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Vom Waisenhaus zur Traumvilla

von

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Geheimnisse / Bestimmung

Kapitel 7

Geheimnisse - Bestimmungen
 

Eine kleine Brise kam auf und zerzauste mir das Haar. Während wir durch die Fußgängerzone von Domino City liefen, musste ich weitere unangenehme Fragen beantworten. Mir war es nicht recht, dass sie mich so ins Kreuzverhör nahmen, aber vielleicht hatte ich schon jetzt an meinem ersten Tag Freunde gefunden, deswegen tat ich ihnen den Gefallen und beantwortete alles willig. Im Laufe der Mittagspause während wir schon wieder zurückliefen, fragte Yugi eine spezialisierte Frage: „Wie gut kennst du dich wirklich mit dem Alten Ägypten aus?“

Ich blickte in die Runde und sah manche Augendrehen, andere eher beschämt.

„Naja, ich weiß ein paar Einzelheiten die bestimmt nicht jeder kennt. Ansonsten müsste ich wissen um was es genau geht“, meinte ich.

„Ach, war nur so eine Frage nebenbei. Hat mich interessiert, ob du dich nur bei Herr McFly einschleimen wolltest oder ob es wirklich die Wahrheit war“, wehrte der Kleine ab.

„Es war schon die Wahrheit. Direkt am ersten Tag zu lügen würde mir ja auch keine Vorteile bringen“, lächelte ich aufgeschlossen.

„Wie kann Kaiba nur eine so nette Schwester haben? Das hat der Mistkerl nicht verdient“, fluchte Joey.

„Wie kannst du nur so ein mieser Duellant sein, obwohl du immer bei dem besten Duellanten der Welt bist!?“, fauchte ich ihn böse und feindselig an.

Was bildete der sich eigentlich ein, wer er war. Mein Bruder hatte ein Anrecht darauf so zu sein, wie er nun mal war. Eine andere Person wusste auch nichts von seinen früheren Erlebnissen und konnte deshalb die Lage auch niemals nach empfinden. Zwar hatte ich alles von seinem Adoptivvater auch erst vor Kurzem erfahren und dagegen war meine Vergangenheit im Heim ein Zuckerschlecken gewesen, aber trotzdem wusste ich die Lage einzuschätzen.

„Er hat es nicht so gemeint, aber ich hoffe du verstehst auch warum wir so über ihn denken“, versuchte Tea zu schlichten. Darauf antwortete ich nicht, sondern dachte weiter über den Gedanken vorher nach. Als wir wieder im Unterricht saßen, machte ich genau so fleißig mit wie die anderen Stunden auch.

„Was machst du nach dem Unterricht?“, fragte Yugi mich.

„Ich muss in die Firma.“

„Wir hatten noch vor zusammen ein wenig herum zu hängen und ich dachte, du würdest vielleicht mitkommen wollen“, meinte er vorsichtig.

Kurz dachte ich über diese Einladung nach, bis ich erwiderte: „Ich habe noch zu tun. Vielleicht ein andern mal.“

Er schrieb mir Teas Handynummer auf und meinte, ich solle mich bei ihnen melden. Darauf war der Unterricht beendet und ich ging vor die Schule, wo die Limousine schon auf mich wartete. Der Chauffeur hielt mir die Tür auf. Eigentlich hatte ich erwartet, dass Seto darin sitzen würde, doch ich wurde alleine zum Firmenhauptsitz gefahren.

Dort angekommen, stolzierte ich als Erstes zu meine großen Bruder ins Büro, der mich freudestrahlend empfang: „Na, Schwesterchen. Wie war dein erster Schultag?“

Unaufgefordert setzte ich mich auf das Sofa; „Wusstest du, dass es die Klasse ist, wo dein so genannter Schoßhund ist? Die sind ja richtig aufdringlich! Naja, ich hatte ein wenig Langeweile, da alles zu einfach, meinen Ansprüchen entgegen, war. Wie hast du Genie es da so lange ausgehalten?!“

„Ach, so schlimm ist es doch gar nicht. Also hast du den Kindergarten schon kennengelernt? Vielleicht kannst du dich mal mit Yugi messen.“

„Nicht mal du hast es geschafft gegen ihn anzukommen. Wie soll ich, die schlechter war als du, es dann mit ihm aufnehmen können?“, fluchte ich enttäuscht über mich selbst.

Meines Wissens nach musste ich in diesem Spiel noch viel lernen und im Gegensatz zum Heim, es mal mit ebenwürdigen oder sogar stärkeren Gegnern probieren, um etwas hinzuzulernen zu können.

Jedoch passte es mir gar nicht, dass er wollte, dass ich mein Glück an Yugi probieren sollte.

„Übrigens habe ich noch was für dich“, kündigte Seto an und übergab mir eine kleine Plastiktüte. Ich schaute hinein und erkannte eine kleine silberne Metallbox darin liegen, die man an seinen Gürtel befestigen konnte, um darin seine Duellkarten aufzubewahren. Vorsichtig holte ich sie heraus. Auf dessen Rückseite waren meine Initialen eingraviert. Nicht ganz, da ich dieselben wie er hatte, war mein Vorname ganz ausgeschrieben und vom Nachnamen nur der erste Buchstabe vorhanden.

