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Liebe mit Hindernissen

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Liebe mit Hindernissen

Akane konnte seit den frühen Morgenstunden nicht mehr schlafen. Zuerst joggte sie durch die Gegend, ehe sie sich im Dojo aufwärmte und nun zu trainieren begann. Sie übte Sprints, Reaktionsschnelligkeit und sprang wie ein Hase quer durch die Halle. Gut, er behauptete also, sie sei eine Schnecke, sie würde ihm das Gegenteil beweisen.

Erschöpft beugte sie sich vornüber und stützte ihre Hände auf ihren gebeugten Knien. Nein, sie würde jetzt nicht schlapp machen. Sie musste weiter trainieren.

Verbissen blickte sie auf. Sie nahm Anlauf, rannte los und boxte mehrmals hintereinander. Schon sprang sie zur Seite, kickte und boxte erneut.

Sie spürte wie sie langsam die Kraft verließ, aber aufgeben wollte sie nicht. Nein. Sie würde ihm schon zeigen, dass auch sie gut kämpfen konnte. Sie stellte sich in ihre Ausgangsposition und wiederholte ihr Training immer und immer wieder.

Nabiki und Kasumi standen seit einer ganzen Weile in der Tür und beobachteten ihre Schwester besorgt. Keine von ihnen wusste, was Ranma nun schon wieder angestellt hatte. Aber in einem waren sie sich sicher, dass er an dieser Situation mit Schuld trug.

Nabiki verschränkte ihre Arme vor der Brust und zog ihre Augenbraunen grüblerisch zusammen. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Ranma Akane an den Kopf geworfen hatte.

Kasumi hielt ein Tablett mit Frühstück vor ihrer Brust. Tee stand darauf bereit und das Essen von heute Morgen, denn Akane hatte das Frühstück ausfallen lassen.

Der vermutete Grund erschien plötzlich hinter den Schwestern und grinste fröhlich. „Was macht ihr denn hier?“

„Na, was wohl“, ironisierte Nabiki, als Akane einen weiteren Kampfschrei ausstieß und zum wiederholten Male ihre Übung ausführte. „Wir passen auf Akane auf.“

Ranma blickte verdattert ins Dojo und sah wie angespannt seine Verlobte war. Er verstand Nabikis Worte nicht: „Wieso passt ihr auf sie auf? Kann sie nicht alleine trainieren?“

„Das schon“, antwortete Nabiki, während Kasumi besorgt erklärte: „Sie ist heute Morgen sehr früh aufgestanden und kam nach über einer Stunde erst vom Joggen zurück. Danach ging sie hier rein und trainiert seitdem ohne Pause.“ Ihr Blick traf das Frühstück auf dem Tablett. „Sie hat noch nichts gegessen. Sie schadet ihrem Körper mehr, als das sie ihm hilft“, fügte sie noch leise hinzu.

Ranma löste seinen Blick von Kasumi und blickte sauer ins Dojo. Erneut startete Akane den gleichen Angriff. „Das gibt’s doch nicht“, knurrte er böse. Schnell entriss er Kasumi das Tablett und lächelte die Schwestern beruhigend an. „Ich mach das schon. Geht ruhig wieder ins Haus.“

Kasumi nickte und lächelte ihn dankend an. Schon zog sie Nabiki mit sich, die sich keinen Zentimeter rührte. „Lassen wir sie allein“, erklärte Kasumi ihrer widerstrebenden Schwester. Diese gab sich nun geschlagen und ließ sich ins Haus mitziehen.

Der Dunkelhaarige trat ins Dojo und riss Akane prompt aus ihrer Konzentration. „Akane, ich hab Frühstück dabei.“

Mitten im Angriff hielt die Blauhaarige inne, drehte sich um und verschränkte bockig ihre Arme vor der Brust. „Danke, keinen Hunger!“

„Du musst aber etwas essen“, beharrte Ranma, stellte das Tablett auf den Boden und sah sie durchdringend an.

„Ich muss gar nichts“, bockte Akane weiter, drehte ihm den Rücken zu und stellte sich in Angriffsstellung.

„Du hast heute noch nichts gegessen“, widersprach er ruhig, aber in ihm drinnen begann es zu brodeln. Wieso war sie so stur?!

„Na und? Ich hab eh zu viel Speck“, fauchte sie und übte erneut ihren Angriff.

Ranma kochte vor Wut. Seit wann nahm sie ihn denn so ernst? Er hatte das doch nur zu ihr gesagt um sie zu ärgern. Sie hatte ihn noch nie beim Wort genommen. Schließlich zog er sie ja öfters auf. „Du spinnst doch“, knurrte er zurück.

Akane hielt inne. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ach, ich spinne?!“ Mit einem Satz hatte sie sich umgedreht. „Wer hat denn gestern steif und fest behauptet, dass ich dick bin?!“ In ihren Augen stand die pure Wut.

Ranma erschrak erst, doch dann keifte er zurück. „Du bist nicht dünn, aber du bist auch ganz bestimmt nicht dick!“ Sondern genau richtig, fügte er für sich in Gedanken hinzu.

„Lüg mich nicht an“, behauptete sie aufgebracht.

Mit einem schnellen Schritt stand Ranma vor ihr und packte sie an ihren Schultern. „Ich lüge dich nicht an“, beharrte er sauer und auch leicht verletzt.

Akane riss sich blitzschnell los, schnappte sich einen seiner Arme und warf ihn gekonnt über ihre Schulter.

