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Vom Waisenhaus zur Traumvilla

von

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Vertrauen

„Es ist ziemlich heikel, dieses Thema mit dem Alten Ägypten. Zwar würde ich auch gerne mehr wissen und dir mehr Auskunft erteilen aber erstens darf ich nichts sagen und zweitens wenn ich noch mehr erfahre, wird es vielleicht zu kompliziert. Denn es ist schwer für jemanden wie mich zu verstehen, das Ereignisse von vor 5000 Jahren die heutige Zeit prägen oder eher gesagt heute wiederholt werden. Wer glaubt denn heutzutage an Gegenstände, die mystische Kräfte besitzen, mit denen man in die Vergangenheit bzw. Zukunft blicken kann oder andere Menschen wie Marionetten kontrollieren kann? Wer glaubt daran, dass es einen dunklen Ort gibt, in den man menschliche Seelen für immer einsperren oder verbannen kann? Warum soll ein Pharao, der vor 5000 Jahren gelebt hat, der in einem Gegenstand eingesperrt ist und nun sich den Körper mit einem kleinen Jungen teilt in den USA die Welt vor irgendeinem Irren retten? Wer wollte heute die Macht eines Pharaos haben, wo doch heute – und vor allem nicht hier – keine Pharaonen mehr herrschen? Du lebst nun in dieser Zeit, ist es nicht auch abstrakt für dich, wenn du siehst wie wir heute leben zu glauben, dass so etwas existiert? Da du dein Gedächtnis verloren hast, lebst du ja gedanklich auch eher jetzt in dieser Zeit als im Alten Ägypten. Verstehst du was ich meine?“

Nun musste sich der Arme einen Vortrag über meine Logik und Sicht der Dinge anhören. Es war sein Pech gewesen, das er wollte, dass ich bleibe. Damit hätte er rechnen müssen, denn ich war nicht umsonst Seto Kaibas Schwester. Dadurch dass er so schweigsam war, schloss ich er würde nicht auf meine Ausführungen Bezug nehmen und setzte gerade an weiter zu sprechen, als er doch begann. Also hatte er nur eine kleine Denkpause benötigt.

„Es ist wirklich etwas Unvorstellbares für einen normalen Menschen, das alles zu begreifen und zu tolerieren. Deswegen respektiere ich auch deine Meinung hierzu. Doch wenn ich Seto Kaiba sehe, wie er alles leugnet, obwohl er schon so viel Übernatürliches miterlebt hat, drängt sich in mir doch die Frage auf, wie man nur so stur und ignorant sein kann! Es ist außergewöhnlich, aber nicht unvorstellbar! Manche sind einfach zu blind für etwas in dieser Art, aber mich freut es, dass du aufgeschlossen genug bist um schon mal einen Teil hiervon hinzunehmen. Es ist nicht unbedingt nur so, dass nur das existiert was man auch sehen und anfassen kann. Warum glauben dann so viele Menschen an Götter? Die kann man doch auch nicht sehen, geschweige denn anfassen.“

Im Grunde genommen hatte er ja recht, doch weder ich noch Seto glaubten an einen Gott, also gab es auch keinen Grund für uns an mystische Kräfte zu glauben. Doch ich hatte es bisher am eigenen Leib erfahren. Dieser Blackout. Der Mann mit Turban, der urplötzlich in meinem Zimmer gestanden hatte und die Waage, die er mir gegeben hatte und seitdem ich sie besaß, diese Stimme hörte.

„Was ich dich noch fragen wollte. Besitzt dein Gegenstand einen Geist? Kannst du mit diesem die Gestalt wechseln?“, erkundigte er sich.

„Ja und nein. Ein Geist lebt darin, der mir meine Fragen gedanklich beantworten kann und mit dem ich in meinem Kopf kommunizieren kann. Ich glaube aber nicht, dass ich mit ihr so tauschen könnte, wie du es mit Yugi tust“, beantwortete ich monoton und mit leiser Stimme.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er.

„Du musst müde sein, ich lasse dich lieber schlafen und gehe.“

„Ich bin es nicht, der müde ist. Es ist dieser Körper“, meinte der Pharao, der immer noch in diesem Körper am Ball war.

„Dann lasse ich deinen Körper schlafen?!“, schäkerte ich und stupste ihn freundschaftlich mit meiner Faust an seiner Schulter an.

„Ach quatsch, wenn ich es nicht mehr aushalten sollte oder der Körper schlapp macht, dann passiert es und ich nicke einfach ein. Das wird dich auch nicht stören oder?“, scherzte er mit.

„Solange du nicht auf mir einschläfst und ich dann hier gefangen bin bis du wieder fit bist“, lachte ich leise.

„Das wäre eigentlich gar keine so schlechte Idee“, meinte er höchst amüsiert und seine Miene verfinsterte sich nach wenigen Sekunden, nachdem er das gesagt hatte. Meine Stimmung änderte sich ebenso schlagartig wie seine und ich begann Reue zu zeigen, für etwas, dass ich wahrscheinlich gar nicht verbrochen hatte.

