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Liebe mit Hindernissen

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Liebe mit Hindernissen

Überrascht verfolgten alle Schüler, die sich auf dem Schulhof trafen, die Tendo-Schwestern. Nach einigem Gemurmel, kursierten bereits die wildesten Gerüchte über Akane Tendo und Ranma Saotome.

Bevor Nabiki und Akane das Schulhaus betraten, verkündete die Jüngere: „Heute komm ich spät nach Hause. Ich helfe einer Freundin bei den Hausaufgaben.“ Nach einem Blick zu ihrer verwirrten Schwester, ging Akane ins Schulhaus und zu ihrem Klassenzimmer.

Nabiki stand perplex an Ort und Stelle, als auch schon Tatewaki Kuno, ihr Klassenkamerad, neben ihr stand. „Nabiki Tendo, sag mir, haben sich meine geliebte Akane und Ranma Saotome endlich getrennt?“

Mit ihren braunen Augen musterte sie ihren Kollegen aufmerksam, wobei sie die Arme vor der Brust verschränkte. „Für hundert Yen verrate ich es dir!“ Schon hielt sie ihm die offene Handfläche hin und wartete auf das Geld. Und sie würde es bekommen, weil er einfach zu neugierig war, was ihre Schwester betraf.

Schon fühlte sie die Scheine. Sie zählte nach, ehe sie sie in ihre Tasche steckte und ihn zu sich zog. Leise erzählte sie ihm: „Akane kam gestern sehr spät nach Hause und heute morgen haben die beiden kein Wort miteinander geredet! Mehr weiß ich auch noch nicht, aber ich werde es herausfinden.“

„Kein Wort reden?“, wiederholte der Oberschüler perplex. Seine Augen begannen zu strahlen, als er sich in Gedanken ausmalte, wie Akane auf ihn zu gerannt kam und er sie fest in seine Arme schloss. Danach würde er gegen Ranma kämpfen und ihn besiegen! Ja, Ranma würde den Boden küssen und Tatewaki Kuno wäre der beste Kämpfer an der Furinkan-Oberschule.

Nabiki bemerkte, dass der größere Braunhaarige in Träumereien schwelgte. Somit verabschiedete sie sich vorerst mit den Worten: „Danke für das Geschäft!“
 

Akane betrat das Klassenzimmer. Sofort wurde sie von ihren Freundinnen beschlagnahmt. Immer wieder huschten deren Blicke zu Ranma, der an diesem Morgen sehr früh mit Hitomi, statt mit seiner Verlobten die Klasse betrat. Die fünf Mädchen standen um Akane herum und fragten sie aus.

Aber der Blauhaarigen war nicht nach Reden zu mute. Sie löste sich von ihren Freundinnen und trat auf ihren Platz zu. Sie hob ihren Kopf und bemerkte, dass Ranma auf seinem Stuhl saß, während Hitomi an seinem Tisch lehnte. Beide schienen sehr vertieft in ein Gespräch zu sein. Hatte er heute Morgen nicht auf sie gewartet, weil er mit Hitomi allein sein wollte? Ein unsagbarer Schmerz durchfuhr sie, während sie sich langsam den beiden näherte.

„Guten morgen, Akane“, begrüßte Hitomi die Blauhaarige freundlich. Ein kurzer Gruß folgte zurück und schon saß Akane auf ihrem Platz und kramte in ihrer Tasche. Ranma sah sie kurz an, ehe er seinen Blick von ihr löste und sich wieder voll und ganz Hitomi widmete.

Die restlichen Klassenkameraden verfolgten gespannt das Szenario zwischen dem vermeintlichen Traumpärchen. Schon begannen einige zu flüstern und stellten die wildesten Thesen auf.

Als der Lehrer kam, setzte sich jeder sofort auf seinen Platz.

Gedankenverloren starrte Akane in ihr Buch. Sie versuchte sich wirklich auf den Unterricht zu konzentrieren, aber sie schaffte es nicht. Wieso redete Ranma kein Wort mehr mit ihr? Was hatte sie ihm denn getan? Zum Glück fiel dem Lehrer ihre geistige Abwesenheit nicht auf. Und so kam sie ungestraft den Tag davon.
 

Nach der Schule schloss sich Nabiki ihrem Fastschwager und seiner Begleitung an. Hitomi betrachtete die Kurzhaarige aufmerksam, ehe Ranma sie vorstellte. „Das ist Nabiki Tendo. Sie ist Akanes Schwester! Wo ist Akane überhaupt?“

Nabiki musterte aufmerksam, das Verhalten der beiden, ehe sie schnell antwortete: „Das kostet dich etwas.“

„Nabiki“, erwiderte Ranma sauer, der ihre Erpressungen satt hatte.

Sie überlegte kurz und lächelte ihn plötzlich an. „Ausnahmsweise, aber nur weil du bald mein Schwager bist.“ Sie warf Hitomi einen schnellen Blick zu.

Das rosahaarige Mädchen senkte traurig den Kopf und schob schmollend ihre Unterlippe vor.

Nicht die geringste Regung entging dem braunhaarigen Mädchen.

Ranma wartete bereits gespannt auf die Antwort, wobei er sich größtmöglichste Mühe gab, einen uninteressierten Gesichtsausdruck zu tragen.

Endlich erlöste ihn Nabiki und antwortete: „Sie wollte heute mit einer Freundin Hausaufgaben machen. Sie meinte, dass es spät wird!“

Ranmas Augenbrauen zogen sich zusammen. Sein Blick glitt zum Himmel. Natürlich wollte sie nur Hausaufgaben machen. Wenn das nicht nach einer Ausrede klang, um sich wieder mit Ryoga zu treffen…

Plötzlich blieb er stehen. Er musste endlich herausfinden, wo sie sich herum trieb. Nach einem Blick zu den Mädels, drückte er Nabiki seinen Rucksack in die Hand und lächelte entschuldigend. „Mir ist eingefallen, dass ich etwas vergessen hab. Geht schon mal ohne mich weiter. Nabiki, würdest du meinen Rucksack mitnehmen?“ Und schon drehte sich Ranma um und rannte davon. Akane war heute wieder in dieselbe Richtung gegangen wie am Vortag. Und somit würde Ranma sie heute ausfindig machen.

Zurück blieben zwei perplexe Mädchen. Nabiki ließ ihren Blick auf den Rucksack in ihrer Hand gleiten, ehe sie unschlüssig das fremde Mädchen betrachtete. „Wie heißt du eigentlich?“

„Hitomi Suzuki“, antwortete das Mädchen skeptisch. Warum ließ Ranma sie mit Akanes Schwester stehen und wohin wollte er?

