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Für den Frieden des Reiches

Wenn eine Prinzessin um ihr Königreich kämpft
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Viel Spaß beim lesen. Der Prolog ist in der Ich-Persepektive, die weiteren folgen als Sie/Er-Perspektive. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Ein völlig neues Kapitel welches direkt an die neue Fassung der Story fasst.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen und hoffe das Kapitel gefällt euch ebenfalls. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :D
Ich bitte euch, bevor ihr dieses Kapitel lest, zu beachten, dass ich die Kapitel zuvor abgeändert habe.
Von nun wird die Story fortgesetzt und in regelmäßigen Abständen auch online geladen werden.
Und nun wünsche ich euch Viel Spaß beim lesen. :D
Satomi Komplett anzeigen

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Der Tag an dem der Krieg ausbrach


 

Prolog - Der Tag an dem ich alles verlor

Und der Tag an dem der Krieg ausbrach

Gerade spielte ich, in meinem großen Gemach verstecken mit meinen Vater. Draußen regnete es seit Stunden, sodass ich drinnen spielen wollte. Und so habe ich meinen Vater sehr leicht überreden können mit mir mein Lieblingsspiel zuspielen, Verstecken und Suchen. Obwohl er sehr selten viel Zeit für mich hatte. Für seine kleine Anneliese vernachlässigte er gerne mal seine Pflichten als König. Im nächsten Moment entdeckte ich ihn hinter meinem Bett, nicht gerade leicht sich als König zu verstecken, vor allem bei seiner Größe. Mit einem Grinsen auf den Lippen näherte ich mich ihm. Bei ihm tippte ich ihn auf die Schulter.

»Ich habe dich gefunden, Vater! So jetzt musst du zählen und ich verstecke mich. Zähle bis dreißig und ja nicht schummeln!« Vater kicherte, während er mich umarmt und wieder loslässt um sich zu erheben. Meine Mutter beobachtete von meinem großen Himmelbett aus, wie der König mit seiner Tochter spielte. Ich versteckte mich ziemlich gut, doch Vater fand mich meistens und das recht schnell. Was auch daran liegen dürfte, dass wir nur in meinem Gemach spielen und außer dem Bett, einem Kleiderschrank und ein paar Kommoden gibt es nicht viele Stellen, wo man sich verstecken konnte. Dieses Mal versteckte ich mich in dem großen massiven Kleiderschrank aus dunklem Holz und wartete bis Vater mich finden würde, der jetzt bei dreißig angekommen war. Er begann mit suchen und Mutter beobachtete ihn und kicherte leise, er suchte an der völlig falschen Stelle. Durch das Kichern von ihr, sieht er daraufhin seine Gemahlin, Königin und meine Mutter liebevoll an. Grinsend beobachte ich beide. »Verrätst du mir, wo sie sich versteckt hat?«

Ich sah durch den kleinen Türspalt im Holz, wie er sich hinab beugte um ihr einen sanften Kuss zu geben und musste schmunzeln. So einfach ließ sich Mutter nicht überreden, mich zu verraten. Denn, wenn es ums Spielen geht war Mutter streng, weil sie schummeln nicht leiden konnte.

»Tut mir Leid mein Lieber, aber ich werde dir nicht verraten, wo sich unsere Tochter versteckt hat.« Ich hörte dem Gespräch weiterhin zu und musste mir ein Kichern verkneifen, sonst hätte ich mich ja verraten. Vor allem, als Vater einen gespielten Flunsch zieht.

 

Doch die Stille im Raum wurde durch Lärm unterbrochen, als ein Offizier der königlichen Armee in seiner grünen Uniform ins Gemach gerannt kam und zu meinen Eltern trat, sich atemlos verneigte.

»Majestät, wir werden angegriffen. Die Truppen werden nicht mehr lange vor den Toren die Angreifer zurück halten können.«

Ich bemerkte, wie sich Vater anspannte und sich aufrichtete, bevor er dem Soldaten einige Befehle gab, sodass dieser kurz salutierte und so schnell wie er gekommen war aus dem Gemach rannte.

 

Schon allein deswegen hatte ich Angst und rührte mich nicht vom Fleck. Vater so angespannt zu sehen, dass er Mutter gar ignorierte. Irgendetwas stimmte nicht.

Damals habe ich es nicht verstanden, was das hieß angegriffen zu werden. Langsam begannen meine Finger, dann Hände und auch Arme vor Angst zu zittern, bis schließlich mein ganzer Körper von diesem Zittern ergriffen wurde.

Vater hingegen schaute Mutter besorgt an.

»Wo ist sie? Wir müssen sie in Sicherheit bringen!« Sagte er streng zu ihr.

»Sie ist im Schrank, geh und hol sie, sie hat bestimmt Angst.« Vater drehte sich daraufhin um und kam dem Schrank mit schnellen Schritten näher. Ich hörte seine Schritte deutlich und dennoch war ich vor Angst wie erstarrt. Er öffnete die Schranktüren und sah dabei sofort mein Zittern, als er mich ansah. Ich hingegen sah suchend in seinen braunen Augen. Im nächsten Moment wollte er mich hochheben, doch ich sprang ihm in die Arme und legte meine kleinen Arme um seinen Hals.

»Vater, ich habe Angst. « Meine Stimme zitterte, wie mein ganzer Körper und Vater drückte mich an sich und kehrte mit mir auf den Armen  zu Mutter zurück, die mich mit einem liebevollen Blick ansah. Ich zitterte immer noch sehr und Vater schaute Mutter an und sie mich. Mit den Tränen kämpfend wisperte sie: »Psst, Schatz habe keine Angst, wir werden dich beschützen. Dir wird nichts passieren! ...«

Durch einige Schüsse, die durch den Gang hallten, wurde Mutter beim Sprechen unterbrochen. Ich klammerte mich noch mehr an meinen Vater und schaute meine Eltern an. Woher sollte ich denn auch wissen, was diese Schüsse, die Anspannung meiner Eltern und die Schreie draußen auf dem Gang bedeuten? Ich kannte es nicht, außer, dass irgendwas nicht stimmen konnte.

»Was passiert jetzt mit uns? Ich habe Angst. Mutter!? Vater!?« Meine Stimme brach und zitterte noch immer. Es war Angst was ich spüren konnte. Da spürte ich, wie Vater seine Hand erst an meine Wange hob und mir dann ein paar Strähnen aus dem Gesicht hinters Ohr strich, die mir ins Gesicht gefallen waren.

»Dir wird nichts passieren. Versprochen! Du bist die Prinzessin unseres Landes. Dieses Königreich wird eines Tages von dir regiert werden.« Sagte er mit ruhiger Stimme zu mir und setzte mich auf dem Boden ab.

»Lauf so schnell wie du kannst, und versteck dich! Hab keine Angst, dir und uns wird nichts geschehen. Und jetzt lauf!« Durch die Zuversicht von Vater, glaubte ich wirklich, dass ich dem, was da draußen auf den Gängen vor sich ging entkommen konnte. Doch ich zögerte, ich wollte nicht ohne meine Eltern gehen. »Vater. Ihr müsst mitkommen. Bitte!« Schluckend sah ich, wie Vater zu Mutter sah und es auch so verstand. Er konnte nicht, wegen Mutter. Den Tränen nahe umarmte ich beide so fest wie ich nur konnte und ging ein paar Schritte nach hinten und schaute beide noch mal genau an. Denn das war vielleicht das letzte Mal in meinem Leben, dass ich sie sehen würde und so prägte ich sie mir tief in mein Herz ein.

»Mutter. Vater. Ich liebe euch, wir werden uns nachher wiedersehen, bitte gebt auf euch Acht.«

So lief ich so schnell mich meine Füße tragen konnten aus meinem Gemach, den Flur entlang. Erneut hörte ich Schüsse und auch Schritte, Stimmen und Schreie in meine Richtung kommen.

»Lasst sie nicht noch weiter in den Palast vordringen!«

»Kümmert euch um die Verwundeten.«

»Achtet auf eure Deckung! … Verflucht!«

Schnell sah ich mich um und versteckte mich in einem der Putzschränke. Die Putzschränke sind seit ewiger Zeit in den Wänden eingearbeitet, um diese nicht in den Gängen stehen zu haben und um das Bild der hohen und hellen Gänge zu wahren.

Genau an diesem Schrank rannten nur wenige Augenblicke später schwarz gekleidete Männer, gefolgt von ein paar unserer königlichen Soldaten vorbei, alle sind schwer bewaffnet.

»Lasst sie nicht durch kommen!«

Man hörte wieder Schüsse fallen. Immer, immer wieder erklangen Schüsse und zu ihnen gesellten sich Schreie, Todes- und Schmerzensschreie. Ich halte mir die Ohren zu, denn es war unerträglich das mitzuerleben und zu hören.

Was wollen diese Typen von uns? Mutter. Vater. Ich habe Angst!

 
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit herrschte Stille, kein Beschuss und keine Schreie waren mehr auf den Gang zu hören. So schluckte ich den Kloß hinunter, nahm meine Hände von den Ohren, die mir wehtaten. Neugier bezwang meine Angst und so blickte ich durch einen kleinen Schlitz im Schrank nach draußen. Genau vor mir lagen tote königliche Soldaten, aber auch welche von den Feindlichen. Ein Misch aus schwarzen und dunkelgrünen Uniformen lag auf dem Boden der Gänge verstreut. Der Mut in mir nahm zu, noch immer hörte ich keine weiteren Schüsse und auch keine Schreie. Ob Mutter und Vater in Sicherheit sind? Ich hoffe es. Vorsichtig drückte ich gegen das Holz des Schrankes und lugte hervor. Leer, und so schlich ich mit dem gesammelten Mut aus dem Putzschrank hinaus. Es war keiner im Flur, zumindest keiner der lebte, alle die im Flur waren durch den Beschuss getötet wurden. Dennoch blickte ich nicht weiter zu den Körpern, die am Boden lagen. Stattdessen rannte ich zurück in mein Gemach und öffnete die Tür einen Spalt breit, um hinein zu sehen.

Nur ein paar Schritte neben meinem Bett lagen Vater und auch Mutter in einer dunkelroten Flüssigkeit auf dem Steinboden. Mich hielt nichts zurück und so rannte ich zu ihnen, ließ mich auf die Knie sinken und schüttelte an Schultern, erst bei Mutter, dann bei Vater. »Mutter, Vater, steht auf bitte!«

Tränen sammelten sich langsam in meinen Augen, bis ich zu weinen anfing. Mein weißes Kleid sog sich mit Blut von Mutter und Vater voll. »Bitte steht auf! Bitte! Bitte öffnet eure Augen!«  Ich schrie zum ersten Mal meine Eltern an und flehte darum, dass sie wieder wach wurden.

 

»Anneliese. Sie werden nicht mehr aufstehen. Nie wieder werden deine Mutter, und dein Vater aufstehen. … Sie sind tot.« Ich drehte mich erschrocken zu der Stimme hinter mir und versuchte sie zuerkennen, doch durch die Tränen sah ich diese Person nur verschwommen, aber ich erkannte ihn an seiner tiefen Stimme und dass er traurig klang.

»Großvater, bitte sag mir dass es nicht wahr ist. Bitte! Sie können nicht tot sein, nein, nein, nein.« Tränen liefen mir erneut übers Gesicht und immer wieder schüttelte ich mit dem Kopf, ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Großvater kam näher und nahm mich in seine Arme, drückte mich an sich und verhinderte so, dass ich noch einmal zu meinen Eltern sehen konnte.

»Bitte vergiss dieses Bild in diesem Zimmer. Erinnere dich nur an das Spiel mit deinem Vater und wie deine Mutter zuschaute, bitte. Und jetzt bringe ich dich hier weg.« Ich klammerte mich an Großvater fest und auch an das Bild, bevor die Schüsse fielen. Wie Vater Mutter geküsst hatte, wie die Beiden glücklich aussahen und wie Vater mit mir spielte. Doch immer wieder sah ich das Blut was um meine Eltern herum lag und wie sich mein Kleid damit vollsog. Währenddessen öffnete Großvater die geheime Tür neben meinem Kleiderschrank und schloss sie hinter sich. Der Gang war dunkel und alt. Und nur meine Familie weiß von diesen Gängen. Ich weinte nicht mehr, meine Tränen waren versiegt. Meine Augen brannten und waren rot vom Weinen. »Ganz ruhig, ich bin ja bei dir.« Noch immer trägt mich Großvater durch die Gänge des Palastes. Ich sah noch mehr Verwundete und auch Tote Soldaten unserer Armee. Doch keiner der Soldaten schien zu Großvater und mir zu blicken. Aber da hörte ich bereits, wie Großvater knurrte. Neben Vater, war er derjenige, der die Befehle geben durfte.

»Wie viele Verwundete haben wir?«

Ein Soldat, der einem anderen gerade einen Kopfverband angelegt hatte, drehte sich um. »General, Sir. Wir haben mehr als die Hälfte an Verwundeten. Vor dem Palast hingegen sind alle…« Der Soldat brach ab, als er die Deutung der Handbewegung von Großvater sah. Er sollte nicht weiter sprechen. Mit einem fragenden Blick sah der der Soldat von Großvater zu mir sah und Stille herrschte für ein paar Minuten.

 

»Sie lebt. Ein Glück.« Erleichterung stand dem Soldaten ins Gesicht geschrieben. Aber nicht nur dieser Soldat schien dann zu Großvater zu sehen, wobei die meisten mich wohl ansahen. Ich senkte den Blick und vergrub wieder das Gesicht an Großvaters Halsbeuge.

Erleichtertes Raunen durchlief die Soldaten. »Die Prinzessin lebt.«

»Seid alle still! Wir wissen, nicht wohin sich der Feind verzogen hat. Kümmert euch um die Verwundeten.«

»General, Sir. Wo bringen sie die Prinzessin hin?«

»In Sicherheit, denn hier wird sie nicht sicher sein! Wegtreten.«

Im nächsten Gang verschwand Großvater erneut mit mir auf den Armen, in einem der geheimen Gänge des Palastes. Durch die Dunkelheit im Gang fielen mir die Augen kurz zu, doch sie brannten noch immer. Beruhigend strich Großvater mir überm Rücken und öffnete die Tür um hinaus zu treten. Und nach weiteren Schritten lief Großvater die Treppe hinab. »General. Wir haben nicht viel Zeit.« Großvater nickte jemanden zu, der an einem Wagen und im Regen stand. Schon die paar Minuten im Regen war mein Kleid durchnässt, durchsichtig und klebte an mir, wie ein kaltes Lagen. Ich fror und zitterte vor Kälte, auch als ich in den Wagen gesetzt wurde, fror ich noch immer. Ich schlang die Arme um meinen Körper um mich zu wärmen, als ich auch schon eine Decke um mich spürte. »Wir bringen dich erst einmal von hier weg.« Ich nickte zitternd und lehnte mich an Großvater. Im nächsten Moment fuhr der Wagen los und entfernte sich immer mehr von meinem Zuhause. Selbst mit der Decke um mich fror ich noch immer. Die Fahrt im Wagen war nicht lang, aber auch als der Mann ausstieg und die Gegend absicherte, spürte ich wie angespannt Großvater war. Schließlich kam ein Zeichen von dem Mann, sodass Großvater mich wieder auf die Arme nahm und hinaus trägt. Doch bevor ich wieder so nass vom Regen wurde, sah ich eine Tür, die Großvater öffnete und hinein trat. Der Mann folgte Großvater ins Innere des Hauses, behielt aber die Umgebung im Auge. Eine Frau kam auf Großvater und mir zu und strich ohne ein Wort über meine Stirn und Wange. »Sie muss aus den nassen Sachen raus. Stimmt es wirklich?« Großvater nickte nur und folgte der Frau schließlich in ein Nebenzimmer. Dort wurde ich von der Frau entkleidet und mit einem weichen Handtuch abgetrocknet. Viel bekam ich nicht mit, ich war müde. Sodass ich fast einschlief, als ich in warmen Sachen steckte. Die Frau hatte mich in ein einfaches Shirt, einem gestrickten grauen Pullover und einer langen blauen Stoffhose gesteckt. Sogar meine Haare hatte sie getrocknet und gekämmt. »Nicolai! Sie fällt gleich um.« Ich hörte nur wie Großvater näher kam und mich ohne groß zu zögern hochhob. Im nächsten Moment schloss ich schon meine Augen.

Ich bin so müde.

»Lange könnt ihr hier nicht bleiben. Aber für heute Nacht sollte es hier sicherbsein.« Ich spürte noch, wie Großvater mir überm Kopf strich und irgendwas sagte, was ich aber nicht mehr verstand. In den warmen Sachen fror ich nicht mehr und konnte meiner Müdigkeit nachgeben.

Mitten in der Nacht fuhr ich hinauf und hielt mir mit einem Mal den Kopf. Tränen liefen an meinen Wangen hinab. Durch mein plötzliches aufsetzen, habe ich auch Großvater geweckt, in dessen Armen ich geschlafen hatte. »Anneliese, stimmt etwas nicht?« Es war zu dunkel, als dass er meine Tränen auf meinen Wangen hätte sehen können. »Es war nur ein böser Traum.« Ich flüsterte nur und lehnte mich zittrig an Großvater. In dem Traum hatte ich alles noch einmal erlebt. »Du weinst ja. Magst du mir erzählen, was du geträumt hast?« Ich ließ den Kopf sinken und spürte da schon wie Großvater beruhigend über meinen Rücken strich. »Ich habe alles noch einmal gesehen. … Ich vermisse sie einfach.« Bei bösen Träumen durfte ich immer zu meinen Eltern schleichen und bei ihnen bleiben. Dabei habe ich mich schon immer bei Vater am wohlsten gefühlt. Großvater schwieg und strich noch einige Minuten weiter über meinen Rücken bis ich wieder eingeschlafen war.

 
 

•♦•♦•♦•

Der Tag danach war genauso verregnet und  war die Hölle auf Erden. In unserem Land  brach der Krieg aus, doch von alle dem verstand ich nichts. Ich wollte nur nach Hause, doch wo wurde ich nun hingebracht? In der Kleidung, die ich nun trug fuhren wir erneut mit einem den Wagen, dieses Mal war die Strecke holprig, sodass wir im Inneren ziemlich durchgeschüttelt wurden. Von außen konnte man in die Wagen nicht sehen, ebenso sind diese Wagen für das Militär unseres Landes, die Scheiben und auch die Ummantelung waren kugelsicher und wie kleine Panzer, sie kamen durch jedes Gelände. Vater hatte es mir erzählt. Ich vermisse ihn.

»Sprich bitte nicht. Kein Wort zu niemandem. Es darf dich keiner bemerken und keiner wissen, wer du bist!«

Kaum hielt der Wagen wurde ich von Großvater und dem anderen Mann herum gescheucht. Dabei drückte Großvater mir einen Rucksack entgegen, schweigend legte ich ihn an und folgte Großvater. Wenig später drückte er mich so weit nach hinten, dass er und der andere Mann mich abschirmten. Der Mann drehte sich zu mir um und schob meine Haare unter die Jacke und schob die Kapuze nach oben. »Schau nicht nach oben.« Selbst, wenn mich die Kapuze nicht an der Sicht gehindert hätte, durch den Regen konnte ich den Kopf nicht lange aufrecht halten. Ich sehe fast nichts. Suchend tastete ich nach Großvaters Hand, der meine Hand kurz drückte, als ich seine fand. Erst da liefen beide los und ich folgte einfach. Ich wusste nicht wo wir waren, alleine hätte ich mich nur verlaufen. Und ich wollte nicht auch noch Großvater aus den Augen verlieren. An einigen Stellen verbargen mich die beiden erneut, bis wir weiter konnten. Irgendwann hörte ich Motoren von Fahrzeugen näherkommen, sodass ich den Kopf in die Richtung drehte. »Wird ja auch Zeit, dass die kommen.«

Großvater grummelte leise und sah in die Richtung aus der drei Fahrzeuge des Militärs näher kamen.

Als die Fahrer und ein paar Soldaten ausstiegen, salutierten alle vor Großvater, hinter ihm hatte ich mich gestellt.

»Habt ihr alles hinbekommen?«

»Ja, General, Sir. Mission erfolgreich erledigt.«

»Gut. Ihr wisst, was ihr zu tun habt!«

Großvater griff nach mir, als ein paar Soldaten mich wohl erst bemerkten.

»General, Sir. Es wäre nicht gut in diesem Gebiet zu bleiben. Vor allem nicht, wenn sie bei euch ist.«

»Wer hat dir erlaubt zu sprechen!«

Der angesprochene Soldat zuckte zusammen und zog den Kopf ein. Er hatte nicht das Recht sich einzumischen. Ich war so auf Großvater und die Soldaten konzentriert, dass ich gar nicht bemerkte, wie der Mann neben mir was hinhielt.

»Du müsstest mal was trinken.«

Er sah mich an, doch ich sah nur zu Großvater und viel sah durch die viel zu große Kapuze auch nicht, ich spürte nur dessen Blick auf mir. Da griff Großvater nach der Flasche Wasser, öffnete diese einfach und reichte sie mir einfach. Ich zögerte und blickte einfach nur in den Flaschenhals.

»Bitte trink etwas.« Noch immer zögerte ich und sah zu Großvater, der mich mit Sorge ansieht. Ich hob die Flasche an und nippte ein paar Mal, aber mehr bekam ich nicht runter.

Ich bemerkte wie sich Großvater anspannte und ich sah auch, wie er die Hand zur Faust ballte.

»Mir gefällt es nicht, wie sie sich verhält.«

»Daran sind nur dieses Mistkerle dran schuld.« Knurrte Großvater neben mir.

Ich versuchte weiter, was zu trinken, doch im Endeffekt würgte ich sogar und verschluckte mich und ließ die Flasche hustend fallen. Die Flasche zersprang auf dem Boden, sodass die Anwesenden zu mir sahen. Mit einem Klaps auf den Rücken stolperte ich zwei Schritte nach vorne und wurde von Großvater und einem Soldaten abgefangen, bevor ich ganz hinfiel. Noch immer sagte ich nichts, stattdessen richtete ich mich wieder auf. Als ich zu Großvater sah, drehte sich alles auf einmal.

Mir war schwindelig und dennoch wurde ich ignoriert, wenigstens hob mich Großvater hoch. Einige Schritte weiter hörte ich keinen Regen mehr auf meiner Kapuze niederprasseln, sondern nur den Regen auf dem Dach des Wagens. Schon wieder sitze ich in einem Fahrzeug. Urgh. Mir ist schlecht. Durch die aufkommende Übelkeit lehnte ich mich ans Fenster, die Scheibe war kühl an meinem Kopf.

Kaum saß Großvater neben mir bekam ich nur mit, wie vorne nun zwei Leute saßen und dass der Wagen losfuhr. Im nächsten Moment verschwamm meine Sicht, als würde ich durch einen Regenschleier schauen wollen, der von einem schwarzen Rahmen geziert wurde, bevor der schwarze Rahmen zunahm und mich dann ganz ergriff und ich ohnmächtig zur Seite kippte.

»Anneliese!« Nicolai fluchte, eben saß seine Enkeltochter noch neben ihm und nun ist sie einfach ohnmächtig zusammen gesunken.

»Mach dir nicht so viele Sorgen um sie. Sie hat zu wenig gegessen und viel zu wenig getrunken. In ein paar Minuten, sollte sie wieder bei Bewusstsein sein.«

Knurrend sah Nicolai in den Rückspiegel und sah den Fahrer mit einem finsteren Blick an.

»Machst du dir denn gar keine Sorgen um sie?«

Der Fahrer lächelte in den Rückspiegel. »Doch. Sicher, mache ich mir Sorgen um sie.«

Nur zog Nicolai die Augenbrauen nach oben, dieser Kerl, hatte dasselbe wie Maximilian und dabei waren der Mann und Maximilian nur Cousins gewesen.

»Vermisst du Maximilian nicht?« Nun sah Nicolai, wie sich der Fahrer auf die Unterlippe biss.

»Du musst nicht antworten. Ihr wart schon immer wie Brüder.«

»Danke.«

 

Kaum war ich wieder wach, wurde dasselbe wieder mit mir gemacht. Großvater versteckte mich immer wieder in leeren Häusern oder bei Familien von einigen Soldaten und ich wurde ziemlich oft nicht beachtet.

Doch zwei Tage später sagte Großvater während der Fahrt zu mir: »Hör mir jetzt gut zu, du heißt ab sofort Kayla. Du darfst niemanden sagen, wie dein richtiger Name lautet. Behalte die ganze Wahrheit in deinem Herzen, denn eines Tages wirst du den Thron besteigen und diesem Land wieder den Frieden bringen. Doch jetzt muss ich dich an diesem Ort hier zurück  lassen und es ist wichtig, dass du mich nicht mehr Großvater nennst, sondern Opa oder General. Und jetzt steige aus und vergiss nicht dein Name ist Kayla! Ich werde versuchen dir Briefe zu schreiben, aber es könnte lange dauern, bis du einen bekommst. Pass gut auf dich auf. Ich habe dich sehr lieb.«

 

Mir kamen schon wieder die Tränen, als er angefangen hatte zu sprechen.

»Großvater, ich versteh nicht. Ich soll mich Kayla nennen und dich Opa. Aber,... na gut, wenn du es so möchtest.« Kurz brach ich ab, aber allein wie eindringlich mich Großvater angesehen hatte. Ich muss seinen Wunsch befolgen. Ich stieg aus dem Wagen und stand nun vor einem Gebäude, welches in Rot regelrecht unheimlich aussah, Großvater stieg  ebenfalls aus und reichte mir den Rucksack, wo einige Sachen drinnen waren. Wieder legte ich den Rucksack an. Großvater führte und begleitete mich ins Gebäude, wo wir wenige Minuten später einem  Mann begegneten.

»Hallo. Ich bin Maik und die Aufsichtsperson und Erzieher dieses Hauses.«

Großvater sah meinen Blick und ich sah wie er leise seufzte.

»Ich möchte Ihnen jemanden anvertrauen. Sie hat vor kurzem ihre Eltern verloren…«

»Oh je. Also eine kleine Vollwaise. … Na wo schaust du denn hin?« Der junge Mann hatte Großvater einfach dazwischen gesprochen! Aber Großvater schien mir anzumerken, dass ich weg wollte.

»Geh dich doch ein wenig umsehen. Wer weiß, was du hier so entdecken wirst.« Lächelnd sah mich Großvater an, bevor ich nickte und auf eigene Verantwortung das Gebäude mir näher anschaute. Die rote Farbe des Gebäudes setzte sich auch im Inneren fort. Roter Backstein war überall an den Wänden zu sehen, die Treppen waren aus Holz und in einem dunkelbraun gestrichen. Weit war ich nicht gegangen, als der junge Mann auf mich zukam, während ich aus dem großen Fenster sah und stellte sich mir noch einmal vor.

»Hallo Kayla, ich bin Maik und bin für die Kinder in diesem Waisenheim verantwortlich. Der General hat mir bereits erzählt, dass deine Eltern gestorben sind und du nun ein Zuhause brauchst. Also fühl dich hier ganz wie Zuhause, okay? Komm, ich zeige dir dein Zimmer, was du für dich ganz alleine hast. Du brauchst keine Angst vor den anderen Kindern zu haben. Die meisten haben das Gleiche erlebt wie du und sind alle ganz freundlich.«

Schweigend folgte ich dem Mann.

Das gleiche durchgemacht wie ich? Ich bin anders als die anderen Kinder hier.

Der Erzieher führte mich in eines der Zimmer im Erdgeschoss, dass wage 10m² groß war. In diesem Zimmer standen ein Bett, ein Schreibtisch, ein Regal und ein Kleiderschrank.

»Das ist dein Zimmer und gefällt es dir?« Ich spürte das Lächeln von Maik auf mir.

 »Ja, danke. Es ist okay.«

Ich will wieder nach Hause.

In Gedanken versunken kam alles auf einmal wieder hoch, meine ganze Trauer, meinen Schmerz über den Verlust meiner Eltern, sodass ich Maik mit einer einzigen Handbewegung, einer simplen Geste wegschickte. So wie ich es auch Zuhause tat, um meine Ruhe zu haben.

Irritiert sah er mich noch an, sah aber wohl meine Tränen, sodass er ging und die Tür hinter schloss. Am ersten Tag weinten alle, die ins Waisenhaus kamen. Sie hatten Heimweh und wollten einfach nur weinen. Daher ließ er den Kindern diesen Freiraum, ansonsten war er für die Kinder da, wenn sie ihn brauchten.

Ich ließ mich und den Rucksack auf das weiche Bett fallen, öffnete den Rucksack und froh darüber etwas Weiches darin zu finden, so zottelte ich mein geliebtes Kuscheltier »Filo« aus dem Rucksack. Filo sah aus, wie ein kleiner grauer Wolfswelpe. Vor einigen Jahren hatte ich ihn von meinen Eltern bekommen und nun kuschelte ich ihn ganz fest an mich. Mich beruhigte der bekannte und vertraute Geruch an meinem Lieblingskuscheltier. Er roch nach Zuhause und nach Sicherheit.

Mutter, Vater, ich vermisse euch so sehr.

Ich rollte mich auf die Seite und drückte ihn noch mehr an mich und zog die Beine an, um kleiner zu werden. Ich wollte wieder Zuhause sein, bei Mutter und Vater. Bei meiner Familie. Nicht einmal Großvater hatte ich an dem Tag noch einmal gesehen. Die Tränen liefen mir übers Gesicht und nässten den Stoff von meinem Kuscheltier durch.

