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Ein Blick hinter das Eis

oder wie Joey nicht nur den Eisprinzen bezwang, sondern auch die letzte Schlacht überlebte...
von

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Rekapitulation

"Warum zum Teufel starrst du mich so an, Wheeler?"
 

Seine Stimme ist eisig und schneidend zugleich und unwillkürlich zucke ich zusammen. Für einen Moment habe ich das Gefühl zu erstarren, während ich gleichzeitig fühle, wie heiße Röte über mein Gesicht huscht. Ich kann nicht anders als den Blick etwas zu senken.
 

Seine Augen ruhen weiter auf mir. Ich spüre es. Gott, ich bin mir gar nicht bewusst gewesen, dass ich ihn angestarrt habe. Mann, scheinbar habe ich heute gar nichts mehr unter Kontrolle. Er scheint auf eine Erwiderung zu warten und ich suche fieberhaft nach Worten, irgendeinem Spruch, den ich ihm an den Kopf werfen kann.
 

Mensch, Joey, reiß dich zusammen.
 

Es dauert eine Weile bis ich in der Lage bin die Klappe aufzumachen. Dabei vermeide ich es ihn anzusehen.
 

"Dich anstarren? Was bildest du dir sonst noch ein?"
 

Ich versuche zu lachen, aber es gelingt mir nicht wirklich, was nicht nur mich irritiert. Einen Augenblick lang habe ich das Gefühl, dass etwas fragendes in seinem Blick liegt.
 

"Wie kann man nur so erbärmlich sein?" Er schüttelt leicht den Kopf, lässte es damit aber auf sich beruhen und ich bin erleichtert als er sich abwendet. Viel länger hätte ich seinem Blick auch nicht stand gehalten. Mann, Mann, diese Augen machen mich fertig. Ich meine, sein Blick hatte es schon immer in sich. Das weiß jeder, den er man mit diesem erbarmungslosen Ich-bin-der-ultracoole-Herr-und-Meister-Blick angesehen hat, aber irgendwie berührt es mich jetzt noch mehr, wenn er mich ansieht. Es ist seltsam und ich kann es weder beschreiben noch erklären, doch irgendwie geht mir sein Blick plötzlich unter die Haut. Anders lässt es sich nicht ausdrücken und das ist schon unfassbar genug, oder? Wie kann ein Mensch auch nur solche Augen haben? So klar und blau wie ein Gletschersee. Und neuerdings auch noch so tief.
 

Verflucht, ich werde noch verrückt. Das ist doch nicht normal. Irgendetwas stimmt mit mir nicht. Es ist doch nicht zu fassen wie ich inzwischen auf diesen unterkühlten Supermacho reagiere und das alles nur, weil ...
 

Ja, Joey, weil was?
 

Ich drehe mich wieder im Kreis. Weil ich verdammt noch mal in seine Augen gesehen habe als die Festung aus Eis die Zugbrücke gerade unten hatte und weil das einfach unglaublich war und naja, weil ich seither dauernd daran denken muss.
 

Bähm! Noch eine Erkenntnis, eine furchteinflössende und widernatürliche noch dazu. Gott, mir wird gerade so schlecht. Ich glaube, ich muss mich übergeben. Das kann doch einfach alles nicht wahr sein. Ich muss endlich aufhören daran zu denken oder nein ... ich muss die Sache mal logisch betrachten. Wobei Logik nicht unbedingt meine Stärke ist.
 

Rekapitulieren wir also. Herrje, mich hat es übel erwischt, ich benutze schon Fremdwörter. Ich klinge wie Kaiba. Der Typ muss irgendwas mit mir gemacht haben. Ja, genau. Das ist es. Er hat im Park etwas mit mir gemacht und deshalb bin ich jetzt vollkommen neben der Spur. So. Das ist es.
 

"Natürlich hat er etwas mit dir gemacht." vernehme ich wieder diese Stimme in meinem Kopf. "Er war nett zu dir."
 

Ein würgender Laut kommt von selbst aus meinem Mund. Kaiba und nett? Das sind zwei Dinge, die sich alleine schon den Naturgesetzen nach nicht vertragen. Etwas, dass einfach nicht zusammen gehört. Besonders nicht, wenn es um mich geht. Aber ich muss den Fakten ins Gesicht sehen. Es war so. Er war nett gewesen.
 

