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One Piece - Dead Man's End

Bis ans Ende der Welt
von

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Das Tor ins Jenseits

~ Bis ans Ende der Welt ~
 

Das Piratenschiff segelte ohne Kurs über die raue See. Der Himmel war bedeckt und ein kühler Wind zog über das Meer, was es schnell vorantrieb. Der Kapitän stand an Deck und blickte in die Ferne, seine Augen wirkten abwesend, seine Gedanken schienen ganz woanders zu sein. Neben ihm stand seine Navigatorin am Ruder und dirigierte das Schiff weiter in die unbekannte Ferne. So segelte die Thousand Sunny nun schon seit Wochen durch die Neue Welt…
 


 

Monkey D. Ruffy hatte es weit gebracht, doch nun bedeutete ihm das alles nichts mehr. Denn er war allein. Seine Crew gab es nicht mehr, sie waren alle vernichtend geschlagen worden, er hatte keinen Einzigen von ihnen retten können. Außer Nami. Nur seine Navigatorin war noch an seiner Seite, obwohl er ein irrsinniges Ziel verfolgte. Ruffy ließen die Worte des alten Silver Rayleigh nicht mehr los…
 

’Gibst du nun deinen Traum auf, König der Piraten zu werden? Na ja, du hast deine Crew verloren, man kann wohl nichts anderes erwarten. Doch wie weit würdest du für deine Crew gehen?’
 

Ein verspieltes Grinsen hatte auf dem faltigen Gesicht des Mannes gelegen und er hatte Ruffy mit einem undefinierbaren Funkeln in den Augen angesehen. Ruffy war sich kaum sicher gewesen, dass er dem Mann überhaupt zugehört hatte, denn das Einzige, was in seinem Kopf vorging, waren die Bilder, wie er seine Freunde hatte sterben sehen. Einer nach dem anderen. Ohne etwas dagegen tun zu können. Diese Machtlosigkeit spürte er immer noch in jeder Faser seines Körpers und mit jedem seiner Freunde schien ein Stück von ihm selbst gestorben zu sein.

Was sollte er jetzt noch tun, für was sollte er noch kämpfen? Wenn seine Freunde nicht an seiner Seite waren, wollte er auch nicht mehr Piratenkönig werden. Der Weg dorthin hatte seine Bedeutung verloren.

Er wusste nicht einmal mehr, ob er um seine Freunde geweint hatte oder wie viele Tage überhaupt vergangen waren, doch er saß vor dem alten Mann, der einst an Gold Rogers Seite gestanden hatte. Was wollte er ihm sagen? Seine Crew war nicht mehr da, wo sollte er also noch hingehen?

Er wusste nur, dass Nami neben ihm gesessen hatte, sie hielt seine Hand, ihre Augen sahen auch so unendlich traurig aus. Die Erinnerung war wie verwischt, doch er hatte noch ihre Tränen vor Augen. Die Tränen, als sie ihre Freunde gemeinsam bis zu Rayleighs Haus gebracht hatten. Zorro, Sanji, Lysop, Robin, Chopper, Franky, selbst Brook, sie alle lagen in diesem Raum und Nami saß zwischen ihnen und weinte. Er hatte an der Wand gestanden und seinen Strohhut so weit in sein Gesicht gezogen, wie er konnte. Auch er hatte geweint. Irgendwann, für unbestimmte Zeit.

Doch der durchdringende Blick des grauhaarigen Mannes erreichte ihn in diesem Moment, wo er ihm so abwesend gegenüber saß und Ruffy fixierte unweigerlich dieses mysteriöse Lächeln in seinem Gesicht. Es war wie ein Licht, dass ihm einen Weg aus dieser Dunkelheit weisen könnte.
 

’Es ist nur ein Gerücht, aber du hast offenbar kaum noch etwas zu verlieren. Traust du dich, dem Teufel persönlich gegenüber zu treten? Würdest du deine Freunde zurückholen, wenn du den Eingang in die Unterwelt finden würdest?’
 

Ruffy war sich nicht sicher, ob er verstand, was der Alte meinte. Dabei hallte seine Stimme klar und deutlich in seinem Ohr. Abrupt sprang er auf und knallte die Hände auf den Tisch, an dem er bis eben noch gesessen hatte.

„Wovon sprichst du?“, schrie er.

Seine ganze angestaute Wut schien sich auf einmal zu entladen. Eine Wut, die er bisher nicht verspürt hatte, doch sie war da. Und er wusste auch, wo sie herkam. Es war die Wut auf sich selbst. Er hatte versagt, er hatte sich überschätzt. Doch wie konnte der alte Mann sich nur über ihn lustig machen und anfangen Märchen zu erzählen?
 

’Ich spreche vom Tor zur Unterwelt. Wenn du deine Freunde wieder sehen willst, musst du dem Teufel persönlich ein Schnäppchen schlagen.’
 

„Was redest du da für einen Unsinn?!“

„Ruffy, beruhige dich!“, es war Nami, die neben ihm ebenfalls ihren Stuhl beiseite gestoßen hatte und aufgesprungen war.
 

’Man erzählt sich, dass, wenn man bis an das Ende der Welt der segelt, sich dort das Tor zur Unterwelt befindet. Ich kann dir nicht sagen, ob es stimmt oder wie du dorthin kommst, aber wenn du es findest, kannst du deine Freunde vielleicht zurückholen.’
 

Ungläubig hatte er Rayleigh angestarrt. Doch dieser begann nur zu lachen.
 

’Gerade du müsstest doch daran glauben, immerhin hast du doch auch schon die Inseln im Himmel befahren.’
 

Rayleigh senkte leicht seinen Kopf, das Licht brach sich in seiner Brille. Doch sein Blick glitt über die Gläser hinweg und bedachte Ruffy voller Erwartung. Es waren diese Worte und dieser Blick des alten Mannes, die Ruffy dazu trieben, doch wieder die Segel zu setzen. Er wusste nicht, ob er es schaffen würde, doch es war die einzige Hoffnung, die ihn noch antrieb. Er hatte zwar keine Ahnung, wie er an das Ende der Welt gelangen sollte, doch er würde solange segeln, bis er es gefunden hätte. Seine Seele und sein Herz glaubten fest daran, das Tor ins Jenseits zu finden.
 