Hart schlug Ranma mit seinem Rücken auf den Holzboden auf, während Akane ihn bitterböse anfunkelte. Schon drehte sie sich um, setzte sich beleidigt zu ihrem Frühstück und aß.

Immer noch verwirrt darüber, dass sie ihn so leicht auf den Boden befördert hatte, starrte er die Decke an. Langsam richtete er sich auf. Seine Augen betrachteten verwirrt ihren Rücken.

Konnte es wirklich sein, dass er sie mit seinen Worten so sehr verletzt hatte?

Er drehte sich in den Vierfüßlerstand und krabbelte zu ihr. Ganz dicht kniete er sich hinter sie und schloss seine Arme vor ihrer Brust zusammen. Zaghaft zog er sie an seine Brust, während er sein Gesicht in ihrem kurzen, blauen Haar vergrub. Er sog den Duft ihrer Haare tief in sich auf. „Es tut mir leid“, murmelte er in ihr Haar.

Zu erschrocken über seine Berührungen und die Zärtlichkeit, versteifte sich Akane. Schlagartig wurde sie knallrot. Ihr Herz begann zu rasen. Dennoch versetzten seine Worte ihr einen weiteren Stich. „Dafür ist es zu spät“, murmelte sie.

Ranma riss erschrocken seine Augen auf. Nicht ganz sicher, ob er sich verhört hatte, verharrte er, doch Akane bestätigte ihre Worte traurig. „Ich kann dir nicht mehr verzeihen.“

Er fühlte den dicken Kloß in seinem Hals und versuchte ihn hinunterzuschlucken. Doch der Kloß blieb.

Akane starrte vor sich auf den Boden. Sie wusste nicht, wie sie ihm sagen sollte, dass es vorbei war, ehe es überhaupt angefangen hatte. Zudem durfte er nichts von ihren Gefühlen erfahren. Auch wenn ihr Herz und ihr Körper nach ihm schrieen, sich öfters solche Berührungen wünschten, musste sie dem ganzen ein Ende setzen. Sie musste den Schlussstrich ziehen, ehe sie daran zerbrach. „Bitte sei ehrlich zu mir, Ranma“, bat sie leise.

Ranma drückte sie unwillkürlich fester an sich. Ein schlechtes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus.

„Möchtest du wirklich dein ganzes Leben mit mir verbringen? Eine Frau heiraten, die du nicht liebst, ja, nicht mal leiden kannst?“

In Ranma tobte ein Kampf der Gefühle. Sein Herz schrie nach ihr, antwortete ihr mit einen klaren und deutlichen „ja“, während sein Verstand sich noch gegen diese Erkenntnis sträubte.

Bevor er aber antworten konnte, übernahm Akane das Reden. „Ich möchte das nicht. Ich will geliebt werden. Ich möchte einen Mann heiraten, der mich so liebt wie ich bin. Dieses Gefühl werde ich bei dir nie finden.“

Ihre Stimme klang so unendlich traurig. Er wollte ihr bei diesen Worten ins Gesicht sehen, dennoch brachte er nicht den Mut auf sie loszulassen. Ranma hatte Angst. Er hatte Angst sie zu verlieren. Hatte er sich doch so an sie gewöhnt. Er wollte es ihr sagen, zwang den Kloß hinunter und setzte an zu sprechen. „Akane.“

Aber sie durchbrach erneut die Stille: „Außerdem möchte ich deinem Glück nicht im Weg stehen“, erklärte sie weiter. „Ich sehe doch, wie du fühlst. Und ich sehe auch, dass ihr euch verliebt habt. Ich will nicht diejenige sein, die dich unglücklich macht. Du liebst Hitomi. Sie liebt dich. Du solltest bei ihr sein, nicht bei mir“, schloss sie.

Überrascht verharrte er. Was redete sie denn da? Er soll Hitomi lieben? Zaghaft legten ihre Finger sich auf seine verschränkten Hände. Ihre Berührung erhitzte seinen Körper. Mit einem Schlag kribbelte es wieder in seinem Magen, während sich die fremde Wärme wieder ausbreitete.

Schnell löste Akane die Umarmung und stand auf, nebenbei schnappte sie sich das Tablett. Er erwiderte nichts, tat nichts. Was hatte sie denn auch erwartet? Es war ihr doch von vornherein klar, dass er nichts für sie fühlte. Sie ging.

Sie ging und was tat er? Kniete regungslos an Ort und Stelle. Er wollte sie zurückhalten, wollte nicht dass sie ging. Es bedeutete das Aus für etwas, das noch gar nicht entstanden ist, aber am Entstehen war.

Sie war an der Tür und wollte soeben das Dojo verlassen, als seine Stimme sie zurück hielt.

„Akane, du gibst auf?“

Sie zuckte bei diesen Worten zusammen. Gab sie auf? Ja, sie gab auf. Um glücklich zu werden und um ihm die Chance zu geben glücklich zu werden.