Während ich weinte und schluchzte verlor ich nach einer Weile die Kraft weiter zu weinen und schlief einfach ein. Wenigstens in meinen Träumen kann ich euch noch sehen.

Hin und wieder rollten Tränen während ich schlief hinab, während ich von meiner Familie träumte.

Training, ein Mann, Frust und die Flucht

 

Kapitelsong: Crying Out - Shane Calhoun

http://www.youtube.com/watch?v=MeiprxjgYmI&feature=related

 

 

~~~~~~Training, ein Mann und Frust~~~~~~~~

Trotz der schweren Kriegszeit, die schon lange herrscht, war es ein ruhiger Tag im Heim und die Kinder und Jugendlichen konnten draußen an der frischen Luft spielen. Ein seltener Augenblick, denn erst vor vier Tage wurden die Bewohner, von fünf Häuser in der näheren Nachbarstadt, überfallen, gefangen genommen und einige sogar erschossen. Vor allem die kleineren Kinder im Heim verstanden nicht, warum es so grausame Menschen gibt, die einfach andere Menschen umbringen.

 

Nun sind schon viele Jahre ins Land gegangen, als das Königspaar ermordet wurde. Die Zeit verging und mit ihr veränderten sich die Menschen und das Land. Mittlerweile ist Kayla zu einer stattlichen jungen 19 Jährigen herangewachsen.

Sie lag, wie jeden friedlichen Tag, auf einem Ast auf ihrem Lieblingsbaum. Die große, alte Eiche war etwa 100 Jahre alt und steht im Innenhof des Heims. Einige Sonnestrahlen vielen durch das Blätterdach auf ihre goldbraunen Haare, die zu einem leichten Pferdeschwanz zusammen gebunden waren und der leichte Wind weht ein paar von den losen Strähnen hin und her. Doch das kümmerte Kayla wenig, denn sie schlief in aller Ruhe und genoss die Stille. Sie träumte von der Zeit, die sie mit ihren Eltern verbracht hatte. Als sie noch ein normales Leben gelebt hatte.

„Alle man antreten! Und du, du Schlafmütze, kannst auch aufwachen und runter kommen von dem Baum, das Training beginnt gleich.“ Doch genau in diesem Moment war es auch mit der Ruhe vorbei. Knurrend erhob sich Kayla und schaute nach der Ursache des Lärms und fand sie in Maik, dem Erzieher des Heims. Er stand genau unter dem Ast, wo Kayla geschlafen hatte, und so hörte sich sein Geschreie doppelt so laut an.

„Ja ja!“, murrte sie und setzte sich auf, „Ich komm ja schon runter.“ Sie stellte sich auf den Ast und kontrollierte den Boden ob irgendetwas im Weg war und sprang ab. Die drei Meter schaffte sie locker zu springen. Einige hatten schon versucht ihr dies nach zu machen und hatten sich natürlich ordentliche Schrammen, Prellungen und auch den ein oder anderen Bruch zugezogen, was ihr natürlich auch eine mörderische und einschläfernde Predigt eingehandelt hatte. Doch sie war der Meinung aus Schmerz lernt man oder nicht.

Und genau wie immer schimpfte Maik darüber.

Sie schaute ihn nur an und grinste. „Was denn? Das ist die schnellste Methode vom Baum runter zukommen.“ Er schüttelte nur den Kopf und scheuchte sie fort in Richtung Trainingsplatz.

Auch wenn es nicht so aus sah aber die zwei verstanden sich gut. Während Kayla und Maik sich zum Trainingsplatz begaben, überlegte sie wie alt Maik eigentlich war und nach längerem Grübeln beschloss sie für sich ihn auf Anfang 30 ein zuschätzen. Seit Beginn des Krieges wurde beschlossen einige Kinder und Jugendliche im Kämpfen und Schießen zu unterrichten. Es waren zwar nur Waffenattrappen aber dennoch wurden die Kinder und Jugendlichen als Kriegsmaschinen ausgebildet und das war es, was Kayla  traurig stimmte.

 

Als die Beiden den Trainingsplatz betraten lagen schon drei Jugendliche auf den Boden und schossen auf die Zielscheiben. Maik bedachte Kayla mit einen tadelten Blick von der Seite, da diese sich ein Lachen unterdrücken musste, denn alle drei schossen überallhin nur nicht in die Mitte der Scheibe. Hinter den Dreien standen zwei kleine Jungen und ein Mädchen und beobachteten mit großem Interesse das Geschehen der Großen.

 

„Hey Jungs, wo habt ihr denn das Zielwasser gelassen?“ Nun konnte sie sich es nicht mehr verkneifen und lachte laut los. Die drei Jungen drehten sich um und verdrehten die Augen als sie Kayla sahen. „Ohh!!! Schaut mal Misses Scharfschütze gibt uns die Ehre.“ Sagte einer der Jungen, doch alle konnten den Sarkasmus in seiner Stimme hören und so grinste Kayla nur als sie ihre Waffe nahm und lud. Sie zielte auf die 15 Meter entfernte Scheibe und wollte gerade schießen als ihr einfiel, dass sie die Waffe noch gar nicht entsichert war. Na das wäre ja ne schöne Bescherung gewesen. So entsicherte sie und schoss. Die Kugel flog und traf genau in der Mitte, genauso wie die anderen sechs Kugeln und genauso wie immer. Kayla strich sich die Haarsträhne aus dem Gesicht und legte die Attrappe zur Seite.

Sie seufzte und drehte sich zu den Jungen der vorhin gesprochen hatte.

„Gibt’s irgendein Problem oder höre ich da etwa Neid heraus?“, Witzelte sie und sprach dann mit ernst weiter: „Ach ja und die Antwort ist immer noch nein!“ Die anderen zwei und Maik schauten verdutzt, denn sie wussten nicht, was das zu bedeuten hatte.

Doch langsam dämmerte es Marcel, einem der anderen zwei Jungen.

„Du hast sie doch nicht etwa gefragt ob sie mit dir gehen will, oder?“

Philipp, Marcels bester Freund lief rot an und stieß seinen Ellenbogen in Marcels Seite. Maik musste kichern da er wusste, das Kayla das einzige Mädchen in diesem Alter war, sportlich, nie viel über sich erzählt und bis jetzt jede Verabredung abgelehnt hatte. Und so waren die meisten Jungen im Heim darauf versessen ihr Freund zu werden. Es liefen sogar schon Wetten, wer es schafft ihr Freund zu werden. Und nun war wieder jemand aus dem „Rennen“ geflogen.

Nach dem Training erzählte Maik den Vieren, dass am nächsten Tag ein paar Soldaten ins Heim kommen und sehen wollen, wie weit das Training ist. Die Jungen waren sehr begeistert von dem Maik da sprach. Doch Kayla war davon nicht sehr begeistert denn sie hasste diesen Krieg und hörte deshalb auch nur mit einem Ohr hin und nickt an den richtig Stellen, damit dies nicht auffiel. Nach dem Maik endlich fertig war und die Jungen, tief in ein euphorisches Gespräch vertieft gingen, dachte Kayla nur daran, was es für Idioten sind, schüttelte mit dem Kopf und ging ebenfalls. Viel schneller als wäre sie in Eile, um endlich von diesem Platz wegzukommen, der nur so Gewalt und Unheil ausstrahlte.

 

Sie ging in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett und schnappte sich ihr Lieblingsbuch und fing an zu lesen. Nach dem vierten gelesenen Kapitel fing sie an den Umschlag abzupulen. Als sie ihn ab hatte kamen zwei Fotos zum Vorschein. Als sie die Menschen darauf anschaute kamen ihr leicht die Tränen. Sie fragte sich, wie wohl die Frau und der Mann, welche edle Kleider trugen und ihr zulächelten, jetzt wohl aussehen würden. Sie legte das Bild zur Seite und betrachte nun das andere Foto. Darauf war ein älterer Mann in Militäruniform zusehen, ihr Großvater, den sie ebenfalls lange nicht mehr gesehen hatte und auch sehr vermisste. Das letzte Mal hatte sie ihn zu ihrem 15. Geburtstag gesehen, dies war eine gelungene Überraschung für sie und fast wäre es damals auf geflogen das sie seine Enkelin ist. Bei dem Gedanken musste Kayla schmunzeln. In letzter Zeit hatte sie kaum noch Briefe von ihm bekommen, der letzte kam vor über 4 Monaten und nun sorgte sie sich sehr um ihn.

Als sie Schritte auf dem Gang hörte schreckte sie hoch und steckte die Fotos schnell wieder in den Buchumschlag und befestigte ihn so, dass die Bilder nicht herausfallen konnten. Eine Stimme auf der anderen Seite der Tür rief ihr zu, dass es endlich Abendbrot gibt und sie sich beeilen soll. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war und so legte sie das Buch wieder auf den kleinen Schrank neben ihr Bett.

Während sie zum Speisesaal lief fragte sie sich, wie es sein kann, dass noch niemand die Bilder entdeckt hatte, obwohl sie dieses Buch schon einige Male aus verschiedenen fremden Zimmern zurückholen musste. Da einige Kinder der Meinung waren sich alles nehmen zu können, was nicht Niet und Nagel fest ist.

 

Zum Abendbrot gab es wie immer das übliche. Brot und die Reste vom Mittagessen und dies, war nicht gerade viel. Aber was sollten sie denn machen, mit dem Krieg kam auch das Problem mit dem Lebensmittelmangel. Denn wo sollten denn die Lebensmittel herkommen, wenn der Großteil der Arbeitskräfte sich im Kampf befand. Die Folgen davon konnte man bei den Kindern am Besten erkennen, denn als erstes ging das Essen an die Front und dann an den Rest der Bevölkerung. Sie ging durch den Saal und schnappte sich eine Wasserflasche, um diese mit aufs Zimmer zunehmen, was eigentlich verboten war. Als sie an Tobias vorbei kam wunderte sich Kayla, wie es ihm gelang, trotz der strengen Essensrationierung und des strikten Naschverbots, immer noch so rund zu sein. Sie vermutete, dass er irgendwo in seinem Zimmer ein Lager hatte oder er die Küchenfrau, solange anbettelt bis sie ihm noch etwas gibt, weil er sie einfach nur nervte. Oben im ihrem Zimmer angekommen duschte sie sich, putzte ihre Zähne und machte sich fertig fürs Bett.

 

In der Nacht träumte sie von einem großen leeren Raum, der sehr prunkvoll und gleichzeitig sehr schlicht war. Sie stand an einem Ende des Raums, zumindest glaubte sie das. Sie hörte schon die ganze Zeit ein Lachen. Kein gefährliches, unheimliches oder ängstliches, nein es war ein losgelöstes und fröhliches Lachen, was sie schon lange nicht mehr gehört hatte. Von Neugier getrieben machte sie einen Schritt nach vorn. Sofort änderte sich das Bild vor ihr. Der Raum wurde zu einer riesigen Wiese mit vielen Blumen und ein paar Bäumen. Ein leichter Wind wehte und sie hörte immer noch dieses Lachen. Hinter einem Baum kam ein kleines Mädchen hervor. Kayla schätzt dieses Mädchen auf ungefähr drei oder vier Jahre. Das Mädchen lachte und rannte auf sie zu. Kayla stand verdutzt da und beobachtet das Mädchen. „Hey, Vorsicht!!“ aber das Mädchen rannte weiter und genau durch Kayla durch.

„Mama, Papa, hier bin ich!“ erklang eine zuckersüße helle Stimme. Kayla traf der Schlag als sie sich herum drehte. Hinter ihr standen fünf Erwachsene und ein Junge, der nun auf das Mädchen zurannte. „Warum habe ich das nicht bemerkt?“, schoss es ihr durch den Kopf. Kayla hasste es, wenn hinter ihr jemand war und sie es nicht bemerkte. Zwei der Erwachsenen drehten sich auf das Rufen herum, doch bevor Kayla die Gesichter erkennen konnte wurde sie unsanft aus den Schlaf gerissen.

„Aufstehen, du Schlafeule, dass Training mit den Soldaten beginnt in einer Stunde!“ Dämlicher Maik! Er weis doch, dass ich leicht zuwecken bin, dachte sie sich, während sie auf dem Boden saß. „Man, das tat verdammt weh. Irgendwann ist mein Hintern so platt wie ein Teller, wenn du mich ständig aus dem Bett schmeißt.“, murrte sie und rieb sich den Hintern.

„Dann solltest du dein Ach so geliebtes Hinterteil eher aus dem Bett scheren. Hast du deine Sachen schon gepackt?“ Kayla schaut ihn verdutzt an. Maik konnte ein deutliches „Hä“ mit vielen Fragezeichen über ihrem Kopf erkennen und schüttelte nur den Kopf. „Lass mich raten, du hast mir gestern nicht zugehört?“, sagte er leicht verärgert.

Sie grinste nur. „Du kennst mich doch.“

Also erzählte er ihr noch mal in Kurzform was an diesem Tag alles ansteht. Dass sie heute als erstes mit ein paar Soldaten trainieren, da diese schauen wollen wie weit die Jugendlichen ausgebildet sind und dass das komplette Heim evakuiert wird, da in den vergangenen Tagen schon wieder Häuser in der näheren Umgebung angegriffen wurden. Als er fertig ist verlässt er das Zimmer und ermahnt Kayla sich zu beeilen. Sie sprang auf und holte ihr Buch von dem kleinem Schrank und packte es in ihren Rucksack. Die Kleidung war schon lange drinnen ebenso ein kleines Vorratspaket, denn man weis ja nie, wann man das Heim schnell verlassen muss. Danach zog sie sich an putzte ihre Zähne, öffnete das Fenster. Man weis ja nie, dachte sie sich. Dann rannte sie runter in den Speiseraum, um noch was Essbares zu ergattern und traf dort auf Tobias, der die Küchenfrau anflehte ihm noch etwas zugeben und sie ihm noch eine Scheibe Brot zuschob. „Wusste ich es doch!“, stellte Kayla mit Zufriedenheit fest. „Hey Tobias hast du es wieder geschafft?“ rief sie ihm zu und Tobias strahlt sie an, nickte hielt das Brot wie eine Trophäe hoch. Während sie auf der zweiten Scheibe des altbackenen Brotes kaute schaute sie auf die Uhr. Noch sieben Minuten bis zum Beginn. Bis zum Trainingsplatz brauchte sie nur 3 Minuten also konnte sie sich alle Zeit der Welt lassen.

Als sie aus der Tür trat fuhren gerade drei Armeefahrzeuge vorbei die am Trainingplatz anhielten. Die Türen öffneten sich und die Soldaten stiegen aus. Kayla hört bei 12 auf zuzählen, denn schon jetzt verspürte sie den Drang sich um zu drehen und zugehen. Doch plötzlich stand Maik neben ihr und grinste sie an. „Wow, ich fass es nicht du bist pünktlich!?“ Kayla bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick aber Maik ging schon auf einen jungen Mann zu, der ihm die Hand reichte. Kayla musterte den Mann von oben bis unten. Er hatte schwarze Haare, trug einen Tarnanzug, eine Schutzweste und war von Kopf bis Fuß schwer bewaffnet. Das einzige was ihn wirklich von den anderen Soldaten Unterschied waren das Muster auf dem Stück Stoff an seiner rechten und linken Schulter. Sie stellte für sich fest, dass er wohl einen höheren Rang hat als die Anderen und, dass sie das ganze überhaupt nicht interessiert. Sie tat es mit einem Achselzucken ab, drehte sich um und ging zu der Eiche im Innenhof, denn sie hatte keine Lust auf die Rede und das ganze Gelaber. Oben auf ihrem Ast, der ihr einen perfekten Ausblick über das Gelände und gleichzeitig Sichtschutz bot, legte sie sich hin und entspannte sich.

 

Der Oberst hatte versucht während der Autofahrt ein wenig zu schlafen aber, das gelang ihm durch die vielen Schlaglöcher nicht wirklich also döste er nur vor sich hin, außerdem schwirrte schon die ganze Zeit die Herausforderung, des heutigen Tages im Kopf herum. Seine Einheit sollte ein Kinderheim evakuieren und vorher noch schauen, wie sich die auserwählten Jugendlichen im Training anstellen. Er hasste es Jugendliche, die fast noch Kinder waren mit in den Kampf zu nehmen, weil sie leicht Kanonenfutter wurden. Auch wenn sie dass nicht freiwillig sein wollten aber die Unerfahrenheit machte dies leider zur Realität. Noch dazu hing ihnen die feindliche Armee im Nacken und er wusste immer noch nicht ihren genauen Standort, das Einzige was er wusste, war, dass sie mindestens noch eine Tagesfahrt entfernt von dem besagten Heim entfernt war aber dennoch ein paar einzelne Spähertruppen durch die Gegend zog.

„Wir sind gleich am Heim!“ rief der Fahrer. Na endlich, dachte der Oberst. Als die Kolonne auf das Gelände fuhr registrierte er ein Mädchen, welches gerade aus der Tür getreten war und auf einer Brotscheibe kaute.

„Schaut euch mal die Kleine an. Ist sie nicht niedlich?“ sagte einer der Soldaten mit einem Grinsen im Gesicht. Als die Kolonne hielt und die Soldaten ausstiegen und sich um den Oberst versammelten, stellte er fest, dass einige Kinder und Jugendliche sich ihnen vorsichtig näherten. Er sah sich um und entdeckte einen jungen Mann, der neben dem Mädchen von vorhin stand. Der junge Mann lachte sie an und bekam gar nicht den vernichtenden Blick des Mädchens mit, da er sich bereits umgedreht hatte. Dieser kam auf ihn zu und stellte sich als Maik und Erzieher des Heimes vor. Während Maik ihn begrüßte registrierte der Oberst, dass das Mädchen ihn genau musterte und sich dann umdrehte und ging. Als Maik fertig war mit reden gingen sie gemeinsam zu den restlichen Soldaten. Nun folgte eine Begrüßungsrede, die prunkvoll war und die Armee in den Himmel hob, weil die Soldaten ihr Land verteidigen und täglich ihr Leben riskieren zum Schutze der Bevölkerung. Der Oberst hatte diese Reden mittlerweile regelrecht satt und macht eine gute und wohlwollende Miene und sagte danke und nickte zum richtigen Zeitpunkt. Nur wer ihn genau kannte wusste, dass er genervt und angespannt war. Er atmete auf, als die Rede vorbei war und hatte ein wenig Mitleid mit den Kindern, die alles begeisternd in sich aufsogen und für bare Münze nahmen, was erzählt wurde und nicht die Wahrheit über das Grauen kannten, bis sie es mit eigenen Augen sahen.

Na toll jetzt wird’s richtig lustig, dachte der Oberst sarkastisch.

„So Jungs, baut die Anlage auf und dann teilt euch in die üblichen vier Gruppen. Gruppe 1 und 2 riegeln das Gelände ab, 3 und 4 werden mit den Jugendlichen trainieren.“ Nachdem die Aufgaben verteilt waren, überkam ihm die Müdigkeit und er entdeckte eine alte Eiche mit viel Schatten, legte sich darunter und schlief ein.

 

Während Kayla ausatmete, in der Hoffnung, dass es jetzt endlich etwas ruhiger wird, ertönten schon vereinzelt Schüsse und sie seufzte. Da hörte sie auch schon Schritte, die sie nur allzu gut kannte. Es war Maik der, so erkannte sie es an seinen Schritten, sehr genervt war. Sie öffnete die Augen und verlor beinahe das Gleichgewicht da die Sonne sie stark blendete. Gott sei Dank war ein Ast in der Nähe an dem sie sich festhalten konnte und atmete auf.

„Komm gefälligst runter Fräulein oder ich komme hoch und hole dich persönlich runter! Du kannst genauso mit anpacken wie alle anderen auch.“ Kayla stellte sich vor wie Maik sich auf den Baum quälte und sie dann herunter trägt und musste laut lachen, was Maik eine säuerliche Miene aufs Gesicht zauberte. Sie stand auf und sprang hinunter. Als sie gelandet war stellte sie fest, dass sie nur wenige Zentimeter von einer Person gelandet war, die unter dem Baum lag und sie mit einem bewundernden Lächeln beobachtete. Wer war das gleich noch mal? Ach ja, der Oberst. „Das hätte auch schief gehen können.“, sagte er lächelnd. Sie ignorierte ihn und wandte sich zu Maik. „Und was ist mit ihm? Er kann genauso mit helfen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging sie zu den anderen auf den Platz und kassierte von den Soldaten einige Pfiffe. Alles Idioten, aber was will man erwarten, wenn man dass einzige Mädchen über 15 ist und jeder Junge einem hinterher läuft.

Kayla hatte schon viele Angebote bekommen und alle Abgelehnt. Die Jungen waren wirklich kreativ gewesen um sie zu überzeugen. Es hatte auch schon einer probiert sie aus heiterem Himmel zu Küssen, dies hatte ihm ein dickes Feilchen und Gespött der anderen Jungen eingebracht und Kayla mal wieder eine Standpauke. Was niemand von den Jungen wusste war, dass Kayla im geheimen die Konsequenzen fürchtete, die entstehen würden, wenn sie mit 19 Jahren mit einem Freund bei ihrem Opa auftauchte. Ein eiskalter Schauer lief ihr überm Rücken als sie die Möglichkeiten durch ging, wie ihr Opa reagieren würde und sie hing doch zu sehr an ihrem Leben.

Sie half den Soldaten dabei den Rest aufzubauen und wartet mit den anderen Jugendlichen darauf in eine Gruppe eingeteilt zu werden.

„Kann es sein, dass der Baum dein Lieblingsort ist?“ Sie drehte sich um als sie die Stimme neben sich war nahm. Nicht der schon wieder. Verfolgt der mich?! Warum versteht niemand, dass ich eigentlich nur meine Ruhe haben will. Sie drehte sich wieder um, so dass ihre offenen Haare ihm fast im Gesicht trafen und sie ihm verdeutlichte, dass sie nicht mit ihm reden würde. Na ja, süß sieht er ja schon aus. Und was für einen durchtrainierten Körper er wohl hat? Sie erschrak über ihre Gedanken. Opa würde mich umbringen außerdem ist der bestimmt schon 25 oder so.

Während Kayla mit ihren Gedanken fertig war bekam sie grad noch so mit in welcher Gruppe sie war und machte sich mit der Gruppe auf den Weg zur Anlage. Wie konnte ich nur so etwas denken und warum grüble ich nun darüber nach? Durch ihre erneute Versunkenheit sah sie das Hindernis nicht und rannte voll mit dem Kopf dagegen. „Aua, das gibt eine Beule!“ Sie schaute sich um ob von irgendwo eine Bemerkung kam, aber zum Glück hatte es keiner gesehen. Sie stahl sich vorsichtig davon und ging ins Haus um sich ein Kühlakku zuholen. Gleichzeitig nutzt sie die Gelegenheit um sich vor den ganzen Kerlen zu verstecken.

Im Speisesaal herrschte absolute Stille. Sie ging zu dem Kühlfach, wo die Kühlakkus gelagert werden und nahm sich einen heraus. Auf einem Tisch hinter der Theke fand sie noch ein Sandwich was keiner gegessen hatte und nahm es gleich mit. Während sie auf einen Stuhl saß und kaute. Oh man, ich glaube es nicht, mir wird echt langweilig so alleine. Ich glaube ich geh wieder raus. Als sie aufstand und hinausging kamen ihr einige Kinder entgegen die in Richtung Speisesaal liefen. Sie schaute auf eine Uhr und stellte fest, dass es mittlerweile schon halb eins war. Sie bemerkte ein leichtes Ziehen an ihrem T-Shirt und schaute zu der Ursache. Neben ihr stand ein kleines Mädchen mit kurzen blonden Haaren in einem Kleid und strahlte sie an. Es war das gleiche Mädchen, das am Vortag bei dem Training zugeschaut hatte. „Ich soll dir sagen, dass das Schießtraining gleich anfängt und alle auf dich warten. Ach ja und…..“ Sie druckste etwas herum, „und…, das mein Bruder dich sehr gern hat.“  Juhu noch eine Liebeserklärung! , dachte Kayla sarkastisch. „Ähmm, danke aber sag deinem Bruder, dass ich kein Interesse an ihm habe. Komm lass uns gehen, ich war eh gerade auf den Weg dorthin.“ Den Kühlakku drückte sie einem der vorbeikommenden Kinder in die Hand und versprach ihnen als Dankeschön einen Lolli, den sie von ihrem Opa bekommen hatte.

 

Auf dem Weg zum Platz sah sie, dass schon einige aus ihrer Gruppe schossen aber kaum einer davon traf auch nur annähernd in die Mitte. Auch die Soldaten trafen eher die zwei Kreise, um die Mitte als genau ins Schwarze. Als Kayla und das Mädchen am Platz ankamen, lief die Kleine sofort zu ihrem Bruder und überbrachte die Antwort. Kayla hatte mit vielem gerechnet aber nicht mit dieser Reaktion. Oha, jetzt weint er. Kayla musste sich ein Lachen verkneifen und sah wie das Mädchen ihn in ihre kleinen Arme schloss und tröstete.

„Hey Kleine! Komm her und zeig mal was du kannst.“ rief ein kleiner Soldat mit blondem Lockenkopf zu Kayla. Sie ging zum Schießstand und nahm sich die Waffenattrappe, die er ihr hinhielt und visierte an.

„Wow, schaut euch die Kleine an. Die will es wohl wissen“

„Mädchen und Schießen passt nicht zusammen, das wird doch nix!“ Das Gelächter und Gegröle der Soldaten ging ihr langsam aber sicher auf die Nerven. Sie ging noch einige Meter nach hinten und verschoss das ganze Magazin auf die Scheibe und alle Kugeln trafen genau in die Mitte. Mit einem Mal war eine ehrfürchtige Stille eingekehrt.

Denen hab ich es gezeigt. Triumphierte Kayla innerlich. Und wo sind eure dummen Sprüche jetzt? Kayla drehte sich mit ernster Miene um und wollte gehen als zwei Soldaten ihr den Weg versperrten.

„Ich frage mich ob du genauso gut mit einer echten Waffe schießen kann?“ Die Frage kam vom Oberst persönlich und er reicht ihr eine seiner Waffen. Eigentlich hatte Kayla keine Lust mehr gehabt, aber da alle sie erwartungsvoll anschauten und sie keine Lust auf erneute blöde Sprüche hatte beschloss sie es doch zu tun. Zögerlich nahm sie die Waffe in die Hand.

„Sind Sie sich sicher, dass sie schießen sollte?! Ich meine, wenn der Schuss daneben geht, könnte wer weis was passieren.“ Meinte einer der Soldaten zum Oberst. „Ach ich vertraue ihren Schießkünsten. Außerdem haben sie doch gerade selber gesehen, wie gut sie schießt.“ Auf dem Weg zur Anlage entsicherte sie die Waffe und legte an. Die erste Kugel traf genau auf die Attrappenmunition und zersplitterte sie mit einem lauten Knall. Auch die weiteren Kugeln saßen genau so wie sie diese platzieren wollte – genau ins Schwarze.

„War ja wieder klar; unsere Miss Sniper!“ Kayla drehte sich mit der Waffe in der Hand um und richtete sie auf Marcel. „Selbst, wenn du es in einer anderen Sprache sagst, weist du genau, dass ich diesen Namen nicht hören will.“ Dämlicher Idiot!! Wahhh! Sie drehte sich mit einem Schwung um und verschoss die letzte Kugel. Wutendbrand warf sie die Waffe auf den Boden und drehte sich um und schob die beiden Soldaten aus dem Weg. Der Oberst fragte sie noch etwas und ein Soldat antwortete darauf, aber das hörte sie alles gar nicht mehr, denn sie nutzte die Situation, um mit schnellen Schritten von dort wegzukommen. Länger als eine Minute hätte sie es keinesfalls ausgehalten und ging getrieben von ihren Füßen weg von dem Platz. Als sie auf schaute, stand sie vor dem alten Baum. Ihren alten Baum! , Korrigierte sie in Gedanken und musste schmunzeln als sie hinaufkletterte.

 

So etwas hatte er schon seit Jahren nicht gesehen. Sie war einfach so runter gesprungen ohne auf irgendetwas zu achten und gerade machte sie sich daran mit Maik zu streiten. Na ja, obwohl streiten konnte man es nicht wirklich nennen, denn sie lieferten sich eher ein kurzes Wortgefecht, was er amüsierend fand. Sie ist echt ein bisschen anders als die anderen Mädchen, die ich bis jetzt getroffen habe…. Er schaute ihr hinterher. „… Und das nicht nur äußerlich!“ „Wie meinen Sie?“ Maik schaute ihn verdutzt an. „Nichts, - er schaut Maik mit einem Grinsen an - ich habe nur laut gedacht. Ich werde noch schnell einen Rundgang machen und Kontakt mit den Posten aufnehmen. Wie weit sind die Vorbereitung für die Evakuierung?“

„Wir sind zum Aufbruch bereit, wenn sie das Kommando geben.“ Der Oberst nickte und wandte sich ab.

„Alles ruhig hier. Ende.“ Er war zufrieden mit der Antwort, obwohl er wusste, dass es sich jederzeit schlagartig ändern könnte. Verhöhnungen und Pfiffe bei einer der beiden Schießanlage erregten seine Aufmerksamkeit und er ging um nach der Ursache für die Unruhe zu schauen. Oh das Mädchen, Kayla hieß sie glaube ich, schießt. Na dann bin ich mal gespannt was sie drauf hat. Maik erzählte mir ja nur Lobenswertes über sie. Er stellte sich an die Seite und beobachtete das Geschehen und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen als die Masse vor Erstaunen verstummte. Er gab zwei Soldaten ein Zeichen sie aufzuhalten und ging auf sie zu. Ob sie genauso mit einer echten Waffe umgehen kann? Und fragte mehr in den Raum gerichtet als an Kayla persönlich. Er nahm seine Waffe, die um seinen Oberkörper hing ab und reichte sie ihr. Ob sie wohl annimmt? Er war gespannt und erfreut als sie zugriff. Die Zweifel von einem Soldaten zerstreute er mit dem was alle gerade gesehen hatten. Nachdem sie fünf der sechs Kugeln verschossen hatte drehte sie sich schlagartig herum und richtete den Lauf auf einen der Jungen und brüllte ihn an. Danach schoss sie die letzte Kugel auf die Scheibe, schmiss die Waffe zu Boden und ging. „Willst du mit deinen Schießkünsten nicht der Armee beitreten? Wir könnten jemanden wie dich gut gebrauchen? Mir wurde schon Maik berichtet, dass du eine gute Schützin bist aber so gut, Respekt.“, fragte er sie. „Was? Ist das wirklich euer Ernst, Sir?“ fragte der Soldat, der gerade die Waffe aufhob. Ich vermute, dass sie stink sauer auf den Jungen oder sogar sich selbst ist aber wir sollten sie jetzt in Ruhe lassen. „So Jungs weiter geht’s, wir haben noch eine Menge vor.“ Während das Geschehen wieder in Gang kam drehte er sich noch mal zu ihr um. „Ich kenne diesen Blick! Aber vergiss nicht, du hast schon jemanden.“ Er dreht sich zu dem Sprecher um und musste Grinsen.

 

 

 