Vorsichtig hakte ich nach: „Hab ich was falsches gemacht oder gesagt?“

Mit wehleidigem Blick schaute er mich an: „Es tut mir Leid. Es ist nur so… Ach, ich kann dir das nicht erzählen. Meine privaten Gefühle interessieren dich wahrscheinlich kein Stück. Ich hatte gedacht, endlich jemanden gefunden zu haben, einen Freund, der meine Lage genauso gut nachempfinden könnte, dass er mit mir so offen darüber sprechen konnte. Warum dachte ich das? Ich würde dich ja nur ausnutzen. Außerdem hast du selbst genug mit dir zu tun, als das ich dich auch noch damit belästigen könnte.“

„Yami? Wir haben uns erst vor Kurzem kennen gelernt und du willst mit mir schon über private Dinge sprechen. Du fängst schon genauso an wie Seto. Bin ich denn so eine Person, der man vom ersten Augenblick an direkt vertrauen kann? Du kennst Seto und weißt was für eine Person er ist, welche Charakterzüge er hat und so weiter. Er hätte mich wahrscheinlich vom ersten Augenblick an auch am liebsten in die Arme geschlossen. Das war schon sehr merkwürdig für mich und jetzt fängst du auch so an, lass uns doch erst mal richtig kennen lernen?!“, stoppte ich ihn erregt.

Langsam glaubte ich, die wollten mich alle mit ihrem Vertrauen fertig machen. Vieles was in letzter zeit passiert war, wiedersprach jeder Logik und jedem gesunden Menschenverstand. Aber jeder Mensch wusste doch, um nicht enttäuscht zu werden, ging man niemals so schnell so enge Bindungen ein. Vielleicht war ich auch einfach ein Mensch, dem jeder Vertrauen konnte und vielleicht strahlte ich ja so viel positive Energie auf die Menschen in meiner Umgebung aus, dass sie gar nicht anders konnten als so offen auf mich zuzugehen. Ich wusste ja, dass Yami so eine Person war. Doch da ich schon wegen Seto so vorbelastet war, weil er schon direkt so offen zu mir gewesen war, hatte ich echt Bange jetzt bei ihm das so leichtfertig hinzunehmen. Das war mit schon sehr unheimlich, dass es so leicht ging.

„Hätte ich dich lieber fertig machen sollen, dumm von der Seite anmachen sollen oder wie auch immer du es bezeichnest? Wäre das dir lieber gewesen, als wie ich auf dich zugegangen bin?“

„Nein, nein, nein. Ich weiß, dass du ein offenherziger Typ bist, Yami. Es ist nur so. Ich war mein Leben lang auf mich allein gestellt, von klein auf und auf einmal kommen alle auf mich zugerannt. Das ist ein komisches Gefühl und ich komme nicht umher mich von jedem hinters Licht geführt zu fühlen. Weil ich glaube, dass jeder sein eigenes Spiel mit mir spielt, weil ich die neue Unerfahrene bin.“

„Du hast recht, wir kennen uns kaum. Aber trotzdem mag ich dich und ich möchte mit dir befreundet sein und meinetwegen benutz deinen Millenniumsgegenstand um mich zu testen. Vielleicht sind es auch die Wurzeln, die ich tief in meinem Inneren besitze, die mich immer noch zu dir hinziehen.“

Ich wollte ihn gerade fragen, was er damit meinte, dass ich meinen Gegenstand benutzen sollte, da sprach schon die Stimme in meinem Kopf zu mir und erklärte mir, dass es die Macht der Millenniumswaage war, abzuwiegen ob das Böse oder das Gute in einem Mensch überwog und ob es jemanden gut oder schlecht mit einem meinte. Sie war sogar in der Lage das Böse in einem Menschen zu verbannen. Sie erklärte mir auch, dass ich mich nur auf die Person zu konzentrieren brauchte um das zu testen.

Das probierte ich natürlich sofort mit geschlossenen Augen und voller Konzentration an meinem Nebenmann aus.

Erst war alles schwarz, dann ein grelles Licht und eine riesige Tür tauchte blitzartig vor meinen Augen auf.

Ich riss die Augen auf, zuckte dabei zusammen und hätte beinahe aufgeschrien.

„Ist alles in Ordnung?“, er legte mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.

Mein Herz raste und ich schaffte es nicht meinen Atem zu beruhigen, der eben so hastig ging.

Immer noch mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an, während ich sagte: „Du hast mich geblockt. Ich konnte nichts sehen, gar nichts. Außer eine verschlossene, verriegelte Tür, die wie aus dem Nichts auf einmal da war.“

Er legte seine Hand in meine und lächelte: „Versuch es nochmal.“

Davor hatte ich große Angst und dagegen konnte auch nicht seine Hand in meiner Hand was ändern. Vielleicht löschte der Körperkontakt die Barrikade auf.

„Ich versuche mich für dich zu öffnen. Wenn du mir nun vertrauen kannst, darfst du jetzt in mich hinein sehen. Damit du keine Angst hast, werde ich dich begleiten.“

Wieder schloss ich meine Augen und begann mich zu konzentrieren. Meine Angst war so groß, dass ich es fast nicht geschafft hätte die Konzentration beizubehalten. Doch ich riss mich zusammen und schaffte es schließlich durch gleißend helles Licht in einen Raum, voller Treppen, Türen, der wie ein Labyrinth gestrickt war.

