Wie alles begann
Grausame Wege des Schicksals
Es war wie immer zu dieser herbstlichen Jahreszeit, ein regnerischer Tag. Doch diesmal schien alles anders zu sein. Die Wolken hingen irgendwie schwer vom Himmel und kündigten drohend Unheil an. Zumindest hatte Keil das Gefühl, als er aus dem Fenster schaute und auf den Möbeltransporter wartete.
Er hätte nie gedacht, dass er hier mal ausziehen würde, aus dem Haus seiner Eltern. Er seufzte schwer bei diesem Gedanken. Die Erinnerung war noch viel zu frisch. Seit ihrem plötzlichen Tod hatte sich alles verändert. Es hatte ihn gnadenlos in die Realität zurückgeholt und alle Sorglosigkeit ausgelöscht.
Nun musste er sich mit dem Erbe herum schlagen, das zum größten Teil nur aus Schulden bestand und ihm nur die Möglichkeit lies alles zu verkaufen, um die Schulden einigermaßen zu tilgen. Womit sich viele Schuldner, die ihr Geld dadurch zurück bekamen, auch zufrieden gaben.
Nur bei einem stieß er wirklich auf Granit. Dieser wollte unbedingt sein Geld haben, ohne wenn und aber. Und das sofort! Die gesamte Summe! Er ließ sich auf keine Ratenzahlungen oder andere Angebote ein, sagte ihm das nicht einmal persönlich, sondern schickte seine Mittelsmänner und wimmelte ihn durch sie ab.
Er hatte wirklich oft versucht bei diesem vor zu sprechen, um ihm seine Lage zu erklären. Doch er kam einfach nicht zu ihm durch, so dass er es schließlich aufgab.
Er beschoss einfach eine gewisse Summe als Rate zu bezahlen und hoffte, dass er damit durch kam. Was anderes konnte er ja sowieso nicht tun... und er war wenigstens Zahlungswillig. So konnte man ihm rechtlich nichts anhaben. Er hatte sich darüber informiert.
Hätte er geahnt, was das für Folgen haben würde, hätte er diesen als allerersten bezahlt.
Doch dann wurde er durch das Hupen des Laster aus seinen Gedanken gerissen, die sein neues Leben damit ankündigten. Er ging zur Haustür und öffnete für die Möbelpacker
“Guten Morgen.“ Sagte er freundlich mit einem Lächeln im Gesicht, auch wenn ihm gar nicht danach war. Und bekam auch ein freundlich gelächeltes guten Morgen zurück.
“Es ist drinnen alles vorbereitet, sie brauchen die Sachen wirklich nur noch aus dem Haue raus tragen” Ein kurzes Nicken und schon waren die Männer drin und fingen an sein halbes Leben aus dem Haus zu tragen.
Er selber wollte es gar nicht so genau sehen. Keil hatte mit Firma schon im Vorfeld besprochen, dass sie, wenn sie alles fertig hatten, einfach abschließen und den Schlüssel fürs Haus in der neuen Wohnung hinterlassen sollten. Er selber stellte sich an die Straße und wartete auf seinen besten und wohl noch einzigen Freund Axel. Dabei konnte er die mitleidigen Blicke der Nachbarn hinter ihren Gardinen auf sich spüren. Er hatte sie schon in den letzten Wochen zu oft ertragen müssen.
Alle, wirklich fast alle, hatten sich von ihm zurückgezogen. Selbst die besten Freunde seiner Eltern schienen ihn einfach nicht mehr zu kennen, nachdem raus kam, dass er nur Schulden geerbt hatte. Als wenn er plötzlich eine ansteckende Krankheit bekommen hätte und sich jeder davor schützen müsste indem man ihn mied.
Aber so konnte er wenigsten die Spreu vom Weizen trennen und erkannte sehr schnell, wer die wahren Freunde waren.