~~~ Die Flucht beginnt~~~

 

 

In 7 Metern Höhe bahnten sich mehr Sonnenstrahlen, der tiefer hängenden Sonne, als normal durch das Laub der Eiche und ließen ihr wehendes Haar leuchten. Verdammt, warum habe ich das getan? Ich hätte ihn umbringen können, dass ist unverzeihlich. Ich so blöd, dämlich, ich dumme Kuh! Sie war stink sauer auf sich selbst, dass sie die Beherrschung verloren und mit einer Waffe auf jemanden gezielt hatte. In ihrem Kopf schlichen sich vereinzelte Bilder von jenem grauenvollen Tag ein und ließen ihr keine Ruhe.

Angst. Blut. Tod. Alles kam in ihr hoch und ihr wurde leicht schlecht davon.

„Kayla, Kayla komm da runter, wenn du runter fällst überlebst du das nicht.“ Die Worte rissen Kayla aus den Gedanken und sie bemerkte die Angst und Sorge in Maik’s Stimme. Doch sie kam nicht herunter, sie wollte nachdenken, nachdenken über ihr Verhalten, über das was in den letzen Stunden vorgefallen war und was noch kommt. Sie schaute in die untergehende Sonne und holte ihr Amulett heraus und klappte es auf. Eine leise Melodie erklang und sie betrachtete das Familienfoto darin. Vereinzelte Tränen liefen ihr übers Gesicht als sie erneut in den Sonnenuntergang schaute. Mutter, Vater, verzeiht mir. Ich weis nicht was ich machen soll. Sie schloss das Amulett und begann zu weinen.

 

 

Er suchte sie schon seit Ende des Trainings aber keiner hatte sie gesehen. Er hatte auch schon hoch in die alte Eiche geschaut sie aber nicht entdeckt und jetzt begann er sich wirklich Sorgen zumachen. Er stand mitten auf dem Hof des Heims und alles war bereit zur Abfahrt als der Oberst auf ihn zukam. „Ich glaube sie ist immer noch auf dem Baum.“ Sie gingen beide auf den Stamm, des Baumes, zu und schauten suchend nach oben. „Da oben ist sie doch.“ Ganz schön weit oben, so weit oben lag sie bis jetzt noch nie, dachten beide. Maik rief ihr zu, dass sie runterkommen soll aber sie reagierte nicht.

 

Etwas Feuchtes traf sein Gesicht. Weint sie etwa? Er sah noch mal zu den Lastern und Menschen, die eifrig hin und her liefen um alles zu packen. Vor einer Stunde hatte er die Nachricht über feindliche Gruppen in der Nähe bekommen. Bis sie hier sind müssten uns noch 20 Minuten bleiben. Also schwang er sich auf den Baum hoch und lies einen gestressten und genervten Maik unter sich. Er nahm auf den gegenüberliegenden Ast Platz und betrachtete sie. „Hey, alles okay bei dir? .... Kayla. Was ist los?“ Sie ist ja richtig fertig mit sich.

 

Natürlich ist nichts Okay. Sie merkte eine Berührung an ihrem Arm und merkte, wie jemand versuchte ihr Kinn anzuheben. Aber sie wollte es nicht, sie wollte einfach nur alleine sein und wehrte sich gegen die Bemühungen des Obersts. „Hau ab! Ich will alleine sein. Verschwinde.“ Sie drehte ihren Kopf aus seiner Hand und blickte, mit geschlossenen Augen, in Richtung Sonne. „Ich hab Mist gebaut, also lass mich und scher dich weg.“ Aber er machte keine Anstalten zu gehen. „Los komm mit runter. Wir wollen so schnell wie möglich hier weg, da meine Leute feinde gesehen haben und ich dich nicht einfach zurück lassen kann.“ Doch sie bewegte sich nicht, die Bilder in ihrem Kopf lähmten ihren Körper und ihre Stimme.

Alles was zeigte, dass sie noch lebte war, das Heben ihres Brustkorbes und die Tränen, die über ihre Wangen liefen. Hilflosigkeit breitet sich ihn im aus und gleichzeitig überkam ihn der Drang, alles was ihr Leid antun will, zu vernichten. So schutzlos, rein und lieblich. Er berührte sie noch mal und dieses Mal wehrte sie sich nicht und so machte er sich einen Plan, sie irgendwie von dem Ast runter zubekommen.

 

Wie er es geschafft hatte sie von ganz oben nach unten zutransportieren wusste sie nicht. Auch ihre Tränen waren weggewischt wurden, nur ihre Augen waren noch leicht gerötet, aber das sah man in der Spätdämmerung nicht. Die ersten beiden Laster setzten sich ratternd und polternd in Bewegung und verschwanden durch die Ausfahrt. Der dritte stand auch abfahrbereit, es fehlten nur noch sie, der Oberst und ein paar Soldaten die auf dem Gelände hin und her liefen.

Das Funkgerät rauschte und eine Stimme erklang. „Feindkontakt im Südwesten!“ Schüsse hallten durch die Stille des Abends.

„Los hol schnell deine Sachen und dann machen wir einen Abflug.“ Sie rannte los und sah noch wie der blond gelockte kleine Soldat ihr entgegen kam, auf den Oberst zu rannte, und mit ihm sprach. Das Geräusch von losfahrenden Reifen lies sie anhalten. Der Oberst kam auf Kayla zu und zog sie mit sich in einen Raum im Untergeschoss. Kayla staunt nicht schlecht als sie sah, was darin lag, denn normalerweise durften sie diesen Raum nicht betreten. Das sind doch feindliche Kampfanzüge und Waffen.

„Pass auf! Wir müssen es versuchen so zu schaffen und unterwegs noch eine kleine Gruppe von meinen Leuten einsammeln. Hier liegen Klamotten und Waffen des Feindes, welche wir für einen Notfall hier gelagert haben, mit den können wir uns tarnen.“ In voller Kampfmontur des Feindes und bewaffnet verließen die Zwei den Raum.

 

Die Sachen hatten beide sehr schnell angehabt nur bei der Schutzweste und den Waffen musste er ihr helfen. Ihre Haare hatte sie zu einem Zopf zusammen gebunden und unter der Maske versteckt. Angst breitete sich in ihm aus, Angst um Kayla und seine Männer. Als sie das Gebäude verließen war die Sonne schon fast am Horizont verschwunden und die wenigen Strahlen beleuchteten die drei Fahrzeuge, die gerade durch das Tor fuhren. Sie gingen langsam als sei nichts weiter um das Haus. Das Geräusch von Schritten näherte sich ihnen. Oh Mist, was mache ich jetzt, okay,… einzige Möglichkeit wäre… hm… das wird ihr nicht gefallen. Der Oberst dreht sich zu Kayla um und drückte sie an die rote Backsteinwand des Hauses und zog sich die Maske vom Kopf. „Entschuldige, wegen gleich aber das ist nur zu unserem Schutz. Du brauchst keine Angst zu haben.“

Mit diesen Worten zog er ihr ebenfalls die Maske vom Kopf, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie.

Genau im gleichen Moment kamen zwei Soldaten um die Ecke.

„Hey! Was zur Hölle …“ Er verstummte als er die Uniform erkannte und die langen braunen Haare von Kayla sah. Er stand mit offenem Mund da, nach einigen Sekunden fasste er sich wieder. „Könnt ihr das nicht im Hauptquartier machen?“

Der Andere grinste und meinte: „Ich wusste gar nicht, dass wir solche Schönheiten im Team haben. Kann ich sie mir mal ausleihen?“ Er ignorierte die Frage des Letzten und löste sich von Kayla.

„Entschuldigung, Hauptmann. Aber ich konnte einfach meine Finger nicht von ihr lassen.“ „Das hat Konsequenzen Soldat. Wenn wir zurückkommen melden sie sich zum Küchendienst und zusätzlich 2 Nachtwachen an. Und keine weiteren Liebelein mehr, VERSTANDEN?“ „Ja, Sir!“ Antworteten beide.

 

 

Sie konnte nicht glauben, was er gerade getan hatte. Er hatte sie Geküsst und das mitten auf den Mund. Dieser Idiot, das war mein erster Kuss! Nachdem die beiden Soldaten aufgetaucht waren stand sie wie versteinert an der Wand und wagte es kaum zu atmen. Nur bei den letzten Worten hatte sie ebenfalls leise zugestimmt. Sie hatte Angst gehabt, dass ihre Tarnung aufflog, aber die Beiden hatten ihnen alles abgekauft. Sie haben echt alles geglaubt, ich fass es nicht! Der Hauptmann, der Feinde, hatte ihnen Küchendienst und Nachtwache verdonnert, aber er hatte es seinen Feinden verdonnert. Sie musste unwillkürlich lächeln. Zu gerne hätte sie sein Gesicht im Moment des Begreifens gesehen. Nach dem die Beiden gegangen waren, hatte er sich nochmals entschuldigt und Kayla mit besorgtem Blick angeschaut. Sie antwortete ihm, dass alles Okay sei, obwohl sie immer noch tierischste Angst hatte. Danach hatte der Oberst geschaut ob die Luft rein ist. Dabei hatte sie ein Paar Worte aufgeschnappt, die ihr bitter aufstießen. Sie hatten etwas von den Heimbewohnern und alles vernichten gesprochen. Danach hatte sie aus Versehen die Kontrolle verloren und ein paar Schüsse losgelassen, die ihren Feinden nicht sehr gut bekamen. An die darauf folgenden Momente kann sie sich nur wage erinnern, denn ein Kugelhagel ging in ihre Richtung los, etwas streifte ihr Gesicht und sie wurde vom Oberst zu Boden gerissen.

„Was soll das, wir sind eure Verbündeten? Schaut lieber nach, wo die Feinde sind als auf uns zu ballern, wie hirnlosen Idioten!“

„Sorry, ich dachte…“ rief einer der Soldaten.

„Am besten du hörst auf zu denken und geht’s lieber mal im Haus schauen, ob sich da noch jemand ist. Wir schauen uns auf dem Gelände um.“, Motzte der Oberst den Soldaten an.

„Das ist unsere Chance, los verschwinden wir von hier.“

„Gleich, ich muss nur noch meinen Rucksack holen.“ Kayla sprang auf und eilte zu ihrem Zimmerfenster und war froh, dass sie es offen gelassen hatte, und schnappte sich ihre Sachen und eilte wieder zurück.

Kurz nach dem sie aufgebrochen waren, erklang ein pfeifendes Geräusch durch die Luft und der Oberst fasste sie schnell an der Hand und zerrte sie weg von dem Heim. Einen Augenblick später schlug eine Fliegerbombe ein. Trümmerteile, Dreck, Staub und Dinge aus dem Heim flogen durch die Luft und zerstreuten sich in der Gegend. Durch die Druckwelle, der nächsten Bombe, wurden auch die beiden durch die Luft geschleudert.

 

Dann rannten sie durch das Unterholz des Waldes, um zu der kleinen Gruppe von Soldaten aufzuschließen. Durch Funk kannten sie die ungefähre Position der Gruppe, doch in der Dunkelheit war es dennoch schwierig sie zu finden.

Dort, das Signal! Er zog sie an der Hand in Richtung des Signals. Er wusste nicht, wo genau sie waren aber eine ungefähre Richtung hatten sie jetzt. Keuchend und nach Luft schnappend versteckten sie sich hinter einem umgefallenen Baumstamm.

„Oberst?! Da sind Sie ja. Gott sei Dank.“

„Wie sieht es aus?“

„Na ja also bei uns ist es ziemlich ruhig geworden. Wir glauben, dass sie nach der Explosion geflüchtet sind um ihres gleichen zu helfen. Wir können los.“ „Gut, dann mal los!“  Er drehte sich zu Kayla um sie zu fragen, ob sie noch weiter kann, aber die Frage hatte sich erledigt. „Hey Kayla, was ist los? Komm zu dir.“ Kayla regte sich nicht im Geringsten. Er riss ihr die Maske vom Gesicht und sah das Blut, was ihr über das ganze Gesicht verwischt lief. „Oberst, ich glaube das ist nicht alles. Sehen sie mal.“ Der Oberst schaute und wurde kreidebleich.

 

Nachdem  er sie mit sich hinter einen Baumstamm geworfen hatte kamen kurz darauf die Soldaten, die sie gesucht hatten. Während des Gesprächs hatte sie versucht sich zu beruhigen. Alles war drunter und drüber gegangen und nun war sie froh, dass sie sich ausruhen konnte. Ahhh! Mist, was ist denn das jetzt?

Mit der Zeit lies das Adrenalin in ihr nach und ein stechender und zerrender Schmerz in ihrem Gesicht und ein noch schrecklicher in ihrer linken Schulter, der ihr die Sinne raubte. Langsam verschwamm alles vor ihren Augen. Ist das jetzt das Ende? Ist das der Oberst, der da ruft?

Glück im Unglück gehabt

Verdammt, warum habe ich es nicht bemerkt?! Weil ich sie einfach hinterher gezogen habe. , antwortete er sich selbst verbittert. Der Sanitäter, sein bester Freund, hatte die andere Wunde festgestellt und sie, genauso wie die in Kaylas Gesicht, provisorisch versorgt. Er hoffte, wie alle anderen auch, dass sie es schaffen würde bis sie da waren. Seit 2 Stunden liefen sie durch den Wald und näherten sich dem Lager. Er trug sie auf seinen Rücken und merkte gelegentlich den Atem an seinem Hals und wusste so, dass sie noch lebte.

Nach weiteren 2 Stunden kamen sie endlich im Lager an und eilten sofort auf die Sanitätsstation und übergaben Kayla dort Ärzten die zusammen getrommelt wurden. Er hatte das Gefühl als liefe alles in Zeitlupe ab. Wie Kayla ihm abgenommen und auf eine Trage gelegt wurde. Ihre Lebensfunktionen überprüft wurden und alles für eine OP fertig gemacht wurde. Alles zog langsam an ihm vorbei. Er wurde an der Schulter gepackt, zu einem Stuhl hingeführt und sanft hinein gedrückt. „Du kannst jetzt nichts mehr machen! Du musst auf sie vertrauen, dass sie ihre Arbeit machen und auch Kayla, dass ihr Wille stark genug ist. Ich habe die Wunde gesehen und in der Zwischenzeit hat sie alles andere als wenig Blut verloren.“ Erst jetzt bemerkte der Oberst, dass er von zwei Personen runter in den Stuhl gedrückt und festgehalten wurde. Er schaute zu dem Sprecher und verzog bitter das Gesicht. „Du hast wohl mal wieder Recht. Ihr könnt mich loslassen.“

 

 

Sie stand wieder in dem riesigen Raum und hörte das Kinderlachen und als sie einen Schritt nach vorne machte verwandelte sich der Raum in eine Wiese mit Blumen und Bäumen. Alles, wie der Traum vor kurzem. Da ist das Mädchen, das hinter dem Baum vorkommt und mit strahlendem Gesicht nach ihren Eltern ruft und durch mich durch rennt. Kayla dreht sich um, denn sie wusste, dass dort die anderen sechs Personen standen. Sie versuchte die Gesichter zu erkennen. Langsam zeichneten sich klarere Konturen um die Körper und Gesichter. Sie schritt über die Wiese und näherte sich den Personen. Zwei, der Erwachsenen, hatten sich rumgedreht und sich zu den kleinen Mädchen hinunter gebeugt. Auf einmal schauten sie auf und lächelten in Kaylas Richtung. Sehen die mich an?  Sie drehte sich einmal im Kreis um herauszufinden, ob wieder jemand hinter ihr steht. Moment irgendwie kommen sie mir bekannt vor. Sie ging noch ein Stück näher heran. Wer ist das? Jetzt löste sich der Junge von der Gruppe. Er hatte kurze schwarze Haare aber Kayla konnte keines der Gesichter genau erkennen. Als der Junge vor ihr stand reichte er ihr die Hand entgegen. Er kam ihr ebenfalls bekannt vor. Als sie zugreifen wollte, verschwamm wieder alles und verwandelte sich in ein Meer. Durch den Schreck, als sie ins Wasser fiel, schluckte sie Wasser und rang nach Luft. Sie versuchte nach oben zu kommen aber Wellen tauchten sie immer wieder unter und die Strömung machte es ihr unmöglich sich zu orientieren. Stechender Schmerz breitete sich in ihrer Lunge aus, die nach Luft schrie. Es gelang ihr kurzzeitig das Wasser auszuspucken und Luft zu erhaschen als schon die nächste Welle sie runterdrückte. Durch das Tosen der Wellen und des Sturms hörte sie Stimmen, zumindest glaubte sie das. Ich schaff es nicht mehr! Das war’s! Ich bekomme keine Luft mehr. Erneut breiteten sich Schmerzen in ihrer Lunge aus, welcher sich auf ihren ganzen Körper ausbreitete. Ihrer Schulter schmerzte, als wäre sie zerrissen wurden.

 

Sekunden vergingen, wie Minuten, Stunden, wie Tage und Wochen. Er dachte, dass es nie Enden würde. Seit vier Stunden hatte er nix von Kaylas Zustand gehört. Innerlich war er so aufgewühlt, dass er sich am liebsten in einen Kampf gestürzt hätte. Stattdessen saß er mit seinem Kumpel am Tisch in der Kantine und aß. Sofern man das Essen nennen konnte, denn hauptsächlich schwiegen sie sich an. Alle wanden sich um als ein junger Soldat den Raum mit schnellen Schritten betrat und sich suchend umsah.

 

 

„... LAAA!!  AYLLLLAAAAA!!!..KAYLAAAA!!!!“ Da die Stimmen! Ich höre sie wirklich. Die bilde ich mir nicht ein. Mit einem Mal wurde sie gegen etwas hartes geworfen und festgehalten. Durch den Lärm des Windes und der Wellen hörte sie immer deutlicher die Stimmen. „KAAYYYLAAA!!!.. VERDAMMT KOMM ZU DIR?“ Alles um sie herum begann es heller zu werden und sie zu blenden.

Als sie die Augen leicht öffnete sah sie in ein großes Licht, was sie blendete. Ab und zu huschten Schatten durch ihr verschwommenes Blickfeld und hielten kurz inne um dann schnell wieder zu verschwinden. „KAYLA!! Gott sei dank du bist wach.“ Noch immer sieht die die Schatten nur verschwommen und durch Licht muss sie erneut die Augen öffnen um mehr Konturen wieder zu erkennen. Schließlich erkennt sie den Schatten, der sich als einen älteren Mann herausstellt erkennen. „Großvater?“ Ihre Stimme dabei und sie spürt wie trocken ihr Hals und Rachen ist. Erneut blinzelt Kayla und sieht immer mehr Konturen schärfer. „Komm zu dir Kayla.“ Da bemerkt Kayla weitere Schatten die ihre Konturen zurück bekommen haben. Und dennoch fühlt sie sich benommen, geradezu benebelt, als hätte man ihr etwas gegeben. Mit einem Mal nimmt sie auch den stechenden Schmerz in ihrer Schulter wahr, sodass sie sich aufsetzt und die verletzte Schulter festhält. Da bemerkt sie den Verband der um ihre Haut gebunden ist und sogar einige Kabel an sie angeschlossen sind. „Kayla. Leg dich wieder hin.“ Sie muss unter einem extrem starken Schmerzmittel stehen da sie so benommen ist, dass sie gar nicht, was ihr Großvater von ihr will. Erneut blinzelt sie um den trüben Schatten der Benommenheit loszubekommen. Da sieht sie in ihrem Blickfeld noch eine weitere Person stehen, die sie für einen Augenblick ansieht, bevor diese aus dem Raum verschwindet.

Langsam dreht Kayla den Kopf zu den älteren Herrn neben sich.

„Opa.“

„Wie viel haben dir die Ärzte denn an Schmerzmittel verpasst? Na egal, du bist endlich wach.“ Kayla verstand nur nicht so ganz, was ihr Opa damit meinte. „Was ist denn passiert?“ „Na toll. Sag bloß du erinnerst dich nicht.“

„An was soll ich mich denn erinnern?“ Ihr fallen einige Bruchstücke wieder ein. Von der Flucht und dem wegrennen und wie sie plötzlich starke Schmerzen hatte. "Erinnerst du dich wirklich nicht?“ „Nicht an alles. Irgendwas hat meine Schulter verletzt stimmt’s?“ „Nicht nur deine Schulter ist verletzt. Du bist um es kurz und bündig zu erklären ziemlich angeschlagen. Ich hatte Angst dich verlieren zu können.“ Kayla senkt den Kopf, sie wollte ihrem Opa, ihren geliebten Großvater nun wirklich keine Sorgen machen.

„Es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe.“ Kayla sieht auf, als ihr Opa ihr über die verletzte Wange streicht. „Ich bin so froh dich endlich hier und vor allem in meiner Nähe zu haben.“ Dabei verstand Kayla die unausgesprochenen Worte ihres Großvaters, er hat sie genauso vermisst wie sie ihn vermisst hat. „Du ruhst dich jetzt erst einmal aus, im Moment bist du noch zu sehr geschwächt. In ein paar Wochen sollte es sich schon gebessert haben.“

„In ein paar Wochen wird es fast verheilt sein.“ meint Kayla nur leise. Dennoch fragt sie sich, weshalb der Oberst im Raum war. Wollte er etwa nach ihr sehen? Es würde sie nicht einmal wundern nachdem … Ihr fiel die Sache mit dem Kuss wieder ein, sodass sie sogar vor Scham leicht rot wurde, was ihrem Opa zum Glück entgeht. Dennoch ballt die die Hände zu Fäusten, wobei ihr die eine Hand mehr schmerzte als die andere. Für den Kuss würde der Oberst noch büßen. Nur schob Kayla diesen Gedanken schnell wieder aus ihrem Kopf, dank ihm hat sie die ganze Sache erst überlebt. Ein Arschtritt wird schon drin sein. Da bemerkt ihr Opa ihre geballten Fäuste. „Was ist los? Hast du starke Schmerzen, Kayla?“ Durch die Frage lockert Kayla ihre Hände und bemerkt auch den Schmerz vor allem den zerrenden und stechenden in der Schulter. „Es geht.“

„Na dann leg dich wieder hin und versuch zu schlafen, das wird deinen Verletzungen und dir gut tun.“ „Ja, wahrscheinlich.“ Ihr Opa legt sie zurück ins Kissen und flüstert nur leise, dass er sehr froh ist das sie am Leben ist.

Sie würde später ihrem Opa recht geben, dass Schmerzmittel wirkt sich nicht nur auf die Schmerzen aus, sondern auch auf ihr Bewusstsein und ihr Wachsein aus. Schon wenige Minuten nachdem sie wieder liegt ist sie eingeschlafen.

 

Wäre dieser junge Soldat nicht in die Kantine gerannt gekommen, würde er noch immer nicht wissen, was mit Kayla ist. Doch nun hat er Gewissheit das sie Leben würde und das sie lebt. Dennoch macht er sich Vorwürfe, er hat sie nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht und nun ist sie verletzt. Ihren Schmerz in ihren Augen zu sehen fügt ihm ebenso Schmerzen zu, wie zu wissen, dass er daran Schuld ist.

 

Die Tage darauf hat er Kayla nur selten gesehen. Noch immer liegt sie auf der Krankenstation und schläft die meiste Zeit oder ist von den Schmerzmitteln so benommen dass man sich mit ihr nicht lange unterhalten kann, wobei er kaum ein Wort heraus bringt, was ihn selber verwundert.

 

An einem dieser Tage, wo Kayla wach gegen die Decke und die Unebenheiten, Flecke und Konturenstriche zählt und gedanklich nachfährt tritt ihr Opa zu ihr heran. Als er ihr eine Drohung des Feindes erklärt wird sie kreidebleich.

Doch als sie nicht antworteten nicht den Forderungen des Feindes nachgaben kamen sie. Die Feinde griffen den Ort an, an dem sie aufhält. Nur weiß sie nicht, ob es mehr Glück oder einfach nur Zufall war, dass man sie über sehen hat. Und noch weniger weiß sie, wer genau entführt oder sogar getötet wurde. Ihr taten die Kinder leid, die nun keine Zukunft mehr haben, weil man ihnen diese geraubt hat.

The Truth - Die Wahrheit

The Truth  (Gleichnamig mit dem Kapitelsong The Truth von Two Steps from the Hell)
 

Erschreckend ist es doch wie die Zeit vergeht und das obwohl sie gerade erst wieder in Sicherheit ist, geschehen wieder Übergriffe von Orten im ganzen Land. Morde werden langsam zum täglichen Bild, die Nachrichten häufen sich darüber und Kayla muss sich selbst immer wieder Mut zu sprechen, zwar sieht sie ihren Großvater wieder öfter, doch wirklich reden tun sie nur wenn sie allein sind. Und dabei trägt sie eine immer größere Last mit sich herum.

Sie wandelt durch die verschiedenen Gänge starr mit einem leeren ausdrucklosem Gesichtsausdruck in Gedanken versunken. Was sie auch überdenkt und überlegt, sie kommt einfach zu keiner Lösung. Die Soldaten die überall stehen schauen ihr zwar nach, doch keinem schenkt sie Beachtung, zu sehr ist sie in ihren Gedanken versunken. Ihre Schulter heilt langsam, doch selbst die Schmerzen bringen sie nicht dazu stehen zu bleiben. Selbst die Anderen Jugendlichen können sie nicht aus ihren Gedanken reißen als einige sie überreden wollen zu trainieren.

Als sie wieder bei dem Gang mit den Brüstungen und Säulen ankommt lehnt sie sich übers Gelände der Brüstung.

„Vielleicht wäre es doch besser sich zu stellen.“ Sie lehnt sich seufzend an die kalte Säule neben ihr und schließt die Augen. Die feindlichen Truppen sind bereits in der Nähe und sie wissen das ich hier bin. Sie versteht es nicht so ganz, was das Schreiben genau zu bedeuten hat. Es ist zwei Tage her dass der Brief sie erreicht hat und dessen Bedrohung.

„Ich muss mich stellen, es nützt nichts mich weiterhin zu verstecken.“

„Was redest du da für einen Unsinn?“ Kayla zuckt vor Schreck zusammen und schaut zu ihren Großvater, der nicht alleine gekommen ist. Bevor sie etwas auf seine Bemerkung sagen kann, ergreift er das Wort. „Du kannst dich nicht stellen, willst du nach so langer Zeit die Hoffnung aufgeben?“ Mit zusammen gebissenen Zähnen sieht Kayla weg, sie kann nicht mit ihrem Großvater reden, wenn er zwei Begleiter hat, vor allem nicht wenn der Eine dabei ist, den sie seit Tagen versucht zu meiden.

„Ich muss es aber.“ Ihr kleinlautes Zugeständnis bringt ihren Großvater aus der Fassung, sodass er sie aus Reflex an ihrem Kragen packt und gegen die Mauer drückt. „Willst du dein Leben weg werfen und ausgerechnet jetzt Alles aufgeben wofür wir gekämpft haben?“ Durch die Stärke seiner Hand zischt sie als ihre verletzte Schulter gegen das Mauerwerk gedrückt wird.

„Opa, hör auf, das tut weh.“ Wispert Kayla ihm entgegen. Doch er lässt sie nicht los, er lockert zwar seinen Griff, aber er will nicht das sie sich, ihre Verantwortung und der Aufforderung der Feindlichen Truppe nachgibt.

„Entschuldigen Sie, aber ich glaube sie sollten sie loslassen, ihre Schulter ist doch verletzt.“ „Spar dir den Kommentar, dass weiß ich auch, du hast immerhin nicht gut genug auf sie aufgepasst. Und allein wegen deiner Unachtsamkeit ist sie verletzt!“

Kayla zuckt zusammen als sie die Wucht und Zorn in der Stimme ihres Großvaters hört, als dieser den Oberst angeht.

