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Etwas, das man sieht, aber nicht gesehen werden kann

Fortsetzung der ersten Staffel
von

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Zerbrochene Freundschaft

Meine Dame oder mein Herr,

ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit dem folgenden Kapitel! Hm... obwohl, vielleicht leiden Sie wohl eher mit den Charakteren mit...

KaitoDC
 

Japanische Version (Romaji) – Deutsche Version
 

Hikari – Licht

Muto Sugoroku – Solomon Muto

Aibou – Partner

Jonouchi Katsuya – Joey Wheeler

Honda Hiroto – Tristan Taylor

Mazaki Anzu – Tea Gardner

Atemu – Atem (Pharao, Yami)

Mou hitori no boku – Mein anderes Ich
 

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Kapitel 14 – Zerbrochene Freundschaft
 

Ein kleiner Junge mit schwarz-rot-blonden Haaren rannte die Straße hinunter, durch die Stadt und dann in den Domino Park. Er hatte keine Pause eingelegt, erst als er sich auf eine Bank fallen ließ, atmete er keuchend ein und aus. Tränen rannen unaufhaltsam über sein Gesicht und fielen auf seine geballten Hände, die er im Schoß bettete. Seine Gedanken rasten.

Yami ist ein verdammter Lügner! Er hat immer gesagt, ein wahrer Duellant müsse seine Monster respektieren und dürfe sie nicht ausnutzen! Dabei hat er es selber getan! Mit diesem verdammten Siegel von Orichalkos hat er die Monster verraten! Dabei wusste er doch, dass diese Karte nichts Gutes bringen würde! Er hat es doch nur getan, um zu gewinnen! Immer und immer wieder sprach er von gewinnen, opferte deshalb seine eigenen Monster gewissenlos. Wie konnte er nur?! Mein Feind hatte tatsächlich recht... Yami ist... böse. Aber hieß das auch, dass er ebenso früher Menschenseelen einfach so ins Schattenreich geschickt hat? Ohne jeglichen Grund, nur aus Spaß?

Ich habe mich ja so in ihn geirrt... . Und die anderen decken ihn auch noch! Ich verstehe es nicht! Das ist doch der Beweis, dass er böse ist! Und sie wissen auch, dass er der Namenlose Pharao war, schließlich sprechen sie ihn doch so oft versehentlich mit Pharao an. Selbst in den Pharao habe ich mich geirrt. In den Steintafeln stand, dass ein Pharao 99 Menschenleben opfern ließ, nur um diese mächtigen Gegenstände zu erschaffen und auch im Krieg mit den Magischen Monstern, die man mit diesen Artefakten rufen kann, gekämpft hat. Dort stand zwar nicht, dass es der Namenlose Pharao war, doch bei keinem anderen Pharao gab es ähnliche Informationen. Und der Namenlose Pharao umhüllt auch ein Mysterium, das bis jetzt noch nicht gelöst wurde. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich etwas verpassen würde, obwohl ich die ganzen Steintafeln original übersetzt habe... . Aber jetzt weiß ich ja, dass der Namenlose Pharao Yami ist. Ich weiß zwar nicht, wie das möglich sein soll, aber nichts ist unmöglich, wie es scheint. Schließlich hätte ich nie gedacht, dass es das Schattenreich und wirkliche Monster gäbe.

Aber wie blind ich nur sein konnte. Er war immer so geheimnisvoll, hatte nichts von sich preisgegeben. Ich hatte doch immer seine Aura gespürt, eine ungeheure Macht hatte ihn umgeben. Wahrscheinlich ist das die Macht, mit der er auch das Schattenreich kontrollieren kann, was sicherlich viel Kraft abverlangt. Aber diese Aura hatte ich bis jetzt nur bei ihm gespürt, dabei konnten selbst die Duellanten, gegen die ich in den letzten Tagen angetreten bin, das Schattenreich rufen. Nun, eigentlich ist es irrelevant, wie sie das Schattenreich rufen. Sie müssen gestoppt werden, wenn nicht noch mehr Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden sollen.