Er schaute ans Ende der Straße wo Axel mit heulendem Motor eines doch schon recht angerosteten Toyota Corolla’s um die Ecke geschossen kam. Und lächelte ein wenig. Wie immer zu spät und viel zu schnell, schoss es in seine Gedanken. Doch innerlich freute er sich, dass er endlich hier weg konnte, denn er konnte die mitleidigen Blicke nicht viel länger ertragen.
Axel wachte morgens auf und schaute noch mehr als verschlafen auf den Wecker. 8:46. “Ahhh Scheiße“ Er sprang dann plötzlich wie von einer Hummel gestochen aus dem Bett. “Verdammt… ausgerechnet heute...“ motzte er mit sich selber rum und suchte dabei fluchend seine Klamotten zusammen. Er hatte Keil doch versprochen ihn abzuholen, damit er sich die Räumung des Elternhauses nicht mit ansehen musste. Denn dieser hatte wirklich in den letzten Wochen genug mit gemacht.
Axel zog sich recht schnell an und schlüpfte, während er nach dem Autoschlüssel griff in einen Schuh. Den anderen zog er halbwegs hüpfend, nachdem er die Haustür zu knallen lies, auf dem Weg zum Auto an.
Er sprang auf den Fahrersitz und startete den Motor noch während er versuchte richtig in den Schuh zu kommen.
„So was kann auch nur mir passieren… Mist… Mist… Mist… immer wenn etwas Wichtiges an liegt muss ich verschlafen… Scheiße“ fluchte er noch immer vor sich hin. Mit quietschenden Reifen lenkte er hastig den Wagen vom Parkplatz, der zu seiner Mietwohnung gehörte.
Um die verlorene Zeit wieder auf zu holen gab richtig Gas. Dabei achtete er nicht wirklich auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Das würde ihn sicher den Führerschein kosten, wenn man ihn irgendwann mal erwischte.
Aber das war ihm im Moment völlig egal, da sein Freund ihm wichtiger war. Immerhin kannten sie sich schon seit Jahren und hatten auch schon einiges durchgemacht was sie fest zusammengeschweißt hatte.
Er bog endlich, nach einer halben Ewigkeit seiner Meinung nach, in Keils Straße ein und sah diesen dort schon auf ihn wartend stehen. Axel hielt vor diesem mit geöffneten Fester an. “Tut mir Leid... hab verschlafen“ kam entschuldigend mit einem Lächeln von ihm.
Keil grinste und schüttelte nur den Kopf. Sah seinen Freud mit den im Moment blonden Haaren und den Haselnussbraunen Augen an.
“Ich bin ja nichts anderes von dir gewöhnt” nahm so indirekt die Entschuldigung an und drehte sich dann noch mal zum Haus um. Der junge Mann verharrte eine Weile einfach stumm, holte tief Luft und stieg dann zu Axel ins Auto. Dieser hatte ihm die Zeit einfach gelassen.
“Nützt ja nichts ... lass uns hier endlich verschwinden, ja?” Axel nickte und klopfte ihm dann auf die Schulter.
“Du schaffst das schon, dass weiß ich genau. Und du kannst dich immer auf mich verlassen... auch wenn ich immer zu spät komme” grinste dabei um diesen ein wenig aufzumuntern. Keil drehte den Kopf zu Axel und seufzte leicht. Er sah das alles ein wenig anders.
Er war Grade mal 23 Jahre alt, hatte einen riesigen Schuldenberg wie ein altes Ehepaar an der Backe kleben, einen neuen Job, bei dem er nicht mal wusste, ob er ihm wirklich Spaß machen würde, und eine viel zu kleine zwei Zimmer Wohnung, wo er nicht mal alle Möbel aufstellen konnte, die er nicht verkaufen musste oder konnte. Und zu allem Überfluss zog er in eine fremde Stadt, in ein Viertel, das keinen guten Ruf hatte und wo er keine Menschenseele kannte. Er fuhr sich mit der Hand durch sein kurz geschnittenes schwarzes Haar.