 

Ruffy rieb sich kurz über die linke Wange. Das tat er fast immer, wenn er an diesen Tag zurück dachte. Denn er hatte seinerzeit wieder einen kleinen Funken Hoffnung gefunden, doch Nami war es, die ihm wutentbrannt eine Ohrfeige verpasst hatte. Sie hatte ihn angebrüllt, geschrieen, dass es Wahnsinn wäre und er doch gleich hier sterben könnte. Aber das konnte seine Entschlossenheit nicht erschüttern.
 

’Wenn es dieses Tor wirklich gibt, dann werde ich es finden. Ich werde unsere Freunde zurückholen, selbst wenn ich dafür bis ans Ende der Welt segeln muss.’
 

Er hatte keine andere Entscheidung treffen können. Rayleigh wusste das, deswegen musste er auch so lächeln. Ruffy war dagegen überrascht gewesen, dass Nami am Ende doch zur Sunny gekommen war und mit ihm die Segel gesetzt hatte.
 

’Ohne Kurs zu segeln ist Wahnsinn, aber ohne Navigatorin kommst du nirgendwohin.’
 

Das hatte sie zu ihm gesagt und war mit einem merkwürdigen Blick in den Augen an Bord gekommen. Seither würdigte sie ihn kaum eines Blickes mehr. Auch redeten sie nicht mehr miteinander, aber welche Worte gab es auch zu sagen? Und doch war Ruffy unendlich froh, Nami an seiner Seite zu haben. Wenigstens sie hatte ihn nicht verlassen. Er konnte gar nicht sagen, wie viel ihm das bedeutete.
 

„Übernimmst du das Ruder, ich werde uns etwas zu Essen machen“, meinte Nami, starrte dabei aber weiter aufs Meer hinaus.

„Mach du nur, aber ich habe keinen Hunger“, Ruffy griff nach dem Ruder, so dass Nami es endlich los lassen und gehen konnte.

Er hörte ihre Schritte die Treppe hinunter steigen und schließlich das leise Quietschen, als sie die Tür zum Inneren des Schiffes hinter sich geschlossen hatte.
 

Nami lehnte sich mit einem schweren Seufzen gegen die Innenseite der Holztür und versuchte Tränen zu unterdrücken. Ruffy aß kaum noch etwas, nur das Frühstück, dass sie ihm jeden Morgen vor sein Zimmer stellte, obwohl er meistens die ganze Nacht an Deck verbrachte und jede Minute hoffte, sie würden ihr Ziel erreichen. Irgendwann schlief er dann immer einfach ein, aber selbst im Schlaf zeigten seine Gesichtszüge, wie sehr er an ihren Verlusten litt. Sie konnte es kaum mit ansehen, doch sie hatte es auch nicht geschafft, ihn von dieser Reise abzuhalten. Also begleitete sie ihn. Dafür hatte sie genügend Gründe, doch eigentlich gab es nur einen, der wirklich zählte.
 

Ruffy ließ seinen Blick immer wieder schweifen, doch alles was er sah, war das weite Meer und die beständigen Wellen, die es schlug. Der Himmel zog sich immer mehr zusammen und sogar Nebel zog auf. Ruffy hatte nicht die Absicht, den Kurs des Schiffes zu ändern, der Nebel würde schon wieder vergehen. Doch zunächst wurde er immer dichter.

„Ruffy!“, Namis Schrei hallte über das ganze Deck. Wütend rannte sie die Treppe zu ihm hoch, „Wo kommt auf einmal dieser Nebel her? Wieso hast du nicht abgedreht, gleich sehen wir nicht mehr, wo wir überhaupt hinfahren.“

Wütend starrte sie ihn an, nur langsam wandte er sich ihr zu, „Na und?“

„Was heißt hier na und?! Wenn jetzt-“

„Ist doch egal“, schnitt er ihr mit fester Stimme das Wort ab.

Nami schnappte nach Luft. Wie konnte er nur so verantwortungslos handeln?! Wieso tat er das nur immer wieder?!

„Jetzt hör mir mal zu!“, sie packte ihn an seiner Weste und funkelte ihn böse an, „Unsere Vorräte gehen langsam zu Ende, wir könnten jederzeit angegriffen werden und du suchst etwas, das es vielleicht gar nicht gibt. Wie lange willst du noch so weiter machen?!“

Die Navigatorin suchte in den Augen ihres Kapitäns nach einer plausiblen Antwort, doch sie fand nur Entschlossenheit. Entschlossenheit, an seinem Ziel festzuhalten und weiter zu segeln. Ruffy sagte kein Wort, doch Nami löste ihren Griff. Eigentlich war ihr von Anfang klar gewesen, dass es nichts gab, was Ruffy von dieser Reise abbringen könnte, doch sie wusste nicht, wie lange sie noch dabei zusehen könnte, wie er Tag für Tag einer vielleicht vergebenen Hoffnung hinterher jagte.

Schließlich wandte sie sich wieder von ihm ab und starrte in den mittlerweile undurchsichtigen Nebel. Sie konnten nichts mehr sehen. Selbst das Heck des Schiffes war von hier aus nicht mehr wirklich sichtbar. Doch da fiel Nami noch etwas anderes auf.

„Wir – fahren nicht mehr.“

Ungläubig ging sie zur Reling rüber und blickte ins Meer hinunter. Sie konnte nicht sagen, ob sie das Wasser sehen konnte oder ob es nur der Nebel war, doch sie lauschte nach den Wellen, die gegen den Rumpf schlagen müssten. Aber es war kein Geräusch zu hören.

Ruffy trat neben sie und blickte nach vorn. Die Sunny bewegte sich wirklich nicht mehr, doch er konnte trotzdem etwas hören. Irgendetwas bewegte sich langsam durch das Wasser. Es schien sogar den Nebel zu bewegen. Nami folgte seinem Blick, der Nebel schob sich tatsächlich ein wenig zur Seite und gab eine kleine Passage frei. Leichte Wellen zogen über das Wasser, die von dem kleinen Boot her rührten, das sich ihnen näherte.
 

Der Fährmann trug einen grauen, abgetragenen Mantel, einen grauen Hut und der weiße Bart und die weißen Haare rahmten sein Gesicht vollständig ein.

„Hallo Reisender“, er blickte durch seine halb geöffneten Augen hinauf und sah Ruffy direkt an.

„Hallo alter Mann.“

Auf seine Erwiderung hin lächelte der Mann mit verzogenen Lippen.