Ranma starrte auf den Boden vor sich. Nachdem er keine Antwort erhielt, provozierte er sie: „Die Akane, die ich kenne, gibt niemals auf.“

Unendlich traurig ließ sie ihren Kopf sinken. Nein… Sie blickte wieder auf. Entschlossenheit zeigte sich in ihrem Gesicht. „Ich gebe nicht auf“, erwiderte sie barsch. „Ich möchte nur nicht in einer Ehe leben auf die mein Vater bestand und in der mein Mann mich nicht leiden kann!“

Ihre Worte taten ihm weh. Er mochte sie, nur ging sie vom Gegenteil aus. Er ballte seine Hände zu Fäusten und blickte sauer zu ihr: „Ich möchte auch nicht verheiratet werden, dennoch glaube ich, dass aus uns noch Freunde werden könnten.“

Akane drehte sich ihm jetzt zu. Ihr Gesicht lächelte milde. „Freundschaft nützt mir nichts. Ich möchte geliebt werden, so wie mein Vater meine Mutter geliebt hat. Ich möchte irgendwann Kinder, die in einer intakten Familie aufwachsen sollen. Dein Herz gehört Hitomi und lüg mich jetzt nicht an: Ich weiß, dass es so ist!“

Wutentbrannt sprang Ranma auf und mit wenigen Schritten stand er vor ihr. Sie hatte sich ihre Meinung von ihm gebildet und sie ließ nichts anderes zu. „Du willst also die Verlobung lösen, ja?!“, knurrte er wütend. „Das kannst du haben!“ Mit diesen Worten stapfte er an ihr vorbei, wenig später sprang er auf das Dach und hüpfte von Dach zu Dach über die Stadt.

Akane blickte ihm nach. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihr Herz zersprang in tausend Scherben. Aber sie wusste: Es war besser so.
 

Mitten in der Stadt im Okonomiyaki-Restaurant steppte der Bär. Ukyo trat aus der Küche heraus und servierte Okonomiyaki. Sonntag war der umsatzstärkste Tag der ganzen Woche. Die Chefin stand mit ihrem Koch, Motoki, in der Küche und half ihrer Kellnerin, Yuri, beim Bedienen. Flink nahm sie die Bestellungen auf, kochte diese und servierte sie. Seit der Ladenöffnungszeit stürmten die Stadtbewohner ihr Lokal, aßen, zahlten und verschwanden wieder. Durchgehend kamen und gingen Leute. Kein Tisch blieb unbesetzt. Einige nahmen sogar das Essen mit nach Hause.

Im Restaurant herrschte ein lauter Lärmpegel. Die vielen verschiedenen Stimmen versuchten sich gegenseitig zu übertönen und langsam begann der hübsche Kopf der Braunhaarigen zu brummen. Sie stand an einem der Tische und servierte gerade die bestellten Essen, als erneut Kundschaft eintrat.

Freundlich lächelnd drehte sie sich den Kunden zu, doch im nächsten Moment erstarrte sie. Drei Männer, in schwarz gekleidet und mit Masken verhüllt, verteilten sich rasch in der Gaststätte und zückten ihre Waffen.

Plötzlich verstummten alle. Entsetzt rührte sich keiner der Gäste mehr. Jeder verhielt sich ruhig.

Einer von ihnen blieb vor Ukyo stehen und richtete die Waffe direkt auf sie. Sie überlegte ob sie ihm mit ihrem Spatel eins überziehen sollte, doch gegen eine Pistole kam sie nicht an. Zu groß war das Risiko, erschossen zu werden, oder einer der Gäste angeschossen zu werden. Sie war Kämpferin, keine Polizistin. Sie wollte soeben die Hände in die Luft heben, als ihr Gesprächspartner ihr einen Beutel zu warf. „Geld!“ Mit der Waffe deutete er ihr, dass sie die Einnahmen des Geschäfts in den Beutel räumen sollte.

Widerstrebend tat Ukyo es schließlich. Sie vermutete, dass diese Pistole kein Spielzeug war.

Es war totenstill im Restaurant. Jeder verfolgte ängstlich Ukyos Handbewegungen, die für die gegebenen Verhältnisse recht ruhig waren.

Mit einem verabscheuenden Blick reichte sie dem Verbrecher den Beutel.

Die drei Maskierten zogen sich langsam zur Tür zurück. Die ersten beiden verschwanden auf die Straße, während der Dritte einen Warnschuss in die Decke abgab, bevor er auch hinausrannte.

Sofort stürmte Ukyo los, verließ ihren Laden und nahm die Verfolgung auf. „Haltet sie! Haltet sie auf! Verbrecher! Gebt mir mein Geld zurück!“, schrie sie aus Leibeskräften, während sie ihnen auf dem Gehsteig hinterher rannte.

Alle Passanten wichen vor den drei Männern zurück und gaben ihnen den Weg frei. Die Waffen, die sie in ihren Händen hielten, schreckten viele ab zu helfen.

Plötzlich aber flog einer von den dreien an Ukyo vorbei in ein parkendes Auto. Regungslos blieb der liegen. Schon folgte der zweite, der Bekanntschaft mit der Laterne machte.

Das Mädchen blieb wie erstarrt stehen.

Polizeisirenen erklangen in den Straßen und näherten sich rasch.

Ein Schuss löste sich.

Die Menge schrie und brach in Panik aus, während Ukyo näher rannte.

Ein junger Mann mit schwarzem Haar saß auf dem dritten Verbrecher, hielt dessen Hände krampfhaft auf dem Boden und kämpfte darum nicht die Überhand zu verlieren. Der Schwarzmaskierte wehrte sich und schaffte es zunehmend den Jungen zurück zu drängen.

Ukyo sah die Waffe auf dem Boden liegen, schnappte sie sich und richtete sie wütend auf den Verbrecher. „Jetzt ist Schluss! Ergib dich, sofort!“, schrie sie ihn an und als er die Waffe auf sich gerichtet sah, verharrte er an Ort und Stelle.

Schnell war die Polizei vor Ort. Nahm die drei Verbrecher gefangen und stellten den Tatort sicher, sicherten auch die Tatwaffen und übergaben Ukyo ihr Geld. Den Beutel aber stellten die Beamten ebenfalls sicher.

