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Jack Weaver - Die Prähistorischen Sechs

von

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Tropfsteinhöhle

Tropfsteinhöhle
 

Der Rest der Fahrt ging vorüber ohne das noch irgendwer Jack oder Jonas überhaupt anguckten. Arko und seine Kumpels waren inzwischen etwas stiller und alle anderen fanden Jacks plötzlichen Wutausbruch anscheinend so bemerkenswert, dass sie ihn jetzt noch mehr ignorierten als sonst.

Auch ihr Lehrer war inzwischen wieder aufgewacht. Herr Musik nahm das Mikrofon des Busfahrers entgegen um eine Durchsage zu machen. Er räusperte sich und verkündete dann, dass sie zwar schon im Harz angekommen wären aber die Jugendherberge noch nicht anfahren würden. Er habe eine tolle Überraschung. Ein Besuch in einer nah gelegenen Tropfsteinhöhle.

Alle Insassen seufzten genervt.

„Auch das noch.“, murmelte Jonas unglücklich und begann damit seine vielen Comics wieder in die Tasche zu packen. Jack wickelte das Kabel der Kopfhörer um den iPod und wollte es seinem Kumpel zurückgeben. Doch der lehnte ab.

„Behalt ihn erstmal. Ich glaube die Tropfsteinhöhle wird nicht so interessant, dann kannst du dich damit ablenken wenn du willst.“, sagte er.

„Danke.“ Jack steckte sich das Gerät in seine Hemdtasche und blickte kurz aus dem Fenster. Im hellen Licht der Sommersonne sah die Landschaft sehr idyllisch aus. Überall ragten grün bewachsene Berge und Hügel hervor und in der Ferne glitzerte das Wasser eines blauen Sees.

„Hübsch, nicht wahr?“, sagte Jonas. „Zu schade, dass Arkos Anwesenheit jede Landschaft in einen grauen Sumpf verwandelt.“

„Wir sind ihn ja bald für eine ganze Weile los.“, sagte Jack lächelnd. „Nur noch diese Woche. Dann haben wir sechs Wochen Sommerferien. Kein Arko.“

„Herrlich.“

Kein Arko und sehr viel Zeit, die er bei seiner Mutter verbringen konnte, dachte sich Jack voller Vorfreude.
 

Eine Viertel Stunde später fuhr der Bus auf einen holprigen Kieselweg. Die Klasse wurde ganz schön durchgeschüttelt und ein paar Mädchen beschwerten sich lautstark, dass ihre Frisuren dadurch leiden würden. Ein heftiges Schlagloch ließ dann aber zum Glück ihre Sprache verschlagen.

Der Bus fuhr eine ganze Weile über den abgelegenen Weg und Jack fragte sich schon ob der Busfahrer sich verfahren hatte. Doch dann kam ein Schild, auf dem mit Schnörkelschrift „Willkommen in den Hermannshöhlen. Neueröffnung.“ stand.

„Hermmannshöhlen, häh? Spannend.“, sagte Jonas trocken.

Ein paar hundert Meter weiter hielt der Bus endlich. Nach knapp vier Stunden Fahrt durften alle aussteigen und frische Luft schnappen. Die Klasse sammelte sich vor dem Fahrzeug und schaute sich mehr oder weniger interessiert um. Herr Musik hatte schon seinen Fotoapparat gezückt und fotografierte eifrig die Landschaft und die genervten Gesichter seiner Schüler.

Der Eingang der Höhle war ein zwei Meter hohes Loch mit einem aufdringlichen Schild darüber, das diesen Ort als eine der märchenhaftesten Plätze im ganzen Harz auszeichnete.

„Wenn das einer der märchenhaftesten Plätze im Harz ist freue ich mich jetzt schon auf die Jugendherberge.“, sagte Jonas missmutig.

„Vielleicht treffen wir ja einen Troll oder so was.“, merkte Jack an.

„Oh ja, und der darf mich gerne fressen. Oder besser noch er frisst Arko.“

Die drei Schläger hatten sich hinter den Bus verzogen und waren nur noch halb zu sehen. Sie rauchten heimlich Zigaretten, wie man an dem grauen Rauch sah, der hinter dem Fahrzeug quoll und linsten immer wieder um die Ecke um zu sehen ob Herr Musik sie nicht bemerkte. Doch der war viel zu sehr damit beschäftigt einen der märchenhaftesten Orte im ganzen Harz zu begaffen.