„Wer bist du?“

„Ich bin der Fährmann, der die gefallenen Seemänner ins Jenseits bringt.“

Ruffys müde Augen weiteten sich. Könnte dieser Mann ihn vielleicht zum Tor ins Jenseits bringen? Ruffy spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Er wollte dem Mann gerade seine Frage stellen, als er Namis Hand auf seinem Unterarm spürte.

„Ruffy, mit wem redest du da?“

Irritiert blickte er seine Navigatorin an. „Na mit dem alten Fährmann da unten in dem Boot.“

„Hier ist kein Mann in einem Boot“, sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Doch, da unten steht er doch, er sieht gerade zu uns hoch. Kannst du ihn etwa nicht sehen?“, Ruffy war beunruhigt, bildete er sich diesen Mann etwa ein?

Nami schüttelte stumm den Kopf, ihr besorgter Blick ruhte auf ihm.
 

Ruffy blickte ungläubig wieder zu dem alten Mann hinunter. Er sah ihn doch ganz deutlich da unten in seinem Boot stehen.

„Mich können nur die sehen, an denen der Tod haftet“, drang die Stimme des Fährmanns wieder an Ruffys Ohr.

Das war keine Einbildung, Nami konnte ihn einfach nur nicht sehen, „Kannst du mich zum Tor ins Jenseits bringen?“, stellte Ruffy schließlich seine wichtigste Frage.

„Das ist meine Aufgabe“, gab der Mann mit ruhiger Stimme zurück.

„Ruffy?“

„Der Fährmann kann mich hinbringen. Er sagte, dass du ihn nicht sehen kannst, ich werde also allein mit ihm fahren“, Ruffy wollte über die Reling springen, doch Nami hielt ihn fest.

„Ist das etwa dein Ernst? Denkst du, da unten steht wirklich jemand und wir haben das Ende der Welt hier erreicht?“, ungläubig blickte sie ihn an.

„Ja“, gab er nur bestimmt zurück und bedachte sie mit einem ungeduldigen Blick, „Also lass mich los, ich werde jetzt unsere Freunde zurückholen.“

Er meinte es wirklich ernst, doch ihre Hände ließen nicht von seinem Arm ab. Sie wollte ihn nicht gehen lassen.
 

Ruffy verstand ihr Problem nicht. Wütend entzog er sich ihrem Griff. „Was ist los mit dir Nami? Wir stehen kurz vor dem Ziel!“

„Tun wir das?“, Nami biss sich auf die Unterlippe.

„Ich weiß, was ich sehe. Warum bist du überhaupt mitgekommen, wenn du mir nicht glaubst?“, schrie er sie an.

Sie hatte nie geglaubt, dass sie das Tor zum Jenseits wirklich fänden. Aber wieso hatte sie ihn dann begleitet? Diese Frage hatte ihn schon die ganze Zeit über beschäftigt, aber er hatte sie nicht fragen wollen in der Angst, sie würde gehen oder es würde ein Streit ausbrechen. So wie jetzt vielleicht.

Doch Nami begann unerwartet zu schluchzen, ihr Blick war auf den Boden vor ihr gerichtet. „Wo hätte ich denn hingehen sollen?“ Mit tränenden Augen blickte sie zu ihm auf, „Ich habe doch genauso viel verloren wie du. Ich wollte dich nicht auch noch verlieren. Du bist mein Kapitän und ich werde dir überall hin folgen.“

„Aber wieso hast du nicht daran geglaubt, dass wir es bis hierher schaffen?“

„Weil ich mir nicht vorstellen kann was passiert, wenn du das Tor ins Jenseits wirklich findest. Wenn du jetzt gehst, kommst du dann auch wieder zurück? Ich habe Angst, Ruffy, Angst, dass ich dich auch noch verliere. Diese Reise ist für mich nichts wert, wenn ich dich danach nie wiedersehe“, rief sie und sank auf die Knie. Ihre Tränen tropfen vor ihr auf den Boden.

Sie konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass Ruffy sie auch noch allein lassen würde. Nicht auch noch er.

Namis Schluchzen war das einzige Geräusch, das zu hören war. Doch sie merkte, wie Ruffy ihr etwas auf den Kopf setzte. Sie ertastete es mit ihrer linken Hand: es war sein wertvoller Strohhut.

„Heb den so lange für mich auf, bis ich wieder zurück bin.“

Seine Worte durchdrangen sie wie eine Gebetsformel. Dabei war es nicht das erste Mal, dass er so etwas zu ihr sagte. Damals auf Kokos war es genauso gewesen.

„Doch bevor ich gehe, möchte ich noch etwas von dir hören.“

Nami sah mit feuchten Augen zu ihm auf.

„Sag mir, dass du an mich glaubst.“

„Ruffy…“

„Mir ist es egal, was mich dort erwartet, doch ich kann nicht einfach gehen, wenn ich nicht weiß, dass du daran glaubst, dass ich zurück komme und unsere Freunde mitbringen kann.“

Nami musste leicht lächeln und versuchte sich unbeholfen die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Dies gelang ihr zwar nicht wirklich und ihre Stimme war immer noch nur ein einziges Schluchzen, doch sie gab ihm eine Antwort.

„Ich kann gar nicht anders, als an dich zu glauben.“

„Dann ist ja alles klar“, auch Ruffy musste leicht lächeln und sprang schließlich auf die Reling.

„Ruffy!“, noch einmal drehte er sich zu ihr um, „Du musst einfach zurückkommen, hörst du. Denn… du bedeutest mir alles. Ich könnte es nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren, also wehe du lässt mich allein!“, Nami zog sich mit beiden Händen den Strohhut ins Gesicht.

Sie hatte ihn nicht dabei ansehen können, doch sie musste es ihm einfach sagen, ehe es dafür zu spät wäre. Ruffys Blick ruhte noch einen Moment auf ihr, ehe er zu dem Fährmann ins Boot sprang. Er wusste nicht wieso, doch Namis Worte erfüllten ihn mit einer unglaublichen Zuversicht. Denn auch sie bedeutete ihm alles und vor allem in den letzten Wochen war ihm ihre Anwesenheit unendlich kostbar gewesen, er würde also alles daran setzen, wieder zu ihr zurück zu kehren.

„Du kannst los fahren.“

Der Fährmann stieß sich von der Sunny ab und ruderte sein Boot durch den Nebel hindurch.
 