Allmählich nahmen die Polizisten Zeugenaussagen auf.

Nachdem der erste Trubel sich langsam legte und Ukyo ihr Geld in Händen hielt, blickte sie auf den schwarzhaarigen Jungen, der sich heldenhaft und lebensmüde den Verbrechern in den Weg gestellt hatte. Ihre Augen musterten ihn aufmerksam, blickten ihm in die braunen Augen, fuhren über seine Nase und Wangen hinab zu den Lippen, die ein müdes Lächeln trugen. Das schwarzgelbe Halstuch hing ihm um den Hals, während er müde an der Wand gelehnt auf dem Boden saß. „Ryoga“, hauchte sie überwältigt.

„Ukyo“, erwiderte er und blickte auf. Sie kniete sich zu ihm hinab und lächelte ihn dankbar an. Eine Träne nach der anderen rollte ihr aus den Augen. Erst jetzt spürte sie das Zittern, die Panik und den Schock in sich.

Der Junge wollte die kleinen Salzkugeln mit seiner rechten Hand wegwischen, aber als er seinen Arm hob, durchfuhr ihn ein schmerzhafter Blitz.

Erst jetzt bemerkte sie den dunklen großen Fleck auf seinem gelben Pullover. Der Schuss fiel ihr ein. Ängstlich starrte sie ihn an, ehe sie laut rief: „Wir brauchen einen Arzt! Der Junge wurde angeschossen!“
 

Der Tag verging.

Ukyo beobachtete wie Ryoga von einem Notarzt vor Ort versorgt wurde, zum Glück hatte der Schuss den Oberarm des Jungen nur gestreift, erzählte einem Polizisten was passiert war und wartete auf ihren Freund, der seine Aussage ebenfalls machte. Langsam traten sie schweigend durch das Getümmel.

Überall suchte die Spurensicherung nach Beweisen.

Das Lokal war geräumt worden, die Gäste waren so ehrlich und hatten brav vor dem Lokal noch gezahlt, sagten aus und waren dann gegangen.

Vor dem Restaurant standen Yuri und Motoki. „Ukyo“, begrüßten die beiden ihre Chefin erleichtert.

„Hey“, rang sich die Braunhaarige ein Lächeln ab und warf einen wehmütigen Blick in ihr Lokal. An diesem Tag würde sie kein Geschäft mehr machen, und ob sie am nächsten Tag schon wieder öffnen konnte, war fraglich.

„Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, durchbrach plötzlich Yuri die Stille und fiel Ukyo um den Hals.

Sie beruhigte ihre aufgebrachte Kellnerin und lächelte Motoki an. „Danke, für deine Hilfe.“

„Es war plötzlich so still im Laden und durch die Theke konnte ich die Diebe sehen. Es war doch meine Pflicht die Polizei zu alarmieren.“

Ukyo nickte und dankte dem Himmel, dass die maskierten Männer nicht die Küche gestürmt haben.

Ryoga verhielt sich ruhig. Verharrte neben Ukyo und sortierte seine Gedanken. Er hatte sich mal wieder verlaufen. Wusste mal wieder nicht wo er sich genau befand, als er die Hilferufe hörte. Sofort stellte er sich kampfbereit hin, wich den Männern in schwarz nicht aus, sondern verpasste Zweien gezielte Tritte. Der Dritte von ihnen ließ sich aber nicht so leicht überwältigen und wehrte sich. Während dem Gerangel löste sich ein Schuss aus der Waffe und Ryoga spürte einen starken Schmerz in seinem rechten Arm. Es ging alles so schnell. Er schlug dem Mann die Waffe aus der Hand und drückte ihn auf den Boden. Die Schmerzen waren so stark, dass er kaum noch Kraft aufbringen konnte, doch in dem Moment stand Ukyo neben ihm und richtete die Pistole auf den Räuber.

Sie hatte ihm geholfen.

Eine leichte Röte zierte seine Wangen. Sie blieb bei ihm, kümmerte sich um ihn, statt in ihr Restaurant zurück zu gehen.

Schüchtern sah er sie von der Seite an.

„Habt ihr schon ausgesagt?“, fragte Ukyo schließlich.

Die ersten Reporter trafen am Ort des Geschehens ein und die Braunhaarige hatte nicht die geringste Lust einem von diesen neugierigen Scharlatanen etwas zu erzählen. Nachdem beide Angestellte nickten, lud sie Ryoga, Yuri und Motoki ins ‚Cat-Cafe’ auf einen Kaffee ein. Zuvor klärte sie noch mit einem Polizisten einige Details, die ihren Laden betrafen.
 

Kaum betraten sie das Cafe der Amazonen, wurden bereits die Exklusivnachrichten im Fernseher übertragen. Die Vier setzten sich an einen Tisch und vergruben ihre Gesichter in den Karten.

Mousse starrte auf den Fernseher, während Shampoo zu ihren Gästen kam. „Ukyo, dein Laden seien im Fernsehen. Was passiert?“

„Ein Raubüberfall“, erklärte Motoki monoton und bestellte sogleich einen starken Kaffee. Nach der Aufregung musste er seine Nerven beruhigen. Schon fiel ihm ein, dass er sich bei seiner Verlobten melden sollte. Schnell schnappte er sich sein Handy und verschwand hinaus auf die Straße.

Auch die anderen drei bestellten bei Shampoo, die danach zur Theke ging. Cologne verfolgte wie Mousse gebannt die Nachrichten.