Und was soll ich jetzt tun? Ich kann meinen Freunden nicht mehr unter die Augen treten... nicht nach dem, was ich erfahren habe. Wem soll ich denn bloß noch vertrauen? Wenn meine Freunde mich doch schon die ganze Zeit angelogen haben... .

Plötzlich verdunkelte sich der Himmel und es setzte ein monsunähnlicher Regen ein. Nur langsam stand Yugi von der Bank auf und trabte umher. Seine Schritte lenkten ihn wie so oft von selbst nach Hause.

Da befiel ihn wieder dieses Gefühl, dieses Gefühl von Angst, vermischt mit Einsamkeit. Ein Zittern ging durch seinen Körper. Er fühlte sich unendlich einsam, als wäre er allein auf dieser grausamen Welt. Seine Sicht verschwamm. Eine ungeahnte Last drückte auf seinen Brustkorb, sodass er keuchte und sich vornüber beugte. Doch so plötzlich dieses Gefühl auch kam, so schnell verschwand sie auch wieder.

Yugi atmete tief durch, versuchte, sich zu beruhigen. Immer wieder schoss ihm die Frage in den Sinn: Was war das?!

Nach einiger Zeit kam er beim Game Shop an, schloss die Tür auf und ging die Treppen hinauf. Ganz leise machte er auch dort die Tür auf und trat unbemerkt ein. Aus dem Wohnzimmer hörte er Stimmen.

„Wir haben ihn schon überall gesucht, wo könnte er bloß noch sein?“, fragte eine Stimme besorgt. Mazaki Anzu.

„Wenn wir das nur wüssten...“, sagte Honda leise. „Wir können nur abwarten.“

„Vor einigen Tagen ist er doch auch so spät nach Hause gekommen. Denkt ihr das gleiche, was ich denke?“, sagte Jonouchi Katsuya.

„Wenn du denkst, dass er sich vor wenigen Tagen, damals, als er so spät nach Hause gekommen ist, ein Schattenduell geliefert hat, dann ja“, meinte Hiroto Honda. „Deshalb hat er uns wahrscheinlich auch nichts gesagt, denn welcher Mensch, der das nicht alles miterlebt hat, würde schon glauben, dass man nach einem verlorenen Duell seine Seele verlieren würde?“

„Aber was sollen wir jetzt machen? Schließlich weiß Yugi jetzt das mit dem Siegel von Orichalkos...“, gab Anzu zu bedenken.

„Er denkt doch tatsächlich, dass der Pharao böse ist... Dabei weiß er noch nicht einmal die Wahrheit...“

Sei einfach still, Jonouchi!, schrie Yugi in Gedanken. Ich will nichts mehr hören, das sind doch alles nur Lügen! Auf Zehenspitzen wollte er am Wohnzimmer vorbeigehen, doch da wurde die Tür plötzlich aufgerissen und vor ihm stand – Yami.

Dieser sah ihn kurz erschrocken an, bis er sich wieder fasste.

„Yugi...“, begann er, doch da wurde er schon von den anderen unterbrochen, die aus dem Zimmer kamen. Yugis Großvater war ebenfalls dabei.

„Yugi, da bist du ja!“, rief Jonouchi freudig. Anzu und Honda wollten mit einstimmen, doch als sie Yugis Gesichtsausdruck sahen, verstummten sie eilig.

„Was wollt ihr hier?“, fragte Yugi mit kalter Stimme. Seine Augen waren ebenso, einzig ein Funken Wut, ja gar Zorn, war in ihnen zu erkennen. „Wollt ihr mich noch weiter anlügen? Nein danke, davon habe ich genug.“

„Nein, Yugi! Es handelt sich um ein Missverständ-!“, begann Anzu zu schlichten, doch Yugi schnitt ihr sogleich das Wort ab.

„Ach, ein Missverständnis? Ihr habt mich also nicht die ganze Zeit angelogen? Ihr habt nichts mit den Schattenduellen zu tun?“

„Ich.. ähm...“, stotterte Anzu, da fuhr Yugi auch schon erzürnter fort.