Nabiki betrachtete sie eine Weile grüblerisch. Dabei tippte sie sich immer wieder mit ihrem Zeigefinger gegen die Wange. „Hitomi Suzuki“, wiederholte sie gedankenverloren, bis sie auf die Lösung kam. „Daher kommt mir dein Gesicht so bekannt vor. Du bist die japanische Jugendmeisterin in Kampfkunst!“

Das Mädchen mit den rosa Haaren nickte und gemeinsam gingen sie weiter. „Weißt du, meinem Vater gehört eine Kampfschule. Die Alles-ist-möglich – Kampfschule für Schlägereien aller Art. Kennst du sie?“

Hitomi nickte leicht. Ranma hatte ihr bereits viel von dieser Kampfschule erzählt.

Nabiki setzte noch eins drauf: „Und wenn Ranma meine Schwester heiratet, dann werden die beiden sie leiten!“ Fröhlich grinsend ging die Braunhaarige neben der Fremden her. Heimlich beobachtete sie das Mädchen wieder.

Deren Blick verdunkelte sich mit einem Mal. Stumm ging Hitomi neben Nabiki her und versuchte die gesagten Worte zu werten. Endlich kamen sie an der Kreuzung an, wo sich ihre Wege trennten. „Wir sehen uns morgen“, verabschiedete sich Hitomi schnell und verschwand.

Nabiki blickte ihr lange nach und beschloss Akane und Ranma zu ihrem Glück zu zwingen. Langsam ging auch sie nach Hause.
 

Akane stand in der Küche des Okonomiyaki-Restaurant und kochte die erste Bestellung allein. Ukyo arbeitete sie gut ein und fand schnell heraus, dass die Blauhaarige einfach nur noch unsicher war. Somit sprach sie ihr gut zu. Natürlich half sie Akane und hatte ein Auge darauf, aber sie war sich sicher, dass das kurzhaarige Mädchen mit jedem Tag besser wurde.

Plötzlich schob sich die Küchentür auf und Yuri trat ein. „Ukyo, da draußen steht ein Junge, halb verhungert und ohne Geld. Er sagte, dass er auf der Suche nach einer Freundin sei und sich komplett verlaufen hätte. Er hätte lange nichts mehr gegessen.“

Akane und Ukyo sahen sich überrascht an. Schließlich nickte die Restaurantchefin zu und gab noch Anweisungen: „Lass das Okonomiyaki nicht verbrennen. Ich bin gleich wieder hier.“

Akane nickte und blieb allein in der Küche zurück.

Ukyo trat gemeinsam mit der Blondine in den Gastraum und erblickte sofort ein bekanntes Gesicht. „Ryoga! Hab ich es mir doch gedacht!“ Sie führte ihn an einen Tisch am Fenster und setzte sich hinzu.

„Woher wusstest du, dass ich es bin“, fragte der geschwächte Junge ärgerlich zurück.

Ukyo begann zu lachen und erklärte ihm freundlich: „Es gibt nur einen Jungen, der absolut keinen Orientierungssinn hat. Halb verhungert und ohne Geld… Wer sollte denn das schon sein?“

Sie winkte ihrer Kellnerin zu und lächelte. „Er ist ein Freund von mir. Bring ihm, was auch immer er möchte!“

Ryoga bestellte sofort eine ganze Flasche Wasser.

Als die blonde Bedienung verschwand, starrte Ukyo ihn fragend an. „Wen suchst du überhaupt?“

Eine leichte Röte zierte seine Wangen. „Ich hab Akane gesucht. Ich wollte sie gestern von der Schule abholen und hab mich total verlaufen.“

„Ach so? Akane ist hier“, antwortete Ukyo und stand auf. „Sie ist in der Küche und bereitet gerade Okonomiyaki zu. Ich werde ihr sagen, dass sie es dir bringen soll. Dann kannst du dich mit ihr ungestört unterhalten“, zwinkerte sie dem Jungen zu und verschwand wieder in der Küche.
 

Ranma betrat das ‚Cat-Cafe’ von der Amazone Cologne. Die alte Dame war bestimmt an die dreihundert Jahre alt und ihm war nur allzu bewusst, was ihn erwartete. Allerdings tat er es um Akane zu finden. Und nur so konnte er herausfinden, ob sie überhaupt hier war.

Die Glocke läutete, einige Kunden blickten zur Tür.

Der große Junge trat ein und wurde sofort von Mousse begrüßt. „Ranma, was führt dich hier her?“ Der junge Mann mit dem Schulterlangen Haar und Brille jobbte im Cafe.

Ranma fand ihn recht nett. „Hallo, Mousse, ich bin auf der Suche nach Akane. Hast du sie geseh…“, weiter kam der Schwarzhaarige nicht mit seiner Frage, denn ein lilahaariges, zierliches Mädchen rief seinen Namen durch den Laden und hing wenige Sekunden später um Ranmas Hals und versuchte ihm einen Kuss aufzudrücken. „Airen! Shampoo dich vermissen!“, erzählte sie ihm verliebt. „Wo du so lange gesteckt?“

„Shampoo… ich… du erdrückst mich“, versuchte Ranma sich zu lösen.

Mousse beobachtete die beiden sehr eifersüchtig und verschränkte seine Arme vor der Brust. Bissig erwiderte er: „Akane ist nicht hier! Such sie woanders!“

Überrascht hielt das Mädchen der Amazonen inne und fixierte ihn zornig. „Du suchen Akane?“

Ranma löste sich schnell von ihr und nickte: „Ja, ich suche Akane. Habt ihr sie gesehen?“

„Nein“, widersprach Mousse rasch, während Shampoo ihre kleinen Hände zu Fäusten ballte. „Du nicht gekommen um Shampoo zu sehen?“ Ihre Stimme klang wütend.

Ranma hob entschuldigend die Hände. „Ein andermal, Shampoo“, erklärte er schnell und verschwand aus dem Laden.

Wütend sah ihm die lilahaarige Amazone nach, ehe sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. „Ich beseitigen Akane, dann Ranma mich heiraten“, murmelte sie vor sich hin. Leider stand Mousse sehr nah und vernahm ihre Worte. Eifersüchtig ballte auch der, um zwei Köpfe größere, Junge seine Hände. Ranma, das nächste mal bist du dran, schwor er sich.
 

