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Liebe mit Hindernissen

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Liebe mit Hindernissen

Kasumi Tendo stand in der Küche und erledigte den Abwasch des Frühstücks. Sie summte fröhlich vor sich hin, während sie einen Teller nach dem anderen spülte. Auf dem Abtropfgitter sammelte sich nach und nach das saubere Geschirr. Kaum war sie mit abspülen fertig, begann sie das Geschirr mit einem Tuch zu trocknen und aufzuräumen.

Ihr Blick suchte die Uhr und mit einem Mal stellte sich starkes Herzklopfen in ihrer Brust ein. Ihre Finger begannen vor Nervosität zu zittern. Aus diesem Grund atmete sie tief durch und räumte nun endlich die letzten Teller auf. Sorgfältig faltete sie das Geschirrtuch und ließ ihre Augen durch die Küche schweifen. Alles glänzte vor Sauberkeit, als wäre die Küche gerade erst eingebaut worden. Sie lächelte kurz und drehte sich um. In zwei Stunden war es soweit. Sie musste sich nun langsam fertig machen. Summend verließ sie die Küche und trat die Treppe ins obere Stockwerk hinauf.

Ranma kam ihr auf halbem Weg entgegen.

Sie lächelte ihn freundlich an und wollte an ihm vorbeigehen, als er sie zurückhielt.

„Kasumi“, hielt er sie auf. Er wollte ihr dringend etwas sagen. Aber sie fragen, traute er sich auch nicht. Immerhin war sie Akanes Schwester und ob sie es gut hieß, da war er sich nicht sicher.

Nachdem Ranma nicht weiter sprach, hakte Kasumi nach: „Was gibt es denn, Ranma?“ Der Junge war doch sonst nicht schüchtern, wenn er mit ihr sprach. Ob ihn etwas bedrückte?

Ranma fasste seinen Mut zusammen. „Ein Mädchen aus meiner Klasse hat mich gebeten mit ihr zu trainieren“, erklärte er zögernd. „Sie ist neu in der Stadt und ich möchte ihr helfen, sich hier einzugewöhnen. Sie kommt am Nachmittag. Kann sie heute Abend bei uns essen?“

Erst zwinkerte Kasumi überrascht. Akane hatte ihr noch gar nichts von diesem neuen Mädchen erzählt. Dann aber lächelte sie über Ranmas Fürsorge und stimmte fröhlich zu. „Gerne. Ich finde es sehr nett von dir, dass du ihr hilfst sich einzugewöhnen“, lobte sie noch und drückte sich an ihm vorbei „Ich muss gleich los“, erklärte sie entschuldigend und stieg weiterhin die Treppen hinauf.

Überrascht drehte sich der Dunkelhaarige um und blickte seiner Fastschwägerin nach. „Gehst du weg?“

Kasumi blieb stehen, drehte sich halb herum und lächelte verlegen. „Doktor Tofu hat mich zum Mittagessen eingeladen.“ Schon verschwand sie im oberen Stockwerk.

Mit großen Augen starrte er Kasumi nach. Irgendwie unglaublich, dass Doktor Tofu seinen Mut gefasst hatte. Jedes Mal, wenn die älteste Tendo, die Praxis betrat, stand der ortsansässige Arzt komplett neben sich. Viele Patienten, die im Wartezimmer auf ihre Behandlung warteten, ergriffen schlagartig die Flucht, wenn Kasumi die Praxis betrat. Viele beteuerten sofort, dass es ihnen schon viel besser ginge, als noch vor ein paar Minuten. Jeder hatte schon mal einen verwirrten und total verlegenen Doktor Tofu miterlebt.

Er bat oft sein Skelett Betty ihm Kaffee zu bringen, verband die gesunden Körperteile, oder verwechselte einfach die Tür mit der Wand.

Kasumi brachte den sonst so netten jungen Doktor komplett durcheinander. Dass er nur so war, wenn sie in der Nähe war, fiel der jungen Frau gar nicht auf.

Ranma wollte gar nicht das Ausmaß erahnen, welches dieses Treffen haben könnte. Er schüttelte seinen Kopf und ging ins Dojo, um ein wenig zu trainieren. Ihm schwirrte eine neue Schlagkombination im Kopf herum und diese wollte er sich unbedingt aneignen und perfektionieren.
 

Akane saß über ihren Schularbeiten. Die letzte Woche hatte sie zwar immer noch abends mit Ukyo gelernt und die Arbeiten erledigt, aber es war eine anstrengende Woche gewesen. Sie hatte den Eindruck, dass nichts hängen geblieben ist. Sie wollte endlich den freien Samstag nutzen um den verpassten Schulstoff zu lernen. Allerdings schweiften ihre Gedanken wieder ab. Niemals hätte sie geglaubt, dass aus Ukyo und ihr mal Freundinnen werden könnten. Die gemeinsame Woche veränderte das Verhältnis und die Blauhaarige freute sich darüber. Sie mochte die anderen Verlobten von Ranma, es gefiel ihr nur nicht, wenn sie sich an ihn klammerten. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Selbst das ging sie nichts an. Er mochte sie nicht… An diesen Gedanken musste sie sich einfach gewöhnen.

Es klopfte an ihrer Zimmertür.

Überrascht blickte Akane auf und sah Kasumi eintreten. „Nabiki ist in der Stadt. Ich gehe jetzt auch weg. Vater und Herr Saotome sitzen auf der Terrasse und spiele Shogi. Es ist noch Essen von gestern Abend übrig. Das könnt ihr euch aufwärmen. Es sollte für euch reichen. Bis heute Abend.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich die ältere Schwester wieder, doch die Jüngste hielt sie auf. „Wohin gehst du denn?“

Ein sanfter Rotschimmer erschien um ihre Nase, als sie erklärte: „Doktor Tofu hat mich zum Mittagessen eingeladen.“ Schon war sie weg.