„Es ist nicht seine Schuld gewesen. Wäre ich von Anfang an mitgegangen wäre es nicht passiert, das wir den feindlichen Truppen begegnet sind. Es war meine Schuld. Gib ihm keine Schuld, er hat immerhin dafür gesorgt, das wir überhaupt hier lebend angekommen sind.“ Sie hielt sich die verletzte Schulter mit der anderen Hand und wusste das sie gegenüber ihrem Großvater nicht so reden sollte. „Ach ja und wofür? Du willst dein Leben wegwerfen, obwohl du weißt was dann passieren würde.“ In ihrem Hals bildete sich ein Kloß als sie die Tränen in den Augen ihres Großvaters aufsteigen sieht. In denen sieht sie auch den Glanz von Angst. Er hat Angst mich zu verlieren. Zwar hatte er seine Hand bereits gesenkt, doch jetzt wusste sie auch wieso er so wütend war, er hat einfach Angst auch noch sie zu verlieren. Doch noch immer, weiß sie nicht ob sie offen reden kann, wenn der Oberst und der andere etwas ältere Herr dabei waren.

Er sieht aus wie ein General.

„Du kannst ruhig deine Meinung dazu sagen, die Beiden sind eingeweiht.“ Diese Information trifft Kayla allerdings wie ein Schlag ins Gesicht, woraufhin sie noch blasser wurde. Sie wissen wer ich bin. Wieso?

„A-aber wieso? Welchen Nutzen hat es wenn sie es wissen?“

„Du bist unsere Hoffnung, weißt du das nicht?“

„Ich? Ich bin kein guter Hoffnungsschimmer. Also wieso?“

Sie bemerkt die Blicke von den drei Herren und wie diese sich umsehen, als der Oberst dann das Wort ergriff. „Das sollten wir ungestört bereden und nicht hier.“ Also folgt Kayla ihnen in einen leeren Raum in dem Landkarten über Landkarten liegen von Regionen ihres Reiches vermutete sie und eine Menge mehr was auf dem großem Tisch in der Mitte des Raumes liegt. Zwei Schritte und keinen Schritt weiter betritt sie den Raum, den Arm hält sie sich noch immer an die verletzte Schulter, die Wärme unter den Verband hat von neuem zu pulsieren angefangen. Währenddessen schloss jemand die Tür hinter ihr ab.

Die drei bemerken ihr Zögern, also eröffnete der andere ältere Herr das Gespräch.

„Wir müssen euch einiges erklären, Prinzessin Anneliese. Wir sind wie ihr unter getaucht und wollen wieder in Frieden leben.“

 „Ihr wisst wie ich heiße, aber wer seid ihr?“ Sie schaut zu den älteren Herrn der neben ihrem Großvater und dem Oberst steht.

„Ihr erinnert euch nicht?“

„An euch? Ich weiß nicht wer ihr seid.“ Der Oberst senkt den Blick zur Seite und sieht ein wenig traurig zur Seite, während ihr Großvater das Wort wieder übernimmt.

„Dein Gedächtnis ist noch immer nicht vollständig zurück gekehrt?“ Doch bevor er weiter sprechen kann spricht der Oberst einfach dazwischen.

„Wir kennen uns seit Jahren, wieso, wieso hast du das vergessen? Erinnerst du dich wirklich nicht?“

„Sei ruhig und schweig, Sohn.“ Bei der Bemerkung von dem zweitem Herrn wandert ihr Blick zwischen dem von dem Oberst und dem Mann hin und her, während der Oberst und der Mann sich schweigend anstarren, bis der Mann sie ansieht.

„Verzeiht Prinzessin, aber was ist passiert das ihr euer Gedächtnis verloren habt?“ Unbewusst sieht sie noch immer den Oberst an, dessen Namen sie immer noch nicht kennt, während dieser sie ebenfalls ansieht.

„Bevor ich euch antworte möchte ich gern wissen, wer ihr seid.“

Wieder ergriff der ältere Mann das Wort und hindert so den Oberst etwas zu sagen.

„Ihr erinnert euch wirklich nicht, mag sein das es Jahre her ist. Aber ich war ein guter Freund eures Vaters. Bevor ihr euer Gedächtnis verloren habt Prinzessin sind wir uns schon einmal begegnet. Bei einem Fest das euch euer Vater gegeben hat, damals hat mein Sohn euch ebenfalls kennen gelernt in eurem Palast.“

Kayla versucht sich an irgendwas zu erinnern, doch das einzige was sie bekommt sind zu den Schulterschmerzen nun auch wieder diese stechenden Kopfschmerzen.

„Ihr sollt mich nicht rätseln lassen, ich weiß nicht wer ihr seid und ob ich euch Glauben soll.“ „Ihr habt sehr viel von eurem Vater, aber auch sehr viel von euer lieben Mutter.“ Diese Äußerung machte Kayla wütend, sie will mit niemanden über ihre Eltern reden oder was sie von ihnen hat.

„Schweigt! Ich will nicht über meine Eltern reden, sondern sofort erfahren wer ihr seid, ohne das ihr um diese Sache herum redet.“ Ihr Blick wurde nur noch wütender und die Kopfschmerzen gingen auch nicht weg im Gegenteil, sie wurden stärker.

„Vater, es wäre wirklich besser es jetzt zu sagen. So langsam verliere ich die Geduld dieses Versteckspiel zu führen, dass weißt du doch.“

„Sicher weiß ich dies, aber es hätte ja sein können, das sie sich erinnern Prinzessin Anneliese.“

Sie zischte nur vor sich hin. Die Kopfschmerzen haben sich ausgebreitet, dass sie keine Lust auf dieses Spielchen hat.

„Schweigen sie, was ist wenn jemand den Raum belauscht? Die Sache ist ernst.“

„Sie hat recht, und wenn ihr nicht wollt das ich es ihr erzähle, so erzählt ihr wer ihr seid. Sie hat wahrlich das Temperament ihres Vaters und zugleich die Güte ihrer Mutter.“ Mit einem fassungslosem Blick sieht Kayla ihren Großvater an.

„Großvater bitte, ich will nicht an sie erinnert werden.“ Sie senkt den Blick weil es noch immer schwer für sie ist über ihre Eltern offen zu reden oder gar zu hören, welche Charaktereigenschaften sie von ihren Eltern hat. Sie vermisste ihre Eltern einfach nur. Sie hört wie sich jemand räuspert und sieht zu den Oberst.

„Dein Lieblingsspiel war Verstecken und Suchen, wir haben es einige Male bei dir gespielt und schon damals hast du dir schwierige Verstecke gesucht. Einmal habe ich gedacht dich nicht finden zu können. Und auch jetzt bist du noch immer gut dich zu verstecken, auch wenn du dich mehr auf Bäumen aufhältst als in Schränken.“

Bei der Erwähnung ihres Lieblingsspiel sieht sie erneut zu dem Oberst, nachdem sie den Blick abgewendet hatte, denn seltsamerweise war es wirklich ihr Lieblingsspiel selbst im Heim gewesen.

„Woher wisst ihr das?“ Überrascht sieht sie den jungen Mann mit dem schwarzen Haar an.

„Weil du es mir gesagt hattest, auch wenn du da gerade mal vier warst. Wieso nur erinnerst du dich nicht mehr daran?“ Zunächst denkt sie das sie es sich nur einbildet, doch sie sieht tatsächlich Tränen in seinen Augen. Irgendwie tut er mir Leid.

„Es tut mir Leid, aber ich erinnere mich einfach ni-“ Doch mitten im Satz zuckt sie zusammen als sie ein heftigen stechen spürt, sodass sie sich an den Kopf fassen muss. Sie hat das Gefühl ihr Kopf würde explodieren.

„Anneliese! Was ist los?“ Als sie die Augen wieder öffnet spürt sie das jemand sie festhält, anscheinend war sie kurz weggesackt, ihre Atmung geht zu schnell und zu flach. Sie richtet sich wieder auf und löst sich von den Armen die sie festgehalten hatten.

„Es ist nichts. Mir war nur etwas schwindelig.“ Und doch fragt sie sich wieso ausgerechnet der Oberst sie festgehalten hat. Er schaut so sorgenvoll. Wieso nur?

„Bist du dir sicher? Du hast das in letzter Zeit öfter, irgendetwas stimmt doch nicht mit dir.“ Den besorgten Blick von ihrem Großvater kann sie nicht ignorieren. „Es ist nichts, Großvater, es sind nur Kopfschmerzen die ziemlich heftig und mit irgendwelchen Bildern kommen, die ich nicht deuten kann und dann wieder verschwinden.“

„Bilder? Was meinst du mit Bildern?“

„Ich weiß es nicht. Ich träume es eigentlich jede Nacht, es ist immer wieder dasselbe, da sind Personen die ich nicht erkenne und dann doch das Gefühl habe sie zu kennen. Einmal habe ich gedacht es wären Mutter und Vater, aber dann stand auch schon einmal ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren vor mir, doch es war alles verschwommen.“ Sie versuchte es so gut es ging zu beschreiben, doch selbst beim erzählen spürt sie den stechenden Schmerz über ihrer linken Schläfe pulsieren.

„Ein kleiner Junge mit schwarzen Haaren?“ Bei der Frage von dem Oberst sieht sie diesen an, der sie, man könnte es musternd sagen, ansieht.

„Es war nur ein Traum, ich weiß nicht was das zu bedeuten hat.“ Sie versucht vorsichtig den Schmerz in ihrer Schläfe wegzureiben und doch will es nicht funktionieren.

„Anneliese, das ist nicht nur ein Traum, es sind deine Erinnerungen die zurück kehren wollen. Dein Unterbewusstsein erinnert sich.“

„Wollt ihr mir damit sagen das ich mich nur erinnern kann, wenn ich schlafe, das ist doch ... irgendwie unlogisch. Zudem wer sollte zum Beispiel der Junge sein?“

„Er steht doch direkt neben dir, oder kennst du noch jemanden mit dem du gerne verstecken gespielt hast?“ Auf diese Andeutung hin dreht sie sich zur Seite und sieht den Oberst an.

„Mag sein das ihr schwarzes Haar habt. Aber wieso sollte ich euch Glauben, wenn ihr mir noch immer nicht meine Frage beantwortet habt. Und um euch zu erinnern, ich wollte wissen wer ihr seid. Sie beide.“

Das war für den jungen Mann zum Haare raufen, mit einem Blick zu den beiden Herren die ihm zunicken setzt er an die Wahrheit zu sprechen. „Meine Geduld ist aufgebraucht, es macht mir den Anschein, als würdest du dich wirklich nicht erinnern. Ich hingegen habe dich nie vergessen, mag sein das du erwachsener geworden bist. Aber wenn du es unbedingt wissen willst.“

„Ihr reizt ebenfalls meine Geduld, jetzt sagt schon wer ihr seid, oder ich gehe und handle. Denn da draußen herrscht Krieg, keiner der Menschen hat große Chancen zu überleben. Denkt ihr echt alle das ich mich bis an mein Lebensende verkriechen möchte. Nein, niemals. Das endet, denn es reicht mir einfach und die Erinnerungen sind Vergangenheit, das da draußen ist die Gegenwart!“ Mit einem dumpfem Geräusch knallt sich der junge Mann den Kopf an die Wand des Mauerwerks. Erst ignoriert Kayla ihn bis sie bei genauerem Hinsehen Tränen in seinen Augen sehen kann. „Gut, ich –.“ Doch ihr Großvater schnitt ihr das Wort ab und spricht in Ruhe etwas was ihm wohl die ganze Zeit schon auf der Zunge liegt.

„Es ist wirklich lange her, doch ich weiß noch wie du von deinem bestem Freund geschwärmt hattest. Als er gehen musste warst du traurig und kurz darauf waren deine Eltern mit dir bei Ihnen und dein Vater hat mir erzählt wie sehr du gelacht hast. Ich weiß noch das du dem Jungen einen Kosenamen gegeben hast, Vini.“

„Vini?“ Kayla spricht den Kosenamen aus, als würde sie ihn nicht zum ersten Mal sagen und doch weiß sie nicht wem sie diesen Namen zuordnen soll. Sie schaut zur Seite als ihr ein anderer Name und gar eine Reihe von Bildern vor Augen erscheint, ein Kennen lernen. Immer mehr werden die Bilder auch zu einem anderem Namen und dem dazugehörige Aussehen. „Vincent. Sein Name war Vincent, ich wollte damals nicht seinen ganzen Namen sagen daher Vini.“ Ihr Blick wandert zu dem schwarzhaarigen jungen Mann, der zwar zusammen gezuckt ist, als sie das sagt hat, aber sonst zeigt er außer den Tränen keine weitere Regung.

Statt seiner hört sie die Stimme von seinem Vater. „Die Lücken schließen sich wohl, wenn Ihr Anregungen bekommt Euch zu erinnern, Prinzessin. Es ist wahr, sein Name ist Vincent, Vincent Nai Johnson Alexander Prinz von Nellbourg.“

Auch wenn es Kayla von den Kopfschmerzen her durchzuckt, sie kann einfach keine Verbindung bisher erstellen wem sie diesen Namen zuordnen soll. Noch immer ist ihre Erinnerung verschwommen, nur eine leise Vermutung schleicht sich heran.

„Es tut mir Leid, aber ich -“ Mitten in ihrem Satz bricht sie ab, als ihr die Blicke ihre Vermutung verstärken und ihr Blick zu dem jungen Mann wandert. Das wäre zu einfach gewesen.

„Du bist Vincent oder? Aber wieso nennen dich hier alle dann Raphael?“ Kein Wunder wieso sie ihm keine Erinnerungen anbinden konnte, er heißt wie sie anders.

Endlich bewegt sich der Angesprochene auf sie zu. „Langsam hab ich gedacht, du hast mich vollkommen vergessen Anneliese.“

Aber mehr als diese kleine Lücke füllt nun zwar sein Name, doch keine weitere Erinnerung lässt sie erahnen was sie und er als Kinder erlebt haben.

„Ich fürchte das dennoch die weiteren Erinnerungen verloren sind. Ich weiß nichts mehr, es sind Bruchstücke wie Scherben eines Puzzles. Und ich möchte nicht weiter überlegen und daran denken. Es verursacht mir nur weitere Kopfschmerzen. ... Wenn ihr mich bitte entschuldigt.“ Sie wendet sich ab und dreht somit auch Vincent ihrem Vini den Rücken zu, dieser hält sie im nächsten Moment am Handgelenk fest.

„Warte Mal, du hast doch irgendwas vor, dass sehe ich in deinen Augen. Du wirst dich nicht unseren Feinden offenbaren, das lasse ich nicht zu.“ Anneliese dreht den Kopf zu ihm herum und sieht ihn an. Ihr erstes Vorhaben scheint er nicht vergessen zu haben.

„Nur weil ich jetzt weiß wer du bist, heißt das nicht das ich nicht meinen eigenen Kopf habe.“ Sie löst sich von seinen Griff, entriegelt die Tür und geht weiter, wobei es für Vincent wie ein Schlag ins Gesicht ist. Hat sie wirklich alles vergessen, auch sein Versprechen?

 

Den Frust den Vincent, hier bekannt als Raphael schiebt bekommt Kayla gar nicht mehr mit, denn ihr Entschluss steht fest. Sie würde versuchen zum Feindlichen Lager zu gelangen und versuchen lebend ein paar Kinder zu befreien und wieder zu ihren Geschwistern zurück bringen. Noch besteht die Hoffnung das sie nicht alle umgebracht haben, solange die Herzen schlagen, würde sie keines der Kinder im Stich lassen. Es reicht ihr einfach nur zu zusehen also handelt sie. Und vermutlich handelt sie sich sehr viel Ärger ein. Neben den Gedanken was sie zur Rettung der Kinder braucht, denkt sie nach was sie das von dem Oberst halten soll. Er soll der Prinz des Nachbarreiches und mein bester Freund aus Kindertagen sein? „Wenn ich mich nur erinnern könnte.“ Sie seufzt auf, während sie sich die dritte Lage Kugelsichere Weste überzieht, sie würde zwei der Westen Kindern geben, doch sie weiß selbst dass das ein Himmelsfahrtskommando gleicht. Es könnte sein das ich nicht zurück kehre, was dann? Wäre Großvater böse auf mich? Oder dieser Vincent? Ich weiß es nicht. Ungesehen schleicht sie sich bis zum Haupteingang um dort hinaus zu treten, seit dem letzten Überfall sind zwei Tage, wenn sie richtig informiert ist, her.

Kopfschüttelnd verlässt sie das Gelände, dass am Eingang keine weiteren Soldaten zu sehen sind, heißt nur dass die Männer es unterschätzen. Denn so wie sie sich rausschleicht können die Feinde auch reinkommen. Das werde ich Großvater sagen müssen. Das ist eine Gefahr, wenn die nochmals durch das Tor kommen, dann holen sie sich womöglich die Nächsten, bis ich mich gestellt habe.

Die Spur der Feinde ist leicht zurück zu verfolgen, auch wenn sie des öfteren aufpassen muss nicht gesehen zu werden. Aber sie hat sich ihre feindliche Uniform angezogen, sodass sie nicht erkannt werden kann.

 

Währenddessen bemerkt man ihr Verschwinden, da das Gespräch ein paar Stunden bereits her ist, weiß keiner wo Kayla sein könnte. Raphael wurde darüber in Kenntnis gebracht das Kayla fehlt und ihm war es an zu sehen, dass er sich Vorwürfe macht sie nicht aufgehalten zu haben. „Wie lange ist sie schon verschwunden?“ Sein bester Freund Roman hat ihm es mitgeteilt, doch der weiß weder wer Raphael noch wer Kayla in Wahrheit sind und versprechen will sich Raphael nicht vor Roman.

„Wir haben es erst vor einer halben Stunde bemerkt. Sie kann nicht weit gekommen sein.“

„Du unterschätzt sie, oder hast du vergessen was sie alles drauf hat, sie könnte schon Kilometerweit weg sein, und wir wissen nicht wohin sie gegangen ist.“ Für Raphael ist es zum Haare raufen, er wollte Kayla nicht verlieren, doch ohne Anhaltspunkt wo sie sein könnte hat er keine Chance sie zurück zu holen.

„Das einzige was wir wissen ist das Westen und auch zwei Maschinengewehre und Pistolen fehlen.“

„Das sieht ihr ähnlich, sie hatte vorhin schon irgendwas überlegt. So leid es mir tut das sagen zu müssen, aber sie wird wohl den feindlichen Truppen hinterher um die Kinder zurück zu holen.“ Oder schlimmer noch sich zu stellen. Raphael dreht den Kopf zu Kaylas Großvater und spürt nur wie er am liebsten schreien würde, weil er keine Chance hat Kayla zu folgen. Frustriert darüber schlägt er gegen die nächste Wand und flucht vor sich hin während er den Schmerz der Hand ausblendet.

„Selbst wenn wir ihr jetzt folgen würden, sie würden auf uns schießen sobald wir auch nur in die Nähe von deren Lager kommen.“

„Warum seid ihr euch da so sicher?“

„Kayla ist nicht so wie andere, sie weiß was sie will und setzt alles daran es zu bekommen. So war sie schon immer.“ Leider musste Raphael zugeben, das der ältere Mann recht hat, sie war schon immer ein Dickschädel. Aber das war nur wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat es durch zu setzen. Roman wusste nicht was er dazu sagen soll, da auch sein bester Freund wohl keinen Plan hat, was zu tun ist.

 

Während die Herrschaften sich wohl einen Plan ausmachen, wie sie Kayla zurück holen, ist diese am Lager der feindlichen Truppe angekommen, unerkannt, dank der fremden Uniform. Sie sucht mit ihrem Blick die Gegend ab, in einer Ecke hört sie wimmern und eindeutig Kinderstimmen. Sie nähert sich den Kindern und bleibt noch immer im Schatten der Fahrzeuge, deren Reifen sie einfach aufschlitzt und weiter geht und sich dann unter einen der Lastwagen zu verkriechen, wobei sie diesen auch manipuliert. Sie verändert die Kabelsysteme sodass entweder der Lastwagen beim zünden hochgeht oder alles verkehrt macht. Kurz darauf ist sie nur noch ein einhalb Meter von den Kindern entfernt, leider muss sie dann sehen und auch schlucken, das einige der Kinder am Boden liegen und sich nicht mehr regen. Sie ist zu spät. Sie schaut zu den Anderen, den Kindern die am Leben sind und ihr fällt das kleine Mädchen auf, was ihr bekannt vor kommt. Philipps Schwester. Ihre Augen erfassen ein paar der Kinder und sie wägt ab wie viele sie hier mitnehmen soll. Ich kann nicht alle mitnehmen, sie haben Verletzungen, das beschwert das Laufen.

Dort wo die Kinder sitzen ist es halbdunkel und die im Licht sind, sind tot. Die Schatten geben ihr Deckung und sie hebt zuerst die Kleine Schwester von Philipp aus dem Schatten, die nur weiter wimmert. „Schh. Ganz ruhig Kleine, ich bring dich zurück zu deinem Bruder.“ Sie flüstert es der Kleinen ins Ohr und setzt diese zwischen die Fahrzeuge im Dunklem ab. Bei der Erwähnung ihres Bruders hebt das Mädchen den Kopf, wahrscheinlich weil auch ihre Stimme sie verraten hat.

„K-Kayla?“ Kayla macht die Handbewegung dass die Kleine nicht reden soll. „Ich hol euch hier raus, folgen können sie uns nicht.“ Sie flüstert nur und streift die obere Weste ab, nachdem sie die Waffen abgelegt hat und zieht diese der Kleinen über. Gleich darauf schleicht sie sich zurück zu den Anderen und holt zwei weitere, wobei ein dritter ihr wie in Trance folgt. „Kayla, du kannst nicht alle mitnehmen, das wäre zu auffällig.“ Die Kleine flüstert nur und jetzt wissen die Anderen auch wer sie da wohl befreien will. „Ihr habt das Recht zu Leben und ich werde euch hier nicht zurück lassen. Wer ist verletzt, wer kann laufen und seid leise.“ Ein paar der Kinder flüstern das sie laufen können, aber die sie noch nicht heraus geholt hat nicht. Ein Vorteil ist es das sie auch ein paar kleine Notvorräte mit hat und bei denen hier eine Wasserflasche entfernen konnte, die sie den Kindern gibt. „Stärkt euch wir machen uns gleich los auf den Rückweg.“ Kayla verschwand noch ein weiteres und letztes Mal, jetzt hat sie wohl alle Kinder die am Leben sind. Nach ein paar Anweisungen die, die Kinder befolgen sollen führt sie diese durch das Lager, wobei sie sich zwei Kinder am Rücken festgebunden hat, deren Füße oder gar Beine gebrochen sind, die Schwellungen und Blutergüsse lassen nichts anderes zu, aber sie atmen, das ist die Hauptsache. Froh und erleichtert darüber das keines der Kinder mehr wimmert sondern leise und tapfer ihr folgen schaffen sie es unbemerkt aus dem Lager. Wahrscheinlich sind die Feinde alle betrunken und schnarchen vor sich hin.

Auf halber Strecke hört sie dann einen lauten Knall, wo drei weitere darauf folgen. Grinsend geht Kayla weiter, wobei ein paar Kinder die Rauchsäulen ansehen.

„Warst du das Kayla?“

„Ja, ich hab denen ein paar Geschenke da gelassen.“

„Wie denn?“

„Ich habe die Autokabel anders gesteckt und einige führten auch zu Benzin, der Stromschlag der Zündung hat die Explosion verursacht, die anderen waren die drei Lastwagen.“

„Wow. Du bist toll Kayla.“

„Eigentlich weniger, es bedeutet nämlich das sie eure Flucht bemerkt haben.“ Und das ich unvorsichtig war.

Ihr wurden die Kinder auf dem Rücken langsam immer schwerer, zwar haben die Kinder sich gestärkt, aber sie nicht.

 

„Raphael lass das, es ist jetzt sowieso zu spät. Wer weiß in welche Richtung sie überhaupt los gegangen ist.“

„Das ist mir egal, ich hol sie zurück.“

„Du bist ein Narr und ein Dummkopf wenn du das tust. Willst du dich umbringen?“

„Roman, vergiss es, ich hole Kayla zurück.“

„Da ist aber jemand ziemlich verliebt.“

Raphael dreht sich zu den beiden Generälen um und würde seinem Vater mehr als nur einen bösen Blick schenken wie auch dem Großvater von Kayla.

„Ja, Kayla scheint ihm den Kopf verdreht zu haben.“

„Und das heftig. Der ist ja Feuer und Flamme.“

„Halten sie sich daraus, verstanden.“ Raphael läuft dann zielstrebig zum Haupteingang, wobei Roman ihm eilig hinterher kommt um seinen besten Freund Vernunft ein zu Trichtern.

Aber kaum das Roman Raphael festhält kommt ein anderer Soldat auf beide zu gestürmt, der wohl von irgendwoher kommt. „Was ist los, werden wir wieder angegriffen.“ Der Soldat schüttelt atemlos den Kopf und holt Luft. „Kayla ... sie ist wieder da, aber nicht alleine. Sie hat ein paar der Kinder dabei.“

 

Während des Fußmarsch wurde sie schon immer müder, doch sie hat sich bis an ihr Ziel durch gekämpft. Die Kinder sehen das Ziel, wo sie erst heraus entführt wurden und eilen zum Haupteingang. Kayla hingegen geht zwar durch den Eingang, wobei sie einige Blicke bekommt und die beiden verletzten Jungen von ihrem Rücken schnallt und diese einfach zwei Soldaten in die Arme drückt. „Krankenstation sofort, verstanden.“ Einem dritten drückt sie wortlos die Gewehre in die Hand. Sie traut sich kaum weiter zu laufen, doch schließlich sieht sie den Jungen den sie gesucht hat. „Hey Philipp, fang mal.“ Der Angesprochene dreht sich herum und wurde von seiner grinsenden kleinen Schwester angesprungen. Philipp wusste anscheinend nicht, was er tun oder sagen sollte und sieht zu Kayla während er seine kleine Schwester umarmt. Als sie ihn anlächelt fließen ihm wieder Tränen über die Wangen, dann sieht er aber wie Kayla die Augen verdreht und zusammen bricht.

„Kayla!“ Bei Philipps Stimme wurden auch die Anderen Jungen aufmerksam und schauen zu  Kayla die zusammen gebrochen am Boden liegt. „Sie hat zwei kleine Jungen getragen und uns gerettet.“ „Das hat wohl ihre ganzen Kraftreserven aufgebraucht.“

 

Woher sollte Kayla auch wissen, das wegen ihr ein gewisser Oberst kurz davor ist auszuflippen, wobei sie ihn nur verschwommen wahrnehmen kann, als er in ihr Blickfeld kommt.

„Ich bin nur müde.“ Kommt dann nuschelnd von Kayla, die aber weiterhin am Boden liegt während sich der Oberst neben ihr hinhockt. „Das war leichtsinnig Kayla, du hättest sterben können, ist dir das klar?“

„Bla bla. Ich weiß das selbst, lass mich schlafen.“

Aber Raphael schüttelt nur den Kopf und hebt sie mit Leichtigkeit hoch. „Du bist so ein Dickschädel.“

„Das sagt gerade der Richtige.“ Über ihr Gesicht huscht kurz ein Grinsen ehe es ihr wieder verging. Vor ihrem Aufbruch hat sie sich nicht mal gestärkt. Und ihre Schulter schmerzt erneut wieder wie kurz nach der Operation, so verzieht sie das Gesicht schließlich als sie hochgehoben wurde.

Die Jungs sehen den Beiden nur fragend nach. „Kann es sein dass der Mann Kayla mag?“

Die Kleine sieht zu ihrem Bruder, der das gleiche fassungslose Gesicht zieht wie die Anderen. Was fragt, was läuft denn hier ab? Keinem hat Kayla je erlaubt ihr so nahe zu kommen und jetzt lässt sie sich von diesem Oberst ohne weiteres tragen, seltsam.

„Philipp? Ich bin müde, bringst du mich rein?“

„Ja, okay. Aber ich lasse dich nicht mehr aus den Augen.“ Noch einmal will er seine kleine Schwester nicht verlieren. Dank Kayla hat er sie wieder.

Kayla wehrt sich noch etwas gegen das Tragen, aber Raphael denkt gar nicht daran den Griff zu lockern. Da sie aber keine große Lust hat sich mit ihm an zu legen oder zu streiten gibt sie sich geschlagen und ist kurze Zeit später sogar in seinen Armen eingenickt. Gerade in dem Moment kommen den Beiden Kaylas Großvater und Raphaels Vater entgegen, deren Gesichter Bände sprechen.

„Sie ist nur erschöpft. ... Aber ich würde sie am liebsten einsperren.“ Kaylas Großvater betrachtet die schlafende Kayla und merkt dass der junge Mann es ernst meint.

„Junge, noch gehört sie dir nicht.“ Über das Gesicht des Jüngeren huscht ein freches Grinsen.

„Meinen sie. Was hätten sie gemacht wenn sie nicht zurück gekommen wäre?“ Ohne eine Antwort ab zu warten geht Raphael weiter und bringt Kayla ohne Umwege in sein Zimmer, was er für sich allein hat und legt sie ins Bett.

„Wieso jagst du mir so einen Schrecken ein, Anneliese. Meine Anneliese.“ Er beugt sich zu ihr runter und gibt ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Er war einfach nur erleichtert und froh darüber das sie wieder da ist. Kaum das er sich etwas wegdreht bewegt sich Kayla, hat er sie etwa geweckt? Anscheinend nicht. Er macht sich an den Teil, der ihm mehr Spaß macht, Bürokratie, denn er kämpft nicht gerne. Während er überm Schreibtisch hängt und die Vorräte für die Waffen und vor allem der Munition kontrolliert, hört er wie Anneliese leise im Schlaf redet.