Nami sprang auf und blickte über die Reling. Ruffy schien über das Wasser zu schweben, bis er schließlich einfach in mitten des dichten Nebels verschwand.

„Du musst zurück kommen Ruffy, ich glaube an dich“, flüsterte sie zu sich selbst und hielt ihren Blick starr dorthin gerichtet, wo er verschwunden war.
 


 

Der Nebel vor ihnen wich wie magisch zur Seite. Irgendwann erreichten sie ein großes Tor, welches scheinbar einfach hier im Wasser stand.

„Ist es das?“, fragte Ruffy und sah an der großen Doppeltür empor.

„Ja, das ist es, dahinter befindet sich die Unterwelt“, der Fährmann zog sein Ruder aus dem Wasser und klopfte dreimal damit gegen das Tor.

Quietschend öffneten sich die beiden Türflügel und sie setzten ihren Weg fort. Kurz darauf legten sie an. Zunächst war alles dunkel, doch durch einen kleinen Gang schossen plötzlich zwei Feuerlinien an den Wänden entlang.

„Am Ende des Ganges wartet der Herr der Unterwelt auf dich. Egal was du siehst, gehe nur gerade aus und drehe dich nicht um.“

„Danke fürs Herbringen. Wartest du hier auf mich?“

„Es ist wirklich ungewöhnlich, dass ich jemanden herbringe, der eigentlich noch nicht gestorben ist. Ich bin der Fährmann für die Toten, die vor den Herrscher treten sollen, doch du bist anders. Bei dir hat deine lebende Seele den Weg hierher gefunden. Wenn du es richtig anstellst, lässt dich der Herrscher wieder gehen. Ich werde hier für diesen Fall warten. Könntest du mir dafür wohl einen Gefallen tun?“

„Klar, was für einen Gefallen denn?“

„Könntest du den Herrscher fragen, warum ich immer wieder hin und her fahren muss und niemals abgelöst werde?“

„Du wurdest noch nie abgelöst?“, Ruffy war verblüfft, „Wie lange bist du denn schon Fährmann?“

„Seitdem ich gestorben bin.“

„Und wie lange ist das her?“

„Das weiß ich nicht mehr. Doch ich frage mich, wann sich meine Seele endlich ausruhen darf.“

„Versteh ich. Ich werde ihn auf jeden Fall danach fragen. Also bis später“, Ruffy wandte sich um und lief durch den vom Feuer erleuchteten Gang.

Er fragte sich, wie der Herr der Unterwelt wohl aussah und was für ein Typ er war. Ob er wohl genau so ein Idiot war wie dieser Enel, der sich für Gott gehalten hatte?
 

Ruffy wusste nicht, wie weit oder wie lange er nun schon gelaufen war. Zwischendurch schien sich der Gang zu bewegen, zu verschwimmen, manchmal sah es so aus, als ging er nicht weiter, einmal kreuzten sich die Feuerlinien, aber dann scheinbar doch nicht, weil sie stets neben ihm her verlaufen waren. Ruffy wunderte sich, doch er zwang sich dazu, einfach nur geradeaus zu laufen, so wie es ihm der Fährmann gesagt hatte. Er durfte kein Risiko eingehen, denn es war seine einzige Chance, seine Freunde zurückzuholen.

Er lief weiter und weiter, doch vor ihm bemerkte er plötzlich, wie die beiden Feuerlinien endeten. Dieses Mal war es keine Einbildung, der Gang endete hier. Doch hier war keine Tür oder Ähnliches, einfach nur eine schwarze Wand. Ruffy holte mit der Faust aus und schlug dagegen, doch es schien keine Wand gewesen zu sein, denn er fiel einfach durch das Schwarz hindurch und stolperte auf der anderen Seite über den Boden.
 

Schnell sicherte er sich wieder seinen Stand und sah sich um. Es kam ihm so vor, als wäre er in einer Grotte gelandet. Es war kalt und dunkel, die Höhlendecke war weit oben, so dass er schon senkrecht hochgucken musste, um sie zu sehen. Die Luft roch nach Verbranntem und ein dumpfes Geräusch erfüllte den hohlen Raum. Suchend blickte Ruffy vor sich nach oben, er starrte eine ganze Weile so empor, bis er sich sicher war: er stand vor einem riesigen schwarzen Schreibtisch. Daran saß eine große, rothäutige Gestalt, aus der Stirn ragten zwei Hörner, die sich in einem Looping drehten, braune, zerzauste Haare standen ihr ab und ein langer brauner Bart fiel ihr genauso zerzaust in den Schoß.

„Hallo?“, Ruffys Stimme echote über den Boden, doch die Gestalt hinterm Schreibtisch reagierte nicht.

Es hallte nur weiterhin das dumpfe Geräusch durch die Höhle, verursacht durch einen großen Stempel, der immer wieder auf diversen Papierblättern niederging.

„Hallo?!!“, schrie Luffy lauthals.

Als das Echo seiner Stimme nachließ, war auch das dumpfe Geräusch des Stempels verstummt.

„Hmm“, der große Bärtige beugte sich nach vorn und lugte über seine Schreibtischkante. Schwarze Augen musterten den Kapitän, „Wie kommst du denn hierher? Du siehst irgendwie komisch aus“, mit einer Hand fuhr er nachdenklich durch seinen Bart, „Name?“

„Mein Name ist Ruffy und ich bin hier, um meine Freunde zurückzuholen.“

Doch der geschäftige Mann hörte ihn offenbar wieder nicht, denn er warf nur ein paar Blätter durch die Gegend, bis er mit dem Zeigefinger eines fest auf den Tisch presste.

„Du hast ganz schön nerven. Einfach in die Unterwelt zu kommen, obwohl du gar nicht tot bist. Ich könnte dich auf der Stelle einweisen!“

„Hörst du mir nicht zu?! Ich bin hier, um meine Freunde zurückzuholen!“, sagte Ruffy mit Nachdruck und funkelte den vermeintlichen Herrn der Unterwelt wütend an.

„Zurückholen? Du meinst wieder ins Reich der Lebenden holen?“, der Teufel lehnte sich zurück und begann plötzlich laut los zu lachen. „Warum sollte ich tote Seelen wieder gehen lassen?“, er musterte Ruffy neugierig.