Keil schaute Axel mit seinen stahlblauen Augen an, die deutlich Traurigkeit zeigten. Er wusste, dass er diesen auch nicht mehr all zu oft zu Gesicht kriegen würde, da die Entfernung doch recht groß war um nur mal eben auf einen Kaffee vorbeizukommen. “Mach nicht so ein Gesicht Keil. Dabei wird mir auch traurig ums Herz... Ich sagte dir doch, dass ich so oft wie möglich bei dir am Wochenende vorbei kommen werde.“Axel fuhr dann nebenbei langsam los um es seinem Freund nicht noch schwerer zu machen. Er kannte Keil besser als sich selbst und wusste, dass diesem zum heulen zu mute war, er es aber nicht zeigte. Er bemerkte auch, dass dieser sich nicht einmal umdrehte um einen letzten Blick auf seine Straße, wo er sein ganzes Leben bis jetzt verbracht hatte, zu werfen. Axel hielt es für besser eine Weile zu schweigen um seinem Freund die Zeit zu geben die er brauchte.
Die Fahrt war sehr ruhig. Keil schaute eigentlich fast nur aus dem Fenster und sagte kein Wort. Axel wusste, dass sein Freund darunter litt, alles aufgeben zu müssen. Auch wenn dieser es niemals zugeben würde.
Keil sah schon von weitem die hohen Bauten der Stadt und seufzte leise. Hier sollte er nun leben, in einer großen, kalten, stinkenden Stadt, ohne frische Landluft, die er morgens immer so genossen hatte. Ohne den besonderen Duft von dem frischen Morgennebel, der fast immer herrschte und nach feuchter Erde und Gras roch. Den würde er wirklich vermissen.
Auf der anderen Seite war er aber auch durch die letzten Wochen froh, dass er dort weg kam. Was für ein Widerspruch dachte er für sich.
Keil beachtete die Straßen und die Häuser nicht wirklich, an denen sie vorbei fuhren. Er fühlte sich jetzt schon eingeengter durch diese , als er es sich eingestehen wollte. Doch irgendwann kamen sie an dem Wohnblock an, wo ab jetzt sein neues Zuhaue, sein neues leben beginnen sollte. Er sah zu Axel rüber und versuchte zu lächeln. Was ihm nicht wirklich gelang.
"Nicht wirklich schön hier, aber billig "
Er konnte sehen, dass Alex sein neues Heim nicht wirklich gefiel, denn dieser schaute schon eine ganze Weile merkwürdig drein je näher sie dem Ziel kamen.
Sein Freund schaute aus dem Fenster zu dem Wohnblock und versuchte sein Unwohlsein oder seine innere Enttäuschung zu verbergen. Er hätte sich was besser es für seinen Freund gewünscht.
"Ja. Nicht ganz, was ich erwartet habe, aber solange du damit leben kannst ist es doch Ok?" Gestand er lächelnd.
"Na komm lass uns aussteigen, die Möbelpacker müssten auch gleich kommen?"
Keil nickte kurz und holte dann tief Luft, stieg aus und schon trat ein leichter Hauch von stinkender Luft in seine Nase. Er sah sich kurz um und nahm sofort die Mülltüten wahr, die hier an der Straße standen, und durch die wärme vor sich hin schwitzten und dadurch diesen üblen Geruch verbreiteten. Keil sah zu Axel , der sein Auto nun auch verlassen hatte und es jetzt sicherheitshalber abschoss. Was er zu Hause eigentlich selten tat, aber hier hatte er wahrscheinlich Angst um sein Fahrzeug. Keil lächeln darüber . denn er glaubte nicht das jemand Axels Rostbeule wirklich klauen würde.
Er ging um das Auto herum und trat zu Axel heran.
"Ich möchte eigentlich noch nicht in die Wohnung bevor die Möbel oben sind. Die Wohnung ist noch so furchtbar leer und kahl so ohne Möbel.
„Da vorne ist eine kleine Gaststätte lass uns dort hingehen und warten bis die alles erledigt haben." bat er seinen Freund.