Ukyo half Akane die Okonomiyaki auf die Teller zu verteilen und richtete sie auf die Theke. Einen Teller aber drückte sie Akane selbst in die Hand. Es war ihr selbst zubereiteter Okonomiyaki. „Draußen sitzt ein Junge, der dich sehen möchte“, erzählte Ukyo geheimnisvoll. „Tisch 1, du kannst ihn nicht übersehen. Er hat dunkle Haare und sieht recht gut aus!“

Akane schlug das Herz mit einem Mal bis zum Hals. Ranma? Konnte sie Ranma meinen? Ihre Hände wurden ganz feucht. Skeptisch blickte sie zu Ukyo. Aber ihre Klassenkameradin sah in ihr doch immer eine Konkurrenz, warum sollte die Braunhaarige sie und Ranma zusammen bringen? Mit einem Seufzer betrachtete sie die Schwingtür. Wenn sie nicht hinausging, würde sie es auch nicht erfahren. Sie sammelte all ihren Mut und trat entschlossen in den Gastraum. Am Fenster saß ein dunkelhaariger Junge, aber es war nicht Ranma. „Ryoga“, stieß sie aus und eilte zu dem Jungen. „Wo bist du gewesen?“

Endlich war sie da. Seine Akane. Sie setzte sich ihm gegenüber und reichte ihm einen Teller Okonomiyaki. „Hier ist etwas zu Essen“, lächelte sie und musterte Ryoga. Er sah geschwächt aus, übermüdet und recht schmutzig. Sie fragte sich, wo er nur gesteckt hatte.

„Ich wollte dich gestern Nachmittag von der Schule abholen, Akane. Dabei hab ich mich verlaufen“, gestand er leise. In Windeseile hatte er das Okonomiyaki verschlungen.
 

Ranma rannte an den Geschäften und Restaurants vorbei, bis er auf der gegenüberliegenden Straßenseite Ukyos Okonomiyaki-Restaurant sah. Er entschloss sich bei ihr nach Akane zu suchen, als er die Blauhaarige auch schon an einem der Fenstertische sitzen sah. Ihr gegenüber saß, wie nicht anders zu erwarten, Ryoga.
 

Ukyo trat aus der Küche heraus und servierte ihm noch eins, auch Akane erhielt einen Teller. Überrascht blickte die Blauhaarige auf, doch die Braunhaarige zwinkerte ihr zu. Schon verschwand sie wieder in der Küche.

Akane tadelte ihn liebevoll, dabei musste sie aber lächeln: „Es ist doch immer das gleiche mit dir!“ Sie wollte nun endlich Ryoga die Wahrheit sagen. „Weißt du, ich hab mich früher immer gewundert, wenn P-Chan verschwunden war.“

Ryoga wollte gerade das nächste Okonomiyaki runter schlingen, als er aber inne hielt. Eine zarte Röte legte sich auf seine Wangen.

„Ich wusste nicht, dass du P-Chan bist. Obwohl es mir hätte auffallen müssen“, lächelte sie verlegen. „Es tut mir leid, Ryoga. Für alles was du mit mir hast durchmachen müssen.“ Sie blickte auf und sah ihm direkt in seine braunen Augen.

Er legte das Besteck zur Seite und fasste vorsichtig über den Tisch nach ihrer Wange. Sanft strich er ihr mit dem Daumen darüber. „Mir tut es leid, Akane. Ich hätte es dir früher sagen müssen!“

Akane starrte ihn an und errötete.
 

Dem Dunkelhaarigen entging nichts. Selbst der Rotschimmer auf Akanes Wangen nahm er wahr. Ranma ballte seine Hände zu Fäusten und brodelte vor Eifersucht. Am liebsten wäre er sofort zu ihr gestürmt, hätte sie von diesem Schwein getrennt und Ryoga vermöbelt. Als er sein Vorhaben umsetzen wollte, spürte er plötzlich jemanden an seinem Arm hängen. „Armer Airen!“, vernahm er eine allzu bekannte Stimme. „Akane so gemein seien!“

„Shampoo?“ Er blickte direkt auf den lilafarbenen Haarschopf hinab. „Bist du mir etwa gefolgt?!“

Doch das lilahaarige Mädchen ignorierte ihn. „Akane sich mit Ryoga treffen, während Airen Akane suchen! Das nicht fair“, erklärte sie ihm traurig. Obwohl sie sich innerlich freute. Endlich war Akane keine Konkurrenz mehr und Ranma gehörte ihr ganz allein.

Total perplex über Shampoos Erscheinen, merkte er nicht, wie in diesem Moment Akane ihren Kopf zum Fenster drehte und ihn erfasste.
 

Akane riss ihre Augen auf. Doch schon ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Dieser elendige Casanova. Jetzt war also wieder Shampoo an der Reihe. Es machte ihm wohl Spaß mit den Mädchenherzen zu spielen.

Ryoga zog seine Hand zurück und verfolgte verwirrt Akanes Reaktion. Er blickte ebenfalls hinaus und entdeckte Ranma, wie er mit Shampoo von dannen zog.

„Es tut mir leid“, sagte Akane ohne Ryoga einen weiteren Blick zu würdigen. Sie schob ihren Teller mit zu seinem, stand auf und verschwand in der Küche. Dort wollte sie für sich eine Ablenkung suchen um diesen Idioten endlich aus ihrem Kopf zu verbannen.

Ukyo erwartete sie bereits ganz neugierig, aber aufgrund Akanes Laune, verstummte sie.
 

Ranma wurde widerwillig von Shampoo mitgezogen. Sie brachte sein ganzes Vorhaben zum Scheitern. Er wollte mit Ryoga kämpfen und ihm zeigen, an wessen Seite Akane gehörte… Er erstarrte. Was dachte er denn da? Eigentlich sollte er doch froh sein, dieses Machoweib endlich los zu sein.

Die große Leere breitete sich in ihm aus. Wieder fühlte er die Einsamkeit in sich. Es war ein erdrückendes und niederschmetterndes Gefühl.

Er blieb stehen, woraufhin sich Shampoo überrascht umdrehte. Sein Gesicht blieb ihr verborgen, denn er hatte den Kopf gesenkt. Sanft löste er sich aus der Umklammerung. „Ein andermal, Shampoo“, wiederholte er sich und sprang auf den nächsten Zaun. Von dort auf das nächste Hausdach und verschwand in die Nacht. Sie sollte nicht die einzelne Träne sehen, die ihm langsam über die Wange rollte.
 

Spät in der Nacht kamen auch Akane und Ryoga zurück. Es war wieder nach Mitternacht und ohne große Worte verschwand die Blauhaarige in ihrem Zimmer. Traurig legte sie sich ins Bett und schlief schnell ein.

Ryoga verschwand ebenfalls ins Bett ohne zu merken, dass Ranma noch wach lag.

Er spürte die Wut auf seine Kontrahenten, dennoch riss er sich zusammen. Ein Kampf würde nur alle wecken und er müsste dann erklären, warum sie kämpften. Er drehte sich zum Fenster und ballte die Hände. Lange sah er hinaus.
 