 

„Anneliese. Such mich.“ Eine kleine Anneliese versucht den Jungen, der jetzt mehr Umrisse bekommen hat, zu finden. „Vini? Wo bist du? Hey, das ist jetzt unfair.“ Irgendwoher kennt sie dieses Lachen und dann steht der Junge neben ihr und zieht sie mit sich.

„Vini, was hast du vor, wo gehen wir denn hin?“

„Das wirst du gleich sehen.“ Ihr Blick ist auf den schwarzen Schopf gerichtet den sie einfach folgt. „Okay, warte.“

„Vini, hier sollten wir doch gar nicht sein. Dein Vater hat es doch verboten hier zu spielen.“ „Ja, schon, aber wir spielen ja nicht. Ich will dir etwas zeigen.“ Doch kaum dass der Junge ihre Hand loslässt wird alles schwarz und sie steht allein gelassen in einem leeren schwarzen Raum.

„Vincent?“ Sie blickt sich überall um, doch nirgendwo war er zu sehen, nur schwarze Dunkelheit. “Vini!”

Beim letzten rufen, sagt sie es auch wirklich, sodass sie durch ein leichtes Rütteln an den Schultern wach wird und in ein ihr doch vertrautes Gesicht sieht. „Anneliese. Anneliese wach auf. Was hast du geträumt?“ Noch immer erschöpft und aufgewühlt über diesen Traum starrt sie an die Decke. Nur langsam klärt sich ihr Blick auf, als sie die Bedeutung der Erinnerung  versteht.

„Ich ... ich hab mich an etwas erinnert und dann.“ Sie schaut in seine Augen, die ihr nun so vertraut vorkommen. „An was hast du dich erinnert?“ fragte Vincent erneut. Ihre Antwort kommt nicht sofort, doch dann spürt er ihre Arme um sich. „Du warst auf einmal weg, Vini. ... Wo warst du nur die ganze Zeit?“ Etwas irritiert von dem was sie ihm sagt schaut er sie an bis er das Zittern bemerkt, sodass er sie kurzerhand auf seinen Schoß zieht und umarmt und so festhält. Sie hat sich wieder erinnert, wieso nur nicht viel früher?

„Ich war nie weg. Mein Vater hat mich nachdem wir erfahren haben was bei euch passiert ist versteckt, wie es auch dein Großvater mit dir getan hat. Bei uns sind kurze Zeit später ebenfalls Truppen einmarschiert. Doch bitte hör auf zu zittern.“ „Ich kann nicht, mir ist kalt. Und ich muss mich bei dir entschuldigen, ich wollte dir vorhin nicht ...“ Bevor sie sich zuende entschuldigen kann liegen seine Lippen auf ihren, wodurch sie ziemlich erschrocken zusammen zuckt. Vor Schreck ist sie gleichzeitig nach hinten gerutscht, wodurch Vincent sie festhält und sie ihn dann umwirft um nicht auf dem Boden zu Landen. „Wieso küsst du mich dauernd?“ Ihre Wangen waren rot, zudem liegt er jetzt unter ihr  und er umarmt sie noch immer. Doch statt einer Erklärung bekommt sie nur mit wie er lacht. „Kannst du dir das nicht denken? Das Wieso?“ Als er keine Antwort bekommt, sondern nur mitbekommt wie er von ihr gemustert wird, setzt er sich auf. „Was ist?“ „Dein Lachen. Ich habe es lange nicht mehr gehört.“ „Ist das alles was du mir sagen willst, dass du mein Lachen vermisst hast?“ Sie schüttelt den Kopf und legt ihm einen Finger auf dem Mund als er wieder reden will. „Das Wieso kann ich mir schon denken. Aber warum ich? Wir sind Freunde als Kinder gewesen und wir haben uns erst vor ein paar Wochen oder so wieder gesehen.“

„Anneliese. Meinst du etwa ich liebe dich erst seit gestern? Da du mich ja vergessen hast, muss ich dir wohl mein Versprechen noch einmal vortragen, wie?“

„Versprechen? Welches Versprechen.“ Sie geht nicht auf seine Liebe zu ihr ein, da sie wegen dem Versprechen ziemliche Kopfschmerzen bekommt. Welches Versprechen?

„Du hast es wirklich vergessen, hast du wirklich alles vergessen?“

„Ich ... Vincent bitte, hör auf. Wenn ich mich erinnern möchte bekomm ich Kopfschmerzen und die habe ich jetzt gerade. Zudem bin ich noch immer müde.“

„Du hast Kopfschmerzen wenn du dich erinnern willst? Wegen deiner Müdigkeit kann ich dir gern weiter helfen, nur ...“

„Nur was?“

„Stört es dich nicht das du auf mir liegst?“ Bei dieser Bemerkung schoss ihr geradezu das Blut in den Kopf und sie errötet sofort.

„Vini, das ist gerade nicht meine größte Sorge, ob ich auf meinem besten Freund liege oder ob ich gleich auf dir bewusstlos werde.“ Wobei das mit der Bewusstlosigkeit gar nicht stimmt, wenn war sie einfach nur müde.

„Das bin ich also für dich, dein bester Freund, mehr nicht?“

Sie sieht in seinen Augen das er wohl darüber traurig ist, das er nur ihr bester Freund ist. Sie seufzt leise und gibt von sich aus ihn einen kleinen Kuss, damit er nicht mehr traurig ist.

„Frag mich das noch einmal, wenn der Krieg vorbei ist. Dann habe ich mehr Zeit mich mit dir herum zu schlagen.“

Als sie Vincents Grinsen sieht, ahnt sie schon das er sie wohl nicht loslassen wird, wenn sie es versuchen würde.

„So so du würdest dich gern mit mir herum schlagen. Wer hat es sich denn auf wem gemütlich gemacht?“

„Vincent! Halt einfach den Mund, okay? Ich will hier wie du nicht auffliegen. Und ganz ehrlich, ich habe ansonsten zu viel Angst ... dich wieder zu verlieren.“

Bei Annelieses Worten verstärkt Vincent seinen Griff um sie, doch er ist nicht grob zu ihr sondern sanft, vor allem als sie spürt wie er ein paar Strähnen ihr hinters Ohr streicht.

„Denkst du das ich dich verlieren möchte? Ich liebe dich, meine Anneliese.“

Sie schüttelt den Kopf und merkt nur wie ihr Tränen aus den Augen rollen und hinab tropfen. „Wieso hast du dich auch nie bei mir gemeldet? Dummkopf.“ Sie lehnt sich an ihn, bis er sie noch näher gezogen hat, dass er und sie problemlos so liegen bleiben können.

„Ich wusste nicht wo du bist, wenn ich es gewusst hätte, wäre ich zu dir gegangen und hätte dich mitgenommen. Aber weder Vater noch dein Großvater haben den Kontakt zu dir erlaubt, nur einmal, als du acht warst, doch schon da hast du mich abgewiesen, du warst eine völlig andere geworden.“ Bei ihm fließen ebenfalls Tränen.

„I-ich weiß nicht wieso ich es nicht mehr weiß.“ Als sie ihn über die Wange streicht bemerkt sie seine Tränen. „Nicht weinen. Mein Vincent hat nie geweint.“

„Dein Vincent. Doch ich habe schon oft wegen dir geweint, das erste Mal, als ich hörte was bei dir passiert ist. Ich dachte, dass ich dich für immer verloren habe. Ich habe bitterlich geweint.“

„Schh. Du hast mich doch wieder und du hast mir das Leben gerettet und das nun nicht nur einmal. Ein Grund für mich auf dich auf zu passen.“

„Du willst auf mich aufpassen?“ Bei der Vorstellung musste er doch wirklich lachen, sodass Anneliese sich nur an seine Brust kuscheln kann und seinen stetigen Herzschlag hört. Während seines Lachens schließt sie die Augen und ist kurz darauf eingeschlafen. Als Vincent es bemerkt hört er auf zu Lachen und zieht eine Decke über sich und Anneliese.

„Schlaf gut und ruh dich ja aus.“ So wieso weist seine Uhr an das es bereits Dämmerzeit ist, wenn nicht gar bereits nachts. Ihm war es lieber bei ihr zu bleiben, als irgendwohin zu gehen. Sie ist während meines Lachen eingeschlafen. Sie muss ja ziemlich müde sein.

Mit ihrer Anwesenheit fällt ihm das einschlafen leichter als sonst. Da beide, aber von den Anderen vermisst werden schauen sowohl Vincents Vater als auch Annelieses Großvater beide suchen, landen sie schließlich dann in Vincents Zimmer wo sie die Beide zusammen im Bett vorfinden. „Ich glaube ich muss deinem Sohn noch ein paar Manieren beibringen.“

„Wieso denn, er hat ja nichts angestellt. Schau selbst wie friedlich beide schlafen, so entspannt war Vincent schon lange nicht mehr.“

„Mir gefällt aber sein Grinsen nicht und wie er sie umarmt. Am Ende will er sie wirklich haben, dieser frühreife Grünschnabel.“

„Ach bist du etwa eifersüchtig, nur noch der zweite Mann in ihrem Leben zu sein? Er wollte sie schon mit süßen fünf heiraten. Ich weiß noch wie er das zu mir gesagt hat. Deine Enkelin hat ihm gleich beim ersten Treffen den Kopf verdreht.“

„Ja, aber er hat mehr gesagt das er sie haben möchte. Und ich gebe mein kleines Enkelkind nicht einfach her.“

„Wenn es nach dir gehen würde, dürfte er sie erst in hundert Jahren fragen, ob sie ihn heiraten will.“

„Und dabei haben die Beiden euch gleich einen ganzen Zaun gegen den Kopf geworfen. Woher ich das weiß? Mein Sohn hat es mir erzählt um mich zu ärgern.“

„Ach du meinst weil beide es uns freudig gesagt haben das sie heiraten wollen. Ich weiß noch wie Maximilian beinahe vor Schock umgefallen wäre, als er das erfahren hat. Danach durften die Beiden sich gerade Mal zwei Monate nicht sehen und schon haben die Terror gemacht, Vincent wäre auch allein zu euch gereist, wenn man ihn nicht am Tor wieder eingefangen hätte.“

„Aber anscheinend hat er jetzt sie gefangen. Aber gut, lassen wir die Beiden in Ruhe.“ Vincents Vater schaltet die Lampen aus, sodass es im Zimmer dunkel ist.

Leise redet Anneliese im Schlaf und kuschelt sich an ihren Vincent, der davon nicht wach wurde. Er würde wohl nur wach werden, wenn irgendwas mit ihr sein würde.

Friendship to Last

Der Tag beginnt ungewohnt ruhig und dann bemerkt sie auch wieso, sie liegt nebenVincent, ihrem besten Freund aus ihrer Kindheit. Vorsichtig und vor allem leise versucht sie sich aus dessen Armen zu befreien, wobei sie sehr darauf achtet ihn dabei nicht zu wecken. Als er anfängt zu murren, lächelt sie ihn an und macht sich auf den Weg, immerhin hat sie hier ja auch Pflichten. Eine der Pflicht ist es aber auch nach den Kindern zu sehen, die sie retten konnte, daher schaut sie in der Krankenstation vorbei. Dort trifft sie auch auf Roman, der sie gleich darauf bemerkt.

„Kayla? Was machst du so früh hier?“

„Oh, hi Roman, ich will nach den Kindern sehen. Weißt du wie es ihnen geht?“

„Ja, es sind alle soweit stabil, ein paar Schürfwunden, Blutergüsse, nur die zwei Jungen da haben jeweils einen Bruch, einmal das Bein und dann den Fußknochen. Aber es ist erstaunlich wie du sie alle zurück holen konntest.“

„Das war recht einfach, aber das erkläre ich dir später. Also wir sehen uns.“ Da es den Kindern ja anscheinend gut geht und diese noch schliefen, kann sie sich auf den Weg zur Mensa machen, denn irgendwie kommt sie sich nur noch wie Haut und Knochen und ein paar Muskeln vor. Erstaunlicherweise befinden sich bereits eine handvoll Soldaten in der Mensa und zwei Wachposten davor, die sie wie die Anderen auch, mustern.

Sie stellt sich an die kleine Schlange an und nimmt sich die Portionen, die sie jetzt auch runter bekommen würde. Als sie sich einen zweiten Apfel nehmen will, greift sich jemand genau diesen vor ihrer Nase weg. Sie dreht sich zu dem Übeltäter um und murrt ihn auch an.

„Was soll das werden?“ Der Übeltäter ist kein geringerer als Vincent, doch jetzt um die Tarnung beider aufrecht zu halten ist er Raphael. Er nimmt sich ganz schön viel heraus. Mistkerl.

„Kayla, du weißt das jeder nur einen Apfel bekommt oder nicht?“ Murrend dreht sie sich um und macht sich auf den Weg sich irgendwo hin zu setzen, wo Vincent nicht seine Tour abziehen kann, sie zu ärgern. Allerdings setzt er sich ihr gegenüber und zwar mit seinem eigenen Tablett. „Wo warst du eigentlich plötzlich hin?“ Schultern zuckend rührt Kayla in ihren Cornflakes oder mehr Müsli und Haferflocken herum.

„Sparzieren.“ Sie sieht ihm an, dass er ihr nicht glaubt. Aber vor den Anderen will sie nicht über persönliche Sachen reden. Seufzend senkt sie den Kopf, weil er sie so eindringlich ansieht und sie dann doch nachgibt.

„Hör auf so zu gucken. Ich wollte halt wissen wie es den Kindern geht, zudem starren die da uns bereits an, falls du es noch nicht bemerkt hast.“

„Die Anderen sind mir egal. Seit gestern traue ich dir zu, wieder ab zu hauen.“ Sie sieht in seinen Augen Angst und auch Verzweiflung. „Das gestern war eine einmalige Aktion. Also was ist, entweder isst du jetzt oder die nehmen dir das Essen weg.“ Sie deutet auf jemanden und als er dahin schaut nimmt sie seinen Apfel und versteckt diesen einfach.

„Hey, das hab ich gesehen.“

„Was hast du denn gesehen?“

„Hör auf Kayla, du hast den Apfel geklaut und.“ Anscheinend kapiert er jetzt was sie ihn damit sagen will. Wortlos legt sie ihm den Apfel zurück und isst weiter, während er sich auf die Zähne beißt. Die Beobachter denken, dass sie sich gegenseitig necken, doch das stimmt nicht wirklich. Kayla hat in der Eile was in seinen Apfel geritzt, was ihn zum verstummen gebracht hat. Nach einer Weile isst auch er, wobei sie seinen Blick sieht und ihm daraufhin mit dem Fuß leicht gegen sein Schienbein stößt. Er nickt nur, also hat er ihre Deutung verstanden. Wie soll man bitte bei ihr nicht auffallen? Das ist schier unmöglich. Denn sie lässt ihn dann alleine und geht aus der Mensa. Kayla geht aber vorher zu ihrem Feldbett und bemerkt das da nur ein Brief liegt und ihre Sachen fehlen. Sie öffnet den Brief und liest ihn durch und murrt daraufhin. Nur weil meine Kleidung etwas ramponiert war. Dieses Idioten. Sie holt sich bei der Wäscheausgabe ein paar Kleidungsstücke die ihr passen. Wobei man ihr doch tatsächlich etwas anderes andrehen will, ein Kleid.

„Behalten sie das mal. Ich würde es ja doch nur schmutzig machen.“ Die an der Ausgabe fielen in ein Lachen, weil sie wohl ziemlich perplex ausgesehen hat. Doch immerhin hat sie nun ein paar saubere Kleidungsstücke bekommen, in ihrer Größe sowie ein Handtuch. So leicht würde sie dem Wunsch von ihrem Großvater nicht nachkommen. Allerdings wollte sie einfach nur duschen. Die Wärme des Wassers belebt sie regelrecht, wobei es einfach nur gut tut sauber zu sein und auch saubere Kleidung zu tragen. Ein Wunder, dass das noch möglich ist, aber so können sie vor allem eine Seuche verhindern. Doch kaum kehrt sie zurück zu den Anderen bemerkt sie die Aufregung vor der Mensa. Als sie hin zu tritt weichen die Soldaten nicht, nicht einmal als sie darum bittet. Sie kann ihre Deckung nicht fallen lassen, aber sie wollte wissen was diese Aufregung zu bedeuten hat.

„Beruhigt euch alle erst einmal. Also was ist noch mal genau vorgefallen.“ Die Soldaten haben durcheinander gesprochen und sie konnte die Stimme ihres Großvaters hören. Dann hört sie, dass sie wohl einen weiteren Feind haben, der ihren Feind einen heftigen Schlag verpasst hat. Und als sie hört, dass wohl Lastwagen in die Luft gesprengt wurden, bricht sie in einem Lachen aus, sodass eine Lücke zu ihrem Großvater entsteht, der sie wie die Soldaten ansieht. Als sie die Stille mitbekommt, bemerkt sie das auch Vincent dabei steht.

„Wenn das ein neuer Feind sein sollte, steht er vor euch. Ich habe denen nur ein paar Geschenke dagelassen und na ja am Ende hatte es halt eine Explosion gegeben und dann noch eine und noch eine.“ Verständnislosigkeit steht in den Gesichtern der Soldaten.

„Kayla, wie hast du das genau angestellt? Das du so was kannst hab ich nicht gewusst.“

„Ich habe nur ein paar Kabel ausgetauscht und neu kombiniert, sodass es mit einer Zündung sämtliche Fahrzeuge betroffen waren. Ich hab mich da runter versteckt gehalten um die Kinder zu befreien. ... Leider war ich zu spät dort, es wären sonst mehr Kinder gewesen die ich hätte retten können.“

Ihr Großvater bemerkte wie auch Vincent das sie beim erzählen zitterte, vor allem als sie das wegen den Kindern erzählt.

„Kayla, wieso hast du das gemacht? Jetzt werden die uns erneut angreifen, die haben mehr als nur eine Basis.“

„Was? D-das wusste ich nicht. Ich habe deren Vorräte zerstört und wahrscheinlich auch ein paar von denen und dennoch gibt es noch mehr von denen? Ich will nicht mehr.“

Doch bevor sie abhauen kann wird sie zurück gezogen und an jemanden gedrückt, der ihr beruhigende Worte zuflüstert. Sie braucht nicht aufsehen um zu wissen, dass es Vincent ist. Nicht jetzt, Vincent hör auf. Ich kann einfach nicht mehr.

Zögernd löst sie sich aus der seltsamen Umarmung und geht ohne ein weiteres Wort weg. Selbst als man ihr hinterher ruft, dreht sie sich nicht um.

Kaum das sie um die Ecke tritt beginnt sie zu rennen, weg von dem Übel und dem Unheil der in der Luft hängt. Sie weiß, dass sie Vincent mit dieser Abweisung einen Schlag verpasst hat, doch im Moment kann selbst er sie nicht beruhigen. Ihre Beine tragen sie quer übers Gelände und sie meidet jeden Blick zu den Anderen. Irgendwann verlangsamt sie ihr Tempo und bemerkt die Wurzel vor sich nicht und stürzt. Zu spät kann sie sich abfangen, sodass sie beim Sturz gegen einen etwas größeren und spitzen Stein den Kopf anschlägt. Durch die kurze Benommenheit bleibt sie kurz liegen bis sie von einem Zittern erfasst wird, welches sie immer einnimmt wenn sie Angst hat. Nein, nicht jetzt. Bitte nicht.

„Nein, aufhören. Ich will mich nicht erinnern!“ Die Bilder die ihr Unterbewusstsein liefert sind allesamt rot, blutbefleckt. Genauso blutig wie ihre Hände als sie sich an den Kopf fasst.

 

Als sie sich benommen aufrichtet schwankt sie so sehr, dass sie jeden Moment gegen den Baum fallen würde, als zwei Hände nach ihren Greifen und stoppen sie somit, sodass sie nicht gegen den Baum fallen kann.

„Kayla. Kayla hör auf, du verletzt dich noch selbst.“ Es war Roman, den sie aus Reflex und Angst abschüttelt und wieder versucht sie die Bilder aus ihrem Kopf heraus zu bekommen. Blut, überall ist Blut. Nein, es soll aufhören!

„Kayla! Nicht!“ Roman verstärkt seinen Griff und reißt dann Kayla zu Boden, durch den Aufprall auf den Boden entweicht die Luft in ihren Lungen, sodass sie nur noch mehr Angst bekommt. Sie wehrt sich nun nicht nur gegen die Bilder ihrer Erinnerungen, sondern auch gegen Roman. Ich will das nicht!

„Hör auf, hab ich gesagt. Was ist los mit dir?“ Als Kayla aufhört den Kopf zu schütteln, sieht sie Roman über sich. Ganz langsam begreift sie dass er kein Angreifer ist und ihr nur helfen will.

„Es soll aufhören. Einfach aufhören. Ich will nicht mehr.“ Nur versteht Roman nicht, was sie damit meint, er sieht nur die feinen Blutlinien an ihrer Stirn und am Haaransatz, was teilweise verwischt ist, wie auch das Blut an der Rinde des Baumes, die Spuren am Boden bemerkt er nicht.

„Kayla, beruhig dich endlich.“

„Nein! Aufhören.“

Niemals hätte Roman gedacht das Kayla sich selbst verletzen würde, noch weniger das sie dann wohl vor Schmerzen schreien würde. Verdammt! Meine Schulter ist noch gar nicht richtig geheilt. Doch ihr schreien alarmiert Vincent, der sie gesucht hat, sodass dieser Kayla und seinen besten Freund Roman schnell findet.

„Roman, was soll der Mist?“

„Raphael, bevor du jetzt irgendwas falsches denkst, sie hat sich selbst die Wunden zugefügt. Ich habe sie nur aufgehalten weiter zu machen.“ Roman konnte ihm jetzt vieles erzählen, nur sieht er wie sein bester Freund über seiner Anneliese kniet und deren Arme nach hinten verdreht hat. Ihre Schulter ist doch noch gar nicht verheilt. Doch auch Vincent bemerkt, dass irgendwas mit ihr nicht stimmt.

„Roman lass sie los.“

„Aber dann verletzt sie sich wieder.“

„Mach einfach.“ Roman erhebt sich und lässt Kayla los, die nach vorne kippt, Roman tritt weg, so dass Vincent sich neben Anneliese hinhocken kann. „Also, was ist los. Wieso willst du dich auf einmal selbst verletzen?“ Ihm entgehen die Blutspuren auf dem Boden sowie die am Baum nicht, doch er würde sie nicht im Stich lassen, vor allem dann nicht wenn sie ihn braucht.

„Ich will mich nicht erinnern, überall ist Blut. Es soll einfach aufhören.“ Weinend bringt es Kayla hervor, die nun nicht nur Kopfschmerzen hat, sondern vorm verdrehen der Arme noch mehr Schmerzen hat. Als Vincent zu Roman sieht, schluckt dieser gerade. Diesen kurzen Moment, der Unaufmerksamkeit der Beiden nutzt Kayla um aufzustehen, doch sie schwankt stark und kippt in Richtung des Baumes. Es dreht sich alles. Noch bevor sie gegen den Baum fallen kann, wird sie zurück in zwei starke Arme gezogen. Als sie die Augen öffnet ist sie gegen Vincent gelehnt, der sie eisern festhält. „Hör auf dir weh zu tun und bitte hör auf dir Vorwürfe wegen der Vergangenheit zu machen. Es ist nicht deine Schuld, hörst du, es ist nicht deine Schuld.“ Mit jeden weiteren Wort gibt sie den Widerstand auf und wehrt sich nicht mehr, woraufhin sich die schrecklichen Bilder der Vergangenheit sich auch wieder in den Hintergrund ihres Gedächtnis schleichen. Vincent bemerkt wie sie sich etwas beruhigt.

„Roman, versorg die Wunde.“ Der Angesprochene nickt nur, geht los und holt alles um die Platzwunde zu versorgen. Aber schon bei der ersten Berührung mit dem Desinfektionsmittel weigert sich Kayla sich das an zu tun, sodass sie sich gegen Raphaels festhalten wehrt. Dieser verstärkt vorsichtig den Griff und hält sie bis zum Ende fest, während Roman ihr die Stellen versorgt und ihr dann einen Kopfverband anlegt, da ihr Kopf an den verletzten Stellen bereits grün und blau sich verfärbt hat. Aber wohl eher weil er Kayla zutraut sich die Platzwunden auf zu kratzen oder den Verband runter zu reißen.

 „Sie scheint dich zu mögen.“ Kommt dann nur von Roman, der etwas überrascht ist, dass Raphael sie so gut beruhigen konnte.

„Ich würde weiteres nicht ausschließen. Aber ich glaube, in der letzten Zeit war es wirklich zu viel für sie.“ Er machte sich Sorgen um sie, das sie nicht mehr lange durchhalten würde.

„Weißt du was ich mich aber frage? Was du mit den Worten zu ihr gemeint hast.“

„Einfach das, was ich auch gesagt habe.“

„Okay. Ach ja sie scheint dir wieder im Arm eingeschlafen zu sein. Bring sie ins Bett, bei ihrer Aktion eben schließe ich eine Gehirnerschütterung nicht aus.“

„Hört auf über mich hinweg zu reden, ich bin anwesend und auch bei Bewusstsein. Und es geht euch beiden nichts an, was ich mir zufüge oder nicht. Ich will einfach, dass der Krieg vorbei ist. So viele sind bereits gestorben. Ich vermisse meine Eltern. Immer.“ Sie versteht nicht wieso die beiden denken sie habe sich mit Absicht verletzt.

Die jungen Männer wissen nicht was sie tun sollen, weil Kayla zu weinen anfängt. Nur, dass Raphael sie an sich drückt und versucht zu trösten.

„Ich weiß, ich weiß. Aber lass den Kopf nicht hängen. Wir werden den Krieg beenden. Dein Schlag gegen die feindliche Truppe hat ihnen ein riesiges Loch verursacht.“

„Das einzige was ich wollte ist deren Fahrzeuge und Waffen zerstören. Ich sollte gehen.“ Die Kopfschmerzen wurden stärker, als sie versucht sich aus Raphaels Armen zu befreien, da sie sich aber weigert stehen zu bleiben, hält Raphael sie kopfschüttelnd fest.

„So kommst du nicht mal bis zur Tür.“ Murrend gibt Kayla ihr Einverständnis, wenn er unbedingt darauf besteht, darf er sie halt tragen. Roman folgt den Beiden bis sich Rapahel allein um Kayla kümmert.

 

Mit Kopfschmerzen wacht Kayla wenig später wieder auf, nicht weit von ihr entfernt hört sie wie jemand etwas zu schreiben scheint und versucht die Person zu erkennen, als sich ihre Sicht wieder aufklart. Es ist Raphael, wobei sie ihn wohl doch lieber Vincent nennt, doch nur wenn sie alleine sind. Als sie sich langsam aufrichtet treten die stechenden Kopfschmerzen noch mehr auf, sodass sie sich an den Kopf fassen muss und so den Verband mit Kompressen ertasten kann. „War ich weggetreten?“ Ihre Stimme klingt rau, so als hätte sie lange nichts mehr getrunken oder gesagt und doch dreht sich Vincent um als er ihre Stimme hört und schaut zu ihr mit einem Blick wie Sieben Tage Regenwetter. Das verheißt nichts Gutes. Doch dann seufzt er und nähert sich und setzt sich zu ihr auf die Bettkante.

„Ja. Wieso nur hast du dich selbst verletzt? Ich verstehe nicht wieso du so was etwas tun konntest. Ich will dich nicht verlieren, aber wenn du dir so was zufügst, dann ... ich will dir helfen deine Erinnerungen wieder zurück zu bekommen, ohne das du dir dabei wehtun musst.“ Er macht sich Sorgen und dennoch ist er nicht gegangen, sondern ist bei ihr geblieben. Sie traut sich nicht den Blick von ihm zu erwidern oder stand zu halten und sieht zur Seite, was ihr Kopf wohl nicht gut findet, da sie sich diesen nur fester festhält, als sich alles zur Seite neigen will. „Es ... es tut mir leid.“ Ihr kommen die Tränen, weil er sich Sorgen um sie gemacht hat und sie verletzt sich nur. Nur mag er es gar nicht, wenn seine Anneliese weint, so zieht er sie sanft auf seinen Schoß und legt die Arme um sie, wobei sie sich bei ihn erst einmal richtig ausweint. Mit einem leisen Flüstern und sanften Worten beruhigt Vincent sie dann soweit das sie nur noch an ihn gelehnt ist. „Geht es dir jetzt besser?“ Zur Antwort klammert Anneliese sich an sein Shirt, ein Glück trägt er hier keine Waffen bei sich.

„Hey, alles wieder okay?“ Doch sie schüttelt nur ganz sachte den Kopf, was ihn dann doch beunruhigt. „Ich habe mich nicht mit Absicht verletzt, Roman irrt sich. ... Ich bin vorhin über irgendwas gestolpert und hängen geblieben.“ Zumindest glaube ich das, dachte sie sich.  „Also hast du dich nicht bewusst verletzt?“ „Nein.“ Sanft hebt er ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen muss.

„Sag schon, bitte, was bedrückt dich.“ Kann er es mir ansehen oder wieso weiß er so viel über mich?

„Es soll aufhören.“

„Was meinst du?“

„Den Krieg, er soll endlich vorbei sein und wieder Frieden sein.“

„Wir arbeiten doch gemeinsam dran.“

„A-aber ich kann nicht mehr, kaum habe ich mich eingemischt geht was schief, diese Kerle wollen doch mich. Warum?“ Vincent steht der Schrecken ins Gesicht geschrieben, niemals würde er sie den Feinden ausliefern.

„Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich dich immer mit meinem Leben beschützen werde.“ „Und genau das meine ich. Jeder hier beschützt mich nicht die Kinder. Es macht doch keinen Unterschied. Nur werden wegen mir so viele getötet, so viele sind gestorben. Ich kann einfach nicht mehr.“  Mit dem was Vincent dann als nächstes tut, hätte sie nicht gerechnet, er dreht sie so auf sich herum, dass sie ihn ansehen muss. Sie blickt in ein ernstes Gesicht, während ihres nun Überraschung zeigt.

„Du weißt wieso sie Dich mehr beschützen. Wieso ich mein Leben für dich geben würde. Und warum ich Dich auf keinen Fall verlieren will.“ Nicht noch einmal. dachte er.

„Meinst du weil ich die Prinzessin bin?“

„Das gilt eher für die Anderen, aber weißt du wieso Ich dich nicht verlieren will?“ Sein eindringlicher Blick lässt sie zur Seite sehen, ja sie weiß es, doch sogleich er sie liebt, will sie ihn nicht in Gefahr bringen.

„Tue das nicht Vincent, bitte.“

„Was soll ich nicht tun? Dich beschützen, dann wärst du schon nicht einmal hier. Verdammt Anneliese ich liebe dich und mir sind unsere Stände völlig egal. Ich will dich aber wieder aufrichtig lachen sehen, wie früher.“

Bei dem was er sagt sieht Anneliese auf. „Wie früher? ... Ich weiß nicht ob ich das je wieder schaffen werde.“ Ganz sanft hebt er ihr Kinn an damit sie beide in die Augen des Anderen sehen können.

„Versuche es bitte. Wir werden diesen Krieg beenden, gemeinsam. Wir sind nicht alleine, wir haben mehr als nur uns.“ Sie weiß nicht wieso er es damit schafft sie wirklich auf zu bauen, der Zweifel der noch bleibt ist geringer als vorher. Und für diesen Moment vergisst sie zugleich den stechenden Schmerz ihrer Schläfe. Für diesen Augenblick gibt es für sie nur ihn.

„Also, wenn ich es nicht sehen würde, würde ich behaupten zwischen euch läuft was.“ Vor Schreck zucken beide ertappten zusammen und sehen zu der Person die den Raum betreten hat. Doch schon dieser wissende Blick sagt mehr, dass diese Person es sowieso wusste, dass die Beiden mehr als nur Freundschaft verbindet. Dann hat er ja das erreicht was er wollte, den schönen Moment kaputt gemacht. Und sogleich fliegt ein Kissen auf die Person zu.

„Großvater! Erschreck uns doch nicht so.“ Das Kissen verfehlt den älteren Herrn um ein paar Zentimeter. „Dir scheint es nicht so besonders zu gehen, wenn du mich nicht einmal triffst. Aber auf seinem Schoß scheint es sehr bequem zu sein, wie?“ In Annelieses Wangen steigt eine Röte hoch. Diese Position kann alles Mögliche bedeuten. „Und wenn es so wäre?“ Ihr Großvater tritt näher heran im Ansatz sie von Vincent hoch zu heben, was sie nur mit einem Murren verhindern kann. Da legt Vincent aber seine Arme um Anneliese, damit die ihm nicht weggenommen wird. „Erst platzen sie ohne an zuklopfen herein und dann wollen sie mir Anneliese wegnehmen.“ Mit einem abwechselnden Blick zwischen ihrem Großvater und Vincent fragt sie sich was die Beiden eigentlich für ein Problem haben. „Streitet ihr euch gerade ernsthaft um mich? Männer.“ Beide sehen sie nur an und sagen nichts dazu. Nachdem ihr Großvater sie losgelassen hat, wäre sie fast mit einem ziemlichen Schwung auf Vincent gefallen, der sie fest umschlungen hält. Das war bei ihr nur nicht gerade hilfreich, weil es so ihr wieder schwindeliger wurde, als die Beiden beabsichtigt haben. Das jemand sie dann mehrere Male versucht zum umdrehen zu bewegen oder was zu sagen, reagiert sie nicht. „Was? Was ist?“ fragt sie dann nur wie benebelt, ohne einen von Beiden an zu sehen. „Das können wir dich auch fragen, du warst gerade wie weggetreten. Hast du immer noch Kopfschmerzen?“ Erst als Anneliese versucht sich an den Verband zu fassen, merkt sie das ihr Arm dabei zittert, erst die Hand, dann der ganze Arm fühlen sich kalt an als sie das Zittern verbergen versucht. Nur ganz kurz berührt sie dann den Verband und sieht Vincent mit einem verschwommenen Blick an, der dieses Mal eher besorgt aussieht. „Mir ist kalt, einfach nur kalt.“ Sie ist dabei die Augen zu schließen, als eine warme Hand sich auf ihre Stirn legt, dagegen fühlt sich ihre Stirn eisig an und dafür ihre Wangen heiß. „Hat ein Arzt sich die Wunde angesehen oder nur dieser Roman?“ Bei der Bemerkung von dem Herrn neben sich sieht Vincent zu Anneliese, die wahrscheinlich jeden Moment entweder ohnmächtig oder wegnicken wird. „Roman hat es draußen versorgt, danach war ein Arzt dabei die Wunde zu säubern und zu nähen.“ Ohne ein weiteres Wort entfernt Annelieses Großvater den Kopfverband und schließlich die Kompresse. Vincent kann ein leises fluchen von dem Herrn hören. „Wer auch immer dieser Arzt gewesen ist, die Arbeit hat er gründlich versaut, die Wunde hat sich entzündet.“

„Wie meinen sie das? Und was heißt das für Anneliese?“

„Verunreinigung der Wunde mein ich. Die blauvioletten Striemen neben der Wunde zeigen es deutlich. Sie hat eine Blutvergiftung, hier diese Striemen sind keine Adern, sondern die Verfärbung der Blutvergiftung.“ Vincent sieht sich das ebenfalls an und weiß aber nicht was er dagegen machen soll. „An einer Blutvergiftung könnte sie sterben, ich bringe sie zu den Ärzten und du sorgst dafür, dass dieser Arzt erschossen wird.“

„Das meinen sie nicht ernst oder?“

„Wegen so was könnte deine Liebste sterben, willst du das?“ Nein, das will er nicht, aber deswegen muss doch nicht gleich der Arzt erschossen werden. Wobei man ihm aus der Krankenstation entziehen sollte. Etwas benommen sieht Vincent Anneliese nur nach, wie sie dann in den Armen ihres Großvaters hängt, regungslos und bewusstlos. Ihr Zustand wird immer kritischer und dabei ist noch gar nicht wieder gesund. In ihm steigt die Angst die Frau zu verlieren, die er über alles liebt und das nur wegen einer Blutvergiftung. Immer noch benommen folgt er dem älteren Mann. Aber auch kaum das sich ein kleines Ärzteteam um Anneliese kümmert steht er nur hilflos daneben. Ich fühle mich so hilflos und nutzlos. Wieso kann ich sie nie richtig beschützen? Wieso nicht!? Das ist zum Verzweifeln.

Bei der nächsten Berührung zuckt er zusammen, so langsam kehrt er zurück und sieht von Anneliese zu seinem Vater, der sich wohl Sorgen um seinen Sohn macht, der völlig neben sich an einer der Wände lehnt.. Er braucht keine Worte um seinen Vater zu verstehen. Aber im Moment ist er einfach nur froh das er bei ihm ist. Es ist lange her, dass er seinen Vater umarmt, doch er braucht die Nähe einfach. „Hey, seit wann bist du denn wieder so anhänglich?“ Alexander sieht seinen Sohn Vincent an und bemerkt, dass dieser wirklich nicht weiter weiß. Zu einem sagt er nichts und dann lässt sein sonst aufgeweckter Sohn den Kopf hängen. Eigentlich hatte Alexander gehofft, dass es seinem Sohn besser gehen würde, wenn er Anneliese gefunden hat, doch so wie es scheint, war dies wohl falsch gedacht. „Lass den Kopf nicht hängen. Das ist doch nur eine Blutvergiftung was sie hat.“ Aber wie es scheint, war es genau die falsche Aufmunterung, denn nun sieht er wirklich Tränen bei Vincent und streicht über den Kopf seines kleinen Sohnes. Doch dann muss er doch seufzen, es ist lange her das er seinen Sohn beruhigen musste. Viel schlimmer war es aber als sie erfahren haben, was hier passiert ist, da konnte er jede Nacht seinem weinenden Sohn trösten, weil der geträumt hatte, wie Anneliese stirbt. „Schluss jetzt, oder meinst du sie würde aufgeben?“ Dabei deutet der ältere auf Anneliese, die nun an ein paar Kanülen und Tropfen hängt. Und doch sieht er, dass sich der Brustkorb von ihr regelmäßig hebt und senkt, wie auch die ganze Behandlung wohl nicht so schwierig war, wie sein Freund Nicolai erst dachte. „Sie wird es schaffen.“ Endlich wischt sich Vincent die Tränen aus den Augen und schaut wieder zu Anneliese. „Ich will einfach nur wissen, was sie ihr angetan haben! Sie hat versucht sich die Erinnerungen aus den Kopf zu bekommen.“ „Wir werden es schon noch erfahren, aber du solltest nicht aufgeben. Nicolai meinte, dass wir bald einen Gegenschlag auf die Feinde versuchen werden. Sie hat einen Großteil der feindlichen Versorgungsgeräte zerstört.“ Bei dieser Äußerung sieht Vincent zu seinem Vater und kann die Worte nur schwer auffassen. „Einen Gegenschlag? Und was ist wenn sie uns zuerst angreifen, wenn hier keiner ist? Wir sind hier so wenige, meinst du da würden wir die Angriffe verkraften? Sie würden Sie mitnehmen. Verdammt, das ist ein dämlicher Plan.“ So aufgebracht hat Alexander Vincent selten gesehen und doch, irgendwo hat sein Sohn ja Recht. „Wir müssen einen Gegenschlag starten, sonst werden sie bald noch tiefer ins Land eindringen. Das halbe Land liegt in Schutt und Asche, meinst du nicht das du es schaffen wirst sie zu beschützen? Für den Gegenschlag bekommen wir noch Unterstützung von den anderen Truppen, die wir haben.“ „Mit dem wir, meinst du die von unserem Land?“ Zur Antwort sieht Vincent nur ein Nicken, also wird die übrige Armee aus ihrem Land ebenfalls mit dabei sein. Ziemlich schnell hat er einen Entschluss gefasst. „Ich werde hier bleiben und auf Sie aufpassen. Und wenn es mein Leben kostet, ich werde Sie beschützen!“ Seufzend verdreht Alexander die Augen, weil sein Sohn ziemlich töricht ist, wenn es um Anneliese geht. „Und wer beschützt sie dann wenn du tot bist? Zudem möchte ich dich auch nicht verlieren. Du bist mein Sohn und nur dich konnte ich von meiner Familie beschützen. Deine Mutter und Geschwister, da habe ich schon versagt, doch dieses Mal werde ich es nicht! Bitte bleib am Leben.“ Vincent schluckt als sein Vater das wegen seiner Familie mal wieder aufrollt, ja sein Vater konnte die Anderen nicht beschützen, aber ihn. „Ich .... ich werde es versuchen.“ Er verspricht es seinem Vater, doch er wollte auch wissen, was es mit dem bald auf sich hat. „Wann werdet ihr zuschlagen?“ „Morgen oder Übermorgen, sobald die Truppe hier eintrifft.“ Vincent hofft nur das es bis dahin noch nicht zu spät sein würde.

Nachdem sein Vater und auch Nicolai gegangen sind, ist er der Einzige der neben dem Bett von Anneliese sitzt und sie beim schlafen beobachtet. Als sie sich etwas regt streicht er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sehnt sich das sie bald wieder erwachen wird. Bis tief in die Nacht bleibt er wach bis ihn die Müdigkeit einholt und einschläft. Selbst im Schlaf hält er die Hand von Anneliese, während sein Kopf auf der Matratze ruht. Doch auch im Traum begegnet er seiner Anneliese zwar ist es nur aus ihrer gemeinsamen glücklichen Kindheit, aber das ist ein Grund wieso er ruhig schlafen kann und der Andere ist das seine Anneliese dennoch bei ihm ist. – Ende des Kapitels – Friendship to Last –

Versteckspiel

„Langweilig.“ Egal wie oft er diese hohen Gänge, des einst prächtigen Palastes auch noch entlang geht und die Portraits betrachtet, es begeistert ihn nicht mehr. Einst sind die Könige und Königinnen dieses Königreiches hier entlang gewandelt, wo er nun steht. Doch selbst über zehn Jahren nachdem sie das Land überfallen haben, den König wie auch die Königin ermordet haben, es ist ihm ein Rätsel wie die Prinzessin fliehen konnte. Vor einem ihrer Portraits schaut er auf die fein säuberlich gezogenen Linien aus Öl, wie dieses Kind, welches einen mit Lebensfreude anlächelt in einen Bann ziehen lassen. „Wo versteckst du dich, Prinzessin Anneliese?“ In jeder Region des Landes hat er suchen lassen, doch nirgends konnte er ein Mädchen finden, welches der Prinzessin ähnlich sieht. Ja, mittlerweile dürfte die Prinzessin erwachsen sein und dennoch taucht sie nicht auf, obwohl ihr Land untergeht. Die Schritte lassen ihn zu den nächsten Portraits, die er ebenfalls ansieht, dieses zeigt die Königsfamilie gemeinsam. Der König trägt eine Haltung als wolle er seine kleine Familie beschützen, während die Königin auf einem rotgoldenen Sessel sitzt und die Prinzessin im Arm hält, wahrscheinlich war diese da gerade erst ein halbes Jahr alt und doch lächelt das Kind Freude aus. „Dein Lachen wird dir noch vergehen Prinzessin. Wir werden dich finden und wenn wir dein ganzes Königreich in Schutt und Asche legen müssen. Obwohl die Hälfte schon zerstört wurde.“ Ein finsteres Grinsen zeichnet das Gesicht des Anführers der Angreifer als er schließlich zu einem weiteren Bild tritt, wo zwei Kinder darauf zu sehen sind. Ein kleiner Schwarzhaariger Junge in einem edlem Anzug neben der Braunhaarigen Prinzessin, obwohl beide so was wie Kronen tragen, weiß er nicht wer dieser Junge ist. „Ob dass der verschollene letzte Prinz aus Nellbourg ist?“ Selbst dort im Nachbarreich hat er die Königsfamilie umbringen lassen, einer nach dem Anderen und doch sind auch dort zwei Entkommen. Der König und der Kleinste der Prinzen leben wahrscheinlich und auch sehr wahrscheinlich ist es das sich dort die Prinzessin und der Ehemalige König dieses Landes aufhalten. Zwei Königsfamilien, zwei Paläste und für mich zwei Reiche zum erobern und einnehmen. Ein fieses Lachen schallt durch die Gänge des Palastes, als der Anführer zum großen Saal tritt, wie immer wenn nichts los ist alt er sich auf dem Thron und schießt kleine Pfeile auf ein Gemälde.

Als Schritte im Gang widerhallen wandert sein Blick dorthin wo gerade einer seiner vertrausteten Anhänger atemlos vor ihm stehen bleibt. „Was ist denn jetzt schon wieder? Müsst ihr mich denn immer stören.“

Der angekommene Mann, der eher nur Sportkleidung trägt und nur ein Maschinengewehr auf dem Rücken stammelt etwas vor sich hin.

„Raus mit der Sprache und hör auf zu stammeln, wie oft denn noch.“

„Es gab einen Angriff auf unser zweites Lager.“

Doch über die Meldung behielt der Anführer, der Johannes-Eric heißt, die Ruhe. „Und was ist daran so schlimm? Dann haben die halt einen kleinen Schlag gelandet.“

„Nein, das ist es nicht. Nachdem wir wie befohlen Zwanzig Kinder entführt haben ... kurz darauf waren einige der Kinder weg, nur noch die Toten waren noch da.“

Bei dem was er da zu hören bekommt erhebt sich Johannes-Eric und starrt den Anderen finster an. „Und weiter?“

„So wie es scheint ist jemand ins Lager eingedrungen und hat die Kinder geholt, aber nicht nur das. Derjenige der das getan hat, der hat die Lastwagen manipuliert und als die Anderen dem Eindringling folgen wollten, ... da explodierten die Lastwagen und das halbe Lager.“

„Das kann kein einfacher Soldat dieser Idioten gewesen sein. Welchen Schaden hat das hinterlassen?“

„Einen ziemlich großen. Wir haben die Hälfte der Munition verloren, bei dem Feuer ist diese hochgegangen und es hat viele von uns erwischt, wir haben noch nicht alle gezählt, aber Hundert könnten es schon sein.“

„Hundert Mann. Wir sind viel mehr. Weiter, hat jemand irgendwas gesehen?“

„Nein, Sir. Aber was sollen wir jetzt wegen dem Lager machen? Die meiste Munition befand sich dort.“

Als der Mann keine Antwort bekommt hört er nur ein Lachen seines Anführers.

„Wir? Wir werden denen zeigen was es bedeutet uns so was an zu tun. Wir werden morgen Früh zum Gegenschlag ausholen. Und machen sie dann nieder.“

„Meinen sie, die sie suchen befinden sich in diesem einem Gebäude, wo die Kinder waren?“

Fragend folgt der Mann dem Anführer hinaus zu den Gängen. „Es kann kein Zufall sein, das wir ausgerechnet Gegenschläge haben, wenn wir doch ansonsten keine bekommen.“

„Wie meinen sie das?“

„Wie ich das eben meine. Die Figuren die wir suchen haben bei dem Heim schon die Finger mit im Spiel gehabt, schon da haben wir einige verloren und nun beim zweitem Lager. Das ist kein Zufall. Diejenige den wir suchen wird sich dort befinden, wo die Anderen die Kinderchen entführt haben.“

„Dann greifen wir also dort als nächstes an?“

„Nicht angreifen, eindringen, jeden Soldaten umbringen, der euch im Wege steht. Die Kinder könnt ihr als Geiseln nehmen. Doch wenn ihr jemanden findet, der auf diese Beschreibung passt und aussieht wie dieses Kind. Die gehört mir.“

„Zu Befehl ... aber meinen sie das es nicht zu plötzlich ist? Die meisten von uns befinden sich weit entfernt.“

„Dann ruft sie zu diesem Standort. Ich gehe jede Wette ein, das sie sich dort befindet.“

„Wen meinen sie?“

Sein Anführer deutet nur schräg nach oben und der Mann folgt dem Blick und versteht erst nicht und dann dämmert es ihm. „Meinen sie wirklich dass die Prinzessin dort sein wird?“

„Einen Brief haben sie bereits und es würde mich nicht wundern, wenn sie dort wäre. Nirgendwo haben wir sie gefunden. Das wird ein ziemlicher Spaß werden, meinst du nicht auch?“

„Nein. Nein, natürlich nicht. Sicher wird es ein Spaß werden. Aber kommen sie dieses Mal mit?“

„Mhmm.“ Der Angesprochene Anführer dreht sich halb um und geht weiter den Gang hinab bis er zu dem großen Raum kommt in dem vor zwölf Jahren der König und die Königin von ihm ermordet wurden. Es ist das Gemach der Prinzessin gewesen und seit diesem Tag hat er im Palast kaum etwas verändert, in diesem hohen Raum sind selbst noch einige Blutstropfen zu erkennen, das Blut der Toten hängt in diesem Raum. Und er sehnt sich nach dem Blut der Prinzessin. „Vielleicht hast du recht, ich werde mitkommen und mir diesen Spaß gönnen. Mal sehen ob wir fündig werden.“ Der junge Mann war Johannes-Eric gefolgt und wundert sich nicht, das dieser nun doch mitkommen würde. Nur war es für den jungen Mann ein Rätsel was der Anführer  bezweckt, wenn er die Prinzessin gefunden hat.

„Ihr wollt die Prinzessin also eigenhändig umbringen?“ Der Soldat bekommt nur eine Ohrfeige, eh er sieht das sein Anführer die Hand wieder senkt.

„Umbringen, was für ein böses Wort. Aber ja, nur will ich erst noch etwas erledigen, bevor ich das Leben der Prinzessin beenden werde. Sie vermisst bestimmt ihr Zuhause und die Sachen, die sie nicht mitnehmen konnte.“ Der Soldat hat die Hand auf der nun geröteten Wange liegen, er mag es nicht geschlagen zu werden. Und noch immer fragt er sich was sein Anführer gegen die Prinzessin hat. Er kennt die Gemälde, die im ganzen Palast hängen und doch will Johannes-Eric wohl den Tod der einzigen Prinzessin dieses Landes.

„Wieso ziehst du jetzt ein Gesicht als hätte ich dich geschlagen?“

„Na ja das habt ihr gerade. Welchen Befehl soll ich den Anderen denn weiter geben?“

„Ach ja der Befehl. Sag ihnen sie sollen an den Rest des zweiten Lagers anrücken und dann vorrücken und um den Standort der Armee an zu greifen.“

„In Ordnung, welche Waffen sollen wir denn mitnehmen?“

„Du kannst Fragen stellen. Wie lange bist du jetzt schon dabei? Nehmt die Maschinengewehre und ein paar kleinere Sachen mit. Wir werfen ja nicht gleich eine Bombe auf das Gebäude wie letztes Mal, nicht wahr?“

„In Ordnung.“ Der Soldat dreht sich bereits um, um den Befehl aus zu führen.

„Sag den Männern wir werden bei Sonnenaufgang dort ein wenig mit der königlichen Armee spielen.“ Ohne sich um zu drehen geht der Soldat weiter und benachrichtigt die anderen Stützpunkte über Funk. Das er sich die Stelle noch immer etwas reibt wo der Boss ihn geschlagen hat würde keiner mitbekommen. Da hatte er wohl einen empfindlichen Punkt beim Boss getroffen, denn normalerweise rutschte ihm nicht die Hand bei dem Jüngeren aus. Bei den Anderen draußen im Hof und dem Garten angekommen gibt er den Befehl weiter, sodass einige Gesichter aufgeheiterter aussahen, da nun keine Langeweile mehr herrschen würde. Zwar ist er deutlich jünger als manch alte Hasen, doch jeder folgt den Befehlen des Kleinen wie ihn viele nennen. Aber wohl auch weil er der Liebling des Bosses ist, auch weil der ihn leicht einschüchtern kann und nicht etwa weil der Boss ihn wirklich mag.

Die Waffenlager wurden durchgegangen, die Wagen damit beladen und andere wiederum mit Munition oder Proviant und Wasser. Kaum das sie mit den Vorbereitungen fertig waren heißt es warten bis Sonnenaufgang, einige nutzten die Zeit um ihre Gewehre zu putzen, auseinander zu nehmen und andere zerstörten mit Zielübungen weitere Teile des Gartens. Sobald der Boss aus dem Gewölbe hinaus tritt stehen alle auf und zeitgleich geht die Sonne auf während sie sich auf den Weg zu dem Standort des zweiten Lagers, welches ein ziemlicher Schrotthaufen nun nur noch ist machen. Die Fahrt dorthin dauert einige Stunden, sodass weitere Informationen ausgetauscht werden. Auch dass der Boss will das keiner sofort schießt. Zwar verstanden die Anderen es nicht wieso sie dann denn hinfuhren, aber der Boss wird schon seine Gründe dafür haben.

 

 

Mit dem wärmenden Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne blinzelt Vincent etwas und dreht den Kopf zur Seite um nicht vom Sonnenlicht geblendet zu werden. Erst nach mehrmaligem Blinzeln hat er sich an das helle Sonnenlicht gewöhnt. Nur scheint das Sonnenlicht bei Anneliese nicht zu wirken, sie regt sich nicht weiter außer flach ein- und auszuatmen. Ganz vorsichtig lugt Vincent unter den frischen Kopfverband von ihr wo noch immer blau-violette Spuren der Blutvergiftung zu sehen sind. Zwar haben die Ärzte ihr wohl etwas gegen die Vergiftung gegeben, aber ganz abgeklungen ist es wohl noch nicht. Durch die sanfte Berührung auf der Wange öffnet Anneliese die Augen etwas nur um gleich darauf wieder weg zu treten. „Hey, nicht.“ Er bricht im Satz ab als er Schritte hinter sich hört. „Die Ärzte haben ihr ein Antibiotikum gegeben und Aufbausubstanzen während ihr geschlafen habt. Dabei hast du einiges verpasst - was vielleicht auch ganz gut war - Wie geht es dir?“ Er muss den Blick nicht von Anneliese lösen um zu wissen, dass sein Vater hinter ihm steht. „Willst du die Wahrheit wissen Vater?“ Seufzend dreht er den Kopf herum. „Du weißt was ich von Lügen halte, aber dein Gesicht sagt es mir auch ohne weitere Worte. Vielleicht freut es dich ja, die Ärzte meinten sie wird in ein paar Stunden wieder aufwachen. Aber sie meinten auch dass du  aufpassen sollst, das sie nichts anstellt.“ „Wenigstens eine gute Nachricht und das andere kriege ich schon hin, irgendwie.“ Als er den Blick wieder zu Anneliese wandern lässt, sieht er eine Träne die sich hinab stehlen will. Aber da spürt er die Hand seines Vaters auf der Schulter. „Scheint so als würde sie auch wollen, dass es dir besser geht.“ „Ja, scheint so, so war sie schon immer. Sie hat sich schon früher immer für Andere mehr eingesetzt. Sie ist einfach nur stur.“ „Da kenne ich noch jemanden der ziemlich stur sein kann.“ Murrend sieht Vincent seinem Vater nach als dieser grinsend wieder ging. „So stur bin ich doch gar nicht, zumindest nicht so wie sie.“ Für einige Minuten lässt er sie allein, lässt sie aber von zwei Leuten bewachen. Er konnte ja sowieso nichts für sie tun als nur zu warten, da kann er sich auch mit den Anderen treffen um weitere Angriffspläne oder Verteidigungsmanöver durch zu gehen. Es kam ihm alles viel zu ruhig im Moment vor und das ist ihm nicht geheuer. 

 

Während den Minuten die sie alleine ist setzt sie sich auf und schaut sich etwas um. Doch denjenigen nach dem sie Ausschau hält ist nicht zu sehen. „Vincent? Wo bist du?“ Leise murrt sie vor sich hin, ihr Kopf brummt sodass sie sich die Schläfen leicht reibt. Von draußen hört sie Schritte und auch das wohl zwei Soldaten vor der Tür stehen.

Als ob ich abhauen würde, also wirklich. Erneut sieht sie sich um und findet gleich neben sich ein Glas Wasser welches  sie in einem langem Zug leert.

Vorsichtig steigt sie mit anfangs wackeligen Beinen aus dem Bett und geht dann im Zimmer etwas herum. „Irgendwie muss man hier noch unbemerkt hinaus kommen.“ Sie findet eine der zwei Seitentüren und öffnet diese .... und keine Wachposten sind zu sehen, sodass sie hinaus schleichen kann. Nur stößt sie mit dem Knie gegen einen medizinischen Schrank der sogleich laut gegen die Wand knallt und das Metall darauf sie schließlich verrät. Sie hält sich noch kurz das Knie als sie die beiden Soldaten vor sich sieht, die nun vor ihr stehen. „Hey. Na wie geht´s?“ Oho, die scheinen nicht gerade erfreut, weglaufen sollte ich vielleicht doch nicht. „Wohin wollen sie denn?“ „Na ja ich wollte mir eigentlich nur was zu essen holen.“ Und das war nicht mal gelogen, denn ihr Magen machte sich sogleich mit einem lauten Grummeln bemerkbar.

„Unser Befehl lautet, dass wir nicht zu lassen sollen, dass sie den Raum verlassen, also bitte gehen sie wieder rein.“ Murrend verschränkt sie hingegen die Arme vor der Brust.

„Wer hat ihnen denn den Befehl gegeben?“ Sie kann es sich bereits denken, wer dafür verantwortlich ist. „Das dürfen wir ihnen nicht sagen.“ „Ach kommt schon ich weiß dass der Befehl vom Oberst kommt und dem könnt ihr sagen dass ich mir nur was zu essen holen will und dann wieder brav da drin sein werde.“ Als sie an den beiden Soldaten vorbei gehen will versperren diese ihr den Weg. So langsam habe ich es satt wie mich alle einsperren wollen. „Lasst mich durch, sofort!“ Wenn die Soldaten sie schon nicht mit Nettigkeit durchlassen muss sie halt zu ihrem Befehlston greifen, der in diesem Fall beide Soldaten kurz zurück weichen lässt. Diesen kurzen Moment nutzt sie um an den beiden Soldaten vorbei zu laufen, als einer der beiden sie am Arm packt wehrt sie ihn ab und geht einfach weiter. Sie hört das grummeln und die Schritte hinter ihr, wie auch dass der eine über Funk mit jemanden spricht. Und sie muss nicht mal hinhören um zu wissen dass der Soldat mit dem Oberst oder besser gesagt mit Vincent spricht. Währenddessen läuft sie in die Richtung der Cafeteria um sich wirklich was zu Essen zu nehmen. „Habt ihr etwa nun auch den Befehl mich zu verfolgen?“ Denn hinter ihr stehen beide Soldaten und lassen sie nicht aus den Augen. Es ist ewig her das ich so was wie eine Leibwache hatte. Den anderen Soldaten und auch den Jugendlichen entging das Verhalten der beiden Soldaten nicht. Mit einem Tablett mit einer handvoll Essen und zu trinken sucht Anneliese einen freien Platz und steuert dann schließlich zum Seitenausgang der Cafeteria. An einer ruhigen Ecke stellt sie das Tablett ab und setzt sich daneben und atmet erst einmal tief durch. „Habt ihr nun den Befehl mich zu verfolgen?“ Sie sieht nicht auf um zu wissen dass die beiden Soldaten neben ihr stehen, ehe einer der Beiden antwortet. „Wir haben den Befehl sie nicht aus den Augen zu lassen. Befehl vom ...“ „Befehl vom Oberst, schon klar.“ Leicht genervt über das was Vincent ihr damit antut lehnt sie sich an das kühle Mauerwerk und beißt in den Apfel in ihrer Hand.