„Hat Yami etwa damals nicht das Siegel von Orichalkos gespielt und auch nicht seine Monster wie verrückt geopfert? Ach nein, ich vergaß, ich spreche ja mit dem ehrenwerten Namenlosen Pharao“, spottete Yugi und sah Yami nun direkt an. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle, er wurde vollkommen von seinen aufkeimenden Gefühlen überrollt. Er war über sich selber erschreckt. Woher kommt diese plötzliche Wut?

Yami ging unwillkürlich einen Schritt zurück. So hatte er Yugi wirklich noch nie erlebt. So verachtend und verletzend. Schmerz machte sich in ihm breit.

„Yugi, beruhige dich erst einmal...“, versuchte Sugoroku die Situation etwas zu entschärfen, doch vergebens. Sein Enkel würdigte ihm nicht einmal eines Blickes. Selbst mein eigener Großvater ist auf ihrer Seite!

„Yugi, ich kann das erklären“, sagte Yami verzweifelt. Es tat ihm weh, dass sein Aibou sich ihm gegenüber so verhielt. Mehr, als er sich eingestehen wollte.

Sein Aibou war doch sonst nie so... nachtragend und hatte immer auf die Gefühle eines anderen geachtet. Doch diese Schattenduelle mussten ihn verändert haben, diese Schattenduelle und die Lügen seiner Freunde. Was habe ich nur angerichtet...

„Ich will nichts mehr hören! Ihr hattet verdammt nochmal genug Gelegenheiten gehabt, mir die Wahrheit zu sagen! Stattdessen habt ihr mich immer und immer wieder angelogen!“ Yugi sah seine Freunde wutentbrannt an. Seine Freunde wichen erschrocken vor ihm zurück. Sie alle hatten seine Augen gesehen. Normalerweise waren Yugis Augen voller Gutmütigkeit, gar Unschuld, die jeden anstrahlten, doch stattdessen waren sie nun voller Zorn und Enttäuschung. Von ihnen schien etwas Finsteres auszugehen, welche die Freunde erschreckte. Vor lauter Wut ballte Yugi seine Hände zu Fäusten und schlug mit der Hand gegen die Wand. Er senkte seinen Kopf gen Boden, seine Augen geschlossen. Nun sah es so aus, als brauchte er Halt. Plötzlich, wie seine Wut auch kam, so schnell verebbte sie wieder und hinterließ Verzweiflung und Unsicherheit.

„Dabei habe ich euch so vertraut... und nun weiß ich einfach nicht mehr, wem ich noch vertrauen soll... ich dachte, ihr wärt meine Freunde...“, hauchte er kraftlos.

„Aber das sind wir doch immer noch“, protestierte Honda.

„Wieso habt ihr mich dann die ganze Zeit über belogen? Selbst du... Mou hitori no boku...“ Yugi sah wieder auf, direkt in Yamis Augen. Seine Augen strahlten tiefe Trauer aus. Er wusste nicht, wie er zu diesem Ausdruck kam, 'Mou hitori no boku'. Es fühlte sich jedoch richtig an, es war einfach aus tiefstem Herzen gekommen.

„M-Mou hitori no boku? Erinnerst du dich etwa wieder an alles?“, fragte Yami bestürzt. Das ging ihm nun zu schnell.

„Ach....“, seufzte Yugi tief, stieß sich von der Wand ab und ging an seinen Freunden vorbei. „Verschwindet einfach...“, flüsterte Yugi fast lautlos und verschwand in seinem Zimmer.
 

Ein lautes Klingeln war durch das Haus des Mutos zu hören. Schlecht gelaunt hämmerte Yugi auf seinen Wecker und brachte ihn zum Schweigen. Nur äußerst mühsam setzte der Junge sich auf und reckte sich. Seine Augen waren gerötet und einwenig geschwollen. Sein Gesicht hatte deutlich an Farbe verloren, nun sah er noch blasser aus als sonst. Seine ganze Körperhaltung war schlaff, seine Schultern eingesunken. Er sah gebrochen aus.