Jack schaute sich genauer um und entdeckte vor dem Bus drei weitere Autos. Und tatsächlich standen dort noch mehr Leute. Merkwürdige Leute.

An der Touristenfamilie, deren Vater mindestens genau so eifrig fotografierte wie Herr Musik, war nicht viel auszusetzen.

Doch die anderen Gestalten kamen Jack seltsam vor.

Vor einem schwarzen Hummer stand ein athletisch aussehender Mann, der breitbeinig und selbstbewusst wie ein Actionheld da stand und ohne jegliche Bewegung auf die Höhle starrte. Er hatte bronzefarbene Haut, dunkelblonde kurze Locken und trug einen dunklen Ledermantel und Kleidung, die fast schon militärisch wirkte.

Neben ihm stand ein Jugendlicher, der vielleicht etwas älter war als Jack. Auch der Junge war gut in Form, hatte kurz geschorenes braunes Haar und trug ein Muskelshirt in Militärfarben und die dazu passenden Hosen und Militärstiefel. Im Gegensatz zum Erwachsenen schien dieser Bursche jedoch nervös zu sein, denn er schaute sich immer wieder verstohlen um, ganz so, als könnten jeden Moment feindliche Soldaten aus dem Gebüsch springen.

Am seltsamsten erschien Jack aber die Frau, die sich mit überkreuzten Beinen auf die Motorhaube ihres schwarzen Citroens gesetzt hatte. Sie trug ein langes altmodisches Kleid, Samthandschuhe und einen breitkrempigen Sonnenhut. Alles in pechschwarz. Und sie hatte ein schmales Gesicht mit schneeweißer Haut, das von einer breiten Sonnenbrille verdeckt war. Mit lässigen Bewegungen rauchte sie eine Zigarette, die sie in eine altmodische Zigarettenspitze gesteckt hatte.

„Ein Vampir.“, sagte Jonas vergnügt, als Jack die merkwürdigen Gestalten einen Moment zu lange beobachtete.

„Was?“

„Na, die Frau. Sieht aus wie ein Vampir. Weiße Haut, elegantes Gehabe, pechschwarze altmodische Kleider.“, erklärte Jonas grinsend.

„So ein Unsinn.“

„Und die beiden anderen sehen aus wie G.I. Joe.“

„Wer ist G.I. Joe?“

„Sone amerikanische Actionfigur. Sieht aus wie Barbies Ken, nur mit Tarnfarben und Muskeln.“

Jack zog eine Augenbraue hoch und Jonas zuckte mit den Schultern. „Was denn?“

„Ach nichts.“

Jonas wollte gerade zu einem längeren Vortrag über G.I. Joe und seinen Verdienst am amerikanischen Spielwarenmarkt ansetzen, als Herr Musik die Klasse zusammenrief. Anscheinend war der Höhlenführer endlich aufgekreuzt. Es handelte sich um einen pickligen Typen, der auf die 30 zuging und bis zu beiden Ohren grinste. Er trug ein Hemd, auf dessen Brusttasche wieder die Märchenhaftigkeit der Höhlen angepriesen wurde.

Auch die Familie, die G.I. Joes und die Vampirdame gesellten sich zur Klasse. Anscheinend wollten sie sich die Höhlen tatsächlich freiwillig antun.

„Willkommen in den Hermannshöhlen.“, verkündete der Höhlenführer für Jacks Geschmack ein bisschen zu enthusiastisch. „Mein Name ist Heiner und ich freue mich Ihnen heute eine Führung durch die wundersame Welt der Tropfsteinhöhlen zu geben. Folgen Sie mir bitte.“

Er winkte und die Menschenmasse setzte sich in Bewegung. Eher widerwillig näherte sie sich dem Höhleneingang. Der Führer, der anscheinend tatsächlich der Meinung war das Tropfsteinhöhlen die interessanteste Sache der Welt waren, betrat mit ihnen die kühle Höhle und begann zu erzählen.

Jack hörte nicht hin, sondern glotzte gelangweilt auf die vielen Stalaktiten, die wie bedrohliche Zähne von der Decke hingen. Zwischen ihnen waren gelbe Lampen in die Decke gehauen worden, damit man überhaupt etwas sehen konnte. Sie tauchten die ganze Szene in ein diffuses Licht.

Eigentlich waren diese merkwürdigen Steinspitzen doch ganz interessant. Sie warfen dank der Lampen merkwürdige Schatten auf die Wände und von überall her tropfte Wasser herab, so dass eine einmalige Geräuschkulisse entstand.

