Bände.

Falls ich bald mit Zoe in den Klub der Vampirgeschädigten gehen konnte, würde ich Mads endgültig in den Arsch treten. Wenn ich mal seine Adresse herausgefunden hatte.

Die meiste Zeit rannte ich in dem Laden eigentlich nur durch die Gegend und hoffte, dass keiner merkte, dass ich mich an einen solchen Job zum ersten Mal wagte. Immerhin fiel mir kein Glas aus der Hand, ich rempelte niemanden an und wurde auch nicht von jemandem aus Langweile gebissen. Das war schon mal mehr als erwartet, ich konnte stolz auf mich sein. Nur gefiel es mir nicht, mich so unauffällig wie möglich verhalten zu müssen, das passte einfach nicht zu meiner Art. Andererseits musste man sein Glück auch nicht herausfordern und testen, wie Vampirjugendliche reagierten, wenn man ihnen offen ins Gesicht sagte, dass sie mal für fünf Sekunden den Schnabel halten sollten. Ein paar Mädchen schien es wohl Spaß zu machen, mich ständig auszufragen, sobald ich auch nur in die Nähe ihres Tischchens kam.

Nach vier Stunden Hektik, Lärm, Angst ums eigene Leben und gleichzeitig Dankbarkeit über diese Abwechslung wartete ich erschöpft an der Haltstelle auf den Bus, der mich zu Janina fahren sollte.

Hoffentlich gewöhnte ich mich schnell daran, nicht am Nachmittag, sondern von sieben bis elf Uhr abends aktiv sein zu müssen.

Der Bus war fast leer bis auf drei oder vier Leute, die kaum meine Ankunft mitbekamen. Nur ein Typ mit rot gefärbten Haaren und ziemlich schrägen Klamotten sah auf, grinste mich kurz an und widmete sich wieder der Zeitschrift, die auf seinem Schoß lag.

Müde lehnte ich meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, zwang mich aber wachzubleiben, um nicht meine Haltestelle zu verpassen. Wer wusste, ob ich sonst heute Nacht noch nach Hause kam. Auf eine unsinnige Irrfahrt konnte ich auch sehr gut verzichten.
 

Man gewöhnt sich ja irgendwie an fast alles, auch an komische kleine Jungs, die einen den ganzen Tag über wie Luft behandeln und dann nachts nichts Besseres zu tun haben als einen als Schmusedecke oder ähnliche Dinge zu benutzen.

Nur hätte ich gerne eine Erklärung dafür, wieso er das seit drei Tagen durchzog. Schlafwandeln war das nicht, dafür fand ich seine Handlungen zu geplant. Falls er mich damit hatte ärgern wollen, ging sein Plan gar nicht auf und er hätte ihn sicher schon längst eingestellt. Blieb eigentlich nur die Möglichkeit, dass er das mit Absicht tat, weil es ihm gefiel. Machte zwar gar keinen Sinn, passte auch überhaupt nicht mit seinem Benehmen sonst zusammen, aber vielleicht tickte Linus so kompliziert, dass ich das selbst mit einem Studium in Psychologie nie verstehen würde.

Konnte mir auch alles ziemlich egal sein; solange er nicht zu weit ging und mich zu irgendwelchen kranken Sachen zwang, ließ ich ihn machen. Vielleicht zeigte ihm das, dass ich nicht so böse und gemein war, wie er vielleicht annahm. Was konnte sonst der Grund für seine heftige Abneigung gegen mich sein?

Seufzend wollte ich mich auf die andere Seite drehen, wurde aber daran gehindert und zwischen Sofalehne und Linus fachmännisch eingekeilt. Da mochte es wohl jemand nicht, wenn ich mich von ihm entfernte.

Wäre nett, wenn er mir das mal eher im Alltag statt im Dunkeln auf einem Sofa zeigte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:49:33+00:00 11.04.2010 22:49
ach ja..eins habe ich noch vergessen. du lässt esko&vampirlover + brandon doch noch einmal auftauchen oder?? falls noch nihct geplant...biddebidde!! ich mag die beiden so gerne!
Von:  koennte-sein
2010-04-11T20:47:19+00:00 11.04.2010 22:47
die Lebensbilianz ist doch wirklich..ähm atemberaubend:
//Ich hatte theoretisch kein Zuhause mehr.

Ich teilte mir das Zimmer mit einem Werwolf.

Meine beste Freundin war ein schlecht gelaunter Vampir geworden.//

Ist der junge aus dem bus noch wichtig?
Und wann schafft es linus -wer anderes kann´s ja echt nicht wirklich sein- die klappe aufzumachen und auch im "wirklichen" leben nett zu sein. oder zumindest ein bisschen netter. ich frag mich wirklich was noch passiert. der nebenjob ist irgendwie skuriel. ich mein -hallo- er kellnert da für vampire. aber bevor meine gedankengänge das auch noch werden (also nicht vampire, sondern skuriel (ist das überaupt richtig gescheiben?) verabschiede ich mich vorerst, und hoffe das du so schnell weiterschreibst, und mich nicht umbringst, der vielen rechtschreibfehler wegen. bin grad ein wenig unkonzentriet. und ich schweife ab. also noch einmal in klaren worten...bb <3




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