Alex nickte kurz, sagte nicht wirklich was dazu, da er seinen Freund ansah, dass dieser noch nicht so weit war mit allem wirklich abzuschließen und neu anzufangen, und ihn das ziemlich zu schaffen machte.
"Ok, kein Problem, alles was du möchtest, hab mir ja immerhin zwei tage frei genommen. Also mach dir keine Gedanken, wir haben Zeit." Bestätigte er lächelnd setzte sich mit Keil im Bewegung zu der kleinen Gaststätte. Sie traten ein und suchten sich einen kleinen Tisch in einer gemütlichen Ecke aus. Um seinem Freund Mut machen lächelte Axel ein wenig. Und prompt bekam er auch ein kleines lächeln zurück, was ihn ein wenig freute.
Keil legte seine Jacke ab und hängte sie über die lehne, des Stuhls.
"Hier kann man sehr gut Essen, zumindest schmeckt es hier. Ich habe es schon getestet als ich mir die Wohnung angeschaut habe. Das Schnitzel ist wirklich klasse." Keil sah auch schon die Bedienung an gewackelt kommen, die freundlich lächelte, als sie nach ihrer Bestellung fragte. Sie beide bestellten sich eine Cola und ein Schnitzel mit Pommes. Worauf die Frau lächelnd wieder abzog.
"Und wie ist dein neuer Job so? Du hast noch gar nichts davon erzählt." Sah ihn neugierig und abwartend an.
"Na ja es ist nichts besonderes, aber es bringt Geld das ich dringend brauche." Er hatte es eigentlich mit Absicht vermieden, Axel davon zu erzählen, da dieser ganz sicher nicht begeistert davon sein würde. Keil war sich immer noch unsicher, ob er seinem Freund wirklich davon erzählen sollte.
"Na komm schon Keil, so schlimm kann der Job doch nicht sein, dass du mir gar nichts davon erzählen willst?" Keil sah zu Axel und schüttelte leicht den Kopf.
"Nein so schlimm ist nun auch nicht, aber weit unter dem was ich sonst machen wollte. Aber mein Studium kann ich vergessen, da ich jetzt ja erstmal die Schulden meiner Eltern ab Arbeiten muss." Axel nickte.
"Ja ich weiß." seufzte leise dabei "Es tut mir wirklich Leid, aber ich habe dir ja meine Hilfe angeboten und wollte dir meine Ersparnisse überlassen, doch du hast danken abgelehnt, falls du dich erinnerst." Sah ihn dabei vorwurfsvoll an.
Keil wusste, dass sein Angebot immer noch stand. Es war nicht wirklich viel, aber es hätte seinem Freund doch ein wenig helfen können. Er konnte nicht verstehen warum Keil das Geld einfach nicht an nahm.
Keil wich Axels Blick aus und schaute aus den Fenster.
"Aber es würde nichts an meiner Lage ändern, die Schulden würde dann nur anders verteilt. Und ich möchte nicht bei meinem besten Freund hoch verschuldet sein. Versteh das doch, ich habe mich wirklich über dein Angebot gefreut Axel, aber ich wüsste nicht wie ich sie dir zurück zahlen sollte. Ich hätte nur ein schlechtes Gewissen dir gegenüber, dass du auch arbeiten gehen müsstest um über die Runden zu kommen. Was du jetzt nicht brauchst, da deine Studienzeit von deinen Eltern vorher abgesichert worden ist." sah seinen Freund jetzt wieder an.
"…lass es gut sein Axel, ich werde dein Geld nicht nehmen, Schluss , Aus, und Punkt. Ich schaff das schon irgendwie. Es reicht wenn du mir als Freund erhalten bleibst und nichts zwischen uns steht. Du weist selber, dass Geld oder Schulden viel zerstören können...“ Keil machte eine kleine Pause und sah auf seine Finger.
„Du hast es doch jetzt live bei mir gesehen."