Er beschloss Heiner eine Chance zu geben.

„…fand man die Höhlen auf rätselhafte Art und Weise eingestürzt vor. Zum Glück ist kein Mensch dabei zu Schaden gekommen, doch der Eingang blieb für fast drei Jahrzehnte geschlossen, weil das nötige Geld fehlte. Erst seit kurzem kann man die Hermannshöhlen wieder besichtigen. Könnten sie ihre Zigarette bitte ausmachen? Hier drin soll nicht geraucht werden.“

Er hatte die schwarze Dame angesprochen, die inzwischen an einer frischen Zigarette nuckelte und den Führer entgeistert anstarrte. Dann tauchte ein bizarres Lächeln in ihrem Gesicht auf.

„Gewiss doch.“, säuselte sie.

Und drückte den glühenden Stummel einfach an die Wand der Höhle.

Heiner schien das gar nicht zu gefallen, denn er sog die kühle Luft scharf ein. Doch dann seufzte er nur resignierend und erzählte weiter.

„Was ist das denn für eine?“, murmelte Jonas und Jack zuckte nur mit den Schultern. Er schaute zu den beiden G.I. Joes rüber, die mit strammem Marsch hinter der Gruppe her trotteten. Sie schienen sich nicht wirklich für die Höhlen zu interessieren, denn sie schauten sich weder richtig um, noch hörten sie dem Bergführer zu.

„Echt merkwürdig.“, murmelte er.
 

Die Führung dauerte ewig. Zumindest kam es den Schülern so vor. Sie trotteten immer tiefer in die Höhlen und inzwischen hatte Jack den Funken Interesse vom Anfang wieder verloren. Im Kopf ging er die Taktschläge seines Lieblingssongs durch und stellte sich vor, wie es wohl war in einer Topfsteinhöhle Skateboard zu fahren. Er hätte den iPod aus der Tasche ziehen können, doch Herr Musik ging keine zwei Meter vor ihm und hätte ihm einen Vortrag gehalten, wenn er es wagte die Führung zu stören.

„Wir kommen nun zum Herzen der Höhle.“, verkündete Heiner erfreut. Ein Geländer tauchte in der Höhle auf. Dahinter ging es einige Meter steil bergab in eine ebenso große wie breite Grube, die mit grellen Scheinwerfern ausgeleuchtet war. Die Besucher der Höhle drängten sich neben den Bergführer und starrten hinab.

Auf dem Grund der Höhle waren zahlreiche Fossilien zu sehen. Versteinerte Muscheln und Ammoniten zeigten im Scheinwerferlicht einen Hauch Vergangenheit. Herr Musik machte Aaaaah und Oooooh und schoss mit dem Familienvater um die Wette Fotos.

„Das ist eine Fossilienbank, die man erst vor kurzem gefunden hat, kurz nachdem man die Höhlen wieder freigelegt hatte. Man kann zahlreiche Muscheln und Ammoniten erkennen, die schon seit Millionen von Jahren hier unten begraben sind.“

„Na super. Und dafür sind wir jetzt ganz hier runtergelatscht?“, kommentierte eins der Modepüppchen genervt.

„Muscheln am weißen Karibikstrand wären mir lieber.“, fügte Arko grinsend hinzu und erntete für diesen schlechten Witz tatsächlich Gelächter.

Heiner überhörte das einfach und erzählte tapfer weiter: „Am erstaunlichsten sind jedoch die sechs prähistorischen Steine, die in der Mitte des Fossilienbettes liegen.“

Alle Blicke wandten sich den Steinen zu und tatsächlich, dort waren sie.

Sechs ovale, völlig glatte Steine in einem perfekten Kreis angeordnet. Sie waren weiß und soweit Jack es erkennen konnte, waren darauf schwarze Verzierungen. Sie waren so groß, dass man sie in eine Hand nehmen könnte und sie schimmerten im Licht des Scheinwerfers leicht.
 

Die schwarze Frau, die zwei Meter neben Jack stand, fing auf einmal an zu kichern. Sie klang wie eine Hexe.

„Alles in Ordnung?“, fragte der Bergführer.

„Alles bestens.“, antwortete sie in einem unheilvollen Ton.

Sie steckte ihre Hand in die Ärmel ihres schwarzen Kleides und zog zwei glänzende Pistolen heraus. Ohne zu zögern schwenkte sie die Waffen direkt in die Menschenmenge.

Sofort brach Panik aus. Heiner verlor mit einem Mal seine Begeisterung und wurde kreidebleich. Die Modepüppchen schrien aus vollem Halse. Und Arko fluchte und war der erste, der davonlief.

