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Mein Butler, mein Geliebter

Sebastian x Ciel
von

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Höllische Nacht!

"Eine unglaubliche Geschichte" murmelte Grell und ließ sich auf seinem zugewiesenen Bett nieder. Sebastian, welcher neben ihm stand, schüttelte das Kissen aus und legte es in eine angenehme Position am Kopfende hin. Er war schließlich der Butler dieses Hauses und somit hatte er nun mal die Aufgabe, sich auch um die Gäste zu kümmern. Nickend bestätigte er die Aussage des Rothaarigen und machte sich daran, die Zudecke in Bereitschaft zu legen, während Grell sich seines Mantels entledigte.
 

"Der Junge hätte mich auch höflich um diese Gegenleistung bitten können, findest du nicht, Sebastian?" fuhr Grell fort und zog sich seine Schuhe aus, die er achtlos auf den Boden liegen ließ und sich zum Schwarzhaarigen drehte. Sebastian hielt in seiner Tätigkeit inne und blickte geradewegs in die goldenen Augen des Todesgottes, welcher sich vermutlich eine positive Antwort von ihm erhoffte. Ein amüsiertes Lächeln stahl sich auf seinen Lippen, ehe er seine Tätigkeit beendete und sich kurz zu Grell aufs Bett setzte. "Mein junger Herr pflegt meist in dieser Tonart mit noch fremden Wesen zu sprechen. Selbst unsere Angestellten wissen seine Launen zu schätzen, auch wenn er manchmal ein wenig über seine Stränge schlägt" erwiderte Sebastian grinsend und strich sich leicht über sein Jackett, um es wieder halbwegs vernünftig zu richten.
 

Grell murrte etwas Unverständliches in sich hinein, ehe er sich rücklings aufs Bett fallen ließ und die Zimmerdecke musterte. Dazu wusste er nun keine Antwort, auch wenn er das dumme Balg gern beleidigt hätte. Ein wenig Freundlichkeit konnte man doch schließlich von einem Grafen erwarten, oder etwa nicht? War der Bengel etwa so verwöhnt, dass er sämtliche Tätigkeiten als selbstverständlich erachtete? Nein, er konnte unmöglich so denken, sonst wäre doch der Dämon schon längst nicht mehr hier. Außerdem schien der Junge auch Gefühle für den Dämonen zu hegen, sonst hätte er sich doch niemals bereitwillig küssen lassen, oder?
 

"Der Bengel..." begann der Shinigami und setzte sich wieder auf, während er Sebastian unruhig musterte. "Liebt er dich auch? Ich meine, er hat sich schließlich von dir küssen lassen, also seid ihr doch nun ein Paar, oder...". Grell wusste nicht mal, warum er gerade das Liebesleben des Älteren in Erfahrung bringen wollte. Vermutlich aus ganz einfachen Gründen. Er war eifersüchtig auf den Jungen, welcher das Glück besaß, von Sebastian begehrt und geliebt zu werden. Diese Tatsache musste dieses ungehobelte Kind doch zu schätzen wissen, oder?
 

Für einen Augenblick hatte der Rothaarige das Gefühl, als könne er Traurigkeit in den roten Seen erkennen, ehe sich der Schwarzhaarige erhob und seine Gestalt straffte. "Ich wünsche eine angenehme Nacht, Grell. Solltest du einen Wunsch verspüren, so bitte ich dich, sie dir selbst zu erfüllen" sprach Sebastian in gewohnter Manier und setzte sich in Bewegung. Er konnte nicht verleugnen, dass ihn diese einfachen Worte getroffen hatten. Nein, er fühlte sich nun wirklich verunsichert, da Grell einen wunden Punkt angesprochen hatte. Was fühlte sein junger Herr nur für ihn? War es wirklich nur Lust, oder konnte er mit ernsten Gefühlen rechnen?
 

"Sebastian... Warte" hielt Grell den Dämon auf, denn er hatte das Gefühl, als habe er nun einen Fehler gemacht. "Du weißt also nicht, ob er dich liebt? Wieso fragst du den Jungen nicht?". "Grell, belassen wir das Thema. Es steht mir nicht zu, diese Fragen zu stellen. Auch wenn ich manchmal zutiefst verletzt bin und unbedingt in Erfahrung bringen möchte, wie es um seine Gefühle steht, ich...". Sebastian brach seinen Satz ab, als er zwei Hände auf seinen Schultern spürte, welche ihn zum Rothaarigen umdrehten. "Wieso bekämpfst du deine Ängste nicht einfach, indem du den Jungen fragst?" horchte Grell nach, denn er war sich sicher, dass Sebastian schon wieder diese Ängste verspürte, weil in den letzten Tagen scheinbar sehr viel passiert sein musste.
 

Der Ältere biss sich auf die Unterlippe, während er seinen Kopf gen Boden senkte. Er war sonst ein so stolzes Wesen und dennoch stand er am Rande eines Punktes, an dem er zu verzweifeln drohte. Er konnte diese einfache Frage nicht stellen und musste sich in Geduld üben. Außerdem hatte Ciel heute Mittag gemeint, er wisse nicht, was er momentan fühlen solle und er wolle ihn auch nicht verletzen. Der Kleinere brauchte noch Zeit und diese würde er ihm geben, auch wenn Sebastian mit jedem weiteren Tag an seinen Gefühlen innerlich zerbrach.
 

"Sebastian..." murmelte Grell und ließ seine Hände sinken, ehe der Butler wortlos das Zimmer verließ und einen bedrückt wirkenden Shinigami stehen ließ. "Entschuldige... Ich wollte deine Gefühlswelt nicht aufwühlen" dachte sich Grell und setzte sich wieder auf sein Bett, ehe er sich rücklings in die Kissen kuschelte. Liebe war kein leichtes Unterfangen und dessen war er sich selbst auch bewusst. Für Sebastian war die Liebe noch ein schlimmeres Thema, denn ein Dämon verliebte sich nur einmal im Leben. Eine Liebe für die Ewigkeit, die zu einer höllischen Ewigkeit werden konnte, wenn die Gefühle nicht erwidert wurden. Angespannt sah er zum Fenster und betrachtete die Sterne, welche hell am Himmel erstrahlten. Liebe, ein dummes Gefühl, welches eigentlich nur Ärger mit sich brachte, dachte er sich insgeheim und verharrte erstmal in dieser Position.
 