Überrascht zwinkerte Akane, starrte die Tür an und verarbeitete die gesagten Worte. „Doktor Tofu und Kasumi?“, wiederholte sie murmelnd. „Hoffentlich geht nicht allzu viel zu Bruch.“

Sie konzentrierte sich wieder auf den Lernstoff.
 

Kasumi stand vor der Arztpraxis und holte ihre Verabredung ab. Der junge Mann kam prompt stolpernd heraus, sperrte die Praxis zu und verbeugte sich verlegen vor der ältesten Tendo-Tochter. „Ka…Kasumi… wie schön dich zusehen!“

„Hallo“, begrüßte sie ihn lachend und gemeinsam gingen sie durch die Stadt.

Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und die Temperaturen lagen weit über zwanzig Grad. Sommer war wahrlich die schönste Zeit im Jahr.

„Wie geht’s es Ranma und Akane? Verstehen sich die beiden besser?“ Verkrampft suchte Doktor Tofu ein Gesprächsthema, denn die schöne Kasumi brachte ihn um seinen Verstand. Wenn er sie sah, setzte sein Gehirn aus und sein Körper tat vollkommen verrückte Sachen, ohne dass er es hätte beeinflussen können. Danach war es ihm immer so peinlich. Er verstand sich selbst nicht. Wenn andere Frauen in der Praxis saßen, verhielt er sich doch auch immer normal.

Kasumi sah ihn überrascht an. Ausnahmsweise lächelte sie bei dieser Frage nicht, sondern grübelte ernsthaft über die beiden Jüngsten nach. „Ich habe den Eindruck, dass die Streitereien schlimmer werden.“ Die Sorgenfalte verschwand nicht von der Stirn, nein, sie wurde noch tiefer.

Doktor Tofu betrachtete das hübsche Gesicht, legte plötzlich einen Arm um die zarten Schultern und zog sie fröhlich etwas näher an sich. Mit einem verlegenden Lachen, erklärte er: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Kasumi. Du kennst doch das alte Sprichwort: Was sich liebt, das neckt sich!“

Sie sah überrascht auf. Ihr Herz begann plötzlich zu rasen, als er sie an sich zog. Aber sie genoss seine Nähe. Die Wärme, die sich in ihr ausbreitete, empfand sie immer nur dann, wenn sie bei ihm war. Errötend lächelte sie ihn an und nickte: „Du hast wie immer Recht“, stimmte sie ihm zu. Ob sie sich an ihn kuscheln sollte? Ohne lange darüber nachzudenken, tat sie es. Sie rückte näher auf und schmiegte ihren Kopf an seine Schulter.

Nachdem sie sich genähert hatte, versteifte sich Tofu plötzlich. Was tat er da nur? Sein Herz begann nervös zu stolpern, während in seinem Bauch alles zu kribbeln begann. Er warf ihr einen raschen Blick zu, doch plötzlich stieß er gegen jemanden.

Schnell lösten sich die beiden voneinander, als sich auch Doktor Tofu verbeugte und sich entschuldigte.

Viele Passanten blieben überrascht stehen und verfolgten die Szene.

Kasumi begann zu kichern und erklärte ihm liebevoll: „Ich glaube nicht, dass eine Straßenlaterne die Entschuldigung versteht.“

Überrascht blickte nun der konfuse Doktor auf und erstarrte. Er lief blitzschnell rot an, wie er die angerempelte Person als Straßenlaterne wahrnahm, während er eine Hand an seinen Hinterkopf legte und laut zu lachen begann. „Ja… ja, da hast du wohl recht!“

Auch Kasumi lachte herzhaft. Schon aber umklammerte sie seinen linken Arm und zog ihn sanft mit sich mit. „Lass uns Essen gehen“, drängelte sie sanft aber bestimmend und ging weiter.

Tofu ließ sich mitziehen. Die Röte auf seinen Wangen verschwand aber nicht, denn Kasumis zarte Finger hielten seinen Arm ganz fest.

Gemeinsam schlenderten sie durch die große Stadt.
 

Zum Mittagessen trafen sich die übrig gebliebenen Familienmitglieder am Esstisch. Akane trat aus der Küche mit einem gefüllten Tablett und stellte das Essen auf den Tisch. Mit einem Mal erstarrten die drei Männer, liefen kreidebleich an und schluckten kräftig. Jeder bedachte das Essen vor sich auf dem Tisch, bis Akane sich ebenso setzte. Genüsslich nahm sie sich ihre Schüssel und begann zu Essen.

Skeptisch beobachteten die Männer das Mädchen, welches sich durchaus die Blicke bewusst war. Nachdem das Essen ein paar Minuten unberührt auf dem Tisch stand, entschloss sie sich ihrem Vater und ihren Gästen die Erlösung zu geben. „Das ist unser Abendessen von gestern. Ich habe es nur aufgewärmt.“ Ihr Ton klang leicht bissig.

Schnell rettete sich ihr Vater in ein verlegendes Lachen und griff sich die Schüssel. Auch Genma und Ranma begannen erleichtert zu Essen.

Akane kochte innerlich. Keiner vertraute ihr. Niemand traute ihr zu, dass auch sie in der Lage war gut zu kochen. Sie aß auf, stand auf und ging in ihr Zimmer. Sollten doch die Herren der Schöpfung den Abwasch übernehmen. Es war ihr egal.