Plötzlich liefen alle durcheinander und die schwarze Frau lachte wie eine Irre. Sie verlor ihren Hut und langes schwarzes Haar kam zum Vorschein. Mit einer Hand nahm sie die Sonnenbrille ab und eine bizarre Grimasse kam darunter hervor. Ein Frauengesicht, das schön sein könnte, wenn es nicht vor Wahnsinn verzerrt gewesen wäre.

Jack und Jonas steckten in der Klemme. Sie waren die einzigen, die genau hinter der Frau standen und an ihr vorbei mussten um fliehen zu können. Jack blickte sich um, aber es gab keinen anderen Weg. Neben ihm zitterte Jonas. Er hatte Tränen in den Augen. Komischerweise war Jacks Gedanke: Der arme Kerl hat heute echt einen Scheißtag erwischt. Dann sah er eine Nische in der Höhlenwand. Er packte seinen besten Freund an der Schulter und versteckte sich mit ihm darin.

„Jason! Kümmer dich darum, dass die Leute sicher raus kommen!“, rief der ältere G.I. Joe plötzlich und sein jüngerer Kollege setzte sich in Bewegung. Er fing an und versuchte die Flüchtenden zu koordinieren, während der Ältere sich gelassen zu der Frau umdrehte und seinen Mantel von den Schultern gleiten ließ. Jack sah jetzt wie durchtrainiert der Typ wirklich war.

„Miranda Loveless, wenn ich mich nicht irre?“, sprach er die Irre an, als die Besucher weit genug weg waren. Sie kicherte vergnügt und schwenkte die Pistolen wie eine Besoffene umher.

„Ich hab es lieber wenn man mich Corona nennt.“, sagte sie dann mit einer unangenehm hohen Stimme. Jedes Wort schien vor Irrsinn zu triefen. „Und wer bist du?“

„Falk Trevis. Mitglied der Ehrengarde des Hundes.“, antwortete G.I. Joe ohne irgendeine Form von Angst zu zeigen.

„Einer von Bachs Kötern? Welch eine Ehre. Hätte nicht gedacht, dass sie einen so hochrangigen Zodiacagenten schicken.“ Sie kicherte wieder wie eine Hexe.

„Wir haben uns gedacht, dass das Syndikat jemanden herschickt, nachdem klar wurde, wo die Steine sich befinden. Es war keine Zeit jemand anderes zu verständigen.“, sagte G.I. Joe.

„Und deswegen schickt Bach eines seiner Schoßhündchen mit einem Schüler. Wie unverantwortlich.“, warf sie ihm vor. „Der Knabe sah lecker aus. Ich werde an ihm knabbern, sobald ich mit dir fertig bin.“

„Es tut mir Leid, aber das kann ich leider nicht zulassen. Und die Steine kann ich dir auch nicht überlassen“, antwortete er gelassen.

Jack zuckte zusammen, als die Frau mit Namen Corona ohne weitere Vorwarnung schoss. Doch unglaublicherweise wich G.I. Jones mit Leichtigkeit aus, schlug einen gekonnten Haken und sprang mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit auf die Angreiferin zu.

Die Frau sprang zurück, brach in kreischendes Gelächter aus und schoss weitere Kugeln auf ihn ab. Fassungslos beobachteten Jack, wie der Mann auch diesen Geschossen ohne ersichtliche Anstrengung auswich.

Dann war er heran. Sie ließ die Pistolen einfach fallen und sprang. Sein Faustschlag verfehlte sie, weil die schwarze Frau auf einmal irre lachend durch die Luft segelte. Und dann blieb sie einfach kopfüber an der Höhlendecke hängen.

G.I. Joe blickte ihr mit seinen starren Augen hinterher. Anscheinend konnte er nicht so hoch springen, aber er blieb ganz ruhig.

„Nicht schlecht, nicht schlecht.“, sagte Corona keckernd. Jack konnte sie kaum sehen, denn sie hatte sich zwischen den Schatten zweier Lampen gehängt. Doch ihre bösartigen Augen waren erstaunlich gut zu erkennen.

„Komm runter, damit wir das hier schnell zu Ende bringen können.“, sagte G.I. Joe ruhig.

„Aber es ist gerade soooo gemütlich hier oben.“, antwortete Corona mit gespielt wehleidiger Stimme.

„Dann muss ich dich halt da runter holen.“, sagte G.I. Joe.