Der Schwarzhaarige lief mit einem Kerzenständer in der Hand durch den Gang, um nach dem Rechten zu sehen. Im Anwesen war es ruhig, sehr ruhig und allein diese Tatsache ließ ihn für wenige Sekunden unaufmerksam werden. In Gedanken wiederholte er das Gespräch mit Grell und musste unweigerlich seufzen, als er sich selbst so verzweifelt hörte. Ja, er hatte Angst vor Ciel's Antwort, wenn er ihn direkt fragen würde und nur deswegen schwieg er und wartete darauf, dass sein junger Herr den ersten Schritt machte. Er musste einfach warten, auch wenn es ihm unsagbar schwer fiel.
 

In der Lobby blieb er stehen und ließ seinen Blick durch den großen Raum schweifen. Auch hier herrschte Stille, weswegen er für einen Augenblick so verharrte und hinunter zum Weihnachtsbaum blickte. Ihm kamen die Worte des Jüngeren wieder in den Sinn, weswegen ihm eine angenehme Gänsehaut heimsuchte. Ja, sein junger Herr hatte tatsächlich die Wahrheit gesagt und gemeint, er wäre ein ausgezeichneter Küsser. Nun, er war ein Dämon und wusste um seine Fähigkeiten, auch wenn er vor nicht allzu langer Zeit seinen ersten Kuss durch Ciel hatte erfahren dürfen. Dennoch war er sich seiner Anziehungskräfte bewusst und wusste sie geschickt bei seinem Opfern einzusätzen, um an Informationen zu kommen.
 

Seine Beine führten ihn schließlich weiter, in den nächsten Gang der ersten Etage und nun fiel ihm auch auf, dass Ciel den Todesgott in seinem Reich schlafen ließ. Zwar nicht direkt Tür an Tür, aber dennoch auf derselben Etage. Ja, Ciel musste unsagbare Angst haben, wenn er sogar von Grell diese Gegenleistung forderte. Dieses Verhalten erinnerte den Dämon an frühere Zeiten, in denen er noch die Schachfigur des Jüngeren gewesen war. Ja, sein junger Herr hatte sein altes Ich nicht vergessen und schien nun den Shinigami als seine Schachfigur aufgestellt zu haben. Hoffentlich konnten sie die Hilfe des Todesgottes auch wirklich gebrauchen, auch wenn Sebastian vermutlich allein mit einem Dämon fertig werden würde.
 

Vor dem Schlafgemach seines jungen Herren blieb er stehen und verharrte kurz in dieser Position. Seither hatte er nicht mehr ohne Ciel genächtigt, wenn er es so ausdrücken durfte und der Jüngere schien auch ohne ihn nicht mehr einschlafen zu können. Er brauchte seine sicheren Arme, die sich um den jungen Körper legten und die beruhigende Stimme, welche Ciel ins Ohr flüsterte, dass er ihn schützen würde. Ja, der Kleinere wollte seine Nähe so unbedingt und auch wenn er nun wieder auf die Frage stieß, welche Gefühle den jungen Grafen zu seinem bisherigen Befinden bewegten, so blieb er doch jede Nacht gern bei dem Jungen. Er liebte ihn zu sehr, als dass er ihn einfach seinem Schicksal überlassen konnte.
 

Zaghaft klopfte er mit der freien Hand an das massive Holz und wartete auf ein Zeichen. 'Herein' erklang es gedämpft hinter der Tür, weswegen er langsam die Klinke betätigte und ins abgedunkelte Zimmer trat. Ciel konnte er auf dem Bett sitzend sehen, scheinbar auf ihn wartend und mit einer nicht gerade erfreuten Miene. "Du hast mich warten lassen, Sebastian" murrte der Jüngere und rutschte zum Bettrand hin, um seine Beine gen Boden baumeln zu lassen.
 

"Ich bitte um Verzeihung, Ciel" entgegnete Sebastian entschuldigend und verneigte sich leicht vor seinem jungen Herren. Natürlich hatte sich ihr Verhältnis etwas verändert, aber so ganz konnte Sebastian seine übliche Manier nicht ablegen. Er wollte dennoch höflich und mit dem nötigen Respekt vor Ciel treten, dessen Augen ihn nun musterten. Mit einer einfachen Bewegung stellte er den Kerzenständer auf dem Nachtschrank ab und gesellte sich zu Ciel aufs Bett, ehe er sich seiner Schuhe entledigte. Ahnte sein junger Herr etwa seine innere Unruhe, oder weswegen sahen die blauen Augen ihn so fragend an?
 

"Ist..." begann Ciel, denn ihn beschlich das Gefühl, als stimme etwas nicht. Sebastian stellte die Schuhe ordnungsgemäß zur Seite und blickte schließlich in die blauen Seen, welche unsicher und dennoch noch immer fragend zu ihm aufblickten. "Ist alles in Ordnung, oder...". Erneut brach der junge Graf seinen Satz ab und blickte nun gen Boden. Es war einfach nicht seine Art nach Sebastian's Befinden zu fragen, aber sein Gefühl täuschte ihn doch nicht, oder?
 

"Mach dir keine unnötigen Sorgen, Ciel" wich der Ältere aus und machte sich nun daran, sich das Jackett auszuziehen. Den letzten Knopf wollte er gerade öffnen, als sich schlanke Finger auf seine behandschuhten Hände legten und ihn bei seiner Tätigkeit aufhielt. "Du wirkst irgendwie... Ich weiß auch nicht, aber ich habe seit heute Mittag das Gefühl, als hätte ich sehr viele Fehler gemacht. Wenn dem wirklich so ist und du dich deswegen so seltsam verhältst, dann... Dann sprich doch mit mir". Ciel wagte es einfach nicht seinen Blick zu heben, da er sich irgendwie so distanziert fühlte. Ja, als habe Sebastian eine neue, viel stärkere, Mauer um sich herum errichtet, welche der Jüngere diesmal nicht zu überwinden vermochte.
 

Ein Arm zog ihn an einen warmen Körper und erst jetzt blickte der junge Graf auf, in die rot schimmernden Augen, die ihm so vertraut erschienen. "Es scheint, als könnte ich meine derzeitige Unruhe nicht vor dir verbergen" erwiderte Sebastian leise und strich mit seiner linken Hand hauchzart über die Wange des Kleineren, dessen blaue Seen ihn noch immer fragend musterten. "Ich stelle mir sehr viele Fragen, aber die Antworten kannst nur du mir geben. Jedoch möchte ich dir weiterhin die Zeit geben, die du dir von mir erwünschst".
 