Dieser starrte den Herrscher der Unterwelt nur starr und entschieden an. Er meinte es ernst.

„Eines muss ich dir lassen, ich sehe nicht alle Tage einen Lebenden hier. Doch auch deine Seele ist nicht weit vom Tod entfernt, so viel ist sicher, sonst hätte dich der Fährmann nicht gefunden. Sind dir deine Freunde so wichtig, dass du dafür deine Seele verlierst?“

„Gibst du sie nun zurück oder nicht?“, erwiderte Ruffy nur.

„Ich wüsste nicht, wieso ich das tun sollte.“

„Ich frage dich noch ein letztes Mal“, Ruffy ging in eine leichte Schrittstellung und erhob seinen Arm mit geballter Faust, seine Augen funkelten den Teufel böse an, „Gibst du sie mir zurück?“

„Nein“, ruckartig riss der Gehörnte die Augen auf und stieß ein Funkeln aus.

Ruffy konnte nicht mehr reagieren, er war auf einmal wie gelähmt. Der Herrscher der Unterwelt riss sein Maul auf und ließ Ruffy in eine unendliche Dunkelheit starren. Die Schwärze schoss auf ihn zu und schien ihn zu erdrücken. Er schrie auf, doch schnell verstummte sein Leidensschrei, denn seine Seele war gerade dabei, seinen Körper zu verlassen. Seine Füße hoben vom Boden ab und sein Körper beugte sich nach hinten in der Luft. Im Gegenzug wurde seine Seele nach vorne hin abgestoßen. Wie ein Schatten lag sie vor ihm.

Doch im nächsten Moment schloss der Teufel sein Maul wieder und Ruffys Seele sank in seinen Körper zurück. Mit einem dumpfen Aufprall kam er wieder auf dem Boden auf und schnappte nach Luft. Ein kalter Schock durchfuhr seinen Körper, er fühlte sich so, als hätte jemand versucht, ihn auseinander zu reißen.

„Siehst du, was ich mit dir machen könnte“, die feste Stimme des Teufels dröhnte durch seinen Kopf, dass es ihn schmerzte. „Wieso also sollte ich deiner Bitte nachkommen?“

Ruffy richtete sich keuchend auf die Knie. Er stützte sich vor sich mit den Händen vom Boden ab und senkte den Kopf. „Ich bitte dich, gib mit meine Freunde zurück. Außer meiner Seele gebe ich dir alles, was du willst.“
 

Ruffy bot ein ziemlich jämmerliches Bild. Doch tiefer konnte ein Mensch nicht sinken. Er hatte so viel gelitten, aber er hatte wirklich denjenigen gefunden, der seinen Wunsch erfüllen konnte. Er würde alles dafür geben, wieder mit seinen Freunden über die Meere segeln zu können. Er wollte einfach nur sein Leben wieder haben. Dafür ging er auch vor dem Teufel auf die Knie, denn er wusste nicht, was er sonst noch tun sollte.

Ansonsten wäre es ihm egal, ob der Teufel nun auch seine Seele bekommen würde oder nicht, doch diesen Preis durfte er nicht bezahlen. Denn er hatte jemanden versprochen, wieder zurückzukehren und dieses Versprechen hatte er vor zu halten. Er wollte auch Nami nicht verlassen.
 

Immer noch kniete er mit gesenktem Kopf am Boden und wartete auf eine Antwort. Es war still um ihn herum. Er hörte nur das Wuscheln von Haaren. Der Teufel strich sich wieder nachdenklich durch den Bart. Offenbar dachte er wirklich über Ruffys Worte nach. Ihm kam da ein Gedanke. Warum nicht so eine kostbare Seele noch wertvoller machen? Einen Vorgeschmack hatte er ja bereits und die Seele dieses Mannes hatte einen guten Geschmack, das war sehr vielversprechend. Vielleicht wäre er sogar mal ein guter Mitarbeiter hier in der Unterwelt.

„Sieh mich an!“, befahl er Ruffy, der bereitwillig aufblickte.

Der Herrscher blickte tief in seine Augen, Ruffy hatte beinahe das Gefühl, dass er in ihn eindringen würde. Als das Gefühl nachließ, wusste der Teufel über die Geschichte von Ruffys Seele Bescheid.

„Wenn ich deine Seele nicht haben kann, musst du mir das geben, was dir danach am wichtigsten ist.“

„Dann gibst du mir meine Freunde zurück?“, Ruffys Augen leuchteten hoffnungsvoll auf.

Er konnte zwar in diesem Moment nicht benennen, welchen Preis der Teufel von ihm forderte, doch das war ihm auch egal.

„So ist es“, der Gehörnte grinste fies, „Du musst mir deinen Strohhut geben und das, wofür er steht.“

Ruffy schoss der Gedanke für einen Sekundenbruchteil durch den Kopf, „Einverstanden“, war seine Antwort.

Er war bereit, Shanks Strohhut aufzugeben und damit seinen Traum, König der Piraten zu werden.

Der Teufel lachte kurz auf, er hatte nichts anderes erwartet. „Dann erledigen wird das sofort“, er nahm sich ein Blatt Papier von einem großen Stapel runter und schrieb etwas mit seiner schwarzen Feder darauf. Schließlich ertönte wieder das dumpfe Geräusch des Stempels, der am Ende des Schriftstückes niederging.

„Ich habe die Seelen deiner Freunde wieder frei gelassen, du müsstest sie wieder lebend auf deinen Schiff finden, ich hoffe, ich habe niemanden vergessen“, meinte er scherzhaft, „Wenn dich der Fährmann gleich zurück bringt, übergibst du ihm deinen Strohhut, damit ist die Abmachung besiegelt. Damit verlierst du die Fähigkeit, das One Piece zu finden, auf das ihr Piraten so scharf seid. Also dann, du kannst verschwinden.“

„Ich danke dir“, Ruffy verbeugte sich noch einmal, ehe er voller Zuversicht aufsprang.

Er drehte sich um und sah von hier aus die Öffnung in der Wand, die ihn wieder in den mit Flammen erhellten Gang führte. Er wollte bereits loslaufen, als ihm noch etwas einfiel.

„Ich muss dir noch eine Frage stellen“, Ruffy wandte sich noch einmal zu dem Herrscher der Unterwelt um.