Langsam schlurfte er zur Tür und wollte ins Bad, doch als er die Türklinke runter drückte, gab die Tür nicht nach.

„Was?“, fragte er verwirrt. Da fiel es ihm wieder ein.
 

~ Yugi hörte Schritte, die sich seiner Tür näherten. Hastig stand er vom Bett auf und drehte den Schlüssel im Schloss.

„Yugi, bitte, mach die Tür auf...“, hörte Yugi Yamis gedämpfte Stimme von der Tür her.

„Geh weg!“, sagte Yugi laut. Er wollte niemanden sehen, seine Nerven lagen einfach blank.

„Yugi, bitte, ich will mit dir sprechen, von Angesicht zu Angesicht und keine Tür zwischen uns“, bat Yami.

„Ich will nichts mehr hören! Verschwinde!“

„Ich... bitte, gib mir eine Chance!“

Das brachte Yugi wieder in Raserei. Er drehte sich zur Tür und schrie: „Nenn mir einen vernünftigen Grund, weshalb ich dir eine Chance geben sollte, verdammt nochmal! Sag's mir!“

„Ich...“ Yami verstummte. Er wusste, er konnte Yugi keinen angemessenen Grund nennen, und ihm war klar, dass Yugi das auch wusste.

„Es tut mir Leid. G-Gute Nacht“, sagte der Pharao leise und entfernte sich von ihm. Immer wieder hallte in Yugis Kopf der verletzte Unterton in Yamis Stimme wider. Er rutschte verzweifelt an der Tür hinunter und blieb eine Weile dort sitzen, seine Hände fest um seine Knie geschlungen, als brauchte er Schutz. Er hatte sich noch nie so einsam und verlassen gefühlt, diese Leere in seinem Herzen wurde größer; fraß ihn innerlich auf.

Mitten in der Nacht erhob er sich müde und schlurfte zu seinem Bett. Erschöpft sank er darauf nieder und schlief sofort ein. ~
 

Yugi löste mit mattem Blick das Schloss und ging ins Badezimmer. Was er jetzt dringend nötig hatte, war eine lange Dusche...

Als Yugi sich dann für die Schule fertig gemacht hatte, nahm er seine Schultasche und ging nach unten. Sofort stieß er auf Yami, den er bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Sofort senkte Yugi seinen Blick, nuschelte ein leises 'Morgen' und stieß die Tür auf. Das erste, was er sah, waren drei Paar Schuhe.

„Was...?“, fragte Yugi verwirrt und sah auf. Es waren Jonouchi, Anzu und Honda.

„Guten Morgen, Yugi“, begrüßte Anzu ihn nur zögerlich und wartete seine Reaktion ab.

„M-Morgen“, stammelte Yugi nur und ging eilig an ihnen vorbei. Gerade wollte Jonouchi ihm hinterher, als Yami ihn am Arm festhielt.

„Er muss es noch verarbeiten. Lass ihm Zeit“, meinte der Pharao leise, dennoch bestimmt. Jonouchi sah Yami eine Weile finster an, bis er sich jedoch geschlagen gab und Yugi in Ruhe ließ. Seine Freunde sahen Yugi nur traurig hinterher, bis sie sich ebenfalls auf dem Weg zur Schule machten.

Die ganze Zeit herrschte eine bedrückte Stimmung, während sie zur Lehranstalt gingen. Yugi ging immer mehrere Schritte seinen Freunden voraus, hielt den Kopf gesenkt. Er strahlte eine Welle voll Melancholie und Verzweiflung aus. Seine Freunde wollten ihn so gern helfen, doch ihnen waren die Hände gebunden.

In der Schule angekommen ließ sich Yugi sofort auf seinen Platz fallen und holte nur schwerfällig seine Schulbücher heraus. Die ganze Zeit spürte er die besorgten Blicke seiner Freunde auf sich, die er zu ignorieren versuchte. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Er wandte sich fragend um.