Unentwegt starrte Yuri Ryoga an. „Du bist doch der Junge, der vor ein paar Tagen zu uns in den Laden gestolpert ist.“

Ryoga blickte auf und sah direkt in die schokobraunen Augen der gefärbten Blondine. Leicht nickte er.

Ukyo sah von Ryoga zu Yuri. Leise erklärte sie: „Ryoga hat die drei zur Strecke gebracht.“

Die Augen der Kellnerin strahlten plötzlich. „Dann bist du ja ein lokaler Held“, grinste sie übers ganze Gesicht.

Der Schwarzhaarige hingegen errötete und versteckte sein Gesicht wieder hinter der Karte.

Ukyo beobachtete ihn mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen.

Gemeinsam verarbeiteten die vier ihr Erlebnis, dem auch Shampoo aufgeregt lauschte.
 

Akane, die sich geduscht und umgezogen hatte, zog sich in ihr Zimmer zurück und hing ihren Gedanken nach, während Ranma verschwunden blieb. Am späten Vormittag plagte die Blauhaarige doch der Hunger. So ging sie in die Küche, schnappte sich eine Kleinigkeit zu knabbern und half danach Kasumi beim Abwasch.

Während die Älteste der drei Tendo-Töchter fleißig einen Teller nach dem anderen wusch, trocknete Akane seit einer kleinen Ewigkeit einen Teller ab. Gedankenverloren starrte das blauhaarige Mädchen auf die Arbeitsplatte und polierte das Porzellan.

Kasumi entging keinesfalls die gedankliche Abwesenheit ihrer Schwester. Sie betrachtete das Mädchen genauer und stellte fest, dass Akane fernab irgendwo zwischen Erde und Mond schwebte. Mit einem sanften Lächeln entzog sie ihrer Schwester den blitzblank polierten Teller.

Überrascht hielt Akane in ihrem Tun inne und starrte Kasumi an.

Diese stellte das gerettete Gut auf die Arbeitsfläche und bemerkte spitz: „Akane, dieser Teller glänzt bereits. Wie lange möchtest du ihn denn noch putzen?“

Eine leichte Röte stieg auf Akanes Wangen. Sie war mit ihren Gedanken soweit abgedriftet, dass sie nicht einmal bemerkte, wie lange sie diesen Teller eigentlich schon in ihren Händen hielt.

Sanft entzog Kasumi ihrer jüngeren Schwester auch das Geschirrtuch und griff nach deren Händen. „Akane, du musst mir nicht helfen! Geh lieber und ruh dich ein wenig aus“, bat sie freundlich. Nach einem zögerlichen Blick von Akanes Seite, lächelte Kasumi und nickte, um ihre Worte zu bestätigen: „Ich schaffe das auch alleine. Ganz bestimmt!“ Sie ließ die Hände ihrer Schwester los und drehte sich wieder der Arbeit zu.

Etwas hilflos stand das Mädchen neben ihrer Schwester, entschied sich dann aber für den Rückzug. Sie war Kasumi keine große Hilfe gewesen. Auch wenn sie ihr gerne half und dabei sogar Ablenkung fand. Sie wollte nicht an die Geschehnisse denken, die vor einigen Tagen passierten.

Langsam verließ sie die Küche und trat in den Flur hinaus. Sie würde sich in ihr Zimmer zurückziehen und für sich eine neue Ablenkung suchen müssen. Mit gesenktem Kopf trat sie auf die Treppe zu, die in das obere Stockwerk führte.

Etwa in der Hälfte blieb sie stehen.

Ihre Augen erfassten ein paar brauner Schuhe. Ihr Blick glitt über zwei Beine, die in einer Jeanshose steckten, hinauf auf einen Oberkörper. Ein weißes Hemd verdeckte die Haut, dennoch ließen die Muskeln, die sich darunter abzeichneten, auf einen gut trainierten Körper schließen. Auch die Unterarmmuskeln waren gut ausgeprägt, während die Oberarme in den kurzen Ärmeln des Hemdes verschwanden. Zum Schluss blickte sie in das Jungengesicht, das sie seit über einem Jahr jeden Tag sah. Seine Lippen waren leicht geöffnet, als wolle er ihr etwas sagen, während seine blauen Augen direkt in ihre braunen Augen blickten. Sein dunkles Haar fiel ihm in einem dichten Pony über die Stirn und im Nacken zeigte sich ein kleiner geflochtener Zopf.

Akane starrte ihn überrascht an. Wann war er denn zurückgekommen? Und seit wann trug er solche Kleidung? Normalerweise trug er nie solche Sachen. Sie wusste nicht einmal, dass er überhaupt Kleidung wie diese besaß. Seitdem sie ihn kannte, trug er seine chinesische Kampfkleidung, aber Jeans und Hemd, das war ihr vollkommen fremd.

Er musterte sie. Sie trug ein sonnengelbes Sommerkleid. Es fiel ihr bis zum Knie. Das Kleid war Rückenfrei und im Nacken geschlossen. Er kannte dieses Kleid und er mochte es, wenn sie es trug. Es stand ihr gut, denn es betonte ihre schmale Figur.

„Ranma“, hauchte sie fast tonlos. Doch im nächsten Moment wich sie zur Wand und senkte ihren Kopf. Sie gab ihm stumm den Weg frei.

Unsicher verfolgte er ihre Bewegungen und sah wie sie den Blickkontakt abbrach. Auch er wandte sich ab und ging weiter. Wenig später war er zur Tür raus.