"Du musst keine Rücksicht auf mich nehmen, Sebastian. Stell mir deine Fragen und ich werde dir Antworten geben" erwiderte Ciel und krabbelte auf den Schoß des Schwarzhaarigen, dessen Augen den zaghaften Bewegungen folgten. Zwei Hände legten sich um das so perfekt aussehende Gesicht des Älteren, während der junge Graf seine Daumen über die zarte Haut gleiten ließ. Eine schwarze Haarsträhne fiel Sebastian ins Gesicht, welche jedoch von einer schmalen Hand zur Seite gestrichen wurde, ehe auf dem Lippen des Jüngeren ein kleines Lächeln erschien.
 

"Ich liebe dich, Ciel" hauchte Sebastian und nahm die sündhaften Lippen in Besitz, weil er einfach nicht anders konnte. Völlig gleich, wie schmerzhaft seine momentane Lage auch erschien, er liebte dieses hübsche Wesen auf seinem Schoß zu sehr. Vielleicht sollte er einfach die Hoffnungen aufgeben und stattdessen diese sündigen Berührungen genießen? Nein, er konnte nicht, weil er das Herz seines jungen Herren besitzen wollte. Sebastian wollte ebenso geliebt werden, so wie er seine Liebe schenkte.
 

Liebend gern erwiderte der Jüngere den zaghaften Kuss und doch brachte er nach wenigen Sekunden wieder Abstand zwischen sich und seinem Butler. Nach einigen Atemzügen und einem prüfenden Blick in die roten Seen, welche ihn nun intensiv musterten, erhob Ciel seine Stimme. "Sprich mit mir, Sebastian. Ich kann keine Gedanken lesen" forderte er auf und ob der Schwarzhaarige nun wollte, oder auch nicht, er sollte endlich mit ihm reden.
 

Eine Weile schwieg Sebastian noch, aber er sah auch endlich ein, dass er sich aus dieser Situation nicht winden konnte. Eine Lüge konnte er dem Jungen unmöglich auftischen, wobei er eine Lüge niemals über die Lippen zu bringen vermochte. "Was... Was empfindest du wirklich für mich?" sprach er leise die wichtigste Frage aus, welche ihm auf dem Herzen lag. Er wollte doch einfach nur eine klare und ehrliche Antwort von dem hübschen Geschöpf erhalten. Ja, dieses hübsche Wesen hatte ihm vor etwa drei Jahren sein Herz gestohlen.
 

Ciel ließ seinen Kopf auf die Schulter des Älteren sinken, denn genau diese Frage hatte er so sehr gefürchtet. Jedoch erschien ihm diese Frage auch durchaus berechtigt, da er sich ständig von Sebastian berühren ließ. Sie teilten sich sogar seit geraumer Zeit ein Bett und genau deswegen, weil der Schwarzhaarige immer so offen und direkt mit ihm sprach, verdiente sein Butler eine ehrliche Antwort. Nochmals atmete der Jüngere tief durch, ehe er seinen Kopf hob und dem hoffnungsvollen Blick des Älteren begegnete.
 

"Ich mag dich, Sebastian. Ich mag dich sogar sehr, aber...". Eine kurze Pause trat ein, in welcher sich Ciel auf die Unterlippe biss und nach weiteren Worten suchte, die er verwenden könnte. "Ich sagte dir bereits, dass ich nicht so genau weiß, wie ich mich eigentlich fühlen soll und... Weißt du, du bescherst mir immer so wohlige Gefühle, wenn du mich küsst und mich an besonderen Stellen berührst, aber... Ich glaube, ich bin nicht in der Lage solche speziellen Gefühle zu empfinden. So viele Jahre habe ich mit Wut, Hass und Rachegefühlen gelebt und... Ich bin nur ein einfacher Mensch und ohne dich überhaupt nichts wert und...". Ein Zeigefinger brachte den jungen Grafen zum Schweigen, denn Sebastian wollte und konnte sich diese Worte nicht länger anhören, wobei er nun bemerkte, wie verzweifelt sein junger Herr eigentlich war.
 

"Nein, du bist kein gewöhnlicher Mensch in meinen Augen, sonst hätte ich niemals derartige Gefühle für dich entwickelt. Ciel... Beruhige dich und sieh mich an. Lass dir von mir deine Tränen trocknen und denke nicht immer so von dir". Die blauen Augen blickten vorsichtig auf, ehe dem Jungen die Tränen aus dem Gesicht gewischt wurden, welche durch seine eigenen Worte entstanden waren. Warum vergoss er so häufig Tränen? Warum weinte er immer, wenn sein Butler ihm dabei zusehen konnte? Er hatte dieses Gefühl, diese offensichtliche Schwäche, zu früheren Zeiten so sehr gehasst und nun war es so leicht, ihn, Ciel Phantomhive, in diese Lage zu bringen.
 

"Ich hasse mich, Sebastian. Ich bin egoistisch und denke nur an mein eigenes Wohl. Warum musst du ausgerechnet mir dein Herz schenken und...". Ciel hielt inne, als die roten Augen plötzlich eine violette Farbe annahmen und das Gesicht des Schwarzhaarigen ernste Züge formten. Hätte er die letzten Worte etwa lieber nicht aussprechen sollen? Hatte er den Dämon in Sebastian geweckt? Er wusste es nicht und konnte auch keine weiteren Gedanken daran verschwenden, da ein schriller Schrei durchs Anwesen hallte, weswegen sich der junge Graf fast zu Tode erschreckte und sich an seinem Butler klammerte. Das war eindeutig Grell's Stimme gewesen, oder?
 

"Ciel, wir setzen unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fort und nun höre mir bitte aufmerksam zu" sprach Sebastian ernst und setzte seinen jungen Herren auf dem Bett ab, ehe er in seine Schuhe schlüpfte. Der junge Graf sah fasziniert in die dämonischen Augen, welche ihm beinahe um den gesunden Menschenverstand brachten, doch durch einen weiteren Schrei des Todesgottes, erwachte Ciel aus seiner Trance. Sebastian stand unterdessen auf und knöpfte die Knöpfe seines Jackettes wieder zu, während er den Lauten auf dem Gang lauschte. Scheinbar rannte Grell verängstigt durch die dunklen Gänge, also konnte er von ihm wohl keine große Hilfe erwarten.
 