„Ja?“

Vor ihm stand Kitzuki Kyoko, ein Mädchen aus der Klasse.

„Ähm, hi, Yugi...“, sagte sie zögerlich und rang sichtlich um Worte. „Ich hab in letzter Zeit gesehen, dass du dich ganz gut mit Yami verstehst und wollte dich fragen... ob du mich ihm bekannt machen könntest? Bitte?“

Schon bei dem Namen 'Yami' verengten sich Yugis Augen zu Schlitzen.

„Tut mir Leid, Kyoko, aber ich muss leider nein sagen.“

„Aber wieso denn nicht, Yugi?! Bitte, ich sehe doch, wie eng ihr miteinander befreundet seid!“

„Kyoko, du bist im Unrecht. Es tut mir wirklich Leid, doch wenn du ihn näher kennenlernen möchtest, musst du ihn schon selbst ansprechen“, sagte Yugi ruhig, versuchte seine aufkeimenden Gefühle zu unterdrücken.

„Ich... ich kann ihn doch nicht einfach so ansprechen! Bitte, Yugi, stell mich ihm doch vor oder so, oder erwähne mich mal, wenn ihr zusammen auf dem Hof seid oder so“, bettelte Kyoto dennoch weiter.

„Dies ist mir nicht möglich, wir haben nun unsere Differe-“, begann Yugi nun ungeduldiger, wurde jedoch plötzlich von einer erzürnten Kyoko unterbrochen.

„Wieso denn nicht?! Ich sehe es doch, na klar versteht ihr euch, sonst würdet ihr doch nicht die ganze Zeit miteinander abhängen!“

„Nein, du irrst di-“, sagte Yugi laut, doch das Mädchen vor ihm fiel ihm wieder ins Wort.

„Du willst ihn doch nur für dich allein haben, stimmt doch, Muto! Du willst doch nur seine ungeteilte Aufmerksamkeit, nicht wahr? “

„Verdammt noch mal, ich will ihn nicht für mich allein haben, klar?! Er ist mir völlig egal, du kannst ihn haben! Meine Freundschaft hat der Pharao längst verspielt!“, schrie Yugi sie an. Er hatte nicht bemerkt, wie er seine Hände vom Tisch kräftig abgestützt hatte und aufgestanden war. Er hatte sich doch tatsächlich von seiner Wut übermannen lassen. Die Klasse war still geworden, lauschten gespannt dem Wortgefecht zwischen ihren beiden Mitschülern.

„Was für ein Freak du bist! Nicht nur, dass du verrückt nach Duell Monsters bist, du denkst auch noch, Yami sei ein Pharao, dass ich nicht lache!“, entgegnete Kyoko spöttisch.

Unverständnis war in Yugis Augen zu lesen. Ich und verrückt nach Duell Monsters?

„Ja, du hast richtig gehört, Muto. Ich hab dich in den letzten Tagen gesehen, selbst am Abend spielst du mit irgendwelchen Leuten im Park dieses Kartenspiel, wie kindisch. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt.“

„Du hast ja keine Ahnung!“, zischte Yugi leise, dennoch konnten ihn alle verstehen. „Glaub mir, wenn ich die Wahl hätte, ich würde nicht derjenige sein wollen, der ich jetzt bin, der diese verdammten Schattenspiele austragen muss. Du hast nicht die geringste Ahnung, worum es bei diesen Duellen ging. Genauso wenig weißt du über den Pharao oder mich Bescheid. Und jetzt verschwinde, ehe ich mich komplett vergesse!“

Mit diesen harten Worten wandte sich Yugi von ihr ab und sah unwillkürlich in die Richtung seiner Freunde. Sie sahen ihn erstaunt an, hatten schließlich nicht mit solch einem Wutausbruch seinerseits gerechnet. Doch auch Schwermut war in ihren Augen zu lesen, denn Yugis Worte trafen sie hart, vor allem Yami. Reue und Schuld spiegelten sich in dessen Augen wider.