Akane widerstand dem Drang ihm nachzusehen. Es brachte ja doch nichts. Sie hatten sich geeinigt. Beide hatten in ihrer Rage dem ganzen Fiasko ein Ende gesetzt. Keiner von ihnen trug allein die Verantwortung. Sie stieg die Treppen empor und trat über einen schmalen Flur zu ihrem Zimmer. Dort setzte sie sich auf ihr Fensterbrett, zog ihre Beine an und blickte gedankenverloren in die Ferne. Sie wollten es beide so. Es war richtig, was sie getan hatten.

Akane merkte gar nicht wie die Zeit verging.

Der Tag verging, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. „Hallo, Akane!“

Überrascht drehte sie sich zur Türe und sah ihre hübsche Schulkameradin eintreten. Die langen braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie schloss die Türe hinter sich und trat auf das blauhaarige Mädchen zu. „Hast du mich vergessen?“

Traurig wandte sich Akane wieder dem Fenster zu. Langsam nickte sie. „Es tut mir leid, Ukyo!“

Besorgt trat die Braunhaarige näher heran und lehnte sich mit dem Hintern an das Fensterbrett. Ihre braunen Augen ruhten auf Akanes Gesicht. „Was ist passiert?“

Erst schwieg Akane, aber dann flüsterte sie monoton: „Wir haben die Verlobung gelöst.“

Betroffen senkte Ukyo ihren Blick. Also war nicht nur ihr Tag turbulent gewesen. „Wieso?“

„Ranma hat sich verliebt und ich will ihm nicht im Weg stehen“, zuckte die Blauhaarige mit ihren Schultern. „Es ist besser so“, hauchte sie noch. Sie bemerkte, wie schlecht ihre Freundin aussah. „Was ist passiert?“

Ein verzweifeltes Lächeln trat auf Ukyos Lippen. „Mein Restaurant wurde heute ausgeraubt, Ryoga ist angeschossen worden und die Presse berichtet über nichts anderes mehr“, fasste sie ihren Tag zusammen. „Ich kann nicht mal mehr nach Hause, weil die Reporter mein Restaurant belagern. Meine Wohnung liegt ja über dem Restaurant.“

Mit großen, entsetzten Augen vernahm Akane die schlimme Nachricht. „Das ist ja schrecklich. Ist dir was passiert? Und wie geht es Ryoga? Ist er sehr schwer verletzt?“ Mit einem Mal glaubte sie, ihre Probleme seien kindisch und unwichtig.

„Mir geht’s gut und Ryoga traf zum Glück nur ein Streifschuss. Er ist auch hier und unterhält sich noch mit Kasumi. Können wir heute hier bleiben?“

„Ja, klar“, erwiderte Akane. Sie stand auf und schloss Ukyo in die Arme. „Das tut mir so leid!“

„Du kannst ja überhaupt nichts dafür. Und das mit Ranma kriegen wir schon hin“, versicherte Ukyo ihrer Freundin und drückte sie auch.

Akane erwiderte darauf nichts.
 

Ranma verbrachte den gesamten Tag mit seinen Kumpels im Park. Sie saßen in der Wiese am großen See, ließen Gott einen guten Mann sein und ratschten. Der Schwarzhaarige suchte Ablenkung und war froh darüber, dass seine Kumpels mit jeder Menge Gesprächsstoff aufwarteten. So bekam der Junge endlich die Möglichkeit, Akane für einen Moment zu vergessen und auch die Trennung in das letzte Hinterkämmerchen seines Gehirns zu verbannen.

Der Tag verging für den Schwarzhaarigen sehr rasch und auf dem Heimweg hallten ihre Worte noch in seinen Ohren nach. Du liebst Hitomi… Lüg mich nicht an… Ich weiß, dass es so ist!

Sie glaubte also allen ernstes, er hätte sich in Hitomi verliebt. Er fühlte sich in der Nähe des Mädchens entspannt. Er konnte sie gut leiden und mit ihr war es eigentlich immer lustig. Zudem hatten sie die gleiche Leidenschaft – Kampfsport. Aber Liebe...

Ranmas Füße hatten wie von selbst den Weg zum Grundstück der Suzukis eingeschlagen und nun stand der Junge davor. Zögernd betrachtete er das Reihenhaus. Wenn er denn schon mal hier war, konnte er ja auch herausfinden, wie viel von Akanes Eindrücken stimmt.

Er klingelte und wartete.

Nichts tat sich.

Er klingelte erneut und wartete darauf, dass ihm auf sein Klingeln hin jemand die Tür öffnete.

Doch wieder tat sich nichts.

Plötzlich trat eine hübsche junge Frau zu ihm. Die Haarfarbe dieser schulterlangen Haare war eine Spur dunkler, als die von Hitomi. Die Frau musterte ihn skeptisch, ehe sie ihn ansprach. „Kann ich dir helfen?“

„Eh… ja, ich wollte zu Hitomi Suzuki“, erklärte der Junge schnell und verlegen.

„Meine Schwester ist noch mit meinen Eltern bei den Großeltern. Sie müssten aber in der nächsten halben Stunde wieder hier sein. Möchtest du mit reinkommen? Du kannst drinnen auf sie warten.“

Nun war es Ranma, der das Mädchen skeptisch betrachtete.

Auf seinen Blick hin lächelte sie. „Ich bin Kaori, Hitomis ältere Schwester.“

„Mein Name ist Ranma Saotome“, stellte sich der Schwarzhaarige vor und verbeugte sich vor dem Mädchen. „Ich bin ein Mitschüler.“

„Ja, ich weiß, sie hat mir schon von dir erzählt“, erwiderte sie schmunzelnd. Aus den blauen Augen blitzte der Schalk. Sie sperrte das Gartentor auf und ließ ihren Gast auch ins Haus eintreten.