Schweigend saßen sie zusammen, als plötzlich die Kurzhaarige aufstand und ging. Überrascht blickten die Männer ihr nach. „Wo geht sie denn hin?“, fragte Soun verwirrt, während Ranma schmollend seine Arme vor der Brust verschränkte. „Sie drückt sich vor der Arbeit!“

Genma hingegen aß genüsslich weiter. „Kasumis Essen schmeckt so gut“, tat er seine Lobhymne kund.
 

Nabiki saß mit ihren Freundinnen in einer Eisdiele und löffelte genüsslich einen Eisbecher. Ihre Freundinnen versuchten sie seit einer ganzen Weile über ihren Unfall auszuhorchen, aber die Braunhaarige blieb eisern und sagte keine Silbe. Wenn sie ihre Freundinnen nicht so gerne hätte, wäre sie schon längst auf einen Handel eingegangen. Diese Information war sehr teuer, darum entschied sie sich die Mädchen noch etwas auf die Folter zu spannen.

„Mensch, wir haben uns alle große Sorgen gemacht“, erklärte die Schwarzhaarige, während die Braunhaarige mit Pferdeschwanz hinzufügte: „Die Platzwunde sah richtig übel aus. Du hast sehr stark geblutet!“

Nabiki schob sich den nächsten Löffel in den Mund, während sie mit ihrer freien linken Hand abwinkte. „So schlimm war das auch nicht.“ Einzig und allein das Pflaster auf ihrer Stirn erinnerte noch an den Schulunfall.

„Aber was mich richtig überrascht hat“, bemerkte die Braunhaarige: „war Kuno!“

Die Schwarzhaarige nickte eifrig: „Erst schimpft er die Jungs, ehe er dich auf die Arme hebt.“

„Bevor jemand etwas sagen konnte, trug er dich schon raus“, erklärte wieder die Braunhaarige.

„Ihr versteht euch, das wissen wir, aber dass er sich solche Sorgen um dich macht“, grinste plötzlich die Schwarzhaarige. Sie schob sich auch einen Löffel ihres fast geschmolzenen Eis. Genüsslich ließ sie das Eis auf der Zunge zergehen, ehe sie ihre Vermutung kundgab. „Ich glaube ja, dass er Akane nur nachrennt, weil er seine wahren Gefühle für dich verbergen will.“

Nabiki, die ungerührt den Erzählungen ihrer Freundinnen zugehört hatte, schob sich einen Löffel Eis nach. Doch bei dieser Behauptung verschluckte sie sich plötzlich. Sie begann schrecklich zu husten.

Schon standen ihre zwei Freundinnen bereit und klopften ihr auf den Rücken. „Nabiki, geht’s wieder?“

Langsam beruhigte sich dich Braunhaarige wieder. „Ja“, krächzte sie.

Erleichtert setzten sich die Mädchen wieder und versuchten in Nabikis Gesicht eine Antwort auf ihre Fragen zu finden.

„Sag uns doch endlich, was noch passiert ist“, drängelte nun die Braunhaarige neugierig.

„Irgendwas ist doch passiert, sonst hättest du schon längst was gesagt“, stimmte auch die Schwarzhaarige zu.

Plötzlich mischte sich eine männliche Stimme in das Gespräch ein. „Sag ihnen doch einfach, was passiert ist!“ In diesen Worten schwang ein belustigter Unterton mit, gleichzeitig aber auch so sanft und warm, dass Nabiki ein Schauer über ihren Rücken lief.

Die Freundinnen der mittleren Tendo blickten auf und erkannten ihren Klassenkameraden Tatewaki Kuno hinter Nabiki stehen.

Natürlich hatte die Kurzhaarige seine Stimme sofort zuzuordnen gewusst. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie drehte sich um und lächelte keck. „Ich überlege noch, wie viel diese Information wert ist.“

Kuno trat an sie heran. Mit seinem Zeigefinger streichelte er sie sanft über die Wange und grinste sie breit an. „Ich hoffe, du holst einen beachtlichen Betrag heraus.“

„Ich gebe mein bestes, Kuno-Schatz!“

Wieder diese Liebkosung. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Noch nie hatte er so gefühlt. Und mit einem Mal wurde ihm klar, dass Akane und das Mädchen mit dem roten Haar nur Schwärmereien waren. Aber das mit Nabiki war echt. Er fühlte es. Er wusste es.

Sie drehte sich um und musterte ihre sprachlosen Freundinnen.

Den Mädchen war nicht die geringste Berührung entgangen und jede für sich versuchte das Verhalten zu deuten.

Sie grinste spitzbübisch, beugte sich vor und stützte ihren Kopf auf ihre linke Hand. „Nun, was meint ihr? Wie viel ist euch denn diese Information wert?“

Tatewaki beobachtete seine Mitschülerinnen. Langsam ließ er seine Hand auf Nabikis linke Schulter sinken und streichelte sie sanft.

Den Mädchen entglitten die Gesichtszüge komplett, als auch Nabiki ihre rechte Hand auf seine legte.

„Ihr…“, stotterte die Schwarzhaarige perplex, während auch die Braunhaarige nach den richtigen Worten suchte.

„Ihr…?“, hakte Kuno nach. Inzwischen konnte er sich das Lachen nur noch schwer verkneifen. Es war zu schön, die beiden zu ärgern.

„Ihr seid zusammen?“, wagte endlich die Schwarzhaarige den Vorstoß.

„Macht es den Eindruck?“, fragte Nabiki verschmitzt nach, während sie ihre Finger mit denen von Kuno verknotete.