Verbittert wandte Yugi sich auch von ihnen ab. Leise setzte er sich wieder und zog sich in seine Welt zurück, die aus Verzweiflung und Wut bestand. Auch Kaiba Seto hatte diese Auseinandersetzung zwischen Kyoko und Yugi bemerkt. Zwar hatte er versucht, diese zu ignorieren, doch er kam nicht umhin, die Worte doch noch zu verstehen. Und er war verwirrt, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Seit wann hegt Muto denn einen Groll gegen den anderen Yugi und den Kindergarten?, fragte Kaiba. Er beobachtete den 'Kindergarten' und den König der Spiele und bemerkte, dass Yugi gelegentlich wütend wirkte, aber auch melancholisch. Immer wieder wanderte Yugis Blick durch die Klasse und schien nichts wirklich fokussieren zu können, doch sobald sein Blickwinkel in die Nähe seiner Freunde geriet, schaute er schnell weg. Ach, was mache ich mir denn auch Gedanken über diesen Haufen Kinder?, dachte Seto nun erbost über sich selbst, schnaubte kurz und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.

Yugi hing seinen Gedanken nach, den Rest des Tages wollte er einfach nur in Ruhe gelassen werden, was man ihm auch gewährte. Selbst als es zum Schulschluss klingelte, war Yugi zu sehr in seinen Gedanken versunken, als dass er die Klingel hätte bemerken können und so kam es, dass er bald allein mit Honda, Anzu, Jonouchi und Yami im Raum zurück blieb, die einige Meter hinter ihm standen. Ryo, der erst in den letzten Stunden in die Schule gekommen war, stand verwirrt im Türrahmen. Was ist denn hier los? Wieso ist Yugi denn so... seltsam? Er wirkt so bedrückt, aber immer, wenn er zu seinen Freunden geguckt hatte, flammte ein Funken Zorn in seinen Augen auf. Was ist denn zwischen ihnen geschehen?

Die anderen vier Freunde sahen einander währenddessen unsicher an. Jeder fragte sich: Was sollten sie jetzt tun? Alle wussten, dass Yugi im Moment nicht gerade sehr gut auf sie zu sprechen war, doch sie wollten nicht, dass Yugi weiter dachte, sie wären 'böse'. Es machte ihnen ja schon genug zu schaffen, dass er anscheinend die Freundschaft zwischen ihnen für beendet sah.

Ryo entschloss sich dann nach kurzem Zögern dazu, Yami und die anderen zu fragen, was vorgefallen war. So überquerte er das Klassenzimmer, seine Schritte hallten auf dem glatten Boden wieder.

Yugi zuckte zusammen und sah sich fahrig um. W-Was? Wo sind denn meine Mitschüler hin? Hat es etwa schon geklingelt?, fragte er sich vollkommen konfus. Er hörte Schritte hinter sich und drehte sich um. Seine Augen verengten sich kaum merklich, als er seine Freunde erblickte, die ihn ebenso anstarrten wie er sie. Yugi funkelte sie an, seine Wut keimte wieder auf. Er versuchte sie sogar zu unterdrücken, doch vergebens. Es schien, als würde diese Wut ihn geradezu übermannen wollen. Es machte ihm Angst.

Ryo sah nun vollends verunsichert zwischen den Freunden hin und her. Er traute sich kaum, einen Schritt weiter zu gehen oder jemanden von ihnen anzusprechen, denn eine unheimliche Spannung lag in der Luft, die von Yugi ausging. Selbst Jonouchi, der sonst immer irgendwelche Worte, egal wie unpassend es war, parat hatte, schwieg geflissentlich. Weder Anzu, Jonouchi, Honda noch Yami wusste etwas zu sagen, um ihren Freund zu besänftigen.

Yugi schnaubte verächtlich, drehte sich ruckartig um und packte, oder eher schmiss seine Schulsachen in seine Schultasche. Ohne seine Freunde eines Blickes zu würdigen schulterte er seine Tasche und schritt aus dem Raum.