Nachdem sein Jackett wieder perfekt saß, wendete er sich dem jungen Grafen zu und ging vor ihm auf die Knie, um eine tiefe Verbeugung anzudeuten. Ciel sah nur fassungslos zu seinem Butler hinab, schaffte es aber dann doch endlich seine Stimme zu erheben, um seine Frage zu stellen. "Was geht hier vor, Sebastian und warum schreit Grell wie am Spieß?". Der Butler erhob seinen Kopf und erneut sahen diese violetten Augen zum Jüngeren rüber, welcher sich kaum von diesen traumhaften Augen lösen konnte. "Ich bitte dich, Ciel, bleib hier und warte auf mich. Vertrau mir und stelle keine weiteren Fragen" bat der Ältere und erhob sich wieder, ehe er auf die Tür zuging, um sich um das entstandene Problem zu kümmern.
 

"Warte..." rief der junge Graf und tatsächlich hielt sein Butler inne und schien ihm noch einen Moment seiner Aufmerksamkeit schenken zu wollen. "Versprich mir, dass du unversehrt zu mir zurückkehren wirst, Sebastian". Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Schwarzhaarigen, ehe er nochmals eine kleine Verneigung andeutete. "Yes, my Lord" sprach er ernst und dennoch hörte Ciel deutlich die Wärme aus den Worten heraus, ehe die Tür ins Schloss gezogen wurde und sein Butler ihn alleine im Zimmer ließ.
 

"Sebastian..." rief Grell nervös und rannte den Gang hinunter. Verdammt, wo steckte sein Schwarm denn nur? "Sebastian, hilf mir doch bitte. Da war ein schwarzer Schatten mit violetten Augen vor dem Fenster und... Es spukt hier... Sebastian, komm und rette mich" brüllte er durch den Gang und lief noch immer panisch weiter. Plötzlich erschienen violette Augen vor ihm, ehe er in eine Gestalt, welche ebenso wie aus dem Nichts vor ihm auftauchte, lief. Sofort wich er aus den Armen dieser sonderbaren Gestalt und brachte nur Bruchstücke von vereinzelten Sätzen über die Lippen, ehe ihm der Mund mit einer behandschuhten Hand zugehalten wurde.
 

"Beruhige dich, Grell. Ich bin es, Sebastian" sprach der Schwarzhaarige sanft auf den verängstigten Shinigami ein, dessen Augen einige Male blinzeln mussten, ehe er seinen Schwarm tatsächlich erkennen konnte. Ein leises Seufzen entfuhr seinen Lippen, während er die Hand von seinen Mund entfernte und neugierig in die violetten Augen vor sich starrte. "Warst du etwa vor dem Fenster? Wieso jagst du mir solche Angst ein, Sebastian?" wollte Grell in Erfahrung bringen, denn er hatte sich wirklich fast zu Tode erschrocken.
 

Sebastian seufzte und blickte schließlich an die Decke, um die Aura zu verfolgen, welche mitten in der Nacht für Unruhe sorgte. "Ich kann dir nun keine Fragen beantworten. Ich möchte dich darum bitten, dich um Ciel zu kümmern. Was auch immer für Geräusche ihr hören werdet, ihr müsst im Zimmer bleiben. Ich verlasse mich auf dich" murmelte der Ältere und lief an dem nun verwundert wirkenden Todesgott vorbei, um endlich aufs Dach zu gelangen, denn dort wurde er vermutlich bereits erwartet. Rasch überprüfte er noch seine Innentaschen nach dem nötigen Silberbesteck, welches er meistgehend im Kampf benutzte, ehe er seine Schritte beschleunigte. Es war Zeit, seine Pflicht zu erfüllen.
 

Ciel zupfte derweil unruhig an seinem Hemd und starrte immer wieder zu den geschlossenen Vorhängen. Sollte er vielleicht mal einen Blick in den Garten riskieren? Sebastian hatte zwar gemeint, er solle im Zimmer bleiben, aber er hatte nicht gesagt, dass er nicht aus dem Fenster schauen dürfe. Nun, Befehle nahm er sowieso nicht entgegen, aber er wusste nun mal nicht, was nun eigentlich vor sich ging. Natürlich kam ihm Claude Faustus in den Sinn, aber sein Butler hätte doch sicherlich etwas erwähnt, wenn er eine dämonische Aura gespürt hätte, oder?
 

Der Jüngere horchte auf und wendete seinen Blick der Tür zu, welche sich öffnete und eine Gestalt ins Zimmer trat. "Sebastian?" hauchte er, denn er konnte überhaupt nichts erkennen, da sein Butler den Kerzenständer mitgenommen hatte. "Nein... Ich bin es nur. Kannst du mir vielleicht verraten, was hier eigentlich los ist, Junge? In deinem Haus spukt es, oder?". Grell, dachte sich Ciel und seufzte erleichtert aus, obwohl ihm Sebastian wirklich lieber gewesen wäre. Wie? Der Shinigami trat näher an sein Bett heran und nun konnte er auch seine Umrisse ein wenig erkennen, aber was bedeutete dessen Aussage? In seinem Anwesen soll es spuken? Wie kam Grell auf solche Gedanken?
 

"Mach dich nicht lächerlich, Grell" murrte Ciel und erhob sich vom Bett, ehe er auf leisen Sohlen durchs Zimmer schlich und einen Vorhang zur Seite zog, um endlich eine Lichtquelle zu schaffen. Der helle Mond schien und somit konnte er nun auch Grell erkennen, welcher neben ihm trat und ebenfalls in den Garten blickte. Seine Augen wirkten jedoch unruhig, was den jungen Grafen stutzen ließ. Ja, der Shinigami hatte vor einigen Minuten geschrien, also schien er etwas gesehen zu haben, oder?
 

"Was weißt du? Hat Sebastian dich zu mir geschickt?" wollte der Jüngere nun endlich wissen. Verdammt, diese Ungewissheit regte ihn höllisch auf und zu früheren Zeiten hatte sein Butler schon immer gewisse Dinge vor ihm verheimlicht. Er hasste solche Geheimnisse, von denen er nichts wissen durfte, obwohl es doch scheinbar um ihm ging, oder?
 

"Ja, ich soll mich um dich kümmern, aber mehr wollte er mir auch nicht sagen. Hast du seine Augen gesehen? Gruselig, obwohl sein Blick etwas Unwiderstehliches an sich hatte, aber... Dieser Schatten vor dem Fenster war wirklich unheimlich mit diesen violetten Augen". Ungläubig sah der junge Graf zum Todesgott auf, der ihm gerade die besten Informationen lieferte, ohne selbst vermutlich Schlussfolgerungen ziehen zu können. Die gleichen Augen, wie die von Sebastian? Augen eines Dämonen? Dann war dieser Schatten wirklich Claude gewesen, denn einen anderen Dämon kannte Ciel nun wirklich nicht.
 