Ranma betrat einen schmalen Flur. Links hing eine große Garderobe, während rechts viele Familienfotos in Bilderrahmen die Wand zierten. Mit großen Augen betrachtete er eines nach dem anderen. Unverkennbar grinsten ihm von jedem Bild Hitomi und Kaori entgegen. Im Kleinkindalter, erster Schultag, erster Schulwechsel, Sommer und Winterfotos. Auf einigen lächelten die Eltern ihm entgegen, wie sie jung waren, an ihrem Hochzeitstag und alle vier zusammen. Er konnte sich gar nicht erinnern, dass jemals Fotos bei ihnen zu Hause an den Wänden hingen. Auch bei den Tendos gab es nur vereinzelte, aber diese Wand hier war über und über mit Fotos behängt.

Kaori ließ ihm die Zeit und schmunzelte. Der Junge gefiel ihr. Er war höflich und nett. „Ich zeig dir das Wohnzimmer.“ Mit diesen Worten zog sie die Aufmerksamkeit auf sich und führte ihn links in das große geräumige Wohnzimmer. Hier sah es komplett anders aus, als bei den Tendos oder bei sich zu Hause. Von diesem hellen, licht durchfluteten Raum führte eine Tür in einen weiteren Raum. Eine Wendeltreppe, die sich seitlich im Wohnzimmer befand, zeigte den Weg ins obere Geschoss. Dort vermutete Ranma die Schlafräume der Familie. Er setzte sich auf die große Couch und versank darin.

Kaori zog sich in den Raum hinter dem Wohnzimmer zurück und kam nach einer Weile wieder. Sie balancierte ein Tablett, beladen mit zwei Tassen Tee.

Für Ranma war sofort klar, dass die Küche sich in diesem Zimmer befand. Er war zu überwältigt von dieser schönen Wohnung. „Danke“, murmelte er leise. Er wollte nicht neugierig sein, schlug die Augen nieder und konzentrierte sich auf den Tee.

Kaori setzte sich zu ihrem Gast auf die Couch. Sie betrachtete ihn aufmerksam. „Ich finde es sehr nett von dir, wie du dich um meine Schwester kümmerst.“

Er lief leicht rot an. „Nun ja, eh…“

„Ich meine das ernst“, fügte sie hinzu. „Sie hat mir erzählt, dass du ihr die Schule gezeigt hast, ihr jeden Morgen zusammen hin und abends zurückgeht. Und sie sagte, dass sie bei dir gestern essen durfte.“

„Ja, ehm… eigentlich… Weißt du, Kaori, mein Vater und ich sind selbst nur Gäste in diesem Haus“, erwiderte Ranma zögernd.

Kaori blickte überrascht auf.

„Mein Vater kennt den Hausherren seit Kinderzeiten und wir sind vor einem Jahr hierher gezogen. Meine Mutter lebt in Osaka.“ Jetzt wo die Verlobung gelöst wurde, kam Ranma zum ersten Mal der Gedanke, dass er vielleicht wieder zu seiner Mutter zurückgehen musste. Wobei es noch niemand wusste und er würde den Teufel tun und einem von ihnen die Wahrheit sagen.

Plötzlich wurde ihr Gesichtsausdruck ganz traurig. „Es tut mir so leid, dass deine Eltern sich getrennt haben.“

Irritiert suchte Ranma Kaoris Blick. Wieso getrennt? Er überlegte angestrengt. Dann fiel es ihm plötzlich ein. Für jeden Außenstehenden musste sich seine Erzählung nach einer Scheidung anhören. Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, meine Eltern haben sich nicht getrennt. Mein Vater ist mit mir auf eine lange Trainingsreise gegangen. Deshalb wohnen wir jetzt woanders. Aber wir telefonieren und sie hat uns auch schon mal besucht.“ Allerdings durfte er seiner Mutter nicht als Ranma begegnen, sondern als Ranko, die kleine Cousine von Akane. Das ganze Theater nur, weil sein Vater Angst hatte Nodoka von dem Fluch zu erzählen.

Die Haustür fiel zu und schon platzte eine fröhliche Hitomi ins Wohnzimmer. „Hallo Kaori“, rief sie begeistert, als sie aber ihren Gast auf der Couch sah stoppte sie. „Ranma“, hauchte sie dagegen fast tonlos. Mit einem Schlag wurde sie knallrot im Gesicht und sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln.

„Hallo Hitomi“, begrüßte der Dunkelhaarige seine Klassenkameradin und stand auf. Gerade rechtzeitig, denn die Eltern der Schwestern betraten das Wohnzimmer. „Guten Abend, Herr und Frau Suzuki“, begrüßte Ranma die Erwachsenen und verbeugte sich.

„Guten Abend“, erwiderten die beiden irritiert.

„Das ist Ranma Saotome. Er ist ein Mitschüler und hilft mir mich hier einzugewöhnen“, erklärte Hitomi ihren Eltern.

Herr und Frau Suzuki setzten sich auf die Couch und boten auch Ranma an sich zu setzen. Hitomi und Kaori kochten Tee und brachten weitere Tassen ins Wohnzimmer.

„Hitomi hat uns erzählt, dass du ihr alles zeigst. Das freut mich zu hören“, erklärte Frau Suzuki und lächelte ihn an.