„Cool, danke schön“, jubilierte ich glücklich über das wahrscheinlich teure Geschenk.

Darauf öffnete ich es, um zu sehen wie viel wirklich hinein passte. Zu meinem Erstaunen befand sich noch bzw. schon eine Karte darin.

„Du hast was darin vergessen“, holte ich diese hervor. Es war die Lieblingskarte von Seto. Der weiße Drache mit dem eiskalten Blick.

„Nein. Das ist das eigentliche Geschenk. Die Box war eigentlich nur die Verpackung“, meinte er hämisch grinsend. Meine Kinnlade klappte herunter: „Aber…“ Ich war sprachlos und dachte eigentlich keinen Ton heraus zu bekommen. So räusperte ich mich und brachte sogar etwas heraus: „Das ist dein absoluter Schatz! Wie kommt es dazu, dass du mir eine anvertrauen willst!?“

Er hörte immer noch nicht auf zu Lächeln: „Vertrauen ist genau der richtige Stichpunkt. Ich vertraue dir und weiß, dass du genauso sorgsam mit ihm umgehen wirst, wie ich es tue. Außerdem brauche ich keine drei weißen Drachen mehr, selbst wenn es mein Markenzeichen war. Er tut sich besser als Symbol für unsere Familie. Mokuba hat auch einen. Willst du ihn nicht?“

„Das wäre als würdest du mich fragen, ob ich kein Mitglied deiner Familie sein will. Klar will ich!“, triumphierte ich dankend und wäre ihm am Liebsten um den Hals gesprungen. Es waren aber immer noch diverse vorzugsweise Distanzierungen in mir einprogrammiert. Vor Freude konnte ich mich auch nicht mehr im Zaum halten, sprang auf und fiel ihm direkt in die Arme.

„Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Danken kannst du mir später noch. Jetzt mach dich ab an die Arbeit und wenn du fertig bist mit deinen Hauptaufgaben kommst du zum Duell Dome. Du musst noch trainieren und das ist kein Scherz, dass wird richtig harte Arbeit für dich werden“, schlug er wieder einen ernsthaften Ton an. Da war er wieder, der typische Mutter- und Chefinstinkt. Es war irgendwie eine Mischung von beidem und ich fand es lustig, wie schnell er es schaffte vom lieblichen Bruder zum arroganten Chef zu wechseln.

Also tat ich das, was er von mir verlangte und arbeitete mich durch die Stapel Post durch und erledigte die meisten Eilsachen. Danach ging ich wieder zu ihm damit wir zusammen zum Duell Dome fahren konnten.

Duell Dome war die Bezeichnung für den Ort, an dem die größte Duellarena bundesweit aufgebaut war, die er immer nutzte um zu trainieren. Nun verlangte er von mir, dass ich darin trainierte.

„Gegen wen soll ich antreten? Gegen einen Computer?“, fragte ich gelangweilt.

„Nein, ich möchte dass du dich direkt an einem anderen Menschen misst. Das mit dem Computer wird auf die Dauer langweilig, das siehst du ganz richtig. Also habe ich jemanden für dich eingeladen“, ließ er wieder das hämische Grinsen über sein Gesicht huschen.

„Ein großer Yugi?!“, staunte ich, als wir vom Aufzug in die Arena traten.

„Wieso ein großer Yugi. Das ist Yugi“, lachte mein Bruder mich aus.

Das kam mir komisch vor. Den Punker den ich heute Morgen kennen gelernt hatte, war mindestens einen Kopf kleiner, als der, der mir nun gegenüber stand.

„So, Kaiba. Du wolltest eine Revanche. Hier hast du sie“, meinte der fast Fremde.

„Ich lasse euch allein. Ich werde es von oben beobachten zusammen mit Mokuba. Enttäusch mich nicht, kleine Schwester“, ließ Seto mich mit ihm alleine und ich stellte mich eine Distanz genau gegenüber von ihm, machte mich bereit für das Duell indem ich die Duell Disk anschnallte. Da hier überall Projektoren aufgebaut waren, konnte ich die zugehörigen in meiner Disk ruhen lassen.

„Also trete ich gar nicht gegen Kaiba an sondern gegen dich, Sarah?“, fragte mein Gegenüber normal.

Ich konnte mir nicht vorstellen, wer der vor mir war. Er war ein Ebenbild von Yugi, wenn nicht noch ein paar Jahre älter und die Größe. Das ließ mich stutzen. Wenn schon mein großer Bruder ihn in die Kategorie Yugi einordnete, dann musste ich das wohl auch tun.

„Sieht ganz so aus, … Yugi. Er will sehen, wie lange ich es gegen dich aushalte. Hattest du eigentlich einen Wachstumsschub nach heute morgen? Du siehst so… groß aus“, stotterte ich.

„Nein. Ich bin Yugi“, meinte er und begann nachdem wir uns „Duell“ zuriefen.