"Die Augen eines Dämonen" hauchte Ciel und blickte wieder aus dem Fenster, um den Garten zu beobachten. Innerlich verkrampfte sich sein ganzer Körper, bishin zu einem unguten Ziehen in seiner Magengegend. "Du hast mir dein Wort gegeben, Sebastian, also kehre unversehrt zu mir zurück" dachte er sich insgeheim und wurde bei der Schulter ergriffen und mit sanfter Gewalt zur Seite geschoben. Grell öffnete nach wenigen Sekunden das Fenster und ließ die eisige Winterluft herein, während er sich noch immer im Garten umsah. Nichts zu sehen und auch so hörte er keine verdächtigen Geräusche.
 

"Also ist von Claude Faustus die Rede? Ich sehe Sebastian nirgendwo und ungewöhnliche Geräusche höre ich auch nicht" erwiderte der Shinigami und lehnte sich noch ein wenig mehr aus dem Fenster, um vielleicht etwas Verdächtiges zu entdecken. Wo war sein Schwarm denn nur? Sollte er wirklich hier im Zimmer bleiben, obwohl sich scheinbar im Garten, oder sonst irgendwo ein Kampf ereignete? Schließlich zog er seinen Kopf wieder zurück und sah zum Kleineren hinab, dessen Augen unruhig und suchend durch den Garten huschten.
 

"Zieh dir einen Mantel über und Schuhe an. Sebastian kann von uns nicht verlangen, dass wir hier untätig warten, oder?". Der Rothaarige grinste den Jungen leicht an und erhoffte sich eine positive Antwort. Jedoch drangen keine Worte über die Lippen des jungen Grafen, sondern ein erschrockenes Keuchen, da er plötzlich das Klirren von aufeinander treffenes Metall vernehmen konnte. Die Geräusche schienen vom Dach zu kommen und nun überlegte er wirklich, ob er nicht doch einen Blick aus sicherer Entfernung riskieren sollte. Grell war bei ihm, also würde dem jungen Herren auch nichts passieren, oder?
 

Gerade wollte der Shinigami erneut das Wort erheben, als der Jüngere wortlos durch das Zimmer ging und sich seinen Weg zum Kleiderschrank suchte, dessen Tür er öffnete und einen warmen Mantel aufs Bett warf. Ein Schal folgte, ehe er sich Schuhe aus dem Schrank kramte und diese vor dem Bett positionierte. Den Schal band sich der junge Graf um und stellte auch kein größeres Problem dar, ebenso wenig der Mantel, dessen Knöpfe er nach wenigen Sekunden zugeknöpft hatte. Nun waren die Schuhe dran und da lag sein eigentliches Problem. Er konnte sich nicht die Schnürsenkel zubinden, obwohl er Sebastian so oft dabei beobachtet hatte.
 

"Bist du bald fertig, oder... Nein, sag mir nicht, dass du dir die Schnürsenkel nicht zubinden kannst?". Zum Ende hin wirkte Grell erst noch erstaunt, ehe er seiner Stimme pure Belustigung beifügte. Sein Verdacht bestätigte sich, als der Junge auf dem Bett aufgab und stattdessen ein wütendes Knurren über die Lippen brachte. Ein leises Seufzen entwich dem Todesgott, ehe er vor dem verwöhnten Bengel in die Hocke ging, um dessen Schuhe zubinden zu können. "Du bist ein verwöhntes Balg" murmelte Grell wahrheitsgemäß, denn jedes Wesen sollte sich doch wenigstens die Schuhe zubinden können. "Halt deinen Mund" war die leise Antwort des jungen Grafen, während er verlegen zur Seite blickte, da er auf Grell angewiesen war.
 

Nachdem Grell die Schuhe zugebunden hatte, legte er ein amüsiertes Grinsen auf und erhob sich wieder. Er hörte den gemurmelten Flüchen nur mit halbem Ohr zu und lief stattdessen zum Fenster zurück, um nochmals einen Blick in den Garten zu riskieren. Ja, die beiden Dämonen schien auf dem Dach zu sein, ein ungewöhnlicher Ort zum Kämpfen, aber was erwartete er von solchen Wesen? Neben sich hörte er den Jüngeren, dessen Augen ebenso den Garten musterten und doch nichts zu finden schienen.
 

Im nächsten Moment wusste Ciel nicht, wie ihm eigentlich geschah und krallte sich an dem roten Mantel fest, welchen er mit den Händen ergreifen konnte. Lag er nun tatsächlich in den Armen des Rothaarigen? Vorsichtig blickte er zu den goldenen Augen auf, welche noch immer auf den Garten gerichtet waren, ehe Grell zum Jungen sah und ihm ein belustigtes Grinsen schenkte.
 

"Dann wollen wir mal" rief Grell und sprang aus dem Fenster, um sich an der darüber liegenden Regenrinne festhalten zu können. Mit einer Hand erwies es sich nun doch als äußerst schwierig, musste er sich eingestehen, weswegen er sich mit den Füßen kraftvoll an der Hauswand abstieß und schließlich mit seiner Hand das Dach ergreifen konnte. "Junge... Kletter hoch und hilf mir gefälligst" zischte der Shinigami vor lauter Anstrengung, ehe er die Zähne aufeinander presste. Nur noch wenige Sekunden, dachte er sich, sofern der Junge endlich tat, worum er verlangte.
 

"Erteile mir keine Befehle" murrte Ciel und kletterte aufs Dach, während er seine Augen vorsichtig schweifen ließ. Tatsächlich erblickte er seinen Butler und Claude Faustus in einiger Entfernung, aber nach einem Kampf sah ihre Haltung nicht aus. Ob sie sich unterhielten? "Hey... Ich kann mich nicht mehr lange halten, Kleiner" rief Grell angestrengt und endlich halfen ihm schmale Hände, damit auch er endlich aufs Dach klettern konnte.
 

Hastig atmete er einige Male durch, während auch er seinen Blick über das Schnee bedeckte Dach schweifen ließ und schließlich die beiden Dämonen entdeckte. Sebastian stand mit dem Rücken zu ihnen, weswegen Grell den fremden Dämon mustern durfte und was er auf dieser weiten Distanz sehen konnte, gefiel ihm doch sehr. Ein Mann mit einer schlichten Brille und ebenso goldenen Augen blickte Sebastian entgegen, während er mit ihm zu reden schien. Worüber die beiden Dämonen wohl redeten?
 