Die Soldaten hingegen haben nicht nur sie im Blick sondern die ganze Umgebung, sie wissen wen sie da beschützen sollen und auch welche Konsequenzen es mit sich ziehen würde, falls sie versagen sollten. Nur verstehen die Soldaten nicht wieso sie keine Förmlichkeiten anwenden sollen, aber da legen sie Vertrauen in die oberen Befehlhabenden.

Leise seufzt Anneliese und zieht die Beine an den Körper während sie ein paar Insekten am Boden beobachtet. „Gefangen im eignen Land.“ Flüstert sie vor sich hin, zu leise als dass die Soldaten es verstanden haben. Nur die Bewegung haben diese mitbekommen. In einem Moment wie diesen vermisst sie ihre Familie am meisten. Plötzlich ist ihr so als würde sie die Stimmen ihrer Eltern hören, die ihr Mut zu sprechen, aber auch dass sie nicht aufgeben soll. „Ich schaffe es aber nicht ohne euch, Mutter, Vater.“ Schon als sie die Stimmen ihrer Eltern hört liefen ihr die Tränen über die Wangen. Erneut hört sie etwas, nur ist es dieses Mal ein Lied, welches ihre Mutter ihr oft als sie noch klein war vorgesungen hat. Sofort erinnert sie sich an das Lied und den dazugehörigen Text. Die beiden Soldaten sehen sie dann verwundert an als sie das Lied tatsächlich singt, welches sie schon als Kind geliebt hat, aber seit dem Tag vor zwölf Jahren nicht einmal mehr gesungen hat. 

 

Er war nicht weit entfernt gewesen als er ihre Stimme hört. Sie singt wieder, es ist Jahre her das ich sie singen gehört habe. Nicht nur ihn wundert und erfreut es zugleich Anneliese singen zu hören, denn kaum das sie angefangen hat zu singen wurde es in der Cafeteria still. Keiner hat Kayla/Anneliese in all den Jahren singen gehört. Bei Nicolai sieht man das es ihn freut seine kleine Enkelin wieder singen zu hören. Vincent hingegen hat früher schon öfter mit ihr gesungen, auch dieses Lied kennt er, damals hatte er sie gebeten es ihm vorzusingen und nur zögernd hat sie es dann getan. Von ihrer Stimme angezogen folgt er der Quelle und lehnt dann am Türrahmen und sieht zu ihr hinüber, auch wissend dass die beiden Soldaten seinen ersten Befehl missachtet und versagt haben, aber nun stehen beide neben Anneliese.

Er lässt den Blick über die Umgebung schweifen, wie auch die Soldaten beobachtet er die Umgebung genau. Zumindest solange bis er mitbekommen hat das Anneliese zu singen aufgehört hat, sofort sieht er in ihre Richtung, er weiß das noch mindestens zwei Zeilen bei dem Lied kommen müssten. Hat sie mit Absicht das Lied abgebrochen? Oder ... Er bemerkt sofort das etwas nicht mit ihr zu stimmen scheint und eilt zu ihr. Auch die beiden Soldaten bemerken das etwas nicht stimmt, behalten aber die Umgebung im Blick als sie den Oberst sehen. Dieser kniet sich neben Anneliese und sieht sie besorgt an. „Anneliese? Anneliese kannst du mich hören?“ Verdammt, bitte komm zu dir. Dann hebt sie den Kopf und sieht ihn an. „Ich bin okay, Vincent. Nur etwas traurig, mehr nicht.“ Sie flüstert es nur und schluckt mehrmals, da sieht er ihre Tränen die ihr über die Wangen laufen. Erleichtert atmet er auf und streicht ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Willst du dich vielleicht an einer Schulter ausweinen?“ Doch sie schüttelt mit den Kopf, weist ihn somit ab. „Ich bitte dich, schick die Soldaten weg. Ich kann auf mich selber aufpassen.“ Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. „Tut mir Leid, aber es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Außerdem will ich nicht wieder zu sehen müssen wie du beinahe stirbst.“ Er hört ihr murren und muss tatsächlich grinsen. „Du bist stur Anneliese, aber mein Entschluss steht fest.“ „Dummkopf, als ob ich mir etwas passiert. Außerdem fällt es zu sehr auf, wenn die Beiden da mich bewachen, meinst du nicht?“ „Wie gesagt, es ist zu deiner eigenen Sicherheit.“ Er sieht neben ihrem Murren einen Schmollmund und beschließt kurzerhand ihr einen Kuss zu geben. „Bitte vertrau mir.“ Flüstert er nur, steht auf und geht wieder.

 

Er lässt sie mit geröteten Wangen da sitzen, sie ist dennoch böse auf ihn. Kaum das sie ihn nicht mehr sehen kann steht sie ebenfalls auf und hebt ihr leeres Tablett auf und stellt es drinnen nur zu den anderen ab. Dicht hinter ihr verfolgen die beiden Soldaten sie wieder. Sie kennt hier nur einen weiteren Ort wo sie alleine und ungestört sein würde, doch vorher muss sie die Beiden abschütteln. Sie geht etwas schneller und biegt erst um die eine Ecke nach links und die übernächste nach rechts und dann wieder nach rechts, ehe sie schließlich wieder nach links läuft. Vorsichtig schaut sie um die Ecke, ob sie einen der Beiden Soldaten sieht, grinsend lehnt sie sich an die Wand. Plötzlich hört sie das Funkgeräusch in dem Gang widerhallen und auch das Vincent sehr wütend auf die beiden Soldaten ist, weil diese sie verloren haben. Sie dreht sich um und geht die Treppe nach oben und öffnet die schwere Tür während sie vorsichtig hinein lugt. Ein menschenleerer Raum war vor ihr. Per Zufall hat sie diesen Raum entdeckt als sie sich in dem Gebäude umgesehen hat. Ganz hinten stehen einige Möbel, darunter auch ein altes Sofa und daneben einige Bücherregale mit alten, verstaubten Büchern, wo sie sich eines aussuchte und sich entschied es auf dem Sofa zu lesen.

 

Fluchend tritt er zu den beiden Soldaten, die ihm vor ein paar Minuten tatsächlich erzählt haben, dass sie Anneliese aus den Augen verloren haben, als diese durch diese Gänge lief. „Habe ich euch nicht befohlen auf sie auf zu passen? Ihr Schwachköpfe.“ Beide Soldaten zuckten zusammen und entschuldigen sich immer wieder. „Sir, sie kann nicht weit sein, wir werden sie wieder finden.“ „Und das soll ich euch glauben.“ Er dreht sich weg und fährt sich bereits in Gedanken versunken durch die Haare.

Wo bist du Anneliese? Wieso tust du mir so was an? Er läuft durch die Gänge immer wieder landet er an der Stelle wo die Soldaten sie aus den Augen verloren haben. So läuft er einfach alle Möglichkeiten ab und steht schließlich vor einer Treppe, die er bisher noch gar nicht kennt. So wie ich dich kenne bist du da oben. Es erinnert ihn ein wenig an alte Tage wo sie zusammen verstecken gespielt haben, schon damals war sie immer schwer zu finden. Er hingegen wurde schon nach wenigen Minuten immer von ihr gefunden. Er öffnet die schwere Tür und betritt den Raum ungläubig zu sehen was alles in dem Raum herum steht. Die Tür fällt ins Schloss sodass er weiter hinten jemanden erkennen kann, der wohl vor Schreck zusammen gezuckt ist. „Du brauchst gar nicht erst versuchen dich weiter zu verstecken Anneliese, ich habe dich gefunden.“ Nur bemerkt er auch das sie gar nicht versucht auf zu stehen, sondern nur, wie sie das Buch welches sie gelesen hat zur Seite legt. „Vincent. Ich.“ Doch bei ihrem gestammelten Worten wurde er sauer. „Verdammt Anneliese, was denkst du dir eigentlich bei so einer Aktion?“ Er sieht in ihren Augen Furcht, so wütend ihr gegenüber war er noch nie. Sofort wich die Wut aus ihm. „Anneliese, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht so angehen.“ Als er sie am Arm berühren will weicht sie ihm aus und versetzt ihn damit einen unsichtbaren Schlag ins Gesicht.

„Geh. Vincent bitte geh.“

Als er diese Worte von ihr hört erstarrt er vollkommen, bis er schließlich den Kopf schüttelt. „Ich kann nicht gehen, nicht ohne dich. Okay, es tut mir Leid ... nur du hast mir echt Angst gemacht als du einfach verschwunden bist.“

„Dann verstehst du doch auch sicher das ich gerade vor dir mehr Angst habe, also bitte geh.“ Sie zittert. Ich habe ihr wirklich Angst gemacht. Es macht ihn wahnsinnig sie so zu sehen, vor allem weil er dafür verantwortlich ist. Aus Frust schreit er und lässt sich auf das Sofa sinken, die Hände verzweifelt am Kopf.

 

Bei seinem Schrei sieht sie ihn verblüfft an, auch als er auf dem Sofa sitzt. „Vincent?“ Auch seine Haltung wirft Fragen bei ihr auf, aber auch Mitleid. „Vincent? Alles okay?“ Sie beobachtet ihn genauer. „Nein, wie sollte es auch, wenn ich dem Menschen Angst mache den ich am meisten liebe und beschützen will.“ Bei seiner Antwort legt sie das Buch endgültig zurück ins Regal und setzt sich schließlich neben ihn. „Vincent, es tut mir Leid, dass ich vor den Soldaten mich versteckt und dir damit Angst gemacht habe. Aber ich möchte nicht eingesperrt werden. Bitte versteh das.“ „Und wieso verstehst du nicht, dass ich es nicht zulassen will das dir irgendetwas passiert? ... Ich liebe dich doch.“ Sie lächelt ihn an. „Ich weiß das du mich liebst, aber bitte versuche nicht mich ein zu sperren oder sonst etwas was mir nicht gefällt.“ Sie nimmt seine Hände mit ihren von seinem Kopf damit er sie wieder ansieht. „Und ich bitte dich mir keine Sorgen zu machen. Ich will mich am wenigstens um dich sorgen müssen.“ Ein Grinsen huscht in sein Gesicht. „Inwiefern bereite ich dir denn Sorgen?“ Noch immer hält sie seine Hände fest und verschränkt schließlich ihre Finger mit seinen. „Bitte opfere dich nicht für mich Vincent, ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren. Und wenn du so redest macht es mir einfach Angst.“ Sie löst ihre Finger von seinen um ihr zittern zu verstecken, doch er hält ihre Hände fest. „Das gleiche gilt auch für dich Anneliese. Denkst du echt ich könnte einfach so weiterleben, wenn du nicht mehr an meiner Seite bist?“ „Vincent. Bitte rede nicht auf diese Art und Weise mit mir, als wären wir.“ „Du meinst ich soll nicht so reden als sein wir zusammen? Sind wir das nicht längst?“ Als sie den Blick abwendet dreht er sanft ihr Kinn zu sich zurück und sieht so ihre Röte und lächelt sie an. „Wirst du jetzt jedes Mal rot, wenn ich so rede?“ „Du bist so ein Blödmann.“ „Ich korrigiere es mal auf dein Blödmann um.“ Er sieht ihr an das sie ihm am liebsten eine Ohrfeige geben will und als er ihre Hand abfängt zieht er sie stattdessen zu sich. Und statt nun neben ihm zu sitzen, sitzt sie nun auf seinen Schoß und murrt ihn an, während er leise kichert. „Vincent, du.“ Weiter kommt sie nicht um ihn zu beleidigen als seine Lippen ihre einfach verschließen und sie in einen langen und für Anneliese atemlosen Kuss versinken. Als sie zum Luft holen sich von seinen Lippen löst boxt sie ihn keuchend und nach Luft schnappend gegen die Schulter. „Willst du mich umbringen ... ich kriege kaum noch Luft.“ Er feixt sie nur mit einem frechen Grinsen an. „Tut mir Leid, aber daran wirst du dich bestimmt noch gewöhnen.“ Frustriert stöhnt sie über diese freche Aussage von ihm. „Als ob ich mich je daran gewöhnen kann.“ Sie spürt dann seinen warmen Atem am Ohr und Hals. „Irgendwann bestimmt.“ Flüstert er ihr ins Ohr und verursacht ihr mit seinem warmen Atem eine Gänsehaut und schließlich einen Schauer als er ihren Hals küsst. „Mistkerl.“ Über diese Äußerung sieht er sie fragend an. „Habe ich etwas falsch gemacht.“ „Schau mich nicht so mit diesem Blick an, du weißt genau was ich meine.“ Bevor er sie erneut küssen kann weicht sie ihm aus und verliert dabei das Gleichgewicht, sodass er reflexartig sie festhält und sie wieder zu sich zieht wobei beide dann das Gleichgewicht verlieren und Anneliese sich unter Vincent wiederfindet. „Das war jetzt bestimmt Absicht.“ Er grinst erst ehe er sie sanft küsst. „Nein, aber ich glaube wir sollten nicht allzu lange so liegen, nicht das ich irgendwann noch die Beherrschung verliere.“ Sie ahnt was er damit meint und versucht sich auch sogleich zu befreien, doch so einfach ist es gar nicht.

Er ist viel schwerer und stärker als ich. Ihr grummeln bleibt nicht unbemerkt. „Scheint so als sei ich stärker als du.“ Sie will ihn schon etwas entgegen bringen als seine Lippen sie zum schweigen bringen. Doch dieses Mal ist es nicht Anneliese die sich keuchend von den Lippen des Anderen löst sondern Vincent. Anneliese sieht ihm in die Augen ehe sie erneut ihre Lippen sanft auf seine legt und den Kuss fortführt. Als sie die Hände über seinen Rücken wandern lässt durchzuckt es ihn heftig, sodass er den Kuss lösen muss und in ihr fragendes Gesicht sieht. „Anneliese. Du machst mich wahnsinnig.“ Kommt es leise keuchend von ihm und nun muss er auch noch in ihr freches Grinsen sehen. Das macht sie mit Absicht. Er zuckt dann keuchend zusammen als er ihre Finger auf seiner Haut spürt. „Anneliese, bitte tue das nicht.“ Ihn durchzuckte es immer mehr, er wusste was dieses zucken zu bedeuten hat. Daher greift er nach ihren Händen und legt diese neben ihren Kopf. „Du willst wohl das ich die Beherrschung verliere, oder?“ keucht er über sie, während Anneliese ihn anscheinend musternd ansieht. „Hast du dieses Mal nichts zu sagen?“ „Na ja, aber das wird dir nicht gefallen.“ „Und was? Du folterst mich bis ich die Beherrschung verliere.“ Dann liegen wieder ihre Lippen auf seinen, sodass er nicht anders kann als den Kuss zu erwidern, doch dann löst sie sich auch wieder von seinen Lippen. „Ich glaube das sage ich dir später. Lässt du bitte meine Hände wieder los?“ Völlig neben sich lässt er nicht nur ihre Hände los sondern steht auch auf. Noch ein bisschen länger und er hätte die Beherrschung verloren. Ich fasse es nicht, sie hat mich tatsächlich soweit bekommen, dass ich fast die Beherrschung verloren hätte.

„Vincent? Alles in Ordnung?“ Er sieht dann zu Anneliese als diese seine Hand in ihre nimmt. „Tue das einfach nicht noch einmal, okay? Erst wenn wir den Krieg gewonnen haben.“

Sie kichert darüber. „Okay, aber nach dem Krieg werde ich sowieso dir gehören.“ Sie lässt seine Hand grinsend los und er realisiert was sie damit gemeint hat. Pures Entsetzen und gleichzeitig Freude zeichnen sich in seinem Gesicht ab als er versucht sie festzuhalten und wieder an sich zu ziehen. „Anneliese! Bleib sofort stehen.“ Doch Anneliese denkt nicht mal daran stehen zu bleiben, stattdessen läuft sie weiter bis zur Tür ehe sie sich zu ihm umdreht. „Es hat etwas von damals gehabt als du mich erst nach einer Stunde gefunden hast.“ Als er das hört erinnert er sich sofort an den Tag den sie meint. „Ja, ein wenig. ... Anneliese, du erinnerst dich wieder?“ Sie schüttelt leicht den Kopf. „Nein, nicht an alles, es ist viel mehr nur .... nur ein kleines Stück vom Puzzle meiner Erinnerungen. Ich weiß aber auch das du sehr glücklich warst als du mich endlich gefunden hattest.“ Sie dreht sich schon zur Tür um als Vincent ihre Hand festhält. „Wir werden das Puzzle wieder zusammen  setzen, zusammen schaffen wir das. Nur bitte schau nicht so traurig.“

Der wahre Feind


 

Der wahre Feind


 

Johannes-Eric betrachtet die Reste der Lastwagen, der Munition und den Resten seiner Truppe, die in dem Hagel der explodierten Munition wie auch an Verbrennungen erlegen sind. Das Lager gleicht einem riesigen Trümmerfeld. Er läuft durch die Überreste des Lagers und nimmt die vorhandenen Informationen  in sich auf, wie viele seiner Leute dabei umgekommen sind. Es sind mehr als ihm zuerst berichtet wurden sind. „Sehr ärgerlich, es waren einige talentierte Schützen in dieser Gruppe.“ Er hatte also bei diesem Vorfall viele seiner Scharfschützen verloren, eine handvoll im Vergleich zu denen die er noch hat. Der jüngere folgt seinem Anführer als dieser ihn ruft. „Ja, Sir?“ „Sag den Anderen wir besprechen in zehn Minuten den Plan wie wir vorgehen.“ „Jawohl.“ Der Jüngere verschwand hinter einigen Fahrzeugen, während er noch weiter durch das Lager geht und schließlich einen verkohlten kleinen Arm beiseite tritt. „Solche Blagen.“ Er mag Kinder nicht und er will auch nie welche haben. Sie sind ihm einfach nur lästig und zu laut.

„Sir? Es sind alle versammelt.“ In kurzer Zeit erklärt er seinen Männern, wie sie vorgehen werden. „Und wieso dürfen wir dieser Frau nichts tun?“ „Weil Ich es gesagt habe!“ Niemand würde der Prinzessin etwas tun, außer mir. Seine Männer sehen  ihm an, dass sie diesen Befehl auf jeden folgen müssen und werden, sonst wären die Konsequenzen schmerzvoll und tödlich.

„Na dann wollen wir die Kleine Anneliese mal besuchen.“ Er grinst dabei finster. Dieses Mal würde sie mir nicht entkommen! Im nächsten Moment macht sich die Kolone auf den Weg.

 

 

Sie will sich eigentlich nur eine Flasche Wasser aus der Cafeteria holen, als ein Soldat hinein gestürmt kommt. „Alle antreten, wir werden angegriffen.“ Dann sieht der Soldat zu ihr, da erkennt sie ihn, es ist Roman. „Du musst von hier verschwinden.“ Er setzte keine Förmlichkeiten an und verschwindet wie die Anderen aus dem Saal. Wobei einige die Kinder in Sicherheit bringen, während man diejenigen die im Training erfolgreich waren zur Waffenausgabe gehen. Sie sieht einige bekannte Gesichter an sich vorbei rennen. „Du bist unsere beste Schützin, komm mit. Egal, wer du wirklich bist.“ Sie nickt zu Philipp und sieht, dass Marcel auf Philipp wartet. „Ich komme mit.“ Sie ist froh darüber, dass sich im Moment keiner um sie kümmern will, so hat sie Zeit sich eine Schutzweste überzuziehen und bemerkt zu spät das sie keine einzige der Handfeuerwaffen in den Seiten stecken hat und an ein Gewehr kommt sie auch nicht mehr ran. Frustriert flucht sie darüber und hört im nächsten Moment bereits Schüsse, Schreie und Befehle, die in der Luft widerhallen. „Mist. Das klingt als wären es Hunderte von Angreifern.“ Dann sieht sie wie Philipp und Marcel draußen auf sie warten. „Jungs, ich habe keine Waffe, habt ihr eine übrig?“ Sie erstarren kurz und sie sieht wie sich Marcel umsieht. „Leider, nein, wir haben jeder nur eine von den Soldaten bekommen.“ „Kommt jetzt, bevor wir hier festsitzen.“ Philipp nickt und zu dritt verschwinden sie aus dem Gang der zu einer Sackgasse werden könnte. „Es gibt eine Möglichkeit, der große Baum  im Hof, du kannst doch so gut klettern, ohne Waffe bist du aufgeschmissen.“ „Nette Idee Philipp, aber beim Baum  ist eine wilde Schießerei, da kommt sie nicht mehr hin.“ „Jungs, es ist in Ordnung. Achtet nicht auf mich, gebt euch Rückendeckung, ich versuche irgendwie an eine Waffe zu kommen.“ Sie ist wirklich froh darüber ihre Haare mit mehreren Haargummis hochgebunden zu haben und auch nicht alleine dazustehen. Dann hört sie wie Marcel leise flucht. „Wir sind denen unterlegen.“ Sie legt beiden je eine Hand auf die Schulter. „Denkt daran was wir trainiert haben, so leicht geben wir nicht auf.“ „Aber wir sind zahlenmäßig unterlegen.“ „Vertraut euch. Ihr seid doch beste Freunde, ihr wollt euch gegenseitig beschützen, richtig? Also kämpft.“ Sie hört dann Stimmen, die nicht zu ihren Leuten gehören und sieht nach oben. „Versteckt euch hinter den Säulen und seid ganz ruhig.“ Beide Jungen nicken und sehen wie sie die strukturierte Wand hochklettert und anscheinend im Winkel der Decke wartet, dann sieht sie die Gruppe, die sich nähert. Sie deutet per Handzeichen wie viele es sind. Und das jeder zwei erledigen muss. Dann macht sie sich zum Sprung bereit. Dann sehen sie die Schatten und dann die vier bewaffneten Männer, die ersten beiden überlässt sie den Jungs, während sie auf die beiden Hinteren einfach draufspringt. „Die sind nur für eine Weile K.O. Nehmen wir uns deren Waffen und Munition und verschwinden.“ „Super Sprung im übrigen, das sah Raubtierartig aus.“ Sie lächelt Philipp an und hängt sich eines der Gewehre auf den Rücken, während sie sich ein anderes in den Händen hält. „Nun haben wir genügend Munition und Waffen. Machen wir denen ein wenig Feuer unter dem Hintern.“ „Sicher das du eine Prinzessin bist?“ Marcel kichert über die Frage. „Redet mich nicht so an, los da rüber.“

In kurzer Zeit haben sie ihre Munitionen verschossen, ihre beiden Gewehre waren leer und sie schlägt es ihren Gegnern an die empfindlichen Körperstellen. Die drei halten inne als sie Kinderschreie hören. „Lucy.“ „Philipp, nicht!“ Marcel versucht ihn aufzuhalten und folgt seinem besten Freund dann, ohne dass sie mitkriegen, wie sie Anneliese alleine gegen ein paar Gegner kämpfen lassen.

Sie schlägt die Gegner bewusstlos. Dann rennt sie weiter und bleibt plötzlich stehen.

Ihr Blick rast über das Geschehen, überall sieht sie wie die Soldaten von ihr als auch die der feindlichen Truppe aufeinander schießen. Sie sieht wie einer nach den Anderen zu Boden fällt und Blut aus deren Wunden tritt. Bei diesem Anblick würde sie am liebsten schreien, wegrennen, an einem anderem Ort sein nur nicht hier und das mit ansehen müssen. Sie entdeckt unter den Verletzten bekannte Gesichter, erinnert sich wie sie miteinander geredet, gelacht haben.

„AUFHÖREN!!! HÖRT SOFORT AUF ZU SCHIEßEN!!!“ Sie kommt aus ihrer Deckung, ihrem sicheren Versteck hervor und stellt mit ausgestreckten Händen sich zwischen ein paar Soldaten, zwischen beide Partein. Sie betete und flehte darum das es aufhören möge, als sie es sich wohl erst einbildet als tatsächlich keine Schüsse mehr fallen. Ihr Augenmerk wandert zu einem Mann, der auf sie zukommt. Anscheinend ist das mein eigentlicher Feind, sie hören auf sein Kommando, wie meine Soldaten auf mich hören. „Es scheint als sei meine Suche nach euch beendet, Prinzessin. Oder sehe ich das etwa falsch?“ Entsetztes Raunen geht durch die Reihen der Soldaten, einige haben es zwar gewusst wen sie da vor sich haben, aber einige wiederum haben es auch nicht gewusst. Sie beobachtet alle Bewegungen vor sich, von ihm und weiß dass ihre Soldaten sofort schießen, wenn der Mann ihr etwas antun würde.

„Woher wollt ihr wissen, dass ich die bin, die ihr sucht.“

„Zu einem haben eure Soldaten aufgehört zu schießen als ihr es ihnen befohlen habt. Und zum anderen kenne ich niemanden, die der Königin so ähnlich sieht wie du Mädchen. Ihr seht wie sie aus als sie so alt war wie ihr jetzt. Ihr seid nun 19 wenn ich richtig gerechnet habe beinahe 20. Ihr seid das Ebenbild eurer werten Mutter, der lieblichen Johanna.“

Sie beobachtet den Mann vor sich genau. „Und wieso sollte ich euch glauben?“ Sie wusste selbst, wie sehr sie ihrer Mutter ähnlich sieht.

„Weil ich Johanna geliebt habe, aber dieser Bastard Maximilian hat sie mir einfach weggenommen.“ Ihr Blick verfinstert sich als er ihren Vater einen Bastard nannte. „Nennen sie meinen Vater noch einmal Bastard und es setzt was!“

„So, wirklich. Ich habe gehört, ihr habt die Güte eurer Mutter, was auch stimmt. Nur leider habt ihr auch das Temperament dieses Bastard. Noch dazu habt ihr seine Augen, seinen Blick!“ Sie ballte ihre Hand zur Faust und versuchte sich zu beherrschen, um nicht auf ihn los zu gehen.

„Nicht Maximilian hätte Johanna bekommen sollen, sondern ich. Und er hat sie mir weggenommen. Und dann warst du da. Ein kleines Ebenbild von Königin Johanna, doch du bist sein Kind. Erinnerst du dich an den Tag als deine Eltern starben?“ Sie sieht ihn mit Entsetzen in den Augen an. „Habt ihr meine Eltern, den König und die Königin getötet?“

Sie sieht ihn lachen, ehe er beinahe reumütig zu ihr sieht. „Ja, das habe ich. Eigentlich wollte ich Maximilian aus dem Weg beseitigen, als sich Johanna sich schützend vor dem Mistkerl stellte. Na ja und dich wollte ich legendlich entführen. Weißt du, ich habe es gewusst.“ Dann erzählt er ihr weitere Dinge, wie ihre Eltern starben, wie sie gekämpft haben. Und dann erwähnt er etwas, woraufhin sie die Beherrschung verliert, ihm am Kragen packt und zu Boden wirft und ihn mehrmals ins Gesicht schlägt. Sein Gesicht wurde grün und blau von ihr geschlagen. Sie sieht ein Grinsen von ihm, als er sie im nächsten Moment schlägt und sie durch die Wucht des Schlags auf den Boden fällt. Mist, der Schlag hat gesessen.

Sie hört dieses metallische Geräusch über sich und sieht wie er auf sie mit einer Pistole zielt. „Wenn ich schon Johanna nicht bekommen konnte, soll keiner ihr Kind kriegen. Das Kind von diesem Bastard Maximilian.“

Ihr Blick blieb eisern auf den Lauf der Waffe gerichtet. „Ihr sagt zwar ihr kennt mich, und auch meine Eltern, aber wieso kenne ich euch dann nicht?“

„Ach Kleine Anneliese, hast du etwa deinen Großcousin Johannes-Eric vergessen?“

„Wir sind nicht miteinander verwandt.“

„Nein, aber dein Vater war mein Cousin, du siehst deinen Bastard Vater gleich wieder. Es tut nicht weh.“

Sie wollte aufstehen, doch sie wusste, dass sie dann zu langsam wäre. Dann drückt er ab und im nächsten Moment sieht sie jemanden, der sich vor sie wirft. Erst denkt sie, es sei Vincent, als sie das Gesicht ihres Großvaters sieht. „Großvater! Nein!“

Als sie den Boden berührt, hört sie diesen Mistkerl lachen, wie dieser sich lustig über Nicolai macht. In ihrem Blick steht Töten, als sie die Pistole aus der Seitentasche ihres Großvaters zieht, entsichert und gleichzeitig lädt und beim anvisieren schon abdrückt. „STIRB DU MISTKERL!“ Im nächsten Moment sieht sie wie die Kugel zwischen den Augen von Johannes-Eric einschlägt und der im nächsten Moment auf den Boden aufschlägt. Unter seinen Leuten wurde es unruhig, ohne ihren Anführer, wussten sie anscheinend nicht was sie tun sollten. Dann hört sie wie Alexander den Soldaten Befehle gibt, doch sie versucht ihren Großvater zu retten.

„Großvater.“

„Anneliese, mein kleiner Engel. Bist du unverletzt?“

„Ich bin unverletzt. Großvater, bitte lasse mich nicht alleine. Bitte.“ Sie hält ihn in den Armen und spürt wie er schwächer wird, während immer mehr Blut aus seiner Wunde tritt.