Jack erwartete, dass der Mann jetzt auch eine Waffe hervorholte. Doch er holte nur tief Luft. Und dann bellte er.

Doch das war kein normales Bellen. Das Geräusch, das aus seiner Kehle kam wie ein Pressluftgeschoß, war ohrenbetäubend laut. So laut, dass Jack einen überraschten Schrei ausstieß. Jonas wimmerte hinter ihm und heulte Rotz und Wasser.

Die Höhlendecke explodierte plötzlich, als wäre das Bellen eine explosive Granate gewesen. Ein Schatten huschte kichern über die Decke und versteckte sich hinter einem Stalaktiten. G.I. Joe bellte wieder und der Stalaktit zerbarst in tausend Teile.

„Was zum Teufel sind das für Typen?“, murmelte Jack fassungslos. Jonas schluchzte. Die beiden mussten hier raus bevor diese beiden Irren die ganze Höhle in die Luft jagten. Jack fragte sich ob sie einfach davonlaufen konnten. Die beiden Wahnsinnigen schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Mit etwas Glück würden die beiden Jungen gar nicht bemerken. Er wollte es gerade Jonas sagen, als das Kichern sich in ein hohes Kreischen verwandelte.

Corona war auch dieser Bellattacke entkommen und stürzte sich jetzt von der Decke.

Im Fall wuchsen ihr plötzlich zwei riesige schwarze Schwingen, wie die von einer Fledermaus.

Sie bremste ihren Sturz und beschleunigte dann zu einem waghalsigen Sturzflug. Sie war so unglaublich schnell, dass G.I. Joe diesmal nur knapp ausweichen konnte. Ein ratschendes Geräusch ertönte.

Kichernd schoss Corona wieder Richtung Höhlendecke und ihr Gegner schaute ihr hinterher. Sein Muskelshirt war zerrissen und eine riesige Wunde klaffte quer über seinem Brustkorb. Blut quoll heraus. Doch er schien das gar nicht zu spüren.

Jetzt oder nie, dachte Jack. Er packte Jonas am Handgelenk und rannte los. Sein Freund rannte widerstandslos mit.

Die beiden Freunde übersprangen einen Felsen und liefen dann an G.I. Joe vorbei. Jack bremste nicht und bemerkte daher auch nicht, dass der Kämpfer den Beiden fassungslos hinterher schaute.

„Was macht ihr denn hier?“, rief er entsetzt, als über ihm auch schon wieder das schreckliche Kichern ertönte.

Corona schoss aus der Dunkelheit hervor und setzte abermals zum Sturzflug an. Jack konnte im Augenwinkel nur für einen Sekundenbruchteil einen Schatten sehen. Dann erwischte ihn Coronas spitzer Ellenbogen in der Seite.

Ihre Kraft war überwältigend. Der Schlag war wie eine Explosion. Jack verlor Jonas Hand und flog mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit durch die Luft, ehe ein Stein seinen Flug ziemlich unsanft bremste.

Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Dann kam das kantige Gesicht von G.I. Joe in sein Sichtfeld.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

Jack antworte mit einem erstickten Husten und versuchte sich dann aufzustellen. G.I. Joe half ihm dabei.

Jack betrachtete seine Seite. Sein Hemd war durch den Schlag einfach zerfetzt worden und zu den blauen Flecken von Arko hatte sich ein erschreckend großer neuer Fleck hinzugesellt.

„Eine deiner Rippen ist gebrochen.“, sagte G.I. Joe trocken, als wäre das überhaupt nichts Schlimmes.

Doch Jack nahm das gar nicht richtig wahr. Blut rauschte durch seine Ohren und sein gestörter Gleichgewichtssinn ließ die Höhle um ihn herum schwanken.

Das laute Kichern holte seine Sinne schließlich doch zurück. Er schaute sich um und sah Corona. Ihre breiten Schwingen halfen ihr in der Luft zu stehen. In ihrer rechten Hand, die sich zu langen schwarzen Klauen verformt hatten, hing Jonas, der vor Schmerz und Schrecken heulte und schrie.

„Lass ihn los, du Monster!“, rief Jack wütend, doch Corona lachte nur.

„Monster wurde ich schon lange nicht mehr genannt.“, antwortete sie, als würde ihr dieser Titel sehr gut gefallen.

G.I. Joe trat hervor.

„Die Jungs haben nichts mit der Sache zu tun. Lass ihn los. Dann können die beiden einfach gehen und die Sache vergessen.“

Corona grinste boshaft.