"Junge... Der Typ sieht aber göttlich aus. Dämonen sind zwar niedere Wesen, aber ich beneide sie wegen ihrer perfekten Schönheit" schmachtete Grell mit verliebter Stimme und legte beide Hände um sein Gesicht. Dieser Claude besaß fast die gleiche Ausstrahlung wie sein Schwarm. Ciel seufzte verächtlich, während er seicht den Kopf schüttelte. "Du solltest dir eine neue Brille zulegen, damit du die wahre Schönheit erkennen kannst" murrte er schließlich und krabbelte langsam vorwärts. Laufen war auf dem Schnee bedeckten Dach zu gefährlich, aber wenn er hören wollte, was die beiden Dämonen miteinander zu bereden hatten, musste er sich in die Gefahrenzone trauen.
 

"Nun warte doch auf mich" wisperte der Shinigami und nahm die Verfolgung auf, denn auch er war unsagbar neugierig geworden. Irrte er sich, oder hatte der Bengel gerade Sebastian in Schutz genommen? Ja, er schien Sebastian weitaus schöner zu finden, als diesen Claude, dessen Lippen erneut Worte formten. Er konnte zwar leise Worte vernehmen, aber er sie nicht verstehen. Warum? Unterhielten sich die Dämonen etwa in ihrer eigenen Sprache? Möglich, aber dann brachte das Beschatten auch nicht viel, jedenfalls in seinen Augen.
 

Ciel krabbelte noch immer näher an das Geschehen heran, doch im nächsten Moment rutschte er mit der Hand ab, mit welcher er sich an dem Schornstein hatte festhalten wollen, um sich dort hinter verstecken zu können. Mit einem leisen Keuchen glitt er einige Meter über den Schnee bedeckten Boden, ehe eine Hand sein Handgelenk umfasste. Vorsichtig blickte er in goldene Augen auf und nur für einen kurzen Augenblick dachte er tatsächlich, dass nun Claude vor ihm stehen und ihn mitnehmen würde. Jedoch blinzelte er einige Male und erkannte schließlich deutlich den Todesgott vor sich, dessen Zeigefinger andeutete, dass Ciel nun wirklich leise sein sollte.
 

Mit einem zaghaften Nicken krabbelten Graf und Todesgott hinter dem Schornstein und lauschten den fremdartigen Worten, welche nun auch Ciel's Ohren erreichten. "Ich verstehe kein einziges Wort" murmelte er wahrheitsgemäß und blickte zum Shinigami auf, dessen Nicken ihm zu verstehen gab, dass auch er nichts verstehen konnte. Leicht beugte sich Grell seitlich, um hinter dem Schornstein hervor zu schauen und betrachtete Sebastian, dessen ernste Miene deutlich machte, dass er von Claude's Auftauchen wenig erfreut zu sein schien. Der andere Dämon hingegen blieb gelassen und rückte die Brille zurecht. Diese Arroganz erinnerte ihn sehr an William, weswegen er seine Meinung bezüglich der Schönheit wieder änderte.
 

Plötzlich hatte der Shinigami das Gefühl, als würden violett schimmernde Augen durch ihn hindurch sehen, ehe Claude mit einem gekonnten Sprung, welcher selbst für seine Augen viel zu schnell erschien, auf dem Schornstein landete. Ciel hörte nur ein angespanntes Keuchen von Grell, weswegen er dessen erschrocken wirkenden Augen folgte und beinahe zu einer Salzsäule erstarrte. Wie hatte Claude sie entdecken können? Waren der Todesgott und er letzten Endes doch zu laut gewesen, oder hatte der Dämon, dessen violette Augen sich nun auf ihn richteten, von Anfang an von ihrer Anwesenheit gewusst?
 

"Ein Shinigami..." stellte Claude wenig beeindruckt fest und richtete seine Brille. "Und der junge Graf Phantomhive, der meiner Hoheit ein ergebenes Spielzeug werden wird". Ciel schluckte schwer, denn er konnte sich sehr wohl vorstellen, was der Dämon mit diesen Worten meinte. Sein ganzer Körper begann unkontrolliert zu zittern, während sich seine Atmung augenblicklich beschleunigte. Längst vergessene Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf und zeigten ihn selbst, wie er unter Höllenqualen schrie. Längst vergessene Schmerzen suchten seinen Körper heim, ehe er vor lauter Angst seine Augen schloss und seine zitternden Hände an seine Ohren legte. Diese Bilder, dachte er sich insgeheim, sie sollten aufhören. Er wollte diese Qualen nicht noch mal durchleiden müssen.
 

"Grell, du solltest dich um meinen jungen Herren kümmern und mit ihm im Zimmer bleiben" zischte Sebastian und erschien wie aus dem Nichts hinter dem Rothaarigen, welcher sich fast zu Tode erschreckte. Hastig nickte er seinem Schwarm zu und hob den zitternden Körper des Jungen auf seine Arme, um aus der Schusslinie zu gehen. Warum zitterte der Kleine denn wie Espenlaub? Hatte Claude ihm wirklich solche Angst eingejagt, oder waren es die Worte gewesen, die den Jungen dermaßen verängstigten.
 

"Warum setzt du dich für ein menschliches Kind ein, Sebastian? Du hättest seine Seele verschlingen können, aber aus einem, für mich unverständlichen, Grund, hast den Vertrag gebrochen" erläuterte Claude sein bisheriges Wissen, welches er hatte in Erfahrung bringen können. Sebastian legte ein amüsiertes Lächeln auf und wartete noch, bis Grell mit seinem jungen Herren in sicherer Entfernung war, ehe er seine Antwort gab. "Ich denke, dass ich dir keinerlei Rechenschaft schuldig bin".
 

Ein leises Knurren verließ Claude's Kehle, ehe er seine rechte Hand erhob und diese auf den Shinigami richtete. "Wie du willst..." erwiderte er auf die nicht ausreichende Antwort hin, während er seine Kräfte in seiner Handfläche sammelte. Sebastian erkannte die Gefahr sofort und stürmte zum Rothaarigen rüber, dessen Körper er grob vom Dach stieß und gleichzeitig seine Hände erhob, um diese dämonische Macht abwehren zu können. Er müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass Claude ein leichter Gegner war.
 

