Liebe ist nicht nur ein Wort
Unlängst habe ich einmal über Wörter nachdenken müssen. Ich lief durch das Reich des Winters und, ich weiß nicht, wieso, ich musste über Worte nachdenken. Welche Bedeutung sie für uns haben, wie wichtig sie sind, und wie sehr sie uns doch im Wege stehen.
Ich habe bisher Liebe auch nur für ein Wort gehalten. Ein launisches Wort, eines, das so groß ist, dass man fast Angst davor haben muss, zugleich aber auch so oft verwendet wird, dass es jegliche Bedeutung verloren hat.
Ja, das dachte ich, bevor mein Herz begann, sich über dieses Wort Gedanken zu machen. Denn mein Herz fragte sich nicht, was dieses Wort bedeuten sollte, mein Herz wusste nur, dass dieses eine Wort verzweifelt versuchte, etwas auszudrücken, wofür es einfach kein Wort gibt.
Mein Herz wusste, wovon das Wort eigentlich sprach. Mein Herz kannte das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Mein Herz wusste, wie es war, sich selbst zu verzehren, weil irgendetwas fehlte, und es wusste, wie glücklich es einen machte, wenn das Fehlende wiederkehrte.
Denn mein Herz kannte Nea. Mein Herz liebte Nea. Mein Herz wollte nicht mehr ohne sie sein und mein Herz war glücklich, wenn es bei ihr war.
Man nennt es Liebe, doch es geht so viel tiefer, als es das Wort auszudrücken vermochte.
Ich habe lange gebraucht, um wirklich zu begreifen, dass genau dies es war, was ich für sie empfand. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Todesangst davor, dass sie mich nicht verstehen, dass sie mich abweisen würde.
Liebe kann aber auch etwas anderes sein. Freundschaft ist auch eine Form von Liebe. Genauso wie das, was ich für meine Schwester empfand. Es ist alles ein und dasselbe Wort, doch es bedeutet eigentlich so unendlich viel. Es spricht von Sehnsucht, es spricht von Verlangen, es spricht von Vergessen, es spricht von Zauber.
Es hat lange gedauert, bis ich es wirklich verstanden hatte. Bis ich begriff, dass Liebe alles überwinden kann. Dass es keine Rolle spielt, wer wen liebte.
Ob es ein König war, der vor der faszinierenden Grazie einer Bauerntochter kapitulieren musste, ob es ein unschuldig Verbannter war, der dem Wesen einer mutigen Jungfrau erlag, ob es ein Vater war, der seine Liebste und seine Tochter verlor und durch die Schönheit eines jungen Mädchens, das eigentlich viel zu jung für ihn war, wieder die Lust und den Mut zum Leben verspürte.
Oder ob es ein Zauberer war, der glaubte, dass alle Welt seinen Tod wünschte und nun lernte, dass er eigentlich nur selbst es war, der sich vor sich selbst und seiner Verantwortung versteckte, nun aber durch das Lächeln einer jungen Frau verstand, dass er es nicht musste.
Liebe kann alles Glück der Welt, oder aber ein Meer aus Tränen sein. Es kann der Himmel und die Erde oder aber das Nichts sein.
Doch was es auch ist, eines steht fest.
Liebe ist kein Wort.
Liebe sind Taten!