„Ach Hündchen. Ihr seid immer so lieb zu den normalen Menschen. Du weißt genau dass wir es nicht zulassen können. Wir können sie nicht einfach gehen lassen. Sie haben viel zu viel gesehen.“, sagte sie.

„Es gibt Mittel und Wege, dass die Sache nicht an die Öffentlichkeit gerät.“, hielt G.I. Joe dagegen. Jack sah verzweifelt zu, wie Jonas sich zwischen den Krallen des abartigen Monsters Corona wand und versuche sich zu befreien. Aber er war bei weitem nicht stark genug.

Corona sah aus, als würde sie tatsächlich über G.I. Joes Vorschlag nachdenken. Doch Jack wusste, dass sie nur so tat.

„Hmmmmm nein.“, sagte sie schließlich. „Ich werde einfach seine hässliche Rübe zerquetschen. Dann kann er nichts mehr ausplaudern.“

„Nein!“

Jack lief los. Es war ihm egal, ob er gegen dieses Ungeheuer nun eine Chance hatte oder nicht. Jonas hatte es nicht verdient auf diese Weise umzukommen.

„Lass ihn endlich los, du Scheusal!“

Corona antwortete mit irrem Gelächter. „Wie du willst.“, sagte sie und ließ ihn einfach los. Kreischend fiel Jonas ungefähr drei Meter zu Boden und schlug hart auf. Jack war sofort heran und kniete sich neben ihn. „Jonas? Sag was!“

Sein Freund stöhnte vor Schmerz auf. Er war also noch am Leben. Ein kleiner Stein fiel Jack vom Herzen, doch dann hüllte ihn ein Schatten ein.

Corona packte ihn und Jonas und flog mit den beiden kichernd nach oben. Sie schüttelte die beiden brutal durch.

„Menschlein, Menschlein, süß und zart.“, sang sie dabei wie ein Schlaflied.

Ein ohrenbetäubendes Bellen unterbrach sie. Anscheinend hatte G.I. Joe entschieden sie trotz der Geiseln anzugreifen.

Corona wich kreischend aus und die Decke über ihr explodierte. Sie wich dem riesigen Stalaktiten aus, der auf sie zustürzte, ohne dabei auf ihre beiden Mitflieger zu achten. Ein Felsen traf Jack an der Schulter und er schrie vor Schmerz auf.

Wieder ein lautes Bellen. Diesmal hatte er getroffen. Corona fluchte und wirbelte davon. Sie ließ Jack und Jonas los und die beiden flogen durch die Luft. Jack erkannte wie das Geländer an ihm vorbei huschte und ihm wurde klar, dass er und sein Freund in die Fossiliengrube fielen.

Er drehte sich in der Luft. Der Boden kam näher. Die sechs Steine waren direkt unter ihm. Dann drehte er sich noch einmal und krachte mit dem Rücken auf den harten Boden.
 

Schmerz durchfuhr seinen ganzen Körper wie ein Blitz und er bekam keine Luft mehr. Jack schrie auf, als es unerträglich wurde. Und dann wurde sein Rücken auf einmal glühend heiß. Der Boden unter ihm fing an zu beben und schien flüssig zu werden. In seinen Ohren rauschte es und plötzlich sah er helles Licht, wo keines war.

Jack wurde schlagartig klar, dass dieses merkwürdige Gefühl nicht allein von dem Sturz kommen konnte. Irgendetwas anderes setzte seinem Körper zu.

Mit einem Mal spürte er ein Stechen im Rücken. Es fühlte sich an als ob jemand von hinten eine Stange in seinen Rücken schob und Jack schrie aus vollem Hals.

Irgendetwas schien durch seine Haut zu kriechen und sich in seinem Körper auszubreiten. Schatten und Licht huschten vor seinen Augen vorbei.

Jack hörte Stimmen. Viele verschiedene Stimmen, die er zuvor noch nie gehört hatte. Stimmen, die ihm Angst machten und den Schmerz noch unerträglicher erscheinen ließen. Jack schrie, wie er noch nie im Leben geschrien hatte.

Dann tauchte Jonas plötzlich in seinem Blickfeld auf. Sein Freund packte seine Hand und öffnete den Mund. Er brüllte ihn an, aber Jack konnte ihn nicht hören. Die schrecklichen Stimmen übertönten alles und murmelten schreckliche Dinge in einer Sprache, die Jack nicht kannte.

Dann wurde schlagartig alles schwarz und Jack verlor das Bewusstsein.



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