„Du siehst sehr kräftig aus. Was betreibst du für Hobbys?“, hakte stattdessen Herr Suzuki nach.

Ranma hatte nicht erwartet gleich ihren Eltern vorgestellt zu werden. Etwas irritiert über diese fremde Situation antwortete er zögernd: „Ich bin Kampfsportler.“

„Daher kommen also die ausgeprägten Muskeln“, stellte Hitomis Vater fest, während das Mädchen mit dem rosa Haar ins Wohnzimmer kam. „Gestern hat mich Ranma trainiert! Er ist der beste Kämpfer der ganzen Stadt!“

Wieder schoss ihm bei ihrer Lobeshymne die Röte ins Gesicht. Sie war so anders als Akane. Sie wollte keine Streitereien, stand für Gerechtigkeit ein und log nicht. Seine Verlob…, Akane war dagegen ganz anders.

Herr Suzuki betrachtete aufmerksam den stattlichen Jungen und nickte plötzlich: „Wenn das stimmt, dann möchte ich gerne, dass du meine Tochter trainierst. In wenigen Wochen findet der Vorentscheid der japanischen Jugendmeisterschaft statt und schließlich erhoffen wir uns wieder einen Sieg.“ Plötzlich aber betrachtete er den Schüler: „Was ist mit dir? Möchtest du auch mitmachen? Wir können dich anmelden!“

Überrascht nahm Ranma das Angebot an. „Sehr gerne sogar!“ Endlich konnte er sich mit anderen Jungen in seinem Alter vergleichen. „Hitomi und ich werden hart trainieren“, versprach er entschlossen und blickte seine Klassenkameradin an, die ihm ein erleichtertes Lächeln schenkte.

„Das ist doch schön“, lächelte Herr Suzuki, während Frau Suzuki nickte und mit ihrer älteren Tochter den Abwasch übernahm.

Hitomi sah ihren Klassenkameraden an. „Wollen wir in mein Zimmer gehen?“ Schon stand sie auf und trat zur Wendeltreppe. Ranma folgte ihr mit einem flauen Gefühl im Magen. Schickte es sich denn, dass er auf ein Mädchenzimmer ging? Wobei er aber schon oft in Nabikis oder Akanes Zimmer saß.

Wenig später betrat er ein Mädchenzimmer, das er so noch nie gesehen hatte. In einem Schrank an der Wand standen Pokale und hingen Medaillen und jede Menge Auszeichnungen. Das Bett war riesig und über und über mit Kissen belegt. Die Wände waren in einem hellen Blau gestrichen, aber die Farbe wirkte nicht kalt, sondern ließ das Zimmer gemütlich erscheinen. Der Schreibtisch stand vor dem Fenster, während ein großer Kleiderschrank die komplette freie Wand verdeckte. Dieses Zimmer gefiel ihm. Er trat auf die Vitrine zu und begutachtete die vielen Auszeichnungen.

„Das habe ich alles gewonnen. Nachdem die Grundschulzeit vorbei war, kaufte mir mein Vater diese Vitrine.“

Ranma nickte zu und setzte sich wenig später auf den Stuhl am Schreibtisch. Hitomi hingegen nahm auf ihrem Bett platz. „Ich freue mich so. Ich verspreche dir eine gute Schülerin zu sein. Vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst.“

Ranma lächelte sie an und winkte schnell ab: „Das ist doch nicht der Rede wert!“

Hitomi aber beharrte auf ihre Danksagung. „Natürlich, nicht jeder nimmt sich die Zeit. Wir leben in einer viel zu egoistischen Zeit. Viele Menschen denken nur noch an sich.“

Sie wusste, was sie sagte und Ranma konnte ihre Worte nachvollziehen. Es stimmte, niemand sorgte sich mehr um seine Mitmenschen. Die Zeiten wurden immer schlimmer.

Um vom Thema abzukommen durchbrach Hitomi die Stille mit ihrer glockenhellen Stimme. „Werden wir gleich morgen anfangen zu trainieren?“

Der Schwarzhaarige nickte ihr zu: „Ja, am Abend hol ich dich ab. Wir könnten in den Park joggen und dort mit kleineren Übungen starten.“

„Das klingt super“, begeisterte sich Hitomi und strahlte ihn an.

Er sah ihr strahlendes Gesicht und lächelte ebenfalls. Er freute sich auf die gemeinsame Zeit mit dem, wie er sich eingestand, sehr attraktivem Mädchen. Zudem tat ein bisschen Ablenkung ganz gut und er hatte einen Grund Akane auszuweichen. Denn tief in seinem Inneren wusste er nicht, was er ihr sagen sollte oder wie er sich verhalten sollte. Sein Blick streifte die Uhr und erschrocken stellte er fest, dass es bereits auf Mitternacht zuging. „Ich werde jetzt nach Hause gehen. Wir sehen uns morgen früh.“

Hitomi begleitete ihn ins Erdgeschoss und zur Tür. Dort standen sie sich gegenüber, bis sie plötzlich einen Schritt vortat und ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange drückte. „Bis morgen“, hauchte sie ihm ins Ohr.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Mit einem letzten fast verlegenen Lächeln, drehte sich Ranma um und verließ das Grundstück.

Das Abendessen bei den Tendos hatte er verpasst, so kroch er hungrig ins Bett. Den dritten Futon im Zimmer nahm er gar nicht mehr wahr. Viel zu müde legte er sich ins Bett und schlief sofort ein. Das letzte was er vor dem Einschlafen sah, war dieses unglaublich süße Lächeln von Hitomi.



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