Ranma konnte die Nacht überhaupt nicht schlafen und brach somit ganz früh zur Schule auf.
 

Überrascht, dass Ranma bereits weg war, verließen auch Nabiki und Akane das Haus früher, als sonst. An einer Kreuzung trafen die Mädchen Hitomi, die sie mit einem strahlenden Lächeln begrüßte. „Hallo“, begrüßte sie die Tendo-Schwestern fröhlich bis sie bemerkte, dass Ranma nicht bei ihnen war. „Wo ist denn Ranma?“

„Das wissen wir auch nicht“, antwortete Akane und ging weiter. Sie war verwirrt und sehr müde. Sie verstand Ukyo, wieso sie die Schule schwänzte. Während Akane nur abends aushalf, hatte die Restaurantchefin schon seit dem Mittag soviel zu tun. Um zehn Uhr abends schloss sie den Laden und danach setzten sich die beiden Mädchen noch hin um Hausaufgaben zu machen und zu lernen.

Es war bereits der zweite Morgen infolge, an dem Akane alleine auf dem Schulhof erschien. Von Ranma fehlte jede Spur. Wieder wurde sie zum Blickpunkt der Schule, wieder begann das Getuschel. Immer mehr Gerüchte kursierten in der Schule.

Als Akane das Klassenzimmer betrat, entdeckte sie Ranma auf seinem Platz sitzen. Gedankenverloren starrte er vor sich hin. Sie fühlte wie sich ihr Herz verkrampfte, ignorierte es aber. So war das nun mal. Sie konnten sich nicht leiden, aus diesem Grund gingen sie sich aus dem Weg. Schweigend ging sie an ihm vorbei und setzte sich.

Er hatte sie sehr wohl bemerkt. Und er wollte etwas sagen. Nur was genau, wusste er noch nicht. Er wünschte sich, es wäre alles wie vor ein paar Wochen. Sie hatten sich gestritten, gegeneinander gekämpft und miteinander geredet. Was war passiert, dass sich alles plötzlich geändert hatte? Er fasste sich ein Herz, sammelte all seinen Mut und drehte sich nach links um Akane anzusehen, als aber Hitomi vor ihm stand und ihn argwöhnisch ansah. „Wo bist du gewesen?“

Sein Mut verschwand. Langsam senkte er die Augen, bevor er zögernd antwortete: „Ich konnte nicht mehr schlafen und bin deshalb schon früher los.“

Akane vernahm seine Worte. Unsicher blickte sie auf und sah erst jetzt die tiefen Augenringe, die sein blasses Gesicht zierten.

Besorgt kniete sich Hitomi vor ihm nieder und legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel. „Ist etwas passiert?“

Diese Reaktion blieb niemandem verborgen.

Akane riss entsetzt ihre Augen auf.

Die inzwischen gut gefüllte Klasse stoppte alle Gespräche und starrte auf Ranma und die Neue.

„Nein, alles in Ordnung“, beharrte Ranma.

Keiner rührte sich, erst als der Lehrer die Klasse betrat und mit Wohlwollen die Pünktlichkeit seiner Schüler vernahm, nahmen alle Platz und konzentrierten sich auf den Unterricht.

Im Laufe des Tages war das Verhalten von Hitomi, Ranma und Akane Schulgespräch Nummer eins. Jeder beobachtete die drei und sobald sich etwas tat, wurde darüber spekuliert, ob die Verlobung nun wirklich beendet war und ob die Neue die Schuld daran trug.
 

Ranma ging wieder mit Nabiki und Hitomi nach Hause.

Akane hatte sich wieder am Schultor verabschiedet, mit der Ausrede, sie wolle mit einer Freundin lernen, und brach in entgegen gesetzte Richtung auf.

Inzwischen hatte Ranma ihre Lügen satt. In seinen Augen sollte sie zu ihrer Beziehung mit Ryoga stehen.

Nachdem er das Tendo-Anwesen betrat, verzog er sich sofort im Dojo. Er begann zu trainieren, als kurz nach ihm die Tür aufging und ein fröhlich grinsender Ryoga hereinspazierte. „Hallo“, begrüßte er seinen alten Klassenkameraden.

Ranma funkelte ihn wütend an und griff sofort an.

Ryoga, total überrumpelt von diesem Angriff, spürte einen starken Tritt in seiner Magengegend und flog gegen die Wand. Der Aufprall tat weh, aber seine Wut stieg ins unermessliche. „Was soll das?!“, fauchte er und griff nun seinerseits an.

„Gar nichts“, erwiderte Ranma finster drein blickend und wich Ryogas Angriffen aus.

Beide Jungs waren gleich stark und sie schenkten sich nichts.

„Für gar nichts ist das aber jede Menge! Gib es zu, du bist eifersüchtig auf mich“, grinste er hämisch und griff Ranma an.

„Warum?“ Der Schwarzhaarige mit Zopf tat gelangweilt, auch wenn er innerlich komplett angespannt war.

Ryoga grinste überheblich. Immer weiter drängte er Ranma zurück, der auswich um keinen Treffer zu kassieren. „Weil ich mit Akane aus war!“

Ranma wurde richtig wütend, sprang in die Luft und griff von oben an.

Ryoga wich aus und stand leicht außer Atem seinem Nebenbuhler gegenüber. „Aber“, keuchte er. Wieder legte er ein breites Grinsen auf. „Du hattest doch sicherlich auch Spaß mit Shampoo!“

Nun war es Ranma, der erstarrte.

Ryoga ergriff die Chance zum Angriff und schlug auf Ranma ein. Dieser flog auf den Boden.

Langsam rappelte sich der Schwarzhaarige wieder auf und blickte den anderen Schwarzhaarigen herausfordernd an. „Woher willst du denn das wissen?“

Ryoga griff an. Er sprintete los und boxte immer wieder. „Ganz einfach. Wir haben euch gesehen. Gestern Abend vor Ukyos Restaurant.“

Ranma wich jedem Schlag geschickt aus. Dennoch hörte er überrascht Ryoga zu. „Ihr habt uns gesehen?“ Wieder ein unaufmerksamer Moment und Ranma kassierte einen erneuten Schlag. Dieser war so kräftig, dass er es war, der an die Wand flog. Wieder stand der Junge auf, allerdings stellte er sich nicht Kampfstellung, sondern normal hin. „Akane hat uns gesehen?“, wiederholte er ungläubig. „Ich muss zu ihr“, sagte er noch, ehe er zur Dojotüre lief.