Grell presste den Jungen an seine Brust, nachdem er den Schock überwunden hatte, ehe er mit einem gezischten Laut auf dem Schnee bedeckten Boden aufkam. Mit einem schmerzhaften Keuchen knickten seine Beine ein, denn mit diesen so plötzlichen Sturz hatte er einfach nicht gerechnet und er hoffte inständig, dass dem Bengel nun nichts geschehen war. Ihm schien es jedoch gut zu gehen, als er einen vorsichtigen Blick zum Grafen riskierte, welcher nur verwundert zu ihm aufsah.
 

Sebastian unterdessen rutschte immer weiter zum Rand des Daches und versuchte dieser Macht irgendwie Einhalt zu gebieten. Sein Körper stand unter Strom, jedenfalls floss diese Macht wie unzählige Blitze durch seine Glieder, während seine Hände zu verbrennen drohten. Verdammt, ihm musste etwas einfallen, bevor sein Körper unter dieser bestialischen Spannung zerriss. Dennoch ruhte noch immer dieses amüsierte Lächeln auf seinen Lippen, denn er würde Claude nicht zeigen, dass er dieser Macht kaum noch widerstehen konnte. Nein, dazu war sein Stolz als erfürchtiger Dämon einfach zu mächtig.
 

"Ich kann diese monströse Macht spüren. Sebastian wird sterben, wenn er sich dieser Macht noch länger aussetzt" murmelte Grell, auf dessen Körper eine unangenehme Gänsehaut erschienen war, als er diesen Gedanken hatte aussprechen müssen. Ciel erschrak zutiefst und befreite sich aus den Armen des Todesgottes, um hinauf zum Dach zu blicken. Tatsächlich konnte er seinen Butler nahe am Rande des Daches mit ausgestreckten Händen sehen, um gegen eine, für ihn unsichtbare, Macht zu kämpfen.
 

"Mein Befehl lautete, dass du unversehrt zu mir zurückkehren sollst" rief er zum Schwarzhaarigen hinauf, welcher für einige Sekunden unaufmerksam und durch einen harten Schlag im Gesicht vom Dach gefegt wurde. Mit unglaublicher Geschwindigkeit landete er im nicht vorhandenen Blumenbeet und keuchte unterdrückt, da dieser Schlag wahrlich gesessen hatte. Mit seiner rechten Hand wischte er sich über den Mund und erblickte einen rötlichen Fleck auf seinem weißen Handschuh. Ein müdes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe er sich auf die Beine kämpfte und nun erst bemerkte, wie sehr seine Knie eigentlich zitterten. Nicht aus Angst. Nein, diese Macht beherrschte noch immer seine Glieder.
 

Claude sprang, nachdem er ein weiteres Mal seine Brille gerichtet hatte, vom Dach und landete einige Meter von Sebastian entfernt auf dem Schnee bedeckten Boden und erhob erneut seine rechte Hand. "Ich erfülle lediglich den Befehl meiner Hoheit" brachte Claude kühl über die Lippen und konzentrierte ein weiteres Mal diese monströse Macht in seiner Handfläche. Grell hielt sich die Augen zu, denn er wollte einfach nicht glauben, was sich vor ihm abspielte. Claude konnte doch unmöglich der Stärkere von den beiden Dämonen sein, oder? Nein, sein Sebastian hatte sicherlich noch ein Ass im Ärmel.
 

"Sebastian..." hauchte Ciel und er wusste nicht, wieso sich seine Beine auf einmal in Bewegung setzten, aber er musste Sebastian beschützen. Nur ein einziges Mal in seinem Leben wollte er zu etwas Nütze sein und auch wenn er nun sein Leben in Gefahr brachte, er konnte nicht tatenlos zusehen, wie sich sein Butler für ihn opferte. Mit beschleunigter Atmung blieb er schließlich vor dem groß gewachsenen Mann stehen und breitete seine Arme aus, um zu demonstrieren, dass er diesen Schritt nur über seine Leiche zulassen würde. Claude besaß nicht dieses Recht. Niemand besaß das Recht, seinem Butler in irgendeiner Weise Leid zuzufügen.
 

Claude schien ein wenig überrascht zu sein und auch seine Augenfarbe normalisierte sich wieder, während er seine Hand sinken ließ. Lange und sehr intensiv sah er in die blaue Augen, die fest zu ihm aufblickten und keinerlei Zweifel ausdrückten. Der junge Graf würde sich nicht vom Fleck bewegen, dessen wurde sich der Dämon bewusst und straffte seine Gestalt.
 

"Ich habe meine Antwort erhalten und werde bezüglich dieser neuen Situation meiner Hoheit Bericht erstatten" gab er zu verstehen und blickte zu Sebastian, dessen Augenfarbe sich ebenfalls wieder normalisierte. Jedoch konnte er in den roten Seen deutlich Angst und blankes Entsetzen erkennen, weswegen er nun zum Anwesen seiner Hoheit zurückkehren würde. Ja, Alois würde sich über diese neuen Informationen köstlich amüsieren und vermutlich neue Wege und Mittel finden, um das Leben des jungen Grafen schwerer zu gestalten.
 

"Ich verabschiede mich an dieser Stelle und kündige meine Rückkehr in absehbarer Zeit an" erklärte er noch und sah ein letztes Mal in die ernsten Augen des jungen Phantomhive, welcher bei den letzten Worten ungehalten knurrte. Im nächsten Moment war der Dämon verschwunden und zurück blieb eine unangenehme Stille, die erst durchbrochen wurde, als Grell sich hastig in Bewegung setzte.
 

"Junge... Du hast echten Mut bewiesen. Du bist ja doch ein ganz netter Kerl" grinste der Rothaarige und wuschelte durch das Haar des Jüngeren, dessen Hand sich erhob, um diese Tätigkeit zu unterbinden. Stattdessen drehte sich der Kleinere nun zu seinem Butler um, wollte gerade ein erleichtertes Lächeln auflegen, als er plötzlich mit voller Wucht zur Seite fiel und schließlich auf den Schnee bedeckten Boden landete. Sofort erhob er seine rechte Hand und rieb sich über seine schmerzende Wange, die sofort eine rötliche Farbe annahm.
 

"Ähm..." brachte Grell lediglich über die Lippen und sah entsetzt zum Schwarzhaarigen, in dessen Augen er deutlich Tränen entdecken konnte. "Sebastian?" fragte er zaghaft, doch im nächsten Moment war auch sein Schwarm verschwunden. Hallo? Was ging denn nun ab? Freute sich Sebastian denn nicht über den Einsatz des Jungen? Wieso hatte er ihm mit voller Wucht eine Ohrfeige verpasst?
 