"Aber ... ich will dir doch nur helfen. Sieh dich doch mal genauer hier um, dass hast du nicht verdient, wirklich nicht Keil. Du hast besseres verdient." Seufzte dann etwas lauter, denn nun hatte er es doch gesagt, dass er diese Gegend nicht mochte. Dabei wollte er das doch nicht.
Keil lies ein wenig den Kopf hängen. Das wusste er doch selber, aber es ging nun mal nicht anders.
Diese Stadt und auch diese Gegend waren wirklich nichts für ihn. Er würde sich hier ganz sicher nicht wohl fühlen, dass wusste er. Aber der neue Job wurde gut bezahlt, man verlangte nur Verschwiegenheit über die Gäste, die dort ein und aus gingen. Wenn er es durchhalten würde, dann müsste er nur vier oder fünf Jahre hier leben. Keil konnte seinem Freund unmöglich sagen, dass er einen Job als Kellner in einer Luxus- Schwulenbar angenommen hatte. Das würde dieser ihm sofort ausreden wollen. Es war aber der einzigen Job, der auch wirklich genug Geld monatlich einbringen würde, um die hohen Raten zu bezahlen. Der Chef des Ladens hatte ihm versichert, dass er nicht angemacht oder angegrabelt wird. Das war ein ungeschriebenes Gesetzt im Club. Er selber war ja noch nicht einmal Schwul. Und er hatte auch nichts gegen diese Menschen. Keil war in dieser Beziehung wirklich tolerant und lies jeden so leben wie er wollte. Er hatte wirklich lange überlegt ob er es tun sollten, doch das Geld lockte ihn einfach zu sehr, was er so dringend brauchte.
Er verstand sowieso nicht, wie seinen Eltern sich von so einem Menschen haben Geld leihen können. Das begriff er einfach nicht. Es war ihre Schuld, dass er jetzt in dieser Klemme steckte.
Keil sah wieder zu Axel auf.
"ja vielleicht habe ich besseres verdient, aber leider ist es jetzt so wie es ist und ich muss das beste daraus machen." Lächelte ein wenig. Sah dann die Kellnerin mit den Getränken auf sie zu kommen. Bedankte sich als diese sie freundlich auf den Tisch stellte und wieder von dannen zog.
Axel schüttelte nur den Kopf, er wusste das sein Freund in solchen Fällen stur wie ein Esel sein konnte. Das hatte er nun wirklich schon oft genug erlebt.
„Ok, wie du meinst , aber wenn es dir doch zu viel wird und du unglücklich hier bist, verspricht mir das du mich anrufst. Ich hole dich dann sofort wieder zurück, bevor du wirklich hier zu Grunde gehst.“
Keil nickte. Diesen gefallen wollte er seinem besten Freund wenigstens tun. "Ja, ich verspreche es" kam kurz aber ehrlich gemeint.
"Gut dann bin ich ein wenig beruhigt. Und nun zu meiner ersten Frage zurück. Was ist das für ein neuer Job?" Er machte sich wirklich Gedanken, denn er wusste das Keil ab und an wirklich zu schnelle Entscheidungen traf, die nicht immer besonders gut für diesen waren.
Keil seufzte wieder. "Du gibst nie auf was?"
"Nein, nie, wenn es um Freunde geht." grinste dabei frech.
"Also gut. Ich fange als Tellerwäscher in einer Nobelbar für reiche Schwule an." So sagte er ihm wenigsten ein Stückchen von der Wahrheit.
Axel hob die Augenbraue nach oben " als..als Tellerwäscher .. in einer Schwulenbar ???" Das machte ihn jetzt wirklich ein wenig sprachlos, denn das war wirklich unter Keils Niveau. Und so gar nicht dessen Art. Das musste er erstmal verdauen. Er brauchte einen Moment, bis sein seinem Kopf dessen Worte richtig verstanden hatte.
"Sag mal spinnst du jetzt völlig ..." Schoss es aus ihm heraus. Das wollte er jetzt nicht wirklich glauben und sah Keil entsetzt an. Denn er hatte nicht dieses Verständnis für diese Menschen.