Einige Zeit lang herrschte vollkommenes Schweigen unter den Zurückgebliebenen, bis Honda tief seufzte.

„Das wird verdammt schwer, sein Vertrauen wieder zu gewinnen“, murmelte er.

Erst da rührte sich Ryo und schritt weiter zu den vier Freunden. „Sagt mal, was ist hier los? Was war denn mit Yugi, er benimmt sich so seltsam heute.“

Anzu erklärte sich bereit, ihm die ganze Geschichte zu erzählen und begann sogleich. Ryo hörte ihr aufmerksam zu, wobei ihn jedoch Entsetzen packte, als er hörte, was gestern passiert war. Dass doch tatsächlich jemand Yugi auf dem Dach zu einem Duell herausgefordert hatte und dieser jemand imstande war, das Schattenreich zu rufen.

„Ach deshalb wart ihr gestern nicht mehr beim Unterricht gewesen!“, erinnerte sich Ryo. „Aber sagt, wie kann es sein, dass dieser Duellant die Schatten rufen konnte? Ist das nicht eigentlich nur mit den Sennengegenständen möglich?“

„Tja, das hatten wir auch gedacht“, stimmte Jonouchi zu. „Aber es sah nicht so aus, als hätte er einen dieser Gegenstände bei sich.“

Da erzählte Anzu weiter, von dem Verlauf des Duells, Yugis 'Abgang' und vor allem dessen seltsames und ungewöhnliches Verhalten ihnen gegenüber gestern Abend, wo Yugi sich heftig mit ihnen gestritten hatte. Als sie dann geendet hatte, konnte Ryo sie nur mitleidig und traurig ansehen. Es tat ihm ebenso weh wie den anderen, Yugi so zu sehen.

„Euren Erzählungen nach zu urteilen hat sich Yugi wirklich verändert...“, begann Ryo leise. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er so schnell wütend wird oder niemandem verzeiht. Ich meine, ihr seit seine Freunde und er lässt euch ja nicht einmal die Chance, das alles zu erklären. Ich verstehe nicht, wie er sich so sehr verändern konnte....“

„Dann sind wir wohl doch nicht die einzigen, die das nicht verstehen“, sagte Jonouchi ungewöhnlich mürrisch für ihn. „Yugi will uns einfach nicht zuhören!“

„Aber wir können es ihm doch auch nicht verübeln“, mischte sich Yami ein. Seine Stimme klang monoton, als wollte er seine Gefühle verstecken. „Schließlich haben wir ihn angelogen, die ganze Zeit über. Es ist klar, dass er uns jetzt nicht mehr vertraut und Angst hat, wir könnten ihn wieder belügen. Deshalb will er erst gar nicht, dass wir es ihm erklären, denn er denkt wahrscheinlich, dass wir ihn wieder anlügen würden.“

„Ganz toll!“, sagte Jonouchi laut und funkelte Yami plötzlich an. Seine Hände zitterten, sodass er sie zu Fäusten ballte, um das Zittern zu vermindern. Seine Wut stieg an. „Das fällt dir erst jetzt ein, Pharao?! Das war doch dein wunderbarer Plan gewesen, ihn anzulügen! Es war doch von Anfang an klar, dass er irgendwie alles herausfinden würde! Wir waren schon von Anfang an dagegen, aber nein, er würde ja ein so viel besseres Leben führen, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß, und was ist?! Er vertraut uns nicht einmal mehr, er hat die Freundschaft zu uns abgebrochen, verdammt nochmal! Und, hast du wieder so einen grandiosen Plan, wie wir ihn wieder zu unserem Freund machen können?! Schließlich weißt du ja alles immer besser als wir, weißt alles über Yugi, ja dann sag doch, wieso er sich auf einmal so verändert hat! Wieso er uns nicht einmal eine winzig kleine Chance lässt, ihm die Wahrheit zu sagen! Tja, jetzt weißt du wohl auf einmal keinen Ausweg mehr. Es ist deine eigene Schuld, dass dein Partner dich jetzt hasst, Pharao!“ Katsuyas Stimme schwoll während seines Redeschwalls gefährlich laut an, er schrie die letzten Worte. Da zuckte Jonouchis Faust plötzlich und schnellte hervor, direkt auf Yami zu. Honda hatte dies befürchtet, wusste schließlich bestens über Jonouchis Temperament Bescheid, denn er kannte ihn länger als die anderen, sodass er schnell Jonouchis Arme packte und sie nach hinten, auf dessen Rücken, bog.