Kaiba war nett gewesen.

Zu mir.

Mehr noch. Er hatte mir den Arsch gerettet.

Ok, das ist vielleicht etwas übertrieben, sagen wir lieber, er hat mir aus einer dämlichen Situation geholfen. Wobei auch das nicht unbedingt realistisch klingt. Denn ... Kaiba und mir helfen, das ist genauso absurd. Doch es trifft nun einmal den Kern der Sache. Man kann es drehen und wenden wie man will.
 

"Möchtest du mir nicht sagen, was mit dir los ist, Joey?" höre ich Yugi fragen.
 

Ich muss ihn nicht ansehen um zu wissen, dass er mir ein fast liebevolles, aufmunterndes Lächeln schenkt. So ist Yugi eben.

Unwillkürlich entspanne ich mich zum ersten Mal an diesem Tag wieder. Er wartet auf eine Antwort und ich seufze. Vielleicht sollte ich tatsächlich mit ihm darüber reden? Ich meine, warum nicht. Yugi ist mein bester Freund und auch wenn das alles gerade ziemlich verrückt ist, der kleine Kerl würde mich zwar nicht verstehen, aber bestimmt auch nicht für total durchgedreht halten, oder? Dennoch zögere ich. Hier ist eben auch nicht der richtige Ort.
 

"Später, Yugi. Ok?" erwidere ich schließlich und er nickt scheinbar etwas erleichtert.
 

So. Ich habe damit nicht nur eingeräumt, dass etwas los ist, ich habe mich auch indirekt verpflichtet darüber zu reden. Puh. Das ist hart und es wird wohl nicht leichter werden.
 

***
 

Ich plappere einfach darauf los, untermale mein Gerede mit wildem Gestikulieren und Yugi sitzt mir ruhig und geduldig gegenüber und hört zu. Viel habe ich eigentlich nicht zu erzählen, aber irgendwie fällt es mir schwer darüber zu reden, selbst ihm gegenüber. Als ich es schließlich hinter mich gebracht habe, sehen wir uns schweigend an. Sekunden vergehen in denen keiner von uns etwas sagt. Mir kommt es vor wie eine halbe Ewigkeit und ich fühle mich jetzt sogar noch seltsamer. Naja, nicht, dass ich jetzt irgendwas schlimmes gesagt hätte. Im Grunde habe ich nur erzählt was im Park passiert ist, also von meinem unfreiwilligen Aufeinandertreffen mit Mr. Kaiba Corp. Die komischen Gedanken, die ich seither habe, habe ich für mich behalten. Bester Freund hin oder her, so was kann man einfach nicht aussprechen. Besonders nicht, wenn es um Seto Kaiba geht.
 

"Er hat dir also geholfen als diese Typen dich verprügeln wollten?" fragt der Kleine ruhig nach.
 

Ich nicke. Ja, das hatte er. Einfach so.
 

Das war die Sachlage.

Ich war unterwegs gewesen und es hatte mal wieder Stress gegeben. Nicht, das das groß etwas neues war. Standartsituation, wenn man so wollte. Was allerdings nicht zum Standart gehört hatte, war zum einen, dass gleich vier Typen auf mich losgingen und zum anderen, dass ausgerechnet Kaiba einen auf Retter in der Not machte.
 

Ok, ich gebe es zu. Ich hatte mich übernommen und ich wäre auf keinen Fall glimpflich aus der Sache gekommen. Eigentlich hatte ich mich in Gedanken schon im Krankenhaus oder auf einem der schönen Friedhöfe gesehen. Als Kaiba dazu gekommen war, hatte die Situation für mich jedenfalls alles andere als rosig ausgesehen.
 

Nehmt eure Hände von ihm.
 

Kaiba war wie aus dem Nichts erschienen. Seine Stimme hatte eingeschlagen wie eine Bombe und nicht nur die vier Schläger hatten vom Donner gerührt inne gehalten.
 

Lasst mein Hündchen los und verpisst euch.
 

Die Worte kommen mir wieder in den Sinn. Seine Worte. Kalt und beherrscht ausgesprochen. Mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
 

Sein Hündchen. Das hatte er tatsächlich so gesagt. Erst jetzt wird mir die Bedeutung wirklich klar, wobei ich nicht so recht weiß was es genau bedeutet, aber jedenfalls weiß ich eben, dass es irgendwas bedeutet.
 