„Ja“, antwortete die Braunhaarige entschlossen.

„Ihr seid gut“, erwiderte Nabiki fröhlich grinsend und sah zu Kuno auf. Gespielt reumütig verzog sie ihr Gesicht und erklärte: „Sie sind doch meine Freundinnen! Ich kann ihnen kein Geld abknöpfen. Das geht nicht!“

Tatewaki spielte mit. Sah sie erst böse an, ehe er ein mildes Lächeln aufsetzte: „Schon gut, Kleines!“ Er beugte sich zu ihr hinab und drückte ihr ein Küsschen auf die Lippen. „Ich muss weiter. Meine Eltern baten mich noch einige Besorgungen zu machen. Wir sehen uns Montag“, verabschiedete er sich von den drei Klassenkameradinnen und verschwand wieder.

Überrascht starrten die Freundinnen Kuno nach, ehe sie Nabiki vorwurfsvoll ansahen. „Das hättest du uns sagen müssen!“

„Du bist so gemein!“

Nabiki hingegen lächelte die beiden entwaffnet an und erklärte: „So war es doch lustiger!“

„NABIKI!“
 

Es klingelte an der Haustüre. Es läutete erneut. Nachdem sich keiner der drei Männer zur Tür bequemte um sie zu öffnen, stand Akane auf. Sie verließ ihr Zimmer, eilte die Treppe hinab und stürzte zur Tür. Zum dritten Mal läutete es. „Ist ja schon gut“, beschwerte sie sich und riss die Tür auf, als sie plötzlich erstarrte. Sie stand einem Mädchen mit rosafarbenem Haar gegenüber. Überrascht blickte sie ihrer Mitschülerin ins Gesicht.

„Hi“, begann Hitomi zögernd. Dass Akane ihr die Tür öffnete, hatte sie nicht erwartet. „Ähm, wie geht’s dir?“

Immer noch starrte Akane die Neue an. In diesen Sekunden schossen ihre so viele Fragen durch den Kopf, doch die interessanteste von allen war: Was wollte sie hier? „Gut“, antwortete sie zögernd, machte aber nach wie vor keine Anstalten zur Seite zu treten, um sie ins Haus zu lassen.

Die Rosahaarige fühlte sich langsam unwohl.

Plötzlich erschienen Herr Tendo und Herr Saotome hinter Akane. „Oh, hallo“, begrüßten die beiden das fremde Mädchen überrascht.

„Guten Tag“, erwiderte Hitomi die Begrüßung und verbeugte sich. „Ich bin Hitomi Suzuki“, stellte sie sich vor.

Akane spürte die Blicke ihres Vaters im Rücken, drehte sich zu leicht zu ihm und erklärte: „Sie ist neu in der Stadt und geht mit mir in die Klasse!“

„Guten Tag, Hitomi“, begrüßte Genma freundlich. „Ich bin Genma Saotome. Ranmas Vater!“

„Freut mich, Herr Saotome“, erwiderte die Rosahaarige.

Auch Akanes Vater stellte sich kurz vor, ehe er fragte: „Soun Tendo. Wie können wir dir helfen?“

Hitomi erstarrte und blickte unsicher zu Akane. Anscheinend hatte Ranma nichts von ihrem Besuch erwähnt. „Ich… ich bin…“, stotterte sie nervös, als ihr Klassenkamerad im Flur erschien und sie augenscheinlich aus dieser unangenehmen Situation rettete. „Ich hab sie eingeladen“, erklärte er locker, lächelte sie an und trat zu ihr hinaus. Mit einem Nicken deutete er ihm zu folgen.

Hitomi verbeugte sich nochmals kurz und eilte Ranma nach.

Akane war wie erstarrt. Unbemerkt krallten sich ihre Finger in die Türklinke, während die Väter erst sich ratlos ansahen, bevor sie Akane fragend anblickten. Doch diese schlug die Türe zu und verschwand ohne ein weiteres Wort in ihr Zimmer. Sie musste noch lernen, obwohl ihr die Konzentration dazu im Moment fehlte.
 

Den ganzen Nachmittag trainierte Ranma mit Hitomi im Dojo. Am Ende saß die Neue auf dem Boden, während der Junge sich ein wenig dehnte. „Ich würde gerne gegen dich kämpfen“, gestand sie leise.

„Du gegen mich?“, hakte der Dunkelhaarige nach.

„Ja, du bist sehr gut, viele sagen sogar, dass du der Beste bist! Ich würde gerne gegen dich kämpfen“, erklärte sie. Ihre Augen hafteten auf seinem Gesicht.

Ranma wand sich noch. „Das geht nicht. Es wäre kein fairer Kampf. Ich würde nicht mit ganzer Kraft kämpfen.“

„Ich möchte es aber“, beharrte sie.

In diesem Moment öffnete sich die Dojotüre und Akane trat ein. Nachdem Ranma mit Hitomi verschwunden war, nahm sie an, sie wären in der Stadt unterwegs. Aber dass sie beide im Dojo vorfand, überraschte sie etwas. Erstaunt sah sie beide an. Hatten sie etwa trainiert?

Sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust, als er Akane eintreten sah. Sofort kam ihm die Erinnerung an ihren gemeinsamen Abend im Dojo. Vor einer Woche hätte er Akane fast geküsst. Seine Augen hafteten an ihrem Anblick. Sie sah süß aus, wie sie in der Tür stand. Etwas verwirrt und überrascht. Sie hatte in diesem Moment einen lieblichen Gesichtsausdruck, während ihre braunen Augen von Hitomi zu ihm wanderten. Zu gut erinnerte er sich, welche Wirkung diese wunderschönen Augen auf ihn ausübten. Aus diesem Grund wich er ihrem Blick aus und suchte eine Ablenkung, denn er spürte wieder wie sehr Akanes Anwesenheit seinen Körper und seine Gefühle durcheinander brachte. „Gut, dass du hier bist“, begrüßte er sie überaus freundlich, während er Hitomi zuzwinkerte. „Du kannst doch gegen Akane kämpfen.“

Hitomi musterte Naserümpfend ihre Mitschülerin, bevor sie Ranma einen unzufriedenen Blick zuwarf. Langsam stand sie auf. „Ich möchte aber gegen dich kämpfen, nicht gegen Akane“, verlangte sie stur.

„Ich hab dir schon gesagt, dass Jungs sich im Kampf gegen Mädchen immer zurückhalten. Akane ist dir eine ebenbürtige Gegnerin. Sie ist die beste Kämpferin an der Furinkan-Oberschule“, widersprach Ranma und beobachtete heimlich seine Verlobte.

Bei diesem Lob schoss der Blauhaarigen die Röte ins Gesicht. Wieso sagte er plötzlich so etwas? Ihr Herz begann in ihrer Brust zu rasen und ihre Gefühle spielten wieder verrückt.

„Gut“, gab sich Hitmoi geschlagen. „Du kommst mir aber trotzdem nicht um einen Kampf herum, Ranma Saotome“, grinste sie ihn an, drehte sich zu Akane und funkelte die Kurzhaarige an. „Also, ich fordere dich zum Kampf.“

„Ich werde mich nur noch kurz aufwärmen, dann können wir starten“, nahm Akane die Herausforderung an und begann mit ihren Übungen.
 

Ranma setzte sich an die Seite in den Schneidersitz und wartete gespannt ab. Er hoffte, dass dieser Kampf Akane verdeutlichte, wo ihre Schwächen lagen um diese dann auch auszubessern.

Akane und Hitomi standen sich gegenüber. Akane griff an. Sie übte eine Reihe von Schlägen und Tritten aus, doch Hitomi war schnell und wich gekonnt aus.

Blitzschnell hatte die Rosahaarige das Spiel umgedreht und griff selbst an. Sie schlug und kickte, doch die Blauhaarige konnte jedem Angriff ausweichen. Konzentriert versuchte Akane ihre Deckung aufrecht zu erhalten. Dabei suchte sie für sich eine Möglichkeit anzugreifen. Sie fand nur keine Schwachstelle.

Hitomi achtete auf ihre Deckung und war zeitgleich so schnell, dass es Akane schwer fiel ihr länger auszuweichen. Aber plötzlich stieß sie mit ihrem Rücken gegen etwas an. Unachtsam und irritiert blickte sie sich um. Sie stand mit dem Rücken an der Wand des Dojo. Plötzlich schoss eine Faust direkt an ihrem Gesicht vorbei und schlug in die Wand.

Entsetzt und mit klopfendem Herzen richtete Akane ihre braunen Augen wieder zu Hitomi.

Diese stand mit gesenktem Kopf vor ihrer Mitschülerin. „Du bist die beste Kämpferin an der Schule?“, höhnte sie leise.

Akane kniff ihre Augen zu Schlitze zusammen. Machte sich Hitomi soeben über sie lustig?!

„Mehr habt ihr also nicht zu bieten, ja?!“, stellte sie fest, löste ihre Faust von der Wand und drehte sich mit einem Ruck um.

Ranma war entsetzt aufgesprungen, als Akane mit dem Rücken an die Wand stieß und Hitomi zugeschlagen hatte. Nun aber, drehte sich Hitomi ihm zu und erklärte: „Sie ist keine Gegnerin für mich, Ranma! Ich fordere dich heraus und ich verlange, dass du mit ganzer Kraft kämpfst!“

„Ich kann nicht“, erwiderte er unbeholfen. „Ich hab es dir erklärt.“

Hitomi trat nah zu ihm. „Bitte“, flehte sie und sah ihn aus großen blauen Augen an.

„Gut“, gab sich der Junge geschlagen. „Aber nur ein Kampf!“

„Nur einer“, versprach Hitomi und stellte sich angriffsbereit hin.

Ranma nahm ebenfalls seine Kampfhaltung ein.

Schnell griff die Rosahaarige an, während Ranma ihr geschickt auswich. Sie drängte ihn immer weiter zurück, bis er sprang und einen Salto über sie drüber machte. Hinter ihr kam er zum Stehen, doch Hitomi war schnell. Mit einem Ruck drehte sie sich um und griff erneut an. Sie schlug, aber kurz bevor der Schlag den Jungen treffen konnte, fing er ihre Faust mit seiner Handfläche ab. Die andere Hand hatte er lässig in seine Hosentasche gesteckt.

So blieben sie eine Weile stehen.

Akane konnte ihre Augen nicht von dem Kampf lösen.

„Du bist gut“, gestand Ranma. „Anders als Akane, bist du schnell und hast eine gute Technik. Auch wenn deine Kraft noch nicht ausreicht, bist du stärker, als ich erwartet hatte.“

Der Zorn wuchs wieder in Akane. Hatte er sie soeben vor Hitomi kritisiert? In dieser Aussage beklagte er ihre Technik und beschwerte sich zeitgleich, dass sie zu langsam sei? Was bildete sich dieser Idiot überhaupt ein?!

Hitomi hingegen errötete und lächelte plötzlich. „Vielen Dank, Ranma! Jetzt weiß ich woran ich noch arbeiten muss.“

Auch Ranma lächelte. Immer noch lag Hitomis Faust in seiner Handfläche.