Keil zuckte nur mit den Schultern. Er hatte damit gerechnet, dass sein Freund so reagieren würde. Aber das war nun mal der einzige Job, den er so schnell bekommen konnte.
"Nein ich spinne nicht Axel. Mein neuer Chef hat mir zugesichert, dass ich nichts mit den Gästen zu tun haben werde. Ich werde sie wahrscheinlich noch nicht einmal, in der Küche, zu Gesicht bekommen. Da sollte es mir doch egal sein, was da für Gäste verkehren. Die Hauptsache ist doch, dass ich mein Geld verdiene, um diese Gott verdammten Schulden los zu werden, damit ich wieder mein eigenes Leben leben kann, oder nicht?"
Axel wusste echt nicht was er dazu sagen sollte. Er war sprachlos, was er eigentlich selten war.
Axel sah seinem Freund nur an "Mach dir keine sorgen...es ist ja nicht für immer.“ Kam von Keil. „Nur solange bis ich die Schulden abgearbeitete habe. Und davon mal abgesehen ist der Lohn wirklich gut, nur deswegen habe ich den Job angenommen. So bin ich schneller ab und davon. Ich halte das schon durch, ich treffe ja mit niemanden zusammen." Das er seinen Freund gerade an log schmerzte ihn schon sehr. Er hatte aber keine andere Wahl, ansonsten würde dieser ihn wahrscheinlich gleich wieder ins Auto stopfen und schnurr stracks mit ihm zurück fahren.
Axel schaute Keil nur an, er hatte jedes Wort gehört. Er konnte ihn ja verstehen, dass er schnell seine Schulden los werden wollte. Aber dafür in einer Schwulenbar zu arbeiten, widerstrebte ihm.
Man hatte doch schon so viel davon gehört, dass diese sich einen Spaß daraus machten, Heteros flach zu legen. Zumindest hatte er davon gehört. Keil aber scheinbar nicht. Und das machte ihn jetzt wirklich etwas angst, dass Keil scheinbar so naiv war.
“Ich weiß nicht, ich traue diesen Leuten nicht. Ich habe da eine andere Einstellung als du. “ sagte das jetzt ein wenig ruhiger.
„Man hört viel gerade in diesem Bereich...Willst du dir nicht doch lieber was anders suchen?” Das Axel auch nicht ganz ehrlich in diesem Moment war, konnte Keil ja nicht ahnen.
Keil schüttelte verneinend den Kopf.
“Das geht jetzt nicht mehr. Ich habe schon unterschrieben und ich wüsste auch nicht wie ich sonst die Miete hier bezahlen sollte, so viele Jobs sind hier nun mal nicht.“
“Ja aber ich könnte doch erstmal bis du ...” brach den Satz ab weil Keil heftig den Kopf schüttelte.
„Ich sagte doch schon, dass will ich nicht“ Der Blonde junge Mann nickte nur stumm. Sein Freund wollte es wirklich nicht. Und wenn er ihm doch das Geld geben würde, würde dieser ihm das Geld wahrscheinlich sofort wieder zurück geben, ohne es zu nutzen.
“Ok. Wie du meinst“ Axel blieb nicht anderes übrig als erstmal klein bei zu geben. Auch wenn ihm das ganze gar nicht gefiel.
Sie sprachen dann einfach nicht mehr weiter darüber. Erstens, weil das essen kam, und zweitens, weil beide wussten, dass sie den Anderen nicht überzeugen konnten. Sie sahen dann, wie der Möbelwagen kam und die Packer die Sachen nach oben schleppten. Nach knapp eine Stunde waren auch diese mit ihrer Arbeit fertig und fuhren wieder los. Und erst als er Mangelwaren wirklich nicht mehr zu sehen war, bezahlten sie und machten sich auf den Weg in die Wohnung.