"Ähm... Ciel, verstehst du vielleicht, warum er dir eine geschmiert hat?" wendete er sich nun an den Jungen. Grell gebrauchte selten den Namen des jungen Grafen, aber im diesen Moment hatte er einfach das Gefühl, als müsse er nun besonders freundlich mit dem Kleinen umgehen. Ciel blieb einfach regungslos auf dem Boden sitzen und versuchte die eben erlebte Ohrfeige zu verstehen. Noch nie hatte sein Butler gegenüber ihm die Hand erhoben. Nein, er war immer so vorsichtig mit ihm umgegangen und nun wurde er eines Besseren belehrt. Sebastian konnte auch durchaus anders, aber was hatte er von einem Dämon erwartet?
 

"Ciel... Lass uns erstmal ins Haus gehen. Sebastian kommt schon wieder zur Besinnung" versuchte Grell den zitternden Jungen zu beruhigen, ehe lautes Gelächter erklang, weswegen der Shinigami ein verwundertes Gesicht zog. Warum lachte Ciel denn nun? War er wohlmöglich durch die Ohrfeige verrückt geworden? "Er ist ein Dämon, Grell. Er ist und bleibt ein Dämon. Egal, wie menschlich er auch aussehen mag. Egal, wie menschlich er mich behandelt. Er bleibt ein Dämon und ein Dämon sollte sein eigenes Leben führen und nicht seine Zeit mit mir vergeuden" kicherte der junge Herr, ehe er erneut in schallendes Gelächter ausbrach.
 

"Wie? Was soll das denn jetzt?" hinterfragte der noch immer irritierte Todesgott und ergriff den Kragen des Jungen, um ihn auf die Beine zu ziehen. "Bist du dir im Klaren, dass er dich über alles liebt? Er wäre für dich gestorben, du undankbares Stück...". Grell brach seine Beleidung abrupt ab, als er die Tränen in den blauen Augen bemerkte, welche sich nun ihren Weg über die Wangen suchten. Also waren diese Worte eben gar nicht ernst gemeint gewesen? Nein, mit dieser Art pflegte der Bengel mit der jetzigen Situation wohl umzugehen, obwohl er dieses Verhalten nicht wirklich nachvollziehen konnte.
 

"Kleiner..." murmelte Grell und zog den Jungen an seine Brust, um ihm etwas Trost zu spenden. Hoffentlich beruhigte sich Sebastian bald wieder, auch wenn der Shinigami noch immer nicht verstehen konnte, warum der Butler dem Jungen eine Ohrfeige verpasst hatte. Er hätte es ihm nie zugetraut, aber auch er war eines Besseren belehrt worden. Jetzt hieß es erstmal abwarten und Tee trinken, sofern er einen Tee für den jungen Grafen überhaupt zustande brachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Yamis-Lady
2014-04-07T21:01:24+00:00 07.04.2014 23:01
OAO
Also....das kapitel....war echt mega hammer!!!!
Ich weiß gar nicht was ich sagen soll XDD
Grell is sooo unglaublich sanft, frech und fürsorglich und ciel is sowieso bombe!! ;////;
Awww, ich muss weiterlesen <3
Von: abgemeldet
2010-09-05T04:08:20+00:00 05.09.2010 06:08
ui.das hat gesessen..
autsch *wange reib*
war abber süß vom ciel dass er ihn beschützt hat.
oder es versucht hat..
wi mans nennen will..
hmm.supa kapi
imma widda guta lesestoff
*nasehochzieh*
^^
Von: abgemeldet
2010-08-28T11:55:23+00:00 28.08.2010 13:55
holla o.O sebe-chan so geht das aber nicht hier ^^ wieder ein tolles kapi ^^ WOW freu mich aufs nächste^^
Von:  xXSakuraHarunoXx
2010-08-26T19:05:46+00:00 26.08.2010 21:05
buuuuuhhhhhhaaaaa war das lange ich freuhe mich auf nächstes^^.oh mann alles geht drunter und drüber.grell hatte die hosen voll hee heeXD.ich fande das seby hätte troz allem eine ohrfeuhge kriegen.
Von:  SobobaniArt
2010-08-26T11:12:15+00:00 26.08.2010 13:12
hm~
*grins*
und wieder hast dus bewiesen das in deinen Kapis voll die spannung drinne ist x33
*poke*
hat spass gemacht dieses Kapi zu lesen~
weiter so~ ^^

gezeichnet LordCiel
Von:  BellaBlumentopf
2010-08-26T10:38:23+00:00 26.08.2010 12:38
fand das kapitel auch gut :)
und ich nehme mal an, die ohrfeige war dafür, dass ciel sich so leichtfertig der gefahr ausgesetzt hatte - sebby hatte einfach angst um ihn...
ach mann, ciel, nimm doch endlich mal das brett von deinem kopf und mach dir klar, dass du sebby liebst, sag es ihm und dann is alles gut...
also ich bin gespannt aufs nächste kapitel :)
Von: abgemeldet
2010-08-26T10:20:56+00:00 26.08.2010 12:20
juchuuuu es ist draußen^^
und es ist jetzt action und dramatik im kapitel
und ein kleines bisschen humor
grell:nein, sag mir nicht das du dir die schnürsenkel nicht zubinden kannst XD
ich musste so lachen^^
und ein kleiner kampf zwischen claude und sebastian...
wobei ich sagen muss sebastian ist tausendmal stärker als diese null
er war halt einfach nur.... abgelenkt
und das von ciel
kein wunder das er sich da sein unmut luft macht
obwohl ich nicht gutheißen kann das er ihn einfach eine ohrfeige gibt und dann klammheimlich sich davonstiehlt
*seufz*
stress im paradies bei den zweien.....
das macht es spannender *vorfreudig grins*
ich liebe hohe stolpersteine auf den weg zum glück, das macht es alles interessanter
nur habe ich eines zu bemängeln, bei den abschnitt wo claude auf den schornstein springt etwas weiter darunter haste geschrieben:
Längst vergessene Schmerzen suchten seinen Körper heim, ehe er vor lauter Angst seine Augen schloss und seine zitternden >…< an seine Ohren legte.
da haste das wort Hände vergessen ;)
so das wars von meiner seite aus
bin ich eigentlich erste hier?
*sich umguck*
yeah erste *hihi*


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