Kaum war diese geöffnet, vernahm er Ryogas Stimme. „Sie ist unterwegs. Sie meinte, dass sie nicht vor Mitternacht zurück wäre.“

Ranma drehte sich um und blickte sauer seinem Kontrahenten ins Gesicht. „Woher willst du das wissen?!“

Ryoga lachte plötzlich: „Du solltest Nabiki und Kasumi auch mal zuhören, wenn sie sich unterhalten.“

Wieder funkelte Ranma Ryoga an.

Der schwarzhaarige Junge mit dem verstrubbelten Haar ging gelangweilt an seinem ehemaligen Schulkameraden mit Zopf vorbei, doch schon spürte er einen kräftigen Tritt im Hintern und flog in den Gartenteich.

Ranma folgte ihm schadenfroh. „Du solltest lieber aufpassen, was du sagst“, konterte er, doch schon spritzte es aus dem Teich und der Junge wurde nass.

Jetzt stand ein weiblicher Ranma im Garten und ein kleines schwarzes Ferkel kroch aus dem Teich. Ranma ballte seine kleinen zierlichen Hände zu Fäusten und funkelte Ryoga wütend an. „Na, warte, P-Chan, das hast du nicht umsonst getan!“

Schon lief das Ferkel vor Ranma weg und dieser jagte ihm hinterher.
 

Akane stand mit Ukyo in der Küche und räumte auf. „Darf ich dich etwas fragen?“

Überrascht blickte die Braunhaarige auf. Was konnte es geben, wobei Akane ihre Hilfe brauchte?

Das Telefon begann zu läuten. Ukyo nahm das Gespräch entgegen und lauschte den Worten des Anrufers. „Das ist doch großartig. Ich freu mich. Bis morgen. Danke, Motoki!“

Aufmerksam wartete Akane bis Ukyo das Gespräch beendete und sah sie an.

„Das war mein Koch. Er kommt morgen zurück. Ist das nicht toll?“, freute sich Ukyo.

„Wenn dein Koch wieder hier ist…“, Akane zögerte. „Würdest du mir dann trotzdem weiterhin zeigen, wie man kocht?“

Ukyo drehte sich ganz zu der Kurzhaarigen um. „Ist das dein Ernst?“

Akane nickte. Ihr wurde unwohl.

„Warum?“

Eine schlichte und ganz einfache Frage. Die Frage auf alles. Akane schluckte. Sie musste Ukyo die Wahrheit sagen. „Ranma und ich hatten Streit. Er sagte gemeine Dinge zu mir und ich wollte Kochen lernen um ihm eins auszuwischen.“

Überrascht zwinkerte Ukyo. So kannte sie Ranma gar nicht. Gut, er und Akane stritten sich häufiger, aber dass er seine Verlobte so beleidigt, dass sie sogar zu ihr, Ukyo, kam um Hilfe zu erbitten, dann musste es wirklich ernst sein.

Plötzlich zwang sich Akane zu lächeln. „Ach, vergiss es einfach. Er redet sowieso nicht mehr mit mir.“

Diese Sache überraschte Ukyo noch mehr, als die Bitte um Hilfe zuvor. „Was? Wieso redet er nicht mehr mit dir?“

„Ich weiß es nicht. Seit drei Tagen wechselt er kein Wort mehr mit mir. Er ignoriert mich, als gäbe es mich gar nicht.“

Mit großen Augen nahm die Braunhaarige jedes Wort in sich auf. Auch wenn sie Akane bemitleidete, so war sie immerhin auch Konkurrenz. Obwohl… Als Konkurrentin sah sie Akane nicht mehr. Sie mochte das blauhaarige Mädchen mittlerweile ganz gerne. Beide verließen das Restaurant und gingen ins obere Stockwerk in Ukyos Wohnung, um dort noch Hausaufgaben zu machen und zu lernen.
 

Freitag, der letzte Schultag in der Woche. Alle Schüler erwarteten gespannt ob sich noch vor dem Wochenende etwas tat. Die Spannung lag förmlich in der Luft und jeder wartete nur darauf, dass sich etwas zwischen dem Traumpaar der Furinkan-Oberschule tat.
 

Endlich konnte auch Ukyo wieder die Schule besuchen. Als sie das Klassenzimmer betrat und Ranma vorfand, der sich angeregt mit einem rosahaarigen Mädchen unterhielt, stutzte sie. Aber gegen das schnelle Herzklopfen in ihrem Brustkorb kam sie nicht an und so trat sie mit glänzenden Augen auf ihren Verlobten zu und warf sich ihm um den Hals. „Ran-Schatz“, quietschte sie glücklich und drückte sich an den verwirrten Jungen.

Hitomi hielt inne und betrachtete argwöhnisch das fremde Mädchen in männlicher Schulkleidung.

„Ukyo“, stellte Ranma erfreut fest und schob sie von sich. „Schön, dass es dir wieder gut geht!“

Skeptisch musterte sie erst Ranma, ehe ihr Blick über das fremde Mädchen glitt. Hatte er sich deswegen nicht um sie gekümmert? Er war nicht ein einziges Mal bei ihr um nach ihrem Befinden zu fragen. Einzig und allein Akane hatte sie besucht. Ihr Blick wurde zornig. War Ranma etwa verliebt? Ließ er sie deswegen sitzen?

Hitomi betrachtete das Mädchen nicht minder überrascht. „Ich bin Hitomi“, stellte sie sich vor. „Ich bin neu hier.“

„Ich bin Ukyo“, erklärte die Braunhaarige und starrte das Mädchen mit dem rosa Haar feindselig an. „Und ich bin Ranmas Verlobte.“

„Ukyo“, mischte sich der Junge ein, wurde aber eiskalt ignoriert.

Hitomi warf Ranma einen überraschten Blick zu, ehe sie ein zynisches Lächeln aufsetzte: „So, so, also damit wären es schon zwei Verlobte.“ Ihr Blick traf Ranma und erheitert bemerkte sie: „Du musst mir unbedingt erzählen, wie es dazu kam.“ Wenn es zwei Verlobte waren, dann war das ganze ja nicht so ernst. Sie musste sich keine Sorgen machen, dass Ranma Akane wirklich heiratete.

Ukyo ging zu ihrem Platz, als Akane die Klasse betrat.

Ihre Augen trafen die von Ranma, ehe sie ihren Namen rufen hörte.

Es war Ukyo, die Akane zu sich winkte.

Schnell stand Akane bei ihrer Freundin, während Ranma irritiert das Verhalten der zwei Mädchen beobachtete.

Umso überraschter war er, als Ukyo genauso fit mit dem aktuellen Unterrichtsstoff war, wie der Rest der Klasse. Er musste unbedingt mit ihr reden.
 

In der Pause stand Ranma auf und ging zu Akane und ihren Freundinnen, bei denen auch Ukyo dabei stand. Die Braunhaarige hatte sich noch nie etwas aus Akane und deren Freundinnen gemacht und nun stand sie inmitten dieser Gruppe, ratschte und lachte.