Dann war alles ganz schnell gegangen. Die Typen hatten von mir abgelassen und beschlossen Kaiba stattdessen eine Lektion zu verpassen. Wobei ich gut verstehen kann, dass man diesem arroganten Pinkel gern eine Lektion erteilen möchte. Insgeheim ja auch ein Wunsch von mir.

Das mit der Lektion war dann aber doch anders ausgefallen.
 

"Und Kaiba hat die Typen verjagt?" hakt Yugi nach und unterbricht damit meine Gedankengänge.
 

Wieder nicke ich.

Dann schüttel ich den Kopf.
 

"Nun ... eigentlich hat er sie verprügelt." berichte ich wahrheitsgemäß.
 

Yugi starrt mich an.
 

Ich verstehe nur zu gut was er gerade denkt. Einmal abgesehen davon, dass die ganze Story recht unglaubwürdig klingt, es ist noch verrückter sich einen prügelnden Seto Kaiba vorzustellen. Aber um eben bei der Wahrheit zu bleiben... er hat´s drauf. Wirklich. Und ich muss es schließlich wissen. Also noch eine Sache, die der überragende, unbeschreibliche Seto Kaiba drauf hat. Wer hätte das gedacht?
 

Natürlich kann ich Yugi nicht die schillernden Details schildern. Dann wird er mich für total ballaballa halten. Ich meine, Kaiba´s Auftritt hatte schon was. Bei näherer Betrachtung, haben alle Auftritte von Kaiba etwas. Der Typ weiß einfach wie man so was macht. Auftritt, Abgang. Keine Ahnung. Er schafft es dabei sogar auf kalte und unnahbare Weise gut auszusehen. Ok, das kann auch an seinem Mantel liegen.
 

"Und was hat er gesagt?"
 

Hm.

Was hatte Kaiba danach gesagt?

Eigentlich nichts. Also nichts wichtiges oder so.
 

Er hatte mir die Hand gereicht und mir aufgeholfen und sein Gesicht war dabei wie immer eine undurchdringliche Maske gewesen.
 

Erbärmlich.
 

Man muss auch immer auf dich aufpassen, Wheeler.
 

Das spöttisch-amüsierte Lächeln, das um seine Mundwinkel gezuckt hatte, ist mir wohl vertraut. Doch in dem Moment war da noch etwas gewesen. Etwas in seinem Blick. Ich hatte nichts erwidert und ihn nur angesehen. Wahrscheinlich, weil mich das Ganze so sehr überrascht hatte. Und naja, da war etwas in seinem Blick, was da sonst nicht war.
 

Du solltest dich nicht mit größeren Hunden anlegen, Wheeler.
 

"Das Übliche." antworte ich Yugi schließlich. Sein verständnisloser Blick spiegelt genau das wieder was mir durch den Kopf gegangen war.
 

"Tja, und dann hat er mich stehen lassen."
 

So endet also meine tolle Story.

Eigentlich keine bahnbrechende Geschichte. Ginge es eben nicht um Kaiba und mich.
 

"Hm." Mehr gibt mein Gegenüber nicht von sich. Ich kann es gut nachvollziehen.
 

"Und deshalb hast heute morgen also so reagiert." Ich glaube es ist mehr eine Feststellung.
 

Ja.

Nein.

Keine Ahung.
 

Ich nicke einfach, auch wenn es das nicht ganz trifft.
 

Ich bin nicht durcheinander, weil Kaiba mir geholfen hat. Das liese sich vielleicht sogar noch irgendwie erklären. Yugi sagt ja auch immer, dass er nicht das Riesenarsch ist, als das er sich gern darstellt. Die Art wie er es getan hatte. Seine Worte. Sein Blick. Das passt einfach nicht zusammen. Und eben keineswegs zu Kaiba.
 