Akane ballte ihre Hände zu Fäusten und stapfte wütend aus dem Dojo. Er flirtete mit Hitomi vor ihr und sie machte ihm dazu noch schöne Augen. Ihr Herz zog sich vor Schmerzen zusammen. Wieso tat er ihr das an? Warum kritisierte er Akane vor Hitomi? Wollte er sie schlecht machen? Ein trauriges Lächeln trat auf ihre Lippen. Wie er sie angesehen hatte… War er verliebt? Konnte es sein, dass er sich in so kurzer Zeit in dieses Mädchen verliebt hatte?

Sie betrat das Haus um Duschen zu gehen. Kaum stand sie im Flur, stieg ihr ein köstlicher Duft in die Nase. Sie folgte ihrer Nase in die Küche und sah Kasumi vor dem Ofen stehen. „Du bist schon zurück?“

Kasumi drehte sich überrascht um und lächelte. „Ja, immerhin haben wir heute Gäste, die großen Hunger haben.“

„Gäste?“

„Eure neue Mitschülerin ist doch hier und Doktor Tofu habe ich auch eingeladen“, erklärte sie lächelnd und drehte sich ihrer Arbeit zu.

Akane erstarrte. Kasumi wusste von Hitomis Besuch? Woher? Niemand wusste es, außer Ranma… Gedankenverloren ging sie ins Badezimmer.
 

Überrascht bemerkten die beiden Akanes Verschwinden. „Was hat sie nur wieder?“, fragte sich der Dunkelhaarige leise, während Hitomi ein leichtes verlegendes Lächeln auf ihren Lippen trug. Ihre Hand prickelte noch von der Berührung mit Ranmas Handfläche. Und an den Stellen, wo seine Finger ihre Haut berührten, schlugen leichte Elektropulse ein. Ihr ganzer Körper prickelte unter dieser Berührung und sie durchfuhr ein warmes Gefühl.

„Kann ich mich bei euch frisch machen?“

Ranma nickte, führte sie ins Wohnhaus und zum Badezimmer.

Akane zog sich ihre Unterwäsche an, schlüpfte in ihre Jeans und schloss die Knöpfe. Zuletzt langte sie nach dem Shirt.

Der Junge riss die Türe auf und stand einer halbnackten Akane gegenüber.

Mit einem Schlag wurde die Blauhaarige rot wie eine Tomate, ehe sie ihm ihr Handtuch um die Ohren schmiss und ihn empört anschrie: „Kannst du nicht anklopfen?!“ Schnell schlüpfte sie in ihr Shirt und zog es sich über den Bauch. Mit gerümpfter Nase trat sie aus dem Badezimmer heraus und ging ins Erdgeschoss.

Hitomi blickte der Blauhaarigen überrascht nach, ehe sie ins Badezimmer verschwand. Ranma hingegen zog sich in sein Zimmer zurück und wartete darauf, dass das Bad wieder frei wurde.

Ihr blauweiß gestreifter BH hatte sich in sein Gehirn gebrannt, wie schon vor ein paar Tagen ihr Anblick nur im Handtuch bekleidet, das ihr nur knapp die wichtigsten Stellen verdeckte. Immer wieder fragte er sich, ob sie es mit Absicht tat. Ahnte sie etwas von seinen Gefühlen? Wusste sie, wie sehr sie ihn und seinen Körper durcheinander bringen konnte und nutzte diesen Vorteil schamlos aus?

Lange lag er auf seinem Bett und starrte die Decke an. Endlich vernahm er das Türgeräusch und stand auf. Er trat auf den Gang hinaus und sah die etwas hilflos aussehende, aber frisch geduschte Hitomi im Flur stehen. Sanft lächelte er: „Du kannst dich schon mal zu den anderen setzen. Ich spring nur noch schnell unter die Dusche und komme dann auch.“

Zögernd nickte sie und trat den Weg nach unten an.

Im Wohn- und Esszimmer saßen Akane und Nabiki am Tisch und deckten ihn schon mal ein. Ranmas Vater saß mit Akanes Vater und einem jungen Mann auf der Couch. Gemeinsam sahen sie die Nachrichten an, während sie sich angeregt unterhielten.

Ein köstlicher Geruch durchzog das Haus.

Hitomi trat zögernd ein, nachdem sie erstmal alle heimlich beobachtete.

Nabiki erkannte sie sofort und begrüßte sie lächelnd. „Hallo Hitomi, setz dich doch!“

Hitomi nahm dankend das Angebot an und setzte sich an den Tisch, den Schwestern gegenüber.

Akane betrachtete ihre Mitschülerin argwöhnisch, doch schon wandte sie sich wieder flüsternd ihrer Schwester zu. „Kuno und du…“

„Yep, aber nicht zu laut“, ermahnte Nabiki ihre Schwester.

„Wieso erst jetzt?“

Nabiki hielt inne und lächelte ihre Schwester einfach nur an. „Ich weiß es auch nicht. Es ist wie“, sie blickte zu ihrem Vater, der mit Doktor Tofu und Herrn Saotome auf der Couch saß. Ganz leise hauchte sie: „Es ist Liebe auf den zweiten Blick!“ Nabiki stand auf und verschwand wieder in der Küche.

Hitomi verfolgte irritiert das Gespräch der Schwestern, konnte aber nicht wirklich etwas mit den Wortfetzen anfangen.

„Liebe auf den zweiten Blick“, wiederholte Akane murmelnd und gedankenverloren.

Die Rosahaarige horchte auf und musterte argwöhnisch ihre Mitschülerin.