Dieser hatte sich gerade sein nächstes Dokument gegriffen und den großes Stempel erhoben, hielt jedoch perplex in der Bewegung inne und zog eine Augenbraue hoch.

„Was denn noch?“

„Ich soll dich vom Fährmann fragen, wieso er ständig hin und her fahren muss und nie abgelöst wird.“

„Was? Der wurde noch nie abgelöst? Was für ein Idiot, er kann sich seine Ablöse bei den ganzen Piratenseelen, die er holen muss, doch selbst aussuchen“, der Teufel seufzte, „Sag ihm, dass er dem Nächstbesten sein Ruder in die Hand drücken soll, dann ist dieser der neue Fährmann. Pass nur auf, dass du das nicht sein wirst.“

„Danke für die Auskunft, ich werd’s ihm sagen“, mit diesen Worten zog Ruffy winkend von dannen.
 

Der Teufel seufzte erneut, so etwas war ihm wahrlich noch nicht passiert. Doch das Geschäft würde sich lohnen, denn früher oder später würde er die frei gegebenen Seelen ohnehin wieder zurück bekommen und die Seele dieses Kapitäns noch dazu. Und den Verlust seines Traumes und das dadurch entstandende Leid würde seine Seele noch mehr prägen, das wäre ein guter Fang. Zum Glück wollten Lebende auch nie das Kleingedruckte eines Vertrages lesen, so würde dieser Pirat erst was von seiner zusätzlichen Rückversicherung erfahren - sollte er doch ,eigensinnig wie er war, versuchen, König der Piraten zu werden - wenn es bereits zu spät wäre.

Mit einem zufriedenen Grinsen machte sich der Herrscher über die Toten wieder an die Arbeit, die vielen Seelen in den verschiedenen Bereichen der Unterwelt zu verteilen.
 

Voller Erwartung rannte Ruffy den erleuchteten Gang entlang. Dieses Mal verzerrte sich nichts, es war ein ganz normaler Gang. Der Weg kam ihm auch nicht so lang vor, wie noch zuvor, schnell hatte er die Anlegestelle des Fährmanns erreicht.

„Er lässt dich wirklich gehen“, staunte dieser unweigerlich, „Und dein Anliegen?“

„Er hat meine Freunde wieder frei gelassen“, grinste Ruffy.

„Wer hätte das gedacht“, das hatte der alte Mann nicht erwartet. „Und mein Gefallen?“

„Du kriegst die Antwort, wenn du mich wieder zu meinem Schiff gebracht hast.“

Der Fährmann nahm diese Antwort schulterzuckend zur Kenntnis und stieß sich mit dem Ruder ab. Kurz darauf passierten sie das große Tor, welches sich quietschend hinter ihnen schloss. Bald war es wieder im dichten Nebel verschwunden.
 

Nami blickte weiter in die Ferne und hoffte, dass Ruffy bald auftauchen würde. Plötzlich vernahm sie erneut das Geräusch, von leichten Wellenbewegungen und das Eintauchen in Wasser. Das musste der Fährmann sein! Der Nebel lichtete sich und bildete wieder eine kleine Passage. Das kleine Boot bahnte sich seinen Weg durch das Wasser, aber für Nami war viel wichtiger, wer vorne in dem kleinen Gefährt stand und grinsend zur ihr aufsah.

„Ruffy!“, rief sie und hob die Hand vor ihren Mund.

Vor lauter Freude wurden ihre Augen feucht und beinahe fing sie an zu weinen. Ruffy streckte seine Gummiarme nach der Reling aus, umfasste sie und zog sich auf das Schiff, so dass er direkt neben Nami landete.

„Du bist wirklich zurückkommen“, Nami fiel ihm in die Arme.

Er war es wirklich, er hatte es geschafft. Niemals hätte sie das für möglich gehalten. Ruffy hatte selbst den Weg ins Jenseits gefunden und war wieder lebend von dort zurückgekehrt. Für ihn schien nichts unmöglich zu sein.

„Ich habe es dir doch versprochen“, Ruffy löste sanft die Umarmung, „Was ist mit unseren Freunden?“, erwartungsvoll blickte er sie an, er musste einfach wissen, ob der Teufel wirklich Wort gehalten hatte.

„Ja“, nickte sie mit einem Lächeln und drehte sich um.

Ihr Blick fiel auf das Deck. Ruffy trat ein paar Schritte näher, doch seine Augen täuschten ihn nicht. Dort lagen sie alle: Zorro, Sanji, Lysop, Robin, Chopper, Franky und Brook.

„Auf einmal zog ein starker Wind über das Schiff und als ich mich umdrehte, waren sie alle da. Sie sind alle am Leben, sie sind nur bewusstlos“, versicherte Nami.

„Das ist großartig“, Ruffys Stimme war leise, so als wenn er das gar nicht selbst gesagt hätte, sondern ein Fremder in weiter Ferne.

„Du schuldest mir noch etwas“, es war der Fährmann, der Ruffy an seine Abmachungen erinnerte.

„Nami, gibst du mir bitte meinen Hut zurück?“

„Na klar“, Nami nahm sich den Hut ab und reichte ihn seinem Besitzer zurück.

Ruffy trat an die Reling heran und hielt den Arm samt Hut in seiner Hand darüber. Seine Hand öffnete sich und seine Finger ließen von seinem kostbaren Besitz ab. Der Strohhut glitt langsam nach unten in das Boot des Fährmanns.

„Ruffy, was tust du?“, Nami verstand nicht, was los war.

Sie blickte ebenfalls nach unten und erkannte, dass der Hut in dem kleinen Boot gelandet war.

„Und der Gefallen?“, der Fährmann blickte Ruffy weiter mit schwachen Augen an.

„Dein Herrscher sagte, du musst einfach nur der nächsten Seele, die du abholst, das Ruder in die Hand drücken, dann kannst du gehen“, rief Ruffy ihm zu.

Die Gesichtszüge des alten Mannes schienen sich aufzuhellen. Sein faltiges Gesicht verzog sich zu einem leichten Lächeln.

„Warte mal, worum geht’s hier eigentlich?“, fragte Nami verwirrt.

„Weißt du, der Fährmann fährt schon seit er tot ist die Seelen ins Jenseits und er will endlich abgelöst werden“, erklärte Ruffy einfach.

„Du meinst, die nächste Seele, der er das Ruder in die Hand drückt, muss dann diesen tristen Job machen?“

Ruffy nickte. Das brachte Nami auf eine Idee.