Er fing an und es lief anfangs und auch mittig ziemlich ausgeglichen. Wir lenkten uns beide ein wenig von dem eigentlichen Spiel ab, indem wir zu viel miteinander redeten.

„Wo ist der Rest von dir? Ich dachte, ihr wolltet heute zusammen rumlungern. Müssen sie dir nicht bei stehen und Cheerleader spielen?“, erkundigte ich mich etwas bissig.

„Ich sehe sie gleich im Anschluss. Das wird bei so einer leichten Gegnerin wie dir kein Problem sein.“

„Das glaubst aber auch nur du“, schäkerte ich und versetzte seinen Lebenspunkten, die Punkte die im Spiel die wichtigste Rolle spielten. Wer als erstes die Lebenspunkte seines Gegners auf Null brachte, hat gewonnen. Am Ende des Duells gewann er mit einem Sieg der alles andere als haushoch war. Wir hatten eine Differenz von 200 Lebenspunkten zueinander und das war auch für ihn ziemlich knapp gewesen.

Wie auch immer, er gewann und ich schuldete meinem Bruder Worte der Vergebung.

Wenig später musste ich mir eine Moralpredigt anhören, wie man in einer solch wohlhabenden Familie da stehen musste und gegen wen man sich unbedingt als hochrangiger abstufen musste.

„Halt die Klappe. Du hast keine Ahnung. Außerdem habe ich mich gut duelliert. Ich habe mich mindestens genauso gut gehalten wie du bisher!“, fauchte ich ihn feindselig an.

„Er hat es bestimmt mit Absicht so aussehen lassen, als hättest du eine Chance. Wie du schon sagtest, du konntest nicht mal mich schlagen, warum solltest du dich dann gegen ihn bewehren?“, ließ er wieder die Arroganz in höchstem Maß zu Vorschein kommen.

„Weil ich mit etwas spiele, wovon du nur träumen kannst. Du bist echt ein Tölpel, Seto. Hätte ich die Verwandtschaft nur nie angenommen!“, bereute ich, schmiss ihm meine Duell Disk zu und verschwand darauf in Richtung Ausgang und darauf in die Innenstadt von Domino.

Klar, er war mein Bruder und ich hatte ihn wirklich lieb gewonnen, war dankbar für alles was er mir gönnte, zeigte und gab. Jedoch ging er manchmal zu weit, dass machte mich wütend und wenn ich ihm nicht irgendwann die Stirn bieten würde, würde er nie damit aufhören mich wie ein kleines Kind zu behandeln. Auch wenn ich noch in dem Alter war, gab es ihm kein Recht jede Chance auszuspielen, mich wie einen pubertierenden Teenager zu behandeln. So viel älter war auch er nicht und nur weil er so kalt um alles andere geworden war, hieß es nicht dass er reifer war. Er war auf demselben Level wie ich und genau deshalb würde ich mir nicht von ihm einfach so die Stirn bieten lassen. Ich war schlichtweg enttäuscht von ihm und dem was er von mir hielt, wie er mich behandelte.

Wütend stapfte ich gedankenverloren durch die Fußgängerzone und nahm nichts mehr um mich war, bis ich mich auf eine Bank setzte und eine rauchte.

„Hey, Sarah!“, rief jemand meinen Namen. Es war Tea, die ohne die anderen langsam auf mich zu schlenderte.

„Hi. Habt ihr euch doch entschlossen, dass jeder etwas alleine unternimmt. Erst Yugi allein, dann du und wer läuft mir als nächstes allein über den Weg?“, seufzte ich und das Mädchen setzte sich neben mich auf die Bank.

„Naja, ich bin eigentlich gerade auf dem Weg zu einer kleinen Imbissbude, wo ich mich mit Yugi treffen wollte. Willst du mitkommen?“

„Darf ich dich vorher noch etwas fragen, Tea?“

„Nur zu“, blinzelte sie mich erstaunt an, stand wieder auf und schaute mir durchdringend in die Augen.

Ebenso wie sie erhob ich mich und begann, während wir anfingen zu laufen: „Was hat es mit Yugi auf sich? Als ich mich heute Mittag mit ihm duellierte, war er irgendwie anders als heute früh. Größer, selbstsicherer, reifer und älter. Es war als hätte eine ganz andere Person vor mir gestanden.“

„Es tut mit Leid, darüber möchte ich dir nichts erzählen. Das soll er, wenn es erforderlich ist, selbst übernehmen.“

So ließ ich das Thema ruhen und sprach es die nächsten paar Wochen nicht mehr an.

Als ich den nächsten Tag aus der Schule in die Kaiba Corp. kam, gingen Seto und ich und soweit es ging aus dem Weg und ich konnte jeden Tag denselben Rhythmus durchleben.

Morgens – Schule.

Danach – Arbeiten.

Und am Wochenende – Arbeiten – Lernen für Schule und ein wenig Freizeit.
 

So spielte sich die nächste Zeit der Alltag ab.

Doch irgendwann musste auch diese Kette unterbrochen werden.



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