Schon polterte es und Ranma fegte die Treppen hinab. Mit wenigen Schritten erreichte er das Esszimmer.

Alle fanden sich am Tisch ein und Kasumi und Nabiki verteilten das Essen.

Ranma begrüßte noch den Arzt und Hitomi wurde vorgestellt. Mit Skepsis beobachteten Genma und Soun das dieses fremde Mädchen neben Ranma auf Akanes Platz saß, während die Blauhaarige ihnen gegenüber neben Doktor Tofu saß. Kasumi saß neben Nabiki, wie gewohnt.

„Nabiki, wo bist du heute gewesen?“, fragte Soun seine mittlere Tochter und aß genüsslich weiter. Kasumi hatte sich an diesem Tag bei weitem selbst übertroffen. Ob es etwas mit Doktor Tofu zu tun hatte?

Nabiki schluckte und antwortete beiläufig: „Ich war in der Stadt Eis essen. Mit Freundinnen“, fügte sie noch hinzu und warf einen mahnenden Seitenblick zu Ranma. Sie wollte nicht, dass ihr Vater von Tatewaki Kuno erfuhr. Noch nicht, denn immerhin wollte sie nicht Zwangsverlobt werden, wie Ranma und Akane.

„Das ist doch schön“, stimmte Soun nickend zu und wandte sich an die drei Jüngsten am Tisch. „Und was habt ihr gemacht?“ Dabei bedachte er Ranma und Hitomi mit einem besonders skeptischen Blick.

Der Junge antwortete: „Wir haben trainiert.“

Hitomi nickte: „Ranma hat mir viel beigebracht.“ Sie warf ihm einen schnellen Blick zu, der keinem an diesem Tisch entging – keinem, außer Ranma.

Genma verzog argwöhnisch das Gesicht. Zwischen den beiden herrschte absolute Harmonie. Er musste mal mit seinem Sohn reden und ihm erklären was seine Pflichten waren. Immerhin durfte er seine Verlobte bei dem ganzen nicht vergessen.

„Akane?“, zwang sich ihr Vater den misstrauischen Blick von Ranma und Hitomi abzuwenden.

„Ich hab gelernt. Vorhin war ich kurz trainieren“, erklärte sie. Dabei fixierte sie die ganze Zeit ihr Essen.

„Du solltest vielleicht öfters trainieren“, stichelte Hitomi plötzlich.

Ranma stimmte ihr zu. Ihm fehlte die Streiterei mit Akane. Er liebte es sie zu ärgern, sie war dann immer so herrlich aufgebracht und sah so niedlich aus, wenn sich ihre Nase kräuselte. „Dann verschwinden auch die Fettpölsterchen auf deiner Hüfte wieder“, fügte er Hitomis Bemerkung spitz an. Immerhin hatte er vor zwei Stunden einen ungehinderten Ausblick auf ihren Oberkörper genießen dürfen.

Akane knallte ihre Stäbchen auf den Tisch und funkelte wütend ihren Verlobten an. „Ranma, du bist so ein Idiot“ fauchte sie. Aber schon spürte sie eine große Hand auf ihrer Schulter, die sie wieder ein wenig ins Sitzen drückte und sie aber auch gleichzeitig beruhigte.

Diese Hand gehörte Doktor Tofu, der sich lachend einmischte. „Musst du immer Akane ärgern, Ranma? Ich finde, der Babyspeck gehört zu einer jungen Frau dazu, wie die Falten im Alter. Da ist nichts Verwerfliches dran.“

Errötet starrte Akane Doktor Tofu an, während Kasumi ihn anlächelte. „Das hast du schön gesagt.“

Nabiki beobachtete mit Argusaugen das Verhalten ihrer älteren Schwester und des vom Doktor. Akane hatte ihr berichtet, dass die beiden zum Mittagessen in der Stadt waren. Nun lag es an ihr herauszufinden, wie viel zwischen den beiden lief. Je mehr desto besser, aber sicher war sie sich noch nicht.

Ranma verzog sein Gesicht. Er tat so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Aber insgeheim störte es ihn, dass Doktor Tofu sich für Akane einsetzte. Er wollte sie doch nur ein wenig ärgern, und er hätte es beinahe auch geschafft. Er fing an zu widersprechen. „Aber Doktor Tofu das ist bestimmt kein Babyspeck.“

Grimmig funkelte Akane ihn an. Wieder war er so gemein. Und wieder beleidigte er sie vor Hitomi. „Weil du das so genau beurteilen kannst“, fauchte sie zurück.

Ranma sah sie mit einem alles und nichts sagenden Blick an. „Du hast mir vor ein paar Stunden gar keine andere Wahl gelassen“, erklärte er nüchtern. „Babyspeck sieht anders aus.“

Wütend ballte Akane ihre Hände zu Fäusten, während sie mit den Tränen kämpfte. „Lerne endlich mal anzuklopfen!“ Ihre Stimme klang leicht brüchig.

In Ranma läuteten die Alarmglocken. Sie klang nicht mehr gereizt und beleidigt, sondern traurig. Aufmerksam musterte er ihr Gesicht. Hatte er es wieder geschafft sie zum Weinen zu bringen?

Hitomi verfolgte aufmerksam den Schlagabtausch, während die restliche Familie nicht das geringste Interesse zeigte.