„Wartet einen Moment“, sie rannte in ihr Zimmer und nahm sich ein Stück Papier. Darauf schrieb sie einen Namen, ehe sie mit dem Zettel zurück an Deck lief.

„Kannst du dafür sorgen, dass dieser Mann den Job bekommt, wenn er tot ist?“, Nami warf dem Fährmann den Zettel runter.

„Wird er denn bald sterben?“, wollte der alte Mann wissen.

„Davon gehe ich aus.“

„Solange werde ich wohl noch warten können. Habt Dank“, mit diesen Worten stieß er sich von der Sunny ab und zog im Nebel davon.
 

Langsam lichtete sich der Nebel, das Schiff bewegte sich wieder mit dem Wellengang und es schien so, als wäre nichts passiert.

„Nami, was war das für ein Zettel?“, fragte Ruffy neugierig, aber auch ein wenig beunruhigt. „Wer wird bald sterben?“

„Auf den Zettel habe ich den Namen desjenigen geschrieben, der unsere Freunde getötet hat.“

Ruffys Blick wurde augenblicklich ernst. Mit diesem Kerl hatte er auf jeden Fall noch eine Rechnung offen. Diese Niederlage würde er nicht auf sich sitzen lassen. Auch Namis Gedanke war es, dass seine Seele niemals Ruhe finden sollte.

„Aber sag mir lieber, wieso du deinen Strohhut weggeben hast, Ruffy. Was hat das zu bedeuten?“, Nami blickte ihn betroffen an.

Ruffy sah irgendwie sofort anders aus ohne seinen Strohhut.

„Das war der Preis dafür, dass unsere Freunde wieder leben“, meinte er nüchtern und doch lag ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, „Der Teufel hat von mir nur verlangt, dass ich meinen Traum aufgebe, König der Piraten zu werden. Ich kann das One Piece nicht mehr finden. Das ist alles.“

„Aber Ruffy…“

Nami wusste nicht, was sie sagen sollte. Doch Ruffy warf ihr nur ein breites Grinsen zu. Er lachte, so wie er es immer tat.

„Du hast deinen Traum für uns aufgegeben.“

„Na und? Der Weg war mir von Anfang an viel wichtiger. Was habe ich von dem One Piece, wenn ich es alleine suchen muss? Viel lieber reise ich mit euch übers Meer und erlebe Abenteuer, das ist was für mich zählt.“

„Aber du hast dir nie etwas anderes gewünscht, als König der Piraten zu werden. Deswegen haben wir dich begleitet, weil auch wir wollten, dass dein Traum wahr wird. Und du hast es doch Shanks versprochen.“

Mit jedem von Namis Worten wich Ruffys Lächeln ein Stück mehr, bis es schließlich ganz verschwunden war. Er senkte den Kopf. Er wusste selbst, was er aufgegeben hatte, doch er versuchte nur daran zu denken, was er dafür bekommen hatte.

„Ruffy“, Namis sanfte Stimme drang an sein Ohr, im nächsten Moment spürte er, wie sie ihn umarmte und ihren Kopf an seine Schulter lehnte. „Ich danke dir. Und egal was passiert, du wirst immer mein Kapitän bleiben. Ich glaube an dich, Ruffy.“

Er legte ebenfalls die Arme um sie. Er brauchte jetzt Halt und das wusste sie. Es tat weh, diesen Traum aufzugeben, denn es hing so viel daran. Doch er konnte sich sicher sein, dass Nami immer an seiner Seite sein würde.

„Bleib bitte immer bei mir“, schluchzte er.

Nami drückte sich fester an ihn. Sein Schluchzen wurde stärker, schließlich spürte sie kalte Tränen auf ihre Schulter tropfen. War sein Traum hier wirklich zu Ende? Doch in diesem Moment war sie froh, dass sie ihm etwas Halt geben konnte.
 

Ruffy wollte weinen, denn er spürte, dass es ihm gut tat. Er blickte in die Ferne und ließ die Tränen einfach laufen. Er dachte an all das, was passiert war. Seine Begegnung mit Shanks und wie er ihm den Strohhut geschenkt hatte. Alle Abenteuer, die er mit seinen Freunden erlebt hatte, den Kampf, in dem er sie verloren hatte. An alle die Worte von Nami, die ihm so unendlich viel bedeuteten.

Nami… ohne sie wäre er nicht so weit gekommen. Alleine hätte er es niemals geschafft. Da fiel ihm plötzlich auf. Wieso hatte sie vorhin eigentlich mit dem Fährmann gesprochen, sie konnte ihn doch gar nicht sehen?

Doch im Moment zählte nur, dass er wieder mit all seinen Freunden zusammen reisen durfte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  MarySae
2010-03-30T11:52:54+00:00 30.03.2010 13:52
Cool O.o
Das ist ne echt klasse Idee! Auch wenn der Gedanke, dass Ruffy seine Crew verloren hat, nicht so toll ist ._.
Aber der OS gefällt mir sehr! ^^
Dein Schreibstil ist auch ziemlich gut.
Du hast die Gefühle echt gut beschrieben. Ruffy hat mir echt leid getan. So kennt man ihn gar nicht und doch kann ich mir gut vorstellen, dass er so reagiert hätte.
Ein toller OS ^^
Lg, Lina
Von:  Evaleska
2010-03-20T18:41:14+00:00 20.03.2010 19:41
Das ist so ... wow!
Am Anfang dachte ich nur, Fluch der Karibik lässt grüßen, aber was du daraus gemacht hast. Echt klasse!
Du hast einen tollen Schreibstil. Es lässt sich sehr angenehm und vor allem flüssig lesen. Die Atmosphäre ist toll. Alles ist stimmig und passt gut zu der Situation, in der die beiden stecken. Schön hast du auch die Beziehung zwischen Ruffy und Nami dargestellt.
Toll, dass du Reyleigh eingebaut hast. Der war mir gleich sympathisch. Und dieses Weltenendegerede kann man sich gut bei dem vorstellen.