„Anneliese ... ich hätte dich so gerne als Königin gesehen.“

„Das wirst du, das wird wieder. Halte durch.“

„Nein, mein kleiner Engel, die Wunde ist zu schwer.“

„Großvater!“

„Mein kleiner Engel Anneliese, bitte weine nicht. Ich hab dich lieb.“

„Ich habe dich auch lieb Großvater.“ Im nächsten Moment spürt sie wie sein Körper sich entspannt und sein Kopf zur Seite fällt.

„Nein! Großvater, bitte nicht. .... NEIN!“ Sie schreit und weint bitterlich während sie ihren Großvater umarmt.

 

Alexander hat mithilfe der Soldaten die feindlichen Soldaten hinrichten lassen. Im nächsten Moment sieht er wie sein Sohn auf den Platz gerannt kommt und sich atemlos suchend umsieht. „Anneliese braucht dich.“ Vincent sieht Tränen  in den Augen seines Vaters, so eilt er sofort weiter und sieht sie weiter hinten von ein paar Soldaten umgeben.

Er sieht und hört dass sie weint und dann sieht er Nicolai am Boden liegen. Oh nein. Er versucht sich durch die Soldaten hindurch zu zwängen.

„Lasst mich durch!“

 „Der Prinz. Durchlassen.“ Eine Lücke entstand und er kniet sich neben Anneliese und legt ihr tröstend die Hände auf die Schultern. Sie ist völlig fertig. „Anneliese?“ Doch sie reagiert nicht und das macht ihn ebenfalls traurig. „Anneliese. Ich weiß es ist schwer, aber bitte lasse dich nicht hängen.“

„Lass mich in Ruhe.“ Sie versucht seine Hände wegzuschieben als er den Bluterguss und ihre aufgeplatzte Lippe sieht. „Wer hat dich geschlagen?“ Doch er sieht sie nur wieder weinen, einfach nur weinen. Er seufzt etwas als er merkt das sie ruhiger wird. „Anneliese? Geht es wieder?“ Dann sieht er dass sie wohl ohnmächtig geworden ist, daraufhin dreht er sie in seinen Armen und seine Befürchtung bestätigt sich. Sie ist von dem Verlust ihres Großvaters ohnmächtig geworden. Vorsichtig hebt er sie dann hoch und begegnet dann seinem Vater, der sie nur kurz ansieht und ihm eine Hand auf die Schulter legt. Dann ist Alexander bei seinem besten Freund Nicolai. Vincent trägt Anneliese durch die Gänge und begegnet auch Marcel und Philipp, die ein paar Blutergüsse haben, aber als die Beiden Anneliese sehen sind sie geradezu geschockt.

„Ist sie in Ordnung?“

„Sie ist ohnmächtig geworden. Sie hat gerade ihren Großvater verloren. Lasst eure Wunden versorgen.“

 

Erst einige Stunden später kommt Anneliese wieder zu sich und spürt als erstes den Schmerz im Gesicht und dann die Übelkeit, sodass sie sich herum dreht, würgt und sich erbricht. Im nächsten Moment sieht sie den vertrauten schwarzen Schopf und spürt seine Berührung an ihrem Hinterkopf. „Alles okay bei dir?“ Sie sieht seine Sorge in seinen Augen, dann sieht sie den Eimer, den er wegstellt. „Nicht wirklich. Wie geht es dir?“

„Außer das ich mir Sorgen um dich mache, geht es mir gut.“

„Was ist mit den Anderen? Sind sie okay?“

„Es sind zwar viele verletzt, aber wir haben sie zerschlagen.“

„Großvater ist tot.“

„Ich weiß, es tut mir Leid.“

„Nein, du verstehst nicht. Er hat sich vor die Kugel geworfen, die für mich gedacht war. Er hat mich gerettet.“

Er sieht ihre Tränen und hebt sie hoch und setzt sich mit ihr in seinen Armen aufs Bett um sie besser trösten zu können.

„Ganz ruhig. Anneliese, es ist vorbei. Es ist vorbei. Wir haben den Krieg beendet. Von nun an herrscht wieder Frieden in unseren Reichen.“

„Das holt mir meinen Großvater auch nicht wieder.“

Nach einer Weile spürt er, dass sie sich wieder beruhigt hat und sich an ihn kuschelt.

„Vini? Stimmt es das deine Lieblingsfarbe braun  ist?“

„Wie kommst du gerade jetzt auf meine Lieblingsfarbe?“

„Nachdem das passiert ist, als dieser Mistkerl mir alles erzählt hat. Ich habe mich wieder erinnert. Und als Großvater gestorben ist. Es ist alles wieder da. Ich kann mich an alles wieder erinnern.“

Er hebt ihr Kinn sanft an, auch wenn er ganz kurz zu grob zu ihr war.

„Du erinnerst dich. Wirklich? Okay, dann  sage mir doch mal wie wir uns kennen gelernt haben.“ Er hört ihr Kichern und dann sieht er dieses Lächeln, welches er schon damals gesehen hat. „Wir haben  uns bei einem Ball unter einem Tisch im Saal  kennen gelernt. Du hast Weintrauben genascht.“

„Du erinnerst dich wirklich! Ich bin so froh.“ Er drückt sie fest an sich.

„Vincent, nicht so doll, das tut weh.“ Er lockert seinen Griff, sodass sie im nächsten Moment nach hinten fällt. Und dann  liegt sie quer über seinen Schoß.

„Vini!“ Sie sieht ihn finster an, als er ihr beim aufsetzen hilft.

„Entschuldige, Anneliese. Das war keine Absicht, ich freue mich einfach nur, dass du dich wieder erinnerst.“

„Du meinst, du bist froh darüber, dass ich weiß dass du mein bester Freund bist? An manche Dinge mag ich mich dennoch nicht erinnern.“

„Erinnere dich bitte an deinen besten Freund, okay?“

„Das tue ich doch. Im Übrigen ... wie schlimm sehe ich aus?“

Sie kann sein seufzen hören und sieht seinen Blick als er sie ganz vorsichtig an ihrer aufgeplatzten Lippe und den Bluterguss nur bedenkt zu berühren.

„Das will ich dir lieber nicht sagen.“

„So schlimm? Der hat mir eine verpasst. Vorher habe ich den einige verpasst.“

„Das klingt als wärst du ausgerastet.“

„Das bin ich ja auch. Dieser Mistkerl ... er hat meine Eltern ermordet.“ Sie vermied es in weitere Details zu gehen. Sie spürt wie Vincent sich anspannt und sein Blick wütend wird. „Er hat dir also wirklich deine Eltern genommen.“

„Nachdem er geschossen hat, habe ich Großvaters Pistole gezogen und ihn erschossen.“

„Es tut mir Leid, das ich nicht eher bei dir gewesen bin.“

„Ist auch besser gewesen, du hättest dich womöglich wie Großvater für mich geopfert.“

„Du, Anneliese. Vorhin sind mir zwei Jungen entgegen gekommen, sie scheinen sich Sorgen um dich gemacht haben.“

„Dann waren das bestimmt Marcel und Philipp. Sind die beiden verletzt?“

„Ich habe nur ein paar Schrammen und Blutergüsse gesehen, mehr nicht. Also wie stehst du zu den Beiden.“

„Wir haben uns im Heim kennen gelernt, zusammen trainiert und irgendwie Freundschaft geschlossen. Marcel und Philipp sind beste Freunde. Vorhin ist Marcel sofort hinter Philipp gelaufen, als der weggerannt ist.“

„Ist einer der Beiden ein Konkurrent für mich?“ Sie blinzelt ihn an und bricht dann in ein Lachen aus und sieht dann seine Röte. „Hör auf mich auszulachen.“ Er kitzelt sie durch und sofort ergibt sie sich.

„Okay, Okay. Na ja es sind beide keine Konkurrenten für dich. Also echt mal, denkst du ich betrüge meinen besten Freund?“

„Und deinen Verlobten?“ Er sieht ihren Gesichtsausdruck der überrascht und fragend ihn ansieht. „Anneliese, ich dachte du erinnerst dich an unser Versprechen. Mein Versprechen was ich dir gegeben habe.“ Dann sieht er wie sie mit roten Wangen wegsieht.

„Ich weiß es noch. Aber dass du dich so offen als mein Verlobter bezeichnest ... Das macht mich nervös.“

„Wird meine Verlobte etwa nervös? Obwohl du immer die tapfere von uns beiden warst und sogar stärker.“

„Wir wissen beide, dass Du nun stärker bist. Und man, Vincent. Du bist mein bester Freund. Egal ob wir verlobt sind oder nicht.“

Er will sie etwas necken, als er sieht wie ihre Lider sich fast schließen.

„Anneliese. Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“

„Ja. Mir brummt nur der Kopf und ich glaube mir ist etwas schwindelig.“

„Tut mir Leid, ich habe vergessen, dass du ja eine Gehirnerschütterung hast.“ Er versucht sie dann ins Bett zu legen, als er ihren Widerstand merkt und ihn nicht loslassen will.

„Anneliese, was soll das?“

„Ich will dich nicht wieder loslassen.“ Er grinst sie an, gibt ihr einen Kuss und sieht dann wie ihre Augen sich schließen und ihr Widerstand wie verflogen ist.

„Ich will dich auch nie wieder loslassen. Meine Anneliese.“ Sanft streicht er ihr überm Kopf und lässt sie dann alleine.

„Und wie geht es ihr?“ Vincent blickt hoch, als er seinen Vater neben sich an der Wand stehen sieht.

„Nicht so besonders. Sie hat gesagt, dass sie sich wieder an alles erinnert. Sie hat sich an unser Kennen lernen erinnert und mich mehrmals Vini genannt.“ Und dennoch schmunzelt er darüber. Ich hab sie endlich wieder.

„Es scheint als würde die wahre Prinzessin Anneliese zurückkehren, die du so sehr vermisst hast.“ Er nickt mit einem Lächeln, denn die ganze Zeit über war sie anders. Und er hofft wirklich, dass sie sich wieder so wie früher verhalten wird.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Bei Fragen zu gewissen Dingen ... einige Sachen werden erst in den späteren Kapiteln mehr aufgeklärt werden.

Danke fürs Lesen! Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Wie einige sicher gemerkt haben, ist diese Fassung anders als die davor. Das liegt daran, dass ich die komplette Story überarbeitet habe und meinen Stil diese Story zu schreiben auch verändert habe.
Ich hoffe dennoch, dass euch die Story gefällt.
Liebe Grüße Satomi Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (11)

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Von:  Enrico
2014-11-04T08:43:02+00:00 04.11.2014 09:43

Ich war  gerade mal sieben Jahre alt und führte eine ziemlich frohe und ausgelassene Kindheit.

Das „ziemlich“ würde ich hier streichen, es ist nur ein unnötiges Füllwort.

Gerade spielte ich, in meinem großen Gemach verstecken mit meinen Vater. Draußen regnete es seit Stunden, sodass ich drinnen spielen wollte. Und so habe ich meinen Vater überreden können mit mir zuspielen, obwohl er selten viel Zeit hatte.
Du hast hier sehr oft das Wort spielen kurz hintereinander. Da kannst du sicher zwei Mal weglassen oder ein anderes Wort finden. Beim letzten Satz solltest du dich zwischen selten und viel entscheiden. Das lässt einen sonst stolpern. Er hat selten Zeit reicht völlig.

Im nächsten Moment entdeckte ich ihn hinter meinem Bett, nicht gerade leicht sich als König zu verstecken.
Sicher das es am König sein liegt, dass er sich nicht gut verstecken kann und nicht eher daran, dass er groß gewachsen ist?

Mein Vater kicherte und Mutter beobachtete, wie der König mit seiner Tochter, der Prinzessin spielte.
Ist es wirklich nötig so oft hervor zu heben, das es um Köni, Königin und Prinzessin geht. Es ist dem Leser längst klar, welchen Gesellschaftlichen Rang die handelnden Personen haben. Es wirkt aufdringlich, wenn du das immer wieder wiederholst.

Ich versteckte mich ziemlich gut, doch Vater fand mich meistens und das recht schnell.
Diese Aussage ist ein Widerspruch in sich. Das „ziemlich“ könntest du streichen, es ist nur ein Füllwort, genauso wie „meistens“ und „recht“. Versuche als Autor klare Aussagen zu machen. Im Grunde könntest du den ganzen Satz weglassen, da du das im nächsten Teil einfach zeigst, es ist also nicht nötig es vorab zu erwähnen. Der Leser erfährt es durch das Geschehen selbst.


Dieses Mal versteckte ich mich in dem großen massiven schwarzweißen Kleiderschrank und wartete bis Vater mich finden würde, der jetzt bei dreißig angekommen war. Er begann mit suchen und Mutter beobachtete ihn und kicherte leise, wo er daraufhin seine Gemahlin, Königin und meine Mutter liebevoll anschaute.
Du schreibst aus der Perspektive des Kindes, das im Schrank versteckt ist. Wie kann sie denn sehen, was Vater und Mutter tun und auch hier hebst du wieder den Stand und die Beziehungen der Personen zueinander hervor. Was nicht nötig ist, da man das längst durchschaut hat.


Verrätst du mir, wo sie sich versteckt hat?“

Hier ist dir das Anführungszeichen hoch gerutscht.

Eltern zu gerannt und meldete, dass sie angegriffen wurden und dass die Truppen vor den Toren nicht mehr lange durchhalten würden.
Lass es den Offizier direkt sagen, das wirkt eindrücklicher.

Vater und Mutter schauen den Offizier an und geben ihm einige Befehle, dann verschwand er, so schnell wie er gekommen war aus dem Gemach.
Auch hier, lass den Leser die Befehle mit anhören. Das wirkt authentischer und eindringlicher, als es nur in einem Satz abzuhandeln.

„Wo ist sie, wir müssen sie in Sicherheit bringen.“ Sagte er leicht streng zu ihr.
„leicht“ streichen – Füllwort.

, doch ich sprang ihm regelrecht in seine Arme und legte meine kleinen Arme um seinen Hals.
„regelrecht“ streichen – Füllwort.







Ich halte mir mit den Händen die Ohren zu, denn es war unerträglich das mitzuerleben und zu hören.
Den Teil nach dem Komma kannst du weglassen. Es ist logisch, dass sie es nicht hören will. Du schreibst in der Ich-Perspektive dann nenne in dem Moment ihre Gedanken ruhig.
-Ich halte mir die Ohren zu. (mit den Händen ist nicht mal nötig zu schreiben, mit was den sonst, es ist also logisch) Ich will das nicht hören! Es/Sie sollen aufhören! Das wirkt eindringlicher als eine Erklärung. Die bastelt sich der Leser schon selbst.

Genau vor mir lagen tote königliche Soldaten, aber auch welche von den Feindlichen.
Woran erkennt sie das? Hier könnte man vielleicht unterschiedliche Rüstungen erwähnen. Oder etwas in der Richtung.

Der Mut in mir nahm zu und so schlich ich mit dem gesammelten Mut aus dem Putzschrank hinaus.
Ehrlich? Obwohl da tote Menschen auf dem Boden liegen? Wäre nicht logischer das ihre Angst um die Eltern zunimmt und sie deswegen den Mut hat ihr Versteck zu verlassen?


Mein weißes Kleid sog sich mit Blut von Mutter und Vater voll.
Ein starker Satz! Der gefällt mir richtig gut, er erzeugt sofort ein Bild im Kopf.


„Bitte vergiss dieses Bild in diesem Zimmer. Erinnere dich nur an das Spiel mit deinem Vater und wie deine Mutter zuschaute, bitte. Und jetzt komm, ich bringe dich hier weg.“

Dafür dürfte es zu spät sein. Außerdem wirken diese Worte zu lang für die Situation. Warum nicht einfach:
„Sieh nicht hin!“ Dafür wäre es zwar auch zu spät, aber das ist eher natürlich als sich lange und breit in einer bedrohlichen Situation um das Seelenheil zu sorgen. Immerhin sind sie noch immer in Lebensgefahr. Da ist es erst mal egal, was man gesehen hat und noch sehen wird, so lange man mit dem Leben davon kommt.

Großvater versteckte mich immer wieder und ich wurde ziemlich oft nicht beachtet.
Ist das wirklich so schlimm um erwähnt zu werden? Besser nicht beachtet als gefunden und tot.

Er begleitete mich ins Gebäude und stellte mich einem Mann, einen Erzieher vor, der nicht einmal achtzehn Jahre alt ist, also noch ziemlich grün hinter den Ohren ist.
Kann sie das in ihrem Alter wirklich schon beurteilen? Für sie dürfte auch ein 18 Jähriger schon erwachsen sein.


Der Erzieher führte mich in eines der Zimmer im Erdgeschoss, dass ungefähr 10m² groß war.

Ein Kind kann Quadratmeter abschätzen? Ich würde es mit Schritten beschreiben, nicht mit einer exakten Zahl. Auch ist hier wieder das Problem das das Quadratmeter ein neuer Begriff ist und nicht in die Kulisse der Geschichte passt.


Irritiert sah er mich noch an, sah aber wohl meine Tränen, sodass er ging und die Tür hinter schloss.

Ehrlich, ohne ein Versuch sie zu trösten?

Ich ließ mich und den Rucksack auf das weiche Bett fallen, öffnete den Rucksack und froh darüber etwas weiches darin zu finden, zottelte ich mein geliebtes Kuscheltier »Filo« aus dem Rucksack. Filo sah aus  wie ein Wolfswelpe. Filo hatte ich vor einigen Jahren von meinen Eltern bekommen und nun kuschelte ich ihn ganz fest an mich. Mich beruhigte der bekannte und vertraute Geruch an Filo. Er roch nach Zuhause und nach Sicherheit.
Mutter, Vater, ich vermisse euch so sehr.

Filo kommt hier viel zu oft drin vor. Du kannst ihn oft als Begriff weglassen und durch Kuscheltier ersetzen, in manchen Sätzen brauchst du ihn auch gar nicht, weil klar ist worum es geht.

Während ich weinte und schluchzte verlor ich irgendwann wohl das Bewusstsein oder ich schlief nach den ganzen Tagen einfach ein.
Entscheide dich für eines von beidem. Ich würde das Schlafen nehmen, aber vorher sollte sie sich auf dem Bett zusammen rollen, das wäre in ihrer Situation am verständlichsten.



Schreibstil:
Du hast noch sehr viele Wortwiederholungen drin, die einen immer wieder beim Lesen stolpern lassen. Auch könnte man den Text deutlich straffen, da noch recht viele Füllworte drin sind, die deine Aussagen oft entkräften oder verharmlosen. Die habe ich dir oben aber angezeigt. Auch deine Absätze scheinen mir willkürlich gesetzt. Hast du da ein System dahinter?


Inhalt:
Den einführenden ersten Absatz, könntest du dir eigentlich sparen. Es nimmt dir schon sehr viel vorweg. Wirf den Leser doch gleich ins Geschehen, gleich in den Anfang des Krieges und breite ihn gar nicht erst mental darauf vor, das nun etwas schlimmes passiert. Lass es passieren. Das wirkt viel eindringlicher.

Das Versteckspiel zwischen Vater und Tochter könnte ruhig noch mehr aus der Sicht des Kindes geschrieben sein. Es wirkt etwas abgehetzt. Man sieht kaum wirklich etwas und bekommt vieles nur erzählt. Auch als der Umschwung der friedlichen Szene kommt, fehlt das mitten Drin sein. Man hört die Gespräche nicht, weil du sie nicht aufgeschrieben hat und auch die Angst des Kindes erscheint mir irreal. Einfach weil die Eltern zu ruhig sind und wenn das Kind nicht weiß was ein Angriff ist, wovor soll sie dann so eine Angst haben. Wenn die Eltern aber nervös wären und man ihnen ihre Angst anmerken könnte, dann würde sich das auch auf das Kind übertragen. Selbst wenn sie vor ihr stark sein wollen. Dafür müssten aber kleine Andeutungen im Text vorkommen. Man müsste wissen wie sich der Vater normal verhält und dann ein angespanntes Verhalten bei ihm sehen können, was auch das Kind merken kann.

Als sie geschickt wird, sich zu verstecken, klingt das nach dem Versteckspielen immer noch wie ein Spiel. Das sollte es aber in der Situation nicht sein. Ich würde ihr klarere Anweisungen geben. Vielleicht gibt es ja einen Geheimgang oder so, (haben ja viele Burgen^^) und der Vater öffnet ihn für sie und gibt die klare Anweisung dort rein zu gehen. Wenn es das im Zimmer nicht gibt, sollte der Vater ein Versteck auswählen das ihm sicher erscheint, unterm Bett oder was weiß ich. Aber die Entscheidung sollte ein Erwachsener treffen, der die Gefahr einschätzen kann und damit auch ein passendes Versteck auswählen kann. Das Kind ist in dem Moment dazu nicht in der Lage.

Das rauslaufen aus dem Gemach finde ich ziemlich seltsam. Auf dem Gang vor dem Gemach waren die Schüße zu hören gewesen und der König löst sie da raus laufen um sich in einem Putzschrank zu verstecken?

Die Flucht aus dem Schloss und auch die Zeit nach der Flucht, hätte ich gern live miterlebt und nicht nur erzählt bekommen. Ich möchte mit ihr durch diese Hölle gehen.

Der Opa schiebt sie also in ein Heim ab. Er sollte die Kleine aber länger als nur für eine Minute darauf vorbereiten, was sie zu sagen und wie sie sich zu verhalten hat. Sie ist sieben, alt genug um zu verstehen, wenn er ihr erklärt das sie als Prinzessin in Lebensgefahr schwebt und deswegen niemanden sagen darf, wer sie ist. Kinder verstehen sehr viel mehr, als wir ihnen zutrauen. Und je mehr sie negreift warum sie das alles tun soll um so wahrscheinlicher ist es, dass sie sich daran halten wird. Der Vorbereitung auf das Heim, solltest du also ruhig mehr Raum schaffen.

Auch nehme ich dir noch nicht die Epoche ab, in der die Geschichte spielt. Die Kullise mit Burgen, nem König und so weiter scheint im Mittelalter zu spielen, die Begriffe sind aber Neuzeit. Es hieß nicht Heim, auch nicht Erzieher und so weiter. Arbeitshäuser gab es glaube ich auch erst ab dem 19 Jahrhundert. Keine Ahnung in welcher Zeit deine Geschichte jetzt spielt. Waisenhaus würde ich dir noch abnehmen, heim ist aber wirklich zu neu als Begriff und Erzieher auch. Aufseher klingt besser, aber die genaue Bezeichnung hängt natürlich von der Zeit ab, in der die Geschichte spielen soll. Müsste man sich mal schlau machen.

Gut fand ich ihre Geste, Maik wie einen Dienstboten wegzuschicken^^. Das passt zu einer Prinzessin die nur ihr Leben im Schloss kennt.

Deine Geschichte wirkt noch recht chaotisch und ungeordnet, wie eine Idee die gerade erst entsteht und du noch nicht genau weißt wohin die Reise gehen wird.

♪♫
Antwort von:  Satomi
06.11.2014 20:32
Hey ^^

Danke für den ausführlichen Kommentar.
Ich habe es beherzigt und den Prolog mal zur Seite genommen und mich noch mal dran gesetzt und ihn bearbeitet und erweitert.

Kannst mir ja sagen, wie er nun ist. ^^v
LG
Sato
Von:  Vickie
2014-10-31T16:48:28+00:00 31.10.2014 17:48
Dein Prolog ist schon vier Jahre alt. Er braucht dringend eine Bearbeitung. ;)
Ich muss gestehen, dass ich beim ersten Anlauf gleich nach dem ersten Absatz aufgehört habe und beim zweiten zumindest bis dahin gekommen bin, wo sie sich im Schrank versteckt.

Ich bin gerade mal sieben Jahre alt und führe eine ziemlich frohe und ausgelassene Kindheit. Ja so war es und es wird immer so sein. Meine Mutter und mein Vater werden immer bei mir bleiben, so nahm ich es an. Auch als Siebenjährige dachte ich es jedenfalls. Doch an diesen einem verregneten Tag sollte sich alles verändern, mein Leben zerstören und meine Familie zerreißen. Dies ist meine Geschichte und jedes einzelne Ereignis, an diesem Regentag, sitzt noch tief in mir.
Du mischt im ersten Absatz alle möglichen Erzählperspektiven.

Ich bin gerade sieben Jahre alt. -> Gegenwart
So war es und es wird immer so sein. -> Ist sie ein Vampir? ;) Hier ist ein semantischer Fehler.
... so nahm ich es an. -> Vergangenheit
Wenn es eine Rahmenhandlung gibt, führe sie ein! "Als Siebenjährige dachte ich damals ..."
Wenn "ich bin gerade sieben!" ein Gedanke aus der Vergangenheit ist, solltest du das kenntlich machen. Wenn du jetzt von deiner Kindheit erzählst, sagt du auch "Damals war es so und so" oder "Das ist meine Geschichte" und nicht "ich bin sieben!". ;)

Lass mal die Rechtschreibprüfung über den Text laufen. Gut ist auch die Duden-Prüfung.



Antwort von:  Satomi
31.10.2014 18:34
Hey,
ja, kann sein. Um den Prolog habe ich mich wirklich in den letzten Jahren nicht gekümmert, nur um die anderen Kapitel.

Dieser Wechsel ist passiert, weil die Geschichte erst in der "Ich-Form" und dann in die "Sie-Form" umgeändert wurde. Hab mich auch vor kurzen noch mal rangewagt und hab auch gesehen dass da was nicht ganz hinhaut. Nur bin ich mit dem online verändern noch nicht, so weit gewesen. ^^"

Danke für die vielen Hinweise, ich werde es mal abändern.
Antwort von:  Vickie
31.10.2014 19:01
Ich bin gespannt auf die verbesserte Version :D
Antwort von:  Satomi
31.10.2014 19:06
Bin schon an der Bearbeitung dran. ^^
Und sonst? Gefällt dir die Geschichte wenigstens ein bisschen?
Von:  Schreiberchen
2012-11-20T16:18:54+00:00 20.11.2012 17:18
Guter Prolog. Bis auf die Zeitfehler XD
Ich hatte zuerst gedacht, dass die Eltern auf dem Gelände, also außerhalb des Palastes umkommen, aber so ist es natürlich auch gut rübergekommen.
Von:  Schreiberchen
2012-11-19T18:47:42+00:00 19.11.2012 19:47
Auweia! Das war ja knapp. Beinahe hätte sie den Löffel abgegeben... Aber ist ja nochmal alles gut gegangen.
Süß, wie Roman sich dann ihr gegenüber benimmt "eure Hoheit" XD
(kleine Vermutung an Rande: der Oberst ist der Prinz vom Nachbarreich)

*wird da immer zwischen Ich- und Erzählform gewechselt?

Schreiberchen
Von:  Schreiberchen
2012-11-19T18:27:08+00:00 19.11.2012 19:27
Nein, das ist sooo unfair, dass die dieses kleine Mädchen getötet haben!
Das ganze Kapitel ist wirklich sehr emotional XD

Schreiberchen
Von:  Schreiberchen
2012-11-19T17:41:34+00:00 19.11.2012 18:41
Ohhh, toll! Sowas fehlt noch in meiner Abbo-Sammlung XD
Der Anfang ist wirklich toll. Bis auf ein paar Zeitfehlerchen... XD
Ich mag sonst so Schießereien und Krieg ja auch nicht aber das ist ja so romantisch mit der Prinzessin und dem geheimnisvollen Oberst!!!

Schreiberchen XD
Von:  xuyia
2011-01-08T14:59:56+00:00 08.01.2011 15:59
du wolltest einen kommi?
kriegste auch einen:D *knuddl*
ich finde die geschichte super geschrieben, total emotional~
:D der anfang macht lust auf mehr, da man nciht weiß, wie es weiter geht, das finde ich gut~
*dich angrins und weghüpf*
das wars auch schon wieder :D
LIEEEEBES cousinchen :D
mach weiter so ;)
Von:  Ajaka
2010-08-07T17:31:25+00:00 07.08.2010 19:31
fängt schon mal gut an und verspricht einiges^^
*kekse dalass*
dann schmöker ich mal weiter in deiner ff ;P
vlg Ajaka
Von: abgemeldet
2010-06-01T18:47:23+00:00 01.06.2010 20:47
@__@
Meine Augen, dass war viel Text >//<

Aber dein Kapitel hat mir gut gefallen ;D
Ich fand es toll, wie der Kerl die Leute verarscht hat und behaputet hat, dass Kayla seine Freundin wäre. Die Szene hat mir gut gefallen.

Aber die Leutchen haben sicher hartes Training, oder? Ich meine, jeden Tag trainieren >< Und dann noch schießen? Das ist sicher nicht einfach für die Kayla.

Ich werde die nächsten Tage dein 2 Kapitel lesen und dir auch meine Meinung dazu schreiben :D

LG
ShantiPrija ♥
Von: abgemeldet
2010-05-29T15:05:12+00:00 29.05.2010 17:05
Der Anfang ist schon mal wirklich gut :D
Ich finde es richtig traurig, dass sie ihre Eltern verloren hat Q__Q Aber das gehört eben zur Geschichte.
Einen kleinen Tipp habe ich noch für dich. Bevor du das Kapitel hochlädst, schau es dir gründlich durch, denn ich hab ein paar Zeitfehler entdeckt. Manchmal hast du in der Vergangenheitsform geschrieben und dann in der Gegenwart. Das kenne ich, solche kleinen Fehler macht man anfangs immer >__<

Ansonsten war der Prolog sehr gelungen und dein Schreibstil ist toll :D

LG
ShantiPrija ♥


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