Die restlichen Klassenkameraden verfolgten gespannt Ranma. Gleich würde etwas passieren, da waren sie sich sicher.

Ranma stellte sich Akane gegenüber, die im selben Moment erstarrte. Zögernd erwiderte sie seinen Blick. „Ukyo“, begann er schließlich und sah die Braunhaarige rechts von sich an. „Könnte ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“

„Aber Ran-Schatz“, erwiderte die Braunhaarige: „Meine Freundinnen dürfen alles wissen.“

Erstarrt über diese Aussage, stotterte er: „Freu… Freundinnen?!“

„Natürlich“, lachte sie und trat zu Akane. Schnell legte sie ihrer neu gewonnen Freundin den Arm um die Schulter. Es war nicht gelogen. Ukyo hatte sich in den letzten Tagen wirklich mit Akane angefreundet und wusste nun auch bestens Bescheid über das seltsame Verhalten der beiden. Akane hatte jemanden gebraucht, bei dem sie sich ausweinen konnte. Sie hätte niemand anderen gewusst und Ukyo schwor sich, dass Akanes Geheimnisse bei ihr sicher waren.

„A…aber“, begann er wieder, doch die Pause war um. Verwirrt setzte er sich auf seinen Platz und beobachtete heimlich Akane und Ukyo. Seit wann waren die beiden Freundinnen? Sie hätten sich vor ein paar Wochen noch die Augen auskratzen können.
 

Zeitgleich hatte Nabiki Sport. Ausnahmsweise zusammen mit den Jungs. Einer der beiden Sportlehrer war krank und bevor die Stunde ausfiel standen sie gemeinsam in der Halle. Die Braunhaarige stand, gekleidet in ihrem Schulsportdress, vor dem Bock. Ihre Augen glitten durch die Halle und blieben an ihrem Klassenkameraden Tatewaki Kuno hängen. Dieser spielte mit dem männlichen Klassenanteil Handball, während die Mädchen das Vergnügen in Leichtathletik hatten. Sie beobachtete ihn. Er schlug den Ball während dem Laufen auf den Boden und warf ihn zu seinem Mitspieler. Das verschwitzte Haar klebte ihm an der Stirn, während sein Oberkörper sich unter der schnellen Atmung hob und senkte. Dass Sportdress zeigte ihr, wie gut gebaut er war. Seine Beinmuskulatur, wie auch die Armmuskulatur waren gut ausgeprägt. Es wunderte sie nicht, dass so viele Mädchen dem Jungen nachliefen. Andererseits verstand sie ihn nicht, wie er einzig und allein nur ihrer jüngeren Schwester und Ranmas weiblicher Seite nachstellte. Er könnte doch jede haben. Warum also ausgerechnet Akane und Ranma?

Ganz in Gedankenversunken nahm Nabiki Anlauf. Sie rannte auf den Bock zu, stützte ihre Hände auf das Gerät und schwang ihre Beine drüber. Im Flug vernahm sie entsetzte Schreie. Schon spürte sie einen harten Schlag im Gesicht. Rückwärts fiel Nabiki vom Bock auf den Boden und rührte sich nicht mehr.

„Kannst du nicht aufpassen?!“, brüllte Tatewaki Kuno plötzlich einen Jungen aus der Klasse an und rannte zu seiner Mitschülerin. Die war bereits von der Gruppe Mädchen eingekreist.

Der Oberschüler drängelte sich durch die Mädchen durch und sah seinen Sportlehrer an.

„Sie muss sofort zur Schulschwester“, vernahm er die Worte seines Lehrers. Bevor dieser allerdings zwei Mädchen beauftragen konnte Nabiki dorthin zu bringen, kniete Kuno sich zu ihr, nahm sie wie ein Baby auf die Arme und ging los. Überrascht zwinkerten alle und starrten Kuno nach.

Der Lehrer ermahnte sie wieder zur Aufstellung und so ging der Sportunterricht weiter.

Wenige Minuten später hatte Kuno das Schwesternzimmer der Schule erreicht. Er öffnete die Klinke mit seinem Ellbogen und drückte die Tür auf. Mit einem lauten „Hallo“, trat er ein und steuerte das Bett an. Sanft legte er Nabiki ab.

Seine Augen hafteten auf dem süßen Mädchengesicht, das er nun schon so lange kannte. Eine Strähne hatte sich aus ihrer Frisur gelöst und hing ihr übers Gesicht. Sanft strich ihr Kuno diese Strähne hinters Ohr und betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte eine Platzwunde an der Stirn. Besorgt registrierte er, dass sie stark blutete. Aber dennoch glich ihr Anblick einem Engel. Sie sah so friedlich aus…

„Was ist passiert?“, vernahm er plötzlich das laute Organ der Schulschwester.

Kuno erschrak, sprang auf und errötete leicht. „Ein Ball hat sie am Kopf getroffen!“

Schnell verfrachtete die Schwester den Schüler vor die Tür, um sich danach ihrer Patientin zu widmen.

Tatewaki Kuno fand sich vollkommen verdattert auf dem Schulgang wieder. Wie ein Engel… Hatte er das wirklich gedacht? Die Röte auf seinen Wangen verschwand nicht, dafür bekam er jetzt noch Herzklopfen und ein angenehmes Kribbeln im Magen. Nabiki Tendo…

Nach einer ganzen Weile öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer wieder. Die Schwester lächelte den Jungen an. „Es ist ganz harmlos. Die Platzwunde hab ich versorgt und wach ist sie auch schon wieder. Du kannst wieder reinkommen“, erzählte sie freundlich und trat zur Seite.

Kaum stand Tatewaki Kuno im Zimmer, verließ die Schwester es zur Nebentür. Sie musste den Unfall noch in die Schulakte schreiben.

„Tatewaki“, erkannte Nabiki ihren Klassenkameraden verwirrt.

Mit klopfendem Herzen trat der Junge an das Krankenbett und betrachtete sie aufmerksam. „Geht es dir gut?“ Seine Stimme klang ganz rau vor Nervosität.

Nabiki zwinkerte überrascht. Mit einem Mal breitete sich eine Gänsehaut über ihren Körper aus. „Ja“, lächelte sie ihn an. Sie blickte sich um. „Was ist eigentlich passiert?“

Tatewaki setzte sich zu ihr. „Einer der Jungs hat den Pass nicht fangen können. Der Ball ist dir ins Gesicht geflogen. Du hast eine Platzwunde an der Stirn“, er blickte ihre Stirn an, auf der ein Pflaster klebte. Vorsichtig hob er seine linke Hand und strich zärtlich mit der Fingerkuppe seines Zeigefingers über das Pflaster.