Die Kurzhaarige schluckte, rang um ihre Fassung. Es dauerte zwar etwas, aber sie gewann sie zurück. „Du hast keine Ahnung“, erwiderte sie in gewohntem Ton. „Anscheinend hast du noch nicht in den Spiegel gesehen.“ Sie blickte auf und ihren Augen blitzte es gefährlich. „Sonst hättest du schon längst deinen Rettungsring bemerkt.“

Hitomi kniff ihre Augen zusammen, schickte Akane einen bösen Blick und betrachtete Ranma aufmerksam. Von wegen Rettungsring. Dieser Junge war perfekt. Er sah gut aus, war muskulös und sportlich. Seine blauen Augen sorgten für weiche Knie bei den Mädchen und sein dunkles Haar rundete sein Erscheinungsbild ab. Die Blauhaarige hatte einen Jungen wie Ranma Saotome gar nicht verdient. Sie wusste ihr Glück nicht mal zu schätzen. Wütend konterte sie für ihren Klassenkameraden: „Du hast Tomaten auf den Augen.“

Alle blickten plötzlich auf und lauschten dem Streit aufmerksamer.

Eigentlich hatte Akane mit einem Gegenargument oder einer Beleidigung von Ranma gerechnet. Umso überraschter war sie, dass Hitomi sich einmischte.

Auch Ranma drehte sich seiner Mitschülerin zu, die aber nur Akane anfunkelte. „Hast du ihn dir auch nur einmal angesehen? Da ist kein Gramm Fett zuviel.“

Ranma errötete bei diesem Kompliment, doch seine Verlobte widersprach. „Dich geht unser Gespräch nichts an. Halt dich da raus!“

„Du beleidigst Ranma in einer Tour“, widersprach Hitomi aufgebracht.

„Und wenn schon, das geht dich nichts an“, fauchte sie ebenso zurück. Sie warf einen unergründlichen Blick zu Ranma, der sich schön raus hielt und Hitomi für sich kämpfen ließ. Das war doch mal wieder typisch für ihn. Entweder ließ er Shampoo oder Ukyo für sich arbeiten und nun auch noch Hitomi. Keinen Kampf trug er selbst mit ihr aus. Sie rümpfte ihre Nase, drehte sich ihrer Schwester zu und stand auf. „Das Essen war sehr gut, vielen Dank, Kasumi!“ Und schon ging sie. Kaum betrat sie den Flur, tropfte die erste Träne aus ihrem Auge. Schnell verschwand sie in ihrem Zimmer, warf sich auf ihr Bett und weinte. Wieso tat er ihr das nur an? Warum bloß?

Überrascht sahen alle Akane nach. Aber kaum war sie verschwunden, richteten sich alle Augenpaare auf Hitomi und Ranma.

Die Rosahaarige fühlte sich reichlich unwohl und stand ebenfalls auf. „Ich sollte dann besser mal nach Hause gehen. Vielen Dank für das Essen.“ Sie verbeugte sich tief.

Auch Ranma stand auf. „Ich bringe dich nach Hause“, erklärte er lächelnd, während er sie aus dem Haus hinaus führte und mit ihr das Anwesen verließ.

Skeptisch und verwirrt wandte sich jeder, der übrig gebliebenen, schweigend dem Essen zu.

„Es tut mir leid“, entschuldigte sich Hitomi ängstlich. „Ich glaube, sie mögen mich nicht“, stellte sie traurig fest.

Ranma betrachtete sie. Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen. „Ach quatsch“, erwiderte er. „Sie waren nur überrascht, dass sich jemand in unseren Streit einmischt.“

Zögernd nickte Hitomi zu. „Aber warum ignorieren sie euch?“

Ranma blickte in den dunklen Nachthimmel. Seine Augen nahmen einen eigenartigen Glanz an. „Akane und ich streiten, seit wir uns kennen. Sie sind das gewöhnt und mischen sich gar nicht mehr ein. Anfangs haben sie versucht unsere Unstimmigkeiten zu schlichten, doch inzwischen sind sie es gewöhnt, dass wir das unter uns ausmachen.“

Beide spazierten durch den späten Abend und schlugen den Weg zu Hitomis Heim ein.

„Ich versteh dich nicht. Wie hältst du es nur mit einem Mädchen wie Akane aus? Sie ist störrisch, launisch und laut. Du musst ein sehr dickes Fell haben“, stellte sie mit einem seltsamen Ton in der Stimme fest.

Ranma betrachtete sie aufmerksam. Sie hatte Recht und dennoch konnte er Akane gut leiden. Vielleicht auch gerade weil sie so war. Sie trug ihr Herz auf der Zunge, hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und kämpfte für das, woran sie glaubte.

Hitomi blieb stehen. Ranma sah sich um, während die Rosahaarige auf ein Reihenhaus zeigte. „Hier wohne ich. Vielen Dank, Ranma.“

Er lächelte sie an, steckte seine Hände in die Hosentasche und schüttelte seinen Kopf: „Für was denn?“

Hitomi errötete: „Für alles“, antwortete sei leise. Sie trat zu ihm, stellte sich auf Zehenspitzen und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Sein Duft stieg ihr in die Nase und vernebelte ihr die Sinne. Langsam löste sie ihre Lippen von seiner weichen Wange und trat zurück. „Wir sehen uns Montag.“

Ranma, dem die Röte auf die Wange gestiegen war, spürte ihre weichen Lippen und sein Herz setzte einen Moment aus, ehe es in schnellerem Takt weiter schlug. „Bis Montag“, lächelte er und sah ihr nach, wie sie durch das Gartentor schlüpfte und zum Haus ging. Sie sperrte die Haustür auf, trat ein und schenkte ihm nochmals ihr schönstes Lächeln, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Mit einem klopfendem Herzen und verwirrenden Gefühlen trat der Junge den Heimweg an. Den ganzen Weg über versuchte er seine Gedanken zu sortieren, schaffte es aber nicht.



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