Mein Hündchen
 

Es ist nichts neues, dass Kaiba mich zum Hund degradiert. Das macht er mit Vorliebe. Von Streuner über Flohschleuder bis Drecksköter kenne ich sein Repertoire. Aber Hündchen war neu. Zugegeben, es ist nicht gerade ein Kosename, den ich mir wünsche, aber im Vergleich zu seinen anderen Ausdrücken ist das in der Tat schon recht nett. Ein Hündchen ist ja schließlich irgendwie süß. Ähm ja. Und dann auch noch Sein Hündchen. Also ich bin nicht unbedingt der Grammatik-Spezialist, aber das ist ein Fürwort und wie ich Kaiba kenne weiß er auch genau welches und naja, Kaiba setzt seine Worte nie unbedacht ein. Ist doch so? Der Typ ist schließlich ein wandelndes Lexikon und bildet sich sonst was auf seine geschwollene Ausdrucksweise ein. Also sagt er auch nichts einfach so ohne Grund. Und er tut auch nichts ohne Grund.
 

Ergo...

Mann, ich denke zuviel über die Sache nach. Wahrscheinlich war es einfach eine seiner komischen Launen oder sogar ein ausgeklügelter Schachzug um mich zu verwirren oder so. Psychotaktik. So was hat Kaiba schließlich auch im Angebot. Dennoch... der Kaiba den ich da erlebt habe, war irgendwie anders. Ich verstehe es einfach nicht. Vielleicht ist das auch besser so, denn wenn ich soweit bin, dass ich Kaiba verstehe, dann... tja, dann habe ich es gepackt.
 

"Du solltest dich bei ihm bedanken." meint Yugi nach einer Weile.
 

Ich hätte es wissen sollen. Das ist Yugi Denkweise. Automatisch schenke ich ihm ein Lächeln. Man muss den kleinen Kerl einfach lieb haben, oder? Aber sich bei Kaiba zu bedanken!? Klar, einerseits hat er Recht, aber... Himmel, es ist Kaiba! Der Kaiba, der mir das Leben so gern zur Hölle macht, der nicht einmal normal mit mir reden kann und mir alle möglichen inländische oder ausländische Schimpfworte an den Kopf wirft.
 

"Und der Kaiba, der dir - ich zitiere - den Arsch gerettet hat." Aha. Da ist sie wieder, die böse, kleine Stimme. Und wieder hat sie Recht. Ich hasse sie.
 

Ja, ich weiß jetzt schon was folgen muss. Vielleicht auch besser so. Wenn ich das gemacht habe, wenn ich über meinen Schatten gesprungen bin und mich bei dem Ekel bedankt habe, dann höre ich vielleicht auch auf darüber nachzudenken. Einen Versuch ist es wert und... wenn ich ehrlich bin, ich schulde es ihm auch. Obwohl... eigentlich nicht, aber hey, ich bin im Gegensatz zu ihm zu sozialen Handlungen fähig, oder etwa nicht?
 

"Du hast Recht." Ha. In meiner Stimme schwingt Entschlossenheit mit, auch wenn mir nach wie vor nicht wohl bei dem Gedanken ist. Doch noch unwohler ist mir bei den Gedanken an Kaiba, die momentan mein Hirn überfluten.
 

Ich werde mich also bei Kaiba bedanken.

Und ich werde ihn einfach fragen, warum er mir überhaupt geholfen hat. Dann ist die Sache geklärt.
 

So einfach ist das.

Ich grinse Yugi an.
 

"Ja, Joey, so einfach ist das..." Die böse kleine Stimme lacht und ich schaudere.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jyorie
2013-02-13T16:17:28+00:00 13.02.2013 17:17
Hey ^_^

jetzt ist das Geheimnis gelüftet. Seto hat SEIN Hündchen vor Schlägern im Park befreit. Also hat Seto angefangen mit dem seltsamen Verhalten?! Gefällt mir :D

CuCu Jyorie

Von:  Statjana
2011-04-24T06:46:59+00:00 24.04.2011 08:46
Toll, anscheinend mag Kaiba sein hündchen :) jetzt wissen wir was da im park passiert ist, bin Gespannt wie Seto auf joeys
Entschuldigung reagiert :)
Von:  Shimizu-chan
2010-09-30T20:34:36+00:00 30.09.2010 22:34
es ist nicht nur ein fürwort sondern auch noch dazu ein besitzanzeigendes fürwort lieber joey
also was heißt das xDDDDD du hast einen besitzer *freu* xDDDDD *lach*
jaja der arme joey leidet ganz schön unter seinen gedanken die ganzschöne wucherungen sind :D


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