Mit großen braunen Augen starrte Nabiki ihren Schulkameraden an. Als sie seine Fingerspitzen an ihrer Stirn fühlte, begann ihr Herz zu rasen. Sie verharrte reglos. Ihr Körper spannte sich an, wartete auf den Schmerz, den er eigentlich mit seiner Berührung hätte auslösen müssen, dennoch spürte sie nur das sanfte Streicheln seiner Fingerkuppen.

Plötzlich sah er sie direkt an. Seine braunen Augen trafen die ihren. Wie verzaubert blickten sie einander an.

Tatewaki hatte das Gefühl in ihren Augen zu ertrinken. „Nabiki“, hauchte er. „Ich kenne dich schon so lange, aber dieses… dieses“, unterbrach er sich, auf der Suche nach dem richtigen Wort. „Verlangen in mir, ist so neu!“

Nabiki verstand seine Worte. Ihr Herz sprang im Dreieck und ihr Magen fuhr Achterbahn mit Loopings. Immer noch war ihr Körper von einer Gänsehaut überzogen. Sprachlos schaute sie ihm in die Augen. Sie fühlte dasselbe. Früher hatte sie in ihm einen Kameraden gesehen, einen naiven Jungen, der alles dafür bezahlte, um jede noch so kleine Information zu bekommen. Doch nun fühlte sie sich wie auf Wolken. Das ihr das bei Kuno passierte, darauf wäre sie nie gekommen. Sie schluckte. „Es ist wie Liebe auf den zweiten Blick“, versuchte sie ihre Gedanken, ihre Gefühle zu erklären.

Kuno betrachtete sie stumm. Sie verstand ihn und sie fühlte ebenso. Wie in Zeitlupe beugte er sich über sie.

Nabiki starrte ihn an. Sah wie sein Gesicht dem ihren näher kam. Ihr Herz klopfte so wild in ihrer Brust, dass sie glaubte, es würde ihr herausspringen. Ein kribbeliges Verlangen breitete sich in ihrem Körper aus. Sie stützte sich auf ihre Unterarme ab, hob ihren Oberkörper an um ihm ein wenig entgegenzukommen. Wenige Sekunden später berührten sich ihre Lippen und sie versanken in einen schüchternen Kuss.

Diese Schüchternheit hielt nicht lange, als Nabiki mehr wollte. Aufgeregt fuhr ihre Zunge über Kunos Lippen. Sie bat stumm um Einlass. Tatewaki kam ihrem Wunsch nach und schon spürte er ihre Zunge in seinem Mund. Sie erforschte erst alles, ehe sie seine Zunge sanft anstupste und ein zärtliches Gerangel entfachte.

Immer forscher drängte Tatewaki sie zurück, bis er endlich in ihrer Mundhöhle war. Dort fochten ihre Zungen einen weiteren Kampf aus, bei dem es keinen Sieger gab.
 

Die Tür wurde aufgerissen und eine atemlose Akane Tendo rannte in das Zimmer. Dicht hinter ihr trat Ranma ein, der überrascht und entsetzt sogleich auf das Pärchen im Krankenbett starrte. „Nabiki“, keuchte Akane, ehe auch sie ihren Blick auf ihre Schwester warf, die mit Kuno knutschte. Entsetzt weiteten sich die Augen der Blauhaarigen, bevor sie ihre Hände vor ihr Gesicht schlug.

Ranma hingegen begann schamlos zu grinsen. „Dann dürften Kunos lästige Annäherungsversuche wohl endgültig vorbei sein.“

Tatewaki und Nabiki trennten sich rasch. Beide blickten auf und erkannten Akane und Ranma im Zimmer stehen. Kuno errötete leicht, während Nabiki ihre Schwester und ihren Fastschwager angriente. „Schade, dass ich meine Kamera nicht dabei habe.“

„Das gleiche wollte ich sagen“, erwiderte Ranma, der sich plötzlich ungemein für Nabiki und Tatewaki freute.

Nabiki lächelte zurück, als die Nebentüre aufging und die Krankenschwester wieder zurückkam. „Ich habe Ihren Schulunfall in Ihre Akte geschrieben. Ich denke, Sie können jetzt nach Hause gehen.“ Mit diesen Worten verschwand die Schwester wieder und schloss die Türe.

Tatewaki stand auf. Seine Wangen waren immer noch gerötet. Nabiki schwang ebenfalls ihre Beine aus dem Bett und richtete sich auf. Schon umklammerte sie den Arm ihres Klassenkameraden und zog ihn mit sich. „Schatz, komm jetzt“, wies sie ihn an.

Dieses Wort klang in Kunos Ohren so anders. Sie hatte ihn früher immer mit „Schatz“ angeredet, aber nach diesem Kuss, nach diesen Gefühlen bekam dieses Wort gleich einen anderen Stellenwert. Mit einem entrückten Lächeln ließ sich Tatewaki Kuno mitziehen.

Akane löste ihre Hände wieder und sah ihrer Schwester und deren Klassenkameraden irritiert nach.

Ranma hingegen wich das Lächeln nicht mehr von den Lippen. Endlich war er Kuno, als Verehrer wie auch als Kontrahent, los. „Deiner Schwester ging es anscheinend noch nie besser“, erklärte er seiner Verlobten jetzt fröhlich. „Die Sorgen waren vollkommen unbegründet!“ Er ging voraus um seine Schulsachen zu holen und danach den Heimweg anzutreten.

Akane ballte ihre Hände zu Fäusten und holte ihn schnell wieder ein. „Ich konnte ja auch nicht wissen, dass Kuno sich so intensiv um sie kümmert“, widersprach sie schnell und leicht angesäuert.

Ranma blieb plötzlich stehen, grinste sie bis über beide Ohren an und stupste ihre Nase sanft an. „Jetzt weißt du es“, sagte er, mit einem zärtlichen Unterton in der Stimme.

Akane starrte ihn an. Er redete wieder mit ihr und er war lieb zu ihr. Schwang da nicht auch ein Hauch von Zärtlichkeit in seinen Worten mit? Ihr Herz begann mit einem Mal zu rasen. So sehr es auch in den letzten Tagen schmerzte, schaffte er es mit ein paar Worten sie wieder vollkommen durcheinander zu bringen.
 

Wie lange sie im Schulgang standen, wusste Akane nicht mehr. Ihr war nur eins bewusst: Der letzte Schultag in dieser Woche war auch endlich um. Jetzt kam das lang ersehnte Wochenende. Akane und Ranma gingen wieder schweigend nach Hause. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.

Nabiki wurde von Tatewaki nach Hause gebracht und als Ranma und Akane auf das Tendo-Anwesen zukamen, erkannten sie wer sich da so leidenschaftlich in den Armen lag.