Die Wohnung war mehr als klein und die Kisten und Möbel, die überall rum standen, ließen sie noch kleiner wirken. Die Küche hatte gerade mal Platz für einen kleinen Tisch, wo, wenn überhaupt, zwei Stühle ran passten, wobei man sich auch schon an diesen vorbei quetschen musste. Das Bad bestand nur aus einer Toilette, Waschbecken und einer Dusche. Alles sehr klein gehalten, um platz zu sparen. Bei der Stube sah es etwas anders aus, diese hatte ein großes Fenster und lies wenigstens genügend Licht herein, damit man wenigsten nicht das Gefühl hatte, die enge würde einen erdrücken. Was Axel wieder nur innerlich den Kopf schütteln lies, sich aber jeden weiteren Kommentar vergriff.
Er selber würde hier wahrscheinlich mit der zeit Platzangst bekommen. Seine Wohnung war genau das gegen teil. Hell und sehr geräumig, große Zimmer...
Aber er schwieg, denn er konnte sehen, das Keil das Ganze unangenehm war. Und Immerhin wollte er Keil nicht noch weiter runter ziehen und log einfach um diesen aufzubauen.
"Na so schlimm ist es doch gar nicht. Es ist alles da, was man braucht, und mit ein bisschen Farbe wird das schon." Klopfte diesen dann aufmuntern auf die Schulter. "Na dann lass uns anfangen." Was sollte er auch anderes sagen. Er wusste Keil würde sich nicht umstimmen lassen.
"Ja lass uns anfangen" Kam ein wenig erleichtert da Axel keine dummen Kommentare zu der Wohnung ab gab. Womit er eigentlich fest gerechnet hatte. Und schätzte seinen freund dafür noch um so mehr. Er wusste das Axel das alles nicht verstehen konnte, aber auch er verteidigte seine Entscheidung nicht weiter vor diesem.
In den nächsten zwei Tagen Schafften sie wirklich viel. Sie strichen die ganze Wohnung und bauten die Möbel auf, tranken spät in der Nacht noch das eine oder andere Bier und fielen irgendwann müde in den Schlaf. Keil in seinem Bett und Axel auf dem ausziehbaren Sofa. Sie Frühstücken in der Gaststätte, ebenso wie sie dort Mittag aßen, da am Sonntag ja keine Geschäft auf hatte und der Kühlschrank deswegen immer noch leer war. Sie lachten auch, machten Witze, was die Stimmung mit der Zeit erheblich verbesserte.
Als sie am Nachmittag fertig waren, waren sie mit ihrem Ergebnis doch recht zufrieden. Es sah nicht mehr ganz so trostlos aus wie vorher. Jetzt war es um einiges ansehnlicher und gemütlicher.
Keil sah zu Axel, als sie auf dem Sofa saßen und ein letztes Bier tranken.
"Was Farbe nicht alles aus macht" lächelte dabei.
"Ja schon erstaunlich, hätte ich ehrlich nicht erwartet." kam grinsend von Axel. Es sah wirklich um einiges besser aus. Und es gefiel ihm sogar ein wenig. Er nahm einen Schluck von seinem Bier und schaute auf die Uhr. Seufzte leise. Er musste bald los, wenn er rechtzeitig nach Hause wollte.
Keil hatte bemerkt, wie Axel auf die Uhr schaute.
„Du muss bald los, nicht wahr?“ Versuchte dabei ein wenig zu lächeln. Ein kurzes Nicken kam als Antwort.
"Ja leider." Keil hielt sich bei den Worten an seinem Bier fest.
" ...aber du kommst ja wieder..."
"Ja klar, so bald ich kann. Und dann zeigst du mir die Stadt, die wir beide dann unsicher machen werden." Axel wusste das er die nächsten drei Wochen keine Zeit haben würde, um seinen Freund zu besuchen. Er würde ihn jetzt schon schmerzlich vermissen, doch das lies er nicht durch blicken.
"Und du rufst mich sofort an, wenn du ein Telefon hast, ja? Und gibst mir die Nummer, damit wir wenigstens telefonieren können, wie abgesprochen" Keil nickte zustimmend.