Anzu und Ryo starrten Jonouchi erschrocken an. Selbst Yami konnte seinen Schreck nicht verbergen, denn er hatte keineswegs erwartet, dass der Blonde ihn angreifen würde. Um die Nase herum war er ziemlich blass, was vor allem von Jonouchis harten Worten herrührte. Er hat so recht...

„Jonouchi, Jonouchi!“, rief Honda. „Verdammt, Katsuya, beruhig dich endlich!“ Er hatte sichtlich Mühe, seinen Freund im Zaun zu halten.

„Lass mich endlich los, Honda!“, schrie Katsuya und kämpfte gegen seinen Freund an. „Der Pharao ist doch an allem schuld, es war doch seine Idee!“

„Ja, es ist vielleicht seine Idee gewesen, Katsuya, aber wir hätten uns auch weigern können! Wir hätten Yugi auch einfach die Wahrheit sagen können, als er im Krankenhaus war.“

„Ja, aber-!“

„Es gibt kein Aber! Wir hatten uns doch selber die Hoffnung gemacht, dass Yugi vielleicht ein besseres Leben führen könnte, wenn er nichts von alledem weiß! Selbst du hast dir Hoffnungen gemacht, Jonouchi, gib's zu!“

„Was soll dieses Gebrülle hier?“, schallte plötzlich die Stimme ihres Mathelehrers durch das Zimmer.

Honda, Jonouchi, Anzu, Yami und Ryo wirbelten herum. Anscheinend waren Jonouchi und Honda zu laut gewesen.

„Habt ihr nicht schon längst Schulschluss? Also, ab mit euch, aber leise! Wehe, ihr stört den Unterricht der Nachbarklassen!“ Mit diesen Worten zeigte ihr Lehrer mit ausgestrecktem Arm in Richtung Treppenhaus. Honda lockerte unwillkürlich den Griff um Katsuya. Jonouchi riss sich mehr als ruppig von seinem Freund los, warf Yami einen fast schon tödlichen Blick zu und verschwand im Korridor. Yami, Anzu, Ryo und Honda blieben geschockt zurück.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  jyorie
2013-08-29T22:15:21+00:00 30.08.2013 00:15
Hey ^_^

der Preis für die Rettung der Welt scheint es tatsächlich zu sein, das die Freundschaft des Kindergartens auf der Kippe steht. So sauer wie Yugi momentan ist und die Zweifel die bei ihm gesät wurde. Und jetzt beginnen sie sich untereinander auch noch an die Gurgel zu gehen. Schlimmer kann es ja kaum noch werden.

CuCu Jyorie

Von:  Mimmy-chan
2010-09-24T16:51:56+00:00 24.09.2010 18:51
Tut mir leid, dass ich erst jerzt dazu gekommen bin, das neue Kapi zu lesen -> war auf Klassenfahrt o(^.^)o

Also:
Der arme Yami tut mir total Leid (T.T) Jetzt ist nicht nur Yugi sondern auch Jopnochi sauer auf ihn. Die Vorstellung eines geknickten gar ratlosen Pharao ist auf der anderen Seite aber cool. *gg* Es gefällt mir wie er versucht Yugis Herz zurück zu gewinnen. *hach*

Apropo fand ich es fantastisch, als Yugi meinte, dass er Yami nicht für sich allein haben und ihn sogar schneiden will. (*.*)

chuchu mimmy-chan


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