Wieder trat das breite Grinsen auf die Lippen des Dunkelhaarigen. Im Vorbeigehen konnte er sich einen frechen Kommentar nicht verkneifen: „Nehmt euch ein Zimmer!“

Akane, die ebenfalls an ihnen vorbeiging, senkte verlegen ihren Blick zum Boden. Nabiki war überhaupt nicht schüchtern, was solche Dinge betraf. Wieso war es dann ihr so unangenehm? Als Ryoga sie dabei erwischte, dass sie ihn fast geküsst hätte… In dem Moment wäre sie am liebsten vor Scham im Boden versunken. Natürlich hatte sie seine Frage, ob er denn stören würde, mit „nein“ beantwortet. Aber Ranma… Hatte sich seine Antwort nicht nach einem klaren „ja“ angehört? Akane betrat das Grundstück, ging ins Haus und direkt in ihr Zimmer. Sie musste ihre Gedanken wieder in Ordnung bringen. Dazu brauchte sie Ruhe.
 

Beim Abendessen saß Nabiki mit einem verklärten Blick am Tisch und stocherte gedankenverloren in ihrem Essen herum.

Kasumi freute sich über das Lob ihres Vaters, das ihm das Essen ausgezeichnet schmeckte, und Genma schlang alles schnell in sich hinein. Es schien ihm auch zu schmecken.

Akane und Ranma saßen auch wieder nebeneinander. Es war für beide ein komisches Gefühl wieder zusammen am gleichen Tisch zu sitzen.

Akane war die ganze Woche nur zum Schlafen zu Hause gewesen, ansonsten den ganzen Tag unterwegs. „Wo ist Ryoga?“, fragte das blauhaarige Mädchen in die Stille, als sie ihren Freund nicht entdecken konnte.

Ranma verschluckte sich, während Kasumi ihre Schwester aufmerksam ansah: „Ryoga ist gestern wieder aufgebrochen. Er wollte auf eine Trainingsreise gehen.“

Die Blauhaarige hatte nicht mal annähernd mitbekommen, dass Ryoga abgereist war. Ein betroffener Blick traf Kasumi, ehe sich die jüngste Tendo schweigend an ihr Essen machte.

Mit einem angesäuerten Gesichtsausdruck, musterte Ranma Akane von der Seite, als er seinen Vater wahrnahm. Wieder mal stibitzte Genma Saotome seinem Sohn Essen vom Teller. „Verdammt“, keifte Ranma schon. „Ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du dein eigenes Essen hast! Bist du schwerhörig?!“

Mit einem Satz stand Ranma auf und stellte sich seinem Vater kampfbereit gegenüber. Genma nahm die Herausforderung an.

Der Dunkelhaarige griff Genma sofort an, boxte und packte ihn am Kragen.

Allerdings konterte der ältere Saotome schnell, schnappte sich seinen Sohn und warf ihn erneut in den Gartenteich. Mit einem lauten Platsch verschwand der Junge im kalten Wasser.

Genma wusste was ihn nun erwartete, trat aus dem Haus in den Garten und stellte sich kampfbereit hin.

Ranma tauchte wieder auf. Seine schwarzen Haare waren nun rot, seine Gestalt viel kleiner und zierlicher. Mit einer hohen Stimme, fauchte die weibliche Ranma: „Das hast du nicht umsonst getan, alter Herr!“ Er kletterte aus dem kalten Nass. Wie er es hasste ein Mädchen zu sein. Schon griff er seinen Vater wieder an, der geschickt auswich. Immer wieder folgte eine Schlagkombination, ehe er die Kicks mit einbaute.

Doch Genma entkam jedem Schlag und Tritt. Bis er seinen Gegenangriff startete.

Nun war es Ranma, der ausweichen musste. Der Junge in Mädchengestalt wich so konzentriert zurück, dass er gar nicht bemerkte wohin er ging.

Genma drängte ihn weiter und weiter zurück. Gleich würde sein Sohn wieder im Teich landen. Hoffentlich kühlte das hitzige Gemüt endlich ab. Noch einen Schritt und Genma hatte seinen Sohn an den Teichrand gelotst. Er deutete einen Angriff an.

Ranma wich dem Schlag seines Vaters aus, verlor das Gleichgewicht und stürzte hinten über. Wieder platschte es und er war vom kalten Wasser eingeschlossen.

Wütend tauchte er auf.

Sein Vater grinste ihn übers ganze Gesicht an. „Das passiert nicht, wenn du mal ein bisschen Anstand zeigst“, erklärte er besserwisserisch. Dabei stemmte er seine Hände in die Hüften und beugte sich leicht vor.

Ranma ballte seine linke Hand zur Faust. Doch schon spritzte er mit der rechten Hand einen Schwall Wasser aus dem Teich.

Erschrocken verwandelte sich der nun auch nasse Genma in einen Pandabären.

Das rothaarige Mädchen kletterte aus dem Teich heraus. Mit Freuden streckte Ranma seinem Vater die Zunge heraus und stapfte ins Haus.

Für die Familie Tendo war so ein Streit nichts Neues mehr. Sie ignorierten ihre Gäste einfach und gingen ihrem Abendablauf nach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Midako
2010-07-22T16:40:22+00:00 22.07.2010 18:40
Hallo,
deine FF ist soooooooooooooooooooo (1000000000 mehr o's) toll!! *_*
Hach ja~ Ich dachte echt, dass es zwischen den beiden noch länger dauert bis sie wieder ''zusammen'' kommen.
Ich hoffe du machste deine FF schnell weiter *_*

P.S. Du hattest ja 100 Yen geschreiben gehabt.
Wenn man das in Euro umgerechnet sind das ungefähr 80 ct . Und 100 Yen sind auch nur ''Kleingeld'' also Scheine sind sind nicht.
Häng einfach nnoch 'ne 0 dran, dann fällt es nicht so auf.
Wollt einfahc nur mal druaf hingeweisen haben.

P.S. 2 Deine FF ist sooootoll *_*
xDD

Liebe Grüße Jasmin
Von:  _t_e_m_a_
2010-07-01T20:24:10+00:00 01.07.2010 22:24
hab die ersten 3 chaps gelesen ..
gleich die nächsten lesen werde!!

du triffst die Ranma Atmosphäre total, ich fühle mich in den Anime zurückversetzt *ach, das waren schöne zeit als ich das angeguckt habe..*

echt gut!! und gleichzeitig treibst du die story gut voran (bleibst nicht hängen, wie es leider manche animeserien tun, wo man sich fragt.. wann, wann verstehen sie es endlich :DD)

also, TOP!! <3


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