"Na klar, kann ja nicht ohne deine Lästerein über die Anderen leben, außerdem bleibe ich so auf dem Laufenden." grinste ein wenig auch wenn ihm gar nicht danach zumute war.
"Willst du mir unterstellen, ich sein eine Labertasche?" fragte Axel und sah Keil grinsend an, denn er lästerte wirklich gerne über andere mit ihm. Weil dieser dann immer seinen Senf dazu gab und die unmöglichsten Sachen dabei raus kamen und sie viel zu lachen hatten.
"Nein, so was würde ich doch nie von dir denken ... also wirklich...“ meinte Keil gespielt empört und lachte. Sah aus den Augenwinkel das Axel wieder auf die Uhr guckte. Er stellte sein Bier auf den Tisch. "Du musst lo,s sonst schaffst du es nicht und Verpennst morgen wieder. Also geh... Endlich ... ich komm zurecht, keine Angst"
Er konnte ein seufzten hören und sah dann, wie Axel auf stand.
“Tut mir Leid, ich kann wirklich nicht länger bleiben. Kennst ja mein riesiges Bedürfnis nach Schlaf. " Keil er hob sich auch vom Sofa.
"Jup, kenne ich." Gab sich wirklich mühe, gelassen aus zusehen.
"Ich bringe dich noch runter." Axel sah Keil einen Moment lang an und hatte echt das Bedürfnis, diesen sich einfach über die Schulter zu schmeißen und ihn wieder mit zu nehmen, als ihn hier in der fremden Stadt allein zu lassen. In dieser mickrigen Wohnung. Doch er verkniff es sich. "Ok." Schnappte sich dann seine keine Tasche, die er vorhin schon gepackt hatte, und ging mit Keil schweigend nach unten zum Auto das Gott, sein dank seiner Meinung nach, noch hier stand.
Sie verabschiedeten sich recht schnell um es nicht noch schwerer zu machen, ohne viele Worte. Axel schmiss die Tasche auf den Rücksitz, umarmte Keil noch mal kurz und klopfte ihm dabei auf den Rücken.
"Du schaffst das schon." Stieg dann in sein Auto. Er sah Keil nochmal lächelnd an und fuhr los. Den Kopf voller Gedanken. Ob das wirklich richtig war, Keil hier alleine zu lassen.
Keil sah Axel noch eine Weile hinterher und ging dann langsam nach oben. Schloss die Tür auf und setzte sich in die Stube auf das Sofa.
Jetzt war er wirklich alleine. Ganz alleine. Er holte tief Luft, es war ruhig um ihn, zu ruhig seiner Meinung nach. Er vermisste Axel jetzt schon, zumindest das Geplapper von diesem.
Keil stand auf und machte das Radio an, um wenigsten nicht diese erdrückende stille all zu deutlich zu spüren. Räumte dann die leeren Bierdose weg und machte noch ein wenig sauber.
Er war zum ersten mal wirklich richtig alleine und musste nun sehen, dass er alles in den Griff bekam. Normalerweise war er nicht Sentimental, aber die letzten Wochen hatte ihn viel zum Nachdenken gebracht. Er sah das Leben jetzt um einiges anders und das zerrte an ihm.
Wie schnell sich alles ändern kann, schoss es ihm durch den Kopf und er lauschte dann der Musik, die im Radio lief, wobei er sich mit einem neuem Bier auf das Sofa setzte. Seinen Gedanken ein wenig nach hängend. Bis er zu müde wurde und einfach ins Bett ging, um seine Einsamkeit weg zu schlafen, wenn man das so nennen konnte. Es war für Keil ein komisches Gefühl, jetzt wirklich ganz alleine zu sein. Im Haus seiner Eltern kam Axel immer jeden Tag vorbei. um nach ihm zu sehen,doch hier würde das ja nun nicht mehr gehen. Über diesen Gedanken schlief schlieslich ein.
ende Kapitel 1
Fortsetzung folgt ^^