Yami stand neben mir und hielt auch hier meine Hand: „Lass sie besser nicht los. Nicht das wir uns verlieren.“

„Ich möchte nicht, dass du mich davon abhältst dich zu ergründen“, löste ich mich aus seinem Griff.

„Hinter vielen dieser Türen lauern Fallen, Gefahren oder Ähnliches. Wenn du in eine tappst, bist du verloren“, warnte er mich.

„Ich bin alt genug um auf mich selbst aufzupassen. Willst du mir jetzt gewähren dich auszuhorchen oder nicht?“

„Ja schon, aber…“

„Ja oder Nein und das alles ohne aber!“, fauchte ich ihn verärgert an.

„Jetzt hör auf mich vor die Wahl zu stellen! Entweder ich lasse dich hier frei herum stromern und riskiere dabei, dass du jeden Augenblick verreckst oder du nimmst meine Hand, vertraust mir und darfst trotzdem jeden Raum erkunden, den du willst und dir wird nichts passieren“, gab er genau so aggressiv zurück.

Ich drehte mich arrogant von ihm weg und schaute mich um, als ich mich ergab: „Gut du darfst meine Hand halten, aber nur wenn du dir nichts darauf einbildest.“

„Ich bin ein Pharao, was denkst du von wie vielen Mädels ich wahrscheinlich damals die Hand gehalten hab“, grinste er.

„Das glaubst aber auch nur du. Was hast du eigentlich für schräge Vorstellungen von dem Leben als Pharao? Denkst du, der durfte Weiber haben ohne Ende? Ich glaube kaum. Für eine Frau bedeutete es den Tod, wenn sie etwas mit dem Pharao hatte. Nur Adel durfte mit Adel verkehren. Mir wäre es damals nie vergönnt gewesen etwas mit dir zu haben und heute auch nicht“, lachte ich ihn aus, da er überhaupt keine Ahnung von dem hatte, was damals Tacheles war.

Früher war man nicht so frei wie heute und schon gar nicht der Hochadel. Alles wurde einem vorgeschrieben oder sogar in Gesetzen verewigt. Es war eine Todsünde, wenn der Pharao sich eine einfache Magd, Sklavin oder Ähnliches nahm. Deswegen war das Verhältnis zwischen Yami und ihr so verschwiegen gewesen.

„Wenn du im Geschichtsunterricht allgemein Nachhilfe brauchst, kann ich dir gerne helfen. Einzelheiten zu deiner Vergangenheit direkt darf ich dir natürlich nicht geben, aber die Sitten, Bräuche und so weiter, darüber kann ich dich gerne aufklären“, zwinkerte ich ihm zu.

„Danke, darauf komme ich ein anderes Mal zurück. Der Grund warum ich noch mit dir zusammen hier rein wollte… während unsere Seelen hier drin sind, können unsere Körper in der Wirklichkeit ruhen und wenn wir zurückkehren bin ich vielleicht wieder top fit.“

„Ach deswegen… na gut, dann lass uns aber auch wenigstens etwas daraus machen, wenn wir schon hier sind“, lächelte ich und ging nun mit ihm zusammen, Händchen haltend, durch das Labyrinth und am Ende der Erkundungstour konnte ich mir wirklich sicher sein, dass er es ernst mit mir meinte, zumindest was das „Nett sein“ anbelangte.

„Lass uns zurück kehren“, bat ich.

„Du hast die Macht dazu“, grinste er. Mir war klar, dass das eine Lüge war. Nicht ich allein hatte uns hier rein gebracht, sondern er hatte es fast alleine getan. Das tat er nur, weil er mich ermutigen wollte.

Also tat ich so, als würde ich mich konzentrieren und anstrengen, bis wir draußen waren.

„Hat es dir gefallen?“, fragte er, wieder in unseren richtigen Körpern.

„Ja, war ganz okay. Ich werde mich für dich umhören, was es mit alten Mythen, Zaubersprüchen und so weiter auf sich hat, danach kann ich dir sogar bei deinem Problem helfen“, stand ich auf und schaute aus dem Fenster. Zu meiner Verblüffung war es sogar schon hell draußen geworden.

„Was für ein Problem? Ich habe doch gar nichts genaues erwähnt“, blinzelte er mich verwundert an.

„Ich weiß es einfach, nenn es einfach weibliche Intuition“, schäkerte ich und machte mich dann auf nach Hause, in meine Wohnung, wo ich mich schlafen legte, dann gegen Nachmittag aufstand, duschen ging und mich dann bereit zum Ausgehen machte.

Während meiner Schminkphase rief mich Seto auf meinem Mobiltelefon an und fragte mich, ob ich Lust hätte heute Abend irgendetwas mit ihm zu unternehmen. Da er kein Diskogänger war und eher konservativ erzogen, gingen wir wahrscheinlich wieder essen oder etwas Ähnliches.

Er erwartete mich in seinem Büro im Kaiba Corporation Hauptquartier um mir von seinen neusten Zukunftsplänen zu berichten.



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