Der Teufel gefällt mir. Ein Typ mit Hörnern, der Papiere abstempelt. Der ist so ganz anderes als der blöde Teufel aus dem Märchen. Dass du das übrigens nur mehr oder weniger angedeutet hast, hat mir sehr gut gefallen. Das passt besser in die Geschichte ^^

Ich verstehe nur nicht, warum der Tod an Ruffy haftet und nicht auch an Nami. Da kann man nur erahnen, was eigentlich mit der Crew passiert ist (und durch wen). Nach Ruffys Rückkehr scheint sie ihn dann aber doch sehen zu können. Das ist irgendwie irritierend.
Und dann die letzten Sätze. Das lässt Raum für Interpretationen. Der Teufel hatte doch garantiert Hintergedanken. Nur das One Piece aufgeben ist ein bischen wenig... (Ich habe Mona-Kaibas Kommentar erst gelesen, nachdem ich den letzten Absatz hier geschrieben habe!)
Bei potentiellen Gegner würden mir spontan nur die Admiräle (allen voran Akainu, roter Hund - oh, ich hasse diesen Kerl!) und evt. der Pacifista einfallen. Stark genug wären die 100%ig. Meiner Meinung nach ist es aber besser, dass du keine Namen nennst, sonst würden dazu Kommentare regnen. Soll sich jeder seinen Teil denken. Du hast womöglich auch an eine bestimmte Person gedacht ^.-
LG Lianora
Von:  Easylein
2010-03-16T20:55:34+00:00 16.03.2010 21:55
Hi!

Echt eine düstere Story. aber ruffy würde für seine Freunde wirklich so weit gehen. Und nicht zu vergessen: der süße und stützende NamiXRuffy Part in dieser Story. Herrlich ! :) das muntert auf.

Hau rein und mach so weiter

MFG Easy
Von:  Mona-Kaiba
2010-03-16T16:43:03+00:00 16.03.2010 17:43
Ja, die Story ist echt düster. Irgendwie voll deprimierend. Das zieht einen so runter, dass selbst die RuffyxNami-Momente da nix mehr retten können.
Es ist komisch, denn obwohl es eigentlich ein Happy End ist, ist es nicht wirklich Happy. Letzten Endes hat Ruffy seinen Traum aufgegeben und den Hut. Was ist Ruffy ohne seinen Traum und den Hut? Kann man sich gar nicht vorstellen.
Wobei es natürlich auch ohne das One Piece viel zu erleben gäbe.

Ich weiß jetzt nicht, ob es so gut war, dass du das 'Kleingedruckte' nur angedeutet hast. Wie ich in den Kommentaren sehe, hat fast keiner Verstanden, dass Namis Ableben die Strafe dafür wäre, wenn Ruffy doch nach dem OP greift. Vielleicht hättest du da doch noch etwas drauf eingehen sollen - auch wenn es so natürlich irgendwie Geheimnisvoller rüber kommt.

So, dass war es dann von mir.
Bis bald!

PS: Beim Teufel musste ich voll an den Kerl aus DBZ denken, der die Toten Seelen halt in die Hölle schickt usw. XD
Von:  Schnattchen91
2010-03-16T15:23:23+00:00 16.03.2010 16:23
ich fand die OS auch sehr gelungen und toll beschrieben

nur warum nami den fährmann jetzt am ende auch sehen könnte habe ich nicht ganz verstanden^^
Von:  Chimi-mimi
2010-03-16T12:04:18+00:00 16.03.2010 13:04
Wirklich ein richtig gut gelungener One-Shot. Mir hat es sehr gut gefallen.
Meiner Meinung nach hast du die Charaktere gut getroffen und auch die Geschichte in sich find ich unglaublich stimmig.
An einer Stelle hast du plötzlich mal von Ruffy zu Luffy gewechselt, was mich im ersten Moment ein bisschen irritiert hat ^^'
Schade nur, dass, wie Votani erwähnt hat, einige Fragen offen geblieben sind. Grad am Ende hätte mich das wirklich sehr interessiert.
Ich fand auch das Märchen gut eingebaut/umgesetzt.
Insgesamt hats mir wirklich gut gefallen <3

Chimiko
Von:  Votani
2010-03-15T23:20:52+00:00 16.03.2010 00:20
WOW... *o* Echt, das ist richtig toll geworden.

> Er hatte an der Wand gestanden und seinen Strohhut so weit in sein Gesicht gezogen, wie er konnte. Auch er hatte geweint. Irgendwann, für unbestimmte Zeit.
Das ist die beste Stelle im gesamten OS! <3 Obwohl es so ein trauriges Thema ist, hast du es ohne jeglichen Kitsch hingekriegt. Das ist klasse, weil die Wortwahl so einfach ist und doch viel mehr sagt, als lange und komplizierte Saetze, die mit zig Adjektiven vollgestopft sind.

Auch die Charakter sind IC geworden. Nami, die Ruffy trotz moeglicher Zweifel begleitet, und Ruffy, der trotz seiner eigenen Trauer noch Zeit fuer andere hat. Fuer Nami. Ihre Gefuehle fuer einander sind gut ruebergekommen. Besser, als wenn sie sich gekuesst haetten oder whatever.
Im Uebrigen fand ich die Idee von Rayleigh als denjenigen gut, der ihnen das mit dem Tor zum Jenseits nahelegt. Obwohl ich nur eine kleine Stelle mit ihm gelesen habe, (den Rest hab ich uebersprungen. XD") kam er genauso rueber, wie ich den Eindruck von ihm im Manga gehabt habe.

Allerdings haette ich mir gewuenscht, dass du erklaerst, warum Nami am Ende doch in der Lage war, das Boot und den Faehrmann zu sehen. Oo Das war merkwuerdig.
Ich haette mir auch gewuenscht, dass man erfaehrt, wer derjenige war, der Ruffys Crew auf dem Gewissen hatte. Anderseits kann ich verstehen, warum du es nicht eingebracht hast bzw. es war auch nicht der Schwerpunkt des OS. Ich wuerde wir so einen starken Gegner auch gar nicht ausdenken wollen/koennen. XD"

Da war zwar noch etwas, was ich in den Kommentar reinschreiben wollte, aber das ist mir grad entfallen. :/ Es faellt mir garantiert ein, wenn ich auf den Button zum Speichern geklickt hab. *drop* Trotzdem... ich find den OS wirklich gelungen. Dein Schreibstil ist toll und hat sich wahrsinnig veraendert, seit ich das letzte Mal etwas von dir gelesen habe. Oo Wirklich, wirklich gut geworden. Aber du weisst ja, dass ich dein Schreibstil schon immer gemocht habe. <3

Votani


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